www.visavis.de · Ausgabe 5/2011
ECONOMY Interim Management
Spezialisten sind gefragt
Eine Sonderveröffentlichung der VISAVIS Verlagsgesellschaft mbH im Handelsblatt
Experten auf Zeit können in Projekten genauso helfen wie in der Krise.
schäft mit Sicherheit Forschung: Neuge
Sicherheit S
E-Commerce: Von Multi Channel zu No-Line Altersvorsorge: Sicherheit vor Rendite Logistik: Intelligente Lösungen Geldanlage: Mikrofinanzierung
RISIKEN IM BLICK W Unternehmer Ruhe bewahren Wie und Übersicht gewinnen u
EDITORIAL
Von Safety und Security WISSENSCHAFT Quer durch alle Branchen sorgt die Sicherheitsforschung für Neugeschäft.
E
rst seit 2007 betreibt die Bundesregierung ein Sicherheitsforschungsprogramm. Erstaunlich, denn Sicherheit zählt unbestritten zu den wichtigsten Themen für Wirtschaft und Gesellschaft. Grund genug für unseren Autor Dr. Ralf Magagnoli, das spannende Feld der Sicherheitsforschung zu beleuchten und aufzuzeigen, wie daraus neue Geschäftsgrundlagen entstehen. Viele Unternehmen haben bereits lange vor der Initiierung des Forschungsprogramms ein eigenes Risikomanagement etabliert, bei anderen steckt die Entwicklung noch in den Kinderschuhen. Frank Romeike gibt in der Titelreportage praktische Tipps nach dem Motto „Vorbeugen ist besser als heilen“. Unter Berücksichtigung verschiedenster Bereiche, wie z. B. IT, Finanzen, Versicherungen und mehr, zeigt er, was zu einem ganzheitlichen Risikomanagement gehört. Hierbei können auch Interim Manager gefragt sein: Die externen Spezialisten wissen Rat in Krisen, leisten aber ebenso wertvolle Hilfe im
Projektgeschäft. Mehr über die Vorteile kleiner und flexibler Beraterteams lesen Sie in der Reportage von Reinhard R. Oldenburg. E-Commerce ist aus der Unternehmenslandschaft nicht mehr wegzudenken. Offline- und OnlineHandel sind dabei, sich zu einer untrennbaren Einheit zu verbinden. No-Line-Commerce, eine komplette Verschmelzung des Einkaufserlebnisses, heißt das neue Zauberwort: Dem Kunden steht jederzeit jeder Service zur Verfügung. Dominik Grollmann führt uns durch die neuen Einkaufswelten und erläutert die aktuellen Trends. Die Auswahl sicherer Bezahlsysteme gehört dazu. Auch die Logistikbranche sieht sich steigenden Sicherheitsanforderungen gegenüber. In der Reportage von Armin Hille geht es daher um innovative Forschungsansätze, um den Transport von Waren noch sicherer zu machen. Den Finanzteil dieser Ausgabe widmen wir mit zwei Reportagen von Udo Rettberg der ethischen Geldanlage sowie der noch jungen Thematik der Mittelstandsanleihen. Ihre Redaktion
Inhalt
VERANTWORTUNG Ende des Raubbaus: Anleger investieren verstärkt in ethische Projekte.
Magazin 3 Wegweisende Konzepte und Handlungsstrategien bestimmen den Inhalt des Sicherheitsforschungsprogramms der Bundesregierung. Logistik 4 Flexibiliät, Nachhaltigkeit und Sicherheit: Drei Bausteine für erfolgreiche Logistikunternehmen. Sicherheitsforschung 7 Safety and Security: Diese Bereiche sind in der Sicherheitsforschung untrennbar miteinander verbunden. Titelthema 11 Prävention hilft: Mit intelligentem Risikomanagement kön-
IMPRESSUM
nen Unternehmen Risiken frühzeitig minimieren und im Ernstfall schnell und sicher reagieren.
Altersvorsorge 27 Die Riester-Rente als Gewinner der Finanzkrise?
Rohstoffmanagement 12 Absicherungsmechanismen erleichtern die Kalkulation und entlasten die Kostenseite.
Nachhaltige Investments 28 Reale und wahre Werte, dazu Sicherheit und Nachhaltigkeit im Investmentbereich.
Interim Management 23 Externes Expertenwissen kann gerade bei KMU in stürmischen Zeiten Ruhe und Planungssicherheit schaffen.
Anleihen 40 Die Emission von Anleihen: Der Mittelstand entdeckt eine Form, sich Fremdkapital zu beschaffen. E-Commerce 40 Verändertes Konsumverhalten: Kunden möchten zu jeder Zeit jedes Produkt erwerben können. Der Weg zu digitalen Einkaufswelten führt über M-Channel und No-Line-Commerce.
Verlag: VISAVIS Verlags GmbH; Marie-Curie-Str. 11-13, 53332 Bornheim; Tel.: 02227/ 9212 - 0, Fax: 02227/ 9212 - 10, Vanity: 07000 / visavis, E-Mail: visavis@visavis.de, www.visavis.de; Chefredaktion: Wolfgang Haselbauer; Geschäftsführer: Wolfgang Haselbauer (Vors.), Bernhard Haselbauer; Themen- und Projektleitung: Cornelia Hornschild, Oliver Hammel, Jochen Vennemann, Andreas Schnittker, Dorothea Reinecke; Layout: Andreas Schnittker; Bildmaterial: istockphoto.com, sxc.hu, Quellenhinweis, Verbreitete Auflage: 106.000 Exemplare. Teilbelegung im Handelsblatt mit 103.000 Exemplaren; ISSN: 0942-8615; Konzeption und Marketing: newpublic communication Verwaltungsges. UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG; www.newpublic.org
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MAGAZIN
Sicherheitsforschung Insgesamt 252 Millionen Euro hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für das seit 2007 von der Bundesregierung aufgelegte Sicherheitsforschungsprogramm bislang bereitgestellt. In enger Abstimmung mit dem europäischen Sicherheitsforschungsprogramm dienen auch die nationalen Projekte beispielsweise der Erforschung innovativer Lösungen zum Schutz der Bürger, der Infrastruktur und der Versorgungssicherheit. Auch die Europäische Union widmet der zivilen Sicherheit erstmals in ihrem siebten Rahmenprogramm einen eigenen Themenbereich. Seit 2007 und noch bis zum Jahr 2013 stellt die EU dem Themenbereich „Sicherheit“ 1,4 Milliarden Euro von insgesamt 50 Milliarden Euro an Forschungsgeldern zur Verfügung. In Anbetracht der Relevanz dieses Forschungsgebietes erscheint der Anteil an den Fördergeldern jedoch sehr gering. Neben der Entwicklung technischer Lösungen geht es auch um die Erarbeitung wegweisender Konzepte und Handlungsstrategien. Die Sicherheitsforschung dient der frühzeitigen Feststellung potenzieller Gefahren der zivilen Sicher-
Nachfolge |
heit. Mit Hilfe der Forschungsergebnisse soll diesen Gefahren entgegengewirkt werden. Dabei stehen national und europaweit nicht nur die organisierte Kriminalität oder der internationale Terrorismus im Fokus der Forschungstätigkeiten, sondern auch der Infrastrukturschutz und die Reduzierung der Schäden durch Naturkatastrophen. Auf nationaler Ebene legt die Bundesregierung großen Wert auf die Vernetzung der Forschungseinrichtungen mit den Unternehmen. Um innovative Lösungen zu realisieren, bedarf es engagierter Unternehmen. In dem angegliederten Programm „KMU-innovativ“ erhalten besonders kleine und mittlere Unternehmen zusätzliche Förderung, da sie der wesentliche Antrieb sind, dass die Forschungsprojekte aus den Instituten zeitnah in die Praxis umgesetzt werden. Neben dem erforderlichen Sachverstand verfügen gerade diese Unternehmen über die notwendige Kundennähe, um auf der einen Seite zu beurteilen, welche Projekte zu verwirklichen sind, und um auf der anderen Seite abzuschätzen, welche Entwicklungen das Potenzial haben, sich auf dem Markt zu etablieren.
Frühzeitige Regelungen schützen
Die Unternehmensnachfolge stellt für viele Firmenchefs eine nicht zu unterschätzende Anforderung dar. Aufgrund der Bedeutsamkeit des Themas hat die VISAVIS-Chefredaktion an der Seminarreihe „Planung und Gestaltung der Unternehmensnachfolge – Praxisorientierte Gestaltungslösungen“ in Hamburg teilgenommen. Dabei haben wir festgestellt, dass eines der häufigsten Versäum-
nisse ein fehlerhaftes oder unvollständiges Unternehmertestament ist. „Ein individuell auf den Betrieb zugeschnittener Gesellschaftsvertrag hilft, das Vermögen für Schenkungen und Erbfälle zu strukturieren und vor finanziellen Verlusten zu schützen“, so Dieter Haase, Fachanwalt für Steuerrecht, vereidigter Buchprüfer und Rechtsanwalt. Seit mehr als 30 Jahren hat sich
Haase auf die Frage der Unternehmensnachfolge spezialisiert und hält dazu seine jährlich stattfindende Vortragsreihe bei den Baden-Badener Seminaren für Unternehmer (BBSU). Hier werden die relevanten Vorkehrungen erläutert, die erforderlich sind, um sich gegen die Zerschlagung von Unternehmens- und Privatvermögen abzusichern. Infos unter: www.bbsu.de
SEMINARTERMINE 22./23.03.2012 (Do. + Fr.)
Hamburg
29./30.03.2012 (Do. + Fr.)
Sylt
20./21.04.2012 (Fr. + Sa.)
Baden-Baden
10./11.05.2012 (Do. + Fr.)
Dresden
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LOGISTIK
„Magisches Dreieck“ SCHLÜSSELTECHNOLOGIE Die Logistikbranche boomt, doch ein Ausruhen auf bisherigen Erfolgen wäre fatal.
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ie Logistikbranche ist weiterhin im Aufwind. So erwartet die Bundesvereinigung für Logistik BVL in diesem Jahr einen Umsatz von rund 220 Milliarden Euro und eine Beschäftigtenzahl von etwa 2,8 Millionen Mitarbeitern. Im kommenden Jahr sei ein weiteres, wenn auch gedämpftes Wachstum sehr wahrscheinlich. Ein Umsatz zwischen 220 und 230 Milliarden Euro sowie eine weitere Zunahme der Beschäftigten um rund 50.000 Mitarbeiter seien realistisch.
Wachstum | Logistikbranche übertrifft allgemeine Prognosen
2011 wird ein Umsatz-Rekordjahr Bild: BVL/Kai Bublitz
Unter dem Motto „flexibel, sicher, nachhaltig“ kamen rund 3.400 Teilnehmer zum 28. Deutschen Logistik-Kongress in Berlin zusammen, um aktuelle Entwicklungen zu diskutieren und sich über Herausforderungen und innovative Lösungen auszutauschen.
AUSBLICK Prof. Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der BVL, eröffnete den 28. Deutschen Logistik-Kongress in Berlin.
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Der Vorsitzende des Vorstands der Bundesvereinigung Logistik (BVL), Prof. Raimund Klinkner, sagte in seiner Eröffnungsrede: „Neben Fakten spielen derzeit Emotionen eine große Rolle.“ Auffällig sei, dass die Erwartungen der deutschen Wirtschaft für die nächsten zwölf Monate insbesondere bei Industrie und Handel schon seit einem Jahr verhaltener angegeben werden – ohne dass sich die Lage im Zeitablauf verschlechtere. Klinkner bezog sich dabei auf den quartalsweise von der BVL veröffentlichten LogistikIndikator. „Die Logistik in Deutschland erfreute sich ein knappes Jahr lang einer besonders positiven Konjunktur“, fuhr der Vorsitzende fort. „Diese ist nicht gebrochen, aber sie erfordert jetzt besonders sensibles Agieren. Der Umsatz des Wirtschaftsbereichs Logistik dürfte sich 2011 bei 220 Milliarden Euro bewegen. Damit wird 2011 das bisherige Rekordjahr 2008 übertreffen, als der Umsatz bei 218 Milliarden Euro lag. Die Beschäftigtenzahl dürfte bei rund 2,8 Millionen liegen.“ Weitere Infos: www.bvl.de
Wie der Vorsitzende des Vorstands der BVL, Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner, auf dem diesjährigen Logistikkongress weiter ausführte, werde es jedoch für Logistikunternehmen schwieriger, offene Stellen adäquat zu besetzen. 73 Prozent der von der BVL befragten Unternehmen erwarten künftig durch den Fachkräftemangel bedingte Einbußen. Arbeitnehmer mit praktischer Berufsausbildung würden deshalb ebenso umworben wie Akademiker. 26 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, nicht genügend Fahrer und Zusteller zu finden. Gesucht sind darüber hinaus Ingenieure, IT-Experten und Betriebswirte mit Schwerpunkt Supply Chain Management ebenso wie Mitarbeiter in den klassischen Funktionen Vertrieb und Distribution. Allerdings erforderten neue Herausforderungen wie steigende Sicherheitsanforderungen ein hohes Qualifikationsniveau der Mitarbeiter. Nur so könnten Unternehmen die Individualisierung von Produkten und Dienstleistungen, unternehmensübergreifende Kooperationen und die insgesamt steigende Komplexität von Prozessen bewältigen und dabei zugleich wirtschaftlich erfolgreich sein. Zu beachten seien besonders in einer Art „Magischem Dreieck“ die Wechselwirkungen zwischen Flexibilität, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Außer den Unternehmen leisten auch Forschungseinrichtungen hierzu einen wichtigen Beitrag. Das Magdeburger Fraunhofer IFF beispielsweise entwickelt neue Anwendungen und technische Lösungen, um Transporte in den weltweiten Warenketten transparenter, sicherer und effizienter zu gestalten. Dabei setzen die Forscher unter anderem auf die Kombination verschiedener Technologien bei der Ortung, das heißt indoor und outdoor, automatische Identifikation und Kommunikation der Transportinformationen. Eine Schlüsseltechnologie für die automatische
LOGISTIK
Quelle: Dirk Mahler / Fraunhofer IFF
UNTERNEHMEN
MITDENKEN Das Fraunhofer IFF hat den Prototyp des intelligenten Luftfrachtcontainers im Galileo-Testfeld Sachsen-Anhalt entwickelt. Die Container sollen dafür sorgen, dass die Ware noch schneller beim Empfänger eintrifft.
Identifikation von Waren in Lieferketten ist ferner die Radio Frequency Identification (RFID). Für solche Anwendungen werden in Magdeburg zahlreiche Applikationen entwickelt und getestet. Als Kernbestandteil von Infrastrukturen zur kontinuierlichen Überwachung von Gütern und Waren entlang der Supply Chain wurde das Verfahren der Modenverwirbelungskammer (MVK) entwickelt. Flexibel lässt es sich in verschiedenen Ausprägungen in Form von Transportmitteln (intelligenter
Ladungsträger) oder Gate-Lösungen (intelligente Infrastruktur) anwenden. Werden zum Beispiel Wechselbehälter für den kleinvolumigen Wirtschaftsverkehr im Innenstadtbereich mit dieser Technologie ausgestattet, verfügen sie über eine spezifische sensorische Intelligenz. Beim Thema Nachhaltigkeit spielt das satellitengestützte Mautsystem von Toll Collect eine wichtige Rolle. So bewirkt die schadstoffabhängige Gebühr für Lkw ab zwölf Tonnen, dass Transport- und Logis-
tikunternehmen mehr in Fahrzeuge mit moderner Abgastechnik investieren. Das System selbst ist technologisch nachhaltig, da es flexibel und erweiterbar ist, ohne dabei natürliche Ressourcen anzugreifen. Nicht zuletzt sichert die streckenbezogene Abrechnung der Maut dem Staat Einnahmen, mit denen die Verkehrsinfrastruktur erhalten und ausgebaut werden kann.
Armin Hille
Autobahnen | Mautpflicht bietet Gewähr für Nachhaltigkeit
Mobilität erhalten und Umwelt schonen Die Erhebung der Maut für Lkw ab zwölf Tonnen ist in verschiedener Hinsicht nachhaltig: Die streckenbezogene Abrechnung der Maut sichert dem Staatshaushalt Einnahmen, mit denen die Verkehrsinfrastruktur erhalten und ausgebaut werden kann. Vom Start der Mauterhebung im Jahr 2005 bis Ende August 2011 hat Toll Collect weit mehr als 24 Milliarden Euro an den Bundeshaushalt überwiesen. Dabei optimierte das Unternehmen kontinuierlich den Betrieb des Mautsystems und reduzierte die Kosten bezogen auf die Einnahmen auf aktuell 12,5 Prozent. Gleichzeitig lag die Gesamterfassungsquote im automatischen Verfahren, mit der die Qualität der Prozesskette von der technischen Erhebung bis zur korrekten Abrechnung der Maut gemessen wird, bei 99,9 Prozent. Die Abhängigkeit der Gebühr von der Schadstoffklasse beeinflusst die Investitionsentscheidungen der Transport- und Logistikunternehmen, die vermehrt Fahrzeuge mit mo-
derner Abgastechnik kaufen. So lag der Anteil der gefahrenen Kilometer mautpflichtiger Lkw in der Schadstoffklasse S 5 im August 2011 bei über 70 Prozent (Januar 2005: 0,2 Prozent). Dagegen sank im gleichen Zeitraum beispielsweise der Anteil der Schadstoffklasse S 3 von 62,9 Prozent (Januar 2005) auf 18,5 Prozent. Nicht zuletzt ist das satellitengestützte Mautsystem der Firma Toll Collect selbst nachhaltig, da es flexibel und erweiterbar ist, ohne dabei natürliche Ressourcen anzugreifen. Die technologische Nachhaltigkeit stellt das Unternehmen mit dem neuen Mautdienst TOLL2GO unter Beweis, den es gemeinsamen mit der ASFINAG, dem österreichischen Mautbetreiber, entwickelte und der am 1. September 2011 startete. Mit TOLL2GO ist es gelungen, einen system- und länderübergreifenden Mautdienst zwischen einem auf Mikrowellentechnologie basierenden und einem satellitengestützten Mautsystem anzubieten. TOLL2GO ermöglicht Lkw ab zwölf Tonnen Gesamtgewicht die
Maut sowohl in Deutschland als auch in Österreich über das Toll Collect Fahrzeuggerät zu entrichten. www.toll-collect.de
INNOVATIV Dank eines neuen länderübergreifenden Mautdienstes für Deutschland und Österreich kann die große Anzahl von Mautgeräten in den Fahrzeugen reduziert werden.
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SICHERHEITSFORSCHUNG
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt EFFIZIENZ Risikobeurteilung beginnt mit der Identifizierung und endet im Optimalfall mit der Vermeidung abzuschätzender Risiken. Die richtige Software hilft, Gefahren rechtssicher einzuschätzen.
Zur dauerhaften und rechtskonformen Gestaltung einer sicheren Arbeitswelt hat sich die modulare Lösung Osima mittlerweile in vielen Branchen bewährt. Mithilfe der Software kann eine Risikobeurteilung gemäß der Maschinenrichtlinie 2006/42/ EG und der DIN EN ISO 12100:2010 „Risikobeurteilung und Risikominderung“ eigenständig durch fachkundige Anwender durchgeführt werden. Das Tool unterstützt in erster Linie Entwicklungs- und Konstruktionsverantwortliche, Projektleiter, Geschäftsführer, Maschinenimporteure und Händler, Vertriebsverantwortliche, technische Redakteure und CE-Beauftragte bei der Erstellung und Pflege einer Gefährdungsbeurteilung. Das Modul Risikobeurteilung ermöglicht eine schnelle, einfache und umfassende Umsetzung der EG-Maschinenrichtlinie mit dem Ziel, Gefahren für Leib und Leben abzuwenden und dem Anwender Rechtssicherheit zu verschaffen. Mit Hilfe eines elektronischen Guides werden Risiken je nach Produktlebensphase in einer Datenbank dokumentiert. Nach Abschluss der Beurteilungen erfolgt ein automatisches Einspielen von Normenänderungen in das jeweilige System sowie deren Zuordnung zu der individuell erstellten Struktur. Der Nutzer erhält zusätzlich per E-Mail Informationen zu relevanten Änderungen. Eine systematische, datenbankgestützte Beurteilung der Risiken dient als Grundlage für die Ableitung zielgerichteter Maßnahmen, um die Maschine oder Anlage sicher zu gestalten. Die Anwendung des Soft-
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waretools erfolgt in vier Schritten. Zunächst wird mit den verschiedenen Fachabteilungen die spezifische Fragestellung gemäß der jeweils relevanten Normen geklärt, um danach individuell je nach Maschinentyp und Anlagen die Struktur in dem Modul Risikobeurteilung anzulegen. Diese dient der Feststellung der zu beurteilenden Risiken. Die eigentliche Risikobeurteilung beginnt mit der Identifizierung der individuellen Risiken. Hierbei wird das jeweilige Risiko der Lebensphase der Maschine oder Anlage zugeordnet. Anhand des zuvor ausgewählten Risikografen (z. B. nach Nohl, Performance Level oder Safety Integrity Level) legt der Anwender das bestehende Risiko fest und bewertet dieses. Je nach Risikoeinschätzung und Bewertung schlägt der Beurteiler Maßnahmen vor, um den Risiken zu begegnen. Abhängig vom Gefährdungsgrad kann es sich um technische oder auch um organisatorische Anweisungen handeln. Mit Hilfe des iterativen Prozesses gemäß DIN EN ISO 12100: 2010 unterstützt das Softwaretool Osima den Anwender dabei, die richtige Maßnahme zu finden. Damit hat er die Möglichkeit, das verbleibende Restrisiko einzuschätzen und dieses auf das gewünschte beziehungsweise erforderliche Maß zu minimieren. Für bestimmte Bauteile können Prüfzyklen festgelegt werden. Nach Durchlaufen der Risikobeurteilung legt der Verantwortliche im Maßnahmenmanager fest, welche vorgeschlagenen Anweisungen umgesetzt werden. Hierbei hat er die Möglichkeit, seine Entscheidung zu
dokumentieren, um diese jederzeit revisionssicher nachvollziehen zu können. Sollten zur Entscheidungsfindung noch weitere Maßnahmen notwendig sein, kann der Verantwortliche dies mit Hilfe der Terminvorlagefunktion auf Wiedervorlage setzen. Der Entscheidungsträger hat ebenso wie der Beurteiler die Möglichkeit, Berechnungen, Zeichnungen, Bilder oder Kommentare als Attachment anzuhängen. Risiken und Gefährdungen werden detailliert dokumentiert und hinsichtlich ihres Risikos, der Schadenschwere, Aufenthaltsdauer im Gefahrenbereich, Gefahrenabwehr und Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet. Dazu sind verschiedene Gefährdungs- und Belastungskataloge in Osima integriert. Zur nachhaltigen Wirksamkeit der Risikobeurteilung werden einmal erfasste Gefährdungen mit einem automatischen Normen-Monitoring verknüpft, um auch in Zukunft hinsichtlich relevanter Änderungen informiert und jederzeit up to date zu sein, was zu einer deutlichen Zeitersparnis und zu einer Kostensenkung führt. Bei der sicheren Bewertung von Risiken und Gefährdungen können Rückschlüsse auf Wechselwirkungen mit anderen Arbeitsmitteln, der Arbeitsumgebung und Arbeitsstoffen überprüft werden. Mit der modularen Gesamtlösung Osima erfüllen die Nutzer sämtliche Anforderungen des Gesetzgebers für die Durchführung der Risikobeurteilung und gewinnen einen signifikanten Beitrag zur Rechtssicherheit für ihr Unternehmen. Weitere Informationen unter: www.osima.de
TITELTHEMA
SICHERHEITSFORSCHUNG
Vielfältiger Forschungsbedarf SCHUTZMASSNAHMEN Die junge Sicherheitsforschung in Deutschland bringt nicht nur neue Erkenntnisse zum Umgang mit Risiken. Sie ist auch der Nährboden für die Entstehung neuer Geschäftsmodelle.
hard Schnieder von der TU Braunschweig zur „großen Spannbreite des Themas Sicherheit“: „Sicherheit umfasst so unterschiedliche Aspekte wie Verkehr, Energie, Gesundheit, Informationstechnik, Recht.“ Es gehe um den Schutz von Verkehrsinfrastrukturen ebenso wie um den Schutz der Privatsphäre des Bürgers und die Datensicherheit, um die Abwehr terroristischer Angriffe auf Versorgungszentren und auch um die Minimierung des Einflusses des Klimawandels. Schnieder ist Sprecher des 2008 gegründeten Themennetzwerks Sicherheit bei acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. Das Netzwerk will eine „Brücke zwischen Safety und Security“ bilden. Ein weiteres Ziel ist der Informationsaustausch zwischen Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.
