VISAVIS Economy 07/2007 - Sustainability

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www.visavis.de • Heft 7/2007

„Umwelttechnik entwickelt sich zur Leitbranche. Künftig wird danach gefragt, was umweltpolitisches Zögern kostet“, so Sigmar Gabriel.

LOGISTIK Die intelligente Auslastung der Infrastruktur senkt den Schadstoffausstoß.

BERUFSUNFÄHIGKEIT Neue Vorsorgemodelle zur Absicherung der Arbeitskraft klug nutzen.

BIOTECHNOLOGIE Mit Proteinchips in den Kampf gegen bisher unheilbare Krankheiten.

Verantwortung im Klimawandel übernehmen. Umweltschutz als Exportschlager erkennen.



MAGAZIN

Nachhaltigkeit

Mensch und Natur im Einklang Chiquita hat im Jahr 1992 die Zertifizierungsnormen der Rainforest Alliance für die nachhaltige Bananenproduktion übernommen. Umweltverträglicher Bananenanbau, sozialgerechte Arbeitsbedingungen und Erhaltung der Artenvielfalt sind die übergreifenden Kernbereiche des Zertifizierungsprozesses. Jährlich werden die Plantagen in angemeldeten wie auch in unangemeldeten Untersuchungen auf die Einhaltung der Standards überprüft, denn nur dann erhalten sie erneut die Auszeichnung. Dies ist bei Chiquita seit 2000 jährlich für alle Plantagen der Fall. „Als die Rainforest Alliance 1992 auf uns zugegangen ist, haben das manche unserer Manager mit Skepsis gesehen. Glücklicherweise hatten wir damals Pioniere in unserem Unternehmen, die offen für die Vorschläge der Naturschützer waren“, so George Jaksch, Senior Director Corporate ResponFinanzierung

sibility. „Nachdem wir bereits 1994 auf zwei Testplantagen gesehen haben, dass dieser Kurs nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll ist, haben wir ihn auf das ganze Unternehmen ausgedehnt. Rückblickend kann ich nur feststellen: Diese Entscheidung war zu hundert Prozent richtig.“ In diesen Prozess investierte Chiquita bislang 20 Mio. Dollar. Darüber hinaus nahm das Unternehmen die SA8000-Norm in den Code of Conduct auf und unterzeichnete als einziges Unternehmen der Branche einen Rahmenvertrag mit den beiden internationalen Gewerkschaftsorganisationen IUF und Colsiba. Das Thema Umweltschutz ist ein weiterer Kernbereich der Chiquita Corporate Social Responsibility. „Seit 1992 roden wir für unsere Früchte keinen Regenwald mehr. Im Gegenteil: Wir haben seither tausend Hektar Land aufgeforstet. Außerdem machen wir unseren Arbeitern klar, dass jeder Einzelne

mitverantwortlich für die Sicherheit am Arbeitsplatz ist“, betont George Jaksch. Chiquita verfolgt das Ziel, den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft weitestgehend zu reduzieren und, wo dies möglich ist, vollständig einzustellen. Sollte die Verwendung doch notwendig sein und keine biologische Alternative zur Verfügung stehen, verwendet Chiquita das am wenigsten giftige effiziente Produkt. Alle vom Unternehmen verwendeten Mittel sind von den Umweltschutzbehörden der USA (EPA) und der EU zugelassen. Bei Chiquita hat sich in den letzten 15 Jahren ein deutlicher Wandel vollzogen. Den Status aller Anstrengungen und Aktivitäten weist Chiquita deutlich in seinen unter www.chiquita.com veröffentlichten Nachhaltigkeitsberichten aus. Der eingeschlagene Kurs soll auch in Zukunft fortgesetzt werden. Weitere Informationen: www.chiquita.de

Erneuerbare Energien als Wachstumsmotor „Die Entwicklungen in den Bereichen erneuerbare Energien werden unsere Denkweise weiter revolutionieren. Doch die Chancen erkennen ist eines. Sie zu realisieren erfordert Knowhow, Kapital und vor allem Zeit“, erläutert Peter Köhler, Geschäftsführer der Münchner Comprendium Financial Services Gruppe mit Kerngeschäft strukturierte Finanzierung und Leasing. Weil dadurch wertvolle Ressourcen gebunden werden und sich gerade mittel-

ständische Unternehmen das nicht leisten können, wird die Infrastruktur vielfach nicht erneuert. Die Folge: Chancen werden nicht genutzt. Die zunehmend positive Entwicklung – weniger Energieverbrauch und höhere Energieeffizienz – will Comprendium begleiten und fördern. Konkret heißt das: Die Comprendium Financial Services Gruppe unterstützt Unternehmer bei der Finanzierung ihrer Ideen und Projekte

mit innovativen Finanzierungslösungen. „Eine ganz entscheidende Voraussetzung für unser Engagement ist der Glaube daran, dass Deutschland auf dem internationalen Wachstumsmarkt für erneuerbare Energien auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird. Wir brauchen den Strukturwandel als eine Chance und als Motor für Innovationen und Wachstum unserer Wirtschaft“, betont Köhler. Weitere Infos unter: www.comprendium.com

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INHALT

Magazin

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Editorial; Qualitätmanagement und Verantwortungsbewusstsein in der Nahrungsmittelindustrie; Leserbefragung.

Recycling

Nachhaltig Bauen Geobusiness

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Die Region Bonn ist führend in der Geoinformation. Die Anwendungen reichen vom Navigationsgerät bis zur Stadtplanung.

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Der Klimawandel ist in der Wirtschaft angekommen. Umweltschutz ist kein Job-Killer, sondern ein Job-Motor.

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Namhafte Versicherungen unterstützen Anlagenbetreiber aus den Bereichen der erneuerbaren Energien.

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Sinkende Steuern müssen nicht zu sinkenden Einnahmen führen und sind ein erheblicher Standortvorteil.

Irland

Content-Sicherheit

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Neue Technologien gegen Scimming, Phishing und Trojaner schützen Banken und ihre Kunden.

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Auf der Suche nach neuen Therapien für bisher unheilbare Krankheiten setzt die Branche zunehmend auf Proteine.

Invest in Europe Erneuerbare Energien

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Sorgfältige Planung nutzt nicht nur dem Klima, sondern darüber hinaus auch dem Geldbeutel des Häuslebauers.

Biotechnologie Sustainability

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Die Wiederverwertung von Schrott als geschlossener Wertstoffkreislauf.

der Umweltschutz verlangen nach schlanken und zugleich energieeffizienten Lösungen im Informationsmanagement.

Facility Management Bank der Zukunft

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Der Finanzsektor steht vor großen Herausforderungen. Dienstleister und Softwareanbieter helfen den Instituten bei der Suche nach Antworten.

Speicherlösungen

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Nicht nur die Verzahnung von Geschäftsprozessen, auch die Kostenersparnis und

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Hoch spezialisierte Dienstleister sorgen für verantwortungs- und renditebewussten Umgang mit Immobilien.

Qualität

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Der FM-Experte Prof. Robert Wahlen mahnt die Branche zu mehr Seriosität und warnt vor Dumpingpreisen.

Logistik

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Die grüne Insel bietet optimale Rahmenbedingungen und ein transparentes Steuersystem. Dublin lockt mit niedrigen Abgaben und gebildeten Fachkräften.

Mit der umweltverträglichen Umgestaltung der Verkehrsinfrastrukturen übernimmt die Branche ihren Part der Verantwortung für den Klimaschutz.

Berufsunfähigkeit

Mobile Business

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Eine Erwerbsminderung kann fatale finanzielle Konsequenzen haben. Viel zu wenig Arbeitnehmer rechnen mit dem schlimmsten Fall und sorgen vor.

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Der engagierte Mitarbeiter muss nicht mehr im Büro sitzen – der überzeugte Kunde nicht mehr im Laden stehen. Der Anteil der Online-Geschäfte nimmt zu.

Sparkassen proben kick-off in die Zukunft Die Migration auf OSPlus, die Gesamtbanklösung der Sparkassen, ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie sich Finanzinstitute den Herausforderungen der Zukunft erfolgreich stellen. Dabei legt die Sparkassen Informatik auf dem Weg zur Bank der Zukunft großen Wert auf die Information und Wissensvermittlung für die Mitarbeiter, die bayernweit in den Niederlassungen des Sparkassennetzes arbeiten. Auf der Basis des Content Management Systems eZ Publish entwickelte ein Sparkassen-Informatik-Team den OSPlus Campus. Ursprünglich nur als Migrationsinstrument eingesetzt, baute die Abteilung S-Infomanagement das System Step by Step zum heutigen SI-Kundenportal aus. Dieses umfassende Wissensportal, das alle Medien, Datenbanken und relevanten Inhalte zentral bündelt und benutzerfreundlich zur Verfügung stellt, ist aus dem Informationskonzept der Sparkassen nicht mehr wegzudenken. Rund

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50.000 Sparkassenmitarbeiter aus allen Regionen nutzen bereits das SI-Kundenportal. Projektbezogene Inhalte sind in diesem zentralen Portal mit produktbezogenen Inhalten verlinkt und ermöglichen dem Nutzer einen direkten Zugriff auf den Produktkatalog, Handbücher, Release-Informationen, Rundschreiben sowie E-Learning-Angebote. Diese optimale Wissensbasis ist ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Migration auf OSPlus. Weitere Erfolgsfaktoren sind die begleitenden Kommunikationsprozesse rund um das Migrationsprojekt. Ziel dieses Kommunikationskonzeptes ist die aktive Beteiligung der Mitarbeiter und die Steigerung ihres Informationsniveaus. Führungskräfte und ausgewählte Multiplikatoren, die als treibende Kräfte aktiv gestalten, finden wiederum Unterstützung im OS Plus Campus, in dem Präsentationsmuster, Checklisten und Newsletter im eigens angelegten Kommunikationsordner bereitgestellt sind.

Von Projektbeginn an wurden alle Beteiligten informiert und eingebunden. Die Ängste gegenüber den neuen Anwendungen konnten so abgebaut und zeitgleich die Akzeptanz durch Motivation erhöht werden. Infos: www.sparkassen-informatik.de

KOMMUNIKATION Neben Frankfurt am Main, Köln, München und Duisburg ist Münster einer von bundesweit neun Standorten der Sparkasse-Informatik.


EDITORIAL

Neue Unternehmenskultur Rund um die Uhr versorgen wir Sie in Kooperation mit Dow Jones Newswires mit topaktuellen Unternehmensnachrichten auf visavis.de.

Aktuelle Meldungen Online blättern: Auf www.visavis.de steht die aktuelle Ausgabe im Flash-Format bereit.

CSR VISAVIS

sprach mit Susanne Köhler, Trend- und Zukunftsforscherin des Zukunftsinstituts Kelkheim und Co-Autorin der Studie „Die neue Business-Moral – CSR prägt die Märkte von morgen“. www.visavis.de/interviews

Das Schlagwort Nachhaltigkeit hat längst seinen Weg aus den Umweltschutzinitiativen in die Chefetagen der Wirtschaft gefunden. Und dies zu Recht. Man mag den menschlichen Anteil am Klimawandel niedriger oder auch höher einschätzen. Der Streit der Experten führt nicht an der Erkenntnis vorbei, dass sich das Klima weltweit wandelt und die fossilen Brennstoffe zur Neige gehen. Es ist also nur verantwortungsbewusst, mit veränderten klimatischen Bedingungen für die Zukunft zu planen und nach günstigen – und eben auch nachhaltigeren – Energieträgern zu suchen. Unsere Autoren gehen der Frage nach, welchen Einfluss die Veränderungen auf die unterschiedlichen Bereiche der Ökonomie haben. Bernward Janzing untersucht in der Titelreportage die Entstehung von zukunftsträchtigen Branchen, die nachhaltig sichere Arbeitsplätze schaffen. In den Reportagen über Facility Management und Logistik rücken Stephanie von Keudell und Armin Hille ebenfalls die neuen Herausforderungen für zwei spezifische Branchen ins Rampenlicht. Im einen Fall entdecken die Dienstleister das Energie-Contracting, im anderen sorgen sie mit optimierten Infrastrukturen für eine umweltschonendere Ressourcennutzung.

Manche Branchen mögen’s heiß Wer die Auswirkungen des Klimawandels auf einzelne Branchen untersucht, darf sich nicht nur auf die natürlich-klimatische Dimension beschränken, sondern sollte auch die regulatorischmarktwirtschaftliche Dimension ins Auge fassen. Letztere schließt staatliche Maßnahmen ein, die den Klimawandel und seine negativen Auswirkungen bekämpfen sollen. Dies wirkt sich auf die meisten Sektoren deutlich stärker und vor allem früher aus als die klimatischen Veränderungen selbst. In vielen Wirtschaftszweigen übersteigen die Chancen des Klimawandels seine Risiken. Einige Branchen zählen zu den Profiteuren des Klimawandels – vorausgesetzt, sie bereiten sich rasch

auf die regulatorischen, preislichen und klimatischen Änderungen vor. Erneuerbare Energien zählen zu den Gewinnern des Klimawandels, da sie künftig weiterhin von klimapolitisch motivierten Förderprogrammen profitieren. Dagegen werden fossile Energieträger durch staatliche Maßnahmen und Verknappung tendenziell verteuert. Der Erforschung und Entwicklung effizienterer Energietechnologien kommt künftig eine tragende Rolle zu. Landwirtschaftliche Erzeugnisse dürften wegen der höheren Nachfrage nach Bioenergien teurer werden. Eine Konkurrenz zwischen Nahrungsmittelproduktion und Energiepflanzen ist wahrschein-

lich. In höheren Breiten sind steigende Ernteerträge wahrscheinlich, während sich die Bedingungen in Ländern mit Wasserknappheit zunehmend verschlechtern. Bewässerungslandwirtschaft, aber auch Gentechnologie gewinnen an Bedeutung. Industrielle Wirtschaftzweige wie der Maschinenbau und die Elektrotechnik können einen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Folgen leisten. Sie zählen daher zu den Gewinnern des Klimawandels. Die Studie der Deutsche Bank Research zu den unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels auf einzelne Branchen der Wirtschaft finden Sie unter www.dbresearch.de

Sabine Olschner widmet sich mit der Berufsunfähigkeitsversicherung, einem Thema, dessen Bedeutung immer noch nicht in den Köpfen der Arbeitnehmer und Selbstständigen angekommen ist. Obwohl eine Erwerbsminderung fatale Folgen haben kann, meinen noch viele Menschen, auf eine Absicherung verzichten zu können. Weitere Reportagen beschäftigen sich mit den Möglichkeiten neuer Verfahren in der Biotechnologie, dem Standardisierungsdruck im Finanzsektor, energieeffizienten Speicherlösungen, Stadtplanung mittels Geoinformatik, dem Siegeszug der mobilen Kommunikation und dem Zusammenwachsen Europas durch Handel und Investitionen. Ihre Redaktion Verlagsanschrift: Auguststraße 19-29, 53229 Bonn; Tel.: 02 28/ 3 07 94-0, Fax: 02 28/ 3 07 94-10, Vanity: 07000/visavis, E-Mail: visavis@visavis.de, Internet: http://www.visavis.de; Chefredaktion: Wolfgang Haselbauer; Schlussredaktion: Andreas HodappSchneider; Redaktion: Bernhard Haselbauer, Christoph Blome, Frank Grootens, Ellen Drechsler, Martina Sauer, Oliver Hammel, Laura Mendelssohn, Cornelia Hornschild, Peter Hanser (Saarbrücken), Martina Bartlett-Mattis (Nürnberg), Ina Schmidt (London); Verlag: VISAVIS Verlags GmbH; Layout: Andreas Schnittker, Eric Cieslik, Christian Albert; Bildmaterial teilweise: www.photocase.com; www. pixelio.de; www.sxc.hu; Koga / Photohein.com Druck: Weiss-Druck GmbH & Co. KG, Industriestraße 7, 52156 Monschau; Geschäftsführer: Bernhard Haselbauer. Verbreitete Auflage: 135.000 Exemplare. 130.000 Exemplare liegen der FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND bei. ISSN: 09428615; Konzeption und Marketing: newpublic communication KG, Bonn

Preisverleihung für innovativen Mittelstand Auf großes Interesse stieß die diesjährige Preisverleihung der Förderinitiative Mittelstandsprogramm 2007. Die Initiatoren konnten im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs von 36 Prozent verzeichnen. Seit 2003 wird das Programm vom Mittelstandsexperten und ehemaligen badenwürttembergischen Ministerpräsidenten Prof. Dr. h. c. Lothar Späth unterstützt. Ziel ist eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Unternehmen. Ende Juni übergaben die Sponsoren des Mittelstandsprogramms im Konzerthaus Karlsruhe 134 Hauptförderpreise im Durchschnittswert von 6.000 Euro. Christina Stehle, IT-Leiterin der Kreiskliniken Dillingen-Wertingen gGmbH, erhielt den erstmals ausgeschriebenen Sonderpreis, der ihr die Teilnahme an einem hochkarätigen CIO-Event in Zürich ermöglichte. www.mittelstandsprogramm2007.de VISAVIS ECONOMY

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MAGAZIN

Mit Rat und Tat nahe am Verbraucher Standard Mit Markenartikeln international auf Erfolgskurs. Dr. Oetker bürgt für höchste Qualität seiner

weltweit rund 3.500 Produkte und sorgt für eine Weiterentwicklung lebensmittelrechtlicher Normen. Der Slogan „Qualität ist das beste Rezept“ ist Ausdruck der qualitativen Hochwertigkeit der Dr. Oetker-Produkte. „Diese Ausrichtung an der Qualität ist seit jeher ein mitentscheidender Erfolgsfaktor unseres Unternehmens“, betont Dr. h. c. August Oetker, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dr. Oetker GmbH. So beginnen Überlegungen zu Sicherheit und Qualität schon in der ersten Phase der Produkt- und Verpackungskonzeption und spielen in der Auswahl und Kontrolle der Rohwaren eine entscheidende Rolle. In der Produktion bedeutet Qualitätssicherung die ständige Kontrolle der Standards und die strikte Einhaltung der Hygienevorschriften. Während des Transports muss vor allem sichergestellt sein, dass die Ware keinen Schaden nimmt und ihre Herkunft stets eindeutig identifizierbar bleibt. Im Kontakt zu den Verbrauchern wird überprüft, inwiefern die Produkte und Zubereitungsanleitungen deren Ansprüchen genügen. Die Dr. Oetker-Qualitätssicherung folgt – gemäß Lebensmittelhygieneverordnung – dem HACCP-Konzept (Hazard Analysis of Critical Control Point), das den Fertigungsprozess hinsichtlich eventueller gesundheitlicher Gefährdungen analysiert. Jedes Detail der präventiv ausgerichteten Maßnahmen zur Qualitätssicherung ist präzise festgelegt, wobei die Dr. Oetker-Mitarbeiter intensiv in die Qualitätssicherungsprozesse eingebunden sind. Externe Auditoren überprüfen das Qualitätsmanagementsystem regelmäßig und bestätigen seine Wirksamkeit nach dem international gültigen Standard. Qualitätssicherung beginnt bei Dr. Oetker schon mit der Entwicklung eines neuen Produkts, das selbstverständlich den lebensmittelrechtlichen Rahmenbedingungen entsprechen muss. Dabei beurteilen nicht nur die Experten der hauseigenen Forschung

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und Entwicklung, sondern sehr viele Verbraucher mittels Sensorik-Tests, ob das neue Produkt eine Chance im Markt hat. Eine über 3.000 Verbraucher umfassende Gruppe externer Prüfer beantwortet Fragen zu Beliebtheit und Geschmack verschiedener Produkte.

Eine bedeutende Rolle für die Produktqualität spielen auch die Zutaten. Allein in Deutschland wird die Gesamtheit der Dr. Oetker-Produkte aus insgesamt ca. 800 verschiedenen Rohwaren produziert, die von rund 350 verschiedenen Lieferanten stammen. Mithilfe einer internationalen Rohstoffdatenbank organisiert die Forschung und Entwicklung bei Dr. Oetker die Menge der entsprechenden Daten. Bevor die Ent-

KONTROLLE Höchste Ansprüche werden bei Dr. Oetker auch an die Rohwaren gestellt. Genaue Prüfungen gewährleisten beste Qualität.

scheidung für einen Lieferanten fällt, wird er einem Lieferantenaudit unterzogen, wobei auch sein Qualitäts- und Umweltmanagementsystem genau betrachtet wird. Ob der Lieferant dauerhaft für Dr. Oetker in Frage kommt, entscheidet sich erst nach einer ganzen Anzahl von einwandfreien Rohwarenlieferungen. Jeder Lieferant garantiert schriftlich und haftet dafür, dass seine Ware den strengen Dr. OetkerRohwarenspezifikationen entspricht. Nur wenn nach der ersten sensorischen und chemisch-physikalischen Überprüfung der Ladung „grünes Licht“ erteilt wird, die Prüfungen also die eindeutige Übereinstimmung mit dem Spezifikationsprofil bestätigen, darf die Rohware eingelagert werden. Jeder einzelne Produktionsschritt lässt sich auch Jahre später auf die Minute genau nachvollziehen. Eine spezielle Datenverarbeitung gewährleistet eine chargenbezogene Dokumentation sämtlicher Anlagenprotokolle und zugehöriger Labordaten. Mithilfe eines Prozessdateninformationssystems lassen sich die einzelnen Produktionsabläufe und Messdaten exakt überprüfen und Ursachen ermitteln. Die Dr. Oetker-Versuchsküche bürgt seit über 100 Jahren für die Gelingsicherheit der Dr. Oetker-Produkte und -Rezepte, die sie in zahlreichen Versuchen unter haushaltstypischen Bedingungen testet. Auch nach derAuslieferung in den Handel nimmt Dr. Oetker die Verantwortung für die besondere Produktqualität sehr ernst, denn letztlich zählt das Urteil der Verbraucher. Die zahlreichen Maßnahmen dokumentieren, weshalb die Marke Dr. Oetker für höchste Qualität in allen Bereichen steht. Sehr viele Verbraucher vertrauen dieser Marke und tragen dazu bei, dass Dr. Oetker in den meisten seiner Sortimente Marktführer ist. Weitere Informationen: www.oetker.de


Damit ist der Manager unterwegs Oft ist in der Großstadt ein Fahrrad praktischer als ein Auto: Staus sind kein Hindernis mehr, und auch die Parkplatzsuche entfällt. Geradezu ideal wäre es allerdings, wenn sowohl Fahrrad wie Auto zur Verfügung stünden und je nach Bedarf genutzt werden könnten. Mit einem Faltrad ist das kein Problem, es lässt sich auf Kofferraumgröße zusammenlegen. Falträder stehen herkömmlichen Rädern in puncto Fahrtauglichkeit und Bequemlichkeit in nichts mehr nach – so wie der Founder-S von Koga Miyata, den VISAVIS testete. So stattete der für seine Qualität bekannte Hersteller das Fahrzeug beispielsweise mit einer Neun-Gang-Kettenschaltung sowie einer Vollfederung aus. Für die Probefahrt mit dem Founder-S sind wir nach Frankfurt am Main gefahren – in das Bankenviertel, das mit seinen Wolkenkratzern ein wenig an Manhattan erinnert. Am Ziel angekommen, ist das nur 14,5 Kilogramm leichte Fahrrad ruckzuck entfal-

tet und einsatzbereit. Das Handling ist einfach, da das Rad beim Aufbau selbstständig steht und nicht umzukippen droht. Der Founder-S ist leicht zu fahren, sodass wir die besondere Atmosphäre Mainhattans genießen können. Eine angenehme Sitzposition, die Vollfederung mit Federgabel vorne und Rahmenfederung hinten sowie die Neun-Gang-Shimano-Capreo-Schaltung sorgen für Komfort und ein ausgezeichnetes Fahrverhalten. www.koga.com

Sie sind gefragt: Sagen Sie uns Ihre Meinung über VISAVIS Economy! Wir freuen uns, wenn Sie folgende Fragen kurz beantworten und per Fax an +49 2 28 / 3 07 94-10 schicken. Ein kleines Dankeschön gehört dann Ihnen. Altersgruppe unter 30 Jahre 30 bis 39 Jahre 40 bis 49 Jahre 50 bis 59 Jahre über 60 Jahre

Geschlecht männlich weiblich

Ich lese von einer Ausgabe VISAVIS Economy bis zu einem Viertel der Seiten bis zur Hälfte der Seiten alle oder fast alle Seiten Wo lesen Sie VISAVIS überwiegend? zu Hause im Büro unterwegs

Full-Service-Leasing überzeugt Wie man bei der Flottenverwaltung Zeit und Geld spart. „Beim Full-Service-Leasing kann der Flottenbetreiber den Administrationsaufwand auf den Leasinggeber verlagern und auch noch Geld sparen.“ Frank Hägele, Leiter Privat- und Geschäftskunden der ALD Lease Finanz GmbH (ALD LF), ist von der zunehmenden Bedeutung integrierter Leasingangebote nicht überrascht. Diese Service-Angebote wirken sich auf drei Ebenen auf die Fahrzeugverwaltung im Unternehmen aus. Mit der Full-Service-Option integriert die ALD LF zum Beispiel Technikservice, Tankservice, Reifenservice, GEZ-Gebühren und Kfz-Steuer in die Leasingrate. Damit werden diese Kostenpositionen einfach kalkulierbar und fallen verteilt über die Nutzungsdauer des Fahrzeugs an. Darüber hinaus wird der Leasingnehmer auch von lästigen Verwaltungsaufgaben befreit: Die An- und Abmeldung bei der GEZ, das Terminmanagement bei der Kfz-Steuer und die ver-

Leserbefragung

dichtete Abrechnung von Tankquittungen unterstützen den Fahrer und die Fuhrparkverwaltung. Der dritte wichtige Aspekt ist die Sicherheit, dass sich alle Fahrzeuge in ordnungsgemäßem Zustand befinden. Der Technikservice übernimmt die fälligen Reparaturen sowie die Kosten für TÜV / AU und steuert auch die Garantie und Kulanzabwicklung. Der Reifenservice sorgt dafür, dass der Fahrer der Verpflichtung zu geeigneter Bereifung problemlos nachkommen kann, und übernimmt zudem auch die Einlagerung der Reifen. Damit wird Full-ServiceLeasing für die moderne Flottenverwaltung überaus sinnvoll; die ALD Lease Finanz bietet diese Dienstleistungen für alle gewerblichen Leasingnehmer an, dank der hervorragenden Beschaffungskonditionen auch zu sehr günstigen Raten. Weitere Informationen unter: www.ald-leasefinanz.de

Welche Themen interessieren Sie im Magazin? Banken / Versicherungen / Geldanlage Standortförderung / Steuern / Wirtschaftspolitik Umwelt / Nachhaltigkeit / Energie Software / Internet Bildung / Weiterbildung Logistik Pharma / Chemie / Life Science Tourismus Andere Themen: ____________________ Welche Zeitungen / Zeitschriften lesen Sie? FAZ ManagerMagazin FTD WirtschaftsWoche Handelsblatt Impulse WELT Capital Sonstige: __________________________ Unser Dankeschön für Ihre Teilnahme: „Handbuch Factoring“ Ja, ich möchte mein Dankeschön! Nein, ich möchte kein Dankeschön! Name, Vorname: ________________________________ Firma: ________________________________ Straße: ________________________________ PLZ, Ort: ____________________________

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GEOINFORMATIONEN

Gute Karten fürs Geschäft Fortschritt Digitale Karten gibt es nicht nur im Navigationssystem. Was sich damit sonst noch machen lässt, kann man in der Region Bonn besichtigen, einem Zentrum der Geoinformatik in Deutschland. von Timo Thalmann

Deutschlands Strompreisniveau

oachim Lutum und Werner Tappert sind die Pioniere. Schon Ende der Siebzigerjahre befassten sich der Stadtplaner und der Informatiker mit grundsätzlichen Fragen digitaler Kartografie. „Vor über 30 Jahren war an die heutigen Möglichkeiten der Computergrafik ja kaum zu denken“, erinnert sich Lutum. Scanner gab es nur im Raumschiff Enterprise und so etwas wie ein überall verfügbares Internet konnte sich nicht mal Mr. Spock vorstellen. Aber die Vertriebsleute der Mercedes-Benz AG hatten ein Problem: Monat für Monat erhielten sie eine über hundert Seiten lange Liste mit den Neuzulassungen ihrer Händler für alle damals 8.500 Gemeinden in Deutschland. Irgendwie hatten sie eine Ahnung, dass in diesen Listen für den Autobauer relevante Informationen über den Markt stecken würden, wenn man die Daten (geo)grafisch aufbereiten könnte. „Die wollten wissen, wo ihr Vertrieb stark ist oder ob es weiße Flecken auf der Landkarte gibt, also Gebiete, in denen sie kaum verkaufen“, erinnert sich Werner Tappert. Idealerweise sollte ein Computer die Daten jeden Monat einlesen und am Ende eine thematische Karte ausdrucken: grün gefärbte Gebiete mit hohen Umsätzen, rote Gebiete mit sinkenden Verkaufszahlen. Das war der Anfang des Geomarketings in Deutschland, heute auch als Business Mapping bezeichnet. Das Projekt war eines der ersten der 1982 gegründeten Lutum + Tappert DV-Beratungs GmbH. Bis heute machen die inzwischen 14 Mitarbeiter der Bonner Firma aus schwer auswertbaren Firmendaten verständliche Kartengrafiken. Sie entwickeln dafür maßgeschneiderte Lösungen, produzieren digitale Landkarten als Dienstleister, beraten beim optimalen Zuschnitt von Vertriebsgebieten oder liefern einfach Standard-Software mit dem sinnigen Namen „EasyMap“, die auf jedem PC

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Quelle: www.stromnetzbetreiber.de, Lutum + Tappert, GET AG

ÜBERSICHT Daten in langen Listen machen Arbeit bei der Analyse. In der Karte genügt ein Blick, zum Beispiel auf Strompreise in Deutschland: rot ist teuer, grün ist günstig.

funktioniert. Aus statistischen Daten in langen Excel-Sheets macht das Programm mit ein paar Mausklicks ansehnliche Karten. „Dafür muss man kein IT-Experte mehr sein“, versichert Tappert. Die Kunden sind Kaufund Vertriebsleute oder Standortplaner, die etwa beim Möbelkonzern Ikea die Einzugsgebiete ihrer Einrichtungshäuser ermitteln. Von dem unbedingten Nutzen geografischer Informationen in Unternehmen oder

bei Behörden ist auch Klaus Greve überzeugt. Das muss der Professor am Geografischen Institut der Bonner Universität schon von Berufs wegen sein. „Die Firma Lutum + Tappert gehört sicher zu den ersten in Deutschland, die diese Erkenntnis zur Geschäftsgrundlage gemacht haben“, sagt er. Inzwischen habe sich eine ganze Branche entwickelt, etwas sperrig als „Geoinformationswirtschaft“ bezeichnet. Es gibt zahlreiche Unternehmen, Forschungsinstitutionen und Behörden, die sich damit beschäftigen, geografische Daten herzustellen, zu vertreiben, zu verarbeiten und in alle denkbaren Prozesse zu integrieren. „Und besonders viele davon sitzen in der Region Bonn“, betont Greve und lässt durchblicken, dass er die Universität für nicht unschuldig daran hält. Das Geografische Institut in Bonn landet bei Rankings stets auf dem ersten Platz. Viele Absolventen bleiben in der Region und gründen eigene Unternehmen, nicht selten mit Unterstützung der Universität. Ein Beispiel dafür ist die lat / lon GmbH. Vor sieben Jahren aus einer Arbeitsgruppe der Uni hervorgegangen, beschäftigt der Softwarehersteller heute 15 Mitarbeiter. lat/lon setzt ausschließlich auf Open-Source-Produkte und auf die Standards des Open Geospatial Consortium (OGC). Das OGC ist ein weltweiter Verbund von Unternehmen, Universitäten und Behörden, die mit Geodaten arbeiten. Die NASA und Google sind Mitglieder und neben lat / lon noch fünf weitere Bonner Unternehmen und Institutionen. In fein austarierten Prozessen verabschiedet das OGC regelmäßig Spezifikationen, um den Umgang mit Geodaten „interoperabel“ zu machen. Gemeint ist damit z. B., Geodaten aus verschiedenen Quellen im Internet möglichst


FOKUS „Wir konzentrieren uns darauf, digitale Stadtpläne in handelsübliche Content-Management-Systeme zu integrieren“, erklärt Klaus Benndorf, Firmengründer BT-GIS.

problemlos kombinieren zu können. Realisiert wird das in Projekten wie dem Geoportal der Metropolregion Hamburg. Mit jedem Webbrowser können die Nutzer darin beliebige Karten – etwa Bebauungspläne und Naturschutzgebiete – einfach wie Folien übereinanderschieben. Dass die Pläne auf zwei ganz unterschiedlichen Servern an zwei Orten liegen, merkt der Nutzer nicht. Geodateninfrastruktur (GDI) nennen die Geoexperten so ein Zusammenspiel, Service Oriented Architecture (SOA) heißt das in der übrigen IT-Welt. Dafür braucht es Standards. „Wir beteiligen uns aktiv daran, diese zu entwickeln und mit freier Software zugänglich zu machen: Das sichert uns Know-how-Vorsprünge, um etwa das Land Berlin beim Aufbau einer GDI umfassend organisatorisch, technisch und finanziell

beraten zu können“, erläutert Jens Fitzke, einer der Mitbegründer von lat / lon. „Know-how-Vorsprung“ ist eine Formel, die man in Bonn häufiger hört. Er entsteht stets aus dem Zusammenspiel verschiedener Beteiligter. So hat das Institut für Geodäsie und Geoinformation (IGG) der Universität Bonn – neben dem Institut für Geografie das zweite wichtige Kompetenzzentrum in Sachen Geodaten – maßgeblich an der Entwicklung eines Standards für den problemlosen Austausch dreidimensionaler Geodaten für Gelände- und Stadtmodelle im Internet mitgewirkt. Diese Spezifikation ist auf dem besten Weg, durchs OGC zum weltweiten Standard zu werden. In Siegburg, nahe Bonn im Rhein-Sieg-Kreis gelegen, bietet das Unternehmen CPA Systems auf dieser Basis revolutionäre Methoden zum Aufbau von 3-D-Stadtmodellen an. Nur ein paar Kilometer Luftlinie von CPA entfernt, sitzt im Schloss Birlinghoven das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (Fraunhofer IAIS). „Wir beginnen immer dann mit der Arbeit, wenn man mit Standardmethoden nicht weiterkommt“, beschreibt Andreas Irrgang, Diplom-Geograf der Arbeitsgruppe „Geo-Intelligenz“, den Anspruch seines Instituts. Der Frequenzatlas des Fachverbandes für Außenwerbung war so ein Fall. Die Ausgangsfrage klang simpel: Wo sehen viele Menschen ein Plakat, wo nur wenige? Diese Information bereits vorhandenen Daten zu entnehmen, erwies sich mit herkömmlichen Analyseverfahren als unmöglich. Die Fraunhofer-Forscher lösten das Problem, in-

PRAXISANWENDUNG Straßenkarte von Rheinbach aus Google Maps, im Geonavigator von Topographics mit dem Gebietsentwicklungsplan des Ortes erweitert. So kann man Planungsdaten ohne Aufwand anschaulich veröffentlichen.

ZIEL Die Bonner WhereGroup macht das Thema Geoinformationen in Unternehmen publik. „Wir sehen das als Teil von Business Intelligence“, so Geschäftsführer Peter Stamm.

dem sie regelhafte Abhängigkeiten zwischen Verkehrssituation und Daten aus Verkehrszählungen suchten. Damit konnten sie die Passantenströme in jedem Ort mit mehr als 50.000 Einwohnern modellieren. Plakatstandorte werden mit diesem Frequenzatlas heute standardmäßig bewertet und inzwischen haben auch Stadtverwaltungen und Handelshäuser diese Daten entdeckt. Regelmäßig lädt das Institut zu einem „Geomarketing-Benchmark“ mit Softwareanbietern und Interessenten ein. In Intensiv-Workshops stellen die Anbieter ihre Werkzeuge anhand von standardisierten Szenarien zur Diskussion. Vom 27. bis 28. November 2007 ist es in Schloss Birlinghoven wieder so weit. Die räumliche Ballung von spezialisierten Instituten und Unternehmen der Geoinformationswirtschaft blieb in der Region Bonn nicht unbemerkt. Das Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Bonn hat sich gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Bonn / Rhein-Sieg vor ein paar Jahren an eine Bestandsaufnahme gemacht. „Wir haben in der gesamten Region rund 20 Unternehmen mit etwa 1.000 Mitarbeitern aus der Geoinformationswirtschaft“, erklärt Dr. Ulrich Ziegenhagen von der Wirtschaftsförderung der Stadt Bonn. Hinzu kommen wichtige Behörden wie etwa das Landesvermessungsamt (LVA) in Bad-Godesberg und die zahlreichen Forschungsinstitute. Bonn und die Landkreise Rhein-Sieg und Ahrweiler haben daher eine Geoinitiative ins Leben gerufen. „Wir sehen hier ein wichtiges wirtschaftliches Profil der Region und wollen das ausbauen“, so Ziegenhagen. Kompetenzen der Firmen könnten sich ergänzen, neue Wertschöpfungsketten entVISAVIS ECONOMY

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GEOINFORMATIONEN

Ab in die dritte Dimension Verlockend Ein Softwarespezialist aus dem Rheinland setzt auf Stan-

dards und erzeugt 3-D-Stadtmodelle direkt aus Datenbanken. Christoph Averdung fliegt mit viel Schwung über Nordrhein-Westfalen hinweg. Allerdings sieht das Bundesland bei dem Vermessungsingenieur etwas eigentümlich aus: Die Gebäude sind häufig lediglich graue Klötzchen und nur ab und an sind ein paar Dachformen zu erkennen. Das dreidimensionale Modell kann es so gesehen nicht mit jenen bunten digitalen 3-D-Stadtmodellen aufnehmen, die Metropolen wie Hamburg oder Berlin mit viel Aufwand derzeit in Google Earth zugänglich machen. „Dafür ist unser Modell mit mehreren Millionen Gebäuden flächendeckend, beruht auf einer Datenbank und läuft auf jedem Notebook“, betont Averdung. Was der Geschäftsführer der CPA Systems GmbH wie selbstverständlich erklärt, ist tatsächlich ein Riesenfortschritt. Wo bislang mit hohem Aufwand und viel Handarbeit von Grafikern und Designern 3-D-Stadtmodelle entworfen wurden, programmiert das Unternehmen aus St. Augustin im Rhein-SiegKreis einfach eine Datenbank. Das dreidimensionale Modell entsteht am Ende als Ergebnis einer gewöhnlichen Datenabfrage. Die Methode hat aus vielen Gründen ihren besonderen Charme. Zum Beispiel sind die notwendigen Daten dafür meistens überall vorhanden, man muss sie nur nutzen. „Dem amtlichen Liegenschaftskataster jeder Stadt kann man etwa Geschosshöhen

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und Dachformen entnehmen“, weiß Averdung. Dazu kommen die digitalen Geländemodelle der Landesvermessungsämter und vielfach existieren sogar Datenbanken mit Gebäudefotografien. „Daraus können wir Texturen für die Fassaden extrahieren und den Gebäuden zuordnen.“ So werden aus grauen Klötzchen „richtige“ Gebäudemodelle. „Je nach Datenlage kann jede Stadt mit unserer Technologie innerhalb von wenigen Wochen die Datenbank für ihr flächendeckendes 3-D-Modell erhalten“, ist Averdung überzeugt. Und die Modelle sind dynamisch: Ändern sich die zugrunde liegenden Informationen in der Datenbank, ändert sich ohne weiteren Pflegeaufwand auch das 3-DModell. „Die regelmäßigen Fortschreibungen im Liegenschaftskataster werden ganz automatisch ins Stadtmodell übertragen.“ Anders als grafisch orientierte Modelle sind die datenbankbasierten digitalen Städte der CPA Systems darüber hinaus vielfältigen Analysen zugänglich. Die Gebäude verfügen über „semantische Informationen“, wie der Fachmann sagt. Anders ausgedrückt: Jedes Gebäude „weiß“ etwas über sich, abhängig von den in der Datenbank hinterlegten Daten. „Man kann sich im Modell beispielsweise jedes Gebäude mit mehr als drei Stockwerken anzeigen lassen. Versuchen Sie das mal in den Modellen von Google Earth“, macht Averdung deutlich.

Darüber hinaus lassen sich beliebige statistische Daten mit den Modellen kombinieren und auswerten. Öffentlich setzt zwar der Datenschutz Grenzen, aber für interne kommunale Planungszwecke ist vieles möglich: Man kann zum Beispiel jedes Gebäude nach Baujahr einfärben und so den künftigen Sanierungsbedarf von Stadtvierteln und eigenen Liegenschaften abschätzen. Oder man kann die Daten des Einwohnermeldeamtes auf das Modell projizieren und alle Häuser, in denen Kinder unter sechs Jahren wohnen, rot aufleuchten lassen. Auf diese Weise werden künftige Schulbedarfsplanungen schnell anschaulich. „Eine relationale Datenbank macht viele Abfragen möglich, das Ergebnis sind bei uns eben keine Tabellen, sondern die Stadtmodelle.“ In bestimmten Bereichen liefert die dritte Dimension sogar erst die entscheidende Information, zum Beispiel bei der Ausbreitung von Lärm: Gebäude, Baumreihen, Hecken oder hügelige Landschaft beeinflussen, wie weit man die Geräusche einer Autobahn hört. Mit den 3-D-Modellen kann man das im Rechner simulieren. „Und die Planer können standortabhängige Wirkungen von Lärmschutzwänden schnell im 3D-Modell durchrechnen“, erläutert Averdung. Auch die Auswirkungen von Neubauten oder Abrissen werden im Computer lange vor realem Spatenstich und Baggereinsatz sichtbar, sei es nun in Hinsicht auf Lärmausbreitung oder Veränderungen der Sichtachsen. Averdung ist jedenfalls davon überzeugt, dass seinen datenbankbasierten 3-DModellen die Zukunft der Kartografie gehört. „Wir entdecken ja gerade erst, was damit alles möglich ist.“ www.cpa-systems.de

FLÄCHENDECKEND „Unser Modell mit mehreren Millionen Gebäuden läuft auf jedem Notebook“, erklärt Christoph Averdung, CPA Systems GmbH.


