www.visavis.de · Ausgabe 4/2011
ECONOMY Customer Care
Perfekter Kundenservice
Eine Sonderveröffentlichung der VISAVIS Verlagsgesellschaft mbH im Handelsblatt
Die Nutzung von Social Media in der Kundenkommunikation birgt großes Potenzial
r den Menschen fü h ec ht ig H e: ar Healthc
Wachstum W achstum Cloud Computing: Grenzenlose Chancen? Telekommunikation: Alles virtuell integriert Produktkommunikation: Ganzheitlich handeln Berufsunfähigkeit: Frühzeitig absichern
WELTMÄRKTE IM FOKUS Wie sich die deutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb positioniert
EDITORIAL
Chancen durch Kompetenz PERSPEKTIVEN Schwellenländer boomen – und Deutschland kann davon profitieren.
D
er Schwerpunkt des Weltwirtschaftsgefüges verlagert sich in Richtung Asien. Für Deutschland ergeben sich daraus neue Chancen, die allerdings die Ausweitung und Vertiefung bereits bestehender Kompetenzen erfordern. Wenngleich sich das Geschäftsklima derzeit etwas eintrübt, steht doch fest: Die Exportnation Deutschland wird auch in Zukunft – nicht zuletzt aufgrund ihrer innovativen Forschungslandschaft – eine Schlüsselrolle in der Wirtschaft einnehmen. Zu diesem Zweck ist jedoch eine noch engere Verzahnung von Wirtschaft und Forschung unerlässlich. Mit Blick auf diese Notwendigkeit beleuchtet Hans-Herbert Holzamer in der Titelreportage die wichtigsten Zukunftstechnologien. Der Autor analysiert sowohl die Chancen, die Emerging Markets für die Exportwirtschaft bieten, als auch innovative Lösungen wie Smart Grids, die zukünftig eine entscheidende Rolle in der Energieversorgung einnehmen werden. Um moderne
Technologien geht es auch in der Reportage von Ulrich Schmitz: Das so genannte Cloud Computing entwickelt sich zu einem Milliardenmarkt und verändert das Alltagsverhalten der Arbeitnehmer in Unternehmen. Welche Chancen die Virtualisierung speziell in der Kommunikationstechnologie bietet, weiß Brigitte Kasper zu berichten. Im Fokus ihrer Reportage zu Unified Communications & Collaboration beschreibt sie Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung in der internen und externen Unternehmenskommunikation. Letztere hat mit Social Media einen neuen Kanal hinzugewonnen, den es – insbesondere im Hinblick auf den Kundendialog – noch weiter zu erschließen gilt. Mehr zum Thema Customer Care erfahren Sie ab Seite 23. Unbestritten gehört auch die Gesundheitswirtschaft zu den Wachstumsmärkten. Unser Autor Chris Löwer hat daher Innovationen der medizinischen Forschung für Sie recherchiert. Ihre Redaktion
Inhalt Magazin 3 Plagiate machen mittlerweile zehn Prozent des Welthandels aus. Der Schaden ist dabei kaum eindeutig zu beziffern.
Kommunikation 19 Der Zusammenschluss aller Kommunikationsformen spart nicht nur Zeit, sondern steigert auch die Effizienz.
Nachhaltiges Bauen 7 Die zahlreichen Vorzüge des Baustoffs Beton sind immer noch vielfach unbekannt.
Kundenservice 23 Social Media erleichtert Unternehmen den Kundenkontakt und kann als Frühwarnsystem genutzt werden.
Titelthema 8 Die Weltwirtschaft im Wandel. Welche Chancen und Risiken ergeben sich aus dem Wachstum der Schwellenländer? Cloud Computing 15 Virtualisierung verändert die ITLandschaft und führt in Unternehmen zum Paradigmenwechsel.
IMPRESSUM
Marketing 26 Optimierung des Produktinformationsmanagement. Medizintechnik 29 Hochentwickelte Technologien verbessern die Patientenversorgung und speziell Deutschland treibt den Fortschritt voran.
Berufsunfähigkeit 31 Jeder fünfte Arbeitnehmer scheidet gesundheitsbedingt aus dem Arbeitsleben aus. Krankenkassen 36 Der Gesundheitsfonds verschärft den Wettbewerb unter den Krankenkassen deutlich. Einige sind von der Schließung bedroht.
Verlag: VISAVIS Verlags GmbH; Marie-Curie-Str. 11-13, 53332 Bornheim; Tel.: 02227/ 9212 - 0, Fax: 02227/ 9212 - 10, Vanity: 07000 / visavis, E-Mail: visavis@visavis.de, www.visavis.de; Chefredaktion: Wolfgang Haselbauer; Geschäftsführer: Wolfgang Haselbauer (Vors.), Bernhard Haselbauer; Themen- und Projektleitung: Cornelia Hornschild, Oliver Hammel, Jochen Vennemann, Dorothea Reinecke, Andreas Schnittker, Gabriele Gottsmann; Layout: Andreas Schnittker, Eva Blankenheim, Rosa Aiello; Bildmaterial: istockphoto. com, sxc.hu, Verbreitete Auflage: 106.000 Exemplare. Teilbelegung im Handelsblatt mit 103.000 Exemplaren; ISSN: 0942-8615; Konzeption und Marketing: newpublic communication Verwaltungsges. UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG; www.newpublic.org
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Fälscherparadies China? Von Medikamenten über elektronische Geräte bis hin zu Ersatzteilen für Autos – Plagiate finden sich überall. Laut dem Bundesjustizministerium wurden allein 2009 über 117 Millionen gefälschte Artikel bei der Einreise in die Europäische Union beschlagnahmt. Die Produkt- und Markenpiraterie ist damit zu einem ernstzunehmenden globalen Problem geworden. Und sie hat nicht nur Umsatzeinbußen für die Wirtschaft zur Folge, sondern bedeutet durch die Nutzung qualitativ minderwertiger und nicht zertifizierter Produkte auch eine Gefahr für Gesundheit und Sicherheit der Konsumenten. Doch wo entstehen Plagiate und wie kann man ihre Verbreitung effektiv verhindern? Gerade der asiatische Wirtschaftsraum hat in diesem Zusammenhang eine traurige Vorreiterrolle: Ganze 78,5 Prozent der im vergangenen Jahr durch den deutschen Zoll aufgegriffenen Plagiate stammen aus der Volksrepublik China. Ein Immaterialgüterrecht auf nationaler Ebene nützt hier wenig – für einen effektiven globalen Schutz des geistigen Eigentums sind Kooperationen innerhalb der Europäischen Union, aber auch mit den Emerging Markets Asiens vonnöten. Auf europäischer Ebene existiert seit 2004 die so genannte „Richtlinie zur Durchsetzung der Rechte des geistigen Eigentums“, die
Absicherung für 25 Länder
Der Schutz des geistigen Eigentums hat hierzulande eine lange Tradition: Das moderne Patentwesen in Deutschland existiert seit dem 19. Jahrhundert. Dieses „Schutzrecht für eine Erfindung“ auch international durchzusetzen gestaltet sich jedoch oft schwierig. Zwar trat das „Europäische Patentabkommen“ bereits 1977 in Kraft und wurde zuletzt 2007 überarbeitet; die über das Europä-
ische Patentamt vergebenen Patente müssen jedoch in jedem EU-Mitgliedsstaat einzeln durchgesetzt werden. Und das kann teuer werden. Ein einheitlicher und EU-weit gültiger Patentschutz muss her. Unlängst hat die Europäische Kommission zwei Verordnungen vorgelegt, die diesen verbindlich regeln und die Patentanmeldung für Unternehmer der 25 teilnehmenden EU-
Staaten vereinfachen soll. So könnte ein Unternehmen nach der Erteilung eines Patents durch das Europäische Patentamt (EPA) dessen einheitliche Wirkung in allen teilnehmenden Staaten beantragen. Für die Verwaltung der Patente würde das EPA sorgen. Sollte die Verordnung planmäßig in Kraft treten, könnten schon 2013 die ersten neuen EU-Patente erteilt werden.
VERBREITET keine Angabe: 7 %
nicht betroffen: 14 %
Quelle: BearingPoint 2011
EU-Patent |
alle Mitgliedsstaaten der EU dazu verpflichtet, wirksame Sanktionen gegen Produktpiraten anzuwenden und so EU-weit für alle Rechteinhaber die gleichen Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten. Zusätzlich wurde 2009 die „Europäische Beobachtungsstelle für Marken- und Produktpiraterie“ ins Leben gerufen. Auch China ist trotz seines Rufs, ein Fälscherparadies zu sein, in Sachen Immaterialgüterschutz keineswegs untätig. So existieren hier bereits seit den 80er-Jahren entsprechende Markenund ein Patentgesetze, 1990 folgte ein Urheberrechtsgesetz. Und spätestens mit dem Beitritt zur Welthandelsorganisation 2001 ist der Schutz geistigen Eigentums für die Volksrepublik Pflicht. Damit dieser gewahrt bleibt, empfiehlt das MaxPlanck-Institut die frühzeitige Anmeldung der entsprechenden Schutzrechte für Produkte und Marken. Das allein ist zwar noch keine Garantie für den Schutz gegen Produktpiraten und ihre Plagiate, doch die Zusammenarbeit zwischen Asien und Europa ist auch hier auf einem guten Weg. So konnten 2009 im Zuge einer gemeinsamen Zollaktion zwischen den EU-Staaten und 13 asiatischen Ländern mehr als 65 Millionen gefälschte Artikel sichergestellt werden.
betroffen: 79 % Über drei Viertel der befragten Unternehmen waren schon von Produktpiraterie betroffen. VISAVIS ECONOMY
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Kein Kavaliersdelikt Plagiate sind beliebt: Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, für die 27 Konsumgüterhersteller und rund 2500 Verbraucher befragt wurden, kauft mehr als jeder vierte Westeuropäer gefälschte Konsumgüter, oftmals sogar ganz gezielt – und das, obwohl sich die Mehrheit der Verbraucher der Gefahren durch Fälschungen durchaus bewusst ist.
MINIATUREN Fälscher haben auch die ganz kleinen Autos im Visier. Mit Sicherheitshologrammen lassen sich die wertvollen Metalle effektiv vor Manipulation schützen.
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Hologramme |
Dass sich die durch Produktpiraterie entstandenen Schäden in unserer Volkswirtschaft in Gestalt von sinkenden Steuereinnahmen oder dem Verlust von Arbeitsplätzen letztlich auf alle auswirken, machen sich die wenigsten klar. Selbst bei vielen Unternehmen fehlt laut den Experten bei Ernst & Young eine systematische Einschätzung und Analyse der finanziellen Schäden durch Ideenklau. Dabei sind die Zahlen alarmierend: Laut einer im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie durchgeführten Studie kosten Verletzungen des geistigen Eigentums die deutsche Wirtschaft jährlich bis zu 50 Mrd. Euro. Allein der deutsche Zoll hat im Jahr 2009 gefälschte Produkte im Wert von über 360 Mio. Euro beschlagnahmt. Für deutsche Unternehmen entsteht durch Produktpiraterie ein doppelter Schaden: Sie haben längst nicht nur unter Umsatzeinbußen zu leiden. Durch gefälschte Produkte von minderwertiger Qualität, die nicht als Plagiate erkannt werden, kann das gute Image eines Unternehmens und einer etablierten Marke erheblichen Schaden nehmen.
Gegen Etikettenschwindel
Die Schäden, die europäischen Markenherstellern durch Produktpiraten entstehen, gehen in die Milliarden. Doch Unternehmen müssen sich nicht kampflos ergeben. Das Beispiel des Traditionsunternehmers Bugatti zeigt, dass wirksamer Schutz vor Plagiaten möglich ist. Der Sportwagen-Hersteller ist heute eine der Größen im Bau von Modellautos, die u. a. direkt über die Bugatti-Homepage geordert werden können. Beispiel: Der Bugatti Royale Coupé de Ville 1930, ein Metallguss-Fertigmodell im Maßstab 1:18 des legendären Bugatti Type 41 „Royale“. Mit mehr als 1.300 Einzelteilen und 18 unterschiedlichen Materialien ist das in Handarbeit zusammengebaute, über 1,8 Kilogramm schwere Modell ein handwerkliches Meisterstück und mit 499
Euro auch kein Schnäppchen. Neben teureren Modellen wie dem Veyron im Maßstab 1:12 für 599 Euro bietet das Unternehmen auch günstigere Modelle im Maßstab 1:43. Zum Schutz seiner Produkte setzt Bugatti auf die Technologie der Hologram Company Rako GmbH, deren Sicherheitshologramme auch von anderen namhaften Unternehmen wie Daimler, BMW, Audi, Bayer Schering, AOL oder Continental genutzt werden. Das Sicherheitsunternehmen liefert Bugatti 2D-/3D-Sicherheitshologramme, die sowohl mit offenen als auch versteckten Sicherheitsmerkmalen, wie z.B. Echtfarbenelementen, Linseneffekten, MikroSwitch-Effekten sowie Mikround Nanotexten, die Sicherheit von Banknoten erreichen. Ein weiterer Vorteil für den Modell-
autohersteller: Eine manipulationssichere lasergravierte Nummerierung ermöglicht eine leichte Zuordnung der jeweiligen Modellautos. Die Sicherheitselemente können zum Teil auch vor Gericht als Beweis verwendet werden. Hologramme bieten heute den wirksamsten Schutz gegen Produkt- und Markenpiraterie. Die exakte Reproduktion eines Sicherheitshologramms ist unmöglich; auch gibt es dank zahlreicher Klebstoffe kaum einen Untergrund, auf dem sich ein Hologrammetikett nicht anbringen lässt. Zudem erleichtert die „auffällige optische Erscheinung“ die Überprüfung. Für Bugatti dürfte eines entscheidend sein: Im Kampf gegen die Markenpiraten hat das Unternehmen einen wichtigen Schritt getan. Infos unter: www.hologram-company.com
Produktschutz |
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Sicherheit durch Multifunktionalität
Jährlich verzeichnet eine große Anzahl von Unternehmen enorme Verluste und Imageschäden aufgrund organisierter Produktfälschung. Die Gefahren, die dabei für eine Gesellschaft entstehen, gehen weit über finanzielle Schäden hinaus. Gefälschte Arzneimittel sowie unkontrolliert in Umlauf gebrachte Nahrungs- und Genussmittel können schwere gesundheitliche Schäden hervorrufen. Allgemeine Methoden und Lösungsansätze zur Bekämpfung von Produktpiraterie verfügen allerdings häufig nicht über die notwendige Effektivität. Produktfälscher finden zunehmend Wege und Zugänge, selbst zu komplexen Technologien, um Produkte zu imitieren und in Produktions- und Vertriebsketten einfließen zu lassen. Die Firma Schwarz Druck GmbH, Spezialist für Wert- und Sicherheitsdruck,
wählt deshalb auch stets den ganzheitlichen Ansatz, wenn es um Produkt- und Fälschungsschutz geht. So entwickelt und produziert das Unternehmen bereits seit vielen Jahren Lösungen, die diverse Technologien, Sicherheitsfaktoren und Systemlösungen vereinen, um somit die Echtheit und Vollständigkeit von Produkten und Lieferketten abzusichern. Die zur Anwendung kommende Klassifikation von Sicherheitsmerkmalen sieht hierfür unterschiedliche Niveaus vor. „Lassen sich Sicherheitsmerkmale von Sicherheitslevel 1 noch ohne technische Hilfsmittel erkennen (z.B. Wasserzeichenpapier, holografische Elemente oder Guillochen), beinhalten Merkmale aus Level 2 bereits Spezifika, die nur mit besonderen Instrumenten und Geräten erkannt und entsprechend identifiziert werden kön-
Kampfansage
Plagiatoren entlarven Original oder Fälschung? Für Händler oder Verbraucher ist das meist nicht leicht zu erkennen. Die qualitativen Mängel eines Plagiats machen sich oft erst bemerkbar, wenn es zu spät ist – und darunter leidet nicht nur die Sicherheit des Konsumenten, sondern auch der gute Ruf der Marke. Auf der Plattform www. produktpiraterie.org informiert das Institut für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergonomie e.V. (ASER) ausführlich über den effektiven Einsatz technischer Sicherungsmittel, mit denen Hersteller ihre Produkte offen oder verdeckt kennzeichnen können. Innovative Technologien als effektive Waffe gegen Plagiatoren – von speziellen Etiketten über Barcodes bis hin zu nano-optischen Siegeln ist alles möglich.
Studie |
nen“, erklärt Christian Vaas, Managing Director bei Schwarz Druck. Hierzu zählen beispielsweise fluoreszierende Farben, Reaktionsfarben, Kippeffektfarben usw., die nur zertifizierten Sicherheitsdruckereien zugänglich sind, spezifische Strich- und 2D-Codes oder auch Mikroschriften. Die Eigenschaften der dritten und höchsten Sicherheitsstufe können ausschließlich forensisch und somit nur durch eine eingeschränkte Personengruppe erkannt und bewertet werden. „Identorapid“, eine von Schwarz Druck entwickelte, unsichtbare Sicherheitsfarbe, die auf einem biochemischen Code basiert und nur mit einem eigens hierauf abgestimmten Teststreifen nachgewiesen werden kann, erfüllt erfolgreich diesen höchsten Standard an Sicherheit. www.schwarz-druck.de
SPEZIALISIERT „Unsere Produktschutzlösungen sichern die Echtheit und Vollständigkeit von Produkten und Lieferketten – ähnlich wie beim Banknotendruck“, stellt Christian Vaas heraus.
Unzureichend geschützt
Die aktuelle Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint belegt, dass sich deutsche Unternehmen nur unzureichend gegen Produkt- und Markenpiraterie absichern, was in der Folge schwere Image- sowie Umsatzschäden nach sich zieht. Zwar nutzten gut 54 Prozent der Unternehmen Mittel und Möglichkeiten, um Originale vor Fälschungen zu schützen. Allerdings würde nur ein Fünftel aller Unternehmen auf ein System zur Echtheitsprüfung von Produkten wie Logistiksiegel oder Sicherheitscodes zurückgreifen. Ferner, so die Studie, verwendeten nur 18 Prozent der 30 befragten (branchenübergreifenden) Unternehmen ITLösungen, um eine nahtlose Authentifizierung oder Verfol-
gung der Produkte entlang der Warenwirtschaftskette zu gewährleisten. Diese Zahlen sind angesichts der Tatsache, dass 79 Prozent der befragten Unternehmen mindestens einmal von Produkt- und Markenpiraterie betroffen waren und entsprechende Schäden oder Verluste hinnehmen mussten, äußerst verblüffend. Umso erstaunlicher ist daher, dass nur rund 32 Prozent der geschädigten Befragten entsprechende Präventionsaktivitäten ausbauten.
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INNOVATIONEN
BETON
BAUSTOFF Mitarbeiter der Construction Chemicals Division Middle East, Africa, Central Asia prüfen die Qualität des Betons auf einer Baustelle nahe des Burj Chalifa.
Nachhaltig bauen mit Beton WEGWEISEND Die Bauindustrie ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Welt und damit auch von entscheidender Bedeutung für eine klimafreundlichere Zukunftsgestaltung.
Als führender Hersteller moderner Bauchemie-Produkte, wie beispielsweise Betonzusatzmitteln, forscht der Chemiekonzern BASF intensiv, um den Betonherstellern und -verwendern Innovationen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung bereitzustellen. Betonzusatzmittel werden zur gezielten Einstellung der Frisch- und Festbetoneigenschaften eingesetzt. Damit tragen sie dazu bei, Beton ressourcenschonend zu optimieren und kostenbewusst herzustellen. In die Entwicklung von Hochleistungsfließmitteln wie Glenium oder Erhärtungsbeschleunigern wie X-Seed fließen daher auch jüngste Forschungsergebnisse, z.B. aus dem Bereich der Nanotechnologie, mit ein. Seit fast 20 Jahren eröffnen die auf Polycarboxylatether-Polymeren basierenden BASF-Glenium-Hochleistungsfließmittel ganz neue Lösungen in der Betontechnologie. Neben ihrer überlegenen Wasserreduktionsfähigkeit zeichnen sie sich durch die Möglichkeit aus, die Betoneigenschaften gezielt auf Verarbeitbarkeit, Fließfähigkeit und Erhärtungsverhalten zu trimmen. So hat sich Beton kontinuierlich vom grauen Massenprodukt zum modernen, hochwertigen und ästhetisch anspruchsvollen Design-Baustoff entwickelt. Aber die zunehmenden Ansprüche von Planern und Architekten an den Baustoff Beton, die damit verbundenen Anforderungen an den Verarbeitungsprozess sowie das Ausreizen der Betonrezepturen auf höchste Leistungsfähigkeit bei gleichzeitig
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niedrigsten Kosten stellen sämtliche Akteure am Bau vor nie dagewesene Herausforderungen. Mit dem hohen Grad an maßgeschneiderter Leistungsfähigkeit geht oft auch eine höhere Empfindlichkeit gegenüber Schwankungen in den Ausgangsstoffen, beispielsweise bei Verwendung von Recycling-Materialien oder von Zementersatzstoffen wie Flugasche, einher. Da ist die gezielte Optimierung des Betons hinsichtlich Robustheit und leichter Verarbeitbarkeit entscheidend. BASF hat hierfür maßgeschneiderte Viskositätsregler mit der Bezeichnung RheoMatrix entwickelt. Diese Produkte stellen die Homogenität und ein günstiges Fließverhalten ohne Entmischung des Betons, auch bei höheren Feinanteilen, sicher. Die damit auf der Baustelle gewährleisteten schnellen und sicheren Abläufe ermöglichen gegenüber traditionellem Rüttelbeton Kosteneinsparungen (Material und Arbeit) von etwa fünf Prozent. „Die erheblichen Vorteile einer durch den gezielten Einsatz von Zusatzmitteln optimierten Betonrezeptur werden für einen effizienten Arbeitsablauf auf der Baustelle, verbesserte Dauerhaftigkeit und möglichst niedrige Servicekosten des Bauwerks noch viel zu wenig genutzt“, erläutert Volker van Felten, verantwortlich beim BASFUnternehmensbereich Construction Chemicals für die Betreuung von international tätigen deutschen Bauunternehmen. Innovationen für hocheffizientes und nachhal-
tiges Bauen sind für die BASF ein wesentlicher Entwicklungsschwerpunkt. Der Erhärtungsbeschleuniger X-Seed hilft, den CO2Ausstoß sowie den Energie- und Ressourcenverbrauch bei der Herstellung von Beton deutlich zu senken. Dies wurde durch den Nano-Nachhaltigkeitscheck des ÖkoInstituts bestätigt. X-Seed besteht aus anorganischen Calciumsilikathydraten in Form von Nanopartikeln, die dem Beton zugesetzt werden. Sie dienen als Kristallisationskeime und beschleunigen die Erhärtung des Betons. Dadurch können beispielsweise der Zementgehalt vermindert oder langsamere, klinkerreduzierte Zemente ohne Einbußen im Erhärtungsverhalten verwendet werden. So lässt sich der CO2-Ausstoß um ca. 25 Prozent reduzieren. X-Seed ermöglicht einen schnelleren Bauablauf und Einsparungen bei Energie und Kosten. Eine zusätzliche Wärmezufuhr zur beschleunigten Betonerhärtung wird überflüssig. Darüber hinaus leistet der Erhärtungsbeschleuniger einen positiven Beitrag zur Dauerhaftigkeit des Betons. Construction Chemicals ist der führende Anbieter chemischer Systeme und Formulierungen für Kunden aus der Bauindustrie. Der Unternehmensbereich betreibt Produktionsstandorte und Vertriebszentren in über 50 Ländern. Mit rund 6.900 Mitarbeitern erzielte die Division im Jahr 2010 einen Umsatz von rund 2,1 Mrd. Euro. Weitere Infos unter: www.basf.com
FORSCHUNG
BETON
Sand, Kies und Wasser VIELSEITIG Beton hat nicht den besten Ruf. Zu Unrecht: Der Baustoff ist recyclebar, energieeffizient und klimafreundlich. Und schon die alten Römer wussten seine Formbarkeit zu schätzen.