BOOMENDE SICHERHEITSBRANCHE
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rei Experten, vier Meinungen“ lautet eine ironische Sottise. Und in der Tat, es kommt relativ selten vor, dass Experten einer Meinung sind. In der Sicherheitsforschung aber sind sie es: Safety und Security gehören zusammen, die Trennung voneinander muss aufgehoben werden. Safety – darunter versteht man den Schutz vor den Gefahren, die von einem System ausgehen. Zum Beispiel der Schutz vor Atomreaktorkatastrophen. Security hingegen bedeutet den Schutz des Systems vor Bedrohungen von außen – so beispielsweise Schutz vor terroristischen Angriffen, organisierter Kriminalität oder Hackern. In den USA ist Sicherheitsforschung im großen Stil nach „Nine-Eleven“ ins Leben gerufen worden – sie versucht vor allem, Antworten auf mögliche externe Bedrohungen zu finden und steht somit im Zeichen der Security. In Deutschland ist Sicherheitsforschung ein relativ neues Thema, ein Forschungspro-
gramm seitens der Bundesregierung existiert erst seit 2007; zeitgleich wurde ein europäisches Programm ins Leben gerufen. Prof. Dr. Klaus Thoma vom FraunhoferInstitut in Freiburg ergänzt: „Parallel dazu haben einige Länder, wie Frankreich, Österreich und die Niederlande, auch noch ein eigenes Programm initiiert.“ Ressortübergreifend, in Abstimmung mit allen Bundesministerien, sollen Lösungen zum Schutz des Bürgers vor organisierter Kriminalität, Terrorismus, aber auch vor den Folgen von Naturkatastrophen und Großunfällen entwickelt werden. An dem Programm, in dem seit 2007 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung Fördermittel in der Höhe von 252 Millionen Euro bewilligt wurden, beteiligen sich Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen aus Technik, Natur-, Human- und Sozialwissenschaften. „Sicherheitsforschung ist ein Querschnittsthema“, so Professor Thoma. Prof. Dr. Ecke-
Für die Wirtschaft wird Sicherheitsforschung ein immer bedeutenderes Thema, da sich Unternehmen auch gegen Gefahren und Risiken wappnen und ihre Schutzmaßnahmen bewerten lassen müssen. „Die Verantwortlichen in den Unternehmen müssen sich Fragen stellen lassen“, erklärt Professor Thoma. „Fragen wie: Wie widerstandsfähig, wie resistent seid ihr? Was geschieht, wenn es zu einer Störung kommt? Was habt ihr getan, um euch abzusichern?“ Kein Wunder, dass der Sicherheitsmarkt auch in Deutschland boomt. Nach Angaben von Wolfgang Waschulewski, Präsident des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft, beträgt der jährliche Gesamtumsatz der Sicherheitstechnik und -dienstleistungen allein in Deutschland rund 10 Milliarden Euro, Tendenz weiter steigend. „Das Bundeswirtschaftsministerium beziffert in einer Studie von 2008 das Marktpotenzial von Sicherheitstechnologien und -dienstleistungen auf rund 20 Milliarden Euro“, sagt Waschulewski. Dazu zähle das Ministerium auch VISAVIS ECONOMY
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SICHERHEITSFORSCHUNG
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Ein Sicherheitsforschungsprogramm der Bundesregierung existiert erst seit dem Jahr 2007.
Verschlüsselung | Vertrauliche Dokumente revisionssicher weiterleiten
Sicherheit für unterwegs Im Gespräch: Peter Weger, CEO der Brainloop AG, erläutert Sicherheitsanforderungen bei der mobilen Verwendung vertraulicher Daten. Herr Weger, Dienste aus der Cloud verändern unsere Arbeitswelt. Wie positionieren Sie Ihre Lösung in diesem Umfeld? Bereits seit 2003 bieten wir unseren Kunden einen web-basierten Zugriff auf unternehmenskritische Dokumente. Dies ist äußerst komfortabel und ermöglicht ein sehr flexibles Arbeiten. Zu Ihren Kunden zählen Führungskräfte und Vorstände, die auf Reisen streng vertrauliche Unterlagen bearbeiten. Wie schützen Sie diese vor unerlaubtem Zugriff? Wir setzen auf verschlüsselte Dokumente, sowohl während der Übertragung als auch
ZEITERSPARNIS Peter Weger: „Dank Verschlüsselung und Mehrfachauthentifizierung auch unterwegs sicher mit vertraulichen Daten arbeiten.“
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– Prof. Dr. Klaus Thoma Fraunhofer-Institut Freiburg
bei der Ablage, sowie den Zugriff durch Mehrfachauthentifizierung. Unsere Anwender greifen über Passwort und SMS-TAN auf die Ordner zu. Alle Aktivitäten werden automatisch protokolliert und sind damit später nachvollziehbar. Wie tragen Sie dem Trend der zunehmenden Verwendung mobiler Endgeräte durch Ihre Kunden Rechnung? Selbstverständlich bieten wir die Möglichkeit, unter Verwendung von Mobile Devices auf die hochsichere Arbeitsumgebung und die darin befindlichen, vertraulichen Informationen zuzugreifen. So beantworten wir mit der Brainloop Mobile App den Bedarf nach einem sicheren Zugriff auf Dokumente über diese smarten Endgeräte. Wie kann man mittels iPad auf vertrauliche Unterlagen zugreifen? Je nach Zugriffsrechten können unsere Kunden mit der Brainloop Mobile App Dokumente auf dem iPad hochsicher speichern und offline lesen. Ebenfalls können sie diese hochsicher versenden. Die gewohnten Ordnerstrukturen stehen unterwegs zur Verfügung und ermöglichen das einfache Auffinden der Unterlagen. Innerhalb der App werden Dokumente zuverlässig geschützt und verschlüsselt abgelegt. Welchen Nutzen sehen Sie in dieser Weiterentwicklung? Sitzungen und Geschäftstermine können während der Reise vorbereitet werden. Das spart Zeit und erlaubt Kollegen unterwegs produktives Arbeiten, ohne auf Sicherheit verzichten zu müssen. Weitere Informationen unter: www.brainloop.com
Sicherheit von technischen Systemen der Informations- und Kommunikationstechnologie, die nicht zum Sicherheitsmarkt im engeren Sinne zählten. „Von dem Gesamtvolumen werden von deutschen Unternehmen knapp 14 Milliarden Euro erwirtschaftet.“ Bis zum Jahr 2015 prognostiziert die Studie ein Umsatzwachstum von mehr als 50 Prozent auf 31 Milliarden Euro. Die Stunde für viele Beratungsunternehmen, aber auch für Einzelkämpfer, die sich zum Teil auf einzelne Marktsegmente spezialisiert haben – „Schutz von Gebäuden und Veranstaltungen, Brand- und Einbruchschutz“. Von dem Sicherheitsboom profitieren zudem Bewertungsgesellschaften, Zertifizierer und Rating-Agenturen, aber auch immer mehr Start-Ups und Spin-Offs, Auslagerungen aus Universitäten und Forschungseinrichtungen. Dazu zählt etwa eine Ausgründung der TU Braunschweig, die das europäische Satellitennavigationssystem Galileo für Sicherheitszwecke nutzt. „Galileo ist ja das einzige System, das eine legale, auf europäischem Recht beruhende Grundlage hat“, sagt Professor Eckehard Schnieder. „Die Dienste, wie beispielsweise ‚safety of life‘ können dann rechtssicher genutzt werden.“ Das Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik in Freiburg entwickelt derzeit ein Konzept für sichere Wolkenkratzer, die auch gegen Flugzeugeinstürze gefeit sind. Es handelt sich nach Worten von Professor Thoma um ein „durchkonstruiertes Konzept“: „Wir suchen nach jemandem, der es zahlt und bereit ist, es zu bauen.“ Auch rund um die IT-Sicherheit tummeln sich Anbieter verschiedenster Bereiche; schließlich hängt der Schutz von Infrastrukturen maßgeblich von der IT-Sicherheit ab. Aber auch Aspekte wie das Cloud-Computing eröffnen Anbietern Chancen. Denn der Schutz von Dokumenten und Daten muss auch in den „Wolken“ gewährleistet sein. Die entsprechende Technik liefert ein Un-
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SICHERHEITSFORSCHUNG
Hintergrund Das Themennetzwerk „Sicherheit“ hat erste Diskussionsergebnisse zusammengefasst. Die Autoren gehen übereinstimmend davon aus, dass die Trennung von „Security“ und „Safety“ überwunden und bei der Entwicklung neuer Technologien beide Aspekte berücksichtigt werden müssen. Mit dem Werk „Sicherheitsforschung – Chancen und
ternehmen namens MovingImage24, das mit einer redundanten Videospeicherung eine hohe Ausfallsicherung gewährleistet. Für die Verschlüsselung der Daten sorgt die SSL-Technologie; das Einsehen unbefugter Dritter wird über eine geschützte IP-RangeFunktion sowie über das Verfahren des „Secure Streaming“ verhindert. „Das Speichern und Verwalten von Daten in der Wolke ist ebenso sicher wie andere Anwendungen“, so Dr. Rainer Zugehör, Gründer und Geschäftsführer von MovingImage24. Zu-
gleich soll das sichere Abrufen von Daten in der Cloud garantiert sein. Die entsprechende Technologie hat ein Unternehmen namens Brainloop AG entwickelt, das bereits seit 2006 einen webbasierten Zugriff auf unternehmenskritische Dokumente anbietet. Peter Weger, CEO der Brainloop AG: „Wir setzen auf verschlüsselte Dokumente, sowohl während der Übertragung als auch bei der Ablage, sowie den Zugriff durch Mehrfachauthentifizierung.“ Ein automatisches Protokoll sorgt dafür, dass alle Akti-
Perspektiven“ regen die Mitglieder zu einer gemeinsamen Lokalisierung der Aufgaben an, um sodann Empfehlungen für die Verbesserung von Sicherheitskonzepten entwickeln zu können. Das von Petra Winzer, Eckehard Schnieder und Friedrich-Wilhelm Bach herausgegebene Buch ist im Springer-Verlag (ISBN: 978-3-642-04980-4) erschienen.
vitäten später nachvollziehbar sind. Nicht nur die Daten, sondern auch die Mitarbeiter sollen sich im Notfall lokalisieren lassen. Das gilt vor allem für Geschäftsreisende in Krisengebieten. Dr. Mathias Warns, Geschäftsführer des Systemanbieters HRG Germany, empfiehlt für das Notfallmanagement einen „ganzheitlichen Ansatz mit klaren Verantwortlichkeiten“. Einige der auf dem Markt befindlichen Lokalisierungstools funktionierten gerade in Notfällen nicht oder seien unzuverlässig. Mithilfe so-
Notfallmanagement | Bestmögliche Sicherheit durch genaue Lokalisierung
„Plan B“ immer griffbereit Angehörige, Kollegen und Vorgesetzte von Geschäftsreisenden, die in Krisengebieten unterwegs sind, suchen verständlicherweise im Fall der Fälle sofort Kontakt. „Mit modernen Technologien wie Smartphones und GPS-Tracking ist das eigentlich kein Problem“, sagt Dr. Mathias Warns, Geschäftsführer von HRG Germany. Ein funktionierendes Notfallmanagement muss allerdings zahlreiche technische und rechtliche Anforderungen erfüllen. Unternehmen, die ausschließlich auf Insellösungen setzen, etwa die Verfolgung von Buchungsdaten oder die Anweisung an den Mitarbeiter, jeweils seinen genauen Standort mitzuteilen, sind schlecht beraten, wenn beispielsweise Kommunikationskanäle ausfallen. Mathias Warns empfiehlt bei der Systemwahl einen ganzheitlichen Ansatz mit klaren Verantwortlichkeiten, Maßnahmenkatalogen und Handlungsanweisungen sowie einer Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit.
Mit den von HRG entwickelten Systemen lässt sich auf Basis der Buchungsdaten des Mitarbeiters überwachen, wo im Reiseverlauf kritische Regionen sind. Ein webbasiertes System lokalisiert den Reisenden vollautomatisch auf Knopfdruck in Echtzeit. Über hinterlegte Mobilfunknummern kann – sofern das Mobilfunknetz funktioniert – Kontakt aufgenommen werden. Das Notfallsystem sollte ebenfalls sogenannte Travel Alerts enthalten, die eine Entscheidungsgrundlage bieten, ob eine Rückkehr oder Reiseplanänderungen erfolgen müssen. Reporting-Funktionalitäten bieten einen umfassenden Überblick zum jeweiligen Szenario – vor, während und nach der Reise. Sogenannte Location Based Services helfen dabei, in einer Gefahrensituation handlungsfähig zu sein. Dabei erhält der Reisende eine Mitteilung, die seine Umbuchungsdaten enthält. Mit RoutingSoftware werden Strecke und Zeitdauer von der aktuellen Position zum Flughafen be-
rechnet und wenn nötig die Buchung aktualisiert. Weitere Informationen unter: www.hrgworldwide.com/de
HANDLUNGSFÄHIG „Ein ganzheitlicher Ansatz bei der Auswahl eines Notfallsystems erhöht den Schutz der Mitarbeiter“, so Mathias Warns.
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SICHERHEITSFORSCHUNG
SICHERHEITSKULTUR Prof. Eckehard Schnieder, TU Braunschweig (re.): „Der Schutz eines Systems vor einwirkenden und von ihm ausgehenden Gefahren gehört zusammen.“ Prof. Klaus Thoma, FraunhoferInstitut Freiburg: „Unternehmen müssen sich fragen lassen, wie sie sich gegen Gefahren absichern.“
genannter Location Based Services ist es möglich, die unterschiedlichen Anwendungen miteinander zu verknüpfen und einen Geschäftsreisenden per Knopfdruck ausfindig zu machen. Neben der IT-Sicherheit wird auch Arbeitsschutz ein zunehmend wichtiges Thema. Sowohl die Zahl der Unfälle insgesamt als auch die Zahl tödlicher Unfälle ist seit 1991 deutlich gesunken – auf ungefähr die Hälfte. Im Bereich Arbeitsschutz scheinen die ergriffenen Maßnahmen und Lösungen zu wirken. Lösungen wie etwa die Sicherheitslösung Osima des Softwareherstellers ESG GmbH, die eine Risikobeurteilung in Unternehmen vornimmt. Das System erlaubt dem Anwender, das Risiko einzuschätzen; außerdem schlägt es Maßnahmen vor, um Risiken zu begegnen. Integrierte
Videoüberwachung
Gefährdungskataloge dokumentieren Risiko, Schadensschwere, Gefahrenabwehr und Eintrittswahrscheinlichkeit. Nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Anlagen selbst müssen geschützt werden. Neben Finanz- und Produktionsunternehmen auch immer mehr Einrichtungen der Freizeitbranche. Zum Beispiel das Casino Witten, das mit einer Videomanagementsoftware namens digivod das 2.000 Quadratmeter große Areal mitsamt seinen 72 Geldspielautomaten schützt. Es handelt sich bei digivod um eine skalierbare Anwendung, die Videodaten in hoher Bildqualität übermittelt. Die besonderen Vorteile der Anwendung: Die integrierte Echtzeit-Bildanalyse und datenbankgestützte Ereignisidentifizierung. Das Personal hat von der Theke aus alles im Blick, und die Geschäftsführer kön-
Effiziente Datenübermittlung in hoher Qualität
Das Spiel-Geschehen im Blick Nicht nur Fabrikanlagen müssen überwacht werden. Auch bei Casinos und Glücksspielbetrieben, in denen eine Menge Bargeld gelagert wird und gleichzeitig die Gefahr der Manipulation von Spielautomaten besteht, ist ein wachsames Auge angebracht. Die IP Videomanagement-Software von digivod, die u.a. im Casino Witten zum Einsatz kommt, bietet Sicherheit. Diese innovative Software ist ein skalierbares System, das eine effiziente Übermittlung von Videodaten in hoher Bildqualität mit unmittelbarer Kompression der Bilddaten in das MPEG4 / H 264-Format direkt in der Kamera ermöglicht. Mit einer integrierten Echtzeit-Bildanalyse und datenbankgestützter Ereignisindizierung eignet sich das System auch für Großbetriebe mit
besonderen Anforderungen. Das Archiv mit umfangreichen Selektionsmöglichkeiten garantiert eine punktgenaue Überwachung. Die Daten welche rund um die Uhr gespeichert werden, können im Ernstfall von der Polizei digital ausgewertet werden. Weitere Informationen unter: www.digivod.de
nen von unterwegs aus über iPhone und iPad live das Casino beobachten, wie Casino-Chef Arthur Czuta berichtet.
KASKADENEFFEKTE VERMEIDEN Keine Frage, im Zeitalter von Terrorismus, Staatenzerfall und Eurokrise wächst das Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit. Dabei besteht ein Unterschied zwischen der tatsächlichen und der gefühlten Sicherheit. „Only bad news are good news“ – nicht zuletzt die Presseberichterstattung führt dazu, dass die „gefühlte Unsicherheit“ wächst. Prof. Klaus Thoma spricht von einer notwendigen Balance: „Einerseits müssen wir darüber reden, andererseits sollten wir auch nicht zu viel darüber reden.“ Oftmals würde unnötig Panik geschürt, so der Wissenschaftler. Beispielsweise, wenn es um Verunreinigungen im Trinkwasser gehe. „Wir machen die Balance in vielen Sicherheitsprojekten“, so Thoma. Auch an den Börsen regiert die Unsicherheit. Die radikalen Auf- und Abschwünge der Kurse von Aktien, Währungen oder Rohstoffen verdeutlichen das. Kreditinstitute wie die Deutsche Bank haben darauf reagiert und bieten eine gewisse Sicherheit gegen die Schwankungen der Rohstoffpreise. Eines ist klar: Sicherheitsforschung wird in den unterschiedlichen Bereichen des „Querschnitts“ ein Thema von wachsender Bedeutung sein. Notwendig ist eine Sicherheitskultur, die den Schutz vor Gefahren von Systemen mit dem Schutz vor Bedrohungen der Systeme verbindet. Gefordert sind disziplin- und ressortübergreifendes Denken sowie die Zusammenarbeit der Sicherheitsforscher in Europa und den USA. Dabei wird im Zeitalter zunehmender Vernetzung darauf zu achten sein, wie sich Kaskadeneffekte verhindern lassen – zum Beispiel im Finanzbereich oder in der Energieversorgung.
Dr. Ralf Magagnoli
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Vorbeugen ist besser als heilen FRÜHWARNSYSTEM Gutes Risikomanagement heißt Prävention vor Reaktion. Wer Risiken frühzeitig vermeidet, ist auch für den Ernstfall besser gerüstet.
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nruhige Zeiten, hektische Zeiten. Im Zuge der Finanzkrise mit schwächelnden Banken und taumelnden Staaten suchen Politik und Wirtschaft verzweifelt nach Wegen aus der Krise. Beschlüsse werden getroffen und wieder verworfen, Abstimmungen angekündigt und wieder abgesagt. Professionelles Krisenmanagement oder gar präventives Risikomanagement sieht anders aus. Wenig erträglich das Bild der großen Akteure im Kampf gegen Schulden und drohende Staatspleiten. Viele der aktuellen Krisen sind hausgemacht, weil sie vermeidbar gewesen wären. Das ist die Meinung nicht weniger Experten, die seit langer Zeit eine bessere Strategie im Umgang mit potenziellen Risiken fordern. Einen sicheren und zugleich professionellen Umgang mit dem Faktor Risiko verspricht ein durchgängiges und präventiv ausgerichtetes Risikomanagement. Für Ralf Kimpel, stellvertretender Vorstand der Risk Management Association e. V. (RMA), bietet ein modernes Risikomanagementsystem professionelle Werkzeuge, um in komplexen Geschäftsfeldern mit hoch integrierten Geschäftsprozessen Optimierungspotenzial zu identifizieren. „Als Beispiele lassen sich Szenario-Modelle, Wahrscheinlichkeitsrechnungen oder Ursache-Wirkungs-Modelle nennen. Auf diese Instrumente und das damit verbundene Knowhow in Risikomanagementabteilungen zu verzichten, ist geradezu leichtsinnig. Denn Unternehmen mit intelligenten Risikomanagementsystemen sind ganz eindeutig im Wettbewerbsvorteil“, erklärt Kimpel. Mithilfe dieser Methoden zu Risikoanalysen können Gefahrenpotenziale bereits im Vorfeld identifiziert und sowohl Schadensausmaß als auch Eintrittswahrscheinlichkeit deutlich reduziert werden. Eine Grundvoraussetzung ist dabei immer die frühzeitige Etablierung eines unternehmensweiten Prozesses zum ganzheitlichen Risikomanagement.
