VISAVIS GlobalManagement 03/2009 - Luftfahrt

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Eine Sonderveröffentlichung der visAvis-Verlagsgesellschaft mbH im Handelsblatt • Ausgabe 2/09

GLOBALMANAGEMENT

READY FOR TAKE OFF: NEUE STRATEGIEN FUER DIE LUFTFAHRT

PRODUKTPIRATERIE Mit Hightech gegen Fälschungen

E-COMMERCE Sicher shoppen, sicher zahlen

ENERGIE

Ressourcenschutz zahlt sich aus


MAGAZIN

UMGANG „Geschäftsreisen sind ein unverzichtbarer Bestandteil für den Erfolg", meint Michael Kirnberger vom Verband Deutsches Reisemanagement.

INHALT

Informationsverwaltung

Magazin

Enterprise Content Management (ECM) sorgt in Unternehmen dafür, riesige Datenmengen aufzubereiten, vorzuhalten und zu archivieren.

2

Editorial; Richtig versichert auf Dienstreisen; Video­ konferenzen werden immer beliebter; Reisema­nagement unterstützt Unternehmen.

Werbestrategien

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TRAVEL-MANAGEMENT Bei Geschäfts­ rei­­sen zählen heutzutage die Kosten. 30

Online-Marketing gewinnt an Bedeutung gegenüber der klassischen Werbung.

E-Payment

33

Shoppen im Web wird immer beliebter. Doch der Verbraucher legt Wert auf sichere Zahlungs­mög­lich­ keiten.

Managed Futures

6

CTA-Fonds waren im vergangenen Jahr die Gewinner. Investitionen in unterschiedliche Anlageklassen rechnen sich.

Aufwind

Liechtenstein

37

Die Banken des Fürstentums wollen sich als innovative Finanzinstitute und „Nischenplayer“ etablieren.

9

Die Luftverkehrsbranche sieht sich mit steigenden Sicher­heitsauflagen, harten Preiskämpfen und höheren Umweltschutzauflagen konfrontiert.

Plagiate

15

Deutsche Unternehmen setzen vermehrt auf Hightech und Verbraucheraufklärung im Kampf gegen Produkt­piraterie.

Energieeffizienz Rohstoffknappheit, immer höhere Preise für Energie und gesetzliche Vorgaben zwingen Unternehmen zum Einsparen.

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GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

IMPRESSUM

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Reiseverhalten

Verlagsanschrift: Auguststraße 19-29, 53229 Bonn; Tel.: 02 28/ 3 07 94-0, Fax: 02 28/ 3 07 94-10, Vanity: 07000 / visavis, E-Mail: visavis@visavis.de, http://www.visavis.de; Chef­re­dak­­tion: Wolf­ gang Hasel­bau­­er; Schluss­re­dak­tion: Gabriele Immen­kep­ pel-Frantzioch; Redaktion: Bernhard Haselbauer, Oli­ver Ham­ mel, Ma­­nuela Zim­mer­mann, Laura Mendelssohn, Jen­nifer Wal­­­ t­her-Ham­mel, Cor­ne­lia Horn­schild, Sarah Ben­ne­mann, Rein­ hard Krabbe, Christoph Facius, Nicola Milani, Mar­tina Sau­er, Cathrin Reif, Peter Hanser (Saar­brücken), Jür­gen Buscher (Würzburg), Mar­tina Bart­lett-Mattis (Nürn­berg), Ina Schmidt (Lon­don), Ver­lag: visAvis Ver­lags GmbH; Lay­out: An­dreas Schnitt­ker, Mar­cel Roh­land, Michael Döh­ring; Bild­ma­terial teilwei­se entnommen von www.photocase.com; www.pixelio. de; www.sxc.hu Druck: Weiss-Druck GmbH & Co. KG, In­dus­ trie­straße 7, 52156 Mon­­schau; Ge­­schäfts­­füh­rer: Bern­hard Ha­sel­bau­­er. Verbreitete Auf­la­ge: 103.000 Exem­­plare. 103.000 Exem­plare liegen der Abo-Auflage des Han­delsblattes bei. ISSN: 0942-8615; Kon­zeption und Mar­k­e­­­ting: newpublic communication KG, Bonn; www.newpublic.org

Die wirtschaftliche Entwicklung wirkt sich bereits auf das Geschäftsreiseverhal­ ten der Unternehmen aus. Nach einer Um­­­frage des Verbandes Deutsches Rei­semanagement (VDR) haben 32 Pro­zent der Firmen bestätigt, dass sie bereits alle nicht un­­bedingt notwendigen Reisen gestrichen haben. Und: Nur noch in rund einem Fünftel der Unternehmen sind die Mit­arbeiter nach wie vor dienstlich unterwegs. „Geschäftsreisen sind ein unverzichtbarer Bestandteil für den Erfolg moderner Un­ternehmen“, hebt Michael Kirnberger, Präsident des VDR, deutlich hervor. Denn nicht alles lasse sich mit modernen Kommunikationsmitteln erledigen. „Mit Neukunden in Asien können Sie nicht per Telefon ins Gespräch kommen“, weiß er aus Erfahrung. „Wenn die Wirtschaft Gas geben soll, brauchen wir jetzt grünes Licht für faire An­gebote.“ Erster Schritt in diese Rich­ tung: Unternehmen, die das Know-how des Travel Managements aktiv nutzen, können den Aufwand für Geschäftsreisen bereits deutlich drücken. Dennoch gibt es weitere Einsparpotenziale. Michael Kirnberger: „Unternehmen müssen sowohl die di­rekten als auch die indirekten Kosten unter die Lupe nehmen und die Nachfrage auf we­nige Vorzugsanbieter bündeln.“ Wichtig ist aber auch, dass die Mitarbeiter bei einem Not­fall im Ausland schnell und kompetent betreut werden. „Der Verband Deutsches Reise­ management berät auch dazu Unterneh­ men“, so Kirnberger. www.vdr-service.de


MAGAZIN

Fit für die Zukunft EDITORIAL Luftfahrtbranche, Dokumentenmanagement und OnlineHandel haben die Weichen für erfolgreiche Geschäfte gestellt.

Gut versichert SCHUTZ Arbeitgeber haben bei Dienst­ reisen eine besondere Fürsorgepflicht gegen­über ihren Mitarbeitern. Der Vertragsentwurf ist eingepackt, schon morgen sollen die Verhandlungen in Asien beginnen. Doch bevor ein Un­­ ternehmen einen Mitarbeiter auf Dienst­ reise schickt, muss einiges beachtet wer­ den. Denn laut einem Rechtsgutachten erstreckt sich die Fürsorgepflicht eines Arbeitgebers insbesondere auch auf Dienst­reisen. Bereits mangelnde Auf­klä­ rung über Arbeits-, Lebens- und Sicher­ heits­maßnahmen im Ausland begründen möglicherweise Schadensersatzansprüche. Kranken-, Gepäck- oder Unfall­ver­si­ cherung müssen vor Reiseantritt dahinge­ hend überprüft werden, ob ein Schutz auch bei Geschäftsreisen besteht. Nicht alle Versicherungen für Privatreisen gelten auch für Dienstreisen. In der Reise­kran­ ken­versicherung ist die Mitversicherung von Geschäftsreisenden oft ohne Kosten oder nur mit geringen Mehrkosten ver­ bunden. Bei Reiserücktritt und Reise­ge­ päck gelten für Geschäftsreisen meist be­sondere Bedingungen. Oft lohnt der Abschluss einer Gruppenversicherung für die gesamte Firma. Solche Policen bieten manche Versicherungen bereits ab drei Reisenden an. Einige Konzerne haben zudem spezielle Länderexposés zusam­ mengestellt, in denen über spezifische Risiken informiert wird. Gesund­heits­ge­ fah­ren, Hinweise auf „No-Go-Areas“ sowie Attentats- und Anschlagsrisiken sind darin aufgeführt.

gabe das Enterprise Content Management (ECM) System. Damit ist es Firmen mög­ lich, große Mengen an Daten zu speichern und effizienter in Geschäftsprozessen ein­ fließen zu lassen. Und so ganz nebenher spa­ ren die Unternehmen mit einem intelligen­ ten Informationsmanagement auch Kosten. Gewinnwarnungen, Kurseinbrüche, Kurzarbeit: Trotz aller Schreckensszenari­ en reagieren die Deutschen nicht mit Kon­ sumverzicht. Im Gegenteil: Die Verbrau­ cher kaufen fleißig weiter. Das hat das Dominik Grollmann Nürnberger Marktforschungsinstitut GfK in seiner jüngsten Konsumklimastudie Eine ganze Branche hebt ab. Auch un­ herausgefunden. Dominik ser Autor Lutz Buchmann Grollmann, Chefredakteur geht gerne einmal in die Luft. des Fachmagazins Internet Der Pilot, Diplom-Physiker World Business, kann die­ und Journalist ist Chefredakteur sen Trend nur bestätigen. des Luft- und Raumfahrtma­ Gerade der Online-Handel gazins „Fliegerrevue“. In sei­ erwartet in diesem Jahr ei­ ner Reportage beschreibt er nen enormen Zuwachs. Öff­ die Zukunft des Luftverkehrs nungszeiten rund um die in Zeiten steigender Sicher­ Uhr sowie der Zugriff auf heitsauflagen und harter Marktplätze in der ganzen Preiskämpfe. Besondere Be­ Welt machen das Shoppen deutung wird in Zukunft je­ Dr. Andrea Galli im Netz für viele so interes­ doch der Umweltschutz in der sant. Damit auch an der virtuellen Kasse Luft­fahrt­bran­che haben. Sparsamere An­ höchste Sicherheit beim Bezahlen herrscht, triebe, geräuschärmere Triebwerke sowie analysiert er die verschiedenen Bezahlsys­ geringere Abgasemissionen sind die teme imWeb. Ihre Redaktion Anforde­run­­gen, die an die Entwicklungen in der Flugzeugindustrie gestellt werden. Denn ab 2012 wird die Luftfahrt in den weltweiten Handel mit Emissionszertifika­ ten eingebunden. Schlanke Informationsprozesse erhö­ hen die Reaktionsfähigkeit innerhalb von Unternehmen und verschaffen somit bereits einen deutlichen Vorteil im Wettbewerb. Dr. Andrea Galli ist zweifellos ein Experte auf dem Gebiet von globalen Strategien und IT-Lösungen. Aus verschiedenen Blick­ Lutz Buchmann winkeln heraus betrachtet er in dieser Aus­ GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

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MAGAZIN Auswirkungen der Finanzkrise auf das Dienstreiseverhalten Nein, das Reiseverhalten hat sich nicht verändert

22%

Ja, es wird stärker auf die Kosten geachtet 14%

Ja, alle nicht notwendigen Reisen sind gestrichen 4%

Ja, aber es wird mehr gereist 0 2% Weiß ich nicht 0 2% (n=199)

31% 35% 32%

9%

Okt. 08

Quelle: VDR

Ja, es wird allgemein weniger gereist

49%

DIENSTREISEN Immer weniger Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter auf Geschäftsreisen. Zudem wird bei Fahrten stärker auf die Kosten geachtet.

Jan. 09

Meetings auf neuen Wegen Globale Märkte erschließen, neue Kunden gewinnen. Dienstreisen gehören zum alltäglichen Geschäftsleben ganz selbstverständlich dazu. Doch die Zeiten ändern sich. Was noch bis vor kurzem bei einem Zwei-Tage-Trip geklärt oder akquiriert wurde, wird heute per Video­ konferenz entschieden. Eine Zunahme der Videokonferenzbuchungen um 40 Prozent

verzeichnet auch The Regus Group, die mit 1.000 Standorten in 75 Ländern das weltweit größte Netzwerk an öffentlich verfügbaren Videokonferenzstudios betreibt. Deren Berechnungen haben zudem er­ geben, dass Besprechungen per Video die durchschnittlichen Kosten von Geschäfts­ reisen um 75 Prozent reduzieren.

Videokonferenz: Kosten runter, Effizienz rauf KOMMUNIKATION Mit visuellen Konferenzsystemen von Tandberg können Unternehmen zeitintensive Geschäfts­ reisen reduzieren. Das spart Geld und steigert die Effizienz. Videokonferenzsysteme gehören vor allem in dezentral auf­ gestellten Unternehmen zunehmend zum Standard in der inter­ nen und auch externen Kommunikation. Sie beschleunigen Kom­­ m­unikationsprozesse, indem Konferenzen zwischen verschiede­ nen Standorten auf Knopfdruck abgehalten werden können. Außer­dem helfen sie bei der Entscheidungsfindung – etwa wenn

ALTERNATIVE Das neue Tandberg Profile 52 Dual System mit Full-HD verbessert die Kommunikation in Zeiten angespannter Budgets.

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GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

Dateien gemeinsam betrachtet oder bei Unklarheiten Exper­ten schnell in die Konferenz eingebunden werden können. Die visu­ elle Komponente schafft dabei auch bei dezentralen Teams ein hohes Maß an Fokussierung auf die Erreichung der Ziele. Zudem wird der Team-Spirit standortübergreifend deutlich gestärkt. Für alle Teamgrößen bieten sich die Full-HD Videosysteme der Tand­ berg Profile-Produktreihe an. Allen Mitarbeitern bietet sie ein Videokonferenz-Erlebnis mit maximaler Bild- und Ton-Qualität. Gerade vor dem Hintergrund aktueller wirtschaftlicher Heraus­ forderungen spielen Videokonferenzsysteme ihre Vorteile aus. Sie helfen, Geschäftsreisen zu reduzieren. Das spart Geld, steigert die Produktivität der Mitarbeiter und schont die Umwelt. Gleichzeitig machen die Systeme es möglich, den persönlichen und visuellen Kontakt mit Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten aufrechtzuerhalten und die Beziehungsebene zu festigen. Die Schweizer Kaba Gruppe, ein weltweit tätiges Sicher­heits­ unternehmen, nutzt Videokonferenzsysteme, um eben diese Vor­teile zu realisieren: Bisher kamen die Divisionsleiter einmal im Monat in der Schweiz zusammen. Da die Sitzungsteilnehmer zum Teil aus den USA und Hongkong anreisen mussten, waren jeweils drei bis vier Tage Reisezeit einzuplanen – Zeit, in der die Pro­duk­tivität der Führungskräfte stark eingeschränkt war. Nach der Im­ple­men­tie­ rung der Video­kon­fe­renz-Infra­struk­tur kann so die Zahl der Ge­­ schäftsreisen vermindert, können Reisekosten gesenkt und die Pro­­­­ duktivität der Führungskräfte erhöht werden. www.tandberg.com


MAGAZIN

Mit den Mini-Notebooks können Sie Ihr Büro überallhin mitnehmen. Und auch jederzeit zuklappen. Mit den neuen kompakten Mini-Notebooks bietet Ihnen T-Mobile die optimale Lösung für den modernen Business-Alltag. Klein, handlich und leicht ermöglichen sie Ihnen, mit modernster Technik auch unterwegs mit Ihrem Geschäft in Verbindung zu bleiben. Durch die schnelle, mobile Internetanbindung haben Sie Zugriff auf Ihre E-Mails, Kalender und weitere geschäftliche Anwendungen. Mit den Mini-Notebooks genießen Sie so die Freiheit, jeden Ort der Welt zu Ihrem Büro zu machen.

Erleben, was verbindet. GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

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FINANZEN

Der richtige Zuschnitt

INVESTMENTS CTA-Fonds waren die Gewinner im vergangenen Jahr. Sie verbuchten ein Plus von mehr als 14 Prozent durch zeitnahe Reaktionen auf Trends an den Finanz- und Rohstoffmärkten.

von Udo Rettberg

M

oderne Software- und ComputerProgramme sind leistungsstärker als das menschliche Gehirn. Die aktuelle Entwicklung liefert auf Teilgebieten einen klaren Beweis für diese These. Dort, wo Computer an Fak­ten und Daten orientiert Anlageentscheidungen treffen und menschliche Unberechenbarkeit weitgehend ausgeschaltet ist, kommt es zu positiven Er­ gebnissen. Diesen Beweis liefert die HedgeFund-Strategie „Managed Futures“, die auch als CTA-Strategie be­zeichnet wird. Im Jahr 2008 waren CTA mit einer beeindruckenden Wertentwicklung Gewinner im breiten Spektrum der Kapital­anlage. Während andere Hedge-Fund-Stra­te­gien unter Ka­pital­ abflüssen litten, verzeichnete dieser Be­reich Kapitalzuflüsse. Das Erfolgsgeheimnis dieser spezialisierten Kapitalsammelstellen ist simpel. Denn nach dem Prinzip „The trend is your friend“ sind CTA-Fonds immer dann er­folg­reich, wenn sich an den Finanz- und Rohstoffmärkten stark ausgeprägte – und möglichst lang anhaltende – Trends einstellen. CTAStrategien sind also immer dann erfolgreich, wenn investiertes Kapital eine tra­gende Trend­welle erwischt und diese Wel­le dann perfekt ausgeritten werden kann. Dies war 2008 mit dem Kurseinbruch und dem Preis­ debakel an den Rohstoffmärkten der Fall. „CTA-Strategien haben sich 2008 mit einem Plus von 14,11 Prozent sowohl von den übrigen Hedge-Fund-Strategien als auch von anderen Anlageklassen abgesetzt“, sagt Apa­no-Geschäftsführer Markus Sievers. Seit Jah­ren vertreibt Apano in Deutschland CTAProdukte der britischen Man Group plc, der weltweit größten Hed­ge-Fund-Firma, deren Aktie an der Londoner Börse gelistet ist. Die Managed-Futures-Idee hat jetzt auch die Sphäre der Wirtschaftswissenschaft erreicht. So ist der europäische CTA-

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GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

FUNDAMENT Mit dem richtigen Zuschnitt bei der Geldanlage wächst auch der Ertrag. Bei der professionellen Ver­ mö­gensverwaltung durch die Strategien von Commodity Trading Advisor (CTA) wird Kapital in unterschiedliche An­lage­ klas­sen investiert. Diese Investments erfolgen über Futures und Optionen, die an Terminbörsen gehandelt werden. CTA haben die Möglichkeit, über eine aktive Handelsstrategie von steigenden und fallenden Kursen zu profitieren. Von Be­ deu­tung ist, dass CTA in der Regel nur in sehr liquide Optionen und Futures investieren.

Pionier AHL – eine Tochtergesellschaft der britischen Man Group plc – eine Kooperation mit der Oxford Universität eingegangen. Ziel ist die wissenschaftliche Gewinnung neuer Erkenntnisse zur effizienteren Nutzung von Trendfolgestrategien. Dr. Anthony Ledford, Director des Research Laboratoriums, ist einer der AHL-Vertreter in diesem Oxford-Projekt. Er berichtet davon, dass die im Rahmen dieser Forschung neu gewonnenen Erkenntnisse bereits jetzt in der Praxis umgesetzt worden sind. Im Prinzip läuft diese Idee auf ein besseres Risikomanagement hinaus. Zu Beginn eines Kurs­

t­ rends werden steigende Anlagebeträge ein­­­gesetzt. Gewinnt der Schwung dieses Kurstrends an Kraft, werden die Anlagebeträge peu a peu reduziert, so dass auf der Spitze des Trends dann nur noch geringe Anlagebeträge in diese Trendformation investiert sind. Vielmehr wird auf der Spitze ein hoher Anteil an Liquidität gehalten. Diese Liquidität wird dann bei einer deutlich erkennbaren Trendumkehr in zunehmendem Maße in die neue Trendrichtung investiert und im Verlauf dieses neuen Trends zu Lasten des Bargeld-Anteils wieder reduziert. Auf diese Art werden auf der


FINANZEN

Nehmen Sie Ihr Büro einfach mit: mit dem HP Mini 702. ß 10"-Display mit 1.024 x 600 Pixeln einen Seite zwar die Trendwellen nicht voll „ausgeritten“ und das Wertsteigerungspotenzial nicht optimal genutzt, doch ist das Risiko von Fehlinvestments im Falle einer überraschenden Trend­wende auf der anderen Seite auch deutlich reduziert. „Die Ergebnisse unserer Untersuchungen sind beeindruckend“, sagt Ledford. Frank Dornseifer vom Bundesverband Alternative Investments e.V. in Bonn bestä­ tigt die von mehreren Vertretern der Bran­ che für Managed-Futures-Strategien auf­ge­ zeigten positiven Aspekte: „Die Strategie Ma­

naged Futures ist für Anleger sehr attraktiv.“ Ein Blick auf die langfristige Wertentwicklung bestätigt Dornseifers Aussage. Während die Aktienindizes kräftig ab­stür­zen, zeigt der Managed Futures Index (MFX) der Börse Wien klar nach oben. „Das ist das wohl schwierigste Finanzmarkt-Umfeld in der Geschichte der USA“, sagt Kenneth S. Webster, Präsident des ame­ rikanischen Managed-Futures-Pioniers John W. Henry&Co, deren Fonds im vergangenen Jahr Wertsteigerungen zwischen 38 und 82 Prozent erzielten. „Seit dem Jahr 1980

Ein ideales Marktumfeld ANLAGE Dr. Dieter Kaiser, Director Hedge Funds bei Feri Institutional Advisors, stellt im Interview die Chancen von Managed Futures vor. Weshalb wiesen Managed-Futures-Indizes 2008 zwei­stel­lige Renditen aus? Managed Futures – häufig auch als Com­ modity Trading Advisors (CTAs) bezeich­ net – ist eine Strategie, die von sta­bilen Trends an den internationalen Aktien-, Rohstoff- und Zinsmärkten sowie hoher Volatilität profitiert. Das Marktumfeld für diese Strategie war im letzten Jahr ideal. Was unterscheidet Managed Futures von anderen Hedgefonds-Strategien? Die Strategie Managed Futures ver­ sucht systematisch, aus den Preisbewe­ gungen auf Aktien-, Devi­ sen-, Zins- oder Rohstoff­ märkten Kauf- und Ver­ kaufssignale auszumachen. Diese werden durch den Einsatz technischer Simu­ lationen erforscht. In die­ sem Sinne unterscheiden

sich CTAs dadurch, dass bei den Inve­ stitionsentscheidungen die Manager keinerlei Diskretion hinsichtlich der Transaktionen haben. Sind CTAs für Privatanleger attraktiv? Es gibt aus unserer Sicht einige Anzei­ chen, die darauf hindeuten, dass der Aufwärtstrend der CTAs anhalten dürf­ te. Zum einen sind sie häufig so kon­ struiert, dass sie verschiedene Anlage­ klassen handeln. Zum anderen sorgt die aktuell noch immer sehr hohe Volatili­ tät dafür, dass das Umfeld für Managed Futures weiterhin sehr positiv ist. Investoren sollten bei der Investition in CTAs diese vorwiegend als liquiden Diversifikator zu anderen Strategien betrachten. Informationen unter: www.fia.feri.de

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GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

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FINANZEN INVESTMENTS „Die Strategie Managed Futures ist für Anleger sehr attraktiv“, betont auch Frank Dornseifer vom Bundes­ver­ band Alternativer Invest­ ments e.V. (BAI).

haben die Managed Futures ein Plus von 13,58 Prozent pro Jahr erzielt“, sagt Sol Waks­man, Gründer und Präsident der Fach­ ­organisation BarclayHedge. Waksman weiß, wovon er spricht. Denn die Datenbank des CTA-Pioniers reicht fast 30 Jahre zurück. Der Barclay CTA-Index tendiert seit Jahren kräftig nach oben. Christian Baha, Gründer der österreichischen Superfund-Gruppe, sieht sich durch die Erfolge dieser Anlageklasse bestätigt. Seit vielen Jahren rät er Anlegern dazu, in CTA-Strategien zu investieren. Er selbst

hat den größten Teil seines Anlagevermögens hier investiert. Der Erfolg gibt ihm Recht; denn nach einigen schwierigen Jahren haben die Superfund-Produkte im Jahr 2008 Wertsteigerungen zwischen 35 und 67 Prozent erzielt. Solche glänzenden Resultate erweisen sich als „Lockruf für das Großkapital“. So ist das in CTA-Strategien investierte Kapital von rund 40 Mrd. Dollar im Jahr 1999 auf aktuell rund 225 Mrd. Dollar gestiegen. „Wir erleben derzeit einen starken Kapitalzufluss“, sagt Yasin Sebastian Qureshi vom

auf diese Strategie fokussierten deutschen Anbieter Varengold in Hamburg, der mit Dach-Hedge-Fonds und Zertifikaten auf Ma­­ naged-Futures-Strategien am Markt ist. Auch die Hamburger Aquila Capital erfreut sich mit ihrem Pharos-Produkt seit 2001 großer Beliebtheit. Pharos nutzt selbst kleinste Trends und kann so auch Seitwärts­bewegungen der Kurse nutzen. Die zugleich an Aktien- und Rohstoffmärkten ein­gesetz­ten Systeme erken­ nen frühzeitig, wenn plötz­liche und unerwartete Ereignisse auftreten, und profitieren von den hieraus folgenden Tagestrends.