GROSSAUFNAHME Erst unter dem Mikroskop wird die komplexe Struktur des Baustoffs deutlich.
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eton – das Wort ruft negative Assoziationen hervor: Leblosigkeit, Tristesse, Langeweile, Hässlichkeit, das Einerlei grauer und öder Vorstädte, „Betonwüsten“. Dabei ist Beton ein sehr interessanter, vielseitiger, vor allem aber ein extrem nachhaltiger Baustoff: Er verbindet Klimafreundlichkeit, Energieeffizienz, Recyclebarkeit und Schallschutz und wird daher in vielen Bereichen eingesetzt – u. a. im Gebäude-, im Straßen- oder im Brückenbau. Zudem avanciert Beton immer mehr zum „Designschlager“. Kurzum: Er ist für nachhaltiges Bauen unverzichtbar. „Innerhalb der Europäischen Union entfallen etwa 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs auf die Nutzung von Gebäuden“, erläutert Holger Kotzan, Sprecher der Bundesverbände der deutschen Zementund Betonindustrie. „Baustoffe spielen bei Fragen zur Nachhaltigkeit von Bauwerken eine wichtige Rolle, und der meistverwendete Baustoff der Welt ist Beton.“ Aus gutem Grund: Beton besteht aus natürlichen Rohstoffen wie Sand, Kies und Wasser, die sich auf kurzen Transportwegen beschaffen lassen. Bei der Herstellung und Verarbeitung des Baustoffs werden energieeffiziente und ressourcensparende Technologien eingesetzt: „Wann immer sinnvoll“, würden
Sekundärrohstoffe aus dem Recycling genutzt, so Kotzan. Entscheidender aber noch sind die Eigenschaften von Beton: Geringer Preis, hohe Festigkeit und Tragfähigkeit, Langlebigkeit, vor allem aber Brand-, Wärme- und Lärmschutz. Baubetonteile gelten als „nicht brennbare Baustoffe der Klasse A1 gemäß der Baustoffklassifizierung nach DIN 4102“ und erfüllen damit die Anforderungen der höchsten Feuerwiderstandsklasse. Bewohner profitieren somit sowohl von der erhöhten Sicherheit als auch von niedrigeren Versicherungsprämien. Und von einem erhöhten Lärmschutz, da Betonteile die Ausbreitung von Schallwellen in der Luft dämpfen. Hierbei gilt: Je dicker, desto schalldämpfender. Vor allem sorgt Beton für niedrige Transmissionswärmeverluste – das sind die Wärmeverluste, die durch geschlossene Teile der Gebäudehülle, also nicht durch Türen und Fenster, entstehen. Durch eine zeitverzögerte Abgabe von Wärme und Kühle an die Raumluft sorgt Beton dafür, dass im Sommer eine Überhitzung der Wohnräume vermieden wird, während die gespeicherte Wärme in der kälteren Jahreszeit Energiekosten senken kann. Innerhalb der Betonarten bestehen Unterschiede, wie Dr. Silvio Weiland vom
Deutschen Zentrum Textilbeton betont: So zeichnet sich Textilbeton gegenüber Stahlbeton durch eine höhere Festigkeit aus und benötigt, anders als dieser, auch keine Betondeckung. Deshalb lassen sich sehr dünnwandige Bauteile konzipieren, was die Planungsfreiheit von Architekten und Ingenieuren erhöht. Da sich Beton vergleichsweise einfach mit anderen Baustoffen verbinden lässt, sind Gestaltungsspielräumen ohnehin wenig Grenzen gesetzt. Experten sprechen von CO2-Reduktionen von rund 25 Prozent. Weiland sieht großes weiteres Potenzial in der Forschung. Gerade dort aber bleibt einiges zu tun. Man spüre eine „ziemlich große Lücke zwischen grundlagenorientierter und anwendungsnaher Forschung“, so Dr. Weiland. „Neben einer ausgesprochen konservativen Grundhaltung mangelt es inzwischen oft an eigenen Forschungs- und Entwicklungskapazitäten in der Bauindustrie, um sich mit neuen Themen und Entwicklungen für das eigene Baugeschäft zu beschäftigen.“ Anders als in anderen Forschungsbereichen, in denen die Grundlagenforschung hinter der anwendungsorientierten Forschung zurückbleibt, dominiert beim Baustoff Beton die staatlich mit Mitteln u. a. der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Grundlagenforschung. Allerdings investieren einige führende Hersteller in die Anwendungsentwicklung, um durch moderne Zusatzmittel die Qualität des Betons zu verbessern. So hat BASF durch Einsatz von Zusatzmitteln wie dem Erhärtungsbeschleuniger X-SEED einen leicht verdichtbaren Beton entwickelt, der den CO2-Ausstoß sowie den Energie- und Ressourcenverbrauch bei der Herstellung von Beton gegenüber traditionellem Rüttelbeton deutlich senkt.
Dr. Ralf Magagnoli VISAVIS ECONOMY
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ZUKUNFTS- UND WACHSTUMSMÄRKTE
Ökologisch, nachhaltig, renditestark HOLZ Kaum eine andere Anlageklasse verbindet Inflationssicherheit und Rendite derart optimal. Direktinvestments in Teakholz sind überdies sogar steuerfrei.
Schwankende Aktienkurse, schwächelnde Bonitäten, steil steigende Goldpreise – derzeit gibt es genügend Gründe für Sparer, sich nach lukrativen Anlagealternativen umzusehen. Anleger in Holzinvestments nutzen die Gunst der Stunde und investieren in renditestarkes, sicheres und vor allem nachhaltiges Wachstum. Der Schutz vor Inflation beruhigt dabei auch das grüne Gewissen – und entwickelt sich weitgehend unabhängig von den Finanzproblemen dieser Welt. Geht es nach dem Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut, wird sich der weltweite Holzbedarf bis 2030 verdoppeln, während das immer noch rücksichtslose Abholzen der Wälder das Angebot zunehmend verknappt. Das spiegelt sich auch in der Rendite wider, die schon in der Vergangenheit überzeugte: Während das US-Börsenbarometer S&P 500 seit 1987 durchschnittlich nur gut fünf Prozent zulegte, kam der USWaldbesitzindex NCREIF-Timberland Property im gleichen Zeitraum auf 15 Prozent. Wer jetzt in Holz investieren möchte, muss dennoch wachsam sein. Denn nicht jedes Angebot hält am Ende, was der Anbieter verspricht. Ganz wichtig ist es daher, das Investment genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn ein langfristiges Investment setzt ein Maximum an Qualität beim Anbieter voraus. Ganz gleich ob Direktin-
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vestment oder geschlossener Fonds, es geht grundsätzlich um zwei wichtige Faktoren. Zum einen muss sich der Anleger ein Bild von dem Produkt, also den Teakbäumen machen können, zum anderen dürfen die finanziellen Sicherheitsaspekte nicht aus dem Auge verloren werden. Als König unter den Edelhölzern gilt Teakholz. Nach einer Wachstumsperiode von etwa 20 Jahren ist es optimal verwertbar. In dieser Zeit benötigen die Teakbäume eine intensive Bewirtschaftung. Das beginnt bei der Auswahl der geeigneten Flächen und reicht dann von der Unkrautbeseitigung bis hin zum regelmäßigen Entasten und den notwendigen Zwischenausforstungen. Die Life Forestry Group beschäftigt hierfür beispielsweise mit Dr. Diego Perez einen Experten von Weltruf, der zum Thema Teakanbau promoviert hat. Auch die konsequente FSC-Zertifizierung der Life Forestry Plantagen ist ein Qualitätsmerkmal. Life Forestry Geschäftsführer Lambert Liesenberg: ,,Viele Anbieter sprechen zwar von FSC-Zertifizierung, sind aber nicht zertifiziert. Für den Anleger ist das oft schwer zu unterscheiden. Doch nur wer sich tatsächlich zertifizieren lässt, gibt dem Anleger die notwendige Sicherheit und Transparenz.‘‘ Tatsächlich zeigt ein Vergleich, dass Life Forestry mit 2.000 Hektar Teakplantagen, die FSC-zertifiziert
oder für die Zertifizierung angemeldet sind, eine herausragende Stellung innerhalb des Marktes einnimmt. Damit die Bewirtschaftung über einen langen Zeitraum finanziell abgesichert ist, müssen entsprechende Rücklagen gebildet werden, die nicht für andere Zwecke verwendet werden dürfen. Die Life Forestry Group hat daher eigens eine Stiftung gegründet, die diese Gelder mündelsicher verwaltet. Überhaupt zählt die Life Forestry Group wohl zu den sicherheitsbewusstesten Unternehmen in diesem Bereich. Daher gehören von den Plantagen über die Bewirtschaftung bis hin zum Verkauf alle Gesellschaften zur Firmengruppe. ,,Nur so können wir die erforderliche Qualität, Sicherheit und Transparenz sicherstellen‘‘, so Lambert Liesenberg. ,,Viele Menschen meinen immer noch, dass ein Baum gleich ein Baum sei. Dem ist aber nicht so. Daher sollte sich jeder ganz genau informieren und erst dann investieren, wenn er ein Angebot wirklich verstanden hat und die Prognosen plausibel nachvollziehen kann.“ Weitere Infos unter: www.lifeforestry.com
ÜBERBLICK Edelholzspezialisten wählen die passenden Anbauflächen aus, um eine optimale Bewirtschaftung zu gewährleisten.
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ZUKUNFTS- UND WACHSTUMSMÄRKTE
Die drei Kraftzentren WANDEL Innovative Technologien, intelligente Dienstleistungen und attraktive Absatzmärkte: Die deutsche Wirtschaft ist bestens gewappnet, um in einem veränderten globalen Gefüge erfolgreich zu bestehen.
S
eitdem Zukunftsforscher wie einst Carl Friedrich von Weizsäcker, Robert Jungk oder Matthias Horx auch wegen Erfolgslosigkeit - ein wenig aus der Mode gekommen sind, bemühen sich derzeit die Politiker um „die schlichte Erkenntnis einer neuen Zeit“, wie es der deutsche Außenminister Guido Westerwelle formulierte. Es sei entscheidend, „die neuen Kraftzentren der Welt ernst zu nehmen und neue strategische Partnerschaften aufzubauen“, sagte er, sekundiert von seiner Kanzlerin Angela Merkel, die betonte, dass „jede Zeit ihre spezifischen Herausforderungen“ habe, die es zu meistern gelte. Die innovativen Köpfe der Wirtschaft plagen sich schon eine Weile länger mit den „schlichten Erkenntnissen einer neuen Zeit“. Die Zentren, aus denen sie künftig ihre Kraft beziehen wollen, sind in einer ana-
lytischen Zusammenfassung dreierlei: Einmal geographisch, will sagen, neue, vielversprechende Länder. Zum Zweiten innovative Technologien und Produkte und zum Dritten intelligente Dienstleistungen, vor allem im Engineering. Bei allen dreien lohnt sich ein näherer Blick. Die ins Visier zu nehmenden geographischen Zentren liegen zumeist außerhalb von Europa, selbst außerhalb der die USA einschließenden westlichen Welt. Genannt werden Brasilien, aber vor allem China und Indien. Mit diesen Ländern bauen die Protagonisten der deutschen Wirtschaft längst ihre eigene, „neue Weltarchitektur“ (Westerwelle) mit den beiden Fundamenten Absatzmärkte und Arbeitskräfte. Und sie tun das erfolgreich, wie eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) feststellt. Die „Marktposition
der Industrie auf den Zukunftsmärkten“ hat sich demnach „verbessert“. Für die Untersuchung verglichen die DIW-Forscher erstmals internationale Daten zu Wertschöpfung, Produktivität und Außenhandel des Hoch- und Spitzentechnologiesektors vor, während und nach der Finanzkrise. Das Ergebnis: Die deutsche Industrie hat die Wirtschaftskrise gut überstanden und ist bereits auf den alten Wachstumspfad zurückgekehrt. Gut für unsere Zukunft ist den Experten zufolge vor allem die wachsende Bedeutung der Schwellenländer wie China. Zwar sei Europa derzeit immer noch der größte Abnehmer deutscher Hoch- und Spitzentechnologieprodukte, die Zukunftsmärkte legten jedoch deutlich zu. Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) blickt auf der Grundlage seines akVISAVIS ECONOMY
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ZUKUNFTS- UND WACHSTUMSMÄRKTE
Intelligente Netzwerksteuerung ENERGIESTEUERUNG Eine dezentrale und ausfallsichere Stromerzeugung braucht intelligente Kommunikation zwischen Erzeugern und Abnehmern.
LEISTUNGSSTARK „Smart Grids stellen eine zuverlässige und effiziente Stromversorgung sicher “, so Christian Dirmeier vom TÜV Süd.
Die Energiewende in Deutschland ist beschlossene Sache. Der Bau von Offshore-Windparks, Photovoltaik-Kraftwerken und Hochspannungstrassen wird allerdings nicht genügen, um die Energieversorgung der Zukunft sicher und zuverlässig zu machen. Es braucht ein intelligentes Netzwerk, um die Energieversorgung zwischen Lieferanten und Verbrauchern optimal zu regeln. Die Lösung: Smart Grids. Die bestehende Strom-Infrastruktur in Deutschland ist geprägt von wenigen großen Kraftwerken, die für eine stabile Einspeisung hoher Strommengen sorgen und die Produktion an den Bedarf im Netz anpassen können. „Diese zentrale Struktur wird sich in den kommenden fünf bis zehn Jahren stark verändern“, weiß Christian Dirmeier, Produktmanager Smart Grid im Bereich Embedded Systems der TÜV Süd AG. „Der Anteil von Erneuerbaren Energien und die An-
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zahl der Stromerzeuger werden stark zunehmen. Der Abstand zwischen Erzeuger, beispielsweise einem OffshoreWindpark in der Nordsee, und Verbraucher, etwa einer Industrieanlage im Ruhrgebiet, kann in Zukunft mehrere hundert Kilometer betragen.“ Hinzu kommt, dass Erneuerbare Energien – vor allem die Erzeugung von Strom mit Windund Sonnenenergie – kontinuierlichen Schwankungen unterliegen. Dem steht der Anspruch der Verbraucher auf eine zuverlässige Versorgung gegenüber. Um nun die Vielzahl der neuen Energieerzeuger in das Stromnetz einzubinden, die Schwankungen im Stromnetz auszugleichen und eine stabile Versorgung gewährleisten zu können, braucht es eine zentrale intelligente Steuerung. Die Herausforderung für die Netzbetreiber besteht darin, die gesamte Infrastruktur zum Smart Grid umzubauen. Die Herausforderung für die Gerätehersteller besteht darin, entsprechende Geräte zu entwickeln und anzubieten. Kluge Energienetze sind ein zentrales Element auf dem Weg zu einer nachhaltigen Energiewirtschaft. Dafür müssen die Smart Grid Komponenten perfekt aufeinander abgestimmt sein. Für die Ausstattung mit entsprechenden Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten steht ein internationaler Standard zur Verfügung: Die IEC 61850 ermöglicht die Aufrüstung zum Smart Grid. Für Energieverbraucher und -erzeuger überprüft TÜV Süd Anlagen zur Energieversorgung auf ihre Normenkonformität und Interoperabilität. „Dabei streben wir natürlich möglichst ökonomische Lösungen und die Integration in bereits vorhandene Infrastrukturen an“, sagt Christian Dirmeier. Weitere Informationen unter www.tuev-sued.de
tuellen AHK-Weltkonjunkturberichts zuversichtlich in die Zukunft. Für Deutschland geht der DIHK davon aus, dass die Exporte im laufenden Jahr um elf Prozent und im Jahr 2012 noch einmal um neun Prozent zulegen werden. Mit dieser Entwicklung wird der Exportwert aus dem Rekordjahr 2008 deutlich übertroffen und erreicht eine Billion Euro. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer und DIHK-Außenwirtschafts-Chef Volker Treier: „Damit hat die deutsche Exportwirtschaft das Krisental durchschritten.“ Treier weiter: „China behält seine Spitzenposition als Warenlieferant für Deutschland bei und wird 2012 die USA in ihrer Rolle als bedeutendster Absatzmarkt außerhalb der Europäischen Union ablösen.“ Aber auch Studien und forsch zur Schau gestellte Zuversicht können nicht ersetzen, was einst das Orakel konnte: den sicheren Blick in die Zukunft. Zumal auch die geographischen Fundamente, auf denen sie gebaut werden soll – die „neuen Kraftzentren der Welt“, die als „strategische Partner“ dienen sollen – so kräftig und schwankungsresistent nicht sind und auch unter Partnerschaft möglicherweise etwas anderes verstehen. Zum einen sind sie oft keine Demokratien, stehen daher im Widerspruch zu ihren Völkern, zum anderen wollen sie nicht nur Werkbank und Konsument sein. Sie wollen mächtig sein, und sind es, fordern Respekt ein, und das zu Recht. Und es nervt sie zunehmend, vor allem die Chinesen, dass sie einerseits ihre Bevölkerung so billig arbeiten lassen sollen, damit auch das Prekariat in Deutschland und der westlichen Welt kaufen kann, was es glaubt zu brauchen, und stillhält, und sich andererseits Moralpredigten hinsichtlich der Menschenrechte anhören müssen. Diese, so sagt jedenfalls die chinesische Regierung, seien einerseits nur für die Menschen im Westen gemacht und dienten andererseits nur dazu, eine vermeintliche Überlegenheit des Westens zu instrumentalisieren. Tatsächlich sind die „strategischen Partner“ innenpolitisch so unsicher, dass jedes Rumoren dort und jede atmosphärische Störung auf dem Weg zu ihnen die Notenblätter der notorischen Jubilate-Bläser aus der Politik durcheinanderwirbeln. Noch aber fliegen die Hoffnungen. So errechnet der amerikanische Flugzeugbauer Boeing für Indien ein Flugzeug-Investitionspotenzial im Wert von 150 Milliarden Dollar in den kommenden 20 Jahren. Der europäische Flugzeughersteller Airbus
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verweist auf Aufträge durch die indische Billigfluglinie IndiGo (180 Flugzeuge) und Air Asia, einen Billigflieger aus Malaysia (200 A320neo). Die deutsche Automobilindustrie hat Asien, und wieder allen voran China, längst unter die Räder genommen und auch die Life-Science-Industrie hat das Reich der Mitte längst entdeckt. Der Pharmakonzern Merck, der 2010 einen Laborausrüster übernommen und sich damit ein drittes Standbein geschaffen hatte, plant einen „Ausbau der Sparte“. Indische und chinesische Manager aber planen ihren Aufstieg zur Wirtschaftsmacht zunehmend im Vertrauen auf die eigene Kraft, ohne den Westen. So baut China mit Eifer an einer eigenen Flugzeugindustrie. Asiens Volkswirtschaften wollen hoch hinaus und eine Vision Wirklichkeit werden lassen, dass das 21. Jahrhundert ihr Jahrhundert sein werde. Und plötzlich kippt die Wahrnehmung in Europa: China und Indien tauchen plötzlich als Wettbewerber auf. Der Industrieverband BDI warnt bereits vor mit der EU geplanten Freihandelsabkommen. Die Vorwürfe in den Bereichen Patentverletzungen und Menschenrechte werden schärfer, soziale und ökologische Mindeststandards werden gesetzt. Die Regierungen in Neu Delhi und Beijing misstrauen jedoch den hehren Motiven. Für sie sind es Handelshemmnisse, nicht viel mehr. Die „strategischen Partner“ sind den gängigen westlichen Vorstellungen von dieser Partnerschaft – billige Werkbank und willige Käufer – längst entwachsen. Indien ist sogar noch ein Stück weiter als China, im IT-Bereich, im Automobilbau und in der Pharmaindustrie. Indiens Arzneimittelhersteller gehören bereits zur Weltspitze bei Generika. Überraschenderweise ist es nicht die Wirtschaft, sondern die Bundesregierung, die neben den beiden Fundamenten Absatzmärkte und Arbeitskräfte ein weiteres zu legen sich anschickt: Die Kooperation bei Forschung und Entwicklung. Damit tut sie genau das, was die Chinesen wollen, wobei die Ehrlichkeit auf beiden Seiten noch auf dem Prüfstand steht. Will China kooperieren oder Ideen stehlen und will Deutschland wirklich Wissen abgeben oder nur kontrollieren, was Chinas Forscher so umtreibt? Mit den ersten Regierungskonsultationen ihrer Länder am 27. und 28. Juni 2011 eröffneten Bundeskanzlerin Angela Merkel und der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao „ein neues Kapitel der deutsch-chinesischen Beziehungen“.