GESETZESHÜRDEN MEISTERN Aufgrund der verschärften Gesetzeslage – unter anderem durch das Reformpaket des Basler Ausschusses der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit dem Kürzel Basel III, das Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts (BilMoG) oder die „Mindestanforderungen an das Risikomanagement für Banken“ (MaRisk BA) sowie das Pendant für Versicherungen (MaRisk VA) – sind Unternehmen aller Branchen und Größenklassen gezwungen, sich mit der aktiven Steuerung ihrer Planabweichungen stärker zu befassen. Wichtig gerade für das Management, das beispielsweise durch das BilMoG eine besondere Verantwortung in puncto regelmäßiger Überwachungspflichten trägt. Im Klartext: Es reicht nicht aus, Sicherheitsstrukturen im Auftrag der Geschäftsführung in der eigenen Organisation nur zu etablieren. Vielmehr ist die Überwachung der Prozesse und der Wirksamkeit der jeweiligen Strukturen durch die Chefetage ein Muss – für große Unternehmen und den Mittelstand gleichermaßen. Kurzum: Die Verantwortung für Risikomanagement ist Chefaufgabe und nicht delegierbar. Dabei ist klar: Völlig unabhängig von den regulatorischen Veränderungen zählt das präventive Management von Chancen und Risiken schon immer zu den originären Leitungsaufgaben eines Vorstands bzw. Geschäftsführers. Insbesondere die „Business Judgement Rule“ regelt im deutschen Gesellschaftsrecht als Teil der Organhaftung, nach welchen Verstößen der Vorstand oder Aufsichtsrat für begangene schuldhafte Pflichtverletzungen persönlich haftet und den entstandenen Schaden ersetzen muss. So muss der Vorstand beispielsweise nachweisen, dass er seine Entscheidung auf der Grundlage angemessener Information getroffen hat. Hierzu gehört insbesondere, dass die zukünftigen Chancen und Risiken bewertet und abgewogen werden. Bei aller VISAVIS ECONOMY
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Gastbeitrag Dr. Ulrich Schürenkrämer Mitglied der Geschäftsleitung Firmenkunden Deutschland und des Management Committee Deutschland, Deutsche Bank AG
Intelligent verknüpftes Rohstoffmanagement STRATEGIE Der Markt für Rohstoffe ist volatil. Schwankungen erschweren verlässliche Kalkulationen. Mit klugen Absicherungsmechanismen kann die Kostenseite dennoch entlastet werden.
Der Einkauf von Rohstoffen ist in den vergangenen Jahren schwieriger geworden. Bei vielen Materialien sind nicht nur die Preise so hoch wie nie zuvor, sie sind zudem auch heftigen Volatilitäten ausgesetzt. Die Gründe hierfür sind sehr unterschiedlich: Die Weltkonjunktur und mit ihr die Nachfrage nach Rohstoffen schwankt in immer kürzeren Abständen immer stärker. Zudem haben große Schwellenländer, allen voran China und Indien, einen enormen Bedarf. Das Jahr 2011 zeigt, wie stark Rohstoffpreise schwanken können. Allein die Preise für Kupfer, Nickel, Zink und Zinn bewegten sich zwischen 30 bis 40 Prozent, bei Silber liegt die Schwankungsbreite sogar bei 50 Prozent. Eine verlässliche Kalkulation ist dadurch nicht möglich. Höhere Einkaufspreise lassen sich häufig nur verzögert oder gar nicht an Kunden weiterreichen, sondern schlagen sich im Ergebnis nieder. Um in einem derart volatilen Markt bestehen zu können, sind intelligente und flexible Absicherungssysteme gefordert. Kluge Strategien sowohl auf technologischer als auch auf kaufmännischer bzw. finanztechnischer Seite können dabei zu deutlichen Entlastungen auf der Kostenseite führen. Mitentscheidend für die Kalkulation ist nicht nur der Preis des Rohstoffs selbst, sondern auch, wie effizient er eingesetzt wird. „Welche Materialien brauche ich überhaupt?“, lautet daher eine der zentralen Fragen. Muss es wirklich der teure Edelstahl sein oder kann vielleicht ein deutlich preiswerterer Kunststoff die gleichen Anforderungen erfüllen? Kann nicht sogar durch innovative Werkstoffe in Kombination mit neuen Konstruktionen ganz auf den Einsatz bestimmter Rohstoffe verzichtet werden? In der Einkaufspolitik des Unternehmens können unterschiedliche Instrumente dazu beitragen, die schwankenden Rohstoffkosten zu glätten und damit die Planungssicherheit zu verbessern. Ein solches Instrument ist zum Beispiel der Abschluss langfristiger Lieferverträge, mit denen das Risiko von Preissteigerungen an den Lieferanten weitergegeben wird. Darüber hinaus sollte die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten vermieden und stattdessen das Zuliefernetzwerk ausgebaut werden. Eine zentrale Rolle in der Rohstoff-Gesamtstrategie spielen finanztechnische Absicherungsmechanismen. Ähnlich wie Devisenkurse oder Zinsen lässt sich nahezu jeder Rohstoff vor Preisschwankungen absichern. Hierzu gibt es je nach Zielsetzung unterschiedliche Instrumente. Um sich zu einem definierten Zeitpunkt einen festen Einkaufspreis zu sichern, eignet sich ein so genanntes Termingeschäft. Liegt der Marktpreis eines Rohstoffs beispielsweise in sechs Monaten über dem vereinbarten Fixpreis,
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bekommt das Unternehmen die Preisdifferenz erstattet. Im umgekehrten Fall zahlt das Unternehmen die Differenz. In jedem Fall verschafft es sich dadurch eine sichere Kalkulationsbasis. Derartige Sicherungsgeschäfte stehen nicht nur Großunternehmen zur Verfügung, bei der Deutschen Bank können auch Mittelständler kleinere Einkaufsvolumen von 200.000 Euro pro Jahr und Rohstoff vor Preisschwankungen schützen. Trotzdem wird dieses Angebot vom Mittelstand noch zu wenig angenommen. Stattdessen nehmen viele Unternehmen das Risiko volatiler und steigender Rohstoffpreise mit all seinen Konsequenzen stillschweigend in Kauf. Umfragen haben gezeigt, dass noch nicht einmal jedes fünfte Unternehmen Rohstoffrisiken professionell absichert oder intern die dafür richtige Expertise besitzt. Preisanstiege und starke Ausschläge werden uns vermutlich auch in der Zukunft begleiten und die Unternehmen werden sich daran ausrichten müssen. Einzellösungen führen hierbei aber nur bedingt zum Erfolg. Im Sinne eines effektiven Rohstoffmanagements werden auch bei Mittelständlern unterschiedlichste Bereiche künftig sehr viel enger kooperieren müssen als bisher. Die Expertise des Treasury beispielsweise wird den Einkauf bei der Absicherung der Risiken unterstützen. Forscher und Entwickler, Konstrukteure und Verfahrenstechniker werden sich unter Kostengesichtspunkten stärker mit dem Einkauf und dem Controlling verzahnen. Zusammen mit Strategien zum Preismanagement und zur Preissicherung werden die Kosten für den Rohstoffeinsatz dadurch kalkulierbarer. Weitere Infos unter: www.firmenkunden.db.com
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RISIKOMANAGEMENT
VORSCHRIFTSMÄSSIG An Versicherungen und Banken werden hohe regulatorische Anforderungen in puncto Steuerung und Kontrolle von Risiken gestellt. Spezielle Risikomanagementsoftware unterstützt Branchen-Unternehmen bei der Umsetzung.
Vorsicht können Fehlentscheidungen nicht völlig ausgeschlossen werden. Zum internen Risikomanagement zählt daher eine Absicherung der handelnden Personen im Unternehmen. „Da sowohl das Unternehmen als auch das betroffene Organ unternehmerische Entscheidungen nicht zuletzt auch im Vertrauen auf bestehenden Versicherungsschutz treffen, sollte die für das Unternehmen bestehende D&O-Versicherung überprüft und ggf. ergänzt werden“, mahnt Gunhild Peiniger von der PP Business Protection GmbH. In der Unternehmenspraxis sollte die Regel gelten: Proaktiv beziehungsweise präventiv geht vor reaktiv. Die Ereignisse in Fukushima haben uns in diesem Jahr eine schmerzhafte Lektion erteilt. So haben die Experten erst nach der Katastrophe verstanden, dass beispielsweise die Ventile an Druckbehältern mit Filtern ausgestattet sein müssen, die auch ohne Strom arbeiten, um so zu verhindern, dass radioaktive Gase in die Umwelt gelangen. Hierzu gehört auch zu wissen, dass Kühlsysteme, die ohne Strom funktionieren, auch ohne Strom zu steuern sein müssen. Vor allem lehrte Fukushima allen Beteiligten die Erkenntnis, dass Prävention zwar Geld kostet, sich am Ende aber doch rechnet und uns vor Katastrophen schützt oder sie zumindest abmildert. Dabei ist die Erkenntnis, dass Prävention vor Reaktion gestellt werden sollte, nicht neu. Von dem berühmtesten Arzt des Altertums, Hippokrates, der vor rund 2.500 Jahren auf der griechischen Ägäisinsel Kos lebte, ist das Zitat überliefert, dass Vorbeugen besser als heilen ist.
IT-SYSTEM AUSWÄHLEN Als unmittelbare Folge der veränderten regulatorischen Rahmenbedingungen sowie der erhöhten Komplexität der Risikolandkarten stiegen auch die Anforderungen an die modernen Informations- und Kommunikationstechnologie: Das integrierte und präventive Management von Chancen und Ri-
Auf der sicheren Seite PLANBAR Risiken erkennen und steuern: Ausgefeilte Risikomanagementsoftware gewährleistet ein hohes Maß an Vorhersehbarkeit. Der Umgang mit Risiken ist das Kerngeschäft einer Versicherung. Die hohen Summen, welche die Assekuranzen für ihre Kunden verwalten, und die Langfristigkeit der Geschäfte mit Laufzeiten von teilweise mehreren Jahrzehnten stellen ganz besondere Anforderungen an die Identifikation, Bewertung und Steuerung von Risiken. Der Kölner Lebensversicherer HDI-Gerling bewältigt diese Herausforderungen mit Hilfe der Risikomanagementsoftware R2C_risk to chance der Schleupen AG. „Wie bei den meisten Versicherern wird auch unsere Risikolandkarte stark von Kapitalmarktrisiken dominiert. Angesichts der hohen Volumina, die wir an den Märkten bewegen, und eines Anlagehorizonts von teilweise 30 oder 40 Jahren haben selbst geringfügige Veränderungen des Zinsniveaus enorme Auswirkungen. Dies stellt die meisten anderen Risiken – zumindest rein rechnerisch – in den Schatten“, so Hartwig Eigenbrodt, der im Qualitativen Risikomanagement (MaRisk) der HDI-Gerling Leben Betriebsservice GmbH für die Einführung eines neuen Risikomanagement-Informationssystems (RMIS) verantwortlich war. „Die Erfahrung, dass sich Excel und Access zu diesem Zweck nur sehr bedingt eignen, machen früher oder später praktisch alle Unternehmen, die auf diese weit verbreiteten ‚IT-Lösungen‘ setzen. Gerade in hoch regulierten Branchen wie Banken oder Versicherungen stoßen solche Tools sehr schnell an ihre Grenzen“, betont Ulrich Palmer, Direktor bei der
Schleupen AG. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFIN) hat im Jahr 2009 die „Mindestanforderungen an das Risikomanagement für Versicherungen (MaRisk VA)“ veröffentlicht. Hierdurch wurden unter anderem die Bestimmungen im Hinblick auf die erforderliche Funktionstrennung zwischen Risikosteuerung einerseits und Risikocontrolling auf der anderen Seite spürbar restriktiver ausgestaltet. Als unmittelbare Folge der veränderten regulatorischen Rahmenbedingungen stiegen auch die Anforderungen an die IT-Unterstützung des Risikomanagements: Faktoren wie die Gewährleistung einer durchgängigen Revisionssicherheit oder umfassende Möglichkeiten zur Vergabe von abgestuften Zugriffsrechten haben sich zu absoluten „Muss-Kriterien“ für ein RMIS in der Versicherungswirtschaft entwickelt. Bei der Systemauswahl spielten Compliance-Aspekte dann auch bei HDIGerling eine bedeutende Rolle. Unter den wichtigen Nebenbedingungen, Revisionssicherheit jederzeit gewährleisten und ein detailliertes Rollenkonzept realisieren zu können, sollte die Anwendung natürlich den Risikomanagement-Prozess möglichst optimal unterstützen. Da die Berechnung des Risikomodells und die Risikoaggregation sowie die aktuelle Risikoanalyse bei HDI-Gerling mit speziell für diese Zwecke entwickelten Anwendungen erfolgt, lag der Schwerpunkt des RMIS auf der Steuerung der Einzelrisiken. Weitere Informationen unter: www.schleupen.de
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PERFORMANCE Hubert Bauer, LBLux, sieht die Vorteile einer Vermögensverwaltung für Privatinvestoren besonders in der Überwachung und im Management der Wertpapieranlagen. Anleger gewinnen Zeit und Sicherheit durch individuell zugeschnittene Lösungen.
Aktienanlagen bleiben erste Wahl RENDITE Anleger benötigen speziell in der Krise verlässliche Partner zur Vermögenssicherung. Langfristige Strategien mit Risikomanagement zahlen sich aus. Luxemburg hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Zentrum der Vermögensverwaltung im Euroraum entwickelt. Besonders in Krisenzeiten suchen Anleger nach einem verlässlichen Partner zur Absicherung ihrer Vermögenswerte. Die Banque LBLux (Tochter der BayernLB) bietet Privatanlegern seit mehr als 30 Jahren Konzepte zur Vermögensverwaltung und Zugriff auf die Expertise erfahrener Portfoliomanager mit langfristigen Strategien und Risikomanagement. Diese Experten haben schon manche Krise gemeistert. Gerade mit Blick auf die krisenbedingt reduzierten Bewertungsniveaus sind sie überzeugt, dass es sich für einen längerfristig orientierten Anleger lohnen sollte, in ein Vermögensverwaltungsportfolio mit Aktienschwerpunkt zu investieren. Die in Luxemburg ansässigen Vermögensverwalter glauben nach wie vor an die langfristige Renditestärke von Aktienanlagen. Die Enttäuschung vieler Investoren über die Aktienentwicklung der letzten zehn Jahre rührt für sie daher, dass eine große Anzahl ausschließlich in den Hauptmärkten mit Schwerpunkt ihres Heimatmarkts investiert haben. So tendieren Privatanleger dazu, in Märkten anzulegen, über die sie besonders viel zu wissen glauben. Für die LBLux macht es aber sowohl aus Gründen der Risikostreuung als auch zur Nutzung von Performancechancen Sinn, wenn wachstumsstarke Schwellenländer im Depot mitberücksichtigt werden. Nicht erst seit der Zahlungsausfall einiger Euro-Peripherie-
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länder denkbar geworden ist, hat sich der Anlageschwerpunkt im Zinsbereich deutlich in Richtung Unternehmensund Schwellenländeranleihen verschoben. Insbesondere letztere bieten, trotz klar verbesserter Haushalts- und Verschuldungssituation der Emittenten, weiterhin attraktive Zinsen und sind häufig auch unter Währungsgesichtspunkten sehr interessant. Neben den traditionellen Anlageklassen wird auch in alternative Anlagen investiert. Weil diese langfristig eine geringe Korrelation zu Aktien und Anleihen aufweisen, tragen sie zur Glättung der Portfolioentwicklung bei. Das Portfolio der Anleger wird aktiv den jeweils aktuellen Marktentwicklungen angepasst. Besonders auf das Risiko weist Hubert Bauer, Leiter Vermögensberatung & Portfolio Management der Banque LBLux, interessierte Kunden zuallererst hin: „Die Anleger müssen verstehen, dass, wenn sie den derzeit sehr niedrigen risikolosen Marktzins übertreffen möchten, ein gewisses Schwankungsrisiko (Volatilität) im Interesse eines langfristig höheren Anlageerfolgs akzeptieren werden müssen. Nur wer diese Eigenheiten der Depotentwicklung kennt und sie aushalten kann, läuft nicht Gefahr, seine Anlage in Panik zur Unzeit zu beenden.“ Mit moderner Infrastruktur und im Management für viele Kunden lassen sich zudem bei einer Vermögensverwaltung Kostenvorteile realisieren, die sich letztendlich in der Nettoanlagerendite positiv niederschlagen. Weitere Infos unter: www.lblux.lu
siken eines Unternehmens setzt die Verarbeitung einer Unmenge von Informationen aus unterschiedlichsten Quellen voraus. Diese Herausforderung kann nur bewältigt werden, wenn Informationssysteme zur Verfügung stehen, die dem Manager die entscheidungsrelevanten Informationen auch tatsächlich liefern können. De facto haben sich auch die Einflüsse wie etwa die Gewährleistung einer durchgängigen Revisionssicherheit oder umfassende Möglichkeiten zur Vergabe von abgestuften Zugriffsrechten inzwischen zu absoluten „Muss-Kriterien“ für ein Risikomanagement-Informationssystem (RMIS) beispielsweise in der Bankenwelt und der Versicherungswirtschaft entwickelt. „Die Erfahrung, dass sich Excel und Access zu diesem Zweck nur sehr bedingt eignen, machen früher oder später praktisch alle Unternehmen, die auf diese weit verbreiteten ‚IT-Lösungen‘ setzen. Gerade in hoch regulierten Branchen wie Banken oder Versicherungen stoßen solche Tools sehr schnell an ihre Grenzen“, betont Ulrich Palmer, Direktor bei der Schleupen AG, einem der führenden Softwareanbieter von RMIS. Auch bei der HDI-Gerling spielte die Auswahl eines konkreten Systems unter Berücksichtigung von Compliance-Aspekten eine bedeutende Rolle. Unter den wichtigen Nebenbedingungen, die Revisionssicherheit jederzeit gewährleisten und ein detailliertes Rollenkonzept realisieren zu können, sollte die Anwendung natürlich den RisikomanagementProzesses optimal unterstützen. Hierbei bildet der Einsatz der richtigen Technologie einen entscheidenden Baustein. Lutz Neugebauer, Bereichsleiter Sicherheit beim Branchenverband Bitkom, ergänzt: „Der strukturierte Umgang mit den individuellen Risiken des Unternehmens ist ein wesentlicher Ansatz, um dieses mit den richtigen Gegenmaßnahmen ausstatten zu können. IT-Systeme können dabei die Funktionen eines Risikomanagements sinnvoll unterstützen.“
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Lesen Sie auch... In zahlreichen weiteren Reportage, die unser Titelthema ergänzen, beleuchten wir die folgenden Themen: • Sicherheitsforschung (S. 7): Safety und Security gehören zusammen. • E-Commerce (S. 33): Sichere Bezahlsysteme sind entscheidend für den Unternehmenserfolg.
Für Theo Ruland, Geschäftsführer der Sybase GmbH, gehört dazu nicht nur die Fähigkeit zur Verarbeitung großer Datenvolumina, sondern auch deren Echtzeit-Einbindung in Unternehmensapplikationen. „Ein wichtiger Punkt für Unternehmen, die ihre Risikopositionen auch auf Intra-Day-Basis bewerten. Wir als Software-Anbieter müssen diesen Ansprüchen so gut wie möglich entsprechen“, so Ruland. Einen ähnlichen Aspekt sieht auch Ralf Kimpel, der eine hohe Integration der bestehenden Management-Informationssysteme mit der RisikomanagementIT als erforderlich erachtet. Kimpel: „Ebenso darf in unserer modernen Arbeitswelt mit verteilten Netzwerken und Unternehmensstützpunkten der globale Online-Abruf von Risk-Management-Informationen nicht fehlen. Hier kann die IT einen wichtigen Baustein für ein effizientes Risikomanagement bilden.“ Ein präventives IT-Risikomanage-
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• Interim Management (S. 23): Externe Experten stellen ihr Fachwissen auf Zeit zur Verfügung. • Logistik (S. 4): Die Sicherheit auf Transportwegen kann noch weiter verbessert werden. • Mikrofinanzierung (S. 28): Geldanlage mit gutem Gewissen. • Altersvorsorge (S. 27): Sicherheit als entscheidendes Auswahlkriterium.
ment muss primär den Schutz von sensiblen Unternehmensdaten gewährleisten. Keine leichte Aufgabe im Zeitalter von (metaphorischen) Wolken. Bei cloud-basierten Softwarelösungen befinden sich die Anwendungen und Daten nicht mehr auf dem lokalen Rechner oder im eigenen Rechenzentrum. Bei derart abstrahierten IT-Infrastrukturen muss beispielsweise sichergestellt werden, das personenbezogene Daten ausschließlich in deutschen Rechenzentren mit hohen Sicherheitsstandards gespeichert werden, bekräftigt Dr. Rainer Zugehör, Gründer und Geschäftsführer von MovingImage24. Darüber hinaus mahnen Experten zu einem Gesamtkonzept im sensiblen Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie. Sind Systeme betroffen, ist die Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs versperrt oder nicht mehr möglich. Davor warnt Gerrit-Leonhard Stein von der Helbling Manage-
ment Consulting GmbH: „So werden für einzelne Systeme Sicherungskonzepte erstellt, aber ein Gesamtkonzept fehlt. Dadurch entstehen jedoch inkonsistente Datenstände beispielsweise von Produktionsdaten und Lagerdaten, mit denen keine funktionierende Produktionsumgebung wiederhergestellt werden kann, was im schlimmsten Fall zu mehrtägigen Ausfällen führen kann.“ Vielmehr empfiehlt Stein eine Analyse von ITRisiken auf Basis der Geschäftsprozesse: „Durch die Zuordnung der IT-Komponenten zu dem jeweiligen Geschäftsprozess kann die Kritikalität jeder Komponente bewertet werden und die Auswirkung des Ausfalls einer Komponente auf einen Geschäftsprozess ist unmittelbar zu erkennen.“ Stein ergänzt: „Bei dieser Methode werden zudem die Abhängigkeiten der Daten zueinander transparent und diese Abhängigkeiten können in den Sicherungskonzepten berücksichtigt werden.“
Liquidität | Factor nimmt Kunden Ausfallrisiko ab
Sicheres und stabiles Wachstum mit Factoring Unternehmen werden zunehmend mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Die wachsende Komplexität des wirtschaftlichen Umfeldes eröffnet Chancen, birgt aber für die Betriebe auch hohe Risiken. Durch hohe Außenstände binden Mittelständler nicht nur viel Kapital im Umlaufvermögen, sie geraten vielmehr schnell in eine wirtschafltiche Schieflage. Jeder Lieferant, der Kunden Zahlungsziele einräumt, ist indirekt Geldgeber für andere Unternehmen und geht damit Risiken ein. Dies ist besonders bei stark expandierenden Unternehmen und im Exportgeschäft der Fall. Um am Markt er-
folgreich zu sein und Wachstum zu finanzieren, ist ausreichend Liquidität die zentrale Voraussetzung. „Der Verkauf offener Kundenforderungen an einen Factor hilft, das working capital zu reduzieren, die Bilanz um risikobehaftete Aktiva zu bereinigen und das Unternehmen auch bei schwankenden Umsätzen mit Liquidität zu versorgen“, sagt Andreas Wagner, Vorstand der activ factoring AG. Daneben ist die Absicherung gegen Forderungsausfälle durch den Factor der entscheidende Grund für Factoring. Bei einwandfreier Lieferung übernimmt beispielsweise die activ factoring AG 100 Prozent des Ausfallrisikos
und deckt als Besonderheit neben dem wirtschaftlichen auch das politische Risiko. Weitere Informationen unter: www.af-ag.de
WACHSTUM „Factoring ermöglicht die Konzentration auf das Wesentliche“, so Andreas Wagner.