Steigende Umsätze in Mrd. Euro 4 3,3

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3 2,5 1,6

1,5 1

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Quelle: Daratech.Inc

1,8

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0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Software

Daten & Dienste

BOOM Die Region Bonn positioniert sich in einem Wachstumssektor. Seit 2004 sind Daten und Dienste neben dem Softwarehandel die eindeutigen Markttreiber.

VIELZAHL Dr. Ulrich Ziegenhagen, Wirtschaftsförderung Bonn: „In der Region gibt es rund 20 Unternehmen mit etwa 1.000 Mitarbeitern aus der Geoinformationswirtschaft.“

stehen, aber auch gemeinsame Herausforderungen angegangen werden. Ziegenhagen versteht sich als Moderator und Manager eines Geoclusters. Das Land NordrheinWestfalen sieht das auch so und fördert die Cluster-Aktivitäten 2007 mit 50.000 Euro. Dass alle 28 Kommunen und die beiden Kreise der Region Bonn / Rhein-Sieg / Ahrweiler mit einem gemeinsamen Datenportal im Internet im Sinne einer GDI den Mehrwert von Geodaten selbst nutzen, erscheint nur logisch. Die in allen Kommunen vorhandenen, aber großenteils ungenutzten Daten wurden deshalb in einem Datenportal vereinheitlicht und länderübergreifend mit Geobasisdaten der beiden LVAs zu einer gemeinsamen kartografischen Außendarstellung der Region zusammengefasst. Unter wohnregion-bonn.de kann z. B. jeder Informationen zu freien Baugrundstücken finden. Aus den Karten sind etwa Entfernungen zur nächsten Haltestelle des Nahverkehrs oder die Standorte umliegender Kindergärten, Schulen und Freizeiteinrichtungen zu ersehen. Getragen wird das Portal vom Regionalen Arbeitskreis Entwicklung, Planung und Verkehr (:rak). Technisch basiert das Geodatenportal auf den OpenSource-Komponenten „deegree“ und „Mapbender“ der Bonner Firmen lat / lon und WhereGroup. Für das Land Rheinland-Pfalz hat die WhereGroup Daten aus über 70 Quellen aus den Bereichen Umwelt, Planung und Tourismus in einem Geodatenportal zusammengeführt. Aber vor allem wollen die Bonner das Thema Geoinformationen in Unternehmen hoffähig machen. „Wir sehen das als Teil von Business Intelligence“, beschreibt es Geschäftsführer Peter Stamm. So hat die

WhereGroup bei dem Logistikdienstleister DKV mithilfe freier Software eine Business-Mapping-Lösung eingeführt, die unmittelbar auf das SAP-basierte CRM-System des DKV aufsetzt. Damit werden zum Beispiel tagesaktuelle standortbezogene Auswertungen auf der Basis aktueller Absatzund Umsatzzahlen als Standardreports möglich. Und auch die WhereGroup ist beim OGC engagiert. Sie ist sogar das einzige europäische Unternehmen unter den nur 14 „Principal Members“ und kann deshalb mitbestimmen, welche Standards gelten sollen. Auch die in Meckenheim ansässige Topographics GmbH setzt auf neue Kunden aus der Privatwirtschaft. Das Kerngeschäft in den zurückliegenden Jahren bestand aus Software-Lösungen für Kommunen und Katasterbehörden. Jetzt hat Topographics unter geonavigator.de einen Webservice aufgebaut, der (nicht nur) die Daten von Google

Maps nutzen kann, um sie mit zahlreichen Funktionen zu ergänzen. Die Kunden können eigene Daten und Karten hinzufügen, seien es Filialstandorte oder Lagepläne. „So kommt man sehr schnell zu einer interaktiven und individuellen Kartenanwendung auf der Unternehmens-Homepage“, ist TopographicsChef Werner Probst überzeugt. Die Bonner BT-GIS beschäftigt sich ebenfalls mit geografischen Daten und Karten im Internet. Allerdings hat Firmengründer Klaus Benndorf mit der Software GISeye schon 1995 eine Anwendung programmiert, die das konnte. „Soweit ich mich erinnere, waren wir damals die Ersten, die so etwas machten“, sagt Benndorf. Aktuell konzentriert sich sein Unternehmen darauf, digitale Stadtpläne in handelsübliche Content-Management-Systeme (CMS) zu integrieren. Im Gepäck hat Benndorf dafür den Datenservice eines Partnerunternehmens, das eine flächendeckende und hochaufgelöste topografische Deutschlandkarte anbietet. Sie enthält viel mehr Details als die üblichen Straßenkarten für Routenplanungen, kennt auch Wanderwege und unterscheidet zwischen Landnutzungen von der Landwirtschaft über Wälder bis zu bebauten Flächen. In diese Karten können individuelle Inhalte so integriert werden, dass sie jeder Online-Redakteur mit seinem CMS pflegen kann. Die Stadt Hamburg nutzt Benndorfs Lösung für einen touristischen Internetstadtplan, bei dem man etwa Hotelinformationen auf der Karte anklicken kann. Aber in Gedanken ist der Chef von elf Mitarbeitern schon wieder ein Stückchen weiter: Versuchsweise finden sich seine hochaufgelösten Stadtpläne schon auf mobilen Endgeräten wie PDAs und Handys, kombiniert mit GPS-Ortung. Das Pilotprojekt: automatische und mehrsprachige Ansagen zu touristischen Attraktionen bei Schiffsrundfahrten, wann immer das Boot den entsprechenden Punkt passiert. Die Schiffsführer können sich so ganz auf den Verkehr konzentrieren. WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

PIONIER Werner Tappert gehört zu den Wegbereitern der digitalen Kartografie. Die Lutum + Tappert DV BeratungsGmbH nutzt die langjährige Erfahrung im Business Mapping.

+ www.bt-gis.de + www.fraunhofer.iais.de + www.geobusiness-region-bonn.de + www.lat-lon.de + www.lutumtappert.de + www.topographics.de + www.wheregroup.com + www.wohnregion-bonn.de

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Unsere Zukunft wird grün Klimawandel Die Maßnahmen für den Umweltschutz fördern maßgeblich die Entstehung neuer, zukunftsträchtiger Branchen und die Schaffung von sicheren Arbeitsplätzen. von Bernward Janzing er Klimawandel ist in der Ökonomie angekommen. Spätestens seit der ehemalige Weltbank-Chefökonom Nicolas Stern im vergangenen Oktober einen Verlust der globalen Wirtschaftsleistung von mindestens fünf Prozent prophezeite, sofern der Klimawandel nicht massiv gebremst würde, kann sich niemand mehr um das Thema herumdrücken. „Das Gebot der Stunde lautet, alle verfügbaren Hebel zu nutzen: Diversifikation der Energieträger und Technologien sowie Mobilisierung aller Einspar-, Reaktivierungs- und Effizienzsteigerungsstrategien“, heißt es daher in einer aktuellen Untersuchung von DB Research zur Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaftszweige mit dem Titel „Manche mögen’s heiß“. Auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel weiß längst: „Umwelttechnik entwickelt sich zu einer neuen Leitbranche“, Umweltgüter sind ein „Wachstumsmarkt mit enormer Bedeutung für die Gesamtwirtschaft“. So erzielten Umwelttechnologien in Deutschland im Jahr 2005 rund vier Prozent des gesamten Umsatzes der deutschen Industrie. Bis 2030 könnte sich dieser Wert auf 16 Prozent vervierfachen, schätzen Roland Berger Strategy Consultants, die im

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AMBITIONIERT Bundesumweltminister Sigmar Gabriel will den Umweltschutz in Deutschland weiterhin stärken und damit Zukunftsbranchen fördern.

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aktuellen Umwelttechnologieatlas „Green Tech made in Germany“ einen Ausblick auf die künftige Bedeutung der Umwelttechnologien für den Wirtschaftsstandort Deutschland geben. In der Studie, die im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) erstellt wurde, identifizieren die Experten von Roland Berger sechs Leitmärkte mit einem Weltmarktvolumen von etwa 1.000 Milliarden Euro im Jahr 2005. Bis 2020 werde sich der Umsatz der Umwelttechnologien auf 2.200 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. „Noch immer wird behaupt, Umweltschutz sei ein Jobkiller“, erklärt dazu Sigmar Gabriel, doch das Gegenteil ist richtig: „Umwelt schafft Arbeit.“ So hat das rasante Wachstum der erneuerbaren Energien bisher über 200.000 Arbeitsplätze geschaffen. Wertschöpfung findet nicht nur in Entwicklung, Produktion, Installation und Betrieb der Anlagen statt, sondern auch im Finanzsektor – und dort auch im Versicherungswesen. „Aus versicherungstechnischer Sicht sind insbesondere die Solarkollektoren Naturgefahren wie Hagel, Sturm oder erhöhter Schneelast ausgesetzt“, heißt es etwa bei der Condor Versicherungsgruppe. Und auch in der Geothermie, wo die Fündigkeitsrisiken groß sind, gibt es inzwischen Anbieter von ganzheitlichen Versicherungslösungen, zum Beispiel der weltweit tätige Industrieversicherungsmakler Marsh. Tatsächlich zeigen die Zahlen der erneuerbaren Energien in Deutschland, dass selbst Optimisten leicht übertroffen werden, wenn der Wille da ist. Im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) von 2004 hat Deutschland das Ziel vorgegeben, bis 2010 mindestens 12,5 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken. Heute weiß man: Der Ansatz war viel zu pessimistisch – im ersten Halbjahr 2007 lag der Anteil des Ökostroms bereits bei 13,3 Prozent. Den größten Anteil bringt heute der Wind. Er dürfte im laufenden Jahr rund 35 Terawattstunden, also 35 Milliarden Kilowattstunden zum deutschen Strommix bei-


tragen, das sind rund sechs Prozent. Mehr als 21.000 Megawatt Windkraft sind inzwischen in der Bundesrepublik am Netz – das sind rund 28 Prozent der globalen Windkraftleistung, und es ist der einsame Spitzenplatz in der weltweiten Statistik. Das Potenzial ist aber auch damit noch nicht einmal zur Hälfte ausgeschöpft: 45.000

Megawatt könnten bis 2020 an Land installiert werden, schätzt der Bundesverband Windenergie (BWE), vor allem durch Austausch älterer Rotoren durch neue, leistungsstärkere Maschinen. Hinzu werden viele Tausend Megawatt in den Meeren kommen. Auch die Solarenergie boomt. Rund 3.000 Megawatt Photovoltaik sind in Deutschland installiert, alleine 750 Megawatt kamen im vergangenen Jahr hinzu. Zwar deckte der Sonnenstrom im vergangenen Jahr gerade 0,3 Prozent des nationalen Verbrauchs, doch das Wachstum ist enorm: Seit 1990 ist die Menge des Solarstroms um weit mehr als das Tausendfache gestiegen. Und es soll zügig weitergehen – auch im Interesse der Industrie. „Wir wollen möglichst viele der ungenutzten Dachflächen Europas zur umweltfreundlichen Stromerzeugung bestücken“, sagt Dr. Alexander Kirsch, CEO der Münchener Centrosolar AG. Stärker verbreitet als die Solarstromerzeugung ist die Nutzung von Solarwärme – den 300.000 Photovoltaikanlagen auf deutschen Dächern stehen rund eine Million Solarkollektoren gegenüber. Als schwieriges Terrain erweist sich unterdessen die Geothermie, nachdem in jüngster Zeit zahlreiche Projekte auf der

Strecke geblieben sind. Die Geologie ist nicht immer berechenbar: Fließt weniger Wasser im Untergrund als erhofft oder sind die Temperaturen geringer, ist die Wirtschaftlichkeit dahin. Zwei Projekte stehen in diesem Jahr vor der Vollendung: Landau und Unterhaching. Beide Anlagen sollen eine elektrische Leistung von rund drei Megawatt erreichen und außerdem Nahwärme an Unternehmen und Wohnhäuser in der Umgebung liefern. Nennenswerte Beiträge zur Stromerzeugung in Deutschland bringt die Bioenergie. Fast 17 Milliarden Kilowattstunden Strom wurden im vergangenen Jahr aus Biomasse gewonnen, darunter gut zehn Milliarden aus Holz, fünf Milliarden aus Biogas und rund eine Milliarde aus Pflanzenöl. Der Anteil der Biomasse am Strommix lag bei rund drei Prozent. Vor allem die Verstromung nahm deutlich zu – von 2,8 Milliarden Kilowattstunden im Jahr 2005 auf 5,4 Milliarden im letzten Jahr. Für 2007 rechnet die Branche mit einer erneuten Verdopplung auf zehn Milliarden Kilowattstunden, und für 2020 peilt sie sogar 76 Milliarden an; das wären dann zwölf Prozent des heutigen Strombedarfs. Neben dem Strom erzeugen die Anlagen etwa die doppelte Leistung an Wärme.

Ausbildung

Verantwortungsbewusste Manager gesucht grität: Wie handhaben Führungskräfte die Einhaltung von Verhaltensmaßregeln und Gesetzen unter Berücksichtigung ihres persönlichen Wertesystems? Wie sieht die Ausbildung des Das Thema Nachhaltigkeit ist in „leistungsfähigen und verantaller Munde. Woher kommt diewortungsbewussten Führungsses Interesse? personals“ in der Praxis aus? Durch die Globalisierung ergeben sich In allen unseren Studienprogramfür die Unternehmen enorme Mögmen bieten wir Kurse und Pralichkeiten – zugleich steigt aber auch das Konfliktpotenzial. Unternehmen TREND Andreas Suchanek: „Nach- xisprojekte zu den Themen Cormüssen sich neuen Verantwortun- haltigkeit in der Managementausbil- porate Responsibility, Unternehmensethik und Nachhaltigkeit gen stellen, weil Regierungen nicht dung sollte kein Strohfeuer sein.“ an. Von Beginn an vermitteln wir unseren Studiein der Lage sind, für den internationalen Wettberenden die Bedeutung einer verantwortungsbewusswerb angemessene Rahmenbedingungen zu schaften Unternehmensführung, auch im Rahmen unsefen. Deshalb brauchen wir eine Management-Ausbilrer „Welcome Days“, dieses Jahr in Kooperation mit dung, die den künftigen Entscheidungsträgern verantder BASF AG. Gemeinsam entwickeln unsere Lehrwortungsbewusstes Handeln vermittelt. stühle neue Ideen, wie Nachhaltigkeit konkret umWelche neuen Trends verfolgt die Forschung? gesetzt werden kann. Damit zählen wir uns zu den Ein wichtiger Trend ist der Versuch, „weiche Faktoren“ Vorreitern einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten messbar zu machen. Eine bedeutende Frage ist zuManagement-Ausbildung. www.hhl.de dem die Beziehung zwischen Compliance und Inte-

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im Interview mit Prof. Dr. Andreas Suchanek, Dow Lehrstuhl für Nachhaltigkeit und globale Ethik der Handelshochschule Leipzig (HHL).

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Sicherheit im Energien-Mix Partner Die Condor Versicherungsgruppe unterstützt die Umstellung

auf erneuerbare Energien und begleitet die Anlagenbetreiber. Dürren, Überflutungen, Hurrikane: Medienberichte spiegeln fast täglich die weltweiten klimatischen Veränderungen, die empfindlichen Reaktionen des Ökosystems und die Verwundbarkeit der Erde wider. Alternative Energien, die nachhaltig dazu beitragen, den globalen Treibhauseffekt zu mildern, gewinnen immer mehr an Bedeutung. Deutschland nimmt hier international eine Vorreiterrolle ein: Im Strommix beträgt der Anteil erneuerbarer Energien bereits heute etwa 12,5 Prozent. In der Entwicklung und Herstellung sowie im Export umweltverträglicher Technologien sind deutsche Unternehmen weltweit führend. Um den Vorsprung weiter auszubauen, hat die Bundesregierung aktuell rund zwei Milliarden Euro für die Energieforschung bereitgestellt. Die

APPELL „Wir wollen dazu animieren, in erneuerbare Energien zu investieren, indem wir das Vermögen bestmöglich schützen“, sagt Peter Thomas, Vorstand Condor.

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Versicherungswirtschaft unterstützt diese erfreuliche energiepolitische Entwicklung mit einem permanenten Ausbau des Risikomanagements. „Wir übernehmen die finanzielle Absicherung durch Risikotransfer und fördern bzw. ermöglichen somit die Bereitschaft zur Investition in Anlagen und damit zum aktiven Umweltschutz“, sagt Peter Thomas, Vorstand der Condor Versicherungsgruppe. Bei der Gewinnung alternativer Energien entstehen Risiken, z. B. für die Betreiber von Offshore-Windkraftanlagen. Obwohl gerade auf diesem Gebiet verlässliche versicherungstechnische Erfahrungen noch fehlen, ist die Versicherungswirtschaft gefordert, spartenübergreifende und umfassende Deckungskonzepte zur Verfügung zu stellen, um den sich stetig verändernden Anforderungen des Marktes und der Politik gerecht zu werden. Dies ist keine einfache Aufgabe, denn die Anlagen stellen meist einen hohen Investitionsbedarf dar und sind dabei einer Vielzahl von technischen, menschlichen und natürlichen Risiken ausgesetzt. Im Bereich der Photovoltaikanlagen ist Deutschland in Bezug auf die installierte Leistung Weltmeister: Die Stromerzeugung hat sich innerhalb von zwei Jahren verdreifacht. Auch solarthermische Anlagen zur Erwärmung von Brauch- und Heizungswasser boomen durch die langfristige staatliche Förderung und architektonische Weiterentwicklung. Mehr als eine Million Anlagen sind derzeit vorhanden. „Insbesondere die Solarkollektoren sind Naturgefahren wie Hagel, Sturm oder erhöhter Schneelast aus-

gesetzt“, sagt Günter Neumann, Abteilungsleiter bei Condor. Hinzu kommen bei Bodenanlagen Diebstahlschäden durch unzureichende Sicherungen. Bei Dach- und Fassadenanlagen bergen Betriebsarten wie Landwirtschaft, Recycling oder Müllverbrennung ein erhöhtes Risiko von Feuerschäden. Biogasanlagen, in denen Strom und Wärme durch die Vergärung organischer Stoffe erzeugt werden, haben mit rund 3.500 Anlagen im Jahr 2006 einen Gesamtumsatz von 1,85 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Bedeutung wird weiter steigen, wenn neben der Stromerzeugung auch die technische Möglichkeit zur Gaserzeugung konsequent genutzt wird und Erdgasimporte reduziert werden können. Die eingesetzten Stoffe sind größtenteils sehr aggressiv und belasten die Anlagenkomponenten, während die biologischen Prozesse sehr empfindlich sind und schnell zusammenbrechen können. Hinzu kommen Motorschäden durch verunreinigtes Brenngas, Rührwerksbrüche, Materialfehler oder Überlastung sowie die Einwirkung von Naturgewalten – eine versicherungstechnische Herausforderung. Erneuerbare Energien eröffnen der Versicherungswirtschaft gleichermaßen neue Möglichkeiten und Verantwortlichkeiten. Entsprechendes Know-how und Erfahrung sind dabei unverzichtbar. Die Condor Versicherungsgruppe hat sich bereits frühzeitig mit diesem Thema befasst, die Herausforderung angenommen und innovative Versicherungskonzepte für die umfassende Absicherung von Biogas- und Photovoltaikanlagen von privaten und gewerblichen Betreibern entwickelt. Weitere Infos unter: www.condor-versicherungsgruppe.de

GEFORDERT Auch alternative Energieanlagen sind Gefahren ausgesetzt. Günter Neumann entwickelt moderne Konzepte zur finanziellen Absicherung.


vergütung für Strom aus Biogas um 0,5 Cent je Kilowattstunde „fatale Folgen für die gesamte Branche“. Der Bundesverband Bio Energie weist darauf hin, dass die Beschäftigtenzahl im gesamten Bereich der Bioenergie, also für Strom, Wärme und Kraftstoffe, von 56.700 im Jahr 2004 auf 91.800 im Jahr 2006 angestiegen ist. Dieser Zuwachs sei „auch maßgeblich auf die Erfolge des EEG zurückzuführen“. Um die Details des neuen EEG wird also in den kommenden Monaten noch heftig gerungen werden. Nachdem es im Stromsektor mit dem EEG ein simples und erfolgreiches FörderKOMPLEX Energiekonzepte, die sowohl das Heizen als auch das Lüften berücksichtigen, bieten ein großes Sparpotenzial, weiß Dr. Gert-Jan Huismann.

Allerdings haben sie häufig das Manko, dass die anfallende Wärme nur unzureichend genutzt werden kann, weil Abnehmer vor Ort fehlen. Daher ist bei der Planung von Großanlagen zunehmend die Einspeisung des aufbereiteten Biogases ins Erdgasnetz ein Thema. Biogas kann dort verstromt werden, wo ausreichend Abnehmer zur Verfügung stehen. Eine Alternative ist die Verteilung der Wärme über ein Nahwärmenetz. Auf diese Weise decken bereits zwei „Bioenergiedörfer“ – Jühnde in Niedersachsen und Mauenheim in Baden – einen Großteil ihres Wärmebedarfs aus heimischer Biomasse. Und sie werden nicht die einzigen bleiben, denn eine ganze Reihe weiterer Gemeinden entwickelt gerade ähnliche Pläne. So werden die erneuerbaren Energien in Deutschland weiter wachsen. Die nächste Zielmarke ist auf das Jahr 2020 gesetzt: 20 Prozent Anteil am Strommix sollen die regenerativen Energien dann haben. Wie man nun am schnellsten und kostengünstigsten die erneuerbaren Energien voranbringt, ist die entscheidende Frage bei der anstehenden Novelle des EEG. Dass nicht alle Branchen mit den Plänen des BMU glücklich sind, ist klar, weil auch einige Einspeisevergütungen gekürzt werden sollen, um die Kosten des EEG im Rahmen zu halten. So warnt Carsten Körnig vom Bundesverband Solarwirtschaft vor den geplanten Kürzungen bei der Photovoltaik: „Wer jetzt die Statik ändert, riskiert Wachstum, Innovation und Marktführerschaft bei der wichtigsten Schlüsseltechnologie unserer zukünftigen Energieversorgung.“ Auch der Fachverband Biogas fürchtet durch die vorgeschlagene Kürzung der Grund-

instrument gibt, hoffen Unternehmen nun auf Ähnliches im Wärmemarkt – doch hier sind die Rahmenbedingungen komplexer. „Moderne Energiesparlösungen vereinen Heizen und Lüften“, sagt Dr. Gert-Jan Huisman, Chef der Centrotec Sustainable AG. Das geplante Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz wird also von einem ganzheitlichen Konzept geprägt sein müssen, weil Heizen, Lüften und Dämmen ineinandergreifen. Während in Berlin noch diskutiert wird, hat Baden-Württemberg bereits Fakten geschaffen: Vom 1. April 2008 an sollen nach einem Beschluss der Landesregierung in

Heizen, Warmwasser und Lüften Centrotec integriert Energiesparlösungen in intelligente Systeme. Steigenden Heiz- und Stromkosten sowie verschärften Gesetzesauflagen kann mit einer intelligenten Nutzung aller Energiespartechnologien wirksam begegnet werden. Im Wohnhaus der Zukunft gehen dabei die Nutzung fossiler und die Nutzung regenerativer Energien nahtlos ineinander über. Lüften und Heizen werden miteinander kombiniert, wie es heute bereits in Passivhäusern üblich ist. Ein Vorreiter für solche Systemlösungen ist die an der Frankfurter Wertpapierbörse notierte Centrotec Sustainable AG, die einzige Börsengesellschaft in Europa, die sich ganz auf Energiespartechnologien und -systeme für Gebäude konzentriert. Ein Unternehmen der Centrotec-Gruppe ist die niederländische Tochtergesellschaft Brink Climate Systems, die europäischer Marktführer bei der Wohnraumbelüftung ist. Kontrollierte Wohnraumbelüftung verhindert durch eine zentrale Wärmerückgewinnungseinheit den Energieverlust, der durch das übliche Lüften mit geöffneten Fenstern entsteht. Eine weitere Centrotec-Tochter, die Wolf Heiztechnik, hat sich auf energiesparende Klima- und Heizungstechnologien spezialisiert. Beide zusammen entwickeln Komplettlösungen, bei denen regenerative Energien durch Wärmepumpen, Solarmodule und Biomasse genutzt werden. Mit Solarkollektoren wird die Sonne, mit Wärmepumpen die Geothermie zur Erwärmung von Trink- und Brauchwasser sowie zur Heizungsunterstützung genutzt. Die integrierten Systemlösungen von Centrotec basieren auf einer großen Bandbreite von miteinander kombinierbaren Systemkomponenten. Je nach Bedarf, Standort, den verschiedenen Sonneneinstrahlungsraten oder geologischen Gegebenheiten werden regenerative Komponenten mit konventionellen Heizungselementen wie Biomasse-, Gas- oder auch Ölkessel effizient kombiniert.

Mit nur einem Bedienelement werden alle Einzelaggregate in einem Regelungsmodul miteinander vernetzt und auf Basis zahlreicher Messwerte intelligent und kostenoptimal gesteuert. So misst beispielsweise die Sensorik der „Wolf-Sonnenheizung“ kontinuierlich den Ertrag des Solarkollektors. Wenn dieser bereits in den Morgenstunden hoch genug ist, um Heizen und Warmwasserspeicherung den ganzen Tag vollständig abdecken zu können, stoppt das System zusätzliche Heizungsunterstützung zum Beispiel durch konventionelle Gasbrennwertgeräte oder Biomasseanlagen. Damit wird sehr effizient ein hoher Wohnkomfort erreicht. Abhängig vom Umfang der Dämmung lassen sich so bis zu zwei Drittel der Heizleistung durch regenerative Energie aus der Sonne oder Erde gewinnen. Weitere Informationen unter: www.centrotec.de

ÖKONOMISCH Lüftung mit Wärmerückgewinnung, Heizung auf Brennwert- oder Biomassetechnik, Wärmepumpe oder Solarkollektor: so spart man Energie.

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Verlustfreie Stromerzeugung Interview Karl-Ekkehard Sester, Geschäftsführer der GWE, beschreibt

neue Wege der umweltfreundlichen Energieversorgung. Hohe Energiepreise in Deutschland verlangen nach intelligenten Lösungen, die eine Steigerung der Effizienz und eine Reduktion der Umweltbelastung zum Ziel haben müssen. Dazu eignen sich vorzüglich die Wärme-Kraft-Kopplung (WKK) und der Einsatz erneuerbarer Energieträger. Herr Sester, die GWE Gesellschaft für wirtschaftliche Energieversorgung bezeichnet sich selbst als erster Betreiber eines virtuellen Industriekraftwerks. Dieses setzt sich aus einem Pool von dezentralen, hocheffizienten Heizkraftwerken zusammen und ermöglicht eine verlustfreie Energieversorgung. Was verbirgt sich hinter diesem Ansatz? Unsere Strategie ist dem herkömmlichen Stromerzeugungswesen diametral entgegengesetzt. Wir setzen die Stromerzeugung dort auf, wo auch ein hoher Wärmebedarf gegeben ist. Die Rolle des beim Großkraftwerk unvermeidlichen Rückkühlwerkes übernimmt bei uns der Wärmekunde selbst, der seine eigene Erzeugungsanlage außer Betrieb nehmen kann. Will heißen: Die in Kraftwerken vernichtete Wärme – ca. 50 Prozent der eingesetzten Rohenergie – wird im Versorgungskonzept der GWE vollständig genutzt, in wärmeintensiven Fabriken ganzjährig, in Immobilienobjekten im Winter zum Heizen und im Sommer zur Klimatisierung. Die doppelte Rohstoffnutzung bei der dezentralen Stromerzeugung schont die

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Umwelt und der Verbraucher profitiert durch die selbst produzierten Nutzenergien von geringeren Betriebsausgaben. Oft kann es die GWE dabei nicht verhindern, dass Strom an wärmeintensiven Standorten sogar im Überfluss produziert wird. Strom wird zum Abfallprodukt der Wärmeerzeugung und Stromkonsumenten verwandeln wir auf diese Weise in Stromprosumenten. Dies hat natürlich eine ökonomische Bedeutung in unserem Konzept. Denn die Vermarktung des „Überschussstromes“ erwirtschaftet Einnahmen, die unseren Kunden zugutekommen. Für welche Unternehmen bietet sich die dezentrale Energieversorgung an? Lässt sich das Einsparungspotenzial beziffern?

EFFIZIENZ Die Freiburger GWE erzeugt Strom als Abfallprodukt der Wärmeerzeugung. „Stromkonsumenten machen wir so zu Prosumenten“, so Karl-Ekkehard Sester.

Prädestiniert sind wärmeintensive Standorte der Schwerindustrie, große Infrastrukturprojekte wie Industrieparks, Flughäfen, Einkaufszentren, Hotelanlagen und Krankenhäuser. Durch die effizienten dezentralen Versorgungslösungen können wir Wärme und Strom zu Preisen anbieten, die 15 bis 20 Prozent, in Einzelfällen sogar auch deutlich mehr, unter den Kosten liegen, die in der herkömmlichen Produktion verursacht werden. So hat z. B. die ThyssenKrupp-Tochter Rasselstein, bei der wir gerade ein Industrieheizkraftwerk auf der Basis der Ersatzbrennstoff gefeuerten Wärme-Kraft-Kopplung finanzieren und errichten lassen, durch das GWE-Modell bei der Dampfversorgung einen wirtschaftlichen Vorteil von über 30 Prozent gegenüber ihrer bisherigen Versorgung. Wie steht es um die Emissionsbelastung in Ihrem flächenhaften Versorgungsmodell? Die GWE hat schon heute in Deutschland die niedrigste CO2-Bilanz pro erzeugter Kilowattstunde Strom. Sie liegt bei 25 Prozent der sonst üblichen Umweltbelastung. Die Wärme-Kraft-Kopplung hat neben dem Einsatz erneuerbarer Energien die größten CO2Einsparpotenziale. Wir sind mit diesen Konzepten schon zwölf Jahre auf dem Markt erfolgreich tätig. Doch erst jetzt ist auf dem G8-Treffen beschlossen worden, diese Versorgungslösung explizit in die Klimapolitik mit aufzunehmen. Die Forderung, bis zum Jahr 2050 die CO2-Emissionen um die Hälfte zu reduzieren, erfüllt das GWE-Modell schon heute, ist also der Zeit deutlich voraus. Wie gestaltet sich eine Zusammenarbeit mit der GWE als konzernunabhängiges Energieversorgungsunternehmen konkret? Wir entwickeln für unsere Kunden zukunftsorientierte, individuelle Komplettlösungen bzw. optimieren bestehende Versorgungen. Wir binden auch die Anlagen, die im Eigentum unserer Vertragspartner sind, in das von der GWE gemanagte Poolkonzept ein, das in der physikalischen Summenwirkung wie ein eigenständiges Großkraftwerk arbeitet. Alle Investitionen werden von der GWE off balance (aus der Sicht des Kunden) finanziert und die Erzeugungsanlagen werden von uns betrieben. Die Kunden können sich damit auf ihre Kernprozesse konzentrieren, haben Finanzmittel für ihre Investitionen im Kerngeschäft frei und werden weitgehend unabhängig von den kostenintensiven herkömmlichen Versorgungsstrukturen. www.gweenergie.de


neuen Wohnhäusern im Südwesten 20 Prozent des Wärmebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Für Altbauten soll ab Anfang 2010 eine Quote von zehn Prozent gelten, allerdings immer erst dann, wenn die Heizungsanlage ohnehin ausgetauscht wird. Doch vermutlich wird das Landesgesetz nicht in Kraft treten: Es dürfte durch das absehbare Bundesgesetz ausgehebelt werden. Und dieses ist nach den aktuellen Vorstellungen der Bundesregierung alles andere als ambitioniert ausgelegt. Johannes Lackmann, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE), sagt, die Idee sei durch den Gesetzentwurf „komplett ausgehöhlt worden“. Anstatt klare Vorgaben für den Ersatz von Öl und Gas durch erneuerbare Energien zu machen, hätten sich die Regierungsvertreter darauf konzentriert, Ausnahmeregelungen zu formulieren. Wichtige Ergänzung der erneuerbaren Energien ist die Energieeffizienz. Der Weltmarkt für Energieeffizienz habe 2005 ein Volumen von 450 Milliarden Euro erreicht, rechnet das BMU vor, und dieser könne sich bis 2020 verdoppeln. „Energieeffizienz ist der Leitmarkt mit dem höchsten Volumen“,

RECYCLING „Die Wiederverwertung von Rohstoffen wird in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen“, prognostiziert Burkhard Landers.

schreibt das Ministerium und fügt hinzu: „Deutsche Unternehmen nehmen technologische Spitzenpositionen ein und bedienen ein Fünftel des Weltmarktes.“ Fortschritte sollen unter anderem mit der stärkeren Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung erzielt werden. Diese Anlagen bringen ökologischen Gewinn, weil sie neben Strom auch Nutzwärme erzeugen und damit die Energie

deutlich effizienter einsetzen als Großkraftwerke. Während in Dänemark und den Niederlanden diese Kraft-Wärme-Kopplung jeweils etwa 50 Prozent der gesamten Stromerzeugung ausmacht, liegen die dezentralen Anlagen in Deutschland bei gerade einmal zehn Prozent Anteil am Strommix. Da die Möglichkeiten für die umweltfreundliche Eigenerzeugung auch in Deutschland in großem Stil gegeben sind, will die Bundesregierung nun nachbessern. Im Rahmen des in Meseberg beschlossenen Energie- und Klimaschutzprogramms will sie den Anteil des Stroms aus umweltschonender Kraft-Wärme-Kopplung bis 2020 auf etwa 25 Prozent mehr als verdoppeln. Erreicht werden soll dies insbesondere durch eine Novellierung des bestehenden KWK-Gesetzes. Der Bundesverband Kraft-WärmeKopplung sieht hierzulande immerhin ähnliche Potenziale wie in den Nachbarländern. Auch aus der Industrie kommt zunehmend Druck, die Kraft-Wärme-Kopplung auszubauen: Entgegen den Behauptungen der vier großen Stromkonzerne sei es möglich, Strom zu günstigen Konditionen zu produzieren und gleichzeitig die natürlichen

Immer einen Sonnenstrahl weit voraus Seit 1991 ist die schweizerische Sputnik Engineering Vorreiter bei Solarwechselrichtern. Die Sputnik Engineering AG zählt zu den Pionieren in der Solarbranche. Das Unternehmen wurde 1991 von Christoph von Bergen und Philipp Müller in Biel (Schweiz) gegründet und konzentriert sich seitdem ausschließlich auf die Entwicklung, die Produktion und den Vertrieb von Wechselrichtern für netzgekoppelte Solarstromanlagen. Auf dem europäischen Markt ist Sputnik die Nummer drei. „Der Umweltschutz ist uns persönlich ein großes Anliegen“, erklären die Sputnik-Geschäftsleiter Christoph von Bergen und Philipp Müller. Aus eigener Kraft haben sie die Sputnik Engineering AG von einer Zwei-Mann-Firma zu einem Betrieb mit mehr als 120 Mitarbeitern entwickelt. Den Vertrieb und die Kundenberatung in Deutschland übernimmt die Tochterfirma Sputnik Engineering GmbH in Stockach (Baden-Württemberg), in Spanien ist es die Sputnik Engineering Iberica S. L. in Madrid. Mit der SolarMax-Baureihe bietet Sputnik Engineering eine breit gefächerte Produktpalette aus kleinen Wechselrichtern fürs Einfamilienhaus und großen Zentralwechselrichtern für Solarkraftwerke an. Dank der langjährigen Erfahrung und der steten

Optimierung zeichnen sich die Geräte durch modernste Technologie, Betriebssicherheit, Langlebigkeit und maximale Erträge aus. Die kompakten Geräte erreichen stattliche Wirkungsgrade von bis zu 97 Prozent. Die ältesten Wechselrichter sind bereits seit 1992 ununterbrochen in Betrieb. In den Bereichen Personen- und Anlagenschutz sind die Wechselrichter extrem sicher. Das wird vom TÜV zertifiziert. Der Servicevertrag für die Zentralwechselrichter garantiert eine optimale Planungssicherheit über eine Laufzeit von bis zu 20 Jahren. „Mit unserem Servicepaket MaxControl können Sie sich darauf verlassen, dass wir Anlagenfehler sofort erkennen und beheben – und das 20 Jahre lang“, erklärt Philipp Müller. Bei den Zentralwechselrichtern ist Sputnik Weltmarktführer: Das Unternehmen hat weltweit die größte Anzahl an Zentralwechselrichtern installiert. Ob in der Schweizer Heimat, in Tschechien oder auf La Réunion – die Wechselrichter der Rekordanlagen stammen von Sputnik Engineering. Im Herbst geht in der spanischen Provinz Murcia eine

der größten Solarstromanlagen Europas mit 14 Megawatt Leistung in Betrieb. Auch ihre Betreiber setzen auf Wechselrichter von Sputnik Engineering. Weitere Informationen unter: www.solarmax.com

TEAMWORK Christoph von Bergen und Philipp Müller, Geschäftsführer der Sputnik Engineering AG in Biel, führen ihr Unternehmen gemeinsam zum Erfolg.

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Schrott ist nicht gleich Schrott Wiederverwertung Die bayerischen Lech-Stahlwerke bei Augsburg stellen aus altem Stahl neue Produkte

für die Bau- und Automobilwirtschaft her. Sie schließen damit den Wertstoffkreislauf. Viele Recyclingprozesse verdienen den Namen „Recycling“ gar nicht, denn meistens handelt es sich um Downcycling. Aus einem Ausgangsstoff von hoher Qualität wird ein Produkt von niederer Güte. Dies ist bei Kunststoff, Verpackungsmaterial, Beton und vielen anderen Stoffen der Fall, die zudem erst seit wenigen Jahren einem Wiederverwertungsprozess zugeführt werden. Anders verhält es sich beim Schrottrecycling. Es ist wohl das älteste Beispiel von Recycling in der Menschheitsgeschichte. Der große Vorteil ist, dass Metall theoretisch beliebig oft ohne nennenswerte Qualitäts- und Materialverluste eingeschmolzen und wiederverwendet werden kann. Am Anfang steht das getrennte Erfassen von Altmetall, vom Haushaltsschrott bis zum Altfahrzeug. Es folgt die ordnungsgemäße Sammlung und anschließend die professionelle Behandlung und Abtrennung von Schadstoffen, die Einteilung nach Größen, Gewichten und Materialzusammensetzung durch qualifizierte Unternehmen. Je nach Qualität erfolgt die Einteilung nach der europäischen Schrottsortenliste. Anhand dieser verschiedenen Qualitätsstufen kaufen die eigentlichen Recyclingbetriebe ihren „Rohstoff“ Schrott ein.

KREISLAUF Aus geschrotteten Autos wird Qualitätsstahl für die Neufahrzeuge, die nach vielen Jahren wieder auf dem Schrottplatz landen werden.

