Schwanger_Special

Page 1

h mir

finde

, weil

Jedes

amm-

Bäuch-

t und

n. Das alles,

fühle,

22:45 Uhr

Schwanger

Wissen aus der Drogerie

Wohlgenährt durch die Schwangerschaft l Gebären, aber wie? Von Hormonen überflutet l Väter im Wechselbad der Gefühle


Editorial

Im Mittelpunkt die Frau Fragt man Frauen nach wichtigen Momenten in ihrem Leben, dann stehen die Schwangerschaften und Geburten meist ganz oben. Viele Frauen erzählen noch Jahre später davon, als ob es gestern gewesen wäre. Sie erinnern sich an unglaubliche Details, an schöne und kritische Momente. Das ist für Männer meist schwer nachvollziehbar. Umgekehrt tun sich Frauen mit Männern schwer, die ein Leben lang Erinnerungen an die Rekrutenschule austauschen können. Der Frau das Kind, dem Mann das Militär. Pardon, das ist wohl etwas frech. Doch der Mechanismus, der dahintersteckt, lässt sich ansatzweise vergleichen. Es geht um Dinge im Leben, die prägend und aussergewöhnlich sind. Und das ist eine Schwangerschaft auf jeden Fall. Nicht nur, weil sich ein Wunder im Körper der Frau vollzieht, sondern weil es im besten Sinne des Wortes ein «point of no return» ist. Da gibt es kein Zurück. Es tritt ein Mensch in unser Leben, der uns immer nahe sein wird. In guten wie in schlechten Tagen, was auch immer passiert. Die Schwangerschaft gibt den Eltern Zeit, sich darauf einzustellen, sie sind «in Erwartung». Diese intensive Zeit des Nest-

bauens umgibt schwangere Frauen wie eine geheimnisvolle Aura. Nie stehen Frauen so sehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, wie wenn sie schwanger sind. Das kann Männer ganz schön irritieren. Während der Schwangerschaft wird immer zuerst die Frau nach ihrem Befinden gefragt, keiner fragt den Erzeuger, wie es im Beruf läuft und wie es um seine Trainingsfortschritte im Tennis steht. Liebe werdende Väter: Keine Panik, da müsst ihr durch! Das ändert sich nach der Geburt rasch wieder. Eines könnte man daraus aber lernen: Frauen erinnern sich möglicherweise auch gerne an ihre Schwangerschaften, weil sie da für einmal ganz im Zentrum standen. Schön also, wenn Sie als künftiger Vater Ihre Frau in dieser besonderen Zeit voll und ganz unterstützen.

Katharina Rederer


Inhalt

6 Ausnahmezustand Der Hormonpegel ist bei werdenden Müttern fast tausendmal höher als bei nicht schwangeren Frauen. Eine Hebamme erklärt, was die Hormonflut mit sich bringt.

4 Kurz und gut 11 Sport, kein Tabu Im richtigen Mass ist Sport während der Schwangerschaft nicht nur erlaubt, sondern tut der Mama wie auch dem Baby gut. 14 Ganz schön schwanger Schön durch die Schwangerschaft: Natürliche Heilmittel von innen und sanfte Pflege von aussen. 16 Wie sag ichs meinem Chef? Erwerbstätige Schwangere haben Rechte und Pflichten. Ein kleiner juristischer Leitfaden. 25 Gebären, aber wie? Gebärmethoden gibt es viele. Wichtig aber ist, nicht mit fixen Vorstellungen an die Geburt zu gehen.

19 Gut genährt «Essen für zwei» ist ein schlechter Rat für Schwangere. Wichtig ist, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten.

37 Gebärsaal Auto Das ist der Albtraum aller Eltern: Das Kind kommt unterwegs zum Spital im Auto zur Welt. Doch das kann auch gut gehen; eine Mutter und ein Vater erzählen.

28 Auf Namenssuche Wie soll es heissen? Wie die Namenswahl abläuft, das haben deutsche Studentinnen untersucht. 32 Im Wechselbad der Gefühle Die Frau und das Baby stehen bei einer Geburt im Zentrum. Wie aber erleben Väter diese besonderen Stunden? 40 Was das Kleine alles braucht Fürs erste Kind muss so einiges angeschafft werden. Wir sagen, was das Baby braucht, und was es definitiv nicht braucht. 44 Geburten rund um den Erdball Andere Länder, andere Sitten, das macht auch vor Schwangeren und Gebärenden nicht halt. Schwanger

2 I3


Kurz und gut Ältere Väter – Risiko für Fehlgeburt steigt Dass die Spermienmenge und -qualität mit dem Alter nachlässt, ist bekannt. Eine aktuelle Studie zeigt nun, dass die Rate der Fehlgeburten bei Paaren steigt, wenn der Vater älter als 35 Jahre ist. Dr. Stephanie Belloc vom Eylau Centre for Assisted Reproduction in Paris (Frankreich) untersuchte 21 239 Fälle von intrauteriner Insemination bei mehr als 12 000 Paaren. Die Daten bestätigten, dass ein höheres Alter der Frau mit einer geringeren Empfängnisfähigkeit sowie mit einer höheren Fehlgeburtenrate einherging. Es zeigte jedoch, dass auch das Alter des Mannes einen Einfluss hat: War der Vater über 35 Jahre alt, wurden auch jüngere Frauen nicht so leicht schwanger und erlitten häufiger einen Spontanabort.

www.medical-tribune.de Babylächeln macht Mütter high Wenn sie lächeln, geht die Sonne auf: Das Lächeln eines Babys wirkt vor allem auf seine eigene Mutter wie eine Droge. Amerikanische Forscher um Lane Strathearn vom Baylor College of Medicine in Houston (USA) unternahmen einen interessanten Versuch. Sie zeigten 28 Müttern von Erstgeborenen im Alter zwischen fünf und zehn Monaten Fotos von Babys. Auf den Bildern war entweder das eigene oder ein fremdes Kind zu sehen. Der Gesichtsausdruck der Babys war fröhlich, traurig oder neutral. Während des Experiments überwachten die Wissenschaftler mit Mag-

netresonanztomografie den Blutfluss im Gehirn der Mütter. Das Ergebnis: Lächelte das eigene Kind auf dem Foto, wurden bestimmte Gehirnzentren aktiviert und der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet. Dieses Glückshormon wird bei intensiven, positiven Erlebnissen vom Körper produziert und trägt deshalb auch zur Entstehung von Suchterkrankungen bei.

www.focus.de «Woche für Woche» Die wohl beliebteste Internetsite in der Schweiz zum Thema Schwangerschaft, Geburt und kleine Kinder ist www.swissmom. ch. Für Schwangere besonders attraktiv ist die Rubrik «Woche für Woche». Da ist viel Spannendes und Wissenswertes zu jeder Schwangerschaftswoche nachzulesen. Und


wer den errechneten Geburtstermin weiss, aber mit dem Berechnen der aktuellen Schwangerschaftswoche nicht immer up to date ist, kann diese über den Schwangerschafts-Countdown leicht herausfinden.

Weekend mit Wirkung Den etwas anderen Geburtsvorbereitungskurs bieten die Hirslanden-Kliniken an. Unter dem Titel «Weekend mit Wirkung» können sich werdende Eltern in entspannter Atmosphäre ein ganzes Wochenende lang in einem Viersternehotel verwöhnen und gleichzeitig informieren lassen. Ärzte, Hebammen und weitere Fachpersonen vermitteln praxisnah und kompetent alles Wichtige, was es zu Geburt (und die Zeit danach) zu wissen gibt. Dank einer beschränkten Teilnehmerzahl bleibt genügend Zeit für individuelle Fragen.

«Babyjahre» In den ver­gangenen Jahren ist der umfassende Ratgeber «Babyjahre» von Remo Largo quasi zur Bibel von Tausenden von Eltern in der Schweiz geworden. Jetzt liegt die vollständig überarbeitete Neuausgabe vor.

Die Baby-Weekends 2009 finden statt: 20.–22. März 2009, 19.–21. Juni 2009 und 30. Oktober bis 1. November 2009.

www.hirslandenbaby.ch

Impressum November 2008 Herausgeber: Schweizerischer Drogistenverband, Nidaugasse 15, Postfach 3516, 2500 Biel 3 Telefon 032 328 50 30, Fax 032 328 50 41, info@drogistenverband.ch, www.drogerie.ch Redaktion: Heinrich Gasser, Chefredaktor, h.gasser@drogistenverband.ch Elisabeth Küpfert, Chefredaktorin Stv., e.kuepfert@drogistenverband.ch Katharina Rederer, Abschlussredaktion; Flavia Kunz; Michel Schmid Anzeigenverkauf: Susanne Werder, Leitung, s.werder@drogistenverband.ch Michael Severus, m.severus@drogistenverband.ch Layout: Odette Montandon, o.montandon@drogistenverband.ch Fotos: Flavia Trachsel; Rolf Neeser Druck: weberbenteli, Brügg

Schwanger

4 I5


Totalumbau des Körpers Während einer Schwan­ gerschaft wird der Körper von Hormonen geradezu überflutet – der Pegel ist fast tausendmal höher als im «Normalzustand».