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ERFOLGREICH Lutz Neugebauer, Bitkom: „Der Einsatz der richtigen ITLösungen ist ein entscheidender Baustein auf dem Weg zu einem funktionierenden Risikomanagement.“
Systemlösung | Fehlerquellen ausschalten und Synergien nutzen
Risiken erkennen und bewerten Die Wahl einer passenden Software ist entscheidend für die Qualität des Risikomanagements. Vielfältige Kriterien sind zu beachten. Der international agierende Bauausrüster AFG Arbonia-Forster-Holding AG hat sich für eine Softwarelösung von Avanon entschieden. Das Schweizer Unternehmen mit Sitz in Arbon ermittelte Risiken durch Interviews und Workshops. Danach wurden die Daten in einer Excel-Tabelle erfasst und manuell konsolidiert. Um den zeitlichen Aufwand zu begrenzen und Fehlerquellen auszuschalten, suchte das Unternehmen unter 15 Anbietern nach einer neuen Softwarelösung.
HILFE Dr. Hans-Peter Güllich favorisiert integrierte Lösungen für die Themen Risikomanagement, Audit und internes Kontrollsystem.
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Das angestrebte Softwaretool sollte in der Lage sein, die drei Themenbereiche Risikomanagement, Audit und internes Kontrollsystem in einer integrierten Systemplattform abzudecken, um hierdurch die Synergieeffekte zwischen diesen Materien aktiv zu nutzen. „Die umfangreiche Funktionalität und hohe Flexibilität der Software mit daraus folgender schneller Implementierung waren für AFG ausschlaggebend bei der Entscheidung für unsere Systemlösung“, erinnert sich Avanon Geschäftsführer Dr. Hans-Peter Güllich. Im Mai 2011 fand eine erste Besprechung mit der AFG statt. Nur zwölf Wochen später war die Projektumsetzung inklusive Anpassung an die individuellen Erfordernisse der AFG dank des strukturierten und in der Praxis erprobten Implementierungsprozesses abgeschlossen. Güllich ist überzeugt, dass die AFG den richtigen Weg gegangen ist, die bisherige Systemlösung durch eine integrierte Lösung zu ersetzen. So sei die stetige Weiterentwicklung sichergestellt, wodurch sich die AFG auf ihre Fachaufgaben konzentrieren könne. „Allerdings sind kleine und mittelständische Unternehmen häufig noch nicht so weit. Ein Fehler, der leider noch viel zu oft gemacht wird: Firmen begnügen sich damit, die Risiken bloß zu kennen. Gutes Risikomanagement bedeutet aber, das Bewusstsein zu schärfen, Risiken bei korrekter Einschätzung und entsprechenden Maßnahmeplänen bewusst einzugehen und so vorhandene Chancen und Potenziale besser zu nutzen“, konstatiert Hans-Peter Güllich. Weitere Informationen: www.avanon.com
SZENARIEN ENTWERFEN In den vergangenen Jahren haben Unternehmen erkannt, dass neben den rein operativen Risiken vor allem auch Finanzrisiken zu massiven Planabweichungen führen können. Die Gründe für eine höhere Volatilität beispielsweise bei Rohstoffpreisen sind vielfältig. Oftmals verfügen nur wenige Länder über wirtschaftlich abbaubare Rohstoffvorräte. So stammen rund 95 Prozent der „Metalle der Seltenen Erden“ aus China. Vor diesem Hintergrund hat etwa der Toyota-Konzern ein separates Risikomanagement-Komitee gebildet, das eine Versorgung mit Seltenerdmetallen sicherstellen soll. Außerdem werden die Preise durch die Oligopolisierung der Märkte in die Höhe getrieben. So stammen etwa zwei Drittel des frei gehandelten Eisenerzes aus den Minen von nur drei Anbietern. Überdies sind viele Erzeugerländer politisch instabil. Im Krisenherd Kongo etwa wird Tantal abgebaut, das zur Herstellung von Kondensatoren für Mobiltelefone benötigt wird. Des Weiteren führt eine strategische Industriepolitik in vielen Ländern dazu, dass durch spezifische Ausfuhrsteuerungen, die Verweigerung der Mehrwertsteuererstattung beim Export von Rohstoffen oder durch die Verhängung von Exportverboten die Ausfuhr von Rohstoffen behindert wird. Eine zentrale Rolle in der Rohstoff-Gesamtstrategie spielen finanztechnische Absicherungsmechanismen. Analog zu Devisenkursen oder Zinsen lässt sich nahezu jeder Rohstoff gegen Preisschwankungen absichern, bestätigt Dr. Ulrich Schürenkrämer, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Deutschen Bank. Doch nicht nur Rohstoffpreisrisiken haben in den vergangenen Jahren bei vielen Unternehmen an Relevanz gewonnen. Auch Liquiditätsrisiken stehen ganz oben auf der Risikolandkarte. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass insbesondere die Zahlungsmoral der Kunden kleiner und mittelständischer
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RISIKOMANAGEMENT
Die Bedeutung eines Risikomanagementsystems rückt mehr und mehr in das Bewusstsein der Unternehmer: Mehr als 65 Prozent der Firmenchefs planen einen Ausbau ihres Risikomanagementsystems in den nächsten beiden Jahren. Immerhin neun Prozent der Befragten denken über die erstmalige Einführung eines Systems nach.
Unternehmen (KMU) sich kontinuierlich verschlechtert. In der Konsequenz führen Liquiditätsengpässe nicht selten zu Zahlungsausfällen bei den eigenen Kunden. Dies ist ein Grund für den Einsatz von Factoring. Die Vorteile des Factorings, wie beispielsweise die 100-prozentige Delkredereabsicherung sowie den sofortigen Liquiditätszufluss, wissen immer mehr Kunden zu schätzen. Dr. Alexander M. Moseschus, Geschäftsführer des Factoring-Verbands, bekräftigt diese Entwicklung: „Der Factoringmarkt er-
28,5 %
6%
22,5 %
Risikothemen 2011
37,3 %
11,8 %
Enterprise Risk Management (ERM) Konvergenz risikoorientierter Stabsabteilungen (Risk, Compliance, Audit) Risikoinventur Stresstests
holt sich im Jahr 2011 sichtbar. Nach wie vor steigen auch die Kundenzahlen rasant, was das große Interesse an der Finanzdienstleistung Factoring offenbart: Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2010 stieg die Kundenzahl nochmals um 67 Prozent.“ Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels, der eine aktuelle Studie des Deutschen FactoringVerbandes wissenschaftlich begleitet hat, erklärt: „Das wichtigste Motiv für den Einsatz von Factoring ist die Liquiditätssicherung durch eine breitere Finanzierungsbasis und
66 %
Quelle: Risiko 2011: www.risiko-manager.com, Zukunft: RMCE
VORMARSCH 19 %
9%
Risikomamanagement in der Zukunft
Keine Maßnahme geplant Einführung eines RMS Bestehendes RMS ausbauen Verbesserung der Darstellung von Risiken
eine größere Unabhängigkeit von der Finanzierung durch Banken.“ Factoring vereinfacht also nicht nur den Forderungseinzug, sondern erweist sich als Risikomanagement-Maßnahme. Basierend auf einer aktuellen Studie der Unternehmensberatungen Funk RMCE und Weissman & Cie sowie der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft Rödl & Partner bewertet die Mehrheit der Unternehmen ihre Risiken nicht in Szenarien, sondern in einer Einzelfallbetrachtung. Lediglich 30 Prozent
Datensicherung | Umsatzeinbußen sind vermeidbar
Das Gesamtkonzept muss stimmen Gerrit-Leonhard Stein, zuständig für IT- und Risikomanagement bei der Helbling Management Consulting GmbH, sieht Handlungsbedarf für Unternehmen ohne funktionierendes Sicherungskonzept. Was sind die Auslöser für die Einführung eines Risikomanagements? Ein wesentliches Ziel ist die Verlässlichkeit der Produktionsmittel. Hierbei sind die Ausfallkosten sowie die Beeinträchtigungen in den Geschäftsprozessen wichtige Aspekte. Das IT-Risiko ist doch gering, solange Backups oder zwei Rechenzentren vorhanden sind? Davon wird häufig ausgegangen und in so mancher Abschlussprüfung wird dies sogar testiert. Jedoch sehen wir in der Praxis immer wieder, dass trotz Backups und der Nutzung mehrerer Rechenzentren die Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs nach einem Ausfall nicht möglich ist. So werden zwar für
einzelne Systeme Sicherungskonzepte erstellt, aber ein Gesamtkonzept fehlt. Dadurch entstehen häufig inkonsistente Datenstände z.B. von Produktions- und Lagerdaten, mit denen eine konsistente Produktionsumgebung nicht wiederhergestellt werden kann. Das führt im schlimmsten Fall zu mehrtägigen Ausfällen. Welches Vorgehen ist empfehlenswert? Es bedarf umfassender Erfahrung im Zusammenspiel von Systemen und Geschäftsprozessen, um die Wirksamkeit von Sicherungskonzepten zu überprüfen. Daher empfehlen wir eine Analyse von IT-Risiken immer auf Basis der Geschäftsprozesse. Durch die Zuordnung der IT-Komponenten zu dem jeweiligen Geschäftsprozess kann die Kritikalität jeder Komponente bewertet werden und die Auswirkung eines Ausfalls ist unmittelbar zu erkennen. Bei dieser Methode werden zudem die Abhängigkeiten der Daten zueinander transparent und können in den Sicherungs-
konzepten berücksichtigt werden. Nur so ist die IT in der Lage, Datenkonsistenz und Datenintegrität jederzeit, auch nach einem Ausfall, sicherzustellen. Infos: www.helbling.de
ANALYSE Gerrit-Leonhard Stein: „Kleine Ursachen haben oft eine große Wirkung – es drohen mehrtägige Ausfälle der IT.“
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KALKULIERBAR Factoring stellt eine wirksame Methode zur Begrenzung des Liquiditätsrisikos dar, konstatiert Dr. Ralf Moseschus vom Factoringverband.
der Unternehmen führen eine Gesamtrisikobetrachtung durch. So kann auf komplexe Entwicklungen, bei denen sich einzelne oder auch mehrere Risikoparameter wechselseitig beeinflussen, nur unzureichend reagiert werden. Was passiert beispielsweise, wenn der Firmenchef als wichtigster Wissens- und Entscheidungsträger ausfällt? „Packen Sie den Notfall-Koffer!“, rät Claus Engler, Experte für Risikomanagement bei TÜV Süd Management Service. Und Engler ergänzt: „Er darf nur benutzt werden, wenn der Chef
ausfällt, und sollte enthalten: Anweisungen für eine geregelte Stellvertretung, Vollmachten für alle Konten, das Unternehmenstestament, Liste der wichtigsten Lieferanten und Kunden, Anweisungen für die zentralen Projekte, Liste der Passwörter, Codes, PINs für Computer und Online-Banking und Ablageorte für die wichtigsten Unterlagen und Schlüssel des Unternehmens.“ In einer jüngst vom Kompetenzportal RiskNET im Auftrag vom SAS Institute durchgeführten Benchmark-Studie in der
Versicherungswirtschaft haben 62 Prozent der befragten Experten Risiko als DownsideRisiko definiert. Lediglich rund 38 Prozent haben Risiko als positive und negative Planabweichung (Upside- und Downside-Risiko) verstanden. Prof. Dr. Wolfram Wrabetz, Vorstandsvorsitzender der Helvetia, weist im Rahmen der Studie darauf hin, dass vor allem das Nicht- oder Falschnutzen von Chancen ebenso zur Existenzkrise eines Unternehmens führen kann wie die mangelnde Vermeidung von Risiken.
ZIELE DEFINIEREN Restrukturierungsgesetz | D&O-Versicherung
Nachhaftung vereinbaren Haftpflichtversicherungen sind nur wirkungsvoll, wenn sie eine optimale Kongruenz zwischen Haftung und Versicherungen herstellen. Oftmals hat die Vielfalt von neuen Gesetzen keinen Eingang in bestehende Directors-and-Officers-Versicherungen (D&O) gefunden. Hierin liegt eine erhebliche Gefahr für den handelnden Vorstand oder Aufsichtsrat, denn im Falle eines Ausscheidens wegen Krankheit oder Pensionierung können Schadenersatzansprüche nun bis zu zehn Jahre durch die AG geltend gemacht werden. Bei Verhandlungen mit dem Versicherer sollte darauf geachtet werden, dass eine sogenannte unverfallbare Nachhaftung vereinbart wird, denn die meisten D&O-Policen sehen vor, dass die Nachhaftung mit Beginn eines neuen D&OVertrags endet. Aufgrund des noch weichen Prämienmarkts
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in der D&O-Sparte ist es empfehlenswert, lange Nachhaftungsfristen zu vereinbaren. „Hiervon sollten sich die Verantwortlichen auch für den Fall, dass die Vertragsverlängerung für 2012 bereits erfolgt ist, nicht abhalten lassen“, so Gunhild Peiniger, Geschäftsführerin der PP Business Protection GmbH, welche D&O-Versicherungen anbietet. Schnelles Handeln ist geboten, da es aufgrund der Vielzahl von Schadensmeldungen, die – mit einem gewissen Zeitverzug nach der Finanz- und Wirtschaftskrise – nunmehr folgen werden, zu massiven Prämiensteigerungen in der D&O-Versicherung kommen könnte. Infos: www.pp-business.de
OPTIMIERUNG Bestehende D & O-Policen sollten zur Vermeidung einer Unterversicherung zeitnah überprüft werden, rät Gunhild Peiniger.
Ziel der vorliegenden Studie war es, den betriebswirtschaftlichen Mehrwert eines unternehmensweiten Risikomanagements aufzuzeigen. Vor diesem Hintergrund haben sich die Autoren der Beantwortung der Fragen auf drei Wegen genähert. Zum einen wurde eine empirische Umfrage initiiert, an der sich insgesamt 578 Personen beteiligt haben. Ergänzend wurden strukturierte Interviews mit ausgewählten Vorständen und Finanzverantwortlichen geführt. Zu guter Letzt wurden diese Ergebnisse durch exemplarische, im Sinne eines Benchmarking ausgewählte Fallstudien ergänzt. Insgesamt hat die Studie zutage gebracht, dass Chancenmanagement zwar als relevant erkannt wird, jedoch weiterhin das Wagnismanagement dominiert. Dabei wird die zunehmende Bedeutung von Szenarioanalysen erkannt, die Umsetzung in die Praxis fehlt jedoch häufig noch. Obwohl die fließenden Grenzen von Risikomanagement zu Controlling, interner Revision und Compliance noch nicht von allen Unternehmen erkannt werden, erfährt das Risikomanagement gerade in erfolgreichen Unternehmen einen Bedeutungsschub – und zwar unabhängig von regulatorischen Veränderungen. Durchgängig wird die Umsetzung einer gelebten Risikomanagementkultur als Erfolgsfaktor bewertet, wobei wertorientierte Risikomaße immer
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RISIKOMANAGEMENT
Absicherung gegen IT-Risiken NEULAND IT-Risiken stellen für viele Unternehmen ein neues Problem dar. Eine adäquate Versicherung muss möglichst gut auf den Einzelfall abgestimmt sein.
stärker die Geschäftsmodelle der erfolgreichen Unternehmen bestimmen. „Risk is the sugar and salt of life“, heißt es in England. Die salzige Seite des Risikos, in der deutschen Sprache allgemein als Gefahr bezeichnet, ist untrennbar mit der süßen Seite – den Chancen – verbunden. Ohne Risiken gäbe es auch keinerlei Chancen und der verantwortungsvolle Umgang mit Risiken stellt in Wirklichkeit einen wesentlichen Werttreiber für das Unternehmen und damit auch für alle Stakeholder dar. Chancen und Wagnisse sind die zwei Seiten ein und derselben Medaille. Um Werte für ein Unternehmen zu schaffen, müssen Risiken eingegangen werden. Derartige potenzielle Zielabweichungen können final zum einen als „Downside-Risiken“ die Unternehmenswerte reduzieren oder auch als „Upside-Risiken“ den Unternehmenswert steigern.
CHANCEN NUTZEN Das Fundament einer wert- und risikoorientierten Unternehmensführung basiert auf den entscheidungsrelevanten Informationen, die das Risikomanagement dem TopManagement zur Verfügung stellt. Das Risikomanagement sollte daher das Ziel verfolgen, die Führungsebene dabei zu unterstützen, bessere Entscheidungen – basierend auf einer höheren Risikotransparenz – zu treffen. Es handelt sich um einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem alle Funktionen, Prozesse und Bereiche eines Unternehmens erfasst werden. Im Gegensatz zur heute noch oft anzutreffenden kapitalmarktorientierten Betrachtung eines wertorientierten Managements erfordert eine risikoorientierte Unternehmensführung, dass die überlegenen unternehmensinternen Informationen über die Risiken konsequent genutzt werden. Der Erfolg eines Unternehmens ist dabei maßgeblich dadurch bestimmt, dass die „richtigen“ Risiken eingegangen werden. „Gutes Risikomanagement bedeutet vor allem, das Be-
Dirk Kalinowski, Branchenverantwortlicher IT bei der AXA Versicherung AG, erläutert im Interview mit VISAVIS ECONOMY die Anforderungen an das Risikomanagement in Unternehmen. Warum sind IT-Risiken für Unternehmen so schwer kalkulierbar? Das hat verschiedene Gründe: IT-Risiken sind neu, das fachliche Verständnis hierfür entwickelt sich erst. Sie sind zudem meist sehr komplex und ihre finanziellen Auswirkungen können oft nur schwer eingeschätzt werden. Wie sollte ein gutes Risikomanagement aussehen? Informationssicherheit entsteht nicht durch Einzelprojekte oder die Behandlung von Teilbereichen, sondern es muss vieles gleichzeitig betrachtet werden: ITOrganisation, -Betrieb und -Compliance, Datenschutz, Notfallvorsorge, Outsourcing. Auch die Mitarbeiter eines Unternehmens spielen eine wichtige Rolle. Ein umfassendes Konzept muss die vielfältigen Risiken zunächst identifizieren und bewerten, damit dann optimale Strategien entwickelt werden können. Dazu zählt auch die Möglichkeit einer Versicherung. Welche IT-Risiken sind denn versicherbar? Bei Verstößen gegen Datenschutzvorschriften hilft eine Rechtsschutz- oder Haftpflichtversicherung. Für das Risiko eines Brandes oder einer Fehlbedienung, aber auch der Löschung oder Veränderung von Daten gibt es die Elektronikversicherung. Eine Betriebsunterbrechungsversicherung kann vor den finanziellen Folgen von Produktionsausfällen schützen. Zum Schutz vor den Folgen strafbarer Handlungen von Mitarbeitern kann eine Vertrauensschadenversicherung abgeschlossen werden.
GESCHÜTZT Dirk Kalinowski plädiert für ein ganzheitliches Risikomanagement, um die Informationssicherheit zu erhöhen.
Was lässt sich nicht versichern? Verursacht ein Hackerangriff mittelbare Kosten, z.B. Betriebsunterbrechungskosten, tritt die Versicherung nicht ein. Auch die Folgen von Imageverlusten durch einen Datenskandal lassen sich nicht versichern. Gleiches gilt für Risiken aus DoSAttacken, also beim Versuch, die Funktion eine Servers von außen zu stören, oder bei Ausfällen des Internetzugangs. Wie unterstützen Sie auf diesem Gebiet Ihre Versicherten? AXA hat für Unternehmen einen RisikoCheck entwickelt, mit dem Sicherheitslücken und -risiken identifiziert werden können. Außerdem bieten wir zusammen mit unseren Partnern SIZ und 8com eine ganzheitliche Risikobehandlung an, in die alle Aspekte des IT-Risikomanagements von der Notfallbehandlung bis zur Zertifizierung des InformationssicherheitsManagementsystems einbezogen werden. Weitere Informationen: www.axa.de
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Grundlagen Gerhard Ries und Gunhild Peiniger stellen in ihrem Praxishandbuch „Haftung und Versicherung von Managern“ die Grundzüge des Systems der Haftung von Organmitgliedern dar. An Beispielen zeigen sie auf, wie Geschäftsführer, Vorstände und Aufsichtsräte gegen mögliche Haftungsrisiken versichert werden können. Ein
wusstsein zu schärfen, Risiken bei korrekter Einschätzung und adäquaten Maßnahmenplänen bewusst einzugehen und vorhandene Chancen und Potenziale besser nutzen zu können“, bestätigt Dr. Hans-Peter Güllich, Geschäftsführer des Schweizer Unternehmens Avanon. Entscheidungen sind immer zukunftsbezogen und die Zukunft ist nicht punktgenau vorherzusagen. Ein Mehr an Unsicherheit – gleich höhere Risiken – erfordert in der Konsequenz höhere erwartete Erträge. Dies ist eine andere Formulierung
Softwarelösungen |
für eine der Grundideen eines wertorientierten Managementverständnisses. Diese Gesetzmäßigkeit gilt nicht nur für Unternehmen, sondern auch für jeden Kapitalanleger. So müssen auch die privaten Anleger verstehen, dass zur Erreichung einer höheren Verzinsung als der risikolose Marktzins auch eine höhere Volatilität im Interesse eines langfristig höheren Anlageerfolgs akzeptiert werden muss, so Hubert Bauer, Leiter Vermögensberatung & Portfolio Management der LBLux. Wichtig ist hierbei
Schwerpunkt liegt dabei auf unternehmerischen Fehlentscheidungen. Jeder Fragestellung folgen eine rechtliche Übersicht sowie Tipps für die praktische Versicherung. Zielgruppe sind unter anderem auch Beiräte und Aufsichtsräte. Walhalla Fachverlag. Zweite, aktualisierte Auflage, ISBN 978-3-8029-1546-8.
aber vor allem, dass ein strenges Risikocontrolling sicherstellt, dass das Portfolio entsprechend der Risikotragfähigkeit und dem Risikoappetit gesteuert wird.
RISIKEN STEUERN Risiken sind die Bugwelle des Erfolgs, sagt der Schriftsteller Carl Amery. Wer seine Chancen erkennen und nutzen will, muss unabdingbar auch seine Risiken managen. Das ist sicherlich mit Abstand die wertvollste Erkenntnis der jüngsten Turbulenzen an den
Einbindung von Daten in Echtzeit
Datenmanagement in der Krise Mit geeigneter Software lassen sich Risiken nicht vermeiden, aber professioneller einschätzen und managen. Sybase-Geschäfts-
VERFÜGBARKEIT „Banken müssen auf Daten schnell zugreifen können. Sybase macht es möglich“, so Geschäftsführer Theo Ruland.
