VISAVIS Economy 03/2011

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www.visavis.de • Ausgabe 3/2011

ECONOMY Restrukturierung

Kompetenz von draußen

Ein ne Sond Sonderv erverö eröffentlichung der VISSAVIS VIS Ve V rla l gsg gsgese e ells llscha chaft ft mbH im Ha Hande ndelsblat bla t

Qualifizierte InterimManager bringen angeschlagene Firmen zurück auf Kurs

n Gewissen investiere Anlage: Mit gutem

Erfolgsbericht

Emissionen: Geschäft mit dem Klimaschutz Bürowelten: Optimales Arbeitsumfeld

NACH HALT G KEIT

Fuhrpark: Umweltfreundlich Kosten senken IT-Security: Kommunikationswege schützen

Mit Innovationskraft und Ideenreichtum gestaltet der Mittelstand die Energiewende


EDITORIAL

Verantwortung zahlt sich aus NACHHALTIGKEIT Der deutsche Mittelstand profitiert von einer neuen Unternehmenskultur.

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ine grüne Welle rollt durch Deutschlands Führungsetagen. Immer mehr Unternehmen bekennen sich öffentlich zur Nachhaltigkeit, integrieren Umweltschutz und soziale Verantwortung ins Kerngeschäft und dokumentieren ihr Engagement in Form eines jährlichen Nachhaltigkeitsberichts. Sicher, einigen Firmen geht es dabei womöglich mehr um Imagepolitur als um den Schutz von Klima und Umwelt. Viele Unternehmen werden auch von den steigenden Erwartungen ihrer Stakeholder angetrieben. Medien und Aktionäre stellen unangenehme Fragen, viele Kunden wünschen umweltfreundlich erzeugte und fair gehandelte Produkte. Eine immer größere Rolle spielen Soziale Netzwerke und Blogs, über die sich Wut und Empörung oft lawinenartig im Internet ausbreiten. Druck erzeugt auch die Politik. Stichwort: Emissionshandel. Eines ist klar: Verantwortungsloses Handeln wird heute sofort abgestraft. Mit diesem Heft möchten wir zeigen: Nachhaltiges Handeln heißt erfolgreiches Wirtschaften.

Wer effizient mit den Ressourcen umgeht, spart Kosten. Und wer Mitarbeiter und Gesellschaft fördert, steigert Motivation und Reputation. Der Mehrwert durch Nachhaltigkeit ist enorm. Unternehmen, Umwelt und Gesellschaft profitieren gleichermaßen. Mehr möchten wir an dieser Stelle noch nicht verraten. Lesen Sie unsere Titelreportage ab Seite 10. Auch auf dem Börsenparkett hat sich längst herumgesprochen: Rendite und Verantwortung widersprechen sich nicht. Kein Wunder, dass nachhaltige Investments einen hohen Zulauf verzeichnen. Aktienindizes wie der Dow Jones Sustainability Index listen die vermeintlich nachhaltigsten Unternehmen. Mit dem Beschluss zur Energiewende wird die grüne Welle in Deutschland weitere Schubkraft erhalten. Gerade der innovationsfreudige Mittelstand kann hier zu den großen Gewinnern zählen. Allein im Bereich der erneuerbaren Energien wurden hierzulande in den vergangenen Jahren über 300.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Ihre Redaktion

Inhalt

TREIBHAUSGASE Welchen Beitrag leistet der Emissionshandel zum Klimaschutz? Und wie profitiert die Wirtschaft davon?

Magazin 2 Editorial; Kritik an EEG-Novelle; CSR-Strategien fürs Web 2.0; Innovationstag Mittelstand; Internate und mehr.

Nachhaltige Investments 24 Mutter Erde ist der interessanteste Substanzwert. Ökologische und ethische Geldanlagen rentieren sich mehrfach.

Titelthema 10 Nachhaltiges Wirtschaften zahlt sich aus. Der Mittelstand ist treibende Kraft der Energiewende.

Emissionshandel 28 Das Geschäft mit CO2-Rechten wächst. Welchen Beitrag leistet es zum Klimaschutz? Flottenmanagement 30 Umweltbewusstsein und Energieeffizienz spielen auch im modernen Fuhrparkmanagement eine immer größere Rolle. Restrukturierung 32 Externe Profis sind oft die beste Lösung, um ein Unternehmen zurück auf Kurs zu bringen.

Bürowelten 39 Ergonomie und Design: Moderne Büromöbel schaffen eine inspirierende Arbeitsatmosphäre. IT-Security 44 Attacken aus dem Netz werden immer dreister. Die Abwehr von Angriffen erfordert differenzierte Sicherheitsstrategien.

Verlag: VISAVIS Verlags GmbH; Marie-Curie-Str. 11-13, 53332 Bornheim; Tel.: 02227/ 9212 - 0, Fax: 02227/ 9212 - 10, Vanity: 07000 / visavis, E-Mail: visavis@visavis.de, www.visavis.de; Chefredaktion: Wolfgang Haselbauer; Schlussredaktion: Jens Voß; Geschäftsführer: Wolfgang Haselbauer (Vors.), Bernhard Haselbauer; Themen- und Projektleitung: Cornelia Hornschild, Oliver Hammel, Reinhard Krabbe, Dorothea Reinecke, Andreas Schnittker, Gabriele Gottsmann; Layout: Marcel Rohland, Michael Döhring; Bildmaterial: istockphoto.com, sxc.hu, Verbreitete Auflage: 106.000 Exemplare. Teilbelegung im Handelsblatt mit 103.000 Exemplaren; ISSN: 0942-8615; Konzeption und Marketing: newpublic communication Verwaltungsges. UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG; www.newpublic.org

IMPRESSUM

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MAGAZIN

Verbände kritisieren EEG-Novelle Den Atomausstieg und die damit verbundene Energiewende hat die Bundesregierung zum Anlass genommen, im Energiepaket auch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in einer Reihe von Punkten zu ändern und auf die veränderte Ausgangslage anzupassen. Dabei stößt der von dem Bundeskabinett jüngst beschlossene Entwurf bei den Verbänden auf ein überwiegend kritisches Echo. Sowohl Biomasse als auch die Windkraft und Photovoltaik müssen laut Entwurf ab dem 1. Januar 2012 mit einer Kürzung von öffentlichen Fördermitteln rechnen. Zu den einschneidendsten Neuerungen gehört unter anderem die Tatsache, dass deutlich mehr Unternehmen von der EEG-Umlage befreit werden sollen als bisher. „Damit würden die Kosten für den notwendigen Umbau der Energieversorgung auf immer weniger Schultern verteilt – mit der Folge, dass die EEG-Umlage unnötig steigen wird“, warnt Dietmar Schütz, Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energien. „Gleichzeitig sollen innovative Ökostromprodukte nach den Plänen der Regierung mit einem Aufschlag belastet und damit unattraktiv werden.“ Auch der Bundesverband Windenergie (BWE) sieht den Gesetzesentwurf kritisch. Die EEG-No-

Verkehrssektor |

velle sehe „nach wie vor massive Einschnitte bei der Vergütung von Windenergie an Land“ vor, moniert BWE-Präsident Hermann Albers. „Das geht nicht nur zu Lasten der Klimaziele, sondern auch zu Lasten der Verbraucher. Denn die Windenergie an Land ist die kostengünstigste Erneuerbare Energie und hat in Deutschland das größte Potenzial. Sie auszubremsen bei gleichzeitigem Atomausstieg ist paradox.“ Albers kritisiert zudem, die Bundesregierung habe bislang nur den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Von einem echten Einstieg in Erneuerbare Energien könne jedoch keinesfalls die Rede sein. Ähnliche Töne schlägt auch der Bundesverband Solarwirtschaft an. Insbesondere der Abbau des finanziellen Anreizes zum Eigenverbrauch von selbst erzeugtem Solarstrom stößt auf Widerstand: „Jede Kilowattstunde Solarstrom, die am Erzeugungsort verbraucht wird, verringert den Ausbaubedarf der Stromnetze. Es ist daher unverständlich, dass die Anreize zum Eigenverbrauch selbst erzeugten Solarstroms zusammengestrichen werden sollen“, kritisiert Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. Die Diskussion ist noch nicht vorbei: Jüngst forderte der Bundesrat nun Nachbesserungen im EEG.

Auftakt für bessere Energieeffizienz

Der Trend zu mehr Energieeffizienz und zu einer verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien macht auch vor dem Verkehrssektor nicht halt. Dieser spielt eine herausragende Rolle im Energiepaket des Bundeskabinetts, zeichnet er doch für 30 Prozent des Energieverbrauchs und 20 Prozent aller CO2-Emissionen verantwortlich. „Der Verkehrssektor muss künftig einen größeren Beitrag

zur Reduktion der Treibhausgas-Emissionen leisten“, so Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung Deutsche Energie-Agentur GmbH. Im Rahmen der Auftaktkonferenz für die „Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie“, die im Juni in Berlin mit über 300 Teilnehmern stattfand, erklärte Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr: „Wenn wir auch in

Zukunft bezahlbare Mobilität ermöglichen wollen, müssen Verkehre nachhaltig und effizient organisiert werden. Mit unserer ‚Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie‘ wollen wir diesen Wandel aktiv gestalten.“ Der Fokus liegt hier vor allem auf alternativen Kraftstoffen und innovativen Antriebstechnologien. Bis 2050 soll der Energieverbrauch um 40 Prozent gesenkt werden.

EMISSIONEN Dena-Chef Stephan Kohler mahnt, der Verkehrssektor müsse künftig einen größeren Beitrag zur Reduktion der schädlichen Treibhausgase leisten. VISAVIS ECONOMY

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CSR-Strategien fürs Web 2.0 Tue Gutes und rede darüber. Für viele Unternehmen leichter gesagt als getan, vor allem wenn es um darum geht, das Firmenengagement in den Bereichen Nachhaltigkeit und Verantwortung erfolgreich auf Social-Media-Plattformen zu kommunizieren. Zu diesem Fazit kommt eine von der Kölner Unternehmensberatung BetterRelations durchgeführte Studie. Insgesamt fallen die Ergeb-

Veranstaltung |

IMPULSE Mit dem Innovationsprogramm ZIM will das Wirtschaftsministerium die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen nachhaltig unterstützen.

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nisse der Untersuchung mit dem Titel „CSR 2.0 – CSR Kommunikation & Facebook.com“ ernüchternd aus: Von den 100 befragten Unternehmen unterhielten lediglich 36 eine Fanpage bei Facebook. Keines dieser Unternehmen widmet dem Thema Corporate Social Responsibility (CSR) einen eigenen Abschnitt auf der Fanpage, von einer CSR-Strategie oder Leitlinien ganz zu schweigen. Die Ansprüche, die heute an professionelle Nachhaltigkeitskommunikation gestellt werden, etwa Transparenz und Fortschrittskommunikation, erfüllt keines der untersuchten Unternehmen. Auch wenn die Autoren der Studie aufgrund der Komplexität des Themas keine allgemeingültige Handhabe für eine gelungene CSR-Kommunikation bieten können, so benennen sie doch einige Faktoren, die beachtet werden sollten. Die Grundvoraussetzung ist ein professioneller Fanpage-Auftritt, der einen offenen Kommunikationsrahmen hat und den Usern Mitgestaltungsmöglichkeiten gibt. Es reicht nicht mehr aus, hin und wieder Neuigkeiten zu verbreiten. Statt des oftmals praktizierten „Rapportablegens“ über die CSR-Aktivitäten müssten die Unternehmen verstärkt auf Personalisierung und Interaktion setzen. Weitere Infos unter: www.betterrelations.de

Innovationstag Mittelstand

Innovationen brauchen Kooperationen. Diesem Leitspruch folgend, unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie mit dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) gezielt die Forschung und Entwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen sowie in industrienahen Forschungseinrichtungen. Seit Programmstart im Jahr 2008 wurden für bundesweit fast 13.000 FuEVorhaben Fördermittel in Höhe von rund 1,6 Mrd. Euro bewilligt. Die Ergebnisse dieser Initiative können auf dem 18. Innovationstag Mittelstand am 30. Juni in Berlin begutachtet werden. Die Veranstaltung soll Interessenten aus Industrie und Wirtschaft die Gelegenheit bieten, mit den „Forscher-

königen aus der Nische“ in Kontakt zu treten. Da das ZIM bewusst branchen- und ergebnisoffen konzipiert wurde, sind auf dem Innovationstag zahlreiche unterschiedliche Technologiefelder und Industriezweige vertreten. Vom Automobil- und Fahrzeugbau über Chemie und Metallverarbeitung bis hin zu Umwelttechnik haben sich rund 200 Aussteller angekündigt, um ihre neu entwickelten Exponate zu präsentieren. Damit ist die Veranstaltung insbesondere für Unternehmen, die für zukünftige Kooperationen starke und verlässliche Partner suchen, eine ideale Gelegenheit, entsprechende Netzwerke zu knüpfen. Weitere Informationen unter: www.zim-bmwi.de

Telefonbuch

Recherche am TV-Bildschirm Adress- und Kontaktdaten lassen sich ab sofort auch am Fernsehbildschirm abrufen. Das Telefonbuch bietet in Kooperation mit Philips per Fernbedienung den Zugriff auf über 30 Millionen Adressen. Die Funktionen sind fast vollständig die gleichen wie die der Internetseite www.dastelefonbuch.de. Um den neuen Service nutzen zu können, braucht man ein aktuelles Fernsehgerät von Philips aus der neuen Generation „Net TV“. Die Recherchemöglichkeiten des Telefonsbuchs sind mit Hilfe eines eigenen Browsers schnell und einfach abrufbar. Die Navigation erfolgt intuitiv über Fernbedienung, Direktbutton und Bildschirmtastatur.


MAGAZIN

Schüleraustausch |

> Ihr Partner im Web. Das Themenportal für Wirtschaft und IT:

> Digital blättern: Die Verlagspublikationen im Flash-Format: www. visavis.de/publikationen > Das Special zur Titelreportage mit Artikeln und Interviews: www.visavis. de/nachhaltigkeit

Beratung |

Hilfe beim Karrierestart

Ehemalige Austauschschüler haben im Vergleich zu ihren Altersgenossen oft bessere Karrierechancen. Für Erfahrungen im Ausland ist es also nie zu spät. Ganz besonders beliebt ist Neuseeland. Und das zu Recht. In der PISA-Studie belegte das Land Rang 3. Als große Pluspunkte gelten eine gute individuelle Betreuung der internationalen Schüler und eine besonders gute und breit gefächerte Schulerziehung. Sie macht nicht bei der Vermittlung von akademischem Wissen halt, sondern setzt auf die gezielte Vermittlung sogenannter Life-Skills. Dabei handelt es sich um Fähigkeiten und Kenntnisse, die für ein erfolgreiches Leben und eine ausgeglichene WorkLife-Balance unerlässlich sind.

Ganz gleich wohin die Reise geht: Eine gute Vorbereitung ist alles. Die Finanzierungsfrage sollte geklärt sein, oft müssen Sprachtests absolviert werden. Ganz entscheidend: Etwaige Abschlüsse müssen auf ihre Gültigkeit in Deutschland überprüft werden. Verbringen Schüler nur ein Jahr im Ausland, müssen sie bei der Fächerwahl darauf achten, dass diese mit dem deutschen Schulplan zusammenpassen. Plant man den kompletten Abschluss im Ausland, ist die passende Fächerkombination noch bedeutsamer. Andernfalls könnte es bei der Rückkehr ins Heimatland eine böse Überraschung geben, wenn der Auslandsabschluss nicht zu einem deutschen Hochschulstudiengang berechtigt.

Welches Internat passt?

Wie finde ich das richtige Internat für mein Kind? Diese Frage stellen sich die meisten Eltern, denn in dem vielfältigen Angebot an Schulen ist es nicht einfach sich zu orientieren. Und ein Internatsbesuch soll ja ein nachhaltiges Lernen fördern. Daher ist auch die nachhaltige Beratung wichtig. Doch aufgepasst: Internatsberatung ist inzwischen zu einem lukrativen Geschäft geworden. Beratungen, die von

den Schulen Geld für ihre Dienste nehmen, verstehen sich als Makler und nicht als pädagogischer Ratgeber. Was müssen engagierte Eltern bei der Beratung beachten? Nina Janda, Leiterin der provisionsfreien VDP Internatsberatung, rät: „Zuerst bitte nachfragen, ob es sich um eine sogenannte Beratungsagentur handelt. Das bedeutet, dass der ‚Berater‘ für jeden vermittelten Schüler vom Internat eine Provi-

sion erhält.“ Das birgt die Gefahr: Es könnte im Interesse des Agenten sein, ein möglichst hochpreisiges Internat zu vermitteln, um somit die höchste Provision zu bekommen. Eine seriöse Internatsberatung dient immer als vorgeschaltete Anlaufstelle, die für eine persönliche Internatsberatung kostenfrei in Anspruch genommen werden kann und streng vertraulich arbeitet. www.internatswelten.de

UNTERSTÜTZUNG Nina Janda leistet provisionsfreie Beratung bei der Internatswahl. VISAVIS ECONOMY

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ERNEUERBARE ENERGIEN

Rückenwind für den Wind POTENZIAL Windparks werden im künftigen Energiemix für eine nahezu CO2-freie Stromerzeugung die zentrale Rolle übernehmen. Voraussetzung ist die Beteiligung von Landwirtschaft und Bürgern vor Ort.

Mit der Verabschiedung des Stromeinspeisegesetzes im Jahre 1991 und dem EEG im Jahre 2000 wurde die rechtliche und wirtschaftliche Grundlage für die Erzeugung erneuerbarer Energien geschaffen. Trotz dieser positiven politischen Grundsatzentscheidung gestalteten sich die Bauantragsverfahren für die Errichtung von Windenergieanlagen unter anderem wegen der unklaren Rechtslage und dem fehlenden politischen Willen vor Ort schwierig und führten in vielen Fällen zur Ablehnung der Bauanträge. Vor diesem Hintergrund schlossen sich 1993 emsländische Landwirte und interessierte Bürger zum Arbeitskreis „Windenergie“ in der Vereinigung des Emsländischen Landvolks (VEL) zusammen. Um die Fachkompetenz zu erhöhen, trat man dem Bundesverband Windenergie im Binnenland – dem Vorgänger des BWE – bei. Dank Einbindung in die Verbände, der klaren Zielsetzung und mit dem engagierten Einsatz aller Beteilig-

ten stellte sich der Erfolg ein. So konnten zwischen 1995 und 1998 über 40 Windenergieanlagen errichtet und in Betrieb genommen werden. Neben den Einzelbetreibern entstanden die ersten Betreibergesellschaften als Vorgänger der Bürgerwindparks. Umweltfreundliche Stromerzeugung verbunden mit regionaler Wertschöpfung erwies sich als umsetzbar. Im Rahmen der Änderung des Baugesetzbuches hatten die Gemeinden die Möglichkeit, die Nutzung der Windenergie auf Sondergebiete zu konzentrieren. Die Errichtung von Einzelanlagen war damit nicht mehr möglich. Diese Entwicklung erforderte die Gründung einer „richtigen“ Firma, der AgRo Energieagentur GmbH & Co. KG, um die erfolgreiche Arbeit fortsetzen zu können. Auf dieser Grundlage wurden die ersten Windparks bereits ab 1997 in Kooperation mit der WEA WindenergieAgentur entwickelt. Im Jahre 2003 wurde eine gemeinsame Projektgesellschaft, die

Fraunhofer-Studie: Wind an Land kann 65 Prozent des Energiebedarfs decken Bei der Umsetzung der Energiewende kommt der Windkraft an Land eine bedeutende Rolle zu. Im Auftrag des BWE hat das Fraunhofer Institut für Windenergie (IWES) das Potenzial von Onshore-Parks ermittelt und 2011 hierzu eine Studie veröffentlicht. Aufgabe war es unter anderem zu klären, ob zwei Prozent der bundesdeutschen Fläche für die Nutzung der Windenergie zur Verfügung stehen könnten. Das Potenzial wurde auf Basis von digitalen Geodaten ermittelt. Dabei wurden Ausschlussflächen und nutzbare Flächen anhand der Bodenbedeckung sowie geografischer Merkmale wie Siedlungsflächen und Infrastrukturdaten (Straßen, Bahnlinien) bestimmt, um bestehende Abstandregelun-

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gen geeignet abzubilden und diese Gebiete gegebenenfalls mit Puffern versehen zu können. Bei Standorten mit guten Windbedingungen (1.600 äquivalenten Volllaststunden) wurde von 3-MW-Windenergieanlagen mit 2,6 m2/kW und einer Nabenhöhe von 100 Metern ausgegangen. Erreichten die Standorte aber keine 1.600 Volllaststunden, wurde eine 3-MW-Schwachwindanlage mit 3,5 m2/kW und einer Nabenhöhe von 150 m angesetzt. Ein solches System erreicht etwa 50 Prozent mehr Volllaststunden. Ergab ein solcher Ansatz ebenfalls keine 1.600 äquivalenten Volllaststunden, wurde die Fläche ausgeschlossen. Hauptergebnis der Studie: das Zwei-Prozent-Ziel ist realistisch. In

Deutschland stehen auf Basis der Geodaten knapp acht Prozent der Landesfläche außerhalb von Wäldern und Schutzgebieten für die Windenergienutzung zur Verfügung. Bezieht man sie ein, werden daraus 12,3 bzw. 22,4 Prozent. Werden zwei Prozent der Fläche eines jeden Bundeslandes genutzt, können 198 GW Leistung installiert werden. Dieses Flächenpotenzial ist in ganz Deutschland vorhanden. Es beschränkt sich nicht auf die schon heute genutzten nördlichen Bundesländer. Die Erträge liegen zwischen 1.600 und 4.996 Volllaststunden, im Mittel bei 2.071 Volllaststunden. Der potenzielle Energieertrag liegt bei 390 TWh. Das entspricht 65 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs 2010.


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ERNEUERBARE ENERGIEN

INNOVATION Deutschlands erstes Strohheizkraftwerk entsteht in der Gemeinde Emlichheim im Emsland. Es ermöglicht eine klimaschonende Erzeugung von elektrischer Energie, Prozessdampf und Nahwärme.

AgRo & WEA Projekt GmbH & Co. KG mit Sitz in Twist gegründet. Die Beteiligung der Landwirtschaft und der Bürger vor Ort, die Einbeziehung der Kommunen bei der Planung sowie eine seriöse Finanzierung sind Grundvoraussetzungen für die erfolgreiche Errichtung von Windparks. Bei der Umsetzung gilt es, die zur Verfügung stehenden Flächen optimal zu nutzen und hochwertige Anlagen zu installieren. So werden wirtschaftlich erfolgreiche Bürgerwindparks gestaltet, die nicht auf Abschreibungsmodelle oder schnelles Geld abzielen. Mit dieser Philosophie geht die AgRo & WEA in den Markt. Die Gemeinden profitieren von diesem Modell, indem sie die gesamten Gewerbesteuereinnahmen des Windparks erhalten, da alle Betreibergesellschaften und deren Verwaltungsgesellschaften ihren Sitz am Standort haben. Ebenso profitiert die Gemeinde vom Anteil der Einkommensteuer der örtlichen Anteilseigner in Höhe von 15 Prozent. Heute gehört die AgRo & WEA mit rund 30 Betreibergesellschaften zu den größeren Windparkbetreibern in Deutschland und teilt seinen Erfolg mit mehr als 2.000 regionalen Anteilseignern, die in die Projekte ca. 60 Millionen Euro Eigenkapital einbrachten. Bis Ende 2011 werden insgesamt über 280 MW Windenergieleistung mit einem Investitionsvolumen von mehr als 350 Millionen Euro in Betrieb genommen. Weitere 200 MW befinden sich in Planung. Man betreibt oder baut Windparks im heimischen Emsland, in den Nachbarkreisen Grafschaft Bentheim und Cloppenburg und ist dabei, sich mit Projekten in der Eifel, Sachsen-Anhalt und Brandenburg auch über die engere Region hinaus zu etablieren. Noch in diesem Jahr werden im heimatlichen Bundesland Niedersachsen rund 280 MW Windkraftleistung neu an die Netze gehen. Davon stellt allein die AgRo & WEA 80 MW, also knapp 30 Prozent auf.

Mittlerweile ist die AgRo & WEA mit ihren Partnern auf dem Weg zum „Vollversorger“. Neben bestehenden Heizwerken für die Versorgung mit Nahwärme auf der Basis von Holzhackschnitzeln oder Biogas wird in Emlichheim (Grafschaft Bentheim) das erste mit Stroh befeuerte Heizkraftwerk in Deutschland gebaut. Das Bioenergiekraftwerk Emlichheim hat eine Feuerungswärmeleistung von 49,8 MW und produziert maximal 13 MW Strom. Der erzeugte Strom soll im Rahmen des EEG eingespeist oder anderweitig verkauft werden. An die benachbarte Stärkefabrik der Emsland Stärke GmbH werden Hochtemperatur-Dampf und Prozesswärme geliefert. Die Wärme des Niederdruckdampfes versorgt über ein Nahwärmenetz Liegenschaften in der Gemeinde Emlichheim mit umweltfreundlicher und klimaschonender Wärme. Insgesamt wird eine Primärenergieausnutzung

von etwa 90 Prozent erreicht. Der Betrieb benötigt jährlich etwa 75.000 t Stroh. Dieses soll vornehmlich aus dem regionalen Getreideanbau geliefert werden. Eine dauerhafte Versorgung der Anlage ist durch eine Beteiligung der liefernden Landwirte als Kommanditisten an dem Unternehmen sichergestellt. Die innovative Technik des Bioenergiekraftwerkes wird nun dieses Potenzial erstmalig in größerem Umfang erschließen. Landwirtschaftliche Flächen außerhalb der Nahrungs- bzw. Futtermittelproduktion werden nicht in Anspruch genommen. Aus Sicht der Emsland-Stärke eignen sich noch zwei weitere Produktionsstandorte, das in Emlichheim realisierte Konzept umzusetzen, nämlich Cloppenburg in Niedersachsen und Kyritz in Brandenburg. Das Strohheizkraftwerk in Emlichheim soll Anfang 2012 in Betrieb gehen. Infos: www.agro-wea.de, www.bekw.de

Potenzial von Windenergie an Land In den nächsten zehn Jahren geht der deutsche Atomkraftwerkspark vom Netz. Ließe er sich durch Windenergie ersetzen? Geht man von den realistischen Möglichkeiten aus, lassen sich etwa zwei Drittel der in der Studie des Fraunhofer IWES genannten Potenziale nutzen. Das bedeutet: • Jährlich können 10.000 MW in neuen Windenergieanlagen (WEA) an Land errichtet werden. Jedes MW kostet rund 1,8 Mio. Euro. Das ergibt ein Investitionsvolumen von 18 Mrd. Euro pro Jahr oder 180 Mrd. bis 2022. Diese Onshore-Projekte lassen regional und dauerhaft bei der Planung und dem Betrieb der WEA rund 30.000 Arbeitsplätze und überregional rund 100.000 bei der Herstellung der Anlagen entstehen. • Eine WEA produziert jährlich ca. 6 Mio. kWh

• •

Strom. Bei einer Vergütung von derzeit 9 Cent/ kWh erwirtschaftet sie also 540.000 Euro. Nimmt man einen Aufbau von zusätzlichen 30.000 WEA an, ergeben sich 16 Mrd. Euro Stromeinnahmen pro Jahr. Daraus fallen jährliche Gewerbesteuermehreinnahmen von ca. 1 Mrd. Euro an. Etwa sechs Prozent der Erlöse, also etwa 1 Mrd. Euro, gehen als Pachteinnahmen an die Grundstückseigentümer. Von den Einnahmen verbleiben ca. 60 Prozent oder 10 Mrd. Euro bei den Anteilseignern, entweder im Unternehmen oder als Ausschüttungen. Bei entsprechendem politischem Willen kann die Windenergie an Land einen großen Beitrag zur umweltverträglichen und bezahlbaren Energieversorgung leisten.