Sicherheit als solides Fundament KRISENSTARK Mit einem Plus von 24,7 Prozent in 2008 und einer jährlichen Rendite von 18 Prozent widersetzt sich der AC Pharos Evolution dem Negativtrend. Vermögensaufbau braucht neue nachvollziehbare Produkte. Dafür setzt Aquila Capital auf den neuen AC Pharos Evolution Fund. Nachdem sich die Strategie seit sieben Jahren in der Praxis für institutionelle Investoren mit einer jährlichen Rendite von 18 Prozent bewährte, öffnet das Hamburger Invest­ment­ haus den Ansatz jetzt für Privatanleger in Form eines UCITS IIIFonds und baut dabei vorrangig auf Sicherheit und Trans­pa­renz. AC Pharos Evolution verteilt seine Chancen und Risiken über mehrere Handelsstrategien. Alle folgen der Maxime, über­ raschende Ereignisse an globalen Märkten möglichst schnell umzusetzen. Wichtig für die Sicherheit des Investments: Trans­ aktionen erfolgen weltweit jeweils nur innerhalb eines Handels­ tages: nachts in Asien, tags­über in Europa und den USA. „So wird das Risiko von Preis­sprüngen zwischen den Handelstagen vermieden. Dies ist unter Abso­lute Return-Investments eine Be­ sonderheit“, sagt Aquila-Fonds­manager Andreas Iske. Im Kern beinhaltet Pharos ein computergestütztes, systema­tisches Han­ dels­pro­gramm, wel­ches auf die Ausnutzung von Kurs-, Sta­tis­ tik- und Zeit­mus­tern an über 15 Märkten spezialisiert ist. Mit der Orientierung auf kurzfristige Markt­be­we­gung­en hat die Stra­

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TRANSPARENZ Die Gründer und Geschäftsführer von Aquila Capital: Dr. Dieter Rentsch (CIO) und Roman Rosslenbroich (CEO) setzen auf klare Strategien.

tegie auch bei Seitwärts­be­we­gun­gen des Mark­tes Erfolge – im Gegensatz zu vielen anderen automatischen Han­dels­systemen. Zwar müssen Anleger bereit sein, zwischenzeitliche Korrekturen hinzunehmen. Diese Rückgänge bieten aber immer wieder die Mög­lichkeit, in eine be­währte Strate­gie zu vorübergehend güns­tigen Kursen inves­tieren zu können. Pharos überzeugt auch in puncto Perfor­man­ce: Mit über 18 Prozent Rendite p. a. seit Auflage in 2001 zeigt sich die Strategie krisenstark. Selbst im krisenbehafteten Jahr 2008 konnte sie ein Plus von 24,7 Prozent einfahren. www.aquila-capital.de


TITELTHEMA

Die Zukunft der Luftfahrt WETTBEWERB Steigende Sicherheitsauflagen, Umweltschutzanforderungen und ein harter Preiskampf prägen die Zukunft dieser Sparte. Dennoch hat die Luftfahrt ein enormes Wachstumspotenzial.

von Lutz Buchmann

I

m Luftverkehr bleiben die Kunden aus. Ein Minus von fünf Prozent im Passagierverkehr erwartet Dr. Michael Engel, Geschäfts­führer des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften (BDF), für das Jahr 2009. Das Luftfrachtaufkommen ist sogar um 20 bis 25 Prozent eingebrochen. Der Rückgang der Passagiere hat jedoch entscheidende Folgen für Flughäfen, Flugzeugproduzenten, Triebwerkshersteller, Ausrüster, War­tungs- und Instandhaltungsbetriebe. Auf dem Weg aus der Flaute sieht sich die Luftfahrtbranche allerdings mit zu­ sätzlichen Herausforderungen konfrontiert. Steigende Sicherheitsauflagen sowie Um­ welt­schutz­anfor­de­rungen und ein scharfer Preis­kampf werden der Branche in Zukunft viel abverlangen. Für die einzelnen Unternehmen wird es keineswegs ausreichen, auf ei­ne anspringende Konjunktur zu warten, so sicher diese auch kommen mag. Grundsätzlich besteht aber kein Zweifel, dass das Flugzeug ein Verkehrsträger mit großen Zukunftsaussichten ist. So haben sich die längerfristigen Wachstumsvorhersagen auch kaum geändert. Flugzeughersteller Boeing beispielsweise prognostiziert für die kommenden 20 Jahre welt­weit

einen durchschnittlichen Passagier­zuwachs um vier Prozent jährlich, in Lateinamerika sogar um 6,7 und in China um 8,9 Prozent. Der Luftfrachtverkehr werde noch deutlich stärker wachsen, im weltweiten Schnitt um jährlich 5,8 Prozent. Daraus errechnet Boeing bis 2027 einen Bedarf von insgesamt

ÜBERFÜLLT Der Pressesprecher der Deutschen Flug­ sicherung, Axel Raab, rechnet damit, dass 2018 jeder dritte Flug verspätet sein wird.

fast 30.000 neuen Flugzeugen – vom Regionalliner bis zum Langstrecken-Großraum­ jet. Tendenziell gleichen dem die Prognosen des europäischen Herstellers Airbus. Eine leichte Unterscheidung resultiert da­ raus, dass Boeing von einer stärkeren Zu­ nah­me des Punkt-zu-Punkt-Verkehrs ausgeht, während Airbus mehr mit dem Netzverkehr über sogenannte Hubs – die großen Luftdrehkreuze – rechnet. Deshalb ermittelt Airbus einen Bedarf von insgesamt etwas weniger Flugzeugen, darunter aber mehr große Maschinen. Dieses Verkehrswachstum wird aber nur dann gesellschaftlich akzeptiert und getragen werden, wenn weder Gefahren, die vom vergleichsweise sicheren Luftverkehr ausgehen, noch die Umweltbelastungen in glei­ chem Maße zunehmen. Große Anstrengungen werden also nötig sein, um Fliegen noch sicherer und umweltverträglicher zu machen. Vor allem die Lärm- und Abgasemissionen gilt es mit einem Komplettpaket aus konstruktiven Verbesserungen am Flugzeug, effizienteren und leiseren Triebwerken sowie einem verbesserten Flugmanagement zu reduzieren. Ab 2012 wird die Luftfahrt in den weltweiten Handel mit EmissionsGLOBALMANAGEMENT 2/ 09

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TITELTHEMA INTERNATIONAL Diehl Aerosystems ist eine feste Größe im internationalen Luftfahrtgeschäft. In fast allen Flugzeugtypen ist „Diehl-Tech­ nologie“ vertreten.

Wettbewerbsfähig in der Luft LUFTFAHRT Diehl Aerosystems hat das ehemalige Airbus-Werk in Laupheim über­nommen. Im Interview Rainer Ott, Vorstandssprecher Diehl Aerosystems. Welche Sy­ner­gieeffekte ergeben sich für Ihr Unternehmen? Diehl Aerosystems ist einer der vier Teil­ kon­zerne der Diehl-Gruppe. Im Teil­kon­zern Diehl Aerosystems ist das gesamte Luft­ fahrt­geschäft der Gruppe gebündelt. Hier­ zu zählen die Luftfahrtunternehmen Diehl Aerospace, Überlingen und Diehl Air­ca­bin, Laupheim. Beide Unternehmen sind Joint Ventures mit dem französischen Partner Thales. Diehl Aerospace entwickelt und produziert Avionik- und Elektro­nik­sys­te­ me für Cockpit und Kabine. Zu­sam­men mit dem Laupheimer Werk Diehl Air­ca­bin, das im Wesentlichen Kabinen­mo­dule her­­ stellt, ergeben sich durch die Ver­knüp­ fung von Elektronik- und Kabinen­hard­ ware Synergien und damit Allein­stel­ lungs­merk­male, die kein anderer Lie­fe­ rant für Kab­i­nen­module aufweisen kann. Wo ist Technik und Know-how von Diehl Aerosystems enthalten? In nahezu allen Flugzeugtypen von Air­ bus und Boeing bis hin zu den ak­tuell­s­ ten Flugzeugen A380 und B787 sind wir mit unseren Kernkompetenzen Flug­steue­ rung (High Lift), Displaysysteme, Trieb­ werk­regelung und Integrierte „Modulare“ Avionik seitens Diehl Aerospace vertreten. Mit Diehl Aircabin beliefern wir alle Air­ busflugzeuge mit Komponenten und Mo­ dulen für die Kabine. Nach der Aus­glie­ derung aus dem Airbus­unter­neh­men ist vorgesehen, ent­sprechende Pro­gram­me in Zukunft auch für Boeing abzuwickeln. Wie beurteilen Sie die Chancen des

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Luft­fahrt­standorts Deutschland im zukünftigen globalen Wettbewerb? Diehl Aerosystems hat mit dem Erwerb der Diehl Aircabin GmbH seine Markt­position im internationalen Luft­fahrt­geschäft deutlich verbessert und ist damit zu den wichtigsten strategischen Ausrüstungs­ unternehmen für die großen Luftfahr­ zeughersteller auf­gestiegen. Zu­sammen mit Liebherr gibt es in Deutsch­land Strukturen mit der notwendigen Größe, um auch international absolut wettbe­ werbsfähig und schlag­kräftig­auftreten zu können. Mit Blick auf die Ka­bi­nen­ aktivitäten von Airbus Deutsch­land in Hamburg, hat sich damit für den Luft­ fahrtstandort Deutschland ein Kom­pe­ tenz­schwerpunkt Kabine gebildet, der diesen Teil des Luftfahrtausrüs­tungs­ geschäftes absichert. Mit dem Zusam­ men­schluss der Airbuswerke Nordenham, Varel und Augsburg zu Premium Airtec hat sich ein weiterer Kom­petenz­schwer­ punkt für Flug­zeug­struktur gebildet. Wie stark wirkt sich die Finanzkrise auf die Flugzeugindustrie aus? Aufgrund der hohen Auf­trags­be­stän­de bei Airbus und Boeing besteht die Chance, unmittelbare und drastische Aus­wirkungen durch Schieben und Strecken des mehrjährigen Auftrags­pols­ ters zu mildern. Letztendlich ist dies je­­ doch davon abhängig, wie die durch die Krise im Einzelnen betroffenen Air­lines die Finanzierung ihrer Flug­zeug­käu­fe ge­ stalten können. www.diehl-aerospace.de

zertifikaten eingebunden. Dabei warnt BDFGeschäftsführer Engel allerdings dringend vor „Insellösungen“, welche den europäischen Airlines einseitige Wettbewerbsnach­ teile brächten. Wichtiges Ziel muss eine Senkung des Treibstoffverbrauchs sein, durch die auch die Schadstoff-Emissionen sowie der Kohlendioxid-Ausstoß verringert werden. Gelingt es den Airlines nicht, künftig treibstoffeffizienter zu fliegen, werden sie doppelt gestraft: durch hohe Kerosinkosten und durch den Emissionshandel. Entsprechend groß ist ihr Druck auf die Flugzeugindustrie. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Einsatz sparsamerer Triebwerke. Wer glaubt, dass die Strahlturbinen heutiger Verkehrsflugzeuge nach jahrzehntelangen Technologieentwicklungen kaum noch zu verbessern seien, wird über die Zielsetzungen der Hersteller erstaunt sein. So hat der deutsche Triebwerksbauer MTU Aero Engines unter dem Namen „Claire“ (Clean Air Engine) ein ambitioniertes Programm gestartet, mit dessen Hilfe bis zum Jahr 2035 eine Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes von Luftfahrtantrieben um bis zu 30 Prozent erreicht werden soll. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung eines Getriebe-Fans, der unter Beteiligung der MTU beim amerikanischen Hersteller Pratt & Whitney erfolgt. Das ist ein Triebwerk, bei dem der Fan (das größte Rad, das den meisten Vortrieb erzeugt) durch ein Ge­ triebe von der Kompressor-/Turbinenwel­le getrennt ist und dadurch in einem günstigeren Drehzahlbereich arbeiten kann. Insgesamt läuft das Triebwerk leiser, kann trotz des zusätzlichen Getriebes kompakter und damit leichter gebaut werden und benötigt zudem bis zu 15 Prozent weniger Treibstoff. Und weniger Treibstoff bedeutet wiederum weniger Abgase.


TITELTHEMA

GIGANT Der A380 ist das derzeit größte zivile Verkehrsflugzeug. Er verbraucht weniger Treibstoff als andere Großraumflugzeuge und erzeugt weniger Lärm.

In einem zweiten Schritt soll die Kohlendioxid-Reduzierung durch den Einsatz eines neuartigen, gegenläufigen Fans bis zum Jahr 2025 auf etwa 20 Prozent steigen. Diese Technik hat MTU bereits in den 80er Jahren entwickelt und getestet. Die zusätzliche Ausstattung der Maschinen des gegenläufigen Getriebefans mit einem Wärmetauscher soll dann zum gesteckten Ziel von bis zu 30 Prozent führen und etwa im Jahr 2035 erreicht sein. Daneben gibt es zahlreiche Erfolg versprechende Versuche, das Kerosin ganz oder

teilweise durch Treibstoff aus nachwachsenden Rohstoffen zu ersetzen. Bei all diesen Herausforderungen wird verständlich, dass in der Luftfahrt ein erheblicher Bedarf an technisch hoch qualifiziertem Personal besteht, der künftig ganz sicher noch zunimmt. Da er nicht immer durch normale Berufsausbildungsabgänger oder Fach- und Hochschulabsolventen gedeckt werden kann, haben sich spezielle Bildungsinstitutionen – Branchenführer ist die in Berlin ansässige Firma Trainico – entwickelt, die vor allem auf die Weiterbil-

dung sowie die Qualifikation von Seiteneinsteigern im Luftfahrtbereich spezialisiert sind. Auch bei der bodenseitigen Infrastruktur sowie der Organisation des Luftverkehrs gibt es noch erhebliches Potenzial für eine effektivere Gestaltung. Bislang verkehren die Flugzeuge überwiegend auf festen Luft­straßen und werden von Land zu Land von einer Luftverkehrskontrollorganisation zur nächsten weitergereicht. Dadurch entstehen vermeidbare Engpässe. So weist Axel Raab, Sprecher der DFS Deutsche Flugsicherung, darauf hin, dass nach

Training für Luftfahrtpersonal WEITERBILDUNG Die Trainico GmbH bietet Fachkurse und Seminare für Führungskräfte und Mitarbeiter in Luft­fahrt­ unternehmen – einer Branche mit Zukunft. Trainico ist führend, wenn es um Aus- und Weiter­bil­dung in der Luftfahrt geht. Für Fluggesellschaften, Wartungs­be­triebe, Flugzeughersteller, Zuliefererbetriebe sowie Abfertigungs­unter­ nehmen und Reisebüros bietet die Trainico GmbH Lösungen zu Fachkräftebedarf/Personalentwicklung. So umfasst das Port­folio

KOMPLETTLÖSUNG Fluggesellschaften, Flugzeughersteller, Zulieferer-, Wartungssowie Abfertigungsbetriebe und Reisebüros setzen auf das Seminarangebot von Trainico.

Trainings für Themen, wie Management, Mainte­nance gemäß der EASA Part 66 Cat A, Cabin Crew, Groundhandling und Sprachen, die speziell auf Luftfahrtpersonal zugeschnitten sind. Beispielsweise werden auch Bereiche dargestellt, die sich mit Flugzeugabfertigung, Metallgrundausbildung und Luft­fracht auseinandersetzen. Die Fachkurse und ein breites Seminarspektrum richten sich an Führungskräfte und Mitarbeiter in Luftfahrt­unter­neh­men. Das Unternehmen Trainico bietet Komplettlösungen, die den Kundenwünschen angepasst werden. Um den speziellen Quali­ tätsansprüchen im Dienstleistungsbereich gerecht zu werden, stellt sich auch die Trainico GmbH den ausgesprochen hohen Anforderungen und Standards. So ist das Unternehmen Aus­bil­ dungsbetrieb und Prüfungsbetrieb der Industrie- und Han­dels­ kammer, eine sogenannte EASA Part 147er Ausbil­dungs­orga­ni­sa­ tion, zertifiziert durch das Luftfahrtbundesamt sowie zertifizier­ ter Bildungsträger, TÜV-ID 9105033605 und zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2000. Die Dozenten sind nicht nur kompetent, sondern auch flexibel. Ob Human Factors Courses, Aviation Legislation Trainings oder Technical English für Luftfahrtpersonal. Gerne führen sie die gewünschten Trainings direkt vor Ort bei den Unternehmen durch. Auf Wunsch können die Fach­kurse und Seminare ebenso bei Trainico in Berlin stattfinden. Infos unter: www.trainico.de

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TITELTHEMA

Die optimale Fluggastabfertigung TICKETING Beginnend mit dem Flughafen Zürich und der Ablösung des bisher genutzten Systems IDS geht Swissport International nun neue Wege in der Informationsbereitstellung und im KnowledgeManagement auf der Basis des Content Management Systems eZ Publish.

SINNVOLL Große Passagierzahlen – wie hier zum Beispiel in München – sind nur mit durchdachten Softwarelösungen und intelligenten Systemen zu bewältigen.

Swissport International Ltd. zählt heute mit weltweit über 30.000 Angestellten und einer umfassenden Palette von Service Dienst­leitungen zu den weltweiten Marktführern im Bereich Ground Operation. Der Marktführer im Bereich der Bodenabfertigung ver­wendete bereits seit mehreren Jahr­ zehnten eine spezielle Informations­platt­ form, welche im Abfertigungs­system „axsControl“ integriert war. Die In­for­ma­tio­nen über Abläufe und Regelungen zu den einzelnen Airlines wie auch andere Flug­ver­ kehrsinformationen wurden im Lau­fe der Zeit kontinuierlich aktualisiert und durch ab­tei­lungsinterne Anweisungen stetig ergänzt. Zu einer Art Knowlegde Management System (KMS) entwickelte sich dieses System für die Mitarbeiter von Swiss­ port International. Die Darstellungen beschränkten sich dabei jedoch auf unformatierten Text und Zahlen. Das Einfügen von Bildern, Do­kumenten, Querverweisen oder auch Rich Media Daten, wie z.B. Videos, war in der Ver­gan­gen­heit nicht möglich. Zudem war die Pfle­ge der Plattform ausgesprochen auf­wändig und nur mit einem enormen Fachwissen zu bewerkstelligen.