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führer Theo Ruland stellt im Gespräch effektive sowie einfache Anwendungen vor. Für welche Prozesse des Risikomanagements können nach Ihrer Auffassung Softwarelösungen sinnvoll eingesetzt werden? Seit 20 Jahren unterstützen wir erfolgreich den Handel und besonders das Datenmanagement von Investmentbankern. Unsere optimierte Datenkompression macht es zum einen möglich, dass umfangreiche Datenhistorien schnell angelegt werden. Zum anderen machen wir für Risikomodelle die aktuellen Daten in Echtzeit verfügbar. Diese Kombination kann zwar eine gute Risikostrategie nicht ganz ersetzen, verbessert das Risikomanagement jedoch erheblich. Was macht Sybase IQ für den Einsatz im Risikomanagement besonders geeignet? Mit Sybase IQ lassen sich auch sehr große Datenvolumen komplexer Anwendungen effektiv verwalten und das mit stark verkürzten
Ein- und Ausgabezeiten. Unsere Kunden benötigen eine Datenbank, die trotz des kontinuierlichen Systemwachstums einfach zu managen bleibt, ohne dass die Sicherheit darunter leidet, und mit IQ können wir genau das anbieten. Wie sieht für Sie ein erfolgreiches Risikomanagement aus? Das fängt mit der Risikophilosophie eines Unternehmens an. Der erste Schritt zählt zur Unternehmenskultur und ist das aktive Managen von Risiken. Der zweite Schritt liegt im Einsatz der geeigneten Technologien. Und schließlich gehört nicht nur die Fähigkeit zur Verarbeitung großer Datenmengen dazu, sondern auch die Einbindung in die Applikationen des Unternehmens in Echtzeit. Wir wissen: Immer mehr Unternehmen möchten ihre Risikopositionen auch im Hinblick auf den Intraday-Handel bewerten. Diesen Ansprüchen wollen wir bestmöglich genügen. Weitere Informationen unter: www.sybase.de
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Märkten und in Staatshaushalten. Insgesamt muss es darum gehen, mehr Zeit und Ressourcen auf das tatsächliche ernsthafte Nachdenken über die wesentlichen kritischen Zukunftsszenarien und Risiken zu lenken. Dies erfordert ein breites Verständnis, eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und möglicherweise auch eine neue Ausrichtung des Risikomanagements als Steuerungsinstrument. Risikomanager müssen sich auf das konzentrieren, was für das Unternehmen wirklich zu Krisen führen kann. Kreditinstitute sowie Staaten benötigen Bewertungsmethoden und Risikomodelle sowie Risikobewältigungsstrategien, die auf extreme Krisenszenarien ausgerichtet sind. Die jüngsten Turbulenzen der Finanzmärkte sind kein Argument gegen die Sinnhaftigkeit eines präventiven Risikomanagements, sondern ein Argument für die Weiterentwicklung und Professionalisierung der Methoden. So ist die Krise eine Chance auf einen ernsthaften Fortschritt im Risikomanagement. Jeder Kapitän weiß, dass Schiffe für die Tage gebaut werden, an denen Stürme toben und riesige Wellen ihr Schiff wie ein Spielzeug hin und her schleudern. Klare Strategie: Sie sollen jeden nur denkbaren Sturm überleben. Viele Risikomanager und Entscheider hingegen konstruieren ihr Risikomanagement so, als gäbe es nur Sonnentage und keinerlei Wetterwarnungen. Für sie gilt nicht selten das „Kölsche Grundgesetz“: „Et hät noch immer joot jejange“. Insider berichten jedoch, dass nach dem dramatischen Einsturz des Kölner Stadtarchivs und der fassungslosen Erkenntnis, das nur 17 Prozent der vorgeschriebenen Eisenbügel zur Stabilisierung der Grube tatsächlich eingebaut wurden, das Gesetz geändert werden soll in „Vorbeuge ess besser als heile“.
Frank Romeike (Chefredakteur der Fachzeitschriften „Risiko Manager“ und „Risk, Compliance & Audit“)
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Handlungsfähig auch im Ernstfall RISIKOSTREUUNG Damit der Ausfall des Firmenchefs nicht zur Katastrophe für das Unternehmen wird, sind frühzeitig Vorkehrungen zu treffen. Rund 95 Prozent der deutschen Firmen sind Familienunternehmen. Häufig ist der Chef wichtigster Wissens- und Entscheidungsträger, Hauptkapitalgeber und oberster Beziehungsmanager. Fällt er plötzlich wegen eines Unfalls oder einer schweren Krankheit aus, kann das schnell das Aus für kleine oder mittelständische Betriebe bedeuten. Aufgrund mangelnder Vollmachten und Informationen klaffen in der Buchführung schnell Löcher, Rechnungen können weder gestellt noch gezahlt werden, langjährige Kunden und Lieferanten springen ab. Schon ein 14tägiger Ausfall des Unternehmensleiters reicht, um die Firma in eine existenzielle Schieflage zu bringen. Dabei sind nur drei Prozent der Unternehmen vorbildlich für den Fall der Fälle abgesichert. „Das Risiko, plötzlich nicht mehr arbeiten zu können, und die damit verbundenen Folgen sehen die wenigsten Chefs von kleineren Unternehmen. Einmal sensibilisiert, erkennen die Firmenbesitzer aber sehr schnell, dass Risikovorsorge betrieben werden muss“, sagt Claus Engler, Experte für Risikomanagement bei TÜV Süd Management Service. Er empfiehlt, geeignete Prozesse einzuführen, um das Risiko zu mindern. „Eigentum, Kapital, Aufsicht und Führung sind bei Familienunternehmen häufig bei einer Person verknüpft. Risikomanagement und eine offene Kommunikation sorgen hier für eine Entzerrung“, so Fachmann Engler. Unternehmen können in mehrfacher Hinsicht profitieren. Das Know-how bleibt in der Firma und
wichtige Kundenbeziehungen sind nicht nur von einer Person abhängig. Es verbessert die Verhandlungsposition auch gegenüber Banken und anderen Unternehmen, denn ein strukturelles Risiko ist objektiv bewertbar. Die besseren qualitativen Ratingfaktoren (Stichwort Basel II) sorgen für geringere Kapitalkosten. Dabei gibt es Stufenpläne. Als Basisstufe sollte beispielsweise ein Vertretungsmanagement eingeführt werden, das greift, wenn der Chef für eine Zeit von mehr als zwei Wochen ausfällt. Hier ist genau festgelegt, wer welche Aufgaben übernimmt. Einige wichtige Punkte sollten ebenfalls unbedingt im Vorfeld geklärt werden: Beispielsweise wie sich im Falle eines Falles Testament und Gesellschaftervertrag auf das Unternehmen und seine Liquidität auswirken. Kommt ein Nachfolger aus der Familie in Betracht oder muss über einen möglichen Fremdgeschäftsführer, einen Interims-Manager nachgedacht werden? Engler betont: „Packen Sie einen ‚Notfall-Koffer‘! Er darf nur dann benutzt werden, wenn der Chef ausfällt, und sollte Folgendes enthalten: Regelungen zur Stellvertretung, Vollmachten für die Konten, das Unternehmertestament, Liste der wesentlichen Lieferanten und Kunden, Anweisungen für die wichtigsten Projekte, Passwörter, Codes, PINs für Computer und Online-Banking sowie Ablageorte für die wichtigsten Unterlagen und Schlüssel des Unternehmens.“ Weitere Informationen unter: www.tuevsued.de/unternehmerausfall
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Gastbeitrag Dr. Christian Baur Managing Director Alvarez & Marsal
Operative Leistungsfähigkeit im Fokus WANDEL Die Finanzierung von Wachstum bedeutet eine zentrale Herausforderung für das Management. Unternehmensberater werden zunehmend beauftragt, Wertsteigerungsprogramme umzusetzen.
Die Wirtschaftwelt redet derzeit nur noch von Wachstum, über Restrukturierung spricht kaum noch jemand. Ist die Krise schon ad acta gelegt oder greift sie über kurz oder lang doch auf die Realwirtschaft über? Die derzeitige Entwicklung birgt Gefahren: Die auf Wachstum ausgelegten Businesspläne in vielen Unternehmen verleiten allzu häufig dazu, dass die Fehler der Vergangenheit, wie z.B. ein hoher Fixkostenaufbau oder die Schaffung inflexibler Unternehmensstrukturen, wiederholt werden, ergänzt um das Phänomen der „Wachstumsfalle“. Dabei geht es um die Absicherung ausreichender Liquidität, um sich das geplante Wachstum überhaupt leisten zu können. Es verblüfft daher nicht, dass die Finanzierung von Wachstum heute für viele Unternehmen eine zentrale Herausforderung darstellt. Eine Studie der internationalen Managementberatung Alvarez & Marsal fördert des Weiteren zutage, dass jedes vierte Unternehmen die Frage der Finanzierung als das größte Risiko für die Geschäftsentwicklung im kommenden Jahr ansieht. Die Spielräume der Banken sind – infolge von Basel III und den der Kreditvergabe zugrunde liegenden schlechteren Ratings der Kunden – zusätzlich eingeengt. Diese Rahmenbedingungen führen dazu, dass sich in der Managementberatung ein Richtungswechsel vollzieht. Strategisch denken können die Unternehmen heute vielfach selbst. Die Zeiten, in denen der breite Verkauf von visionären Strategien en vogue war, sind vorbei. Viele Unternehmensberatungen stecken daher in einer Sinnkrise und arbeiten an neuen, tragfähigen Geschäftsmodellen. Doch längst nicht alle in der Managementberatung haben die Zeichen der Zeit erkannt. Anders als früher geht die Nachfrage jetzt eindeutig in Richtung konkreter Umsetzungsberatung. Künftig wird es nicht reichen, sich allein um die Passivseite zu kümmern, sondern vor allem die operative Leistungsfähigkeit muss hergestellt werden, um Ergebnisse und Cash Flows abzusichern. Damit stehen insbesondere die Schaffung von nachhaltigen Strukturen sowie Prozessen für profitables Wachstum im Fokus. Parallel geht es überdies um die Erarbeitung einer atmenden, flexiblen Kostenstruktur, mit der sich zwangsläufig auch neue Spielräume im Bereich der Finanzierung erschließen lassen. Die von Unternehmenslenkern heute geforderten Lösungen, mit in
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der GuV messbaren Ergebnissen, stellen eine neue Herausforderung an die Managementberatung dar. Es ist ein neuer Typus von Beratung gefragt. Nicht voluminöse Konzepte mit visuell anspruchsvollen Charts sind angesagt, sondern eine Beratung, die konkrete, messbare und nachhaltige Lösungen präsentieren kann. Kleine, schlagkräftige Beratungsteams, die als Umsetzer und Helfer agieren und denen es gelingt, Wertsteigerungsprogramme mit den Mitarbeitern der Kunden zu entwickeln und umzusetzen. Beratungsteams, die in der Umsetzung selbst Hand anlegen und die verschiedenen Initiativen im Unternehmen global orchestrieren, dafür selbst Verantwortung zeichnen und sich darüber hinaus noch in den Honorarmodellen unternehmerisch am Erfolg messen lassen. Gefragt ist daher zukünftig umso mehr eine Beratung, die über kleine Teams von hochspezialisierten Managern – ausgestattet mit Industrie- und Funktionskompetenz plus Kapitalmarkt-Know-how – den Unternehmensentscheidern zur Seite stehen und auf Entwicklungen jederzeit gezielt reagieren kann. Diese Manager sollten über Industriebackground sowie langjährige Beratungserfahrung verfügen. Da wir uns in einer globalen Welt befinden, muss diese Beratung auch global lieferfähig sein. Im Vordergrund stehen messbare Lösungen, denn nur so kann den Kunden der wichtige und viel beschworene „Value Add“ auch tatsächlich geliefert werden. Mit dem eingeforderten Anspruch, interimistisch Vorstandsund Geschäftsführungsressorts zu übernehmen bzw. als Beratungsteam an der Seite der Unternehmensentscheider die gemeinsam mit den Kunden erarbeiteten Konzepte unmittelbar im Unternehmen umzusetzen, verändert sich die Beratungsbranche nachhaltig. Die Umsetzungserfahrung avanciert so zum entscheidenden Gradmesser und beantwortet die wichtige Frage, ob das Investment in den Berater rentabel und gerechtfertigt ist. Damit einhergehen muss der klare Anspruch an den Berater, jedem Problem die entsprechende Beachtung auf Senior-Level entgegen setzen zu können und Führung zu zeigen, indem man selbst die Ärmel hochkrempelt, um die jeweiligen Aufgaben zu erledigen. Damit können operative und finanzielle Engpässe bewältigt und Unternehmenswerte langfristig gesichert werden. Weitere Informationen unter: www.alvarezandmarsal.com
INTERIM MANAGEMENT
Quelle: www.hi-re.nl / VISAVIS
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Experte auf Anfrage UNTERSTÜTZUNG Die Landschaft für Interim Manager verändert sich. Gefragt sind kleine, schlagkräftige Beraterteams, die nicht mehr nur im Management, sondern auch in Projekten externe Unterstützung bieten.
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urokrise, Griechenland, Energiewende und demographischer Wandel – mit diesen und ähnlichen Schlagworten sind insbesondere für kleinere und mittelständische Unternehmen große Herausforderungen verbunden. Um diese sicher zu meistern, kann externes Expertenwissen kurzfristig gezielt Unterstützung sowie Planungssicherheit bieten. Zahlreiche Unternehmen stellen sich heute neu auf und optimieren Prozesse sowie den Einsatz von Ressourcen. „Hierzu holen sie sich externes Know-how, zusätzliches Expertenwissen und Managementkapazitäten auf Zeit ins Unternehmen“, stellt Jens Christophers, Vorstandsvorsitzender der Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e. V. (DDIM), fest. Das führt nach den Krisenjahren 2009 und 2010 zu einem 30prozentigen Wachstum des Marktes für InterimManagement-Dienstleistungen in Deutschland – gemessen am gesamten Honorarvolumen in 2011 von voraussichtlich 850 Mio. Euro – nach 640 Mio. Euro im Vorjahr.
Der steigende Bedarf im Mittelstand sorgt für ein wachsendes Angebot an Interim Managern. Immer mehr erfolgreiche Linienmanager wagen den Schritt in die Selbstständigkeit und bieten als Einzelkämpfer oder unter dem Dach eines etablierten Providers ihre Erfahrung als Interim Manager an. Bei der Suche nach geeigneter Unterstützung kann es sinnvoll sein, auf einen Provider zurückzugreifen. Dieser kann seinem Kunden eine dessen Bedürfnissen entsprechende Vorauswahl an geeigneten Kandidaten präsentieren. Sollte sich der gewählte Experte als nicht optimal qualifiziert für die zu bewältigende Aufgabe darstellen, stellt der Provider nahtlos einen anderen Interim Manager zur Verfügung. Diese Option haben Unternehmer, die eigenständig einen externen Manager beauftragen, in aller Regel nicht. Unternehmen, welche die Hilfe von Interim Managern in Anspruch nehmen, profitieren jedenfalls von einer Mischung aus langjähriger Managementerfahrung
sowie hoher fachlicher und sozialer Kompetenz. Qualitäten wie Umsetzungserfahrung und -stärke sind von besonderer Bedeutung. Derzeit werden Interim Manager noch vorwiegend auf der ersten und zweiten Leitungsebene eingesetzt, zunehmend trifft man jedoch auch in Projekten auf „Mitarbeiter auf Zeit“. Dort sind vor allem externe Experten gefragt, die sowohl über strategische als auch über operative Erfahrung verfügen, stellt Johannes Becker von der Hays AG fest. An Einsatzmöglichkeiten ist vieles denkbar: Interim Manager spielen bei Fragen wie Softwareeinführung und Umsetzung neuer regulatorischer Anforderungen eine Rolle, werden aber auch im Outsourcing, Qualitätsmanagement oder bei der Aus– bzw. Eingliederung von ganzen Unternehmensteilen in eine Firma geholt. Bei ihren Einsätzen, die in der Regel zwischen sieben und zwölf Monaten dauern, treiben Interim Manager heute also vielmehr die Geschäftsausweitung voran und impleVISAVIS ECONOMY
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Nach den Krisenjahren 2009 und 2010 verzeichnet der Markt für Interim-Management-Dienstleistungen in Deutschland ein Wachstum um 30 Prozent.
mentieren neue Technologien und Verfahren, als dass sie sich – wie noch vor ein oder zwei Jahren - mit Restrukturierung und Sanierung auseinandersetzen müssten. „Grüner und gerechter“, meint Dr. Anselm Görres, Vorstandsvorsitzender des Arbeitskreises Interim Management Provider (AIMP), München, müssen Schwerpunkte vieler Projekte sein, die zukünftig in mittelständischen Unternehmen auf der Agenda stehen müssen und werden. Görres weiter: „Die Energiewende zwingt uns, über andere Verkehrssysteme nachzudenken, andere Häuser, andere Produkte. Dabei können und werden ganz viele Interim Manager eine wesentliche, unterstützende Rolle spielen.“ Nicht nur das Aufgabengebiet, sondern auch das Selbstverständnis der externen Experten ist einem Wandel unterworfen. Es ist ein neuer Typus von Beratung gefragt, so Dr. Christian Baur, Managing Director der internationalen Managementberatung Alvarez & Marsal. Auf dem Vormarsch seien kleine, schlagkräftige Beratungsteams, die als Umsetzer und Helfer agierten und denen es gelinge, Wertsteigerungsprogramme mit den Mitarbeitern der Kunden zu entwickeln und umzusetzen. Diese Interim Manager sollen über Industrie- sowie langjährige Beratungserfahrung verfügen und müssen diese auch international – den globalen Märkten folgend – anbieten können. Erwartet werden messbare Lösungen, nicht voluminöse Konzepte mit visuell anspruchsvollen Charts. Nur so könne dem Mittelstand der wichtige und viel beschworene „added value“ auch tatsächlich geliefert werden, erläutert Dr. Baur. Im Hinblick auf die für Deutschland so wichtige Exportwirtschaft wäre es „denkbar, die Geschäftsprozesse vor allem in der Produktion mittels Prozessoptimierung bzw. Restrukturierung der Abläufe zu verbessern“, empfiehlt Eugen M. Angster, Vorstandsvorsitzender BRSI Bundesvereini-
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gung Restrukturierung, Sanierung und Interim Management e.V., München. Hiermit könne auf schwankende Investitionsentscheidungen der Handelspartner im Ausland entsprechend flexibel und angepasst reagiert werden. Zwar wurde im Zeitraum von 2005 bis 2010 nur ein knappes Drittel aller Projektmandate im Interimsbereich im Ausland vergeben und davon wiederum die Hälfte in Westeuropa, doch folgt dann auf dem zweiten Platz der Regionen bereits Russland – und das erstmalig in 2010. Hier spiegeln sich veränderte Schwerpunkte des internationalen Engagements deutscher Unternehmen wider. Doch wenn die Volkswirtschaften anderer Staaten konsolidieren, trifft dies natürlich die exportorientierte deutsche Wirtschaft besonders hart, da dann ein Teil der Nachfrage wegbricht. „Gerade in solchen Umbruchzeiten können Interim Manager
BEDARF Eugen M. Angster sieht gerade in der Finanzdienstleistungsbranche ein erhebliches Potenzial für neue Aufträge an Interim Manager.
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in vielfacher Weise helfen – wenn nötig, auch durch harte Restrukturierungen“, betont Dr. Anselm Görres. Gerade objektive, neutrale Externe tun sich hier oftmals viel leichter als Mitarbeiter, die erforderlichen harten Schnitte in Unternehmen zu identifizieren und auch vorzunehmen. Sie helfen aber auch Bestände abzubauen, neue Märkte zu erschließen, Produkte zu entwickeln, Prozesse schlanker zu machen und damit Durchlaufzeiten zu verkürzen, was wiederum die Kapitalbindung senkt und die Rendite steigert. Das verhilft zu besseren Unternehmensratings, die gerade unter den kommenden Regeln nach Basel III Voraussetzung für eine leichtere und billigere Kreditvergabe sind. Insofern tragen dann Interim Manager – sofern sie nicht ohnehin schon im kaufmännischen Bereich eingesetzt sind – auch zur Finanzierung von Wachstum im Mittelstand bei, worauf Dr. Baur besonders hinweist. Um das Wesen von Interim Management weiter zu verstehen, lohnt ein Blick in die Ergebnisse der Providerumfrage 2011 von AIMP: Im Jahr 2010 wurde circa die Hälfte aller Interim Mandate in den vier Branchen Maschinenund Anlagenbau, Automotive, IKT und Chemie / Pharma (nach Bedeutung aufgeführt) vergeben. In 2007 waren es noch gut 60 Prozent. Kleinere Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern stellen dabei heute 50 Prozent aller Auftraggeber, 2005 kamen nur 31 Prozent aller Aufträge aus diesem Sektor. Daraus folgt, dass der Interim Manager seine Rolle zu 25 bis 30 Prozent auf der ersten oder zweiten Führungsebene im Unternehmen spielt, was typisch für den Mittelstand ist. Das Überbrücken einer Vakanz im Unternehmen ist mit 41 Prozent heute noch der wichtigste Auslöser, einen Interim Manager ins Haus zu holen – ebenfalls symptomatisch für mittelständische Auftraggeber. An zweiter Stelle steht die klassische Projektarbeit, gefolgt von Ex-
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INTERIM MANAGEMENT
HERAUSFORDERUNG Dr. Anselm Görres, AIMP: „In Umbruchzeiten können Interim Manager wenn nötig auch durch harte Restrukturierungsmaßnahmen helfen.“
pansion und Change Management. Mit 42 Prozent aller Mandate haben die restrukturierungsnahen Aufgaben (Finanzen, Controlling, Reorganisationsmanagement) heute eine geringere Bedeutung als jene, die auf Expansion, neue Technologien und Vertrieb abzielen (58 Prozent). 2006 war das Verhältnis noch genau umgekehrt. Durchschnittlich 122 Tage haben die Interim Manager in 2010 im Mandat verbracht. Für 2011 geht man von 136 Tagen aus. Pro Einsatztag eines Interim Managers zahlten die Kunden
im Durchschnitt 890 Euro. Die Spannweite liegt zwischen etwa 500 Euro, die pro Tag für Interim Manager auf Spezialisten-Niveau anfallen, und knapp 1.700 Euro, die für einen Manager auf Zeit in der ersten Führungsebene in Rechnung gestellt werden. 23 Prozent aller Mandate bewegten sich 2010 auf dieser Hierarchieebene. Insgesamt hat sich der Interim Markt damit gegenüber dem absoluten Krisenjahr 2009 deutlich nach oben bewegt, liegt aber immer noch unter dem Niveau von 2008 und davor.