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Bayerns einziges Stahlwerk, die LechStahlwerke der Unternehmensgruppe Max Aicher, ist dementsprechend auch das größte bayerische Recyclingunternehmen. Während in Stahlwerken nach dem Hochofenverfahren überwiegend Erz und Koks als Rohstoff dienen, wird in den Lech-Stahlwerken ausschließlich Schrott eingeschmolzen. Im Freistaat Bayern fallen jährlich ungefähr zwei Millionen Tonnen Schrott an. Hiervon wird über die Hälfte von den Lech-Stahlwerken verarbeitet. Betonstahl für überwiegend süddeutsche Baustellen ist ein Teil des Produktionsprogramms der Lech-Stahlwerke. Den größten Anteil hat jedoch die Produktion von Edelbaustählen. Diese Produkte gehen in erster Linie an Zulieferer der Automobilindustrie. In weiteren Verarbeitungsprozessen entstehen daraus Antriebswellen, Kegelräder, Stabilisatoren, Zahnstangen und vieles mehr. Je nach Anwendungsbereich werden die unterschiedlichen Schrottsorten dem Produktionsprozess zugeführt. Die Beigabe verschiedener Zuschlagstoffe und Legierungen sorgt dann für die Erfüllung der individuellen Kundenwünsche. Mit der Entwicklung der Elektrolichtbogenöfen zum Einschmelzen von Schrott wurde in den zurückliegenden Jahrzehnten ein Verfahren zur Stahlerzeugung eingeführt, das anerkanntermaßen umweltfreundlich ist. Gegenüber dem traditionellen Hochofenverfahren ist der CO2-Ausstoß um 81 Prozent geringer. Deutschlandweit werden somit jährlich 24 Millionen Tonnen CO2 eingespart. Im Elektrolichtbogenofen schließt sich somit der Kreislauf vom Schrott zum Stahl und irgendwann wieder zu Schrott. Die bei der Stahlerzeugung anfallende Schlacke wurde jahrzehntelang nur als Abfall behandelt und deponiert, ein sehr aufwendiger und kostenintensiver Weg. Obwohl die Verwertung der Schlacke noch nicht wirtschaftlich betrieben werden kann, haben sich in den letzten Jahren neue Verfahrenswege abgezeichnet. Entsprechend ihrer Qualitäten wird Schlacke als Wärmedämmer und Lärmschützer neu eingesetzt. Optimale Verwendung findet die Schlacke hierbei in Schall-

schutzziegeln und Flüsterasphalt. Mithilfe modernster Verfahren kann die metallhaltige Schlacke umweltverträglich wieder dem Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Dieses Recycling findet unter den strengen Bedingungen eines unabhängigen Qualitätsmanagements statt, das eine gleich bleibend hohe Qualität gewährleistet. Das Endprodukt der Lech-Stahl-Schlacke ist der SE-Stein 4.0. Dieser ist patentiert, güteüberwacht und staatlich anerkannt als Baustoff zugelassen. Somit versuchen die Lech-Stahlwerke, aus jährlich über 200.000 Tonnen Schlacke neue, wertvolle Rohstoffe zu entwickeln. Weitere Informationen unter: www.max-aicher.de


Ressourcen zu schonen, heißt es etwa bei der GWE Gesellschaft für wirtschaftliche Energieversorgung in Freiburg. Dies gehe, betont sie, durch die „Wiederherstellung der Dezentralisierung der Stromerzeugung“. Eng gekoppelt mit Energieeffizienz ist die Rohstoffeffizienz. Nach Untersuchungen des BMU könnten bis 2016 in Deutschland etwa 20 Prozent der in der Produktion verbrauchten Rohstoffe eingespart werden. Allein in Deutschland würden die Materialkosten für kleine und mittelständische Betriebe damit zwischen 6,4 und 13 Milliarden Euro pro Jahr sinken. Auf die deutsche Volkswirtschaft hochgerechnet ergebe sich damit ein Kostensenkungspotenzial von 27 Milliarden Euro pro Jahr. Wirtschaftlich wird die Materialeffizienz auch dadurch, dass die Rohstoffpreise massiv gestiegen sind und vermutlich weiter steigen werden. Um kleine und mittelständische Unternehmen bei der Ermittlung ihrer Einsparpotenziale zu unterstützen, bezuschusst das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) in seinem „Förderungsprogramm zur Verbesserung der Materialeffizienz – VerMat“ Beratungen, die auf eine Verringerung des Materialeinsatzes ausgerichtet sind. Externe Berater, die speziell geschult und für VerMat akkreditiert sind, helfen den Unternehmen, ihre Einsparpotenziale zu analysieren und in den Produktionsprozessen zu realisieren. Das BMWi trägt bei der Erstanalyse 67 Prozent der Beratungskosten. Das Förderungsprogramm wird von der Deutschen Materialeffizienzagentur (demea) umgesetzt. Sie steht den Unternehmen als Ansprechpartner für die Förderung, zur Vermittlung eines Beraters sowie zur Sicherung der Qualität der Beratungsleistung zur Verfügung. Rohstoffeffizienz wird erst durch eine funktionierende Kreislaufwirtschaft möglich. Durch Recycling spart nach Erkenntnissen des BMU allein die deutsche Volkswirtschaft Rohstoffimporte von rund 3,7 Milliarden Euro pro Jahr. Allein für Anlagen der Abfall- und Recyclingwirtschaft schätzt das Ministerium den Weltmarkt auf 30 Milliarden Euro. Bis 2020 werde dieser Markt um mehr als die Hälfte auf 46 Milliarden Euro wachsen. Deutsche Unternehmen hielten heute einen Weltmarktanteil von 25 Prozent, rechnet das Ministerium vor. Am besten ist die Wiederverwertung bei Stahl möglich. Und so sind die Stahlwerke oft die größten Recyclingunternehmen. „Viele Recyclingprozesse verdienen den Namen

‚Recycling‘ gar nicht, denn meistens handelt es sich um Downcycling“, heißt es bei den Lech-Stahlwerken der Unternehmensgruppe Max Aicher. Aus einem Ausgangsstoff von hoher Qualität werde häufig ein Produkt von niederer Güte. Dies sei bei Kunststoff, Verpackungsmaterial, Beton und vielen anderen Stoffen der Fall, die erst seit wenigen Jahren wiederverwertet würden. Anders verhalte es sich beim Schrottrecycling, dem „wohl ältesten Beispiel von Recycling in der Menschheitsgeschichte“. Auch Burkhard Landers, Präsident des bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe

und Entsorgung, betont: „Die Kreislaufwirtschaft ist eine klassische Zukunftsbranche“, denn man bekomme „die Probleme einer Industriegesellschaft sicher nicht mit einer Exund Hopp-Strategie in den Griff“. Unterdessen rückt ein weiteres Thema in der Nachhaltigkeitsdebatte zunehmend in den Fokus, das bisher noch am Rande stand: das Wasser. Die umweltgerechte Gewinnung, Verteilung und Entsorgung von Wasser sowie die Steigerung der Effizienz bei der Wassernutzung zeichnen eine nachhaltige Wasserwirtschaft aus. Auch hier hat das BMU mächtige Marktchancen ermittelt: Ein

Investieren in blaues Gold Die Wasser-Fonds von Trendinvest erzielen hohe Renditen. Dass man mit Aktien von Unternehmen mit dem Geschäftsfeld regenerative Energien Geld verdienen kann, hat sich bereits herumgesprochen. Weniger bekannt ist allerdings, dass auch Investments in Wasser-Fonds eine goldene Zukunft haben. Weltwirtschaftswachstum und zunehmende Bevölkerung lassen die Nachfrage nach sauberem Wasser immer schneller steigen – gut für die Unternehmen der Wasserbranche und für ihre Anteilseigner. Aber nicht nur die Umsätze und Gewinne der Wasserversorger dürften in den nächsten Jahrzehnten stark steigen. Aufgrund der immer strengeren Umweltgesetze profitieren bevorzugt Unternehmen, die sich auf die Aufbereitung von industriellen und kommunalen Abwässern spezialisiert haben. „Wasser wird zu Recht als Öl des 21. Jahrhunderts oder blaues Gold bezeichnet, denn kein anderer Rohstoff weist derzeit einen so stark steigenden Bedarf bei gleichzeitiger Ressourcenverknappung auf“, erläutert Peter Krause, Geschäftsführer der Trendinvest Beratungs GmbH. „Sauberes Wasser ist durch nichts zu ersetzen. Der nachhaltige Umgang mit Wasser und die Aufbereitung belasteter Abwässer werden daher in Zukunft immer wichtiger.“ Der deutsche Fondsinitiator „Trendinvest“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, privaten Anlegern den Zugang zu diesem lukrativen Zukunftsmarkt zu ermöglichen. Über geschlossene Fonds, an denen sich die Anleger als Kommanditisten beteiligen können, finanziert Trendinvest zukunftsweisende Wasser- und Abwasserprojekte für die Industrie, Landwirtschaft und Kommunen. Die Investitionen in sauberes Wasser schaffen somit nicht nur einen finanziellen Mehrwert, sondern helfen auch Umwelt und Menschen, die lebenswichtige Ressource Wasser zu erhalten.

ATTRAKTIV Die lebensnotwendige Ressource Wasser wird zunehmend auch als Anlageprodukt interessant. Der Wassermarkt verbindet Ökologie mit Ökonomie. Und das mit erheblichem Potenzial: „Der Wassermarkt insgesamt ist der größte Markt im Umweltbereich mit den höchsten Ertrags- und Innovationspotenzialen und Chancen für mittlere und kleinere Unternehmen.“ So heißt es in der Umweltstudie „Die Wasserindustrie weltweit bis 2010“ der Kaiser Unternehmensberatung. Der große Vorteil der Fonds von Trendinvest gegenüber anderen nachhaltigen Umweltinvestments wie z. B. in regenerative Energien, ist die Inputsicherheit. Ohne Mais kein Biogas, ohne Sonne kein Solarstrom. Verschmutztes Wasser wird es immer geben und das nicht zu knapp. Peter Krause bilanziert treffend: „Nachhaltige Finanzprodukte haben nur dann eine Zukunft, wenn sich Ökologie und Ökonomie vereinen lassen.“ Weitere Informationen: www.tiv-trendinvest.de

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Umweltinitiativen für Unternehmensflotten Gastbeitrag Grünes Fuhrparkmanagement muss nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll

sein. Unternehmensinterne Spritsparwettbewerbe motivieren zu überlegtem Umgang. Vor dem Hintergrund ernsthafter Umweltbelastungen durch Industrie und Verkehr sehen sich immer mehr Unternehmen in der Verantwortung, einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Dabei können ökologisch wie ökonomisch gleichermaßen sinnvolle Umweltinitiativen für Unternehmensfuhrparks zur gezielten Reduzierung von klimaschädigenden CO2-Emissionen erfolgen. Jede Maßnahme im Fuhrpark kann dabei nur erfolgreich sein, wenn die Fahrer der Dienstwagen entsprechend geschult und für ihre Verantwortung sensibilisiert sind. Dazu eignen sich eco-Fahrtrainings, die von Unternehmen für ihre Fahrer gebucht werden können. In diesen Trainings lernen die Fahrer, wie ihr Fahrverhalten Einfluss auf den Kraftstoffverbrauch ihres Fahrzeugs und damit den CO2-Ausstoß hat. In der Regel erzielt jedoch eine einmalige Seminarteilnahme nicht den gewünschten Langzeiteffekt. Daher sind nachfolgende Maßnahmen notwendig. Hier kann ein unternehmensinterner Spritsparwettbewerb helfen. Wer durch eine angemessene Fahrweise seinen Verbrauch senkt, nimmt beispielsweise an der Vergabe attraktiver Gewinne teil oder wird mit besseren Ausstattungsdetails beim nächsten Dienstwagen belohnt. So lassen sich Dienstwagenfahrer zu einem vorausschauenden Fahren motivieren. Das Unternehmen verbessert dadurch nicht nur nachhaltig seine Umweltbilanz, sondern erwirtschaftet auch Kostenvorteile für seinen Fuhrpark. Durch vorausschauendes Fahren können neben den Kraftstoffkosten, die bis zu 30 Prozent der Fahrzeugkosten ausma-

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chen, auch Kosten für Wartung, Reifen und Unfallschäden eingespart werden. Ein Umweltranking entsprechend dem CO2-Ausstoß der im Fuhrpark eingesetzten Fahrzeuge macht es möglich, die Dienstwagenordnung nicht nur nach Wirtschaftlichkeits- und Motivationsaspekten, sondern auch nach Umweltgesichtspunkten auszurichten. Dies kann positiv in die Umweltberichte der Unternehmen im Rahmen ihrer Corporate Social Responsibility einfließen. Fahrzeugmodelle mit hohem CO2-Ausstoß können dabei ganz ausgeschlossen oder aber mit einem Kostenaufschlag versehen werden. Auch alternative Fahrzeugantriebe stehen immer wieder im Fokus der Diskussion. Beispielsweise kann der Einsatz von Erdgasoder Hybridfahrzeugen im Unternehmens-

AUTOR Gunter Glück, Geschäftsleitung Kundenbetreuung der LeasePlan Deutschland GmbH, berät Fuhrparkbetreiber bei ökonomisch sinnvollen Umweltschutzmaßnahmen.

fuhrpark aus wirtschaftlicher Sicht nicht pauschal beurteilt werden. Ob sich ein Fahrzeug mit alternativem Antrieb auch ökonomisch rechnet, hängt vor allem vom Einsatzgebiet und dessen Versorgung mit geeigneten Tankstellen, der Kilometerleistung des Fahrzeugs sowie vom möglichen Bezug von Fördergeldern ab. Ergänzend sollten auch die Reiserichtlinien des Unternehmens umweltfreundlich gestaltet werden. So können beispielsweise Mitarbeiter dazu angehalten werden, gemeinsam mit nur einem Dienstwagen zu einem Außentermin zu fahren oder verstärkt die Bahn zu nutzen. Alle ergriffenen Umweltschutzmaßnahmen im Unternehmensfuhrpark sollten auf ihre Effizienz kontrolliert werden können. Dazu eignen sich vor allem Reportingsysteme von Fuhrparkmanagementgesellschaften, die sowohl für einzelne Fahrzeuge und Fahrzeuggruppen als auch für den gesamten Fuhrpark nicht nur die detaillierten Kosten, sondern auch die CO2-Emissionen ausweisen und über verschiedene Zeiträume miteinander vergleichbar machen. Grundsätzlich empfiehlt es sich indessen, bei der Planung und Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen im Unternehmensfuhrpark die professionelle Beratung einer Fuhrparkmanagementgesellschaft in Anspruch zu nehmen. Denn zu deren Kernkompetenz gehören nicht nur individuelle detaillierte Fuhrparkbestands- und Kostenanalysen, sondern auch eine umfassende Optimierungsberatung nach Umweltschutzgesichtspunkten. www.leaseplan.de


Branche im Aufschwung Umweltfreundliche Energieerzeugung

30% 22% 15% 16%

21% 22%

Energieeffizienz Rohstoff- und Materialeffizienz

15% 14% Quelle: Roland Berger

30% 27%

9% 7% 8% 12% 9% 18%

Vergangenes und erwartetes Mitarbeiterwachstum nach Leitmärkten

Kreislaufwirtschaft

11% 17% 13% 11%

Nachhaltige Wasserwirtschaft

12% 15%

Nachhaltige Mobilität 2004-2006 2007-2009

29% 20% Vergangenes und erwartetes Umsatzwachstum nach Leitmärkten

BOOM Die Umweltindustrie wächst seit dem Jahr 2004 konstant mit hohen Raten, ebenso wie die Beschäftigtenzahlen in der Branche. Dieser Trend soll sich laut Roland Berger Strategy Consultants in den kommenden Jahren fortsetzen.

geschätztes Weltmarktvolumen von 480 Milliarden Euro bis zum Jahr 2020 bietet deutschen Unternehmen enorme Chancen. Doch häufig werden noch die End-of-pipe-Technologien eingesetzt: Man kümmert sich weniger um die Vermeidung von Umweltschäden als um ihre Beseitigung. Peter Rebohle, zweiter Vizepräsident des Bundesverbandes der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft, fordert daher auch beim Wasser ein Umdenken: „Schwer oder gar nicht abbaubare Schadstoffe dürfen grundsätzlich nicht in Gewässer oder in den Wasserkreislauf eingeleitet werden.“ Auf der Grundlage des Verursacher- und Vorsorgeprinzips sei „eine Vermeidung der Belastung an der Quelle erforderlich statt einer Reparatur im Wasserwerk oder in der Kläranlage“.

Unterdessen haben auch die Anbieter von Kapitalanlagen das Feld der Wasserwirtschaft erkannt: Die Firma Trendinvest Beratungs GmbH in Freudenberg bietet z.B. einen Wasserfonds an, der in die Anschaffung von Abwasserbehandlungsanlagen investiert, die an Kunden vermietet werden. Aber auch im vorsorgenden Wasserschutz tut sich was: Große Nachfrage verzeichnen in Deutschland in jüngster Zeit die Anbieter von Systemen zur Regenwassernutzung in Garten, Haushalt und Gewerbe. Denn die Gefahr von Dürren wächst, und entsprechend steigt auch das Interesse der Bürger, das kostenlos verfügbare Regenwasser zu speichern und zu nutzen. Zisternen werden daher immer beliebter für jene Zwecke, die nicht unbedingt den Einsatz von Trinkwasser erfordern:

für Gartenbewässerung, Toilettenspülung und Waschmaschine. Lange galt als Exot, wer das Regenwasser im Haushalt nutzte. Doch inzwischen sind solche Tanks etablierte Technik: 80.000 Anlagen werden hierzulande jährlich installiert, davon 70 Prozent in Neubauten. Jedes dritte neugebaute Einfamilienhaus wird heute mit einer Zisterne ausgestattet. Den Gesamtbestand an Regenwasserspeichern in Deutschland schätzt die Branche auf rund 1,5 Millionen. Ein Sorgenkind der nachhaltigen Wirtschaft ist die Mobilität. „Es gibt zwei Alternativen, um den CO2-Ausstoß zu senken: Entweder nutzt man Treibstoffe, die weniger CO2 abgeben, oder man erhöht die Energieeffizienz des Fahrzeugs und minimiert damit den Kraftstoffverbrauch“, erklärt Wolfgang Bernhart, Partner im Kompetenzzentrum Automotive bei Roland Berger. Das BMU rechnet, dass in diesem Sektor Produkte und Dienstleistungen des heutigen Weltmarkts den Wert von 180 Milliarden Euro erreichen. Bis 2020 könnte sich das Volumen verdoppeln. Allerdings wüchsen die Märkte für Technologien wie die effizienten Ottound Dieselmotoren „eher moderat“. Dass hier noch viel zu tun ist, zeigen die Meldungen der vergangenen Wochen. Der CO2-Ausstoß eines durchschnittlichen Neuwagens in Deutschland ist nämlich im ersten Halbjahr 2007 gegenüber dem Vorjahreszeitraum gerade um ein Gramm von 173 auf 172 Gramm pro Kilometer gesunken. Längst ist absehbar, dass die Autoindustrie ihr Versprechen brechen wird, den CO2-AusAdvertorial

Klimaschutz

Flexibel und umweltfreundlich

Rund 5,6 Millionen Bundesbürger waren 2006 Kunde eines Autovermieters - laut Allensbacher Werbeträger-Analyse. Mobilität ist für unsere moderne Gesellschaft ein Muss. Sie kann aber leider auch, wie bei Autos oder Flugzeugen, zulasten der Umwelt gehen. Doch wir können versuchen, die Mobilität so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. Sie müssen zeitlich flexibel sein und individuell reisen? Dann ist ein Mietwagen von Avis die beste Entscheidung. Mit dem Honda Civic Hybrid bietet Avis eine „ausgezeichnete“

Alternative für umweltfreundliches Fahren an: Der kompakte Viertürer wurde zum „Auto der Vernunft 2007“ gewählt und vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) zum Gesamtsieger der Auto-Umweltliste 2006 / 2007 des VCD gekürt. Kultig und umweltfreundlich zugleich ist der Smart, den es bei Avis ab 59 Euro pro Tag gibt. Der CityFlitzer erreicht bei den CO2-Emissionen (Niedrigst-)Spitzenwerte. Zusammen mit „The Carbon Neutral Company“, einer führenden Umweltschutz-Organisation in Europa, trägt das Unternehmen Avis ak-

tiv dazu bei, CO2-Emissionen zu neutralisieren und damit dem Treibhauseffekt entgegenzuwirken. Seit 2002 wurden durch diese Kooperation bereits mehr als 200 Hektar Wälder in neun Regionen Europas gepflanzt. Weil Avis umweltbewusstes Verhalten aktiv unterstützt, haben Kunden die Möglichkeit, sich bei jeder Online-Buchung freiwillig mit 1,50 Euro am Umweltschutz zu beteiligen und klimaneutral zu fahren. Die Erlöse fließen in aktuelle Projekte von „The CarbonNeutral Company“. Weitere Infos unter: www.avis.de

EMISSIONEN „Wir nehmen unsere Klimaschutzverantwortung ernst“, so Wolfgang Neumann, Geschäftsführer Avis. VISAVIS ECONOMY

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Energiesparend

Ökonomisch und ökologisch Angesichts des drohenden Klimawandels sind auch die Unternehmen gefordert, ihre Umweltschutzanstrengungen zu intensivieren. So hat sich heute in vielen Chefetagen die Einstellung durchgesetzt, dass Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen. Ein gutes Beispiel bietet Vivento Customer Services (VCS). Die Telekomtochter entschied sich, ihr neues Service Center in

EFFIZIENZ Georg Mügge, IT-Services der VCS: „Wir erreichen durch den Einsatz von Thin-Clients eine beachtliche Zeit- und Energiekostenersparnis.“ Bonn mit so genannten Thin-Clients des Herstellers Wyse Technology auszustatten. Verglichen mit einem PC bietet ein ThinClient verschiedene Vorteile: Er ist kleiner und leichter, wodurch die Kosten für den Transport sinken. Bis zu 90 Prozent eines Geräts können recycelt werden. Die Thin-Clients sind mit einer Lebensdauer von fünf bis sieben Jahren langlebiger als ein PC. Sie erfüllen die Anforderungen der ISO 14001 und der ROHS-Zertifizierung und lassen sich aus der Ferne administrieren.Allen voran punktet das Thin-Computing durch niedrige Energiekosten. Mit 14.851 Kilowatt beträgt der Energieverbrauch von 1.000 Thin-Clients rund ein Zehntel des Energieverbrauchs von 1.000 PCs. Bei einem zwölfstündigen Betrieb an sechs Tagen in der Woche verringert sich der CO2-Ausstoß um 72,5 Tonnen pro Jahr. Mit der Installation von zunächst 94 WyseThin-Clients schafft die VCS eine dezentrale IT-Infrastruktur, die den Mitarbeitern Zugriff auf alle relevanten Daten ermöglicht. „Die emissionsarmen, Platz sparenden und weitgehend wartungsfreien Clients leisten einen wichtigen Beitrag zu Arbeitseffizienz und Klimaschutz“, erklärt Georg Mügge, Leiter IT-Services bei VCS. www.vivento-cs.de

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stoß bis 2008 auf durchschnittlich 140 Gramm pro Kilometer zu reduzieren. Da die Selbstverpflichtung der Branche wirkungslos war, will nun die EU den Schadstoffausstoß von Neuwagen per Gesetz begrenzen. Die Emission aller neuzugelassenen Pkws soll auf durchschnittlich 130 Gramm CO2 pro gefahrenen Kilometer limitiert werden. Derzeit liegt nur etwa jeder zehnte Neuwagen in Deutschland unterhalb dieser Grenze. Zwar zeigt die Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes, dass in den günstigsten Schadstoffklassen unter 120 Gramm CO2 pro Kilometer die Neuzulassungen deutlich ansteigen, doch zugleich nehmen auch die Spritfresser zu. Blickt man auf die Gruppe der Fahrzeuge zwischen 281 und 320 Gramm, so ist auch dort ein Anstieg der Neuzulassungen um elf Prozent zu erkennen. So findet eine Zweiteilung des Marktes statt. Ein Teil der Autokäufer hat die Klimadebatte und die steigenden Spritpreise im Blick und achtet auf sparsame und umweltfreundliche Fahrzeuge. Zugleich aber wächst der Anteil jener Fahrer, die sich um den Klimaschutz nicht scheren. Dass die deutsche Autoindustrie beim Klimaschutz noch Nachholbedarf hat, zeigt die VCD-Umweltliste, die der Honda Civic Hybrid anführt, vor dem Toyota Prius (Hybrid) und dem Citroën C1 1.0 Advance. Mit dem Volkswagen Polo BlueMotion folgt der erste deutsche Vertreter abgeschlagen auf dem siebten Platz. Wer ganze Fuhrparks betreibt, sollte sich um ökologisch günstige Typen kümmern – zumal die Kfz-Steuer künftig vom Schadstoffausstoß abhängen wird. Ein Anbieter, der Fuhrparkbetreiber berät, ist LeasePlan Deutschland in Neuss. Das Paket umfasst Trainingsstunden in spritsparender Fahrweise oder Beratung zum Fuhrpark. „Der Einsatz von Erdgas- oder Hybridfahrzeugen im Unternehmensfuhrpark kann jedoch aus wirtschaftlicher Sicht nicht pauschal beurteilt werden“, heißt es bei LeasePlan, vielmehr müsse „stets eine individuelle Betrachtung erfolgen“. Was er unter nachhaltiger Mobilität versteht, hat der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in seinem Positionspapier „Nachhaltige Mobilität für Wachstum und Beschäftigung“ zusammengefasst. Ziel müsse die „Entkopplung des Energieverbrauchs im Verkehr vom Verkehrswachstum“ sein. Zugleich lässt der BDI keine Zweifel daran, dass er von einem weiterhin wachsenden Verkehrsaufkommen ausgeht.

ALTERNATIVEN „Entweder man nutzt Treibstoffe, die weniger CO2 abgeben, oder man erhöht die Energieeffizienz des Fahrzeugs“, konstatiert Wolfgang Bernhart.

Es wird also noch dauern, bis sich flächendeckend eine nachhaltige Unternehmensführung durchsetzt. Die Vorreiter sprechen heute von Corporate Social Responsibility (CSR), das auf eine ganzheitliche Unternehmensverantwortung für Mensch und Natur setzt. Damit würden „die Unternehmen zu größerem Verantwortungsbewusstsein ermahnt“, heißt es beim Zukunftsinstitut in Kelkheim. Mehr und mehr würde den „Firmenlenkern bewusst, dass Gewinnmaximierung und erfolgreiche Marktpositionierung ohne ein adäquates CSR-Management heute nur noch schwer möglich sind“, sagt Zukunftsforscherin Susanne Köhler. Professor Andreas Suchanek vom Dow Lehrstuhl für Nachhaltigkeit und globale Ethik an der Handelshochschule Leipzig (HHL) fordert „eine Management-Ausbildung, die den künftigen Entscheidungsträgern Grundsätze verantwortungsbewussten Handelns vermittelt“. Somit hat umweltverträgliches Verhalten in der Industrie viele Facetten, die oft nur mit professionellem Umweltmanagement bewältigt werden können. An der Strategie einer Corporate Social Responsibility kommen Unternehmen mit Weitblick künftig nicht mehr vorbei. „Unternehmen sollten ihre CSRStrategie als Teil des Risikomanagements verstehen“, so Rolf D. Häßler, Director Business Development vom ökologischen Ratingunternehmen oekom research. WEITERE INFORMATIONEN UNTER: + www.rolandberger.com + www.zukunftsinstitut.de + www.bmu.de + www.demea.de

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Energiesparend

Ökonomisch und ökologisch Angesichts des drohenden Klimawandels sind auch die Unternehmen gefordert, ihre Umweltschutzanstrengungen zu intensivieren. So hat sich heute in vielen Chefetagen die Einstellung durchgesetzt, dass Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen. Ein gutes Beispiel bietet Vivento Customer Services (VCS). Die Telekomtochter entschied sich, ihr neues Service Center in

EFFIZIENZ Georg Mügge, IT-Services der VCS: „Wir erreichen durch den Einsatz von Thin-Clients eine beachtliche Zeit- und Energiekostenersparnis.“ Bonn mit so genannten Thin-Clients des Herstellers Wyse Technology auszustatten. Verglichen mit einem PC bietet ein ThinClient verschiedene Vorteile: Er ist kleiner und leichter, wodurch die Kosten für den Transport sinken. Bis zu 90 Prozent eines Geräts können recycelt werden. Die Thin-Clients sind mit einer Lebensdauer von fünf bis sieben Jahren langlebiger als ein PC. Sie erfüllen die Anforderungen der ISO 14001 und der ROHS-Zertifizierung und lassen sich aus der Ferne administrieren.Allen voran punktet das Thin-Computing durch niedrige Energiekosten. Mit 14.851 Kilowatt beträgt der Energieverbrauch von 1.000 Thin-Clients rund ein Zehntel des Energieverbrauchs von 1.000 PCs. Bei einem zwölfstündigen Betrieb an sechs Tagen in der Woche verringert sich der CO2-Ausstoß um 72,5 Tonnen pro Jahr. Mit der Installation von zunächst 94 WyseThin-Clients schafft die VCS eine dezentrale IT-Infrastruktur, die den Mitarbeitern Zugriff auf alle relevanten Daten ermöglicht. „Die emissionsarmen, Platz sparenden und weitgehend wartungsfreien Clients leisten einen wichtigen Beitrag zu Arbeitseffizienz und Klimaschutz“, erklärt Georg Mügge, Leiter IT-Services bei VCS. www.vivento-cs.de

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stoß bis 2008 auf durchschnittlich 140 Gramm pro Kilometer zu reduzieren. Da die Selbstverpflichtung der Branche wirkungslos war, will nun die EU den Schadstoffausstoß von Neuwagen per Gesetz begrenzen. Die Emission aller neuzugelassenen Pkws soll auf durchschnittlich 130 Gramm CO2 pro gefahrenen Kilometer limitiert werden. Derzeit liegt nur etwa jeder zehnte Neuwagen in Deutschland unterhalb dieser Grenze. Zwar zeigt die Zulassungsstatistik des Kraftfahrt-Bundesamtes, dass in den günstigsten Schadstoffklassen unter 120 Gramm CO2 pro Kilometer die Neuzulassungen deutlich ansteigen, doch zugleich nehmen auch die Spritfresser zu. Blickt man auf die Gruppe der Fahrzeuge zwischen 281 und 320 Gramm, so ist auch dort ein Anstieg der Neuzulassungen um elf Prozent zu erkennen. So findet eine Zweiteilung des Marktes statt. Ein Teil der Autokäufer hat die Klimadebatte und die steigenden Spritpreise im Blick und achtet auf sparsame und umweltfreundliche Fahrzeuge. Zugleich aber wächst der Anteil jener Fahrer, die sich um den Klimaschutz nicht scheren. Dass die deutsche Autoindustrie beim Klimaschutz noch Nachholbedarf hat, zeigt die VCD-Umweltliste, die der Honda Civic Hybrid anführt, vor dem Toyota Prius (Hybrid) und dem Citroën C1 1.0 Advance. Mit dem Volkswagen Polo BlueMotion folgt der erste deutsche Vertreter abgeschlagen auf dem siebten Platz. Wer ganze Fuhrparks betreibt, sollte sich um ökologisch günstige Typen kümmern – zumal die Kfz-Steuer künftig vom Schadstoffausstoß abhängen wird. Ein Anbieter, der Fuhrparkbetreiber berät, ist LeasePlan Deutschland in Neuss. Das Paket umfasst Trainingsstunden in spritsparender Fahrweise oder Beratung zum Fuhrpark. „Der Einsatz von Erdgas- oder Hybridfahrzeugen im Unternehmensfuhrpark kann jedoch aus wirtschaftlicher Sicht nicht pauschal beurteilt werden“, heißt es bei LeasePlan, vielmehr müsse „stets eine individuelle Betrachtung erfolgen“. Was er unter nachhaltiger Mobilität versteht, hat der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) in seinem Positionspapier „Nachhaltige Mobilität für Wachstum und Beschäftigung“ zusammengefasst. Ziel müsse die „Entkopplung des Energieverbrauchs im Verkehr vom Verkehrswachstum“ sein. Zugleich lässt der BDI keine Zweifel daran, dass er von einem weiterhin wachsenden Verkehrsaufkommen ausgeht.

ALTERNATIVEN „Entweder man nutzt Treibstoffe, die weniger CO2 abgeben, oder man erhöht die Energieeffizienz des Fahrzeugs“, konstatiert Wolfgang Bernhart.

Es wird also noch dauern, bis sich flächendeckend eine nachhaltige Unternehmensführung durchsetzt. Die Vorreiter sprechen heute von Corporate Social Responsibility (CSR), das auf eine ganzheitliche Unternehmensverantwortung für Mensch und Natur setzt. Damit würden „die Unternehmen zu größerem Verantwortungsbewusstsein ermahnt“, heißt es beim Zukunftsinstitut in Kelkheim. Mehr und mehr würde den „Firmenlenkern bewusst, dass Gewinnmaximierung und erfolgreiche Marktpositionierung ohne ein adäquates CSR-Management heute nur noch schwer möglich sind“, sagt Zukunftsforscherin Susanne Köhler. Professor Andreas Suchanek vom Dow Lehrstuhl für Nachhaltigkeit und globale Ethik an der Handelshochschule Leipzig (HHL) fordert „eine Management-Ausbildung, die den künftigen Entscheidungsträgern Grundsätze verantwortungsbewussten Handelns vermittelt“. Somit hat umweltverträgliches Verhalten in der Industrie viele Facetten, die oft nur mit professionellem Umweltmanagement bewältigt werden können. An der Strategie einer Corporate Social Responsibility kommen Unternehmen mit Weitblick künftig nicht mehr vorbei. „Unternehmen sollten ihre CSRStrategie als Teil des Risikomanagements verstehen“, so Rolf D. Häßler, Director Business Development vom ökologischen Ratingunternehmen oekom research. WEITERE INFORMATIONEN UNTER: + www.rolandberger.com + www.zukunftsinstitut.de + www.bmu.de + www.demea.de

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Nachhaltig bauen und wohnen Bauherren sehen sich gewaltigen Veränderungen ausgesetzt. Intelligente Konstruktion, ökologische Baustoffe und umweltfreundliche Haustechnik nehmen an Bedeutung zu.

Bewegung

er seinen Traum von den eigenen vier Wänden verwirklichen will, muss sorgfältig planen. Das gilt umso mehr, seitdem sich Energieeffizienz und Klimaschutz zum beherrschenden Thema auf dem Markt für Eigenheime entwickelt haben. Energiesparhäuser sind nicht länger eine Nische für eine ökologisch orientierte Minderheit, sondern eine sinnvolle Option für jeden Bauherrn. Der wichtigste Grund dafür: In Energieeffizienz zu investieren, lohnt sich. Der zeitweise drastische Preisanstieg für Öl und Gas sorgt dafür, dass die langfristigen Betriebskosten eines Hauses gegenüber den reinen Baukosten an Bedeutung gewinnen. Hier bieten Innovationen sowohl bei den Baumaterialien als auch bei den haustechnischen Anlagen viele Möglichkeiten, nicht nur die Umwelt, sondern auch langfristig den eigenen Geldbeutel zu schonen. Zugleich steigen die gesetzlichen Anforderungen an den Hausbau. Die Energieeinsparverordnung setzt dem Wärmebedarf von Wohngebäuden strenge Grenzen. Für Altbauten wird schrittweise der Energiepass eingeführt, der den Energiebedarf dokumentiert. Jeder Eigentümer muss den Pass spätestens ab dem 1. Januar 2009 bei Vermietung, Verpachtung oder Verkauf verpflichtend vorlegen. Ist das Gebäude älter als Baujahr 1965, gilt diese Pflicht sogar schon ab dem 1. Juli 2008. Der Energiepass kann in zwei Varianten ausgestellt werden; die aufwendigere Version enthält konkrete Sanierungsvorschläge. Ökologisches Bauen oder Modernisieren ist also eine Investition in die

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Zukunft, doch sie will finanziert sein. Eine solide Kapitalgrundlage ist nach dem Wegfall der Eigenheimzulage wichtiger denn je. Wer bauen will, ist gut beraten, frühzeitig vorzusorgen. Das Umweltbewusstsein der Bauherren und Immobilienkäufer steigt nicht ohne Grund. In Deutschland entfällt rund ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs auf den Gebäudebereich – mehr als etwa auf den Straßenverkehr. Die Haushalte tragen damit einen Großteil der Verantwortung für die Emission des Treibhausgases CO2, was vor allem an der schlechten Wärmedämmung älterer Häuser und veralteten Heizungsanlagen liegt. Die Politik hat dies erkannt und steuert mit millionenschweren Sanierungsprogrammen, aber auch mit einer gezielten Förderung ökologischer und energieeffizienter Neubauten dagegen. So stellen die Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nach dem Wegfall der Eigenheimzulage die wichtigste Finanzspritze für Bauherren dar. Besonders günstig sind die Konditionen beim Bau von Energiesparhäusern der Standards „KfW-60“ oder „KfW-40“, die nur 60 beziehungsweise 40 Kilowattstunden Energie pro Quadratmeter und Jahr verbrauchen dürfen, sowie von Passivhäusern, die zusätzlich einen extrem niedrigen Heizwärmebedarf aufweisen. Die Bauindustrie reagiert auf die neuen Marktverhältnisse mit verbesserten Konstruktionen und Materialien, die den energetischen Standard von Gebäuden immer weiter verbessern. So hat der Duisburger Bau-

stoffhersteller Xella ein Hauskonzept entwickelt, das den Klimaschutz berücksichtigt. Verwendet werden nur Materialien, die energieoptimiert und ökologisch einwandfrei sind. Die gesamten CO2- Emissionen dieses „Energiewerthauses“ können ermittelt und neutralisiert werden. Das klimaneutrale Haus ist bereits die nächste Stufe einer Entwicklung, die mit den heutigen Energiespar- und Passivhäusern noch nicht zu Ende ist. Die Baustoffe spielen hierbei eine entscheidende Rolle. „Ökologisches Bauen heißt, dass Baustoffe eingesetzt werden, die aus natürlichen Rohstoffen bestehen und die im Rahmen eines umweltfreundlichen Produktionsprozesses gewonnen werden“, erklärt Dipl.-Ing. Torsten

EXPERTE „Unsere Umwelt-Produktdeklaration ist anders als übliche Öko-Labels ein Produktinformationssystem für das nachhaltige Bauen“, erklärt Hans Peters, AUB e.V.

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Klimaschutzfaktor Haus Effizient Im Interview mit VISAVIS erläutert Matthias Metz, Vorstandsvor-

sitzender von Schwäbisch Hall, die Vorteile nachhaltiger Bauweisen. Alarmierende wissenschaftliche Erkenntnisse haben eine breite Debatte über die Notwendigkeit zum Klimaschutz ausgelöst. Hat die Diskussion auch Einfluss darauf, wie wir künftig wohnen? Der Wohnungsmarkt in Deutschland ist bereits seit einigen Jahren spürbar in Bewegung. Der demografische Wandel macht sich dabei genauso bemerkbar wie es steigende Energiekosten und ein neues Bewusstsein für den Klimaschutz tun. Zwei wichtige Entwicklungen sind zu beobachten: Während die Bevölkerung insgesamt abnimmt, wird die Zahl der Haushalte künftig weiter ansteigen. Der Trend geht hin zu kleinen Haus-

SICHER Ein Bausparvertrag bietet nach Ansicht von Matthias Metz eine ideale Grundlage, um ökologisches Bauen und Modernisieren zu finanzieren.

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halten mit einem höheren Wohnkomfort – hier macht sich die wachsende Zahl an Single- und „50plus“-Haushalten bemerkbar. Außerdem gewinnt das Wohnen in Stadtnähe wieder an Attraktivität. Zum anderen wächst die Bedeutung der gebrauchten Immobilie. Investitionen in bestehende Gebäude sind deutlich angestiegen, das betrifft sowohl den Kauf als auch Modernisierungen vorhandener Wohnungen und Häuser. Hier wird sichtbar, dass die Menschen heute größeren Wert auf die Verbesserung der energetischen und ökologischen Qualität legen. Große Industrieanlagen und schnelle Autos mit hohem Benzinverbrauch sind als Produzenten des schädlichen Treibhausgases CO2 bekannt. Welche Rolle spielt das Haus für den Klimaschutz? Der Bereich Wohnen hat einen beträchtlichen Anteil am Energieverbrauch: Rund 20 Prozent des CO2-Ausstoßes in Deutschland werden von Gebäuden verursacht. Der Großteil der Energie wird für Heizung und Warmwasserversorgung aufgewendet. Hier besteht ein enormes Einsparpotenzial. Experten gehen davon aus, dass sich der Energieverbrauch in Einfamilienhäusern um 60 Prozent und mehr senken lässt. Realisierbar ist dies vor allem über eine gute Wärmedämmung, dichte Fenster, eine moderne Heizungsanlage und alternative Formen der Energieerzeugung wie Solaranlagen. Energiesparendes Bauen und Modernisieren

können also einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Wissenschaftliche Erkenntnisse und politische Forderungen sind das eine, die praktische Umsetzung im Alltag das andere. Wie stehen die Hausbesitzer zum ökologischen Bauen und Wohnen? Das Interesse an Energiesparmaßnahmen rund um die eigenen vier Wände ist spürbar gestiegen. Für zwei Drittel aller Immobilienbesitzer ist heute ein niedriger Energieverbrauch wichtig. Allein in den nächsten fünf Jahren planen 2,5 Mio. Hausbesitzer eine Modernisierung ihrer Heizung. Weitere drei Mio. Haushalte wollen in andere Energiesparmaßnahmen investieren. Schätzungen gehen von einer Investitionssumme von etwa 60 Milliarden Euro in diesem Bereich aus. Fast drei Viertel der Deutschen sind bereit, Kosten für die energetische Modernisierung ihrer Häuser und Wohnungen zu tragen. Für die große Nachfrage sorgen allerdings nicht nur ökologische Überlegungen: Energetisches Modernisieren senkt mit dem CO2-Ausstoß auch den Energieverbrauch und damit die Kosten für Gas, Öl oder Strom – angesichts der rasant angestiegenen Energiepreise ein handfestes Argument. Gleichzeitig steigert ein geringer Verbrauch langfristig den Wert der Immobilie und macht sie bei Verkauf oder Vermietung attraktiver. Bei allen Vorteilen erfordern energiesparende Sanierungen erhebliche Investitionen, welche die Hausbesitzer zunächst einmal aufbringen müssen.Wie lässt sich der Klimaschutz am Haus finanzieren? Für eine umfassende Modernisierung müssen Eigentümer mit Kosten von durchschnittlich 30.000 Euro rechnen – eine Summe, die sich nur selten aus dem laufenden Einkommen finanzieren lässt. Mit einem Bausparvertrag, der die Bildung von Eigenkapital mit einer zinsgünstigen und zinssicheren Finanzierung verbindet, können Hausbesitzer sinnvoll vorsorgen, um rechtzeitig entsprechende Rücklagen zu bilden. Schon heute setzen Bausparer die ausgezahlten Darlehen überwiegend für Modernisierungen ein. So wird der Bausparvertrag zum Energiesparvertrag. Darüber hinaus fördert der Staat energiesparendes Bauen und Modernisieren mit speziellen Programmen, die sich in die Finanzierung integrieren lassen. Berechnungen zeigen, dass sich die energetische Sanierung nach zehn bis 20 Jahren rechnet und auf lange Sicht das Budget der Hausbesitzer entlastet. www.schwaebisch-hall.de


Neben Konstruktion und Baumaterial WEITERE INFORMATIONEN UNTER: ist eine umweltfreundliche Haustechnik die dritte tragende Säule eines nachhaltigen + www.my-hammer.de Hauskonzepts. Auch in diesem Bereich kön- + www.bau-umwelt.de nen innovative Technologien den Energie- + www.bdf-ev.de verbrauch des Eigenheims dauerhaft stark senken. Wärme und Strom werden zuneh- Studie der Humboldt-Universität in Berlin mend aus erneuerbaren Energien erzeugt: boomt der Markt für die Vergabe von HandSolarkollektoren, Erdwärmepumpen und werksaufträgen und Dienstleistungen. Ein Biomasseheizungen sind auf dem Vormarsch. Pionier dieses Wachstumsmarktes ist das Dazu zählen auch neue Konzepte wie die Auktionsportal My-Hammer.de. Im Internet alternative Ölheizung der Firma Tempratec. können private Bauherren ihre Aufträge rund Mit dem Multi-Öl-Brenner C1 hat sie ein Ag- um das Haus einfach am PC ausschreiben, gregat entwickelt, das mittels einer Spezial- potenzielle Auftragnehmer bieten lassen und düse nahezu alle brennbaren mineralischen dann zwischen den Interessenten auswählen. und pflanzlichen Öle verwerten kann. Nicholas Thiede, Vorstand My-Hammer.de: Noch sind diese Technologien teuer. Der „Der Häuslebauer spart durch dieses VerfahStaat hat deshalb eine Vielzahl von Förder- ren im Durchschnitt 30 Prozent.“ Für die programmen aufgelegt. Speziell auf Energie- Handwerker und Dienstleister hat das Bietersparhäuser ist das Programm „Ökologisch verfahren den Vorteil, schnell auf einen groBauen“ der KfW zugeschnitten. Bis zu 50.000 ßen Auftragsbestand zugreifen zu können Euro je Wohneinheit stehen zu vergünstigten und neue Kunden zu gewinnen. Zinssätzen zur Verfügung, wenn der NeuIn Fachkreisen gibt es keinen Zweifel bau die technischen Anforderungen erfüllt. daran, dass in Zukunft verantwortungsvoller Für Heiztechnik auf der Basis erneuerbarer gebaut wird. Neue Gesetze und VerordnunEnergien gibt es Extrazuschüsse, und Strom- gen, aber auch ein zunehmendes Umweltbeerzeugung aus Sonnenenergie wird nach dem wusstsein der heutigen Bauherrengeneration Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gut be- wirken auf den Wohnungsmarkt. Beim nachzahlt. Neben dem Bund legen auch Länder, haltigen Bauen kommt es darauf an, ein GeKommunen und Energieversorger eigene För- samtpaket aus ökologischen Baustoffen, enerderprogramme auf, die Bauherren in der Re- gieeffizienter Konstruktion und innovativer gel über ihre Hausbank beantragen können. Haustechnik zu schnüren. Und natürlich spielt Wer ökologisch bauen oder sanieren auch eine maßgeschneiderte Finanzierung des möchte, muss clever kalkulieren. Trotz staat- Eigenheims eine wichtige Rolle. Der Traum licher Förderung sollte es kein Bauherr ver- vom eigenen Zuhause bleibt bestehen – und säumen, rechtzeitig das nötige Eigenkapital wer alles richtig macht, schont die Umwelt für die oft erheblichen Investitionen zu bil- und den eigenen Geldbeutel. den. Rund 30.000 Euro kostet laut Matthias Metz, Wärmenutzung im Haus dem Vorstandsvorsitzenden der Bausparkasse Schwäbisch Hall, eine umfassende Hausmodernisierung. In Deutschland zählen Bausparkassen zu den wichtigsten Kreditgebern für angehende Bauherren. Diese setzen ihre ausgezahlten Darlehen laut Metz schon heute überwiegend für Modernisierungen ein – so wird der Bausparvertrag zum Energiesparvertrag. Auch bei Handwerkerleistungen lässt sich EFFIZIENZ Passivhäuser nutzen die Wärme im Gebäude optimal aus. Dämmung kräftig sparen. Laut einer und Wärmeschutzverglasung sorgen dafür, dass keine Energie verloren geht.