Das BMBF unterzeichnete gemeinsam mit den chinesischen Ressorts für Bildung sowie Wissenschaft und Technologie insgesamt fünf „gemeinsame Erklärungen zu Bildungs- und Forschungsfragen“. Das zweite „Zentrum“, aus dem die deutsche Wirtschaft künftig ihre Kraft schöpfen will, befindet sich nicht jenseits der Grenzen, sondern hierzulande. Es ist die Fähigkeit, aus Kreativität, Mut und Technologie neue Produkte zu schaffen und zu ver-
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markten. Es ist ein Zentrum, das vor allem im Kopf anzulegen ist, wie auch das dritte Zentrum - kaum davon zu trennen - die intelligente, innovative Dienstleistung. Aber welches sind denn nun die Zukunftstechnologien? Braucht man da nicht wieder Zukunftsforscher, die sie aufzeigen? Nein, da selbst die Grundlagenforschung auf dem aufbaut, was bereits Stand des Wissens ist, bewegt sich die Forschung in einem steten Fluss, mal langsamer, mal
Photovoltaik | Recycling für die Solarindustrie
Reiche Ausbeute Die Photovoltaikindustrie basiert auf sogenannten Wafern, millimeterdünnen Scheiben aus Silizium. Ein wichtiger Bestandteil für den Sägeprozess dieser Wafer ist Sägesuspension (Slurry), ein Gemisch aus Siliziumcarbid (SiC) und Glykol (PEG). Sie verleiht dem Sägedraht die notwendige spezifische Härte zum Sägen der Wafer. Allerdings nutzt sich die Sägesuspension im Laufe der Zeit ab bzw. wird verunreinigt. Um Kosten zu sparen, empfiehlt sich die Nutzung aufbereiteter Sägesuspension. Mit derzeit 40 Prozent Marktanteil ist die SiC Processing GmbH in diesem Bereich weltweit führender Anbieter. „Durch unser patentgeschütztes Verfahren in der Rückgewinnung und Aufbereitung von gebrauchter Sägesuspension, erreichen wir eine Ausbeute und Qualität, die andere industrielle Methoden bislang nicht ermöglichen“, erklärt Thomas Heckmann, CEO von SiC Processing. „Das spart enorme Kosten in der Wafer-Produktion bei gleichbleibend hoher Produktqualität.“ Die Rückgewinnungsraten liegen für SiC bei 75 bis 90 Prozent, für PEG bei 90 bis 95 Prozent. „Der Einsatz benötigter Frischware ist dadurch recht gering. Im Vergleich zum Einsatz von Neuware erzielt der Waferhersteller Kostenvorteile von über 50 Prozent“, so Heckmann. Mit diesem Verfahren ist SiC Processing auf Wachstumskurs. „Ende 2010 stand weltweit eine Aufbereitungskapazität von rund 250.000 Tonnen Slurry pro Jahr zur Verfügung. Bis Ende 2012 planen wir ein Wachstum auf rund 400.000 Tonnen pro Jahr. Darüber hinaus sind Expansionen an den
bestehenden Standorten sowie die Erschließung neuer Märkte im Gespräch“, berichtet Heckmann. Den Eintritt in den chinesischen Markt hat das Unternehmen bereits 2005 vollzogen. Im Laufe der Zeit sind Aufbereitungsanlagen in Wuxi und Baoding sowie eine Mixing-Station in Yangzhou entstanden; weitere Kapazitäten befinden sich in Zhenjiang und Jingdezhen im Bau. Insgesamt sind bis Ende 2011 mehr als 200.000 Tonnen Aufbereitungskapazität im asiatischen Raum installiert. Weitere Informationen unter: www.sic-processing.com
MARKTFÜHRER Thomas Heckmann (CEO) sieht in dem patentgesicherten Verfahren von SiC Processing die Basis für die stabilen Ergebnisse und die Qualität des Services.
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AKTIONSPLAN Bildungs- und Forschungsministerin Anette Schavan plädiert für moderne, integrierte Lernprozesse von Wissenschaft und Wirtschaft, von Theorie und Praxis.
ERKENNTNIS Bundesaußenminister Guido Westerwelle empfiehlt, die neuen Kraftzentren der Welt ernst zu nehmen und auch politisch eine entsprechende Strategie zu entwickeln.
schneller. Zudem gibt es externe Faktoren, die als Antrieb wirken, wie etwa die Klimaerwärmung, der Abschied von der Atomenergie, das absehbare Ende der Erdölvorräte, die höheren Lebenserwartungen. Das genügt schon, um die Zeichen der Zeit zu erkennen und die Weichen richtig zu stellen, wenn man will. Die Politik kann nur grobe Richtungen vorgeben und Rahmen schaffen. Das hat sie mit der Hightech-Strategie (HTS) getan und dafür die „Felder“ Klima/Energie, Gesundheit/Ernährung, Mobilität, Sicherheit und Kommunikation definiert. Davon versprach man sich zugleich auch, „Zukunftsmärkte besetzen“ zu können. Über die „Kompetenznetze“ soll die Industrie einge-
bunden, über „Unternehmen Region“ die neuen Bundesländer beteiligt werden. Auch mit Plänen auf EU-Ebene wurde die HTS verzahnt. So wurde das Programm „Europa 2020“ Bildung, Forschung und Innovation ins Zentrum einer europäischen Wachstumspolitik gestellt. Mit diesen Projekten, so umstritten einzelne derzeit auch sind, wurde der notwendigen Symbiose von High-Tech-Produkten und der entsprechenden Dienstleistung Rechnung getragen. Dass jedes Produkt nur so gut ist wie seine Anwendung durch den Benutzer, seine Adaption an neue Aufgabenstellungen und seine Pflege, hat sich allerdings noch nicht allgemein durchgesetzt. Der Grund vor allem: Diese Dienst-
Zentrale Beispiele für Zukunftsprojekte Die Hightech-Strategie 2020 der Bundesregierung plant branchenübergreifend Innovationen: • Die CO2-neutrale, energieeffiziente und klimaangepasste Stadt • Intelligenter Umbau der Energieversorgung • Nachwachsende Rohstoffe als Alternative zum Öl • Besser Therapieren durch individualisierte Medizin
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• Mehr Gesundheit durch gezielte Ernährung • Selbstbestimmtes Leben auch im Alter • Eine Million Elektrofahrzeuge in Deutschland bis 2020 • Schutz für Kommunikationsnetze • Mehr Interneteinsatz bei weniger Energieverbrauch • Das Wissen der Welt digital zugänglich und erfahrbar machen • Arbeitswelt und -organisation von morgen
leistungen kosten. Aber: Sie schaffen Arbeitsplätze. Denn Dienstleistung ist nicht lager-, speicher- oder multiplizierbar. Sie muss immer neu erbracht werden. Und sie gewinnt immer stärker an Bedeutung. Was hilft ist, dass Deutschland in vielen Branchen wie Maschinen- und Fahrzeugbau, Medizin-, Laser- und Mikrosystemtechnik weltweiter Technologieführer ist. Der hauptsächliche Grund: Deutsche Dienstleistungen in der Form von Ingenieurleistungen, deutschem Engineering. Mit Engineering sind dabei vor allem die Tätigkeiten gemeint, die das Planen und Konstruieren von technischen Geräten und Maschinen ausmachen. Auch die Bundesregierung hat die Bedeutung der Dienstleistungen erkannt. Auf der 8. Dienstleistungstagung des BMBF im vergangenen Jahr in Berlin betonte Ministerin Annette Schavan ihre Bedeutung als „Querschnittsthema“ für die Erreichung der Ziele der Hightech-Strategie. Die Frage sei, wie man „neue Technologien mit dem Wissen über innovative Dienstleistungskonzepte“ verbinden könne. Um sie zu beantworten, hat die Ministerin einen „Aktionsplan Dienstleistungen 2020“ initiiert. Es gehe um moderne, integrierte Lernprozesse von Wissenschaft und Wirtschaft, von Theorie und Praxis. Am Weitesten bei der Beantwortung dieser Frage dürfte man im deutschen Automobil- und Maschinenbau sein. Deutsches Engineering ist auf der ganzen Welt gefragt. Nationale Empfindlichkeiten, wie bei den erwähnten Themen Billiglohn und Absatzmarkt, werden weniger berührt. Das Aufgabenspektrum der Ingenieure für die Realisierung der Zukunftstechnologien ist grenzenlos. Es wird, so Prof. Dr.-Ing. Michael Abramovici von der Ruhr-Universität Bochum, „durchgehend digitalisiert sein“. Nur durch digitales Engineering lässt sich beispielsweise die beschlossene Energiewende schaffen. Christian Dirmeier, Produktmanager der TÜV Süd AG: „Um die Energieversorgung der Zukunft sicher und zuverlässig zu machen, braucht es ein intelligentes Netzwerk. Das Nervensystem der Energiewende sind Smart Grids, mit denen sich Stromerzeugung und Stromverbrauch optimal anpassen lassen.“ Diese „intelligenten Steuerungen“ werden die gesamten Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten des Stromnetzes übernehmen. Auf Wachstumskurs befindet sich auch SiC Processing mit seinem patentgeschütz-
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ZUKUNFTS- UND WACHSTUMSMÄRKTE
Nischenmärkte erschließen ERFAHRUNGSWERTE Kenntnisse über das Geschäftsmodell dividendenstarker Unternehmen und eine enge Beziehung zum Management schaffen die Basis für den Participation-Investmentstil.
Der sogenannte Participation-Stil investiert ausschließlich in unterbewertete Nebenwerte (Small Caps) und hat einen klaren Value-Ansatz, dessen attraktive Aussichten auf Outperformance verschiedene Studien belegen. Dies bietet hervorragende Möglichkeiten, an den Chancen des asiatischen Marktes zu partizipieren. Erst fundierte Kenntnisse über ein Unternehmen sowie eine enge Bindung an das Management ermöglichen tiefe Einblicke in die Nachhaltigkeit der Unternehmensführung und schaffen die Voraussetzung für den erfolgreichen „Participation-Investmentstil“ von Delta Lloyd Asset Management. Fondsmanagerin Gillian Wu, die die regionale Niederlassung in Hongkong sowie das erfahrene Analystenteam vor Ort leitet, teilt mit, dass zusätzliche Besuche
von Produktions- und Retailstandorten neben den Gesprächen mit der Unternehmensführung unerlässlich seien. Delta Lloyd setzt auf ein konzentriertes Portfolio von 25 bis 35 Unternehmen und versteht sich als partnerschaftlicher und langfristiger Investor mit einer Beteiligung von mindestens fünf Prozent. Dieser Umstand und die persönlichen Gespräche vor Ort schaffen eine vertrauensvolle Beziehung. Die asiatischen Ökonomien sind für den Participation-Stil äußerst attraktiv, da man hier einen großen und fragmentierten Markt zahlreicher unterbewerteter Unternehmen vorfindet. Der Dividendenertrag ist erfolgversprechend und das Profil der fokussierten Akteure unterscheidet sich häufig von der europäischen Sichtweise. Einzigartige Firmen haben eine marktführende Position eingenommen und eine nationale sowie internationale Expansionsoffensive eingeläutet. Die schnelle Entwicklung und Anpassungsfähigkeit der asiatischen Märkte begünstigt diesen Trend und bietet den Anlegern alle Chancen, ihr Risiko bestmöglich zu streuen. Die Konzentration auf zugrunde liegende Unternehmenswerte hilft, insbesondere bei einer langfristigen Auslegung, von den „Boom-und-Bust“-Zyklen des asiatischen Markts zu profitieren. Denn der Value-Ansatz von Delta Lloyd Asset Management konzentriert sich auf Unternehmen, nicht auf Märkte. Es werden gezielt nur Unternehmen ausgewählt, die über die Börsenzyklen hinweg eine gute Performance haben und bereits in der Vergangenheit hohe und vor allem stabile Dividenden aufwiesen. Einen zusätzlichen Schutz vor möglichen Abwärtszyklen leistet die Sicherheitsmarge, also die Differenz zwischen dem tatsächlichen Wert des Unternehmens und dem Börsenkurs. Diese sieht nur eine Beteiligung an
Unternehmen mit einer Unterbewertung von mehr als 50 Prozent vor. Der Delta Lloyd L Asian Participation Fund ist auf die Region Asien/Pazifik ausgerichtet. Dazu gehören: das chinesische Festland, Hongkong, Taiwan, Japan, Korea, Australien und Singapur. „Wir haben uns für diese Länder entschieden, weil die Unternehmen hier einen besseren langfristigen Track Record aufweisen. Darüber hinaus gibt es in den Ländern eine Vielzahl von Unternehmen, die unsere finanziellen Kriterien, insbesondere eine stabile und zuverlässige Dividendenrendite, erfüllen“, betont der leitende Fondsmanager Angus Steel. Ist eine Auswahl erfolgversprechender Nischenspieler getroffen, werden diese teilweise über einen Zeitraum von über einem Jahr beobachtet. Unternehmensstrategie, Wettbewerbsvorteil, eine gesunde Bilanz und solide Cashflows sind von entscheidender Bedeutung und maßgeblich für die Einstufung des Aufwärtspotenzials eines Unternehmens. Weitere Informationen: www.deltalloydassetmanagement.de
VERTRAUEN Fondsmanagerin Gillian Wu setzt auf persönlichen Kontakt zu den Unternehmen im Portfolio.
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ZUKUNFTS- UND WACHSTUMSMÄRKTE
ten Verfahren zur Rückgewinnung und Aufbereitung von gebrauchter Sägesuspension, die in der Photovoltaikindustrie gebraucht wird. „Der Einsatz benötigter Frischware ist dadurch recht gering“, so Thomas Heckmann, CEO von SiC Processing. Der Eintritt in den chinesischen Markt erfolgte bereits 2005 – eine Ausweitung der Kapazitäten dort ist angegangen. Eine Dienstleistung, deren Bedeutung erst jetzt ins öffentliche Bewusstsein gekommen ist, besteht in der Notwendigkeit, die „schlichten Erkenntnisse einer neuen Zeit“ den überforderten Bürgern zu erklären. In „Bürgerdialogen“ soll nachgeholt werden, was bisher versäumt wurde und sich jetzt als Bedrohung für das Gemeinwesen erweist, den Bürgern Verständnis für das abzugewinnen, was die Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft entscheiden wollen oder entschieden haben. Beispiele: Energiewende, Stuttgart 21. Aber die Pflicht zu dieser Dienstleistung stellt sich generell. Ob es um Nanotechnologie, Pflanzenforschung oder Hightech-
Medizin geht: Der Vermittlungsbedarf für sämtliche Zukunftstechnologien und ihre Anwendungsfelder ist gigantisch. Wird ihm nicht genügt, fehlt die Akzeptanz der Ergebnisse von Wissenschaft und Forschung zur Lösung der etwa in der Hightech-Strategie angesprochenen „Herausforderungen der Gegenwart“. Auch im Dienstleistungsbereich Investment sind innovative Strategien ein Gebot der Stunde – und ein kritischer Blick auf die Finanzdienstleister lohnt sich. Sicherheitsbewusste Unternehmen in diesem Bereich wie die Life Forestry Group sind für den Anleger, der in die FSC-zertifizierten Teakholzplantagen der Group investiert hat, Garanten für renditestarkes, sicheres und vor allem nachhaltiges Wachstum. Die Zertifizierungen spielen dabei für Life Forestry-Geschäftsführer Lambert Liesenberg eine zentrale Rolle. Und ein weiterer Aspekt, der die genannten Kraftzentren Geographie und innovative Dienstleistung gleichermaßen umspannt, ist das Investieren in unterbewerte-
te Nebenwerte auf der Basis des Participation-Investmentstils von Delta Lloyd Asset Management. Gerade der asiatische Raum ist für den Participation-Stil äußerst attraktiv. Dabei setzt Fondsmanagerin Gillian Wu auf persönlichen Kontakt zu den Unternehmen im Portfolio. Die drei Zentren, aus denen Deutschland künftig seine Kraft beziehen könnte: Eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit den Schwellenländern, innovative Technologien und Produkte und zum Dritten intelligente Dienstleistungen, vor allem im Engineering – sie können zum Nutzen des Gesamtorganismus‘ implementiert werden. Voraussetzung: Sie müssen vermittelt werden. Dafür braucht man Lehrer, Mediatoren, Moderatoren. Zukunftsforscher braucht man dagegen eher zum akademischen Vergnügen. Wie sagte Peter Sellers so treffend: „Zukunftsforschung heißt die Kunst, sich zu kratzen, bevor es einen juckt.“
Hans-Herbert Holzamer
Chips | Innovation am Fraunhofer IFF
Die Transport- und Logistikbranche steht vor einem Wandel. Neue Technologieansätze für RFID-Erfassungen werden bald ein deutliches Plus an Sicherheit und Transparenz in der gesamten Transportkette schaffen. Schon heute werden entsprechende Systeme in vielen Bereichen erfolgreich eingesetzt. Mit dem Bekleidungshersteller Gerry Weber hat nun erstmals ein Unternehmen der Textilbranche die Einführung einer RFID-gestützten Überwachung seiner vollständigen Warentransportkette vorgenommen. Das Unternehmen lässt seine Kleidung bereits bei der Herstellung mit Chips und Antenne ausstatten und ermöglicht so deren vollständige Kontrolle von der Produktion bis zur Verkaufsfiliale. Die großen Mengen an Einzelprodukten, Waren- und Transponderpositionen, Material usw. spielen dabei keine Rolle. Beim Passieren von RFID-Gates wird die Kleidung in großen Einheiten in Sekunden komplett identifiziert und damit inventarisiert.
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Selbst im Geschäft kann die Ware so noch überwacht werden. Möglich wird dies durch eine Weiterentwicklung der RFID-Technik am Fraunhofer IFF in Magdeburg. Die Ingenieure machen sich dafür beispielsweise das Prinzip der Modenverwirbelung zunutze. „Mit dem patentierten Verfahren lassen sich die Chips in jeder Situation schnell und ohne komplexe Infrastruktur auslesen“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Michael Schenk, Leiter des Fraunhofer IFF. „In unserem Galileo-Testfeld in Magdeburg, einer der deutschlandweit größten Einrichtungen für die Entwicklung und den Test neuer Ortungs- und Navigationslösungen, entstehen auf dieser Grundlage derzeit eine ganze Reihe neuer Anwendungen, die das Interesse vieler Unternehmen wecken. Selbst für die Holzwirtschaft gibt es interessante Lösungen – nämlich RFID-Chips auf Holzbasis, die mit den Bäumen einfach mitverarbeitet werden.“ Gemeinsam mit Systemintegratoren und ver-
schiedenen Logistikdienstleistern setzen die Forscher des Fraunhofer IFF derzeit alles daran, die neuen Anwendungen weiter in die Transportketten zu integrieren. Weitere Informationen unter: www.iff.fraunhofer.de
KONTROLLE Moderne RFID-Lösungen tragen zur Sicherheit und Transparenz in der gesamten Transportkette bei.
Quelle: Dirk Mahler / Fraunhofer IFF
Neue RFID-Systeme für sichere Warenüberwachung
TECHNOLOGIE
CLOUD COMPUTING
Dateien im virtuellen Netz PARADIGMENWECHSEL Die Nutzung externer Dienste und das Auslagern von IT-Prozessen ins Netz haben sich längst etabliert. Damit einher geht ein verändertes Alltagsverhalten von Arbeitnehmern.
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raucht heutzutage noch jeder seinen PC, den „Personal Computer“, mit teuren Programmen darauf, wenn es doch alle Anwendungen im Internet gibt? Statt Lösungen kaufen zu müssen, können Nutzer längst zahlreiche Dienste im Netz abrufen. Cloud Computing hat sich als Wachstumsmarkt etabliert. Beim Cloud Computing vollziehen wir laut Steve Ballmer, Chief Executive Officer von Microsoft, derzeit einen Paradigmenwechsel. Seit geraumer Zeit proklamieren die Redmonder einen „dramatischen Wandel“ in der Computerbranche durch die immer bedeutendere Rolle der Internetdienste. Und nicht nur Unternehmen werden adressiert. Auch privat werden Menschen „in die Cloud gezogen“. Google bietet mit seiner Beta-Version „Musik für alle“, Apple wirbt mit seiner iCloud, damit ein jeder auf all seinen Geräten Zugriff auf Inhalte hat, und Amazon ist schon seit geraumer Zeit mit Elastic Compute Cloud (Amazon EC2), einer skalierbaren Zahl-für-das-was-Du-nutztLösung dabei. Viele Anwender kennen mittlerweile die Vorteile, die sie am liebsten auch am Arbeitsplatz nutzen würden. Das Zauberwort heißt Virtualisierung. Große Anbieter wie IBM nutzen für ihre „Smart Business Development and Test Cloud“ einen Enterprise Virtualization Hypervisor, der auf KVM (Kernel-Based Virtual Machines) aufsetzt, eine Plattform, auf der sich Entwicklungs- und Testumgebungen aufsetzen lassen, in denen Unternehmen eigene Lösungen für die Cloud entwickeln können. Die „Xen Cloud Platform“ bietet neue und verbesserte Speicher-, Sicherheits- und Netzwerk-Virtualisierungstechnologien. Das übergreifende Modell: „IT as a Service.“ Für diesen Cloud-Computing-Ansatz liefert etwa VMware praxiserprobte Lösungen, die es Unternehmen ermöglichen, vorhandene Technologieinvestitionen zu nutzen. Auch Managed Workplace Services bieten Lö-
sungen für einen flexiblen und unabhängigen Arbeitsplatz, der den Bedürfnissen von Arbeitnehmern gerecht wird. Kurzum: Der Markt ist da. Cloud Computing wird sich nach Ansicht des IT-Branchenverbandes Bitkom innerhalb weniger Jahre zu einem Milliardenmarkt mit einer hohen standortpolitischen Bedeutung für die deutsche Wirtschaft entwickeln. Nach einer Prognose der Experton Group werden die Investitionen und Ausgaben für Cloud Computing in Deutschland im Jahr 2011 auf knapp zwei Mrd. Euro steigen – ausgehend von rund 1,1 Mrd. Euro im Jahr 2010. Bereits drei Viertel der Unternehmen in Deutschland (76 Prozent) und der Firmen weltweit (74 Prozent) nutzen Dienste aus der Wolke. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die von Avanade, einem Anbieter von Business-Technologie-Services, in Auftrag gegeben wurde. Was aber bedeutet das Auslagern von IT-Prozessen und Diensten für die Sicherheit? Nicht wenige Manager überkommen mulmige Gefühle, wenn sie daran denken,
dass ihre Daten sowohl extern lagern als auch verarbeitet werden sollen. Unternehmen, die sich über das Auslagern von IT-Services informieren, kommen um eine Beratung nicht herum: Ist das Auslagern von Prozessen für mein Unternehmen überhaupt sinnvoll? An wen wende ich mich und ist das Unternehmen oder der Berater zertifiziert? Laut Alexander Wallner, Area Vice President Germany bei NetApp, sind das Hauptargument gegen die Cloud immer noch die Sicherheitsbedenken. Aber das Alltagsverhalten der Menschen und damit der Arbeitnehmer hat sich in den letzten Jahren gewaltig verändert. Mehr und mehr Beschäftigte arbeiten mit eigenen Smartphones und Laptops, oft ohne Wissen ihres Arbeitgebers. Denn Geräte für den Consumer-Markt sind in der Regel leistungsfähiger als das, was der Arbeitgeber zur Verfügung stellt – und sie sind attraktiver. „Bring your own device“ ist immer häufiger die Folge. Flankiert wird diese Entwicklung von „Thin Clients“: Das sind kompakte, energieeffiziente Desktops. Sie VISAVIS ECONOMY
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CLOUD COMPUTING
Konkurrenzlose Cloudtechnologie GESCHÄFTSMODELL Der nutzungsbasierte Bezug externer IT-Lösungen bietet neben Flexibilität vielseitige Anwendungsszenarien. Das Potenzial der „Datenwolke“ ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Alexander Wallner, Area Vice President Germany bei NetApp, erläutert die aktuellen Entwicklungen von Cloud Computing am deutschen Markt. Ist Cloud Computing nur ein Hype? Der Begriff wird sicher im Moment inflationär verwendet. Deswegen unterstellen Skeptiker gern einen kurzlebigen Hype. Die Vergangenheit hat aber gezeigt: Ideen mit realen Vorteilen setzen sich am Markt durch. Die Cloud bietet diese Vorteile, beispielsweise nutzungsbezogene Abrechnung ohne teure Vorabinvestitionen, Flexibilität und vielseitige Anwendungsszenarien. Damit wird uns die Technologie durchaus die nächsten zehn Jahre begleiten – wenn auch mit wechselnden Labeln. Wie sehen Sie gegenwärtig den CloudMarkt in Deutschland? Woher kommt der Boom und wer treibt ihn voran? Cloud ist überall auf dem Vormarsch. Einmal im Bereich Public Cloud: Hier engagieren sich große Namen wie Microsoft oder Salesforce. Ihre Angebote umfassen IT-Infrastruktur, -Plattformen oder Applikationen, die als Dienstleistung buchbar sind. Die Kunden kaufen also keine eigene Hard- oder Software, sondern bezahlen nur für den tatsächlich genutzten Service. Ein weiterer Bereich ist die Private Cloud.
