VISAVIS Economy - Neu Denken

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www.visavis.de · Ausgabe 5/2012

ECONOMY Abwägen

Risikomanagement Mehrdimensionale Bewertungen fördern Chancen

punkten achen Maßnahmen Personal: Mit einf

Innovationskultur

Storage: Maßgeschneiderte Strategien entscheiden

NEU DENKEN

Produktpiraten: Kein Pardon für Fälscher

Unternehmenserfolg durch Freiräume, Motivation und die Bereitschaft zum Wandel


EDITORIAL

Wege zu mehr Wettbewerbsfähigkeit ZUKUNFTSSICHER Voraussetzung für Innovationsleistungen ist eine gelebte Unternehmenskultur.

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ade in Germany“ – dieser Begriff beinhaltet vieles von dem, was Deutschland als Wirtschaftsstandort ausmacht. Dahinter stehen „ ausgefeilte Technik, präzise Fertigung und vor allem mit Kreativität, Wissen und Engagement entwickelte innovative Produkte. Ein guter Grund, Innovationskultur zu unserem Titelthema zu machen. Unternehmen wissen, dass sie Neuerungen brauchen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dazu bedarf es einer Innovationskultur, die neue Wege beschreitet: Gefragt ist die Bereitschaft zur ständigen Erneuerung, zur Kooperation, zur Flexibilität. Querdenken muss nicht nur erlaubt sein, sondern als Chance begriffen werden. Wer auf den immer gleichen Abläufen und Richtlinien beharrt, ist auf dem besten Wege, sich selbst ins Abseits zu stellen. Man muss hier unbedingt größere Zeiträume betrachten, das Schielen auf kurzfristige Erfolge führt alle Anstrengungen ad absurdum. Bernd Müller beschreibt die Ist-Situation und zeigt auf, wie die Bereitschaft zum Wandel zum ökonomischen Erfolg werden kann. Eine neue Innovationskultur fordert viel von den Unternehmen. Das Planen muss breitbandiger werden, eine echte Risikoabwägung kann nur gelingen, wenn gegen möglichen Misser-

folg auch die möglichen Chancen abgewogen werden. Neue Technologien helfen Entscheidern, ihr Risikomanagement zu optimieren. Frank Romeike und Andreas Eicher zeigen die verschiedenen Aspekte auf. Der Erfolg aber hat viele Neider – und noch mehr Nachahmer. Produktpiraterie ist – leider – eine Wachstumsbranche. Sie gefährdet nicht nur Konsumenten und Unternehmen, sie bringt auch die Marke „Made in Germany“ in Verruf. Jetzt steuert die Wirtschaft selbst gegen. Den Kampf gegen Plagiate beschreibt Hadi Stiel. Wachsende Anforderungen an Unternehmen gehen Hand in Hand mit einer stetig steigenden Datenflut. Diese intelligent und sicher zu verwalten, damit Informationen präsent sind und produktiv genutzt werden, ist eine existenzielle Herausforderung. Moderne Storage-Lösungen, wie sie René Purwin vorstellt, bieten Unternehmen einen echten Mehrwert. Alle Anstrengungen werden aber scheitern, wenn es Unternehmen nicht gelingt, sich bei zunehmendem Fachkräftemangel auf dem Arbeitsmarkt attraktiv zu machen um passende Mitarbeiter zu finden und an sich zu binden. Wie kann dies gelingen? Unsere Reportage über Human Resources gibt Antworten. Ihre Redaktion

Inhalt BLICKWINKEL Auch scheinbar ewige Wahrheiten können hinterfragt werden – Querdenken bietet Chancen und kann Innovationen beflügeln.

Magazin 3 Existenzgründer im Fokus; Lösungen statt Streit: der Buchtipp; Factoring als Liquiditätshilfe; Alternative Finanzierungsmodelle. Storage 5 Sichere Datenspeicherung plus produktive Nutzung: Das bieten passgenaue Technologien. Innovationskultur 9 Für erfolgreiche Neuerungen bedarf es einer Unternehmenskultur, die

IMPRESSUM

Freiräume schafft und langfristige Strategien erarbeitet. Risikomanagement 14 Eine optimale Abwägung zwischen Chancen und Risiken bindet möglichst viele Faktoren ein.

Produktpiraterie 18 Fälscher sind schnell und dreist. Jetzt rüstet die Wirtschaft auf. Human Resources 20 Problem Fachkräftemangel: wie ein Unternehmen attraktiver wird.

Verlag: VISAVIS Verlags GmbH; Marie-Curie-Str. 11-13, 53332 Bornheim; Tel.: 02227/ 9212 - 0, Fax: 02227/ 9212 - 10, Vanity: 07000 / visavis, E-Mail: visavis@visavis.de, www.visavis.de; Chefredaktion: Wolfgang Haselbauer; Geschäftsführer: Wolfgang Haselbauer; Themen- und Projektleitung: Cornelia Hornschild, Bernhard Haselbauer, Elena Kirch, Markus Heinen, Andreas Schnittker, Tim Schulze; Layout: Andreas Schnittker; Jaime Tollens; Bildmaterial: istockphoto.com, pixelio.de, sxc.hu, fotolia.com; Verbreitete Auflage: 108.000 Exemplare. Teilbelegung im Handelsblatt mit 103.000 Exemplaren; ISSN: 0942-8615; Konzeption und Marketing: newpublic communication Verwaltungsges. UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG; www.newpublic.org

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Quelle: www.universe-beauty.co www.universe-beauty.com

MAGAZIN

Die Stars von morgen Die Wirtschaft lebt von der Kraft der Innovation, von neuen Impulsen. Daher ist es wichtig, Existenzgründer und ihre Ideen zu unterstützen. Mehrere Initiativen in Deutschland haben sich dies zur Aufgabe gemacht. Auf dem Existenzgründungsportal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) beispielsweise finden Interessierte praktische Tipps und Checklisten rund um den Businessplan, die Finanzierung und weitere wichtige Schritte. Die Gründer- und Unternehmerinitiative der deutschen Wirtschaft wiederum – DeutschlandUnternehmerland.com – fördert Gründer, junge Unternehmen und Innovationsprojekte langfristig mit Kapital und Spezialisten. Mit der Gründerwoche, die in diesem Jahr vom 12. bis 18. November stattfindet, will das BMWi ein positives Zeichen für die Gründungskultur in Deutschland setzen. Hunderte von Partnern werden dazu wieder bundesweit Veranstaltungen für Gründungsinteressierte jedes Alters durchführen. Das tut not, denn laut einer Studie der Unterneh-

Optimierung |

mensberatung Ernst & Young sind die Startbedingungen für Gründer in Deutschland viel schwieriger als in anderen G-20-Ländern. Zu den festgestellten Hindernissen zählen die überdurchschnittlich hohe Steuerbelastung, die hohen Kosten und der bürokratische Aufwand. Im internationalen Vergleich rangiere Deutschland daher hinsichtlich der Existenzgründerdichte im unteren Mittelfeld, heißt es in der Studie. Im Endbericht der Rambøll Management GmbH und des Verbands der Vereine Creditreform e.V. im Auftrag des BMWi wird die wirtschaftliche Bedeutung von Startups deutlich: Demnach sind zwischen 1995 und 2010 in Deutschland rund 13.000 schnell wachsende Jungunternehmen, sogenannte „Gazellen“, entstanden, die 1,35 Millionen Arbeitsplätze geschaffen haben. Das entspreche einem Anteil von rund 3,8 Prozent aller in Deutschland sozialversicherten Beschäftigten. Als wichtigste Wachstumshemmnisse identifiziert die Studie unzureichende Finanzierungsmöglichkeiten und den Fachkräftemangel.

Vernetzungen für den Erfolg

Die ideale Vernetzung mit dem Kunden ist heute ohne Facebook kaum noch denkbar. Die Tobit.Software AG hat daher mit „chayns“ eine Lösung entwickelt, die genau hier, beim beliebtesten Content-Management-System der Welt, ansetzt. Bestandteil der neuen Standardsoftware ist auch eine eigene Smartphone App (iOS und Android) die sich automatisch mit der Facebookseite verbindet. Kunden werden so auch unterwegs immer

über Neuerungen informiert, ohne die entsprechende Facebookseite aufrufen zu müssen. Im Zeitalter maximaler Mobilität garantiert der Einsatz von Apps optimale Kundenbindung. Durch die Aktivierung interaktiver Funktionen lassen sich zudem die Vorteile des viralen Marketings nutzen. Die so genannten Custom Tabs, eine optionale Erweiterung des Startpakets, sind dabei der Schlüssel für völlig neue individuelle Funktionen. Auch die firmeneigene Website

bleibt mit dem Software-Tool immer auf dem neuesten Stand: Da „chayns“ die Inhalte automatisch mit der Facebookseite synchronisiert, sind alle News, Fotos und Termine stets aktuell. Die speziell für Smartphones konzipierte mobile Webseite und der RSS-Feed bieten weitere Möglichkeiten, „chayns“ an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und sich so optimal mit seinen Kunden zu vernetzen. Weitere Informationen unter: www.tobit.com/chayns

SYMBIOSE Die Tobit-Lösung „chayns“ klinkt sich in die Facebook-Präsenz ein. Diese dient als Datenbasis und als Content-ManagementSystem. VISAVIS ECONOMY 05/12

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MAGAZIN

Elektroautos

Stromnetze effektiv nutzen Laut einer Studie des Projekts NET-ELAN wird der von der Regierung angestrebte Markteintritt von Elektroautos ohne größere Anpassungen des öffentlichen Stromnetzes möglich sein. Über 90 Prozent der Wegstrecken könnten mit batteriegetriebenen Elektroautos zurückgelegt werden, so Projektkoordinator Jochen Linßen. Nächtliches Aufladen vorausgesetzt, ließen sich 2030 bei ausreichendem Ausbau des Höchstspannungsnetzes bis zu 60 Prozent des Ladestroms aus Windenergie beziehen. Würden die Elektroautos dagegen tagsüber aufgeladen, käme das Stromnetz schnell an seine Grenzen. Infos: www.fz-juelich.de

Factoring |

Konfliktlösung

Konflikte sind ein alltäglicher Begleiter. Auch – oder gerade – im Arbeitsleben begegnen sie uns: Zwischen den Kollegen, zwischen einem Mitarbeiter und dem Chef, zwischen einem Mitarbeiter und einem Kunden oder Auftraggeber. Der selbstständige Coach Rolf Schulz gibt Führungskräften und Mitarbeitern Werkzeuge für effektives Konfliktmanagement an die Hand. Sein bewährter Ratgeber, der nunmehr in der dritten Auflage erschie-

Höhere Liquidität – mehr Freiraum

VORTEILE Der Verkauf offener Forderungen an einen Factor eröffne Unternehmen gerade in Boomzeiten neue Chancen und versorge sie auch bei schwachen Umsätzen mit mehr Liquidität, unterstreicht Andreas Wagner.

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Buchtipp |

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Factoring hat sich zunehmend auch in Deutschland bewährt und etabliert. Der Grund: „Der Verkauf offener Kundenforderungen an einen Factor hilft, das Unternehmen auch bei schwankenden Umsätzen mit Liquidität zu versorgen“, so Andreas Wagner, Vorstand der activ factoring AG. Dies ist bei guter Wirtschaftslage ein bewährtes, weil bankenunabhängiges Finanzierungsinstrument und eröffnet gerade in Boomphasen neue Chancen. Das Unternehmen erhält dabei zeitnah bis zu 90 Prozent des Bruttorechnungsbetrages. Die restlichen zehn Prozent fließen, wenn die verkaufte Forderung vollständig bezahlt wurde. Neben der völligen Absicherung gegen Forderungsausfälle steht für viele Unternehmen die Bi-

lanzverkürzung um risikohafte Aktiva im Mittelpunkt Dies verbessert die Bilanzkennzahlen und stärkt die Verhandlungsposition bei Bankgesprächen. Es gibt verschiedene FactoringModelle wie Full-Service-Factoring, Inhouse-Factoring und Ausschnitt-Factoring mit jeweils unterschiedlichen Leistungen, die kundenorientiert vereinbart werden. Die Abtretung der Forderung wird dem Debitor in der Regel durch den Abtretungsvermerk auf der Rechnung angezeigt, das sogenannte offene Verfahren. Alternativ wird aber auch das stille Verfahren angeboten. Immer im Fokus: die individuellen Bedürfnisse des Unternehmens. Factoring schafft also nicht nur Liquidität, sondern auch Freiräume. Infos: www.activ-factoring.de

nen ist, überzeugt mit Praxisnähe und einer leicht verständlichen Sprache. Der Leser lernt nicht nur, verschiedene Konfliktarten zu identifizieren, sondern versteht auch, wie Konflikte entstehen und welche Techniken ihm für die Lösung zur Verfügung stehen. Rolf Schulz, „Toolbox zur Konfliktlösung. Konflikte schnell erkennen und erfolgreich bewältigen.“ Stark Verlagsgesellschaft; Auflage: Juli 2010 (11. September 2012)

Finanzierung

Crowdinvesting Zu den Erfolgsvoraussetzungen junger Firmen zählt eine ausreichend starke Kapitaldecke. Die Studie der Beratungsgesellschaft reanis, „Crowdinvesting 2012/2013“, zeigt, dass in diesem Bereich alternative Investmentformen wie Crowdinvesting oder die Finanzierung über Business Angels eine immer wichtigere Rolle spielen. Zwar liegt der Studie zufolge die klassische Finanzierung über Banken (83 Prozent) und Venture Capital/Risikokapital (66 Prozent) in Deutschland noch weit vorn; 90 Prozent der Befragten sind aber der Ansicht, dass Crowdinvesting eine Chance für Gründungsprojekte ist, die andernfalls keine normale Finanzierung erhalten hätten. Weitere Informationen unter: www.reanis.de


TECHNOLOGIE

STORAGE

Datenpool mit Mehrwert

Quelle: Otmar Luttmann; www.pixelio.de

SPEICHERTECHNIK Klassische Lösungen werden zunehmend ausgetauscht, Software-Angebote für alle Unternehmensgrößen bieten die notwendige Flexibilität – am Ende steht die Storage-Cloud.