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„Große Chancen für die Wirtschaft“ HERAUSFORDERUNG Die Windkraft bietet enormes Potenzial. Doch die Politik läuft Gefahr, beteiligte mittelständische Unternehmen und somit die günstigste grüne Energie auszubremsen.

Die Geschäftsführung der AgRo & WEA Projekt GmbH & Co. KG von links nach rechts: Wilhelm Wilberts, Wilhelm Pieper, Hubert Eilting

Nach aktuellen Studien lassen sich bis zu 65 Prozent des gesamten Strombedarfs der Bundesrepublik mithilfe von Windenergie an Land erzeugen – mittelfristig und zu marktgerechten Preisen. Wilhelm Pieper, Hubert Eilting und Wilhelm Wilberts, Geschäftsführer der AgRo & WEA Projekt GmbH & Co. KG, erläutern im Gespräch mit Werner Bußmann für VISAVIS ECONOMY die zentrale Rolle der Windkraft. Die Energiewende kommt als Folge der Atomkatastrophe von Fukushima viel schneller als erwartet. Günstige Zeiten für die Windenergie? W. Pieper: In diesem Zusammenhang von günstigen Zeiten zu sprechen, wäre vermessen und zynisch. Der Reaktorunfall in Fukushima ist eine Katastrophe für Menschen und Umwelt. Das Unglück verdeutlicht aber das Risiko, das die Atomenergie auch in modernsten Industriegesellschaften der Welt darstellt. Der nun beschlossene Atomausstieg und der Umbau des Energiesystems sind exponiert, aber grundsätzlich richtig. Die große Herausforderung für alle gesellschaftlichen Kräfte, die Wirt-

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schaft und nicht zuletzt für die Bürgerinnen und Bürger liegt in der Realisierung einer risikoarmen, umweltverträglichen und zugleich versorgungssicheren und dabei bezahlbaren Energieversorgung. Leider enthalten die bisher bekannt gewordenen Pläne zum Umbau des Energiesystems auch Fehlentwicklungen. Was läuft denn alles falsch? W. Pieper: Die bisher getätigten Investitionen und erarbeiteten technischen Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien wurden von mittelständischen Unternehmen erbracht. Das derzeitige Regierungskonzept und die Pläne der Europäischen Union setzen dagegen auf Großprojekte, die mittelständische Unternehmen überfordern. Hier wird ein Trend zur Remonopolisierung der Stromwirtschaft sichtbar, der letztlich der Dezentralität der erneuerbaren Energien entgegensteht, den Wettbewerb nicht fördert und damit zu höheren Preisen führt. Diese werden dann unberechtigterweise den erneuerbaren Energien zugeschrieben. Dies wird insbesondere bei der Vergütung für die Offshore-Windenergie deutlich. Im EEG soll

sie in den ersten acht Jahren auf rund 19 Cent je KWh oder alternativ auf 15 Cent für zwölf Jahre angehoben werden, die Investitionen durch eine milliardenschwere Bundesbürgschaft abgesichert und die Anschlusskosten übernommen werden. Wie wirkt sich die Vergütung der Windenergie auf die weitere Entwicklung im Binnenland aus? W. Wilberts: Die Vergütung für Offshore wird massiv erhöht, an Land soll gekürzt werden. Der Systemdienstleistungs-Bonus von 0,5 Cent je kWh soll entfallen, was die Vergütung 2012 dann um 6 Prozent von zur Zeit 9,5 Cent kWh auf 9 Cent je kWh reduziert. Zudem soll die Vergütung an Land um 1,5 Prozent jährlich sinken, während sie Offshore bis 2018 konstant bleiben darf. Der Zubau an Land wäre dann nur noch an windstarken Standorten möglich. In den südlichen Bundesländern käme dadurch der gerade erst begonnene Ausbau zum Erliegen. Die preisgünstigste erneuerbare Energie würde ausgebremst. Ein Blick auf die Differenzkosten der Windenergie zum Börsenpreis macht dies deutlich. Die Differenzkosten zum Börsenpreis liegen bei der Windenergie an Land bei rund 3 Cent je kWh, Offshore lägen sie dann bei 14 Cent in den ersten acht Jahren beziehungsweise zehn Cent bei der zwölfjährigen Vergütungsvariante. Hierbei sind die Kosten für den kostenlosen Netzanschluss und die Bundesbürgschaft nicht berücksichtigt. Die Umsetzung dieser Pläne widerspräche den Forderungen nach Bezahlbarkeit der erneuerbaren Energien und würde Industrie und Bürger über Gebühr belasten. Ein Argument, welches über zwei Jahrzehnte gegen den Ausbau der erneuerbaren Energien ins Feld geführt wurde. Der notwendige Umbau der Energieerzeugung kann nur durch den weiteren Ausbau der Windenergie sowohl an Land als auch Offshore erfolgen. Die Nutzung an Land muss


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ERNEUERBARE ENERGIEN

LEISTUNGSFÄHIG Saubere Energie für eine lebenswerte Zukunft: Der Windpark Haren im Emsland wurde 2004 in Betrieb genommen. Er produziert Strom mit einer Nennleistung von insgesamt 29,6 MW.

daher wie die Offshore-Anlagen eine angemessene Vergütung erhalten. Welche Potenziale sehen Sie künftig bei ausreichender Vergütung für die Windenergie an Land? H. Eilting: Eine Grundlage für den Ausbau der Windenergie an Land ist die allgemeine Akzeptanz. Hierzu können die frühzeitige Bürgerbeteiligung und der Bau von Bürgerwindparks, die eine echte Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am wirtschaftlichen Erfolg bieten, einen Beitrag leisten. Die regionale Wertschöpfung in strukturschwachen Gebieten ist ein weiterer Vorteil der Windenergie an Land. Unsere eigenen Planungen und die Ergebnisse der Frauenhofer IWES Studie zeigen,

dass es heute noch große nutzbare Potenziale für den Ausbau der Windenergie an Land gibt. Hier lassen sich bis zu 65 Prozent des gesamten Strombedarfs der Bundesrepublik Deutschland mittelfristig zu marktgerechten Preisen erzeugen. Aber die Verfügbarkeit? Lässt sich mit der Windenergie überhaupt eine verlässliche Energieversorgung gestalten? W. Pieper: Die Windenergie ist ein nicht stetiger Energieträger. Deshalb gilt es, sie mit den anderen erneuerbaren Energieträgern wie Wasserkraft, Fotovoltaik, Biogas, feste Biomasse und Geothermie zu verbinden. In der Übergangszeit kann man auf moderne Spitzenlastkraftwerke zurückgreifen, die mit Erd- oder Biogas betrieben

werden. Darüber hinaus müssen wir die Entwicklung von Speichertechniken vorantreiben. Hier gibt es bereits einige Modellvorhaben und Ansätze. Die Erhöhung der Energieeffizienz durch den Einsatz von kleineren Gasturbinen mit Kraft-WärmeKopplung und die Steuerung des Stromverbrauchs sind zu fördern. Wenn die Politik einen verlässlichen Rahmen bietet und das EEG als weltweit günstigstes und erfolgreichstes Förderinstrument erhalten bleibt, wird der Umbau des Energiesystems ein Erfolg mit großen Chancen für die Wirtschaft, auch mit Blick auf den Export und die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Weitere Informationen unter: www. agro-wea.de

Erfolgreicher Zusammenschluss bei der Projektierung Im November 1993 wurde auf Initiative von Wilhelm Pieper, Hubert Eilting, Hermann Fehrmann und Josef Hellwig der Arbeitskreis Windenergie in der Vereinigung des Emsländischen Landvolks gegründet. Daraus entstand 1996 die AgRo Energieagentur GmbH & Co. KG, die sich mit der Planung und der Umsetzung von Projekten erneuerbarer Energien in den Bereichen Solar, Biomasse, Fernwärme mit dem Schwerpunkt Windenergie sowie effizienter Energienutzung befasst. Ab 1997 wurden zunächst in Kooperation mit der WEA Windenergie-Agentur von Wilhelm Wilberts und ab 2003 in der gemeinsamen Gesellschaft der AgRo & WEA Projekt GmbH & Co. KG Windparks geplant, gebaut und betrieben. Hier übernahmen Wilhelm Pieper, Hubert Eilting und Wilhelm Wilberts die Geschäftsführung. Beide Gesellschaften haben mit Beginn der Zusammenarbeit ihre eigenständige Tätigkeit

im Bereich Windenergie bis auf die Abwicklung bestehender Projekte eingestellt. Im Laufe der Jahre wuchs die AgRo & WEA zu einem der größeren deutschen Windparkplaner und Betreiber. Als Vorsitzender des Regionalverbandes Emsland und Mitglied im Landesvorstand Niedersachsen des Bundesverbandes Windenergie BWE arbeitet Wilhelm Pieper seit Jahren an dem Ausbau der Windenergienutzung mit. Er gehört mit zu den Initiatoren und Gesellschaftern des ersten deutschen Strohheizkraftwerks der BEKW Biokraftwerk Emsland im niedersächsischen Emlichheim. Wilhelm Wilberts aus Norden, Ostfriesland ist Geschäftsführer der AgRo & WEA Projekt GmbH & Co. KG und seit zwei Jahrzehnten als Projektentwickler und Betreiber von Windenergieanlagen tätig. Die WEA Windenergie-Agentur plante etliche Windparks in Ostfriesland und im nördlichen Emsland,

bevor es 1997 dann zur Kooperation mit der AgRo Energieagentur kam. Als langjähriger Vorsitzender des Regionalverbandes Ostfriesland des Bundesverbandes Windenergie gestaltet er die Entwicklung dieses Energieträgers in Niedersachsen mit. Hubert Eilting begann seine Berufslaufbahn als Rechtsanwalt, spezialisierte sich auf Steuerrecht und Landwirtschaft. Über 20 Jahre, bis 2009, war er Hauptgeschäftsführer der Vereinigung des Emsländischen Landvolks. Dieses Amt brachte ihn in die Emslandstärke GmbH, deren Geschäftsführung er 2004 übernahm. Unter der Dachmarke Emsland Group international agierend, produziert der Konzern auf der Basis von Kartoffeln, Erbsen und Agrarrohstoffen innovative Produkte für die weiterverarbeitende Industrie. Wie Wilhelm Pieper ist auch Hubert Eilting in der Geschäftsführung der BEKW Biokraftwerk Emsland tätig.

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Zeitenwende für Umwelt und Umsatz VERANTWORTUNG Nachhaltiges Wirtschaften sorgt für neue Schubkraft im Land. Die Fahrzeugbauer überraschen mit umweltfreundlichen Antrieben, der Mittelstand ist treibende Kraft der Energiewende.

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achhaltigkeit ist zu einem gesellschaftlichen Leitbild avanciert. Ob Wertschätzung der Mitarbeiter, effizientes Wirtschaften oder umweltschonende Produktion: Immer geht es darum, Ökonomie und Ökologie, gesellschaftliche und soziale Verantwortung in Einklang zu bringen. Nachhaltigkeit steht für eine bewusste Art des Wirtschaftens, die schon lange nicht mehr nur Ökofreaks und Utopisten propagieren. Nachhaltigkeit ist inzwischen Chefsache. Stichwort: Corporate Social Responsibility (CSR). Ein professionelles CSR-Management aufzubauen ist eine lohnende Investition. Denn wer in Humankapital, in die Umwelt und in Beziehungen zu den Stakeholdern investiert, profitiert in der Regel von einem echten Mehrwert. Überzeugende CSR-Projekte haben nicht nur positive Auswirkungen auf das Gemeinwohl. Sie motivieren auch die Mitar-

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beiter im eigenen Betrieb und verbessern die Reputation eines Unternehmens. Gerade der Mittelstand als Innovationstreiber der deutschen Wirtschaft hat längst erkannt: Verantwortliches Handeln für Umwelt und Gesellschaft schafft wertvolle Wettbewerbsvorteile. Ganze Branchen profitieren davon. Der Automobilsektor etwa setzt mit innovativen Umwelttechnologien Maßstäbe. Schad-

Das Online-Special zum Titelthema auf www.visavis.de/nachhaltigkeit stoffarme Elektromotoren und Hybrid-Antriebe sind weiter auf dem Vormarsch. Sie sollen den Straßenverkehr revolutionieren. Einen wahren Boom erleben schon seit einiger Zeit die erneuerbaren Energien. Allein in den letzten Jahren haben deutsche Un-

ternehmen über 300.000 neue Arbeitsplätze in diesem Bereich geschaffen. Die jüngst beschlossene Energiewende verleiht der Branche zusätzlichen Aufwind. Das Gesetzespaket, das diese Wende einläuten soll, beinhaltet eine stufenweise Abschaltung der Kernkraftwerke bei gleichzeitiger Förderung von erneuerbaren Energien. Daneben sollen die Stromnetze ausgebaut sowie neue Gas- und Kohlekraftwerke errichtet werden. Das Paket zielt ferner auf Maßnahmen für Energieeinsparungen. Doch werden die neuen Gesetzesbeschlüsse reichen? Von den Verbänden der Branche für erneuerbare Energien kommt grundsätzlich Lob für den Bewusstseinswandel, aber auch Kritik im Detail. Die Verbände befürchten, dass die im Juni dieses Jahres beschlossene Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) den zügigen Ausbau regenerativer Energien behindert statt fördert. „Da klaffen


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Nachhaltigkeit verpflichtet zu Vernunft und Verantwortung unseres Handelns im sozialen, ökologischen und ökonomischen Bereich.

Rhetorik und Realität momentan weit auseinander“, kritisiert Björn Klusmann, Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energien (BEE). Gemeint sind die sinkenden Vergütungen für die Produktion von Öko-Strom und die strukturellen Weichenstellungen im EEG. Dadurch drohe sich die Entwicklung für entscheidende Technologien erheblich zu verschlechtern. „Unsere Branche geht davon aus, dass die EEG-Novelle zu einem deutlichen Abbremsen des Ausbaus führen wird“, urteilte kürzlich Her-

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– Michael Vassiliadis, Mitglied des Rates für Nachhaltige Entwicklung

mann Albers, Präsident des Bundesverbandes Windenergie. Von einem Einstieg in die erneuerbaren Energien sei die Bundesregierung noch weit entfernt. Stephan Kohler von der Deutschen Energie-Agentur resümiert: „Wenn dieses Gesetz so durchkommt, werden Sie die Bioenergiebranche in anderthalb Jahren nicht wiedererkennen.“ Und der dena-Geschäftsführer meint das in keinem Fall positiv. Die Branche der erneuerbaren Energien braucht Verlässlichkeit bei den gesetzlichen Rah-

menbedingungen. Hemmnisse müssen auf allen Ebenen abgebaut werden. Die entscheidende Frage lautet: Was ist möglich mit den regenerativen Energien? 23 Prozent seines Stroms bezieht Deutschland derzeit aus Kernkraftwerken. 17 Prozent kommen aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Energiequellen. Der Bundesverband Erneuerbare Energie, der 5.000 Unternehmen aus der Wasser-, Wind- und Sonnenbranche vertritt, sagt voraus, dass bis zum Jahr 2020 regenerative Energien bereits die Hälfte der

Windkraft | Klimaschonende und effiziente Stromerzeugung

So gelingt die neue Energieversorgung Vor kurzem diskutierte ganz Deutschland noch über die von der Bundesregierung beschlossene Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken. Nun kommt die Energiewende anscheinend schneller als erwartet. Sieben AKW wurden als Reaktion auf Fukushima in Deutschland bereits vorläufig abgeschaltet. Noch ist unklar, wie das überarbeitete Energiekonzept aus Berlin aussehen wird. Für die Mainova AG steht jedoch fest: Die Energieversorgung der Zukunft ist dezentral, überwiegend regenerativ und effizient. Mit seiner „Erzeugungsstrategie 2015“ hat sich der Frankfurter Energieversorger für eine klimaschonende und effiziente Stromerzeugung entschieden. Bis zum Jahr 2015 sind daher Investitionen in Erzeugungsprojekte im Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro vorgesehen. Einen Schwerpunkt bildet der Bereich Erneuerbare Energien, allen voran Windkraft und Biomasse – eine Investition in die Versorgungssicherheit der Region und in

den nachhaltigen Klimaschutz. Doch damit nicht genug. Sollten die Atommeiler rascher abgeschaltet werden, als es zum Redaktionsschluss noch im Energiekonzept der Bundesregierung vorgesehen ist, besteht ein erhöhter Bedarf an Investitionen. Diese wird die Mainova AG beispielsweise in hocheffiziente Gaskraftwerke tätigen. Denn Gas ist unverzichtbar auf dem Weg zur atomfreien Energieversorgung. Neben Erdgas können auch Gasmengen aus regenerativen Quellen eingesetzt werden, zum Beispiel Bio- oder Windgas. Gehen nach und nach immer mehr AKW und ältere Kohlekraftwerke vom Netz, muss ein großer Teil der Leistung ersetzt werden, etwa durch Windkraft. Doch was geschieht bei einer Windflaute? Dann könnten die Gaskraftwerke flexibel zugeschaltet werden und so die fehlende Windstrommenge ausgleichen. Für die Mainova AG ist es in jedem Fall unerlässlich, nur solche Projekte zu realisieren,

die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich sinnvoll sind. Denn nur so kann eine verantwortbare Lösung für die nachhaltige Energieversorgung von morgen zustande kommen. Weitere Informationen unter: www.mainova.de

REGENERATIV Windkraftanlagen werden in Zukunft eine entscheidende Rolle in der deutschen Energieversorgung spielen.

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Gute Ideen voller Energie UMDENKEN Nach dem Beschluss der Bundesregierung zum Atomausstieg kann die Energiewende in Deutschland gar nicht schnell genug gehen. Sonne, Wind, Geothermie und Co. sollen es richten.

VERANTWORTUNG Werner Hitschler (links) und René Chassein gehen in punkto Nachhaltigkeit seit geraumer Zeit unbeirrt ihren grünen Weg.

VISAVIS ECONOMY sprach mit den beiden Vor-

standsmitgliedern der Pfalzwerke Aktiengesellschaft, Dr. Werner Hitschler und René Chassein, darüber, wie mit grünen Ideen nachhaltiges Wachstum zum Vorteil einer ganzen Region realisiert werden kann. Welchen Stellenwert hat nachhaltiges Wirtschaften für das regionale Energieunternehmen Pfalzwerke? Hitschler: Das Thema Nachhaltigkeit hat für die Pfalzwerke-Gruppe seit jeher eine große Bedeutung. Versorgungssicherheit, Ressourcenschonung, Klima- und Umweltschutz sowie Bezahlbarkeit der Energie sind für uns die Eckpfeiler wirtschaftlichen Handelns. Nur mit diesem ganzheitlichen Ansatz können wir die Bedürfnisse unserer Kunden im Sinne einer langfristigen Partnerschaft befriedigen und die Kundenloyalität nachhaltig steigern. Nennen Sie bitte konkrete Beispiele. Chassein: Das fängt bei der Energieberatung vor Ort an, beispielsweise in unseren Energiezentren oder in unserem rollenden Energiemobil. Wir bieten seit vielen Jahren Ökotarife für unsere Kunden – mit unserer Marke 123energie bundesweit – und gründen klimafreundliche Partnerschaften mit Kommunen und Landkreisen. Außerdem können sich die Bürgerin-

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nen und Bürger durch den Erwerb von Klimaschutzzertifikaten finanziell lukrativ an unseren Solarparks beteiligen. Hitschler: In den letzten Jahren haben wir über unsere Tochterfirmen mit knapp 300 Millionen Euro massiv in den Ausbau von Windkraft, Solarenergie und Geothermie investiert. Und: Künftig bringen wir EEGAnlagen an die Börsen oder Terminmärkte, indem wir den Strom aus erneuerbaren Energien als Dienstleistung für die Anlagenbetreiber dort verkaufen. Der Knackpunkt bei der Umstellung auf regenerative Energien ist das Stromnetz. Chassein: Moderne Stromnetze sind die Voraussetzung für eine moderne, CO2-arme und sichere Energieversorgung. Vor allem die Zunahme dezentraler Anlagen verlangt eine intelligente Steuerung der Netze, wie sie nur über die „smarten“ Techniken sichergestellt werden kann. Zudem müssen nicht nur die Übertragungsnetze, sondern vorrangig die Verteilnetze ausgebaut werden, um Einspeisung und Verbrauch möglichst dezentral zu koordinieren. In einem richtungsweisenden Projekt in der Verbandsgemeinde Weilerbach haben die Pfalzwerke in dieser Zukunftstechnologie bereits Kompetenzführerschaft aufgebaut. Insgesamt hat unsere Netzgesellschaft allein im vergangenen

Jahr rund 86 Millionen Euro in die Infrastruktur des Stromnetzes investiert. Ein Vorteil der regionalen Unternehmen: Sie machen viel für ihre Region. Was steuern die Pfalzwerke bei? Hitschler: Wir stärken die Kaufkraft und sind mit 1.000 qualifizierten Arbeitsplätzen ein wichtiger Arbeitgeber. Eine in Zusammenarbeit mit der Uni Leipzig durchgeführte Studie zeigt die Bedeutung der Pfalzwerke: Jeder Arbeitsplatz der Pfalzwerke stützt durch Steuern, Investitionen, Aufträge etc. indirekt 6,5 Arbeitsplätze in der Region. Chassein: Was wir gemeinsam mit Partnern und Kunden realisieren, leben wir auch in unserer Unternehmensgruppe vor. Angefangen beim effizienten und sparsamen Einsatz von Energie in den eigenen Reihen, über eine Unternehmenspolitik, die Beruf und Familie unter einen Hut bringt und Fort- und Weiterbildung großschreibt, bis hin zu einer vorbildlichen Ausbildungsförderung. Wie passt dazu die Förderung von Sport, Kultur und Gesellschaft? Hitschler: Seit jeher übernehmen wir auch gesellschaftliche Verantwortung und unterstützen das kulturelle Leben und das Vereinsleben in der Pfalz und im Saarpfalz-Kreis, als Sponsor des Traditionsvereins 1. FC Kaiserslautern, aber auch bei über hundert kleinen Sport-Clubs. Welche Bedeutung hat nachhaltiges Wachstum künftig für die Pfalzwerke? Chassein: Wir möchten für unsere Kunden und für die nachfolgenden Generationen der Energie-Partner Nummer Eins sein, der nicht nur Ökonomie und Ökologie in Einklang bringt, sondern innovativ und vorausschauend unsere Region voranbringt. Diesen Anspruch leben wir – mit unseren Kunden, Partnern und Mitarbeitern. Infos unter: www.pfalzwerke.de


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NACHHALTIGKEIT

SPITZENREITER „Deutschland hat gute Voraussetzungen, beim Elektroauto eine führende Rolle zu übernehmen“, glaubt VDA-Präsident Matthias Wissmann.

deutschen Stromversorgung sichern können – mit steigender Tendenz. Bis 2040 sei gar eine Vollversorgung mit grünem Strom möglich. Dieser werde zu zwei Dritteln aus Wind- sowie Sonnenenergie kommen. Da diese Energieträger fluktuierend sind, also nicht kontinuierlich abrufbereit, sollen Biogas, Wasserkraft und Erdwärme mögliche Schwankungen und Spitzenlasten ausgleichen. Damit wäre für Klusmann der Ausfall durch die Abschaltung der Atomkraftwerke kompensiert. Ein Versorgungsengpass sei künftig nicht zu erwarten, ist sich der BEEGeschäftsführer sicher. Die Bundesregierung hält diese Prognosen für zu optimistisch. Bis 2020 könnten 35 Prozent des Energiebedarfs aus nicht fossilen Energieträgern bestritten werden. Für den Übergang sind konventionelle Energieträger verstärkt im Einsatz. Das ist

Bis 2020 könnten 35 Prozent des Energiebedarfs aus nichtfossilen Trägern stammen schlecht für die Klimabilanz. Andererseits fürchten Wirtschaft und Verbraucher im Zuge der Energiewende steigende Kosten. Umweltminister Norbert Röttgen räumte kürzlich ein: „Wir wissen nicht, wie viel teurer unser Strom wird.“ Spekuliert wird aktuell beispielsweise über Mehrbelastungen von rund 15 Euro im Jahr für eine vierköpfige Familie. Werden die Strompreiserhöhungen also zum Standortnachteil für Deutschland? Schon jetzt befürchten deutsche Unternehmen Wettbewerbsnachteile aufgrund der steigenden Energiepreise. Das geht aus dem aktuellen BDI-Mittelstandspanel hervor. Ein neues Greenpeace-Gutachten dagegen konstatiert, dass nur ganz wenige Unternehmen in Deutschland durch die Energiewende von einer eventuellen Erhöhung der Strompreise betroffen wären.

Einsparpotenzial | Energetische Modernisierunglösungen für die Wohnungswirtschaft

Energieeffizienz muss nicht teuer sein Im Gespräch mit VISAVIS ECONOMY erläutert Walter Schmidt, CEO der ista International GmbH, intelligente Energiemanagementlösungen mit kurzen Amortisationszeiten. Herr Schmidt, die Reaktorkatastrophe in Fukushima hat die Energiedebatte wieder entfacht. Begrüßen Sie die Entwicklungen rund um Erneuerbare Energien? Der Auslöser dieser Debatte ist natürlich schrecklich. Mir fällt allerdings auf, dass nicht immer ganz ehrlich diskutiert wird, denn auch gegen den Ausbau von Erneuerbaren Energien gibt es einige Proteste in der Bevölkerung. Die meisten Menschen finden etwa Windkrafträder gut, aber bitte nicht vor der eigenen Haustür. Wir müssen uns aber klar werden, wie wir in 50 Jahren den Energiebedarf decken wollen, ohne dauerhaft unseren Planeten zu beschädigen. Wie man effizient Energie sparen kann, steht weniger zur Diskussion? Es wird schon über Stromsparen im Haushalt gesprochen. Jedoch wurde bisher das Einsparpotenzial im Wärmemarkt zu wenig beachtet. Das ändert sich aber gerade. Das 6-Punkte-Papier der Bundesregierung zur beschleunigten Energiewende verankert Maßnahmen, die Energieeffizienz konsequent zu steigern. Ziel ist unter anderem, bis 2020 den Wärmebedarf von Gebäuden um 20 Prozent zu senken. Wie kann man das Thema angehen? Mit intelligenten Energiemanagementlösungen lassen sich schnell zehn bis 15 Prozent Energie einsparen. Es müssen nicht immer teure Gebäudesanierungen sein. Vielmehr

liegt der Schlüssel zum Erfolg darin, Anreize zu schaffen, die Energieeffizienz zu erhöhen. ista fokussiert sich dabei auf niedrig-investive Maßnahmen. Denn die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird. Zum einen muss die Technik richtig funktionieren. ista bietet hierfür die Analyse von Heizungsanlagen über das sogenannte Heizungs-EKG. Wie beim medizinischen Vorbild wird innerhalb eines Zeitraums von 24 Stunden die Heizungsanlage im Gebäude analysiert, wodurch Optimierungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Zum anderen kann die Energieeffizienz durch Aufklärung und Transparenz auf Verbraucherseite ebenfalls deutlich erhöht werden. Mit unserem bidirektionalen Funksystem für die Erfassung der Verbrauchswerte und dem Energiedatenmanagement zur zeitnahen Visualisierung der Werte können wir der Wohnungswirtschaft bereits heute einen solchen Service bieten. Weitere Informationen unter: www.ista.com

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FORSCHUNGSAUSGABEN Keine Branche investiert so viel in Forschung und Entwicklung wie die Automobilindustrie.