F

rau Troxler, Sie sind Hebamme, welche körperlichen Veränderungen kommen während einer Schwanger­ schaft auf jede Frau zu? Edith Troxler: Die grösste sichtbare Verän­ derung betrifft natürlich den wachsenden Bauch. Die Brüste werden schwer und empfindlich, das Becken weitet sich, die Frau legt an Gewicht zu. Durch die Schwangerschaft kann im Gesicht eine Pig­ mentierung auftreten, und an Bauch und Brüsten können Schwangerschaftsstreifen entstehen. Welche Gewichtszunahme ist normal und gesund? Normal ist eine Zunahme von 9 bis 15 Ki­ lo. Viele Frauen nehmen aber bis zu 20 Ki­lo zu. Das kann an einer erhöhten Was­seran­

sammlung oder auch an falschem Essver­ halten liegen. Essen für zwei ist nicht nötig. Wichtig ist, dass sich die Schwangere ge­ sund ernährt, mit viel Obst und Gemüse (siehe auch Seite 19). Süsses massvoll ge­ nossen ist natürlich erlaubt, denn etwas Fettreserve für die Stillzeit nach der Geburt ist durchaus sinnvoll. Neben den körperlichen Veränderungen verändert sich auch der Hormonhaushalt. Dadurch kann die Gefühlswelt besonders in den ersten zwölf Schwangerschafts­ wochen durcheinandergeraten. Wie kann sich das äussern? Der Gemütszustand einer Schwangeren kann sehr labil sein. Freude und Gereizt­ heit, Hochgefühle und Traurigkeit – die Gefühlsspanne ist breit, und die Stimmun­ gen können rasch wechseln. Während einige Frauen zum Beispiel zu ihren Liebsten sehr abweisend sind und keine Nähe ertragen, brauchen andere diese umso mehr. Oft sind Schwangere sehr müde, und manchen ist häufig übel, was auch Einfluss auf die Stimmung haben kann. Die ersten zwölf Schwangerschafts­

Bettina Frey mit Lionel und Enola ist mit ihrem dritten Kind im 5. Monat schwanger.

«Endlich kann ich das Kleine fühlen. Allerdings schlafe ich schlecht und träume wirres Zeug».


S c hw a n g e r

6 I7


01_ch_

kann ein Gespräch mit einer Vertrauens­ person wie Therapeutin, Hebamme oder Frauenärztin hilfreich sein.

Edith Troxler ist seit zehn Jahren Hebamme. Sie arbeitet freischaffend im Zürcher Geburtshaus Delphys.

wochen sind zudem oft mit Ängsten verbunden, weil die Gefahr, einen Abort zu erleiden, dann grösser ist. Kann sich die Frau auf diese «Turbulenzen» vorbereiten? Nein, ich glaube nicht, weil jede Frau un­ terschiedlich auf die hormonelle Verände­ rung reagiert. Die erwähnten Vorgänge sind ein ganz natürlicher Prozess, der statt­ finden muss. Für werdende Mütter, die da­ runter leiden, existieren alternative Me­ thoden, um die Beschwerden zu lindern. Es gibt aber auch etliche Schwangere die, zu­ mindest während der ersten zwölf Wochen, keine grossen Veränderungen spüren. Welche alternativen Methoden sprechen Sie an? Die Palette alternativer oder komplemen­ tärmedizinischer Heilmethoden ist riesig und reicht von Akupunktur gegen Übel­ keit, Homöopathie bei zahlreichen Be­ schwerden, über Shiatsu, Yoga oder ent­ spannende Massagen. Bei Ängsten etwa

Wie verhält sich die Umwelt und speziell der Partner der Frau am besten in dieser speziellen Situation? Es ist hilfreich, wenn sich der Partner mög­ lichst auf die Frau einlässt und auf sie zu­ geht, selbst wenn sie sich zurückziehen möchte. Vielleicht heitert sie eine liebevolle Massage oder ein Spaziergang auf. Das Verhalten und die Launen einer Schwange­ ren sind manchmal schwer nachvollzieh­ bar. Umso wichtiger ist es, dass der Partner und überhaupt die Umwelt mit Verständ­ nis reagieren, auch wenn dies nicht immer einfach ist. Dies setzt aber voraus, dass der künftige Papa über die psychischen und physischen Vorgänge etwas Bescheid weiss. Denn wenn es eine Erklärung für das Ver­ halten der Frau gibt, ist es einfacher, Ver­ ständnis aufzubringen. Frauen reagieren sehr unterschiedlich auf Veränderungen. Einige tun so, als ob sie gar nicht schwanger wären, und wollen zum Beispiel möglichst nicht zunehmen. Andere wiederum würden am liebsten in einem neunmonatigen Schonraum verschwinden. Was ist sinnvoll? Schwangerschaften verlaufen sehr indivi­ duell. Die Lebenssituation oder etwa die körperliche Konstitution einer Frau beein­ flussen ihre Reaktionen stark. Während sich einige in einem Schwangerschaftshoch befinden, fühlen sich andere krank. Schwanger sein und Mutter werden sind einschneidende Erlebnisse und ein Prozess, der mit Ängsten und Ungewissheiten ver­ bunden ist. Jede Frau geht anders damit um. Wichtig ist, dass sich die Schwangere auf das wachsende Kind im Bauch einlässt


01_ch_drogeriestern_179

12.09.08

8:38 Uhr

Seite 1

Katalog-Gutschein fehlt? Kein Problem – einfach anfordern!

24-Std. Katalog-Hotline

C www.baby-walz.ch A www.baby-walz.at 0810 95 96 97 071 744 05 55 D www.baby-walz.de 0180 5 334011

Ihre Angaben werden selbstverständlich vertraulich behandelt.

S c hw a n g e r

8 I9


und die körperlichen und psychischen Ver­ änderungen so weit wie möglich an­ nimmt. Wie bereiten sich Eltern am besten auf die Zeit nach der Geburt vor? Weil man gerade beim ersten Kind nicht weiss, was einen erwartet, können werden­ de Eltern sich nur begrenzt vorbereiten. Allerdings scheint mir wichtig, in Gesprä­ chen die gegenseitigen Erwartungen von

GEMEINSAM VON ANFANG AN Jährlich erblicken bei uns mehr als 4‘500 Babys das Licht der Welt. Schauen Sie auf unsere Webseite hirslandenbaby.ch oder besuchen Sie unser Baby-Weekend. Hier erfahren Sie alles rund um die Themen Schwangerschaft, Geburt und Baby.

Unsere 7 Geburtenabteilungen finden Sie in folgenden Hirslanden-Kliniken: Hirslanden Klinik AARAU AndreasKlinik CHAM ZUG Salem-Spital BERN Clinique Cecil LAUSANNE Klinik St. Anna LUZERN Klinik Hirslanden ZÜRICH Klinik Im Park ZÜRICH

Frau und Mann zu klären. Auch aus die­ sem Grund empfehle ich den Frauen, nicht bis zum Geburtstermin zu arbeiten, son­ dern sich vorher einige Wochen Zeit für sich zu nehmen. Im Idealfall nimmt der Va­ ter oder eine andere nahestehende Person mindestens zwei Wochen Ferien, damit sich die Wöchnerin von Geburt und Schwangerschaft erholen und sich ganz dem Kind und dem Stillen widmen kann. Claudia Merki ❰


Fit mit Bauch Ausreden gelten nicht: Sport in der Schwanger­ schaft ist nicht nur er­ laubt, sondern er tut sogar gut. Vorausgesetzt, man übertreibt es nicht.

S

port bekommt meinem Kind nicht», oder «ich bin schwanger, deshalb kann ich das Training nicht besu­ chen». In der Schwangerschaft haben «Be­ wegungsmuffel» besonders viele Ausreden zur Hand, weshalb sie im Moment keinen Sport treiben können. Doch: «Sport wäh­ rend der Schwangerschaft ist sehr empfeh­ lenswert», ist die Bieler Gynäkologin Ma­ rion Beer überzeugt, denn «sportliche Frauen haben meist leichtere Schwanger­ schaften und bleiben insgesamt bewegli­ cher.» Deshalb sollten sich gerade werden­ de Mütter überlegen, ob sie sich nicht doch zu regelmässiger Bewegung aufraffen soll­ ten. Es kann laut der Ärztin zwar vorkom­ men, dass Schwangere, die reiten oder Velo fahren, wegen der gut trainierten Damm­ muskulatur etwas schwerere Geburten ha­ ben. Doch diese Frauen kämen danach deutlich schneller wieder auf die Beine als unsportliche. Und eine stärkere Damm­ muskulatur und somit ein leistungsfähiger Beckenboden schützt beispielsweise vor Folgen wie Inkontinenz (Blasenschwäche). Zusammengefasst heisst das: Etwas sport­

liche Betätigung während der Schwanger­ schaft verringert Schwangerschaftsbe­ schwerden, sorgt für einen besseren Schlaf, reduziert die Anspannung, hebt die Laune und verbessert das Selbstwertgefühl. Kör­ perliche Fitness ist zudem eine gute Vorbe­ reitung auf die Strapazen der Geburt und hilft nicht zuletzt, nach der Geburt schnel­ ler wieder in Form zu kommen.