Mehrwert | Manager auf Zeit sind auch im Projektgeschäft gefragt
Expertenwissen nutzen Johannes Becker, Bereichsleiter Finance bei der Hays AG, betont im Gespräch mit der VISAVIS-Redaktion den Mehrwert von Interim Managern insbesondere im Rahmen der Projektarbeit. Auf welchen Ebenen findet Interim Management statt? Derzeit vor allem noch auf der ersten und zweiten Managementebene. Es gibt aber verstärkt Ansätze im Projektgeschäft, z. B. bei abgegrenzten Themen in unterschiedlichen Organisationseinheiten. Hier sind Ex-
terne gefragt, die sowohl über strategisches als auch operatives Know-how verfügen. Wieso nutzen Unternehmen Interim Manager für Projekte? Kein Unternehmen kann jegliches Knowhow selbst vorhalten. Bei Restrukturierungen oder Reorganisationen, Softwareeinführungen, der Umsetzung neuer BaFin-Anforderungen oder beim Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen entstehen viele Projekte. Diese können allein oft nicht gestemmt werden. Daher sind Fachspezialisten und externe Manager auf Zeit gefragt. Wie reif ist dieser Markt? Er ist noch in der Entwicklungsphase. Vielen Entscheidern ist noch nicht bewusst, welchen Mehrwert ihnen externe Spezialisten und Interim Manager bringen. Doch die zunehmende demographische Schieflage wird die Nachfrage verstärken. Und gerade jüngere Kandidaten sind nach einigen Jahren Erfahrung in der Beratung, bei Wirtschaftsprüfern oder in operativen Linienfunktionen prädestiniert, als Interim Manager zu arbeiten. www.hays.de
Nach einer Prognose des DDIM-Vorsitzenden Christophers wird es in 2012 so weitergehen. Er rechnet mit einem Plus von 15-20 Prozent bei den Projektaufträgen und einer Stabilisierung bei den Tagessätzen. Johannes Becker von der Hays AG kritisiert, dass vielen Entscheidern (circa 30 Prozent laut AIMP-Studie 2011) immer noch nicht bewusst sei, welchen Mehrwert ihnen externe Spezialisten und Interim Manager bringen können. Doch geht auch er davon aus, dass die zunehmende demographische Schieflage die Nachfrage nach ihnen verstärken wird. Gerade in der Finanzdienstleistungsbranche sieht Eugen M. Angster ein erhebliches Potenzial für neue Aufträge an die Interim Manager. Denn dieser Sektor ist einerseits durch Personalfreisetzungen in der Vergangenheit „ausgeblutet“, was eigene Umsetzungserfahrung, Expertenwissen und Projektmanagementerfahrung anbelangt. Andererseits steht die Branche vor enormen Herausforderungen durch die Pflicht zur Umsetzung neuer regulatorischer Anforderungen wie Basel III, Verbraucherschutzauflagen etc. und die Bewältigung der aktuellen Finanzkrise und ihrer zu erwartenden Folgen. Hierin sieht auch Dr. Christian Baur eine Gefahr für den Mittelstand, für den es unter den Zwängen der Finanzkrise immer schwerer wird, die notwendigen Finanzierungen für sein Geschäftsmodell zu erhalten. Er formuliert einen klaren Anspruch an den Berater, jedem auftretenden Problem die entsprechende Kompetenz auf Senior-Level gegenüberstellen zu können und Umsetzungsstärke zu zeigen. Damit können operative und finanzielle Engpässe bewältigt und Unternehmenswerte nicht nur langfristig gesichert, sondern auch ausgeweitet werden.
Reinhard R. Oldenburg VISAVIS ECONOMY
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ALTERSVORSORGE
Rentenlücken adäquat schließen BERATUNGSBEDARF Der Abschluss eines Riester-Vertrages hilft, Versorgungslücken im Alter zu schließen. Dennoch besitzt erst jeder dritte Erwerbstätige eine entsprechende private Versicherung.
Im Interview mit VISAVIS ECONOMY stellt Bernd Felske, Vorstandssprecher der Volksfürsorge, die Vorteile der verschiedenen Riester-Modelle dar. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) hat eine Bilanz von zehn Jahren Riester-Rente gezogen und von Mitnahmeeffekten und einer „nicht adäquaten Schließung der Rentenlücke“ gesprochen. Hat die Riester-Rente ihr Ziel verfehlt? Nein, sie hat das Ziel nicht verfehlt, aber auch nicht vollständig erreicht. 15 Mio. Verträge sind eine gute Leistung, aber erst jeder dritte Erwerbstätige besitzt einen geförderten Riester-Vertrag. Das ist zu wenig, das Potenzial ist bei weitem nicht ausgeschöpft. Die Riester-Rente ist noch immer kein Produkt, das aktiv nachgefragt wird. Deshalb ist es umso wichtiger, die Kunden anzusprechen und umfänglich zu beraten. Zusätzlich muss der Blick auf die gesamte Versorgungssituation des Kunden gerichtet werden.
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Laut DIA-Studie „riestern“ tendenziell die Besserverdienenden, für welche die Riester-Rente ursprünglich gar nicht konzipiert war. Wie lässt sich die eigentlich vorgesehene Klientel gewinnen? Arbeitnehmer müssen noch besser über die Vorteile des Produktes und die staatlichen Förderungen informiert werden. Grundlage unserer Beratung ist immer eine Analyse der gesamten Versorgungssituation, auch der Inanspruchnahme staatlicher Förderung, des Kunden. Somit ist Riester ein fester Bestandteil der Beratung. Aufgrund des künftig späteren Renteneintrittsalters erwarten Experten einen Schlussverkauf bei der Riester-Rente, um sich das Produkt zu den alten Konditionen zu sichern. Teilen Sie diese Meinung? Nein, einen echten Schlussverkauf erwarte ich nicht. Die Änderungen ab Januar 2012 betreffen nicht nur die Riester-Rente, sondern alle Kapital- und Rentenversicherungen. Ein Vertragsabschluss noch in diesem Jahr ist natürlich vorteilhaft und ratsam, aber die Produkte der Lebensversicherer bleiben auch über den Jahreswechsel hinaus sehr attraktiv. Erwarten Sie einen Schub für die RiesterRente, sollte die vom Bundesarbeitsministerium ins Gespräch gebrachte Zuschussrente ab 2013 kommen? Nach derzeitigen Überlegungen soll die Zuschussrente nur in Anspruch genommen werden können, wenn seit mindestens fünf Jahren ein Vertrag über eine Riester-Rente bzw. eine betriebliche Altersvorsorge existiert. Die Verbraucher werden bemüht sein, die Voraussetzungen für die Zuschussrente zu erfüllen. Daher erwarte ich natürlich einen Zuwachs bei der Riester-Rente, aber auch bei der betrieblichen Altersversorgung. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen denkt darüber nach, die Transparenz der Vorsorgeform weiter zu verbessern. Ist dies ein Vorstoß, den Sie mittragen?
Transparenz ist immer zu unterstützen, sofern daraus keine weitere unnötige Bürokratie entsteht. Die gute Absicht, Transparenz zu schaffen, verursacht oftmals genau das Gegenteil, eine Formular- und Informationsflut. Diese wollen sich viele Menschen nicht antun, und ohne umfassende Beratung bleibt die Verunsicherung bestehen. Riester ist hierfür das beste Beispiel. Wohn-Riester ist derzeit sehr gefragt und verzeichnete zuletzt deutlich mehr Abschlüsse als die traditionelle Riester-Rente. Was sind die Gründe? Aufgrund der andauernden Niedrigzinsphase ist der Trend zum Eigenheim weiter ungebrochen. Dass in dem Zusammenhang der staatlich geförderten Anlageform „WohnRiester“ eine größere Bedeutung bekommt, verwundert nicht, zumal die Bausparkassen auch Tarife mit einem Festzins auf das angesparte Kapital anbieten. Welche Signale empfangen Sie aus dem Vertrieb in Sachen Produktausgestaltung und Leistungsumfängen? Für den Vertrieb sind leistungsstarke und flexible Produkte sehr wichtig. Deshalb sind bei der Volksfürsorge unsere Vermittler auch unsere Berater. Regelmäßige Expertenrunden mit unserem Vertrieb und dem Produktmanagement der Generali sind für uns daher ein zentrales Element der Produktgestaltung. Für den Verkäufer ist es wichtig, dem Kunden ein leistungsstarkes Produkt zu einem wettbewerbsfähigen Preis und einem guten Produktrating zu präsentieren. Das kann die Generali mit dem FFF von Franke und Bornberg für die Riester-Rente ebenso vorweisen wie erstklassige UnternehmensRatings mit dem AA- von Standard & Poors. Diese Unternehmensratings sind von zunehmend großer Bedeutung, denn es kommt nicht allein auf die Produkte und die Größe des Unternehmens an – die Finanzstärke ist in diesen Zeiten eine wichtige Visitenkarte. Infos: www.volksfuersorge.de
VERSICHERUNGEN
Vater Staat hilft mit PRIORITÄT Der Erfolg der staatlich geförderten Altersvorsorge zeigt: Sicherheit ist vielen Erwerbstätigen wichtiger als hohe Renditen.
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ie Verunsicherung der Bürger wächst – und mit ihr die Bereitschaft vorzusorgen. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) ist die Zahl der Erwerbstätigen, die sich wegen der Eurokrise Sorgen um ihre Ersparnisse macht, um zehn Prozentpunkte auf 55 Prozent gestiegen. Besonders groß ist die Sorge bei Personen mit einem Haushaltsnettoeinkommen von mehr als 3.000 Euro. 62 Prozent der Befragten glauben, dass sich die Eurokrise negativ auf ihre Altersvorsorge auswirken wird – Ende 2010 waren es noch 52 Prozent. Jeder dritte Erwerbstätige plant, in den kommenden Monaten mehr für seine Altersvorsorge zu tun – laut DIA der höchste Wert der „Deutschland-Trend-Vorsorge“ seit Beginn der Messung. Mit der wachsenden Vorsorgebereitschaft in der Bevölkerung wächst auch die Bereitschaft zu „riestern“. Bislang haben 15 Millionen Erwerbstätige Riesterverträge abgeschlossen – eine in absoluten Zahlen beeindruckende Größe, die aber zeigt, dass erst ein Drittel aller Arbeitnehmer „riestert“. Die staatlich geförderte Riester-Rente verspricht zwar keine enormen Renditen,
garantiert aber den Kapitalerhalt. Dieser Sicherheitsaspekt ist für viele Verbraucher attraktiver als hohe Renditeversprechungen. Daran dürften auch die Verschlechterungen der Konditionen bei Kapital- und Rentenversicherungen ab 2012 nichts ändern: So wird ab kommendem Jahr das Renteneinstiegsalter von 60 auf 62 Jahre erhöht und zugleich der Garantiezins von 2,25 auf 1,75 Prozent gesenkt. Sparer können zwar weiter Sparpläne für die Riester-Rente mit einem früheren Auszahlungsbeginn als dem 62. Lebensjahr abschließen; sie müssen dann aber auf die staatlichen Förderungen wie Riesterzulagen, Steuervorteile oder etwaige Kinderzulagen verzichten. Bernd Felske, Vorstandssprecher der Volksfürsorge, sagt dazu: „Aus diesem Grund ist ein Vertragsabschluss noch in diesem Jahr natürlich von Vorteil und ratsam, aber die Produkte der Lebensversicherer, insbesondere das Riesterprodukt, bleiben auch über den Jahreswechsel hinaus attraktiv.“ Um über das bisherige Drittel der „Riesterer“ hinaus neue Kunden zu gewinnen, plädiert Felske dafür, die Kunden „hierzu aktiv anzusprechen und sie umfänglich zu beraten.“
ALTERSVORSORGE
Vermutlich werden auch andere Vorsorgeformen von der Unsicherheit der Bürger profitieren. So etwa die Rürup-Rente, bei der der Kunde zunächst kein Kapital anspart, sondern eine Anwartschaft auf eine Leibrente erwirbt. Diese Anwartschaft wird durch einen Fondssparplan oder durch eine klassische bzw. fondsbasierte Versicherung aufgebaut. Die Rürup-Rente schränkt die Anleger zwar in ihrer Flexibilität stärker ein; sie kann nicht vererbt, beliehen oder übertragen werden. Vorteile ergeben sich für den Kunden aber vor allem dadurch, dass er die Beträge von der Steuer absetzen darf. Selbstständige profitieren zudem davon, dass die Rürup-Rente nicht pfändbar ist und nicht in die Insolvenzmasse mit eingeht. Insgesamt handelt es sich um ein Produkt, das vor allem für Erwerbstätige mit mittlerem oder höherem Einkommen sowie für Selbstständige und Freiberufler attraktiv ist. Die von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen ins Gespräch gebrachte Zuschuss-Rente zur Verhinderung von Altersarmut dürfte hingegen lange Jahre arbeitenden Geringverdienern und Frauen, die durch Kindererziehung keine ausreichenden Rentenansprüche haben, nutzen. „Wir wollen die Leistung und den Einsatz dieser Menschen in der Rente gerechter belohnen“, so die Ministerin. „Die Zuschuss-Rente soll Lohn für Lebensleistung sein.“ Die Zahl der Bezieher von Zuschuss-Renten soll bis 2035 auf über eine Million steigen. Riester-Rente, Rürup-Rente, ZuschussRente – bei allen Unwegsamkeiten in Politik und Wirtschaft ist eines sicher: An einer anständigen Altersvorsorge kommt kein Erwerbstätiger mehr vorbei. Ein Thema, das jeden angeht – vom Geringverdiener bis zum Mehrfachmillionär.
Dr. Ralf Magagnoli VISAVIS ECONOMY
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FINANZEN
NACHHALTIGE INVESTMENTS
„Gutes Kapital“ für die Erde WERTEWANDEL Die Wirtschaftskrise legt die Auswüchse des Finanzsystems schonungslos offen. Für Unbehagen sorgt die große Lücke, die zwischen der Realwirtschaft und der virtuellen Finanzwelt klafft.
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osgelöst von der im Kern gesunden Realwirtschaft hat die Finanzwelt ein dynamisches Eigenleben entwickelt. Durch den Wildwuchs komplexer synthetischer Finanzprodukte bildete sich eine Blase, die sich verselbständigte und mit lautem Knall zerbarst. Doch eine Umkehr der Situation zeichnet sich ab. Auch, weil sich die Akteure in der Globalökonomie
wieder auf Vernunft und Verantwortung besinnen. Im Rahmen eines Wertewandels wird der Realwirtschaft Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei steht Substanz und nicht „Virtuelles“ im Vordergrund. Die Finanzwelt setzt auf wahre Werte, auf Sicherheit und Nachhaltigkeit also. Anleger erkennen: Der Planet Erde bietet den Menschen wahre Werte. Nach der oft unbedachten Aus-
beutung der Ökosysteme des Planeten Erde hat ein Umdenken eingesetzt, weil sich „Mutter Erde“ mit Katastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen und Dürren zur Wehr setzt. Mehr Anleger investieren in die „Runderneuerung des Planeten Erde“ – in moderne ressourcensparende Technologien. Investments mit ökologischem und ethischem Hintergrund erleben einen Boom. Hier wird von nachhaltigen und ethischen Investments, „Socially Responsible Investments“ (SRI), gesprochen. Hierunter fallen auch Mikrokredite, die meist Banken und Versicherungen mit religiösem Hintergrund Kunden in Schwellenländern zur Verfügung stellen, die von herkömmlichen Banken kaum bedient werden. Mikrofinanz wird von Politikern auch als Instrument der Entwicklungszusammenarbeit betrachtet. Obwohl bis heute keine einheitliche SRI-Definition existiert, geht die Weltbank davon aus, dass rund 7,5 Billionen
Ethik | Stabile Renditen auch in Zeiten volatiler Märkte
Nachhaltige Geldanlage in Mikrofinanzfonds Die Investmentgesetzänderung im Juli 2011 ermöglicht es, Mikrofinanzprodukte auch in Deutschland als Publikumsfonds aufzulegen. Die Pax-Bank, Spezialist für ethisch nachhaltige Geld- und Vermögensanlagen, bietet den neuen „Invest in Visions Mikrofinanzfonds“ an. „Wir sind davon überzeugt, dass der Fonds nicht nur eine attraktive Rendite erzielt, sondern auch soziale Zwecke erfüllt und damit nachhaltige Entwicklung fördert“, so Gregor Kuhl, Leiter Asset-Management der Pax-Bank eG. Der Mikrofinanzfonds investiert daher weltweit in erstrangige Kredite an Mikrofinanzinstitute (MFIs), die sich durch hohe Rückzah-
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lungsquoten von 95- 98 Prozent auszeichnen. Dadurch ist das Kreditausfallrisiko gering und die Rendite stabil. Über die Auswahl der Partner MFIs entscheiden strenge Kriterien. Zum einen wird eine Länderanalyse durchgeführt, die neben den volkswirtschaftlichen Daten auch qualitative Kriterien beinhaltet und das soziale Engagement untersucht. Ebenso wird der Finanzsektor geprüft und das einzelne Institut analysiert. Die Finanzkennzahlen und die Qualität der Unternehmensführung sind ebenso wichtig wie das Währungs-, das Kredit- und das Ausfallrisiko. Weitere Infos unter: www.paxbank.de
ZIELE „Mikrofinanzprodukte erfüllen soziale Zwecke und erzielen parallel attraktive Renditen“, so Gregor Kuhl von der Pax-Bank.
NACHHALTIGE INVESTMENTS
Bild: GTZ / Michael Kottmeier
FINANZEN
KLEINSTKREDITE Mit Mikrofinanzierungen kann Menschen, die von Banken nicht bedient werden, Kapital zur Gründung einer Existenz bereit gestellt werden.
US-Dollar in Investmentformen stecken, die einen direkten Bezug zur Ökologie oder zu ethischem und moralischem Verhalten aufweisen. Das entspricht einem Anteil von weniger als 15 Prozent des in solche Investmentformen weltweit insgesamt investierten liquiden Kapitals. Diese Zahlen nehmen sich bescheiden aus, doch weisen SRI-Investments eine starke Dynamik auf. Denn die Wachstumsraten erreichten in der vergangenen Dekade 15 bis 25 Prozent p.a. Es ist zu berücksichtigen, dass das Bewusstsein für einen schonenderen Umgang mit Rohstoffen und Ressourcen in Europa weiter fortgeschritten ist als in anderen Teilen der Welt. So überrascht nicht, dass der größte Teil des „nachhaltigen Kapitals“ aus Europa stammt. Das Anlegergeld fließt dabei in Anlageformen wie Aktien, Anleihen, Fonds, Zertifikate, aber auch in Private Equity und Hedgefonds. Investiert wird in einzelne Aktien und spezielle SRI-Indizes, die bewusst Aktien von Firmen abbilden, die keine ethischen und moralischen Negativ-Kriterien wie Waffenproduktion, Atomenergie, Kinderarbeit und Korruption aufweisen. Ethische und nachhaltige Investments gelten wegen der positiven Zukunftsperspektiven auch in turbulenten Zeiten als sichere Geldanlage. Anleger müssen davon ausgehen, dass sich auch die meisten der in diese Kategorie fallenden Unternehmen negativen Auswirkungen einer Krise nicht entziehen können. Aktien von nachhaltig agierenden Unternehmen werden aber längerfristig wegen der gezielten Ausrichtung „pro Planet Erde“ – Ressourcenschonung, Recycling, Cleantech, erneuerbare Energieträger etc. – eine bessere Akzeptanz in der Wirtschaft finden und dann auch an den Börsen zu den Gewinnern zählen.
Solide |
Zielgerichteter Einsatz von Finanzmitteln
Wirtschaftlich, ethisch, ökologisch Der Begriff Nachhaltigkeit ist aus unserem Sprachgebrauch nicht mehr wegzudenken. Dabei wird der Ruf nach nachhaltigem Handeln immer lauter, auch oder insbesondere im Finanzwesen. In diesem Zusammenhang gerät das Thema „nachhaltige Geldanlagen“ mit all seinen Facetten ins Visier des Betrachters. Die Verknüpfung von Sozialverträglichkeit, Generationengerechtigkeit und Ökologie mit ökonomischen Faktoren stellt dabei eine große Herausforderung dar. Denn die Nachhaltigkeitsbedürfnisse der Investoren gehen Hand in Hand mit den Anforderungen an Rentabilität, Sicherheit und nicht zuletzt Liquidität. In diesem Spannungsfeld agiert schon seit über 40 Jahren erfolgreich die Evangelische Darlehnsgenossenschaft eG (EDG) aus Kiel. „Seit ihrer Gründung im Jahr 1968 baut die EDG auf christliche Werte und damit auch auf Nachhaltigkeit. Für die Kirchenbank aus dem Norden bedeutet das, kurz gesagt, solide Sicherung der zukunftsfähigen Entwicklung: wirtschaftlich, ethisch und ökologisch“, erläutert Hans-Nissen Andersen, Vorstandsvorsitzender der EDG. Als Teil des kirchlich-diakonischen Netzwerks wurde die EDG schon unter Nachhaltigkeitsgedanken gegründet. Ihr Auftrag lautet bis heute: kirchliche und diakonische Mittel zusammenzufassen, um diese wiederum kirchlichen und diakonischkaritativen Zwecken zuzuführen. Zielgerichteter und nachhaltiger Einsatz der Finanzmittel in Kombination mit Anlagerichtlinien der Kirchen sowie den ethischen Grundsätzen der Kunden prägten von Anfang an das Handeln. Dank dieser Erfahrung ist die
heutige EDG mit den vielfältigen ökonomischen sowie sozialen und ethischen Aspekten der Nachhaltigkeit bestens vertraut. Die norddeutsche Kirchenbank gibt sich damit allerdings nicht zufrieden und treibt aktiv die weitere Entwicklung in dieser Richtung voran. Dazu gehören unter anderem das EDG-Nachhaltigkeitsscreening in der Investmentanalyse, das Engagement im Arbeitskreis Kirchliches Investment der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sowie die Entwicklung nachhaltiger Finanzprodukte. Die EDG nutzt ihr Spezialwissen gepaart mit allgemeinem Finanz-Know-how, um den Ansprüchen ihrer Kunden auch in Bezug auf Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Weitere Informationen unter: www.edg-kiel.de
WERTE Hans-Nissen Andersen betont: „Die EDG ist fest mit den ethischen Grundsätzen ihrer Kunden verwurzelt.“
Udo G. Rettberg VISAVIS ECONOMY
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ANLEIHEN
Unternehmenskultur und Rendite BONDS Der Mittelstand hat den Kapitalmarkt neu für sich entdeckt. In Zeiten, in denen Eigenkapital-Finanzierung über Aktien schwierig ist, beschaffen sich Unternehmen Fremdkapital durch Anleiheemissionen.