SPEICHERSTADT Verwalten, verteilen, lagern – zwischen gestrigen und heutigen StorageSystemen liegen Welten.

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ei stetig steigendem Speicherbedarf und ebenso stetig steigender Diversizität der Daten kommt einer effizienten und sicheren Datenhaltung in Unternehmen jeder Größe eine zunehmend existenzielle Bedeutung zu. Neben der notwendigen technischen Infrastruktur sowie ausgeklügelten Speichertechnologien, die sowohl Hard- als auch Software umfassen, ist eine auf das jeweilige Unternehmen maßgeschneiderte Storage-Strategie von grundlegender Bedeutung. Sie entscheidet maßgeblich darüber, ob man aus einem großen Datenreservoir auch verwertbare, produktive Informationen gewinnen kann. Während in Großunternehmen ganze Arbeitsgruppen in der IT-Abteilung an Strategien und Lösungen für die Datenspeicherung arbeiten, muss sich der Mittelstand häufig auf die Ratschläge des Systemhauses vor Ort und das Wissen eines engagierten Mitarbeiters verlassen. Dabei werden die Daten immer wichtiger. Nicht nur gesetzliche und steuerrechtliche Vorschriften erfordern eine sichere Speicherung und Ar-

chivierung vieler Unternehmensdaten, sondern vielmehr die Notwendigkeit, aus dem unternehmenseigenen Datenpool auch Informationen zu gewinnen, die produktiv genutzt werden können. Datenspeicherung ist also nicht notwendiges Übel, sondern Produktivkapital, das einen echten Marktvorteil bieten kann. In Unternehmen gibt es regelmäßig Geschäftsvorfälle, gleichgültig, ob es sich um einen Handwerksbetrieb mit Auftragsannahme und Kundendienst handelt oder um den Handelskonzern, bei dem im Sekundentakt Transaktionen per Web, über die telefonische oder schriftliche Bestellannahme ausgelöst und abgewickelt werden. EMails werden ausgetauscht, Briefe geschrieben, Präsentationen erstellt und dann sind da noch die ganzen Produktions-, Logistikund ERP-Systeme – überall entstehen Daten, die gespeichert werden müssen oder sollen. Kein Wunder, dass der Markt für Softwarelösungen, die diese Daten erschließund nutzbar machen, kontinuierlich wächst und zunehmend auch Lösungen für kleine

und mittlere Unternehmen bereit hält. Vom Customer Relationship Management über Dokumentenmanagement bis zur BusinessIntelligence-Lösung sorgen clevere Systeme dafür, aus der Datenflut Informationen zu generieren. Jetzt stellt sich die Frage, wie man die Daten im operativen Betrieb speichert, sie laufend möglichst zeitnah sichert und schließlich so archiviert, dass relevante Daten auch schnell gefunden werden. Dabei sollte durch eine kontinuierliche Konsolidierung und Daten-Deduplizierung sichergestellt werden, dass verschiedene ITSysteme dieselben Daten nicht doppelt und dreifach speichern. Hier gibt es viel Optimierungspotenzial, das sich direkt in Form von Kostensenkung nutzen lässt. Parallel zur gesamten Entwicklung in der Informationstechnik haben sich Speichertechnologien ausgebildet, die zunehmend klassische Lösungen wie einzelne Speicherserver, Backupserver oder NAS ablösen. So lassen sich die Techniken und die Vorteile der Virtualisierung auch im Speicherbereich nutzen. Statt auf die verwendete Technik zuzugreifen, also etwa den einzelnen Speicherserver, werden Daten einfach gespeichert – irgendwo. Dies erlaubt eine Zwischenschicht, die vorhandene Speicherlösungen zu einer logischen Einheit zusammenfasst und verwaltet. Das ist für den Anwender vorteilhaft, da er sich nicht mehr darum kümmern muss, auf welche Partition, auf welches logische Laufwerk etc. seine Daten gespeichert werden. Und es hat auch für das IT-Management klare Vorteile, weil man technikunabhängig eine Backup-Strategie oder eine Archivierungsstrategie fahren kann. So werden auch Veränderungen an der Speicherlandschaft, wie Erweiterungen, Einbau neuer Server oder sogar der Wechsel von einem Storage-Anbieter zum anderen, erheblich vereinfacht. Flexible Speichersysteme sind dafür eine unabdingbare technologische Basis. Und VISAVIS ECONOMY

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TECHNOLOGIE

STORAGE

Gastbeitrag Andreas Hartl Regional Director Germany bei Riverbed

Virtualisierung der Zweigstellen KONSOLIDIERUNG Der Wegfall einer externen Infrastruktur hat für Unternehmen deutliche Vorteile: Kosten werden deutlich gesenkt, ohne bei der Datensicherheit Abstriche zu machen.

Zahlreiche Unternehmen konnten ihre IT nen Daten lokal geschrieben und dann von durch die Virtualisierung von Servern und der Zweigstelle über das WAN ins RechenStorage sowie die Optimierung des Wide zentrum transferiert werden. Auch wenn die Area Networks (WAN) bereits hochgradig Verbindung einmal ausfällt, lassen sich Ankonsolidieren. Anders in Zweigstellen: Hier wendungen an entfernten Standorten denwar der Einsatz von Servern und Storage noch lokal und ohne Verzögerung nutzen. lange notwendig für eine bessere VerfügIn diesem Fall werden alle Daten ans Rebarkeit und Performance der vorgehaltenen chenzentrum gesendet, sobald die VerbinAnwendungen und Systeme. Zahlreiche dung wieder hergestellt ist. Betriebe setzen daher jetzt noch auf physiNutzung zentraler Ressourcen sche Storage- und Server-Infrastrukturen. Die Funktionsweise von Edge-VSI ist völlig Die Gründe: viele Anwendungen fordern unkompliziert: Server werden in den Zweigeine enorm hohe Kapazität, die Datenmenstellen virtualisiert und die Daten zurück ins gen trotzen jeder WAN-Beschleunigung und Rechenzentrum migriert. Eine Appliance im die Sorge vor einem WAN- und damit ArRechenzentrum projiziert diese zentralisierbeitsausfall. Nichtsdestotrotz gab es schon ten Ressourcen zurück in die Zweigstelle. immer zwei Punkte, die gegen das MaDort stellt eine Edge Appliance diese lokal nagement einer externen Infrastruktur bereit zum Booten über das WAN. So gesprechen: den Kostenfaktor und die DatenFür Andreas Hartl, Regional Director sicherheit. Germany bei Riverbed, schließen sich Per- lingt eine vollständige Nutzung der Ressourcen im Rechenzentrum – darunter StoHeute schließen sich Verfügbarkeit, Performance und Kostensicherheit nicht aus. rage, Back-Up und Recovery sowie Manageformance, Datensicherheit und Kostenment-Tools. Zeitgleich steht dem Endnutzer lokal die Anweneffizienz nicht mehr aus, denn auch Zweigstellenserver können dungsperformance zur Verfügung, die er braucht. mittlerweile virtualisiert werden. Dieser neue Ansatz, auch Edge Neben der vollständigen Datenkonsolidierung behält die ITVirtual Server-Infrastruktur (Edge-VSI) genannt, ist vergleichbar Abteilung also zentral die Kontrolle. Für die Außenstellen wird mit der Virtual Desktop Infrastruktur (VDI), nur dass in diesem zudem weniger Support und Management benötigt. Gleichzeitig Fall die IT-Abteilung Server und Storage aus den Zweigstellen in müssen Datensicherungsmaßnahmen nur noch im Rechenzendas Rechenzentrum konsolidieren kann. trum betrieben werden, auch die Ausfallzeit ist geringer. Im VerDamit werden sowohl die Bereitstellung als auch das Managegleich zu herkömmlichen Prozessen für das Management einer ment physischer Hardware eingespart. Dies wirkt sich wiederum IT-Infrastruktur für Außenstellen lassen sich die Gesamtbetriebspositiv auf die Kostenbilanz aus. Zudem können Nutzer trotz der kosten mit Edge-VSI um 20 bis 50 Prozent senken. So können Entfernung zur physischen Hardware schnell auf Daten zugreifen Unternehmen ihre globale Infrastruktur kosteneffizient zentraliund sie bearbeiten – egal, wo sie sitzen. sieren, konsolidieren und kontrollieren. Weitere Informationen Keine Performance-Probleme unter: http://bit.ly/PWZvz7 Edge-VSI ermöglicht eine allumfassende Konsolidierung. Es entkoppelt Storage und Server voneinander, so dass virtuelle Server, Anwendungen und Daten zurück in das Rechenzentrum gebracht Riverbed ist ein führender Anbieter von IT-Performance-Lösungen für global verwerden und dennoch auch in Zweigstellen mit genutzt werden netzte Unternehmen. Mit Riverbed können sie ihre strategischen Initiativen in können. Gleichzeitig kann die IT-Abteilung die virtuellen Server den Bereichen Virtualisierung, Konsolidierung, Cloud Computing und Disaster und Daten managen, sichern, vorhalten, erweitern und schützen. Recovery erfolgreich und intelligent umsetzen, ohne dabei Einbußen bei der ITAuch Storage-Blöcke lassen sich mithilfe von Edge-VSI vom Performance hinnehmen zu müssen. Durch die Bereitstellung einer Plattform, die ihnen die Optimierung und Konsolidierung ihrer IT-Umgebung ermöglicht, unterRechenzentrum in die Zweigstellen transferieren. Die Performance stützt Riverbed Unternehmen beim Aufbau einer schnellen, unterbrechungsfreiist hierbei genauso gut, als ob die Anwendung von einer lokalen en und dynamischen IT-Architektur. www.riverbed.com/de Festplatte käme. Mit diesem neuen Ansatz der IT-Architektur kön-

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TECHNOLOGIE

STORAGE

Fachmesse für IT-Solutions

Quelle: Bildnachweis Messe Stuttgart

Vom 23.-25.10.2012 kommt in Stuttgart wieder das Who is Who der IT-Branche zusammen: Auf der IT & Business können sich

diese sind, wie etwa der BigFoot Storage XXLarge von Rausch Netzwerktechnik zeigt, auch für den Mittelstand erschwinglich. Solche Speicherlösungen können sowohl den Unternehmensanforderungen wie auch den technischen Anforderungen der Virtualisierung angepasst werden. Von der Virtualisierung zur Storage-Cloud ist es nur noch ein kurzer Weg. Denn die Prinzipien sind in der Virtualisierung schon vorhanden. Die Cloud, also Speicher irgendwo im Netz, setzt diesen Weg nur folgerichtig konsequent fort. Gerade für Unternehmen mit verteilten Standorten ist eine Storage-Cloud ein attraktives Konzept, denn die dafür benötigte Infrastruktur in Form schneller Internet-Anbindungen ist in der Regel schon vorhanden. Mit intelligenten Appliances, wie dem Edge-VSI von Riverbed, können dann die unterschiedlichen Ressourcen an den verschiedenen Standorten konsolidiert und mit geringst möglichem Managementaufwand in der gemeinsamen Cloud genutzt werden. Ein Unternehmen, das heute schon die Vorteile der Speichervirtualisierung nutzt, bereitet damit den Weg zu einer Cloud-Storage-Lösung und nutzt vorhandene und zukünftige technische Ressourcen optimal. Durch die Entkopplung der Speichertechnologien von der Zugriffs- und Verwaltungslogik wird die Datennutzung erheblich vereinfacht. Und das wiederum wirkt sich unmittelbar positiv auf die Produktivität aus. So lassen sich zum Beispiel Kundendaten auf einfache Weise und gleichzeitig vielfach nutzen, etwa in einem Warenwirtschaftssystem, dem CRM und natürlich der Buchhaltung. Der Trend zur effizienteren Datennutzung bietet für Unternehmen jeder Größe einen echten Mehrwert.

René Purwin r.purwin@visavis.de

Besucher unter anderem über Planung, Umsetzung und Konsolidierung von IT-Infrastrukturen sowie über neueste Cloud-Lösungen informieren. Darüber hinaus werden Lösungen aus den Bereichen ERP und Business Intelligence über CRM bis zu IT-Security, Zeitwirtschaft, Zugang und Zutritt präsentiert. Parallel findet die DMS Expo statt.