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Hier wird das nutzungsbasierte, flexible Bezugsmodell auf die unternehmenseigene IT übertragen. Das ist ein attraktives Geschäftsmodell, vor allem für mittelgroße Unternehmen bis hin zum Großkonzern, da Sicherheits- und Compliance-Vorgaben intern meist leichter zu erfüllen sind. Ist Datenschutz in der Cloud für Ihre Kunden ein wichtiges Thema? Natürlich. Es ist beispielsweise absolut verständlich, dass sich Kunden damit unwohl fühlen, kritische Infrastruktur aus der direkten Verantwortung zu geben. Unsere Argumente von Storageseite sind sichere Mandantenfähigkeit sowie Data Protection. Was bedeutet das? In der Cloud speichern unterschiedliche Kunden oder Arbeitsgruppen ihre Daten auf derselben physischen Hardware. Hier muss die Speicherlösung die Daten rigoros vor Fremdeinsicht oder -zugriff schützen. Außerdem muss sie eine umfassende Strategie für Hochverfügbarkeit, Backup / Recovery und Business Continuity, also die Notfallplanung für Geschäftsprozesse, unterstützen. Davon abgesehen gelten für Private oder Public Clouds in Bezug auf Authentifizierung, Zugriffschutz, Content Security und Verschlüsselung ohnehin die gleichen Sicherheitsanforderungen wie für herkömmliche IT-Architekturen.
Inwiefern hebt sich Ihr Cloud-Angebot von dem der Konkurrenz ab? Wir haben kein eigenes Cloud-Angebot, sondern liefern Best-of-Breed Storage-Architektur für Cloud-Umgebungen. Dazu sage ich mit gutem Gewissen: In Sachen Technologie sind wir der Konkurrenz – sowohl den Generalisten als auch den Spezialisten – überlegen. Das bezieht sich auf die Effizienz unserer Architektur ebenso wie auf deren Flexibilität für die unterschiedlichsten Umgebungen. Zu unserer Philosophie gehört auch die sehr enge Zusammenarbeit mit Kunden, dem Channel und strategischen Partnern, damit der Kunde die für ihn passende Cloud erhält. Was hält Kunden derzeit noch vom Wechsel in die Cloud ab? Die kritischen Stimmen konzentrieren sich auf drei Bereiche. Das Hauptargument gegen die Cloud sind immer noch die Sicherheitsbedenken. Die unterschiedlichen Service-Modelle rund um Public, Private oder Hybrid haben sicher nicht zur Entwirrung der Diskussion beigetragen – hier werden oft komplett unterschiedliche Ansätze in einen Topf geworfen. Ein zweiter Punkt ist der Zweifel am echten Innovationswert der Cloud. Anwender, die sich schon länger beispielsweise mit Virtualisierung beschäftigen, sehen in der Cloud nur ein schmuckes Label für bekannte Lösungen. Zu guter Letzt zweifeln manche Kunden am finanziellen Sparpotenzial. Es gibt Umfragen, die Cloud-Architekturen in Kostenfragen ein schlechtes Zeugnis ausstellen. Der Grund sind beispielsweise Fehler in der Planungsphase. Ein erfahrener Partner und unabhängige Experten von Verbandsseite können hier helfen. Das können externe Cloud-Spezialisten sein, IT-Verbände wie Bitkom oder Fachverbände wie SNIA Europe. Weitere Informationen unter: www.netapp.de
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CLOUD COMPUTING
Lesenswert In dem nicht unumstrittenen amerikanischen Bestseller beschreibt Nicholas Carr die zunehmende Vernetzung der Welt als die nächste IT-Revolution. Mit der Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile des Web 2.0 zeichnet der Autor ein düsteres Zukunftsszenario hinsichtlich
bieten die gesamte Benutzererfahrung eines PC – jedoch ohne die Komplexität und Risiken, die mit ihm einhergehen. Wyse Thin Clients haben keine beweglichen Teile. Ihre Lebensdauer ist deshalb um ein Vielfaches größer als die vergleichbarer PCs und die Geräuschentwicklung durch das Fehlen von Lüftern und Festplatten eliminiert. Erfolgsautor Nicholas Carr vergleicht in seinem Buch „The Big Switch: Der große Wandel. Cloud Computing und die Vernetzung der Welt von Edison bis Google“
Arbeitsplatz
den derzeit stattfindenden Paradigmenwechsel mit jenem in den Anfängen der Stromversorgung: Zu Beginn des Industriezeitalters hatte jede Fabrik ein eigenes Kraftwerk, beispielsweise mit durch Wasserkraft angetriebenen Generatoren. Das ist, gewendet auf die Informationstechnologie, der „persönliche Computer“. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam dann immer häufiger „der Strom aus der Steckdose“, von einem Energieversorgungsunternehmen. Das ist in der IT Cloud Compu-
der Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. Im Fokus stehen entscheidende neue Technologien wie Cloud Computing. „The Big Switch – Der große Wandel. Cloud Computing und die Vernetzung der Welt von Edison bis Google“, Nicholas Carr, mitp Verlag.
ting: Jeder „zieht sich“ die Lösung, die er gerade braucht, wie den Strom aus der großen Wolke der zahlreichen Server und Computer im Netz. Mit diesem Paradigmenwechsel wird Cloud Computing zunehmend für viele Anwendungen zum Standard gehören und es werden sich auch für Nischenplayer Wachstumsmärkte ergeben, die viele Chancen eröffnen.
Ulrich Schmitz
| Zufriedenheit und Produktivität steigern
Managed Workplace Services machen Mitarbeiter flexibel Reiner Louis, Vorstand IT Solutions & Outsourcing bei Computacenter, zeigt auf, welche Ansprüche Arbeitnehmer heute an ihren IT-Arbeitsplatz haben. Herr Louis, von allen Seiten hört man, dass sich die Anforderungen der Nutzer an den Arbeitsplatz ändern. Wie sehen Sie das? Ja, das stimmt. Anwender erwarten von einem modernen Arbeitsplatz mehr Flexibilität und Mobilität. Zudem sind Trends wie „Bring your own Device“ nicht mehr wegzudiskutieren. Mitarbeiter wollen auch am Arbeitsplatz iPads und iPhones nutzen – aufgrund der Nutzerfreundlichkeit und des Stylefaktors. Hinzu kommt, dass aufgrund der Arbeitsweisen entlang der Jobprofile verschiedene „Nutzertypen“ wie Mobile Worker, Office Worker, Home Office Worker oder Blue Collar Worker entstehen: Anwender in unterschiedlichen Rollen stellen unterschiedliche Anforderungen an den Arbeitsplatz.
Was raten Sie Unternehmen, um die Bedürfnisse der Arbeitnehmer zufrieden zu stellen? Unternehmen und IT-Abteilungen können die Entwicklung nicht ignorieren. Zumal in vielen Fällen neuartige Endgeräte gerade vom Management ins Unternehmen gebracht werden. Außerdem trägt ein Arbeitsplatz nach den Wünschen des Anwenders stark zu dessen Produktivität und Zufriedenheit bei. Die große Zahl neuer Geräte und Technologien in den vergangenen Jahren haben das Workplace-Management komplizierter gemacht. Für IT-Abteilungen ist es oft schwierig, mit den neuen Entwicklungen Schritt zu halten. Gibt es schon funktionierende Lösungen? Ja, durchaus. Managed Workplace Services bieten Lösungen für einen flexiblen Arbeitsplatz. Wie diese aussehen, hat die Experton Group aktuell in einem für uns entwickelten Whitepaper beschrieben. Die Services bieten verschiedene auf die Anwenderbedürfnisse ausgerichtete Modelle für PCs, Thin-Clients
oder mobile Endgeräte mit einer virtualisierten Nutzeroberfläche. Die Modelle können in einem auf das Unternehmen abgestimmten Mix bereitgestellt und in die IT-Infrastruktur integriert werden. www.computacenter.com
KONSUMERISIERUNG „Trends wie ‚Bring your own Device‘ sind nicht mehr wegzudiskutieren“, unterstreicht Reiner Louis.
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KOMMUNIKATION
Webkonferenzen fördern Kommunikation INTEGRIERT Mit OpenScape Web Collaboration gewährleistet Siemens Enterprise Communications einen sicheren Informationsfluss für effektives und flexibles Arbeiten.
Wenn es darum geht, Geschäfte erfolgreich zum Abschluss zu bringen, ist der rasche und fehlerfreie Austausch von Informationen eine entscheidende Grundlage. Dieser Transfer findet heutzutage noch häufig über klassische Kommunikationskanäle wie E-Mail statt. Doch das birgt auch Risiken: Der zeitversetzte Austausch von Informationen führt oft zu Reibungsverlusten, etwa weil verschickte Dokumente in unterschiedlichen Versionen vorliegen. Webkonferenzen verhindern diese Effekte und machen die Zusammenarbeit ungleich effektiver: Sie fördern nicht nur die Kommunikation zwischen allen Beteiligten, sie ermöglichen sogar simultanes Arbeiten an denselben Dokumenten und verhindern so vor allem kostenintensive Missverständnisse. Mit der Webkonferenzlösung OpenScape Web Collaboration hilft Siemens Enterprise Communications Unternehmen dabei, den Informationsfluss sicher zu gestalten, Fehler beim Austausch von Dokumenten zu minimieren und Zeit zu sparen. Die Lösung ist skalierbar und kann damit problemlos in praktisch alle IT-Infrastrukturen integriert werden. Bis zu 1.000 Teilnehmer können in einer solchen Webkonferenz virtuell an einem Tisch sitzen.
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Die Einsatzbereiche sind denkbar zahlreich: Remote-Support, Webinare, Präsentationen von Produkten sowie Projekte und Schulungen. Dabei können große Dateien und sensible Dokumente schnell und mit einer AES-256-Bit-Verschlüsselung sehr sicher übertragen werden. Entscheidend ist zudem die Zeit- und Kostenersparnis im Vergleich zu herkömmlichen Konferenzen: Diese sind mit hohen Reisekosten verbunden, zudem geht wertvolle Arbeitszeit im PKW, in der Bahn oder im Flugzeug verloren. OpenScape Web Collaboration realisiert hingegen sichere und kostengünstige Informationsflüsse, die um den gesamten Globus laufen. Durch ein virtuelles Whiteboard können Teilnehmer in Echtzeit an denselben Dokumenten arbeiten, Änderungen lassen sich sofort nachverfolgen. So haben alle Beteiligten denselben Kenntnisstand – ein großer Effizienzgewinn in einer sich schnell wandelnden Geschäftswelt. Außerdem stärkt OpenScape Web Collaboration die Kundenbindung: Wer seinem Geschäftspartner „live“ erläutern kann, wie ein Projekt läuft, integriert ihn viel leichter in seine Geschäftsprozesse. Ein weiterer Vorteil: Die Webkonferenzlösung fügt sich nahtlos
in die OpenScape-Lösungen für Unified Communications und Collaboration ein, kurz UCC genannt. Diese Lösung bündelt die gesamte Infrastruktur der Kommunikation in einer übersichtlichen Benutzeroberfläche, wodurch sich die Informationsflüsse im Unternehmen stark verbessern und die Zusammenarbeit mit Kunden, Partnern und Lieferanten deutlich an Qualität gewinnt. Siemens Enterprise Communications hat OpenScape Web Collaboration so entwickelt, dass eine hohe Integration in OpenScape UCC besteht, beispielsweise bei Telefonkonferenzen: Ein Moderator ruft mit Hilfe von OpenScape UCC alle Beteiligten gleichzeitig an, startet die Konferenz und im selben Moment stellt die Webkonferenz-Lösung ihre volle Funktionalität zur Verfügung, eng verzahnt mit der UCCPlattform. Wer ein Smartphone oder Tablet nutzt, kann mit dem OpenScape Mobile Client von jedem Ort der Welt an einer Webkonferenz teilnehmen. Dabei ist es möglich, den aktuellen Desktop sowie das Videobild des Moderators aufzurufen oder sich an einem Chat zu beteiligen. Siemens Enterprise Communications ist ein führender Anbieter von End-to-EndLösungen für die Unternehmenskommunikation. Kommunikationssysteme, NetzwerkInfrastrukturen und Sicherheitslösungen gehören zum Portfolio. Offene, standardbasierte Architekturen führen Kommunikations- und Unternehmensanwendungen zusammen und ermöglichen so die nahtlose Zusammenarbeit im gesamten Unternehmen. Dieser so genannte „Open Communications“-Ansatz stellt Anwendern einfach zu implementierende Lösungen zur Verfügung, die sich reibungslos in ihre vorhandenen IT-Umgebungen einfügen und damit nicht nur ihre Produktivität erhöhen, sondern auch ihre Kosten reduzieren. Weitere Informationen unter: www. siemens-enterprise.com/de/
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Gewaltiges Potenzial KONVERGENZ Die Effizienzsteigerungen, die mit Unified Communications & Collaboration in der internen und externen Unternehmenskommunikation erzielt werden können, sind gewaltig. Auch im Mittelstand.
I
n vielen Unternehmen in Deutschland hat sich mit dem Einsatz von Unified Communications & Collaborations (UCC), also der Zusammenführung der unterschiedlichsten Kommunikationskanäle wie Telefonie, E-Mail, Fax, SMS sowie Instant Messaging und neuerdings Social Media unter eine einheitliche Oberfläche, die Arbeit der Mitarbeiter deutlich vereinfacht. Jedes vierte Unternehmen soll entsprechend einer Studie von Avanade be-
reits in diese Technik investiert haben, 19 Prozent planen es. Sie versprechen sich „durch Einsparung von Zeit und Ressourcen der Mitarbeiter bei der Nutzung von UCC besonders die Förderung der Effizienz der Arbeit“, weiß Professor Dr. Rüdiger Zarnekow von der TU Berlin, sowie „durch die Ablösung vieler kleiner, in sich komplexer Altsysteme und deren Verdichtung zu einem integrierten System“ die Reduzierung der Betriebskosten.
Derzeit werden aber UCC-Lösungen hauptsächlich in größeren Unternehmen eingesetzt. Im Mittelstand dagegen finden sie erst eine geringe Akzeptanz. Hier könnte der Report „UC meets Business – Unified Communications zur Optimierung von Geschäftsprozessen“ von den Marktforschern von PAC/Berlecon Aufklärungsarbeit leisten (kostenloser Download unter www. berlecon.de/uc_business). Er belegt anhand detaillierter Fallstudien, „dass Mög-
Geschäftskommunikation | Flexibel dank Outsourcing
Externe Lösungen auf dem Vormarsch Communication as a Service – kurz CaaS – ist ein weltweiter Wachstumsmarkt. Auch in Deutschland verlagern immer mehr Firmen ihre Geschäftskommunikation in die Cloud. Für den IT-Dienstleister Interactive Intelligence Grund genug, mit innovativen Ansätzen für Furore zu sorgen. So ist das Unternehmen beispielsweise der einzige CloudAnbieter, bei dem die Kunden zwischen einer In-house- und Cloud-Lösung wählen können. Möchte der Kunde zu einem späteren Zeitpunkt zur anderen Lösung wechseln, ist dies ohne größeren Aufwand möglich. Mit über 4.000 Kunden weltweit verfügt Interactive
Intelligence bereits über viel Erfahrung im Bereich Geschäftskommunikation und weiß um die Bedürfnisse seiner Kunden. Dementsprechend hat der Cloud-Anbieter sein Hauptaugenmerk auf die Bereiche Sicherheit, Zuverlässigkeit und Flexibilität gelegt. Die Firmen haben Zugang zu denselben Funktionen mit den gleichen Kontrollmöglichkeiten, die sie bereits von ihrer Inhouse-Lösung gewohnt sind. Unternehmen profitieren von deutlichen Kosteneinsparungen, geringem Administrationsaufwand und hoher Sicherheit sowie von Flexibilitätsvorteilen im Vergleich zu herkömmlichen Telefonanlagen.
AUSWAHL: Interactive Intelligence aus Indianapolis bietet sowohl Inhouse- als auch Cloud-Lösungen an. Infos dazu: www.inin.com/emea
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Wettbewerbsvorteile nutzen VERNETZT Integrierte Kommunikationslösungen lohnen sich auch für kleine und mittelständische Unternehmen. Höhere Produktivität und schnellere Reaktionen auf Kundenanfragen stärken die Marktposition.
MASSGESCHNEIDERT „Das Unternehmen zahlt pro User für genutzte Funktionen“, erläutert Jürgen Signer, Geschäftsführer Aastra Deutschland.
Der Begriff Unified Communications (UC) ist schon seit geraumer Zeit in aller Munde. Bei der Realisierung entsprechender Technologien allerdings ist eine klare Tendenz im Hinblick auf die Unternehmensgröße erkennbar. So zeigt eine aktuelle Studie des Analystenhauses Berlecon, dass die Hälfte der Unternehmen mit mehr als hundert Mitarbeitern bereits UC einsetzt. Schaut man sich aber das Segment der kleineren Unternehmen an, kippt das Bild: Laut Marktanalyst Canalys waren hier nur 20 Prozent der im Jahr 2010 vermarkteten Anschlüsse überhaupt IP-basiert. „Investieren Mittelständler in neue Technologien, geben sie sich häufig mit Insellösungen zufrieden. Sie setzen also auf einzelne Technologien wie Computer Telephony Integration (CTI), die in keinen größeren UC- Kontext integriert sind. Her-
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steller müssen sich fragen, was die Ursachen für die Zurückhaltung weiter Teile des Mittelstands sind“, sagt Jürgen Signer, Geschäftsführer des ITK-Spezialisten Aastra Deutschland GmbH. Ein Grund kann in der bislang unzureichenden Information zum Thema Unified Communications liegen. Die Marktakteure haben es noch nicht verstanden, die Vorteile der neuen Technologie für das Segment der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) greifbar zu machen. Gleichzeitig kursiert auf dem Markt eine Reihe von Gründen, die angeblich gegen UC sprechen. Es gibt das Vorurteil, die Technologie sei für den Mittelstand zu komplex. Die Anschaffung sei zu teuer, man benötige Programmierer, die die Lösung implementieren müssen. Schlussendlich komme dann auch noch der Schulungsaufwand der einzelnen Mitarbeiter hinzu. „Unterm Strich bedeutet das für Unternehmen einen langen Return on Invest und hohe Betriebskosten, UC sei also für den Mittelstand nicht rentabel. Nach unserer Überzeugung und Erfahrung ist diese Meinung falsch“, sagt Signer. KMU sind auf der Suche nach Lösungen, die leicht zu implementieren sind und die sie umgehend anwenden können. „Die bisherige Praxis, alle Einstellungen auf einem Telefonserver und noch einmal auf einem Applikationsserver vornehmen zu müssen, ist aufwändig. Die Integration vereinfacht sich stark, wenn der Telefonie- und
Über Aastra Die Aastra Deutschland GmbH ist eine Landestochter der kanadischen Aastra Technologies Limited. Zu den Produkten zählen Unified-Communications-Lösungen mit Kommunikationsplattformen, Mobilitätslösungen und eine breite Auswahl an Telefonen.