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„Die neue KMS-Plattform soll allen Swissport-Mit­arbeitern an unseren Standorten in Basel, in Genf und in Zürich ein ef­­ fi­­zientes Instrument zur In­formations­ver­ wal­tung und Weitergabe bie­ten,“ erläutert Chris­tian Bühler, IT Manager der Swiss­port International. „Eine besondere Heraus­for­ de­­rung bei der Realisierung des Projekts be­stand für uns darin, einerseits den KnowHow-Aufbau bei neuen Mitarbeitern effektiver zu gestalten und andererseits den er­ fah­renen Mitarbeitern ei­ne Navigation zu bie­ ten, die die gewohnten Abläufe nicht in Fra­ ge stellt. Anhand der Eva­luation in ei­ner vor­ angegangenen Projektarbeit der ZHAW (Zür­ cher Hochschule für Ange­wandte Wissenschaften) wurden zunächst Rahmenbedingungen und Funk­ti­ons­umfang fixiert. Aus den drei Produkten, die in die engere Wahl kamen, wurde schließ­lich das Enterprise Open Source Con­tent Management System eZ Pub­ lish we­gen seines grossen Funktionsspektrums und der Anpassbarkeit ausgewählt. Hersteller des preisgekrönten CMS eZ Publish ist das Unternehmen eZ Systems, das seinen Hauptsitz im norgewegischen Skien sowie wei­tere Niederlassungen unter

anderem in Deutschland und Frankreich hat. Mit seinem auf Nachhaltigkeit ausgelegten Enterprise Open Source Geschäftsmodell verbindet eZ Systems Enterprise Software mit Open Source-Code und ganzheitlicher Pro­dukt­verantwortung. In einem ersten Pro­ jektschritt wurden die Anforderungen bezüglich Funktionalität, Benutzerwesen und Richt­linien, wie z.B. der IATA, erfasst. Wei­­ ter wurden Konzepte bezüglich Datenstruk­ tur, Benutzerinterface, Navigation, Da­ten und Benutzerimport sowie Spezialanpassungen definiert. Durch die enge Zusam­menarbeit mit Consultants des Herstellers eZ Sys­tems, Anwendern und einem Swissport eigenen Projektteam entstand da­raus die neue KMSLösung. Aus diesen Ar­beiten und dem mittlerweile betriebsbereit über­gebenen System resultieren weitere po­sitive Nebeneffekte. Da­zu gehören unter an­derem die Neu­struk­ turierung der vorhandenen Daten, die Überarbeitung der Be­nut­zer­struktur oder das Sam­meln der verwendeten Datenformate in einer Applikation, wie z.B. Formulare, Do­ku­men­te, Hand­bücher, Abbildungen oder Rich Me­dia Daten. Das Fazit des Projektleiters Herrn Kleber Flügel: „Zu Beginn der Arbeiten muss­ ten wir schnell einsehen, dass die zwei von uns evaluierten proprietären Produkte den Anforderungen in einigen wichtigen Punkten nicht genügten. Somit waren wir gezwungen eine alternative Lösung in Betracht zu ziehen“, erklärt er die Vorgehensweise. „Dabei war schnell klar, dass es sich um eZ Publish handeln würde. Die fast uneingeschränkten Möglichkeiten dieser Lösung in Verbindung mit dem professionellen Pflege- und Support-Angebot des Herstellers eZ Systems überzeugten un­ser Team und die Projektverantwortlichen der Swiss­port“, erklärt er anschließend. Weitere Informationen unter: www.ez.no


TITELTHEMA FLUGRAUM Das EU-Projekt „Single European Sky“ soll zu einer Vereinheitlichung des europäischen Luftraums führen. Dies wirkt sich auch auf die Radarstandorte und die Technik aus.

einer Studie europäischer Flugsicherer zufolge 2018 allein aufgrund von Steu­erungs­ maßnahmen jeder dritte Flug um rund 17 Minuten verspätet sein wird, wenn sich nicht bald etwas ändert. Das EU-Projekt „Single European Sky“ soll nun zu einer Vereinheitlichung des europäischen Luftraums führen und könnte in Zukunft er­hebliche Entlastungen bringen. Dies ist allerdings nicht nur eine technischorganisatorische He­rausforderung für alle Beteiligten, es müs­sen auch hoheitliche Aufgaben neu geregelt werden. Nach längeren Vorbereitungen ist zu erwarten, dass 2010 auf politischer Ebene ein Staatsvertrag die Weichen stellen wird. Damit Flug­zeuge sicher ihren Weg durch den Luftraum nehmen, sind sie schon heute mit modernster Avionik und Navigationsanlagen ausgestat­ tet. Die Bedeutung dieses Sektors wird weiter zunehmen. Rainer Ott, Vorstands­sprecher des Flug­zeugausrüsters Diehl Aerosystems, der im vergangenen Jahr das ehemalige Airbus-Werk in Laupheim übernom­men hat, verweist darauf, dass Diehl und der französische Elektronikspezialist Thales ge­meinsam bei einem so modernen Flugzeug wie dem künf­tigen Airbus A350 die wichtigsten Aus­ rüster nach den Triebwerksbauern sind. Luftverkehr hat als Verkehrsträger nur einen sehr geringen Flächenbedarf. Wenige Kilometer Start-und-Lande-Bahn verbinden im übertragenen Sinn Kontinente. Doch die­ se Bahnen, das heißt genauer die Flughäfen und Landeplätze, sind umso wichtiger und stellen leider oft genug eine Art „Flaschen­ hals“ im Luftverkehr dar. Ein in Arbeit befindliches Flughafenkonzept der Bundesregierung soll hier nun richtungweisend eingreifen. Vor allem die großen Airlines wünschen sich in Deutschland eine Konzen­tra­ tion auf wenige große Airports, die aber zü­gig weiter ausgebaut werden müssten. Sie

Besseres Klima dank „Claire“ EMISSIONSSCHUTZ Mit einer innovativen Luftfahrttechnologie will die MTU Aero Engines eine CO2-Reduzierung von bis zu 30 Prozent erreichen. In drei Stufen zu einem klimafreund­ licheren Flugver­kehr: Die MTU Aero En­ gines hat zu­sam­men mit dem Bau­haus Luftfahrt ein am­bitioniertes Pro­gramm zur Ver­rin­ge­rung des Kohlen­dioxidAusstoßes von Luft­fahrt­an­trie­ben vorge­ stellt. Mit dem Techno­logievor­ha­ben Clean Air En­gine, kurz: „Claire“, soll bis zum Jahr 2035 eine CO2-Redu­zie­rung von bis zu 30 Prozent erreicht werden. Bis 2025 will man 20 Prozent geschafft haben, kündigt Dr. Rainer Martens, Vor­ stand Tech­nik bei Deutschlands führen­ dem Trieb­werkshersteller, an. Martens erklärt, dass alle Schlüs­sel­komponenten für Claire bereits verfügbar und erfolg­ reich getestet sind und die Erwar­tung­en der MTU an Energie­effizienz und Wirt­ schaft­lich­keit erfüllen: „Ich rede nicht über Visionen, sondern über Pro­jekte, die wir intern auf den Weg ge­bracht haben und zu den festgesetzten Zeiten auf den Markt bringen können.“ Das Drei-Stufen-Programm der MTU basiert auf dem Getriebefan: Mit dem Einsatz der bis dahin serienreifen Tech­ nologie will man in der ersten Etappe die CO2-Emission um rund 15 Prozent senken. Schlüs­sel­komponenten dieses Antriebs sind eine schnelllaufende Nie­ derdruckturbine made by MTU, ein Hoch­druck­ver­dich­ter, der gemeinsam von der MTU und Pratt & Whitney ge­ baut wird, sowie ein Getrie­be, das vom

VISIONÄR Die neue Antriebstechnik reduziert nicht nur die CO2-Emmision, sondern auch die Lärmbelästigung erheblich.

italienischen Ge­trie­be­spe­zia­listen Avio speziell entwickelt wurde. Im zweiten Schritt soll die CO2-Re­du­zierung bis zum Jahr 2025 weiter auf 20 Prozent erfolgen - durch den Ein­satz eines neu­ artigen, gegenläufigen Fans. Für das Jahr 2035 rechnet die MTU dann mit dem Erreichen der gesteckten Ziel­marke von 30 Prozent: Schlüssel zum Erfolg ist die Ausstattung des gegenläufigen Getriebefans mit einem Wär­me­tauscher. Mit Claire verringert sich auch der Lärm. Mar­tens: „Mit unserem Ansatz fahren wir mehrgleisig und erzielen auch hier Fortschritte.“ Durch den opti­ mierten Getriebefan lässt sich der sub­ jektiv empfun­dene Lärm um die Hälfte reduzieren. Infos unter: www.mtu.de GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

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TITELTHEMA TECHNIK Wer glaubt, die modernen Triebwerke könnten nicht mehr verbessert werden, der irrt. Auf den Agendas der Hersteller stehen noch viele Punkte zur Verbesserung.

sehen mit Sorge die Wettbewerbsverzer­ run­gen, die durch die Subventionierung nicht wirtschaftlich arbeitender Flughäfen entstehen. Anders sehen dies allerdings vie­ le Regionalflughäfen und der Flughafenverband ADV. So stellt Markus Bunk, der Geschäftsführer des Flughafens Dortmund, klar, welch wichtige Rolle ein Regionalflughafen für den Standort und für die gesamte Region spielt. „Er sichert die Mobilität in die Fläche und stellt eine Entlastung für die Großflughäfen dar“, hebt er in diesem Zusammenhang deutlich her­vor.

Flughäfen sind heute schon Infrastrukturobjekte auf hohem Hightech-Niveau. Das gilt nicht nur für das Bodenhandling an den Flugzeugen, sondern beginnt bereits bei der Fluggastabfertigung in den Hallen. Diese kommt heute ohne elek­tro­nische Datenverarbeitung über­haupt nicht mehr aus. Der norwegische IT-Spezialist EZ Systems hat gerade das System eZPublish für einige Schweizer Airports entwickelt. Hierbei han­delt es sich um ein komplexes Knowledge Management System, das quasi beliebige Informationen in den verschiedens-

ten Datenformaten zur Verfügung stellen kann. Aber auch das Gepäckmanagement, das sofort zum Chaos führt, wenn es einmal versagt, stellt hohe technische Anforderungen. Und nicht zuletzt die Sicherheits­ kontrollen im gesam­ten Flughafenbereich werden in den kommenden Jahren deutlich verbessert werden müssen, damit einerseits ihre Zuverlässigkeit steigt, sie aber anderseits kein Verkehrshindernis sind. So müssen sich auch die Airports den großen He­ rausforderungen der Zukunft stellen. Denn Fliegen beginnt nun einmal am Boden.

Dortmund Airport beflügelt Region REGIONALFLUGWESEN Studien belegen, dass Städte mit Flughäfen über ein enormes Entwicklungspotenzial verfügen. Bestes Beispiel ist Dortmund mit seinem Regional-Airport. Ein Flughafen ist ein funktionierendes Instrument des Struk­ turwandels, wie aus einer Studie der Universität Münster her­ vorgeht. Er ist ein Wirtschaftsfaktor für eine aufsteigende Region. „Bei genauerer Betrachtung wird deut­lich, dass Regio­ nal­flughäfen ein wichtiges Argument für die Stand­ortwahl eines Unternehmens sind“, sagt Markus Bunk, Ge­schäfts­führer des Flughafens in Dortmund. Studien belegen, dass Städte oder Landesteile mit Flughäfen über ein enormes Ent­wick­lungs­po­ tenzial verfügen. Zudem fanden die Experten heraus, dass al­ lein der Dort­munder Flug­hafen eine Wert­schöp­fung von rund 210 Millionen Euro erzielt – pro Jahr. Eine Menge Geld für eine Region, die noch im­mer mit dem Struktur­wandel zu käm­pfen hat. Dass der Flughafen als Instrument der Wirtschafts­för­de­rung greift, zeigen nicht zu­letzt auch die knapp 1.700 Menschen, die am dritt­größ­ten Airport in Nordrhein-Westfalen ihr Geld ver­ dienen. Trotz dieser Vor­teile monieren Kritiker die Finanzierung dieser Flughäfen durch die öffentliche Hand. Für Bunk geht diese Kritik an der Sache vorbei, denn „jeder Flughafen hat als Infra­struktur eine öffentliche Verkehrsfunktion und somit eine ge­meinwirtschaftliche Auf­gabe, wie Tunnel, Straßen oder Schie­

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WIRTSCHAFTSFAKTOR Der Dortmunder Flughafen erzielt eine jährliche Wert­ schöpf­ung von rund 210 Millionen Euro. Fast 1700 Menschen arbeiten dort.

nen.“ Daher seien Inves­ti­tionen in den Ausbau grundsätzlich sinnvoll. Überdies er­gän­zen und entlasten Regionalflughäfen die großen Airports. Diese These stützt auch Michael Eggenschwiler, Präsident des Flug­hafen­ver­bands ADV (Arbeits­gemeinschaft Deutscher Verkehrs­flug­häfen). Eggenschwiler betont, dass sich das dezentrale, historisch gewachsene deutsche Flughafennetz über Jahrzehnte bewährt habe. Zahlen der Initia­tive Luftverkehr belegen diese Ein­schätzung: Experten prognostizieren, dass der Luftverkehr der Regionalflughäfen auch künftig deutlich wachsen wird. Informationen unter: www.dortmund-airport.de


PLAGIATE

Kampf den Plagiatoren

PRODUKTPIRATEN Die Sensibilität deutscher Unternehmen gegenüber Produktpiraterie und Ideenklau ist hoch. Doch viele Verbraucher müssen noch aufgeklärt werden.

von Dr. Ralf Magagnoli

S

chwarz ist der Zwerg mit goldener Nase. Alljährlich wird die Trophäe von dem Verein Plagiarius e.V. an Hersteller verliehen, die besonders auffällige Produktkopien auf den Markt ge­bracht haben. Im vergangenen Jahr ging der Preis an das chinesische Unternehmen Shan­tou Lian Plastic Products für eine Kopie des Salz und Pfefferstreuers „Two-in-One“ der Firma WWF. Seit März 2007 können Besucher im Vereinsmuseum in der Nähe des ehemaligen Hauptbahnhofs Solingen 250 Plagiate und die dazugehörigen Originale besichtigen. Die Initiative ist Teil der Öffentlichkeitsarbeit, die deutsche Unternehmen, Verbände und Institutionen im Kampf gegen Ideenklau betreiben. Dabei wird zwischen Pla­giaten und Fälschungen unter­ schie­­den. Wäh­rend es sich bei Plagiaten um Nachahmungen von Design oder Technik handelt, die unter eigenem Namen vermarktet werden, wird bei Fälschungen auch der Markenname kopiert. Immer mehr deutsche Unternehmen en­ gagieren sich gegen die Produktpiraterie. Denn die volkswirtschaftlichen Schäden durch Plagiate und Fälschungen sind beträchtlich. Christine Lacroix, Geschäftsfüh­ re­rin der Plagiarius Consultancy GmbH, schätzt den weltweiten Schaden der Produktpiraterie auf jährlich etwa rund 200 bis 300 Milliarden Euro. Allein in Deutschland, so Lacroix, belaufe sich der volkswirtschaftliche Schaden auf rund 30 Milliarden Euro und mehrere 10.000 Arbeitsplätze. Zu den Umsatzeinbußen für Unternehmen und den Arbeitsplatzverlusten kom­ men Steuerausfälle und Imageschädigungen. Thomas Harms vom Analysten Ernst & Young: „Über alle Produktgruppen hinweg sind Unternehmen stark von dem mit

Fälschungen verbundenen Imageschaden be­troffen. Wenn Fälschungen vom Verbrau­ cher nicht als solche erkannt werden, lastet er die min­derwertige Qualität dem Original an.“ Dies beschädige das Image von Unternehmen und Marke. Eine Studie von Ernst & Young zum Thema Produktpiraterie zeigt die Dimension dieser Form der Wirtschafts­ kriminalität: Zwei Drittel der befragten Un­

MAßNAHMEN „Mar­kenschutz muss fester Be­stand­teil des Risi­ko­ma­nage­ments werden“, legt Thomas Harms von Ernst & Young dar.

ternehmen gaben an, regelmäßig von Pro­ dukt­fälschungen betroffen zu sein. Zunehmend sind nicht nur die Hersteller von Bekleidung, Sonnenbrillen, Uhren, Parfüms oder Handtaschen betroffen, sondern auch Firmen der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie. Jedes zweite Unternehmen aus diesen Bereichen erklärte, mit Fälschungen konfrontiert zu werden. Während hierzulande die Behörden von Zoll und Polizei mit Beschlagnahmungen ge­gen Produktpiraterie vorgehen, sieht es auf internationaler Ebene eher trübe aus. Grundsätzlich sei das geistige Eigentum, al­so die rechtliche Verfügungsgewalt über immaterielles Gut wie eine Erfindung oder ein Musikstück, in den Industriestaaten durch Gesetze und internationale Abkommen geschützt, erklärt der Rechtsanwalt Ste­fan Dzierzenga von der Anwaltskanzlei Dzierzenga & Kollegen. Aber: „Internationale Abkommen existieren nicht zwischen allen Staaten, und im Einzelfall dürfte die Zwangsvollstreckung, wenn man einen Titel gegen den Verletzer hat, in vielen Staaten unmöglich sein.“ Insofern, so Dzierzenga, gebe es letztlich keinen wirksamen Schutz geistigen Eigentums im internationalen Warenverkehr. Unternehmen rät der GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

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PLAGIATE

Schwarzer Zwerg für schwarze Schafe RAUBKOPIEN Nicht nur in Asien werden Sport- und Luxusartikel kopiert. Vermehrt werden jetzt auch in Deutschland Plagiate produziert, beispielsweise in der Medizintechnik. Deutsche Unternehmen reagieren mit Aufklärung und Verfolgung darauf.

Hoher Gewinn, geringes Risiko, „milde“ Bestrafung: Es gibt ge­nug Gründe für Unternehmen, bereits erfolgreich am Markt etablierte Produkte zu kopieren und günstiger anzubieten. Häufig denkt man dabei an Sport- oder Luxusartikel, die in Asien kopiert werden. Vermehrt treten Plagiate jedoch auch in der Medizintechnik auf, kopiert von deut­schen Unternehmen. Das medizintechnische Unternehmen Karl Storz geht mit verschiedenen Strate­ gien gegen Plagiatoren vor. Die Entwicklungsgeschichte der Firmengruppe, mit Dr. Sybill Storz an der Spitze, zeigt ein­drucks­ voll, wie es dem Unternehmen in mehr als sechs Jahrzehnten gelungen ist, durch Tech­ nologieführerschaft sowie durch ein um­fas­ sendes und flexibel einzusetzendes Sortiment an endoskopischen Systemen, die An­ forderungen der Kunden sowie Markttrends zu verstehen und erfolgreich in Produkte und Dienstleistungen umzusetzen. Heute ist das Unternehmen führend im Bereich der starren Endoskopie und beschäftigt 4.800 Mitarbeiter weltweit. Als einer der Marktführer ist auch Karl Storz von Plagiaten betroffen und sucht aktiv nach Lösungen im Kampf gegen die Produktpiraterie. Um im Falle eines Versto­ßes gezielt vorgehen zu können, meldet das

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Unternehmen jegliche Schutzrechte wie z.B. Patente etc. an. Denn nur wenn jeder Rechts­ verstoß konsequent verfolgt wird, kön­­nen Nachahmer ge­stoppt werden. Zusätzlich en­ gagiert sich das Familienunternehmen im Be­ reich der Öffent­lich­keitsarbeit, um Ärzte und Patienten über Qualitätsmängel oder Si­cher­ heitsrisiken von Pla­giaten zu in­formieren.

EIGENTUM Dr. Sybill Storz macht deutlich: „Wir kön­ nen und wol­len die ungefragte Übernahme unseres geistigen Ei­gentums nicht akzeptieren.“

Die Aktion Plagiarius e.V. schaffte mit dem Negativpreis „Plagiarius“ ein öffentliches Forum, das jährlich auf die dreistesten Nachahmungen aufmerksam macht. In den letzten beiden Jahren wurden insgesamt neun deut­sche Unternehmen der Medizintechnik mit diesem Negativpreis „ausgezeichnet“. Das Ori­ginal ist ein Karl Storz Produkt, die Fälschungen wurden von deutschen Unternehmen hergestellt. Der „Pla­ gia­rius“, ein schwarzer Zwerg mit goldener Nase, wird seit 1977 an die Firmen verliehen, die Produkte kopieren und so von den Ideen der betroffenen Unternehmen pro­f i­ tieren – sich sozusagen eine goldene Nase damit verdienen. Grundsätzlich sind bei Karl Storz Produkte aus fast allen Fachbereichen betroffen. Um auch zukünftig am Puls der aktuellen Marktentwicklung zu stehen und mit Innovationen den technischen Vorsprung gegenüber den Plagiatoren zu sichern, wird bei Karl Storz kontinuierlich in Mitarbeiter, Forschung und Entwicklung und auch bewusst in den Schutz geistigen Eigentums investiert. Nur so können gleich­ bleibend hohe Qualität und innovative Lösungen zum Wohle des Patienten gewähr­ leistet werden. Besonders wichtig ist dem Unternehmen, dass an allen Standorten, an denen gefertigt wird, d.h. in Tuttlingen und in sieben weiteren Pro­duktionsstandorten in Europa und den USA, auch Forschung betrieben wird. Dr. Sybill Storz, geschäftsführende Ge­ sellschafterin der Gruppe, fügt hinzu: „Als führendes Unternehmen in der Endoskopie haben wir nichts gegen ehrlichen Wettbewerb. Doch Produkte, die auf den Entwicklungsleistungen von anderen kopiert werden, können im Einzelfall den guten Ruf und die sicheren Arbeitsplätze von Karl Storz beeinträchtigen.“ www.karlstorz.de


KOPIE Links ist das Original von der Bauerfeind AG, Zeulenroda-Triebes. Rechts das Plagiat von Deltai Medical & Health Articles (Suzhou) & Co., Ltd., Jiansu, aus der Volksrepublik China.