Innovation | Passgenau für Mittelstand und Konzerne

Ein System für alle Fälle Die Rausch Netzwerktechnik GmbH hat Anfang des Jahres 2012 den Innovationspreis-IT 2012 für ihre Lösung „BigFoot Storage XXLarge“ erhalten. VISAVIS ECONOMY sprach mit Geschäftsführer Sebastian Nölting über Unternehmensanforderungen, die Cloud und Kostenaspekte. Herr Nölting, was sind Ihrer Meinung nach entscheidende Merkmale bei Server- und Storage-Lösungen, insbesondere bezüglich der Cloud? Das lässt sich in vier Stichworten zusammenfassen: Kosteneffizienz, Leistung, Skalierbarkeit und Sicherheit. Allerdings gibt es kaum Lösungen, die sowohl Konzernen als auch dem Mittelstand gerecht werden. Inwiefern? Mittelständische Unternehmen müssen bei IT-Anschaffungen, Betrieb und externem Hosting auf die Kosten achten. Konzerne oder Rechenzentrumsbetreiber hingegen legen den Fokus mehr auf Sicherheit, Kapazität, Geschwindigkeit und Performance. Kann hier nicht jeder genau die Lösung wählen, die er braucht? Sicher, aber das macht es kompliziert, insbesondere für Rechenzentrumsbetreiber oder Internet Service Provider. Das bedeutet für sie nämlich, dass sie nicht auf eine Lösung setzen können, sondern zahlreiche verschiedene Angebote im Portfolio führen müssen. Sie haben mit „BigFoot Storage XXLarge“ ein System entwickelt, das Abhilfe schaffen soll. Wie soll das gelingen? „BigFoot Storage XXLarge“ kann als Enterprise Storage-Server, Nearline Storage, als

AUSGEZEICHNET Sebastian Nölting nimmt für die Rausch Netzwerktechnik GmbH den Innovationspreis-IT 2012 entgegen.

Virtual Tape Library für Backup oder zur Langzeitarchivierung genutzt werden. Der Einsatz ist unabhängig von einem bestimmten Betriebs- und Filesystem. Eine Maximalkapazität von 192 TB, eine Anbindung mit bis zu 10Gb/s Ethernet oder Infiniband, ein optionaler SSD Cache und die Möglichkeit der Mehrfachredundanz erlauben es Unternehmen jeder Größe, die Lösung gewinnbringend und kostengünstig einzusetzen. Leidet darunter nicht die Qualität? Mitnichten. Wir verwenden ausschließlich Komponenten von Marktführern wie WD oder Intel. Referenzkunden wie die 1&1 Internet AG, die die Lösung als Cloud-Storage-System einsetzt, sowie der Innovationspreis-IT 2012 der Initiative Mittelstand bestätigen sicherlich die Qualität des Systems. www.rnt.de

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TITELTHEMA

INNOVATIONSKULTUR

Fortschritt durch Kulturrevolution MANAGEMENT Nur eine Unternehmenskultur, die Freiräume schafft und die Bereitschaft zum Wandel fördert, sichert den langfristigen Erfolg. Die Motivation der Mitarbeiter spielt dabei eine entscheidende Rolle.

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eutschland ist innovativ. Das belegt der „Innovationsindikator“, den mehrere Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft jedes Jahr erheben. 2011 lag Deutschland auf Rang vier, knapp hinter der Schweiz, Singapur und Schweden. Das ist ermutigend, denn ein Land ohne nennenswerte Rohstoffe kann im harten internationalen Wettbewerb nur überleben, wenn es seine wichtigsten Ressourcen optimal nutzt: das Wissen und die Kreativität der Menschen.

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Das geht nicht mehr nach dem Prinzip Zufall. Bei komplexen Projekten führt ein genialer Einfall nur noch selten zu einem erfolgreichen Produkt. Um ihre Erfolgsrate zu steigern, setzen viele Unternehmen auf ein Innovationsmanagement, also auf einen gesteuerten Prozess, der die eigene Strategie möglichst effizient in Produkte und Dienstleistungen ummünzt. Das ist leichter gesagt als getan. Ideen kommen nicht auf Kommando und ein guter Einfall verschwindet leicht in der Versenkung, wenn Anrei-

ze zur Weiterentwicklung fehlen. Dietmar Vahs, Professor für Innovationsmanagement und Leiter des Instituts für Change Management und Innovation (CMI) an der Hochschule Esslingen, bezeichnet mit dem Begriff Unternehmenskultur „die Gesamtheit der im Laufe der Zeit in einem Unternehmen bewusst oder unbewusst entstandenen und zu einem bestimmten Zeitpunkt wirksamen Wertvorstellungen, Verhaltensvorschriften (Normen), Überzeugungen und Einstellungen“. Innovations- und Unternehmenskultur sind weitgehend deckungsgleich, insbesondere in kleinen und mittleren Unternehmen. Wichtig dabei ist laut Vahs, dass die Innovationskultur ein kollektives Phänomen sei, gewissermaßen der „Geist“ eines Unternehmens, der dieses von anderen Unternehmen unterscheide. Doch da fangen die Probleme an. Was macht den Geist eines Unternehmens aus, wie misst man Innovationskultur und wie verbessert man sie? Obwohl dieses Thema in den letzten Jahren in den Blickpunkt gerückt ist, tun sich viele Unternehmer schwer damit. Sie wissen, dass das Unternehmen nur so innovativ ist wie seine Mitarbeiter und dass man diese entsprechend motivieren muss. Die gute Nachricht: Jedes Unternehmen hat eine Innovationskultur. Und: Sie lässt sich verbessern, wenn auch nur über einen langen Zeitraum. Eine weitere gute Nachricht: Allen Unkenrufen zum Trotz sind die Deutschen keineswegs fortschrittsfeindlich, das belegen Studien. Ein engmaschiges Netz aus Bildung und Forschung sorgt dafür, dass die Grundlagen für Innovationen in der Schule, an Hochschulen und in der beruflichen Bildung gelegt werden. Die öffentliche Hand leistet ihren Beitrag mit einem Feuerwerk an Förderangeboten, von der Spitzenforschung etwa in der Exzellenzinitiative über die erfolgreichen Wissenschaftsorganisationen wie Fraunhofer oder Helmholtz bis zu


TITELTHEMA

INNOVATIONSKULTUR

VORDENKER Prof. Dr. Dietmar Vahs (links) betont, dass es gerade die nicht formalen Aspekte sind, die Flexibilität im Unternehmen fördern oder verhindern. Prof. Dr. Alexander Brem (rechts) warnt davor, eine erfolgreiche Innovationskultur in kleinen und mittleren Betrieben nur an der Zahl der Patentanmeldungen zu messen.

ausgezeichneten Studienmöglichkeiten, etwa für Ingenieure, die international hoch angesehen sind. Die Wirtschaft verzahnt mit einem dualen Ausbildungssystem Theorie und Praxis – ein Konzept, das weltweit kopiert wird. Der Mittelstand stellt mehr als 80 Prozent der Ausbildungsplätze bereit, ein Spitzenwert in Europa. Diese Verzahnung aus Hochtechnologie und geschickter Umsetzung macht Innovationen erst möglich – wie die Speicher der Firma IBC Solar, die überschüssigen Solarstrom aus sonnigen Phasen in Batterien bunkern. So

steht auch nachts oder an Regentagen Sonnenstrom zur Verfügung – eine wichtige Grundlage zum Gelingen der Energiewende. Eine Innovationskultur ist aber mehr als die Summe des Wissens der Mitarbeiter. Kreativität und Bereitschaft zur ständigen Erneuerung sind gefragt, ebenso die Bereitschaft zur Kooperation. So sind Kreativitätsworkshops und Ideenmanagement sicher sinnvolle Bausteine des Innovationsmanagements; eine Garantie für eine fruchtbare Unternehmenskultur, die langfristig Erfolge zeitigt, sind sie aber nicht. Dietmar

Wir fördern Ihre unternehmerische Investition in Entwicklungsländern!

Vahs vergleicht die Innovationskultur in einem Unternehmen mit einem Eisberg: Über Wasser sieht man formale Pläne, Richtlinien und auch so genannte Artefakte wie Kleidungsvorschriften oder die Einrichtung der Büros. Der weit größere und für die Kultur entscheidende Teil befindet sich indes unter Wasser, ist also unsichtbar. Das sind unter anderem persönliche Beziehungen, Erwartungen, Motivation oder Machtverteilung. Sind sie in Balance, können sie koordinierend, motivierend und stabilisierend wirken. Oder im ungünstigen Fall Blocka-

Mit dem Programm develoPPP.de unterstützt das BMZ Unternehmen bei Projekten in Entwicklungs- und Schwellenländern, die einen langfristigen Nutzen für die Menschen vor Ort haben. Durch geteilte Kosten und Risiken profitieren Sie in Entwicklungspartnerschaften beim Eintritt in die Märkte von morgen. VISAVIS ECONOMY 05/12 Kommen Sie auf uns zu: www.develoPPP.de

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TITELTHEMA

INNOVATIONSKULTUR

In einer Kultur des Wandels kommt der Erhöhung der individuellen Toleranz gegenüber Instabilitäten große Bedeutung zu – Prof. Peter Kruse

Unabhängig | Energie auf Vorrat

Solarstromspeicher geben Sicherheit Angesichts schwindender Ressourcen, steigender Energiepreise und zunehmenden Stromverbrauchs bleiben die erneuerbaren Energien ein wichtiger Pfeiler der Stromversorgung. Viele Hausbesitzer haben mit einer Photovoltaikanlage vorgesorgt – tagsüber produzieren sie damit eigenen Strom. Wird der nicht verbraucht, fließt er in das öffentliche Netz. Brauchen die Bewohner mehr Strom als die PV-Anlage produziert, z.B. nachts oder zu Stoßzeiten, muss vom Energieversorger zugekauft werden – bislang. Mit innovativen Speichersystemen für Solarstrom wird die umweltfreundliche Energie rund um die Uhr verfügbar. Ein Solarspeicher optimiert den Eigenverbrauch, indem er Stromproduktion sowie Verbrauch überwacht und den Sonnenstrom zwischenspeichert. Erst wenn der Speicher komplett geladen ist, wird der überschüssige Strom in das öffentliche Netz eingespeist. Als einer der ersten Anbieter einer solchen Speicherlösung präsentierte IBC Solar bereits 2011 zwei Stromspeichersysteme: die auf der

SONNENKRAFT Sonnenlicht wird über Solarmodule (1) und Wechselrichter (2) in haushaltsüblichen Wechselstrom (230V) gewandelt. Der Batteriewechselrichter (3) regelt Ladung und Entladung des Stromspeichers (4). Die Menge des Solarstroms zeigt der PV-Erzeugungszähler (5). Der ZweiRichtungszähler (6) erfasst, wie viel davon ins Netz fließt und wie viel Strom zugekauft wird. Leistung und Batteriestatus zeigt die Betriebsdatenüberwachung (7).

öffentliches Stromnetz

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zukunftsweisenden Lithium-Ionen-Technologie basierenden „IBC SolStore Li“-Speicher sowie die Blei-Akkus „IBC SolStore Pb“, bei denen die bewährte, besonders preisleistungsstarke Blei-Gel-Technologie zum Einsatz kommt. Mit einem Speicher wird der vom Energieversorger bezogene Stromanteil deutlich reduziert, wodurch Preiserhöhungen immer weniger ins Gewicht fallen. Aufgrund steigender Strompreise und stetiger Preissenkungen bei den Systemen amortisiert sich die Anschaffung immer schneller. Das Potenzial von Solarspeichern ist enorm. Ein seit Mai 2011 laufendes Langzeitprojekt zeigt, dass eine Familie etwa zwei Drittel ihres Strombedarfs mit der eigenen Solaranlage decken kann. Bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) werden rund 2.600 kWh vom PV-System abgedeckt. Beim aktuellen Strompreis lassen sich damit etwa 600 Euro pro Jahr einsparen – Tendenz steigend. Weitere Informationen unter: www.ibc-solar.de

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den bilden und Flexibilität verhindern. Diese informellen Aspekte sind entscheidend, messen lassen sie sich aber nur sehr schwer. „Eine erfolgreiche Innovationskultur in kleinen und mittleren Unternehmen lässt sich deshalb am allerwenigsten an der Zahl der Patentanmeldungen messen“, warnt Alexander Brem, Professor für Ideen- und Innovationsmanagement an der FriedrichAlexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Wichtiger als die Zahl der Patente ist Vertrauen – in Mitarbeiter, Vorgesetzte, externe Partner. Dieses ist Voraussetzung dafür, dass Ideen nicht nur entstehen, sondern auch weitervermittelt werden. Und aus Vertrauen in andere entsteht Selbstvertrauen. Nur wer sich seiner Fähigkeiten bewusst ist, wird Neues anpacken und kann zugeben, dass Andere manche Dinge besser können. Der Trend zu Open Innovation, bei der externe Partner und Kunden eingebunden werden, ist in den letzten Jahren der wohl spürbarste Wandel. Eine offene Innovationskultur, die auf viele Köpfe setzt und Organisationsgrenzen überwindet, schlägt sich unmittelbar positiv in der Wertschöpfung nieder – das zeigen Studien von Frank Piller, Professor für Technologie- und Innovationsmanagement an der RWTH Aachen. Auch der BDI fordert eine wertschöpfungsorientierte Innovationspolitik, die sich von ihrer Technologieorientierung löst. Ein Beispiel für solch offene Prozesse ist Brightcove. Das US-Unternehmen definiert gerade neu, wie wir in Zukunft fernsehen werden. Das TV-Gerät wird eine neue Rolle erhalten und mit Smartphones und Tablets Bildinhalte und Informationen teilen, also selbst zum Computer werden, nur mit einem deutlich größeren Bildschirm. Ohne Partner – darunter die Geräte-Hersteller, die TV-Sender und Unternehmen wie Apple – wäre dies nicht möglich. Und natürlich nicht ohne die Zuschauer, deren verändertes Nutzungsverhalten die treibende Kraft für die-