SPAREN „Jeden Tag laufen bei uns mehr als 18.000 Auktionen. Die Ersparnis für Kunden liegt im Durchschnitt bei 30 Prozent“, so Nicholas Thiede, My-Hammer.de

Schoch, Geschäftsführer der Xella Technologie & Forschungsgesellschaft mbH in Emstal. Das ist doppelt sinnvoll, denn das Baumaterial beeinflusst nicht nur den Energiebedarf eines Hauses, sondern auch das Wohlbefinden seiner Bewohner. Eine vorbildliche Ökobilanz hat der nachwachsende Rohstoff Holz, der deshalb auch in Deutschland ein immer beliebteres Baumaterial für Wohnhäuser wird. „In Deutschland werden heute rund 15 Prozent aller neuen Ein- und Zweifamilienhäuser in Holzfertigbauweise errichtet“, sagt DirkUwe Klaas, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau in Bad Honnef. Auch bei den Dämmstoffen geben immer mehr Bauherren umweltfreundlichen Naturprodukten den Vorzug, z. B. Holzfasern, Flachs, Hanf oder Schafwolle. Viele dieser Materialien sind dank eines Marktanreizprogramms des Bundes sogar förderfähig. Ökologisches und wohngesundes Bauen, heute richtigerweise unter dem Begriff nachhaltiges Bauen subsumiert, erfordert intensive Forschung – und einen zuverlässigen Nachweis, wie Hans Peters, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Umweltverträgliches Bauprodukt (AUB) e. V., weiß. Die AUB ist derzeit in Deutschland die einzige Organisation, die Bauprodukte konsequent nach der international abgestimmten Normung zertifiziert. „Während übliche Öko-Labels bestimmte Aspekte betrachten und bewerten, ist eine AUB-Umwelt-Produktdeklaration in Wirklichkeit ein Produktinformationssystem“, erklärt Peters. Der Kunde erhält nämlich ein „Begleitblatt“ mit allen wichtigen Informationen zur Ökobilanz.

Quelle: Bruno Böseler Bauunternehmung GmbH

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Im Ergebnis entstand eine neue Generation von Ytong-Steinen mit einem Wärmedämmwert von = 0,08 W/mK. Im nächsten Schritt gelang es, die verbesserte Wärmeleitfähigkeit mit einer hohen Steinfestigkeit zu kombinieren. Damit ist Xella weltweit der erste Anbieter von tragenden, massiven und normengeregelten Mauersteinen der Steinfestigkeitsklasse zwei mit einem Lambdawert von = 0,08 W/ mK. Der neue Planstein verfügt so über eine Kombination von Eigenschaften, die von keinem anderen massiven und homogenen Baustoff übertroffen wird. Mit Ytong Porenbeton oder Silka Kalksandstein ist Xella gut gerüstet für den Bereich des ökologischen Bauens. Beide Baustoffe werden mit geringem PrimärenergieEinsatz auf der Basis der natürlichen Rohstoffe Sand, Kalk und Wasser im Rahmen eines ressourcenschonenden Produktionsprozesses hergestellt, bei dem keine umweltbelastenden Rückstände anfallen. Die Produktion an den einzelnen Standorten gewährleistet einen gesundheitlich unbedenklichen Einsatz sowie die Recycelfähigkeit von Verarbeitungsresten. Durch seine feinporige Struktur verfügt Ytong über gute Wärmedämmeigenschaften. Der Baustoff entspricht bereits in einschaliger Verarbeitung den Anforderungen der Energieeinsparverordnung. Silka bietet eine hohe Druckfestigkeit und gewährleistet durch seine hohe Rohdichte auch bei schlanken Wandkonstruktionen Schutz vor Außenlärm. Wärmegedämmte Silka-Außenwände bewirken, dass während der Nutzungsdauer eines Gebäudes nur wenig Energie zu Heizzwecken verbraucht wird. Aufgrund der Wärmespeicherfähigkeit beider Baustoffe können Temperaturschwankungen gut ausgeglichen werden. Räume kühlen demzufolge im Winter nachts nur langsam aus und werden am Morgen schnell wieder warm. Im Sommer bieten die Baustoffe wirksamen Schutz gegen Wärme von außen und sorgen so das ganze Jahr über für ein angenehmes Raumklima. Bei den meisten Anwendungen kann daher auch auf eine zusätzliche Energie verbrauchende Klimatisierung verzichtet werden. Xella ist mit Marken wie Ytong, Hebel und Silka der weltweit größte Produzent von Porenbeton und Kalksandsteinen und mit der Marke Fermacell führend in der Herstellung von Gipsfaser-Platten. Weitere Informationen unter: www.xella.de

Aspekte des Umweltschutzes Wohngesundheit

VISAVIS im Interview mit Dipl.-Ing. Torsten Schoch, Geschäftsführer Xella Technologie & Forschungsgesellschaft mbH, Emstal.

Mit einem Konzept zum CO2-neutralen Bauen hat Xella das Thema Klimawandel für die Bauindustrie aufgegriffen. Welchen Stellenwert nimmt der Umweltschutz in Ihrem Unternehmen ein? Umweltschutz und Wohngesundheit sind wichtige Kriterien für die Anwendung von Produkten. Daneben steigen die Anforderungen an Gebäude bezüglich des sommerlichen und winterlichen Wärmeschutzes. Entsprechend haben wir bei Xella unsere Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkte in diesen Bereichen angesiedelt. Ein großer Teil unserer Kapazitäten beschäftigt sich mit der Optimierung unserer Produkte hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit. Hier wollen wir den Markt anführen und neu gestalten. Wie wird ökologisch gebaut? Ökologisches Bauen heißt, dass Baustoffe eingesetzt werden, die aus natürlichen Rohstoffen bestehen und die im Rahmen eines umweltfreundlichen Produktionsprozesses gewonnen werden. Es heißt aber auch, dass eine Vielzahl von Problemzonen von Anfang an durch eine entsprechende Bauausführung entschärft wird. Dabei haben sich massive Baustoffe wie Silka und Ytong bewährt. Ihre Einzelkomponenten sind genau aufeinander abgestimmt und können absolut luft- und winddicht zusammengefügt werden. Häuser, die einheitlich mit nur einem Baustoff erstellt wurden, weisen keine Wärmebrücken auf und verfügen über eine gute Wärmedämmung. Sie senken so den Energieverbrauch und reduzieren damit den Schadstoffausstoß in die Atmosphäre. Warum ist ökologisches Bauen heute so wichtig? Inzwischen ist uns allen klar geworden, dass wir mit unserer Umwelt vorsichtig umgehen müssen. Der Einsatz von ökologischen Massivbaustoffen, deren Einzelkomponenten in der Natur in Hülle und Fülle vorhanden sind, schont wertvolle Ressourcen. Wenn diese Baustoffe außerdem über gute wärmedämmende Eigenschaften verfügen, ermöglicht dies gleichzeitig eine

deutliche Reduktion des Heizaufwandes. Auch das schont die Umwelt und leistet einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Was heißt „wohngesundes Raumklima“? Von wohngesundem Raumklima spricht man immer dann, wenn ökologische Massivbaustoffe wie Silka und Ytong eingesetzt werden. Durch ihre guten Wärmedämmeigenschaften und die Fähigkeit,

Wärme zu speichern, schützen sie im Winter Wohnräume vor Auskühlung und im Sommer vor zu starker Aufwärmung. Dies gewährleistet das ganze Jahr über ein gleichbleibendes und damit gesundes Raumklima. Warum ist das Raumklima so wichtig? Ein wohngesundes Raumklima fördert das Wohlbefinden und beugt Krankheiten vor. Allein aus einem Baustoff errichtete Häuser haben den Vorteil, dass keine Wärmebrücken – also Zonen mit herabgesetzter Dämmwirkung – entstehen. Das verhindert zum Beispiel die Bildung von Schimmelpilz. Gleichzeitig bietet eine vollständig luftdicht geschlossene Konstruktion auch Schutz für Allergiker. Schadstoffe, die bei undichten Gebäudehüllen ins Hausinnere gelangen, bleiben außen vor. Guter Schallschutz gewährleistet ruhiges und erholsames Wohnen.

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BIOTECHNOLOGIE

Tausende Analysen auf einer Briefmarke Proteindetektive VISAVIS sprach mit Dr. Christoph Hüls, CEO der Dortmunder Protagen AG, einem der welt-

weit führenden Unternehmen für Protein-Biochips zur Diagnostik von Autoimmunerkrankungen.

Herr Dr. Hüls, wer die Protagen AG kennt, könnte meinen, HUGO zeigt Wirkung? Sie sprechen das Humangenomprojekt an, das die menschlichen Erbanlagen entzifferte. Ja, das ist richtig. Allerdings befassen wir uns bereits mit der nächsten Ebene, also nicht mit der Erbsubstanz, sondern mit den Proteinen. Proteomics ist das Technologiegebiet, das sich mit der Aufklärung der Gesamtheit der Proteine in einer Probe, wie einer Zelle, einem Gewebe oder einem Organismus, beschäftigt. Hier geht es um die Analyse der biochemischen Vorgänge, etwa ob eine bestimmte Krankheit vorliegt.

POTENZIAL Dr. Christoph Hüls: „Mit Protein-Biochips können Pharmaunternehmen Fehlentwicklungen bei der Erforschung neuer Medikamente vermeiden.“

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Neben Dienstleistungen haben Sie auch sogenannte Protein-Biochips auf dem Markt. Wo liegen die Anwendungen? Das größte Potenzial für Protein-Biochips liegt in der Diagnostik von Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis und in der Entwicklung therapeutischer Antikörper. Der Markt für Protein-Biochips betrug 2006 fast 200 Millionen US-Dollar. Mit Wachstumsraten von 30 Prozent ist es das am schnellsten wachsende Teilsegment im Bereich Proteomics. Pharmaunternehmen erkennen immer stärker den Nutzen, mit Protein-Biochips bei Medikamentenkandidaten frühzeitig unerwünschte Nebenaktivitäten zu erkennen. Das erspart böse Überraschungen in klinischen Studien, wie sie zuletzt bei therapeutischen Antikörpern auftraten. Der UNIchip® der Protagen ermöglicht durch sein spezielles Design, diese Offtarget-Aktivitäten zu ermitteln. So können hohe Summen für Fehlentwicklungen vermieden werden. Rund 5.000 Analysen finden auf der Größe einer Briefmarke statt. Ihr Unternehmen wird zehn Jahre alt. Was waren die Erfolgsfaktoren? Ich möchte fünf Aspekte nennen: Erstens ist es die exzellente Technologie. Auf Basis der aus dem Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin exklusiv einlizensierten Grundidee konnte die Protagen AG inzwischen ein Patentportfolio mit vielen

Alleinstellungsmerkmalen aufbauen. Zweitens ist das Team zu nennen. Drittens ist es die Qualität unserer Protein-Biochips, aber es sind auch unsere Analytikdienstleistungen, die unter GMP ablaufen. Die Good Manufacturing Practice ist der Standard, den insbesondere auch die amerikanische Medikamentenzulassungsbehörde FDA akzeptiert. Das vierte Erfolgskriterium sind unsere treuen Kooperationspartner und Kunden, die unser Angebot schätzen. Und schließlich sind es unsere uns vertrauenden Investoren. Insgesamt konnte die Protagen AG seit Ende 2004 4,3 Mio. Euro einwerben. Sie haben eine breite Investorenbasis. Was bedeutet das im Alltag? Wir sehen das gleichermaßen als frühe Wertschätzung unseres Unternehmens und als Ansporn. Wir bemühen uns stets, über unsere Produkte und die Fortschritte im Unternehmen in allgemeinverständlicher Form zu berichten und arbeiten hier Hand in Hand mit der S-Venture Capital Dortmund GmbH, den MIG AG & Co KG Beteiligungsfonds 1 und 3 und der Alfred Wieder AG. So freuen wir uns auch sehr, dass wir unser zehnjähriges Jubiläum am 5. November 2007 mit der Auszeichnung durch Bundespräsident Horst Köhler als Ort im Land der Ideen begehen dürfen. Zu diesem Tag der offenen Tür sind alle unsere Partner, Kunden und Aktionäre herzlich eingeladen. Was sind die nächsten Ziele? Wir haben mit den UNIchips® vor drei Jahren ein neues Geschäftsfeld betreten und letztes Jahr mit der Protagen Inc. unsere erste Vertriebstochter in den USA gegründet, und wir haben unsere hervorragende Technologieposition zur Entwicklung weiterer diagnostischer Verfahren genutzt. Jetzt wollen wir auf dieser Basis neue Kunden gewinnen und den Umsatz steigern, um so die führende Position der Protagen AG bei Protein-Biochips auszubauen. Dazu werden wir zum einen verstärkt Kooperationen mit der pharmazeutischen Industrie im Bereich der Biomarkerfindung und Diagnostik eingehen und zum anderen unsere eigenen Diagnostika kräftig vorantreiben. Weitere Informationen unter: www.protagen.de


Quelle: Protagen AG

Proteine im Fokus Durch die Erforschung menschlicher Eiweiße können immer mehr Krankheiten erfolgreich behandelt werden. Wissenschaft

von Ullrich Niehoff ie deutsche Biotechnologie-Industrie hat 2007 schwere Zeiten durchgemacht, nachdem sich die Hoffnungen mehrerer Firmen auf eine rasche Zulassung ihrer Medikamente wegen schlechter Ergebnisse in den klinischen Prüfungen zerschlugen. Die Misserfolge von GPC Biotech, Paion und MediGene haben dabei die Aktienkurse der gesamten Branche in Mitleidenschaft gezogen. Übersehen wurde dabei allerdings, dass Firmen wie die Jerini AG und Trio Pharma gemeinsam mit Partner Fresenius mit ihren Medikamentenkandidaten so erfolgreich waren, dass den Zulassungsanträgen nichts mehr im Wege steht. Auch die Finanzierungssituation der deutschen Biotech-Landschaft hat sich gegenüber dem Vorjahr erheblich verbessert. Während 2006 die privaten Biotech-Firmen in Deutschland nur rund 100 Millionen Euro Kapital aufbringen konnten, waren es allein in der ersten Jahreshälfte 2008 bereits 136 Millionen Euro. Zudem, so Christoph Boehringer, Geschäftsführer der Mediatum GmbH, hätten sich zusätzlich zu den institutionellen Investoren auch zunehmend private Investoren am Markt etabliert: „Das Interesse an dieser nachhaltigen Industrie besteht also. Krise hin oder her – es wird immer die Industrie der

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Pharma- und Biotechnologie geben. Man versucht Krankheiten, die noch nicht behandelbar sind, behandelbar zu machen.“ Um das noch besser zu können, steht nach der inzwischen abgeschlossenen Entzifferung des menschlichen Erbguts jetzt eine weitere wissenschaftliche Großoffensive an: die Analyse der vom Erbgut gebildeten Proteine. Heute ist klar, dass das Erbgut, das wir von unseren Eltern erhalten haben, im Lauf des Lebens praktisch unverändert bleibt, dass aber die von diesen Genen gebildeten Eiweißmoleküle, die Proteine, im Lauf des Lebens und in den einzelnen Zellen und Geweben des Menschen sehr stark variieren. Proteine erledigen im Körper die unterschiedlichsten Aufgaben: Sie zirkulieren als Hormone, bilden Stützstrukturen, sorgen für die Verdauung und die Abwehr von Krankheitserregern und sind an der Weiterleitung von Signalen im Körper beteiligt. Daher ist es offensichtlich, dass in der Leber andere Eiweißmoleküle gebildet werden müssen als in der Haut oder in den Augen und dass kranke und alte Zellen andere Proteine bilden als gesunde und junge. Dabei gilt es zunächst einmal, einen Katalog aller Proteine zu erstellen, die im Lauf des Lebens gebildet werden können. Dies ist eine anspruchsvolle Aufgabe, denn es gibt wesentlich mehr Proteine als Gene. Das liegt

daran, dass die Gene zwar die Bauanleitung für das Grundgerüst der Proteine liefern, aber der Organismus diese Grundgerüste je nach Bedarf modifizieren und umbauen kann. Viele Proteine werden z. B. gespalten und damit verkleinert, zu größeren Einheiten zusammengefügt oder durch biochemische Modifikationen verändert. Dabei ändert sich jeweils ihre biologische Funktion. Die Gesamtheit aller möglichen Proteine im Körper wird als Proteom bezeichnet, und die Pharmaindustrie hat die Bedeutung des Proteoms längst erkannt. Daher wird auch die Proteomforschung auf der vom 9. bis 11. Oktober stattfindenden Biotechnica eine große Rolle spielen. Die meisten Krankheiten verraten sich durch Veränderungen im Gehalt und in der Zusammensetzung von Proteinen; im Zusammenhang mit bestimmten Krebserkrankungen tauchen z. B. neue Proteine im Blut auf, die als so genannte Marker benutzt werden können, um eine Krebserkrankung zu diagnostizieren. Dazu gehört z. B. der PSAWert im Blut von Männern mit einer Prostataerkrankung. Ein Teil der Proteom-Forschung (auch Proteomik genannt) besteht darin, das Proteinspektrum im Blut oder in anderen Körperflüssigkeiten gesunder und kranker Menschen zu analysieren und anhand der Unterschiede Proteine zu finden, die sich als Marker, d. h. Anzeiger für eine Erkrankung eignen. Aber auch die Wechselwirkung verschiedener Proteine eignet sich zur Diagnostik von Erkrankungen. Von Interesse ist zum Beispiel die Interaktion von Antikörpern mit körperfremden, aber auch körper-

OPTIMISTISCH Christoph Boehringer erwartet in den kommenden Jahren von deutschen Unternehmen noch zahlreiche bahnbrechende Innovationen. VISAVIS ECONOMY

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eigenen Substanzen. Letzteres ist charakteristisch für so genannte Autoimmunerkrankungen wie die rheumatoide Arthritis oder die Schuppenflechte. Dabei bildet der Körper irrtümlich Antikörper gegen Bestandteile der eigenen Gelenke oder der Haut. Diese Erkrankungen können mit so genannten Protein-Biochips diagnostiziert werden. Die Chips, die in etwa die Größe einer Briefmarke haben, sind mit Proteinen bestückt, an die bestimmte Antikörper andocken und sich dann sichtbar machen lassen. Protein-Biochips können jedoch noch mehr. Der UNIChip® der Firma Protagen AG aus Dortmund z. B. ist in der Lage, frühzeitig unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamentenkandidaten zu erkennen. Auf ihm sind mehrere Tausend verschiedene Proteine des Körpers angeordnet, sodass mit einem Versuch die Reaktion von ca. 5.000 Proteinen auf ein neu entwickeltes Medikament getestet werden kann. Ein weiteres Gebiet der Proteomik beschäftigt sich mit der dreidimensionalen Struktur von Proteinen. Eiweißmoleküle haben eine komplexe dreidimensionale Struktur, d. h. sie sind nicht kompakt, sondern besitzen eine lockere Struktur mit Poren und Kanälen sowie beweglichen Anhängseln. Viele können mit anderen Substanzen im Körper in Wechselwirkung treten und ändern WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

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+ www.mediatum.com + www.zbh.uni-hamburg.de

Screening

PROTEIN Die Struktur des Östrogen-Rezeptors wird medikamentös so verändert, dass er den Knochenstoffwechsel stimuliert und so Osteoporose verhindert.

Das Frankfurter Unternehmen IonGate Biosciences GmbH hat mit der Surfe2r-Technologie (Surface Electrogenic Event Reader) eine Methode entwickelt, mit denen diese Membranproteine im Hochdurchsatzverfahren identifiziert und getestet werden können. Damit lässt sich die Suche nach Medikamenten, die diese Membranproteine und ihre Transportfunktion beeinflussen, wesentlich vereinfachen. Die Beispiele belegen, dass in der Proteomforschung noch viele anspruchsvolle Aufgaben gelöst werden müssen. Die deutsche Biotechnologie-Branche ist dafür jedoch gut gerüstet. So meint Christoph Boehringer: „Ich glaube, dass Deutschland weiterhin international top bleibt, gerade was frühe Entwicklungen, Plattformen und Technologien angeht. Wir sind ein Land mit großer Innovation – das Land der Tüftler.“

In die Welt neuer Medikamente surfen

ERFOLG Dr. Thiemo Gropp und Wolfgang Lerch, Geschäftsführer IonGate Biosciences GmbH, sind stolz auf die Workstation.

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dabei ihre Zusammensetzung – sie klappen um wie ein Schirm im Sturm. Diese dreidimensionale Struktur und ihre Veränderungen sind für die Pharmaforschung ebenfalls von großem Interesse, denn zur Behandlung von Erkrankungen ist es oft nötig, die Struktur eines Proteins zu ändern. Das geschieht durch Medikamente, die in die Poren und Kanäle des Proteins eindringen oder sich an bestimmten Stellen anheften, um so eine gewünschte Änderung zu erzwingen oder eine unerwünschte zu verhindern. Leider ist die Strukturaufklärung eines Proteins trotz modernster Methoden noch immer langwierig und dauert Monate oder sogar Jahre. Hinzu kommt, dass viele besonders wichtige Proteine bis heute nur sehr schwer zugänglich sind, da sie ihre Struktur einbüßen, sobald sie aus ihrer natürlichen Umgebung entfernt werden. Als Beispiel sind die Membranproteine zu nennen, welche die Oberflächenmembran einer Zelle durchdringen und als so genannte Rezeptoren Signale oder chemische Substanzen von außen nach innen (oder umgekehrt) weiterleiten können. Sie sind daher zentrale Bestandteile des menschlichen Hormonsystems, mit dem Stoffwechsel, Kreislauf und selbst die Hirnfunktionen gesteuert werden, und damit wichtige Angriffspunkte für pharmazeutische Wirkstoffe. Bislang war es wegen der schwierigen Zugänglichkeit von Membranproteinen jedoch nur in mühsamen Einzelexperimenten möglich, die von ihnen vermittelten Transportvorgänge zu messen und damit besser zu verstehen.

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Wenn jemand als erster einen Weg beschreitet, bei dem andere nur das Ziel kennen, liegt ein wissenschaftlicher Durchbruch vor: Die IonGate Biosciences GmbH aus Frankfurt am Main ermöglicht seit Kurzem als weltweit erstes Unternehmen, mit der Surfe2r Workstation Transporter im Hochdurchsatz bei gleichzeitig hoher Qualität zu testen. Transporter sind für die Funktionen einer Zelle essenzielle Proteine, die den Stofftransport im Organismus regeln und damit die Grundlage für das Funktionieren des Körpers schaffen. Bisher war es nur in Einzelexperimenten möglich, Transporter und de-

ren Ladungsströme durch Zellmembranen zu messen. IonGates SURFace Electrogenic Event Reader (Surfe2r) stößt das Tor zu neuen Medikamenten weit auf. Kein Wunder, dass die großen Pharmakonzerne hohes Interesse zeigen. Wer die Biochemie auf Molekülebene versteht, kann den Einfluss anderer Stoffe testen und so neue Arzneien finden, etwa gegen Herzkreislauf-, Krebs- oder Demenzerkrankungen wie Alzheimer. Stolz ist IonGates Management vor allem auf die Kontinuität im Unternehmen. Mitverantwortlich dafür sind Treue und Vertrauen der Investoren Hei-

delberg Innovation und KfW, die das Unternehmen seit Ende der großen Euphorie im Jahr 2000 mitfinanzieren. Das Resultat: mehr als 30 Mitarbeiter, erfolgreiche Pharmakooperationen und internationale Produktpräsenz. Die rund 150.000 Euro für die Surfe2r Workstation sind dabei nur ein Teil des Geschäfts, Beratung zum richtigen Einsatz der Technologie und Ausgestaltung von Forschungsprogrammen der andere. Dass die Screening-Technologie aus Frankfurt bei Big Pharma gefragt ist, zeigte jüngst die international erfolgreiche Einführung der Workstation. Weitere Infos: www.iongate.de


INVESTMENTS

Jeder wirbt um die Besten Global läuft das Rennen um die besten Investitionsbedingungen. In keinem Fall reicht allein die niedrigste Steuer, um für ein nachhaltiges Wachstum und mehr Beschäftigung zu sorgen. Europa

von Andreas Hodapp-Schneider uropa wächst zusammen. Folgt man der Interdependenztheorie und glaubt, dass immer engere Handelsbeziehungen auch verstärkte Kooperationen in anderen Bereichen nach sich ziehen, dann ist unser Kontinent auf dem besten Weg. Grenzüberschreitender Handel macht gemeinsame Regeln, gemeinsame Kompromisse notwendig, um der Wirtschaft Sicherheit zu verschaffen. So ist die Ökonomie ein Gebiet, auf dem Europa schneller zusammenwächst, während die Politik mancher Mitglieder noch zögert. Im besten Fall folgt das, was der Politologe den „Spill-over-Effekt“ nennt. In der EU sind längst diejenigen am erfolgreichsten, welche die besten Köpfe und potente Investoren anziehen. Liberale Marktwirtschaft und niedrige Steuern sind sicher kein Hindernis, wenn man Facharbeiter, Wissenschaftler oder auch Kapitalgeber sucht. Die baltischen Staaten und die Tschechische Republik locken mit Flat Tax, einem Steuersatz für alle. Nun rufen die anderen – die mit den höheren Steuern und größeren Strukturproblemen – laut: „Steuerdumping.“ International können wir seit einigen Jahren einen eindeutigen Trend zu niedrige-

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ren Unternehmenssteuern feststellen. KPMG International stellte in seiner „Corporate and Indirect Tax Rate Survey 2007“ fest, dass der durchschnittliche Steuersatz in den OECDStaaten zwischen 1993 und 2007 von 38 auf 27,8 Prozent sank, in den Staaten der EU vom gleichen Ausgangswert sogar auf 24,2 Prozent. Selbst Schweden und Österreich – bis in die 80er-Jahre noch Hochsteuerländer – senkten ihre Steuersätze für Kapitalgesellschaften auf 24,8 bzw. 23,1 Prozent. Dabei führen sinkende Steuern keinesfalls zu geringeren Einnahmen, wie Statistiken der OECD zeigen. Während in Deutschland die Unternehmenssteuereinnahmen nur 1,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ausmachen, liegt dieser Anteil im Niedrigsteuerland Irland bei satten 3,6 Prozent, zurückzuführen auf einen enormen Zufluss ausländischer Direktinvestitionen (FDI) in den letzten 15 Jahren. Durch den Erfolg Einzelner aufmerksam geworden, merken auch die anderen Staaten der Europäischen Union, dass Wettbewerb das Geschäft belebt und vor allem Unternehmer anzieht. Im Werben um die Besten bieten manche Länder mehr als nur Billiglöhne und niedrige Abgaben. Dafür ist Irland ein hervorragendes Beispiel, indem es Investoren

seit einigen Jahren optimale Ansiedlungsbedingungen bietet und auch deshalb als „Celtic Tiger“ firmiert, in Anspielung auf die so genannten „Tigerstaaten“ Südostasiens. Kaum ein global agierendes Unternehmen, das nicht auf der grünen Insel präsent ist. Vielfach verlagerten US-Konzerne aus der Softwarebranche ihren Hauptsitz nach Dublin, Cork oder Limerick, sodass manche irische Kleinstadt heute wie ein „nicht ganz so trockenes Silicon Valley“ aussieht. Unter-

POLITIK Links gestartet und in der Mitte angekommen: Der britische Premierminister Gordon Brown setzt ebenfalls auf niedrige Unternehmenssteuern.

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INVESTMENTS

Sorgenfrei investieren Verlockend Das nordeuropäische Estland lockt Unternehmen mit dy-

namischer Wirtschaft und hervorragenden infotechnischen Lösungen. Seit sieben Jahren wächst die estnische Wirtschaft jährlich im Durchschnitt um mehr als sieben Prozent. 2006 hat man gar 11,4 Prozent und damit eines der besten Ergebnisse Europas erreicht. Das stetig steigende Exportvolumen zu westlichen Märkten sowie institutionelle und strukturelle Reformen haben eine starke Basis für eine nachhaltige ökonomische Entwicklung geschaffen. Investoren treffen in Estland auf ein dynamisches Umfeld, welches ideale Geschäftsbedingungen bietet. Die gesamte Ostseeregion mit ihren drei baltischen (Estland, Lettland und Litauen) und vier skandinavischen Staaten (Schweden, Finnland, Norwegen, Dänemark) verfügt gegenüber dem restlichen Europa über ein vergleichbar hohes Wachstum und ist mit ihren 30 Millionen Einwohnern auch ein interessanter Markt mit starker Binnennachfrage. Zwischen Estland und den nordischen Staaten findet eine intensive Kooperation statt, denn etwa 80 Prozent sämtlicher ausländischer Investitionen, die in Estland getätigt werden, stammen aus Finnland und Schweden; auf diese zwei Staaten entfallen 45 Prozent des estnischen Außenhandels. Deutschland ist mit einem Anteil von 9,3 Prozent des estnischen Außenhandelsvolumens der viertstärkste Handelspartner Estlands. Sowohl in der Industrie (Holz-, Maschinen- und Metallindustrie) als auch im Dienstleistungssektor (Telekommunikation, IT, Finanzsektor) ist man dabei, grenzüberschreitende Produktionscluster und Verbindungsglieder zu entwickeln.

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äußerst rege Verbindung mit Linienschiffen zu den Nachbarländern; alleine in den letzten drei Jahren passierten sieben Millionen Passagiere den Hafen. Die estnische Reederei Tallink wurde durch die Übernahme der finnischen Silja Line 2006 zur größten Schiffskompanie Nordeuropas. Estland verfügt über gut ausgebaute Verkehrs- und Telekommunikationswege zu allen Staaten der Region. Die gute Netzabdeckung mittels ADSL-Anschlüssen durch alle Telekommunikationsunternehmen, das Parkgebührenzahlungssystem über Mobilfunk, die Nutzung elektronischer ID-Karten als Busfahrscheine bestätigen die ITBereitschaft der estnischen Gesellschaft. Skype Technologies SA, das Unternehmen für globale Internetverbindung, lässt seine Innovationen überwiegend in Estland und von Esten entwickeln. eBay Inc., im Jahr 2005 Käufer von Skype, bewertete das Wirtschafts- und Investitionsklima in Estland und die Rolle estnischer Talente beim Aufbau von Skype als sehr gut. Gut ausgebaute Verkehrs- und Telekommunikationswege bieten Unternehmern nahezu ideale Möglichkeiten, um von Estland aus in der gesamten Region zu agieren. Das macht Estland zum idealen Testmarkt für neue Technologien und die darauf basierenden Produkte und Dienstleistungen. Falls Sie mehr Informationen zu Geschäftstätigkeit, Investitionsmöglichkeiten in Estland oder Tourismusinformationen wünschen, so setzen Sie sich bitte mit der Wirtschaftsförderung Enterprise Estonia – der staatlichen Wirtschaftsförderungsgesellschaft zur Unterstützung von Unternehmen und der exekutiven Agentur der EU-Strukturfonds – in Verbindung. www.investinestonia.com; www.visitestonia.com

Die Gesetze, die das Handels- und Investitionsklima in Estland regeln, zählen zu den liberalsten der Welt. Bezogen auf seine wirtschaftliche Freizügigkeit ist Estland unter den Top 12 aller Länder weltweit (Wall Street Journal’s Index of Economic Freedom 2006). Estland wird als Initiator der „Revolution einer einheitlichen Besteuerung“ angesehen. Zudem sind seit dem 1. Januar 2000 alle reinvestierten Gewinne von der Einkommensteuer befreit, um den Ausbau der Geschäftstätigkeit zu ermuntern. Seitdem werden nur noch ausgeschüttete Gewinne mit einem einheitlichen Steuersatz von 22 Prozent besteuert, der bis 2009 auf nur 20 Prozent sinken wird. Estlands Währung blieb aufgrund des Systems des Währungskomitees seit ihrer Einführung im Sommer des Jahres 1992 stabil. Der ausgeglichene Staatshaushalt stützte die Währung in bedeutendem Maße. Hilfreich für Investitionstätigkeiten ist sicherlich Estlands Stärke im Seewesen. Estland hat sich in der Ostseeregion als Verkehrsknotenpunkt auf dem Festland wie auch auf dem Seewege profiliert und bietet Qualität zu wettbewerbsfähigen Preisen. Der Tallinner Hafen ist sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr der größte der nordischen DIALOG Estlands Ministerpräsident Andrus Ansip und Bundeskanzlerin Angela Länder. Es besteht eine Merkel wollen die Zusammenarbeit der beiden Länder intensivieren.


stützt wird dies nicht nur durch eine intelligente Ansiedlungspolitik, sondern auch durch ein vergleichsweise hohes Bevölkerungswachstum und eine Spitzenposition im Bildungssektor. So belegte Irland in der PISAVergleichsstudie einen der vorderen Ränge und lockt mit seinen angenehmen Lebensbedingungen Fachkräfte aus ganz Europa. Noch 1973, im Jahr des EG-Beitritts, war Irland der ärmste Staat Europas. Brüsseler Beihilfen wurden in den Jahren danach vor allem in den Bildungssektor investiert, was das Land vor allem für US-Technologie- und Finanzkonzerne attraktiv machte. In den 80ern siedelten sich Lotus, Microsoft, Symantec, Oracle, IBM, Ericsson und Apple an. In einer zweiten Welle folgten Intel, SAP, Sun, Novell und Dell. Heute ist die Insel einer der größten Software-Exporteure der Welt, acht der zehn führenden Softwareanbieter unterhalten Betriebe in Irland, etwa 800 Unternehmen sichern gut 20 Prozent des irischen Exportvolumens. Anders als in vergleichbaren Regionen profitierte in Irland auch sehr schnell die Bevölkerung. Zwischen 1993 und 2007 sank die Arbeitslosenquote von 16 auf 4,7 Prozent, während die Nettolöhne preisbereinigt um 42 Prozent stiegen. Die positive demografische Entwicklung – 38 Prozent der Bevölkerung sind unter 25 Jahren – ermöglicht ein kostengünstiges soziales Sicherungssystem mit niedrigen Lohnnebenkosten sowie einen ständigen Nachschub an jungen, gut ausgebildeten Arbeitnehmern. Beste Voraussetzungen also für weiteres Wachstum, auch wenn sich die Steigerungsraten in den letzten Jahren leicht abschwächten. Experten sehen vor allem in der Infrastruktur einen Hemmschuh für stärkeres Wachstum, weshalb Irland nicht nur auf deren Ausbau, sondern auch auf eine landeseigene Unternehmerkultur setzt, um von den global agierenden Konzernen unabhängiger zu werden. Das Etikett des „Tigers“ – aber eben eines baltischen – wurde dem kleinen Staat Estland angeheftet. Seine geschichtlich gewachsenen Beziehungen zu Skandinavien verdrängen nicht erst seit dem EU-Beitritt im Mai 2004 den Einfluss des großen Nachbarn Russland. Die historischen Erfahrungen WEITERE INFORMATIONEN UNTER: + www.ahk.de + www.kpmg.de + www.europa.eu

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Grüner Strom von den Inseln Großbritannien plant weltweit größten Offshore-Windpark. Erneuerbare Energien stehen in Großbritannien derzeit hoch im Kurs. Die Regierung hat sich im Klimaschutz sehr ehrgeizige Ziele gesetzt, die noch über die in der EU vereinbarten Maßnahmen hinausgehen. So soll bis 2020 durch den Ausbau regenerativer Energien eine Reduktion des CO2-Ausstoßes um 30 Prozent erreicht werden. Ihr Anteil am britischen Energiemix liegt derzeit bei 4,6 Prozent. Diese Quote soll bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent steigen – ein rasch wachsender Markt, der vor allem für deutsche Unternehmen interessant ist, die auf diesem Gebiet technologisch führend sind. „Die geografischen Besonderheiten Großbritanniens bieten insbesondere für die Wind- und Meeresenergie ideale Voraussetzungen. Das Windenergiepotenzial der britischen Inseln wird auf etwa 40 Prozent des gesamteuropäischen Windaufkommens geschätzt“, erläutert Dr. Thomas Wittek, UK

SICHERHEIT „Großbritannien verfügt über ein riesiges Potenzial an erneuerbaren Energien“, betont Dr. Thomas Wittek, Pressesprecher UK Trade & Investment.

der letzten 100 Jahre lassen die baltischen Staaten noch näher an Europa rücken, als dies bei Neumitgliedern sowieso meist der Fall ist. Seit der Wiedererlangung der staatlichen Unabhängigkeit im Jahr 1991 baute Estland Wirtschaft und Gesellschaft nach skandinavischem Vorbild um, setzte auf flache Hierarchien, hohe Transparenz und moderne Kommunikationstechnologie. Statt der bei den Nachbarn vorherrschenden sozialdemokratischen Wirtschaftspolitik entschied sich Estland jedoch früh für ein liberales Modell. Dank einem rapiden Reformprozess und einer intelligenten Steuerpolitik konnte

Trade & Investment. Die britische Regierung fördert den Bau von Windkraftanlagen deshalb mit einem eigens aufgelegten Programm. Die Mittel sind in erster Linie für Offshore-Windfarmen gedacht. Insgesamt sind derzeit 21 solcher Farmen vor der Küste Großbritanniens im Bau, beschlossen oder geplant, darunter der größte Offshore-Windpark der Welt in der Mündung der Themse. Nach der Fertigstellung werden diese Farmen ein Viertel der momentanen deutschen Windenergiekapazität erreichen. Das Meer könnte für die Briten sogar eine noch ergiebigere Energiequelle werden. Es gibt Studien, wonach die Nutzung der Wellenenergie und der Gezeitenströmung die Hälfte des britischen Strombedarfs decken könnte. In 17 Entwicklungsprojekten werden dafür im Vereinigten Königreich praktische Lösungen gesucht und erste Prototypen in drei Testzentren erprobt. Bei Wind- und Meeresenergie existiert bereits eine Reihe von erfolgreichen deutsch-britischen Kooperationen. Unternehmen wie E.ON, RWE und Siemens sind beispielsweise am Bau der Offshore-Windparks entlang der britischen Küste beteiligt. Sie profitieren von der Kombination aus erstklassigen geografischen Eigenschaften, umfassender Förderung, vielfältigen Finanzierungsmöglichkeiten und liberalen Rahmenbedingungen, die den Markt für erneuerbare Energien in Großbritannien charakterisieren. Gerade deutschen Unternehmern und Wissenschaftlern mit ihrem anerkannten Know-how bietet sich hier ein Expansionsfeld, das in Europa seinesgleichen sucht und noch längst nicht ausgeschöpft ist. UK Trade & Investment ist die Wirtschaftsförderung der britischen Regierung, die ausländische Unternehmen bei ihrer Investitionstätigkeit in Großbritannien unterstützt. ErneuerbareEnergie@fco.gov.uk

das Land innerhalb weniger Jahre den Anteil des Dienstleistungssektors am BIP stark erhöhen, während der Anteil des Staatssektors auf nur zwölf Prozent sank. Der weit entwickelte IT-Sektor und moderne Technologien besitzen nicht nur in den Städten eine hohe Akzeptanz bei der Bevölkerung. Zwei Drittel aller Esten verfügen über einen eigenen Internetzugang, oft über einen der landesweiten 1.100 Hot Spots. Das gesetzlich verankerte Grundrecht auf kostenloses Internet nutzen die Bürger in Schulen, Büchereien und Behörden – aber auch bei rund der Hälfte aller Hot Spots ist VISAVIS ECONOMY

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INVESTMENTS

die Einwahl kostenfrei. 90 Prozent der Einwohner nutzen E-Banking und die elektronische Steuererklärung, die Regierung arbeitet papierlos und die Bürger können per Internet Gesetzesvorschläge einreichen. Zudem gibt es in Estland mehr Mobiltelefone als Einwohner. Fast alles kann per SMS bezahlt werden: Parkschein, Blumenstrauß oder auch die Einwahl ins Internet – dort, wo dies überhaupt mit Gebühren verbunden ist. Das mit dem Finnischen verwandte Estnisch verschafft den skandinavischen Nachbarn einen eindeutigen Vorteil, wenn es um Verhandlungen, Kooperationen und Verträge geht. Diese niedrige Sprachbarriere machte Estland mit seinen knapp anderthalb Millionen Einwohnern zu einem der Länder mit der höchsten Investitionsdichte in Europa. Premierminister Andrus Ansip fasst das Erfolgsrezept in drei Punkten zusammen: „Liberalisierung, Rechtssicherheit und ein transparentes Steuersystem“ und meint damit neben der bereits abgeschlossenen Rechtsangleichung an die EU vor allem die Attraktivität durch eine niedrige Einheitssteuer, die bei Unternehmen nicht die Gewinne, sondern nur die Ausschüttung besteuert; reinvestierte Gewinne bleiben steuerfrei. Eines der drängenden Probleme Estlands ist die Energiegewinnung, die noch zu fast 90 Prozent durch Ölschieferverbrennung gewährleistet wird. Zum einen wurde deshalb gemeinsam mit Lettland und Litauen ein Verbund zur Nutzung der Kernenergie geschaffen, zum anderen setzt Talinn vermehrt auf alternative Energieträger und bietet damit auch deutschen Investoren eine lohnende Wachstumsbranche. Im April 2007 beschloss die estnische Regierung eine weitere Steuersenkung von derzeit 22 Prozent

UNTERSTÜTZUNG „Die Mitarbeiter der AHK verfügen über profunde Kenntnis des ausländischen Marktes und wissen, was zu beachten ist“, verspricht Alexander Lau.

auf 18 Prozent bis zum Jahr 2011 und setzt damit den konsequent zugunsten der Wirtschaft ausgerichteten Kurs fort. Belohnt wird dieser Weg durch den dritthöchsten Haushaltsüberschuss in der Europäischen Union: 1,9 Prozent des BIP in 2006. Nach einer wahren Rosskur mit Privatisierungen, Bürokratieabbau und Steuersenkungen unter Premierministerin Thatcher sicherte New Labour unter Tony Blair die Erfolge ab und trieb den Transformationsprozess weiter an. Auch sein Nachfolger, Gordon Brown, droht nicht mit einer Abkehr vom liberalen Modell, war er doch bereits unter Blair als Schatzkanzler weitgehend für die Wirtschafts- und Finanzpolitik verantwortlich. Nachdem die konservativen Tories eine Senkung der Unternehmenssteuern auf 25 Prozent forderten, verkündeten Sprecher der regierenden Labour Party, auch Brown plane Steuerkürzungen als Teil eines umfassenden Wahlkampfprogramms. Spätestens

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in Prozent

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Corporate Tax Rates EU 1993 - 2007

36 34 32 30 28 26 24 1993

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Quelle: KPMGs Corporate and Indirect Tax Rate Survey 2007

Steuern runter, Wirtschaft rauf

STUDIE Der Langzeitvergleich der Steuersätze für Kapitalgesellschaften zeigt eine eindeutige Tendenz: Mit Ausnahme der Jahre 1995 und 1996 sind die Unternehmenssteuern in der Europäischen Union von Jahr zu Jahr gesunken.