Rechtsanwalt, das eigene Know-how „nur einem möglichst kleinen Personenkreis zugänglich zu machen“. Als eines der Problemländer bezeichnet der Jurist die Volksrepublik China, in der zum Beispiel komplette Baupläne für deutsche Bagger kopiert und anschließend baugleiche Produkte zu günstigeren Preisen angeboten würden. Abhilfe soll eine China-Kontaktstelle des Aktionskreises gegen Produkt- und Mar­ ­kenpiraterie e.V. (APM) schaffen. Der 1997 vom Deutschen In­dustrie- und Handels­kam­ mer­tag (DIHK), dem Bundesverband der Deut­schen Industrie (BDI) und dem Mar­ ken­ver­band gegrün­dete Verein hat sich den Kampf gegen Plagiatoren und Fälscher auf die Fahnen geschrieben. Neben Öffentlichkeits- und Lobby-Arbeit sowie Informationsaustausch unterstützt der Arbeitskreis, dem Groß­unternehmen ebenso wie Mittelständler angehören, seine Mitglieder auch beim Vorgehen gegen Schutzrechtsverletzungen. Die Arbeit der Chinakontaktstelle, die als „erste Anlaufstelle“ bei Schutzrechtsverletzungen fungiert, beschreibt Sebastian Helmreich vom Vorstand des APM wie folgt: „Ziel und Aufgabe ist es, Informationen über Probleme und Schutzstrategien zu sammeln und aufzubereiten. Diese werden nicht nur Unternehmen, sondern auch der Bundesregierung zur Verfügung gestellt, um sie mit besserem Datenmaterial zu versorgen. Damit sind die Politiker in der La­ ge, mit der chinesischen Seite einen konstruktiven Dialog anhand möglichst konkreter Fälle zu führen.“ Ein Dialog, dem Stefan Dzierzenga eher skeptisch gegenübersteht: „Auf internationalen Treffen werden diese Themen immer mal wieder von der Politik angesprochen, ohne dass es jedoch möglich ist, geeignete Sanktionen einzuleiten“. Was aber können Unternehmen tun,

Quelle: Plagiarius e.V.

PLAGIATE

Hochsicherheitstrakt Kinosaal MITSCHNITT Interview mit Sebastian Wüsthoff, Geschäfts­führer der escon Se­­cu­ rity Management GmbH, zu Sicherheits­maßnahmen zum Schutz geistigen Eigentums. Ausland angefertigte Große Filmverleiher Raubkopien damit für nehmen Ihre Dienste den deutschen Schwarz­ in Anspruch. Was markt „brauchbar“ ge­ können Sie tun, um macht werden. die Urheberrechte zu Was raten Sie Unterschützen? nehmen, um sich vor escon Security führt Diebstahl geistigen Eifür meh­­rere Majors gentums zu schützen? die ope­rative Sicher­ Ein Bewusstsein da­für zu heit im Ki­­no durch. entwickeln, welche Pro­ es­­con arbeitet hier mit KONTROLLEN Mit Hightech-Geräten wer­den dukte für den Diebstahl un­ter­schied­lichen Se­ Fil­­me vor dem unerlaubten Kopieren geschützt. geistigen Eigentums in curity-Levels. Wird die Frage kommen. Nur so höchs­te Sicherheits­ lassen sich dann entsprechende Maßna­ stufe vom Kunden verlangt, weil ein Film men entwickeln und rechtzeitig umset­ lange vor dem of­fiziellen Start ge­zeigt zen. Das Problem hier gegenüber ande­ wird, sieht der Einlass zum Kinosaal aus rer Kriminalität: Ist einmal eine Raubko­ wie eine Kontrolle am Flughafen. Dies pie angefertigt, lässt sich der Schaden ist die einzige Möglichkeit, die Mitnah­ kaum noch eindämmen. me jeglicher elektronischer Geräte in den Was unterscheidet Sie von anderen Saal zu verhindern. Anbietern der Branche? Sie überprüfen jeden einzelnen Gast? Unsere Erfahrung: Wir betreuen etwa Absolut, wir arbeiten mit Torsonden, Hand­­ 600 Veranstaltungen dieser Art pro Jahr sonden und während der Vorführung wird und das bundesweit. Ursprünglich der Saal mit Nachtsichtgeräten überwacht. kommt escon Security Management Der Schaden durch eine ins Netz ge­ GmbH aus den Bereichen des Personen­ stellte Raubkopie ist einfach sehr hoch. schutzes und der gehobenen Event Se­ Kommen nicht statistisch gesehen curity. Aus diesem Grund verfügt unser viele Raubkopien eigentlich aus FernPersonal bereits seit Einführung der Maß­ ost? Warum dieser Aufwand in deutnahmen über die Eloquenz, die für den schen Kinos? Gast erstmal als unangenehm oder ein­ Das ist richtig, es kommt bei unbewach­ schränkend empfundenen Kontrollen zu ten Vorführungen aber immer wieder erklären und umzusetzen. www.escon.eu vor, dass der Ton mitgeschnitten und im GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

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PLAGIATE AUSKUNFT Sebastian Helmreich vom Verband der APM stellt auch der Bun­des­regierung Informationen bei Schutz­ rechts­verletzungen, beispielsweise aus Asien, zur Verfügung.

Keine Chance für Plagiate PRODUKTPIRATERIE Mit sichtbaren und versteckten Sicherheitsfeatures werden Erzeugnisse wirksam vor Nachahmung geschützt. Gefälscht und nachgeahmt wird im­ mer - und heute mehr denn je! Un­ter­neh­­ men schützen ihre Erzeugnisse durch hoch entwickelte Hologramm­tech­no­lo­ gie mittels sichtbarer und versteckter Sicher­­heitsfeatures effizient und messbar vor Nachahmung und Ver­trieb auf den Grau- und Schwarz­märk­ten dieser Welt. Gleich­­zeitig verfolgen sie lückenlos ihre Pro­duk­te mittels RFID-Technologie, er­ höhen die Effizienz aller ökonomischen An­for­de­rungen an Unter­neh­mens­pro­ zesse und sparen somit Unsummen ein. Die in Witzhave bei Hamburg ansäs­ sigen Unternehmen Hologram Company Rako GmbH und Rako Security Label GmbH haben erfolgreich an dieser Vision gearbeitet und bieten eine nachhaltige Antwort auf die Probleme zunehmender Produktpiraterie.

Antenne

Loop Chip RFID Mit Chip, Loop und Antenne ausgestattet sind alle Produktinformationen jederzeit abrufund identifizierbar.

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Bei diesem vielseitig talentierten Pro­ blemlöser handelt es sich um einen UHFRFID Transponder, der mit einer durch selbst entwickelte Verfahren hergestellten ho­ lografischen Antenne kom­bi­niert wird. Diese wird mit sichtbaren und versteck­ ten Sicherheitselementen versehen. Weiterhin können manipulationssichere, lasergravierte Track&Trace Co­die­rungen eingebracht werden, um eine weltweite Rückverfolgbarkeit zu gewährleis­ten. Das Hologramm offenbart jegliche Mani­pu­ lation durch selbstzerstörende Folie und Materialreste auf dem Pro­dukt. Der RFID-Transponder besteht aus einem Chip zur Speicherung gewünsch­ ter Produktinformationen und einem Aluminiumloop. Chip und Loop werden mit der holografischen Antenne kombi­ niert. Das Ergebnis erreicht Lesereich­wei­ ten von mehreren Metern zu z.B. kon­ taktlosen Pulkerfassungen in In­dus­trie­an­ wendungen oder täglichen Inven­tu­ren im Einzelhandel mittels Handheld Rea­dern. Dieses Produkt geht höchst effizient und äußerst flexibel die größten Sorgen internationaler Unternehmen an: Die Marken- und Produktpiraterie mit ihren nicht nur gigantischen Verlusten, stets drohenden Schadenersatzforderungen und der gleichzeitig notwendigen Schaf­ fung und Verschlankung von hoch­wirk­ samen, fehlerarm operierenden Supply Chains. www.hologram-company.com

um sich gegen den Ideenklau und seine Folgeschäden zu wehren? Zunächst einmal müssen sie gewerbliche Schutzrechte wie Marken, Geschmacksmuster, Gebrauchsmuster und Patente in allen wichtigen Absatzmärkten eintragen lassen – eine Voraussetzung, um in vielen Ländern gegen Fälscher und Plagiatoren vorgehen zu können. Ebenso wichtig ist eine konsequente Marktbeobachtung. Beispiel Messen: Gerade Messetreffs sind Orte, um Plagiatoren das Handwerk zu legen. Die AUMA, der Ausstellungs- und Messeausschuss der Deut­schen Wirtschaft, empfiehlt im Fall von Plagiaten sofort mit rechtlichen Schritten von Abmahnungen bis zu einstweiligen Verfügungen zu reagieren. Allerdings könne ein Messeveranstalter, der nicht selbst Inhaber der Schutzrechte sei, keine Ausstellerstände schließen, „solange ihm kein vollstreckbarer Titel vorgelegt“ werde. Immer beliebter wird der Einsatz modernster Technologien wie etwa von Hologrammen, die auf Grund ihres komplexen optischen Aufbaus nicht kopiert werden können. Einer der Spezialisten auf dem Feld der Holographie ist das Unternehmen topac Multimediaprint, das in enger Abstimmung mit seinen Kunden eine breite Palette an maßgeschneiderten fälschungssicheren, individuell gestalteten Ho­logrammen anbietet. „Sichtbare und für das menschliche Auge nicht wahrnehmbare Kennzeichen wie Nanostrukturen verifizieren die Authentizität und gewährleisten einen effektiven Schutz“, sagt Andreas Habighorst, Sprecher des Unternehmens, das zahlreiche Markenhersteller, Maschinenbauer und Bundesliga-Clubs zu seinen Kunden zählt. Wichtig sind neben rechtlichen und technischen Schritten die Umsetzung und Kontrolle der Maßnahmen. Thomas Harms von Ernst & Young: „Für einen erfolgreichen Markenschutz


PLAGIATE So schützen sich die Unternehmen vor Plagiaten 91 %

Datensicherheit / IT-Sicherheit

59 %

Zugangskontrollen / Werkschutz Bewusste Inhouseproduktion zum Schutz der Kernkompetenz Dokumentation und gelebtes Informationsschutzkonzept Produktionskonzept / Produktgestaltung mit dem Ziel Piraterieschutz Produktkennzeichnung

55 % 41 % 32 % 27 %

Weitere 18 %

müssen die Einzelmaßnahmen in einem Prozess verbunden und kontinuierlich auf ihre Wirk­samkeit überprüft werden“. Dieser Prozess müsse ein „fester Bestandteil des Risikomanagements“ werden. Ein Unternehmen, das hier beispielhaft wirkt, ist der Pharmahersteller Karl Storz, ein Unternehmen auf dem Gebiet der starren Endoskopie. Der Betrieb, der als Marktführer in fast allen medizinischen Be­ reichen von Plagiaten betroffen ist, engagiert sich konsequent gegen Produktpiraterie. Daneben setzt Karl Storz auf Investi-

tionen in Forschung und Entwicklung, da die Regel gilt: Je höher der Komplexitätsgrad der Innovation, desto sel­tener die Nach­ ahmung. Neben der Pharmaindustrie ist gerade auch die Filmwirtschaft von Produktpiraterie betroffen. Auch hier sind die Zahlen erschreckend. Allein in Deutschland schädigen laut einer Studie der Universitäten Hamburg und Weimar Raubkopierer die Filmbranche um 300 Millionen Euro pro Jahr; der weltweite Schaden dürfte nach Schätzungen des US-Filmverbandes bei 18 Milliarden US-Dollar liegen.

(n=23)

Quelle: Studie „Plagiatschutz“, 2007

BEDARF Ein einheitlicher Schutz vor Nachahmungen besteht nur bei wenigen Unternehmen. Für die Aufklärung muss noch mehr getan werden.

Die Vorgehensweise der illegal operierenden Banden ist relativ einfach. Als Kinobesucher getarnt, nehmen sie von günsti­gen Positionen aus die Filme, meist amerikanische Blockbuster, mit Hilfe von Videokameras oder Diktiergeräten auf. Das Geschäft boomt gerade in wirtschaftlichen Krisenzeiten, in denen viele Menschen kein Geld für Kinobesuche ausgeben wollen. Eine Lösung für die Filmbranche bietet das Unternehmen Escon Security Management, das Kinobesucher nach iPods, Handys und Fotokameras durchsucht.

Mit Lasern gegen Produktpiraten HOLOGRAMME Plagiate verursachen Schäden in Mil­liar­ denhöhe. Sicherheitsmerkmale mit dreidimensionalen Bil­ dern bieten optimalen Schutz. Prägehologramme bieten einen wirksamen und kostengüns­ tigen Schutz gegen Fälschungen und Manipulationen. Wegen ihres komplexen optischen und technischen Aufbaus sind Holo­ gramme mit keinem Kopierverfahren reproduzierbar. Als vollstu­ figer Anbieter mit eigener Vorstufe bietet topac Multimedia­ Print, ein Unternehmen der arvato AG und Gründungsmitglied der IHMA, verschiedenste Vorstufentechniken mit unterschiedli­

AUTHENTIFIZIERT Sichtbare und für das Auge nicht wahrnehmbare Kenn­ zeichen garantieren optimalen Schutz.

chen, integrierten Sicherheitsmerkmalen. Sichtbare sowie für das menschliche Auge nicht wahr­nehmbare Kennzeichen, wie Na­ nostrukturen, verifizieren die Authentizität und gewährleisten einen effizienten Schutz. Die dreidimensionalen Bilder, die mit einem Laser erzeugt werden, können entsprechend den jeweili­ gen Anforderungen mit speziellen Sicherheitsfolien kombiniert werden. Auf modernen, zum Großteil selbst entwickelten Anla­ gen werden sie als hoch sichernde, selbstklebende Etiketten und als Heißsiegelhologramme in Endlos- oder Einzelbildern gefertigt. Die hohe Fälschungssicherheit und die individuellen Gestal­ tungsmöglichkeiten haben Hologramme zu einem bewährten, unverzichtbaren Element für den Produkt- und Markenschutz gemacht. Termintreue und umfassender Service sind für den Gütersloher Hologramm-Spezialisten selbstverständlich. So las­ sen sich auch kleine Losgrößen inklusive Mastering umgehend und kostengünstig umsetzen. „Zahlreiche Eigenentwicklungen und Kooperationen wie etwa mit dem Fraunhofer Institut beim Projekt ‚Holo-Impact‘, aus dem die neueste Entwicklung von fälschungssicheren explosiv gesprengten Hologrammen hervor­ gingen, zeigen die vielfältigen Möglichkeiten beim Schutz vor Produktpiraterie. Zu unseren Kunden zählen neben BundesligaClubs und Verkehrsverbünden, die ihre Tickets schützen, auch Markenartikler und Maschinenhersteller, die ihre Originalpro­ dukte sichern“, erklärt Andreas Habighorst, Leiter Vertrieb Holo­ graphie bei topac. www.topac-holographie.de GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

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ENERGIE

Sparen ist das Gebot der Stunde

KLIMASCHUTZ Rohstoffknappheit, teure Energie und gesetzliche Vorgaben machen es mehr denn je notwendig, dass Unternehmen ihren Energieverbrauch senken.

von Bernward Janzing

W

enn derzeit ein Unternehmen ins Trudeln gerät, muss die Finanz­ krise dafür herhalten. Doch oft ist sie zumindest nicht der einzige Auslöser für eine Schieflage– viele Unternehmen ha­ ben schlicht zu hohe Energiekosten. Als im vergangenen Som­mer der Preis des Rohöls auf bis zu 147 Dollar pro Barrel in die Hö­ he schnellte, wurde vielen Un­ter­neh­mern erst­mals klar, dass die Energieeffizienz für sie überlebenswichtig werden kann. Zumal heute alles dafür spricht, dass der jüngste Rückgang der Energie- und Rohstoffpreise nur eine vorübergehende Erscheinung ist – eine Übertreibung des Marktes nach unten infolge der Finanzturbulenzen. Hinzu kommt, dass die Politik auch aus Gründen des Klimaschutzes die Zügel in Sa­chen Energieeffizienz in den kommen­ den Jahren stärker anziehen wird. Die Eu­ ropäische Union hat daher in ihrer Energie­ dienstleistungsrichtlinie bestimmt, dass die Mitgliedsstaaten ihren Energieverbrauch bis 2017 um neun Prozent senken müssen –al­ so um ein Prozent jährlich. Um dieses Ziel erreichbar zu machen, propagiert das Bun­ desumweltministerium die verbindliche Ein­

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führung eines Energiemanagements in ener­ gieintensiven Betrieben. Ein ent­sprechendes Energieeffizienzgesetz (EnEfG) ist derzeit in Arbeit. Denn Umweltpolitik und Um­ welt­wissenschaft fordern inzwischen immer lauter ein Gesetz, das bei der Energieeffizi­ enz so wirksam ist wie das Er­neuerbareEnergien-Gesetz beim Ökostrom. Zugleich ist auch die EU längst aktiv und wird veraltete Technologien in den kommenden Jahren vom Markt nehmen – wie sie durch das Verbot der Glühlampen bereits symbolträchtig beweist. Ein anderes Thema, das auch die Unternehmen be­ treffen wird, sind die zunehmenden Vorbe­ halte gegenüber Elektrowärme, was in Deutschland auch zu einem langfristigen Verbot der Stromheizungen führen wird. Der Druck auf die Betriebe, energieeffizienter zu werden, kommt also von verschiedenen Seiten – und je eher die Unternehmen sich dieser Herausforderung stellen, desto bes­ ser werden sie dieser gerecht werden. Und so passt es ins Bild, dass auf der Hannover Messe, die am 20. April eröffnet, die „Energieeffizienz wieder das Highlight“ sein wird, wie die Messegesellschaft mit­ teilt. Eine Sonderschau behandelt das The­

ma „Energieeffizienz in industriellen Pro­ zessen“. Diese Präsentation werde „die zen­ trale Informationsplattform für alle Besu­ cher sein, die auf die Messe kommen, um die Energieeffizienz ihrer Produktion zu op­timieren und damit Energiekosten einzu­ sparen“, wirbt die Messe vorab. Besonders großes Einsparpotenzial liege beispielswei­ se in den Nebenprozes­sen. Das Spektrum der Sonderschau ist breit gefächert: Von der Klima – und Lüftungs­ technik über die Wärmerückgewinnung, ef­ fiziente Pumpen und Antriebe bis zur Opti­ mierung von Förderprozessen und Steu­­e­ rungen reicht das Spektrum. Und natürlich darf auch ein Metier nicht fehlen, welches immer wichtiger wird: die Dienstleistun­ gen zur Optimierung der Energieeffizienz. Dazu zählen vielfältige Beratungstätigkei­ ten, die Betriebsführung von Anlagen durch einen externen Contractor oder auch die Fi­ nanzierung von Einsparinvestitionen.

POTENZIAL Reinhard Hüppe, Geschäftsführer des Fach­ verbands Automation, hebt hervor, dass es im Bereich elek­ trischer Antriebstechnik enorme Einsparmöglichkeiten gibt.


ENERGIE GLOBALISIERUNG Professor Willibald Günthner von der TU München setzt sich für energieeffiziente För­der­ technik ein.

Reinhard Hüppe, Geschäftsführer des Fachverbands Automation im Zentralver­ band Elektrotechnik- und Elektronikindus­ trie: „Auch im Bereich elektrischer An­triebs­ technik gibt es enormes Ein­spar­po­tenzial.“ In Deutschland seien 30 Millionen An­ triebseinheiten installiert, davon wür­den nur zwölf Prozent mit Energie spa­render Dreh­ zahlregelung betrieben. 22 Milliarden Ki­ lowattstunden Strom könnten hier jährlich eingespart werden, was Kostensenkungen von mindestens 1,75 Milliarden Euro bräch­ te. Auch beim Warentransport sind die ho­­

hen Energieverbräuche und die damit ein­ hergehenden Kosten ein Thema. Zumal auch hier der Staat durch die LKW-Maut de­mons­ ­triert, dass ihm an einer verbesserten Effizi­ enz der Transporte gelegen ist. „Ener­gie­ef­ fizienz spielt in der Logistik eine immer grö­ßer werdende Rolle“, heißt es am ISL Ins­titut für Seeverkehrswirtschaft und Lo­ gistik in Bremen. Gleichwohl würden die ver­fügbaren technischen und organisatori­ schen Maßnahmen „bei weitem noch nicht in zufriedenstellendem Umfang genutzt“. Die Liste der Möglichkeiten ist lang, von

der Dispositionsoptimierung bis zur Bün­ delung von Ladungsströmen. Nun ist in der Vergangenheit andererseits häufig der steigende Energieverbrauch durch Computertechnik thematisiert worden, doch die Logistikbranche ist zuversichtlich, durch eine neue IT-Entwicklung mehr Energie ein­ zusparen als das System selbst an Energie benötigt: Die Radio Frequency Identifica­ tion (RFID) soll die Wege der Waren opti­ mieren und damit durch reduzierte Trans­ porte Energie sparen helfen. Zumal schon alleine wegen der sich wandelnden Struk­

Advertorial

Neue Wege zur Energieeffizienz INDUSTRIEAUTOMATION Die Hannover Messe rückt das The­ ma „Energie­effizienz in industriellen Prozessen“ im Rah­men einer neuen Sonderschau in den Fokus. Die enorme Bandbreite der vorgestellten Innovationen in der Indus­trie­automation wird den Ruf der Hannover Messe als wichtigstes Tech­no­logieereignis der Welt stärken. Energieeffizienz spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Das Leitmessen-Trio Interkama+, Factory Auto­ma­ tion und In­dustrial Building Automation bildet gemeinsam den Schwer­ punkt In­dustrial Automation auf der Hannover Messe 2009. Inter­natio­ nale Fachleute werden diesem Thema mit ihren zahlreichen Produkt­vor­ stel­lungen und Informationen über die neuesten Technologien in Sachen Automatisierung Gewicht verleihen. Zu den größten Energieverbrauchern in den führenden Industrie­ staaten gehört die produzierende Industrie. Die Hannover Messe wird im Rahmen der neuen Sonderschau „Energieeffizienz in industriellen Prozessen“ dazu beitragen, auf diesem Gebiet Diskussionen von glo­baler Bedeutung anzuschieben. Auf der Hannover Messe 2009 werden die maßgeblichen Potenziale der Energieoptimierung sowie konkrete Einsparmöglichkeiten in der Produktion dargestellt. Durch zahlreiche Schnittstellen zu Disziplinen der Automati­sie­ rungs­technik, die auf benachbarten Leitmessen vorgestellt werden,

wurde die Interkama+ in den vergangenen Jahren zu einem Spitzen­er­ eignis der Prozessautomation. „Besucher haben hier die Möglichkeit, sich einen Überblick über das komplette Angebot zu verschaffen und Trends aufzugreifen“, sagt Thomas Rilke, Leiter Automation der Hannover Messe. Die Interkama+ wird abgerundet durch ein er­wei­tertes Programm mit Fachvorträgen und Podiumsdiskussionen zum Thema ‚Ope­ra­tio­nal Excellence’ in der Interkama+ Lounge. www.hannovermesse.de

ZUKUNFTSTRENDS Effizienz spielt eine entscheidene Rolle: Die Hannover Messe 2009 beleuchtet unter anderem die maßgeblichen Potenziale der Energieoptimierung sowie kon­ krete Einsparmöglichkeiten in der industriellen Produktion.