TITELTHEMA

INNOVATIONSKULTUR

se Innovation ist. Ein weiterer Aspekt ist die Risikobereitschaft. Wer sicher sein kann, nicht beim kleinsten Lapsus mit Gehaltsoder gar Jobverlust rechnen zu müssen, traut sich eher, neue Wege zu gehen. Die Boston Consulting Group hat nachgewiesen, dass eine risikoscheue Unternehmenskultur das mit Abstand größte Hindernis für den wirtschaftlichen Erfolg von Innovationen ist. „Letztendlich geht es immer darum, wie Veränderungen und neuartige Ideen im Unternehmen behandelt werden“, sagt Alexander Brem. Ist man offen für Neues oder gibt es regelmäßig Widerstände? Werden Fehler als Lernchance gesehen oder sanktioniert? Ist Querdenken wirklich erlaubt oder führt dies zur Ausgrenzung? „In einer Kultur des Wandels kommt der Erhöhung der individuellen Toleranz gegenüber Instabilitäten große Bedeutung zu“, sagt Professor Peter Kruse, Organisationspsychologe an der Universität Bremen. Er fordert deshalb, vorhandene Muster zu destabilisieren und Störungen als Veränderungsimpuls zu akzeptieren. Das erinnert an Darwins Evolutionstheorie: Nicht das stärkste Individuum überlebt, sondern jenes, das sich am schnellsten an veränderte Umweltbedingungen anpassen kann. Dass Risiko häufig belohnt wird, zeigt sich am Beispiel des dänischen Hörgeräteherstellers Oticon. Ende der 1980er Jahre erlaubte das Unternehmen seinen Mitarbeitern, sich Projekte selbstständig auszuwählen und in übergreifenden Teams zu arbeiten. Die Folge: In den 1990ern explodierte die Kapitalrentabilität. Noch heute setzen Unternehmen auf Eigeninitiative, etwa 3M, wo technische und Marketing-Mitarbeiter 15 Prozent ihrer Arbeitszeit für eigene Ideen nutzen können. So wurde unter anderem Post-It erfunden. Wie kann man eine innovative Unternehmenskultur fördern? Hier prallen gegensätzliche Ansichten aufeinander. Die Kulturingenieure glauben, man könne sie

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Indien

Russland

Brasilien

Südafrika

Quelle: Innovationsindikator 2011

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Italien

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55 Norwegen

Spanien

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57 Finnland

Japan

57 Deutschland

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61 Schweden

am Reißbrett entwerfen und mit entsprechenden Methoden einführen. Die Kulturalisten dagegen halten die Unternehmenskultur für eine organisch gewachsene Lebenswelt, die sich jeder Gestaltung entzieht. Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte. Eine Innovationskultur lässt sich verändern, allerdings nur sehr langfristig. Klar ist, dass Strategie, Struktur und Kultur eine Einheit sein müssen. Ändert sich die Unternehmensstrategie, kann man Strukturen anpassen, die Kultur folgt jedoch unter Umständen erst mit Jahren Abstand. Das muss man einkalkulieren und darf sich nicht wundern, wenn das Beharrungsvermögen der Unternehmenskultur die Umsetzung einer neuen Strategie bremst. Ein evolutionärer Wandel ist also erfolgversprechender als die radikale Methode. Wandel braucht Zeit – etliche Jahre sollte man einplanen. Wer das akzeptiert, kann die Innovationskultur über verschiedene Hebel stimulieren. Verhältnismäßig einfache Maßnahmen zur aktiven Ideengenerierung sind Innovationsworkshops mit

Korea

63 Singapur

Schweiz

Einen guten vierten Platz belegt Deutschland beim Innovationsindikator 2011, eine deutliche Verbesserung. Angezeigt wird, wie gut die Umsetzung neuer Ideen gelungen ist, nicht nur im technischen Bereich sondern auch bei Dienstleistung, Organisationsmethoden oder Prozessen.

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BEWERTUNG

Kunden oder Lieferanten oder die Beteiligung an Innovationsnetzwerken. Sie bringen oft relativ schnellen sichtbaren Erfolg, läuten aber nicht unbedingt einen Kulturwandel ein. Dazu müssen Kommunikation und Beziehungen aufgebaut werden. Ein Volleyballplatz oder ein Pool am Firmengelände bringen Mitarbeiter zusammen, die sonst nicht miteinander sprechen würden. Auch Betriebsausflüge sind keineswegs Schnee von gestern. Mittel- und langfristig müssen allerdings vor allem die Führungskräfte selbst das vorleben, was sie von ihren Mitarbeitern tagtäglich einfordern: Ideenreichtum, Mut, Einsatzbereitschaft, Ausdauer. „Vor allem bei der Umsetzung von vielversprechenden Ideen geht Führungskräften allzu oft die Puste aus, wenn sich der Erfolg nicht sofort einstellt“, beklagt Alexander Brem. Hier haben kleine und mittlere Unternehmen mit kurzen Entscheidungswegen und der schnellen Umsetzung Wettbewerbsvorteile. Viele Führungskräfte tun sich schwer, ihre Rolle als Vorbild in einer offenen In-

Buchempfehlung Innovationen verstehen, planen, entwickeln und umsetzen – in diese Schritte lässt sich ein ganzheitliches Innovationsmanagement gliedern. An dieser Struktur orientiert sich auch die vierte, vollständig aktualisierte und deutlich erweiterte Auflage des Lehrbuchs „Innovationsmanagement“ in ihren vier Kapiteln. Zahlreiche Abbildungen, Lernziele und Wiederholungsfragen erleichtern das Verständnis. Besonders hilfreich sind jedoch die vielen aktuellen Fallbeispiele von Unternehmen

verschiedenster Branchen: Sie gestalten das Buch außerordentlich praxisnah. Es ist daher nicht nur ein Lehrbuch für Studierende, sondern dient auch Praktikern als fundiertes Nachschlagewerk. Dietmar Vahs/ Alexander Brem Innovationsmanagement Von der Idee zur erfolgreichen Vermarktung 4., überarbeitete Auflage ISBN: 978-3-7910-2857-6 Erscheint am: 14.12.2012

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TITELTHEMA

INNOVATIONSKULTUR

Gastbeitrag Jan Bertil Dahms Sales Director Central Europe, Brightcove Inc.

Wie sieht das Fernsehen der Zukunft aus? MULTIFUNKTIONAL Das heimische TV-Gerät wird aufgewertet. Neue Technologien und erweiterte Angebote machen es zum Dreh- und Angelpunkt der Mediennutzung.

Auch wenn die meisten Menschen es In Zukunft werden diese Geräte die Rolle vielleicht gar nicht so wahrnehmen, ist ihr als TV-Settop-Box der nächsten Generation Fernsehgerät meist der größte Computerübernehmen, so dass sich über sie Hundertmonitor in ihrem unmittelbaren Lebenstausende und mehr von hoch funktionalen, umfeld. Über das reine Film-Entertainment interaktiven Applikationen und Darstelhinaus liefert es Verbrauchern auch heute lungsmöglichkeiten auf dem TV-Gerät abschon längst vieles mehr in ihr Wohnzimspielen lassen. Auch bei diesem Trend ist mer, denn der TV-Monitor eignet sich als wieder einmal Apple mit seiner AirPlayhochfunktionale Computer-Oberfläche ausTechnologie, welche die gleichzeitige Nutgezeichnet für die Darstellung jeglicher Dazung von Content, interaktiven Optionen ten und Informationen, wie z. B. zum Abund Daten sowohl auf einem Touch-Gerät als spielen privater Videos und Familienfotos auch auf einem Apple TV-Gerät ermöglicht, oder für die Anbindung von Spielkonsolen. ein Pionier und Vorreiter. Als einer der ersten Technisch gesehen vollziehen wir in Eunutzt Brightcove diese AirPlay-Technologie ropa mit dem HBB-TV-Standard gerade für eine neue Dual-Screen-Lösung, mit der den Schritt in Richtung „Smart-TVs“. Mit Medienunternehmen anspruchsvolle Condem kurz vor der offiziellen Verabschietent-Apps für iPhone und iPad entwickeln dung stehenden Standard lassen sich Fernkönnen. Auf einem HDTV-Gerät dargestellte seh- und Internet-Content kombinieren und Inhalte, Daten und Informationen lassen sich Jan Bertil Dahms: „Das Fernsehen wird verbinden. Informationen können dabei sodamit kontrollieren, während auf dem iPad zukünftig nur eine von vielen Applikatiowohl über das Fernsehsignal als auch über oder iPhone gleichzeitig zusätzliche Informanen auf dem TV-Gerät sein.“ eine Internetverbindung bezogen werden; tionen aufgerufen werden können. der Informationsanbieter bleibt hierbei dennoch der jeweilige Anbieter, die im Fernsehen der Zukunft erfolgreich sein wollen, Programmanbieter. Als Branchenexperte ist Brightcove der festen werden das Fernsehgerät als leistungsfähige „TV-Apps-PlattÜberzeugung, dass die Nutzung und Wahrnehmung des Fernsehform“ verstehen müssen. Das herkömmliche Fernsehangebot, wie gerätes sich noch weiter verändern wird: Das klassische Fernsewir es jetzt kennen, ist dann nur noch eine App unter vielen – die hen wird zukünftig nur eine Funktion auf dem Smart-TV darHauptrolle werden künftig innovative TV-Apps und TV-Add-onstellen und durch neue Entertainment-Elemente ergänzt werden. Angebote spielen, die Verbraucher auf ihren üblichen HDTV-GeNeue Anbieter werden künftig über „Over-The-Top-Video“ räten abrufen können. Schon jetzt erreichen amerikanische Bright(OTT)-Plattformen und Smart-TVs innovative Apps direkt auf cove-Kunden – wie zum Beispiel Showtime oder AMC – ihre Zudem heimischen Bildschirm anbieten. Das gewohnte Fernsehproschauer mit ganz eigenen Channel-Angeboten, die sie völlig ungramm, wie es die meisten Zuschauer heute kennen, wird dann abhängig von den amerikanischen Kabelnetzbetreibern an jeweils nur noch eine App unter vielen sein, die sich auf dem TV-Gerät passende Zielgruppen bringen. Auch in Deutschland steht die Techanzeigen lässt. Diese kombinierte Nutzung von Fernseh- und so nologie mit allen notwendigen Schnittstellen für solche Fernsehgenannten „Dual Screen“-Geräten, wie Tablets und Smartphones, Angebote der Zukunft schon längst bereit. Deutsche Unternehmen wird auch in den deutschen Wohnzimmern weiter ansteigen. sollten sich daher jetzt das Konzept des Fernsehens als zentrale Heute schon wird das schnelle Tablet als Informationsbeschaffer Content-Plattform zunutze machen und ihre Zielgruppen mit innoparallel zum konsumierten Fernsehprogramm genutzt, das zeigt vativen Angeboten ansprechen. Auch kleineren sogenannten ‚,Webzum Beispiel eine von Nielsen kürzlich weltweit durchgeführte Talents‘‘ bietet sich hier ein großes Potenzial, um im Markt der TVDual-Screening-Umfrage. Danach ist diese parallele Nutzung Größen künftig mitspielen zu können. www.brightcove.com von Fernsehgeräten und mobilen Endgeräten auch in Deutschland weit verbreitet: Bereits mehr als ein Viertel (28 Prozent) der [1] Umfrage von Nielsen zum Verbraucherverhalten im vierten Quartal 2011, befragten deutschen Anwender verwendet seine Tablets täglich http://nielsen.com/de/de/insights/presseseite/2012/surfen-vor-dem-fernseherwährend des Fernsehens. Ein Fünftel der deutschen Tablet-Nutweltweite-trends-im-dual-screening.html zer greift während des Fernsehens zusätzlich zum Smartphone. [1]

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TITELTHEMA

INNOVATIONSKULTUR

Themenschwerpunkt Innovationen Wie immer in VISAVIS ECONOMY finden Sie auch in dieser Ausgabe weitere Reportagen, die das Titelthema „Innovationskultur“ um spannende Aspekte ergänzen: Auf Seite 17 beispielsweise erfahren Sie, wie Unternehmen ihre Innovationen vor Produktpiraten schützen können. In der Reportage ab Seite 14 dreht sich alles um die Be-

novationskultur zu finden, weil es insbesondere die weichen Faktoren sind, auf die es ankommt. Nur einigen ist das in die Wiege gelegt, die meisten benötigen die Hilfe eines Coachs – doch die wenigsten gehen diesen Weg. „Viele fürchten, dass sie Gefühle zeigen müssen und dass dadurch Gefahr droht“, hat Tanja Föhr festgestellt, Coach für Innovationskultur beim Innokomm Forschungszentrum in Berlin. Doch die Beschäftigung der Führungskraft mit sich selbst und die Weiterentwicklung der eigenen Persön-

lichkeit sei Voraussetzung, um insbesondere die weichen Faktoren der Innovationskultur überzeugend vorzuleben, so Föhr. Innovativ sein heißt also, offen zu sein für Neues. Dazu muss man das Rad nicht neu erfinden – oder das Schiff. Die Hamburgische Seehandlung – eine Gesellschaft für Schiffsbeteiligungen – hat früh erkannt, dass die Nachfrage nach Flusskreuzfahrten steigen wird, der längeren Lebenserwartung der Zielkunden sei Dank. Die genießen den Komfort des schwimmenden Hotelzimmers

standteile eines effizienten Risikomanagements. Ein Trendthema der IT-Branche, die Virtualisierung, beleuchtet die Redaktion auf Seite 5 aus der Sicht des Storage-Marktes. Im Magazinteil beschäftigen wir uns diesmal unter anderem mit den Rahmenbedingungen für Unternehmensgründer in Deutschland (Seite 3).

auf Fahrten durch Europa. Und die Umwelt profitiert, denn die neuen Schiffe verbrauchen bis zu einem Viertel weniger Sprit und sind bedeutend leiser. Damit ist die eigentlich recht konservative Branche zum Treiber für Innovationen avanciert – und zum Musterbeispiel, wie die Bereitschaft zum Wandel ökonomischen Erfolg sichert.