der Applikationsserver in einer einzigen Appliance vereint sind. Dadurch müssen alle Dienste und Einstellungen nur noch einmalig auf einer Oberfläche vorgenommen werden. Der Integrator muss die Dienste nicht mehr für jeden Benutzer separat freischalten und programmieren, er muss keine verschiedenen Server mehr miteinander verbinden“, erklärt der AastraGeschäftsführer die Vorteile von UC. Egal ob ein oder mehrere Dienste aktiviert werden sollen, alles geschieht genau an einer Stelle, und zwar einmalig. Das spart Zeit und minimiert die Kosten. Jede neue Technologie kann sich nur durchsetzen, wenn die Mitarbeiter sie auch akzeptieren. Spezielle Schulungen sind wenig beliebt und kosten Geld. Liegt dem Kommunikationssystem ein intuitives Bedienkonzept zu Grunde, können die Mitarbeiter alle notwendigen UC-Dienste ad hoc nutzen. Die Betonung liegt auf „notwendig“, denn nicht jeder Mitarbeiter benötigt das komplette Paket an Unified-Communications-Diensten. „KMU sollten daher die Möglichkeit haben, sich ihre UC-Leistungen individuell zusammenzustellen. Jeder Dienst ist in diesen Paketen nutzerspezifisch mit Lizenzen aktivierbar. Entsprechend bezahlen die Unternehmen nur die Funktionen, die pro Benutzer gebraucht werden“, betont Signer. Unified Communications ist längst kein Thema mehr, das nur Großunternehmen betrifft. Auch der Mittelstand kann mit dieser Technologie die Kundenansprache, den Vertrieb und den Service verbessern. Unified Communications und Collaboration sind Schlagworte, mit denen sie entscheidende Wettbewerbsvorteile erlangen. Es gibt bereits Lösungen für die speziellen Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen am Markt. Wer als Mittelständler zu lange wartet sie einzusetzen, droht den Anschluss zu verlieren. www.aastra.de
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ITU Telecom World 2011 Auf der diesjährigen ITU Telecom World treffen sich wieder CEOs der Industrie, Regierungsmitglieder und Experten im digitalen Bereich zum fachlichen Austausch. Vom 24. bis zum 27. Oktober stehen in Genf folgende Kernthemen im Fokus:
• Der Weg zu einer „Connected World“ • Das „Re-Farming der Spektren, um Breitband in ländlichen Gebieten zu ermöglichen • Social Networks und Privatsphäre • „Cloud Computing“ • Das „Internet der Dinge“ Weitere Informationen unter: www.itu.int/world2011
lichkeiten der Geschäftsprozessintegration heute mit vergleichsweise geringem Aufwand für Unternehmen aller Größenklassen realisierbar sind.“ Einen weiteren Grund für die Zurückhaltung sieht Professor Zarnekow im Festhalten an traditionellen Arbeitsweisen: „Veränderungen, die tief in die Arbeitsabläufe eingreifen, werden von den Anwendern nur langsam akzeptiert.“ Die Industrie jedenfalls entwickelt bereits Lösungen speziell für kleine und mittelständische Unternehmen. Allen voran
Microsoft mit dem Office-Communications-Server-Nachfolger Lync, einer integrierten Plattform für Instant Messaging, Präsenz-, Audio-, Video- und Webkonferenzen. Anwender können über diese UCLösung die für sie am besten geeignete Art der Kommunikation wählen: per PC, Telefon oder Browser – jederzeit und überall, auch über verschiedene Unternehmensstandorte hinweg. Schon zur Einführung unterstützten mehr als 70 Microsoft-Partner diese Plattform. So stimmte beispiels-
weise Aastra mit dem Aastra 6721ip und dem Aastra 6725ip zwei Telefone auf den Lync-Server ab. Mitte des Jahres brachte der Berliner TK-Ausrüster in Kooperation mit Ferrari Electronic noch eine auf DECT und Voice over IP basierende Mobilitätslösung heraus. Eine Vereinheitlichung nicht nur der Kommunikation, sondern auch der Geschäftsprozesse verspricht Interactive Intelligence mit seiner SIP-basierten IPKomplettplattform. Sie bietet unter ande-
Interaktion | Effektive Kommunikation
Alles auf einen Streich Verbesserte Erreichbarkeit von Kommunikationspartnern, Beschleunigung von Geschäftsprozessen und Steigerung der Produktivität: Unified-Communications (UC)-Lösungen versprechen eine Vielzahl an Vorteilen. Und auch die Kunden haben in Bezug auf UC genaue Vorstellungen: Sie wollen aus E-MailProgrammen wie Microsoft Outlook oder Lotus Notes direkt telefonieren, Sprachnachrichten per E-Mail empfangen oder unterwegs ihr iPhone genauso wie ein Telefon am Arbeitsplatz einsetzen. Zusätzlich möchten sie die Anrufzentralen in ihren Unternehmen flexibel einrichten, um Anrufe schnell und effektiv an den richtigen Ansprechpartner im Unternehmen weiterzuleiten. Der Schlüssel zur Erfüllung der Kundenanforderungen ist in vielen Fällen die Kombination von IT und TK. Netzwerk, Telefonie und diverse Applikationen wachsen in vielen Unternehmen zusammen. An dieser Stelle spielen flexible Lösungen wie SwyxWare des deut-
schen UC-Spezialisten Swyx Solutions AG ihre Stärken aus. Als softwarebasierte IP-Kommunikationslösung ist SwyxWare auf die Bedürfnisse mittelständischer Unternehmen zugeschnitten, setzt auf Microsoft Windows auf und lässt sich nahtlos in die vorhandene ITInfrastruktur sowie in vorhandene Kundendatenbanken oder Customer-RelationshipManagement-Systeme integrieren. Die Administration ist komfortabel und einfach – das notwendige technische Know-how ist schnell erlernt. Praktisch ist auch die Installation auf nur einem Server sowie der Einsatz als kompletter Ersatz der vorhandenen, meist kostspieligen Telefonanlage. Auch IT-Verantwortliche erkennen vermehrt die Geschäftsvorteile, die sich durch den Einsatz moderner Kommunikationslösungen bieten: Produktivitäts- und Informationssteigerung, bessere Kundenbetreuung und Zukunftssicherheit sind Faktoren, die Unternehmen davon überzeugen, Investitionen im Te-
lekommunikationsbereich zu tätigen. Immer mehr mittelständische Unternehmen registrieren, dass es sich bei softwarebasierten UC-Lösungen um eine innovative Technologie handelt, die zudem einen hohen Investitionsschutz bietet. Infos unter: www.swyx.de
BEZAHLBAR Auch kleine und mittlere Unternehmen setzen vermehrt auf integrierte Kommunikationslösungen wie SwyxWare.
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AUSBLICK „In den kommenden Jahren werden interne und externe Clouds die heute in Unternehmen noch traditionell laufende Informations- und Telekommunikationstechnologie (ITK) ablösen“, prognostiziert Prof. Dr. Rüdiger Zarnekow.
rem Unified-Communications-Funktionalität, kanalübergreifende Interaktion, automatische Rufweiterleitung, interaktive Sprachdialogsysteme, Spracherkennung sowie Geschäftsprozessautomatisierung und Dokumentenmanagement. Dabei kann die Plattform als Cloud-basierter Service, als Installation vor Ort oder als Managed Service genutzt werden. Um die Potenziale von UCC voll ausschöpfen zu können, empfehlen die Analysten von PAC/Berlecon bei der Planung
und Umsetzung von UCC-Vorhaben, weniger auf konkrete Produkte als auf strategische Partner zu setzen. Hier punktet beispielsweise der Netzbetreiber Versatel, der neben seinem Netz und seiner Technik eigenes Know-how zur Verfügung stellt – von der Bedarfsanalyse bis zur Implementierung der Lösung –, so dass seine Kunden bei der Realisierung von ManagedServices-, UC- oder auch Cloud-ComputingLösungen nicht auf sich allein gestellt sind. Swyx arbeitet in dieser Hinsicht mit
Managed Services | Netzwerkintegration für den Mittelstand
Partnerschaftliche Lösung Oliver Wasserkordt, Head of Business Unit Product & Customer Management bei der Versatel AG, erläutert die Vorteile externer Dienste in der Kommunikationstechnologie. Welche Anforderungen muss eine Kommunikationslösung für Mittelständler erfüllen? Mittelständler brauchen vor allem Investitionssicherheit. Die Lösung sollte zumindest für fünf Jahre stets dem neuesten Stand der Technik entsprechen und flexibel einsetzbar sein. Zweitens geht es darum, die Komplexität im Haus zu reduzieren und zusätzlichen Know-how-Aufbau beim Kunden zu vermeiden, damit er sich auf Kernkompetenzen konzentrieren kann. Wie können externe Dienste ihm dabei helfen? Moderne Dienste müssen sich durch die IT-Ressourcen des Mittelständlers administrieren lassen. Alles Komplexere soll-
te ihm abgenommen und ein nahtloser Übergang zu seiner IT-Struktur gewährleistet werden. Der Mittelständler erreicht so einen Produktivitätsvorsprung, da er immer von der modernsten Lösung profitiert. Außerdem optimieren wir den standortunabhängigen Datenzugriff. Das WAN sollte genauso funktionieren wie das LAN im Haus. Hier ist die Entwicklung schon weit fortgeschritten, weil die Vernetzungslösung immer mehr in den Fokus rückt. Durch die Integration neuer Techniken wie Ethernet schaffen wir einen nahtlosen Übergang zwischen den internen und externen IT-Welten. Beim sog. Cloud-Enabling ist das Unternehmensnetzwerk so offen, dass man überall andocken kann. Denn der Kunde weiß selbst am besten, was er braucht – und das ist vor allem Flexibilität. Weitere Infos unter: www.versatel.de
dem Hildener Distributor Voip Connection zusammen, über den SwyxWare als gehostete Lösung vertrieben wird. Sie bietet die gleiche Funktionalität, Flexibilität und Benutzerfreundlichkeit wie die InhouseLösung und unterstützt eine Vielzahl an Endgeräten, gepaart mit dem Vorteil der Kostenreduzierung. Siemens Enterprise Communications wiederum geht mit seinen maßgeschneiderten Pay-as-you-go-Angeboten Cloudbasierte Wege. Zusammen mit seinem Carrier- und Abrechnungs-Partner mr. net group evaluierte und entwickelte der TKAusrüster fünf Servicepakete, die von der einfachen IP-Telefonie bis zur vollständigen UC-Lösung jegliche Bedürfnisse von Geschäftskunden erfüllen. Dieser strategischen Zusammenarbeit wird künftig eine immer größere Bedeutung zukommen – mit jeder neuen Technik, jedem neuen Kommunikationskanal, jedem neuen Gerät. Steht derzeit vielerorten noch die Integration von Social Media in die Unternehmenskommunikation an, kommt mit der sogenannten Consumerization die nächste Herausforderung. Sie bedeutet im Grunde „nur“, dass viele Mitarbeiter ihre privat erworbenen Geräte, die oft eine bessere Ausstattung haben als die betrieblich zur Verfügung gestellten, auch geschäftlich nutzen. Die Marktforscher von Detecon empfehlen daher klare Nutzerregeln, damit Mitarbeiter auch mit ihren eigenen Geräten im Sinne der Business-Ziele handeln, sowie den Ausbau des Know-hows der internen IT-Abteilungen. Nicht zu vergessen: In Zeiten von „Bring your own Device“ kommt der mobilen Sicherheit und damit der Investition in moderne, umfassende Sicherheitslösungen eine wachsende Bedeutung zu.
Brigitte Kasper
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Inszeniert und perfekt serviert KUNDENSERVICE Neue Kommunikationskanäle bringen Bewegung in die alten Denkmuster. Für den optimierten Kontakt zum Kunden müssen sich Unternehmen auch mit Social Media auseinandersetzen.
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in guter Kundenservice ist ein Garant für Kunden- und damit auch Markentreue. Er muss sich immer wieder neu erfinden, erst recht in Zeiten von Internet und Social Media. Er ist zu einem strategischen Faktor in der Unternehmenspolitik geworden – branchenweit. Kein Unternehmen kann es sich leisten, seine Kunden mit ihren Fragen und Problemen allein zu lassen. Das spiegelt sich auch in einem der Ergebnisse der IBM-Mittelstandsstudie 2011 wider. Danach heißt das derzeit wichtigste Geschäftsziel ein verbesserter Kundenservice. 79 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland wollen sich hierfür verstärkt engagieren (weltweit sind es 73 Prozent). Dabei kommt es immer mehr darauf an, den Kunden schnell und kompetent dort zu begegnen, wo sie ihre Fragen, ihr Interesse bekunden. In Zeiten von Internet und Social Media genügt es nicht mehr, einen exzellenten Telefonservice vorzuhalten. Wie Aspect anhand der bei der Unternehmensberatung Strateco in Auftrag gegebenen Studie „Customer Service Trends 2011“ herausfand, wird die E-Mail mit 35 Prozent schon fast genauso häufig für die Kundenkommunikation genutzt wie das Telefon (36 Prozent). Zwar sind die Anteile der an-
deren modernen Kommunikationskanäle – jeder für sich gesehen – noch recht gering (Social Networks: fünf Prozent, Web-SelfServices: sieben Prozent, Web-Chat: ein Prozent), doch in der Summe laufen sie im Vergleich zu den traditionellen Medien (Post, Telefon: 44 Prozent) zu stattlichen 56 Prozent auf.
KUNDENDIALOG „Von Unternehmen wird heute erwartet, auf allen Kanälen verfügbar zu sein und möglichst in Echtzeit zu kommunizieren“, so Michael Vlajic, Management Circle AG.
Das heißt aber nicht, dass nun die klassischen Kanäle vernachlässigt werden könnten. Denn die Studie ergab auch, dass die Wahl des Kommunikationskanals vom Anliegen des Kunden abhängt. Alle Kommunikationskanäle müssen ständig vorgehalten und stetig auf den neuesten Stand gebracht werden. Und nicht nur das – da die Kunden in der Regel mehrere Kanäle parallel nutzen, müssen die Kundeninformationen und deren Historie auch kanalübergreifend und in Echtzeit verfügbar sein, was ein problemloses, medienbruchfreies Zusammenspiel aller Kanäle miteinander voraussetzt. Nicht umsonst vergleicht Michael Vlajic, Bereichsleiter bei der Management Circle AG, den Kundendialog mit Höchstleistungssport: „Die Aufgaben werden immer komplexer. Von Unternehmen wird heute erwartet, auf allen Kanälen verfügbar zu sein und möglichst in Echtzeit zu kommunizieren. Parallel macht die technische Entwicklung riesige Fortschritte.“ Nach seiner Meinung haben die „rasante Entwicklung von Kommunikationslösungen und hochwertige Breitband- und Internetprodukte die Kommunikationsprozesse maßgeblich beeinflusst“ und „verbessern permanent die Dialogprozesse“. VISAVIS ECONOMY
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KUNDENSERVICE
KNOW-HOW Danilo Georg weiß um die Bedeutung erfahrener Mitarbeiter im Kundenkontakt. Trainer geben regelmäßig Feedback.
Qualität im Kundendialog KOMPETENZ Maßgeschneiderte Kommunikationsdienstleistungen erfordern Flexibilität, ein qualifiziertes Team und moderne Technologien auf der Höhe der Zeit. Danilo Georg, Geschäftsführer von Baur Fulfillment Solutions, macht den Dialog zum Kommunikationserfolg. Welchen Stellenwert nimmt das Geschäftsfeld „Kundendialog“ in Ihrem Unternehmen ein? Der Kundendialog ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Dienstleistungen. Wir arbeiten an insgesamt sieben Standorten in Nordbayern mit über 900 festangestellten Mitarbeitern. Seit Jahren zählen die größten Handelsunternehmen und Markenhersteller Deutschlands, wie zum Beispiel Otto, Baur, HLG, S.Oliver oder Fressnapf, zu unseren Kunden, für die wir im In-und Outbound hoch qualifizierten Kundenservice bieten und komplexe Kundenanfragen beantworten. In diesem Bereich wollen wir weiter wachsen und suchen zurzeit über 100 neue Mitarbeiter. Mittlerweile zählen wir zu den Top 20 der Call-Center-Dienstleister in Deutschland. Darüber hinaus bieten wir mit den Geschäftsbereichen Warenlogistik und Fulfillment sowie Finanzdienstleistungen rund um das Debitorenmanagement ein einzigartiges Dienstleistungsspektrum am Markt an. Jeder dieser Geschäftsbereiche bietet in sich geschlossene Produkte, welche wir unseren Kunden im Paket oder auch einzeln modular anbieten. Was zeichnet Ihre Kompetenz in der Kundenkommunikation aus? Wir legen viel Wert auf Qualität und höchste Kundenzufriedenheit. Deswegen haben wir eine eigene interne Qualitäts-
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management-Abteilung, in der Maßnahmen wie Online-Monitoring, CallListening oder auch Sprachaufzeichnungen in Abstimmung mit dem auftraggebenden Kunden durchgeführt werden. Außerdem arbeiten Coaches und Trainer als ständige Qualitätskontrolleure und Feedbackgeber mit den Mitarbeitern. Wir wollen Qualität in der Freundlichkeit, im Fachwissen und in der Lösungskompetenz bei unseren Mitarbeitern sicherstellen. Dass uns dies gelingt, beweisen diverse Preise und Testsiege in diesen Kategorien, die wir bereits im Namen unserer Kunden errungen haben. Uns zeichnet aus, dass wir erfahrene Mitarbeiter in unseren Reihen haben, die ihr wertvolles Know-how in die tägliche Kundenkommunikation mit einbringen können. Der Einsatz von State-of-theArt-Technologie rundet unser Kompetenzspektrum ab. Wie reagieren Sie auf den wachsenden Social-Media-Trend? Da die meisten unserer Kunden im Online-Handel zu Hause sind, gehört die Kundenkommunikation über die SocialMedia-Kanäle für uns mittlerweile zum Alltag. So betreuen wir beispielsweise Unternehmen über Facebook und geben konkrete Antworten auf die an sie gestellten Kundenanfragen. Neben dem Social-Media-Service bieten wir auch Social-Media-Monitoring und-Analysen für unsere Kunden an. Weitere Services über andere Social-Media-Kanäle werden anvisiert. Weitere Informationen unter: www.baur-fs.de
Viele dieser Dialogprozesse laufen bereits automatisiert ab und entlasten die Mitarbeiter in den Contact-Centern. Moderne Spracherkennungssysteme beispielsweise helfen dabei, dass Anrufer auf ihre Fragen unkompliziert und rasch eine befriedigende Antwort bekommen. Ebenso wichtig ist, dass jederzeit während des automatisierten Anrufs ein Agent für umfassendere Auskünfte zu erreichen ist. Sprachbiometrische Lösungen wiederum sorgen für eine sichere Authentifizierung. Beispielsweise verhindern die Multikanal-Verifizierungslösungen VocalPassword und FreeSpeech 7.0 von Nuance den Identitätsdiebstahl, was möglichen Betrugsversuchen einen schwer zu überwindenden Riegel vorschiebt. Zurück zu Social Media: Obwohl die Unternehmen in Deutschland keinen Zweifel daran haben, dass die Beschäftigung mit sozialen Netzwerken den Kundenservice aufwertet, haben die meisten Verantwortlichen noch ein gespaltenes Verhältnis dazu. „Einstimmigkeit besteht jedoch darin, dass an Social Media langfristig kein Weg vorbeigeht“, räumt Jürgen H. Hoffmeister, geschäftsführender Gesellschafter der Sikom Software GmbH, ein. „Allerdings verzeiht der Kunde keine Halbherzigkeit. Wer das Engagement in sozialen Netzen als reine Präsenzpflicht versteht, wird auf lange Sicht verlieren. Vielmehr gilt es, den Einstieg in die neuen Kommunikationskanäle sowie die Neuausrichtung des Kundenservice durchdacht, strategisch klug und mit einem durchgängigen Konzept zu gestalten“. Zudem besitzt Social Media ein enormes Potenzial als Frühwarnsystem und Monitoring-Tool, falls mal etwas mit den vom Unternehmen angebotenen Produkten oder Dienstleistungen schieflaufen sollte. Die Zeitvorteile, die sich so ergeben, um auf eventuelle Fehlentwicklungen reagieren zu können, sind in unserer schnelllebigen Zeit von unschätzbarem Wert.
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KUNDENSERVICE
TENDENZ Telefon E-Mail 35 %
36 %
Post Web-Self-Service Blogs & Foren Soziale Netzwerke Apps für Smartphones
4% 1% 7%
5% 2% 8%
Dabei muss die Neuausrichtung des Kundenservice mit stetiger Schulung der Mitarbeiter einhergehen. Für fast ein Viertel der Verbraucher ist eine schlechte Betreuung durch ein Contact-Center ein Grund, den Anbieter zu wechseln, so ein Ergebnis des „Global Contact Center Preference Report“ von Avaya. Ganz zu schweigen von der vernichtenden Kritik, die 90 Prozent der Verbraucher im Falle schlechter Erfahrungen mit dem Kundenservice an Freunde, Familie und über die sozialen Netze weitergeben würden. Auf dem richtigen Weg ist hier Baur Fulfillment Solutions. Die ständige Qualitätskontrolle und Vermittlung von Fachwissen durch Coaches und Trainer ist mit ein Grund dafür, dass das Call-Center des Dienstleisters in vielen Benchmarks an der Leistungsspitze liegt. Will man sich auf die Herausforderungen des Kundenservice der Zukunft einstellen, ist es unerlässlich, „Bewegung in die alten Denkmuster“ zu bringen, wie Michael Vlajic betont. Schließlich wird es das Contact-Center, wie wir es heute kennen, über kurz oder lang nicht mehr geben. Eine gute Gelegenheit, sich auf diese Veränderungen einzustellen, bietet die „contact center trends“ 2011, die am 28. und 29. September in Frankfurt am Main stattfinden wird. Für Michael Vlajic ist sie „eine ganz besondere Veranstaltung“, auf der „visionäre Vorträge und spektakuläre Sideevents“ die Möglichkeit bieten, „eingefahrene Präsentationsstrukturen zu verlassen und neue Formen des Austauschs zu ermöglichen“. Ganz bewusst hat man dabei auf Speaker gesetzt, die nicht unmittelbar aus der Branche kommen und so ungewöhnliche Seiteneinblicke bieten können. So gerüstet, lässt sich den neuen Herausforderungen weitaus besser begegnen.
SMS WebChat
2%
Sprachtechnologie |
Quelle: Aspect Software, Inc.2011
44 Prozent der Verbraucher nutzen traditionelle Kanäle wie Post und Telefon. Die Mehrheit kommuniziert jedoch bereits über moderne Medien.