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ENERGIE

EFFIZIENZ Mehr als die Hälfte der befragten Betriebe glaubt, dass in ihrem Unternehmen min­ destens fünf Prozent der Ener­ gie eingespart werden kann.

Solar Innovation PHOTOVOLTAIK Signet Solar produziert hochwertige Solarmodule mit geringen Kosten. Mit der Veolia Wasser GmbH steht ein erfahrener Partner zur Seite.

VORREITER In Mo­chau produziert Signet Solar die größten Dünnschicht-Solar­mo­du­le der Welt.

Überall in der Industrie wird Wasser gebraucht und Abwasser produziert. Das richtige Management des Was­ser­ kreislaufes hat Auswirkungen auf die Wirtschaftskraft und Entwicklung von Industrieunternehmen. Durch techni­ sche und organisatorische Optimie­ rungen können Kosten deutlich redu­ ziert wer­den. Ein Grund für den ameri­ kanischen Hersteller von DünnschichtPhotovoltaikmodulen Signet Solar, auf das Know-how der Veolia Wasser GmbH zu setzen. Das Unternehmen beauftrag­ te die Veolia-Tochter OEWA Wasser und Abwasser GmbH mit der Ausführungs­ planung und Finanzierung sowie dem Bau, Betrieb, der Instandhaltung und der Wartung aller wasserwirtschaftli­ chen Anlagen im neuen Signet SolarWerk im sächsischen Mochau bei Döbeln. Seit Juni 2008 werden dort die

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weltweit größten Dünnschicht-Photo­ vol­taikmodule mit Abmessungen von bis zu 2.20 x 2.60 Meter und einer Leistung von 360 Watt gefertigt. Um hochwertige Solarmodule mit geringen Kosten in großer Stückzahl zu produzieren, kombiniert Signet Solar amerikanische Technologie mit Er­fah­ rungen aus dem deutschen Ingenieur­ umfeld im Bereich Solar- und Halb­lei­ ter­technik sowie einem globalen Ver­ trieb und welt­weiter Produktion. Die OEWA stellt alle Prozesswasserströme von enthärtetem Kühlwasser bis hin zu Reinstwasser in höchster Qualität bereit und reinigt die anfallenden Produk­tions­­ abwässer umweltgerecht in einer spezi­ ell für Signet Solar entwickelten Klär­ anlage. „Wir freuen uns, mit der OEWA einen erfahrenen und zuverlässigen Partner gefunden zu haben, der unsere wassertechnischen Erfordernisse nach­ weislich beherrscht und hier in der Region verankert ist“, so der Geschäfts­ führer von Signet Solar, Gunter Ziegen­ balg. Und auch OEWA-Geschäftsführer Michel Cunnac ist zufrieden: „Für uns als Umweltdienstleister ist es zukunfts­ weisend, mit einem Unter­neh­men aus der heimischen Solarenergie­branche zusammenzuarbeiten. Der Ein­satz er­ neuerbarer Energien ist ein Schlüs­sel zur Bewältigung der akuten Klima­ver­ änderungen." www.veoliawasser.de

tur der Logistik ausgefeilte Lösungen im­ mer wichtiger werden. Denn Unternehmen bestellen heute immer häufiger immer klei­ nere Mengen – „Sendungsgrößendegressi­ on“ nennt das die Bran­che. Die Logistiker müssen daher immer flexibler reagieren kön­ nen – sowohl auf Sei­ten der Lagerverwal­ tung als auch auf Seiten der Distribution. Und auch die allgemeine globalwirtschaft­ liche Entwicklung fordert die Planer der Logistik heraus. „Globalisierung, knapper werdende Ressourcen, ökologische Anfor­ derungen sowie die Finanzmarktkrise er­ zwin­gen Lösungen“, sagt Professor Willi­ bald A. Günthner von der Technischen Uni­ versität München. „Das können energieef­ fiziente Fördertechnik, RFID, die Verzah­ nung von Logistik und Produktion sein.” Anfang April wird dies auch Thema des 18. Deutschen Materialfluss-Kongresses sein, der in Garching bei München stattfindet. Die möglichen Lösungsansätze sind viel­ fältig. So können zum Beispiel RFID-Trans­ ponder eingesetzt werden zum Management von Paletten. Eine solche Möglichkeit er­ lauben die Paletten der westfälischen Firma Paul Craemer GmbH, in denen der Funk­­chip zur ständigen Ortung der Ware bereits inte­ griert ist. Das Konzept bringe zudem „Ein­ sparungen an Zeit und Kosten“, ist das Un­ ternehmen überzeugt. Längst deutet also alles darauf hin, dass die gestiegenen Rohstoff- und Energieprei­ se in den nächsten Jahren dafür sorgen wer­ den, dass Ernst gemacht wird mit der Ener­ gieeffizienz. Das war nicht immer so. Schon in den 80er Jahren überschwemmten Auf­ kleber „Ich bin Energiesparer“ das Land – und dennoch verbraucht jeder Deut­sche heu­ te ein sattes Viertel mehr Strom als damals. Nach­dem das Maximum der weltweiten Ölförderung überschritten ist, wird die Ver­ knappung und damit die marktwirtschaft­


ENERGIE

EINSPARPOTENZIALE IN DEN UNTERNEHMEN Total (102) BASIS 0 bis unter 5 Prozent Potenzial Energieeffizienzmaßnahmen 5% und mehr 5 bis unter 15 Prozent

unter 250 250+ Mitarbeiter Mitarbeiter (90) (12)

Total (102)

unter 250 250+ Mitarbeiter Mitarbeiter (90) (12)

46% (47)

48% (43)

33% (4)

7% (7)

6% (5)

17% (2)

15 bis 25 Prozent

54% (55)

52% (47)

67% (8)

1% (1)

1% (1)

(0)

Über 25 Prozent

46% (47)

46% (41)

50% (6) 100% (102)

100% (90)

100% (12)

Quelle: Initiative Energieeffizienz

(Summe der Nennungen)

lich logische Verteuerung der Energieträ­ ger erheblich angetrieben. Energieeffizienz aber bedeutet aber oft auch einen verantwortungsbewußten Um­ gang mit allen Arten von Rohstoffen. Häu­ fig gehen daher auch die Themen Energie­ effizienz und sparsamer Umgang mit Was­ ser Hand in Hand. Auch beim Wasser gilt: Am billigsten und umweltfreundlichsten sind die Rohstoffe, die man gar nicht erst verbraucht. Unternehmen, die zum Beispiel im Rah­men von Contractingprojekten Ener­­ gie­ein­sparungen realisieren, übernehmen

daher häufig auch vergleichbare Aufgaben bei der Wasserversorgung. Dieses Trink­was­ ser-Con­tracting läuft ähnlich, wie man es im Energiesektor kennt: Das ContractingUnternehmen investiert in wassersparende Ar­ma­­turen und erhält dafür den Gegenwert des eingesparten Wassers ausbezahlt. Sol­ che Projekte betreibt zum Beispiel die ös­ terreichische TWP Wassermanagement. Aber es gibt auch Unternehmen, die sich alleine auf den Wassermarkt konzentrieren, wie die Veolia Wasser, deren Mutterfirma Veo­ lia aus der französischen Compagnie Gé­

nérale des Eaux hervorging. Ve­olia Wasser betreibt das vielfältige Geschäft der Bera­ tung und Finanzierung im Sektor Wasser­ versorgung und Abwasser­ent­sorgung. Erfolgreiche Beispiele, wie per Con­ tracting auch beim Wasser die Verbräuche gesenkt wurden, gibt es unterdessen längst. In Freiburg zum Beispiel war eine Schule im Rahmen eines Contractingprojektes ener­ getisch, wie z.B. hinsichtlich der Sanitär­ anlagen, auf Vordermann gebracht worden. Binnen acht Jahren wurden dort 77 Millio­ nen Liter Wasser gespart.

Transparenz in der Logistik mit RFID KOMPETENZ Die Realisierung komplexer Logistiklösungen für das Palettenmanagement durch RFID-Technologie ist ein innovatives Geschäftsfeld der Paul Craemer GmbH. RFID-Technologie ist auch die Basis für das neue Dienstleis­ tungs­angebot Palpool aus dem Hause Craemer - einer innovati­ ven Lösung für die Vermietung von Kunststoffpaletten: Völlig neu dabei ist die auf den Tag genaue und eindeutige Abrech­ nung einer jeden Palette. Jede einzelne Palpool Palette ist mit Trans­pondern ausgestattet und wird somit eindeutig identifi­ zier- und verfolgbar. Mit den Komponenten Handheld, RFIDgetagten Kunst­stoff­paletten und Internetportal erhält die Palet­ ten­ver­mie­tung als solche eine neue Qualität: Palpool überzeugt neben der einzigartigen Transparenz durch die kinderleichte Be­ dienung, Funk­tio­nalität und Effizienz. Das lästige Handling mit Palet­ten­scheinen entfällt bei Palpool aufgrund des Einsatzes von RFID-Tech­nologie komplett. Bei der Wahl der Transponder hat sich Craemer an dem „EPC global Gen2 Standard“ orientiert. Diese Standardisierung ist die Voraussetzung zur weltweiten Nutzbarkeit einer branchenüber­ greifenden RFID-Technologie, die auf Standard-Schnittstellen auf­ baut. Ein eigenes Antennendesign des Transponders ist ganz spe­ ziell auf die Performance der Palpool Kunststoffpalette abgestimmt. Große Markenartikler wie die Dr. August Oetker Nahrungs­mittel

KG und die Sachsenmilch AG, ein Mitglied der Unter­neh­mens­ gruppe Theo Müller, vertrauen auf die Effizienz und Verläss­lich­ keit des Systems. Bereits seit Mai 2007 läuft das Palpool Sys­tem erfolgreich im Echtbetrieb und führt seitdem zu direkten Einsparungen. Seit dem offiziellen Start wurden die PalpoolPaletten zehntausendfach in der täglichen Praxis verwendet. Nach wie vor ist im gesamten Kreislauf der Poolpaletten kein einziger Palet­ten­verlust zu verzeichnen. Mit Hilfe von RFID-Technologie minimiert sich der Aufwand beim Palettenhandling erheblich und bietet eine nicht für mög­ lich gehaltene Transparenz über Bestände. Weitere Informa­ tionen unter: www.palpool.de

TRANSPONDER Der Weg jeder Palette lässt sich mit diesem System ein­ deutig identifizieren. Zudem überzeugt Palpool durch die einfache Handhabung.

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MANAGEMENT

Marktvorteil dank optimaler Dokumentation VERSCHLANKUNG Eine Studie der Aberdeen Group zeigt: Unternehmen, die ihre Dokumentationsprozesse verschlanken und externe Beratung in Anspruch nehmen, haben einen gewaltigen Vorsprung. Ein Gast­ beitrag von Ulrich Schmidt, Leiter Produkt- & Prozesslösungen bei der itl AG, München.

Das zeitgleiche Bereitstellen produkt­ be­­gleitender Informationen, wie Hand­bü­ cher oder Kataloge in allen benötigten Lan­­ dessprachen, gilt heute für exportierende Un­ternehmen oft als lästige Pflicht. Der für die Dokumentation verantwortliche Un­­ter­ nehmensbereich wird jedoch oft als Rand­ thema angesehen und die Einsparpotenzi­ ale werden meist unterschätzt. Genau betrachtet sind Dokumentations­ prozesse ebenso komplex wie die Ent­wick­ lung und Fertigung der technischen Pro­ dukte selbst: Versionierung, das Be­reit­hal­ ten von modularen Content-Kom­po­nen­ten, die in verschiedenen Varianten kom­biniert und wiederverwendet werden kön­nen, die Einbeziehung von Just-in-Time-Zu­lie­fe­rern sowie die Notwendigkeit der Au­to­ma­ti­sie­ rung legen diesen Ver­gleich nahe und fra­ gen damit nach vergleichbaren Rationali­ sie­rungspotenzialen und KPIs (Key Per­for­ mance Indicators). Die Studie „Documen­

tation Goes Glo­bal“ der Aberdeen Group (2008) zeigt mit ihrer Umfrage bei Unter­ neh­men die bedeutendsten Fak­toren auf. Stan­dar­di­sierte Prozesse sind dem­nach die Grund­lage für ein Schritt­hal­ten der Do­ku­ men­ta­tion mit der Produkt­ent­wicklung. Eine vorausschauende Standardisierung er­möglicht zudem die Wiederverwendung von Con­tent. Bei einer typischen techni­ schen Do­kumentation, die zunächst erstellt und anschließend in alle gängigen Welt­ sprachen übersetzt wer­den muss, bietet sich an, die Aufwände zum For­mu­lie­ren und Übersetzen von Sätzen oder zum Einpfle­ gen technischer Daten als ersten An­satz zu betrachten: Jeder glei­che Satz, der nicht mehrfach getippt und übersetzt werden muss, bewirkt eine direkte Kos­ten­er­spar­ nis, die mit der Anzahl an Über­set­zung­en exponentiell steigt. Au­tho­ring-Memo­rySysteme ermög­lichen gleichzeitig das au­ to­ma­tische Wiederverwenden von ver­ab­

WETTBEWERBSVORTEIL Mit begleitender Dokumententation ist auch das Produkt schneller am Markt verfügbar. Laut Aberdeen Group werden dadurch auch zusätzliche Übersetzungskosten eingespart.

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schie­de­ten Sätzen und Fach­ter­mino­lo­gie und bie­ten damit auf der kleinsten ContentEbe­ne größte Ratio­nali­sie­rungs­po­tenziale. Die nächste Stufe der standardisierten Wiederverwendung ist die von einmal de­ finierten Textmodulen. Als „ROI-Kanone“ dafür gilt die Einführung eines Content-Ma­ nagement-Systems. Ein Tool allein bietet jedoch nur Optionen und stellt selbst noch nicht die Lösung dar. Entsprechend der Fer­ tigung müssen hier vorgelagerte „Kon­struk­ tionsprinzipien“ erarbeitet werden, um ein CMS optimal einzusetzen. Erst dann kann modulbasiert das Produkt „Dokument“ zu­ verlässig und schnell produziert werden. Damit werden produktbegleitende Do­ kumente und so auch das Produkt schneller auf dem Markt verfügbar. Laut Aberdeen Group erreichen Best In Class-Un­ter­neh­ men so einen um 50 Tage schnelleren Markt­ eintritt als die schlechtesten Vertreter und sparen sich zusätzlich Übersetzungskos­t­en. Ein weiterer in der Studie nachgewiesener Erfolgsfaktor für effiziente Do­ku­men­ta­tion ist das Einsetzen von workflowgestützten Prozessautomatisierungssystemen. Oft wer­ den bei der Produktionskette „Do­ku­men­ta­ tion“ die hohen administrativen und logis­ti­ schen Aufwände übersehen, die intern und bei der Zusammenarbeit mit Zu­lie­ferern an­ fallen. itl hat errechnet, dass sich bereits da­­ durch im Mittelstand ein Ra­tio­nali­sie­rungs­ ­­potenzial von bis zu 80.000 Eu­ro pro Jahr er­zielen lässt. Zu den hier dargestellten KPIs hat itl ein Konzept erarbeitet, das Unternehmen mit mög­lichst geringem Invest die größten Ratio­ nalisierungspotenziale bietet. Das Kon­zept umfasst die eigenen Softwarelösungen und Dienst­leistungen für standardisierte Doku­ men­tenproduktion und begleitende Bera­ tung. Weitere In­fos und Termine für kostenlose Beratung unter: www.kpi.itl.info


MANAGEMENT

Ordnung in der Informationsflut SOFTWARE Schlanke Informationsprozesse erhöhen die Reaktionsfähigkeit der Unternehmen und verschaffen so einen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern.

von Dr. Andrea Galli

I

nformationen sind Grundlage und Re­ sultat unseres Handelns. Je umfassen­ der wir informiert sind, desto schneller und besser können wir agieren. Größere Fir­men kämpfen zugleich mit einem tota­ len Overflow an elektronischen Daten und Dokumenten und dieser legt im schlechtes­ ten Fall ganze Betriebseinheiten lahm. Die Informationsflut strömt auf unterschied­lichs­ ten Wegen in und durch die Betriebe und ergießt sich zuletzt in einen der vielen Ab­ lage- oder Speicherorte. Es ist unmöglich, ohne modernste Computertechnologie und weltweite Vernetzung den Überblick zu be­ halten. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie auf Basis relevanter, wahrheitsge­ treuer und rechtzeitiger Information die richtigen Entscheidungen treffen und hin­ sichtlich Kosten und Zeit effizient handeln. Vielfach bedienen sich Unternehmen ei­ nes Enterprise Content Management (ECM) Systems, um die gewaltige Informations­ flut einzudämmen. Auf die Frage, was sol­ che Lösungen leisten müssen, hält sich Ex­ perte Dr. Ulrich Kampffmeyer, Geschäfts­ führer der Project Consult Unternehmens­ beratung, an eine internationale Begriffs­ definition: „ECM-Werkzeuge und -Strate­ gien erlauben die Verwaltung aller unstruk­

turierten Informationen einer Organisation, wo immer diese auch gespeichert sein mö­ gen. ECM beinhaltet die Erfassung, Ver­ waltung, Speicherung, Bewahrung und Be­ reitstellung von Content und Dokumenten zur Unterstützung von organisatorischen Pro­ zessen.“ Um lückenlos zu digitalen Daten

CHANCE „Mit ECM können freie Ressourcen genutzt werden, um neue strategische Themen anzugehen“, ver­spricht Dr. Ulrich Kampffmeyer.

zu gelangen, können sich Unternehmen ei­ nes spezialisierten Anbieters, wie der Deut­ sche-Telecom-Tochter Vivento Customer Services, bedienen. Diese erfasst systema­ tisch papierbasierte Dokumente und Infor­ mationen. Denn das papierlose Büro bleibt vorerst ein Mythos – zu diesem Schluss kam die aktuelle Großstudie ‚Zukunft der Ar­ beits­welt 2030‘. Kampffmeyer fordert die Unternehmer auf, die Krise als Chance für die Einführung von ECM zu sehen. In vielen Betrieben kön­ nen derzeit freie Ressourcen genutzt wer­ den, um neue strategische Themen anzuge­ hen: beispielsweise die durchgängige elek­ tronische Verwaltung und Bearbeitung von Dokumenten und Prozessen. Denn gerade in Krisenzeiten, wenn es um die Straffung von Abläufen, die Beschleunigung der Bear­ beitung von Kundenanfragen oder einfach um Kosteneinsparungen geht, ist das The­ ma aktueller denn je. „Ein ECM einzuset­ zen ist nicht nur wirtschaftlich; es ist uner­ lässlich, um Unternehmen flexibel und wett­ bewerbsfähig zu halten“, so Kampffmeyer. An die Einführung eines ECM-Systems knüpfen sich vielfältige Wünsche. BARC und ContenIT haben in einer gemeinsamen Studie den „erwarteten Nutzen“ ermittelt: GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

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MANAGEMENT

Tempo und Flexibilität statt Papierkrieg DOKUMENTENLOGISTIK Für Kunden in ganz Deutschland wandeln die Mitarbeiter der Deutsche-TelekomTochter Vivento Customer Services (VCS) Papierdokumente in digitalisierte Dokumente um. Dazu gehö­ ren Tagespost, Rechnungen sowie Personal- und Krankenakten. Digitales Dokumentenmanagement Entsprechend der vereinbarten Service Levels übergibt der Dienstleister die elek­ tronischen Dokumente tagesaktuell per Datei an den Auftraggeber. Dokumentenlogistik

Dokumentenmanagement

Posteingang Anlieferung/ Abholung/ Sichtung Lagerung

Scan-Vorbereitung Scan Validierung Indizierung

Vernichtung

Speicherung Archivierung

Morgens geht es rund auf dem 3.000 Qua­dratmeter großen Gelände der VCS in der Nähe des Hauptbahnhofs Osnabrück. Um 6:00, 6:30, 7:15 und 8:00 Uhr rau­ schen die LKWs der Deutsche-Post-Toch­ ter DHL auf den Hof. Der Inhalt muss schnell verarbeitet werden. „Wir haben uns verpflichtet, tagesaktu­ ell zu arbeiten“, sagt Standortleiterin Me­ ral-Gabriella Vert-Lenz. „Je besser die Vor­ ­bereitung, desto weniger Zeit brauchen wir bei Qualitätskontrolle, Nachbearbeitung und Validierung.“ Zwischen 7:00 und 7:30 Uhr beginnen die ersten Schichten. Die Vorbereiter nehmen die Briefe aus den Um­ schlägen und befreien sie von Heft- und

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Beratung

Hardware Software

Klassifizierung

Rücklieferung

OPTIMIERUNG Meral-Gabriella Vert-Lenz, VCS-Stand­ortleiterin in Os­­ na­brück hat die Be­schleu­­ nigung der Ge­schäfts­­pro­ zesse bei Kunden im Blick: „Je besser die Vor­be­rei­­ tung ist, desto we­n i­g er Zeit brau­chen wir und so­­ mit un­se­re Kunden für die Be­arbeitung."