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im Frühsommer 2010 muss Großbritannien ein neues Unterhaus wählen, Beobachter rechnen jedoch mit einem deutlich früheren Wahlgang, eventuell schon im Herbst oder Winter 2007. Derzeit liegt der Steuersatz für Kapitalgesellschaften bei 28,9 Prozent. London setzt in Bezug auf ausländische Investitionen primär auf die Sektoren IT, Pharma und Biotech. Hier soll auch im nächsten Jahr zum wiederholten Mal die staatliche Förderung erhöht werden. Die bisherige Politik hat in diesem Bereich enorme Erfolge erzielen können. Im letzten Jahr verteidigte Großbritannien beispielsweise zum vierten Mal in Folge den ersten Platz unter den EU-Staaten bei der Höhe von FDI. Weltweit liegt London damit auf dem zweiten Platz hinter den USA. In absoluten Werten für den Bereich FuE bedeutet dies: 5,8 Mrd. Euro an Investitionen aus anderen Ländern. In der EU folgen Frankreich mit 2,9 Mrd. und Deutschland mit 1,2 Mrd. Euro. Attraktiv für deutsche Investoren, Entwickler, Forscher und Fachkräfte ist an erster Stelle der Ausbau der erneuerbaren Energien, mit denen das Königreich an die Weltspitze will. Ausländische Investitionen und die Förderung aus dem 7. Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Kommission wirken sich positiv auf das Wachstum dieser Branche aus. Davor, dass nicht nur die niedrigen Steuern eine Investitionsentscheidung leiten sollten, warnt auch Alexander Lau, beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) Leiter der Außenwirtschaftsförderung: „Wichtig ist die langfristige Orientierung: Ein solches Engagement kann nur funktionieren, wenn es aus Gründen der Markterschließung oder -erweiterung und nicht aus reinen Kostenerwägungen, wie z. B. bei einer Produktionsverlagerung, erfolgt.“ Für die Beratung der Unternehmen stünden DIHK und die jeweils betroffene bilaterale Auslandshandelskammer mit qualifiziertem, meist einheimischem Personal mit entsprechender Expertise, der Kenntnis der vor Ort bestehenden Standards und Normen und der rechtlichen Bedingungen für ein Investitionsvorhaben zur Verfügung, erläutert Lau. Es lohnt sich, in Europa zu investieren, im doppelten Sinne der Bedeutung. Aber nicht nur unter dem Einfluss nackter Zahlen, sondern immer mit Blick auf die Geschichte, kulturellen Unterschiede, Energiesicherheit und humanen Ressourcen in Form von Fachkräften.


STANDORT Im internationalen Finanzdienstleistungszentrum in Dublin haben zahlreiche Finanzinstitute ihren Sitz.

Chancen für die nächste Generation Irland Die grüne Insel bietet Unternehmen optimale Rahmenbedingungen für Investitionen. Die IDA Ireland

unterstützt als erste Anlaufstelle die Ansiedlung ausländischer Firmen mit Expertise und Know-how. Irland hat ein Jahrzehnt außerordentlichen Wachstums erlebt. Die durchschnittliche Wachstumsrate lag Mitte der 90er-Jahre bei fast neun Prozent. Die Arbeitslosenquote sank von 16 auf vier Prozent. Dabei trugen ausländische Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment – FDI) in den letzten 15 Jahren erheblich zum Aufschwung der irischen Wirtschaft bei. Es folgten ein Exportboom, eine stark verbesserte Infrastruktur, die Erschließung neuer Technologien, Fertigkeiten und Know-how und bessere Rahmenbedingungen für künftige Investitionen. Was waren die Gründe für die Zunahme der FDI? Das stabile, positive Umfeld und das sehr gute Arbeitskräftepotenzial von jungen Menschen mit qualifizierter Ausbildung machen Irland zu einem lohnenden Investitionsstandort. Hinzu kommen die äußerst konkurrenzfähigen Lohnstrukturen. Sehr wichtig sind zudem die steuerlichen Vorteile für die Investoren. Die maximale Besteuerung für Unternehmen liegt bei 12,5 Prozent Körperschaftssteuer. Darüber hinaus besteht ein Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und Irland. Der Aufschwung zog sich quer durch alle Industrie- und Dienstleistungssektoren. Der größte Anteil ausländischer Investitionen kam aus Hochtechnologie und Dienstleistung mit hohem Wertzuwachs. Heute sind nahezu 1.000 Firmen aller Nationen, Größen und Branchen mit insgesamt 135.000 Beschäftigten in Irland tätig. Schwerpunktmäßig zu nennen sind der IT-Sektor, die pharmazeutische Industrie, die Medizintechnik und internatio-

nale Finanzdienstleistungen sowie andere international tätige Dienstleistungssparten. Die IDA (Ireland, Investment and Development Agency) ist die erste Anlaufstelle für Investitionen. Sie ist die Investitions- und Entwicklungsbehörde der Republik Irland. Sie wurde 1969 gegründet und ist als staatliche Behörde für die Ansiedlung ausländischer Investitionen zuständig. Die Zentrale hat ihren Sitz in Dublin. Neben zehn Regionalbüros ist sie weltweit tätig und hat vier Büros in den USA, drei in Europa (in Frankfurt, London und Paris) und fünf in Asien. Aufgabe und Ziel der Behörde sind der Aufbau und die Entwicklung von Kontakten zu führenden Firmen in aller Welt. Seit 1976 bietet die IDA Ireland mit Erfolg ihre Beratungsdienste für Investoren in Deutschland an. Derzeit gibt es in Irland 122 deutsche Niederlassungen mit fast 11.000 Beschäftigten. Das Büro der IDA Ireland in Frankfurt betreut auch Kunden in Italien, Österreich, der Schweiz und Spanien. Ein Team von sieben Mitarbeitern, darunter fünf irische Marketingfachleute, bietet im Rahmen einer Investition in Irland kostenlos und unabhängig professionelle umfangreiche Beratung in deutscher Sprache an. Zur Beratung gehört die Vermittlung wichtiger Kontakte in Banken, Behörden wie zu Steuerberatern / Rechtsanwälten. Außerdem bietet die IDA Ireland finanzielle Unterstützung. Innovative neue Investitionen in Biotechnologie und ICT sind Dreh- und Angelpunkt für die künftige industrielle Entwicklung des Landes. Irland hat sich darauf ein-

gerichtet, zu einem der führenden Industrieländer auf Wissensbasis in Europa zu werden. Die Aktivitäten der IDA Ireland konzentrieren sich deshalb auch darauf, gute Bedingungen für Investitionen für Forschungsvorhaben in F+E und strategische Wirtschaftsgebiete zu schaffen. Irland zählt heute zu den modernsten Industriestandorten der Welt und hat eine tragfähige Basis von irischen und ausländischen Weltfirmen. Damit dies auch so bleibt, wird Irland alles daran setzen, um auch in Zukunft das Vertrauen in das Land und die sympathischen Menschen in vollem Umfang zu erhalten und zu rechtfertigen. Wir, die IDA Ireland, bleiben dran. www.idairland.de; www.idaireland.com

AUTOR Umfassende, kompetente Beratung bietet Brendan Rossiter, Direktor Europa der IDA Ireland in Frankfurt, deutschen Firmen, die in Irland investieren wollen. VISAVIS ECONOMY

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VERSICHERUNGEN

Vorsorge statt folgenschweres Risiko Berufsunfähigkeit Für alle, die nach dem 1. Januar 1961 geboren sind, öffnet sich eine dramatische Versor-

gungslücke im Fall einer Erwerbsminderung. Versicherungen bieten Schutz vor finanziellen Einbußen. Jeder vierte Angestellte und jeder dritte Arbeiter scheidet aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen vorzeitig aus dem Berufsleben aus. Krankheiten und Unfälle sind dabei die häufigsten Ursachen. Nicht nur ältere Menschen sind betroffen: Im Durchschnitt erhalten Männer im Alter von 50 und Frauen im Alter von 49 Jahren erstmals eine gesetzliche Erwerbsminderungsrente.

„Die Versorgungslücke“ (Beispiele für Alleinstehende) Bruttomonatsarbeitsentgelt 2006

Versorgungslücke (volle Erwerbsminderung)

2.000 Euro 2.500 Euro 3.000 Euro 4.000 Euro 5.000 Euro

685 Euro 792 Euro 907 Euro 1.155 Euro 1.449 Euro

Quelle: Schallöhr Verlag Renten-Anzeiger 2006, Näherungsverfahren

In diesen Fällen wird die Lebensplanung vollkommen umgeworfen. Mit dem persönlichen Verlust der Arbeitsfähigkeit sind in der Regel auch beträchtliche finanzielle Einbußen verbunden. Die gesetzlichen Rentenkassen bieten nur unzureichenden Schutz, da sich der Staat aus der Absicherung der Arbeitskraft weitgehend zurückgezogen hat. Alle, die nach dem 1. Januar 1961 geboren sind, haben nach heutigem Recht keinen ge-

setzlichen Berufsunfähigkeitsschutz mehr, sondern bekommen im Fall einer Berufsunfähigkeit lediglich eine halbe bzw. volle Erwerbsminderungsrente. Gerade für Selbstständige und Freiberufler ist die Situation noch dramatischer, da hier oftmals kein gesetzlicher Anspruch besteht. Die Arbeitskraft ist Garant für eine sorgenfreie Zukunft, aber auch ein stets bedrohtes Kapital. Die Absicherung der Arbeitskraft ist ein privates Risiko geworden – für alle. Verbraucherschützer und Medien raten daher zur privaten Vorsorge. Bei einem Angestellten mit einem Bruttoeinkommen von beispielsweise 5.000 Euro beträgt die Rente wegen voller Erwerbsminderung nur ca. 24 Prozent des letzten Bruttoeinkommens. Bei teilweiser Erwerbsminderung erhält er sogar nur ca. 12 Prozent des letzten Bruttoeinkommens. Für einen Alleinstehenden resultiert daraus eine Versorgungslücke von ca. 1.449 Euro bei voller Erwerbsminderung und ca. 2.054 Euro bei teilweiser Erwerbsminderung Schutz vor den finanziellen Einbußen bietet die relativ günstige WWK BioRisk Erwerbsunfähigkeitsvorsorge. Ein kaufmännischer Abteilungsleiter müsste, auf das obige Beispiel bezogen, dafür einen Monatsbeitrag von 33,85 Euro (Versorgungslücke bei voller Erwerbsunfähigkeit) bzw. 47,26 Euro (Versorgungslücke bei teilweiser Erwerbsunfähigkeit) aufwenden (Eintrittsalter

Die WWK BioRisk – für jeden das passende Angebot Risikovorsorge hoch

Berufsunfähigkeitsversicherung Komfort Berufsunfähigkeitsversicherung Basis

Grundfähigkeitsversicherung

Absicherung der Leistungsfähigkeit eines Berufes

Absicherung der allgemeinen Arbeitskraft / Erwerbsfähigkeit

Absicherung von Beeinträchtigungen grundlegender Fähigkeiten des allgemeinen Lebens

niedrig zunehmender Beitrag

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Quelle: WWK

Erwerbsunfähigkeitsversicherung

Absicherung der Leistungsfähigkeit des aktuell ausgeübten Berufes

RISIKO „Trotz des immensen Bedarfs zur Absicherung der Arbeitskraft ist die Versorgungssituation desolat“, betont Ansgar Eckert, Leiter Marketing der WWK.

35 Jahre, Endalter 60 Jahre, Versicherungsbeginn 01.09.2007, Überschusssystem Sofortverrechnung). Mit der WWK BioRisk-Versicherung kann aus vier Vorsorgebausteinen gewählt werden: Berufsunfähigkeitsvorsorge Komfort (Top-Schutz für Kunden, die ihr Einkommen nur in dem ausgeübten Beruf erzielen können bzw. möchten), Berufsunfähigkeitsvorsorge Basis (Basisschutz für Kunden, die ihr Einkommen auch in vergleichbaren Berufen erzielen können oder möchten), Erwerbsunfähigkeitsvorsorge (für Erwerbstätige, die ihre „Arbeitskraft“ günstig absichern möchten, gerade für Selbstständige und Erwerbstätige in Risikoberufen ein „Muss“!), Grundfähigkeitsvorsorge (für Personen geeignet, die eine kostengünstige Grundvorsorge treffen möchten). Die Versicherungen Berufsunfähigkeitsvorsorge Komfort und Basis sowie die Erwerbsunfähigkeitsvorsorge sind von der renommierten, unabhängigen Ratingagentur Franke & Bornberg bereits vor Produktstart mit der Bestnote „FFF“ bewertet worden: Sie erfüllen trotz differenzierter Leistungen und Prämienniveaus höchste Qualitätsansprüche. Die zur Produktlinie gehörende Zusatzversicherung „BUZ Komfort“ erhielt von Finanztest zudem vor Kurzem das höchste Qualitätsurteil „sehr gut“. www.wwk.de


Gut abgesichert für den Notfall Berufsunfähigkeitsversicherung Sie ist eine der wichtigsten Versicherungen – und gleichzeitig legen die

wenigsten Wert darauf, sich mit ihr zu beschäftigen. Das kann fatale finanzielle Folgen haben. von Sabine Olschner äufig passiert es schneller, als man denkt: Ein Unfall, eine schwere Krankheit, eine missglückte Operation – und schon kann man nicht mehr täglich ins Büro gehen und seinen normalen Job ausüben. Die Folge: Wer berufsunfähig ist, gerät oft an seine finanziellen Grenzen. Und wenn von dem Gehalt auch noch Ehepartner und Kinder leben müssen, sieht es erst recht bitter aus. Wohl dem, der eine Berufsunfähigkeitsversicherung – kurz: BU – abgeschlossen hat und damit auch in schwierigen Lebenslagen finanziell gut abgesichert ist. Doch das Risiko, eines Tages aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten zu können, scheinen die meisten Menschen eher als gering anzusehen. Gerade einmal 23 Prozent der Beschäftigten in Deutschland haben eine BU-Versicherung in der Schublade, so eine Untersuchung des Instituts für Demoskopie in Allensbach. „Das bedeutet im Umkehrschluss, dass zwischen 60 und 65 Millionen Menschen keine Absicherung haben“, rechnet Ansgar Eckert, Leiter Produktmanagement bei den WWK Versicherungen, vor. Ein Grund für das fehlende Interesse könne sein, so Eckert, „dass sich vor allem junge Menschen nun mal nicht gern mit dem Thema Krankheit beschäftigen“. Wenn es jedoch plötzlich um die eigene

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Gesundheit geht, kann ein fehlender Versicherungsschutz schnell zur Katastrophe werden. „Berufsunfähigkeit ist eines der größten Existenz gefährdenden Risiken überhaupt“, betont auch Winfried Spies, Vorstandsvorsitzender von CosmosDirekt. Und das vor allem in jungen Jahren: Zehn Prozent der Berufsunfähigen sind mittlerweile jünger als 40 Jahre. Da bleibt kaum Zeit, genügend Vermögen für den Notfall anzusparen. Viele weitere trifft es zwischen 50 und 55 Jahren. Auch hier wird es schwierig, die Zeit bis zur Zahlung der Altersrente zu überbrücken. Unterstützung vom Staat können Berufsunfähige kaum erwarten: Seit der Gesundheitsreform 2001 bekommen Arbeitnehmer, die nach dem 1. Januar 1961 geboren wurden, gar keine gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente mehr, für Ältere wurden die Leistungen stark abgespeckt. Stattdessen gibt es jetzt nur noch die so genannte Erwerbsminderungsrente. Das bedeutet: Wer nach einer schweren Krankheit oder einem Unfall seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, wird auf eine andere Tätigkeit verwiesen. Ein Banksachbearbeiter zum Beispiel erhält also keinen Cent aus der Rentenkasse, wenn er noch als Pförtner arbeiten kann. Erst wer aufgrund seiner Krankheit weniger als drei Stunden am Tag einem Job nachgehen kann, erhält die volle Rente; Berufstätige, die noch zwischen drei und sechs Stunden arbeiten

können, bekommen die Hälfte. Zum Leben reicht dieses Geld allerdings kaum aus, geschweige denn für den Aufbau einer Altersvorsorge. Besonders hart betroffen sind Berufseinsteiger: Sie müssen erst einmal 60 Monate lang in die Rentenkasse eingezahlt haben, bevor sie von den Leistungen profitieren können. Wen die Berufsunfähigkeit also in den ersten fünf Jahren nach Ausbildungs- oder Studienabschluss trifft, der geht leer aus. Selbstständige und Freiberufler, die nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, bekommen bei Berufsunfähigkeit ebenfalls keinerlei Unterstützung.

VERBRAUCHERSCHUTZ Lilo Blunck, BdV-Geschäftsführerin, warnt davor, einen Versicherungsvertrag abzuschließen, der eine „abstrakte Verweisungsklausel“ enthält.

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VERSICHERUNGEN

Sätze für die Beurteilung der Berufsunfähigkeit Tägliche Erwerbstätigkeit unter den Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes

Rentenhöhe

• sechs Stunden und länger

• keine Erwerbsminderung, keine Rente

• zwischen drei und sechs Stunden

• teilweise Erwerbsminderung, halbe Rente

• unter drei Stunden

• volle Erwerbsminderung, volle Rente

Quelle: www.deltalloyd.de

Selbst der Bund der Versicherten (BdV), der den Versicherungsunternehmen sonst sehr kritisch gegenübersteht, betont daher die Wichtigkeit der Absicherung: „Neben der Haftpflichtversicherung ist die Berufsunfähigkeitsversicherung eine der wichtigsten Versicherungen überhaupt“, unterstreicht BdV-Geschäftsführerin Lilo Blunck. Ihr dringender Rat lautet: „Je früher, desto besser.“ Junge Leute sind nämlich in der Regel noch gesund und bekommen daher von den Versicherungsunternehmen gute Angebote. Sobald die ersten Krankheiten auftauchen, kann der Versicherungsschutz teuer werden – oder man läuft sogar Gefahr, komplett abgelehnt zu werden. Entgegen einer häufigen Annahme sind nicht Unfälle, sondern Krankheiten die Hauptursache dafür, dass man seine Arbeitskraft verliert. Daher sind Unfallversicherungen auch nur bedingt eine Alternative zu einer Berufsunfähigkeitsversicherung. „Auffällig ist, dass in den letzten Jahren vermehrt psychisch bedingte Erkrankungen zu einer Be-

LEISTUNGEN Eine Minderung der Erwerbsfähigkeit von Arbeitnehmern zieht nicht automatisch die volle Rentenzahlung nach sich. Wer beispielsweise zwischen drei und sechs Stunden pro Tag arbeiten kann, erhält nur die halbe Rente.

rufsunfähigkeit führten“, erläutert Dr. Johannes Lörper, Vorstandsmitglied der Ergo-Versicherungsgruppe. „Laut dem Verband deutscher Rentenversicherungsträger waren sie 2006 bei Frauen und auch bei Männern die Hauptursache für den unfreiwilligen Ausstieg aus dem Arbeitsleben.“ Auf Platz zwei folgen bei Männern wie bei Frauen Skelett-, Muskel- oder Bindegewebskrankheiten. Auch Krebs oder Stoffwechselkrankheiten führen

häufig dazu, dass das Einkommen plötzlich ausbleibt. Es gibt also viele Gründe, sich mit dem Thema BU genauer auseinanderzusetzen. Wer schließlich die Entscheidung trifft, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen, hat die Wahl zwischen zwei Varianten: einer selbstständigen Versicherung und einer Zusatzversicherung. Thomas Marschall, Produktmanager Leben bei den Generali Ver-

BAföG-Modell für Einsteiger Angebot Mit einer prämienreduzierten Versicherung können sich

Auszubildende und Berufsstarter sofort ausreichend absichern.

Herr Pfister, warum ist gerade bei jungen Berufstätigen eine Berufsunfähigkeitsversicherung so wichtig? Hauptproblem ist, dass die jungen Leute aus der Sozialversicherung zunächst gar nichts zu erwarten haben, später Leistungen nur auf Hartz-IV-Niveau. Wer 2.000 Euro brutto verdient, erhält bei teilweiser

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Erwerbsminderung nur rund 360 Euro, bei voller Erwerbsminderung nur 720 Euro. Dabei ist der Beruf an sich gar nicht mehr versichert, da die gesetzliche Rente nur die Arbeitsfähigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt prüft und nicht etwa im erlernZehn Jahre weniger Beiträge. Monatliche Nettoprämie für 1.000 € monatliche Berufsunfähigkeitsrente am Beispiel eines 20-jährigen Bürokaufmanns in Ausbildung in Jahren.

Quelle:AMB Generali

Zusammen mit der Privathaftpflicht bildet die Berufsunfähigkeitsversicherung den Versicherungsgrundstock bei Berufsanfängern. Da das Einkommen aber noch gering ist, neigen junge Berufstätige dazu, diese Vorsorgemaßnahme auf die lange Bank zu schieben oder begnügen sich bestenfalls mit einer viel zu kleinen Zusatzrente. Die Generali hat mit der Selekta EinkommensVorsorge smart ein Modell entwickelt, mit dem Azubis, Berufsstarter und Studenten einen 5-Sterne-Schutz zu weniger als die Hälfte des üblichen Beitrages erhalten. VISAVIS sprach darüber mit Vertriebsvorstand Karl Pfister.

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BEITRAGSSTUNDUNG Wegen niedrigerer Einstiegseinkommen zahlen die Kunden der Generali in den ersten zehn Jahren deutlich geringere Beiträge.


sicherungen, erklärt den Unterschied: „Die Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung ist ein Kombi-Produkt, bei dem die BU an ein Trägerprodukt gekoppelt ist. Dies kann eine Kapital- oder eine Risikolebensversicherung sein.“ Das Problem dabei: „Die Zusatzversicherung folgt dem Schicksal der Hauptversicherung.“ Sprich: Wer seine Lebensversicherung kündigt – zum Beispiel, weil er arbeitslos geworden ist oder das Geld anderweitig braucht –, verliert auch seinen BU-Schutz. Daher rät Thomas Marschall, die beiden Risiken lieber getrennt zu versichern. Dies ist mit einer selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung möglich. Auch auf die Frage, wie hoch man sich versichern sollte, weiß der Produktmanager eine Antwort: „Ideal wäre es, wenn die Ansprüche aus der gesetzlichen Versicherung, sofern man welche hat, zusammen mit der Rente aus der privaten Versicherung so hoch wären wie das aktuelle Netto-Einkommen. Doch das kann sich kaum jemand leisten.“ Die durchschnittlichen Rentenhöhen, die ten oder zuletzt ausgeübten Beruf, wie man gemeinhin annehmen würde. Sie unterbieten mit Ihrer Selekta EinkommensVorsorge smart in der Prämie deutlich Ihre Mitwettbewerber. Wie bringen Sie dieses Kunststück fertig? Wir haben zunächst feststellen müssen, dass wegen der geringen Ausbildungsvergütungen oder Starteinkommen viel zu geringe Berufsunfähigkeitsrenten abgeschlossen werden. Also ging es darum, den jungen Leuten in der Prämie solange entgegenzukommen, bis sie beruflich und finanziell gefestigt sind. Dies erfolgt über drei Prämienstufen. So zahlt der Kunde in den ersten fünf Jahren nur rund 40 Prozent, in den darauffolgenden fünf Jahren rund 80 Prozent der erst ab dem 11. Jahr anfallenden Endprämie. Und das ohne jegliche Abstriche in den Bedingungen, die von Morgen & Morgen mit fünf Sternen ausgezeichnet sind. Also eine Art Stundungsmodell. Bieten Sie den jungen Leuten noch weitere Anreize? Allerdings. Ich will mich auf zwei Beispiele beschränken. Wen bereits in jungen Jahren das Schicksal einer dauerhaften Berufsunfähigkeit ereilt, der erhält auf Wunsch die vereinbarte Rente auf Lebenszeit gezahlt, quasi als Ersatz für die nicht mögliche private Altersvorsorge. Des Weiteren bieten wir als Spezialist für die finanzielle Vorsorge im

bei der Generali versichert sind, liegen bei 900 Euro im Monat. „Und damit liegen wir im Vergleich zu anderen Versicherern noch recht hoch“, so Marschall. Ein Grund dafür: Die Generali bietet für junge Leute einen Spezialtarif, der durch eine Beitragsstaffelung eine hohe BU-Absicherung mit niedrigen Anfangsbeiträgen gewährleistet. Das Problem der geringen Rentenhöhe sieht auch Ansgar Eckert von der WWK: „Viele haben eine viel zu niedrige Rentenzahlung gewählt, mit der sie im Schadenfall kaum über die Runden kämen.“ Erschwerend kommt hinzu, dass viele ihren KombiVertrag im Schadenfall beitragsfrei stellen. „Hier sollte man jedoch einen Schritt weiter denken“, meint Frank Lies, Produktmanager des Versicherungsunternehmens Delta Lloyd. „Denn die Rente aus der Berufsunfähigkeitsversicherung ist meist so kalkuliert, dass sie die Grundsicherung abdeckt, doch muss ja auch die Altersversorgung gesichert werden.“ Damit im Fall der Fälle hier nicht noch die Beiträge für die Rentenversicherung das

MAHNUNG „Junge Leute haben aus der Sozialversicherung zunächst gar nichts zu erwarten“, erläutert Karl Pfister die Gefahren der Berufsunfähigkeit.

dritten und vierten Lebensabschnitt auch bei diesem Produkt ergänzende Leistungen im Pflegefall an. So haben nur unsere Kunden das verbriefte Recht, bei Auslaufen des Vertrages, in aller Regel mit 65, nahtlos eine Pflegeversicherung anzuschließen, ohne dass wir dann einen Gesundheitscheck vornehmen. Damit ist die dringend erforderliche Anschlussvorsorge schon heute sichergestellt. Diese vorausschauende Leistung kommt gerade bei den Eltern unserer jungen Kundschaft sehr gut an. Weitere Informationen unter: www.generali.de

ABSICHERUNG Fachanwalt Ulrich Retzki empfiehlt, die Dokumentation des Beratungsgesprächs unbedingt vor der Vertragsunterzeichnung einzufordern.

Budget belasteten, biete sich eine Zusatzversicherung an, die diese Beiträge dann übernehme, so Frank Lies. Wie hoch die Berufsunfähigkeitsrente tatsächlich sein muss, hängt auch davon ab, welche sonstigen Einkommensquellen man hat: Zinserträge, Mieteinnahmen oder eine betriebliche Berufsunfähigkeitsrente sollten natürlich hinzugerechnet werden. Vor allem junge Leute machen oft den Fehler, sich zu niedrig zu versichern. Dabei vergessen sie, dass mit steigendem Gehalt auch ihre Ansprüche wachsen werden. 1000 Euro monatlich scheinen zu Beginn eines Berufslebens viel zu sein – spätestens nach der nächsten Gehaltserhöhung wird man sich damit kaum noch zufrieden geben. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass 1000 Euro in einigen Jahren aufgrund der Inflation weitaus weniger wert sind als heute. Eine Lösung ist die sogenannte Nachversicherungsgarantie. Damit können vor allem junge Berufstätige später ihre vereinbarte Rente erhöhen – zum Beispiel weil sie mehr verdienen, heiraten, Kinder bekommen oder ein Haus kaufen. Natürlich kostet dieser Aufschlag auch mehr, aber in der Zwischenzeit ist ja in der Regel auch das Einkommen gestiegen. Eine Alternative zur Nachversicherungsgarantie ist der dynamische Schutz, den die meisten Versicherungsunternehmen anbieten. Dabei steigen Beitrag und Rentenvereinbarung jedes Jahr um einen festen Prozentsatz an. Man kann diese Dynamik annehmen oder sie ablehnen. Entscheidet man sich allerdings drei Jahre hintereinander dagegen, erlischt für die Zukunft das Recht auf die Dynamik. Flexibler ist man ohnehin mit einer NachversicheVISAVIS ECONOMY

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VERSICHERUNGEN

So wichtig wie das tägliche Brot Diskrepanz Eine von CosmosDirekt in Auftrag gegebene forsa-Studie zur Vorsorge von Familien zeigt:

Viele halten einen Berufsunfähigkeitsschutz zwar für sehr wichtig, verzichten aber dennoch darauf. ternteil, der seine Arbeitskraft tagtäglich viele Stunden zuhause einsetzt. Eine BU-Versicherung also auch für Hausfrauen? Ja! Dies vor allem, wenn man bedenkt, dass die weitaus meisten Unfälle im Haushalt passieren, – oft mit gravierenden Folgen, sodass die Hausfrau ihrer Arbeit nur noch unzulänglich oder – im schlimmsten Fall – gar nicht mehr nachkommen kann. „Dies gilt auch für den Fall einer ernsten Erkrankung mit anschließender Berufsunfähigkeit, bei der dann zum Beispiel keine Versorgung der Kinder mehr möglich ist, eventuell eine Haushaltshilfe bezahlt werden muss und zusätzliche Kosten anfallen, wie etwa für Umbaumaßnahmen oder Pflege“, sagt Winfried Spieß, Vorstandsvorsitzender der CosmosDirekt. Sicherlich gehört der Gedanke an den möglichen Verlust der Arbeitskraft nicht gerade zu den Themen, mit denen sich junge Leute gerne beschäftigen. Dennoch ist es klug, die – künftige – Arbeitskraft bereits in jungen Jahren abzusichern, denn ein früher Einstieg garantiert nicht nur niedrige Prämien ein Arbeitsleben lang, sondern erleichtert in der Regel auch den Einstieg. Dass eine so wichtige Absicherung, wie es der Berufsunfähigkeitsschutz ist, den einen oder anderen Euro kostet, ist klar. Berufsunfähigkeitsschutz Allerdings wird die Beitragshöhe von vielen falsch eingeschätzt, so ein weiteres Ergebnis des Familienreports von CosmosDirekt. Es gilt, einen Anbieter zu wählen, der bei optimaler Leistung bezahlbaren Schutz bietet. Als Direktversicherer kann CosmosDirekt auch beim Berufsunfähigkeitsschutz ein hervorragendes Preis-/ Leistungsverhältnis vorweisen, wie unabhängige Verglei-

Kaum eine andere Versicherung ist so existenziell, kaum eine andere wird so vernachlässigt. Dabei gilt: Berufsunfähigkeit ist eines der größten existenzgefährdenden Risiken überhaupt. Die mit dem Verlust der Arbeitskraft verbundenen finanziellen Folgen sind eine große Gefahr für die materielle Sicherheit ganzer Familien. Der Schaden überschreitet leicht die Million-EuroGrenze. Leider wird dies von vielen immer noch verdrängt – nach dem Motto: „Mir passiert schon nichts.“ Dabei ist es durchaus nicht so, als wäre man sich der Gefahr nicht bewusst: Laut einer von CosmosDirekt in Auftrag gegebenen forsa-Studie, welche die private Vorsorge von Eltern in Deutschland in den Fokus rückt, stufen zwar 79 Prozent aller Befragten den Berufsunfähigkeitsschutz als wichtig oder sogar sehr wichtig ein, aber lediglich 60 Prozent der befragten Mütter und Väter haben tatsächlich Vorsorge getroffen. Riskant, vor allem vor dem Hintergrund, dass heute bereits jeder vierte Arbeitnehmer berufsunfähig wird und vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden muss. Wichtig ist auch die Erkenntnis, dass nicht nur der oder die Hauptverdiener/in abgesichert sein muss, sondern auch der El-

Quelle: CosmosDirekt Familienreport 2007

Diskrepanz beim

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WEITSICHT „Das größte Risiko im Leben eines jungen Menschen ist nicht das Alter, sondern der mögliche Verlust der Arbeitskraft“, betont Winfried Spieß, CosmosDirekt.

che wie die der Stiftung Warentest regelmäßig belegen. So zählt das Angebot des Unternehmens stets zu den günstigsten unter den besten. Das garantiert, dass selbst bei schmalem Geldbeutel diese notwendige Absicherung bezahlbar bleibt. Zusätzlich bietet Deutschlands größter Direktversicherer zwei Varianten des Berufsunfähigkeitsschutzes an, sodass der Interessent je nach seinem individuellen Absicherungsbedarf seinen Leistungsumfang selbst bestimmen kann. Das größte Risiko im Leben eines jungen Menschen ist nicht das Alter, sondern der mögliche Verlust der Arbeitskraft, sei es durch Unfall oder Krankheit. Während das „Risiko Alter“ noch weit weg ist, kann die Berufsunfähigkeit schon morgen für immer Wirklichkeit sein. So gesehen, muss die Absicherung der Arbeitskraft als erster und wichtiger Baustein der Altersvorsorge verstanden werden. Denn was nützt sonst die beste Absicherung für das Alter, wenn man vorher berufsunfähig wird und ohne Absicherung weder seinen laufenden Lebensunterhalt bestreiten noch für das Alter vorsorgen kann? Die Wahl eines kostengünstigen Anbieters wird beides ermöglichen und den Lebensstandard in allen Lebensphasen sichern. Weitere Informationen unter: www.cosmosdirekt.de


rungsgarantie, denn Lebensumstände verändern sich manchmal unvorhergesehen, und dann will man in der Regel auch rasch seinen Versicherungsbedarf anpassen. Ein weiterer Vorteil der Nachversicherungsgarantie: Die vertragliche Rentenerhöhung wird ohne erneute Gesundheitsprüfung vollzogen. Diese Prüfung ist mit ein Grund dafür, warum viele den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung scheuen. Vor der Vertragsunterschrift steht nämlich eine lange Liste von Fragen, die der künftige Versicherungsnehmer beantworten muss. Jürgen Hansemann von der Nürnberger Versicherung erklärt, was es mit der Gesundheitsprüfung auf sich hat. „Um das Risiko kalkulieren zu können, wollen die Versicherungsunternehmen wissen, welche Vorerkrankungen vorliegen“, so der BU-Experte. „Dazu werden dem Antragsteller Fragen zu bestehenden und früheren Erkrankungen, zu Krankenhausaufenthalten und ärztlichen Behandlungen gestellt.“ Die Antworten beziehen sich dabei auf einen zurückliegenden Zeitraum von fünf beziehungsweise zehn Jahren. Beschwerden, die vollkommen ausgeheilt sind, müssen nicht im Fragebogen angegeben

RATSCHLAG „Fragen zur Gesundheit sollte der Versicherte auf jeden Fall wahrheitsgemäß beantworten, da auch der Anspruch auf BU hiervon abhängt“, rät Martin Kinkel.

werden. Weitere Fragen im Versicherungsantrag beziehen sich auf den Beruf: Ein Kaufmann geht bei seiner Arbeit ein geringeres Risiko ein als ein Dachdecker. Ersterer wird daher von den Versicherungen günstiger eingestuft. Auch gefährliche Hobbys wie Kampf- oder Motorsport, Tauchen oder Fall-

schirmspringen erregen das Interesse der Versicherer. „Hier werden dem Antragsteller unter Umständen zusätzliche Fragen gestellt“, erklärt Jürgen Hansemann. Beginnt man erst nach dem Vertragsschluss mit seinem riskanten Hobby, muss dies dem Versicherer übrigens nicht gemeldet werden. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, alle Fragen zur Gesundheit wahrheitsgemäß zu beantworten. Denn wenn die Versicherung im Falle einer Berufsunfähigkeit feststellt, dass der Betroffene bereits früher eine ähnliche Krankheit hatte, kann sie die Zahlung verweigern. Wer hingegen einmal einen Bandscheibenvorfall hatte und nun wegen psychischer Probleme nicht mehr arbeiten kann, hat nach wie vor Anspruch auf seine Berufsunfähigkeitsrente. Martin Kinkel, Fachautor und Dozent zu Finanzthemen, gibt den Tipp: „Wenn die Angaben nur für einen begrenzten Zeitraum gemacht werden müssen, lohnt es sich vielleicht, nach einer ausgeheilten Krankheit ein paar Jahre zu warten, um dann guten Gewissens im Fragebogen ein ‚Nein‘ ankreuzen zu können.“ Andererseits, so gibt er zu bedenken, können in der Wartezeit auch neue Krankheiten aufgetaucht

Modelle zur Absicherung der Arbeitskraft Kunden profitieren von der langjährigen Erfahrung der Nürnberger Versicherungsgruppe. Rund drei Viertel aller Haushalte sind nach Auskunft des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen nicht gegen die finanziellen Folgen einer Berufsunfähigkeit abgesichert. Die Nürnberger als ältester BU-Versicherer Deutschlands bietet seit 1884 Produkte zur Absicherung der Arbeitskraft an. Auf der Basis dieser Erfahrung entwickelt sie immer wieder kundenfreundliche und flexible Produktinnovationen. Speziell für Schüler ab sechs Jahren hat die Nürnberger einen preiswerten Einstieg in eine spätere Erwerbs- bzw. Berufsunfähigkeitsversicherung geschaffen. „Die Nürnberger ist derzeit die einzige Gesellschaft in Deutschland mit einer Absicherung der Arbeitskraft von sechs bis 67 Jahren“, betont Jürgen Hansemann von der Nürnberger. Durch zahlreiche Optionen kann der Schutz an geänderte Lebensbedingungen angepasst werden. Bei der selbstständigen Berufsunfähigkeitsversicherung ist die Nürnberger mit der von ihr entwickelten Investment Berufsunfähigkeitsversicherung (IBU) heute Marktführer. Überschüsse werden in frei wählbaren Fonds bzw. Fondsdepots angelegt und sind flexibel verfügbar. Der Kunde kann zwischen

einem Basis-, einem Standard- und einem ComfortSchutz wählen. Der umfangreichste Schutz – der Comfort-Schutz – beinhaltet den Verzicht auf die abstrakte Verweisung und Erhöhungsoptionen der versicherten BU-Rente bei bestimmten Anlässen. Mit dem Basis-Schutz kann Personen mit körperlich belastenden Berufen wie Handwerkern oder Pflegefachkräften eine preiswerte Absicherung für den Erwerbsausfall angeboten werden. Ebenso eignet sich dies für Personen, die zu besonders günstigen Prämien angemessene Rentenhöhen versichern möchten. Alle drei Leistungsvarianten können mit der sogenannten SchnellHilfe-Zusatzversicherung kombiniert werden. Bei bestimmten schweren Erkrankungen erhält der Kunde – unabhängig davon, ob er berufsunfähig ist oder nicht – eine einmalige Kapitalzahlung von bis zu 30.000 Euro. International anerkannte Rating-Agenturen wie Standard & Poor´s und Fitch bescheinigen seit Jahren die Erstklassigkeit und Finanzstärke der Nürnberger, so Hansemann. Beim „BU-Unternehmensrating“ der Rating-Agentur Franke & Bornberg ist die Nürnberger Lebensversicherung AG die einzige Ge-

sellschaft am deutschen Markt, die viermal in Folge mit der Höchstnote FFF (hervorragend) bewertet wird.Auch beim BU-Rating von Morgen & Morgen erhält die Nürnberger mit ihren BU-Comfort-Produkten die Höchstwertung von fünf Sternen. www.nuernberger.de

VORSORGE Jürgen Hansemann, Nürnberger Versicherungsgruppe, warnt vor den finanziellen Folgen einer Berufsunfähigkeit für Angestellte und Selbstständige.