Fortschritt mit User-Komfort
Effizienz dank Automatisierung Wie stehen Kunden zu automatisierten Kundenservicelösungen? Mit dieser Frage beschäftigte sich eine von Nuance beauftragte Studie im Jahr 2009. Diese kam zu dem Ergebnis, dass automatisierte Telefonlösungen in bestimmten Fällen dem Gespräch mit einem Agenten vorgezogen werden, vor allem von Kunden, die diese Services überwiegend mobil nutzen. Wichtig ist den Kunden außerdem, dass jederzeit während eines automatisierten Anrufs ein Agent erreicht werden kann, dass eine fehlerfreie Spracherkennungs-Software genutzt wird und ein logischer Anrufablauf gewährleistet ist. Ein besonders großer Pluspunkt für die automatisierte Lösung ist ihre ständige Verfügbarkeit. Gleichzeitig stellte sich damals jedoch auch heraus, dass viele Kunden die angebotenen Services für verbesserungswürdig erachten. Bis heute haben sich Spracherkennungssysteme im Hinblick auf einen natürlichen Kundendialog enorm weiterentwickelt. Um Anrufer nicht zu sehr zu verwirren, sollten SelfService-Systeme nicht mehr als fünf Optionen auf einmal anbieten. Komplizierte Menüführungen irritieren den Nutzer und veranlassen ihn, das System zu verlassen und einen Agenten anzufordern. Kommt die SpeakFreely-Technologie von Nuance zum Einsatz, wird der Anrufer gebeten, sein Anliegen in eigenen Worten zu beschreiben. SpeakFreely analysiert die Bedeutung des Gesagten und wählt in einem Schritt die richtige Option aus. So muss der Kunde keine komplizierten Menüs durchlaufen und wird auf Anhieb an die richtige Stelle navigiert.
ENTWICKLUNG Eine innovative Sprachtechnologie interpretiert auch Kundenanliegen, die frei formuliert sind.
Anrufer verwenden oft Füllwörter wie „Hm, ich glaube“ oder Ähnliches, die das Sprachsystem entsprechend interpretieren können sollte. Die SmartListener-Technologie von Nuance nutzt statistische Techniken, um diese Füllphrasen zu identifizieren. Der Anrufer kann so flexibler auf eine Frage antworten, was Wiederholungsversuche und Bestätigungen deutlich reduziert und zu einem wesentlich flüssigeren Gesprächsverlauf führt. Werden einfache Kundenserviceanfragen automatisiert, können Anrufer viele Probleme ganz rasch und unkompliziert selbst lösen. Die Agenten haben dadurch mehr Spielraum, sich auf die Kunden zu konzentrieren, die komplexe Unterstützung benötigen. Weitere Infos unter: www.nuance.de
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MARKETING
Unternehmen Ganzheitlichkeit STEUERUNG In der Produktkommunikation lassen sich noch erhebliche Rationalisierungspotenziale ausschöpfen. Die Branche setzt auf Information Supply Chain Management.
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ine Vielzahl von Unternehmensbefragungen und Studien belegt es: Großunternehmen sind schon seit Jahrzehnten international tätig, nun hat der Drang des Exportweltmeisters Deutschland auch den Mittelstand durchdrungen. Denn der deutsche Mittelstand hat längst die nationalen Grenzen überschritten und nutzt die Chancen offener Märkte innerhalb und außerhalb Europas sowie die weitreichenden Möglichkeiten und Handlungsspielräume für internationale Aktionen, die sich daraus ergeben. Selbst kleinere Mittelständler verfügen häufig über zehn und mehr Niederlassungen und Vertretungen im Ausland. Dies wirft nach der organisatorischen und logistischen Internationalisierung nun aktuell in immer mehr Unternehmen die Frage auf, wie die Kommunikation zu den lokalen Zielgruppen und Kunden zu orga-
Produktdaten | Studie belegt Return on Investment
Gute Ergebnisse per Mausklick
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Sphere, ATG, Intershop oder Demandware verfügen. Heiler Software hat zu diesem Zweck eine der international umfassendsten Studien zur Untersuchung des Business Values bzw. Return on Investment (ROI) von einer Produktdaten Management Lösung durchgeführt. Die Studie ist zusammen mit der Hochschule der Medien Stuttgart, Forschungseinrichtungen, Beratern und Implementierungspartnern des internationalen Partnernetzwerks in 17 Ländern entstanden. Insgesamt wurden über 300 große, internationale Unternehmen befragt. Die Ergebnisse enthalten direkte, positive Einflüsse auf die Konversionsrate, die Mar-
gen und die Neukundengewinnung. Zudem bescheinigt die Studie neben quantitativen Kennzahlen neue Erkenntnisse über die Wechselwirkung zwischen Organisation, Marktausrichtung, Geschäftsmodellen und unterstützenden IT-Systemen. www.pimroi.de
STUDIENERGEBNISSE 80 % 40 %
80% 62% 27%
36%
= ohne PIM 69% 40%
= mit PIM 57%
35%
0%
Konversionsrate
Marge
Neukundengewinnung
Kundenbudget
Quelle: Heiler Software AG
Durch steigenden Kostendruck und Zwang zur Internationalisierung setzen viele Unternehmen auf Multichannel-Vertrieb. Der richtige Umgang und das Management von Produktdaten gelten dabei als zentrale Voraussetzung. Die als Product-Information-Management- (PIM) oder Master-Data-Management- (MDM)-Projekte bezeichneten Softwarelösungen haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Immer mehr Händler sehen die Notwendigkeit des Einsatzes, da diese Systeme mittlerweile vor allem für große Unternehmen über Schnittstellen zu bereits vorhandenen E-Commerce-Systemen wie IBM Web
MANAGEMENT
MARKETING
Messehinweis: DMS EXPO 2011 Auf der Leitmesse und Konferenz für Enterprise Content-, Output- und Dokumentenmanagement zählt Produktinformationsmanagement dieses Jahr zu den Schwerpunkten. Vom 20. bis zum 22. September 2011 trifft sich die Branche in
nisieren ist. Die ersten Versuche, dies den lokalen Niederlassungen und Vertretungen frei zu überlassen, scheiterten vielerorten kläglich: Keine Kontrolle, viel zu hoher Aufwand für die Mehrfachpflege und Übersetzungen von Katalogen, Internetinhalten und Produktinformationen und damit viel zu langsame Prozesse für die immer schneller agierenden Märkte waren die Folge davon. So setzen in den letzten Jahren immer mehr Unternehmen auf eine zentralisierte Strategie, die die Kommunikation zu den Kunden und Zielgruppen organisiert. Obwohl häufig der systembasierte Ansatz von Product Information Management (PIM) und Media Asset Management (MAM)Systemen verfolgt wird, so ist bei genauer Betrachtung ein neuer Ansatz in den Unternehmen entstanden: Das „Information Supply Chain Management - ISCM“. Angelehnt an das Supply Chain Management, welches die Fertigungs- und Logistikprozesse im Fokus hat, widmet sich das Information Supply Chain Management den Informationsprozessen. Die Frage, die sich daraus nun ergibt, lautet: Wie fließt Produkt- und Dienstleistungsinformationen vom Hersteller zu den Kunden über die verschiedenen Kanäle und Medien? Dieser ganzheitliche Ansatz betrachtet nicht mehr nur die Bereiche Product Information Management sowie Media Asset Management, sondern auch die Prozesse und Systeme im Übersetzungsmanagement, dem Bereich E-Commerce und Content Management, Sales und Point of Sales-unterstützende Systeme wie Instore Displays und Vertriebskonfigurationssystemen sowie weitere Bereiche. Ohne es konkret so zu benennen, verfolgen immer mehr Unternehmen auf der oberen Managementebene einen strategischen Ansatz zur Optimierung der Produktkommunikation. Denn in diesem Be-
Stuttgart zum Austausch. In Präsentationen, Podiumsdiskussionen sowie hochkarätigen Keynotes geht es um die aktuellen IT-Trends, um lösungsorientiertes Fachwissen und um den konkreten Nutzen für Unternehmen. Weitere Infos unter: www.dmsexpo.de
Datenhaltung | Kanalübergreifende IT-Infrastruktur
Erfolg im globalen Vertrieb Ariel Lüdi, CEO von Hybris Software, erläutert gegenüber der VISAVIS-Redaktion, worauf es bei einer „Going Global“-Strategie für den Einzelhandel ankommt. Herr Lüdi, warum ist eine „Going Global“Strategie so wichtig? Nachdem der Retail-Sektor erkannt hat, dass die Eröffnung von Filialen oder Geschäften im Ausland viel Zeit und Geld kostet und interkulturelle Risiken birgt, setzen viele Unternehmen bei ihrem Internationalisierungsvorhaben nur noch auf den Absatzkanal Internet. Sie denken, dass der OnlineVertriebskanal auch auf internationaler
INTERNATIONALISIERUNG MultichannelKonzept und zentralisierte Softwarelösung sind für Unternehmen beim Gang ins Ausland unabdingbar, so Ariel Lüdi.
Ebene gefahrlos ausprobiert werden kann und schlittern ohne Strategie oder Plan über das internationale Handelsparkett – ohne Erfolg, dafür aber mit vielen blauen Flecken. Was ist für eine erfolgreiche Internationalisierung notwendig? Zwei Aspekte sind für den Erfolg im globalen Vertrieb unabdingbar: Ein durchdachtes Multichannel-Konzept und eine zentralisierte Softwarelösung. Hierfür sollte das Unternehmen zunächst eine klare Expansionsstrategie definieren. Als nächstes gilt es zu entscheiden, welche Produkte im Auslandsmarkt verkauft werden sollen. Danach sollte sich das Unternehmen mit dem Aufbau der Lieferkette auseinandersetzen und nicht zuletzt bedarf es auch eines ausgereiften Plans für die Kundenbetreuung. Warum ist die IT ein integraler Bestandteil der „Going Global“-Strategie? Nur wenn das gesamte Vertriebskonzept auf einer zentralen Datenhaltung, einem Product Content Management (PCM)-System, basiert, funktioniert die Präsenz in mehreren Ländern zugleich und die „Going Global“-Strategie ist umsetzbar. Ein PCMSystem unterstützt Unternehmen bei ihren Global Commerce-Aktivitäten, mehrere Sprachen, Währungen, Preise und unterschiedliche Produkte zu verwalten, ohne zigmal Datensätze eingeben oder anpassen zu müssen. Der Einsatz einer kanalübergreifenden IT-Infrastruktur bietet Unternehmen daher eine konsistente Datenbasis über verschiedene Markenauftritte und unterschiedliche Märkte hinweg. Weitere Informationen unter: www.hybris.de
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Immer mehr Unternehmen setzen mit Information Supply Chain Management auf eine zentralisierte Strategie, die die Kommunikation zu den Kunden und der Zielgruppe organisiert.
reich lassen sich noch, ganz im Gegensatz zum klassischen Warenlieferkettenprozess, erhebliche Rationalisierungspotenziale und Verbesserungen erreichen. Dazu zählen die deutliche Reduzierung der ausufernden Übersetzungskosten, die als Folge der Internationalisierung immer mehr Sprachen fordern. Oder die Beschleunigung der Informationsversorgung von Internetkatalogen und E-Shops, damit die Time-to-Market nicht von der deutlich langsameren Erstellung von Print-Katalo-
gen und Broschüren abhängt. Im Bereich Übersetzungen sind Kostenreduzierungen von 50 Prozent und mehr pro Jahr keine Seltenheit; die Prozesse für die „Time-toMarket-Produktkommunikation“ lässt sich durch ein strukturiert aufgebautes ISCM häufig so stark verkürzen, dass mit Fertigungsstart auch die Produktkommunikation weltweit verfügbar ist. Der Weg zu einem optimal aufgestellten ISCM ist jedoch mit vielen Hindernissen verbunden. So ist bis heute kein Soft-
Medienneutral | Medienneutrale Produktverwaltung
Automatische Ersparnis Seit über 90 Jahren produziert Bauknecht Haushaltsgeräte von höchster Qualität. Als international agierendes Unternehmen und Teil des weltweit führenden Whirlpool-Konzerns, stellen sich höchste Anforderungen an die Produktkommunikation. Händler und Endverbraucher müssen laufend aktuell informiert werden. Dies geschieht über Print-
medien wie Kataloge, Datenblätter oder Preislisten, aber auch über Websites und das Online-Händler-Portal. Weitere Marken, Produktgruppen und Sprachen gaben bei Bauknecht den Ausschlag für ein zentrales medienneutrales PIM- und Publishing-System. Mit diesem sollten Produktdaten verwaltet werden und Länderniederlassungen selbstständig lokalisierte Medien für ihre Märkte ausgeben können. SDZeCOM GmbH & Co. KG implementierte dafür das Enterprise-Marketing-Management-System von Contentserv. Die zentrale Produktverwaltung mit der PIM Suite bildet die Basis. Die Planung und Produktion der Ausgabemedien erfolgt über den Publication Manager. Korrekturen und Anpassungen können jederzeit über das System durchgeführt werden – bis kurz vor Druck. Automatisierte Prozesse sorgen heute so für wesentliche Zeit- und Kostenersparnisse. Mehr dazu erfahren: DMS EXPO, 20. bis 22.09.2011, Halle 7 Stand 7C76; weitere Informationen unter: www.contentserv.de
waresystem verfügbar, welches vergleichbar zu SAP und Co. im Bereich Supply Chain Management (SCM) ein ganzheitliches System anbietet. Die zur Verfügung stehenden Lösungen verfügen in ihren jeweiligen Teilbereichen zwar über weitreichende Technologien und Prozesse, decken jedoch immer jeweils nur einige wenige der zwölf zentralen Aspekte im ISCM ab. So sind immer mehrere Systeme in den Unternehmen miteinander über Schnittstellen und Prozesse zu verbinden, um dem jeweiligen unternehmensspezifischen Use Case gerecht zu werden. Die Steuerung dieser Projekte wird häufig unterschätzt und sollte nicht den jeweiligen Softwareanbietern mit ihren eigenen vertrieblichen Interessen und Schwerpunkten überlassen werden. Auf Kundenseite ist eine professionelle Steuerung der beteiligten Lösungsanbieter und Dienstleister inklusive Budgetcontrolling unerlässlich. Aber auch der Prozessumbau im Unternehmen birgt Hürden, da die eingetretenen Prozesspfade verlassen werden müssen. Somit sind ISCM-Projekte auch durch ein hohes Maß an interdisziplinarem Change Management geprägt, die neben dem technischen Know-how eines Projektmanagers auch die soziale Kompetenz bei der Veränderung von Prozessen fordert. Diese neue Generation von (Projekt-) Managern wächst gerade bei spezialisierten, softwareunabhängigen Projektdienstleistern und in den Unternehmen heran und übernimmt immer mehr Verantwortung in den Unternehmen. Es darf deshalb nicht verwundern, dass in den Unternehmen, die die Bedeutung von ISCM erkannt haben, vereinzelt sogar entsprechend neue Geschäftsführungs- oder Vorstandsverantwortungsbereiche entstehen.
Thomas Lucas-Nülle
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VISAVIS ECONOMY
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GESUNDHEITSWIRTSCHAFT
MEDIZINTECHNIK
Besser leben mit Hightech FORTSCHRITT Deutschland nimmt in der Medizintechnik eine führende Rolle ein. Mit weiteren Entwicklungssprüngen ist auch in Zukunft zu rechnen, vor allem bei der Bekämpfung von Volkskrankheiten.
M
anchmal bringt medizinischer Fortschritt neue Herausforderungen mit sich: Während vor zehn Jahren eine computertomographische Untersuchung rund 50 Bilder lieferte, sind es heute mehr als 2.500. Diese Flut bis ins Detail zu erfassen, ist für einen Radiologen fast unmöglich. Auffälligkeiten, wie ein erst millimetergroßer Tumor, stechen nicht unbedingt ins Auge. Der Fortschritt einer drastisch besseren Bildgebung wäre umsonst, wenn es nicht mittlerweile automatisierte
Auswertungsverfahren gäbe, die den Arzt auf Abweichungen aufmerksam machen. Ein Beispiel, das zeigt, wie die Medizintechnik mit immer ausgeklügelteren Technologien und Verfahren die Patientenversorgung verbessert. Besonders deutsche Forscher und Medizintechnikunternehmen treiben den Fortschritt voran. Das untermauert die aktuelle „Medical Technology Innovation Scorecard“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers: Danach verlieren die USA in der
Medizintechnik an Boden, während Deutschland und Großbritannien auf den zweiten Rang vorgerückt sind. Gelobt werden neben dem hohen Innovationspotenzial vor allem die Standortbedingungen hierzulande. „Deutschland punktet im internationalen Vergleich mit einer vergleichsweise schnellen und kostengünstigen Zulassung von Medizintechnikinnovationen“, sagt Dr. Martin Schloh, Healthcare-Experte bei PwC. Gerade im Bereich koronarer Erkrankungen sind Entwicklungssprünge dringend
Zahnersatz | Neues Therapiekonzept
Innovative Dentalimplantate Immer mehr Patienten im Alter von 40 bis 60 Jahren leiden unter fortgeschrittener Parodontitis – bei anderen im gleichen Alter sind die wenigen Restzähne durch das Tragen der Prothese so stark gelockert, dass sie entfernt werden müssen. Bisher gab es für diese Patienten häufig nur die Möglichkeit einer Totalprothese. Das bedeutet psychologisch einen großen Einschnitt, da die Patienten sich noch jung und fit fühlen, aber abends „ihre dritten Zähne“ herausnehmen müssen. Festsitzender Zahnersatz auf Implantaten kam bisher aus finanziellen Gründen nicht in Betracht, da sehr schnell Kosten von mehr als 30.000
Euro für die Versorgung eines Kiefers entstehen. Das neue Therapiekonzept eines schwäbischen Familienunternehmens setzt die hinteren Implantate schräg in den Kieferknochen und verbindet diese sofort mit einer festen Brücke. Die Implantate können nun geschützt einheilen. Außerdem ermöglicht dieses Konzept die Zahl der Implantate und damit auch die Kosten in einem überschaubaren Rahmen zu halten. Der größte Vorteil für den Patienten ist es, dass er die Praxis mit „festen Zähnen“ verlässt. Mehr als 5.000 Patienten können weltweit den Beweis antreten, dass das Verfahren zuverlässig funktio-
niert. Die ersten Patienten haben schon seit über fünf Jahren ihre festsitzende Brücke im Mund, und zwar für weniger als die Hälfte des oben genannten Betrags. Weitere Informationen unter: www.bredent-medical.com
SPARSAM Das neue Therapiekonzept kommt mit wenigen Implantaten je Kiefer aus.
RANGFOLGE Laut der „Medical Technology Innovation Scorecard“ liegt Deutschland in der Medizintechnik hinter den USA auf dem zweiten Platz.
Quelle: PriceWaterhouseCoopers, „Medical Technology Innovation Scorecard“, 2011
2005 2010
7,4 7,1 5,5
USA
5,4
5,5 5,4
5,0 5,0
Deutschland Großbritannien Frankreich
5,1 4,8
Japan
Kardiochirurgie | Unterstützungssystem als Dauerlösung
Das Kunstherz als Alternative Prof. Dr. med. Reiner Körfer vom Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Nord im Gespräch mit der Redaktion über Herztransplantationen und die neue Abteilung für terminale Herzinsuffizienz. Was ist die Besonderheit der neuen Abteilung in Ihrer Klinik? Anlass war die Versorgungslücke insbesondere im Bereich Nordrhein für Patienten im Stadium der terminalen Herzinsuffizienz. Zu uns kommen vor allem Patienten, bei denen die konservativen, chirurgischen oder interventionellen Therapien erschöpft sind. Welche Behandlungsmaßnahmen empfehlen Sie den betroffenen Patienten? Es ist sehr wichtig, dass die Patienten in einem Zentrum vorgestellt werden mit einer entsprechenden Schwerpunktabteilung, welche u. a. eine adäquate Logistik in den Abläufen vorhält. Zu meiner Zeit als Chef im HDZ in Bad Oeynhausen, haben wir umfangreiche Erfahrungen gesammelt, um den Patienten eine adäquate Therapie (sei es eine Herztransplantation oder eine Kunstherzimplantation) anbieten zu können. Die
AUSWEG Patienten, die für eine Transplantation nicht geeignet sind, rät Körfer zum Kunstherzen.
Herztransplantation ist sicherlich die erste Option – aber bei vielen Patienten ist sie nicht möglich (Alter, Begleiterkrankungen, etc.). Alternative ist dann die Kunstherzimplantation. Was hat es mit dem Kunstherzen auf sich? Der Begriff „Kunstherz“ wird häufig in einem falschen Zusammenhang gebraucht. Verbleibt das eigene Herz im Körper, werden sog. Unterstützungssysteme implantiert, die in Abhängigkeit von der Indikation als Überbrückung bis zu einer Transplantation temporär, oder bei nicht gegebener Transplantationsindikation als Dauertherapie implantiert werden. Aber es gibt auch Situationen, wie z. B. im Falle einer Herzmuskelentzündung, wo das System nach Abklingen der Erkrankung wieder explantiert werden kann. Das eigentlich „echte“ Kunstherz bedeutet, dass hier ein System wie das Herz bei einer normalen Transplantation implantiert wird. Der Patient hat also kein eigenes Herz mehr. Vielen Patienten kann und konnte mit diesem Verfahren eine erhebliche Lebensverlängerung und eine deutlich verbesserte Lebensqualität geboten werden. www.ejk.de
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Israel
3,4 2,9
China
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Brasilien
2,3
2,7
Indien
erforderlich und aus Deutschland zu erwarten. Denn Herz-Kreislauf-Krankheiten sind hierzulande immer noch die häufigste Todesursache. „Herzinsuffizienz ist auf dem Weg zu einer Volkskrankheit“, stellte Dr. Gerd Hasenfuß unlängst bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim fest. Etwa sind in Deutschland zwei bis drei Millionen Menschen betroffen. Tendenz stark steigend, da die Lebenserwartung wächst. Darauf haben sich die Mediziner vom Evangelischen Krankenhaus Duisburg-Nord längst eingestellt. Zuletzt eröffnete die neue Abteilung der terminalen Herzinsuffizienz. „Zu uns kommen Patienten, bei denen die konservativen Maßnahmen, sei es durch die Intervention des Kardiologen oder durch Operation, keine Ergebnisse mehr bringen“, berichtet Professor Dr. med. Reiner Körfer. Der renommierte Herzchirurg erweitert das Behandlungsspektrum um neue Möglichkeiten der Kunstherzversorgung, Transplantation und um sogenannte „Herzpumpen“. Auch an ganz anderer Stelle sind es Fortschritte aus Deutschland, die den Menschen das Leben im Alter erleichtern. In der Dentalimplantatprothetik ist es der bredent medical GmbH & Co. KG gelungen, Patienten mit fortgeschrittener Parodontitis kostengünstig mit festsitzendem Zahnersatz auf Implantaten zu versorgen – und zwar in Fällen, in denen normalerweise ein künstliches Gebiss verordnet worden wäre. Derartige Entwicklungen demonstrieren, dass Deutschland in der Medizintechnik zu Recht eine führende Rolle einnimmt. Und daran wird sich in absehbarer Zeit auch nichts ändern: „Die Branche setzt den Wachstumskurs der vergangenen Jahre fort“, ist Geschäftsführer des Industrieverbandes Spectaris, Tobias Weiler, überzeugt.