Periphere Leistungen

Prozessmanagement Systemintegration Workflow-Mgt. Wissens-Mgt.

Büroklammern. Die Mitarbeiter, darunter etwa 100 vereidigte Beamte, sortieren ver­ trauliche Briefe an den Vorstand oder die Personalabteilung aus und ordnen den Rest nach Postfächern. Den Prozess der Digitali­ sierung und elektronischen Zustellung von mehreren tausend Sendungen pro Tag schaf­ fen die spezialisierten VCS-Mitarbeiter in nur wenigen Stunden. Eine Million Seiten werden dort Monat für Monat bearbeitet. Im Projekt Rechnungscontrolling IT dreht sich alles um eingehende Rech­nungen der Firmenkunden. Dabei geht es nicht nur um Schnelligkeit, sondern vor allem um fehlerfreie Bearbeitungsqualität. Nach Kunden und Projekten getrennt, werden

die Briefe aus den gelben Boxen der Post in rote, grüne und weiße Schwingen ge­ packt. Alle Rechnungen erhalten ein Bar­ code-Deckblatt, damit der Scanner einzel­ ne Dokumenttypen unterscheiden kann. Der Code gibt auch Auskunft darüber, zu welchem Projekt das Dokument gehört. Jeder Vorgang wird mit Trennblättern ab­ gegrenzt. Jetzt kommen die Scanner-Mit­ ar­bei­ter zum Einsatz. Dazu legen sie die Do­kumente in großen Bündeln in die drei Hochleistungsscanner. Eine Scan-Straße ver­ arbeitet rund 180 Seiten in einer Minute, auch Sonderformate bis A0 sowie beidsei­ tig bedruckte Dokumente sind möglich. Nach dem Durchlaufen der Scan-Stra­ ße folgt die Qualitätskontrolle. Jetzt schlägt die Stunde der Mitarbeiter in der Nachbe­ reitung und Validierung. Sie kontrollieren die Dateien auf Vollständigkeit und Quali­ tät. Mal muss die Auflösung optimiert oder das Einlesen wiederholt werden. „Beim Pro­ jekt sortieren wir die Belege der Finanz­ buchhaltung in elektronische Schub­la­den, um sie so zu validieren“, sagt Vert-Lenz. Die eingescannten Belege werden in die SAP-Systeme der Auftraggeber übermittelt und von den Mitarbeitern direkt bearbeitet. Es ist wichtig, dass jederzeit eine Rückver­ folgung der Belege möglich ist. Die Origi­ nale werden zwischengelagert und je nach Kundenwunsch ver­nich­tet oder in ein Pa­ pierarchiv überführt. Bei Projekten, wie der elektronischen Personal­akte, wird das ScanGut zurücksortiert und gemäß Vorgabe in die Personalakte zurückgeheftet. Abends um 20:00 Uhr endet die letzte Schicht der über 200 Mitarbeiter. Die VCS-Kunden kön­ nen infolge der Digitalisierung nicht nur ver­netzter arbeiten, sondern sparen auch Auf­wand und Kosten. Und sie können sich jetzt viel stärker auf höherwertige Tätigkei­ ten konzentrieren. www.vivento-ds.de


MANAGEMENT Nutzenindex der einzelnen Kategorien nach Einführung von ECM 7,66 %

Reduktion der Suchzeiten

7,11 %

Verbesserung der dokumentenbasierten Prozesse

6,46 %

Erhöhung der Kundenzufriedenheit Einsparung bei nicht IT-Kosten Abdeckung von Complience-Anforderungen Einsparung bei IT-Kosten Personaleinsparung im IT-Bereich

Im Vordergrund stehen hier die bessere In­ formationsqualität, kürzere Suchzeiten, op­ timierte dokumentenbasierte Prozesse und in Folge eine höhere Kundenzufriedenheit. Natürlich sehen die Unternehmen auch sig­ nifikante Kosteneinsparungen (IT, NichtIT-Bereiche und Personal) und dass ECMLö­sungen Compliance-Anforderungen un­ terstützen. Denn auch der Gesetzgeber hat seine Vorschriften der elektronischen Welt angepasst. Schlagworte wie GDPdU, Grund­ sätze zum Datenzugriff, Prüfbarkeit digita­ ler Unterlagen oder digitale Signatur spie­

7,72 %

Verbesserung der Infoqualität

len eine Rolle. Kampffmeyer empfiehlt je­ doch, in erster Linie Lösungen zu schaffen, die Prozesse unterstützen und Informatio­ nen nutzbar machen. Sekundär decken die­ se dann auch die rechtlichen Vorgaben ab. Schlanke Informationsprozesse erhöhen die Reaktionsfähigkeit; sie verhelfen (auch krisengeplagten) Organisationen zu einem schnellen und effektiven Arbeiten – der wohl entscheidende Wettbewerbsvorteil in vielen Branchen. Innovative Unternehmen werden gestärkt aus der Krise hervorgehen und können diesen Trumpf bei der Neu­ord­

5,59 % 5,24 % 4,76 % 4,18 %

(n=62)

Quelle: BARC ECM-Survey

NUTZEN Verbesserte Informations­ qualität und eine Re­du­zie­ rung der Suchzeit sind die wesentlichen Vorteile von ECM-Lösungen. So beur­ teilten dies die befragten Un­ternehmen im BARC ECM-Survey.

nung der Märkte ausspielen. Ein plakatives Beispiel: Häufig verspätet sich die Markt­ einführung eines Produktes, weil die Do­ kumentation mit der Produktentwicklung nicht Schritt halten kann. Maßgeschneider­ te Lösungen und Dienstleistungen, wie sie auch das Institut für technische Literatur (ITL) anbietet, können für effiziente und zuverlässige Dokumentationsprozesse sor­ gen, so dass Handbücher und Kataloge ‚in time‘ zur Verfügung stehen. Investitionen in IT-Systeme wurden in der jüngeren Vergangenheit aufgrund von

Mit Dokumentenmanagement die Kosten senken ARBEITSPROZESSE Dokumentenmanagement-Systeme helfen Kosten zu sparen und den Workflow zu optimieren. Gastautor DocuWare-Vorstand Jürgen Biffar er­läu­tert die Stra­tegie. In der Regel werden Dokumentenmanagement-Systeme (DMS) zunächst dazu eingesetzt, Papierunterlagen unterschiedlichen Formats, elektronische Daten aus Drittan­wen­dun­gen wie kaufmännischen Systemen und E-Mails in einem zentralen Dokumenten-Pool zu archivieren. Sinnvollerweise sollten die Informationen dem Anwender anschließend sortiert nach Kunde, Projekt und anderen Ordnungskriterien auf Knopfdruck zur Ver­ fügung stehen – die Auskunftsbereitschaft und somit der Service Kunden und Mitarbeitern gegenüber werden da­durch deutlich optimiert. Um Arbeitsabläufe transparenter und schnel­ler zu gestalten, lassen sich in einem weiteren Schritt die elektronisch abgelegten Dokumente in einen digitalen Workflow einbinden. Ein Rechenbeispiel belegt, wie einfach sich Arbeitskosten mit Dokumenten-Management senken lassen: Ein Büro­mit­ar­ bei­ter ist täglich etwa eine halbe Stunde mit vermeidbarer Arbeit wie Ablage und Suche von Dokumenten beschäftigt. Bei einem Stundensatz von 50 Euro beträgt der Kostenfaktor im Jahr etwa 5.000 Euro. Sind fünf Mitarbeiter im Unter­nehmen mit derartigen Aufgaben beschäftigt, klettert der Aufwand auf eine jährliche Summe von rund 25.000 Euro.

Doch gerade kleinere Unternehmen schrecken vor dem inno­ vativen Schritt zum digitalen Archiv zurück. Sie sehen Doku­men­ tenmanagement-Lösungen als sehr komplex an und befürchten einen erheblichen Eingriff in ihre Arbeitsabläufe. Diese Skepsis nimmt der DocuWare-Nutzenkonfigurator. Mit dem neuen Online-Medium lassen sich Vorteile für das eigene Unter­neh­ men ganz individuell ermitteln – zugeschnitten auf einzelne Abteilungen, typische Dokumente und spezielle Arbeits­ab­läufe. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.nutzenkonfigurator.de; www.docuware.com

FLEXIBEL DocuWare-Vorstand Jürgen Biffar rät: „Ein DMS sollte sich mit geringem Aufwand installieren, warten und wechselnden Anforderungen anpassen lassen.“

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MANAGEMENT

EFFIZIENZ In der benuzerfreundlichen Anwendung sowie der guten Integration in die bestehenden IT-Strukturen sehen die meisten Unternehmen die Vorteile von ECM-Systemen.

Unsicherheit und Budgetengpässen zu­rück­ ­gestellt oder zumindest reduziert. Nun bie­ ten immer mehr Hersteller über moderne Mietmodelle einen kostengünstigen Zugang zu ihren komplexen Softwarelösungen. So präsentierte auch die DocuWare AG ihr neues SaaS-Angebot im Dokumenten­ ma­nage­ment auf der diesjährigen CeBIT. Beim Bezug von „Software as a Service“ (SaaS) entfallen die hohen Anfangsinvesti­ tionen zur Gänze und es werden ausschließ­ lich nut­zungsabhängige Gebühren berech­ net. Die Entscheidungsträger der großen

und mittelständischen Unternehmen ste­ hen weltweit vor der Frage, ob sie sich mit ei­ner geeigneten Strategie im Informati­ onsmanagement künftig besser schützen können. Die Antwort lautet eindeutig: Ja! Wir entscheiden immer auf Basis der Fak­ ten, die uns gerade zur Verfügung stehen. Wird uns eine wesentliche Information vor­ enthalten, können wir die Situationen nicht korrekt einschätzen. Die Folge können dra­ matische Fehlentscheidungen sein. Das Aus­ maß des Fehlers hängt von der Bedeutung der Entscheidung ab, kann aber durchaus

Wahrheit oder Manipulation? FACHLEKTÜRE Der systematische Umgang mit Informationen und Nachrichten ist die Basis für Urteilsvermögen und Durchsetzungsfähigkeit. Fernsehen, Handy, World Wide Web: Tag für Tag sind wir einer enormen Informationsflut ausgesetzt. Informationen und Daten dienen allerdings nicht nur der Wahr­heits­ findung, sondern sie können auch als Werk­zeug ein­ gesetzt werden, um ein­ zelne Gruppen zu manipulieren. Keiner weiß das bes­ ser als Dr. Andrea Galli, renommierter Ex­perte auf dem Ge­biet globaler Stra­te­gien und Autor unserer Reportage über Enterprise Content Management Systeme. Unter dem Titel „Wahrheit, Information, Ma­ni­pu­la­tion“ hat er zusammen mit Paul Krüger eine Fachlektüre zum Thema In­for­ma­tio­nen und Nachrichten veröffentlicht. Die

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Fähigkeit zur Wahr­neh­ mung, die Ur­teilsfähigkeit, die Ent­schluss­­kraft und die Durch­setzungsfähigkeit sind – neben Integrität und Cha­rak­terstärke – die Grund­la­gen erfolgreichen Han­delns. Die relevante, wahr­heits­ge­treue und recht­zei­tig zur Verfügung ste­hen­­de In­for­ma­tion ist dabei die Vo­raus­setzung, diese Eigen­schaf­ten zum Tragen zu bringen. Der Autor Dr. Andrea Galli ist einer der führenden Open Source Intelligence Experten in Europa und hat langjährige For­schungs­er­fah­ rung in der Nuklear-Physik. Hg.: Scalaris AG, Glatt­brugg-Zürich, 1. Auflage, 2009, 92 Seiten. ISBN 978-3-033-01851-8, Preis: 59,00 Euro.

die Existenz eines Unternehmens bedro­ hen, wenn es zum Beispiel um große Inves­ titionen geht. Die klassische ECM-Sicht konzentriert sich auf Daten, die im Unternehmen vor­ handen sind. Konzerne agieren jedoch auf den internationalen Finanzmärkten. Inter­ nes Wissen allein reicht nicht aus, um sich umfassend vor falschen Entscheidungen oder vor den vielfältigen Geschäftsrisiken wie Ver­ wicklung in Geldwäsche, Korruption und Terrorismus zu schützen. Es sind spezifische und aktuelle Informationen über Märkte, Per­sonen, deren Verbindungen und vieles mehr erforderlich, die im richtigen Moment zugänglich sein müssen. Nur intelligente Sys­ teme, die externe Quellen ein­beziehen, bei­ spielsweise die ‚Intelligence Auto­mation So­ lutions‘ der Scalaris AG, erfüllen solche Auf­ gaben umfassend. Sie filtern relevante Da­ ten aus den schier unbegrenzten weltweiten Wissensquellen und integrieren sie in das un­ ternehmensweite Informationsmanagement. Erst damit können Verantwortliche ih­re Ent­ scheidung umfassend absichern und die Ge­ fahr, einen Fehler von großer Tragweite zu machen, minimieren. Große Konzerne beherbergen in der Re­ gel ganze Daten-Silos, die in unterschiedli­ chen Anwendungen, Akten, Archiven und Datenbanken abgelegt sind. Auch die mo­ dernen Kommunikationssysteme E-Mail, Internet, Kundenkontakt Center oder Video Conferencing unterstützen zwar die ge­schäft­ lichen Arbeitsprozesse, produzieren aber zugleich Daten in hunderten, wenn nicht so­ gar tausenden verschiedenen Formaten. Und schließlich sollen zusätzlich noch unzählige externe Wissensquellen eingebunden wer­ den. Die effiziente Bereitstellung und Nut­ zung all dieser Daten ist bereits auf natio­ naler Ebene eine echte Herausforderung. Multinationale Unternehmen haben in ih­


MANAGEMENT

Mehrwert durch ECM-Plattformen 64%

Gute Integration in vorhandene IT-Landschaft

61%

Benutzerfreundlichkeit für Endanwender Niedriger Preis

34%

Unterstützung großer Anwenderzahlen

34%

Schnelle Abfragegeschwindigkeit Lokale Vertretung des ECM-Anbieters Benutzerfreundlichkeit für Administratoren

rem weltweiten Informationsmanagement zusätzlich sprachliche Barrieren zu über­ winden und länderspezifische Vorgaben zu berücksichtigen. Globale „Enterprise Search“-Lösungen sorgen für die Vernetzung weltweit verteil­ ter Unternehmensbereiche und bieten dem Anwender eine Funktionsvielfalt, welche die Suche in den internationalen Datenquellen stark vereinfacht. Bildlich gesprochen grei­ fen ausgefeilte Suchtechnologien wie Voll­ textabfragen, Conceptual Search (hier wer­ den ganze Bereiche/Markierungen als Such­ anfrage verwendet) und Compliance Search (fokussierte Suche auf allen ComplianceEbenen – strategisch, be­trieblich, taktisch) sämtliche Speicherorte ab und unterstützen das schnelle Auffinden von relevanten In­ formationen. Recherchen kön­nen automa­ tisch in den ECM-Systemen für das Doku­ mentenmanagement und die Archivierung, alle For­mate von PDF über MS-Office-Do­ kumente bis hin zu E-Mails über diese eine Plattform gefunden werden. Zu einer internationalen Suche gehört auch ein ausgefeiltes ‚Name-Match-System‘: Dieses sollte jegliche phonetische, kulturel­ le und geographische Varianten, Fremdspra­ chen, unterschiedliche Schreibweisen und Namensynonyme automatisch erkennen. Nut­zen Unternehmen externe Datenbanken, etwa zur Überprüfung von Kunden oder Lie­ feranten, muss berücksichtigt werden, dass Abfragen über gewisse Ländergrenzen hin­ weg per Gesetz schlicht­weg verboten sind. Das „Enterprise Search“ System stellt diese Datenbanken also idealerweise auf lokalen Servern zur Verfügung. Zugleich bietet die entsprechende Suchsoftware auch die Mög­ lichkeit, Abfragen über eine ‚Anonymized Search‘ zu verschleiern. Denn wer möchte schon offen gegen „verdächtige“ Personen ermitteln.

27% 23% 20%

Quelle: BARC ECM-Survey

39%

Großer Funktionsumfang

Erfassen, verwalten, archivieren AUSGEFEILT Intelligent Document Processing von Scalaris bringt un­­strukturierte In­­for­ma­tio­nen unter Kontrolle und bietet globale „Enterprise Search“ Lösungen. Die Scalaris AG ist seit 15 Jahren im Markt und kennt die Herausforderungen in der Informationslogistik so gut wie kein anderes Unternehmen. Mit Intelligent Document Processing (IDP) bietet Scalaris heute ein umfassendes Lösungs­ portfolio für die weitgehende Automatisierung von zeit- und kostenintensiven Bearbeitungsprozessen an Dokumenten, das den gesamten Lebens­zyklus von Information abdeckt – von der elektronischen Erfassung über die fortlaufende Dokumentenverwaltung bis hin zur revisionssicheren Archivierung. Ausgefeilte Suchtechnologien stellen zudem sicher, dass Entscheidungsträger und ihre Mitarbeiter relevante Inhalte schnell und zuverlässig finden. Die Intelligence Automation Solutions (IAS) von Scalaris eröffnen eine

einzigartige, neue Dimension der Informationsbeschaffung. Intelligente Wissensmanagement-Technologie spürt relevante Inhalte aus professionellen internationalen Quellen systematisch auf, bewertet sie und stellt sie dem Benutzer im gewünschten Format zur Verfügung. So können beispielsweise Fakten über Personen und Unternehmen sowie über deren politische, wirtschaftliche und soziale Verflechtungen gesammelt werden. Die Marktforschung erhält Zugriff auf Informationen über Trends in relevanten Märkten und über Aktivitäten der Mitbewerber. Basis für die Professionalität und Qualität der gelieferten Inhalte ist die enge Kooperation der Scalaris AG mit weltweit führenden Content Providern. Weitere Informationen finden Sie unter: www.scalaris.com

PORTFOLIO Scalaris deckt mit IDP den gesamten Lebenszyklus von Informationen ab: elektronische Erfassung, Dokumentenmanagement, Archivierung und die Recherche in internen und externen Quellen.

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MARKETING

Gut vermarktet ist halb verkauft

WERBESTRATEGIEN Online-Marketing setzt sich zunehmend gegenüber klassischen Werbemaßnahmen durch. Grund ist die Wertschätzung des Internets.

von Dr. Ralf Magagnoli

I

n Zeiten von Wirtschaftskrisen reagie­ ren viele Unternehmen in diversen Be­ reichen mit Einsparungen. Von Ratio­ nali­sie­rungs­maßnahmen selten betroffen ist das Marketing. Das bestätigt auch eine Um­ frage der internationalen Managementbera­ tung BBDO Consulting. Danach planen 90 Prozent der befragten Unternehmer ihre Mar­keting-Budgets beizubehalten oder so­ gar zu erhöhen. Die Gewichtung verschiebt sich dabei Richtung Internet, was auf eine hohe Wertschätzung dieses Mediums für Kun­dengewinnung, Image­pflege und Kun­ denservice hindeutet. Hinter dem Sammel­ begriff „Online-Marke­ting“ verbergen sich indes unterschiedliche In­strumente wie EMail-Marketing, Bannerschaltung, OnlineVerzeichnisse oder Blogs. Die wohl aus­ sichts­reichsten Wachstumsmärkte im Be­ reich On­line-Marketing sind aber die Such­

maschinenoptimierung, das Affiliate-Mar­ keting und das Twittern. Such­ma­schi­nen­ mar­keting (SEM), also die Verbesserung der Listung von Unternehmen in den gän­ gigen Suchmaschinen, hat in den vergan­ genen Jah­ren einen wahren Boom mit jähr­ lich zwei­stelligen Wachstumsraten erlebt. Nach Schätzungen des Online-Vermark­ terkreises werden die Investitionen der Un­

ternehmen in die Suchwortvermarktung bis Ende des Jahres noch einmal um 24 Pro­ zent auf fast 1,5 Milliarden steigen. Damit wird zwar das Rekordergebnis von 2007 (fast 30 Prozent Steigerung) nicht erreicht werden, die Suchmaschinenoptimierung bleibt aber auch in Zeiten der Krise ein Wachs­ tumsmarkt. Ein Grund dafür dürften die Ef­ fizienz, die Messbarkeit und die hohen Reich­

Firmensuchmaschine mit 800.000 Unternehmen DATENBANK itsbetter.de ist einer der größten Web­ka­ta­­ loge Deutschlands mit ca. 500.000 Abfragen täglich. Unter www.itsbetter.de betreibt die Firmengruppe Trend@ dress Medien AG (TAM) Deutschlands größte Produkt- und Fir­ mensuchmaschine. Das Unternehmen wurde 1981 gegründet. Mit 250.000 Besuchern in Spitzenzeiten und bis zu 500.000 Such­ abfragen pro Arbeitstag bietet die Trend@dress Medien AG aus Baden-Baden einen wirkungsvollen Nutzen für die Visi­bilität von Unternehmen, Produkten und Dienst­leis­tungen. Über 22,5 Mil­ lionen Produktbegriffe sind hinterlegt, rund 800.000 Unter­neh­ men in einem der größten Webkataloge Deutschlands gelistet. Die aktuellen Statistiken weisen in Deutschland einen Un­ter­ nehmensbestand von 3,59 Millionen Betrieben aus, davon 3,58 Millionen kleine und mittlere Unternehmen (KMUs).Die Trend@ adress Medien AG gehört zu den größten Firmen-Da­tenbanken

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im deutschsprachigen Raum. Und das Unter­neh­men expandiert: Neben Niederlassungen in Deutsch­land ist TAM in Osteuropa aktiv. Vor kurzem ist die polnische Tochtergesellschaft, Trend@ dress Medien Polska, an den Start gegangen, schon seit fünf Jahren arbeitet die Tochtergesellschaft Trendadress Media, Prag im Wachstumsmarkt Tschechien. www.itsbetter.de

GELISTET Rund 800.000 Unternehmen werden in Deutschlands größter Produkt- und Firmen­such­maschine itsbetter.de aufgeführt.