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Kostengünstige Vorsorge für den Ernstfall Interview Johannes Lörper, Vorstandsmitglied der Hamburg-Mannheimer und Victoria Lebensversicherung,

warnt gegenüber VISAVIS vor den finanziellen Risiken einer Berufsunfähigkeit. Wenige Sekunden können das Leben verändern. Ein Herzinfarkt, ein Schlaganfall oder ein Sturz – und nichts ist mehr wie vorher. Die meisten Menschen verdrängen solche Schreckens-Szenarien, die unter anderem verheerende Folgen für die berufliche und finanzielle Situation haben können.

KOMPETENZ „Das Risiko Berufsunfähigkeit wird noch immer stark unterschätzt. Jeder vierte Berufstätige muss seinen Job vorzeitig aufgeben“, betont Dr. Johannes Lörper.

Herr Dr. Lörper, wer sollte sich denn gegen Berufsunfähigkeit versichern und welche Möglichkeiten gibt es? Grundsätzlich jeder Berufstätige, ob selbstständig oder angestellt, sollte sich gegen das Risiko der Berufsunfähigkeit absichern. Dabei ist zu empfehlen, sofort bei Beginn des Berufslebens eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) oder eine Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (BUZ) abzuschließen. Denn erstens hat man – wenn überhaupt – in den ersten Berufsjahren meist nur einen geringen Anspruch auf staatliche Erwerbsminderungsrente, und zweitens richtet sich die Höhe der Beiträge für eine Berufsunfähigkeitsversicherung unter anderem nach Eintrittsalter, Laufzeit und Gesundheitszustand. Bei einem frühen Einstieg in eine private Absicherung fallen die laufenden Beiträge in der Regel niedriger aus. Aber auch die 40- bis 50-Jährigen sollten überprüfen, ob ihnen die gesetzlichen Leistungen ausreichen würden und gegebenenfalls zusätzlich privat vorsorgen, denn gerade ab

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diesem Alter nimmt das Risiko, berufsunfähig zu werden, stark zu. Was ist der Unterschied zwischen einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) und einer Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (BUZ), und wann ist welche Vertragsform empfehlenswert? Gegen Berufsunfähigkeit kann man sich entweder mit einem eigenständigen Versicherungsvertrag schützen oder aber mit einer Zusatzversicherung in Kombination mit einer Risiko-, Kapitallebens- oder Rentenversicherung. Zusatzversicherungen sind in der Regel kostengünstiger als separate Verträge. Wer also neben der BU auch etwas für seine Altersvorsorge tun will, dem empfehle ich eine Kombipolice. Für allein verdienende Familienväter oder -mütter ist eine Kombination aus Risikolebensversicherung und BUZ besonders sinnvoll, weil sie so gleichzeitig ihre Hinterbliebenen schützen. Worauf sollte man achten, wenn man eine BU-Versicherung abschließen möchte? Die Versicherungsnehmer sollten – alle Leistungsansprüche aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Absicherung zusammengezählt – nach Möglichkeit etwa 75 Prozent des aktuellen Nettoeinkommens absichern. Dass der Beitragsaufwand dafür oft als „hoch“ eingeschätzt wird, zeigt, dass das Risiko einer Berufsunfähigkeit immer noch stark unterschätzt wird. Bei der Auswahl des Versicherers bieten unabhängige Ratings erste Orientierungshilfen. Fitch, Standard & Poor’s, Morgen & Morgen oder map-report geben Auskunft über die Finanzkraft der Versicherer, die Versicherungsbedingungen und die BU-Prozessquote. Die Hamburg-Mannheimer hat etwa laut map-report unter den größten 20 deutschen Versicherern die niedrigste Prozessquote, das spricht für unsere sehr kundenfreundliche Regulierungspraxis. Auch die Victoria weist eine der geringsten Prozessquoten auf dem BU-Markt auf. An einer geringen Prozessquote kann der Kunde im Ernstfall verlässliche und unbürokratische Anbieter erkennen. Diese Vorteile werden durch das Ratingergebnis

von Morgen & Morgen unterstrichen. Hierbei erzielen unsere Produkte ein sehr gutes Gesamtergebnis. Welche Produkttrends sehen Sie für die nahe Zukunft? Aufgrund der engen gesetzlichen Vorgaben bei der eigentlichen BU-Absicherung wird sich die bereits begonnene Entwicklung zu flexiblen Produkten mit zahlreichen Anpassungsoptionen und individuell hinzuwählbaren Zusatzleistungen beschleunigen. Die Produkte sollen stärker an moderne Bedürfnisse wie häufige Berufswechsel oder an bestimmte Lebensabschnitte wie Berufseinstieg oder Elternzeiten angepasst werden können. Auch die Hamburg-Mannheimer und die Victoria sind dabei, ihre Lösungen zur Berufsunfähigkeitsabsicherung in diese Richtung zu erweitern und gleichzeitig deren Handhabung für Kunden und Vermittler zu vereinfachen. www.ergo.de


Gründe für die Erwerbsminderung 1.800.000 Personen beziehen gegenwärtig Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit. Mehr als 40.000 Personen beantragen jährlich Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit.

Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparates

31% 30%

Erkrankungen des Hirns und des Nervensystems

8%

Herz-, Kreislauf- und Blutgefäßerkrankungen

8%

Bösartige Neubildungen (Tumore, Karzinome) 12%

Sonstige

Quelle: WWK Versicherungen

11%

Unfälle

GESUNDHEIT Die Statistik zeigt, dass jeder Arbeitnehmer von Berufsunfähigkeit betroffen sein kann. Das Unfallrisiko wird allerdings im Vergleich zum Risiko alltäglicher Erkrankungen von vielen weit überschätzt.

sein, die im schlimmsten Fall zu einer Ablehnung führen können. Es gibt jedoch noch weitere Möglichkeiten, erst einmal zu testen, ob man mit seiner Krankenvorgeschichte Aussicht auf einen guten und günstigen BU-Vertrag hat: Wer mehrere Anträge gleichzeitig stellt, braucht nicht anzugeben, ob er von einem anderen Versicherer schon einmal abgelehnt wurde. „In diesem Fall hat man kaum noch die Chance, bei einer anderen Gesellschaft angenommen zu werden“, so Kinkel. Denn die Ablehnung wird in einer so genannten Wagnisdatei gespeichert, auf die alle Lebensversicherer Zugriff haben. Und wer bei einer Versicherung gescheitert ist, gilt als vorbelastet. Die andere Alternative: „Verschiedene Versicherungsmakler bieten an, zunächst einmal anonyme Probeanträge an die Gesellschaften zu schicken“, erklärt Martin Kinkel. Der Vorteil: Bei der anonymen Anfrage weiß der Versicherer nicht, wer sich dahinter verbirgt. Erst wenn einem ein Angebot zusagt, gibt man seine persönlichen Daten preis. Ein gutes Angebot für Probeanträge findet sich zum Beispiel unter www.buforum24.de. Bei den Gesundheitsfragen wird sich im kommenden Jahr ohnehin einiges ändern: Am 1. Januar 2008 tritt das neue Versicherungsvertragsgesetz (VVG) in Kraft. „Dann werden die Gesundheitsfragen weit konkreter werden als bisher“, erwartet Lilo Blunck vom Bund der Versicherten. Für sie ist es WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@

+ www.bundderversicherten.de + www.jobmoney.de + www.retzki.de

lichkeit der Versicherungsunternehmen, ihren Kunden bei der Ablehnung eines Anspruchs die kurze, nur sechsmonatige Klagefrist zu setzen. „In Zukunft sind die Versicherten bei Ablehnungen daher nicht mehr gezwungen, kurzfristig zu reagieren. Es gelten – wie auch sonst – nur noch die Regeln über die Verjährung“, erklärt Ulrich Retzki. Außerdem wird die Kündigung von Versicherungsverträgen vereinfacht. Wenn ein Vertrag im Laufe des Versicherungsjahres gekündigt wird, braucht die Versicherungsprämie nur noch bis zu dem Kündigungszeitpunkt gezahlt zu werden und nicht wie bisher für das gesamte Jahr. Nicht verändern wird sich hingegen, dass man vor dem Abschluss einer BU genau hinsehen muss, um im Leistungsfall nicht enttäuscht zu werden. So rät zum Beispiel Lilo Blunck vom BdV, dass der Vertrag auf keinen Fall eine „abstrakte Verweisungsklausel“ enthalten dürfe. In diesem Fall könne das Versicherungsunternehmen den Betroffenen nämlich – wie die gesetzliche Versicherung – auf einen anderen Beruf verweisen. Darüber hinaus sollte man darauf achten, dass die Versicherung die Berufsunfähigkeit auch anerkennt, wenn ein Mediziner sie „nur“ für sechs Monate prognostiziert. Eine rückwirkende Leistung ab dem ersten Tag der Berufsunfähigkeit sollte selbstverständlich sein. „Auch wenn es kompliziert scheint: Vergleichen lohnt sich allemal“, betont Lilo Blunck. „Bei der Wahl der BU sollte man nicht nur auf den Preis schauen, sondern vor allem die Bedingungen genau prüfen.“

kein Wunder, dass es in der Vergangenheit oft Streitfälle zwischen den Versicherern und dem Geschädigten gab: „Auf diffuse Fragen haben die Antragsteller auch diffuse Antworten gegeben.“ Dies soll sich jetzt ändern: Künftig müssen Antragsteller nur noch die Angaben machen, nach denen die Versicherung ausdrücklich gefragt hat. Ist der Fragebogen nicht eindeutig, liegt das Risiko der Fehleinschätzung in Zukunft beim Versicherer und nicht beim Kunden. Darüber hinaus gibt es im Rahmen des neuen VVG noch weitere Änderungen, die auch der Kunde bemerken wird. Dazu zählt vor allem die Pflicht, dass Beratungsgespräche ab 2008 dokumentiert werden müssen. „Diese Dokumentation ist künftig fester Bestandteil des Versicherungsvertrages“, erklärt Ulrich Retzki, Fachanwalt für Versicherungsrecht in Berlin. „Der Vermittler – sei es ein Makler oder eine Versicherungsagentur – muss dem Kunden die Dokumentation aushändigen. Ich empfehle, diese unbedingt einzufordern, bevor man den Antrag unterschreibt.“ Hintergrund der neuen Regelung: Durch die Dokumentation habe der Kunde bei einer fehlerhaften Beratung erstmals die wirkliche Chance, den Inhalt des Beratungsgesprächs verlässlich zu beweisen und damit sein Recht auf Versicherungsschutz oder zumindest Schadenersatz durchzusetzen. Darüber BERATUNG Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine Sache des Verhinaus entfällt im neuen VVG trauens. Der Kundenbetreuer muss die individuelle Situation des Versiersatzlos die bisherige Mög- cherten genau analysieren. Nur so lassen sich Überraschungen vermeiden. VISAVIS ECONOMY

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BANKEN

Tücken beim Kontenschutz Sicherheit Scimming, Phishing und Trojaner machen den Bankkunden

das Leben schwer. Neue Technologien bieten mehr Schutz.

Vor 40 Jahren wurde in London der erste Geldautomat in Betrieb genommen – eine Erfindung des heute 82-jährigen Briten John Shepherd-Barron. Damals gab es statt Plastikkarten leicht radioaktive Schecks, und das Limit beim Abheben lag bei zehn britischen Pfund. Die heutigen Geldautomaten haben mit diesem Modell nicht mehr viel gemein – außer der PIN. Die war schon damals vierstellig, denn nach Aussagen des Erfinders konnte seine Frau sich nicht mehr als vier Ziffern merken. Nun sind die Beträge, um die es heute geht, um ein Vielfaches höher, und durch die Bequemlichkeiten des Onlinebankings sind weitere Sicherheitsrisiken entstanden, denen sich Banken wie Kunden heute stellen müssen. Neben den zu kurzen PINs besteht die Gefahr, dass die Person, die einen Code eingibt, nicht zwangsläufig der rechtmäßige Kartenbesitzer ist. Zumindest Letzteres lässt sich durch biometrische Prüfungen reduzieren. Zur Debatte stehen neben dem klassischen Fingerabdruck auch Gesichtserkennung sowie Scans von Fingervenenmustern oder der Iris. Aber: Auch die Biometrie ist nicht vor Angriffen gefeit. Aus diesem Grund sind biometrische Maßnahmen kein Ersatz für Karte und Passwort, sondern sollten – wie in Japan – ergänzend eingesetzt werden. Motivationshilfe für die japanischen Banken war dabei sicher ein neues Gesetz, das die Banken zur Erstattung aller Verluste zwingt, die einem Kunden durch unverschuldeten Kartenmissbrauch entstehen. In Deutschland

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hingegen wird mit neuen Ansätzen zwar experimentiert, wirklich geändert hat sich beim Thema Automatensicherheit indes noch nichts. Interessant ist die jüngste Veröffentlichung der Universität Stanford: Über ein „Eye tracking“-System können PINs und Passwörter eingegeben werden, ohne überhaupt eine Tastatur zu berühren. Stattdessen werden die Augenbewegungen erfasst – anstatt also eine „4“ zu tippen, fixiert man diese auf dem Bildschirm. Dadurch wären Angriffe über manipulierte Tastaturen an Automaten (sog. „Scimming“) ausgeschlossen – zu einem Anschaffungspreis von bis zu 40.000 US-Dollar. Das erklärt auch, warum

EXPERTE Magnus Kalkuhl, Virenanalyst der Kaspersky Labs GmbH, warnt vor den Gefahren für Banken und ihre Kunden beim Onlinebanking und am Geldautomaten.

uns nicht nur in Deutschland der klassische Vier-Stellen-PIN-Code noch eine Weile erhalten bleiben wird. Nun ist die Sicherheit heutiger Bankautomaten geradezu traumhaft, wenn man ihr die Risiken des Onlinebankings gegenüberstellt. Der Hauptgrund: Bankautomaten werden vom Kunden nur bedient, Wartung und Absicherung liegen aber in den Händen der Bank. Ganz anders beim Onlinebanking: Hier kann die Bank nur ihre Server absichern. Welche Programme aber auf dem PC des Anwenders laufen, darauf hat die Bank keinen Einfluss. Ob ein Kunde im Schadensfall Kulanz seitens seines Finanzinstitutes erwarten kann, ist davon abhängig, ob z. B. ein aktueller Virenschutz installiert war und grobe Fahrlässigkeit ausgeschlossen werden kann. Gerade Letzteres zu bestätigen oder zu widerlegen ist aber für beide Seiten mit großem Zeitaufwand verbunden – kein zufriedenstellender Zustand. Natürlich gibt es auch im Bereich Onlinebanking einige Maßnahmen, die das Schlimmste zu verhindern versuchen. Ein erster Schritt war die Abkehr von einer festgelegten TAN-Folge (auf TAN 102 folgte TAN 103 etc.). Stattdessen fordern die meisten Banken bei Online-Transaktionen eine jeweils zufällig gewählte TAN an. Ein weiterer Ansatz ist die Verwendung zusätzlicher Hardware wie HBCI: Durch eine externe Tastatur in Kombination mit einer Chipkarte wird es Autoren von Trojanern erschwert, sich in laufende Transaktionen einzuklinken. Doch der Anschaffungspreis von rund 100 Euro scheint das Interesse in Grenzen zu halten: Zurzeit setzen weniger als zehn Prozent aller Onlinebanking-Kunden auf HBCI. Andere Wege zum Selbstschutz sind günstiger, dafür aber auch weniger komfortabel: So bietet T-Online seinen Kunden für knapp drei Euro / Monat ein Programm für Javafähige Handys an, mit dem Überweisungen verschlüsselt getätigt werden können. Und letztlich kann man auf seinem Computer eine Live-CD wie das kostenlose „Knoppix“ starten, um online Geschäfte zu machen. Vor Phishing-Mails schützt dies zwar nicht, dafür kann man sich aber sehr sicher sein, bei jedem Neustart ein virenfreies System vor sich zu haben. Gerade dieser Ansatz könnte auch für Banken interessant sein, die ihren Kunden mit kostenlosen Live-CDs eine speziell auf Onlinebanking getrimmte Umgebung zur Verfügung stellen könnten. Weitere Informationen unter: www.kaspersky.de


Was wird morgen? Gewappnet Im Zeichen von Globalisierung, Deregulierung und Wett-

bewerbsdruck sind die Banken gezwungen, neue Wege zu gehen. von Dr. Ralf Magagnoli ie Bankenlandschaft ist im Umbruch. Globalisierung und Deregulierung erhöhen den Wettbewerbsdruck. Die Banken müssen erstklassige Renditen vorweisen, um nicht schnell als Übernahmekandidaten zu gelten. Fusionen zwingen die Banken, ihre IT-Landschaften so zu gestalten, dass sie sich an die wechselnden Anforderungen anpassen, ohne die Geschäftsprozesse zu behindern. Der Kunde rückt in den Fokus; zugleich aber ist die Kundenbindung volatiler geworden, sind Kun-

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den eher bereit, ihre Banken zu wechseln, als früher. Es gilt also, Vertriebsmechanismen einzusetzen, die die Kundenbindung verbessern. Hinzu kommen immer neue Regularien – Stichworte MiFID (Markets in Financial Instruments Directive) und SEPA (Single Euro Payments Area) –, die eingehalten werden müssen. All diese Anforderungen prägen das Gesicht der Bank der Zukunft. Immer wichtiger ist dabei der Zusammenhang zwischen Agilität und Industrialisierung. Während unter Agilität die Fähigkeit der Unternehmen zur Innovation und zur Anpassung der eigenen Geschäftsmodelle

verstanden wird – also etwas, was letztlich der Kundenbindung dient –, bezeichnet Industrialisierung die kontinuierliche Optimierung und Kostenreduktion. Über Automatisierung und Standardisierung werden Durchlaufzeiten und -volumina verbessert. Eigentlich sind die beiden Anforderungen Antagonismen; die Umsetzung der einen Anforderung müsste die Umsetzung der anderen behindern. Hier kommt die serviceorientierte Architektur (SOA) ins Spiel, durch die sich beide Anforderungen erreichen lassen. Die Banken haben die Möglichkeiten dieser speziell auf Change-Prozesse ausgerichteten technologieunabhängigen Architektur erkannt und setzen diese zunehmend ein. Medienbrüche, Inkonsistenzen und Redundanzen – also Probleme, die bei Fusionen besonders massiv auftreten – lassen sich durch die applikationsunabhängige Verwaltung von Prozessen, Regeln und Stammdaten vermeiden. Die Agilität bleibt gewahrt, die IT wird nicht zum Hindernis bei der Kundenbindung. Nach Ansicht des CRM-Experten Dr. Wolfgang Martin handelt es sich bei der SOA um ein „flexibles Instrumentarium, mit dem sich die Geschäftsprozesse standardisieren und automatisieren lassen, Kompetenzen regional und global zu Services gebündelt werden und Lastspitzen on demand abgedeckt werden können“. Internationale Regularien wie MiFID oder SEPA stellen neue Anforderungen an die Finanzdienstleister, auf die auch Hersteller reagieren. IT-Hersteller Beta Systems Software AG hat mit FrontCollect for SEPA eine Zahlungsverkehrsanwendung auf den

Mit Beta Systems gerüstet für SEPA

Ab dem ersten Januar 2008 betrifft die Single Euro Payment Area (SEPA) jedes Kreditinstitut im Euroraum. Ziel von SEPA ist es, die bisherigen nationalen Zahlungsverkehrsverfahren durch einheitliche europäische Standards zu ersetzen. Arbeitstäglich fallen im Euroraum 183 Millionen unbare Zahlungstransaktionen an. Davon sind, laut Deutscher Bundesbank, fast 85 Prozent Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen. Software-Unternehmen wie die Berliner Beta Systems Software AG bieten die entsprechenden Lösungen. „Das Produkt FrontCollect for SEPA ist ein

mit modernster Technologie ausgestattetes Zahlungsverkehrssystem, das die neuen SEPA-Überweisungsträger und -Lastschriften-Mandate einliest und verarbeitet“, so Dr. Karl-Heinz Werner, Senior Manager Corporate Product Management bei Beta Systems. Die ausgelesenen Informationen werden an nachfolgende Systeme wie Buchungssysteme oder Archive (z. B. EBS 20 von Beta Systems) weitergegeben. In der Übergangsphase werden sowohl Standard-Inlands-, EU- als auch SEPA-Überweisungen verarbeitet. „Der Einsatz von FrontCollect for SEPA bietet höchste Erkennungsraten,

UNTERSTÜTZUNG „FrontCollect fördert die Implementierung von neuen attraktiven Angeboten“, sagt Dr. Karl-Heinz Werner.

Verarbeitungsgeschwindigkeit und Prozessqualität“, so Dr. Karl-Heinz Werner. Mit FrontCollect for SEPA schaffen Finanzinstitute die besten technischen Voraussetzungen für den EuroZahlungsverkehr. Bestehende Geschäftsprozesse im internationalen Zahlungsverkehr können im Zuge der Implementierung überprüft, automatisiert und rationalisiert sowie vorhandene Systeme konsolidiert werden. Dadurch ergeben sich Kosteneinsparungen, die Kunden, neuen Services und Produkten zugutekommen. Weitere Infos unter: www.betasystems.com

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Markt gebracht, welche die Prozesse rund um SEPA-Überweisungsträger automatisiert. Kamyar Niroumand, Vorstandsvorsitzender der Beta Systems Software AG, gibt sich zudem überzeugt, dass Agilität und Flexibilität die großen Herausforderungen in der Branche sind, die durch Integrationslösungen und Konsolidierung bewältigt werden. Beta 4Agility Suite, in Kürze auf dem Markt, ermöglicht es Banken, „flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen in der Organisationsstruktur oder in den Geschäftsmodellen zu reagieren“. Geschäftsprozesse laufen nahtlos weiter und werden zudem optimiert. Darun-

terliegende Systeme erfahren bei Bedarf eine schrittweise Konsolidierung. Dies beinhaltet Kostenersparnisse und ein hohes Maß an Investitionsschutz. Ganz auf Standardisierung setzt ebenfalls der Informationsdienstleister WM Datenservice, der seine Kunden im Bankenumfeld mit speziellen Lösungen beim medienbruchlosen Austausch und bei der effizienten Verarbeitung von Daten unterstützt. Eine Neuentwicklung von WM Datenservice ist eine ganzheitliche Datenlösung, mit der sich MiFID umsetzen lässt. Weitere Schwerpunkte sind Anwendungen, die den Institu-

Standardisierung als Mission Finanzdienstleister brauchen ganzheitliche Datenlösungen. Die Finanzindustrie befindet sich in einem Strukturwandel, geprägt von Konzentration und Integration, und findet in WM Datenservice einen starken Partner. „Wir erarbeiten integrierte Lösungen für Daten- und Informationssysteme, die individuell auf die Prozesse unserer Kunden zugeschnitten sind“, erklärt Verlagsdirektor Georg Eisel, der seit 1991 die Geschäfte des WM Datenservices führt. Im Hinblick auf die Vernetzung der Finanzmärkte kann die Entwicklung effizienter IT-Lösungen nur auf der Basis von Standards maßgeblich unterstützt werden. Es sind gültige und verständliche Absprachen zu treffen, um den bruchlosen Austausch und die rationelle Verarbeitung von Daten in immer größerem Umfang zu ermöglichen. Das internationale Umfeld ist durch die Umsetzung von Regularien (EU-Prospektrichtlinie, EU-Zinsrichtlinie, EU-Transparenzrichtlinie und MiFID) vermehrt durch große Ineffizienz geprägt. Daher gilt es, Lösungen zu finden, die den Veränderungsprozess innovativ gestalten. Um trotz steigender Komplexität und Internationalisierung der Finanzdienstleistungen ein globales Straight Through Processing (STP) zwischen den Finanzinstituten zu ermöglichen, treibt WM Datenservice Standardisierungsvorhaben in seiner Funktion als Central Access Point (CAP) der Finanzindustrie durch die Entwicklung proprietärer Standards und die Förderung und Umsetzung internationaler Standards voran. Der Informationsdienstleister arbeitet dazu mit verschiedenen internationalen Gremien und Verbänden zusammen. So hat WM Datenservice auch zur Umsetzung der MiFID – mit hohen Ansprüchen an Informationen zu Finanzinstrumenten, Emittenten und Märkten – eine ganzheitliche Datenlösung geschaffen. Um die Fondsindustrie im Hinblick auf regulatori-

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sche und marktseitige Anforderungen zu unterstützen, setzt WM Datenservice das standardisierte Datenprofil zum Fund Processing Passport um. Angesichts globaler Entwicklungen wird die exakte elektronische Abbildung der Finanzinstrumente und deren frühzeitige Präsenz am Markt zum entscheidenden Faktor für einen Finanzplatz. Durch sein hochmodernes Wertpapier-Management-System (WMS) kann WM Datenservice Referenzdaten für ein effizientes Risikomanagement, insbesondere von Derivaten mit modernsten Daten-Feeds (PMR – Primary Market Reference / SPR – Structured Products Reference), neartime an den Markt liefern. Time-to-Market z. B. für strukturierte Produkte beträgt wenige Stunden. Nur wer die geschaffenen Rahmenbedingungen zur Optimierung seiner Prozesse nutzt, stärkt damit auch die Konkurrenzfähigkeit des Finanzplatzes insgesamt. www.wmdaten.de

EINHEITLICH „Standards sind der Schlüssel zu mehr Effizienz in der Finanzindustrie“, betont Verlagsdirektor Georg Eisel, WM Datenservice, nachdrücklich.

OPTIMIERUNG „Bisherige Kundenbindungsstrategien nutzen nur einen Teil des Potenzials, das Thema Web 2.0 wird an Bedeutung gewinnen“, meint Michael Mors, SPSS.

ten die Möglichkeit geben, ihre Emissionen schnell und transparent am Markt darzustellen und den Vertrieb zu fördern. Georg Eisel, Managing Director: „Alle WM-Lösungen unterstützen elektronische Finanztransaktionen ganzheitlich und ermöglichen somit eine automatisierte Prozessgestaltung.“ Stichwort Industrialisierung, hier können Finanzunternehmen angesichts steigender Energiepreise punkten. Eine Möglichkeit bietet der Einsatz von Thin-Computing, einer umweltschonenden und energiesparenden Technologie mit dem führenden Anbieter Wyse Technology, der gerade eine entsprechende Kampagne zum Klimaschutz gestartet hat. Nach wie vor beherrschend ist die Frage nach der IT-Sicherheit. Gerade die Finanzbranche ist auf maximale Sicherheit angewiesen; schließlich können unliebsame Interventionen nicht nur erhebliche Regressforderungen nach sich ziehen, sondern das Unternehmensimage nachhaltig trüben. Nach wie vor sensible Bereiche sind Geldautomaten und Online-Banking. Bei Geldautomaten bieten sich neben Karte, PIN und Passwort biometrische Methoden als Ergänzungen an, also Fingerabdruck, Gesichtserkennung oder Scans von Fingervenenmustern oder Iris. Durch TAN-Folgen und HBCI-Tools lässt sich die Sicherheit von Online-Transaktionen erhöhen. Neue Perspektiven ergeben sich mit Eye-Tracking-Systemen, über die PINs und Passwörter eingegeben werden können, ohne die Tastatur zu berühren. Die entsprechenden Systeme sind für einen massenhaften Einsatz allerdings noch zu teuer. Die beste Alternative zu herkömmlichen aufwendigen und kostenintensiven Authentifizierungs-


technologien sind Lösungen mittels StimmVerifikation, wie sie von der Voice.Trust AG in diesem Bereich angeboten werden. Eine weitere große Herausforderung sind Virenoder Phishingangriffe. Um Attacken durch Spams einzudämmen, hat das Softwareunternehmen Maxpert AG eine Kombination aus vier unterschiedlichen Open-Source-Programmen entwickelt – einem Versandprogramm, einem MailScanner zur Bewertung der Mails und zwei Produkten mit den jeweiligen Filterregeln. Mit der Lösung können Banken das Spamvolumen um 98 Prozent reduzieren. Nebeneffekt: Die Bankmitarbeiter können sich ihren eigentlichen Aufgaben widmen, und es werden keine Speicherressourcen verschwendet. Kundenkommunikation entwickelt sich zu einer der größten Herausforderungen für Finanzdienstleister. Die Kunden sind nicht nur anspruchsvoller geworden, sie sind eher als früher bereit, ihre Geschäftspartner zu wechseln. Entscheidende Kriterien sind stete Erreichbarkeit, gute Beratung und kundenorientierte Mitarbeiter. Darüber hinaus können sich Banken über ihre Serviceleistungen differenzieren. Hilfestellung leistet dabei beispielsweise die Deutsche Post AG, die mit optimierten Daten- und Dokumentenströmen nicht nur die interne Kommunikation, sondern auch die Kommunikation mit dem Endverbraucher erleichtert. „Unsere Lösungen nehmen den Mitarbeitern nicht den wichtigen beratungsintensiven Umgang mit den Kunden ab, aber sie beschleunigen die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kunden deutlich“, unterstreicht Ralph Klin, Sprecher der Geschäftsführung der Deutschen Post Com GmbH. Daneben rückt das Thema Mobile Business in den Mittelpunkt. Banken können ihren Kunden, die ein Handy mit Internetzugang besitzen, wichtige Informationen ihrer Website zukommen lassen – zum Beispiel Filial- und Automatenfinder, aber auch eigene Produkte oder Finanzinformationen und Aktiencharts von Drittanbietern. Das Handy wird zum Portal, mit dem sich Kundenbindung erreichen lässt. Die entsprechende Software stellt der Anbieter Sevenval AG, einer der führenden Anbieter mobiler Banking- und FinanzinformationsWEITERE INFORMATIONEN UNTER:

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+ www.spss.com + www.sevenval.de + www.deutschepost.de

Intelligente Spam-Abwehr Schutz vor unerwünschten Mails auf Open-Source-Basis. Hartmut Stilp,Vorstand Maxpert AG, betont im VISAVISGespräch die Schadensrisiken durch Spam. Welchen Schaden erleiden Unternehmen heute durch Spam- und Virenangriffe? Viren- und Phishingangriffe können die Zentralnerven der Unternehmen schädigen. Eingeschleuste Viren können zu massiven Softwareschäden führen, die sämtliche Arbeitsprozesse beeinträchtigen. Durch „Phishing“ sind sensibelste Unternehmensdaten gefährdet: Es droht etwa die Abfrage von PINs und TANs. Gerade Finanzdienstleister, die permanent mit hoch sensiblen Daten operieren, sind hierdurch einer massiven Gefahr ausgesetzt. Zudem werden durch Spam-Mails die Zeit der Mitarbeiter sowie Speicher- und Serverressourcen vergeudet. Wie können Unternehmen vorbeugen? Es ist enorm wichtig, dass Spam- und Virenmails entweder von vornherein vom System abgewiesen oder nach dem Empfang unmittelbar erkannt und ausgefiltert werden. Ein solches Vorgehen ist durch Anti-Spam-Lösungen möglich, die unerwünschte Mails erkennen, filtern und deklarieren. Welche Lösung bieten Sie in diesem Kontext an und welche Möglichkeiten der Implementierung? Wir bieten eine Kombination aus vier verschiedenen Open-Source-Programmen: Postfix als Versandprogramm, MailScanner für die Bewertung der Mails und SpamAssassin sowie ClamAV, welche die Filterregeln enthalten. Hierdurch lässt sich das Spamaufkommen um bis zu 98 Prozent reduzieren. Die Implementierung ist flexibel: Eine vorinstallierte Lösung stellen wir bei unserem Kunden auf, die dieser selber administrieren oder bei uns als Managed Service hosten lassen kann. Beide Varianten können in unserem Online Shop www.maxundmore.de bestellt werden.

portale in Europa, bereit. Dass der Weg vom Kunden- zum Mitarbeiterportal nicht weit ist, zeigt die Lösung OSPlus Campus, die als umfassendes Wissensportal alle Medien, Datenbanken und sonstigen Content zentral verwaltet und den Mitarbeitern zur Verfügung stellt. Wie lassen sich gleichzeitig Agilität und Industrialisierung erreichen? Diese Frage entscheidet über die Zukunft der Banken. Neben serverorientierten IT-Architekturen, mit deren Hilfe die immer rascher eintretenden Veränderungsprozesse bewältigt werden können, leisten Kundenbindungsstrategien

ANPASSUNGSFÄHIG „Unsere Lösung vereint zwei wichtige Eigenschaften: Zuverlässigkeit und Flexibilität“, macht Hartmut Stilp, Maxpert AG, deutlich. Worin sehen Sie die Vorteile von Open-SourceLösungen gegenüber rein proprietärer Software? Open Source steht proprietärer Software in nichts nach. Mit unserer Lösung können bis zu 5.000 E-Mails pro Stunde gescannt werden. Sie wird bereits für 60.000 Mailboxen eingesetzt und eignet sich somit auch für große Unternehmen. Zugleich existieren zahlreiche Vorteile gegenüber rein proprietärer Software: Die globale Community aktualisiert die eingebundenen Open-Source-Programme schnell und fortlaufend. Frei zugängliche AntiSpam- und Blacklistdatenbanken können jederzeit genutzt werden. Besonders wichtig ist die Flexibilität: Spam Assassin orientiert sich nicht nur an Schlagworten, sondern an der Struktur der E-Mails – Urologen werden Mails mit dem Wort Viagra erhalten wollen – und diese Regeln sind transparent gestaltet, sodass sie von Nutzern leicht angepasst werden können. Weitere Infos unter: www.maxpert.de

einen zentralen Beitrag. „Dabei ist nur ein Teil des Potenzials ausgeschöpft. Das Thema Web 2.0 mit der stärkeren Fokussierung auf Blogs, Wikis und Communities wird weiter an Bedeutung gewinnen“, verspricht Michael Mors, Manager des Business-Intelligence-Herstellers SPSS. Hierzu gibt es bereits Tools, die bei der Verarbeitung des ungeheuren Informationsvolumens und bei der Analyse von Webblogs helfen. Der Vorteil für die Banken: eine vereinfachte und verbesserte Analyse der Kundensicht. Näher am Kunden bedeutet in diesem Fall auch näher am Erfolg. VISAVIS ECONOMY

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SPEICHERLÖSUNGEN

Ressourcen optimal nutzen Konsolidierung Stephan Simon, Hewlett-Packard (HP), stellt im Gespräch

mit VISAVIS die Anforderungen an moderne Speicherlösungen heraus. Welche aktuellen Herausforderungen existieren in den Unternehmen in Bezug auf Speicherlösungen? Im Laufe der Zeit haben sich in vielen Unternehmen äußerst heterogene Speicherlandschaften gebildet. Das führt zu hohen Kosten beim Speichermanagement. Außerdem erweisen sich diese „IT-Inseln“ als Hemmschuh, wenn es gilt, IT-seitig neue Geschäftsanforderungen flexibel umzusetzen, die Leistung der Systeme zu optimieren und gleichzeitig die Risiken zu minimieren. Abhilfe schafft hier eine Konsolidierung der Speicherinfrastruktur. Welche Vorteile bringt eine Konsolidierung? Das Zusammenführen von heterogenen Systemen zu einer einheitlichen und vereinfachten Infrastruktur senkt nicht nur die Kosten, sondern hilft auch dabei, die Ausfallsicherheit zu optimieren. Ein weiterer Vorteil: Eine konsolidierte Infrastruktur lässt sich wesentlich einfacher einheitlich verwalten. Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Speichervirtualisierung? Eine sehr große. Denn sie leistet einen wesentlichen Beitrag zu einer effektiven Konsolidierungsstrategie. In herkömmlichen IT-

EINHEITLICH Stephan Simon, Business Unit Manager HP StorageWorks Division, empfiehlt Unternehmen die Konsolidierung ihrer Speichersysteme.

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Umgebungen sind Speichersysteme meist einzelnen Anwendungen oder einem bestimmten Geschäftsprozess fest zugeordnet. Um auch Belastungsspitzen abdecken zu können, sind die einzelnen Systeme in der Regel für den durchschnittlichen Betrieb deutlich überdimensioniert. Mithilfe der Virtualisierung können Unternehmen vorhandene Ressourcen noch besser ausnutzen, denn sämtliche Speicherkapazitäten sind in einem virtuellen Pool zusammengeführt und stehen unternehmensweit je nach Bedarf den einzelnen Anwendungen zur Verfügung. Virtualisierung führt also im Ergebnis zu einer deutlich besseren Auslastung der vorhandenen Hardware und sorgt zugleich für ausreichende Kapazitäten bei Lastspitzen. Wie unterstützt HP seine Kunden bei der Speicherkonsolidierung und -virtualisierung? Virtualisierungsfunktionen sind zentraler Bestandteil des HP StorageWorks-Portfolios. Die in unserer Produktfamilie Enterprise Virtual Array (EVA) implementierte Virtualisierungstechnologie sorgt beispielsweise für eine verbesserte Leistung und erhöhte Ressourcenausnutzung des Arrays und ermöglicht eine einfache und dynamische Kapazitätserweiterung. Durch eine permanente automatische Lastenverteilung werden darüber hinaus Engpässe vermieden. Mit HP StorageWorks XP24000 hat HP kürzlich eine weitere Lösung vorgestellt, die sich insbesondere für große Unternehmen eignet. Dieses High-End-System ist sowohl für die Konsolidierung als auch für die Virtualisierung von Speicherkapazitäten prädestiniert. So lassen sich etwa auf einem einzigen XP24000-System Speicher für unterschiedlichste Server, Applikationen und Betriebssysteme konsolidieren. Dabei können bestehende Speichersysteme als externer Speicher an die XP angebunden und beispielsweise für die Archivierung von Referenzdaten weiter genutzt werden. Das Management und die Präsentation des externen Speichers erfolgen dabei zentral und transparent über die XP-Konsole. Auch wirtschaftlich kann es durchaus sinnvoll sein,

HP StorageWorks XP24000

für bereits abgeschriebene Speichersysteme keine Serviceverträge zu verlängern, sondern diese zum Beispiel für TestumgebungsSpeicherpools zu verwenden. Schlussendlich ist dieses Disk Array so konzipiert, dass es auch höchsten Anforderungen in puncto Verfügbarkeit, Datensicherheit und effizienter Verwaltung gerecht wird. Welche Bedeutung ist generell dem Management von Speichersystemen beizumessen? Eine sehr hohe. Denn die Kosten für das Management von Speicherumgebungen übertreffen nach wie vor die Anschaffungskosten der Systeme bei Weitem. Wir stellen fest, dass die Unternehmen für das Speichermanagement verstärkt nach einer einzigen Lösung fragen, mit der sie ihre Speicherlandschaft einheitlich verwalten können – unabhängig davon, von welchen unterschiedlichen Herstellern ihre eingesetzten Systeme stammen. Unsere Antwort auf diese Anforderung ist HP Storage Essentials. Weitere Informationen unter: www.hp.com/de


Integrierte Lösungen Die Verzahnung von Informationsmanagement und Geschäftsprozessen stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen.

Vernetzt

von Siegfried Dannehl rozessoptimierung beginnt beim Informationsmanagement. Nicht nur die steigende Nutzung des Internets bei der Initiierung und Abwicklung von Geschäftsprozessen stellt das elektronische Informationsmanagement von Wirtschaftsunternehmen vor neue Herausforderungen. Auch die steigende Komplexität durch globale Reporting-Standards, eine wachsende Dynamik durch häufige Re- und Umstrukturierungen sowie steigende Anforderungen an die Verfügbarkeit entscheidungsrelevanter Informationen erfordern innovative Konzepte. Einen Überblick über neueste Trends und Entwicklungen in diesem Segment bietet die DMS Expo – Europas führende Fachmesse und -konferenz für elektronisches Informations-, Content- und Dokumentenmanagement, die Ende September auf dem Kölner Messegelände stattfindet. „Enterprise Content Management“ (ECM)-Lösungen sowie Verfahren zur effizienten Automatisierung von Geschäftsprozessen, das Business Process Management (BPM), stehen dieses Jahr im Mittelpunkt der Veranstaltung. Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss die digitale Erfassung, die Verarbeitung, die Ausgabe und die Ablage von Geschäftsdokumenten permanent verbessern –

P

ein Anspruch, dem sich Adobe Systems auf der DMS Expo mit einem breiten Spektrum an ECM-Lösungen stellt. „Ziel ist, mit unserem Produktangebot die notwendigen Werkzeuge anzubieten, die Unternehmen benötigen, um den Kunden komplett in Unternehmensprozesse mit einbeziehen zu können“, beschreibt Peter Körner, Senior Strategic Business Development Manager Enterprise Technologies bei Adobe, die Philosophie seines Unternehmens. Nach seinen Worten sind in der elektronischen Kommunikation zwischen Geschäftspartnern viele Prozesse dokumentenorientiert und benötigen Revisionssicherheit und sichere Archivumgebungen – Kriterien, die klassische BackendSysteme oft nicht erfüllen. Mit Acrobat 8 Professional und den LiveCycle-Serverlösungen ermöglicht Adobe die dokumentenbasierte Kommunikation inklusive elektronischer Signatur auf der Basis des weit verbreiteten pdf-Formats. „Die elektronische Signatur ist in Adobe-Produkten integriert und seit Ende 2005 als gesetzeskonform zertifiziert. PricewaterhouseCoopers hat inzwischen auch die Eignung der elektronischen Signatur für steuerrelevante Prozesse im Umfeld elektronischer Rechnungen bestätigt“, erläutert Körner. Die zunehmende Digitalisierung von Dokumenten sowie deren Langzeitarchivie-

rung stellen hohe Anforderungen nicht nur an die Kapazität, sondern auch an die Qualität von Speicherressourcen. Patentrezepte für „ideale“ Speicherlandschaften gibt es nach Ansicht von Jürgen Arnold, europäischer Chairman der Storage Networking Industry Association (SNIA), nicht. „Jedes Unternehmen hat andere Anforderungen bezüglich Performance oder Kosteneffizienz. Grundsätzlich gilt: Das Management soll möglichst einfach sein“, fasst Arnold zusammen. Genau hier, so die Ergebnisse einer aktuellen Studie des Speicherspezialisten Symantec, liegt aber das Hauptproblem vieler Rechenzentren. Der Einsatz unterschiedlichster Speicher- und Server-Systeme führt dazu, dass Systemadministratoren täglich mit einer wahren Flut uneinheitlicher Werkzeuge und Verfahren zu kämpfen haben. Gefragt sind Lösungen, die das Management dieser heterogenen IT-Landschaften vereinheitlichen und die Integration vereinfachen. Durch die Bildung einer einheitlichen ITInfrastruktur lassen sich Daten und Anwendungen leichter schützen, die Verwaltung und Steuerung eines plattformübergreifenden Speicher- und Server-Bestands verbessern und die Betriebskosten senken. Kombiniert mit einer Standardisierung zu einer einheitlichen Software-Infrastruktur können Unternehmen die Auslastung ihrer Speicher- und Server-Hardware optimieren sowie die Transparenz und Kontrolle komplexer Rechenzentrumsumgebungen spürbar verbessern. Eine Schlüsselrolle beim Aufbau moderner IT-Strukturen spielen Virtualisierungskonzepte, bei denen Rechenleistung und Speicherressourcen über physikalische Grenzen hinweg als logische Einheiten verwaltet

INDIVIDUELL „Welche Leistungen ein Speichersystem erbringen muss, differenziert je nach den spezifischen Bedürfnissen eines Unternehmens“, so Jürgen Arnold.