Chris Löwer
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2,7 2,3
VERSICHERUNGEN
BERUFSUNFÄHIGKEIT
Auf der sicheren Seite? AKZEPTANZFRAGE Viele Arbeitnehmer haben keine Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie unterschätzen das Risiko oder sind einfach nicht bereit, das nötige Geld auszugeben – eine gefährliche Einstellung.
D
ie Zahlen sind erschreckend: Jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutschland scheidet aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Arbeitsleben aus. „Besonderen Absicherungsbedarf haben Personen, die nach dem 1. Januar 1961 geboren sind“, erklärt Dr. Peter Schwark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV). „Mit der Rentenreform im Jahr 2001 wurden die staatlichen Leistungen im Falle einer Erwerbsunfähigkeit deutlich zurückgeführt; Leistungen bei Berufsunfähigkeit sind nicht mehr versichert. Selbst wenn ein Leistungsanspruch besteht, die Zahlungen reichen oft nicht aus, um die finanzielle Existenz zu sichern.“ Mit 33 Prozent standen nach Angaben des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) von 2005 psychische Erkrankungen ganz weit oben – Tendenz weiter steigend. Es folgen laut VDR Skelett- und Muskelerkrankungen mit 18 Prozent – Tendenz stark rückläufig, 14 Prozent Krebserkrankungen, elf Prozent Herz-Kreislauferkrankungen, sechs Prozent Erkrankungen des Nervensystems, vier Prozent Stoffwechsel- und Verdauungskrankheiten und drei Prozent Erkrankungen der Atmungsorgane. Gleichzeitig sind die Bundesbürger kaum bereit, Geld für eine Berufsunfähigkeitsversicherung auszugeben
und sich gegen das Risiko eines vorzeitigen Ausscheidens aus dem Job zu wappnen: Nach einer aktuelle Studie der Continentale Lebensversicherung AG halten 54 Prozent der Befragten eine Berufsunfähigkeitsversicherung für zu teuer, während 49 Prozent angaben, bereits anderweitig vorgesorgt zu haben. Knapp 13 Prozent halten das Risiko einer Berufsunfähigkeit für sehr groß oder groß. Doch fast zwei Drittel der Befragten sind nicht bereit, mehr als 25 Euro im Monat zu investieren – jeder fünfte Befragte ist überhaupt nicht bereit, Geld für eine solche Versicherung auszugeben. Auch Ängste vor den Auswirkungen der Finanzkrise spielen dabei eine Rolle, immerhin hatte es Berichte gegeben, wonach die Finanzkrise 2008 die Betreiber von kapitalgedeckten Versicherungen massiv unter Druck gesetzt hatten. Betroffen, so der Tenor einiger Berichte, seien vor allem Lebensversicherungen. Die deutsche Börsenzeitung aber sieht die Lage deutlich positiver: „Die Risikomanager haben in der Versicherungswirtschaft derzeit das Heft fest in der Hand. Sie machen ihren Job bis dato gut: Die Krisen der vergangenen Jahre hat die deutsche Assekuranz gut überstanden und sich als robust erwiesen.“ Schwark merkt an: „In der breiten Bevölkerung werden die Risiken häufig falsch eingeschätzt. So glauben Viele, dass sie mit einer Unfallversicherung ausreichend ab-
gesichert sind, de facto haben aber Unfälle an den Ursachen von Berufsunfähigkeit einen Anteil von nur fünf Prozent! Insbesondere das finanzielle Risiko aufgrund einer Berufsunfähigkeit wird häufig unterschätzt. Dazu eine Zahl: 612.000 Euro! Diesen Betrag ‚verliert‘ ein 37-jähriger Arbeitnehmer mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 1.700 Euro im Fall der Erwerbsunfähigkeit bis zum Renteneintritt. Das ist eine Summe, die man nicht durch Ansparen aufbringen kann.“ Vor diesem Hintergrund plädiert Schwark für eine „stärkere Sensibilisierung der Bevölkerung für eine private Absicherung gegen Berufsunfähigkeit“. Das „Bewusstsein für mehr Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger“ müsse durch eine entsprechende Kommunikation von Politik und Anbietern gefördert werden. Nur knapp 17 Mio. Bundesbürger haben Verträge geschlossen, um sich gegen das Berufsunfähigkeitsrisiko abzusichern; die Beträge beliefen sich 2010 auf rund sieben Mrd. Euro. Und Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es ja auch – jedenfalls nach allgemeinem Dafürhalten. Bei näherer Betrachtung allerdings weisen diese vermeintlichen Alternativen Nachteile auf. Beispiel Unfallversicherung, die wesentlich günstiger als die Berufsunfähigkeitsversicherung ist. Der Nachteil ist hier die Tatsache, dass nur jede zehnte Berufsunfähigkeit auf einen Unfall zurückzufühVISAVIS ECONOMY
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VERSICHERUNGEN
BERUFSUNFÄHIGKEIT
Gastbeitrag Rüdiger R. Burchardi Vorstand für Vertrieb und Marketing Dialog Lebensversicherung
Hohe Renten, niedrige Beiträge SCHUTZ Eine altersgerechte Kalkulation der Berufsunfähigkeitsversicherung ist ideal für Berufsanfänger, Existenzgründer und junge Familien. Gegen günstige Beiträge erhalten sie eine perfekte Absicherung.
Da die gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente bereits vor zehn Jahren abgeschafft wurde, ist die private Absicherung zu einem Muss geworden. Sie sollte unbedingt in jungen Jahren vorgenommen werden. Hierfür gibt es mehrere gute Gründe. Besonders junge Menschen sind auf einen Berufsunfähigkeitsschutz angewiesen, denn sie stehen am Anfang ihrer Karriere und verfügen in aller Regel über keine größeren finanziellen Reserven. Eine plötzlich auftretende Berufsunfähigkeit bedeutet für sie in den meisten Fällen eine dramatische Situation; ohne finanzielle Absicherung droht der Fall ins Bodenlose. Rechtzeitige Vorsorge ist daher dringend geboten. Von Vorteil ist in jungen Jahren, dass der Abschluss in aller Regel unproblematisch ist, da noch keine gesundheitlichen Probleme die Annahme erschweren. Risikozuschläge und Ausschlusskriterien kommen nicht zum Tragen. Den zwingenden Gründen, eine Berufsunfähigkeitsversicherung frühzeitig abzuschließen, steht ein gewichtiges Argument entgegen: BU-Versicherungen haben ihren Preis, den gerade junge Menschen oft nicht dauerhaft tragen können. Oft wird daher auf eine Absicherung verzichtet oder als schlechter Kompromiss eine zu niedrige Rente vereinbart. Unter Berücksichtigung dieser Rahmenbedingungen hat die Dialog Lebensversicherungs-AG, der führende Spezialversicherer für biometrische Risiken, eine für junge Menschen maßgeschneiderte Lösung entwickelt: die altersgerechte Kalkulation. Der Beitrag wird hierbei dem Alter des Versicherten entsprechend berechnet. So erhalten Berufsanfänger, Existenzgründer und junge Familien einen Schutz für Beiträge, die im Markt sonst nicht darstellbar sind. Dank der günstigen Prämie verbleibt dem Versicherungsnehmer genügend Liquidität, zum Beispiel für den Aufbau einer Altersvorsorge. Bei dem Tarif SBU-solution handelt es sich nicht um einen abgespeckten Einsteigertarif: Der garantierte Schutz liegt auf höchstem Qualitätsniveau; er besteht von Anfang an und gilt für das ganze Berufsleben. Der risikoadäquaten Kalkulation entsprechend, steigt der Beitrag mit den Jahren moderat an, doch steht dies im Einklang mit der allgemeinen altersabhängigen Einkommensentwicklung. So zahlt beispielsweise ein 25-jähriger Betriebswirt für
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eine Jahresrente von 18.000 Euro, Endalter 65 Jahre, im ersten Jahr nur einen Monatsbeitrag von 25,17 Euro. Vergleichbare Tarife mit konstantem Beitrag kosten rund das Doppelte, im Marktschnitt sogar 58 Euro. Erst nach 21 Jahren liegt der Beitrag auf gleicher Höhe wie bei einer festen Kalkulation. Die Ersparnis für den Versicherungsnehmer in dieser Zeit beträgt über 4.800 Euro. Entsprechend wurde der Tarif SBU-solution von führenden RatingAgenturen und „Finanztest“ mit Bestnoten bewertet. Die Verbraucherverbände empfehlen ihn als „intelligentes Produkt, das dem Lebenszyklus besser gerecht wird als die starren Normaltarife“. Neben der altersgerechten Kalkulation zeichnet sich der Tarif durch Top-Bedingungen mit wichtigen Alleinstellungsmerkmalen aus. Mit dem so genannten Lebensphasenmodell kann die Rente bei finanziellen Engpässen, zum Beispiel bei Arbeitslosigkeit oder während der Elternzeit, auf den Mindestbetrag reduziert und später ohne erneute Gesundheitsprüfung wieder auf das Ausgangsniveau angehoben werden. Eine – nicht rückzahlbare – Überbrückungshilfe in Höhe der BU-Rente wird über einen Zeitraum von maximal sechs Monaten dann gezahlt, wenn der private Krankenversicherer die Krankentagegeldzahlung wegen Berufsunfähigkeit einstellt, die Leistungsprüfung beim BU-Versicherer aber noch nicht abgeschlossen ist. Nimmt der Versicherungsnehmer eine neue berufliche Tätigkeit auf, zahlt die Dialog Lebensversicherung eine Wiedereingliederungshilfe in Höhe von sechs Monatsrenten bis maximal 10.000 Euro. Und anders als im Markt heute üblich, verzichtet die Dialog gegen eine geringe Mehrprämie auf das Recht zur Beitragserhöhung nach § 163 Versicherungsvertragsgesetz. Die Absicherung gegen Berufsunfähigkeit ist von großer sozialpolitischer Relevanz. Vor allem jungen Leuten muss der Zugang zu dieser unverzichtbaren Absicherung ermöglicht werden. Die Dialog hat das entsprechende Angebot entwickelt und vor knapp zwei Jahren auf den Markt gebracht. Der stetig wachsende Verkaufserfolg beweist, dass hier ein echter Marktbedarf erfüllt wird. Weitere Informationen unter: www.dialog-leben.de
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BERUFSUNFÄHIGKEIT
„Je früher, desto besser“ VORSORGE Das Risiko, berufsunfähig zu werden, wird häufig unterschätzt. Der Verlust der Arbeitskraft geht oft mit großen finanziellen Folgen einher.
ren ist, also 90 Prozent der Fälle nicht abgedeckt sind. Die Absicherung gegen schwere Krankheiten, die so genannte Dread-Disease-Versicherung, ist sinnvoller, aber auch deutlich teurer als die Unfallversicherung. Der Versicherungsnehmer erhält in diesem Fall bei Eintritt einer vorher definierten Krankheit einen bestimmten einmal ausgezahlten Betrag. Gegen psychische Erkrankungen, die mehr als ein Drittel aller Fälle ausmachen, oder gegen Bandscheibenvorfälle kann man sich damit allerdings nicht absichern. Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung wiederum berücksichtigt nicht den Beruf des Versicherungsnehmers, sondern nur eine allgemeine Erwerbsunfähigkeit. Kann etwa der vormalige Betriebsleiter jetzt als Pförtner arbeiten? Falls ja, erhält der Versicherungsnehmer nichts. Oder die Grundfähigkeitsversicherung: Hier tritt der Versicherungsfall ein, wenn dem Versicherungsnehmer einzelne oder mehrere Grundfähigkeiten wie Sprechen, Sehen oder Hören verloren gehen. Das Problem: Eine Berufsunfähigkeit tritt häufig bereits ein, noch bevor es zum Verlust von Grundfähigkeiten kommt. „Die BU (Berufsunfähigkeitsversicherung) ist die erste Wahl für einen umfassenden Schutz gegen finanzielle Risiken“, resümiert Markus Willmes, Leiter Vorsorge-Produktmanagement bei der Axa. Was aber sollen die Bürger tun, die sich die im Vergleich zu einer Unfall- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung teurere BU nicht leisten können? Willmes empfiehlt in diesem Fall den Abschluss einer Existenzschutzversicherung als „günstige und flexible Alternative“. Führen eine schwere Krankheit oder ein Unfall zu dauerhafter Invalidität oder Pflegebedürftigkeit, so zahlt die Versicherung eine lebenslange monatliche Rente. Auch Rüdiger R. Buchardi, Vertriebs- und Marketingvorstand der Dialog Lebensversicherung, räumt ein, dass vor allem junge Menschen den Preis einer BU
Thomas Bahr, Vorstandsvorsitzender der Heidelberger Lebensversicherung AG, erklärt im Interview, wie wichtig eine gute Absicherung im Falle einer Berufsunfähigkeit ist und was es zu beachten gilt. Herr Bahr, in seltener Eintracht verkünden Versicherer und Verbraucherschützer, dass eine Berufsunfähigkeitsversicherung ein absolutes Muss ist. Wieso? Jeder vierte Arbeitnehmer scheidet heute vorzeitig aus dem Berufsleben aus. Das ist leider Fakt. Und deshalb zählt die Absicherung der eigenen Arbeitskraft nun mal mit zu den wichtigsten privaten Vorsorgeverträgen. Ansonsten droht im schlimmsten Fall das finanzielle Aus. Gerade weil die gesetzliche Absicherung für diejenigen, die nach 1961 geboren worden sind, keine Berufsunfähigkeitsrente, sondern lediglich eine Erwerbsminderungsrente bietet – und das auch nur mit zahlreichen Einschränkungen. Wenn beispielsweise ein 30-Jähriger mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von 2.500 Euro gerade mal knapp 820 Euro Rente monatlich bei voller Erwerbsminderung bekommt, kann ich an fünf Fingern abzählen, dass das kaum zum Leben reichen wird. Wann ist der richtige Zeitpunkt, sich abzusichern? Wir empfehlen, dies so früh wie möglich zu tun, also wenn sich junge Menschen noch in der Ausbildung oder noch im Studium befinden oder dabei sind, eine Existenz zu gründen. Je jünger der Kunde ist, umso einfacher und günstiger ist der Abschluss des Berufsunfähigkeitsschutzes. Junge Menschen haben in der Regel aber wenig Geld… …und erkennen die Notwendigkeit dieses Schutzes nicht immer. Ja, das ist leider
mitunter der Fall. Hier sind jetzt insbesondere wir Versicherer gemeinsam mit den Versicherungsvermittlern gefragt. Wir wollen junge Menschen darauf hinweisen, dass es auch als Berufsstarter oder Existenzgründer sinnvolle Möglichkeiten gibt – zum Beispiel mit verminderten Anfangsbeiträgen. Interessant ist für sie auch, dass wie bei der Berufsunfähigkeitszusatzversicherung der Heidelberger Leben spätere Erhöhungsoptionen ohne erneute Gesundheitsprüfung möglich sind. Das heißt, wer mit einem kleinen Beitrag einsteigt und seine monatliche BU-Rente später erhöhen mag, kann dies ohne Weiteres und ohne erneute Prüfung tun. Und ein weiterer Vorteil: Wer nach Abschluss der Versicherung seinen Beruf wechselt oder eine neue und vielleicht als risikoreich eingestufte Sportart beginnt, muss sich bei guten Versicherern keiner Nachmeldepflicht unterziehen. Es spricht also alles dafür, seine Arbeitskraft möglichst früh abzusichern. Weitere Informationen unter: www.hlcm.de
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Existenz ausreichend gesichert? WEITSICHTIG Berufsunfähigkeit trifft jährlich rund 200.000 Erwerbstätige vorzeitig und ungeplant. Dem Einkommensverlust sollte unbedingt vorgebeugt werden.
Interview mit Markus Willmes, Leiter Vorsorge-Produktmanagement bei Axa, zum Thema Vorsorge bei Berufsunfähigkeit. Experten raten dazu, die eigene Arbeitskraft abzusichern. Trotzdem sind immer noch viele ohne entsprechenden Schutz … Das stimmt – leider. Denn Berufsunfähigkeit ist für Betroffene ein Schicksalsschlag, der nicht nur emotional eine große Belastung ist. Häufig steht gerade bei Alleinverdienern durch den Wegfall des Einkommens auch schnell die Existenz auf dem Spiel. Denn die staatliche Versorgung reicht in den meisten Fällen nicht aus. Trotzdem laufen Kosten für die Lebenshaltung, die Ausbildung der Kinder, die Miete oder Raten für den Immobilienkredit weiter. Fachleute sind sich daher einig, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU), die im Ernstfall eine monatliche Rente leistet, zu den wichtigsten Absicherungen gehört. Auf was sollte ich beim Abschluss einer BU achten? Wichtig ist, dass man genau auf die Bedingungen schaut und sich umfassend beraten lässt. Ebenso braucht man im Ernstfall einen kompetenten Partner an seiner Seite. So beraten und betreuen wir betroffene Kunden persönlich und zeitnah. Die Leistungsprüfung sollte umgehend erfolgen, um die finanzielle Basis wiederherzustellen. Wenn es der Gesundheitszustand erlaubt und der Kunde die Wiedereingliederung ins Berufsleben wünscht, bieten wir als einer der wenigen Anbieter am Markt konkrete Unterstützung an. Hilfe bei der Auswahl des passenden Versicherers liefern z.B. die Gütesiegel von Finanztest oder renommierter Analysehäuser wie Franke & Bornberg oder Morgen&Morgen.
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INDIVIDUELL „Die Einteilung in Berufsgruppen ist wichtig für Risikobestimmung und Beitragsberechnung“, sagt Markus Willmes.
Gibt es noch weitere wichtige Aspekte? Ja. Wesentlich ist auch, dass der Anbieter eine genaue Einteilung in Berufsgruppen und damit eine exakte Einschätzung des jeweiligen Risikos ermöglicht. Denn das hat wiederum Auswirkungen auf die Höhe des Beitrags. Wir etwa stellen im Gespräch tätigkeitsbezogene Fragen. Sie erlauben uns eine präzise Eingruppierung innerhalb des jeweiligen Berufsfeldes mit entsprechend individuellen Beiträgen. Vielfach ergeben sich hierdurch Vergünstigungen von bis zu 33 Prozent. Gibt es Alternativen zur BU? Die BU ist erste Wahl für einen umfassenden Schutz gegen finanzielle Risiken. Kunden, die keine entsprechenden finanziellen Möglichkeiten oder gesundheitlichen Voraussetzungen haben, bieten wir mit der Existenzschutzversicherung eine günstige und flexible Alternative. Führt ein schwerer Unfall oder eine schwere Krankheit zu einer dauerhaften Beeinträchtigung, Invalidität oder Pflegebedürftigkeit, zahlt sie eine monatliche lebenslange Rente. Weitere Informationen unter: www.axa.de/existenzsichern
oft nicht zahlen können. Für Berufseinsteiger und junge Familien gebe es bei der Dialog Lebensversicherung einen speziellen Tarif, der zu Beginn günstige Prämien und einen hohen Schutz verbinde – es handele sich also nicht um einen „abgespeckten Einsteigertarif“: „Der risikoadäquaten Kalkulation entsprechend steigt der Beitrag mit den Jahren moderat an, doch steht dies im Einklang mit der allgemeinen altersabhängigen Einkommensentwicklung.“ Eine Berufsunfähigkeitszusatzversicherung bietet die Heidelberger Leben an. Auch dieser Versicherer zielt damit auf ein eher junges Publikum von Berufsstartern und Existenzgründern, wie der Vorstandsvorsitzende Thomas Bahr erklärt: „Je jünger ein Kunde ist, umso einfacher und günstiger ist der Abschluss eines Berufsunfähigkeitsschutzes.“ Bahr empfiehlt, einen entsprechenden Abschluss „so früh wie möglich zu tun“, also noch während der Ausbildung oder des Studiums. Bei einer Berufsunfähigkeitszusatzversicherung kann der Versicherungsnehmer mit einem kleinen Betrag einsteigen und seine monatliche BU-Rente später nach seinen Möglichkeiten erhöhen – ohne erneute Prüfung, wie Bahr betont. Für Risikogruppen wie etwa Dachdecker, Maurer oder Kraftfahrer, die sehr hohe BU-Prämien zahlen müssen, kann sich der Abschluss einer Dread-Disease-Versicherung durchaus lohnen, um gegen Grundrisiken gewappnet zu sein. Beispiel: Die KörperSchutzPolice der Allianz. Die Versicherungsnehmer können sich gegen einzelne Risiken wie bestimmte Krankheiten oder den Verlust von Grundfähigkeiten absichern und erhalten bei Eintritt des Versicherungsfalls eine Einmalzahlung bzw. eine monatliche Rente. Allerdings liegt der in dieser Versicherung vorgesehene Schweregrad der Beeinträchtigung deutlich über dem der herkömmlichen BU. Neben den Jungen und Einsteigern haben
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Die Mehrheit der 936 Befragten schätzen das eigene Risiko der Berufsunfähigkeit als gering ein.