MARKETING

generierte Adresse

Suchmaschinen Marketing

Besucher

Newsletter

Website wirbt und generiert Teilnehmer

wirbt initiiert

KREISLAUF Beim Online-Marketing ist eine ganzheitliche Be­ trachtung notwendig.

Offertool, Games Wettbewerb, Rechner, Auktion, Chat, Umfrage

Online-Tools Kontakte generieren Mehrwert schaffen

­­ weiten sein, die sich mit dem vergleichs­ weise einfachen Instrument erzielen lassen. Die hohe Bedeutung, die Suchmaschinen bei der Kaufentscheidung spielen, ist ein weiterer Grund. Experten gehen davon aus, dass ein Großteil der Verbraucher vor ei­ nem Kauf auf die Internetsuche geht. „Über zwei Drittel der Kaufentscheidungen werden vorab im Internet begründet, sei es durch Informationsbeschaffung oder den Kauf und die Bestellung von Katalogen“, erklärt auch Harald R. Fortmann, Vizepräsident des Bun­ desverbandes Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. Hinzu kommt, dass „SuchmaschinenMarketing für KMUs ebenso geeignet ist wie für große Konzerne“, stellt Fortmann weiter fest. Kein Wunder, dass im SEMMarkt, in dem sich viele Anbieter und Agen­ turen tummeln, Spreu und Weizen vonein­ ander getrennt werden müssen. Ein Beispiel für ein seriöses Unternehmen ist ValueClick, nach eigenen Angaben einer der weltweit führenden unabhängigen Anbieter integrier­ ter On­line-Marketing-Lösun­gen. Mit seinen vier Geschäftsbereichen, darunter auch dem Wachs­tumsfeld Suchmaschinenmarketing, konnte der Online-Spezialist al­lein im vier­ ten Quartal einen Gesamtumsatz von über 150 Mio. US-Dollar und einen EBITDA von mehr als 38 Millionen Dollar erzielen – ein Ergebnis, das deutlich über den Er­ wartungen lag. Auch das Affiliate-Marketing erfreut sich großer Beliebtheit bei deutschen Fir­ men. Dabei geht es darum, dass Unterneh­ men Partner-Websites akquirieren, die er­ gänzende Produkte oder Dienstleistungen anbieten und ähnliche Zielgruppen anspre­ chen. Diese stellen ihre Websites zur Verfü­ gung, um auf das Angebot des Unterneh­ mens zu verweisen. Ein Beispiel für den Er­folg des Affiliate-Marketings, das neue Möglichkeiten für Co-Branding und Cross-

Quelle: INM Inter Network Marketing AG

Mit Partnern zum Erfolg E-BUSINESS Mit Partnerprogrammen werden Shops oder Dienstleistungen zu­ sätzlich promotet. Interview mit Marcus Lutz, Inhaber und Gründer von SuperClix. Welche Vorteile haben Unternehmen, die ein eigenes Partnerprogramm an­ bieten möchten? Ein eigenes Partnerprogramm ist der ideale Weg, seinen Shop oder seine Dienstleistung zusätzlich zu promoten, denn Partnerprogramme werden von Webseiten (Partner/Affiliates) genutzt, die nicht komplett mit TKP-Werbung ausgebucht sind. Anders als bei SEM (z.B. Anzeigen über Google Adwords) wird nicht über den Klick eines Besu­ chers abgerechnet, sondern nur über Verkauf oder Kontakt. Üblich ist ein pro­ zentualer Anteil am vermittelten Um­ satz oder eine feste Vergütung pro echten gültigen Kontakt. Vorteil ist deutlich weniger Risiko mit Klicks, bei denen ein Besucher nicht kauft, da letztendlich nur ein Mehr­um­satz über ein Partner­ programm bezahlt werden muss. Was macht SuperClix für diese Unternehmen interessant? SuperClix bündelt als PartnerprogrammNetzwerk zum einen viele Shops und zum anderen auch viele Partner, so dass gerade am Anfang die Promotion und die Ein­rich­tung für das Partner­pro­gramm zielgrup­pengerecht und transparent umgesetzt werden kann. Mit einem Partner­pro­gramm bei einem Netzwerk wie Super­Clix benötigt man keine eigene Soft­ware, keine eigenen Experten für Kontrollen und keine Abrechnungstools

NETZWERK Marcus Lutz, Inhaber und Geschäfts­ führer von SuperClix: „Unsere Programme sind auch für Firmen mit kleinen Budgets interessant."

für Partner, es wird alles von SuperClix übernommen, obwohl nur ein Anteil be­ rechnet wird, ohne Ein­rich­tungs- oder monatliche Gebühren. Sind Partnerprogramme auch für Fir­ men mit wenig Budget interessant? Ja, weil eben nur dann Provisionen bzw. echte Kosten für das Unternehmen entstehen, wenn auch Mehrumsatz bzw. ein messbarer Nutzen vorhanden ist - keine andere Werbeform bietet den Vor­teil, dass man die Werbung nur dann zahlt, wenn man wirklich erfolgreich ist. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.superclix.de GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

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MARKETING RECHERCHE „Vor einem Kauf informiert sich der Kunde erst im In­ ternet“, beobachtet Harald R. Fortmann, Vizepräsident des Bundesverbandes Digitale Wirtschaft.

Selling-Strategien schafft, ist Amazon mit weltweit mehr als 500.000 Partner-Home­ pages. Gegenüber dem SEM bietet das Af­ filiate-Marketing den Vorteil, dass nicht über den Click eines Besuchers abgerechnet wird, sondern nur dann eine Provision geleistet wird, wenn es zu einem Verkauf kommt – wenn ein messbarer Nutzen vorhanden ist. Um im Affiliate-Marketing erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen einige Re­ geln beachten – zum Beispiel die sorgfälti­ ge Auswahl der Partner, ein gutes PartnerManagement, faire Konditionen und klar

definierte Ziele. Firmen können dabei auf das Angebot des Partnerprogramm-Betrei­ bers SuperClix zurückgreifen. Der Vorteil für die Kunden ist das Full-Service-Angebot: Sie benötigen weder eine eigene Software noch eigene Abrechnungstools für Partner oder eigene Kontrolleure. In den Kinderschuhen hingegen stecken hierzulande die Corporate Twitter, Kurz­ nach­richtendienste von Unternehmen mit Botschaften von bis zu 140 Zeichen. Twit­ ter, auf Deutsch Geschnatter oder Gezwit­ scher, wird bislang nur von wenigen der

DAX-30-Unternehmen eingesetzt. Eine der Ausnahmen ist die T-Mobile GmbH, die Produktstarts, aber auch Events per Twitter begleiten lässt. In den USA werden Corpo­ rate Twitter von großen Unternehmen wie General Motors, Starbucks, Bur­ger King oder Dell bereits umfangreich genutzt. In der Krise setzen sich Ins­trumente durch, die hohe Effizienz und Mess­barkeit versprechen. Hier sind On­line-MarketingStrategien wie SEM, SEO und AffiliateMarketing zu nennen, mit denen sich das Kaufverhalten beeinflussen lässt.

Mit dem richtigen Mix zum Erfolg WERBUNG Trotz Wirtschaftkrise wächst der europäische Online-Werbemarkt auch in den nächsten Jahren. Harter Kampf um die Aufmerksamkeit der Internetnutzer. Der Online-Werbemarkt verdankt ausgerechnet der Wirtschaftskrise einen Wachstumsschub. So erhöhten die Analysten von Forrester Research kürzlich ihre Prog­nose für den Anteil des Online-Marketings am ge­samten europäischen Werbemarkt von bisher 12,6 Prozent auf 14,8 Prozent bis zum Jahr 2012. Und warum gewinnt gerade dieser Mar­ke­ tingkanal? Weil er dem Unternehmen mess­bare Erfolge bringt. Damit meine ich insbesondere das sogenannte performanceorientierte Online Marketing. Dazu gehört neben Suchmaschinenmarketing vor allem Affiliate-Mar­keting sowie ergebnisorientierte Bannerwerbung. Bei Bannerkampagnen ist die Auswahl des geeigneten Media-Netzwerkes von entscheidender Bedeutung. ValueClick Media gehört mit einer internationalen Reichweite von 130 Millionen Usern, das sind über 71 Pro­zent der gesamten Inter-

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net-Nutzer, zu den größten Anbietern in diesem Umfeld. Mit einer speziell entwickelten und marktführenden Optimierungsund Targetingtechnologie wird der Erfolg sichergestellt. Die Aufmerksamkeit des Internetnutzers ist hart um­kämpft. Wie kann man als Werbung treibendes Unternehmen dieser Herausforderung be­gegnen? Sich nur auf Suchmaschinen-Marketing zu verlassen, reicht meines Erachtens nicht aus. Entscheidend ist der Einsatz des richtigen Mixes der zur Verfügung stehenden Onlinemarketing-Kanäle. Durch eine übergreifende Steuerung und Optimierung aller Maßnahmen lässt sich das Marketingbudget effizient einsetzen. Für global expandierende Unternehmen hat Affiliate Marketing darüber hinaus auch eine strategische Komponente. Es ist das ideale Instrument, um relativ schnell und ohne großes Risiko ihr Vertriebsgebiet auszuweiten. ValueClick verfügt mit Commission Junction (CJ) über eines der größten Vertriebsnetzwerke weltweit. www.valueclick.de MARKETING Christian Geyer, General Ma­nager von ValueClick Deutschland, empfiehlt ver­schie­ dene Onlinemarketingkanäle zu nutzen.


E-PAYMENT

Sicher shoppen – sicher zahlen

KONSUM Der Online-Handel erwartet in diesem Jahr ein deutliches Wachstum. An der virtuellen Kasse legt der Kunde besonderen Wert auf Vertrauen und Seriosität.

von Dominik Grollmann

W

eltweit zeigen im Internet die Kon­junkturpfeile steil nach oben: Die US-Marktforscher von E-Mar­ ­keter schätzen, dass die E-Commerce-Umsätze im vergangenen Jahr um 7,2 Prozent auf 136,8 Milliarden US-Dollar ge­wachsen sind. Die Deutschen gaben 2008 sogar 15 Prozent mehr Geld für im Internet gekaufte Waren und Dienstleistungen aus als noch im Vorjahr, meldete der Bundesverband des Deutschen Versandhandels (BVH). Ins­ge­ samt orderten Konsumenten Waren und Dienst­leistungen im Wert von 19,3 Milliarden Euro. Und auch für das Jahr 2009 stehen die Zeichen vergleichsweise gut: In den USA rechnen die Experten mit einem Umsatzwachstum von immer noch 4,1 Pro­ zent auf dann 142,4 Prozent. Auch deutsche Anbieter rechnen mit überdurchschnittlichen E-Commerce-Zuwachsraten. „Wir rechnen aktuell mit ei­ nem Wachstum des Versandhandels insgesamt zwischen zwei und drei Prozent“, schätzt Björn Seipel, Leiter für E-Commerce und Neue Medien im BVH. „Bezüglich des E-Commerce erwarten wir auch im schwierigen Umfeld derzeit ein Wachstum von mindestens zehn Prozent.“ So viel Optimismus kommt nicht von un­ gefähr. Denn das Thema Online kennt noch viele Wachstumstreiber. „Das ständig wach­ sende Warenangebot, komfortable Mög­lich­

keiten zur Preis- und Produktrecherche, Ser­ vices wie Paketverfolgung, direkte Abwick­ lung der Bezahlung im Internet und nicht zuletzt die Zeit- und Ortsunabhängigkeit sind entscheidende Faktoren“, meint Seipel. Aber nicht nur die Attraktivität des WebShoppings wächst. Mit jedem weiteren zufriedenen Online-Shopper steigt auch das Vertrauen, das dem Ver­triebs­kanal entgegen­ gebracht wird. Wer ein­mal online einkauft, wird zum Wie­der­holungstäter. Die wichtigste Grundlage eines jeden Geschäfts, egal ob es im Internet oder in der realen Welt getätigt wird, bleibt jedoch immer dieselbe: Es geht um Vertrauen. Im In­ ternet wird dies besonders deutlich, wenn es an der virtuellen Ladentheke ans Eingemachte – sprich: ans Bezahlen – geht. Online-Händler, die die falsche Bezahlart bieten, müssen mit erheblichen Umsatzeinbußen rechnen. Auf bis zu 79 Prozent schnellt die Kaufabbruchquote, wenn lediglich die sehr strikte Bezahlart „Vorkasse“ angeboten wird, hat das auf elektronischen Handel spezialisierte Institut ibi Reasearch der Uni­ versität Regensburg gemessen. Grund: Der Kunde muss dem Händler einen erheblichen Vertrauensvorschuss entgegenbringen. Außerdem verliert der Kauf an Attraktivität, weil sich der Versand der Ware um die Dau­er des Zahlungslaufes verzögert. Erstaunlicher­ weise führt aber auch das andere Extrem,

die vermeintlich besonders kundenfreundliche Bezahlung auf Rechnung, nicht immer zum Erfolg. Zum einen benachteiligt sie den Händler, der ein hohes Risiko trägt. Zum anderen ist die Bezahlung per Rechnung auch für den Kunden oft gar nicht so bequem, wie es zunächst scheint. Gerade bei kleineren Beträgen ist es lästig, nach der Bestellung einen kryptischenVerwendungs­ zweck in einen Überweisungsträ­ger einzutragen, PIN und TAN fürs Home­banking he­rauszusuchen oder den Auftrag auf Papier zur Bank zu bringen. Aber nicht nur die Höhe des Betrages entscheidet darüber, welche Bezahlart besser funktioniert. Oft sind auch Vorlieben des Nutzers ausschlaggebend. Ein erfahrener „Onliner“ hat ganz andere Komfortansprüche als ein „Newbie“, der sich an die Sache erst noch herantasten muss. „Im Internet sind Käufer flexibel: Fehlt das gewünschte Zahlverfahren, wird der Einkauf abgebrochen und bei einem anderen Händ-

WACHSTUM Björn Seipel vom Bundesverband des Deut­ ­schen Versandhandels e.V. sieht auch in diesem Jahr gute Zeiten für den Versand­handel.

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E-PAYMENT

VERDOPPELT 12 Millionen Kunden wickelten im vergangenen Jahr ein Volumen von 900 Millionen Euro mit ClickandBuy ab. „Unsere Kunden wollen nicht bei jedem Händler ihre Zahlungs­daten hinterlassen“, weiß Charles Fränkl von ClickandBuy.

ler getätigt“, weiß Manfred Krüger, Vorsitzender der Geschäftsleitung des Frankfurter Payment Service Provider ConCardis, der für zahlreiche Shops die Onlinezahlungen abwickelt. Händler sollten daher unbedingt mehrere Zahlarten anbieten. Unterm Strich lohnt sich der Aufwand fast immer. Auch Untersuchungen legen nahe, dass jede zusätzliche Zahlart die Umsätze steigen lässt. Wird nur ein Bezahlverfahren angeboten, vollenden lediglich 60 Prozent der Online-Käufer ihre Bestellung. Beim Angebot von drei und mehr Zahlungsverfahren ließe sich die Konversionsrate gegenüber nur einem Angebot um etwa 20 Prozent steigern, schreiben die ECommerce-Experten von ibi Research. Aus Kunden­sicht sprechen meist nicht nur Kom­ fortgründe, sondern auch Sicherheitsaspekte für die von ihm präferierte Zahlart. Die meis­ ten Konsumenten geben in entsprechenden Umfragen an, dass die Sicherheit ein wich-

tiges Kriterium bei der Auswahl des Zahlungsmittels ist. Das international beliebteste Zahlungsmittel, die Kreditkarte, konn­ te in diesem Punkt in den vergangenen Jah­ ren deutlich Boden gutmachen. Zum Beispiel wurde von den Kreditkarten-Organisationen der Prüfstandard PCI-DSS (Payment Card Industrie Data Secu­rity Stan­dard) heraufgesetzt. Das Verfahren ist seit Januar 2008 für alle Dienstleister und Händler, die Kreditkartendaten verarbeiten, verbindlich. „Kreditkarten könnten zwar aus tech­no­lo­ gischer Sicht mit stär­ke­ren kryptologischen Mechanismen ausgestattet werden, durch die zusätzlichen vorgegebenen Rahmenbedingungen stellen sie jedoch aus Kundensicht akzeptable Zah­lungsmittel mit gutem Schutz gegen Missbrauch dar“, lobt Isabel Münch, Referatsleiterin IT-Sicherheitsmanagement und IT-Grundschutz beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, die neue Technik.

Dass die Plastikkarte nicht nur praktisch, sondern auch sicher ist, hat sich beim Verbraucher offenbar herumgesprochen. Wie der „Pago Report 2008“ des gleichnamigen Payment-Dienstleisters zeigt, stieg der Anteil der Transaktionen, die mit der Plastikkarte beglichen wurden, in einem Jahr von 28 auf 36 Prozent. Die zusätzliche Sicherheit freut auch die Händler: Zwar berichten noch 17 Prozent bei mehr als zwei Prozent ihrer Transaktionen über Zahlungs­ störungen wie Rückbuchungen oder fehler­ hafte Autorisierungen. Beim Löwenanteil (45 Prozent) liegen diese Probleme jedoch im Promillebereich zwischen 0 und 0,1 Pro­ ­zent, hat ibi Research ermittelt. Für die Händler außerdem bequem: Sie registrieren sich über einen Payment Service Provider wie ConCardis, der eine Online-Schnitt­ stelle zur Verfügung stellt und damit die gesamte Transaktion abwickelt. Auch wenn die Kreditkarte als Zah­lungs­mittel immer

Sicher zahlen an der virtuellen Kasse … E-PAYMENT Kunden erwarten Sicherheit und verschiedene Zahlungsverfahren im Web. Herr Krüger, wieso ist die Auswahl der Be­ zahlvarianten für Web-Shops so wichtig? Im Internet sind die Käufer heute sehr flexibel: Denn fehlt beispielsweise beim geplanten Online-Einkauf das gewünschte Zahl­ver­fah­ren, wird der Einkauf schnell abgebrochen und schließ­lich bei einem anderen Händler getätigt. Lassen sich solche Kaufabbrüche vermeiden? Zumindest lassen sich solche Kaufabbrüche deutlich reduzieren. Wir achten daher bei den angebotenen Zahlungslösungen auf eine breite Akzeptanz durch den Endkunden und gleich­ zeitig auf ein geringes Ausfall­risiko für Händler.

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So bietet ConCardis neben der Akzeptanz von verschiedenen Karten auch PayPal, Sofort­über­ weisung, giropay oder Internet-Last­schrift an. Und das Thema Sicherheit? Die Sicherheit ist im Web das A und O, denn es gilt, das Ver­trauen der Kunden zu gewinnen. Unsere E-Pay­ment-Lösung PayEngine bietet daher alle wichtigen Sicher­heits­funk­tio­nali­tä­ ten beim Online-Shopping. Gerade kleine Händler entdecken das Internet. Was raten Sie ihnen? Für alle, die ins Web starten, ist die PayEngine ideal: mit ge­ringen Startinvestitionen bei maxi­maler Flexibilität und Ska­lierbarkeit. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.payengine.de

VERTRAUEN Manfred Krüger, Vorsitzender der Geschäftsführung der ConCardis GmbH: „Es gilt, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen.“


E-PAYMENT

SICHERHEIT Das international beliebteste Zahlungsmittel, die Kreditkarte, wird auch bei InternetTransaktionen zunehmend verwendet.

beliebter wird, bleibt sie nicht der Weisheit letzter Schluss. Schon allein deshalb nicht, weil eine große Nutzergruppe zum Beispiel auf Grund mangelnder Bonität von diesem Zahlungsmittel ausgeschlossen ist. Viele Ex­ perten rechnen daher mit einem starken An­ stieg von sogenannten Prepaidcards, vorausbezahlten Wertkarten, wie sie der österreichische Anbieter Paysafecard in 16 europäischen Ländern anbietet. Marktführer Paysafecard wickelte im vergangenen Jahr immerhin schon 15 Millionen Bezahlvorgänge ab, Tendenz stark steigend. Gute Noten in Sachen „gefühlte Sicherheit“ erhalten von den Verbrauchern aber auch dedizierte Onlinezahlungsmittel. Sie werden sogar noch deutlich besser als Kreditkarten bewertet. Einer der bekanntesten und ältesten Anbieter im europäischen Markt ist ClickandBuy. Das Verfahren ist mit dem Bezahlen von Kleinstbeträgen, wie etwa für Zeit­schriftenartikel, groß geworden. Inzwischen hat sich ClickandBuy aber auch als Zahlungsmittel für die Onlinehändler positioniert und konnte allein im vergangenen Jahr mit rund 12 Millionen Kunden und 14.000 Händ­lern ein Volumen von rund 900 Millionen Euro abwickeln – doppelt so viel wie im Vorjahr. ClickandBuy fungiert dabei genau wie Wettbewerber PayPal als eine Art Clearingstelle: Gegenüber dem Kun­ den rech­net das Unternehmen auf vielfältigste Weise ab, akzeptiert Lastschrift, Kreditkarte und Bankeinzug und führt auch Guthabenkonten. „Unseren Kun­den ist es angenehm, dass sie nicht bei jedem Händler ihre Zahlungsdaten hinterlegen müssen“, so Charles Fränkl, CEO von ClickandBuy. Gegenüber dem Händler bie­tet das Unternehmen den Vorteil, die Zah­lungshistorie der Kunden genau zu ken­nen. Ausgeklügelte Mechanismen zur Betrugserkennung warnen den Händ­ler, wenn verdächtige Trans­

„Bezahlen mit dem Handy“ E-COMMERCE Vodafone Deutschland präsentiert ein neues Zahlungssystem fürs Mobiltelefon. Jochen Bornemann, Leiter Marketing Wholesale, erläutert die Vor­teile. Wie gewährleistet mpass die Sicher­ heit des Zahlungsvorgangs? Viele Menschen sind nicht bereit, Kre­ ditkarten- oder Girokontonummer über das Web zu übertragen. Bei mpass muss der Kunde lediglich seine HandyNummer und seine PIN zur Authen­ti­fi­ zie­rung eingeben. Die Autorisierung der Zahlung erfolgt mittels einer SMS. Ge­zahlt wird der Rechnungsbetrag dann im Last­schrift­ver­fah­ren. Welche Vorteile bietet mpass einem Online-Shopanbieter? Mit der Implementierung von mpass bietet der Händler einen schnellen und sicheren Bezahlservice, von dem sich insbesondere Kunden angesprochen fühlen, denen bisherige Bezahl­verf­ah­ ren im Web unsicher erscheinen. Kauf­ abbrüche werden mit mpass entsprechend reduziert. mpass bietet dem Händler darüber hinaus ein hohes Kundenpotential: über 14 Millionen vorregistrierte Ver­tragskunden von Vodafone und O2 können mit mpass schnell, sicher und bequem einkaufen. Aber auch für Prepaid-Kunden und Kunden anderer deutscher Mobilfunk­ unter­neh­men mit deutschem Girokonto ist das Bezahlsystem nach einmaliger Anmel­dung verfügbar. Planen Sie neben den Online-Shops weitere Bereiche, in denen Kunden mit mpass zahlen können?