Angaben in Mio. Euro Automobilindustrie 19.618

Rest 15.016

Chemie 3.885

Maschinenbau 5.234 Pharmazie 6.071

Elektroindustrie 8.578

Quelle: Stifterverband, Januar 2011

Wer immer auch Recht behalten wird – es stellt sich die Frage: Ist Wirtschaft und Verbrauchern der Einstieg in eine nachhaltige Energie eine Preiserhöhung wert? Die Investition in erneuerbare Energien bewirkt schließlich auch eine größere Unabhängigkeit von dem Import fossiler Energien. Diese werden bekanntlich immer knapper. 75 Prozent unserer fossilen Träger müssen oft überteuert importiert werden – meist aus politisch instabilen Regionen. Wenn wir uns von diesen Energieformen verabschieden,

kann das Einsparungen bedeuten. Und Aribert Peters, Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher, prognostiziert, dass der durch einen Atomausstieg verstärkte Wettbewerb bei der Stromerzeugung langfristig zu niedrigeren Strompreisen führt. Doch auch in der Übergangsphase bieten sich Verbrauchern bereits vielfältige Lösungen, die Energie- und Kosteneffizienz versprechen. Beispielsweise lassen sich schon heute mithilfe kluger „smarter“ Techniken Heizungsanlagen im Gebäude analysieren.

Fuhrpark | Umweltfreundliche Antriebe senken die Kosten

Null Abgase, null Lärm Die grüne Welle rollt. Im Gespräch: Saban Tekedereli, Leiter der Direktion „Firmenkunden und Gebrauchtwagen“ bei Citroën. Herr Tekedereli, wie positioniert sich Citroën im B2B-Segment in Deutschland? Wir bieten eine PKW-Modellpalette mit sparsamen Kleinwagen, sehr komfortablen Limousinen und Kombis ebenso wie geräumige Vans. Außergewöhnlich und prestigeträchtig für die Flotte ist die DS-Linie, die demnächst mit dem DS5 neuen Zuwachs bekommen wird. Die variablen Nutzfahrzeuge Nemo, Berlingo, Jumpy und Jumper komplettieren unsere Produktlinie. Unser weitreichender Service speziell für Firmenkunden umfasst unter anderem Business-Stützpunkte und -Center, Premium Assistance für B2B-Kunden sowie Lea-

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sing-Sonderangebote mit umfangreichem Service aus unserer hauseigenen Citroën Bank. Wie sieht es mit dem Umweltschutz aus? Wir halten u.a. drei innovative Technologien bereit. Die Micro-Hybrid-Technologie e-HDi senkt Verbrauch und CO2-Ausstoß um bis zu 15 Prozent. Überdies bieten wir Wagen mit Elektro-Antrieb: Sie stehen für null Abgase, null Lärm und null CO2-Emissionen am Fahrzeug. Drittens werden wir als einer der ersten Hersteller Ende 2011 mit dem DS5 Fahrzeuge mit Diesel-Voll-Hybrid-Technologie anbieten. Der Antrieb vereint das beste beider Energiequellen. Ende 2011 wird der DS5 erhältlich sein. Infos: www.citroen-business.de

WEGBEREITER „Als Vorreiter bietet Citroën Fahrzeuge mit Diesel-VollHybrid-Technologie an“, so Saban Tekedereli.

Verbraucher bekommen auf den Computer oder per Smartphone Daten über das aktuelle Heizverhalten. Hinweise helfen, das Heizverhalten zu optimieren. Das spart nicht nur Energie, sondern auch Geld. Vor allem Wohnungsbaugesellschaften dürften großes Interesse an dieser Technologie entwickeln. Intelligente Stromzähler – so genannte „Smart Meter“ – arbeiten nach einem vergleichbaren Prinzip. Ein Zusatzgerät am Stromzähler erfasst den Verbrauch und schickt die Daten direkt an den Nutzer. In der ersten Pilotphase im Juni 2011 sparen bewusste Verbraucher in 50 TelekomLäden in Bayern und Niedersachsen Strom ganz im Zeichen von Web 3.0. So kann der Konsument seinen Stromverbrauch jederzeit überprüfen und sich Alternativen anzeigen lassen. Weitere Ansätze für mehr Energieeffizienz kommen aus der Technologie der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK): Mietshausbesitzer installieren beispielsweise ihr eigenes „Klimakraftwerk“ im Heizungskeller, das den benötigten Strom und die Wärme autark produziert. Fest steht: Die erneuerbaren Energien fördern die Innovationskraft des Standorts Deutschland. Sie stärken den Mittelstand. Ein entsprechendes Engagement hält auch die Ethikkommission, der Vertreter aus Wissenschaft, Energiebranche, Verbraucherverbänden und Umweltgruppierungen angehörten, in ihrem 49-seitigen Abschlussbericht für nötig. Das 17-köpfige Gremium empfiehlt, neben dem Ausstieg aus der Atomkraft ein „Nationales Forum Energiewende“ einzusetzen, damit alle Stakeholder an der Neuausrichtung unserer Energiepolitik mitwirken. Das Forum wird als „Quelle von neuen Chancen für das Mitwirken der Bürger bei dezentralen Entscheidungen“ gesehen. Denn Wachstum und Wohlstand dürfen nicht zulasten künftiger Generationen gehen. Gleichzeitig mahnt die Kommission mehr Energieeffizienz an. Und mehr


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WINDKRAFT Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie, befürchtet, dass die EEG-Novelle zu einem deutlichen Abbremsen des Ausbaus der Windkraft führen wird.

Energieeffizienz erfordert vor allem bessere Stromspeichertechnologien. Für den Umstieg auf erneuerbare Energien brauchen wir intelligente Übertragungs- und Verteilnetze, damit Einspeisung und Verbrauch koordiniert und neue Technologien mit alten vernetzt werden können. Windkraft und Photovoltaik werden voraussichtlich die wichtigsten grünen Techniken der Zukunft im Energiemix sein. Aber Wind bläst bei uns nicht regelmäßig. Auch die Sonnenenergie können wir nicht auf Abruf bestel-

len. Es braucht Leitungen, die die Stromproduzenten, Speicher und Verbraucher über weite Strecken miteinander verbinden. Derartige Ansätze stehen bereits heute zur Verfügung. Die neue Generation von Speichern funktioniert ähnlich wie Vorratskammern. Sie können Strom und Wärme zwischenlagern und Spitzenlasten ausgleichen. Björn Klusmann setzt auf zusätzliche Speicherkapazitäten durch Batterien und auf Druckluft- und Pumpspeicher sowie chemische Speicher und erneuerbares Methan. Methan

kann beispielsweise sowohl zur Strom- als auch Wärmeerzeugung sowie für die Mobilität genutzt werden. Es existieren viele Beispiele von intelligenten Technologien und Speichermöglichkeiten. Deutschland sieht seine Chance und investiert. Das Potenzial ist enorm. Zu diesem Ergebnis kommt auch die aktuelle Studie „Revisiting Energy Storage – There Is a Business Case“ der Boston Consulting Group: Die Managementberatung hat Anfang des Jahres das Geschäftspotenzial von acht ver-

Mobilität | Innovative Engineering- und Consulting-Dienstleistungen für den Fahrzeugbau

Lokales Engagement für globalen Erfolg Effizientere Antriebe, leichtere Karosserien, hilfreiche Elektronik: Die MBtech Group unterstützt Fahrzeughersteller weltweit dabei, innovative Mobilitätslösungen umzusetzen. Das Thema Nachhaltigkeit spiegelt sich aber nicht nur in den Leistungen, sondern auch im Selbstverständnis des Engineering- und Consulting-Dienstleisters wider. So ist es fester Bestandteil der MBtech-Unternehmensstrategie, an jedem neuen Standort überdurchschnittlich stark in den Aufbau von Wissen und Kompetenz zu investieren. Geschäftsführer Hartmut Tresp erläutert: „Wir haben dadurch weltweit das gleiche Technologie- und Prozess-Know-how vor Ort verfügbar, was wiederum zur Zukunftssicherung jedes einzelnen Standorts beiträgt. Zudem können unsere Mitarbeiter global vernetzt nach einheitlich hohen Standards zusammenarbeiten. MBtech-Kunden – unter anderem namhafte Pkw- und Nutzfahrzeughersteller – profitieren, indem sie auf die lokalen Marktan-

forderungen zugeschnittene Lösungen und maximale Qualität erhalten.“ Ein wesentlicher MBtech-Erfolgsfaktor ist die Kombination aus Entwicklungs- und Beratungskompetenz. Das Unternehmen entwickelt Varianten für Gesamtfahrzeuge und berät entlang der kompletten Wertschöpfungskette. „Folglich können wir als Bindeglied zwischen Herstellern und Zulieferern nicht nur beim technischen Umsetzen von Produktinnovationen unterstützen, sondern auch die entsprechenden Entwicklungs- und Fertigungsprozesse verschlanken. Das hilft unseren Kunden, ihre Kosten dauerhaft zu senken“, ergänzt Tresp. Wichtige Innovationen halten so schneller in Serienfahrzeugen Einzug: Beispielsweise gilt dies für Hybrid- und Elektroantriebe sowie für leichte Kohlefaser-Karosserieteile, die allesamt für weniger Emissionen sorgen; oder für zuverlässige elektronische Helfer, die Fahrzeuge sicherer und komfortabler machen. „Mit ihren Methoden und Technologien ist

die Automobilindustrie in vielerlei Hinsicht Vorreiter – MBtech plant daher, diese Kompetenzen auch in anderen Branchen, etwa Agrar und Bahn, wesentlich stärker auszubauen“, blickt Tresp in die Zukunft. Weitere Informationen: www.mbtech-group.com

KOMPETENZ „Unsere Kunden profitieren von den speziell auf lokale Marktanforderungen zugeschnittenen Lösungen“, so Hartmut Tresp.

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GEWINN „Der Nutzen von CSR liegt darin, dass Unternehmen wichtige Impulse für die gesellschaftliche Entwicklung geben“, betont Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt.

Antriebstechnik | Citroën setzt auf innovative Umweltschutzkonzepte

Hybrid-Technologie auf der Überholspur Die Automobilbranche hat naturgemäß eine besondere Verantwortung für Umwelt- und Klimaschutz. Das Thema Mobilität und Umwelt stellt seit Jahrzehnten ein Kerngebiet engagierter Forschung und Entwicklung bei Citroën dar. Konsequentes Bearbeiten der Thematik ermöglichte Fortschritte, die individueller Mobilität und Komfortbedürfnissen genauso gerecht werden wie der gewachsenen Verantwortung für Umwelt und Wirtschaftlichkeit. So setzt Citroën etwa konsequent auf die moderne Micro-Hybrid-Technologie e-HDi. Sie sorgt für eine optimierte Nutzung der Antriebsenergie, indem sie ein Stop & StartSystem neuester Generation mit einem umkehrbaren Alternator und einem Dieselmotor kombiniert. Das Stop & Start-System sorgt für blitzschnelles Abstellen und Neustarten des Motors in allen Situationen, in denen das Fahrzeug stillsteht oder in Verzögerungsphasen. Ein E-booster-System garantiert den sofortigen und ruckelfreien Neustart des Motors. Die innovative Micro-

PREMIERE Der zukünftige Citroën DS5 wird auch als Diesel-Voll-Hybrid Hybrid 4 angeboten.

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Hybrid-Technologie verringert den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen der HDi-Motoren um bis zu 15 Prozent. Gut für die Umwelt und gut für das Budget. Erstmals wurde die e-HDi-Motorisierung im Citroën C4 eingeführt und ist für zahlreiche Modelle verfügbar. Sie trägt das UmweltLabel „Airdream“. Als erster Hersteller wird Citroën Ende 2011 mit dem DS5 ein Diesel-Voll-Hybrid-Fahrzeug in einem völlig neuen Fahrzeugkonzept anbieten. Der künftige Antrieb soll das Beste beider Energiequellen vereinen. Der Elektromotor leistet die leise Startarbeit beim Anfahren und im Stadtverkehr, auf der Langstrecke bringt der Dieselmotor seine wirtschaftlichen Vorteile zur Geltung. Damit soll der Citroën DS5 als Diesel-Voll-HybridFahrzeug mit Hybrid4 ein neues Kapitel der Mobilität aufschlagen. Er bietet Fahrspaß mit 200 PS, Allradantrieb, Elektroantrieb im Stadtverkehr sowie Boost-Modus. Zudem besticht er durch einen sehr reduzierten CO2-Ausstoß von 99g/km. Infos unter: www.citroen.de

schiedenen Anwendungen für unterschiedliche Speichertechnologien analysiert und prognostiziert einen kumulierten Investitionsbedarf für die intelligenten Speicher, die alte mit neuer Energie verbinden, von 280 Milliarden Euro bis 2030. Die größten Märkte für Energiespeicher sieht sie zukünftig in Westeuropa, den USA und China. Die Vielfalt an unterschiedlichen Technologien, die sich am Markt behaupten müssen, löst Wettbewerb und Innovationskraft aus. Diese Entwicklung spiegelt sich in verschiedensten Branchen wider. Jede Menge guter Ideen und Ansätze präsentiert derzeit die Automobilbranche. Sie setzt verstärkt auf „Nachhaltige Mobilität“ und beweist in diesem Bereich vor allem Innovationswillen in Richtung Elektromobilität und Hybridtechnologie. Renault etwa hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst umweltneutrale LKW zu produzieren. Citroën wiederum wird in Kürze als erster Hersteller ein Diesel-Voll-Hybrid-Fahrzeug anbieten. Eindrucksvoll belegt dies die Pickup-Studie MBtech Reporter, deren neues Voll-Hybrid-Antriebskonzept der Enginee-

Mit schadstoffarmen Antrieben sorgt die Automobilbranche für Furore ring- und Consulting-Dienstleister Mbtech Group auf der diesjährigen MobiliTec in Hannover vorstellte. Ebenfalls auf dem Vormarsch ist die bereits erwähnte Technologie der Kraft-Wärme-Kopplung, die auch im Automobilbereich ihr Potenzial beweist: Durch die bessere Ausnutzung der eingesetzten Energie lässt sich beispielsweise bei Elektrofahrzeugen eine enorme Erhöhung des Wirkungsgrads erzielen. Die Energiespeicherung zählt auch im Bereich der alternativen Antriebskonzepte zu den großen Herausforderungen. Am Ins-


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APPELL Thomas Koenen, Leiter der Abteilung Klima und Nachhaltige Entwicklung beim BDI, ruft zu unternehmerischer Verantwortung auf: „Öffentlichkeit, Politik, aber auch Finanzmärkte strafen heutzutage nichtnachhaltiges Verhalten umgehend ab.“

titut für Elektromobilität der Hochschule Bochum werden im Rahmen des BATEMForschungsprojekts beispielsweise Testsysteme für elektrische Energiespeicher entwickelt. Die Forscher interessiert vor allem die Charakterisierung der Energiespeicher im Kurz- und Langzeitverhalten. Der Dritte Deutsche Elektro-Mobil Kongress in Bonn Anfang Juni hat gezeigt, dass die maßgebliche Aufgabe zur Zeit darin besteht, die neuen Produktionsverfahren und innovativen Materialien auf die industriel-

le Herstellung von seriennahen Batterien zu übertragen. Bereits im November 2007 hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Innovationsallianz „Lithium-Ionen-Batterie 2015“ initiiert. Seitdem fördert die Bundesregierung zielgerichtet die Entwicklung von Batterien für die Elektromobilität. „Leistungsfähige und bezahlbare Batterien sind eine zentrale Voraussetzung für alltagstaugliche Elektrofahrzeuge. Die künftige Pilotproduktionsanlage in Ulm ist ein großer Schritt in Rich-

tung Elektromobilität“, erläutert Bundesforschungsministerin Annette Schavan. Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), fügt hinzu, dass die deutsche Automobilindustrie in den kommenden drei bis vier Jahren bis zu zwölf Mrd. Euro in die Forschung und Entwicklung alternativer Antriebe investieren werde. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Elektroautos, Hybrid- und Wasserstoffantrieben. „Deutschland hat gute Voraussetzungen, beim Elektroauto eine führende

Nutzfahrzeuge | Alternative Antriebskonzepte

Auf dem Weg zum umweltneutralen LKW Wie stark ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in den Köpfen angekommen? Und wie nachhaltig ist das wirtschaftliche Handeln wirklich? Kann man gleichzeitig Hersteller von schweren Lastkraftwagen sein und sich für nachhaltige Entwicklung engagieren? Renault Trucks kann – und bekennt sich zum Leitbild der Nachhaltigkeit. Die Verantwortung für Umwelt, Mitarbeiter und Gesellschaft ist dabei fest im Unternehmensleitbild verankert. Darin zeigt sich die Überzeugung, dass sich die Leistungsfähigkeit und die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens nicht länger nur an der Qualität seiner Produkte, sondern auch am gewissenhaften Umgang mit Mensch und Umwelt festmachen lassen. Denn nur, wenn Nachhaltigkeit konsequent in der Unternehmensphilosophie umgesetzt wird, entsteht echte Nachhaltigkeit. Auch im Hause Renault Trucks wird gezielt daran gearbeitet, diese Anforderungen umzusetzen und Umweltbelastungen nachhaltig zu ver-

ringern. So hat sich das Unternehmen das Ziel gesetzt, möglichst umweltneutrale und trotzdem leistungsstarke LKW zu produzieren. Dies geschieht mit der Überzeugung, dass vom Vorantreiben neuer Technologien eben auch die Umwelt profitiert. Tatsächlich nimmt der Hersteller bei der Entwicklung von Fahrzeugen mit alternativen Antriebskonzepten eine Vorreiterposition ein. Mit der sogenannten Clean Tech-Technologie wurde eine Kraftstoff-Alternative entwickelt, die großes Potenzial für die Zukunft aufweist. Dazu zählen Fahrzeuge mit Hybrid-, Elektro- oder ErdgasAntrieb. Seit längerem ist der Renault Premium Hybrys Tech im Großraum Lyon sowohl als Müllsammelfahrzeug als auch im Bereich der Baustellenbelieferung unterwegs. Ebenso wird er von Coca-Cola in Brüssel für die Getränkedistribution eingesetzt. Die Bilanz fällt durchweg positiv aus. Neben der reduzierten Geräuschentwicklung ermöglicht der Hybrid-Antrieb auch deutliche Verbrauchs-

einsparungen. Die Praxistaufe hat auch der Renault Maxity Electric bestanden. Der rein elektrisch angetriebene Klein-LKW mit einem Gesamtgewicht von 4,5 t ist u.a. bei der Getränkeauslieferung in der Pariser Innenstadt unterwegs. Auch in Zukunft werden äußerst innovative, wettbewerbsfähige und noch erheblich umweltverträglichere Antriebskonzepte präsentiert. www.renault-trucks.de

ÜBERZEUGEND Der Truck ist rot, das Konzept grün: Renault Trucks hat sich das Ziel gesetzt, möglichst umweltneutrale LKW zu produzieren.

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Die Aufgabe des Jahrhunderts RESSOURCENSICHERUNG Nachhaltigkeit ist in den Führungsetagen vieler Unternehmen angekommen. Wie nachhaltig sind Getränkekartons? Und was leistet einer der führenden Hersteller für den Umweltschutz?

Im Gespräch mit VISAVIS ECONOMY erläutert Dr. Heike Schiffler, Direktorin Kommunikation und Umwelt von Tetra Pak Deutschland/Schweiz, die Vorteile, Nachhaltigkeit ins Kerngeschäft zu integrieren. Bei der Lektüre der Nachhaltigkeitsberichte mancher Unternehmen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass statt zündender Ideen eher ein Marketing-Feuerwerk abgebrannt wird. Ist das Thema Nachhaltigkeit der neue Marketingtrend schlechthin? Unbestreitbar ist, dass in der Wirtschaft ein grundlegender Umdenkungsprozess stattgefunden hat. Die Ausrichtung auf kurzfristige Erfolge ist bereits vielfach einer Langfristperspektive gewichen, bei der Wachstum und Wohlstand nicht zu Lasten künftiger Generationen gehen. Wenn ein solches Denken in den Mittelpunkt unternehmerischen Handelns rückt und

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integrierter Teil des operativen Geschäfts wird, dann ist Nachhaltigkeit viel mehr als nur Imagepflege. Bei Tetra Pak liegt der Fall noch etwas anders. In unserem Unternehmen gehört der schonende Umgang mit Ressourcen seit Gründung zum Pflichtprogramm. Wir haben uns für den nachwachsenden Rohstoff Holz als Basismaterial unserer Produktion entschieden – lange bevor das Prinzip Nachhaltigkeit zum gesellschaftlichen Trend wurde. Das größte Kopfzerbrechen bereitet den Experten der kaum zu bremsende Klimawandel. Was kann Ihr Unternehmen tun, um zu einer klimaschonenden Wirtschaftsweise beizutragen? Unser Ziel ist es, einen relevanten Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Weil Getränkekartons größtenteils aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, fällt die Klimabilanz von vornherein günstiger aus als bei anderen Verpackungen. Außerdem kooperieren wir eng mit unseren Kunden und Lieferanten, um unseren ökologischen Fußabdruck auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette immer weiter zu verkleinern. Stichwort Energieeffizienz: Unser Ziel ist es, mit immer weniger Energie immer bessere Ergebnisse zu erzielen – bei der Kartonherstellung, beim Transport und bei der Abfüllung der Lebensmittel. In unseren eigenen Betrieben setzen wir auf sparsame Heiz- und Kühlsysteme, effizient ineinandergreifende Produktionsprozesse und Strom aus erneuerbaren Energiequellen. So haben wir unsere CO2-Emissionen weltweit seit 2005 um fast 13 Prozent gesenkt. Zum Schluss landet dann doch alles auf der Müllhalde – kein besonderer Ausweis von Nachhaltigkeit? Seit 20 Jahren werden gebrauchte Getränkekartons getrennt gesammelt und recycelt. Das bringt eine jährliche Einsparung

von rund 50.000 Tonnen CO2. In Sachen Recycling ist Deutschland sicherlich Vorreiter. Hier haben die rasch wachsenden Märkte Osteuropas und Asiens noch Nachholbedarf. Deshalb ergreifen wir selbst die Initiative und kooperieren in fast jedem Land, in dem wir tätig sind, mit Behörden, Wirtschaft und Umweltverbänden, um funktionierende Rücknahme- und Recyclingsysteme aufzubauen. Trotz allen Engagements und aller guten Vorsätze – bei zunehmendem Wettbewerb werden ökologische Projekte schnell wieder als belastend empfunden und heruntergefahren. Wie geht Tetra Pak mit diesem Widerspruch um? Diesen Gegensatz sehen wir so nicht. Die Sicherung von Ressourcen und der Schutz des Klimas sind die Aufgaben unseres Jahrhunderts, für die wir nur leider kein Jahrhundert Zeit haben. Deshalb haben wir weltweit klare Ziele und einen bindenden Zeitplan für die Kernbereiche Klimaschutz, Recycling, Rohstoffe und nachhaltige Produktinnovationen formuliert. Wir wollen pro Jahr um fünf Prozent wachsen, ohne dabei die Kohlendioxid-Emissionen gegenüber dem Basisjahr 2010 zu erhöhen. De facto bedeutet dies eine anvisierte Einsparung von 40 Prozent. Den Anteil des von der Waldschutzorganisation Forest Stewardship Council (FSC) zertifizierten Rohkartons wollen wir weiter steigern – bis 2012 auf 50 und mittelfristig auf 100 Prozent. Gleichzeitig arbeiten wir daran, die Recyclingquote von Getränkekartons bis zum Ende des Jahrzehnts von heute 20 auf 40 Prozent zu verdoppeln. Das bedeutet, dass 2020 weltweit 100 Milliarden gebrauchte Kartons wiederverwertet werden sollen. Und schließlich: Auch die Nichtpapieranteile der Verpackungen sollen schrittweise durch erneuerbare Materialien abgelöst werden. Infos: www.tetrapak.de


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„ Rolle zu übernehmen“, betont Wissmann. „Denn in vielen Bereichen, wie Elektronik, Batteriesystem oder mechanischen Bauteilen haben wir enormes Know-how.“ Bei der Schlüsseltechnologie für das elektrische Fahren – der Batteriezelle – sei der internationale Wettbewerb noch offen. Nach einer Untersuchung von JD Power & Associates wird der Anteil der alternativen Antriebe an den gesamten Fahrzeugverkäufen im Jahr 2020 mehr als sieben Prozent betragen. In Zahlen bedeutet dies,

Profitables Wachstum ist langfristig nur durch verantwortungsvolles Handeln gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt möglich.