Unnötige Belastungen vermeiden Besonders empfehlenswert sind Ausdauer­ sportarten wie Schwimmen, Wandern oder Velofahren. «Beim Wandern gilt jedoch – besonders im dritten Schwangerschaftsd­ rittel – keine hohen Berge mehr erklimmen, denn die sauerstoffarme Luft belastet den Körper zusätzlich», erklärt die Gynäkolo­ gin. Was Schwangere hingegen auf jeden Fall vermeiden sollten, ist Leistungssport. «So hat man früher in der DDR zwar Sportlerinnen vor einem wichtigen Wett­ kampf künstlich befruchtet, da der Körper im ersten Trimenon leistungsfähiger ist als sonst», sagt Marion Beer, «für das werden­ de Kind ist dies aber nicht gesund, denn seine Versorgung mit Nährstoffen kann beim Hochleistungssport zu kurz kom­ men.» Ebenfalls meiden sollte man Sport­ arten wie beispielsweise Mountainbiken. «Die Erschütterungen, die dabei entstehen, können Mikroblutungen, das heisst kleine Gewebeblutungen, die wiederum Kompli­ kationen verursachen können, hervorru­ fen», so die Ärztin. Grundsätzlich gilt: Auf

S c hw a n g e r

10 I 11


Erlaubt oder nicht? den Körper hören und gesunden Men­ schenverstand walten lassen. Gehen Sie nicht an Ihre Leistungsgrenze. Ein Puls über längere Zeit von 140 (und darüber) ist tabu. Dann haben Sie und das Baby nichts zu befürchten.

Wenn Sport tabu ist Obwohl sich Bewegung eigentlich positiv auf den Körper auswirkt, gibt es Frauen, die besser keinen Sport während der Schwangerschaft treiben sollten, da das Risiko für sie und das ungeborene Kind zu hoch ist. Dies ist bei Frauen der Fall, die schon mehrere Fehlgeburten oder bei früheren Schwangerschaften Komplikatio­ nen hatten. Problematisch ist Sport auch bei Infektionserkrankungen, Bluthoch­ druck oder Schilddrüsenstörungen. Auch Frauen, die extremes Unter- oder Überge­ wicht haben, oft Schwindelanfälle bekom­ men oder in Atemnot geraten, sollten auf Sport verzichten. Flavia Kunz ❰

Grundsätzlich gilt: ❱ Sie haben schon vor der Geburt Sport getrieben. Dadurch können Sie leichter einschätzen, was Sie sich zumuten dürfen. ❱ Die Verletzungsgefahr bei der gewählten Sportart muss klein sein. Die Gelenke dürfen nicht überlastet werden. ❱ Sie sollten das Training sofort beenden bei Schwindel, Atemnot, Ohnmachtsgefühl, vaginalen Blutungen, Problemen beim Gehen oder beim Auftreten von Wehen. Sportarten, die zu empfehlen sind: Gymnastik, Golf, Skilanglauf, Velofah­ ren, Segeln, Walking, Wandern, Yoga. Nur bedingt zu empfehlen: Bodenturnen, Bodybuilding, Inline­ skating, Joggen, Rudern, Skifahren, Snowboarden, Tennis und andere Ballsportarten, Tae Bo, Windsurfen. Nicht zu empfehlen: Boxen, Bungee-Jumping, Eiskunstlauf, Fallschirmspringen, Geräteturnen, Gewichtheben, Gleitschirmfliegen, Kampfsportarten, Leichtathletik, Mountainbiken, Reiten, Tauchen, Wasserskifahren.

Miriam Patwa mit Luca Bösch und Shirin. Sie ist mit dem zweiten Kind im 3. Monat schwanger.

«Endlich können wir die ‹happy news› in unserem Freundesund Bekanntenkreis erzählen, und ich muss meinen bereits recht runden Bauch nicht mehr verstecken.»


S c hw a n g e r

12 I 13


Schön durch die Schwangerschaft Neun Monate sind eine lange Zeit, und doch vergehen sie im Flug. Mit einem Pflege­ programm verwöhnen werdende Mütter Körper und Seele.

S

chwangere Frauen strahlen eine na­ türliche Schönheit aus. Sie erleben aber auch Zeiten, in denen sie sich un­ attraktiv und träge fühlen. Die Beine sind schwer, das Kreuz schmerzt, und alles geht etwas langsamer. Zusammen mit dem Wech­sel­bad der Hormone (siehe auch Seite 6) und den Unsicherheiten, die das Leben mit dem Baby bringt, können auch die Emotio­ nen ganz schön durcheinandergeraten. Schwangere sollten sich und ihrem Körper während der Schwangerschaft deshalb ge­ nügend Zeit widmen. «Das ideale Schön­ heitsprogramm für werdende Mütter sind natürliche Heilmittel von innen und sanfte Pflege von aussen», sagt Doris Brunner, eidg. dipl. Drogistin in der Drogerie Rüegg in Eschenbach (SG). «Vor allem die Haut soll elastisch bleiben, damit nach der Ge­ burt keine Schwangerschaftsstreifen zu­ rückbleiben», sagt die Drogistin. Immerhin

müsse die Haut um Bauch, Brüste und Ge­ säss von Woche zu Woche eine grössere Körperfülle umschliessen. Auch den Bei­ nen müssen die Frauen Sorge tragen. Das Gewicht des Kindes und die Wassereinla­ gerungen im Körper erhöhen den Druck auf die Venen. Weil durch den veränderten Hormonspiegel das Bindegewebe schwä­ cher wird, neigen Schwangere vermehrt zu schweren Beinen und geschwollenen Knö­ cheln.

Dehnung dank Mineralsalzen Damit die Haut schön und elastisch bleibt, empfiehlt Brunner gerne Mineralsalze nach Dr. Schüssler: «Wir machen sehr gute Er­ fahrungen mit der Kombination von Calci­ um fluoratum (Nr. 1) und Silicea (Nr. 11). Calcium fluoratum hält die Haut elastisch, und Silicea hilft mit beim Aufbau des Bin­ degewebes», sagt die Drogistin. Eine regel­ mässige Einnahme dieser Schüssler-Salze während der Schwangerschaft helfe un­ schöne Dehnungsstreifen verhindern.

Starke Venen «Frauen, die bereits Krampfadern haben oder familiär dazu neigen, sollten während


der Schwangerschaft Kompressionsstrümp­ ­fe tragen», so Doris Brunner. Optisch seien diese stützenden Strümpfe von Ny­ lonstrümpfen kaum noch zu unter­scheiden. Zudem würde ein kühlendes, bele­bendes Gel aus dem Extrakt von Rosskastaniensa­ men, Mäusedorn oder Weinblättern die Venenwände stärken und so die Schwel­ lungen der Knöchel dämpfen.

Von A bis Z versorgt Schwangere haben einen erhöhten Bedarf an Eiweiss, Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und ungesättigten Ome­ ga-3-Fettsäuren. «Die Omega-3-Fettsäuren kommen vor allem dem ungeborenen Kind zugute. Sie fördern die Entwicklung von Gehirn und Augen», sagt die Drogistin HF. Als willkommene Zusatzwirkung sorgten die ungesättigten Fettsäuren für eine schö­ ne Haut und eine ausgeglichene Gemütsla­ ge der Mutter. Auch das Vitamin C sei wichtig. Es diene als Radikalfänger, der nicht nur die Abwehrkräfte, sondern auch das Zahnfleisch schütze. Das Zahnfleisch wird in der Schwangerschaft anfälliger auf Entzündungen.

Für Haut und Haar Öle und Feuchtigkeit spendende Körper­ cremen pflegen die Haut von aussen, da­ mit sie die starke Dehnung gut übersteht. «Bei der Auswahl sollten werdende Mütter auf besonders milde Produkte achten», empfiehlt die Fachfrau. Ihre Haut ist emp­ findlicher auf Parfüm-, Konservierungs­ stoffe und mineralische Öle. Naturkosme­ tik mit pflanzlichen Bestandteilen oder generell Produkte, die auf chemische In­ haltsstoffe verzichten, eignen sich deshalb am besten für die Pflege von Haut und Haar in der Schwangerschaft. Sabine Hurni ❰

Mehr Wissen Lothar Burgerstein: «Burgersteins Handbuch Nährstoffe», Karl Haug Verlag, 2007, ISBN 978-3-8304-2194-8, ca. Fr. 68.– Richard Kellenberger und Friedrich Kopsche: «Mineralstoffe nach Dr. Schüssler», AT Verlag, 2002, ISBN 978-3-85502-595-4, ca. Fr. 38.– Mechthild Scheffer: «Praxis der Original Bach-Blütentherapie», Hugendubel Verlag, 2008, ISBN 978-3-7205-5059-8, ca. Fr. 24.– www.babycenter.ch S c hw a n g e r

14 I 15


Wie sag ichs dem Chef? Schwangere und Mütter geniessen in der Schweiz besondere Rechte. Zum Beispiel einen Kündigungsschutz.

D

as Abenteuer Mutterschaft be­ ginnt mit einem kleinen, blauen Strich auf dem Schwangerschafts­ test. Doch die Freude der künftigen Mutter wird schon bald durch eine Sorge getrübt: Wie sage ich meinem Chef, dass ich schwanger bin?