Bernd Müller b.mueller@visavis.de

Wachstumsmarkt | Flusskreuzfahrten werden immer beliebter

Ein sicherer Hafen für Investoren „Flusskreuzer als Investitionsgegenstand sind besonders gut für unternehmerisch denkende, aber konservativ eingestellte Investoren geeignet“, hebt Dr. Thomas Ritter, Geschäftsführer der Hamburgischen Seehandlung, hervor. Sie strukturiert, vermarktet und betreibt Schifffonds seit 1995 und gehört zur F. LaeiszGruppe. Diese, seit 1824 in der Schifffahrt tätig, zählt zu den ältesten Reedereien der Welt. Geschäftspartner der Hamburgischen Seehandlung sind neben Reedereien Investoren aus Banken, Anlagefonds, aber auch private Geldanleger. Die Passagierzahlen, berichtet Dr. Ritter, seien in den letzten Jahren um rund 50 Prozent gestiegen – auf fast 470.000 im Jahr 2011. Das liege

auch an der steigenden Zahl der über 55-Jährigen mit hoher Kaufkraft, der wichtigsten Zielgruppe. Einen anhaltenden Boom diagnostiziert der Experte auch aus einem anderen Grund: „Es gibt keinen bequemeren Weg, als Europa auf diese Weise kennen zu lernen.“ Gute Aussichten für die Reedereien, denn im Durchschnitt sind die Flussschiffe in Deutschland 18 Jahre alt und müssen deshalb mehr und mehr erneuert werden. Dabei legen die Hamburgische Seehandlung und ihr Partner, die Globus Avalon, auf ökologische Aspekte Wert: Die Flotte von Globus Avalon zeichne sich durch vibrationsarme Motoren, einen um 20 bis 25 Prozent niedrigeren Spritverbrauch gegenüber Kon-

kurrenzprodukten und schallgedämpfte Generatoren aus, so Dr. Ritter. Die Kläranlagen und andere Öko-Einrichtungen entsprächen neuesten Standards, im Hafen könne auf fossile Energieträger komplett verzichtet werden. Bei aller Ökologie komme der Komfort nicht zu kurz: Die Kabinen seien größer als bei Wettbewerbern. Ein sicherer Hafen für Investoren – davon ist Dr. Thomas Ritter überzeugt. Kleinere Anlagen seien möglich, aber Anleger sollten nicht unter 20.000 Euro investieren. Neben angemessenen jährlichen Ausschüttungen gibt es einen exklusiven Bonus: „Unsere Investoren können an speziellen Reisen teilnehmen, bei denen die ‚Flussunternehmer‘ ganz unter sich den un-

vergleichlichen Reiz ihrer Investition erleben können.“ Weitere Infos: www.seehandlung.de

ZUVERSICHT Diese exquisite Form des Reisens wird auch zukünftig boomen, so Dr. Thomas Ritter.

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RISIKOMANAGEMENT

Neue Sichtweisen sind gefragt UMDENKEN Unternehmen sollten ihre Bewertungen anders fokussieren: Der alleinige Blick auf vorhandene Wagnisse verbaut Möglichkeiten. Moderne Systeme helfen.

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a liege ein langhaariger Vagabund in den Nehrungen herum, split„ terfasernackt …“ Der, den Christian Kracht im Roman „Imperium“ beschreibt, ist Engelhardt, Aussteiger im Deutschen Kaiserreich. In einer Zeit, geprägt von Zucht, Ordnung und Preußentum. Dieser entflieht der Nudist auf eine nahezu menschenleere Insel in der Südsee. Ungeachtet aller Etikette einer verkehrten Epoche nimmt er das Wagnis in Kauf, definiert die Risiken neu - und erkennt die

Chancen seines Übersee-Experiments. Ein Vordenker im Risikomanagement. Doch nicht in jedem Entscheider muss gleich ein Typ Engelhardt stecken.

CHANCEN IM BLICK HALTEN Übertragen auf das 21. Jahrhundert heißt das, Risiken und die mit ihnen zusammenhängenden Chancen stärker einzuschätzen. Beispielsweise werden nach Lesart der Beratungsgesellschaft KPMG Risiken in vielen Fällen zu negativ gesehen: „Eine neue

Sichtweise, die den Begriff der Chance, des möglichen Ausschlags nach oben beinhaltet, fehlt häufig.“ Im Klartext: Handeln mit Bauch und Kopf und die Chancen vor Augen. Zumal sich Risiken nicht komplett vermeiden lassen. Und das trotz aller Prognosen und Rechenmodelle. In diese Richtung denkt Dr. Roland Franz Erben, Vorstand der Risk Management Association e. V. (RMA), der unabhängigen Interessenvertretung zum Thema Risikomanagement: „Mathematik und Statistik müssen künftig durch den gesun-

Kontrollsysteme | Verteilen, Einsammeln und Konsolidieren

Risiken und Kontrollaktivitäten effizient verwalten Sicherheit im Inneren ist eine Grundvoraussetzung für Sicherheit nach Außen, doch die konventionellen internen Kontrollsysteme sind mit einem nicht unerheblichen Zeit- und Arbeitsaufwand verbunden. Gerade bei Konzernen mit mehreren Gesellschaften sind daher intelligente und ressourcensparende Lösungen gefragt. Anforderungen, die die neue IKS Enterprise Edition der DiPP GmH bietet: Mit ihr entfallen das Verteilen, Einsammeln und Konsolidieren der IKS-Templates. Der Prozess wird so für Führungskräfte und Controller effizienter, weniger fehlerbehaftet und zeitsparend. Zudem dient das neue Produkt

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als Erweiterung des Standard-Tools – von dem in der Schweiz bereits mehr als 50.000 Lizenzen verkauft wurden. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Lauffähigkeit auf allen gängigen Microsoft Windows-Servern, ein einfaches Einbinden und Hinzufügen von Gesellschaften und ein reduzierter konzernweiter Arbeitsaufwand, der dafür sorgt, dass sich das System bereits nach einem Jahr amortisiert. Durch eine solche einmalige Anschaffung und geringe Updategebühren lassen sich Kosten im überschaubaren Rahmen halten. Zudem sind auch keine aufwändigen Schulungen der Mitarbeiter nötig. Denn „DiPP steht für schlan-

ke und einfach über den Web-Browser zu bedienende Software“, so Geschäftsführer Stefan Völter. Die Produktlinie wurde deshalb bereits 2003 mit dem „Best of SwissWeb“ ausgezeichnet und durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung stets verbessert. www.dipp.de

Nutzen • • • •

Konzernweite Ressourceneinsparung Zentraler Zugriff und Monitoring Benchmarking der Kontrollaktivitäten Papierlose IKS-Plattform


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RISIKOMANAGEMENT

Projekte ganzheitlich betrachten ZUKUNFTSFÄHIGKEIT Bei der umfassenden Einordnung von Chancen und Risiken darf der monetäre Aspekt nur einer von mehreren sein.

den Menschenverstand und das unternehmerische Bauchgefühl ergänzt werden. Dies gilt besonders für Risiken, die nur unter schlimmsten Verrenkungen rechenbar sind.“

Quelle: © Chris Bett - Fotolia.com

IT-RISIKOLÖSUNGEN Neben dem gesunden Blick auf potenzielle Risiken gewinnt nach Ansicht der RMA die IT stark an Bedeutung. „Die Ära, in der Unternehmen versucht haben, ihr Risikomanagement mit Office-Produkten in den Griff zu bekommen, neigt sich glücklicherweise ihrem Ende zu. Moderne Risikomanagement-Informationssysteme, kurz RMIS, sind diesen Lösungen weit überlegen“, so Erben. Und Hendrik Löffler, Geschäftsführer der Funk RMCE GmbH, ergänzt: „Risikomanagement stiftet Nutzen, wenn es fortlaufend gelebt wird. Um dies zu gewährleisten, ist eine spezielle RisikomanagementSoftware von Vorteil. Diese unterstützt das Unternehmen bei der Implementierung und der fortlaufenden Steuerung des Risikomanagement-Prozesses.“ Entscheidend ist dabei die durchgängige Steuerung der gesamten Prozesskette. Das erfordert einen hohen Reifegrad im Risikomanagement und das schließt neue IT-Systeme und Lösungen grundsätzlich ein. Experten wissen, dass vor allem mittelständische Unternehmen vor großen Herausforderungen im Risikomanagement-Umfeld stehen. Die Wirtschaftsberatung PwC bemängelt in der Studie „Risikomanagement 2.0“ vom Dezember 2011 die Konzentration vieler Mittelständler auf kurzfristig wirkende Risiken. Dies ist erstaunlich, da Unternehmen vor allem durch langfristig wirkende strategische Risiken zerstört werden. Dazu kommt die eindimensionale Betrachtung mittelständischer Risiken mit dem Fokus auf monetäre Gefahren. Für Uwe Dannwolf, Geschäftsführer der RiskCom GmbH, zählen nicht alleine die „nackten“ Risikofaktoren. Vielmehr müssten nach seiner Meinung

RiskCom-Geschäftsführer Uwe Dannwolf hat eine Software entwickelt, die sich speziell an den Mittelstand wendet. Herr Dannwolf, Sie unterstützen seit 15 Jahren Unternehmen beim Risikomanagement. Was sind Ihre Erfahrungen? Zwei Drittel der Unternehmen, insbesondere Mittelständler, betrachten ihre Risiken nur eindimensional mit Fokus auf Finanzrisiken. Vor allem Projektrisiken werden entweder gar nicht oder nur unzureichend betrachtet. Häufig sind es die kreditgebenden Banken, die von Unternehmen Risikobewertungen einfordern. Wo geht die Reise hin? Wir sind der Überzeugung, dass ein innovativer Zukunftsansatz dem ständigen Abgleich von möglichen Risiken und vorhandenen Chancen unterliegt. Es gilt eben nicht nur „nackte“ Risikofaktoren abzuschätzen, sondern auch wichtige Faktoren wie Innovationskraft, nachhaltige Entwicklungen sowie den Umgang mit Wissen und dessen Auswirkung im Unternehmen zu betrachten. Die Zukunftsfähigkeit besagt im Umkehrschluss, wie gut wir im Umgang mit unserer Risikominimierung und Chancenverwertung sind. Die Identifizierung von Chancen und Risiken – eine Herausforderung? Wir empfehlen multidisziplinäre Expertenrunden mit Diskussionen, Brainstorming oder Delphi-Verfahren flankiert von

historischen Unternehmensdaten. Nur so können echte Risikobewertungen vorgenommen werden. Querdenker sollte man zur multidisziplinären Runde hinzuziehen. Nur so kommt die zukunftssichernde Wahrheit auf den Tisch. Um die Bewertung möglichst einfach und transparent zu gestalten, wird jedes Risiko mit einer Bandbreite von Kosten hinterlegt. Mit der Hochschule Pforzheim zusammen haben Sie „RIMBABS“ entwickelt. Ist das nur eine weitere Risikosoftware unter vielen anderen? „RIMBABS“ (Risiko-Identifikation, -Messung, -Bewertung, -Aggregation -Bewältigung und -Steuerung) wurde speziell für die Erfassung der unternehmensweiten Risiken entwickelt – mit Fokus auf unsere Zielgruppe Mittelstand. Wichtig war uns dabei die einfache Bedienbarkeit bei gleichzeitiger Erfüllung der rechtlichen und steuerlichen Anforderungen. Der Unternehmer erhält vor dem Hintergrund seiner spezifischen Risikoneigung eine „Landkarte“, die ihm sowohl die speziellen Gefahren aufzeigt als auch die sie minimierenden Maßnahmen inklusive der Nennung der Verantwortlichen – und das alles auf einen Blick. Zudem bietet „RIMBABS“ vielfältige Betrachtungsmöglichkeiten wie Value@Risk und EBIT@ Risk sowie Brutto- und Nettobetrachtungen von Maßnahmen und die Risikoaggregation für Geschäftsbereiche oder Tochterunternehmen. Durch einen vorgefertigten Risikobaum, der sich an der Wertschöpfungskette der Unternehmen orientiert, ermöglichen wir dem Nutzer einen sehr schnellen Einstieg in die Materie. Darüber hinaus hat er selbstverständlich die Möglichkeit neue, firmenspezifische sowie an ein bestimmtes Projekt gebundene Risiken einzugeben. Weitere Infos unter: www.riskcom.de