BEZAHLSERVICE Jochen Bornemann ist über­zeugt: „mpass wird das universelle Zahl­ verfahren der Mobilfunkindustrie werden.“

Mit mpass werden zukünftig auch Zah­ lungen am stationären PoS vorgenommen werden können. Dazu gibt es auch bereits erste Pilotprojekte bei Vodafone, an denen gearbeitet wird. Verschiedene Techniken, wie z.B. das Bezahlen mit dem Handy an der Kasse, werden getes­tet. mpass wird das universelle Zahlverfahren der Mobil­funk­industrie werden, das den Kunden mit dem Handy statt der Brieftasche durch den Alltag begleitet. Ab voraussichtlich März diesen Jahres können Prepaid Kun­den von Vodafone und o2 über mpass Guthaben aufladen. Weitere Informationen unter: www.mpass.de GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

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E-PAYMENT KREDITKARTEN Als „akzeptables Zahlungsmittel mit gutem Schutz gegen Missbrauch“ lobt Isabel Münch vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik das „Plastikgeld“.

aktionmus­ter ausgeführt werden. Der Händ­ ler wird dann darauf hingewiesen, dass eine restriktivere Zahlungsart gewählt werden sollte. Es kommt daher selten zu Zahlungsausfällen, eine Zahlungsgarantie gibt es aber nicht. Wer die will, muss zu Bezahlarten wie Giropay oder Sofortüberweisung greifen. Dabei handelt es sich um Verfahren, die überprüfen, ob der Kunde bei seiner Bank eine Online-Überweisung durchgeführt hat. Im Prinzip leistet der Kunde eine Vorauszahlung, der Händler bekommt jedoch sofort eine Zahlungsbestätigung.

Ebenfalls auf Zahlungsgarantie setzt der Mannheimer Anbieter iClear, der aber einen ganz eigenen Weg geht und als einziger Payment-Provider einen Treuhandser­vice bietet: Der Kunde leistet eine Vorauszahlung an iClear, das Unternehmen bestätigt dem Händler den Zahlungseingang, der nun die Ware verschicken kann. Sobald der Kun­ de den Erhalt des Paketes erklärt hat, wird die geleistete Zahlung an den Händler weitergeleitet. So groß die Vielfalt der OnlineZahlungsmittel derzeit ist, so groß sind die Potentiale für die Zukunft. Der prosperie-

rende E-Commerce-Markt führt zu einem regelrechten Boom der Payment-Verfahren. Viele Anbieter haben sich inzwischen mit E-Bank-Lizenzen ausgestattet und arbeiten daran, ihren Kunden auch Ratenkauf anzubieten. Und auch das Handy lockt als virtuelles Portemonnaie. Vodafone setzt nun wieder auf den täglichen Begleiter. Ein mpass getauftes Bezahlverfahren soll auf breiter Front etabliert werden. Bezahlt wird dann mit der Handynummer und einer PIN, außerdem muss die Zahlung per SMS autorisiert werden.

Das „Bargeld“ für die Online-Zahlung DATENSICHERHEIT Michael Müller, Chief Executive Officer der paysafecard GmbH, erläutert im Interview die be­son­ deren Vorzüge der Wertkartenabwicklung. Seit dem Jahr 2000 geben Sie paysafecard, eine Prepaid­ karte für Online-Zahlungen, heraus. Was unterscheidet Ihr Bezahlsystem von anderen ePayment-Lösungen? Bei der Entwicklung von paysafecard war es unser Ziel, OnlineZahlungen so einfach und sicher zu machen wie mit Bargeld. Durch diese Technologie haben Nutzer die Möglichkeit, im Internet einzukaufen, ohne persönliche Daten preiszugeben. Sie müs­sen nicht einmal ein Konto besitzen, da die Prepaidkarte bar erworben werden kann, beispielsweise in Drogerien oder Tank­ stellen. Auf diese Weise ist der Konsument vor Daten­miss­brauch geschützt und behält den Überblick über seine Ausgaben. Welche Vorteile bietet paysafecard den Händlern? Händler profitieren in vielfacher Hinsicht. Durch die Einbindung von paysafecard werden neue Zielgruppen erschlossen: Kunden, die mangels Kreditkarte oder Konto bisher keine Zahlungen im Internet vornehmen konnten oder die ihre persönlichen Daten, Bankverbindung oder Kreditkartennummer nicht im Internet bekannt geben wollen und daher bislang auf Online-Käufe verzichtet haben. Die Integration von paysafecard ist unkompliziert und kann den Umsatz eines Webshops um bis zu 30 Prozent

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INTERNET „Mit der paysafecard ist das Bezahlen im Internet so sicher wie im Geschäft“, versichert Michael Müller, CEO von paysafecard.

steigern. Durch das Prepaidsystem gehen darüber hinaus Händler kein Risiko ein, da Zah­lungsausfälle ausgeschlossen sind ebenso wie Rück­ab­wick­lungs­kosten. paysafecard hat bereits stark expandiert. Welche Pläne gibt es für eine weitere Internationali­sie­rung? Es ist uns gelungen, paysafecard in allen europäischen Kern­ märkten erfolgreich zu etablieren. Wir sind derzeit in 16 Ländern präsent und arbeiten kontinuierlich daran, unsere Verbreitung weiter auszubauen, in Europa und 2009 erstmals außerhalb Europas. Infos unter: www.paysafecard.com


LIECHTENSTEIN

Steuerflüchtlinge blitzen ab

LIECHTENSTEIN Die Banken des Fürstentums positionieren sich als innovative Finanzinstitute sowie dynamische Nischenplayer mit europäischem Format.

von Kornelia Pfeiffer

H

ierzulande meinen viele, Liech­ten­ stein sei ein Staat, wo über­all Brief­ kästen von Scheinfirmen hingen und man am Finanzamt vorbei Geld bun­kern kann. Allein schon die Tatsache, dass ein so winziger Staat seit dem Heiligen Römi­ schen Reich unversehrt blieb, wirkt kurios. Dass sich der Zwergstaat mit 35.000 Ein­ wohnern mitt­ler­weile zu einem modernen und leistungsfähigen Industriestandort ver­ wandelt hat, das weiß jedoch kaum jemand. Und dass sich der Finanzplatz seit einigen Jahren in einem großen Reformprozess be­ findet, das zu wis­sen, ist noch wenig oppor­ tun angesichts des Drucks aus Deutschland sowie der EU auf das Bank­geheimnis und des zur­zeit arg angekratzten Liechtenstei­ ner Images. Seit Deutschland vor einem Jahr im bis­ lang wohl größten Steuerskandal begann Steuer­flüchtlinge abzustrafen, sitzt Liech­ tenstein im Schwitzkasten. Brav vorgetrage­ ne Fakten, warum man sich nicht als Steu­er­ oase, sondern vielmehr als Vermögensoase sieht, richten wenig gegen laute Medienschel­ te aus. Angefangen hat alles mit der Verhaf­ tung Klaus Zumwinkels, der sein Geld am Fiskus vorbei in einer Liech­tensteiner Stif­

tung geparkt hatte. Das hat es für die Finanz­ industrie aufwändiger gemacht, neue Kun­ den zu gewinnen. Bank-, Fonds- und Versi­ cherungsplatz müssen sich anstren­gen, ver­ stärkt Pluspunkte in die Waag­schale zu wer­ fen. Einer ist sicherlich, dass nur von Liech­ ten­stein aus sowohl der EU-Binnenmarkt als auch der Schweizer Markt zu errei­chen

WETTBEWERB „Privatbanken legen besonderen Wert auf den Schutz der Privatsphäre“, hebt Michael Lauber, Geschäftsführer Bankenverband Liechtenstein, hervor.

sind. „An­dererseits ist im Bereich der Pro­ duktgestaltung viel Raum für Flexibilität und Individualität gegeben“, ergänzt Alex­ ander T. Skrei­ner, Mitglied der Ge­schäfts­ leitung der Le­bens­versicherungs­ge­sell­schaft Wealth Assurance AG in Vaduz. Wie überall gibt es auch in Liechtenstein Marktteilnehmer, die Produkte und Dienst­ leistungen liefern, die sich international be­ haupten können. Andere sind nun aufge­ fordert, ihr Geschäftsmodell zu verändern. So werden die Treuhänder auf dem interna­ tionalen Parkett steuerkonforme Lösungen finden müssen. Dasselbe gilt für das Liech­ tensteiner Stiftungsmodell. „Unser Plan für die Zukunft lautet, die Banken Liechten­ steins als innovative Finanzinstitute sowie dynamische Nischenplayer mit europäi­ sch­em Format zu positionieren“, formuliert es Adolf E. Real, CEO der VP Bank in Va­ duz, der drittgrößten Bank im Fürstentum. Wer heute zu einer Liechtensteiner Bank geht mit dem Wunsch Steuern zu hinterzie­ hen, der blitzt ab. Zugleich aber schie­­ßen deutsche und EU-Politiker mit Ka­nonen auf Spatzen: In Liechtenstein werden gera­ de mal drei Prozent der weltweiten Off­ shore-Vermögen verwaltet. Rund 200 Mil­ liarden Franken Kundenvermögen such­ten die 15 Banken 2008 im Fürs­tentum zu meh­ ren, gerade mal so viel wie eine mittelgro­ ße Schweizer Bank. Mittlerweile treffen in­ ternationale Finanzkrise und Rezession die Exportindustrie im Kleinstaat nicht minder hart als anderswo. Die Turbulenzen an den Börsen wirken sich auch auf die Perfor­ mance der Privatbanken aus. Der Wettbewerb wird schär­fer, seit in­ ternational auch Banken, Spar­kassen und Vermögensverwalter das Private Banking entdeckt haben und auf dem Markt mit­ spielen. Das Modell unabhängiger Privat­ banken erweist sich aber gerade in Liech­ GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

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LIECHTENSTEIN

Vertrauen in bewegten Zeiten GRUNDWERTE Liechtensteins Banken sind stabil. Eine gesunde Eigenkapitalbasis hat sich ebenso als vorteilhaft erwiesen wie die Strategie, kein Investmentbanking zu betreiben und eine defensive Kre­ ditvergabepolitik zu verfolgen. Ein Gastbeitrag von Adolf E. Real, CEO der VP Bank Gruppe.

LIECHTENSTEIN Seit Jahrhunderten spricht po­litische Stabilität für den Finanzplatz.

Seit 14 Jahren ist Liechtenstein, der Fi­ nanzplatz im Herzen Europas, Mitglied im Europäischen Wirtschaftsraum EWR. Die damalige Entscheidung zum Beitritt war wegweisend und es zeigt sich, dass letzt­ end­­lich alle Finanzplatzteilnehmer davon profitieren. Die Ereignisse des abgelaufe­ nen Jahres 2008 standen im Zeichen der Kri­ se: Subprime-Krise, Steuerkrise, Finanz­platz­ kri­se, Öl­preisschock, Inflationskrise, Welt­ wirt­schafts­krise. In diesen bewegten Zei­ten gewinnt ein Be­griff wieder an Bedeutung, der schon fast in Vergessenheit geraten zu sein schien: Vertrauen. Für einen Finanzplatz wie Liech­ten­ stein, aber auch für eine Privatbank ist Ver­ trauen der zentrale Wert, um erfolgreich zu sein. Den Banken im Lande wird es gelin­ gen, auch in diesen schwierigen Zei­ten rasch und flexibel auf Ver­än­de­run­gen zu rea­gie­ ren. Die Wege der kurzen Ent­schei­dung­en begünstigen diese Re­ak­tio­nen, die essen­tiell sind, um sich im in­ter­nationalen Umfeld zu bewähren. Die Banken Liech­ten­steins kön­ nen sich als Teilnehmer des globalen Ban­ ken­sys­tems den Auswirkungen der Finanz­ markt­kri­se nicht komplett entziehen. Das Vertrauen in die Finanz­ins­ti­tu­te Liechten­

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steins ist jedoch stark, da auch die Banken stabil und liquide sind. Dazu gehört eine gesunde Eigenka­pital­basis, die bei den drei großen Banken zwischen 13 und gut 20 Prozent liegt – international gefordert sind acht Pro­zent. Die Strategie, traditionell kein In­vest­ment­ba­n­king zu betreiben und eine defensive Kreditvergabe­po­litik zu verfol­ gen, hat sich insbesondere in Krisenzeiten als vor­teilhaft erwiesen. Dieses konserva­ tive Ge­­schäfts­­modell bedeutet ver­gleichs­ wei­se we­niger Ri­siko für Anleger, deren Ein­la­gen in Liech­­­tenstein sicherer sind als an an­deren Fi­nanzplätzen. Die kommenden Jahre halten für uns weitere Überraschungen und rasante Ent­ wick­lungen bereit. Das betrifft nicht nur das kleine Fürstentum Liechtenstein, son­ dern ganz Europa, das um seine Stellung in der Welt – politisch wie wirtschaftlich – kämpfen muss. Paral­lel dazu wächst eine neue Generation von Bankern und Kunden heran, die über neue Wertvorstellungen, dif­ fe­renzierte Erfah­run­g­en und spezifische Aus­bildungen verfügen. Für all diese Ent­ wicklungen müssen wir schon heute gerüs­ tet sein. Erfolge der Vergangenheit sind kein Garant für zu­künf­tige Entwicklungen.

Dieser Satz – meist als Fußnote bei Per­ formance­berich­ten angeführt – gewinnt immer mehr an Bedeutung. Selbst große Player der Wirt­schaft ge­raten ins Taumeln oder ver­schwin­den gar von der Landkarte, andere können sich nur mit staatlicher Hil­ fe retten. Hier ist es unser Anspruch, ein ver­ trauenswürdiger, verlässlicher und starker Part­ner zu sein und zu bleiben. Der Kun­de von morgen erwartet ein berechenbares Fi­ ­nanz­in­stitut, exzellent ausgebildete Be­ra­ter, kons­tante Ansprechpartner und stabile Ver­ hältnisse. Der für dieses Jahr geplante EU-Re­form­ ver­trag soll Europa leistungsfähiger gestal­ ten. Dieser Auftrag gilt auch für Liechten­ stein als EWR-Mitglied. Fi­nanz­plätze fol­ gen den Mechanismen und An­for­derungen der globalen Märkte, und wir leisten unse­ ren Beitrag zu einem mehr und mehr inte­ grierten Markt in Europa. Weitere Informationen finden Sie unter: www.vpbank.com

WERTE Adolf E. Real, CEO der VP Bank Gruppe und Präsident des LBV: „Für einen Finanzplatz wie Liech­ tenstein ist Vertrauen der zentrale Wert.“


LIECHTENSTEIN

WACHSTUM Klar nach oben zeigen die Daten der Banken in Liechtenstein. Bilanzsummen, Jahresgewinn, Eigenmittel sowie das verwaltete Vermögen stiegen in den vergangenen Jahren kontinuierlich an.

tenstein auch als besonders stabil. Das be­ tont Michael Lauber, Geschäfts­führer des liech­tensteinischen Bankenverban­des: „Die Ban­ken weisen eine überdurchschnittlich hohe Eigenkapitalquote auf und verfügen über Re­serven, die ihnen im gegen­wärtig schwie­rigen Marktumfeld die nötige Stabi­ lität ver­leihen. Sie zeichnen sich durch eine konser­vative Anlagestrategie aus und legen be­son­­deren Wert auf den Schutz der Privat­ sphäre“, erklärt Lauber. In einer Zeit, in der es – vom genetischen Code bis hin zur Finanzinformation fast

Liechtensteiner Banken machen gute Geschäfte Bilanzsumme

2004

2005

2006

2007

34.205

38.176

43.377

49.694

Jahresgewinn

424

743

627

722

4.493

4.899

5.241

5.443

106.989

126.804

160.925

171.398

Eigenmittel Verw. Vermögen

Quelle: Liechtensteinischer Bankenverband

nichts mehr gibt, worauf Private und Staat nicht zugreifen können, hält Liechtenstein am Wert der Privatheit fest. Gleichwohl schließt sich das kleine EWR-Land auch der internationalen Entwicklung an. Es folg­­ te wirtschaftlicher Logik, als es im Dezem­ ber des vergangenen Jahres ein Steu­­er­in­ formationsabkom­men mit den USA ab­ schloss, womit Liechtenstein Amtshilfe in „betrügerischen Fällen von Steuerhinterzie­ hung nach US-Recht“ leistet. So hofft man auch, den Ruf bei der OECD zu verbessern, die Liechtenstein im­

mer noch auf der Liste der „unkooperati­ ven Steuerparadiese“ führt. Abschotten war gestern, Kooperation in Steuerfragen ist heute. Außer mit den USA hat Liechtenstein auch mit der Euro­ päischen Union verhandelt und ein Antibe­ trugsabkommen abgeschlossen. Zwar will die EU noch mehr, zum Beispiel über Zu­ gang zu Informationen bei Stiftungen und Trusts nachverhandeln. Liechtenstein ist da­ mit mitten drin im Prozess, internationale Lösungen bei Steuerfragen zu unterstützen, ohne das Bankgeheimnis aufzugeben.

Raum für Flexibilität LEBENSVERSICHERUNG Dr. Ale­xan­der T. Skrei­ner, Head of Business Develop­ment & Mar­ke­ting, stellt im Interview mit GlobalManagement die Wealth-Assurance AG vor. Welche Vorteile ergeben sich für die Wealth Assurance AG durch Ihre Niederlassung in Liechtenstein? Am Finanzplatz Liechtenstein finden wir zum einen eine EUkonforme Aufsichtsgesetzgebung vor. Andererseits ist im Be­­ reich der Produktgestaltung viel Raum für Flexibilität und In­­ dividualität gegeben. Und nicht zuletzt genießen wir den Zugang zu sämtlichen Märkten innerhalb der EU. Wodurch unterscheiden Sie sich von anderen Finanz­dienst­ leistern? Alleine im Managementteam führen wir mehr als 30 Jahre Er­­ fahrung im Segment der grenzüberschreitenden, steuerlich an­erkannten Lebensversicherungen zusammen. Das bietet kein anderes Unternehmen unserer Branche. Überdies sind wir un­­ ab­hängig von anderen Lebensversicherungen wie auch von Ban­­ ken und Vermögensverwaltern und damit ein Partner ohne Interessenskonflikte. Sind Ihre Produkte mit dem deutschen Recht vereinbar? Ja. Seit Juli 2008 beschäftigen sich die deutschen Behörden ja intensiv mit der Frage der steuerlichen und rechtlichen An­­er­

kennung von fonds- bzw. vermögensverwaltenden Versiche­ rungs­policen. Mit dem Jahressteuergesetz scheinen die Rah­men­ bedingungen nun festzustehen. Wir haben attraktive Lösungen entwickelt, die den neuen Anforderungen entsprechen und den­ noch die Vorteile Liechtensteins nicht aus den Augen verlieren. Angesichts der globalen Finanzkrise: Welche Sicherheiten bietet die Wealth Assurance AG ihren Kunden? Eine Liechtensteinische Lebensversicherung unterliegt der Kon­ trolle durch die Finanzmarktaufsicht. Zudem sind die Ver­mö­ gens­­werte im Deckungsstock vom normalen Betriebsvermögen der Gesellschaft getrennt – für einen bestmöglichen Schutz der Vermögenswerte in der Police. www.wealth-assurance.com GLOBALMANAGEMENT 2/ 09

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visAvis economy

als Beilage in der FINANCIAL TIMES Deutschland

Redaktionsschluss: 03.04.2009 • Wirtschaftskanzleien • Mittelstandsfinanzierung • Transport&Verkehr • Britische Policen • Osteuropainvestments

INVEST IN EUROPE „Good Old Europe“ hat in der internationalen Wirt­ schaft immer noch einen sehr guten Ruf. Mehr denn je haben sich in den letzten Jahren Investoren aus Asien und dem Mittleren Osten in westeuropäische Unternehmen eingekauft. Dieser Trend wird sich auch 2009 fortsetzen, denn für kapitalstarke In­ves­ toren sind die Einstiegsbedingungen derzeit ausge­ sprochen günstig. Besonders attraktiv sind Stand­ orte in Großbritannien, Frankreich, der Schweiz und Deutschland. Die kommende Ausgabe visAvis-Eco­ nomy beleuchtet in der Titelreportage „Invest in Europe“ erfolgreiche europäische Standorte und ihre Konzepte. Informationsmaterial und Themenpläne erhalten Sie telefonisch unter 0228/30794-0 oder im Internet: www.visavis.de


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