Mittelstand |
Marktführerschaft mit Fremdkapital weiter ausbauen
Investment in Expertise „Wer sich als Weltmarktführer behaupten will, muss in schwierigen Zeiten finanziell flexibel sein, den Begriff ‚Welt‘ ernst nehmen und sich weltweit präsentieren“, sagt Ulrich Rohs, Geschäftsführer der GIF, Gesellschaft für Industrieforschung. Das in Alsdorf ansässige Unternehmen ist Entwicklungspartner für die Automobilindustrie und mit mehr als 120 Prüfständen Weltmarktführer im Antriebsstrang-Testing. GIF unterhält Geschäftsbeziehungen mit allen namhaften Automobil- und Nutzfahrzeugherstellern. Mit dem jetzt am Mittelstandsmarkt der Düsseldorfer Börse emittierten GIF-Automotive-Bond in Höhe von 15 Mio. Euro wagt sich das Unternehmen erstmals an den
ENTWICKLUNGSPARTNER Ulrich Rohs: „Im Zukunftsmarkt Automobilsektor bleibt nur Weltspitze, wer alle Möglichkeiten nutzt, weiter nach vorne zu kommen.“
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Kapitalmarkt. Dieser Schritt erleichtert weitere Finanzmarkt-Aktivitäten. So zum Beispiel eine Eigenkapital-Finanzierung über die Aktienbörse, die das Management nicht ausschließen will. Das hänge jedoch maßgeblich davon ab, wie sich die Gespräche mit einem nicht genannten Unternehmen über eine geplante strategische Partnerschaft entwickeln. Mit dem per Anleihe aufgenommenen Fremdkapital will das Unternehmen sein seit der Gründung im Jahr 1986 bei rund 30 Prozent p.a. liegendes Wachstum sicherstellen und zudem unabhängiger von seinen Hausbanken werden. Die Finanz- und Wirtschaftskrise habe gezeigt, so der Firmenchef, wie wichtig finanzielles Risikomanagement sei. Die Anleihe-Investoren investieren in die Expertise und die technologische Marktführerschaft eines Unternehmens, das seine globale Präsenz noch stärker ausweiten will. Die Erträge stammen aus dem Test von Antriebssträngen, der Entwicklung neuer Getriebe und dem Verkauf von Prüf- und Testanlagen. Durch intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeiten will GIF mit seinen Kunden auf Augenhöhe bleiben. „Wir erkennen potenzielle Probleme in der Autoindustrie früher als andere und können so Fehlentwicklungen vermeiden“, sagt der GIF-Chef, der einen „sehr optimistischen Blick in die Zukunft“ wirft – auch deshalb, weil sich die Kraftfahrzeugindustrie durch die Entwicklung von Hybrid- und Elektro-Automobilen riesigen Herausforderungen gegenübersieht. Weitere Infos unter: www.gif.net
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ie neuen Mittelstandssegmente der Börsen in Stuttgart, Düsseldorf und Frankfurt nahmen zuletzt vor allem Unternehmen aus den Bereichen Rohstoffe und Energie für die FremdkapitalBeschafffung in Anspruch Das galt z. B. für den Farmland-Bewirtschafter KTG Agrar AG oder die FFK Environment GmbH, einen Hersteller von klimafreundlichen Ersatzbrennstoffen aus Abfällen. Auch die wachstumsstarke Gesellschaft für Industrieforschung (GIF) – Entwicklungspartner der Autoindustrie –, der bekannte Verlag Bastei Lübbe und das Freizeitunternehmen Royalbeach Sport & Actions beschafften sich auf diese Weise Fremdkapital. Als neuer attraktiver Emittent gilt auch die Immobilien-Holding Keystone T-Park Verwaltungs GmbH mit Sitz in Troisdorf, die bedarfsgerechte Industrieund Gewerbe-Immobilien bereitstellt und betreut. Über die Tochtergesellschaft KBond 1 GmbH hat Keystone eine Unternehmensanleihe im Volumen von 50 Mio. Euro konzipiert. Diese lebhaften Emissionsaktivitäten wurden möglich, weil die Kapitalmarktzinsen auf ein Rekordtief gefallen sind und deutsche Börsen die Marktlücke mit Mittelstandsanleihen geschlossen haben. „Die Börsen bieten auf diese Weise interessante Finanzierungsalternativen“, erläutert Frank Kochan, Chef der FFK Environment GmbH im VISAVIS-Interview. Mittelständler sichern sich günstige Kreditzinsen und Investoren erhalten im Gegenzug renditestarke Bonds. Zehnjährige Bundesanleihen werfen derzeit eine Rendite von weniger als 1,80 Prozent ab – Mittelstandsanleihen tragen Kupons zwischen sechs und mehr als acht Prozent. Anleger sollten sich aber die alte Weisheit in Erinnerung rufen, wonach die Börse keine Geschenke verteilt. Risiken für die „Initiative Mittelstandsanleihen“ liegen nicht zuletzt
FINANZEN
ANLEIHEN
SACHWERT Hans-Günther Nordhues (li.), CFO, und Frank Rückersberg, Geschäftsführer der K-Bond 1 GmbH legen Wert auf eine dreifache Besicherung der von der Gesellschaft begebenen Hypothekenanleihe.
in unternehmerischen Risiken der Emittenten. Jedoch hat der Mittelstand in der Vergangenheit die Fähigkeit zur Anpassung der Geschäftsmodelle an veränderte ökonomische Grundlagen bewiesen. Größere Risiken liegen auf makroökonomischer Ebene. Denn es ist möglich, dass die Schuldenkrise den Mittelstandsanleihen-Markt ins Schleudern bringt. Die Krise zeigt, dass sich die Maßstäbe für vernünftiges ökonomisches Wirtschaften verschoben haben. Obwohl für solides Wirtschaften bekannt, wird sich auch der Mittelstand einer neuen Rezession nicht vollständig entziehen können. Bei einer Zuspitzung der Krise wird die Finanzmarkt-Architektur ins Wanken geraten. Dann droht auch dem neuen „Finanzierungs-Wunderkind“ Schaden. Für ein endgültiges Urteil über dieses neue Marktsegment ist es indes noch viel zu früh. Derzeit lässt sich trotz offener Fragen ein durchaus positives Fazit ziehen. Die Idee „Mittelstand-Bonds“ kann sich bei konstanter, besonnener und solider Fortführung zu einer Win-Win-Situation entwickeln, auch deshalb, weil einiges dafür spricht, dass nach der US-Notenbank Fed auch die Europäische Zentralbank (EZB) die GeldSchleusen weiter öffnen könnte. Der neue EZB-Chef hat die Leitzinsen bereits gesenkt und es ist zu erwarten, dass die Zinsen auf niedrigem Niveau verharren. In den USA und Europa drohen japanische Verhältnisse. Bekanntlich hatte die dortige Notenbank als Folge der Krise vor Jahren die Zinsen stark gesenkt, so dass die Rendite von Staatsanleihen im Tief unter die Marke von 0,50 Prozent fiel. Eine ähnliche Entwicklung in Europa und den USA würde bedeuten, dass sich Mittelstandsanleihen zu wahren Perlen entwickeln.
Anlagen mit Potenzial EMISSION In Zeiten volatiler Märkte greifen Anleger zu Investitionen in Sachwerte. Bei der Zeichnung von Immobilienanleihen ist eine solide Besicherung wichtig. Die K-Bond 1 GmbH begibt eine dreifach besicherte Hypothekenanleihe im Volumen von 50 Millionen Euro. Diese Anleihe gewährt dem Anleger eine direkte dreifache Besicherung: Grundschulden in Höhe des Anleihevolumens, das nach Mittelverwendung nur knapp 60 Prozent des Verkehrswertes der Liegenschaft ausmacht, Abtretung aller Mietforderungen und Verpfändung sämtlicher Erlöskonten, auf denen Mieteingänge eingehen und die Zinszahlungen monatlich ebenso angespart wie Rücklagen für Betriebs-, Instandhaltungs- und Instandsetzungskosten gebildet werden. Unabhängige Gutachten haben den Verkehrswert der Liegenschaften auf 76,5 Millionen Euro beziffert und da das Emissionsvolumen nur 50 Millionen Euro beträgt, ergibt sich eine deutliche Überdeckung zu Gunsten des Anlegers. „Im Gegensatz zu vergleichbaren Kapitalmarktprodukten investieren die Anleihezeichner bei K-Bond 1 nicht in eine Black Box“, unterstreicht Frank Rückersberg, Geschäftsführer der K-Bond 1, die Besonderheit dieser Emission, „denn die Immobilien, die Cash Flows und die Mietverträge stehen fest. Da die Immobilien von uns bereits seit 2006 im Bestand gehalten werden, können wir auch die stetig positive Entwicklung aufzeigen“. „Zusätzlich verpflichtet sich die Emittentin, halbjährlich über die Einnahmen und Ausgaben aus und im Zusammenhang mit dem Immobilienportfolio zu berichten“, bestätigt Hans-Günther Nordhues, CFO der K-Bond 1 GmbH. Die Anleihe ist von der Euler Hermes Rating GmbH mit
dem Investmentgrade BBB bewertet worden. Die Simulationsergebnisse zeigen eine hohe Solidität des Geschäftsmodells und ein Ausfall der Gläubiger zum Zeitpunkt der Rückzahlung der Anleihe wird von der Ratingagentur nahezu ausgeschlossen. Der Anleiheerlös dient der allgemeinen Finanzierung der Besitzgesellschaften sowie der weiteren Projektentwicklung. Nach Begebung der Anleihe haben die Besitzgesellschaften keine weiteren externen Verbindlichkeiten und finanzieren sich alleine aus dem Cash Flow. „Die Immobilienanleihe ermöglicht Anlegern ein Investment mit hoher Anlagesicherheit und attraktiver Verzinsung in einem Immobiliensegment mit Wachstumsperspektive“, erläutert Nordhues. Und Rückersberg ergänzt: „Die K-Bond 1 Anleihe ist eine gute Anlage für all jene, die in Sachwerte investieren wollen, ohne sich um den Sachwert und dessen Verwaltung selbst kümmern zu müssen“. Informationen unter: www.k-bonds.com. Das umfangreiche Leistungsportfolio der Keystone Gruppe, bestehend aus Projektentwicklung, Mietvertragsmanagement und Beratung wird durch die im Mai 2011 gegründete K-Bonds Finance GmbH sinnvoll ergänzt. Die Gesellschaft ist mit der Konzeptionierung und Strukturierung von Immobilienfinanzierungen betraut und organisiert in diesem Zusammenhang die Emission von Hypothekenanleihen für die Keystone Gruppe sowie deren Kunden.
Udo G. Rettberg VISAVIS ECONOMY
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E-COMMERCE
ANFORDERUNG „Kunden wollen sowohl online als auch mobil einfach und sicher über nur ein Verrechnungskonto zahlen“, so Peter Vesco im Gespräch mit VISAVIS-Redakteur Bernhard Haselbauer.
Garantiert sicher zahlen BEZAHLSYSTEME Mobilität wird auch bei Online-Payment-Lösungen immer wichtiger. Zugleich wachsen die Sicherheitsanforderungen. Für den Kunden muss der Bezahlvorgang so leicht wie möglich sein.
„In den kommenden beiden Jahren werden wir uns als integraler Bestandteil einer Payment-Strategie der Deutschen Telekom etablieren“, stellt Peter Vesco, CEO des Anbieters von Online-Payment-Lösungen ClickandBuy, im Gespräch mit VISAVIS ECONOMY die Zukunft dar. „Zunächst als Komponente der Online-Payment-Strategie, in Folge immer mehr als Bestandteil der Mobile-Payment-Strategie des Konzerns.“ Und natürlich werde man über ein Fragment in einer Wertschöpfungskette hinauswachsen. Vesco kann beeindruckende Zahlen vorlegen: Über 13 Millionen registrierte Kunden weltweit, mehr als 250.000 Neuanmeldungen pro Monat, rund 16.000 Shops als Partner, ein Angebot von über 50 nationalen und internationalen Bezahlmethoden und Abrechungen in mehr als 120 Währungen. Zu den Online-Shops, die das Clickand Buy-Bezahlsystem nutzen, gehören Namen wie zum Beispiel der Apple iTunes Store, Musicload, Steam, FAZ-Net, Bild.de und Parship. Damit gehört das 1999 im Kölner Mediapark gegründete Unternehmen zu den weltweit größten Anbietern entsprechender Bezahlsysteme. Seit März letzten Jahres ist ClickandBuy eine 100prozentige Tochter der Deutschen Telekom AG, die auf diese Weise ihr Portfolio im boomenden Internetgeschäft weiter ausgebaut hat. Das Geschäftsmodell von ClickandBuy ist denkbar einfach: Kunden wollen überall bequem und sicher bezahlen. Sie registrieren sich ein einziges Mal bei ClickandBuy und geben ihre Daten an. Über das von
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vielen Onlineshops akzeptierte Konto können sie dann jederzeit problemlos einkaufen. Die Gefahr, zu viele sensible Datenangaben im Internet zu tätigen, ist damit gebannt. Der Online-Payment-Spezialist bietet die gesamte Bandbreite internationaler Zahlungsmöglichkeiten von Lastschrift, Banküberweisung, Giropay, Visa, Master, American Express, Diners Club oder eWallet an. Die Unternehmensphilosophie dahinter: Für den Kunden muss der Bezahlvorgang so leicht wie möglich sein. Er muss entscheiden, wie er bezahlen will – ohne seine Kreditkarte aus der Hand zu geben. Eine Philosophie, die Peter Vesco bestätigt: „Wir setzen ganz auf Convenience.“ Eine immer wichtigere Rolle spielen dabei nach Ansicht Vescos mobile Systeme wie etwa Smartphones. Der Kunde zahlt zunehmend mobil, und der Dienstleister hat die Aufgabe, über ein zentralisiertes Bezahlsystem alle Kanäle zu bündeln. Vesco spricht in diesem Zusammenhang von Konvergenz und sieht M-Commerce und ECommerce zusammenwachsen: „Der Kunde kann zumeist nicht unterscheiden, ob es sich um E-Commerce oder M-Commerce handelt – und es ist für ihn auch nicht wichtig.“ Wichtig sei es für den Anbieter von Bezahlsystemen hingegen, die unterschiedlichen Kulturen zu berücksichtigen: Während in einigen süd- und osteuropäischen Ländern mobile Bezahlsysteme auf dem Vormarsch seien, sei man in Deutschland deutlich konservativer, was möglicherweise auch an dem höheren Anteil älterer Men-
schen liege. „Wir müssen auf eine Vielfalt an Optionen setzen: Es gibt ein Verrechnungskonto, mit dem der Kunde in sämtlichen Einkaufssituationen bezahlen kann.“ So wie für die Telekom der Erwerb des großen Anbieters von Online-Paymentlösungen vorteilhaft ist, wirkt sich umgekehrt die „Marke“ Deutsche Telekom günstig für ClickandBuy aus – und zwar sowohl bei Kunden als auch bei Händlern. Und Vertrauen ist bei Bezahlsystemen alles: „Die Kunden haben die Gewähr, dass ihre Kundendaten nicht weitergeleitet werden – und verlassen sich auf die Deutsche Telekom. Das Vertrauen der Kunden ist also da“, so Peter Vesco. Für die Händler spielen Größe, Zuverlässigkeit und Hochverfügbarkeit, die von dem Konzern gewährleistet werden, die entscheidende Rolle. Der Händler will die Zeit für den Zahlungsprozess verringern und gleichzeitig einen einzigen Ansprechpartner statt mehrerer haben. Eine bedeutende Rolle spielt nach Ansicht Peter Vescos auch der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum SEPA (Single Euro Payments Area), in dem alle Zahlungen wie inländische Zahlungen behandelt werden sollen. Mit einem international aufgestellten Konzern wie der Telekom, die gut in Sachen SEPA unterwegs ist, befindet sich ClickandBuy in einer komfortablen Situation im Vergleich zu Mitbewerbern. „Für die kommenden Herausforderungen ist die Telekomtochter ClickandBuy jedenfalls bestens gewappnet“, resümiert Peter Vesco. Weitere Infos unter: www.clickandbuy.com
MÄRKTE
E-COMMERCE
Fusion zweier Welten WANDEL Online- und Filialhandel werden untrennbar miteinander verschmelzen. Für die Unternehmen bedeutet das einen enormen Umbruch – und für die Payment-Anbieter eine gewaltige Chance.
zwischen Oktober 2008 und September 2009 über die Plattform der Deutschen Card Services abgewickelt wurden. Da die Deutsche-Bank-Tochter einen Schwerpunkt auf der Akzeptanz von Debit- und Kreditkarten legt, werden nicht sämtliche Zahlarten berücksichtigt. Die Studie stellt also einen Marktausschnitt dar.
SCHRANKEN AUFHEBEN
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er Handel der Zukunft lässt sich nicht mehr länger nur auf einen Vertriebskanal beschränken. MultiChannel gilt schon seit geraumer Zeit als der wichtigste Trend der Handelsbranche. Kein Wunder, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass sich der Umsatz erheblich steigern lässt, wenn die Waren in verschiedenen Kanälen angeboten werden. Während Skeptiker anfangs befürchteten, dass sich die Einkäufe lediglich verlagern würden, weil ein Online-Kunde nun eben im Web statt in der Filiale einkauft, gilt inzwischen das Gegenteil als erwiesen. Die Umsätze klettern. Denn: Erstens wächst die Kundenbasis durch das Hinzufügen eines Kanals. Zweitens steigt die Kundentreue, weil sie nun jederzeit die passende Art des Einkaufs wählen können. Aus ihrer Sicht entfällt in vielen Fällen ein Grund, den Händler zu wechseln. Drittens erhöht sich die Einkaufsfrequenz, weil die Kunden für Marketingmaßnahmen besser und günstiger
erreichbar sind. Und viertens nimmt der Wert des Warenkorbs zu, weil das gesamte Einkaufserlebnis als modern und positiv empfunden wird, der Kunde also gerne einkauft. „Der Filialhandel erlebt durch das Thema Multichannel gerade eine Renaissance“, sagt deswegen Achim Himmelreich, Partner der Unternehmensberatung Mücke, Sturm & Company und Vorsitzender der Fachgruppe E-Commerce im Bundesverband der Digitalen Wirtschaft (BVDW). In Deutschland geben die Online Shopper im Schnitt gut 61 Euro je Einkauf im Internet aus, im Europa sind es rund 77 Euro. Dabei greifen Männer tiefer in die Tasche als Frauen: Rund 88 Euro ist ein Warenkorb männlicher Webshopper in Europa im Durchschnitt wert, bei Frauen sind es im Schnitt knapp 66 Euro. Zu diesen Ergebnissen kommt die Deutsche Card Services in ihrem „E-Retail-Report“. Der Studie liegen rund acht Millionen Transaktionen aus realen Kaufvorgängen zugrunde, die
Von den Erfolgen im Multi-Channel angespornt predigen die Branchenexperten längst das nächste Schlagwort. No-LineCommerce soll nun alle Schranken aufheben. Der Begriff steht für die komplette Verschmelzung des Einkaufserlebnisses. Statt verschiedene Kanäle anzubieten, soll der Händler den Kanal-Gedanken gleich ganz eliminieren. Im Mittelpunkt steht nur noch der Kunde. Wie und wo er einkauft, spielt überhaupt keine Rolle mehr. Ob online bestellt, im Laden erworben oder alles gemixt – dem Kunden steht jederzeit jeder Service des Anbieters zur Verfügung. Mit virtuellen Anproben, Tablet-PCs am POS und durchgängigem Customer-Experience-Management bietet die Filiale vor Ort dasselbe Einkaufserlebnis wie der OnlineShop. Eine im Web gekaufte Jacke darf auch in der Filiale umgetauscht werden, das Newsletter-Abo selbstverständlich vor Ort geändert werden. Augmented Reality-Apps, virtuelle Shopping-Malls an Plakatwänden oder im Schaufenster und mobile Shopping-Seiten mit lokal basierter Werbung bringen die Internetfunktionalität via Smartphone in das „echte Leben“ und machen den Einkauf jederzeit zum Kinderspiel. „Der stationäre Handel wird in Zukunft nicht mehr ohne Online-Angebot auskommen“, weiß daher Michael Barth, Bereichsleiter E- und M-Business beim ITVerband Bitkom. „Er muss sich neue Technologien wie Location Based Services und Augmented Reality zu Nutze machen.“ VISAVIS ECONOMY
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WARENLIEFERUNGEN Haben Sie Angst davor, eine bestellte Ware nicht zu bekommen?
Haben Sie schon einmal eine bestellte Ware nicht bekommen? 0,1 %
54,4 %
Das Konzept von No-Line-Commerce klingt zukunftsweisend und einleuchtend – für den Handel bedeutet es jedoch eine gewaltige Herausforderung. Viele Prozesse aus der Online-Welt müssen in die reale Welt übertragen werden. Zum Beispiel die simple Frage: Wie viele Bezahlverfahren soll ein Shop-Betreiber anbieten – und welche? Ist die Kreditkarte ein Muss? Kann auf ein Online-Payment-System wie Paypal verzichtet werden? Laut „E-Retail-Report“. werden in Deutschland im Schnitt knapp
0,9 %
44,7 %
21,1 %
ja nein keine Angabe
78,8 %
Quelle: EuPD Research
Knapp 45 Prozent der online-Shopper hat Bedenken, online bestellte Ware nicht geliefert zu bekommen. Bei rund einem Fünftel der Kunden war dies tatsächlich bereits der Fall, ergab eine Umfrage.
37 Prozent aller Zahlungen per Kreditkarte beglichen, rund 33 Prozent per Lastschrift und gut 26 Prozent über Offline-Zahlarten. Bei den Kreditkartenmarken dominieren mit je etwa 40 Prozent eindeutig Visa und Mastercard. „Zahlreiche Studien belegen, dass mit zunehmender Anzahl der Zahlungsverfahren auch die Abbruchquote eines Kaufvorgangs sinkt“, hat Eike Harms, E-Commerce-Experte und Präsident der Fachhochschule PTL Wedel, festgestellt. Und was online gilt, könnte künftig auch
in der Offlinewelt gültig sein. Daher lohnt sich ein genauer Blick auf die Erfahrungen des Internet-Payment. Im Schnitt bieten Online-Händler in Deutschland 4,4 verschiedene Zahlarten an. An der Spitze steht unangefochten die Vorkasse per Überweisung, die mehr als 80 Prozent der ShopBetreiber im Bezahlportfolio haben. Platz zwei geht an Paypal, das in rund 60 Prozent der Shops zu finden ist. Dahinter liegen die Zahlung bei Abholung, per Rechnung, Kreditkarte, Sofortüberweisung und
Interaktiv | Neue Verkaufskanäle für den Handel
Sicher einkaufen und bezahlen
ZUKUNFTSWEISEND „Bereits heute wickeln circa 2.000 Online-Händler jährlich Zahlungen im Wert von fünf Milliarden US-Dollar via Computop Paygate ab“, so Ralf Gladis.
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Social Commerce hat schon heute viele Facetten. Zwei Konstanten bestimmen die Entwicklung: Der Mensch als soziales Wesen und das Vertrauen als Grundlage des Handels. Innovatives Social Commerce bietet die schwedische Firma Tre. Sie setzt den Online-Kunden per Flash-Technologie einen Verkäufer gegenüber, der Kunden berät. Der Ablauf ähnelt einer Callcenter-Bestellung. Hierfür sind neue Techniken erforderlich, die während der Interaktion zwischen Käufer und Verkäufer eine sichere Eingabe der Daten erlauben. Nach der Ergänzung der klassischen Verkaufskanäle durch E-Commerce folgen jetzt die mobilen Endgeräte oder moderne Fernseher. Auch am Point of Sale wollen Kunden mit ihrem Handy per NFC (Near Field Communication) zahlen. Für den Handel bedeutet dies eine ernst zu nehmende Herausforderung, weil die Marken, Produktdaten und Preise durchgehend gleich sein sollten. Solange die Sicherheitsfragen jedoch nicht klar beantwor-
tet sind, bleibt der Umsatz über diese Kanäle auf First Mover-Kundschaft beschränkt. Eine Investition in Multichannel Commerce ist dennoch gerechtfertigt, weil heute schon viele Geschäfte, die mit mobiler Recherche beginnen, zu Umsätzen im E-Commerce oder am Point of Sale führen. In puncto Sicherheit und Vertrauen gibt es noch Abstriche, denn zum Beispiel an der Kasse funktioniert nicht jede Zahlart mobil. „Computop hat zwar die Bezahlung mit Kredit-, Debit-Karten und Pay Pal für Endgeräte optimiert“, erklärt Ralf Gladis, Geschäftsführer des Payment Providers Computop, „es gibt aber viele Zahlarten, wie giropay oder iDEAL, die von den Banken nicht für mobile Geräte verbessert wurden.“ Das führt aktuell noch zu höheren Bestellabbrüchen, weil die Kunden ihre vertraute Zahlart nicht nutzen können. Trotzdem werden sich Social und Multichannel Commerce laut Gladis am Ende durchsetzen. Weitere Informationen unter: www.computop.de
MÄRKTE
E-COMMERCE
TECHNOLOGIE Michael Barth: „Der stationäre Handel wird in Zukunft nicht mehr ohne Online-Angebot auskommen.“
Nachnahme etwa gleichauf bei rund 45 Prozent. Dies hat das Institut Ibi Research an der Universität Regensburg im Rahmen seines „E-Commerce Leitfadens“ ermittelt. Doch welche Faktoren sind ausschlaggebend für die Auswahl der geeigneten Zahlverfahren?