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RISIKOMANAGEMENT

ZUSAMMENSPIEL Gesunder Menschenverstand gepaart mit unternehmerischem Bauchgefühl sollten Mathematik und Statistik ergänzen, fordert Dr. Roland Franz Erben.

weitere wichtige Aspekte betrachtet werden. Dannwolf: „Beispielsweise die Innovationskraft, nachhaltige Entwicklungen sowie der Umgang mit Wissen und dessen Auswirkung im Unternehmen“. Zusammen mit der Hochschule Pforzheim hat RiskCom die Software „Rimbabs“ entwickelt, die speziell unternehmensweite Risiken im Mittelstand erfasst. Ein Gedanke, den die PwCExperten in ihrer Risikomanagement-Studie thematisieren: „Für eine risikoorientierte Unternehmenssteuerung müssen al-

le wesentlichen Risiken vollständig abgebildet werden. Übergreifende und eher prozessuale Themen wie IT, Compliance oder Nachhaltigkeit werden aber deutlich seltener berücksichtigt. Hier gibt es also noch einiges zu tun.“

GLOBALE MÄRKTE, GLOBALE RISIKEN Aufgrund zunehmend vernetzter Märkte rund um den Globus steigen die Chancen und Gefahren für weltweit agierende Unternehmen. Entscheider müssen direkte Ge-

schäftsrisiken im Blick haben, wie etwa Naturkatastrophen und damit zusammenhängende Ausfälle bei Lieferanten oder der eigenen Produktion. Hinzu kommen Gefahren aufgrund neuer Geschäftspartnerschaften, seien es Informationsdiebstähle oder Bestechung und Korruption. Diese Fälle fordern effektive Kontrollsysteme, deren Überwachung und Sicherstellung der Geschäftsleitung aufgrund vielfältiger Gesetzesvorschriften obliegt. Das Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts (BilMoG) aus dem

Planungshilfe | Wagnisse im Blick behalten

Moderne Software als Frühwarnsystem Ganzheitliches Risikomanagement hilft Unternehmen, Folgen von unsicheren Planannahmen zu hinterfragen und Handlungsbe-

darf aufzuzeigen. Hendrik Löffler, Geschäftsführer von Funk RMCE, zeigt auf, wie eine spezielle Software dabei unterstützen kann.

VERNETZUNG Leistungsfähige Systeme geben Unternehmen mehr Planungssicherheit, weiß Hendrik Löffler.

Welchen Nutzen erzeugt ein Risikomanagement-System? Moderne Systeme stellen in erster Linie sicher, dass das Unternehmen über alle relevanten Risiken informiert ist – in Bezug auf die Einzelrisiken aber auch auf die Konsequenzen, die sich aus dem Zusammenwirken von Risiken auf die Liquidität und das Kapital ergeben. Frühwarnindikatoren zeigen wesentliche Risiken. Bei negativen Entwicklungen kann so frühzeitig reagiert werden. Im Ergebnis: Mehr Planungssicherheit, stabilere Cashflows, reduzierte Risikokosten und damit ein tendenziell besseres Rating. Lohnt sich die Investition in eine Software? Risikomanagement stiftet nur dann Nutzen, wenn es fortlaufend gelebt wird. Dabei ist eine spezielle Software von Vorteil. Diese un-

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terstützt das Unternehmen bei der Implementierung und der fortlaufenden Steuerung des Risikomanagement-Prozesses. Worauf sollten Unternehmer bei der Auswahl einer solchen Software achten? Die Software sollte auch die Bereiche IKS und Compliance abbilden. Vergleichen lohnt sich! Ein leistungsfähiges System das alle Anforderungen an modernes Risk-, Compliance- und IKS-Management erfüllt, gibt es bereits ab einer Investition von etwa 5.000 Euro. So vernetzt die von RMCE entwickelte Software ‚RIMIKS‘ das Risikomanagement integrativ mit dem Governance- und Compliance-Management. Aber Vorsicht: Eine Software allein garantiert noch kein funktionsfähiges Risikomanagement. Im Vorfeld sind ein auf das Unternehmen zugeschnittener methodischer Aufbau zu gewährleisten sowie eine effiziente und funktionsfähige Organisationsstruktur zu implementieren. Weitere Informationen unter www.rmce.de


Jahr 2009 oder zahlreiche Regelungen zum Schutz vor Geldwäsche auf nationaler und internationaler Ebene (unter anderem der US Foreign Corrupt Practises Act) zwingen deutsche Unternehmen zum Handeln. Dies zählt nach Ansicht der LexisNexis GmbH, wenn Mergers & Acquisitions vorbereitet werden, Unternehmen auf externe Handelspartner und Distributoren angewiesen sind oder in Schwellenländer expandieren möchten. Die Experten von LexisNexis wissen aus ihrer Geschäftstätigkeit, dass vielversprechende Investitionsmärkte in der Regel mit einer höheren Wahrscheinlichkeit an Bestechungs- und Korruptionskultur behaftet sind. Umso wichtiger sei es, seine eigene Integrität durch klare Due-DiligenceProzesse zu sichern.

EBIT

EVA

CF Plangrößen

Der Begriff „Risiko“ umfasst die Abweichung von Ziel, Plan oder Erwartung – nach oben und unten. Um Entwicklungen frühzeitig abschätzen zu können, ist eine Verbindung des strategischen mit dem operativen Risikomanagement im Rahmen der Unternehmenssteuerung erforderlich.

Best Case

ROCE

Ziel

Sales

1. Quartal

Worst Case

2. Quartal

antreiben und auf interne Kontrollsysteme achten, um im Kampf gegen mobile Gefahren zu bestehen. Für die DiPP GmbH ist Sicherheit im Inneren eine Grundvoraussetzung für Sicherheit nach Außen. Die Krux besteht darin, dass konventionelle interne Kontrollsysteme mit einem nicht unerheblichen Arbeitsaufwand verbunden sind. Gerade bei Konzernen mit mehreren Gesellschaften sind intelligente Lösungen gefragt. Und für Hendrik Löffler von der Funk RMCE ist es wichtig, „dass die Software

Risiko

EINORDNUNG

RISIKOMANAGEMENT

3. Quartal

4. Quartal

Quelle: 2012 KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft

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auch die Bereiche des internen Kontrollsystems und Compliance mit abbildet“. Hierzu ist nach Löfflers Ansicht „im Vorfeld ein auf das Unternehmen zugeschnittener methodischer Aufbau zu gewährleisten sowie eine effiziente und funktionsfähige Organisationsstruktur zu implementieren“.

Frank Romeike und Andreas Eicher, RiskNET GmbH – The Risk Management Network

Geschäftspartner | Business Partner Screening

Auf Nummer Sicher gehen

NEUE HERAUSFORDERUNGEN Organisationen jeder Größe stehen vor einer weiteren und nicht weniger wichtigen Aufgabe. Das Thema: Mobile Computing. Wenn Unternehmen ihre Mobile-DeviceStrategien auf ein starkes Fundament stellen wollen, müssen Standards, Prozesse und Methoden eng mit einem organisationsweiten Risikomanagement verknüpft sein. Risiken und deren Bewertungen sollten stärker in die Unternehmensplanung und das Controlling einfließen. So lassen sich Insellösungen verhindern und ein Gesamtkonzept zur Risikosteuerung aufbauen. Dieses Vorgehen erscheint im Bereich Mobile Computing umso wichtiger, als die technologischen Herausforderungen mit vernetzten Strukturen und neuen Risikofaktoren gleichfalls neue Wege im Organisationsdenken erfordern. Ein professionelles Risikomanagement muss zentraler Bestandteil eines klaren Unternehmenssteuerungskonzepts sein und stärker in bestehende Managementsysteme integriert werden. Mit anderen Worten: Unternehmen sollten eine zukunftsorientierte Risikobewertung vor-

Die Einführung effektiver Maßnahmen und Kontrollfunktionen zum Schutz vor Bestechung und Korruption ist für Unternehmen unerlässlich. „Zahlreiche natio-

SCHUTZFUNKTION „Klare Richtlinien verhindern Schaden“, so Michael Krake.

nale Gesetze und Regelungen zum Schutz vor Geldwäsche sowie die extraterritorialen Reichweiten des US Foreign Corrupt Practises Act (FCPA) oder des UK Bribery Act zwingen auch deutsche Unternehmen zum Handeln“, stellt Michael Krake, Geschäftsführer der LexisNexis GmbH dar. Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn man Mergers & Acquisitions vorbereitet, auf externe Handelspartner und Distributoren angewiesen ist oder in Schwellenländer expandieren möchte. Leider ist es so, dass oft die vielversprechendsten Investitionsmärkte mit einer viel höheren Wahrscheinlichkeit einer Bestechungs- und Korruptionskultur ausgesetzt sind.

Umso wichtiger ist es, seine eigene Integrität durch klare Due-Diligence-Prozesse zu sichern. Unternehmen sollten wissen, mit wem sie Geschäfte machen, um so die Risiken zu minimieren, mit Bestechung und Korruption in Verbindung gebracht zu werden. So schützen sie ihr Unternehmen nicht nur vor Reputationsschäden, sondern auch vor möglichen Strafzahlungen. Dafür brauchen Unternehmen effektive Systeme zur Überprüfung von Geschäftspartnern. Letztendlich können sie so Geschäftsmöglichkeiten besser bewerten sowie Sicherheits- und ethische Standards einhalten. Informationen unter: www. lexisnexis.de/due-diligence

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PRODUKTPIRATERIE

Front machen gegen Nachahmer FÄLSCHUNGSSICHER Durch eindeutige Kennzeichnung Kopien von Originalen sicher unterscheiden – nur so kann der Verbraucher den Waren vertrauen. Schutz für Markenartikel bietet neueste Technologie.

D

er europäische Zoll hat in 2011 gefälschte Waren im Wert von 1,3 Milliarden Euro konfisziert. Das waren mit 115 Millionen Artikeln 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor, so die Europäische Kommission. Dabei sind die alarmierenden Zahlen nicht mehr als die Spitze des Eisbergs. Insider gehen davon aus, dass dem Zoll vier Fünftel der gefälschten Artikel, meist Postsendungen eines wachsenden Internethandels, durch die Lappen gehen, weil Pakete nicht geöff-

net oder Fälschungen nicht erkannt werden. Die gefälschten Markenartikel, meist Verbrauchsgüter, sind nicht nur von den Konsumenten immer schwerer vom Original zu unterscheiden. „Viele Fälschungen sind optisch täuschend echt“, räumt Dr. Rüdiger Stihl, Vorstandsvorsitzender des Aktionskreises gegen Produkt- und Markenpiraterie (APM), ein. „Dafür sind sie mangelhaft in der Verarbeitung und minderwertig, was den Materialeinsatz betrifft.“ Fehlende Sicherheitstests machten die Kopien zu ei-

ner Gefahr für die Gesundheit und Sicherheit der Verbraucher, warnt Stihl. Nicht nur die Konsumenten sind die Leidtragenden gefakter Artikel. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) wirft mit seiner aktuellen Studie ein Schlaglicht auf die Branche. Danach waren hier im Jahr 2011 67 Prozent der Unternehmen von Produktpiraterie betroffen. 2010 waren es noch 62 Prozent gewesen. Den daraus resultierenden Schaden für Unternehmen des Maschinen- und Anlagebaus durch Marken-

Umtauschaktion | Plagiate aus dem Verkehr ziehen

Leuchtenmanufaktur wehrt sich gegen illegale Kopien Die Wagenfeld-Bauhausleuchte ist ein Design-Klassiker – und damit automatisch das Ziel von Fälschern. Wer Opfer von Produktpiraten wurde, erhält jetzt eine einmalige Chance: Bis zum 15. November können Besitzer einer Wagenfeld-Fälschung diese kostenlos gegen ein Original eintauschen. „Mit der Aktion wollen wir das Bewusstsein für Produktpiraterie schärfen und die Fälscher, die minderwertige Raubkopien auf den Markt bringen, überführen“, erklärt Carsten Hotzan, Geschäftsführer bei Tecnolumen. Das Bremer Unternehmen stellt als einzige lizensierte Leuchtenmanufaktur die Wagenfeld-Leuchte her. Die berühmte Schreibtischlampe wurde 1923 von Wilhelm Wagenfeld in der Werkstatt des Weimarer Bauhauses entworfen. Bereits 1924 wurde versucht, die Leuchte kommerziell zu vermarkten. Allerdings scheiterte dies daran, dass die meisten ihrer Bauteile handgefertigt werden müssen. Der Bremer Tecnolumen-Gründer und Inha-