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– Dr. Michael Inacker, Bereichsleiter CC, Public Affairs + CSR Metro Group

dass dann weltweit 5,2 Mio. der 70,9 Mio. (Stand 2010) verkauften Fahrzeuge mit Elektro- oder Hybridantrieb ausgestattet sein werden. Die Bundesregierung wünscht sich bis zum Jahr 2020 eine Million elektrisch angetriebener Fahrzeuge auf deutschen Straßen. Mitte Mai 2011 hat die schwarzgelbe Regierungskoalition ihr Regierungsprogramm Elektromobilität verabschiedet. Mit diesem sollen Anreize geschaffen werden, auf Fahrzeuge mit Elektroantrieb umzusteigen. Wer sich bis Dezember 2015 ein

Auto anschafft, dessen CO2-Ausstoß unter 50g/km liegt, ist für zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit. Weitere Vorzüge sind die Möglichkeit von Wechselkennzeichen und die Sonderparkflächen, die Fahrern von Elektrofahrzeugen zur Verfügung stehen sollen. Zudem sieht das Programm eine umfangreiche Förderung der neuen Antriebstechnik vor. Doch die ist immer noch ausbaufähig. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler erklärt: „Im Bereich Forschung und Entwicklung gibt es noch großen Bedarf. Um

Mautsystem | Umweltschutz auf deutschen Straßen

Nachhaltigkeit als gelebtes Unternehmensprinzip Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit gehören untrennbar zusammen. Der Mautbetreiber Toll Collect versteht nachhaltiges Wirtschaften als Instrument, um ökonomische Interessen und gesellschaftliche Ansprüche konsequent miteinander zu vereinbaren. Nachhaltigkeit stützt sich bei Toll Collect auf vier Pfeiler: Ökonomie, Ökologie, Mitarbeiter und Gesellschaft. Sie bilden die Dimensionen einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie, die das Unternehmen künftig durch ein kohärentes CSRManagement noch wirksamer verfolgen will. Einen hohen Stellenwert nimmt der Umweltschutz ein: Das Toll-Collect-System bietet starke Anreize für Transport- und Logistikunternehmen, möglichst schadstoffarme Fahrzeuge zu erwerben und emissionsintensive Fahrzeuge umzurüsten. Dieser Trend ist trotz der gerade erst überwundenen Wirtschaftskrise ungebrochen: Seit Mautstart 2005 ist der Fahrleistungsanteil mit den umweltschonenden Klassen Euro 5 und EEV (Enhanced Envi-

ronmentally Friendly Vehicle) von 0,2 Prozent auf knapp 70 Prozent gestiegen. Dazu haben die veränderten Mautsätze beigetragen, ebenso wie verschiedene Förderprogramme des Bundes. Darüber hinaus hat das Unternehmen durch den reibungslosen und effizienten Betrieb des Mautsystems mehr als 22 Mrd. Euro für den Staat eingenommen, die für den Ausbau und Erhalt von Infrastruktur eingesetzt wurden. Der Erfolg des Unternehmens ist in ganz besonderer Weise von der Mitarbeiterschaft abhängig. Toll Collect beschäftigt derzeit rund 500 Mitarbeiter aus 15 verschiedenen Nationen. Rund 40 Prozent davon sind Frauen. Im Unternehmen sind Mitarbeiter tätig, die sich in völlig unterschiedlichen Lebenssituationen befinden. Dazu gehören u.a. junge Familien, alleinerziehende Mitarbeiter, ältere Beschäftigte und Berufspendler. Toll Collect fördert und unterstützt seine Mitarbeiter mit konsequenter Personalentwicklung und Maßnah-

men aus dem Gesundheitsmanagement. Zusatzleistungen helfen, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und Familie zu finden. Im vergangenen Jahr wurde das Unternehmen durch die Hertie-Stiftung zertifiziert und trägt das Siegel „beruf und familie“. Weitere Infos unter: www.toll-collect.de

ERFOLGSKONZEPT Seit Mautstart im Jahr 2005 rollen immer mehr schadstoffarme LKW über Deutschlands Autobahnen.

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TITELTHEMA

NACHHALTIGKEIT

RELEVANZ VON CSR 85 %

... Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Kultur zeigen:

Frauen (n=1.519)

und Standardisierung.“ So werden alternative Antriebstechnologien und die erneuerbaren Energien als wichtige deutsche Wirtschaftszweige in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Der Nachhaltigkeitsgedanke beschränkt sich indes nicht auf die Umwelttechnologie: „Nachhaltigkeit verpflichtet zu Vernunft und Verantwortung unseres Handelns im sozialen, ökologischen und ökonomischen Bereich“, betont Michael Vassiliadis, Mitglied des Rates für Nachhaltige Entwicklung. Re-

Erfolgsfaktor | Preisverleihung für herausragendes Umweltengagement

Verantwortungsbewusst handeln

PREISTRÄGER Die Gewinner des BAUMUmweltpreises 2010, darunter Ernst Ulrich von Weizsäcker (6. von links).

Immer mehr Unternehmen bewerten nachhaltiges Handeln als Erfolgsfaktor. Wer verstehen möchte, warum, sollte die Jahrestagung des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Umweltbewusstes Management (BAUM) e.V. am 22. und 23. September 2011 in der europäischen Umwelthauptstadt Hamburg besuchen. Schirmherr der Veranstaltung unter dem

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81 %

... die Öffentlichkeit aufrichtig informieren:

... sich für den Klimaschutz und den Erhalt der Umwelt engagieren:

hier Fortschritte zu erzielen, möchten wir mit dem Regierungsprogramm eine Forschungsarbeit aus einem Guss erreichen. Zu diesem Zweck wird es eine Lotsenstelle geben.“ Sie soll insbesondere Mittelständler bei der Suche nach geeigneten Förderprogrammen unterstützen. Wichtig sei der Regierung außerdem, internationale Kooperationen zu unterstützen. Rösler weiter: „Das betrifft strategische Partnerschaften mit anderen Ländern ebenso wie die internationale Zusammenarbeit im Bereich Normung

88 %

...ihre Mitarbeiter fair und verantwortungsvoll behandeln:

Motto: „Der gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden! Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit“ ist der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Olaf Scholz. Als Diskussionsteilnehmer zugesagt haben bereits der Vorsitzende des EU-Umweltausschusses Jo Leinen, Umweltbundesamt-Präsident Jochen Flasbarth und Harry Brouwer, Geschäftsführer der Unilever Deutschland GmbH. Im Rahmen der Tagung werden am 23. September auch die BAUM-Umweltpreise und der Internationale BAUM-Sonderpreis unter Anwesenheit von Bundesumweltminister Norbert Röttgen vergeben. Als Träger des Internationalen BAUM-Sonderpreises 2011 hat die Jury bereits Professor Dr. Ibrahim Abouleish, den Gründer und Vorsitzenden der Fairtrade-Initiative Sekem und Träger des Alternativen Nobelpreises, bestätigt. Er wird den Preis persönlich entgegennehmen. Gastgeber ist das BAUM-Mitgliedsunternehmen Flughafen Hamburg, das in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. Anmeldung und Programm unter www.baumev.de

80 % 78 % 75 % 78 % 74 % Männer (n=1.571)

Quelle: IFH

Über 3.000 Konsumenten wurden befragt: Wie wichtig ist es Ihnen bei der Wahl der Geschäfte bzw. Handelsunternehmen, in denen Sie für sich privat einkaufen, dass diese ...

gionale Energieversorger beweisen daher schon heute, dass sie Teil der Gesellschaft sind und ihre Rolle als gute Mitbürger – als Good Corporate Citizen – in ihrem lokalen Umfeld wahrnehmen. Sie zeigen Bereitschaft, der Allgemeinheit zu dienen und zu investieren. Und sie haben bewiesen, dass sie erfinderisch sind, wenn es darum geht, einen schnellen Ausbau voranzutreiben: Sie gründen beispielsweise klimafreundliche Partnerschaften mit Kommunen und Landkreisen oder beteiligen Bürgerinnen und Bürger finanziell an dem Ausbau von erneuerbaren Energien. Sie beraten die Menschen in wesentlichen Fragen der Energieeinsparung vor Ort, beteiligen die Bürger und leisten damit wichtige und dringend benötigte Aufklärungsarbeit, die sonst der Staat übernehmen müsste.

Immer mehr Unternehmen nutzen die Chance, die ihnen CSR-Strategien bieten Diese Ansätze veranschaulichen die steigende Bedeutung von Corporate Social Responsibility, also der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen einer modernen zukunftsgerichteten Gesellschaft. Dr. Dieter Hundt, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, unterstreicht: „Der Nutzen von CSR liegt darin, dass Unternehmen durch ihr Engagement zu sozialem und ökologischem Fortschritt beitragen, die Lebens- und Arbeitsqualität im lokalen Umfeld erhöhen und wichtige Impulse für die gesellschaftliche Entwicklung geben.“ Und Dr. Michael Inacker, Bereichsleiter Corporate Communications, Public Affairs & CSR der Metro Group, ergänzt: „Gerade in Krisenzeiten ist es für ein verantwortungsbewusstes Unternehmen wichtig, seine langfristigen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Nachhal-


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NACHHALTIGKEIT

ENERGIEMIX Sonne und Windkraft sind nicht immer abrufbar. Laut BEE-Geschäftsführer Björn Klusmann können Biogas, Wasserkraft und Erdwärme mögliche Schwankungen ausgleichen.

tigkeit ist eines dieser Ziele und fester Bestandteil der Unternehmensstrategie. Denn profitables Wachstum ist langfristig nur durch verantwortliches Handeln gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt möglich.“ Schon heute übersteigt unser Konsum die natürliche Kapazität der Erde um 25 Prozent. Unser ökologischer Fußabdruck drückt sich längst in einem immer weiter voranschreitenden Klimawandel aus. Und so appelliert auch Thomas Koenen, Leiter der Abteilung Klima und Nachhaltige Entwicklung beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), an die Unternehmen: „Diese müssen ein fundamentales Interesse daran haben, in ihren Prozessen energieeffizient sowie umwelt- und klimaschonend zu arbeiten und zugleich soziale Aspekte zu beachten. Dies sichert Kosteneffizienz und fördert Akzeptanz bei den externen Stakeholdern wie auch bei den eigenen Mitarbeitern. Öffentlichkeit, Politik, aber auch Finanzmärkte strafen heutzutage nicht-nachhaltiges Verhalten umgehend ab. Am Ende werden sich diejenigen Unternehmen behaupten, die das Thema Nachhaltigkeit in ihre Prozesse integrieren und eben nicht auf Greenwashing setzen.“ Neben ethisch-moralischen Argumenten spricht auch ein rein ökonomisches für unternehmerisches Engagement in Sachen Nachhaltigkeit: Die Investition in CSR zahlt sich wirtschaftlich aus. Das bezeugt die aktuelle Studie des Supply Chain Management Institute (SMI) zusammen mit dem Beratungs- und IT-Dienstleister Logica: Je mehr ein Unternehmen seine Umweltbelastung durch seine Produktion reduziere und je mehr es sich für die Gesellschaft einsetze, desto besser sei seine wirtschaftliche Performance. Nachhaltiges Handeln ist damit erwiesenermaßen ein Erfolgsfaktor auf allen Ebenen. Wer das nicht glaubt, der wird spätestens auf der Jahrestagung des Bundesdeutschen Arbeitskreises für Um-

Produktentwicklung | Stetiges Wachstum und nachhaltiger Erfolg

Innovationsmanagement optimieren Mittelständische Unternehmen sind ein wichtiger Erfolgsfaktor für das Wachstum der deutschen Wirtschaft. In vielen Fällen stellen Kontinuität und Nachhaltigkeit in Verbindung mit Innovationskraft und Flexibilität strategische Grundlagen des Unternehmenserfolgs dar. Auch bei Geze ist nachhaltiges Wirtschaften ein zentrales Element der Unternehmensstrategie – dies zeigt sich auch in der Kontinuität der Geschäftsleitung: Der 1863 gegründete Hersteller von Tür-, Fensterund Sicherheitstechnik befindet sich bereits in fünfter Generation in Familienhand. Im Laufe der Zeit wuchs Geze von einem Handwerksbetrieb zu einem international tätigen Unternehmen mit weltweit 2.200 Mitarbeitern und 27 Tochtergesellschaften. Um dieses anhaltende Wachstum zu gewährleisten, setzt das Unternehmen auf intensive Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im eigenen Technologiezentrum und auf ein systematisches Innovationsmanagement. „Das sehr gute Innovationsklima bei Geze ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. In den letzten Jahren

haben wir den Anteil der Neuprodukte am Umsatz stark gesteigert“, hebt die Geschäftsführende Gesellschafterin Brigitte Vöster-Alber hervor. Das Innovationsmanagement des Unternehmens ist geprägt durch professionelle Tools, kurze Informations- und Entscheidungswege und ein flexibles Bereitstellen von Ressourcen. In Zusammenarbeit mit den internationalen Tochtergesellschaften fließen Ideen und Anregungen mit Potenzial in den Entwicklungsplan und werden in Projekte überführt. Dank eines systematisierten Ablaufplans, der alle unterstützenden Abteilungen und Prozesse beinhaltet, hat Geze die durchschnittliche Dauer von Produktentwicklungen in den letzten Jahren deutlich reduziert. Auch das Innovationsmanagement selbst unterliegt einem ständigen Optimierungsprozess. Von der Geschäftsführung ausgehend wurde das Innovationsmanagement in den vergangenen Jahren kontinuierlich perfektioniert, wofür das Unternehmen bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Infos unter: www.geze.de

STRATEGIE Brigitte Vöster-Alber, Geschäftsführende Gesellschafterin der GEZE GmbH, setzt auf systematisches Innovationsmanagement.

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TITELTHEMA

NACHHALTIGKEIT

Grüne Wettbewerbsvorteile BERATUNG Nachhaltigkeit braucht Green IT. Aber das allein macht kein Unternehmen nachhaltig. Ein Umdenken muss her.

„Wer nicht denken will, fliegt raus.“ Was der Künstler Joseph Beuys 1977 postulierte, gilt auch für Unternehmen – und heute mehr denn je. Gerade bei Green IT heißt es, über den Tellerrand hinauszublicken. Längst schon ist bekannt, dass nicht nur die IT selbst umweltschonender gestaltet werden sollte, sondern dass sie ihrerseits einen erheblichen Beitrag zur Nachhaltigkeit im gesamten Unternehmen leisten kann. Doch auch wenn die Nutzung neuer Technologien wie „Virtualisierung“ oder „Cloud Computing“ viel versprechende Ansatzpunkte bietet, die unternehmerischen Nachhaltigkeitsziele mit IT umzusetzen: Der weitaus größere Hebel liegt in einer grundsätzlichen Änderung der Unternehmensprozesse sowie dem verantworlichen Handeln aller Mitarbeiter. Die Studie „Excellence in Supply Chain Sustainability“, durchgeführt von der EBS Business School und Logica im Mai 2011, belegt, dass Unternehmen, die sich in Sachen Nachhaltigkeit engagieren, auch wirtschaftlich erfolgreicher sind. „Neue Techno-

ZIEL Oliver Mark ist Consulting Director bei Logica in Deutschland. Das Unternehmen will seinen CO2-Ausstoß bis 2020 halbieren.

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logien schaffen hierfür die Voraussetzungen, aber erst ihr Einsatz bringt den Nutzen“, sagt Oliver Mark, Consulting Director bei Logica Deutschland. „Für ein erfolgreiches Nachhaltigkeitsmanagement ist es daher unerlässlich, geeignete Lösungen und Ideen in den unterschiedlichsten Feldern zu verzahnen.“ Den Anfang macht der Wille zur Veränderung: Dieser muss von der Geschäftsleitung ausgehen und bis zum Mitarbeiter reichen. Erst dann lässt sich der unternehmerische Erfolg in einer Umweltbilanz dokumentieren. Die Herausforderungen sind dabei sehr individuell. Unternehmen sind deshalb bei der Suche nach maßgeschneiderten Reporting-Plattformen auf externe Berater angewiesen, die Lösungen finden, implementieren und anpassen. Ein Beispiel ist der Automobilproduzent Ford, der den Umweltschutz zu einem seiner wichtigsten Ziele gemacht hat. Das Umwelt-Team des Herstellers hat dazu ein Projekt zur Standardisierung des Managements und Reportings von CO2-Emissionen an allen Fertigungsstandorten in Europa und Amerika durchgeführt. Oliver Mark weiter: „Weltweit implementierte das Team dazu die einheitliche Emissions-Management-Lösung ‚Emissions logic‘ von Logica. Mit ihr verfügt Ford heute über ein Tool zur werksübergreifenden Erfassung und Überwachung aller Umweltdaten.“ Gleichzeitig kann der Fahrzeughersteller die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften im Auge behalten und komplexe Reporting-Anforderungen mit der Software erfüllen. Inzwischen wurde die Lösung gemeinsam mit Logica-Beratern weiterentwickelt und beinhaltet nun auch die Erfassung von produktionsrelevanten Faktoren wie Energie- und Wasserverbrauch sowie Abfallaufkommen. Logica berät nicht nur Andere in Sachen Nachhaltigkeit. Auch sich selbst hat das Beratungshaus hohe Umweltziele gesteckt: Bis 2020 will das Unternehmen seine CO2-

Emissionen um die Hälfte auf Basis der Werte von 2008 verringern. Dazu zählt beispielsweise die Reduzierung der Flottenemissionen. Auf Initiative des Leasingunternehmens Athlon Car Lease Germany hat Logica deshalb den sogenannten Cleaner Car Contract unterzeichnet und sich das Ziel gesetzt, eine Höchstmenge von durchschnittlich 130 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer zu erreichen. Um den CO2-Ausstoß der rund 570 geleasten Fahrzeuge zu senken, hat das Unternehmen ein BonusMalus-System entwickelt. Das persönliche Leasingbudget richtet sich seitdem nach der CO2-Emission. Mit Erfolg, die durchschnittlichen Werte sind bereits gesunken: Hatte die Flotte 2007 noch knapp 160 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer emittiert, beträgt der Flottenausstoß heute nur noch 144 Gramm CO2 – ein beachtlicher Fortschritt. Logica denkt längst um – wovon auch andere profitieren: Die Non-Profit-Organisation „Carbon Disclosure Project“ (CDP) beispielsweise ernannte Logica zum ersten Gold Consultancy Partner. Damit empfiehlt das CDP Unternehmen, die sich zur Verbesserung ihrer Umweltverträglichkeit beraten lassen, Logicas Modell zur Optimierung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie. Weitere Informationen unter: www.logica.de


TITELTHEMA

NACHHALTIGKEIT

EINSATZ „Ich bin beeindruckt, wie viele Unternehmen sich schon heute freiwillig für ihre Angestellten und energieeffizientes Wirtschaften engagieren“, so Ursula von der Leyen.

weltbewusstes Management (BAUM) e.V. am 22. und 23. September 2011 in Hamburg die Pioniere der deutschen „grünen“ Wirtschaft treffen können. Der kontinuierliche Mitgliederzuwachs beweist, dass sich die Unternehmen längst auf einen neuen Verbraucher einstellen, der über sein Portemonnaie Einfluss auf eine Wirtschaftsweise nimmt. Das bestätigt auch Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen: „Ich bin beeindruckt davon, wie viele Unternehmen sich schon heute freiwillig und über das gesetzlich Geforderte hinaus engagieren – für ihre Angestellten, für energieeffizientes Wirtschaften oder das Wohl der Kommunen, in denen sie tätig sind.“ Eine bundesweite CSR-Strategie werde einen Schub für dieses wichtige Engagement auslösen. „Ich finde, die vielen guten Ideen und Ansätze sollen Schule machen“, sagt Bundesministerin von der Leyen. Positives Feedback für dieses Engagement kommt nicht nur vom Verbraucher. So verweist Thomas Koenen vom BDI auf die zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeitsindizes, die „zur Schaffung von Transparenz, größerer Effizienz und letztlich auch Akzeptanz“ beitragen. „Nachhaltigkeitsratings stellen ähnlich wie das klassische Kreditrating ein Bindeglied zwischen Investoren und Unternehmen dar. Doch während Kreditratings eine etablierte Rolle im Kapitalmarkt innehaben und der Markt von einigen wenigen Anbietern beherrscht wird, ist das Nachhaltigkeitsrating ein verhältnismäßig junges Instrument. Der dahinter stehende dynamische Markt steht vor der Aufgabe, die Transparenz von Bewertungsprozessen zu erhöhen und den Dialog mit den Unternehmen als Bewertungssubjekten zu verbessern“, erklärt Koenen. Zu den besonders positiven Beispielen zählt in diesem Zusammenhang der Natur-AktienIndex (NAI). Er umfasst internationale Unternehmen, die dem NAI zufolge „nach be-

sonders konsequenten Maßstäben als erfolgreiche Öko-Vorreiter ausgewählt werden.“ Über die Zugehörigkeit entscheidet ein unabhängiger Ausschuss auf der Basis verbindlicher Kriterien. So bieten sich auch Investoren, die Wert auf nachhaltige Anlagestrategien legen, zunehmend Orientierungshilfen bei der Auswahl. Diese Entwicklung zeigt: Nachhaltigkeit ist viel mehr als ein Trend. Sie wird unsere künftige Wirtschaftswelt entscheidend prägen. Heute schon gilt: Nachhaltiges und erfolgreiches Wirtschaften bedingen sich gegenseitig. Gute Börsenperformance wird sich in Zukunft nicht mehr ausschließlich an der kurzfristigen Gewinnerzielung bemessen, sondern an der vorausschauenden Integration ökologischer und sozialer Gesichtspunkte. Schon heute dokumentieren

immer mehr Unternehmen ihr Engagement mit einem jährlichen Nachhaltigkeitsbericht, in dem sie Kennzahlen und Ziele offen legen. Darunter finden sich längst nicht mehr nur Großkonzerne. Gerade der Mittelstand hat die Chance längst erkannt, die Umweltschutz und soziales Engagement bieten. Denn die Wettbewerbschancen steigen, wenn man wertvolle Ressourcen schützt und damit sichert – und somit zugleich seine Reputation nach außen und innen erhöht. Eines dürfte klar sein: Wenn Nachhaltigkeit nicht nur der Imagepflege dient, sondern einer echten unternehmerischen Überzeugung entspringt, kann es eigentlich nur Gewinner geben.

Stefan Winter

Entwicklungsländer | Nachhaltige Investments zahlen sich doppelt aus

Geldanlagen für eine gerechtere Welt Das Angebot an nachhaltigen Geldanlagen ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Eine Organisation, die bereits seit 35 Jahren auf diesem Gebiet aktiv ist, ist die Genossenschaft Oikocredit. Sie verleiht das Kapital ihrer Anleger als Darlehen an Mikrofinanzinstitutionen, Genossenschaften und kleine Unternehmen und unterstützt dadurch wirtschaftlich aktive Menschen in Entwicklungsländern. Einer davon ist Juan Marquez, der auf den Philippinen einen kleinen Betrieb leitet. „1M AgroFuel“ produziert umweltfreundliche Holzkohle,

für die keine Wälder abgeholzt werden müssen. „Wir nutzen Kokosschalen, die normalerweise im Müll landen“, erklärt Mitarbeiter José Duarte. Als Nebenerzeugnis entsteht Holzessig, der als Bio-Dünger verkauft wird. Oikocredit unterstützt das Unternehmen mit einem Kredit für eine neue Produktionsanlage. Privatpersonen und Institutionen können ab 200 Euro in eine nachhaltige Geldanlage bei Oikocredit investieren. Weitere Infos unter: www.oikocredit.de ENGAGIERT José Duarte produziert umweltfreundliche Holzkohle auf den Philippinen.

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FINANZEN

NACHHALTIGE INVESTMENTS

Verantwortlich investieren GELDANLAGE Der Planet Erde ist der interessanteste Substanzwert. Ökonomie und Ökologie werden nur Frieden schließen, wenn sich Investitionen sowohl unter Umwelt- als auch unter Finanzaspekten lohnen.

M

utter Erde bebt – im mehrfachen Sinne des Wortes. Verheerende Naturkatastrophen und soziale Spannungen in Nordafrika und im Nahen Osten sind die brisanten Unruheherde des Planeten. Es ist, als wehre sich die Erde gegen den Raubbau, den die Menschheit treibt. Der pflegliche Umgang mit den Naturgütern des fünftgrößten Planeten unseres Sonnensystems ist daher zwingend. All das hat ethische und finanzielle Aspekte. Angesichts knappen Kapitals und leerer Staatskassen ist die private Wirtschaft gefragt, ihren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Auch Privatanleger stellen sich der Aufgabe und investieren – unter verschiedenen Aspekten – in die Runderneuerung der Ökosysteme. Banken und Fondsgesellschaften entsprechen der Nachfrage mit interessanten Finanzprodukten. Anleger hoffen dabei auf solide Erträge. Das Thema Nachhaltigkeit hat sich an den Finanzmärkten zum Megatrend entwickelt – und zwar weltweit. Mit Kapitalanlagen in Produkte und Dienstleistungen, die Lösungsansätze für die stark angeschlagenen Ökosysteme des Planeten Erde bieten, erkaufen

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sich Anleger längst nicht mehr nur ein grünes Gewissen. Vielmehr erwirtschaften solche Investments auch eine solide Rendite. Dort, wo Kapitalanleger bisher vor allem auf traditionelle Investmentkriterien wie Rendite, Liquidität und Sicherheit bedacht waren, wird inzwischen immer stärker auch auf ökologische, ethische und soziale Aspekte geachtet, wie Volker Weber, Vorsitzender des Vorstandes im Forum Nachhaltige Geldanlagen, bestätigt. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass die Weltbevölkerung von derzeit rund 6,5 Mrd. bis zum Jahr 2050 auf über 10 Mrd. steigen wird. Diese steigende Zahl von Menschen muss auch in den kommenden Dekaden mit den lebensnotwendigen Rohund Urstoffen versorgt werden. Die Menschheit ist nicht nur ökologisch zum Umdenken gezwungen, sondern auch zur Bereitschaft, Kapital zu investieren. Vieles spricht dafür, dass institutionelle und private Anleger dazu bereit sind. Dort, wo Anleger heute Zweifel an der Geldwertstabilität äußern und auf „reale Werte“ – also auf Substanz – setzen, sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass Mutter Erde und ihre Ökosysteme jener Sub-

stanzwert sind, der über allem steht. Die gigantischen ökologischen Aufgaben auf der Erde erfordern Visionen, Wissen, Bereitschaft zum Verzicht und Kapital – aber vor allem auch die Bereitschaft zur Umsetzung der in diesem Kontext gewonnenen Erkenntnisse. Und das weltweit. Zu solchen nachhaltigen und ethischen Investments zählt unter anderem der riesige Bereich Cleantech. Darunter sind all jene technologischen Entwicklungen von Prozessen, Dienstleistungen und Produkten zu verstehen, die in irgendeiner Form zur Reduzierung schädlicher Treibhausgas-Emissionen und zum Stopp der Erderwärmung beitragen. Auch technologische Entwicklungen, die zu einem schonenderen Umgang mit den Roh- und Urstoffen und den Naturgütern des Planeten Erde beitragen, sind unter diesem Oberbegriff zu fassen. Großes Augenmerk wird in diesem Zusammenhang auf die Elektromobilität gelegt. Dabei geht es darum, den Faktor Energie (in diesem Fall Elektrizität) in modernen Batterien zu speichern, ihn als Antriebskraft für Automobile zu nutzen und auf diese Weise den bei herkömmlichen Fahrzeugen durch den Einsatz fossiler Treibstoffe schädlichen Ausstoß von CO2 (Kohlendioxid) zu vermeiden. Und last but not least wird unter dem Begriff Cleantech auch die Effizienzsteigerung und gleichzeitige Kostenreduzierung von Ressourcen (wie Erde, Luft und Wasser) verstanden. Auch Kapitalanlagen, zum Beispiel in Mikrofinanzfonds, werden unter dem Aspekt Nachhaltigkeit gesehen und zusammengefasst, weil sie ethische, moralische und soziale Aspekte umfassen. Da solche Mikrokredite in der Regel an einzelne Personen oder Mini-Unternehmen in den Schwellenländern vergeben werden, sind sie auch als ein wichtiges Element der Entwicklungspolitik einzustufen. So sehr Nachhaltigkeitsfonds und andere ökologische Investmentformen auch im Blickpunkt


FINANZEN

NACHHALTIGE INVESTMENTS

KRITERIEN Kapitalanleger achten immer stärker auf ökologische, ethische und soziale Aspekte, wie Volker Weber vom Forum Nachhaltige Geldanlagen bekräftigt.

der Finanzwelt stehen, so deutlich muss auch gemacht werden, dass weltweit wohl noch nicht einmal fünf Prozent aller Kapitalanlagen unter dieses Label passen. Das wiederum bedeutet: Im Bereich „ökologische Kapitalanlagen“ besteht in den kommenden Dekaden ein gigantisches Aufholpotenzial. „Die Themen Energiewende und Nahrungsmittel-Versorgungssicherheit machen die Bedeutung ökologischer Investments auf Seiten der Anleger immer stärker bewusst“, sagt Nathalie Han, Fondsmanage-

rin von Craton Capital. Denn wenn die Erde und die Umwelt lebenswert bleiben sollen, müssen gigantische Beträge investiert werden. Die Wertpapierbörsen müssen wieder stärker ihre zuletzt stark vernachlässigte eigentliche Aufgabe erfüllen und sich als ergiebige Kapitalquelle für innovative Ideen und Produkte erweisen. In diesem Fall werden Aktien von ökologisch ausgerichteten Unternehmen und Nachhaltigkeitsfonds auch eine ideale Ergänzung für die private Altersvorsorge darstellen, da die ökologi-

sche Modernisierung des Planeten Erde eine wohl nie endende Aufgabe darstellt und auch in einigen Jahrzehnten noch interessante Renditen abwerfen dürfte. Wichtig ist zudem: Investments in die Ökosysteme werden in den kommenden Jahren einen von den Politikern und der freien Wirtschaft zu selten bedachten Effekt haben. Wenn es tatsächlich gelingen sollte, die aktuellen ökologischen Überlegungen und gedanklichen Anstöße in Richtung Nachhaltigkeit in die Tat umzusetzen und

Mehrwert | Wie sich ethische und ökonomische Anlagekritierien vereinen lassen

Christliche Verantwortung als Handlungsmaxime Kann man Gutes tun und dabei Geld verdienen? Bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft eG (EKK) ist das kein Widerspruch. Die EKK ist eine Genossenschaftsbank, gegründet von ihren Mitgliedern aus Kirche und Diakonie. Der Grundgedanke der Genossenschaft ist die Förderung der Mitglieder zur Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung. Als Kirchenbank arbeitet die EKK an einem Konzept, wie der christlichnachhaltige Anspruch konkret in die Praxis umgesetzt werden kann. Strategische Entscheidungen orientieren sich dabei neben ökonomischen Faktoren auch an ökologischen Kriterien und sozial-ethischen Kriterien. Die Bank sieht sich dem kirchlichen Auftrag und damit dem Grundprinzip der christlichen Solidarität verpflichtet. Ziel ist ein wirklich verantwortungsvoller Umgang mit dem anvertrauten Geld. Das Angebot der Bank richtet sich an Menschen, die glaubwürdig nachhaltig und christlich orientiert mit ihren

Geldanlagen umgehen möchten. Dabei schließt der christliche Anspruch ökonomisches Denken und Handeln nicht aus. Im Vordergrund stehen christliche Werte wie Glaubwürdigkeit und Offenheit, Achtung vor dem Anderen und Hilfsbereitschaft, Solidität und Kompetenz. Für die EKK ist nachhaltiges Wirtschaften also kein Modetrend, sondern eine explizit strategische Ausrichtung, um zu einer nachhaltigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung beizutragen. Um das zu gewährleisten, bietet die EKK Anlegern eine Vielzahl unterschiedlicher Geldanlagen an, die zum einen mehrere Nachhaltigkeitskriterien erfüllen und gleichzeitig nicht gegen bestimmte Ausschlusskriterien verstoßen. Dazu zählen Verstöße gegen Arbeits- und Menschenrechte, die Produktion von Waffen oder Unternehmen, deren Produkte Tabakwaren, Alkohol oder Glücksspiele umfassen. Diesen Ansprüchen genügen Anlageformen wie die mehrfach ausgezeich-

neten Fonds der KCD Fondsfamilie. Die Bezeichnung „KCD“ steht dabei für Kirche, Caritas und Diakonie, denn diese Fonds wurden speziell für Anleger aus diesem Umfeld aufgelegt. Informationen unter: www.ekk.de

ERFOLG Man erntet, was man sät: Nachhaltige Anlagekriterien und eine gute Performance sind kein Widerspruch.