Die häufigsten Fragen: 1. Muss ich meinen Chef informieren? Nein. Das Gesetz verlangt nicht, dass Sie Ihren Chef über Ihre Schwanger­ schaft in Kenntnis setzen, auch nicht bei einem Einstellungsgespräch. Es ist je­ doch aus gesundheitlichen Gründen rat­ sam, es trotzdem zu tun. Falls Sie näm­ lich während der Schwangerschaft unpässlich sein sollten, müssen Sie Ihre Absenzgesuche begründen. 2. Riskiere ich, meine Arbeit zu verlieren? Nein. Eine schwangere Frau geniesst während der gesamten Dauer der Schwangerschaft und bis zum Ablauf der 16. Woche ihres Mutterschaftsur­ laubes Kündigungsschutz. Aber Ach­ tung: Ihr Chef kann Sie entlassen, falls Sie noch in der Probezeit sind, die maxi­

mal drei Monate dauert. Die Dauer der Probezeit muss im Anstellungsvertrag festgelegt sein. Ist sie dies nicht, beträgt sie höchstens einen Monat. Die soforti­ ge Auflösung des Arbeitsvertrages aus triftigen Gründen ist jedoch möglich, falls die Angestellte einen Fehler began­ gen hat, der genug gravierend ist, um eine Kündigung zu rechtfertigen. In die­ sem Fall muss der beanstandete Vorfall jedoch zum Verlust des Vertrauensver­ hältnisses zwischen Arbeitgeber und Ar­ beitnehmerin geführt haben (beispiels­ weise Diebstahl). 3. Wenn mir mein Chef frei gibt, bekomme ich dann weiterhin Lohn? Ja. Es handelt sich in diesem Fall um einen bezahlten Urlaub, mit dem der Arbeitgeber einver­ standen ist. 4. Muss ich während der Schwangerschaft mit Arbeiten aufhören? Nein, wenn es gut läuft. Legt eine Angestellte ihre Ar­ beit vor der Niederkunft nieder, erhält sie keine Mutterschaftsentschädigung. 5. Habe ich das Recht auf eine Mutter­ schaftsentschädigung? Ja, falls Sie vor der Niederkunft während neun Mona­ ten AHV-Beiträge bezahlt haben. In der Schweiz hat jede erwerbstätige Frau das Recht auf eine Mutterschaftsentschädi­ gung. Diese dauert 14 Wochen und ent­ spricht 80 Prozent des Lohns, der vor der Niederkunft bezahlt wurde (maxi­ mal 172 Franken pro Tag). 6. Wann muss ich die Arbeit wieder auf­ nehmen? Frühestens acht und spätestens sechzehn Wochen nach der Niederkunft.


Sobald eine Mutter wieder arbeitet, und sei es bloss Teilzeit, bekommt sie keine Mutterschaftsentschädigung mehr. 7. Kann ich während der Schwangerschaft die Versicherung wechseln? Bei der Grundversicherung gibt es keine Ein­ schränkung, sofern die Kündigung in­ nerhalb der ordentlichen Fristen erfolgt (Juni und Dezember). Auch die Zusatz­ versicherungen können unter Berück­ sichtigung der jeweiligen Kündigungs­ frist aufgelöst werden. Sie müssen in der Gesundheitsdeklaration der Kasse jedoch unbedingt angeben, dass Sie schwanger sind. Ausserdem unterliegen bestimmte Leistungen der Zusatzversi­ cherungen für Schwangere bei den meis­ ten Krankenkassen einer Wartefrist.

Rechte des Vaters «Du wirst Vater!» Nach dieser freudigen Ankündigung beginnt für den künftigen Vater ein Hürdenlauf, wenn er Rechte in Bezug auf das Kind haben will. Denn im Gegensatz zu Deutschland, wo Konkubi­ natspartnern ein gemeinsames elterliches Sorgerecht eingeräumt wird, geniesst in der Schweiz nur die Mutter entsprechende Rechte. Die gesetzlich definierte Rolle des Vaters beschränkt sich darauf, für den fi­ nanziellen Unterhalt des Kindes zu sorgen.

Hürdenlauf in drei Etappen Während dem verheirateten Vater automa­ tisch die gleichen Rechte zustehen wie der Mutter, muss der Konkubinatsvater drei Hürden überwinden: Erstens: Anerkennung der Vaterschaft. Dieser Schritt ist obligatorisch und kann vor oder nach der Geburt des Kindes erfol­ gen. Er gibt dem Vater eine «beratende Stimme». Das heisst, die Mutter muss den Vater über besondere Ereignisse im Leben

des Kindes informieren, beispielsweise über den Wechsel von Wohnsitz oder Schu­ le, medizinische Versorgung usw. Sollte sich das Konkubinatspaar jedoch trennen und die Mutter beschliessen, dass sie künf­ tig im Ausland leben will, kann das der Vater nicht verhindern. Zweitens: Der Vater muss einen Unter­ haltsvertrag unterzeichnen. Auch dieser Schritt ist obligatorisch. Er legt die Höhe der Alimente fest, welche der Vater im Fall einer Trennung zu bezahlen hat. Der Un­ terhaltsvertrag wird von einem Friedens­ richter und dessen Beisitzern unterzeich­ net. Er wird hinfällig, sobald das Kind finanziell selbstständig ist. Drittens: Die Konkubinatseltern können die gemeinsame elterliche Sorge beantra­ gen. Dieser Antrag ist fakultativ und wird von einem Friedensrichter oder der Vor­ mundschaftsbehörde unterzeichnet. Das gemeinsame elterliche Sorgerecht räumt dem Vater die gleichen Rechte ein wie der Mutter, also genau wie bei einem verheira­ teten Paar. Die Eltern treffen alle Entschei­ dungen in Bezug auf das Kind gemeinsam: Wahl des Vornamens, der Religion, der Schule usw. Der Familienname des Kindes bleibt jedoch derjenige der Mutter. Die Rechte der Konkubinatsväter in der Schweiz könnten sich im Verlauf der nächs­ ten Jahre ändern. Das Thema wurde von eidgenössischen Parlamentarierinnen und Parlamentariern aufgegriffen. Diese wiesen darauf hin, dass im Jahr 2007 hierzulande bereits 16,2 Prozent der Kinder ausserehe­ lich geboren wurden. Also doppelt so viele wie 1997 (8,1 Prozent). Ein konkreter Lö­ sungsvorschlag liegt aber noch nicht vor. Pierre Jenny ❰ Quellen: Espace femmes Fribourg, www.espacefemmes.org; Bundesamt für Statistik; Unia, www.unia.ch

S c hw a n g e r

16 I 17


SCHÖNHEIT IST NÄHE

REINIGT UND PFLEGT BESONDERS SANFT. KLINI SC

H

G ET

Das häufige Windelwechseln beansprucht die Haut von Babys. Die neuen NIVEA Baby Feuchttücher Soft & Care sind getränkt mit einer schützenden Softcreme und Calendula. Diese besonders milde Formel sorgt für eine sanfte, gründliche Reinigung, ohne Hautirritationen auszulösen. Bereits gestresste Haut wird lang anhaltend gepflegt und beruhigt. Damit sich Ihr Baby rundum wohlfühlt.

ES TET

• Bewahren den natürlichen pH-Wert der Haut. • Frei von Alkohol. • In Zusammenarbeit mit Haut- und Kinderärzten entwickelt, klinisch getestet. Alles zur Pflege: www.NIVEA.ch/baby oder 0800 80 61 11 (Mo – Fr, 9 – 12 Uhr, gratis).


Das Baby isst mit Naschkatze? Vegetarierin? Fast-Food-Junkie? Egal, wie Sie sich bisher ernährt haben – während der Schwangerschaft sollten Sie ein paar Regeln beachten.

J

eder Mensch hat seine Essgewohnhei­ ten – die müssen Frauen auch während einer Schwangerschaft nicht radikal umstellen. Doch sollten sich Schwangere Zeit nehmen und sich Gedanken über ihre Ernährungsgewohnheiten machen. Die Schwangerschaft ist nämlich auch diesbe­ züglich eine besondere Zeit, denn der Nachwuchs muss über die Plazenta mit­ versorgt werden. Von allem, was Mutter futtert, gelangen Stoffe über die Nabel­ schnur zum Baby. Fehlen der Schwangeren wichtige Nährstoffe, dann fehlen sie auch dem Kind. Innerhalb gewisser Grenzen hat die Natur zwar dafür gesorgt, dass das Baby nicht zu kurz kommt. Der Organis­ mus wird so ausgerichtet, dass die Versor­ gung des Fötus Priorität hat. Folglich müs­ sen Schwangere aber darauf achten, dass der intensive «Nahrungstransport» keinen Mangel in ihrem eigenen Körper entstehen lässt. Während der Schwangerschaft er­ höht sich zwar der Nährstoffbedarf, aber: «Den Rat ‹Essen für zwei› sollten Schwan­ gere auf keinen Fall beherzigen», sagt

Therese Hischier, diplomierte Ernäh­rungs­ beraterin HF an der Frauenklinik des Inselspitals Bern. In den ersten drei Schwangerschaftsmonaten sei der Kalori­ enbedarf nicht grösser, und grundsätzlich sollte man den zusätzlichen Energie­ verbrauch nicht überschätzen. «Als Richt­ linie gelten zusätzliche 200 bis maximal 300 Kalorien pro Tag ab dem vierten Mo­ nat», erklärt die Expertin. Diese Energie wird für das Wachstum des Fötus und für neu zu bildendes Gewebe im Körper der Mutter benötigt. Um ausreichend Energie für diese Prozesse beizusteuern, braucht es aber weder ein zweites Menü noch eine Extraportion Dessert. «Eine Scheibe Brot mit Käse und ein Apfel reichen völlig», sagt Hischier.

Bedarfsgerecht essen «Ideal ist eine ausgewogene Kost», emp­ fiehlt Therese Hischier. Täglich auf den Tisch gehören: frisches Gemüse und Obst als Vitaminbomben; Teigwaren, Kartof­ feln, Reis oder Getreide- und Vollkornpro­ dukte als Energielieferanten; Fisch, mage­ res Fleisch, Eier und Milchprodukte sowie Hülsenfrüchte als wichtige Eiweissquellen. Die Ernährungsberaterin erklärt, was un­ ter dem Begriff «gesunde Ernährung» auch noch zu verstehen ist:

Eiweiss braucht das Baby für die Entwick­ lung von Zellen, Muskeln und Organen. Ab dem vierten Monat ist der Bedarf um 10 Gramm pro Tag erhöht.