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KLASSIKER Die WagenfeldBauhausleuchte ist auch bei Fälschern Objekt der Begierde.

ber Walter Schnepel setzte sich 1978 mit Professor Wagenfeld zusammen und entwickelte mit ihm gemeinsam neue Pläne zur Serienfertigung. „Designbewusste Verbraucher sollen natürlich das Original besitzen und nicht minderwertige Plagiate“, so Hotzan. Dabei geht es zum einen um den Schutz von Kreativität und Urheberrecht, zum anderen aber auch um den Schutz von Qualität und Handwerksarbeit in Deutschland. Denn Fälscher setzen minderwertiges Material ein,

lassen in Billiglohnländern produzieren und führen keinerlei Sicherheitsüberprüfungen durch. „Wir produzieren unsere Leuchten dagegen komplett in Deutschland und bieten hohe Qualitäts- und Sicherheitsstandards“, betont Hotzan. Im Rahmen der Umtauschaktion „No Fake“ von Tecnolumen können gefälschte Wagenfeld-Schreibtischleuchten kostenlos gegen das Original eingetauscht werden. Informationen und Teilnahmebedingungen unter www.no-fake.info


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schutz- und Patentverletzungen beziffert der VDMA auf 7,9 Milliarden Euro, 24 Prozent mehr als in 2009 (6,4 Milliarden Euro). Angesichts der wachsenden Gefahr für Konsumenten und Unternehmen rücken Technologien immer mehr in den Fokus der Handelnden, die vor billigen Fälschungen schützen. Laut der VDMA-Studie setzen bereits 40 Prozent der Unternehmen im Bereich Maschinen- und Anlagenbau Produktkennzeichnungen wie Hologramme, Daten-Matrix-Codes und RFID-Etiketten ein. Die Swiss Authentication Research and Development AG (SARD) hat eine Sicherheitskennzeichnung entwickelt, die aus einer Substanz besteht, die bei optischer Anregung ein eindeutiges Spektrum emittiert. Ein eigens dafür entwickelter Laser-Spektrometer dechiffriert den Code und übersetzt ihn in aussagekräftige Texte oder Bilder. Echt von falsch kann so schnell und sicher voneinander unterschieden werden. Bis derartige Produktkennzeichnungen breitere Anwendung finden, behelfen sich Unternehmen, Organisationen und Institutionen mit Marketing-Aktionen, Appellen und Forschungsinitiativen. Der Leuchtmittel- und Einrichtungs-Händler Tecnolumen fährt die Aktion „No fake“. Wer innerhalb der letzten drei Jahre in Deutschland oder via Internet auf eine Fälschung der Wagenfeld-Leuchte hereingefallen ist, kann diese über Tecnolumen kostenlos gegen das Original eintauschen. Laut Tecnolumen-Geschäftsführer Carsten Hotzan sind allein in Deutschland tausende solcher Fakes im Umlauf. Mit „No copy“ appelliert auch die Messe Köln, gegen Raubkopien und ihre Werkstätten in der Schattenwirtschaft Front zu machen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert mit seiner Forschungsoffensive „Innovationen gegen Produktpiraterie“, um dadurch künftig die Produktion in Deutschland zu stärken. Denn in einem sind sich alle einig: Minderwertige Nachahmungen und die Betrüger dahinter müssen mit allen Mitteln bekämpft und verfolgt werden. Allerdings werden sich die Geschädigten im diffusen globalen Raum immer weniger auf juristische Regelungen verlassen können. Zudem haben viele Unternehmen im Rahmen der fortschreitenden Globalisierung und ihrer Produktion in Billiglohnländern ihr Produkt- und Technologiewissen allzu sorglos nach draußen gegeben und dadurch Qualitätsbezeichnungen wie „Made in Germany“ aufs Spiel gesetzt. Jetzt bleibt den Un-

PRODUKTPIRATERIE

Plagiatssperre | Hochsicherheitssysteme für alle Warengruppen

Produkte eindeutig identifizieren Produktpiraterie ist eine enorme Bedrohung für die Innovationskraft und das wirtschaftliche Wachstum der Industrie – mit vielschichtigen Auswirkungen: Neben den finanziellen Verlusten durch sinkende Verkaufszahlen wird die Marke beschädigt, wenn Qualitätsmerkmale wie Sicherheit und Zuverlässigkeit beim Plagiat fehlen. Kommt es zu Zwischenfällen oder sind gar Menschenleben in Gefahr, ist der Reputationsverlust immens und oft irreparabel. Häufig drohen langwierige und kostspielige Produkthaftungsprozesse. Hier sind vor allem fälschungssichere technologische Schutzmaßnahmen und Sicherungsmittel gefragt. Die im Jahr 2009 gegründete swiss authentication research and development AG (SARD) begegnet dieser Herausforderung mit einer revolutionären Technologie für den preiswerten und vor allem fälschungssicheren Schutz von Produkten, Rohstoffen, ID’s und Dokumenten. Das interdisziplinäre Forscherteam der SARD hat ein intelligentes Hochsicherheitssystem entwickelt, das aus einer Substanz (ein Gemisch aus Lanthanoiden, dotiert mit weiteren Elementen) besteht, die bei optischer Anregung eindeutige optische Spektren (Code oder Schlüssel) emittiert.

Mit einem eigens entwickelten Laserspektrometer (Schloss) kann dieser spektrale Code dechiffriert und in vom Kunden spezifizierte Texte oder Bilder übersetzt werden. Das erzeugte Emissionsspektrum ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck oder die menschliche DNA. So sind echte von gefälschten Produkten schnell und sicher zu unterscheiden und vor Nachahmern und ungerechtfertigten Schadensersatzansprüchen geschützt. Ohne die Materialeigenschaft zu verändern, kann die Substanz auf nahezu jedem Produkt angebracht werden. Kleinste Konzentrationen reichen aus. Die Substanz ist toxikologisch unbedenklich und unempfindlich gegenüber jeglichen Umwelteinflüssen wie Säuren, Basen und hohen Temperaturen. Die SARD-Technologie bietet ein passgenaues Sicherheitssystem für einen optimalen und exklusiven Rundum-Schutz vor Fälschern, Nachahmern und ungerechtfertigten Schadensersatzansprüchen und ist somit einzigartig auf dem Markt. Je erfolgreicher SARD dabei ist, diese Technologie anzuwenden, desto größer ist der Beitrag zur weltweiten Eindämmung der Produktpiraterie und zum Schutz des Konsumenten. www.swiss-authentication.ch

AUFGESPÜRT Ausgefeilte Technologie bei einfacher Anwendung zeigt rasch: Original oder Fälschung

ternehmen angesichts der anrollenden Plagiat-Welle nur noch die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und sich und ihr Geschäft durch eine eindeutige und auch für Konsumenten offensichtliche Kennzeichnung von Markenprodukten zu schützen. Gerade Unternehmen exportstarker Industrienationen wie Deutschland sind gefordert, in solche sicheren Produktkennzeichnungen zu investieren, um dadurch ihre Fehler aus der jüngsten Vergangenheit einigermaßen zu

kompensieren. Ihren Technologievorsprung, ein Garant für Wettbewerbsfähigkeit im Weltmarkt, werden die Unternehmen dadurch aber nicht auf Dauer absichern können. Dazu müssten sie im globalen Markt ihre Geschäfts- und Produktionsstrategie komplett neu überdenken.

Hadi Stiel h.stiel@visavis.de VISAVIS ECONOMY

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HUMAN RESOURCES

Quelle: iStockphoto.com

MANAGEMENT

Vielfalt in der Personalarbeit VORSORGEN Dem drohenden Fachkräftemangel in bestimmten Branchen kann auf vielfältige Weise begegnet werden. Unternehmen müssen ihre Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt steigern.

T

he war for talents“ ist zwar ein schon 1997 geprägter Ausdruck, an Bedeu„ tung hat er jedoch trotz seines Alters bis heute nicht verloren. Ursache dafür ist vor allem die demografische Entwicklung unserer Gesellschaft. In dem vom Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestags im März herausgegebenen Infobrief „Fachkräftemangel in Deutschland“ heißt es beispielsweise, dass der Anteil der heute erwerbsfähigen Bevölkerung deutlich zurückgehen wird – von heute knapp 50 Millionen Menschen auf etwa 42 bis 43 Millionen im Jahr 2030. Und 2060 werden es wohl nur noch 36 Millionen sein. Das hat Folgen für die Wirtschaft. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) hat bereits dieses Jahr ermittelt, dass für 59 Prozent der Hightech-Unternehmen der Mangel an hochqualifizierten Spezialisten das größte Wachstumshemmnis ist. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) klagt, dass jede zweite Stelle entweder schwierig oder gar nicht zu besetzen sei. Auf allen großen Personal-

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kongressen, vom DGFP-Kongress über den Personalmanagement Kongress bis hin zum in diesem Jahr noch stattfindenden „Der Personalkongress 2012“, überall geht es auch darum, ausreichend und passende Fachkräfte zu finden. Selbst die Bundesagentur für Arbeit sucht Fachkräfte nicht mehr nur auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Sie hat ihre Suche im Bereich der Gesundheitsberufe, bei technischen Berufen, hier vor allem Ingenieure und IT-Techniker, sowie im Bereich der Fachkräfte des Hotel- und Gaststättengewerbes über die Grenzen Deutschlands hinaus ausgeweitet. Der Fokus liegt dabei momentan auf Ländern, die aufgrund der Finanzkrise besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Auch diese Maßnahme unterstreicht die Brisanz des Themas. Doch nicht nur das: Gleichzeitig wird mit ihr auch ein möglicher Lösungsweg beschritten – einer von vielen. Und es wird noch etwas deutlich: Der Fachkräftemangel, von dem manche ja sogar behaupten, es gebe ihn überhaupt nicht, ist auf gewisse Branchen begrenzt. Doch die scheinen tatsäch-

lich betroffen. Um unterstützend zur Seite zu stehen und die Personalsuche im Ausland zu vereinfachen, hat die Bundesregierung daher 2011 das Anerkennungsgesetz verabschiedet. Im April dieses Jahres ist es in Kraft getreten. Mit ihm soll die wirtschaftliche Einbindung von Fachkräften mit Auslandsqualifikation verbessert werden. Das betrifft nicht nur diejenigen Fachkräfte, die sich eine Arbeitsaufnahme in Deutschland vorstellen können. Dazu zählen auch die rund 2,9 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, die bereits in Deutschland leben, ihren höchsten beruflichen Abschluss aber im Ausland erworben haben. Zu häufig finden sie noch keine ihrer Qualifikation entsprechende Beschäftigung. Freuen dürfte dies zum Beispiel die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie. Auf der diesjährigen „HUMAV – Human Resource Management in European Aviation“, die im Rahmenprogramm der ILA stattfand, war zu hören: Unsere Leute müssen nicht unbedingt Deutsch sprechen, daher können wir sie auch gleich im Ausland suchen, sollten wir hier nicht fündig werden.


MANAGEMENT

HUMAN RESOURCES

PROGNOSE im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich 43 %

23 %

35 %

über alle Berufsgruppen hinweg 45 %

19 %

36 %

im Bereich der Hochqualifizierten 49 % kann ich nicht einschätzen

trifft nicht zu

19 %

32 % trifft zu

Nicht nur hochqualifizierte Arbeitnehmer werden im Arbeitsmarkt der Zukunft fehlen. Engpässe in allen Berufsgruppen befürchten auch Dienstleister, Industrie, Bau und Handel. Heute schon ein Problem: die Suche nach Auszubildenden.