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ENTWICKLUNG Seit 2003 ist das Volumen der nachhaltigen Publikumsfonds in Deutschland, Österreich und der Schweiz um das Siebenfache gestiegen.

Volumen der Fonds in Milliarden Euro

Anzahl der Fonds

35

350

25

250

15

150

5

Quelle: Sustainable Business Institute (SBI), Herausgeber der Marktplattform www.nachhaltiges-investieren.org

50 2003

2005 2007 Volumen der Fonds

2009

Mrz 2011 Anzahl der Fonds

Finanzierung | Investitionen in Erneuerbare Energien

Das Potenzial ist enorm Schon seit 15 Jahren unterstützt die Deutsche Kreditbank AG (DKB) Investitionen in Erneuerbare Energien. VISAVIS ECONOMY sprach dazu mit Vorstandsmitglied Stefan Unterlandstättner. Was hat Ihr Haus veranlasst, bei der Finanzierung von Erneuerbaren Energien eine Vorreiterrolle einzunehmen? Wir haben dies als wichtigen Beitrag für generationenübergreifendes und nachhaltiges Wirtschaften gesehen. Unser Haus begleitet die Kunden dauerhaft und mit Blick auf die Zukunft. So haben wir auch die Erneuerbaren Energien als enorme Chance für uns, unsere Kunden und die Gesellschaft erkannt. Mit Finanzierungen der DKB haben in den vergangenen Jahren z. B. viele Land-

LEISTUNG „Wir verfügen mit einem Kreditvolumen von fast 4 Mrd. Euro über eines der größten Portfolios im Bereich der Erneuerbaren Energien“, so Stefan Unterlandstättner.

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wirte ihre Betriebe um Biogasanlagen erweitert, Wohnungsunternehmen in Photovoltaikanlagen auf den Dächern ihrer Häuser investiert und die Hersteller von Anlagen und Betreiber von Wind- oder Solarparks ihre Projekte umgesetzt. Und was heißt das in Zahlen? Die DKB verfügt mit einem Kreditvolumen von fast 4 Mrd. Euro bundesweit über eines der größten Portfolios im Bereich der Erneuerbaren Energien. Wir haben z. B. bis dato über 1.000 Wind- und ca. 700 Photovoltaikanlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 2,1 Gigawatt finanziert. Der daraus erzeugte Strom entspricht dem Jahresstromverbrauch von rund einer Million Vier-Personen-Haushalten. Welche Entwicklungen können Sie als Finanzierer aktuell bei den Erneuerbaren Energien beobachten? Es ist eine besonders starke Nachfrage bei Windenergie- und Biogasanlagen zu verzeichnen. Im Bereich der Windenergie ist dies auch darauf zurückzuführen, dass jetzt mehr Klarheit in der Anwendung der rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen wurde. Die Systemdienstleistungsverordnung gibt nun klar vor, welche Anforderungen die Anlagen erfüllen müssen, um eine EEG-Vergütung zu erhalten. Sehr großes Potenzial sehe ich bei der Vernetzung der Branchen und Marktteilnehmer – z. B. von Landwirten, die Biogasanlagen betreiben, mit potenziellen Abnehmern wie Stadtwerken und Wohnungsunternehmen. Diesen Ansatz verfolgen wir mit unseren Kunden schon seit einigen Jahren. Informationen: www.dkb.de

die Kapitalmärkte in diesem Zusammenhang stärker für die Finanzierung zur Rettung der Ökosysteme zu nutzen, wird ein weltweites Konjunkturprogramm losgetreten, das seinesgleichen sucht. „Was gibt es Besseres, als Gutes für Mutter Erde zu tun und gleichzeitig daran zu verdienen“, sagt Richard L. Sandor, seit mehr als 30 Jahren Vordenker an den Finanzterminbörsen in Chicago und Gründer der Chicago Climate Exchange (CCX), der ersten Klimabörse der Welt. Sandor war auch Gründer und treibende Kraft bei der Entstehung der European Climate Exchange (ECX), der weltweit erfolgreichsten Klimabörse. Fast jede Kapitalanlagegesellschaft, die etwas auf sich hält, ist heute mit „nachhaltig“ ausgerichteten Investmentfonds am Weltmarkt aktiv. Eine regionale Betrachtung zeigt, dass die deutschsprachigen Länder dabei eine Führungsrolle einnehmen. Nach einem Bericht des Sustainable Business Institute (SBI) werden unter den Aspekten sozial, ökologisch und ethisch im deutschsprachigen Raum derzeit mehr als 350 Publikumsfonds – darunter auch Indexfonds (ETF) und Mikrofinanzfonds – mit einem in Aktien und Anleihen investierten Kapital von fast 35 Mrd. Euro gemanagt. Nicht nur die großen internationalen Researchhäuser und Indexberechner wie Standard & Poors (S&P), MSCI International und Dow Jones, sondern auch einige Öko-Finanzspezialisten wie SAM, ECPI, Sarasin oder HSBC liefern den Anlegern in aller Welt seit einigen Jahren mit Nachhaltigkeitsindizes wichtige Orientierung. In diesem Zusammenhang verdient besonders der bereits seit 1997 existierende NAI (Natur-Aktien-Index) von Securvita Erwähnung, der die Aktienkurse von 30 global tätigen Unternehmen abbildet, die nach besonders konsequenten Maßstäben als erfolgreiche Öko-Vorreiter angesehen werden. Schon vor geraumer Zeit hat der Megatrend Nachhaltigkeit die Bör-


FINANZEN

NACHHALTIGE INVESTMENTS

POTENZIAL „Die Energiewende macht die Bedeutung ökologischer Investments immer stärker bewusst“, sagt Nathalie Han, Managerin des Nachhaltigkeitsfonds bei Craton Capital.

senwelt erreicht. So existieren zum Beispiel mit der European Climate Exchange (ECX) in London, der The Green Exchange in New York, der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig und der Bluenext Exchange in Paris zahlreiche Klimabörsen. An diesen Märkten ist zum Beispiel der Handel mit Treibhausgas-Emissionsrechten (EUA) und auch mit Treibhausgas-Emissionskrediten (CER) möglich. Diese CER werden von UN-Organen zum Beispiel für Wiederaufforstungen in den Emerging Markets verge-

ben. Darüber hinaus werden an den Derivatebörsen Euwax in Stuttgart und Scoach in Frankfurt/Zürich unzählige „grüne Zertifikate“ und strukturierte ökologische Anlageprodukte gelistet. Der Megatrend Ökologie wird an Dynamik gewinnen – gerade auch in der Finanzwelt. Denn einer jüngsten Umfrage zufolge planen 75 Prozent jener institutionellen Investoren, die bislang hier nicht engagiert sind, in den kommenden drei Jahren den Einstieg. Trotz aller Euphorie um nachhaltige

Investments sollten Anleger dem „grünen Weg“ allerdings nicht unkritisch folgen. So gilt es zum Beispiel, die Gefahr des „Greenwashing“ zu beachten. Überall dort, wo bei Aktien, Anleihen, Fonds und anderen Finanzinstrumenten das Label „grün“ draufsteht, sollte auch ein entsprechend grüner, ethischer, sozialer und nachhaltiger Entstehungsprozess dahinter stehen.

Udo Rettberg

Rente | Ethische Maßstäbe bei der Geldanlage

Nachhaltige Fonds für die Altersvorsorge Das Atomunglück in Fukushima hat das Thema Nachhaltigkeit mit neuer Brisanz ins Bewusstsein der Menschen gerückt. Viele möchten Umweltschutz und ethische Standards fördern und achten genau auf ihre Entscheidungen als Konsumenten. In Deutschland gibt es ein ausgeprägtes Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein. Seit Fukushima schalten sich besonders viele Menschen aktiv in die umwelt- und energiepolitische Debatte ein, Tausende wechselten ihren Stromanbieter. Nicht verwunderlich, dass sich immer mehr Kunden auch für die Altersvorsorge Angebote wünschen, die ihrem Bewusstsein gerecht werden. Nachhaltige Geldanlagen bieten hier gleich mehrere Vorzüge: Sparer können sie in ihrer Altersvorsorge wie ein Steuerungselement einsetzen. So investieren sie langfristig in ein für sie förderungswürdiges Portfolio, das zum Beispiel Kernenergie ausschließt. Weiterer Vorteil: Die ersten Erfahrungen mit nachhal-

tigen Fonds zeigen, dass diese durchaus ertragreich sind – ein wesentliches Kriterium moderner Altersvorsorge. Wer im Rahmen seiner Altersvorsorge nachhaltig investieren möchte, hat innerhalb der Canada Life-Fondspolicen zwei Portfolios zur Wahl. So liegen dem globalen Aktienfonds „Aktien Chance Verantwortung“ ethische Maßstäbe zugrunde. Berücksichtigt werden nur Unternehmen, die bestimmte Anforderungen in puncto Menschenrechte, Unternehmensethik sowie Umwelt erfüllen. Sonst werden sie nicht akzeptiert, wie etwa Besitzer oder Betreiber von Atomkraftwerken und Unternehmen, die die Einhaltung der Menschenrechte nicht gewährleisten. Kategorisch abgelehnt werden aktuell etwa Aktien von Gesellschaften, die Feuer-, Nuklearwaffen oder Streumunition produzieren. Einen anderen Weg verfolgt der Fonds „Aktien Chance Umwelt“: Mit dem Best-in-class-Ansatz investiert er vorrangig in Unternehmen,

die innerhalb bestimmter Branchen die Kriterien Nachhaltigkeit und Einhaltung von Umweltstandards am besten erfüllen. Weitere Informationen unter: www.canadalife.de

KRITERIEN Ein häufiger Kundenwunsch: Unternehmen, die Feuer- und Nuklearwaffen oder Streumunition produzieren, werden kategorisch vom Fonds „Aktien Chance Verantwortung" in den Canada Life-Fondspolicen ausgeschlossen.

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EMISSIONSHANDEL

Das Geschäft mit der dreckigen Luft INSTRUMENT Der Klimaschutz zählt zu den größten globalen Herausforderungen unserer Zeit. Welchen Beitrag leistet der Emissionshandel? Und wie können Unternehmen davon profitieren?

I

m Rahmen des Kyoto-Protokolls haben sich alle beteiligten Partnerstaaten verpflichtet, den Ausstoß klimaschädlicher Gase im Zeitraum zwischen 2008 und 2012 um fünf Prozent gegenüber 1990 zu senken. Um ihren Verpflichtungen zur Reduzierung der Emission von Treibhausgasen nachzukommen, haben Deutschland und die EU mit Beginn des Jahres 2005 ein neues Instrument für den Klimaschutz eingeführt: den Emissionshandel für das Treibhausgas CO2. Die Idee: einen marktwirtschaftlichen Anreiz zu schaffen, den CO2-Ausstoß zu verringern und dabei gleichzeitig die Energieeffizienz zu erhöhen. Das Grundprinzip ist denkbar einfach: Wenn ein Unternehmen CO2 in die Atmosphäre ausstößt, muss es das Recht dazu besitzen. Die EU-Kommission legt Jahr für Jahr fest, wie viel CO2 in die Atmosphäre geleitet werden darf. Das „Emissionsrecht“ wird in Form von Zertifikaten verteilt – für jede Tonne CO2 gibt es ein Zertifikat. Hierbei gilt: Ein Unternehmen muss jährlich so viele Emissionsberechtigungen abgeben, wie es CO2 ausgestoßen hat. Stehen einem Unternehmen nicht genügend Emissionsrechte zur Verfügung,

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kann es entweder seinen Ausstoß verringern, indem es in klimafreundliche Technologien investiert, oder aber zusätzliche Emissionsrechte dazukaufen. Die Zertifikate werden pro Periode zugeteilt und können dann am Markt gehandelt werden. Der Preis für die Zertifikate richtet sich also nach Angebot und Nachfrage. Überzählige Emissionszertifikate können Gewinn bringend verkauft werden. Zuständige nationale Stelle zur Umsetzung des Emissionshandels ist die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt. Sie kümmert sich auch um den Abgleich von tatsächlichen Emissionen mit Emissionsberechtigungen. Dietrich Borst, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Emissionshandel und Klimaschutz (BVEK), erläutert: „In Deutschland nehmen rund 1.700 Anlagen teil.“ Darunter finden sich die Betreiber von großen Energieanlagen mit einer Feuerungswärmeleistung über 20 Megawatt sowie energieintensive Industrieanlagen. „Der Emissionshandel ist ein ‚Cap and Trade‘-System“, so Borst weiter. „Eine Emissionsobergrenze an Treibhausgasen, das so genannte Cap, wird für alle emissionshandelspflichtigen

Teilnehmer festgelegt und garantiert die Einhaltung des für die jeweilige Handelsperiode festgelegten umweltpolitisch definierten Minderungsziels.“ Die Obergrenze orientiert sich an der Höhe der jeweils technisch besten verfügbaren Anlagen. Nach Ansicht vieler Experten ist der Emissionshandel das effektivste Mittel, um den Klimaschutz mit marktwirtschaftlichen Methoden voranzubringen. Zwar hagelt es immer wieder Kritik. So werden der hohe bürokratische Aufwand oder der Steuerbetrug-Skandal aus dem Jahr 2009 ins Feld geführt. Auch von einem umweltpolitischen Ablasshandel ist die Rede. Dennoch: Für zahlreiche Experten wie Raik Heinzelmann, Vorstand des Brokerhauses Advantag, ist der Emissionshandel sogar „der einzig gangbare Weg, durch ökonomische Anreize ökologisch notwendige Ziele zu erreichen.“ Einzelstaatliche Steuern oder andere Instrumente könnten die globale Problematik gar nicht lösen. Um die Bedeutung des Emissionshandels zu stärken, steigt die Zahl der Branchen und Unternehmen, die zur Teilnahme verpflichtet sind. Ab 2012 werden etwa der Luftverkehr und ab 2013 weitere emissionsintensive Industriebranchen in den Emissionshandel einbezogen. Gleichzeitig wird die Zuteilung von Emissionsrechten seitens der EU-Kommission in den kommenden Jahren weiter sinken. Mit dem Übergang in die so genannte dritte Handelsperiode zwischen 2013 und 2020 wird also ein starker Anstieg des Handelsvolumens an den europäischen Börsen erwartet. Tatsächlich können an der European Climate Exchange (ECX) in London, der The Green Exchange in New York, der European Energy Exchange (EEX) in Leipzig und der Bluenext Exchange in Paris Treibhausgas-Emissionsrechte over the counter (OTC) gehandelt werden. Auch an der Bayerischen Börse in München steht mit greenmarket eine Plattform


FUNKTIONSWEISE Das Ziel der CO2Minderung ist erreicht. Anlage A hat mit dem Verkauf der Zertifikate Geld verdient. Anlage B hat sich aufwendige Investitionen erspart.

bisheriger CO2-Ausstoß 5.000 t

tatsächlicher CO2-Ausstoß 4.000 t

verfügbare Zertifikate 4.500 t

tatsächlicher CO2-Ausstoß 5.000 t

Verkauf 500 t

Anlage A

bisheriger CO2-Ausstoß Anlage B 5.000 t Start Quelle: Deutsche Emissionshandelsstelle beim Umweltbundesamt

für den Handel von CO2-Emissionszertifikaten bereit. Gehandelt werden die Zertifikate in Form von Wertpapieren. „Wir bieten den Marktteilnehmern das Level an Sicherheit und Transparenz, wie wir das aus unserem täglichen Geschäft als Wertpapierbörse kennen“, erklärt Robert Ertl, Head of greenmarket. „Der börsennotierte Handel ist ein wichtiger Marktbestandteil“, ergänzt Heinzelmann. „Er gewährleistet die Transparenz des Marktes. Am Spotmarkt können die direkten Kassageschäfte abgewickelt

verfügbare Zertifikate 4.500 t

und am Terminmarkt etwa Preisschwankungen abgesichert werden.“ Als kritischer Kostenfaktor könnte sich indes die Energiewende herausstellen. Viele Experten befürchten, dass der Ausstieg aus der Atomenergie zur Folge hätte, dass mehr Strom aus Kohlekraftwerken fließt. Und die gelten als wahre CO2Monster. Dafür müssen die deutschen Energieversorger zusätzliche Emissionszertifikate kaufen, die sich nach Ansicht von Energieexperten verteuern dürften. Es steht

CO2-Reduktion

Zukauf 500 t

Handel

zu befürchten, dass die Versorger die anfallenden Kosten als Preiserhöhungen an die Kunden weitergeben. Diesen Befürchtungen will sich Heinzelmann nicht anschließen: „Die Reduktion von Emissionen bietet die Chance, weltweit mit neuen oder verbesserten Technologien einen steigenden Bedarf befriedigen zu können.“ Dies könne wiederum neue Arbeitsplätze schaffen.

Reinhard Krabbe

Emissionshandel | Transparenz durch Abwicklung über die Bayerische Börse

Messlatte für höchste Sicherheit Der Emissionshandel ist das zentrale Instrument der Europäer, um den CO2-Ausstoß nachhaltig zu senken: Nicht durch Verbote oder Steuern, sondern mit marktwirtschaftlicher Methodik. Wer mehr CO2 verbraucht, als er Zuteilungen bekommen hat, muss dafür Zertifikate einkaufen. Volkswirtschaftlich und klimapolitisch ist das Cap-and-Trade-Verfahren der richtige Weg, die Emissionen einzudämmen. Als noch junger Markt ist der Emissionshandel der Gefahr ausgesetzt, durch Sorglosigkeit auf der einen und kriminelle Energie auf der anderen Seite ausgehebelt zu werden. Deshalb muss der Emissionshandel für die Zukunft so sicher wie nur möglich gestaltet werden. „Ein zentraler Faktor für einen transparenten und sicheren Handel ist es, ihn ausschließlich über Börsen abzuwickeln. Die Bayerische Börse AG hat dafür mit greenmarket eine eigene Warenbörse geschaffen, um ihre Expertise im Wertpapierhandel auch auf den

Emissionshandel auszudehnen“, sagt Dr. Robert Ertl, Geschäftsführer greenmarket. Weil Emissionszertifikate als Waren gelten, war der Schritt notwendig geworden, um den Termin- und Spothandel mit European Union Allowances (EUAs) und Certified Emissions Reductions (CERs) durchführen zu können. Ertl: „Um greenmarket zu einer absolut sicheren Börse für Emissionszertifikate auszubauen, wurde das Setup, das Prozedere des komplexen Handelsprozesses, vollkommen auf Sicherheit ausgerichtet. Hauptkriterium ist dabei das Einschalten einer Zentralen Gegenpartei (CCP), bei greenmarket übernimmt diesen Part die Schweizer SIX x-clear.“ Durch diese zentrale Gegenpartei besteht eine mehrfach abgesicherte Beziehung zwischen Marktteilnehmer und Börse. So werden im Handelsprozess noch General Clearing Members zwischen Marktteilnehmer und CCP geschaltet. In jeder Abrechnungsfrage erhöht dieser Prozess die Sicherheit und erschwert

Betrugsversuche aller Art. Weitere Infos unter: www.greenmarket-exchange.com

GREENMARKET Die Bayerische Börse in München hat eine eigene Warenbörse geschaffen, um ihre Expertise auf den Emissionshandel auszudehnen.

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FLOTTENMANAGEMENT

Freie Fahrt für die grüne Flotte FUHRPARK Weniger Kraftstoff senkt nicht nur die Kosten, sondern ist auch gut für die Umwelt und damit fürs Image. Kein Wunder, dass immer mehr Unternehmen auf ein nachhaltiges Mobilitätsmanagement setzen.

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limawandel und knapper werdende Ressourcen sowie insbesondere die seit Jahren konstant steigenden Kraftstoffpreise machen auch vor Flottenmanagern deutscher Unternehmen nicht Halt. Um Kosten zu sparen und die Wettbewerbsfähigkeit des jeweiligen Unternehmens zu bewahren, ist ein nachhaltiges Fuhrparkmanagement unausweichlich. Dazu gehört etwa die Zentralisierung der Dienstwagenverwaltung ebenso wie das Outsourcing von Serviceleistungen, der optimale Fahrzeugeinsatz oder wirtschaftliches Fahren, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Dass neben sicherem vor allem auch umweltbewusstes Fahren unter Fuhrparkverantwortlichen gefragter denn je ist, zeigt die aktuelle Studie „CVO-Barometer 2011 – Trends im Fuhrparkmanagement“, für die das Meinungsforschungsinstitut csa im Auftrag des Corporate Vehicle Observatory (CVO) mehr als 3.300 Flottenentscheider in elf EULändern befragte. Der CVO ist eine unabhängige Expertenplattform für Fachleute

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im Bereich Flottenmanagement, die 2002 von dem Full-Service-Leasing-Anbieter Arval und seiner Muttergesellschaft BNP Paribas initiiert wurde. Gemäß der Studie kann sich etwa jeder dritte befragte Fuhrparkverantwortliche vorstellen, bereits innerhalb der nächsten drei Jahre Elektrofahrzeuge zu nutzen. Gleichzeitig sehen über 30 Prozent der Befragten Potenzial für „ökologische Zusatzservices“ wie etwa ein CO2-Reporting oder eine Unterstützung bei der CO2-Optimierung der Dienstwagenrichtlinie. Dazu passt auch die Initiative der unabhängigen schweizerischen Beratungsgesellschaft Haymoz Fleet Performance, den Flottenkunden von Citroën eine Analyse der Schadstoffemissionsmengen anzubieten und CO2-Referenzwerte zu definieren. „Wer Umwelt und Klima weniger belastet, reduziert nicht nur die Mobilitätskosten, sondern kann damit auch bei Kunden und Partnern punkten und auf diese Weise klare Wettbewerbsvorteile generieren“, sagt Michael Müller-Görnert, Projektleiter „Grü-

ne Flotte im Betrieb“ beim Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Berlin. Damit verbrauchsarme Fahrzeuge schneller in den Markt kommen, sieht Müller-Görnert speziell Leasingunternehmen und große Flottenbetreiber als sogenannte Katalysatoren. Um diese Unternehmen zu mobilisieren und dabei zu unterstützen, die Nachfrage nach sparsamen Autos zu verstärken, hat der VCD gemeinsam mit weiteren Umweltverbänden aus fünf EU-Ländern die Kampagne „Cleaner Car Contracts“ (CCC) ins Leben gerufen. Mit der Unterschrift unter den CCC bringen Leasinganbieter und Flottenbetreiber zum einen öffentlich ihren Einsatz für nachhaltige Mobilitätslösungen zum Ausdruck. Zum anderen verpflichten sie sich im Rahmen einer Absichtserklärung, den durchschnittlichen CO2-Ausstoß ihrer Neuwagenflotte bis zum Jahr 2012 auf 130 beziehungsweise 120 Gramm pro Kilometer zu begrenzen. Gleichzeitig sollen sie ihre Kunden dafür gewinnen, dieses Ziel durch die Auswahl sparsamer Fahrzeuge zu erreichen. Zu den ersten Unterzeichnern des CCC zählen unter anderem Leasingfirmen wie Athlon Car Lease Germany, ASL Fleet Services und LeasePlan. Im Hinblick auf eine effiziente Fuhrparkstruktur kann es durchaus auch Sinn ergeben, nur selten genutzte Firmenwagen abzuschaffen und Bedarfsspitzen durch CarSharing abzufedern. Neben Privatpersonen nutzen mittlerweile mehr und mehr Unternehmen und Behörden dieses Modell. Prominente Beispiele sind etwa das Statistische Bundesamt, das Umweltbundesamt, die Verwaltung der Stadt Mannheim oder die DB ProjektBau. Nach Ansicht des Bundesverbands CarSharing ist damit eine ganze Reihe von Vorteilen verbunden. So fallen in der Regel nur Kosten an, wenn das Fahrzeug tatsächlich genutzt wird, das Handling ist einfach, zudem besteht bei inzwischen vielen Anbietern eine hohe Flexibilität in


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FLOTTENMANAGEMENT

VORTEILE „Wer Umwelt und Klima weniger belastet, punktet damit auch bei Kunden und Partnern“, unterstreicht VCD-Projektleiter Michael Müller-Görnert.