S c hw a n g e r

18 I 19


Kohlenhydrate sind die Hauptenergie­ quelle, ihr Anteil an der Gesamtenergiezu­ fuhr liegt bei 55 bis 60 Prozent. Ideal sind komplexe Kohlenhydrate, wie sie beispiels­ weise in Vollkornprodukten enthalten sind, da sie den Blutzucker kontinuierli­ cher ansteigen lassen – und so Heisshunger­ attacken vermeiden helfen.

Fett ist für die Entwicklung des kindlichen Nervensystems sowie der Sehzellen wich­ tig. Schwangere benötigen hochwertige es­ senzielle Fettsäuren, die sich in Pflanzen­ ölen (Raps-, Olivenöl), Nüssen und Fisch finden. Insbesondere Lachs, Makrelen oder Thunfisch enthalten wichtige Omega3-Fettsäuren (siehe auch Seite 15). Folsäure ist wichtig für den Aufbau von Gehirn und Rückenmark. Ein Mangel er­ höht die Gefahr von Neuralrohrdefekten (offener Rücken), Entwicklungsstörungen und Fehlgeburten. Idealerweise sollte Fol­ säure schon vier Wochen vor der Schwan­ gerschaft und in den ersten zwölf Wo­chen der Schwangerschaft supplementiert werden.

B-Vitamine sind für die Entwicklung des Kindes ebenso wichtig wie für das Wohlbe­ finden der Mutter. Frauen, die sich vegeta­ risch oder vegan ernähren, sollten entwe­ der ihre Ernährung umstellen oder in Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin zusätzlich Vitamin B12 einnehmen.

Eisen ist verantwortlich für den Sauer­ stofftransport in unserem Körper. Da die Blutmenge in der Schwangerschaft erhöht wird, brauchen werdende Mütter zweimal mehr Eisen. Eisenmangel äussert sich in Müdigkeit und Infektionsanfälligkeit. Die zusätzliche Einnahme von Eisenpräparaten ist oft nötig, um einer Unterversorgung vorzubeugen. Kalzium wird für den Knochenaufbau be­ nötigt. Fehlt der werdenden Mutter Kalzi­ um, greift der Organismus auf ihre Vorräte in Knochen und Zähnen zurück. Frauen, die keine Milchprodukte mögen respektive nicht vertragen, sollten Hülsenfrüchte, Ge­ müse (Spinat, Broccoli, Mangold, Grün­ kohl) sowie Sesamsamen essen und kalzi­ umreiche Mineralwässer trinken oder ein Kalziumsupplement einnehmen.

Jod dient dem Aufbau von Schilddrüsen­ hormonen und der Entwicklung des Ge­ hirns. Daher sollten Sie in der Schwangerschaft jodiertes und fluoriertes Speisesalz verwen­ den. Einen hohen Jodgehalt weisen auch Meerfisch und Meeresfrüchte auf. Bei der Zubereitung der Mahlzeiten sollten Sie unbedingt auf die Hygiene achten, und: «Von rohem Fleisch und rohen Eiern soll­ ten Schwangere die Finger lassen», rät die Expertin. Hier lauern Lebensmittelvergif­ tungen. Auch das Trinken sollten Sie nicht

7. Monat:

«Das Baby wird kräftiger. Es tritt manchmal ganz schön fest.»


S c hw a n g e r

20 I 21


148x210+4x3mm:Floradix Baby

17.8.2008

14:10 Uhr

Seite 1

… warum Eisen für Mutter und Kind so wichtig ist.

Was schwangere und stillende Frauen wissen sollten... Eisen gehört in der Schwangerschaft zu den sogenannten «kritischen» Nährstoffen; das heisst, dass der Bedarf wesentlich erhöht ist. Es hat sich gezeigt, dass im Durchschnitt fast die Hälfte aller Frauen schon vor der Schwangerschaft mit Eisen unterversorgt ist, daher keine oder nur minimal gefüllte Eisenspeicher hat. Ausserdem verfügt kaum jemand über die Kenntnisse, um mit gezielter Kostzusammenstellung diesen enormen Mehrbedarf zu decken. Um solchen Risiken vorzubeugen, ist eine ausgewogene Ernährung und die Ergänzung durch ein pflanzliches eisenhaltiges Spezialtonikum dringend zu empfehlen. Wieviel Eisen wird wirklich gebraucht? In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Eisen ganz erheblich an, und zwar um 100 Prozent! Es werden für das Ungeborene etwa 300 Milligramm, die Plazenta (den Mutterkuchen) etwa 50 Milligramm und für das vermehrte mütterliche Blutvolumen etwa 450 Milligramm Eisen zusätzlich benötigt. Das Spurenelement ist ausserdem wichtig für den Sauerstofftransport zwischen Mutter und Fötus und die Gehirnentwicklung

des Ungeborenen. Auch nach der Geburt und in der Stillzeit besteht für die junge Mutter ein Mehrbedarf an Eisen: Die Blutverluste während der Geburt müssen ausgeglichen werden. Oft wird durch Schwan-gerschaft und Geburt die gesamte Eisenreserve der jungen Mutter aufgebraucht. Und durch das Stillen muss über die Muttermilch der Eisenbedarf des Säuglings gedeckt werden. Kann Eisenmangel durch richtige Ernährung verhindert werden? Vor der Schwangerschaft ist es für eine Frau durch eine ausgewogene Ernährung durchaus möglich, den normalen Eisenbedarf zu decken. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass bei fast der Hälfte der Frauen schon zu dieser Zeit ein Eisenmangel vorliegt. Der Start in die Mutterschaft beginnt so bereits mit leeren Eisenspeichern! Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Schwangere 30 Milligramm Eisen pro Tag. Die Problematik besteht hierbei vor allem darin, bei einem nur leicht erhöhten Kalorienbedarf den erheblichen Mehrbedarf

an Eisen unterzubringen. Eine gezielte Kostzusammenstellung erfordert fundierte Kenntnisse über das lebenswichtige Spurenelement, das nicht immer vorhanden ist. Hier bedeutet die Einnahme eines geeigneten Spezialpräparates oft die bessere und einfachere Alternative.

Rund eine Million Menschen in der Schweiz haben einen tiefen Eisenspiegel. Floradix® unterstützt die ausreichende Eisenzufuhr. Floradix® ist einzigartig und gut verträglich. Das aufgenommene Eisen ist notwendig für die Blutbildung und den Transport von Sauerstoff in die Gewebe zur Energiegewinnung. Erhältlich bei Hebammen oder in Apotheken, Drogerien und Reformhäusern.


n d .

e e n e

vergessen. «Mindestens 1,5 Liter Flüssig­ keit», empfiehlt Hischier. Auf Alkohol sollten Sie ganz verzichten, aber Kaffee ist in der Schwangerschaft nicht verboten; mit zwei bis drei Tassen koffein- oder tein­ haltigen Getränken täglich sollten Sie aber auskommen. Und noch einen Rat: «Meh­ rere, auf den Tag verteilte Mahlzeiten sind verträglicher als ein üppiges Essen», sagt Hischier. Das sei nicht nur gesünder, son­ dern habe auch noch den Vorteil, dass die gefürchteten Heisshungerattacken aus­ bleiben. So haben Sie nach der Geburt nicht mit zu vielen überflüssigen Kilos zu kämpfen. Auch Schwangere wollen Abhilfe schaffen, wenn Kopf und Glieder schmerzen oder die Nase läuft. Aber Vorsicht: Auch frei

Mehr Wissen Annette Sabersky: «Gesunder Genuss für Mutter und Baby. Lexikon der Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit», Urania Verlag, 2007, ISBN 978-3-332-01974-2, ca. Fr. 30.–

Generell hilft

Aus der Drogerie

Erbrechen und Übelkeit

Leichte Mahlzeiten über den Tag verteilt. Vor dem Aufstehen etwas Brot oder Zwieback essen.

Ingwer; Tropfen mit u. a. Wegwarte, Schafgarbenkraut, Löwenzahn, Enzianwurzel, Salbeiblättern

Hämorrhoiden

Bewegung, ausreichend trinken, wenig sitzen.

Präparate mit Hamamelis, Rosskastanie, Sitzbäder mit Kamille, Malve, Eichenrinde

Sodbrennen

Üppige Mahlzeiten meiden, beim Schlafen den Oberkörper leicht hochlagern.

Präparate/Tees mit Fenchel, Kamille, Süssholz, Pfefferminz, Johanniskraut, Melisse

Verstopfung

Bewegung, genug Flüssigkeit, ballaststoffreiche Ernährung.

Pflaumen-/Feigensaft, Dörrobst, Flohsamen

Venenleiden

Bewegung, langes Sitzen meiden, ausreichend trinken, Wechselduschen.

Präparate mit Rosskastanie, rotem Weinlaub

Wadenkrämpfe

Magnesiumreiche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Kartoffeln, ungeschälter Reis.

Magnesiumpräparate

r.

h. g n n .

Christa Friedli ❰

«Bräschte»

z

®

verkäufliche Präparate – ob herkömmliche Medikamente oder Naturheilmittel – kön­ nen die Entwicklung des Fötus beeinträch­ tigen. Sie sollten vor deren Einnahme im­ mer eine Fachperson fragen.