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SPEICHERLÖSUNGEN

werden. Mit Lösungen, die Speicherumgebungen gleichzeitig virtualisieren, konsolidieren und absichern, trägt HP diesem Trend Rechnung. „Virtualisierung führt zu einer deutlich besseren Auslastung der vorhandenen Hardware und sorgt zugleich für ausreichende Kapazitäten bei Lastspitzen“, bestätigt Stephan Simon, Business Unit Manager HP StorageWorks Division. Mit HP Storage Works XP24000 hat HP kürzlich eine weitere Lösung vorgestellt, die sich insbesondere für große Unternehmen eignet. Auf einem einzigen XP24000-System lassen sich Speicher für unterschiedlichste Server, Applikationen und Betriebssysteme konsolidieren. Dabei können bestehende Speichersysteme als externer Speicher an die XP angebunden und beispielsweise für die Archivierung von Referenzdaten genutzt werden. Mit der Entwicklung von Architekturen, die IT-Speicherressourcen jeder Abteilung jederzeit bedarfsgerecht zur Verfügung stellen und deren Nutzung für eine verbrauchsorientierte Abrechnung exakt erfassen, beschäftigen sich auch andere Speicherhersteller. Mit Service Oriented Storage Solutions (SOSS) überträgt Hitachi Data Sys-

RENTABEL Die Investitionen in eine ressourcenschonende IT lohnen sich nach Ansicht von Andreas Zeitler angesichts steigender Energiepreise auf jeden Fall.

tems (HDS) den Ansatz einer Service-orientierten Architektur (SOA) – bei der es im Prinzip darum geht, eine IT-Infrastruktur zu schaffen, die einerseits vorhandene Geschäftsprozesse unterstützt, andererseits schnell und flexibel auf sich verändernde betriebliche Abläufe reagiert – auf die Speicherwelt. Speicherdienste und -funktionen werden in Form von unabhängigen, flexibel verwendbaren

„Services“ bereitgestellt und exakt erfasst – ein wichtiger Schritt zu mehr Effizienz. Erst die Verrechnung der tatsächlich genutzten Ressourcen trägt indirekt dazu bei, die Ressourcen einer IT-Infrastruktur wirtschaftlicher einzusetzen, glauben Experten. Virtualisierungslösungen gewinnen auch im Serverumfeld an Bedeutung, wie nicht zuletzt die Übernahme von XenSource durch Citrix belegt. Mit zunehmendem Wachstum müssen Unternehmen häufig auch ihre Rechenkapazität rasch erweitern. Die Folge: Es entstehen riesige Server-Parks, die erhebliche Kosten für Betrieb, Management und Upgrades verursachen. Abhilfe versprechen Software-Lösungen wie die der EMCTochter VMware, die mittels Aufbau komplett virtueller Infrastrukturen eine gezielte Ressourcensteuerung aller Rechen- und I/ORessourcen ermöglichen und den Auslastungsgrad, der oft nur bei zehn bis 20 Prozent liegt, deutlich erhöhen. Das Sicherstellen von Datenkonsistenz und unterbrechungsfreiem Betrieb bei gleichzeitigem Datenschutz in der physikalischen wie auch der virtuellen Umgebung ist allerdings kritisch, wenn eine Servervirtualisierung durchgeführt wird. Advertorial

Realer Schutz für virtuelle Umgebungen FalconStor hat als erstes Unternehmen ein übergreifendes Schutzprogramm entwickelt. Die Technologie von VMware gewinnt immer mehr an Akzeptanz, nicht zuletzt wegen der durch sie entstandenen Möglichkeiten, Server zu konsolidieren, Speicherplatz zu minimieren und Administration zu vereinheitlichen. Dies spiegelt sich in der Bewertung der Börse wider: seit ihrem IPO legte die VMware-Aktie um 83 Prozent zu.

INNOVATIV Guy Berlo, Geschäftsführer der FalconStor Software GmbH, präsentiert die erste Lösung für den Schutz von physikalischen sowie virtuellen Systemen.

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VMware’s Virtualisierung beseitigt zahlreiche Server-Probleme, aber nicht alle. Denn virtuelle Maschinen benötigen denselben Schutz wie reale: Datenverluste und Ausfallzeiten drohen durch Hard- oder Softwarefehler. Zudem ist die Umwandlung von physikalisch zu virtuell (P2V) ein schrittweiser Prozess. Das Sicherstellen von Datenkonsistenz und unterbrechungsfreiem Betrieb bei gleichzeitigem Datenschutz während des Prozesses ist kritisch, wenn eine Servervirtualisierung durchgeführt wird. Wie können diese Anforderungen erfüllt werden? FalconStor CDP Virtual Appliance for VMware ist das erste Produkt, das plattenbasierten Datenschutz vollständig in den VMware ESXServer integriert. „Damit sind umfassendes Backup und Disaster Recovery für jedwede denkbare Situation gewährleistet“, erklärt Guy Berlo, Geschäftsführer der FalconStor Software GmbH. Eine vorkonfigurierte virtuelle Maschine sorgt für kontinuierlichen sowie periodischen Schutz der real existierenden Server und der auf den Platten emulierten virtuellen Maschinen.

Was bedeutet das in der „realen Welt der virtuellen Maschinen“? 1. vollständigen Schutz für physikalische und virtuelle Maschinen – für Dateien, Betriebssystem, Anwendungen, Datenbanken, physikalische / virtuelle Server und lokale bzw. Remote Sites, 2. schnelles, einfaches und exaktes Recovery der Systeme, Anwendungen und Dateien und 3. erweitertes Remote Disaster Recovery (DR) – FalconStor CDP Virtual Appliance for VMware repliziert direkt das gesamte VMwareSystem und die Daten in den Remote Sites. All diese Funktionen wären vor nicht allzu langer Zeit vielleicht noch als zu schön, um wahr zu sein, abgetan worden. FalconStor und VMware haben gemeinsam intensiv daran gearbeitet, diese Möglichkeiten zu schaffen. Um die Verteilung an die Anwender einfach zu machen, gibt es einen Download für das Softwarepaket auf der FalconStor Website. Es kann direkt vom Internet in jede VMware ESX-Server zertifizierte Hardware kopiert werden und ist innerhalb von 20 Minuten einsatzbereit. Und das ist nicht nur schön, sondern auch wahr! www.falconstor.com


Determinanten einer effizienten IT-Infrastruktur

Goals Management

Information

Policies, Instrumentation, Filters

Data Management Services Network Infrastructure

Compute Infrastructure

IT Infrastructure

Storage Infrastructure

ILM Framework

Applications Information Management Service

Quelle: SNIA Datamanagement Forum

Business Process

Requirements Requirements

Business Framework

Define

Business Requirements

KOMPLEX Die Konfiguration der Informationstechnologie eines Unternehmens wird sowohl von den Anforderungen durch die unternehmensspezifischen Ziele als auch von den etablierten Geschäftsprozessen bestimmt.

Für die Datensicherung solcher virtueller Infrastrukturen hat der Speicherspezialist FalconStor Software jetzt eine Lösung entwickelt. Die FalconStor Continuous Data Protection (CDP) Virtual Appliance for VMware ist das erste Produkt, das plattenbasierten Datenschutz vollständig in den VMware ESX-Server integriert. Damit sind Backup und Disaster Recovery gewährleistet, unabhängig davon, ob es sich um physikalische oder virtuelle Systeme oder Daten handelt. Eine vorkonfigurierte virtuelle Maschine sorgt für kontinuierlichen sowie periodischen Schutz der real existierenden Server und der emulierten virtuellen Maschinen, einschließlich Spiegelung und SnapShots. Angesichts der eklatant steigenden Energiekosten zum einen und zum anderen aufgrund eines weltweit wachsenden Umweltbewusstseins und der daraus resultierenden gesetzlichen Regelungen werden IT- und TKInfrastrukturen neben Management-Gesichtspunkten auch unter den Aspekten Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz betrachtet. „Nachhaltigkeit“ oder auch „Corporate Social Responsibility“ lauten die Schlagworte, hinter denen sich mehr verbirgt als nur die Optimierung des Energieverbrauchs. WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@

+ www.snia.org + www.dms-expo.de

Derzeit ist „Green IT“ noch immer eine Kostenfrage, denn für viele kann es eine Investition in Hard- und Software bedeuten, nach Meinung von Andreas Zeitler, Vice Pre-

sident und Regional Manager Central Europe bei Symantec, jedoch eine Investition, die sich lohnt. „Wenn auch die Schätzungen bezüglich des Anteils der Energiekosten an den gesamten Betriebskosten eines Rechenzentrums variieren – die Bandbreite reicht von fünf bis 20 Prozent –, so ist auf jeden Fall sicher: Sinken wird der Aufwand für die Energieversorgung nicht“, bekräftigt Zeitler. Die zunehmend notwendige Implementierung neuer Speicherstrukturen und -verwaltungskonzepte führt neben steigenden Umsatzzahlen für Speicher-Hardware und -Software zu einer wachsenden Nachfrage nach strategischer und technologischer Beratung. „Im Mittelpunkt stehen neben Consultingleistungen vor allem die Konzeption, Entwicklung und Integration von Technologielösungen“, bemerkt Andreas Hepfner, Geschäftsführer des Berliner Beratungsunternehmens it-function. Für Dienstleistungen in den Bereichen Consulting, Implementierung, Management und Support gaben europäische Unternehmen im vergangenen Jahr bereits 11,7 Milliarden Dollar aus, eine Summe, die, so die Prognose des Marktforschungsinstituts IDC, bis 2010 um jährlich 5,7 Prozent steigen wird.

Format

Komfortable Lösungen und besserer Service gesetzlichen sowie der normatiAdobe Systems zeigt auf der ven Vorgaben. DMS Expo Ende September 2007 in Mit der LiveCycle EnterKöln sein komplettes Portfolio an prise Suite können OrganisatioLösungen zur effizienten Kommuninen Applikationen anbieten, die kation in und mit Unternehmen, Orwesentlich besser auf die Beganisationen sowie Behörden. Mit dürfnisse externer Nutzer abgeAcrobat 8 Professional und den Live stimmt sind. Indem Prozesse wie Cycle-Serverlösungen ermöglicht Kontoeröffnung, SchadensabAdobe die dokumentenbasierte Komwicklung oder angeleitete Selfmunikation inklusive elektronischer Service-Angebote in ansprechenSignatur auf der Basis des weit verbreiteten PDF-Formats. Besucher EXPERTE Peter Körner, Senior Stra- de und intuitive Anwendungen sehen am Stand HD 41 in Halle 7 tegic Business Development Mana- umgesetzt werden, können der zudem das Web-Konferenz-Angebot ger Enterprise Technologies bei Adobe. Kundenservice verbessert, kostenintensive Abstimmungsschleifen vermieden und Acrobat Connect, das neue E-Learning-Tool CapInformationen akkurater verwaltet werden. tivate 3 sowie Rich-Internet-Applikationen der neuParallel zur DMS Expo findet am 26. September esten Generation, basierend auf Adobe Flex 2. im Kölner Congress-Centrum Nord die Adobe BusiGemeinsam mit Partnern bietet Adobe ECMness Exchange 2007 mit Heiner Geißler, BundesmiLösungen an, mit denen sich die Zusammenarbeit nister a. D., und William Band, Analyst bei Forrester im Team optimieren lässt. Die Verbindung der ECMResearch, statt. Adobe erläutert hier die ZusammenSysteme mit Adobe Acrobat und Adobe PDF führt zu hänge zwischen Kundenbindung und Umsatzentgesteigerter Produktivität, verringerten Fehlerquowicklung. www.adobe-business-exchange.com/de ten und höherer Effizienz bei der Einhaltung der

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FACILITY MANAGEMENT

Emanzipierte Hausmeister Outsourcing Verantwortungs- und

renditebewusster Umgang mit Immobilien zahlt sich für Unternehmen in barem Geld aus. Hoch spezialisierte Anbieter helfen bei der Umsetzung.

von Stephanie von Keudell mmobilien – sind die nicht schwer krisengeschüttelt, ausgehend von der Hypothekenkrise in den USA? Zumindest was Büro- und Gewerbeimmobilien angeht, ist diese Sichtweise völlig falsch. Dieses Marktsegment boomt seit Jahren, und zwar nahezu weltweit. Die damit einhergehenden Preissteigerungen führen dazu, dass die Werthaltigkeit von Immobilien von immer größerer Bedeutung für Unternehmen wird. Damit rücken die Bewirtschaftung und das Management der Objekte deutlich ins Zentrum des Interesses der Controller: Was in früheren Zeiten oft als „Hausmeistertätigkeit“ belächelt wurde, hat sich in den letzten Jahren zur essenziellen Managementaufgabe entwickelt. Damit emanzipiert sich Facility Management vom reinen Gebäudemanagement hin zur umfassenden Beschäftigung mit allen Gebäuden und (Dienst-) Leistungen eines Unternehmens, die nicht zu dessen Kerngeschäft gehören, mit den sogenannten „Sekundärprozessen“, wie die Experten von FMPro um Prof. Robert Wahlen es nennen. Das englische „facility“ meint nicht nur das Gebäude, sondern alle Anlagen und

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Einrichtungen zur Erfüllung eines bestimmten Zwecks. FM ist damit eines der umfassendsten Dienstleistungsbündel, die ein Unternehmen überhaupt erbringen kann. Die kostenrelevanten Auswirkungen all dieser „facilities“ müssen erfasst, analysiert und optimiert werden, um den eigentlichen Unternehmenszweck bestmöglich zu unterstützen. Dabei muss die Erhaltung von Wert und Funktionsfähigkeit einer Immobilie sowie ihrer Einrichtungen langfristig berücksichtigt und gefördert werden, um störungsfreie Abläufe zu gewährleisten. Damit greift umfassend verstandenes Facility Management tief in die (Organisations-) Strukturen des Unternehmens ein und fordert die Abkehr von der bisherigen Sparten-(Bereichs-) Orientierung hin zu einer Prozess-(Fluss-) Orientierung mit synergetischer Einbindung aller relevanten Funktionen im Zeitablauf. Diese erweiterte Sichtweise erfordert Fachkompetenz und Spezialwissen, das in den wenigsten Firmen vorhanden sein wird. Deshalb bietet es sich an, Facility-Management-Aufgaben outzusourcen und an Dienstleister mit entsprechenden Erfahrungen und Netzwerken zu übertragen. Daraus hat sich ein Markt von beeindruckender Größe ent-

wickelt: Im Jahr 2005 erwirtschafteten die zehn führenden FM-Unternehmen in Deutschland einen Gesamtumsatz von 6,35 Mrd. Euro. Und dabei decken diese Unternehmen nicht einmal zehn Prozent des deutschen Marktes ab! Europaweit wird der Markt für internes und externes FM auf bis zu 100 Mrd. Euro geschätzt. Der zunehmende Trend zum Outsourcen von Unternehmensfunktionen abseits der Kerntätigkeiten trägt dazu bei, dass im Facility Management Professionalisierung unabdingbar ist. Damit beantwortet sich die Frage nach dem „Selbermachen oder Einkaufen“ von selbst: Da der Erfolg eines Unternehmens entscheidend vom reibungslosen Funktionieren und dem erfolgreichen Einsatz seiner „facilities“ abhängt und die Immobilie als gewichtiger Bilanzposten einen eigenen Erfolgsbeitrag leisten soll, ist ein zentrales Management durch kompetente Dienstleister oberstes Gebot. Die richtige Auswahl des passenden Dienstleisters setzt dabei auf Seiten des suchenden Unternehmens einen fundierten Willensbildungsprozess voraus. Will man sich Komplettanbietern anvertrauen, die am Markt als Tochtergesellschaften aus großen (Bau-) Konzernen stammen oder aus eigener Kraft im Markt gewachsen sind? Sie liefern im Idealfall bundesweit hochwertigen Service in Sachen Gebäudemanagement, Sicherheit und Instandhaltung.

ENTWICKLUNG Facility Management ist längst mehr als reiner Putzdienst. Hoch spezialisierte Anbieter kümmern sich um alle Leistungen rund um die Immobilie.


Marktsektoren im FM Alle Unternehmen - Mittelwerte - Angaben in Prozent

19,1% 19,4% 15,9% 15,6%

Gesundheitswesen Behörden, Öffentlicher Dienst

10,9% 10,7% 9,5% 9,5% 8,3% 8,5%

Energie, Verkehr Handel 3,4% 3,0%

Telekommunikation

2006 effektiv 2007 Prognose n = 36

8,5% 8,3%

Sonstiges 0%

10%

20%

Quelle: Lünendonk-Studie 2007

24,4% 25,0%

Industrie Banken, Versicherungen

30%

UNTERSUCHUNG Der Branchenbeobachter Lünendonk wies in seiner Studie einen hohen Anteil für Industrie und Banken unter den Facility-Management-Unternehmen nach.

Selbstständige mittelständische Unternehmen konkurrieren in diesem Marktsegment mit Konzerntöchtern. Für Großunternehmen bieten sie weitreichende Services aus einer Hand. Am Markt ist jedoch auch Platz für Unternehmen, die einzelne modulare FMLeistungen für spezifische Problemlösungen anbieten, seien sie nun technischer, infrastruktureller oder kaufmännischer Art. Der dynamische Markt des FM verlangt den Anbietern einiges ab: Konsequente Kundenorientierung, rigoroses Kostenmanagement und einheitliche Qualitätsstandards werden in Zukunft nicht nur deutschlandweit, sondern auch über Ländergrenzen hinweg gefragt sein. Die zunehmende Globalisierung verlangt von einer derart zentralen Dienstleistung wie dem FM eine umfassende Begleitung und Unterstützung der Kernprozesse des Kundenunternehmens. Dabei erfolgt, wie eine aktuelle Studie des Branchenbeobachters Lünendonk GmbH ergab, der Wettbewerb immer noch in vielen Fällen über den Preis, d.h. qualitative Differenzierungen müssen von den Anbietern aktiv kommuniziert und dann erst verkauft werden. Wer sich allerdings bewährt, der hat dieser Studie zufolge die Chance, außer technischen Dienstleistungen auch kaufmännisches Know-how an den zahlenden Kunden zu bringen. Klar ist, dass derartige Herausforderungen weitere Strukturveränderungen im Markt zwingend erfordern: Die Facility Services WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@

+ www.vfw.de + www.luenendonk.de + www.gefma.de

müssen mehr in die Kernprozesse des Unternehmens integriert werden, um reibungslose Abläufe und schnelle Anpassungsfähigkeit zu sichern. Hier stehen die FM-Anbieter vor einem Umdenken, wie es beispielsweise Zulieferer der Automobilindustrie hinter sich haben. Nur eine integrierte Leistungserstellung mit konsequenten und das gesamte Unternehmen durchdringenden Qualitätssicherungsmaßnahmen wird diesen Anforderungen verlässlich gerecht. Der Markttrend wird deshalb auch in Zukunft mehrere Richtungen aufweisen: auf der einen Seite ausgegliederte Konzerntöchter, die ihre Expertise

auch auf dem externen Markt verwerten möchten, auf der anderen Seite Mittelständler mit gewachsenem Kundenstamm und hoher Problemlösekompetenz. „Durch die bundesweite Niederlassungsstruktur mit 61 Niederlassungen an 800 Standorten sichern wir unseren Kunden einen einheitlichen Qualitätsstandard in jeder Region“, betont Arnulf Piepenbrock, Vorstand Technik und Vertrieb der Piepenbrock-Gruppe aus Osnabrück. Wichtig ist auch, neue Geschäftsfelder zu erkennen und möglichst kurzfristig mit hoher Qualität zu bedienen. Ein idealtypisches Beispiel hierfür ist das brandneue Seg-

Nachhaltige Kundenorientierung Branchenführer der Gebäudereinigung setzt auf Wachstum. Die Gebäudereinigung ist innerhalb des Facility Management nach wie vor die bedeutendste Einzeldienstleistung. Nach einem in der Septemberausgabe veröffentlichten Ranking des renommierten Fachmagazins „Der Facility Manager“ ist die Piepenbrock-Dienstleistungsgruppe mit einem Jahresumsatz von 247 Millionen Euro (2006) erneut Marktführer im Geschäftsfeld Gebäudereinigung. Das in vierter Generation geführte Familienunternehmen konnte damit seine jahrelange Spitzenposition untermauern. Arnulf Piepenbrock, geschäftsführender Gesellschafter, sieht das nachhaltig gebildete Kundenvertrauen als entscheidenden Erfolgsfaktor an. „Wir erkennen bei unseren Kunden einen eindeutigen Trend zu längerfristigen strategischen Bindungen und ein gewachsenes Interesse an vertrauensvoller Zusammenarbeit mit einem leistungsfähigen und erfahrenen Dienstleister“, betont Piepenbrock. Eine in diesem Jahr durchgeführte repräsentative Kundenzufriedenheitsbefragung ergab, dass 85 Prozent der Kunden mit der Leistung von Piepenbrock „sehr zufrieden“ sind. Gründe dafür sind das umfassende fachliche Know-how sowie die umfangreiche Managementkompetenz des Unternehmens. Piepenbrock bietet seinen Kunden flächendeckend mit über 61 Niederlassungen an 800 Standorten in ganz Deutschland qualitativ hochwertige Dienstleistungen und garantiert überdies eine effiziente Auftragsabwicklung. Piepenbrock: „Wir streben eine langfristige Partnerschaft mit unseren Kunden an.“ Eines der Erfolgskriterien ist die Fokussierung auf die Mitarbeiter. Das Familienunternehmen legt ganz besonderen Wert darauf, dass die Leistung von eigenen Mitarbeitern erbracht wird und nicht von Subunternehmern. Weitere Erfolgsfaktoren sind die branchen-

spezifischen Lösungskonzepte, mit denen Piepenbrock besondere Herausforderungen etwa in der Lebensmittelindustrie, in der Gesundheitswirtschaft oder bei den Kommunen beantworten kann. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen konsequent auf organisches Wachstum gesetzt, indem es durch eigene Qualität und eigenes Know-how überzeugte. Das Plus ist die deutschlandweit flächendeckende Präsenz und die damit verbundene Kundennähe. „Unsere Niederlassungen sind da, wo unsere Kunden uns brauchen. Damit wir auch im nächsten Jahr den ersten Tabellenplatz im Segment Reinigung verteidigen können, werden wir uns auf dem Erreichten nicht ausruhen, sondern unseren eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen und aus eigener Kraft auf dem deutschen Markt wachsen“, verspricht Arnulf Piepenbrock. Weitere Informationen unter: www.piepenbrock.de

QUALITÄT „Im Mittelpunkt unseres Handelns steht der Kunde, der von uns Kontinuität, Flexibilität und Zuverlässigkeit erwarten kann“, so Arnulf Piepenbrock.

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EINSPARUNG „Unternehmen, die die Energiebeschaffung an einen externen Dienstleister übertragen, können deutliche Kostensenkungen realisieren“, sagt Birgit Arnold.

ment „Contracting“. Hierunter versteht man die Versorgung einer Liegenschaft mit der benötigten Energie. Der Auftrag kann in diesem Zusammenhang die Lieferung von Kälte, Wärme, Strom, Druckluft oder anderen Formen von Energie umfassen, je nach der spezifischen Bedürfnislage des Kunden. Augenfälligster Benefit ist der Wegfall der Notwendigkeit von Investitionen in Energieanlagen,

sodass die frei werdenden Investitionen an anderer Stelle verwendet werden können. „Durch das Know-how des Anbieters können Potenziale freigesetzt werden, die vom Immobilieneigentümer unter Umständen so bisher nicht genutzt werden“, betont Dipl.-Ing. Birgit Arnold, Geschäftsführerin des Verbandes für Wärmelieferung e. V. Sie sieht zusätzliche administrative Erleichterungen und erhöhte Versorgungssicherheit aufgrund regelmäßiger Instandhaltung und Wartung durch das Full-Service-Angebot des Contractors. Diese Vorzüge überzeugen immer mehr Unternehmen: In den letzten acht Jahren wuchs die Branche jeweils gut zweistellig und fungiert außerdem noch als Vorreiter beim Einsatz erneuerbarer Energien, wo sie ihren Know-how-Vorsprung zum Nutzen der Kunden ausspielen kann. Je wichtiger der verantwortungsvolle Umgang mit fossilen Energieträgern und je drängender die Suche nach Alternativen zu den knappen herkömmlichen Energiequellen wird, desto lohnender wird der Einsatz eines Spezialisten, der den optimalen Energie-Mix bestimmt und kostengünstig einkauft. Der Verband für Wärmelieferung beobachtete

Einsparungen von fünf bis 30 Prozent. Insbesondere angesichts des zunehmenden Drucks durch gesetzliche Grenzwerte wird der Einsatz externer Experten zusehends rentabler. Festzuhalten bleibt: Für Anbieter von Facility-Management-Dienstleistungen ist quantitatives Wachstum allein im aktuellen Umfeld keine sinnvolle Strategie. Vielmehr muss jeder Anbieter, der langfristig konkurrenzfähig sein will, die Bedürfnisse des Kunden in handelbare Projekte bündeln und in integrierten Leistungspaketen deutliche Kosten- und Effizienzvorteile darstellen. Und nicht zu vergessen: Diese Kompetenz hat er auch anschaulich und überzeugend zu kommunizieren, denn die Konkurrenz ist hart und schläft nicht. In Zukunft ist einerseits mit weiteren Akquisitionen durch die Branchenriesen zu rechnen und andererseits mit der überragenden Kompetenz hoch spezialisierter Nischenanbieter, die durch ihr Fachwissen und ihre Markt- und Kundennähe mit innovativen Problemlösungen punkten können. Denn die Immobilie ist weiterhin ein kostbares Gut, und der verantwortungs- und renditebewusste Umgang damit zahlt sich für jedes Unternehmen in barem Geld aus.

Ist jedes Serviceangebot Facility Management? Prof. Robert Wahlen mahnt zu mehr Servicequalität und Effizienz durch Management. Es erstaunt immer wieder. Eine Firma sichert die Fenster eines Erdgeschosses mit Metallplatten gegen Einbruch. Die Werbung lautet: „Unsere Leistungen: Facility Management, Objektsicherung.“ Reinigungsfirmen führen Facility Management (FM) durch und der Hausmeister ist in unseren Köpfen der Facility Manager. „FM-Serviceanbieter haben Tochterunternehmen, die Facility Consulting auch für die öffentliche Hand durchführen. Wo ist die Neutralität? Leistungen werden durchgeführt, bei denen u. a. Wartung von „darauf warten“ kommt. Alle bieten Dumpingpreise, mit denen kein Unternehmen mehr überleben wird, und Auftraggeber finden es chic, Geld eingespart zu haben. Sie sagen, dass sie erst dann die Vergabe bei ihren Vorgesetzten durchsetzen können. Der Vergleich der Lehrinhalte von Hochschulen bringt erstaunliche Ergebnisse. Haben sich all diese Gruppen abgesprochen – auch das soll es geben – oder haben alle immer noch nicht verstanden, dass so eine Branche auf Dauer kaputtgeht? Was können wir tun und wann / wie trennt der Markt die Spreu vom Weizen? „Facility Management ist das Management von

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Sekundärprozessen“ (Wahlen 1996). Also benötigen Kernprozesse zur optimalen Wertschöpfung Services, die diese unterstützen. FM ist eine Managementleistung im klassischen betriebswirtschaftlichen, ingenieurtechnischen und verhaltenswissenschaftlichen Sinne. Da wir unsere Wertschöpfungen in Im-

GASTBEITRAG Robert Wahlen, Certified Facility Manager und Inhaber der FM PRO, macht deutlich: „Es ist wichtig, dass der Mensch im Vordergrund steht.“

mobilien erbringen, ist Immobilien- und Gebäudemanagement Teil von FM. Insgesamt bedarf es der Kenntnisse von Planung, Organisation, Stellenbesetzung, Weisung, Koordination, Berichterstattung, Budgetierung, Kontrolle, Innovationen, Repräsentation. Dabei muss der Mensch im Vordergrund stehen. Prozesse in Unternehmen sind so zu gestalten, dass Mitarbeiter, entlastet von Sekundärprozessen, mehr Zeit finden, die eigentlichen Hauptaufgaben zu erledigen. Aus diesem Zeitgewinn wird Wertschöpfung. Daraus kann sogar ein Mehr an Services, bezahlt werden. Die Differenz ist der ROI. Die Einsparung liegt also nicht im Einkauf „billiger“ Services sondern im Zeitgewinn durch Entlastung von Sekundärprozessen je wertschöpfendem Arbeitsplatz zur Erledigung der Hauptaufgaben und im Management qualitativ hochwertiger Services über Service Level Agreements. FM PRO führt seit 19 Jahren Beratung, Planung, Controlling, Ausbildung von Mitarbeitern und Marktstudien im Immobilien- und Facility Management für große und kleine Unternehmen aller Branchen, Nachfrager und Anbieter, im deutschsprachigen Raum durch. Informationen unter: www.fmpro.de


LOGISTIK

Neue Netze knüpfen Optimierte Verkehrsinfrastrukturen bieten die Grundlage für ein umweltschonendes, nachhaltiges Management.

Logistik

von Armin Hille or dem Hintergrund des sich abzeichnenden Klimawandels müssen nationale und internationale Logistiknetze umweltverträglich gestaltet werden, denn der Güterverkehr wird weiter zunehmen. Um die damit verbundenen Herausforderungen verantwortungsbewusst gegenüber der Umwelt, dem Klima und auch den betroffenen Branchen und Arbeitsplätzen meistern zu können, ist nachhaltiges Logistikmanagement gefordert. Eine große Chance, zukünftig mehr Verkehr mit umweltfreundlichen Transportmitteln und damit ohne zusätzliche Umweltbelastungen abzuwickeln, besteht in der Optimierung der einzelnen Transportmittel entsprechend ihren Stärken sowie in einer optimalen Verknüpfung der einzelnen Verkehrsträger. Nach der Kurz- und Mittelfristprognose des Bundesverkehrsministeriums für die Verkehrsentwicklung bis 2008 werden der Güter- wie der Individualverkehr weiter wachsen. Das liegt zum einen an den derzeit günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bzw. dem steigenden Außenhandelsvolumen. Ursache dafür sind zum anderen aber

V

auch die sich seit Jahren verändernden Kunden-Lieferanten-Netzwerke. So hat sich z. B. in Deutschland die Menge der Güter nicht nennenswert vermehrt. „Dennoch steigt auch hier die Transportleistung weiter, weil die Transportwege durch die Globalisierung und Zentralisierung in vielen Distributionsstrukturen länger geworden sind und steigende Vorleistungsimporte der Industrie daneben das internationale Transportaufkommen erhöhen“, erläutert Prof. Dr.-Ing. Uwe Clausen, Institutsleiter Fraunhofer IML. Insgesamt erwartet das Bundesverkehrsministerium für die Verkehrsentwicklung 2007 eine Zunahme des Güterverkehrs um 7,5 Prozent gegenüber 2006. Davon entfallen auf die Bahn 8,2 Prozent, den Straßengüterverkehr 8,1 Prozent, die Binnenschifffahrt 3,3 Prozent. Als Gründe nennt die Prognose die kräftige Erholung der Baubranche, wodurch besonders Transporte im Straßenverkehr ansteigen, ferner den grenzüberschreitenden Landverkehr im Zuge der EUIntegration sowie den Wettbewerb im grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr. Für 2008 werden etwas schwächere, im langjährigen Vergleich aber immer noch erhebliche Zuwachsraten von insgesamt 4,9 Pro-

zent für alle Landverkehrsträger des Güterverkehrs erwartet. 69 Prozent der transportierten Güter rollen immer noch über die Straße, 16 Prozent bewältigt die Schiene, gut ein Zehntel transportiert die Binnenschifffahrt. Auch der Gütertransport über das Meer hat sich seit 1991 verdoppelt, der Containerumschlag in den deutschen Seehäfen nahezu vervierfacht. Die volle Öffnung des europäischen Schienennetzes für den Güterverkehr seit 2007 sei ein echter Fortschritt, der aber erst dann zur vollen Wirkung kommen könne, wenn die immer noch bestehenden Hemmnisse auf der Schiene beseitigt seien. Einerseits werde der Markt rechtlich geöffnet, andererseits werde er durch die mangelnde Anerkennung von Lokführerscheinen und durch gegenseitige Barrieren bei der technischen Anerkennung von Lokomotiven wieder geschlossen. So heißt es in einer Broschüre von Allianz pro Schiene, Berlin, die auch Informationen und Beispiele bietet. Wie wichtig der Schienenverkehr ist, zeigt der alleine durch Verkehr in der EU erfolgte Mineralölverbrauch von mehr als 70 Prozent. Damit trägt der Verkehr nicht nur erheblich zum Verbrauch der knapper werdenden Energieressourcen bei, sondern ist auch für 20 Prozent der gesamten CO2-Emissionen verantwortlich. Zur Zukunftssicherung der Energieressourcen und des Klimaschutzes muss nicht nur die Verkehrsorganisation verbessert werden. Auch innovative Antriebstechnologien müssen forciert werden. Um die Energiebasis langfristig auf ein breiteres Fundament stellen zu können, wird u. a. eine Diversifizierung alternativer Kraftstoffe angestrebt. Dazu zählen Maßnah-

GEFORDERT „Auch die Verkehrs- und Logistikwirtschaft muss – wie die Energiewirtschaft – ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten“, betont Prof. Uwe Clausen.

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RATIONAL Dr. Thomas Wimmer fordert von den Logistikunternehmen nachhaltiges Wirtschaften ein. Nur so könnten sie auch langfristig erfolgreich sein.

men, die sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite die Entwicklung unterstützen. Das betrifft die Einführung der CO2- und schadstoffabhängigen Kfz-Steuer ebenso wie transparentere und verbraucherfreundlichere Verbrauchskennzeichnung. Gefordert ist auch die europäische Automobilindustrie mit einer anspruchsvollen Weiterentwicklung der CO2-Selbstverpflichtung.

Zwar haben sich Transport und Logistik weltweit zu einem Wachstumsmotor entwickelt, langfristig werden aber nur effiziente Wirtschaftssysteme, die auch die Belange von Mensch und Umwelt berücksichtigen, erfolgreich sein. „Nachhaltiges Wachstum wird nur generiert, wenn der Umgang mit den Ressourcen schonend und wirtschaftlich sowie ökonomisch und sozial verträglich geschieht“, heißt es im Vorwort des Programms des diesjährigen 24. Deutschen BVL Logistik-Kongresses, der im Oktober in Berlin stattfindet. „Zum einen geht es beim Thema Nachhaltigkeit um ökologische Effizienz und um Innovationen, die dazu beitragen, die Umwelt zu schützen“, sagt Dr. Thomas Wimmer, BVL. Zum anderen zähle dazu rationales wirtschaftliches Denken und Handeln im Hinblick auf die Erhaltung der betrieblichen Ressourcenbasis. Wenn also ein Speditionsunternehmen seine Flotte gut in Schuss halte, regelmäßig investiere und die Fahrer verbrauchsoptimal führen, dann würden die Umwelt geschont und die Kosten auf Dauer gesenkt. Nachhaltig sei das Logistikmanagement auch, wenn beispielsweise ein Industrieunternehmen seine Produktionslogistik

zeit- und kostenoptimal plane und damit Transporte vermeide. Eine nachhaltige Weiterentwicklung logistischer Netze ist eines der Ziele des von der Bundesregierung 2005 beschlossenen „Masterplan Güterverkehr und Logistik“. Der Masterplan ist ein Handlungskonzept für ein noch effizienteres Güterverkehrssystem und eine noch bessere Nutzung aller Verkehrswege. Ziel ist eine integrierte Verkehrspolitik, an der sich Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verbände und die öffentliche Hand beteiligen. Parallel dazu wird ein strukturierter Dialog mit der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Fachöffentlichkeit, den Bundesländern, der EU sowie den Nachbarstaaten geführt. Dies dient der Einbindung der Akteure in den Erarbeitungsprozess und soll die Festlegung bedarfsgerechter Handlungsempfehlungen in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologien, Ausbildung, Weiterbildung und Qualifikation, Infrastruktur und Vernetzung, Finanzierung, Märkte, Marktbedingungen und Deregulierung sowie Umweltschutz sicherstellen. Einen Beitrag zu nachhaltigen Logistikkonzepten leistet das satellitengestützte

Expansion sorgt für nachhaltiges Wachstum Nach dem Markteinstieg in Österreich hat die Hermes Logistik Gruppe Südeuropa im Blick. Seit Juli 2007 bietet die Hermes Logistik Gruppe (HLG) ihre Paketservices auch in Österreich an, was dort wochenlang für Gesprächsstoff sorgte. Der Grund: Erstmals erwächst der österreichischen Post ein ernst zu nehmender Konkurrent im B2C- und C2C-Segment. Die Folge: Postchef Anton Weis rechnet pro Jahr mit einem Verlust von acht Mio. Paketen und einem um 25 Mio. Euro reduzierten Ergebnis. 20 Prozent Marktanteil in Österreich hat sich die HLG bis 2008 vorgenommen – und das ist angesichts der bereits installierten Infrastruktur von 1200 PaketShops realistisch. Das Konzept hat sich in Deutschland bestens bewährt; den Kunden steht mittlerweile ein dichtes stationäres Netz mit rund 13.500 PaketShops zur Verfügung. Mit dem Fall des Briefmonopols 2008 in Deutschland werden diese auch als Annahmestellen für Briefe genutzt, die von TNT-Post, an der die HLG mit 29 Prozent beteiligt ist, transportiert werden. Klar ist, dass die internationale Expansion von Hermes nicht mit dem Markteinstieg in Österreich endet. Weitere Etappenziele sind Italien und Spanien. Die Voraussetzungen für den forcierten Auf-

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bau eines umfassenden europäischen Netzwerks sind exzellent, schließlich gibt es mit ParcelNet in Großbritannien und mit der französischen Mondial Relay erfolgreich operierende Schwesterunternehmen. Zusammen mit dem deutschen Geschäft werden in diesen beiden Ländern über 70 Prozent des Umsatzes im gesamteuropäischen B2C-Markt generiert –

LIEFERANT Die Paketwagen der Hermes Logistik Gruppe sollen demnächst auch in Italien und Spanien zum alltäglichen Straßenbild gehören.

und Hermes hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen maßgeblich zu gestalten. Deutschlands „größter, postunabhängiger Logistikanbieter“ ist auch im europäischen Vergleich der bedeutendste Logistikdienstleister bei der Zustellung an Privatpersonen. Für die Zukunft sieht Hanjo Schneider, Vorsitzender der HLG-Geschäftsführung, das Unternehmen gut aufgestellt. Sein Ziel ist nachhaltiges Wachstum. Um die Leistungsfähigkeit zu steigern, werden derzeit neue, strategisch günstig gelegene Hauptumschlagbasen in NordrheinWestfalen – in der Nähe der wirtschaftlich starken Beneluxländer – und Hessen errichtet, in denen jährlich 100 Mio. Sendungen bewegt werden können. Auch bei der Akquise von Neukunden ist Hermes erfolgreich: Mit dem amerikanischen Versandhändler Lands’ End, der sein Europageschäft größtenteils von England aus steuert, konnte erst kürzlich ein weiterer international aufgestellter Partner mit hohem Sendungsaufkommen gewonnen werden. Andere werden folgen. Fazit: Der internationale Höhenflug des Götterboten hat gerade erst begonnen. Weitere Infos unter: www.hermes-logistik-gruppe.de


porten in Europa bis 2012 um fünf Prozent zu senken. Unter anderem werden mit Beteiligung des neuen Innovation Centers Fahrzeuge mit Hybrid- und Biogasmotoren getestet, um die Reichweite und Standfestigkeit dieser Antriebe zu verbessern und Erkenntnisse für die Großserienfertigung dieser Fahrzeuge zu gewinnen. An den Projekten hat sich bereits eine Vielzahl namhafter Nutzfahrzeughersteller als Technologiepartner beteiligt. Zudem bietet die DHL Express ihren Geschäftskunden in ganz Europa die Möglichkeit, mit dem Versandservice GoGreen ihre Pakete klimaneutral zu versenden. PriVORBILD Dr. Frank Appel: „Die Deutsche Post World Net fördert den Klimaschutz durch zahlreiche Projekte, etwa bei der Entwicklung umweltfreundlicher Motoren.“

Mautsystem von Toll Collect. Durch die Differenzierung der Mautsätze nach Schadstoffklassen werden eine verursachergerechte Anlastung der Wegekosten und damit auch ökologische Aspekte berücksichtigt. Europaweit wurden bisher 600.000 Bordcomputer installiert. Die Gesamterfassungsquote beträgt laut Toll Collect 99,7 Prozent. Die technologische Basis des Mautsystems birgt darüber hinaus noch weitere Möglichkeiten als die bloße Erhebung von Straßenbenutzungsgebühren. So kann das System als Wegbereiter für kostengünstige Mehrwertdienste in einer modernen Transportwelt weiterentwickelt werden. Mehr Sicherheit auf der Straße, eine bessere Auslastung der Verkehrswege, geringere Kosten durch effizientere Logistikketten und eine Entlastung der Umwelt durch weniger Staus – diese Ziele mit „Mehr-Wert“ stehen dabei im Vordergrund. Vorreiter bei umweltschonenden Transportlösungen ist u. a. der Konzern Deutsche Post World Net. In Anlehnung an das KyotoProtokoll, das die Vertragsstaaten auf einen Gesamtrahmen für ihre Maßnahmen gegen den weltweiten Klimawandel verpflichtet, hat sich das Unternehmen eine Selbstverpflichtung auferlegt. Dr. Frank Appel, Konzernvorstand Global Business Services bei der Deutschen Post World Net: „Schon seit geraumer Zeit leistet die Deutsche Post World Net mit vielfältigen Aktivitäten einen Beitrag zum Klimaschutz. So fahren bei uns bereits mehr Transportfahrzeuge mit alternativen Kraftstoffen als bei anderen Logistikunternehmen.“ Auf diesen Leistungen wolle man sich aber nicht ausruhen, sondern man habe das Ziel, den CO2-Ausstoß bei den Straßentrans-

vatkunden können GoGreen-Produkte über das Pluspäckchen-GoGreen und den OnlineFrankierservice von DHL für alle Pakete und Päckchen nutzen. DHL gleicht dabei alle während des Transports entstehenden Kohlendioxid-Emissionen durch unternehmensinterne oder -externe Klimaschutzmaßnahmen aus. Pro Sendung wird ein fester Betrag in Maßnahmen investiert, bei denen die Menge des während des Transports emittierten Kohlendioxids entweder eingespart oder der Atmosphäre wieder entzogen wird. „Neben der Energiewirtschaft wird als nächstes die Verkehrs- und Logistikwirtschaft

Globale Beschaffungsstrategien Hermes stellt die Weichen für weiteres Wachstum. Mit Hanjo Schneider, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Hermes Logistik Gruppe, sprach VISAVIS über die Zukunftsstrategien seines Unternehmens. Hermes arbeitet ambitioniert am Ausbau des internationalen B2C-Netzwerkes. Liegt die Zukunft des Unternehmens in Europa? Ja, auch. Europa bietet Möglichkeiten, die erfolgreiche Unternehmensentwicklung zu forcieren bzw. nachhaltig zu sichern. Wer den kommenden europäischen Logistikmarkt samt der zu erwartenden Konsolidierung aus einer führenden Position heraus mitgestalten will, muss sich entsprechend aufstellen. Wir tun das frühzeitig, wie der Markteinstieg in Österreich zeigt. Gibt es viele Kunden, die paneuropäische Logistiklösungen erwarten? Die Nachfrage steigt kontinuierlich, schließlich ist es von Vorteil, alle erforderlichen logistischen Leistungen aus einer Hand zu erhalten. Das gilt insbesondere für grenzüberschreitenden Warentransport. Das Knüpfen europaweiter Netzwerke über Kooperationen oder Akquisitionen gewinnt an Bedeutung. Die HLG baut ihre Hub-Infrastruktur in Deutschland aus. Für deren Auslastung soll auch der Versandhandel sorgen. Wie bewerten Sie dessen Zukunft? Der gesamte Warenaustausch mittels Paketsendungen wird sich weiter gut entwickeln. Immer mehr Handelsunternehmen setzen auf den MultichannelVertrieb und die Endkunden-Belieferung. Das gilt auch international. Es ist heute normal, online Produkte in Frankreich oder Italien zu bestellen. Dies sorgt zusammen mit Internet-Auktionen und Tauschbörsen für Millionen zusätzlicher Sendungen. Die neuen Hubs helfen, das wachsende Volumen zu verarbeiten.