Sachen Fahrzeugauswahl. Häufig können Firmen neben speziellen Tarifen die gewünschten Fahrzeuge regelmäßig für bestimmte Zeiträume reservieren oder zum Teil individuelle Car-Sharing-Stellplätze einrichten. Mittels Magnetfolie ist es sogar möglich, die Fahrzeuge mit Firmenschriftzug und -logo auszustatten. Wenn es darum geht, mit nachhaltigem Fuhrparkmanagement gezielt Kosten einzusparen, dürfen gerade bei Unternehmen mit Außen-

dienst der Einsatz von Telematik sowie die softwaregestützte Tourenplanung keineswegs vergessen werden. Überdies sollten Unternehmer wissen, dass kleine Motoren in der Regel die effizienteren sind. Muss es wirklich immer die Limousine mit Hubraum von drei Litern oder mehr sein? Downsizing lautet das Gebot der Stunde. Last but not least tragen auch so genannte Spritspartrainings dazu bei, den Kraftstoffverbrauch im Schnitt um

zehn Prozent oder mehr zu reduzieren. Das Einsparpotenzial ist nach Angaben der Leasinggesellschaft GE Capital enorm und beträgt allein bei deutschen Flottenkunden jährlich rund 4,9 Mio. Liter Sprit. Eine beträchtliche Summe, die zeigt, dass die Optimierungspotenziale beim Fuhrpark noch lang nicht ausgereizt sind.

Matthias Gaul

Advertorial

CO2-Benchmark-Analyse für Flottenkunden Mit neuem Service unterstützt Citroën CO2-Reduktion Bis 2012 wird die durchschnittliche Grenze für den CO2-Ausstoß aller Neuwagen in der EU bei 130 g/km liegen. Abgaben und Besteuerung verschiedener Länder werden zunehmend an den CO2-Ausstoß der Fahrzeuge geknüpft. Der klare Trend bei Fahrzeugflotten geht zu Fahrzeugen mit niedrigeren Emissionswerten und fordert die Hersteller heraus. Mit verbrauchs- und emissionsarmen Motoren sowie modernen Technologien bietet die Citroën Modellpalette ein breites Spektrum an umweltgerechten Pkw und Nutzfahrzeugen.

Ab sofort bietet der Hersteller auf nationaler und internationaler Ebene als neuen Service eine CO2-Footprint- und BenchmarkAnalyse an.

Eine CO2-Footprint- und Benchmark-Analyse kann wesentlich zur Effizienzsteigerung und Emissionsoptimierung der Flottenstruktur beitragen. Citroën begegnet gemeinsam mit Flottenkunden und in Zusammenarbeit mit Haymoz Fleet Performance, einer unabhängigen Beratungs-, Management- und Servicegesellschaft für internationale Flottenkunden, dieser Herausforderung.

Die Haymoz CO2-Footprint- und BenchmarkAnalyse beinhaltet: · CO2-Footprint des Kunden je Land und Fahrzeugsegment · Citroën Referenzwert je Land und Fahrzeugsegment · Citroën Referenz-Fahrzeuge je Land und Fahrzeugsegment · Prognose des Einsparpotenzials nach CO2-Ausstoß und Kosten über den Lebenszyklus

Dabei führt Haymoz als Partner von Citroën eine Datenanalyse durch und definiert darüber die CO2-Referenzwerte für die Kundenflotte. Im nächsten Schritt werden die Ergebnisse dieser Studie präsentiert und auf der Basis der aktuellen Citroën Modellpalette gemeinsam Potenziale zur Reduktion ausgelotet.

Unter den VISAVIS-Lesern verlost Citroën jetzt 5 Gratis CO2-Beratungen. Weitere Informationen zur CO2 Footprint und Benchmark-Analyse und zum Gewinnspiel finden Sie hier: www.citroen-footprint.de

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RESTRUKTURIERUNG

Gastbeitrag Dr. Cornel Wisskirchen Mitglied der Geschäftsleitung Firmenkunden Deutschland und des Management Committee Deutschland, Deutsche Bank AG

Neue Strategien für das Liquiditätsmanagement FÜHRUNGSAUFGABE Zahlreiche Unternehmen managen ihre Liquidität nicht optimal. Dadurch verschenken sie ungeahnte Chancen und gehen unnötige Risiken ein.

Der deutschen Wirtschaft geht es wieder blendend. Liquidität – eine der wichtigsten betrieblichen Größen – scheint nach dem rasanten Aufschwung nun wieder ausreichend vorhanden zu sein. Doch das Bild trügt. Anstehende Investitionen müssen finanziert werden, Rohstoffpreise schwanken in zum Teil unkalkulierbarer Form und die Verschiebung der Weltmärkte birgt neue liquiditätsbindende Herausforderungen. Hinzu kommt, dass Bankkredite durch Basel III tendenziell knapper und teurer werden. Betriebliches Ziel sollte es daher sein, das gesamte Management der Liquidität strategisch so auszurichten, dass künftige Schwankungen besser abgefedert werden können. Unternehmen, die ihr Liquiditätsmanagement optimieren, verbessern die Transparenz, senken ihre Marktrisiken und stärken ihre Innenfinanzierung. Das erhöht die Liquidität, verringert den Finanzierungsbedarf und veschlankt ihre Bilanz – mit entsprechenden Implikationen auf ihr Rating und damit auch die Konditionen ihrer Refinanzierung. Viele Treasurer wissen, dass sie jetzt die Zeit und die Mittel hätten, das gesamte Unternehmen unter diesem Blickwinkel zu optimieren und sie wissen um die Herausforderung. Denn bei strategischem Liquiditätsmanagement sind weit mehr Bereiche betroffen, als nur die betriebliche Finanzierung. Neben dem Cash Management sind auch das Management von Working Capital, Risiken, Pensionsverpflichtungen und der Treasury-Organisation relevante Teilaspekte. Für interessierte Unternehmen richtet unser Haus hier spezielle Strategietage aus – das ist ein neues, sehr gefragtes Format. Dabei befassen wir uns konkret mit den Möglichkeiten, die jeder einzelne der genannten Bereiche bietet. Im Working Capital Management geht es darum, die Kapitalbindung durch das Umlaufvermögen zu senken. Dazu gehört auch die Frage, wie Unternehmen mit ihren Forderungen umgehen. Eine aktuelle Umfrage unseres Hauses belegt, dass sich bereits heute viele Mittelständler einen größeren Liquiditätsspielraum durch gezieltes Working Capital Management verschaffen: 59 Prozent der befragten Unternehmen haben ein strengeres Mahnwesen eingeführt, 45 Prozent die Lagerhaltung reduziert. Während unserer Strategietage haben wir festgestellt, dass viele Unternehmen bereits genaue Re-

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gelwerke und Strukturen im Treasury implementiert haben. Oft werden diese allerdings im betrieblichen Alltag so gar nicht umgesetzt oder aber sie entsprechen nicht mehr den aktuellen Anforderungen an die Prozesse. Optimierungspotenzial ist in solchen Fällen offensichtlich. Ein weiteres Thema ist das Cash Management: Für viele global aufgestellte Unternehmen ist es wichtig, jederzeit zu wissen, in welchem Land ihnen wann welche Liquidität zubzw. abfließt. Dies ist gerade bei lokal relativ eigenständig agierenden Töchtern eine betriebswirtschaftliche Herausforderung. Denn dort gilt es, eine Lösung zu finden, bei der nicht in einer Landesgesellschaft Liquidität praktisch ungenutzt auf dem Konto liegt, während eine andere eigens Geld aufnehmen muss. Ein sehr vielschichtiges Thema ist auch das Management von Pensionsverpflichtungen: Viele Unternehmen unterschätzen das Risiko, das in den hohen Pensions-Rückstellungen ihrer Bilanz liegt. Kein Unternehmen weiß sicher um die genaue demografische Entwicklung der eigenen Belegschaft oder die zukünftige Veränderung der Gehälter. So ergibt es mitunter durchaus Sinn, diese Positionen aus der Bilanz auszugliedern und die Versorgungsordnung entsprechend anzupassen. In der aktuell guten Wirtschaftslage neigen Unternehmen dazu, das Risikomanagement zu unterschätzen. Es verdient jedoch konjunkturunabhängig eine größere Aufmerksamkeit. Oft werden etwa falsche Zeiträume abgesichert. Selbst die Fakturierung von Auslandsaufträgen in Euro ist nicht immer frei von Währungsrisiken: Wenn der Haupt-Wettbewerber in einem anderen Währungsraum produziert und plötzlich wechselkursbedingt günstiger anbietet. Auch die extrem volatilen Rohstoffpreise sind ein wichtiges Arbeitsfeld. Jedes Unternehmen sollte sehr genau und selbstkritisch die eigene Risikotragfähigkeit sowie mögliche Absicherungen prüfen. Die Beispiele zeigen, wie umfassend richtig verstandenes Liquiditätsmanagement tatsächlich ist. Es ist eine Querschnittsfunktion und eine Führungsaufgabe. Deshalb empfehlen wir, diese Aufgabe nicht allein einer Fachabteilung zu überlassen, sondern etwa den Finanzvorstand oder seinen Stellvertreter als „Senior Sponsor“ zu benennen. Dann hat Liquiditätsmanagement den Stellenwert, den es verdient. www.firmenkunden.db.com


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RESTRUKTURIERUNG

Sanieren statt kassieren ERFOLGSKURS Externe Profis sind oft die beste Lösung, um eine angeschlagene Firma zurück in die Spur zu bringen. Unternehmen sollten sich nicht scheuen, Tipps und Tricks einzukaufen.

K

rise war gestern – Wirtschaftsaufschwung ist heute und morgen, doch wie sieht es in der Realität aus? Restrukturierungen und Insolvenzen bleiben ein Thema. Die aktuelle Studie der Creditreform über Insolvenzen in Europa zeigt, dass zwar die Anzahl in Deutschland um 2,5 Prozent gesunken ist, jedoch 32.100 Unternehmen im letzten Jahr Insolvenz anmelden mussten. Das spiegelt wider, dass der Zenit der Krise überwunden ist, doch immer noch zahlreiche kleinere, mittlere und große Firmen mit Finanzierungs- und Liquiditätsfragen kämpfen. Oft sind die internen Strukturen und Abläufe suboptimal, und die Probleme häufen sich. Trotz Aufschwung steht die Unternehmensstabilität auf wackeligen Füßen, zu dem Schluss kommt Creditreform, und das hört man auch von kritischen Stimmen im Markt. Was kann ein Unternehmer oder Eigentümer aktiv tun, um hier gegenzusteuern? Als flankierende Maßnahme oder Lösung bei deutlichen Schwierigkeiten bietet es sich an, erfahrene externe Restrukturierer einzusetzen, die mit konkreten operativen Maßnahmen Firmen sanieren und nachhaltig positionieren. Seit 135 Jahren ist die

schwäbische Firma Erhard ein weltweit bekannter Hersteller von Metallwaren, zuletzt als Automobilzulieferer für die Herstellung von Tanksystemen. Dennoch kam das Unternehmen 2010 in eine Überschuldungssituation, so dass die 320 Mitarbeiter um ihre

EINSCHÄTZUNG Interim-Manager Alexander von Chabert sieht erheblichen Verbesserungsbedarf beim Berichtswesen vieler Unternehmen.

Arbeitsplätze fürchteten. Der Einsatz von Christoph Deinhard, eines auf Sanierung spezialisierten Managers, ermöglichte eine Restrukturierung des Unternehmens innerhalb von vier Monaten. Deinhard gelang es, die teils zerstrittenen Parteien, bestehend aus Eigentümern, Banken, Lieferanten, Kunden und Mitarbeitervertretern, an einen Tisch zu bringen, die notwendigen Entscheidungen zu treffen, Sanierungsmaßnahmen durchzusetzen und die Schwäbisch Gmünder Firma an einen industriellen Firmenverbund zu veräußern, der die Zukunft für die Traditionsfirma sichern konnte. Der Einsatz externer Spezialisten für Umstrukturierungen stellt einen effizienten Weg dar, da hier operativ erfahrene Manager auf Zeit die notwendigen Maßnahmen ergreifen können. Sie kennen die kritischen Ansatzpunkte, sind unabhängig und können dank ihres Know-hows die Entscheidungen treffen und mit den Beteiligten umsetzen. Dr. Anselm Görres, geschäftsführender Gesellschafter der ZMM Zeitmanager München GmbH, beobachtet: „In den großen und spektakulären Sanierungsfällen, die in der Zeitung stehen, spielen Interim-Manager nie die führenden Rollen, VISAVIS ECONOMY

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RESTRUKTURIERUNG

UMFRAGE Kennen das Angebot nicht

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Haben keinen Bedarf

16 18 16 14

Vorbehalte gegen externe Experten 7

Fürchten Knowhow-Abfluss Sonstiges

Zeitmanager | Vermittlung von Führungskräften im Mittelstand

Einzelkämpfer sanieren Mittelstand Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat sich der Markt für Sanierungsdienstleistungen seit den 90er Jahren deutlich professionalisiert und segmentiert. Sind Banken involviert, folgt dem kaum vermeidbaren Sanierungsgutachten meist der Einsatz eines Chief Restructuring Officers (CRO). „Es ist wie bei Krankheiten oder Operationen: Je ernster der Fall, desto größer die Zahl der beteiligten Mediziner“, betont Dr. Anselm Görres, Geschäftsführer der ZMM Zeitmanager München GmbH. Bei den ganz großen Fällen wie Schaeffler oder Karstadt seien oft mehrere große Teams im Ein-

SANIERUNG „Der klassische Interim Manager arbeitet im Mittelstand und steht selten im Rampenlicht“, weiß Dr. Anselm Görres.

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satz. Eines für Zahlen und Finanzen, häufig aus einer der großen Prüfgesellschaften (Big Three). Ein zweites für die operativen und strategischen Themen, oft von Firmen wie Roland Berger, Alix oder Alvarez. Stünden Transaktionen an, zum Beispiel Verkäufe von Firmenteilen, kämen M&A-Spezialisten ins Spiel. Görres: „Anwälte braucht es immer, mitunter gar mehrere Law Firms. Für Einzelkämpfer bleiben bei den Großfällen nur wenige Aufgaben.“ Bei mittelgroßen Firmen kommt es öfter zum Einsatz von Interim Professionals, auch als CROs. Im Markt gibt es einige namhafte Sanierungsmanager. Die meisten sind aber nur Insidern bekannt. Häufig verstärken hier Interim Manager größere Teams bei Einzelaufgaben, etwa als Interim-CFO, oder bei verwaisten operativen Bereichen und Projekten. Bei kleineren Mittelständlern kommen einzelne Interim Manager oder Sanierungstandems am häufigsten zum Zug. Der Kunde hat einfach nicht das Geld für große Teams. Auch hier sind regelmäßig zahlreiche weitere Helfer aktiv – ob immer zum Nutzen des Patienten, sei dahingestellt. So gehen Sanierungen meist einige Versuche voraus, das Problem mit Beratern zu lösen. Sanierungsgutachten werden hier meist von regionalen WPs und Steuerberatern erstellt. Nicht selten arbeiten Interim CROs auch eng mit kleineren Sanierungsfirmen zusammen, die vielleicht schon am Gutachten mitgewirkt haben oder Teilprojekte übernehmen. Eines ist klar: Für betroffene Arbeitnehmer und Firmen sind kleinere Fälle nicht weniger schmerzhaft als die großen. www.zmm.de

2006: 43 %

28 27

Wird als zu teuer angesehen

8 3 1

Zeitraum 2010 2009

Quelle: AIMP Providerumfrage 2011

AIMP fragte Unternehmen, warum sie Interim-Management nicht nutzen. Die überraschende Antwort: Gut ein Drittel der befragten Unternehmen kennt solche Angebote nicht.

sie treten allenfalls als punktuelle Verstärkung ein – so arbeitet eine Interim-Managerin von ZMM im Sanierungsfall Pfleiderer mit, aber mit einem Spezialthema, nicht als CRO. Auf der anderen Seite gibt es viele Interim Sanierer, die fern der Öffentlichkeit ganz allein die Verantwortung für Mittelstandssanierungen übernehmen, oft ausgesprochen erfolgreich.“ Ohne entsprechende Strukturen lässt sich die beste Strategie nicht umsetzen. Doch wenn diese Strukturen nicht passen und die Abläufe behindern statt zu unterstützen, wird eine Restrukturierung nötig. In manchen Firmen schon fast ein Selbstzweck, denn regelmäßige Umstrukturierungen verhindern Routine, binden aber auch Kapazitäten. Doch das Festhalten an eingefahrenen Abläufen benötigt Ressourcen und verhindert die von Kunden und vom Markt geforderte Flexibilität. Aus eigenen Kräften einen erfolgreichen Turnaround hinzulegen wird schwierig. Hier bieten sich Profis an, die mit Röntgenblick Abläufe analysieren und konkrete Umstrukturierungsmaßnahmen passend zur Unternehmenssituation umsetzen, vom Outsourcing über die Geschäftsprozessoptimierung bis hin zur Neupositionierung von Bereichen oder des gesamten Geschäftsmodells. Immer mit dem Ziel, das Unternehmen langfristig ertragreich zu positionieren, um Arbeitsplätze zu sichern, ein marktfähiges Angebot zu erstellen, Umsatz- und Ertragsstärke nachhaltig zu erhalten bzw. zu steigern. Jürgen Höfling, Partner der Theron Management Advisors AG, setzt auf Prävention: „Empfehlenswert ist ein regelmäßiger Check im Unternehmen, vergleichbar mit einem Gesundheitscheck, um Risiken zu analysieren. Wenn Eigentümer an der Performance des Managements zu zweifeln beginnen, nicht wissen woran es liegt, werden wir als neutraler Dritter geholt“. Weitere Indikatoren sieht Höfling, wenn zum


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RESTRUKTURIERUNG

INSOLVENZFRAGE Prof. Dr. Hans Haarmeyer fordert eine autonome Selbstgestaltung durch die Gläubiger ohne großen bürokratischen Aufwand.

Beispiel langjährige Mitarbeiter die Firma verlassen oder es Schwierigkeiten gibt, hochqualifizierte Mitarbeiter zu einem vernünftigen Preis zu bekommen. Warum Firmen oft erst handeln, wenn es zu spät ist? Jürgen Becker, geschäftsführender Gesellschafter des Interim Internet Marktplatzes manatnet, hat engen Kundenkontakt: „Anfragen sind erst dringend, doch dann werden Entscheidungen verschoben, Probleme ausgesessen. Man stoppt Projekte, nimmt interne Besetzungen vor, oft in dem Wissen, dass dadurch die Probleme nur verschoben werden und später viel schlimmer hochkommen“, betont Becker. Die Gefahr der Wirtschaftskrise ist nicht gebannt, denn trotz Begeisterung für den Aufschwung heißt es, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und sie nicht zu wiederholen. Dr. Walter Bickel, Managing Director von Alvarez & Marsal, beobachtet

bei seinen Klienten, dass konkrete Umsetzungsberatung gefordert wird. Eines der Hauptthemen ist dabei die Beschaffung und Sicherung von Liquidität für das laufende Geschäft, ebenso aber auch, um Wachstum zu ermöglichen. Die Ergebnisse der jährlichen Studie der Ludwig Heuse GmbH Inte-

Das komplette Interview mit GSV-Chef Hans Haarmeyer finden Sie auf www.visavis.de/interviews rim-Management.de untermauern dies: 30 Prozent der Einsätze erfolgen im Krisen-, Sanierungs- und Restrukturierungsbereich, ein Rückgang um zehn Prozent gegenüber 2009. Demgegenüber zeigt die Befragung für die letzten zehn Jahre einen relativ kons-

tanten Anteil von 25 Prozent der InterimManager, die im Bereich Controlling, Finanz- und Rechnungswesen arbeiten. Der Interim-Manager Alexander von Chabert beobachtet in seinen Mandaten: „Viele mittelständische Unternehmen haben noch erheblichen Verbesserungsbedarf. Sie vernachlässigen ihr internes Berichtswesen und haben über ihren aktuellen Finanzstatus hinaus wenig aussagekräftige Informationen über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens. Ohne Steuerung mit Kennzahlen, Transparenz bei der Profitabilität von bestehenden und Neu-Aufträgen und nachhaltigem Investitionscontrolling navigieren die Unternehmen im ‚Nebel‘ und befinden sich damit meist schon über längere Zeit im ‚Sinkflug‘.“ Stehen Kreditverhandlungen mit Banken an, wird durch diese ein Rating erstellt, und das basiert auf den Ergebnissen der letzten Jahre und der

Prävention | Strategien zur Früherkennung von Geschäftsrisiken

Wenn eine handfeste Krise droht Die meisten Maßnahmen zur Prävention von Krisenfällen werden zu spät initiiert und scheitern in der Umsetzung. Damit alles klappt, hat die Theron Advisory Group zwei wesentliche Ansätze entwickelt: Zum Einen geht es bei der spezifischen Vorbereitung darum, entlang des Geschäftssystems diejenigen Szenarien zu identifizieren, die das Unternehmen existenziell bedrohen können. Folgende Szenarien sind denkbar: Der Ausfall eines Alleinlieferanten (Seltene Erden), Insolvenz des Hauptkunden, Unterbrechung der Lieferkette durch Streik oder Wetter, politisch motivierte, überraschende

Umfeldveränderungen wie jetzt im Rahmen des Atomausstiegs oder auch kriminelle Akte (vergiftete Lebensmittel, Brandstiftung). Zweitens: Krisen kommen prinzipiell unerwartet. Dennoch kann man sich auf sie vorbereiten. Ein definiertes Maß an Flexibilität ist dafür unerlässlich. Daher können kurzfristig höhere Kosten auftreten. Auf lange Sicht aber sinkt das Risiko für die Gesellschafter – das Chancen-Risiko-Verhältnis gerät ins Lot. Viele der Maßnahmen zur Erhöhung der Flexibilität können als konkrete Maßnahmen definiert und finanziell bewertet werden: Mehr Eigenkapital, Standby-Kreditlinien, mehrere Liefe-

ranten pro Teil, höhere Lagerreichweiten, Backup-Systeme, flexible Arbeitszeitregelungen. Hier das richtige Maß zu finden, bedarf sorgfältiger Analyse und Konfliktstabilität des Managements. Aber diejenigen Manager, die sich in aller Regel frühzeitig auf Krisen vorbereitet haben, sind heute noch im Amt. Und es ist wahrscheinlich, dass den damaligen Gesellschaftern ihre Unternehmen auch heute noch gehören. Mit erfahrenen Beratern und kleinen Teams unterstützt die Managementberatung Theron Klienten bei der nachhaltigen Verbesserung ihrer Ertragskraft. Informationen unter: www.theron.com

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RESTRUKTURIERUNG

Gastbeitrag Dr. Walter Bickel Geschäftsführer der Alvarez & Marsal Deutschland GmbH (A&M)

Messbare Lösungen sind gefragt RICHTUNGSWECHSEL Die Zeiten, in denen der Verkauf von visionären Strategien dominierte, sind vorbei. Heute geht die Nachfrage hin zur konkreten Umsetzungsberatung.