S c hw a n g e r

22 I 23


Inserat_Galega_Drogistenstern_154x216_D:Inserat_Galega_Drogistenstern_154x216_D

18.9.2008

Homöopathische Hilfe in der Stillzeit Während der Schwangerschaft ist man besonders auf den Körper bedacht. Man will nur das Allerbeste für sich selbst und das Kind und hört besonders gut auf die Anzeichen seines Körpers. Die werdende Mutter weiss selbst, was während der Schwangerschaft gut oder schlecht für sie ist. Wenn man auf den Körper hört, gesund isst, viel trinkt und sich Zeit nimmt, erlebt man eine schöne Schwangerschaft. Ein gesunder Lebensstil ist für die Zeit vor und während der Schwangerschaft und auch in der Stillzeit von grossem Wert: keinen Alkohol, nicht rauchen, genügend Gemüse, Früchte und Vollkornprodukte essen, viel Bewegung und viel frische Luft. Auch für viele Entspannungsmomente sorgen und Stress vermeiden ist wichtig. Auf Ermüdungen des Körpers reagieren und sich genügend ausruhen. Dennoch hat diese Zeit nicht nur schöne Seiten. Die Schwangerschaft und Stillzeit kann auch Beschwerden mit sich bringen. Natürliche Produkte Natürliche Produkte können helfen, Veränderungen und kleine Unannehmlichkeiten besser zu überbrücken und anzupacken. Nebenwirkungsfreie und natürliche Präparate unterstützen auf sinnvolle und gesunde Weise diesen besonderen Abschnitt. Aus diesem Grund wurden homöopathische Arzneimittel entwickelt, die sich auch besonders für schwangere und stillende Frauen eignen. Einnahme von Medikamenten Wenn man Mittel gegen Beschwerden während der Schwangerschaft und Stillzeit einnehmen will, kann man den homöopathischen Arzneimitteln vertrauen. Diese Medikamente darf man während der Schwangerschaft und Stillzeit einnehmen. Wenn man hinsichtlich der Anwendung eines Medikamentes unsicher ist, soll unbedingt der behandelnde Arzt, der Apotheker oder der Drogist um Rat gefragt werden. Sirup für die Milchbildung Stillen ist der beste Start, den man einem Baby bieten kann. In der Muttermilch sind alle notwendigen Substanzen, die das Kind während der ersten sechs Monaten braucht. Sie ist hinsichtlich des Nährwertes optimal, ist bestens verträglich für das Baby, enthält Antikörper gegen Krankheiten und hat immer die korrekte Temperatur. Manchmal geht das Stillen aber nicht von Anfang an problemlos. Dann ist es hilfreich, zur Unterstützung ein natürliches, homöopathisches Arzneimittel (wie zum Beispiel Galega plus) einzunehmen. Homöopathische Heilmittel • beeinflussen die Milchbildung günstig • bestehen aus einer milden, natürlichen Zusammensetzung • sind einfach einzunehmen Zudem wirken homöopathische Heilmittel auf die sensible Gemütsstimmung der Mutter, was positiv auf das Kind übertragen wird. Fragen Sie in Ihrer Drogerie nach der homöopathischen Spezialität, die Sie beim Stillen unterstützt!

10:29


.9.2008

das ines oder

höne und chte ngssich und

bervolle sche

will, der ines t um

ndides und mlos.

zum

sitiv

10:29 Uh

Gebären, aber wie? Schwangeren steht heute eine Vielzahl von Geburts­ vorbereitungskursen und Gebärmethoden offen. Wer mit fixen Vorstellungen zur Geburt geht, erlebt allerdings oft Enttäuschungen.

E

ine bevorstehende Niederkunft ist eine echte Ausnahmesituation im Leben der Frau, verbunden mit Ängsten und Unsicherheiten, aber auch mit Neugierde und Vorfreude. Und beson­ ders mit vielen Fragen: Wie lange wird die Geburt dauern? Wie gross sind die Schmerzen? Gerade Erstgebärende wissen nur aus Bü­ chern und manchmal schaurigen Erfah­ rungsberichten, was bei einer Geburt alles auf sie zukommen kann. Ein Geburtsvor­ bereitungskurs zwischen der 25. und 30. Schwangerschaftswoche bietet eine gute Möglichkeit, Ängste abzubauen und sich körperlich und seelisch auf die Geburt vor­ zubereiten. Nicht nur die Schwangere pro­ fitiert davon: «Die Väter sind heute in aller Regel bei der Geburt dabei», sagt Hebam­ me Edith Troxler vom Zürcher Geburts­ haus Delphys, «deshalb ist es wichtig, dass auch sie vorbereitet sind und Fragen klä­ ren können.»

Daneben kann die werdende Mutter unter­ stützend die Naturheilkunde heranziehen. Die Pflanzenheilkunde bietet zum Beispiel Tee- oder Spagyrik-Anwendungen. Einige Pflanzenwirkstoffe wirken speziell auf die Gebärmuttermuskulatur. Sie können zur Stärkung und Wehenanregung dienen. «Eine Teemischung aus Beifusskraut, Lieb­ stöckelkraut, Rosmarin und Eisenkraut verstärkt die Durchblutung der Gebärmut­ ter und kann so die Wehen anregen», sagt Rita Röllin, Geschäftsführerin der Vitalis Drogerie in Mettmenstetten (ZH). «Diese Mischung darf die Schwangere allerdings erst bei Anzeichen von Wehen, oder wenn der Geburtstermin bereits überschritten ist, trinken», warnt Röllin, «und nur in Ab­ sprache mit dem Arzt oder der Hebamme.» Eine Akupunktmassage kann sinnvoll sein, um eine Beckenblockade zu lösen, und «bei Beschwerden wie Übelkeit und Ödeme hilft die Akupunktur», weiss Edith Troxler. Zu­ dem kann der Geburtsverlauf damit ver­ kürzt und erleichtert werden. Eine gut aufgebaute Muskulatur hilft der Schwangeren beim Gebären. Auch dies­ bezüglich gibt es für jeden Geschmack et­ was: Schwimmen, aquatische Körperarbeit in Form von Wasser-Shiatsu, Schwanger­ schaftsgymnastik. Oder einen Bauchtanz­ kurs. Der Bauchtanz ab dem vierten Schwangerschaftsmonat soll die Muskula­ tur im Oberschenkel- und Beckenbereich kräftigen. Bauch und Becken werden da­ durch besser durchblutet, was zudem das

ützt!

S c hw a n g e r

24 I 25


Anzeige 148x210+3_d.qxp:Anzeige 148x210+3

11.09.2008

17:27 Uhr

Seite 1

Gesicherte Qualität aus biologisch-dynamischem Landbau

Vollwertige Babynahrung aus bester biologischer Landwirtschaft Es ist die besondere Sorgfalt und Pflege der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, die es den Ackerböden ermöglicht, ihre so wertvolle Fruchtbarkeit zu erhalten. Diese Vitalkraft findet sich in den Früchten und Getreiden wieder und dient als verlässliche Basis für eine gesunde Ernährung. Deshalb bietet Holle seit über 75 Jahren Babykost aus bester biologischer Landwirtschaft. Holle Babyprodukte sind ungesüßt, leicht verdaulich und einfach zuzubereiten.

– Design t Neues tä li a rte Qu bewäh

Holle empfiehlt: 6 Monate ausschließlich stillen, entsprechend dem Codex der WHO (Weltgesundheitsorganisation) Holle baby food GmbH · Baselstr. 11 · CH-4125 Riehen · Tel. 061 645 96 00 · www.holle.ch · www.babyclub.de

Liebe, Geborgenheit und Holle


nd Holle

Gedeihen des Kindes fördern soll. «Die fliessenden, runden, wellenförmigen Bewe­ gungen lassen Schwangere sich und ihr Baby besser spüren», wird auf einer Home­ page mit Bauchtanzangebot für Schwange­ re geworben. Und beim meditativen Yoga lernen Schwangere nicht nur, ihre Energie für die Herausforderungen der Geburt zu nutzen, sondern holen sich dafür auch das nötige Selbstvertrauen.

Wahlmöglichkeiten Die hockende, sitzende, kauernde oder kniende Gebärhaltung, bei der die Frau mehr Kraft zum Pressen hat, ist schon seit dem Altertum bekannt. Der Druck der Uterusmuskulatur wirkt sich stärker aus, die Wehen sind effektiver und schieben das Baby schneller voran. Die aufrechte Ge­ bärhaltung verbessert nicht nur die At­ mung, sondern auch die Gebärmutter- und Plazentadurchblutung. Bis vor etwa 200 Jahren waren auch in Europa die halbsit­ zende Stellung im Bett sowie die sitzende Position im Schosse des Mannes oder einer Helferin üblich. Diese aktive Geburtshal­ tung wandelte sich im Laufe der Zeit in eine passive um, bei der die Frau liegend im Bett gebärt. Diese Position ist für den natürlichen Geburtsablauf aber eher un­ günstig. Im Zürcher Geburtshaus Delphys bevorzugen werdende Mütter vermehrt die aktive Gebärhaltung: 2007 wählte rund ein Drittel den Majahocker, knapp ein Fünftel war auf allen vieren, und fünf Pro­ zent standen. Etwa gleich viele lagen auf der Seite oder auf dem Rücken, ganz weni­ ge kauerten in der Hocke. Bei den Hilfs­ mitteln zur Geburt hat die Frau heute viele Wahlmöglichkeiten: vom Gebärho­ cker und -stuhl, «Partoball» über das Ge­ burtsseil und -rad bis zu Gebärbetten, auf denen die Frau sowohl horizontale als

auch vertikale Positionen einnehmen kann. Neben der «Landgeburt» ist auch die Was­ sergeburt eine oft gewählte Variante. In der Schweiz bieten Geburtshäuser und Spi­ täler die Wanne seit rund zwanzig Jahren an. Im Delphys brachten vergangenes Jahr über vierzig Prozent der Frauen ihre Kin­ der im Wasser zur Welt.