BEZAHLSYSTEME WÄHLEN Zunächst sollten zwei elementare Aspekte geprüft werden. Zum einen muss der Webshop-Betreiber seine Zielgruppe analysieren. Am einfachsten gelingt dies, indem der Händler die soziodemografischen Daten der Bestandskunden durchforstet und deren Kauf- und Zahlverhalten prüft. Auch Neukunden werden sich ähnlich verhalten. Ein Anbieter, der beispielsweise vorwiegend jüngere Käufer anspricht, muss sich im Klaren darüber sein, dass diese oft nicht über eine Kreditkarte verfügen. Entsprechend muss er andere Zahlarten, etwa Vorkasse oder Paypal, anbieten. Wer sich hingegen vorwiegend an eine ältere, solvente Klientel wendet, sollte die Zahlung per Kreditkarte im Portfolio haben. Die zweite Grundüberlegung betrifft die Warengruppe. Händler, die Waren anbieten, die sich leicht wiederverkaufen lassen – beispielsweise Notebooks oder Handys – sollten Zahlarten mit höherem Risiko wie den ungesicherten Kauf auf Rechnung eher meiden. Ansonsten müssen sie mit Betrugsversuchen rechnen. Bei anderen Produkten wie etwa Möbeln oder Bekleidung spielen solche Überlegungen eine geringere Rolle. Sind diese Aspekte geklärt, können weitere Kriterien berücksichtigt werden. Generell raten Experten möglichst viele Zahlarten anzubieten, weil die Abschlussquote mit der Zahl der angebotenen Zahlarten steigt. In jedem Fall sollten OnlineHändler bekannte Zahlarten berücksichtigen. Dazu gehören Online-Zahlungssysteme wie etwa Paypal und Clickandbuy. Sie werden von großen Marktplätzen einge-
Mehrwert | Geschäftserfolg dank optimaler Performance
Firmen-IT auf dem Prüfstand Bernd Greifeneder, CTO und Gründer von dynaTrace, einer Software Division von Compuware, erläutert die Bedeutung von Application Performance Management (APM) im E-Commerce. Waren und Dienstleistungen werden heute im großen Stil über das Internet bestellt. Die Technologie dahinter wird immer ausgefeilter... ...nahezu jedes Unternehmen ist heute von IT abhängig. Insbesondere gilt das für alle
OPTIMIERUNG „Echtzeit-Analyse von Applikationen und Einblick in die Zufriedenheit der Anwender – das bringt wirklichen Mehrwert“, so Bernd Greifeneder von dynaTrace.
Firmen, die im E-Commerce tätig sind: Hier bedeutete die IT das Geschäft. APM galt lange als eine Technologie, bei der das „M“ nur als Monitoring gesehen wurde. Unternehmen führten schon Lasttests durch um sicherzustellen, dass die IT hohe Zugriffszahlen meistern kann. Wir bei dynaTrace gehen aber den entscheidenden Schritt weiter und bieten tiefergehende und genauere Einblicke in das Verhalten von Anwendungen und deren Leistung unter Last. Wie muss man sich das vorstellen? Ungefähr so, als könnten Sie einen Leistungssportler während des Wettkampfes mit einem Kernspintomographen durchleuchten: Wir zeigen unseren Kunden auf, wo und warum die optimale Leistung nicht erreicht wird und geben gleichzeitig Empfehlungen, wie man diesen Missstand beheben kann. Das alles unter realen Bedingungen und – um im Bild zu bleiben – ohne dem Sportler ein Klotz am Bein zu sein. Also ein echter Mehrwert. Somit geht es hier nicht nur um die IT als solche, sondern letztlich auch um den Geschäftserfolg? Kundenbindung beginnt mit dem Besuch der Internetseite des Anbieters. Wie schnell verlässt man eine Website, weil eine Suchanfrage zu lange dauert oder eine Unterseite nicht aufrufbar ist? Im Google-Zeitalter erwartet der Kunde nun mal Reaktionszeiten von ein bis zwei Sekunden, sonst wechselt er zur Konkurrenz. Performance ist also entscheidend und hat in letzter Konsequenz auch Einfluss auf den Umsatzerfolg. Weitere Informationen unter: www.dynatrace.com
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SICHERHEIT Haben Sie schon einmal Käuferschutz im Internet beantragt?
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setzt und sind daher vielen Konsumenten bekannt und vertraut. Umstritten ist derzeit noch die Zahlart „Bezahlen mit Amazon“. Viele Händler befürchten, dass Amazon aus dem Einkaufsverhalten der Kunden Erkenntnisse für sein eigenes Angebot gewinnt und so seine Wettbewerbsposition stärkt. In der Vergangenheit erwies sich Amazon in dieser Hinsicht als wenig zimperlich. Andererseits spricht aus Sicht der Online-Shopper sehr wenig gegen das Bezahlverfahren. Viele Nutzer verfügen bereits über ein Amazon-Konto, vertrauen der Marke und würden dieses Bezahlverfahren vermutlich begrüßen. Vor allem Shops, die selbst noch keine große Bekanntheit erreicht haben, können von solch eingeführten Zahlarten profitieren. Händler oder Marken, die noch neu auf dem Markt sind, müssen ohnehin erst einmal Vertrauen aufbauen. Ein wichtiges
sehr zufrieden 51 % Zufrieden
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37,5 %
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Weniger zufrieden 3,8 %
13,1 % ja nein weiß nicht Keine Angabe
Gar nicht zufrieden 5,8 % Weiß nicht 1,9 %
Quelle: EuPD Research
Eine Befragung hat ergeben, dass 13,1 Prozent der Befragten ihren online-Kauf bereits einmal über Käuferschutz abgesichert hat. Fast 90 Prozent waren mit der Abwicklung sehr zufrieden bzw. zufrieden.
Mittel dazu ist, den Kauf auf Rechnung anzubieten. Allerdings ist hier das Ausfallrisiko auch besonders hoch. Der Händler sitzt daher in einer Zwickmühle: Einerseits kann er sich keine Ausfälle leisten. Andererseits „ist es aber nicht Aufgabe des Händlers, auf der sicheren Seite zu sein. Da bleibt er nämlich auf seiner Ware sitzen“, merkt Wolfgang Wenzel vom Bundesverband Onlinehandel süffisant an.
ZAHLUNGSAUFÄLLEN VORBEUGEN Um sich auf den Kunden zuzubewegen, bietet sich der abgesicherte Rechnungskauf an, bei dem der Händler eine Zahlungsgarantie erhält. Zwischen drei und fünf Prozent der Rechnungssumme muss der Händler in aller Regel an den Anbieter zahlen, abhängig von Faktoren wie der Produktund Zielgruppe, der Anzahl von durchgeführten Transaktionen sowie dem Umsatz-
volumen. Bei risikoreichen Produkten oder Käufergrup pen kann der Anteil daher deutlich höher ausfallen. Das Problem: „Für viele Händler sind die Kosten für externe Risikomanagement-Dienstleister einfach hoch“, hat Bernd Skiera, Professor für Electronic Commerce an der Universität Frankfurt festgestellt. „Aktuelle Studien zeigen, dass daher nur wenige Händler vorbeugende Maßnahmen treffen, um Zahlungsausfälle zu vermeiden.“ Händler sollten daher unbedingt verhandeln. Dies lohnt sich insbesondere, da zum einen die Zahl der Risikomanagementanbieter in den vergangenen Monaten deutlich gewachsen ist und zum anderen die Konditionen häufig für jeden Shop individuell festgelegt werden. Zudem können Shop-Betreiber darauf dringen, etwa nach den ersten sechs Monaten nochmals nachzuverhandeln. Eine weitere Lösung
Zahlungsausfall | Betrug im Netz erkennen und vermeiden
Auf Nummer sicher im internationalen Online-Handel Vor allem international tätige Internet-Händler sehen sich mit immer raffinierteren Betrugsmethoden konfrontiert. Verdächtige Transaktionen zu identifizieren, bevor ein Schaden entstanden ist, gehört daher zu den größten Herausforderungen von Shopbetreibern. Gleichzeitig gilt es, die Anzahl der False Positives, also der fälschlicherweise als Betrug bezeichneten, regulären Transaktionen, möglichst gering zu halten. Effektive IT-Lösungen helfen weiter: Sie prüfen jede einzelne Bestellung mittels ausgefeilter Analytik auf Betrugsverdacht. Betrugsmuster werden automatisch erkannt und flie-
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ßen direkt in Regelwerke ein, die dann eine fundierte Entscheidung gewährleisten. Parallel veranlassen integrierte Simulationsfunktionen, die auf der Basis von Bestandsdaten durchgeführt werden, dass die Regelsets kontinuierlich optimiert werden. Einen sicheren Schutz vor Zahlungsausfällen bietet eine spezifische Abstimmung auf die unterschiedlichen Anforderungen der drei Kernbranchen im E-Commerce: Konsumgüter, Touristik und digitale Güter. Zunehmend sind Systeme gefragt, die zusätzlich individuelle Key Performance Indikatoren berücksichtigen. Moderne Risikomanagement-Lösungen, wie die
Fraud Prevention Suite der Wirecard AG, erlauben speziell zugeschnittene Vorgaben wie beispielsweise die Definition einer maximalen Betrugsrate. Infos: www.wirecard.com
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AUSWAHL Eike Harms stellt fest, dass beim digitalen Einkauf mit zunehmender Anzahl der Zahlungsverfahren sinkende Abbruchquoten beim Bezahlvorgang einhergehen.
kann darin liegen, den Aufpreis für den Dienstleister an den Kunden weiterzureichen. Das kann sich vor allem dann lohnen, wenn die Margen in dem Sortiment generell so niedrig sind, dass auch die Wettbewerber keinen Rechnungskauf anbieten. Dann empfinden die Kunden es auch dann noch als einen überzeugenden Service, wenn die Bezahlart „auf Rechnung“ einen Zuschlag kostet. Den Trend zum No-Line-Commerce nehmen die Zahlungsabieter sogar schon vorneweg. Zwei Unternehmen arbeiten derzeit besonders intensiv daran, ihre Bezahlarten aus der Online-Welt in die reale Welt zu übertragen: Paypal und Google. Beide haben gerade Lösungen vorgestellt, wie sich ihre Zahlarten mittels Smartphone auch am POS einsetzen lassen. Technisch unterscheiden sich die Lösungen insofern, als Google auf die modernere NFCTechnik (Near Field Communication) setzt, für die bislang aber noch die Infrastruktur fehlt. Weder NFC-Terminals noch -Handys haben derzeit eine bedeutende Marktdurchdringung erreicht. Paypal hat daher eine Barcodelösung entwickelt, die deutlich geringere Anforderungen stellt. Mittels Handy-Bildschirm und -Kamera lassen sich beliebige Beträge zwischen zwei Smartphones übertragen. Für die Sicherheit spielt es dabei kaum eine Rolle, welche der beiden Lösungen eingesetzt wird, eher der Komfort für den Nutzer ist hier ausschlaggebend. Trotzdem spielt das Thema Sicherheit eine große Rolle, wenn es um den Markterfolg der Systeme geht. Die Kunden stehen neuen Bezahlarten äußerst skeptisch gegenüber, Sicherheit hat oberste Priorität. Allerdings bedeutet „Sicherheit“ in diesem Zusammenhang vor allem „gefühlte Sicherheit“. Die wenigsten Kunden interessieren sich für komplexe technische Abläufe und bei genauer Betrachtung müssen sie das auch gar nicht. Die
Integriert | iPhone-App mit kostenloser Navigation
Digitaler Alleskönner Telefonieren, surfen und navigieren mit nur einem Gerät – Applikationen für iPhone und Co. bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Sie sind einfach bedienbar und benötigen, gemessen an ihrem Können, wenig Speicherplatz. Das Telefonbuch hat solche Alleskönner für diverse Smartphones. Die iPhone-App von Das Telefonbuch hat nun sogar eine vollwertige Navigationsfunktion, die herkömmlichen „Navis“ in nichts nachsteht. So sind hierüber sowohl Treffer aus der bekannten Adresssuche als auch frei wählbare Ziele ansteuerbar. Der digitale Helfer bietet unter anderem die Wahl zwischen Auto- und Fußgängerstrecken, filterbaren Point of Interest-Kategorien, die sich während der Navigation einblenden, sowie verschiedene Routen-Modi. Das Kartenma-
terial deckt Deutschland, Österreich und die Schweiz ab und stammt von Map and Route. Das „V-Navi“ kann aus der Das TelefonbuchApp heraus kostenlos heruntergeladen und hierüber frei genutzt werden. Neben der neuen Navigationsfunktion überzeugt die Applikation auch mit ihren umfangreichen Suchoptionen. Über die Standardsuche hinaus kann sich der Nutzer zum Beispiel im Umkreis gefundene Adressen auf einer detaillierten Stadtkarte anzeigen lassen. Zudem hat er die Möglichkeit, nach Postleitzahlen und Vorwahlen zu suchen. Und umgekehrt: Sofern freigegeben, können über die Rückwärtssuche anhand einer Telefonnummer auch die dazugehörigen Teilnehmer ermittelt werden. Ebenso lassen sich auf dem Startbildschirm individuell Icons anordnen. Mit nur einem Klick erfolgt hierüber ein direkter Zugriff auf wichtige Ziele in der Umgebung. 21 Hauptkategorien stehen hierfür zur Auswahl, unter anderem EC-Automaten, Cafés, Autovermietungen und Apotheken. Aber auch die schnelle Suche nach speziellen Kategorien wie Wäscherei oder Schlüsseldienst ist mit der Das Telefonbuch-App für iPhone möglich. Weitere Informationen unter: www.dastelefonbuch-marketing.de
UMFASSEND Die kostenlose iPhone-App von Das Telefonbuch bietet ein vollwertiges Navigationssystem, umfangreiche Suchfunktionen und diverse Individualisierungsmöglichkeiten.
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WARENKORB „Der Filialhandel erlebt durch das Thema MultiChannel gerade eine Renaissance“, so Achim Himmelreich.
Kunden wollen vor allem das Gefühl haben, dass ihr Geld in guten Händen liegt. Starke Marken genießen daher einen Vertrauensvorschuss. Und auch ganz objektiv betrachtet findet „Sicherheit“ eigentlich nur in den AGB der Anbieter statt. Für Kunden wie für Händler ist nicht relevant, ob und wie bei einer Bezahlart betrogen werden kann, sondern lediglich wie der Betroffene im Falle eines Betrugs oder einer Unstimmigkeit gestellt wird. Der Anbieter Paypal hat dabei eindrucksvoll bewiesen, wie sich
mit gefühlter Sicherheit erfolgreich agieren lässt. Ein plakativ hervorgehobener Käuferschutz hat erfolgreich den Eindruck erweckt, der Kunde hätte jederzeit die komplette Kontrolle über seine Abbuchungen. Im Marketing deutlich weniger offensiv sind die Payment-Unternehmen dagegen, wenn es um die Frage geht, was mit den Kundendaten geschieht. Erst vor wenigen Wochen hat beispielsweise ein Bericht des „Wall Street Journal“ aufgedeckt, dass sowohl Mastercard als auch Visa fertige Plä-
ne in den Schubladen haben, das Einkaufsverhalten ihrer Kunden zu Reklamezwecken vermarkten zu wollen. Das Konzept, das ausgewählten Werbekunden bereits vorgestellt wurde, lautete verkürzt: Wenn ein Kunde viele Hamburger kauft, kann ihm ein Diäthersteller anschließend im Web Werbung seine Produkte zeigen. Datenschützer reagierten alarmiert, inzwischen ruderten beide Unternehmen zurück: Daten würden lediglich anonym und als Cluster erhoben. Anhand des Einkaufs-
Interaktiv | Multi-Touchpoint-Lösungen für vernetzte Konsumenten
Berührungspunkte schaffen, Kunden begeistern Max kauft mit seinem Smartphone immer und überall online ein. Seine Schwester shoppt am liebsten in der Boutique ums Eck und bestellt gelegentlich bei einem Versandhandel. Erfolgreiche Händler berücksichtigen die unterschiedlich stark ausgeprägte Online-Affinität
GESAMTKONZEPT SportScheck informiert die aktiven Kunden unterwegs via Shopping App auf dem iPad.
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ihrer Kunden und bieten individuelle Angebote an jedem Berührungspunkt mit der Marke. Konsumenten wollen frei entscheiden, wo sie sich informieren, Produkte kaufen oder diese zurückgeben. Das haben viele Einzelhändler erkannt: Laut Statistischem Bundesamt konnten Unternehmen, die den größten Teil ihrer Waren über das Internet und den Versandhandel vertreiben, im August 2011 ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahresmonat um mehr als acht Prozent steigern. Um viele Berührungspunkte zwischen den Kunden und der eigenen Marke zu schaffen, benötigen die Händler jedoch nicht nur eine „digitale Version“ ihres Geschäfts im Internet. Vielmehr ist eine Multi-Touchpoint-fähige Shop-Lösung erforderlich, bei der die Interaktion und Kommunikation mit dem Kunden im Vordergrund steht. So entwickelte der Sportartikelhersteller SportScheck gemeinsam mit Intershop eine Strategie, die zu den aktiven Kunden passt: Wo auch immer diese
sind, fotografieren sie einfach einen Sportartikel mit ihrem iPhone. Die passende App zeigt ihnen verfügbare Produkte dazu im SportScheck-Shop und erteilt Lieferauskünfte in Echtzeit. Kundendaten werden direkt abgeglichen, Bestellungen sofort verarbeitet. Tauschen sich Kunden über soziale Netzwerke, Blogs oder Weiterempfehlungsfunktionen aus, können sie Marken „erleben“. Daher startete der Baur Versand gemeinsam mit Intershop und dotSource eine SocialCommerce-Initiative. Ausgewählte Sortimente und Aktionen wie ein Urlaubs-Special sprechen neue Kunden direkt via Facebook an. „Wichtig ist für Händler, die eigene Zielgruppe zu kennen und für diese ein Gesamtkonzept zu entwickeln, sodass Kunden das Angebot auf allen Touchpoints wieder erkennen“, so Tobias Zadow von Intershop. Die Zukunft im E-Commerce steht dabei ganz im Zeichen individueller Angebote. Weitere Informationen unter: www.intershop.de
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„Everywhere Commerce“ Weiterführende Informationen bietet die themenzeitung „web business II – Everywhere Commerce“, die kürzlich als Beilage im Handelsblatt erschienen ist. Die Ausgabe ist unter www.lombardmedia.ch kostenlos abrufbar.
verhaltens werde bestenfalls erhoben, in welchen Stadtteilen besonders viele Hundebesitzer wohnten (die sich anhand des Hundefutters identifizieren lassen, das sie regelmäßig kaufen). Unter Branchenbeobachtern gilt es jedoch als ausgemacht, dass gerade das Einkaufsverhalten für die neuen Diensteanbieter von besonders großem Interesse ist. So hat der ehemalige Chef von Paypal Deutschland beispielsweise in einem Interview mit der Fachzeitschrift Internet World Business über die nützliche Verknüpfung von Location Based Services und Zahlungsdaten spekuliert: „Wenn wir wissen, dass jemand eine Winterjacke gekauft hat, könnten wir ihn per Handy darauf hinweisen, dass es im Kaufhaus gegenüber passende Handschuhe gibt.“ Nur vier Monate nach dieser Aussage verleibte sich die Paypal-Mutter eBay das ortbezogene Anzeigennetzwerk Where ein. Die von einem Bezahldienstleister gewonnenen Daten sind aber nicht nur wertvoll, um in Zukunft Werbung zielgenauer ausliefern zu können. Ihre Auswertung ermöglicht es erstmals auch, genau zu verfolgen ob eine Werbemaßnahme erfolgreich war oder nicht. Schließlich weiß bislang niemand so genau, wer welche Werbung gesehen hat und was er danach kaufte. Bei einem Anbieter wie Google, der von Online-Werbung bis zur Bezahlvariante am POS alle Dienste aus einer Hand anbietet, wäre dieser Kreislauf erstmals vollständig geschlossen. Für Werbetreibende wäre das ein gewaltiger Fortschritt – rund 90 Jahre nach Henry Fords legendärem Ausspruch „Ich weiß, die Hälfte meiner Werbung ist hinausgeworfenes Geld. Ich weiß nur nicht, welche.“ Für die Konsumenten dagegen eher ein gewöhnungsbedürftiger Gedanke.
Stichprobeninventur |
Handel profitiert von neuem Verfahren
Weniger Aufwand, gleiche Wirkung
KOSTENSENKUNG Eine Umstellung auf statistische Verfahren bei der Inventur, bisher meist von der Industrie verwendet, kann auch im Handel den Aufwand um bis zu 95 Prozent senken.
In der Bestandsverwaltung kommen moderne Techniken und Software zum Einsatz, optimierte Prozesse und qualifiziertes Personal sorgen für reibungslose Abläufe. Inventuren werden jedoch häufig noch unzeitgemäß mittels aufwändiger und fehleranfälliger Vollzählungen durchgeführt. Eine rechtlich zulässige Alternative bieten Inventuren mit statistischen Verfahren: Dabei wird eine repräsentative Stichprobe aus dem Lagerbestand ausgewertet und so die Zuverlässigkeit der Lagerbuchführung geprüft. Diese Stichprobeninventur kann wie die Vollinventur zum Stichtag oder permanent durchgeführt werden. Der Ressourcenaufwand lässt sich so um bis zu 95 Prozent reduzieren. Die Stat Control GmbH in Hamburg ist spezialisiert auf Inventuren mit statistischen Verfahren. 1991 gegründet, ist sie heute wegweisend auf diesem Gebiet – zahlreiche national und international tätige Unternehmen arbeiten bereits mit ihren Software-Lösungen.
Kamen die Anwender lange Zeit vornehmlich aus der Industrie, setzt inzwischen auch der Handel verstärkt auf Stichprobeninventuren. So konnte beispielsweise Edeka Nord den Inventuraufwand im Lager auf unter fünf Prozent senken. Als neuer Partner der Move Retail-Kooperation ist Stat Control Teil einer intelligenten Gesamtlösung für den Handel. Wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Umstellung des Inventurverfahrens ist eine kompetente Beratung. Die genaue Kenntnis der Möglichkeiten und Vorschriften ist nötig, um die Stichprobeninventur effizient und sicher einzusetzen. Stat Control steht im kontinuierlichen Dialog mit führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und kennt die Besonderheiten. Die problemlose Einbindung in vorhandene IT-Strukturen, MDE-Geräte und Voice-Applikationen gehört bei dem Hamburger Unternehmen zum guten Service. Weitere Informationen unter: www.statcontrol.net
Dominik Grollmann VISAVIS ECONOMY
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www.af-ag.de info@af-ag.de