Die Wirtschaftswelt redet derzeit nur noch von Wachstum, über Restrukturierung spricht kaum noch jemand, die Krise ist scheinbar ad acta gelegt. Die derzeitige Entwicklung birgt indes Gefahren: Die neue Wachstumseuphorie verleitet allzu sehr dazu, dass die alten Fehler der Vergangenheit, wie z. B. ein hoher Fixkostenaufbau oder die Schaffung inflexibler Unternehmensstrukturen, wiederholt werden, ergänzt um das Phänomen der „Wachstumsfalle“. Dabei geht es um die Absicherung ausreichender Liquidität, um sich das geplante Wachstum überhaupt leisten zu können. Es verblüfft daher nicht, dass die Finanzierung von Wachstum heute für viele Unternehmen eine zentrale Herausforderung darstellt. Eine aktuelle Studie von Alvarez & Marsal Deutschland fördert des Weiteren zutage, dass jedes vierte Unternehmen die Frage der Finanzierung als das größte Risiko für die Geschäftsentwicklung in diesem Jahr ansieht. Die Spielräume der Banken sind – infolge von Basel III und den der Kreditvergabe zugrunde liegenden schlechteren Ratings der Kunden aus 2009/2010 – zusätzlich eingeengt. Diese Rahmenbedingungen führen dazu, dass sich in der Managementberatung ein Richtungswechsel vollzieht. Strategisch denken können die Unternehmen heute vielfach selbst. Die Zeiten, in denen der Verkauf von visionären Strategien en vogue war, sind vorbei. Viele Unternehmensberatungen stecken daher in einer Sinnkrise und benötigen neue, tragfähige Geschäftsmodelle. Doch längst nicht alle in der Managementberatung haben die Zeichen der Zeit erkannt. Anders als früher geht die Nachfrage jetzt eindeutig in Richtung konkreter Umsetzungsberatung. Künftig wird sich der Schwerpunkt im Restrukturierungsgeschäft, im Rahmen der beiden Säulen operative und finanzielle Restrukturierung, inhaltlich mehr in Richtung operative Leistungsfähigkeit eines Unternehmens verlagern. Daher stehen mehr die Schaffung von Strukturen sowie Prozesse für profitables Wachstum im Fokus. Parallel geht es um die Erarbeitung einer atmenden Kostenstruktur, mit der sich zwangsläufig auch neue Spielräume im Bereich der Finanzierung erschließen lassen. Die von Unternehmenslenkern heute eingeforderten Lösungen, mit in der GuV messbaren Ergebnissen, stellen eine neue Herausforderung für die Managementberatung dar. Es ist ein neuer Ty-

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pus von Beratung gefragt. Nicht voluminöse Konzepte mit visuell anspruchsvollen Charts sind angesagt. Vielmehr steht eine Beratung im Mittelpunkt, die konkrete, messbare und nachhaltige Lösungen präsentieren kann. Kleine, schlagkräftige Beratungsteams, die als Umsetzer und Helfer agieren und denen es gelingt, Wertsteigerungsprogramme mit den Mitarbeitern der Kunden zu entwickeln. Beratungsteams, die in der Umsetzung selbst Hand anlegen und die verschiedenen Initiativen im Unternehmen orchestrieren, dafür selbst Verantwortung zeichnen und sich darüber hinaus noch in den Honorarmodellen unternehmerisch am Erfolg messen lassen. Gefragt ist daher zukünftig umso mehr eine Unternehmensberatung, die über kleine Teams von hochspezialisierten Managern mit Führungserfahrung – ausgestattet mit Industrie- und Funktionskompetenz sowie KapitalmarktKnow-how – den Unternehmensentscheidern zur Seite stehen kann. Damit wird sichergestellt, dass man auf Entwicklungen jederzeit gezielt reagieren kann. Da wir uns in einer globalen Welt befinden, muss diese Unternehmensberatung auch global lieferfähig sein. Im Vordergrund stehen messbare Lösungen, denn nur so kann den Kunden der wichtige und viel beschworene „Value Add“ auch tatsächlich geliefert werden. Mit dem eingeforderten Anspruch, interimistisch Vorstandsund Geschäftsführungsressorts zu übernehmen beziehungsweise als Beratungsteam an der Seite der Unternehmensentscheider die gemeinsam mit den Kunden erarbeiteten Konzepte unmittelbar im Unternehmen umzusetzen, verändert sich die Beratungsbranche nachhaltig. Die Umsetzungserfahrung avanciert so zum entscheidenden Gradmesser einer erfolgreichen Beratung und beantwortet die wichtige Frage für den Kunden, ob das Investment in den Berater rentabel und gerechtfertigt ist. Damit einher gehen muss der klare Anspruch an den Berater, jedem Problem die entsprechende Beachtung auf Senior-Level entgegensetzen zu können und Führung zu zeigen, in dem man selbst die Ärmel hochkrempelt, um die jeweiligen Aufgaben zu erledigen. Nur so lassen sich operative wie finanzielle Ergebnisse absichern und langfristig Unternehmenswerte steigern. Mehr denn je gilt der Grundsatz: „It’s all about leadership.“ Weitere Informationen unter: www.alvarezandmarsal.de


UNTERNEHMEN

RESTRUKTURIERUNG

aktuellen finanziellen Lage. Auch wird beurteilt, inwieweit das Unternehmen und die Unternehmensführung für die Herausforderungen der nächsten Jahre gerüstet sind. Hier heißt es unter anderem längerfristig entsprechendes Controlling und Berichtswesen anzugehen. Auch Leasing, Factoring, Kreditoren- und Debitorenmanagement bieten sich zur mittelfristigen Liquiditätssteuerung an. Doch ist ein Unternehmen erst einmal in einer wirtschaftlichen Schieflage und werden Kreditlinien gekürzt, wird die Zeit oftmals knapp, um das Ruder herumzureißen. Doch nicht jedes Unternehmen sucht sich entsprechende professionelle Beratung, was die Anzahl der jährlichen Insolvenzen widerspiegelt. Ziel jedes Insolvenzverfahrens sollte es sein, bei ausreichender Masse eine Weiterführung des Unternehmens zu erreichen. Die Erfahrung zeigt, dass die Fortführung zu einer höheren Quote führt als die Zerschlagung. So soll auch mit dem im Entwurf vorliegenden „Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen“ (ESUG) die Position der Gläubiger gestärkt werden. Befürwortet wird die Neuerung im Insolvenzrecht von Prof. Dr. Hans Haarmeyer, Vorstandsvorsitzender der Gläubigerschutzvereinigung Deutschland e.V., um den Gläubigern im Verfahren mehr Einfluss auf dessen Ablauf und den Verwalter auszuüben. Doch in der jetzigen Form erscheint es Haarmeyer praxisfern. Im Sinne seiner Mitglieder fordert er eine autonome Selbstgestaltung durch die Gläubiger ohne großen bürokratischen Aufwand. Auch Christoph Deinhard, als Interim-Manager und Sanierer, seit 25 Jahren in dem Markt tätig, ist mit dem Status quo nicht glücklich. Er beobachtet, dass der Einsatz verschiedener Gutachter und Berater, die von den Banken und Parteien zum Einsatz bei Unternehmen in Schieflage kommen, häufig dazu führt, dass nicht „sa-

Ganzheitliches Konzept

niert, sondern eher kassiert werde“. Das Unternehmen sei zu schwach, um sich zu wehren; dabei ließen sich in einem vorinsolvenzlichen Verfahren adäquate Lösungen finden, wenn operative Problemlöser anstelle analysierender Gutachter schneller zum Zuge kämen. Wer das Rad nicht neu erfinden will, sucht sich für sein Unternehmen professionelle Unterstützung. Eine Sanierung ohne Erfahrung zum ersten Mal zu machen, kann zu teuren irreparablen Fehlern füh-

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Quelle: Roland Berger, Restrukturierungsstudie 2001, 2003, 2006, 2008, 2009, 2010

Top 2

Management Commitment

2009 2010

Top 3

Top 1

39 % 42 %

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Eine zügige Restrukturierung bleibt Unternehmen wichtig, hat aber durch die bereits durchgeführten Maßnahmen in der Krise an Priorität verloren.

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FAKTOREN

Schnelle Implementierung

ren. Deshalb bietet sich die Einschaltung externer Experten ein, was zahlreiche Firmen in den letzten Jahren bereits gemacht haben. Laut der jährlichen Studie des AIMP, der Arbeitsgemeinschaft der Interim Provider, gibt es etwa 13.000 Interim-Manager auf dem Markt, der etwa 1,4 Mrd. Euro umfasst, Tendenz steigend, und die Insider erwarten ein jährliches Wachstum von elf Prozent. Mit 41 Prozent steht die Überbrückung einer Vakanz an erster Stelle, gefolgt von 19 Prozent klassischer Projekte. Doch

Studie | Interim-Manager bewerten ihr Arbeitsumfeld

Mehr Lebensqualität trotz Stress Eine aktuelle Studie der Ludwig Heuse GmbH interim-management.de zum InterimManagement in Deutschland birgt manche Überraschung. Im Gespräch: Geschäftsführer Ludwig Heuse. Herr Heuse, welches Umfrageergebnis aus ihrer aktuellen Studie zum Interim-Management hat Sie am meisten überrascht? Über 70 Prozent der InterimManager betonen, dass sich ihre Work-Life-Balance gegenüber ihrer Zeit in Festanstellung wesentlich verbessert habe. Und das trotz der Stressfaktoren im Leben eines Interim-Managers. Diese Antworten haben uns überrascht und zugleich gefreut. Immerhin leben viele aus dem Koffer, sind rund um die Uhr im Einsatz und haben auch Leerlauf zwischen den Projekten. Es be-

steht also eine latente Unsicherheit, wann denn das nächste Projekt kommen wird. Womit hatten Sie denn gerechnet? Erwartet hatten wir grundsätzlich die hohe Zustimmung zur größeren Selbstbestimmtheit der Interim-Manager. Können Interim-Manager denn selbstbestimmter agieren als Festangestellte? Selbstverständlich. Sie müssen sich zwar auch an die Richtlinien des Unternehmens halten. Aber ein Interim-Manager muss nicht jeden Strategiewechsel brav nachbeten, der mit einem Geltungsanspruch wie die 10 Gebote von dem Berg Sinai irgendeines entfernten Headquarters heruntergereicht wird. Infos unter: www.interim-management.de ZUSTIMMUNG Ludwig Heuse freut sich über die positiven Ergebnisse seiner Studie.

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Instrumente für die Restrukturierungspraxis Das Fachbuch gibt einen umfassenden Einblick in die komplexen Arbeitsbereiche von Restrukturierungsexperten: Anhand von branchenspezifischen Fallbeispielen beschreiben die Autoren – überwiegend Experten bei PricewaterhouseCoopers – bewährte Instrumente für erfolgreiche Restrukturierungs- und Sanierungsprojekte. Die Autoren zeigen nicht nur Lösungswege für Krisensituationen auf. Sie verweisen auch auf Möglichkeiten, wie Unternehmen Krisen frühzeitig erkennen und entsprechende

Dauerbrenner bleiben umfassendes Change Management, Restrukturierungs- und Sanierungsthemen in etwa einem Viertel der Einsätze. Dirk Tesche hat eine klassische Managementkarriere bei renommierten mittelständischen Adressen und Konzernen hinter sich und ist seit zehn Jahren als Interim-Manager unterwegs. Er hat vergleichbare Situationen mehrfach für seine Kunden erfolgreich gemeistert und kann entsprechend Know-how-Transfer gewährleisten. „In den ersten Tagen die kritischen Themen identifizieren, im Unternehmen die Leistungsträger begeistern, mit den Kunden und Lieferanten Kontakt aufnehmen, um eine Restrukturierung umzusetzen.“ Sein letztes Mandat in Frankreich war auf neun Monate geplant, doch Tesche setzte die vereinbarten Sanierungsziele deutlich früher um, schulte das Management und konnte das Unternehmen nach kurzer Zeit verlassen, der Eigentümer war mehr als begeistert. Rückläufige Insolvenzzahlen, Änderungen im Insolvenzrecht, ein Dienstleistungsmarkt, der notwendiges Know-how im Falle von Restrukturierungen zur Verfügung stellt – das Angebot ist vorhanden. Häufig werden interne Projekte verschoben, man hofft auf wundersame Selbstheilungskräfte. Doch es gehört zum professionellen Agieren, eigenen Verbesserungsbedarf zu erkennen, diesen als Eigentümer oder Manager im Unternehmen mit eigenen oder externen Ressourcen auch anzugehen und Probleme konsequent zu lösen, damit das Unternehmen nachhaltig solvent bleibt, ob vor oder nach der nächsten Krise.

Vorsorgemaßnahmen treffen können. Dabei besticht der Sammelband vor allem durch die Kombination aus praktischen Erfahrungen und wissenschaftlichen Forschungsarbeiten. Dr. Derik Evertz, Prof. Dr. Ulrich Krystek (Hrsg.): „Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen – Grundlagen, Fallstudien und Instrumente für die Praxis“ Schäffer-Poeschel Verlag, Oktober 2010 ISBN: 3791029614

Checkliste zur Sanierung eines Unternehmens 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18.

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Erstellung eines Gutachtens zur Feststellung der Sanierungsfähigkeit und -würdigkeit Finanzplanung und Finanzdisposition Verhandlungen mit Banken, Lieferanten und sonstigen Gläubigern Vergleichsverhandlungen Beantragung staatlicher Hilfen Umstellung bzw. Ergänzung konventioneller Kostenrechnungssysteme zur Aufdeckung der Verlustquellen Einführung der Deckungsbeitragsrechnung Installation eines Controlling-Systems mit Budgetierung und Reporting Überprüfung der Marketingziele, -strategien und -instrumente Umstrukturierung der inhaberbezogenen Organisation und straffe Aufbau- und Ablauforganisation Durchführung einer Gemeinkosten-Wertanalyse, insbesondere zum Abbau von Overhead-Kosten Schließung oder Reduktion unrentabler Unternehmensbereiche Entlassung und gegebenenfalls Einstellung von Mitarbeitern Einführung von Leistungsprämiensystemen Durchführung von ABC/XYZ-Analysen zum Abbau von Lagerbeständen und zur Senkung der Materialkosten Make-or-buy-Analysen zur Überprüfung von Fremdvergaben Qualitätssicherung Überprüfung und gegebenenfalls Veränderung der gesellschaftsrechtlichen Konstruktion zusammen mit dem Rechtsanwalt, Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer Kompetenzregelungen, insbesondere bei Familienunternehmen Kapitalzuführung durch die Gesellschafter Einsatz eines Sanierungsberaters oder Managers auf Zeit zur Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen Einsatz eines Beirates zur Kontrolle des Sanierungsverlaufes Ermittlung und Gestaltung der steuerlichen Konsequenzen von Sanierungsmaßnahmen mit dem Steuerberater Zuführung neuen Eigenkapitals durch Aufnahme neuer Gesellschafter Vereinfachte Kapitalherabsetzung mit gleichzeitiger Kapitalerhöhung Aufnahme neuer Gesellschafter nach Grundsätzen des Sanierungsprivilegs Restrukturierung durch Umwandlung nach dem Umwandlungsgesetz Verschmelzung Ausgliederung oder Aufspaltung

Quelle: Michael Harz, Heinz-Günter Hub, Eberhard Schlarb: „Sanierungs-Management, Unternehmen aus der Krise führen“

Dr. Vera Bloemer

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Neue Glücksräume ARBEITSPLATZ Relaxen wir noch oder arbeiten wir schon? Das Jobumfeld wandelt sich rasant. Und mit ihm auch die Einrichtung unserer Büros. Ergonomie und Attraktivität lautet die Devise.

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acht Arbeit glücklich und zufrieden? Für die ökonomische Glücksforschung ist der materielle Wohlstand kein alleiniger Indikator für das subjektive Wohlbefinden. Steigendes Erwerbseinkommen führt nicht automatisch zu mehr Zufriedenheit, so ihre zentrale These. Gleichwohl, sagt etwa Professor Karlheinz Ruckriegel, der an der Georg-Simon-OhmHochschule Nürnberg Psychologische Ökonomie und Glücksforschung lehrt, Arbeit kann und sollte glücklich machen, denn Glücklichsein sei eine Schlüsselqualifikation für ein gelingendes Leben. Deshalb müssten Unternehmen ein großes Interesse an glücklichen und zufriedenen Beschäftigten haben, weil die „motivierter, kreativer, loyaler und produktiver“ sind. Beim Verband der Büro-, Sitz- und Objektmöbel (BSO) steht die Förderung des Wohlbefindens ebenfalls auf der Agenda. Die Einsicht, dass die Gestaltung des Arbeitsplatzes Einfluss auf die Leistungen und das Wohlbefinden der Mitarbeiter hat, wie der BSO postuliert, ist eine Erkenntnis, die sich inzwischen auf breiter, aber längst noch nicht auf ganzer Front durchgesetzt hat. Nachholbedarf in Sachen Gestaltung von Büroarbeitsplätzen bestände vor allem bei kleineren und mittleren Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten, die zu sehr auf den

Unternehmenszweck fokussiert seien und die „Chancen einer optimierten Bürowelt“ oftmals verkennen. Einer aktuellen BSOUmfrage zufolge geht jedes vierte Unternehmen davon aus, dass Teile der Belegschaft in Büroräumen arbeiten, die sich negativ auf die Produktivität auswirken. Ein Grund wohl, warum jetzt das Ministerium für Arbeit und Soziales das Deutsche Netzwerk Büro e.V. und den BC-Verlag beauftragt hat, Anforderungskriterien für „eine gute Arbeit im Büro“ auszuarbeiten. Kein Wunder auch, dass die Orgatec in Köln, Weltleitmesse für Office & Object, trotz aller Neuheiten und Trends vor allem immer wieder eins ist: eine Leistungsshow für ein „gutes Arbeitsklima“, dem sich kein Unternehmen entziehen sollte, wenn es die Effizienz des Workflows steigern will. Doch ganz so einfach liegen die Dinge nicht. Arbeitsatmosphäre und Ambiente sind zwar notwendige, aber keine hinreichenden Bedingungen für Leistung und Zufriedenheit. Aufklärungsarbeit und moderne, ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze haben in den letzten beiden Dekaden die Zahl der Muskel- und Skeletterkrankungen laut BKK-Statistik 2010 von über 30 Prozent auf aktuell rund 25 Prozent gesenkt. Wachsende Arbeitsintensität, Termindruck, neue Technologien, mangelnde Anerken-

nung, hohe Anforderungen an die Qualifikation und das Verlangen nach lebenslangem Lernen ließen dafür die psychischen Störungen auf einen Anteil von fast elf Prozent explodieren. Spielt jetzt die Seele verrückt? Und unter den zehn wichtigsten Aspekten „guter Arbeit“, so die Bundesanstalt für Arbeitschutz und Arbeitsmedizin in „Arbeitswelt im Wandel“, stehen „festes, verlässliches Einkommen“ sowie „Sicherheit des Arbeitsplatzes“, während erst dann der „Spaß an der Arbeit“ und die „Behandlung als Mensch“ folgen. Die Analysen der Glücksforscher fallen differenziert aus. Ebenso vielschichtig müssen heute die Antworten der Büroeinrichtungsbranche auf die Anforderungen einer sich rasant wandelnden Arbeitswelt sein, die im Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen und Erwartungen oszillieren. Büros einzurichten scheint mittlerweile eine intellektuell höchst anspruchsvolle Aufgabe zu sein. Nicht immer stoßen dabei neue Konzepte auf die Gegenliebe der Bespieler. Galt in den 90er Jahren so manche New Work-Idee als die Zukunft schlechthin, halten heutige junge Berufseinsteiger von non-territorialen Arbeitsplätzen nicht sehr viel. Auch „Open Spaces“, offene Bürolandschaften ohne raumgliedernde Möbel, sind bei Mitarbeitern eher verpönt, wie die VISAVIS ECONOMY

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Aktive Bewegung ist alles ERGONOMIE Die Gestaltung der Arbeitsumgebung steht in engem Zusammenhang mit der Leistungsfähigkeit des Menschen. Hier schlummern ungeahnte Potenziale für Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

In rund 40 Jahren wird fast jeder dritte Erwerbstätige über 50 Jahre alt sein. Der Wandel der Altersstruktur geht Hand in Hand mit der Zunahme an körperlichen Einschränkungen der Menschen. Bewegt man sein Muskelkorsett während der Arbeit zum Beispiel an nur einer einzigen Stelle falsch oder mangelhaft, gerät dieses fein aufeinander abgestimmte System aus dem Gleichgewicht. Die Folge: Rückenund Nackenschmerzen, brennende Augen, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche. Im Extremfall kommt es zu Nervenblockaden oder Bandscheibenvorfällen. Der Markt beschäftigt sich seit langer Zeit mit dem Thema Ergonomie am Arbeitsplatz, das vorrangig darauf abzielt, den Menschen vor Schädigungen durch die verrichtete Arbeit zu schützen. Mehr noch: Es beschreibt die gesunde Beziehung zwischen dem Verhalten des Menschen und den Verhältnissen, die durch Raumgestaltung und Mobiliar gegeben sind. Denn auch der Mitarbeiter muss sich an seinem Arbeitsplatz aktiv beteiligen, um seinen Gesundheitszustand zu verbessern. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht anders aus. Viele Mitarbeiter arbeiten immer noch unter ergonomisch völlig falschen Gegebenheiten. Dabei ist es von großer Bedeutung, dass der Arbeitsplatz an die Bedürfnisse der Person angepasst ist. Nur so können heute Leistungsfähigkeit und Gesundheit in Einklang gebracht werden. „Die Planung einer ergonomisch sinnvollen Einrichtung sollte unter der Führung eines professionellen Beraters entstehen. Dieser hat die Aufgabe, unter Berücksichtigung der gegebenen Faktoren vor Ort und unter Beteiligung aller maßgeblichen Stellen im Unternehmen einen ganzheitlichen Lösungsansatz zu entwickeln“, erklärt Bernd Vitt, geprüfter Arbeitsplatzexperte (MBA)

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PRÄMISSE Der Arbeitsplatz muss an die Bedürfnisse der Mitarbeiter angepasst werden. Mit Lösungen von SSI Schäfer lassen sich Leistungsfähigkeit und Gesundheit in Einklang bringen.

und Projektleiter Bereich Arbeitsplatzsysteme bei SSI Schäfer, Neunkirchen. Natürlich spielen für den Mitarbeiter angenehme Werkstoffe, Materialien und Formen ebenso eine wichtige Rolle wie Arbeitsorganisation, Akustik, Beleuchtung, Kommunikation und Raumklima. Doch es ist vor allem die Bewegung, die den arbeitenden Menschen vor körperlichen Einschränkungen schützt. Die nächste Bewegung ist immer die Beste, lautet ein einfacher Lehrsatz der Ergonomie. Doch wie sieht der Alltag in unseren Büros heute aus? Er besteht fast nur aus Sitzen! Dabei wird insbesondere längeres Sitzen als bedeutender Risikofaktor für das Entstehen von Schmerzen in den unteren Rückenpartien angesehen. Wechselnde Arbeitshaltungen unterstützen den Rücken und helfen ihm, seine natürlichen Aufgaben besser zu meistern. „Ein ausgewogenes ergonomisches Produkt bedeutet ein Stück Freiheit zur Bewegung am Arbeitsplatz. Es passt sich den Anforderungen des Mitarbeiters an und ermu-

tigt ihn, unterschiedliche Haltungen einzunehmen“, so Vitt. Arbeitsplätze, die einen fließenden Bewegungswechsel von stehender zu sitzender Tätigkeit zulassen, werden in Deutschland zwar noch nicht vom Gesetzgeber gefordert, doch die Fachleute sind sich einig: Solche Systeme beugen den Gefahren des Dauer-Sitzens und Rückenleiden vor, fördern die Konzentration und steigern das Wohlbefinden. „Wir versuchen für unsere Kunden ein Umfeld zu schaffen, das einen abwechslungsreichen Einsatz des Körpers fördert. Dies ermöglichen etwa elektromotorisch höheneinstellbare Steh-/Sitzarbeitsplätze“, erklärt der Arbeitsplatzexperte. Wichtig ist, dass den Mitarbeitern der Anreiz zur Bewegung nicht erst angeboten wird, wenn sie sich unwohl fühlen. Denn dann ist es oft zu spät. Der Haltungswechsel muss vor der Ermüdung stattfinden. Beweglichkeit und Bequemlichkeit müssen immer in einem ausgewogenen Verhältnis zueinanderstehen. Weitere Informationen unter: www.ssi-schaefer.de


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Potenziale der Bürogestaltung Das Buch beschäftigt sich neben Green Building und Green IT mit arbeitsorganisatorischen Strategien. Ökologisch nachhaltige Konzepte vermitteln Ansatzpunkte, wie Unternehmen Kosten einsparen können. D. Spath, W. Bauer, S. Rief (Hrsg.): „Green Office“ Gabler Verlag, August 2010, ISBN: 3834923907

BSO-Studie zeigt, obwohl sie als besonders flexibel, kommunikationsfördernd und flächeneffizient gelten. Mehr als ein Drittel der befragten Unternehmen glaubt sogar, dass sich dieser Büro-Typus eher kontraproduktiv auf die Leistung auswirkt. Für Dr. Wolfgang Reising, Vorstandsvorsitzender der König + Neurath AG, gibt es dennoch kein Zurück mehr. Entscheidend sei das fein austarierte Wechselspiel zwischen Teamarbeit, sichtbarer Präsenz und Rückzugsmöglichkeit. Auf der Orgatec 2010 stellte K & N ein Multifunktionszonen-Programm vor, das eine Melange aus Working Lounges, Working Bistros, Meetingpoints und Creative Areas ist und vorhandene Büroflächen wie die Mittelzone optimal nutzt. „Im Trend“, so Reising folgerichtig, „liegen offene Bürolandschaften mit modularen und multifunktionalen Möbeln.“ Laut Bitkom ist das Home Office weiterhin eine echte Alternative zum Büro. Rund zwei Drittel können sich vorstellen, regelmäßig zu Hause arbeiten. Die digitalen Evangelisten, deren Credo stets lautete: arbeite wann und wo du willst, entdecken wiederum den Charme des Kollektivs. „Coworking Spaces“ schießen wie Pilze aus dem Boden. Um der Einsamkeit des Home Offices zu entgehen, nutzen Existenzgründer, Freiberufler und Kreative, die wenig mehr brauchen als Laptop und Internetanschluss, temporär gemeinsame Räume. Im Austausch erhofft sich die Web 2.0-Generation Synergieeffekte, direktes Feedback auf Ideen und projektbezogene Zusammenarbeit. Welt paradox! Brachte die rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnik mehr Freiheit und neue Formen der Unternehmens- und Arbeitsorganisation, entlässt die Revolution jetzt ihre Kinder, die Coworking-Spaces als soziales Lagerfeuer entdecken. Es ist die (Wieder-) Entdeckung der realen Kommunikation als Produktivkraft. Das sieht

Modular-Möbel | Multifunktionszonen steigern die Effizienz

Heute Büro, morgen Bistro

Vernetzung spielt am zeitgemäßen Arbeitsplatz eine Schlüsselrolle. Damit müssen auch die Funktionalitäten des Büroraums in Zeiten des Networkings neu überdacht werden. Bewegungsfreiheit ist gefragt, denn immer häufiger ist der Gedankenaustausch oder die projektweise Zusammenarbeit mit Kollegen notwendig. Mit dem Multifunktionszonen-Programm „Net.Work.Place“ hat König + Neurath ein modulares Möbelsystem entwickelt, das einfach, schnell und nach Bedarf kombiniert und erweitert werden kann. Was heute Bistrobereich ist, kann morgen Meeting-Point und nächste Woche wieder ein normaler Arbeitsplatz sein. Die Module mit ihrem durchgängigen Raster und ihrem einheitlichen Designkonzept gewährleisten eine hohe Flexibilität für die Planung und Gestaltung von individuellen Lösungen für jeden Kunden. Sie berücksichtigen die Kommunikation im Unternehmen, organisatorische Abläufe, die Zusammenarbeit und psychologische Aspekte. Dabei arbeitet das Unternehmen zusammen mit Experten aus Architektur, Innenarchitek-

tur, Akustik und Lichtplanung. Denn ein Büro muss heute effizient, kommunikationsfördernd und motivierend sein, um ein angenehmes Arbeiten zu ermöglichen. Mit dem neuen Multifunktionszonen-Programm „Net.Work.Place“ können die Büroflächen mit einem aufeinander abgestimmten Sitzkonzept – von puristischen Polstermöbeln bis hin zu Barhockern und Lounge Chairs – schnell und flexibel völlig neu gestaltet werden. Stellwände mit Stoffbespannung oder Melamin schaffen in den multifunktionalen Arbeitslandschaften optisch und akustisch abgeschirmte Räume für eine ungestörte Arbeitsatmosphäre. Der „Think Tank“ – ein kompakter Raum im Raum – eignet sich perfekt zum ungestörten Nachdenken. Lichtsegel sorgen für eine angenehme Beleuchtung. Das Programm umfasst zudem trendige Beimöbel. Überall ist die Integration modernster multimedialer Technologie vorgesehen. Damit schafft König + Neurath die Grundlage für eine moderne, flexible und inspirierende Arbeitswelt. Infos unter: www.koenig-neurath.de

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Optimales Licht am Arbeitsplatz BELEUCHTUNG Die Ansprüche an Effizienz, Qualität und Nachhaltigkeit sind hoch. Neben moderner LED-Technik bleiben weitere Lichtkonzepte interessant. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten im Inland arbeitet bereits am Schreibtisch und die Weiterentwicklung von der Industrie- zur Wissensgesellschaft wird diesen Trend zunehmend forcieren. Folgerichtig entwickelt sich das Büro mehr und mehr zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor. Das Licht wird unter diesem Aspekt und im Zusammenspiel der Komponenten Raum, Objektausstattung, Akustik und Kommunikationstechnik zu einem wichtigen Gestaltungsmittel für Planer und Architekten. Optimale Beleuchtung schafft Atmosphäre. Licht wirkt emotional und im Lebensraum Büro gilt es, die daraus folgenden Anforderungen an die Beleuchtung mit intelligenten Lösungen zu bewältigen. Neben den lichttechnischen Aspekten verstärkt sich besonders bei den Anwendern der Wunsch nach größtmöglicher Natürlichkeit. Welche Kriterien sind demnach anzusetzen, um sich im Dschungel der Lichtvariationen noch zurechtzufinden? Keine leichte Frage, denn wissenschaftlich gestützte Untersuchungen und Analysen haben gezeigt, dass es keine pauschalen Lösungen geben kann. Entscheidend sind die individuellen Präferenzen und die Sehleistung des Nutzers sowie die Positionierung des Arbeitsplatzes im Raum und im Gebäude. Hinzu kommt die Integration der installierten Lichttechnik in das übergreifende Gesamtkonzept der Büroplanung. Um nachhaltige Lösungen zu entwickeln, spielen technologische Vorlieben keine Rolle. Vielmehr gilt es, ein Gesamtkonzept anzubieten, das den Inter-

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essen von Planern, Investoren, Betreibern und Nutzern gleichzeitig gerecht wird. Das Fraunhofer-Institut IAO bezeichnet in diesem Zusammenhang mit dem Begriff „Green Office“ eine nachhaltige, gleichermaßen an ökonomischen, ökologischen und sozialen Zielsetzungen ausgerichtete Gestaltung von Arbeits- und Bürokonzepten. Die Firma Waldmann stellt hierzu dem Planer modernste Leuchten in Leuchtstofflampen-, Hybrid- oder LED-Technik zur Verfügung. Energieeinsparung, Wirtschaftlichkeit, Gesundheitsaspekte sowie die Produktivität sind die qualitativen Eckpunkte von zukunftsorientierten Konzepten. Dazu zählen selbstverständlich auch effiziente Managementsysteme zur tageslichtabhängigen und anwesenheitsgesteuerten Regelung des Lichts am Arbeitsplatz. Deren Einsparpotenzial wurde in einem einjährigen Energie-Monitoring bei ThyssenKrupp Real Estate in Essen mit 44 Prozent eindrucksvoll bewiesen. Der Dreiklang Leuchtstoff-, Hybrid- oder LED-Technologie wird auch mittelfristig in der Bürobeleuchtung Anwendung finden. Mit leistungsstarken LEDs bestückte Leuchten nähern sich zwar mehr und mehr der Effizienz von Leuchtstofflampen, sind aber in einer ganzheitlichen Betrachtung der Wirtschaftlichkeit noch nicht in der Lage, Leuchtstofflampen komplett zu ersetzen. Man darf gespannt sein, wie schnell dieser Vorsprung der konventionellen Technologie durch die Dynamik in der LED-Entwicklung aufgeholt wird. Infos: www.waldmann.com

Stefan Rief vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation ganz ähnlich. Intensivierte Zusammenarbeit und vernetzte Leistungserbringung, so Rief, „führen zu einer Renaissance des Büroraums, weil wir dort Infrastrukturen und Arbeitsbedingungen nutzen können, die uns in unserer Produktivität und Leistungsfähigkeit optimal unterstützen.“ Auch wenn es wie ein psychologisches Rollback anmutet, traditionelles Büro-Interieur dürfte kaum das Lebensgefühl dieser Avantgarde widerspiegeln – weshalb das Betahaus in Berlin apodiktisch klarstellt: „Werte werden nicht im klassischen Büro geschaffen.“ Wo dann? Von den geschätzten 17 oder 18 Mio. Büroarbeitsplätzen ist das Gros nach wie vor einem traditionellen Modell von Arbeitsplatzgestaltung zuzurechnen, auch wenn hier Bewegung in die Sache kommt. Zudem bleibt Ergonomie das dominierende Thema – ob im Coworking Space oder im Büro eines Sachbearbeiters. Für SSI Schäfer wie für viele andere Unternehmen ist Ergonomie überhaupt das Schlüsselwort zur Erschließung „brachliegender Kräfte“ im Büro, um die Leistungsfähigkeit des Menschen zu erhalten und berufsbedingte Krankheiten zu vermeiden. Sieht man sich die Entwicklung der Branche 2010 an, so sind es vor allem Bürositzmöbel, die von der anziehenden Konjunktur profitierten – nicht von ungefähr. Sitzmöbel und Sitz-Steh-Arbeitsplätze, eins der zentralen Themen in Köln im vergangenen Jahr, gelten als Schlüssel für mehr Gesundheit am Arbeitsplatz. Auf der Orgatec 2010 waren Produkte zu sehen, die einerseits ein Höchstmaß an Komfort bieten, anderseits zu mehr Bewegung einladen. Die neue Generation von Bürostühlen ist höchst flexibel, passt sich jeder Körpergröße und Körperbewegung an und sie ist, der neueste Clou, sogar zu den Seiten hin beweglich. Doch die Branche macht sich auch bei Schreibtischen, Schränken,


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PRODUKTIVITÄT „Intensivierte Zusammenarbeit und vernetzte Leistungserbringung führen zu einer Renaissance des Büroraums“, glaubt Stefan Rief vom Fraunhofer-Institut.