Das neue Wundergel Was in der Veterinärmedizin bei Geburten schon lange praktiziert wird, soll nun auch in der Humanmedizin Einzug halten: der Einsatz von Geburtsgelen. Mit einem in die Scheide applizierten Gel lässt sich der Geburtsvorgang offenbar verkürzen und die Mutter vor Gewebsverletzungen schüt­ zen. Dies das Ergebnis einer Studie mit rund 180 Erstgebärenden im Durchschnitts­ alter von 28 Jahren, durchgeführt in drei Schweizer Spitälern. Das Gleitmittel konn­ te die Geburtsdauer um rund dreissig Prozent verkürzen. Die mit dem Gel be­ handelten Frauen hätten zudem seltener geburtsbedingte Verletzungen wie Damm­ risse erlitten. Im Delphys steht eine Pa­ ckung Gel in einem Schrank. Noch keine Hebamme hat sie bisher da herausgeholt, und «bis jetzt hat noch keine Gebärende danach gefragt», so Edith Troxler. «Auch ohne dieses Gel müssen wir nur bei jeder hundertsten Frau einen Dammschnitt ma­ chen», relativiert sie. Fürs Geburtserlebnis entscheidend ist die Einstellung der Frauen: Viele Schwangere gehen mit fixen Vorstellungen zur Geburt. Manche Geburt läuft aber nicht wie ge­ wünscht ab. Um Enttäuschungen zu ver­ meiden, rät die Hebamme, offenzubleiben: «Das Wichtigste ist, Vertrauen zu sich selbst zu haben und die Geburt als einen natürlichen Vorgang zu sehen.» Claudia Merki ❰

S c hw a n g e r

26 I 27


Ein Leben lang Das ist nicht witzig. Wer bei der Namenswahl seines Kindes allzu originell sein will, tut ihm nichts Gutes. Ein Baby ist schliesslich kein Lifestyleprodukt, es lebt damit ein Leben lang.

G

rundsätzlich gilt: Über Geschmack lässt sich nur schwer streiten. Aber ein bisschen schon. Selbst das Bundesgericht äussert sich – wenn auch schwammig – zu den Grenzen der freien Namenswahl für Kinder. Zivilstandsbeam­ te müssen einen Namen nur dann zurück­ weisen, wenn er «die Interessen des Kindes offensichtlich verletzt». Gemeint sind Na­ men wie etwa Flipp-Flop, Stalin, Wiesen­ grund oder Tokio Hotel.

Qual der Wahl Doch wie legen sich Eltern eigentlich auf den Namen ihres Kindes fest, wieso kom­

men sie mitunter auch auf bizarre Namen? Vier Psychologiestudentinnen der Univer­ sität Heidelberg (D) haben untersucht, wie solche Prozesse ablaufen. Aufgrund von Strassenumfragen stellten die Forscherin­ nen fest, dass es 23 Kriterien sind, welche die Entscheidung beeinflussen. Dabei ste­ hen aber vor allem drei Überlegungen im Zentrum:

❱ Der Name soll einen schönen Klang haben.

❱ Er soll nicht allzu ausgefallen sein. Das Kind soll wegen seines Namens nicht ausgelacht werden.

❱ Der Name soll für jedes Lebensalter passen. Nebst diesen grundsätzlichen Überlegun­ gen sind für Frauen ästhetische Gesichts­ punkte wie Klang und Bedeutung wichtig.

4. Monat:

«Ich habe starke Rückenschmerzen. Ich freue mich riesig auf die Wellnessferien mit Luca. Nur wir zwei, ohne Shirin! Obschon, ich mein kleines Mädchen sicher wahnsinnig vermissen werde.»


S c hw a n g e r

28 I 29


Mehr Wissen Zudem soll der Name einfach zu schreiben sein. Männer wählen häufig einen Namen nach einem Vorbild oder dem Namen eines Freundes. Auffallend häufig werden auch religiöse Beweggründe genannt. Unverhei­ ratete Paare wählen oft kurze, moderne Namen. Für beide Geschlechter gilt: Ein Bubenname soll bodenständig sein und für Stabilität stehen; Mädchennamen werden eher nach Modeströmungen gewählt. Aka­ demiker achten darauf, dass ein Name möglichst international ist. Nichtakademi­ kern ist es wichtig, dass der Name zum Kind passt. Sie finden sich entsprechend häufig unter den 11 Prozent der Eltern, die sich erst nach der Geburt auf einen Namen festlegen, dann nämlich, wenn sie das Kind gesehen haben. Erstaunlicherweise legen 17 Prozent der Eltern den Kindsnamen be­ reits vor der Zeugung fest. Die Namens­ wahl begleitet aber die meisten Eltern durch die ganze Schwangerschaft, und dies ist nicht selten auch mit Stress verbunden. Dies gilt ganz besonders für Alleinerzie­ hende. Die Forscherinnen raten dazu, frühzeitig damit anzufangen, Listen mit Lieblingsna­ men zu erstellen. Man könne durchaus auch auf ungewöhnliche Quellen zurück­

www.statistik.zh.ch/vornamen www.firstname.de Joachim Schaffer-Suchomel: «Nomen est omen», Goldmann Verlag, 2007, ISBN 978-3-442-33777-4, ca. Fr. 35.–

greifen: «Bleiben Sie beim Abspann im Kino ruhig einmal sitzen, und lesen Sie all die Vornamen durch», schlagen sie vor. Auch Sportveranstaltungen, Literatur oder Personen des öffentlichen Lebens können diesbezüglich inspirierend sein. Man sollte sich zudem kritisch überlegen, wie ein Name wirkt, wenn er in aller Öffentlich­ keit beispielsweise über den Kinderspiel­ platz gerufen würde. Würden sich Köpfe vermutlich verwundert oder irritiert um­ drehen, dann sollte man die Wahl noch einmal überdenken. Denn schon in der Bi­ bel steht: «Fürchte Dich nicht, (…) ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen (…).» (Jesaja 43). Katharina Rederer ❰ Quelle: www.vornamen-finden.uni.de

8. Monat:

«Die Neugierde auf das Kleine wächst, wird es seinen Geschwistern ähnlich sehen?»


S c hw a n g e r

30 I 31


Im Wechselbad der Gefühle Nie hätte sich Juan Morard vorgestellt, dass die Geburt eines Kindes ein solches Wechselbad der Gefühle sein kann. Der Vater der zehn Monate alten Ilea erzählt vom schönsten Au­ genblick in seinem Leben.

J

uan Morard war gut auf die Geburt seines ersten Kindes vorbereitet. Er hatte einen Geburtsvorbereitungskurs besucht, den Gebärsaal besichtigt und stundenlang mit seiner Lebenspartnerin und der Hebamme geredet. Kurz: Er war bereit, den bedeutenden Augenblick des Vaterwerdens zu erleben. Auch hatte sich der 27-jährige Filmvorführer aus Freiburg alle Einzelheiten der Geburt vorgestellt,

dabei allerdings einige unvermeidliche Überraschungen ausgeblendet. Ein Ge­ spräch mit dem jungen Vater, der bereits von der Geburt eines zweiten Kindes träumt. Haben Sie während der Schwangerschaft Ihrer Lebenspartnerin einen Kurs für Ge­ burtsvorbereitung besucht? Juan Morard: Ja, wir hatten uns für einen Haptonomie-Kurs entschieden. Diese Me­ thode hat mir sehr geholfen, weil sie den Vater in den gesamten Schwangerschafts­ prozess integriert. Ich konnte in Kontakt mit dem ungeborenen Kind treten, indem ich den Bauch der Mutter streichelte und massierte. Das ermöglichte dem Kind und mir, einander kennenzulernen und uns spielerisch auszutauschen. Ausserdem ist mir dadurch richtig bewusst geworden, dass ich Vater werde. Die Haptonomie hat

6. Monat:

«Nach einer langwierigen Kieferhöhlenentzündung mit Fieber und Zahnschmerzen geht es mir wieder gut. Wir wissen nun, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist: ‹Freude!›»


S c hw a n g e r

32 I 33


mir ein Gefühl der Sicherheit gegeben. Ich habe begriffen, dass der Fötus im Bauch der Mutter rundum geschützt ist. Einige Wochen vor der Geburt half ich dem Baby, die richtige Geburtslage zu finden. Und ich lernte einige einfache Handgriffe, um meiner Partnerin bei der «Arbeit» im Gebärsaal zu helfen. Sie waren also gut auf den grossen Tag vorbereitet? (Juan lacht) Das dachte ich wenigstens… Das Baby kam zwei Wochen zu früh. Wir waren noch nicht bereit, in die Klinik zu fahren. Meine Lebenspartnerin erwachte gegen Mitternacht mit starken Wehen. Wir riefen sofort in der Klinik an, um uns anzumelden, doch man riet uns, möglichst lange zu Hause zu bleiben. Gegen 5 Uhr in der Früh fuhren wir dann los. In der Klinik angekommen, machte die Hebamme einige Untersuchungen, um das Wohlbefinden von Mutter und Kind zu überprüfen. Es war alles in Ordnung. Ich beruhigte mich und dachte, dass wir gleich in den Gebärsaal gehen würden. Doch es war kein Saal frei. An dem Tag kamen in der Klinik ein Dutzend Babys zur Welt. Wir konnten erst um 7 Uhr in den Gebärsaal. Ilea kam um 12.21 Uhr zur Welt. Und wie waren die fünf Stunden im Gebärsaal? Das war eine eigenartige Erfahrung. Ich war so aufgeregt, dass ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Meine Kenntnisse aus dem Haptonomie-Kurs schie­nen nutzlos. Ausserdem hatte ich eh alles vergessen. Ich zitterte und hatte bloss einen Wunsch: Ich wollte für einen Moment raus aus dem Gebärsaal, um mir eine Zigarette anzustecken. Damals war ich noch Raucher.