Quelle: IHK Unternehmensbarometer

Außer diesem noch nicht mobilisierten Potenzial gibt es noch andere bisher vernachlässigte Gruppierungen, die jetzt in den Blickwinkel der Unternehmen rücken könnten. Könnten, da wohl nicht alle von ihnen durch die Entwicklung profitieren dürften. Während Frauen es zunehmend leichter haben sollten auch Stellen zu finden, bei denen sich Job und Familie miteinander verbinden lassen, dürfte es die Gruppe der Menschen mit geringerer Qualifikation weiterhin schwer haben, aufgrund des Mangels stärker in den Fokus der Unternehmen zu geraten. Einige Unternehmen haben zwar das in ihnen liegende Potenzial erkannt und sehen in entwickelten Programmen zur Weiterqualifizierung nicht mal immer nur die mögliche Ressource, sondern vielmehr eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft; doch für die Mehrzahl der Betroffe-

nen dürfte der Zugang zum Arbeitsmarkt beziehungsweise der soziale Aufstieg weiterhin verschlossen bleiben, da dazu eine tatsächliche Chancengleichheit im Bereich Bildung und eine Durchgängigkeit des Systems für alle sozialen Schichten Voraussetzung ist. Vor allem in Richtung „oben“. Dann jedoch könnten auch solche Weiterbildungsmaßnahmen zur Entspannung der Fachkräftekrise beitragen. Begrüßenswert ist auch die im Frühjahr dieses Jahres erzielte Einigung zwischen Gewerkschaften und der Personaldienstleistungsbranche. Ab November 2012 werden hier Branchenzuschläge gezahlt. Für die mehr als 850.000 Zeitarbeitnehmer in Deutschland wird damit ein großer Schritt in Richtung „Equal Pay“, das heißt einer möglichst gleichen Bezahlung von Zeitarbeitnehmern und Stammbelegschaften in

Entleihbetrieben, unternommen. Die tecops personal GmbH sieht darin zwar eine Verteuerung der Zeitarbeit, prinzipiell bleibe das Instrument zur flexiblen Personalplanung aber erhalten. Deutlich wird bei all dem: Prinzipiell wird es für Unternehmen in Zukunft vermehrt um Vielfalt unter ihren Angestellten gehen, um das Thema Diversity Management. Das beinhaltet auch die Bindung bereits älterer Mitarbeiter ans Unternehmen beziehungsweise das Erkennen der in dieser Zielgruppe liegenden Möglichkeiten. So hat ein großer Handelskonzern zum Beispiel Mitte des Jahres eine Tochterfirma gegründet, die ausschließlich ehemalige Mitarbeiter, heute Pensionärinnen und Pensionäre, beschäftigt. Sie sollen helfen, etwaige Lücken in Arbeitsprozessen zu schließen. Der Konzern begründet den Schritt auch mit einem

Branchentreff | Der Personalkongress 2012

Informationen aus erster Hand für Theorie und Praxis Wegweisende Keynotes, spannende Vorträge, interaktive Formate, Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis, umfassende Networking-Möglichkeiten sowie eine exklusive Abendveranstaltung: Der Personalkongress 2012 am 28. und 29. November in der Lokhalle Göttingen ist mit seinen rund 80 TopReferenten aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie acht parallelen Veranstaltungsreihen ein starker Magnet für alle Personalmanager. Hier stehen die Themen im Fokus, die Personaler bewegen: Personalbeschaffung und -entwicklung, HR-Strategien, Personalprozesse, Social Media, Demografie oder Nachhaltigkeit. So gibt etwa Uwe Loof, Bereichsleiter

Personal bei der Norddeutschen Landesbank, unter dem Titel „Der Mitarbeiter – das unbekannte Wesen“ anhand von Praxisbeispielen einen spannenden Einblick in die neuen Anforderungen der Personalarbeit und deren Konsequenzen für die Ausgestaltung der Personalfunktion. Renommierte HR-Wissenschaftler stellen aktuelle Ergebnisse aus der angewandten HR-Forschung vor und zeigen, wie Personalabteilungen in der Praxis davon profitieren können. Zahlreiche interaktive Formate bieten Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und Networking. Weitere Informationen unter: www.der-personalkongress.de

EXPERTENFORUM Der zweitägige Kongress richtet sich an Personalmanager und bietet Gelegenheit zum Austausch und Networking. Ein Anwenderforum richtet sich speziell an Anwender der Software-Lösungen P&I Loga, SAP HCM sowie TDS-Personal.

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MANAGEMENT

HUMAN RESOURCES

GEFRAGT Spezialisten und gut ausgebildete Mitarbeiter werden in vielen Bereichen Mangelware – so die Prognosen. Arbeitgeber müssen hier frühzeitig agieren.

Personaldienstleister | Anforderungen werden steigen

Zeit der Neuausrichtung

BERATUNG „Leistungsstarke Dienstleister bieten ihren Kunden einen RundumService“, weiß Volker Buttermann.

Von der breiten Öffentlichkeit fast unbemerkt, hat sich im Bereich der Zeitarbeit in diesem Jahr einiges bewegt. „Equal Pay“ lautet das ehrgeizige Ziel. Dank einer Einigung zwischen Gewerkschaften und Personaldienstleistungsbranche wurden nunmehr Branchenzuschläge ab November 2012 vereinbart, die eine faire Bezahlung der Leiharbeiter im Verhältnis zur Stammbelegschaft sichern wollen. Das soll Zeitarbeit attraktiver gestalten, Motivation und Produktivität stärken und die immer noch in der Bevölkerung existenten Vorbehalte gegen Zeitarbeit ausräumen. Damit steht die gesamte Branche vor einem gravierenden Umbruch. Zu erwarten ist, dass Branchenzuschläge gerade im unteren Lohnsegment zu einer sinkenden Nachfrage führen werden – das stellt

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Anbieter in diesem Segment vor eine massive Herausforderung. Volker Buttermann, Geschäftsführer des Münchner IT-Personaldienstleisters tecops personal GmbH, rechnet mit „einer weiteren Konsolidierung der Branche, denn nur effiziente und leistungsstarke Anbieter werden in der Lage sein, die Kostensteigerungen für die Kunden durch eigene Anstrengungen im Rahmen halten zu können“. Anders stellt sich die Situation bei höher qualifizierten Fachkräften gerade im kaufmännischen und IT-Sektor dar. Da sich hier die Gehälter schon weitgehend angepasst haben, ist Zeitarbeit hier vornehmlich ein wirtschaftlich notwendiges Instrument zur passgenauen Personalplanung. Das Plus: schnelle Verfügbarkeit von Personal, flexible Reaktion auf wechselnde Anforderungen und variable Personalkosten. Die Anforderungen an die Personaldienstleistungsbranche werden steigen: Flexibilität und Schnelligkeit sind wichtiger denn je. Hauptaugenmerk muss auf die Qualifizierung gelegt werden, um die Zeitarbeitnehmer anforderungsgenau beim Kunden einsetzen zu können. Die Münchner Firma tecops versteht sich hier in besonderem Maße als Berater ihrer Kunden. Professionelle Dienstleister tragen durch umfassende Erfahrung und Know-how zur Qualitätssicherung bei und stehen dem Auftraggeber in allen Fragen der Zeitarbeit beratend zur Seite – auch und gerade „in Bezug auf die tarif-, arbeits- und vertragsrechtlichen Veränderungen“, unterstreicht tecops-Geschäftsführer Volker Buttermann. Weitere Informationen unter: www.tecops.de

gesellschaftlichen Wertewandel. Der bestehe durchgehend durch alle Altersgruppen in dem zunehmenden Wunsch nach Flexibilität, Freiheit und Selbstbestimmung. Und der sei auch bei der älteren Bevölkerung jenseits der Rentenaltersgrenze zu finden. Doch bei all der angestrebten und sicher auch notwendigen Vielfalt: Mitarbeiter müssen erst einmal gefunden werden. Für jede einzelne Zielgruppe muss sich ein Unternehmen attraktiv machen, muss Wege der Ansprache finden und Programme entwickeln, um gefundene Mitarbeiter entsprechend ihrer Potenziale und Bedürfnisse weiterzubilden und zu binden: Attraction, Recruiting, Development und Retention also. Hierbei spielt das populäre und in den letzten Jahren viel diskutierte Thema Employer Branding eine entscheidende Rolle. In der HR-Trendstudie 2012 „Schneller, höher, weiter: HRM in volatilen Märkten“ von Kienbaum rangiert die Arbeitgeberattraktivität bei den derzeitigen Prioritäten in der Personalarbeit an dritter Stelle. Vor ihr liegen nur die Steigerung der Führungs- und Managerqualitäten und die Rekrutierung. Der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V. hat in einer aktuellen Studie zu diesem Thema herausgefunden, dass Unternehmen, die ein schlechtes Arbeitgeberimage haben, künftig in besonderem Maße zu den Verlierern im Kampf um die besten Mitarbeiter gehören werden. So stellen beispielsweise 85 Prozent der Recruiting-Spezialisten in ihren Such- und Auswahlprojekten fest, dass die Kandidaten bei einem geplanten Stellenwechsel immer mehr Wert auf eine erkennbare, wertorientierte Unternehmenskultur legen, die nicht nur nach außen hin propagiert, sondern auch tatsächlich im Unternehmen gelebt wird. Wenn dies nicht der Fall ist, machen falsche Versprechungen schnell die Runde – im Zeitalter der Sozialen Netzwerke und Mitarbeiterbewertungsportale be-


MANAGEMENT

HUMAN RESOURCES

POTENZIAL 50%

Employer Branding Social Media

30%

Quelle: ComMenDo Agentur für UnternehmensKommunikation, 2012

Die Benchmark-Studie „Employer Branding 2012” bei mittelständischen Unternehmen zeigt, dass der Mittelstand Chancen in der Personalmarkt- und Arbeitgeber-Kommunikation noch stärker nutzen kann.

Externe Aktivitäten und Kooperationen 10%

Stellenausschreibung Alle Unternehmen

richten aktuelle und ehemalige Mitarbeiter von gemachten Erfahrungen mit ihren Arbeitgebern und bewerten sie hinsichtlich unterschiedlichster Kriterien. Eine Ernst & Young-Analyse bemängelt zudem, dass die DAX-30-Unternehmen zwar Jahresberichte veröffentlichen, das Thema Personal darin aber nur überblicksartig behandelt wird. Ein spezieller Personalbericht sei hingegen ein geeignetes Kommunikationsinstrument, um die gesamte Bandbreite und Vielfalt der Personalthemen des jeweiligen Unternehmens darzustellen und

Über 5.000 Mitarbeiter

1.000 - 5.000 Weniger als Mitarbeiter 1.000 Mitarbeiter

diesen speziell an die Zielgruppe der potenziellen Bewerber zu adressieren. Vorgestellt werden könnten darin neben Best Practices, Zahlen und Fakten auch attraktive Mitarbeiterbindungsinstrumente wie zum Beispiel das Angebot einer speziell für Unternehmen entwickelten Betriebsrente, wie sie von der Stuttgarter Vorsorge Management GmbH angeboten wird. Letztlich entscheidend für sämtliche Maßnahmen ist jedoch, dass sie durch die Unternehmensführung getragen und aktiv unterstützt sowie in der Unternehmenskultur

gelebt werden. Nur so lassen sich die tatsächlich passenden Mitarbeiter finden, die zum Unternehmenserfolg beitragen, auch weil sie die jeweilige Philosophie verstanden haben. Und der HR-Bereich ist aufzuwerten – weg von einer verwaltenden zu einer gestaltenden Funktion. Schließlich ist er es, der für das Finden, Entwickeln und Halten der Mitarbeiter zuständig ist.

Christoph Berger c.berger@visavis.de

Gastbeitrag

Betriebsrente: Gewinn für beide Seiten In diesem Jahr haben viele Firmen massiv den Mangel an guten Bewerbern für Ausbildungsplätze erlebt und es wird schwerer, offene

Dr. Henriette M. Meissner Geschäftsführerin der Stuttgarter Vorsorge-Management GmbH und Expertin für bAV.

Stellen zu besetzen. Gleichzeitig gilt es, gute Kräfte zu halten. Da ist guter Rat teuer. Zwar steht bei vielen Arbeitnehmern die Höhe des Gehalts an erster Stelle, doch darauf folgen die Sozialleistungen und dort die Betriebsrente, denn vielen Arbeitnehmern ist bewusst, dass die gesetzliche Rente nicht mehr allein ausreichen wird. Allerdings setzen viele Arbeitgeber die Betriebsrente immer noch mit „teuer und kompliziert“ gleich. Doch das stimmt so nicht mehr. Es gibt mittlerweile erprobte, stabile Systeme der betrieblichen Altersversorgung, die es im ersten Schritt erlauben, eine signifikante Betriebsrente – fast – zum Nulltarif zu installieren. Man muss nur wissen wie. Firmen können mit zwei einfachen Stellschrauben eine exzellente Sozialleistung bieten: Zum einen werden die vermögenswirk-

samen Leistungen in die Betriebsrente überführt und die Lohnnebenkostenersparnis, die sich aus einer Eigenleistung des Arbeitnehmers und der Umwidmung der vermögenswirksamen Leistungen ergibt, wird schlicht weitergegeben. Das sind rund 20 Prozent, die die Betriebsrente und den Arbeitgeber hoch attraktiv machen. So können aus 25 Euro netto Eigenleistung des Arbeitnehmers schnell über 650 Euro Betriebsrente werden. Die Lohnnebenkostenerspar-

nis des Arbeitgebers ist dabei der Schlüssel zum Erfolg. Und da das mittlerweile auch immer mehr Tarifvertragsparteien so machen, ist dies eine stabile und wettbewerbsorientierte Lösung. Das Ganze als Direktversicherung, dem einfachsten Durchführungsweg, gestaltet, und schon ist diese Art der Sozialleistung eine weitere Maßnahme, um den Betrieb bei der Mitarbeiterfindung und -bindung demografiefest zu machen. Weitere Informationen unter www.stuttgarter.de

Mehr Betriebsrente durch intelligente betriebliche Altersversorgung Nettoaufwand* VWL-Umwidmung Arbeitgeberzuschuss 25 Euro - >

40 Euro - >

25 Euro - >

Bruttobeitrag zur bAV

Gesamtbetriebsrente mit 67

153 Euro - >

653 Euro

Bruttomonatslohn 2500 Euro, ledig, 30 Jahre, männlich, Steuerkl. 1, Bruttojahreseinkommen 30.000 EUR, Steuer- und SV-Werte 2012, GKV 14,6 Prozent (+0,9 Prozent), Kirchensteuer 8 Prozent, Werte auf volle EUR gerundet. Tarif Direktversicherung der Stuttgarter Lebensversicherung a.G., Betriebsrente inklusive Überschüsse vor Steuern und Verbeitragung.

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