Raumgliederungselementen, Akustik und Licht auf den Weg in Richtung kollaborative Arbeitsorte und Wohlfühlambiente. Mal bieten Hersteller die „Geborgenheit einer behaglichen Höhle“ und die Möglichkeit zum „Sitzen, Liegen, Schlafen, Chillen und Loungen“; mal werden Stühle und Hocker zu „Trainingsgeräten“ und Objekte „für alle Fälle“; mal Raummodule zu „hybriden“ Alleskönnern; mal integrieren Konferenzmöbel die Kommunikations- und Präsentationstechnik – als gelte es, nicht ein Büro, sondern die eigenen vier Wände einzurichten, die nicht von Beamern, Laptops und Mikrofonen verschandelt werden dürfen. Selbst im Bereich der Akustiklösungen zeigt sich die Branche inzwischen erfinderisch. Während Tische mit schalldämmenden Oberflächen und Paravents mit reinem Schurwollfilz herkömmliche Erwartungen erfüllen, dürften Akustikbilder, die den allgemeinen Geräuschpegel senken, die Erwartungen wohl eher sprengen. So ungewöhnlich die Idee, so erfolgreich scheint sie zu sein. Sagt man jedenfalls bei neosart in Köln, einem Full-Service-Anbieter für Kunstkonzepte. Bedruckte Akustikelemente verbinden Form und Funktion – Kunst als doppelter Mehrwert und Corporate Identity einmal im Dienste der Stille. Auch das Thema Nachhaltigkeit ist mitten in der Branche angekommen. Stefan Rief spricht bereits davon, dass „die Zeit reif ist für nachhaltige Arbeits- und Bürokonzepte“ und dass „Green Offices eine logische Folge von Megatrends sind“. Grünes oder nachhaltiges Denken ist nicht mehr die Vorliebe einer Avantgarde, die man am liebsten mit der „Dachlatte“ (Holger Börner) zur Strecke gebracht hätte. Green Behavior wird laut Rief sogar zum Innovationstreiber in Unternehmen. Auch der BSO spricht von einem „explosionsartigen Nachfrageanstieg“ bei Büromöbeln, die Nachhaltigkeitsstandards erfüllen. Der Verband

erarbeitet derzeit im europäischen Dachverband ein spezifisches Nachhaltigkeitszeichen für Büromöbel. Am deutlichsten zeigt sich die Entwicklung im Leuchtensektor. LEDs sind zum Megatrend avanciert. Bis zu 75 Prozent der Stromkosten können öffentliche Einrichtungen und Unternehmen einsparen, so die Deutsche Energie-Agentur vor drei Jahren. Waldmann schaffte bei ThyssenKrupp Real Estate in Essen 44 Prozent. Es soll erst der Anfang sein. Laut B.A.U.M. haben nur 18 Prozent

der Unternehmen Verhaltensrichtlinien für Energiesparmaßnahmen oder Umweltschutz verankert. Jährlich wandern geschätzte 55 Mio. Tonerpatronen und 8 Mio. Kartuschen vorwiegend in dem Müll. Da ist noch Potenzial. Womöglich hebt man das heute am besten irgendwo zwischen Latte Macchiato im Working Bistro und konzentrierter Synapsenaktivierung im Einzelbüro.

Ulrich Texter

Raumklang | Akustikbilder dämmen Schall

Weniger Hall, mehr Konzentration Produktivität hängt im Büroalltag von verschiedenen Faktoren ab. Akustik ist hierbei ein wesentlicher, wenngleich häufig unterschätzter Aspekt. Dabei belastet von hallenden Räumen und Fluren weitergeleiteter Schall das Wohlgefühl und damit die Konzentrationsfähigkeit der Mitarbeiter. Akustikbilder schaffen hier Abhilfe. Mit der Einführung individuell gestaltbarer Akustikbilder, wie sie etwa von dem Kölner Kunstausstatter neos art angeboten werden, kommen Akustikelemente nun in der Gestalt von Kunst daher. Neben dem dekorativen Charakter lassen sie sich harmonisch in den gewünschten Gesamtauftritt eines Unternehmens integrieren. Individuelle Fotokunst, abstrakte Kunst oder eine auf das Corporate Design des Unternehmens abgestimmte Bildsprache lassen sich auf diese Art umsetzen. Die Akustikbilder glänzen durch einen hohen Absorptionswert, eine hohe Auflösung und Brandschutzzertifizierung A2 nach DIN 4102 und sorgen zuverlässig für eine Verbesserung der Akustik. Diese Erfahrung

machte auch Peter Koken, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter des neu eröffneten Büros von Traxys in Düsseldorf: „Das Büro hat wie verrückt gehallt. Es hörte sich an wie in einer Bahnhofshalle. Es handelt sich um ein Großraumbüro und wir telefonieren den ganzen Tag. Durch den Einsatz der Akustikbebilderung hat sich die Akustik dramatisch verbessert.“ www.neos-art.com

MEHRWERT Diese Bilder sind nicht nur dekorativ. Sie sorgen für eine bessere Akustik und schaffen damit ein angenehmes Arbeitsklima.

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MANAGEMENT

IT-SECURITY

Schutz vor dem digitalen Feind BEDROHUNG Viele mittelständische Unternehmen gehen immer noch zu sorglos mit der Sicherheit ihrer IT-Systeme um. Eine fatale Fehleinschätzung, denn die Gefahr aus dem Netz wächst.

I

n den letzten Tagen und Wochen rückte das Thema IT-Security wieder einmal in besonderem Maße ins öffentliche Bewusstsein. Meldungen vom mehrfachen Datenklau bei Sony und von Hackerangriffen auf zum Beispiel Lockheed und Nintendo gingen durch die Presse. Die Gefahr von Datenattacken spiegeln sich in den Ergebnissen der aktuellen Studie „Datenklau – Neue Herausforderungen für deutsche Unternehmen“ von Ernst & Young wider. Zwar fürchten die Unternehmen Datenattacken und gehen davon aus, dass die Bedrohungen in den nächsten Jahren weitaus größer werden. Doch sehen sie sich selbst zumeist auf der sicheren Seite. Ca. ein Drittel von ihnen geht von einer geringen Bedrohung für das eigene Unternehmen aus, etwa die Hälfte fühlt sich „mäßig“ bedroht. Der Großteil (83 Prozent) setzt auf die Wirksamkeit der eigenen präventiven Maßnahmen, und dass obwohl

EINSCHÄTZUNG Für Dr. Holger Mühlbauer liegt die Zukunft der Mobile Security in Verschlüsselungstechniken und der Authentifizierung.

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nur ein Drittel die Sicherheitskonzepte regelmäßig von externen Spezialisten prüfen lässt. Für Dr. Stefan Heißner, Leiter der Abteilung Fraud Investigation & Dispute Services bei Ernst & Young, ist klar, dass das Thema nach wie vor unterschätzt wird. Generell gelte: „Es gibt heute keine Information mehr, an die man nicht herankommt. Wer das nicht grundsätzlich akzeptiert, wiegt sich in falscher Sicherheit.“ Ein neuralgischer Sicherheitspunkt in Unternehmen ist der E-Mail-Verkehr. Täglich werden derzeit weltweit rund 15 Mrd. geschäftliche E-Mails verschickt – Tendenz steigend. E-Mails sind schnell und bequem und kosten kein Porto. Doch sie haben Sicherheitsmängel. Eines der neueren Produkte für die E-Mail-Sicherheit ist TrustMail von der Totemo AG. Es ist skalierbar, flexibel und mit einem geringen Aufwand zu verwalten. Gleichermaßen geeignet für kleine, mittlere und große Unternehmen, unterstützt TrustMail alle gängigen E-MailSysteme und Verschlüsselungsstandards. Ein Manko haben herkömmliche E-Mails aber immer noch – sie sind nicht rechtsverbindlich. Aus diesem Grund wird ein

Großteil der geschäftlichen und behördlichen Kommunikation nach wie vor über den Postweg abgewickelt – mit all den damit verbundenen Nachteilen. Mit der DeMail, deren gesetzliche Grundlage im Mai dieses Jahres in Kraft trat, soll sich das nun ändern. Sie soll für eine verbindliche, rechtssichere und verlässliche Kommunikation sorgen. Versand und Empfang der E-Mails sind nachweisbar, die Identität der Kommunikationspartner gesichert. Als DeMail-Provider haben sich derzeit GMX, Web.de, die Deutsche Telekom und Mentana vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) akkreditieren lassen. Sie müssen neben den technischen und organisatorischen Anforderungen natürlich auch die datenschutzrechtlichen Anforderungen erfüllen. Für diese Überprüfung ist laut De-Mail-Gesetz der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) zuständig. In seinem Auftrag übernehmen sachverständige Stellen für Datenschutz, zum Beispiel sogenannte Trustcenter, diese Aufgabe und stellen nach erfolgreicher Absolvierung dem Unternehmen ein Zertifikat aus.


MANAGEMENT

IT-SECURITY

GEFAHR BSI-Präsident Michael Hange mahnt: „Unternehmen müssen sich zunehmend mit Sabotageversuchen durch IT-gestützte Angriffe beschäftigen.“

Weitaus umfassender stellen sich die IT-Security-Aufgaben für Unified-Communications-Systeme (UC) dar. Hier laufen die unterschiedlichsten Medien in einer Anwendung zusammen: neben der schon erwähnten E-Mail die Fest- und mobile Telefonie, Fax, Internet und die neuen sozialen Medien. Weitere Sicherheitsrisiken bringt die Einbindung mobiler Geräte in das UCSystem mit sich, insbesondere dann, wenn die Mitarbeiter auch mit ihren privaten Mobilgeräten im Unternehmensnetz arbeiten

und auf Daten zugreifen wollen. Die Einrichtung einer leistungsfähigen Unternehmens-Firewall und eines ständig zu aktualisierenden Antivirensystems stellen dabei die Sicherheitsgrundpfeiler dar. Es müssen sichere Tunnel für die betriebliche Kommunikation eingerichtet werden, das Intranet vor unberechtigten Zugriffen geschützt werden. Ein modernes Gerätemanagement hilft, den Überblick und die Kontrolle über die eingesetzten Geräte, auch die mobilen, und Softwareversionen zu behalten. Nicht

zu vernachlässigen sind die Authentifizierung der Mitarbeiter und Geräte sowie die Verschlüsselung der Datenübertragung. Nur flexible, mehrfache Schutzsysteme, die sich an den aktuellen Standards orientieren, trotzdem aber an die jeweiligen Anforderungen im Unternehmen angepasst werden können, bieten hier ausreichend Sicherheit. Bei all diesen Maßnahmen darf aber auch nicht das darunter liegende Netzwerk selbst vergessen werden. Nur eine einzige Sicherheitsschwachstelle kann einem Hacker ei-

Schutzsysteme | Netzwerke für Unified Communications (UC) sicher verwalten

Maximale Sicherheit bei niedrigen Kosten Andreas Seum, Vice President Converged Networks & Security bei Siemens Enterprise Communications (SEN), erläutert im Gespräch mehrschichtige Schutzsysteme und ihre Kosteneinsparpotenziale. SEN ist Mitglied im IT-Sicherheitsverband TeleTrusT. Wie sicher sind Netzwerke angesichts heutiger Sicherheitsbedrohungen? Heute muss man von der Prämisse ausgehen: Kein Netzwerk ist sicher. An dieser Prämisse müssen sich auch Sicherheitsrichtlinien von Unternehmen orientieren. Welchen Herausforderungen begegnen UC-Sicherheitslösungen heute? Endbenutzer sind zunehmend mobil und arbeiten mit einer stetig zunehmenden Anzahl von Geräten. Dadurch entstehen neue Endpunkte im Netzwerk, die möglicherweise ungetestete Technologien beinhalten. Gleichzeitig intensivieren sich Zusammenarbeit und die gemeinsame Nutzung von Technologien in Unterneh-

men. Dadurch nimmt die Anzahl der Verbindungen innerhalb des Unternehmens zu, für die jeweils unterschiedliche Zugriffsregeln gelten. Dies sind die neuen Herausforderungen an die Unternehmenssicherheit, die Organisationen dazu zwingen, ihr Sicherheitskonzept von einfacher Perimeter-Sicherheit auf ein flexibles und mehrschichtiges Schutzsystem umzustellen. Wie sehen diese mehrschichtigen Schutzsysteme in der Praxis aus? Wir haben für Unified Communications mehrere Sicherheitsservices, -anwendungen und -lösungen entwickelt, die auf die individuellen Anforderungen abgestimmt werden. Jede Lösung dient zur Beschleunigung der Integration, damit jedes Unternehmen moderne Kommunikationstechnologien nutzen kann. Konkret heißt das unter anderem: Sicherung der Kommunikationsinfrastruktur bei gleichzeitiger Senkung der Betriebskosten, geringerer Aufwand bei der Integration durch vorkonfigurierte Anwendungen und Lösungspa-

kete. Außerdem lassen sich mehrschichtige Sicherheitssysteme in offenen Umgebungen mit mehreren Gerätetypen verwalten. Das Resultat: maximale Sicherheit bei niedrigeren Kosten – auch in der Cloud. Weitere Infos: www.siemens-enterprise.com/uc-security

BEDROHUNG „Kein Netzwerk ist sicher“, warnt IT-Spezialist Andreas Seum von Siemens Enterprise Communications.

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MANAGEMENT

IT-SECURITY

Kontrollierter Austausch DATEN Das Bedürfnis nach sicheren Transfers hochsensitiver Informationen steigt. Auf welche Datenmanagementlösungen sollten Unternehmen setzen?

Daten sind von geschäftskritischer Bedeutung. Ihr Bestand verdoppelt sich jährlich. So liegt es auf der Hand, dass das Bedürfnis nach kontrollierten Datentransfers stetig steigt. Noch verläuft der Austausch von betriebswirtschaftlichen Daten in den Unternehmen jedoch weitgehend unkontrolliert. Die Anhänge in E-Mails, die immer größer werden, bilden eine weitere Sicherheitslücke. Will man alle Zugänge für Daten absolut sicher gestalten, wird das sehr schnell zu einer komplexen und arbeitsintensiven Angelegenheit. Daten bilden das Kerngeschäft der Schufa. In diesem Geschäftsumfeld ist die sichere und verschlüsselte Übertragung personenbezogener und höchst sensitiver Daten ein Muss. Denn die Schufa stellt ihren rund 5.000 Vertragspartnern – dazu zählen unter anderem Banken, Sparkassen, Versandhandels- und Telekommunikationsunternehmen – tagtäglich kreditrelevante Informationen bereit. Pro Tag gelangen über 250.000 Anfragen an die Schufa. Die geforderten Informationen sind Teil des Geschäftsablaufs der Partner und werden unmittelbar benötigt. Beim Datenmanagement setzt die Schufa auf die Plattform TrustDEX des Schweizer Software-Unternehmens Totemo. „TrustDEX ist die strategische Plattform zur Abwicklung aller File Transfers zu unseren Kernprozessen“, erklärt Ralph Trottmann, Teamleiter des Integrationsmanagement bei der Schufa Holding AG. „Als Dienstleister sind wir sehr stark in die Geschäftsprozesse der Kunden eingebunden. Fehlen die bei uns angeforderten Informationen, steht der Geschäftsablauf beim Kunden vorerst still.“ Bei der Schufa wurden die Daten vor Einführung von TrustDEX über eine Vielzahl verschiedener Zugangssysteme übermittelt. Das

VERLÄSSLICH Ralph Trottmann setzt auf TrustDEX als strategische Plattform zur Abwicklung von Datentransfers.

führte zu einer komplexen und schwer zu verwaltenden Systemumgebung. Um den hohen Pflegeaufwand und eine lückenlose Nachvollziehbarkeit der Datenströme zu erreichen, hat sich die Schufa entschieden, die Systeme zum Datenaustausch auf einer übersichtlichen Plattform zu zentralisieren. Bei der Wahl von Totemo zur Konsolidierung der Zugangssysteme der 5.000 Partner auf nur ein Gateway war neben den hohen Sicherheitsanforderungen nicht zuletzt auch die Hochverfügbarkeit ein ausschlaggebender Entscheidungspunkt. Schließlich läuft ein wichtiger Teil der Leistungserbringung und Wertschöpfung der Schufa direkt über dieses Gateway. TrustDEX liess sich mit überschaubarem Aufwand in die bestehende Infrastruktur integrieren. Die Gesamtprojektlaufzeit inkl. Evaluierung, Projektplanung, Installation, Testen bis hin zur Aufschaltung der ersten Kunden dauerte lediglich sechs Monate. Bereits nach der Einführungsphase darf das Projekt als Erfolg gewertet werden. Wie erwartet, führt die Anbindung der Partner auf TrustDEX zu vereinfachten Verwaltungsprozessen und somit auch zu den gewünschten Kosteneinsparungen. Infos: www.totemo.ch

nen Ausgangspunkt für Angriffe liefern. Hier ist die Durchführung regelmäßiger Netzscans zu empfehlen. Nie aber darf man sich auf der sicheren Seite wähnen. Die Bedrohung wächst weiter. Besonders mobile Endgeräte öffnen Eindringlingen Tür und Tor. Waren bis vor kurzem iPhones und Android-basierte Smartphones für Viren- und Malware-Programmierer noch uninteressant, geraten sie durch ihre mittlerweile massenhafte Verbreitung immer mehr in den Angriffsfokus. Für den Geschäftsführer des IT-Sicherheitsverbands TeleTrusT in Deutschland, Dr. Holger Mühlbauer, liegt die Zukunft der Mobile Security in Verschlüsselungstechniken und der Authentifizierung. Die Möglichkeit zur Datenlöschung per Fernzugriff gewährleiste ebenfalls einen praktikablen Datenschutz, betont Mühlbauer, dessen Verband mehr als 100 Mitglieder aus Industrie, Wissenschaft und Forschung sowie öffentlichen Institutionen vertritt und zu den bekanntesten Kompetenznetzwerken für IT-Sicherheit zählt. Eines haben die Schlagzeilen um Sony, Nintendo und Co. klar gemacht: Der wirksame Datenschutz ist zu einem echten Wettbewerbsfaktor geworden. In den Unternehmen muss sich endlich eine positive Grundhaltung zum Datenschutz durchsetzen. Die Politik hilft. So bietet das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik etwa mit dem ITGrundschutz schon seit über 15 Jahren Methoden zur Umsetzung von IT-Sicherheit an. BSI-Präsident Michael Hange betont, „Werkzeuge wie die BSI-Standards zum Informationssicherheitsmanagement, die ITGrundschutz-Kataloge, aber auch die ISO 27001-Zertifizierung lassen sich modular zu einem kompletten Sicherheitsgerüst zusammenfügen“. Neben der Installation der technischen Grundlagen müssen ebenso die Mitarbeiter für den Datenschutz und die dafür erforderlichen Maßnahmen sensibilisiert werden. Dr. Holger Mühlbauer empfiehlt die Einführung „wiederkehrender Schulungsmaßnahmen, um eine gewisse Sensibilität vor allem im Umgang mit Sozialen Netzwerken zu gewährleisten.“ Es gibt zwar kein hundertprozentig sicheres Netz, man kann sich ihm aber so weit wie möglich annähern.

Brigitte Kasper

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Preisgekrönte IT-Sicherheit Mit dem Innovationspreis 2010 hat der IT-Security-Verband TeleTrusT das Fraunhofer-Institut für offene Kommunikationssysteme ausgezeichnet. Damit hat der Verband die Entwicklung einer Technologie zum Schutze personenbezogener Daten im Internet prämiert. Der Branchenverband TeleTrusT Deutschland e.V. blieb damit einmal mehr seinem Anspruch treu, seine seit 1999 jährlich ausgelobte Auszeichnung an Institutionen oder Unternehmen zu vergeben, die sich um die Entwicklung oder die Verbreitung zukunftsweisender IT-Sicherheitstechnologien verdient gemacht haben. Ist das Sicherheitslevel für eine Informationstechnik, eine Softwarelösung oder einen OnlineService dem jeweiligen Schutzbedarf der Anwendung angepasst? Sind die Sicherheitsfunktionen integierter Bestandteil des Produkts und zugleich für den Anwender transparent und bedienerfreundlich gestaltet? Und trägt die Anwendung zur wirtschaftlichen Stabilität des Unternehmens bei? Anhand dieser Kriterien wird die unabhängige internationale Jury den Preisträger bestimmen. Dabei ist auch wichtig, über den Tellerrand der IT-Branche zu schauen und den effektiven Nutzen der Technolgie auch für Wis-

Hackerattacken

Nationale Abwehr Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hat im Juni das Nationale Cyber-Abwehrzentrum eröffnet. Die gemeinsame Plattform des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und verschiedener anderer Behörden ist Bestandteil der CyberSicherheitsstrategie für Deutschland, welche die Bundesregierung im Februar beschlossen hat. Mit dem Abwehrzentrum mit Sitz in Bonn rüsten sich Deutschlands Behörden gegen die steigende Zahl an Hackerattacken und Malware aus dem Internet. Es dient dem schnellen Informationsaustausch sowie der besseren Koordinierung von Schutz- und Abwehrmaßnahmen gegen IT-Sicherheitsvorfälle.

Studie |

senschaft, Daten- und Verbraucherschutz im Auge zu behalten. Unternehmen und Institutionen, die innovative und zugleich vertrauenswürdige IT-Sicherheitslösungen entweder für die Verwendung in Wirtschaft und Verwaltung entwickelt haben oder aber selbst zukunftsweisende Lösungen nutzen, können sich noch bis zum 15. September für die begehrte Auszeichung bewerben. Der oder die Gewinner werden dann im November auf der IT-Sicherheitskonferenz „Information Security Solutions Europe“ prämiert.

Wachstumstrend E-Mail Security

Kontaminierte E-Mails, Spam und Co.: Die Datenflut von Mails mit unerwünschtem Inhalt wächst. Um ihrer Herr zu werden, steigt die Nachfrage nach sogenannten Managed E-Mail Security-Lösungen. Sie filtern die verdächtigen Mails heraus und gewährleisten so kontinuierliche Sicherheit. Dies geht aus einer Umfrage des E-Mail-Sicherheitsanbieters eleven und des ITK-Distributors Actebis Peacock hervor, für die im April dieses Jahres diverse Systemhäuser und Fachhandelspartner in Deutschland befragt wurden. So gehen 88,7 Prozent der Befragten davon aus, dass Managed E-Mail Security zum Wachstumstrend werden wird. Die Reseller machen dies an der gesteigerten Nachfrage

nach Sicherheitslösungen für E-Mail-Programme fest. Wichtige Kriterien zur Implementierung von Managed-ServiceLösungen sind laut Herstellern neben dem Preis vor allem die Ausfallsicherheit sowie ein geringerer Administrationsaufwand und ein lokaler Support. Jedoch hat mit 25,4 Prozent auch ein Viertel der Befragten noch kein gesteigertes Interesse seiner Kunden an Managed Services beobachten können. Das liegt an der Angst vor Einschränkungen im Datenschutz (84,5 Prozent) oder vor dem Verlust der Kontrolle über die eigenen IT-Aufgaben (69 Prozent). Diese Sorge erweist sich meist als unbegründet: Schlechte Erfahrungen mit Managed Services haben bislang nur 3,4 Prozent gemacht. VISAVIS ECONOMY

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