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8%
49 %
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die Versicherer hauptsächlich Führungskräfte und auch Akademiker im Fokus. Führungskräfte mit Personalverantwortung können Aufgaben leichter delegieren und sich damit eher schonen. Das kommt in den neuen Einstufungen vieler Versicherer zum Ausdruck: Junge Führungskräfte mit akademischem Abschluss und Personalverantwortung können mit deutlich besseren Einstufungen als früher rechnen. Einige Versicherer haben zudem Zwischenstufen zwischen den Stufen eins (beste Einstufung) und vier (schlechteste Einstufung), um die Beiträge noch genauer zu kalkulieren. Entscheidender Faktor ist dabei der Grad körperlicher Tätigkeit. Davon profitieren manchmal Berufsgruppen, die früher einer sehr stark körperlichen Tätigkeit nachgehen mussten, heute aber in Zeiten des MAC nicht mehr – wie etwa Drucker. Bei der BBV-Neue Leben beispielsweise sind die Prämien von Druckern um bis zu 30 Prozent gesunken. Die neuen Tarife gelten allerdings hauptsächlich für Neukunden; Bestandskunden werden nicht automatisch umgruppiert. Schlechte Nachrichten gibt es für Personen mit hohen Risiken – also solche, die physische Vorerkrankungen haben oder sehr belastenden Tätigkeiten nachgehen. Hier reicht die Bandbreite der Reaktionen von drastischen Prämienaufschlägen bis zur kompletten Ablehnung. Betroffen sind zum Beispiel Lehrer, da neben den physischen immer stärker die psychischen Belastungen in den Mittelpunkt rücken. Depression und Burn-Out sind zu Volkskrankheiten geworden, wie eine Studie im Auftrag der Allianz belegt: Diese beziffert die Anzahl der an Depressionen Leidenden auf vier Mio. allein in Deutschland – das sind rund fünf Prozent der Bevölkerung – und die Kosten für die deutsche Volkswirtschaft auf mehr als 22 Mrd. Euro jährlich. Rund ein Viertel sind
sehr groß groß weniger gering
Quelle: Continentale Lebensversicherung, TNS Infratest
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direkte Kosten, drei Viertel aber indirekte Kosten, die etwa durch verminderte Arbeitsleistung entstehen, wenn die Betroffenen zur Arbeit gehen. Mit 9,3 Mrd. Euro liegen die Kosten beim so genannten Präsentismus weit vor denen der Arbeitsunfähigkeit mit 1,6 Mrd. Euro. Die europäischen Zahlen sehen kaum besser aus. Nach Angaben des Wissenschaftlichen Informationsdienstes aus dem Jahr 2008 erkranken neun Prozent der erwachsenen Männer und 17 Prozent der erwachsenen Frauen mindestens einmal im Leben an schweren Depressionen. Die wirtschaftlichen Kosten belaufen sich, so schätzt die EU-Kommission, auf 120 Mrd. Euro, was etwa 235 Euro pro EU-Einwohner entspricht. „Psychische Belastungen, Burn-Out oder Depressionen
EIGENVERANTWORTUNG Dr. Peter Schwark fordert eine stärkere Sensibilisierung der Bevölkerung für eine private Absicherung.
werden damit zu einem Kostenfaktor, der nicht mehr einfach ignoriert werden kann,“ sagt dazu Christian Molt, Mitglied des Vorstandes der Allianz Privaten Krankenversicherungs-AG, und plädiert dafür, Depression als das zu verstehen, „was sie ist, nämlich eine ernst zu nehmende Krankheit.“ Wer an Depressionen oder anderen Krankheiten leidet, tut gut daran, die Erkrankungen seiner Versicherung mitzuteilen, da ansonsten keine Ansprüche gegenüber den Unternehmen bestehen. Das gilt auch dann, wenn eine Leistung der Police erweitert wird und die Versicherung auf eine erneute Gesundheitsprüfung verzichtet. Das entschied das Landgericht Regensburg, das erklärte, es bestehe nur ein Anspruch auf eine Vertragsleistung, wenn die Berufsunfähigkeit nicht vor, sondern erst nach dem Abschluss der Police eintrete. Diese Regelung gilt nach Auffassung der Regensburger Richter auch für den Fall, dass der Vertrag bei Krankheitsbeginn bereits bestanden habe, später aber erweitert werde. Informationen rund um Absicherungen gegen Berufsunfähigkeit gibt es en masse. Aller Voraussicht nach wird die Zahl derjenigen steigen, die aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus ihrem Job ausscheiden. Das liegt vor allem an der Zunahme psychischer Krankheiten von der Depression bis zum Burn-Out. Politik und Wirtschaft können in einem gewissen Grad versuchen, dem entgegenzuwirken. Doch da der wachsende Druck ein existenzielles, durch die Bedingungen des „flexiblen Menschen“ (Richard Sennett) begründetes Problem ist, sind diesen Bemühungen von vornherein Grenzen gesetzt. Dem Einzelnen bleibt nichts anderes, als sich so gut wie möglich gegen die Risiken abzusichern.
Dr. Ralf Magagnoli VISAVIS ECONOMY
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KRANKENKASSEN
Risiken und Auswege WETTBEWERB Das neue Finanzierungssystem stellt Krankenkassen vor Herausforderungen. Dass der Zusatzbeitrag kein Allheilmittel ist, hat die Schließung der City BKK gezeigt.
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ie gesetzlichen Krankenkassen (GKV) haben im ersten Halbjahr 2,4 Mrd. Euro Überschuss erwirtschaftet. Obwohl im zweiten Halbjahr die Kosten etwas höher liegen, rechnen Experten auch mit einem Überschuss am Jahresende. Trotzdem wird immer wieder von gefährdeten Kassen berichtet. Entweder sie stehen kurz vor der Erhebung eines Zusatzbeitrags, oder auch das hilft ihnen nicht mehr. Über 20 Kassen sind nach der Watchlist des GKVSpitzenverbandes angeschlagen. Der erste Schließungsfall war die City BKK. Trotz Zusatzbeitrag war sie finanziell nicht mehr zu halten. Andere Betriebskrankenkassen und z. B. die Techniker Krankenkasse stehen dagegen glänzend da. Wie passen die guten und die schlechten Nachrichten zusammen? Durch die Gesundheitsreform der Großen Koalition wurde die Beitragssatz-Autonomie der einzelnen Kassen abgeschafft, der zentrale Gesundheitsfonds eingeführt und der Risikostrukturausgleich (RSA) zwischen den Kassen reformiert. Seit 2009 fließen alle Beiträge der GKV in den Fonds und werden nach einem „allgemeinen Beitragssatz“ erhoben, der vom Gesundheitsministerium (BMG) einheitlich für alle Kassen festgelegt wird. Die einzelnen Kassen fungieren nur noch als Einzugsstellen des Fonds. Der Fonds verteilt die Mittel an die einzelnen Kassen nach den Regeln des RSA. Die Zuweisungen an die Kassen werden seit der Reform stärker an der Morbidität der Versicherten ausgerichtet als zuvor. Aus diesen Zuweisungen müssen alle Leistungsausgaben der Versicherten und die Verwaltungskosten gedeckt werden. Schafft eine Krankenkasse das nicht, muss sie einen kassenindividuellen Zusatzbeitrag erheben. Die neue Rechtslage hat damit den Wettbewerb der Kassen enorm verschärft. Sie sind seitdem gezwungen, mit den meist
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knappen und schwer kalkulierbaren Zuweisungen auszukommen und versuchen daher zu sparen, wo sie nur können. Sie haben Sonderverträge gekündigt, Satzungsleistungen gestrichen und Präventionsmaßnahmen reduziert. Die Krankenkassen taten zunächst alles, um Zusatzbeiträge zu vermeiden. Bei vielen Kassen wurden auch die Rücklagen abgebaut. Trotzdem kam Anfang 2010 die Stunde der Wahrheit. Mehr als zehn Krankenkassen mussten einen Zusatzbeitrag erheben, darunter die DAK, die KKH und einige Betriebskrankenkassen. Auch die City BKK war dabei. An ihrem Beispiel lässt sich gut erklären, warum das System des RSA bei manchen Kassen zu Problemen führt: Der seit 2009 geltende RSA gleicht die Morbiditätslast der einzelnen Kassen nicht vollständig aus. Er deckt nur die teuersten 80 Krankheitsgruppen ab. Die Zuweisungen für die einzelnen Krankheiten gehen dabei von einer durchschnittlichen Zusammensetzung der Kranken aus. Wenn eine Kasse aber z.B. viele schwere Fälle hat, sind die Zuweisungen nicht mehr kostendeckend. Außerdem sind die Leistungsausgaben für die Versicherten regional recht unterschiedlich und können von der einzelnen Kasse nur begrenzt beinflusst werden. Das gilt etwa für die Angebote der Krankenhäuser und das Niveau ihrer Preise, aber auch für die Dichte und Intensität der ambulanten Leistungsangebote. Die Behandlung der gleichen Krankheit wird daher in einer Region mit hoher Facharztdichte und einem breiten stationären Angebot teurer als in weniger gut ausgestatteten Regionen. Die City BKK hatte nun das Pech, dass ihre Versicherten schwerpunktmäßig in Berlin, Hamburg und Stuttgart leben. Also gewiss keine Regionen mit einem unterdurchschnittlichen Angebot medizinischer Leistungen. Daher konnte diese Kasse auch
GESUNDHEITSWIRTSCHAFT
KRANKENKASSEN
bei größter Anstrengung nicht ohne Zusatzbeitrag überleben. Zusatzbeiträge sind zwar eine Lösung, meistens aber mit schweren Nebenwirkungen. Bei der erstmaligen Erhebung und jeder weiteren Erhöhung des Zusatzbeitrags haben alle Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht. Schon deshalb wollte keine Kasse beim Zusatzbeitrag die erste sein. Fast alle Kassen, die zu diesem Schritt gezwungen waren, hatten massive Mitgliederabgänge. Da vor allem die Gesünderen
die Kasse verlassen, verschlechtert sich die Risikostruktur noch weiter. Umgekehrt gibt es auch Kassen, die vom RSA begünstigt werden. Das kann zum Beispiel bei einer gesunden Versichertenstruktur und relativ niedrigen regionalen Leistungspreisen der Fall sein. Andererseits haben sich viele Kassen bisher durch ein effizientes Kostenmanagement und eine schlanke Verwaltung vor dem Zusatzbeitrag gerettet. Trotzdem resümiert Dr. Christoph Straub, der neue Vorstandsvorsitzen-
Foto: GKV-Spitzenverband
STANDPUNKTE Erklärter Gegner des Zusatzbeitrags: Dr. Christoph Straub, Barmer GEK. GKVVorsitzende Dr. Doris Pfeiffer: „Es muss immer mindestens so viele Kassen geben, dass die Versicherten tatsächlich auch noch eine echte Wahl haben.“
de der Barmer GEK: „Das System der Zusatzbeiträge schadet mehr als es nützt. Das gilt bei den Kassen, die ihn erheben müssen, ebenso wie bei denen, die ihn noch nicht erheben müssen.“ Und das, obwohl Straubs Kasse selbst vom Zusatzbeitrag noch ziemlich weit entfernt ist. Die Schließung der City BKK zeigt somit, wie fragil das System der Krankenkassen in Wirklichkeit ist. Der Gesetzgeber wollte die Kassen durch den einheitlichen Beitragssatz, den Gesundheitsfonds und
Ratgeber | Lotse im Gesundheitswesen
Gute Noten für den Service „In dem undurchsichtigen Dickicht ständiger Reformen im Gesundheitswesen, neuer Gesetze, neuer Leistungen und neuer Regelungen in der Arzneimittelversorgung verstehen wir uns als Lotse für unsere Kunden. Unsere Versicherten sollen sich auf uns verlassen können — im Krankheitsfall und in der Vorsorge“, betont Roland Wien, Vorstand der BKK vor Ort. Gleich zwei aktuelle Umfragen – TÜV Saarland und der Service-Test der Service Value GmbH – haben der BKK vor Ort Bestnoten in Sachen Servicequalität und Kundenzufriedenheit beschert. „Die Ergebnisse sind gut; aber kein Grund, dass wir uns damit zufriedengeben dürfen. Um im Wettbewerb auf Dauer erfolgreich zu sein, müssen wir unseren Kundenzufriedenheitsindex durch gute Leistungen noch weiter steigern. Nur zufriedene Kunden fühlen sich uns verbunden und empfehlen uns auch weiter“, führt Wien weiter aus. Beratung, Service und Verlässlichkeit sind hier die wichtigen Schlüs-
selqualifikationen. Die aktuelle Umfrage des TÜV Saarland unter den BKK-Versicherten brachte das hervorragende Ergebnis von 1,9. Besonders wichtig war den Kunden Zuverlässigkeit, die Kompetenz der Mitarbeiter und die Qualität der Beratung. In all diesen Kategorien schnitt die BKK vor Ort sogar noch deutlich besser ab als in der Gesamtnote von 1,9. Ein Spitzenwert wurde bei der Freundlichkeit der Mitarbeiter erzielt: Note 1,56. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis spielte eine große Rolle. Auch hier schnitt die Betriebskrankenkasse bei der Umfrage gut ab, was nicht zuletzt daran lag, dass für 2011 und 2012 keine Zusatzbeiträge wie bei anderen Kassen erhoben werden. Die BKK vor Ort führt das aktuelle Ranking der unabhängigen Service Value GmbH an. 25 der größten deutschen Krankenkassen wurden auf den Prüfstand gestellt und mussten in acht Leistungsdimensionen gegeneinander antreten. 2.300 Kunden beurteilten hier ihre Krankenkasse –
und brachten die BKK vor Ort auf die Spitzenplätze in allen Kategorien. Weitere Informationen unter: www. bkkvorort.de
KUNDENZUFRIEDENHEIT „Unser Anspruch ist exzellente Beratung und exzellenter Service. Die Versicherten danken uns das in aktuellen Umfragen“, weiß Roland Wien.
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KRANKENKASSEN
EINSATZ Als Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags setzt sich Dr. Carola Reimann dafür ein, dass „keine Kasse geschlossen wird“.
Zusatzversicherung |
Breites Leistungsangebot
Die vorhandenen Lücken schließen
Birgit Sailer, Marketingreferentin bei der BKK ZF & Partner, empfiehlt Patienten, ihren Schutz durch individuelle Zusatzversicherungen zu erweitern. Für wen empfiehlt sich der Abschluss einer Zusatzversicherung? Grundsätzlich empfehlen sich Zusatzversicherungen für jeden gesetzlich Versicherten. Der Versicherungsschutz bei der BKK ZF & Partner ist ein sehr umfassender Schutz der Gesundheit. Doch das Bedürfnis, sich noch mehr abzusichern, ist in den letzten Jahren gestiegen. Es ist uns aus gesetzlichen Gründen nicht möglich, alle medizinischen Leistungen zu übernehmen. Daher können unsere Versicherten mit einer Zusatzversicherung unseres Kooperationspartners Barmenia die vorhandenen Lücken schließen und sich vor hohen Zuzahlungen schützen. Was umfassen die Bausteine BKK ExtraPlus?
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Die Produktpalette BKK ExtraPlus wurde speziell auf die Belange der BKK-Versicherten abgestimmt. Als besonderes Highlight bietet BKK ExtraPlus den Verzicht auf Wartezeiten und kein Aufnahmehöchstalter. Das Angebot reicht von einer Zusatzversicherung für Sehhilfen über Zahnersatz oder die Absicherung im Krankenhaus bis hin zu Naturheilverfahren durch Ärzte und Heilpraktiker sowie eine Krankentagegeldversicherung. Eine Pflegetagegeldversicherung rundet die breite Produktpalette ab. Warum schließen sich gesetzliche und private Versicherungen bei Zusatzversicherungen zusammen und was erwarten Sie von der Kooperation mit der Barmenia? Die BKK ZF & Partner hat den Anspruch, eine leistungsstarke und vielfältige Krankenversicherung auf hohem Niveau zu sein. Wir suchen immer nach neuen Wegen, um die Versorgungsqualität für unsere Versicherten weiter zu verbessern. Somit haben wir nach einem Kooperationspartner gesucht, mit dem wir gemeinsam die Qualität der Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau sichern können. Unsere Wahl fiel nach Qualitäts- und Kostengesichtspunkten auf die Barmenia Krankenversicherung a. G. Deren Tarife sind in vielen Ratings und Expertenurteilen mit sehr guten Ergebnissen bewertet worden – zuletzt kürte n-tv die Barmenia zum besten privaten Krankenversicherer 2011. Wir möchten unseren Kunden die Gelegenheit geben, sich mit den speziellen Ergänzungsbausteinen umfassend abzusichern. Weitere Informationen unter: www.bkk-zf-partner.de
die Reform des RSA zu noch größerer Sparsamkeit zwingen. Allerdings hat er die Gestaltungs- und Vertragsmöglichkeit der Kassen nicht ausgeweitet. Das neue System der Zusatzbeiträge und Kassenschließungen führt nicht zu einer besseren Risikostreuung in den Kassen. Daher will z. B. die SPD in Zukunft „alles tun, damit keine Kasse geschlossen wird“, versichert Dr. Carola Reimann MdB (SPD), Vorsitzende des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestags. Ulrike Flach, Mitglied der FDP-Fraktion im Bundestag und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, hält trotzdem dagegen und will an dem neuen System festhalten: „Es ist kein Geheimnis, dass die FDP dem Gesundheitsfonds zurückhaltend gegenüberstand. Doch ist der in seiner Grundkonstruktion flexibel genug, um wettbewerbliche Spielräume zuzulassen. Zusatzbeiträge stärken die Finanzautonomie der Krankenkassen und geben ihnen die Möglichkeit, im Wettbewerb unverzerrte Preissignale zu setzen.“ Das Finanzierungssystem der Kassen wird sich daher in absehbarer Zeit nicht grundlegend ändern. Daher müssen die Kassen Wege finden, trotz der beschriebenen Probleme zu überleben und ihre Mitglieder zu halten. Neben den fortlaufenden Anstrengungen zur Kostendämpfung, z. B. durch Arzneimittel-Rabattverträge, gibt es dazu verschiedene Ansätze. Von zentraler Bedeutung ist die Serviceleistung für die Versicherten. Verschiedene Krankenkassen zeigen, dass es möglich ist, die Effizienz ihrer Verwaltung zu steigern und gleichzeitig die Kundenorientierung zu verbessern. Exzellenz im Kundenservice ist auch den Krankenkassen das beste Mittel der Kundenbindung. Selbst für Krankenkassen mit einem Zusatzbeitrag ist es dadurch möglich, dem Abwanderungstrend erfolgreich zu begegnen.
ENTWICKLUNG Beitragssatz (%) Steueranteil (Mrd. €) 14,2
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Ein anderer Aspekt ist der Ausbau von Wahltarifen und Zusatzversicherungen in Kooperation mit privaten Versicherungsunternehmen. In der gesetzlichen Krankenversicherung wird nämlich der Zwang zum Sparen und damit zur „impliziten und expliziten Rationierung“ immer weiter zunehmen, meint Dr. Boris Augurzky, Gesundheitsexperte des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen. In Zusatzversicherungen und der verstärkten Kooperation der gesetzlichen
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Quelle: GKV 2011
Die Beitragssätze in der gesetzlichen Krankenversicherung (Jahresdurchschnitt, in Prozent) und Steueranteil (in Mrd. Euro). Seit dem 1. Juli 2005 zahlen Arbeitgeber nur noch die Hälfte des um 0,9 Prozentpunkte reduzierten allgemeinen Beitragssatzes. Den übrigen Teil tragen die Arbeitnehmer.
mit den Privatversicherungen sieht er ein Ventil für diesen Problemdruck. Fusionen von Kassen sind dagegen kein Allheilmittel. „Weniger als 100 Kassen? Das geht nicht“, kommentiert Dr. Rolf Koschorrek MdB, Obmann der CDU / CSUFraktion im Gesundheitsausschuss des Bundestags, und fragt: „Wo bleibt dann der Wettbewerb?“ Und Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende beim GKV-Spitzenverband, ergänzt: „Der Konzentrationsprozess wird sich fortsetzen. Wichtig ist: Es muss
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immer mindestens so viele Kassen geben, dass die Versicherten tatsächlich auch noch eine echte Wahl haben.“ Die Kassen müssen sich jedoch zusammenschließen, um in Einkaufsgemeinschaften erfolgreiche Sparmaßnahmen umzusetzen. Gemeinsame Verträge mehrerer Kassen mit Leistungsanbietern, Ärztegruppen und Pharmaherstellern sind ein Schlüssel zum Erfolg.
Dr. Robert Paquet
Wahlfreiheit | Starke Partner mit Kundenfokus
Guter Griff fürs Wohlbefinden Fast 95 Prozent aller Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen sind durch den Gesetzgeber vorgeschrieben. Für die Versicherten bedeutet dies, dass die Kasse das bezahlt, was an ärztlichen Behandlungen notwendig und wirtschaftlich ist. Viele gesetzliche Krankenkassen – also auch die 119 Betriebskrankenkassen (BKK) – halten aber an ihren Satzungsleistungen fest, selbst unter Bedingungen des Zusatzbeitrags; einige erweitern ihr Angebot sogar. Ein Vorbild ist eine der größten BKKs, die Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK): Sie hat ihre (Extra-)Leistungen weiter ausgebaut – ohne Zusatzbeitrag. Aktuell hat „Focus Money“ die SBK als eine der finanzstärksten Krankenkassen Deutschlands ausgezeichnet. Dabei hoben die Tester hervor, dass diese BKK freiwillig nach den strengen Regeln des Handelsgesetzbuchs (HGB) bilanziert und ihre Zahlen für jedermann öffentlich zugängig macht. Wer möchte, kann sich so umfassend über das finanzielle Fun-
dament und die Leistungsfähigkeit der Krankenkasse informieren. Umfangreiche Angebote und guter Kundenservice zeigten bei der SBK Wirkung: Die Versichertenzahl stieg, ihre Zufriedenheit auch. Individuelle Beratung, vielfältige Feedbackmöglichkeiten und Abfragen von Kundenwünschen haben bereits mehrere Auszeichnungen für hohe Kundenzufriedenheit eingebracht. „Rankings und Servicevergleiche, der Extraservice bei der Vermittlung von Facharztterminen, Mehrleistungen wie Reiseimpfungen und eine ausgezeichnete Beratung werden für die Entscheidung der ‚richtigen‘ Krankenkasse immer wichtiger. Deshalb möchte ich den engagierten Mitarbeitern der SBK meinen Respekt zu den schon seit Jahren sehr guten Ergebnissen bei diversen Kassen-Rankings ausdrücken und dazu herzlich gratulieren“, so Heinz Kaltenbach, Geschäftsführer des BKK-Bundesverbandes. Weitere Informationen unter: www.bkk.de
AUSWAHL „Rankings und Servicevergleiche bestimmen heute die Wahl der richtigen Krankenkasse“, unterstreicht Heinz Kaltenbach.
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Die Kommunikationsplattform für Unternehmen
Redaktionsschluss: 7. Oktober 2011
Titelthema „Sicherheit“ – im November als Sonderveröffentlichung im HANDELSBLATT, Deutschlands Wirtschafts- und Finanzzeitung. VISAVIS ECONOMY ist ein Forum für Entscheider. Das Magazin informiert über neue Finanzierungsformen und stellt Wachstumsbranchen ausführlich vor. Anspruchsvolle Berichterstattung aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen ermöglicht eine zielgruppen- und themengerechte Ansprache von wichtigen Kunden und Investoren. www.verlag.visavis.de
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