Eine große Herausforderung für die Logistik ist der Umweltschutz. Was leistet hier die HLG? Die kontinuierliche Verbesserung der Umweltverträglichkeit unserer Leistungen ist eines der wichtigsten Unternehmensziele. Dafür lassen wir z. B. unsere Niederlassungen unter Umweltgesichtspunkten zertifizieren und testen Fahrzeuge mit Brennstoffzellen. Im Bereich Transport konnten wir zudem durch die IT-gestützte Tourenoptimierung und eine bessere Auslastung der Fahrzeuge Strecke einsparen und so Emissionen vermeiden. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung von Hermes Logistik? Wir sind auf einem guten Weg. Wenn die Politik für faire Rahmenbedingungen im Bereich Paket sorgt, sprich die ungerechtfertigte Mehrwertsteuerbefreiung der Deutschen Post abschafft, bin ich überzeugt, dass die HLG weiter wächst und sichere Arbeitsplätze in der Boombranche Logistik schafft.

AMBITIONIERT „Deutschland bleibt weiterhin unser wichtigster Markt, auf dem wir in allen Bereichen weiter wachsen wollen“, unterstreicht Hanjo Schneider.

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im Fokus der öffentlichen Diskussion stehen und sich intensiv mit möglichen Beiträgen zur Erreichung von Klimaschutzzielen zu beschäftigen haben“, ist sich Prof. Dr.-Ing. Uwe Clausen sicher, der im Fraunhofer-Institut IML u. a. Forschungen zur Energieeffizienz in der Logistik vorantreibt. Auch die WLS GmbH, exklusiver Partner von McDonald’s in Sachen Distribution, setzt auf umweltfreundliche Fahrzeuge. Mehr als 100 Lkws, die mit Biodiesel betrieben werden, sorgen unter optimaler Laderaum- und Tourenausnutzung für eine pünktliche Auslieferung. Die WLS-Lkws sind in

unterschiedliche Temperaturzonen eingeteilt, um eine lückenlose Kühlkette beim Transport der Waren bis in die Restaurants garantieren zu können. Ein anderer, jedoch in Fachkreisen kontrovers diskutierter Ansatz, Straßentransporte zu optimieren, ist die Entwicklung sehr langer und schwerer Lkws. Während sich die Befürworter mehr Wirtschaftlichkeit versprechen, befürchten die Gegner eine erhebliche Belastung von Straßen und Brücken und negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit. Denn diese unter dem Namen „Eurocombi“ oder „Gigaliner“ firmie-

Vorsprung in dynamischen Märkten Die ERP-Lösung von Agresso vereint Flexibilität mit Konsistenz. Die Wirtschaft bleibt dynamisch. Eine rasche Anpassungsfähigkeit ist die Voraussetzung für erfolgreiches Wachstum. Die Veränderungsgeschwindigkeit von Geschäftsprozessen nimmt dabei vor allem in Dienstleistungs- und Service-orientierten Branchen rapide zu. Um Schritt halten zu können, setzen Unternehmen zunehmend auf Konzepte, die langfristig Unternehmenserfolg versprechen. Damit „Sustainable Development“ aber nicht nur eine Worthülse bleibt, muss das Management neben der klassischen Gewinnmaximierung auch gänzlich neue Parameter stärker berücksichtigen. Es gilt, das Gleichgewicht zwischen Ökonomie, Ökologie und dem sozialen Sektor zu halten. Dieter Große-Kreul, Geschäftsführer von Agresso, erklärt: „Der Controller mutiert zunehmend vom klassischen Zahlenlieferanten zum Copiloten im Führungscockpit. Er muss sich nicht nur mit komplexen Unternehmensstrukturen, sondern vor allem

NACHHALTIG „Mit Agresso erhalten Firmen den entscheidenen Vorsprung vor der Konkurrenz“, unterstreicht Geschäftsführer Dieter Große-Kreul.

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auch mit den operativen Prozessen in dem sich wandelnden Umfeld aus Markt- und Kundenanforderungen auseinandersetzen. Darüber hinaus muss er die gesetzlichen und regulativen Vorgaben beachten und die üblichen Unternehmens- und Geschäftskennzahlen permanent kontrollieren. Zudem möchte das Management heutzutage viel schneller und analytischer informiert werden als zuvor.“ Ein Fall für eine professionelle IT: Die ERP-Lösung Agresso Business World versorgt das Management mit aggregierten Unternehmensinformationen. Standardreports und einfach zu erzeugende individuelle Analysen machen dem Anwender auch komplizierte Prozesse transparent. Die vollständig integrierte Software garantiert dauerhafte Datenkonsistenz, egal wie häufig die Applikation angepasst wird. Möglich macht dies die innovative Architektur mit der Erfolgsformel: Business-Modell = ProzessModell = Daten-Modell. Diese Formel gewährleistet Agresso sein Alleinstellungsmerkmal unter den ERPAnbietern: die hohe Agilität nach der Implementierung als Basis für niedrige Total Cost of Ownership (TCO). Monolitische Mega-Softwaresysteme lassen sich meist nur durch teure Systemintegratoren anpassen. Agresso-Kunden dagegen können Veränderungen selbst vornehmen und so Kosten reduzieren und Zeit einsparen. Das schafft Unabhängigkeit vom IT-Dienstleister und sorgt auch für die permanente Nutzung des Systems. Große-Kreuls Fazit: „Agresso Business World wird bei über 2600 Kunden weltweit eingesetzt. Die Lösung unterstützt die Kompetenz und Fähigkeiten der eigenen Mitarbeiter. So können Organisationen eine dauerhafte Absicherung des Unternehmens erreichen. Das ist es, worum es im Sustainable Development tatsächlich geht.“ www.agresso.de

renden Lkws sind bis 25,25 Meter lang und bis 60 Tonnen schwer. Bisher sind nur Lkws mit einer Gesamtlänge von 18,75 Metern und einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen zugelassen. Wie mobifair – für fairen Wettbewerb in der Mobilitätswirtschaft e. V., Frankfurt – mitteilt, haben zu Testzwecken mittlerweile die fünf Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Bremen unter Hinweis auf die föderale Struktur Ausnahmegenehmigungen für die 60-Tonner erteilt. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung hat bisher erfolglos auf eine Einstellung dieser Feldversuche gedrungen. Einzig Thüringen hat das geplante Pilotprojekt vorläufig gestoppt. Grundsätzlich hat jeder Verkehrsträger spezifische Stärken und ist unverzichtbar. Entscheidend ist, wie die Verkehrsträger in Transportketten und -netzen miteinander kombiniert werden. Zu den Handlungsfeldern einer nachhaltigen Entwicklung zählen Managementsysteme, Training und Anreizsysteme, Fahrzeugtechnologie, Erhöhung des Auslastungsgrades durch technische Maßnahmen ebenso wie Disposition und Transportplanung, standortorientierte Maßnahmen, intermodale Logistik, Kraftstoffeffizienz und Sicherheit. Optimierungspotenziale innerhalb logistischer Netzwerke bietet vor allem die intermodale Logistik. Dabei werden alle Verkehrsträger je nach ihren Stärken sinnvoll miteinander kombiniert. Während der Lkw nach wie vor das flexibelste Transportmittel ist, bietet der Verkehrsträger Schiff vor allem eine hohe Leistungsfähigkeit beim Massenguttransport sowie Wirtschaftlichkeit, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, Transportsicherheit und Umweltverträglichkeit. Eine stärkere Einbindung der Binnenschifffahrt in logistische Transportketten könnte deshalb erheblich zum aktiven Klimaschutz beitragen. Voraussetzungen dafür sind jedoch die weitere Modernisierung der Binnenschiffsflotte, wasserbauliche Maßnahmen, Innovationen im Schiffbau und produktionsnahe Pufferläger. Bei der Prozessorientierung zählen dazu u. a. die intermodale Ausgestaltung der Schnittstellen, flexibilisierte TransportWEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@

+ www.bvl.de + www.iml.fraunhofer.de + www.allianzproschiene.de


Extreme Wetterlagen durch Klimawandel 30 25 20 15 10 5

Erdbeben

Sturm

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2002

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ketten, schnelle und zeitnahe Information und vorausschauende Disposition. Neben den drei Verkehrsträgern Straße, Schiene, Wasserstraßen gewinnt auch der vierte Verkehrsträger Luft weiter an Bedeutung. So entwickelt sich neben dem Flughafen Frankfurt auch der Flughafen Köln / Bonn zum wichtigen Frachtumschlagplatz. Mit einem Umschlag von 698.000 Tonnen in 2006 ist er der zweitgrößte Frachtflughafen in Deutschland. Aufgrund seiner Nähe zu Autobahnen, Schienenverkehr und dem Rhein bietet er eine ideale Infrastruktur für Gütertransporte. Unter anderem verlegt deshalb FedEx Express, ein Tochterunternehmen der FedEx Corp. und das weltweit größte Express-Luftfrachtunternehmen, sein größtes deutsches Umschlagzentrum 2010 von Frankfurt nach Köln / Bonn. Auf dem Flughafengelände entsteht eine neue Fracht- und Verladehalle auf einer Fläche von etwa 50.000 Quadratmetern. „Um unseren Kunden auch in Zukunft einen Service in gewohnt hoher Qualität zu bieten, müssen wir unsere Umschlagkapazitäten ausbauen“, sagt Michael Mühlberger, Vice President, Operations, FedEx Express Zentral- und Osteuropa.

Sonstige Quelle: Münchner Rückversicherung

UNWETTER Seit den Siebzigerjahren nimmt die Anzahl der Umweltkatastrophen im Durchschnitt von Jahr zu Jahr zu. Insbesondere die Zahl der Stürme und Überschwemmungen ist überproportional gestiegen.

Zu einem der wichtigsten Logistikmärkte in Westeuropa entwickelt sich derzeit Belgien. Wie dem Logistikbarometer der Kölner SCI GmbH zu entnehmen ist, gehören Wallonie / Limburg und Antwerpen zu den dynamischsten Logistikregionen, übertroffen nur von den niederländischen Standorten Rotterdam, Amsterdam und Venlo. Für die deutsche Transport- und Logistikbranche ist Belgien neben den Niederlanden auch aufgrund der geografischen Nähe ein kons-

tanter und wichtiger Partner. Darauf hat sich auch Deutschlands „größter postunabhängiger Logistikanbieter“, die Hermes Logistik Gruppe (HLG), eingestellt. „Um die Leistungsfähigkeit unseres Unternehmens zu steigern, errichten wir derzeit neue, strategisch günstig gelegene Hauptumschlagbasen in Nordrhein-Westfalen – nah an den wirtschaftlich starken Beneluxländern – und Hessen, in denen jährlich 100 Millionen Sendungen bewegt werden können“, sagt

Verlässliche Einnahmequelle für den Fiskus Satellitengestützte Maut bewährt sich als Wegbereiter für Telematikanwendungen von morgen. Das weltweit erste satellitengestützte Mautsystem hat sich bewährt. Seit Januar 2005 funktioniert die Technik mit europaweit rund 590.000 installierten Bordcomputern stabil und zuverlässig. Die Gesamterfassungsquote, d. h. die vollständige Erhe-

PRÄZISION Die LKW-Maut kommt auf rund 12.500 Kilometern Autobahn und ausgewählten Bundesstraßen in Deutschland zum Einsatz.

bung der Maut in Relation zu den erfassten mautpflichtigen LKWs, beträgt 99,7 Prozent. Die Differenzierung der Mautsätze nach Schadstoffklassen berücksichtigt ökologische Aspekte. Damit sorgt das System für eine verursachergerechte Anlastung der Wegekosten und gewährleistet verlässliche Mauteinnahmen für den Staat. Die Möglichkeit zur Staffelung der Mauthöhe nach Ort und Zeit ist ein Instrument für Verkehrslenkung und den Erhalt der Mobilität. Künftig lassen sich so Verkehrsströme besser steuern. Das ist ein erster Schritt auf dem Weg zum intelligenten Verkehrsmanagement und hilft, die Mobilität des modernen Lebens in einer arbeitsteiligen Gesellschaft zu sichern. Denn die Verkehrsnachfrage im wirtschaftlichen und privaten Bereich wird in den kommenden Jahren rasant ansteigen. Das Konzept des deutschen Mautsystems basiert auf der innovativen Kombination zweier bewährter Technologien: GPS-Satellitenortung und GSM-Mobilfunk. Der Bordcomputer berechnet die Maut im laufenden Verkehr präzise, ohne den Verkehrsfluss zu beeinträchtigen. Dafür wird keine straßenseitige

Infrastruktur benötigt. Die technologische Basis des Mautsystems von Toll Collect birgt darüber hinaus noch viel mehr Möglichkeiten als die bloße Erhebung von Straßenbenutzungsgebühren. So kann das System als Wegbereiter für kostengünstige Mehrwertdienste in einer modernen Transportwelt weiterentwickelt werden. Mehr Sicherheit auf der Straße, eine bessere Auslastung der Verkehrswege, geringere Kosten durch effizientere Logistikketten und eine Entlastung der Umwelt durch weniger Staus – diese Ziele mit „Mehr-Wert“ stehen dabei im Vordergrund. So vielfältig die Anwendungsmöglichkeiten auch sind, sie haben doch eines gemeinsam: Derartige Dienstleistungen können die Geschäftsabläufe im Speditions- und Logistikgewerbe effizienter gestalten und die Arbeit der LKW-Fahrer erleichtern. Dabei wird der Betreiber des deutschen Mautsystems, die Toll Collect GmbH, wegen rechtlicher Vorgaben Telematikleistungen nicht selber anbieten. Dafür können andere Anbieter am Markt die Technologie mit großem Potenzial für Verkehrsmanagement nutzen. www.toll-collect.de

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Mehr Transporte auf der Schiene 17,1 17,1 16,9 16,7 16,5

16,4 16,3

16,3 16,2 16,1

16

15,9 15,74

15,7 2000

2001

15,75 2002

2003

2004

2005

2006

Marktanteil Schienengüterverkehr in Prozent (Anteil an der Gesamtverkehrsleistung in Tonnenkilometern. Einbezogene Verkehrsträger: Schiene, Straße, Binnenschiff und Rohrfernleitungen)

ZUGEWINN Seit dem Tiefpunkt in den Jahren 2001 / 2002 steigt der Marktanteil des Schienengüterverkehrs an der gesamten Verkehrsleistung steil an.

Hanjo Schneider, Vorsitzender der HLG-Geschäftsführung. Seit Juli 2007 bietet Hermes zudem seine Paketservices auch in Österreich an. Damit erwächst der österreichischen Post erstmals auf dem Heimatmarkt ein ernstzunehmender Konkurrent im B2C- und C2C-Segment. Auch der Wirtschaftsraum Ulm / NeuUlm hat sich zu einem wichtigen Logistik-

standort entwickelt. Sein größter Vorteil ist dabei die hervorragende Lage als einer der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte in Süddeutschland. Die Stadt bietet mit der Anbindung an die Autobahnen A7 (Flensburg-Füssen) und A8 (Stuttgart-München) sowie die Bahn-Magistralen Amsterdam / RotterdamRhein / Ruhr-Rhein / Main-München-Salzburg-Südosteuropa und Paris-Straßburg / Ostfrankreich-München-Wien eine ideale Logistikdrehscheibe. Auch die Nähe zu den Flughäfen Stuttgart, München, Memmingen und Friedrichshafen ist ein Pluspunkt. Herzstück ist ein Güterverkehrszentrum (GVZ) mit Containerbahnhof, wobei knapp 800 Container 2010 im Endausbau pro Tag umgeschlagen werden sollen. Voraussetzung für solche erfolgreichen Logistikstandorte ist eine rasche Anpassungsfähigkeit, denn die Veränderungsgeschwindigkeit von Geschäftsprozessen nimmt vor allem in dienstleistungs- und serviceorientierten Branchen rapide zu. „Damit Sustainable Development, also die nachhaltige Entwicklung, aber nicht nur eine Worthülse bleibt, muss das Management neben der klassischen Gewinnmaximierung auch gänz-

lich neue Parameter stärker berücksichtigen“, unterstreicht Dieter Große-Kreul, Geschäftsführer von Agresso, einem Unternehmen, das sich auf ERP-Lösungen für die Logistik spezialisiert hat. Mit zunehmendem Verkehrsaufkommen steigt zugleich die Verantwortung für eine effiziente und nachhaltige Entwicklung. Mobilität und Wirtschaftswachstum müssen intelligent und unter Beachtung ökologischer Anforderungen gestaltet werden. Um international wettbewerbsfähig zu sein, muss auch die deutsche Wirtschaft über kostengünstige, effiziente und sichere Transportmöglichkeiten und Verkehrsträger verfügen, die zudem das Konzept der Nachhaltigkeit berücksichtigen. Dies bedeutet, ein System ausschließlich so zu nutzen, dass es in seinen wesentlichen Charakteristika langfristig erhalten bleibt. Davon unabhängig sind die Rahmenbedingungen für den Logistikstandort Deutschland nach wie vor hervorragend. Zu den wichtigen derzeit erkennbaren Trends in der Transport- und Logistikbranche zählen weiter voranschreitende Globalisierung der Logistik sowie die Erschließung neuer Geschäftsfelder.

Optimale Anbindung an Straße, Schiene, Luftverkehr Die Region Ulm / Neu-Ulm ist einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Süddeutschland. Der Wirtschaftsraum Ulm / Neu-Ulm hat in den vergangenen Jahren eine herausragende Bedeutung als Logistikstandort gewonnen. Ein großes Plus ist dabei die hervorragende Lage als einer der bedeutendsten Verkehrsknotenpunkte im Süden Deutschlands. Mit den Autobahnen A 7 (FlensburgFüssen) und A 8 (Stuttgart-München) sowie den BahnMagistralen Amsterdam / Rotterdam-Rhein / Ruhr-

DREHSCHEIBE Die Auslastung des neuen Güterverkehrszentrums übertrifft bereits während der Ausbauphase deutlich die Erwartungen.

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Rhein / Main-München-Salzburg-Südosteuropa und Paris-Straßburg / Ostfrankreich-München-Wien ist die Region eine optimale Logistikdrehscheibe. Ein weiterer Vorteil ist die Nähe zu den Flughäfen Stuttgart, München, Memmingen und Friedrichshafen. Im Norden Ulms, an der Schnittstelle A 8 und B 10 wurde ein Gewerbeareal mit rund 200 Hektar Nettofläche ausgewiesen. Herzstück ist ein Güterverkehrszentrum (GVZ) mit Containerbahnhof. Knapp 800 Container sollen 2010 pro Tag umgeschlagen werden. Der Gesamtkomplex wird dann aus einem Verlademodul mit vier 700 m langen Krangleisen sowie einer Lade-, einer Fahrspur und zwei Abstellspuren für Container bestehen. Bereits jetzt werden jährlich zwischen 60.000 und 70.000 Container umgesetzt, weit mehr als ursprünglich gedacht. Möglich sind im Endausbau 195.000 Einheiten. Von Ulm werden überwiegend die deutschen Seehäfen angesteuert; eine Verbindung nach Mailand soll noch in diesem Jahr aufgebaut werden. Mitte 2007 gab das Bundesverkehrsministerium grünes Licht für den direkten Anschluss des Containerbahnhofs an die A 8. Dies verbessert die Ver-

kehrssituation am Containerbahnhof und die Lage der angesiedelten Unternehmen erheblich. In unmittelbarer Nähe des Terminals stehen Gewerbeflächen für das Transport- und Logistikgewerbe sowie diverse Serviceeinrichtungen zur Verfügung.Ansprechpartner ist der Stadtentwicklungsverband Ulm / Neu-Ulm, der interessierten Unternehmen mit Rat und Tat zur Seite steht. Zusätzliche Unterstützung bietet auch das Hochschulnetz Logistik Schwaben, wo unter anderem das Know-how der Hochschule Ulm und der Fachhochschule Neu-Ulm vernetzt und verstärkt wird. Unternehmen erhalten hier wirksame Hilfe zur Weiterentwicklung ihrer Logistikstrukturen und -prozesse. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze hängt immer mehr von der logistischen Qualität der Region ab. So wird der Ulmer Norden zu einem wichtigen Bestandteil der regionalen Wirtschaft. Über 10.000 Menschen sind derzeit schon in der Region Ulm im Kernsektor Logistik beschäftigt. Werden die Mitarbeiter mit logistischen Tätigkeiten in den Unternehmen dazugezählt, kommen weitere 24.000 Arbeitsplätze hinzu. www.stadtentwicklungsverband.ulm.de


MOBILE BUSINESS

Arbeiten fern vom Schreibtisch Die Nutzung des Mobilfunks und mobiler Anwendungen ist aus vielen Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Dabei hat der Erfolgsweg der mobilen Kommunikation erst begonnen.

Unabhängigkeit

mit Lösungsanbietern für die Unternehmen erhöhen. Beispielsweise arbeitet Vodafone seit Kurzem mit dem IT-Dienstleister Computacenter zusammen, um Geschäftskunden bundesweit mobile End-to-End-Lösungen aus einer Hand anzubieten, inklusive aller Services, von der Beratung über die Implementierung bis zum Betrieb. „Eine höhere Verfügbarkeit mobiler IT im Außendienst wird somit sichergestellt“, sagt Günter Kurth, Business Leader Mobile Solution bei Computacenter. Bis Ende des Jahres plant Vodafone noch eine Reihe weiterer Kooperationen. Um ihre Kosten im Griff behalten zu können, setzen sowohl die „normalen“ Mobilfunkanbieter als auch die virtuellen Mobilfunkanbieter (MVNO) vermehrt auf das Outsourcen von Informationstechnik (IT) und Geschäftsprozessen. Hier kann die Stunde von IT-Systemhäusern schlagen, die dank ihres IT- und TK-Know-hows prädestiniert sind, Dienstleistungen wie Mediation, Call Center Services, Billing, mobile Payment sowie Dokumenten- und Content Management zu übernehmen. Ein Beispiel dafür ist die OnDemand-Lösung „Order2Cash“ der Danet GmbH, welche die wesentlichen Geschäftsprozesse für „Service Activation to Billing and Payment“ unterstützt.

von Brigitte Kasper aut Wikipedia bezeichnet das mobile Business „jede Art von geschäftlichen Transaktionen, bei der die Transaktionspartner im Rahmen von Leistungsanbahnung, -vereinbarung oder -erbringung elektronische Kommunikationstechnologie in Verbindung mit mobilen Endgeräten einsetzen“. Was aus der Erklärung kaum hervorgeht, sind die vielen Anwendungen, die bei erfolgreicher, durchdachter Umsetzung ein enormes Potenzial für eine effiziente Arbeit in sich bergen. Mobiles Business ist nämlich seit Langem nicht mehr nur das mobile Telefonieren und das Herunterladen von E-Mails. Handys, BlackBerrys, PDAs oder Handlesegeräte können mittlerweile sehr vielversprechend für das mobile Erfassen und Übertragen von Daten, die Koordination von Außendienstmitarbeitern, das mobile Customer Relationship Management (mCRM) und den Zugriff auf unternehmenseigene Daten von unterwegs eingesetzt werden. So erwartet das Marktforschungsunternehmen IDC, dass bereits 2009 weltweit mehr als ein Viertel aller Erwerbstätigen mobile Arbeiter sein werden. „Wenn die Mitarbeiter mehr als 20 Prozent ihrer Zeit außerhalb ihres Büros verbringen, dann profitieren sie von der Mobilkommunikation“, ist Steve Reynolds, stellvertretender Vorsitzender der Mobile Data Association, überzeugt. Bisher ist der Einsatz mobiler Kommunikationssysteme vor allem im Außendienst verbreitet. Beispielsweise bieten die mobilen Techniken beim Customer Relationship Management entscheidende Vorteile. Im einfachsten Fall werden einem Kunden dabei über sein mobiles Endgerät Produkt- und Serviceangebote mitgeteilt, auf die dieser reagieren kann. Komplizierter wird es, wenn der Außendienstmitarbeiter erst im Gespräch mit seinem Kunden merkt, was für Informationen dieser wünscht. Kann er dann über das Mobilfunknetz oder das Internet auf Kontakt- und Kundendaten, Produkte und deren Preise, Reparaturanleitungen, Warenbestände und Aufträge, Reklamationen, Anfragen oder Ähnliches direkt zugreifen, hat er be-

L

reits einen entscheidenden Vorteil, um die Kundenbindung vor Ort durch individuelle Angebote und Informationen zu stärken. So weit, so gut. Mobilität wird also künftig die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in hohem Maß bestimmen. Aber oft bleibt „die Kluft zwischen dem, was Anbieter im Bereich Enterprise Mobility erwarten, und dem, was Anbieter konkret liefern, groß“, so Dan Bieler, Director Consulting, European Telecommunications & Networking bei IDC. Die Anbieter müssen sich mehr auf die Anwender einstellen, Lösungen müssen einfacher an deren Bedürfnisse angepasst werden können. Die Mobilfunkbetreiber wiederum müssen die Anreize durch interessante Tarifvarianten und möglicherweise Kooperationen

VORTEILHAFT Auch wer den größeren Teil seiner Arbeitszeit am Schreibtisch verbringt, kann von den Möglichkeiten der Mobilkommunikation profitieren, weiß Steve Reynolds. VISAVIS ECONOMY

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Die Experten von Berlecon Research sind überzeugt, dass in Unternehmen, in denen viele, auch unterschiedliche Endgerätetypen bzw. -versionen im Einsatz sind, Device-Management-Lösungen, zum Beispiel zur Verteilung der Software oder Konfiguration der Endgeräte, für eine effiziente und sichere Integration mobiler Endgeräte unerlässlich sind. Aus diesem Grund hat die Chemnitzer digitronik AG ihre „digitronik Business Edition“ in der Version 2.2 um eine zentrale Administration erweitert. Matthias Kirchhoff, Geschäftsführer der digitronik AG, dazu: „Die Erweiterung der digitronic Business Edition um das zentrale Management ist von vielen unserer Kunden gewünscht worden.“ Nun können diese die Installation und Konfiguration der einzelnen Client-Module, auch der mobilen, von einem zentralen Rechner aus – dem Single Point of Administration – vornehmen. „Damit werden nicht nur IT- und Verwaltungskosten gesenkt, sondern gleichzeitig wird der Komfort erhöht“, so Kirchhoff. Überhaupt sind mit der Realisierung der Vision vom „mobilen Unternehmen“ beachtliche Probleme beim Management des Net-

zes und der Mitarbeiter verbunden, wie die Studie „IP im Unternehmen wird mobil“ von AT&T in Zusammenarbeit mit der Economist Intelligence Unit ermittelte. Zum einen wurden in vielen Unternehmen die verschiedensten Endgeräte angeschafft, oftmals ohne Kontrolle durch die IT-Abteilungen. Zum anderen kämpfen Unternehmen darum, die mobilen Anwendungen so optimal wie möglich in die existierende IT-Infrastruktur zu integrieren, ohne den Sicherheitsgedanken dabei außer Acht zu lassen. Hier sollten sie so schnell wie möglich auf die Integration mobiler Anwendungen in ein IP-Netz setzen. Denn „erst die Integration von mobilen Sprach- und Datenanwendungen in einem IP-Netz schafft die Basis für fortschrittliche mobile Unternehmenskommunikation“, heißt es in der Studie. Ebenso ist und bleibt die Sicherheit beim mobilen Business ein Thema, angefangen von den Spams und Viren, die sich auch auf den mobilen Geräten breitmachen, bis hin zum Verlust von unternehmenswichtigen Daten. Der Wert Letzterer wird von den Nutzern mittlerweile höher eingeschätzt als der der Geräte selbst, und sie sind bereit, für einen

INTEGRIERT Dr. Key Pousttchi von der Universität Augsburg sucht Lösungen, wie mobile Mitarbeiter in die betrieblichen Prozesse eingebunden werden können.

entsprechenden Service eine gewisse Summe zu bezahlen. So können zum Beispiel Mobilfunkanbieter mithilfe der Device Management-Suite Mobile Manager 2.5 der Firma Synchronica ihren Kunden einen Back-up& Restore-Service offerieren, der bei Verlust des Endgerätes verloren gegangene Daten wiederherstellt. Daneben erleichtert er den

Mobile Payment jetzt auch in Deutschland Frankfurter Anbieter Luupay realisiert einfaches Bezahlen mit dem Handy. SMS, Telefonieren und Fotografieren stellen die beliebtesten Funktionen bei Mobiltelefonen dar. Ab sofort kommt eine interessante Anwendung hinzu: Bezahlen per Handy. Statt mit Geldbörse, EC- oder Kreditkarte genügt es, Beträge – etwa für Park- oder

GELDERSATZ „Das Bezahlen mit dem Mobiltelefon ist sicher und unkompliziert“, macht Reinhold M. Sigler, Country Director Deutschland Luupay, deutlich.

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Bustickets, Prepaid-Handys oder MP3-Musik – per Mobiltelefon zu begleichen. Engagierter Anbieter dieser vielseitigen Technik ist Luupay aus Frankfurt. „Lediglich die Funktion SMS sowie ein kostenloser Telefonanruf unter 0800-Mpayment sind nötig, um den vollen Umfang des kostenfreien Zahlungssystems von Luupay zu nutzen. Insgesamt bieten wir eine mobile Zahlungsapplikation, selbst für Mikro- und Makropayment“, erklärt Reinhold M. Sigler, Country Director Deutschland Luupay. Rasch wächst das Händlernetzwerk mit dieser Zahlungsoption; zu ihm gehören große Online-Shops wie der Telekommunikationsanbieter debitel. Ebenso steht die Geldüberweisung per SMS bereit, wobei Empfänger sofort über den angegebenen Betrag verfügen.Auch der Kauf von Produkten außerhalb des Internets ist möglich. Wie funktioniert Mobile Payment? Zunächst ist eine kostenfreie Registrierung bei Luupay erforderlich. Dank seiner von der Europäischen Union vergebenen E-Geld-Lizenz eröffnen Privatpersonen ein gebührenfreies Konto, das auf Wunsch eine besonders für Jugendliche geeignete Prepaid-Lösung beinhaltet. Es stehen für Shoppingfreunde darüber hinaus

auch Lastschrift oder Kreditkartenzahlung bereit. Stets erfolgt die Aktivierung unabhängig vom Mobilfunkanbieter und verwendeten Handy, somit steht der Dienst weltweit und losgelöst vom Netzbetreiber zur Verfügung. Sigler ergänzt: „Außer den im Mobilfunkvertrag vereinbarten SMS-Kosten fallen keine weiteren Gebühren an. Um das junge Thema Mobile Payment attraktiv zu gestalten, verzichtet Luupay bewusst auf teure Premium-SMS oder weitere Gebühren.“ In Webshops erfolgen Zahlungen durch Eingabe von Handynummer oder Benutzername mit PIN sowie abschließende Bestätigung mittels per SMS empfangener Codes. Diese Kombination garantiert hohe Sicherheit, da Händler selbst nicht die sensiblen Kontodaten einsehen. Immer mehr Shopbetreiber bieten Mobile Payment an und schließen entsprechende Verträge mit dem neuen Bezahlinstitut ab. So können Endkunden künftig immer häufiger ihr Portemonnaie daheim lassen. Kombiniert mit begrenzt aufgeladenen Luupay-Guthabenkonten entsteht gerade bei Ausflügen ins Nachtleben ein weiterer Sicherheitsfaktor, bei dem auch die Kosten im festgelegten Rahmen bleiben. www.luupay.de


Umstieg auf ein anderes Handy, indem per Funk die gespeicherten persönlichen Informationen an das neue Gerät geschickt werden können. Immer beliebter unter den Handynutzern wird das Bezahlen mit dem Handy beispielsweise von Theater- oder Kinokarten, Tickets für den öffentlichen Nahverkehr usw. So testet der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV), nachdem das RMV-HandyTicket seit über einem Jahr und mit mehr als 5000 Nutzern erfolgreich in Frankfurt läuft, die Einbindung der berührungslos funktionierenden NFC-Technologie (Near Field Communication). Hierzu muss nur das NFC-fähige Handy an einen passiven Funkchip gehalten werden, um das Ticket zu kaufen oder Ankunfts- und Abfahrtszeiten von Bussen und Bahnen zu erfragen. Aus Frankfurt kommt auch das Unternehmen Luupay, das sich erfolgreich im Mobile-Payment-Bereich engagiert. Einmal registriert, können die Kunden im rasch wachsenden Händlernetz einfach per SMS einkaufen oder auch Geld überweisen – weltweit und unabhängig vom Mobilfunkbetreiber oder Handytyp. Damit ist aber das Thema mobile Kommunikation bei Weitem nicht ausgereizt. Im Gegenteil, es fängt erst an. Eines der Zukunftsthemen heißt Mobile Business Processes. Mit ihnen beschäftigt sich unter anderem Dr. Key Pousttchi, Leiter der Arbeitsgruppe Mobile Commerce am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Systems Engineering der Universität Augsburg. Sein Ziel ist es, mithilfe der Mobile Business Processes die mobilen Mitarbeiter eines Unternehmens vollständig in die inner- und zwischenbetrieblichen Prozesse einzubeziehen, damit es zu keinen Brüchen im Arbeits- und Informationsfluss kommen kann. Ein anderer Trend heißt Mobile Tagging. Darunter versteht man die Auszeichnung eines Gegenstands mit einem 2D-Barcode und das Auslesen der in ihm enthaltenen Information. Und hier kommt wieder das Mobiltelefon ins Spiel, das, nachdem man den Code mit seiner Kamera fotografiert hat, die darin enthaltene Information mithilfe des integrierten Barcode-Readers decodiert WEITERE INFORMATIONEN UNTER: + www.rmvplus.de + www.wi-mobile.de + www.berlecon.de

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und anzeigt. Nur: Es gibt weltweit gut einhundert verschiedene 2D-Codes, die unmöglich alle von einem einzigen Barcode-Reader gelesen werden können. Aus diesem Grund arbeitet das Mobile Codes Konsortium (MC2) an der Definition eines einheitlichen Standards, der die Entwicklung von Mobile Tagging beschleunigen könnte. Viele große Marktteilnehmer sind dem Konsortium bereits beigetreten, darunter Telefonica o2 Europe, die Deutsche Telekom, Nokia, die Gavitec AG, HP Laboratories und KPN. Auch sollte man die „guten alten“ Location Based Services (LBS) noch nicht ab-

schreiben. Sie könnten durch verbesserte Navigationstechniken zu neuer Blüte kommen und beispielsweise der mobilen Werbung zu mehr Akzeptanz verhelfen. Denn mithilfe genauerer Positionsdaten können die Werbetreibenden einer bestimmten Person ihre Botschaften an einem bestimmten Ort zukommen lassen, an dem sie eher gewillt ist, auf diese einzugehen. Ebenso kann jeder Suche im mobilen Internet auf diese Weise eine „lokale Note“ verliehen werden. In solchen Fällen ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Nutzer die lokalisierten Angebote zu schätzen weiß, recht hoch.

On-demand-Lösungen gefragt Immer mehr Mobilfunkunternehmen lagern Geschäftsprozesse aus. Der Mobilfunkmarkt ist gereift. Mittlerweile beträgt das Marktvolumen rund 25 Milliarden Euro. Die Penetrationsrate hat die 100-Prozent-Schwelle überschritten. Das Festnetz wird zunehmend substituiert und die Gesprächsminuten via Mobilfunk nehmen stetig zu. Gleichzeitig gibt es immer mehr Angebote sowie Tarife, und die Bereitschaft der Kunden zum Providerwechsel wächst. Folgerichtig ergeben sich immer wieder neue Chancen. Zum einen beleben sowohl innovative Dienste als auch neue Anbieter den Markt. Insbesondere Mobile Virtual Network Operators (MVNO) gewinnen erheblich Marktanteile. Zum anderen können die Anbieter durch Outsourcing und Business Process Outsourcing die Kosten senken. Die etablierten Mobile Network Operators (MNO) fokussieren sich zunehmend auf Vertrieb und Marketing und lagern bisherige Kernkompetenzen aus. So hat Vodafone beispielsweise seine Anwendungsentwicklung und Wartungsdienste ausgegliedert oder E-Plus seine IT an Atos Orgin und sein Mobilfunknetz an Alcatel-Lucent outgesourct. Die MVNOs konzentrieren sich auf ihre Kernkompetenzen. Sie entwickeln neue Angebote, die sie vermarkten und vertreiben. Dafür nutzen sie die Netze der MNOs. Auch die Geschäftsprozesse und die IT-Infrastruktur geben MVNOs aus der Hand. „Sie benötigen IT-Lösungen wie Mediation, Call Center Services, Billing, Dokumenten- und ContentManagement, die sie aufgrund ihrer geringen Größe meist von einem externen Anbieter beziehen“, erläutert Dan Bieler, TK-Analyst bei IDC. Gefragt sind vor allem On-Demand-Lösungen für standardisierte Referenzprozesse. „Diese Art der Softwarebeschaffung ist gerade für kleinere und mittlere Unternehmen der TK-Branche äußerst interes-

sant“, so Julia Reichhart, Senior Consultant bei Pierre Audoin Consultants (PAC). Die On-Demand-Lösung „Order2Cash“ von Danet unterstützt die wesentlichen Geschäftsprozesse für „Service Activation to Billing and Payment“. Damit entspricht sie insbesondere den Anforderungen von Sales- und Service-Providern an Customer Care, Billing, Subscriber- und InformationsManagement. Die Lösung unterstützt zudem die Vermarktung mobiler Telefonie und schafft die Basis für Dienste wie Mobile Payment, Mobile Content sowie Mobile Marketing. Der Nutzen für die MVNOs ist vielfältig. Erstens setzen die IT-Service-Anbieter die Geschäftsprozesse komplett auf und übernehmen für diese auch die Verantwortung. Zweitens haben die MVNOs durch die On-Demand-Lösungen geringe IT-Investitionen sowie niedrige IT-Betriebskosten. Und drittens bieten die Lösungen – bei einem äußerst flexiblen Service – eine garantierte Performance und höchste Sicherheit. www.danet.com

WETTBEWERB Mit zahlreichen neuen Angeboten und Tarifen entwickeln sich die Mobilfunkanbieter zu ernsthaften Konkurrenten zum Festnetz.

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