Was machte Ihnen denn am meisten zu schaffen? Der Gedanke an mögliche Komplikationen während der Geburt? Die Schmerzen Ihrer Partnerin? Eine Mischung aus alldem. Obwohl ich im Grunde überzeugt war, dass alles gut gehen würde, wurde ich von Schreckensbildern geplagt. Beispielsweise hatten wir während der Schwangerschaft keine Ultraschalluntersuchung gemacht. Wir hatten also keine Ahnung, ob das Baby gesund war oder behindert. Wir hatten uns für Überraschung pur entschlossen, doch das war aufwühlend und belastend. Schrecklich war auch mein Gefühl, nutzlos zu sein. Ich versuchte zwar, meiner Freundin so gut es ging zu helfen, doch was immer ich auch tat oder sagte, es war daneben. Beispiel: Sie hatte Durst, ich holte Wasser. Das war ihr aber dann auch nicht recht. Sie fand, ich dürfe sie jetzt nicht alleine lassen. Das Ganze war paradox: Einerseits wollte mich meine Freundin in ihrer Nähe, andererseits gab sie mir das Gefühl, alles falsch zu machen… Dachten Sie daran, wegzulaufen? Nein, keinen Augenblick. Ich wollte vom Anfang bis zum Schluss dabei sein. Ich platzte vor Ungeduld, mein Kind endlich sehen zu können. Die zwei letzten Stunden vor Ileas Geburt vergingen denn auch wie im Handumdrehen. Und als ich sie das erste Mal sah, das erste Mal leise schreien hörte, war ich vor Freude überwältigt. Es kam mir vor, als hätten wir uns alle drei verabredet und uns endlich getroffen. Wir waren eine Familie! Ich konnte kaum aufhören, vor Freude zu weinen. In mir war ein Gefühl von grosser Liebe und Glück. Dann schnitt ich die Nabelschnur durch. Auch das war eine eigenartige Erfahrung, denn ich hatte noch nie in menschliche Haut geschnitten. Trotzdem war da noch

Schwanger

R S S u

34 I 35

Die

ins_res


eine Sorge. Der Schädel meiner Tochter sah ziemlich «verbeult» aus. Ich hielt das für ein Problem. Die Hebamme beruhigte mich jedoch mit der Erklärung, dass der Schädel eines Neugeborenen sehr weich sei und sich beim Passieren des Geburtskanals verforme. In der Tat hatte Ilea schon einige Tage später einen schönen, runden Kopf. Und was taten Sie als Erstes, nachdem Sie die Klinik verlassen hatten und wieder alleine waren? Ich rief meine Mutter an, um sie über die Geburt von Ilea zu informieren. Ich hatte einen Frosch im Hals und weinte am Telefon. Als wäre etwas Schlimmes passiert, nur dass ich vor Freude weinte. Am Abend war ich dann bei einem Freund. Wir tranken Champagner, bevor ich nach Hause zurückkehrte und mich erschöpft ins Bett legte.

Wären Sie bereit, die angstvollen Augenblicke im Gebärsaal nochmals durchzustehen? Auf jeden Fall. Die positiven Gefühle sind so stark, dass ich sie nochmals erleben möchte. Vater zu werden, ist es wert, einige belastende Augenblicke durchzumachen. Ausserdem möchte ich unbedingt, dass Ilea ein Brüderchen oder Schwesterchen bekommt. Pierre Jenny ❰

RESCUE® begleitet Sie während Schwangerschaft und Geburt!

Die Original RESCUE ® Produktelinie.

ins_rescue_schwangerschaft_148x11 1

Erhältlich in Apotheken und Drogerien. Vertrieb: Hänseler AG, CH-9101 Herisau

2.10.2008 14:04:04 Uhr


9423(CH-DE)A5#2

Weil uns Stillen wichtig ist Muttermilch ist die wertvollste Nahrung für Ihr Baby. Mit der Philips AVENT ISIS Milchpumpe können Sie sanft und effektiv abpumpen. Das patentierte Massagekissen imitiert dabei das Saugen Ihres Babys und stimuliert so einen schnellen Milchfluss.

Philips AVENT ISIS

Das Resultat: eine angenehme Stillzeit für Sie beide.

Krankenhauspumpen

Klinisch erwiesen ebenso effektiv wie elektrische und batteriebetriebene

Weitere Informationen über Philips AVENT Produkte erhalten Sie gebührenfrei unter 056 266 56 56 oder www.philips.com/AVENT

9423(CH-DE)148x210#2.indd 1

19/9/08 10:55:42


Freudiges Ereignis auf der Autobahn Milo ist mitten in der Nacht zur Welt gekom­ men, und zwar auf dem Rücksitz eines Autos. Seine Eltern erinnern sich an das aufwühlende Ereignis.

E

twas garantiere ich euch: Nie wieder gebäre ich im Spital», verkündete Ni­ cole Gempeler nach der Geburt ihres ersten Sohns Julien vor anderthalb Jahren. Die kalte, unpersönliche Atmosphäre im Gebärsaal, eine schwierige Periduralanäs­ thesie, eine Hebamme, die in entscheiden­ den Momenten abwesend war, nach der Geburt keine ruhige Minute im Mehrbett­ zimmer. Es gab vieles, das die 30-jährige Bernerin nicht nochmals erleben wollte. Der kleine Milo scheint diese Botschaft ge­ hört und ernst genommen zu haben: Er be­ schloss, nachts auf der Autobahn «das Licht» der Welt zu erblicken, auf dem Rück­ sitz des elterlichen Wagens. «Kurz zuvor hatte ich zu meiner Frau, die mit einer lan­ gen Geburt rechnete, als Witz gesagt, dass auch eine Geburt im Auto möglich sei», er­ innert sich Pierre-Yves Breuleux und schmunzelt. «Rückblickend gesehen, verlief diese zweiten Geburt bestens», versichern die stolzen Eltern einstimmig. Aber begin­ nen wir von vorne…

Es ist Mittwoch, der 30. Juli, vier Tage nach dem errechneten Geburtstermin. Schon bald ist Mitternacht, aber Nicole kann nicht mehr schlafen. Sie hat Wehen. Sie sinkt aufs Sofa und schafft es nicht mehr, aufzustehen. Anruf beim Geburts­ haus in Oberburg bei Burgdorf, wo die Ge­ burt in einer behaglicheren Umgebung als beim ersten Mal stattfinden soll. Auch Grossmama wird aufgeboten, um den klei­ nen Julien zu übernehmen, und dann be­ ginnt das Abenteuer. Gut gestützt, steigt Nicole die Treppe zum Auto herunter. Nach 15 Metern braucht sie einen ersten Halt. Die Wehen werden stärker. 30 Meter weiter: die zweite Pause, wieder Wehen. «Ich war auf allen vieren, die rechte Hand zwei Zentimeter von einer riesigen Schne­ cke entfernt», lacht Nicole. Und für sie ist klar: «Ich will nicht ins Auto, holt eine Hebamme aus der Umgebung!» Im Kopf von Pierre-Yves hat aber bereits der Auto­ pilot das Steuer übernommen: «Ich wuss­ te, dass Nicole keinesfalls wieder eine Ge­ burt wie die erste erleben wollte.» Deshalb gibt es für ihn nur eine Lösung: So schnell wie möglich ins Geburtshaus fahren! Pi­ erre-Yves zieht seine Frau auf den Rück­ sitz, während die Mutter die Füsse ins Auto hebt. Das Wettrennen gegen die Uhr beginnt.

S c hw a n g e r

10:55:42

36 I 37


Schneller, schneller! Für die Strecke von ihrem Zuhause in Frauenkappelen nach Burgdorf braucht man normalerweise rund 40 Minuten. «Ähm, ich bin – sagen wir – sehr schnell gefahren», grinst Pierre-Yves. «Ich hatte nur einen Gedanken: Oberburg erreichen, Oberburg erreichen. Kurz vor Kirchberg rief Nicole: ‹Du musst anhalten!›, und eine halbe Minute später: ‹Ich spüre seinen Kopf, ich spüre seinen Kopf!› Nach weite­ ren dreissig Sekunden: ‹Es ist da!› Ich sah nichts, meine Gefühle überschlugen sich. Dann tiefes Schweigen. Plötzlich sagte Ni­ cole leise: ‹Oh, mein Bébé, oh, mein Bébé!› Ich hörte etwas wie Weinen und realisierte trotzdem nicht, dass das Baby geboren war. Endlich eine Möglichkeit, anzuhalten. Ich drehte mich nach hinten und war so ergriffen, dass es mir nicht in den Sinn kam, ihr zu gratulieren. Nicole sass auf dem Rücksitz, das Kind in einem Tuch ver­ steckt, das wir in der Eile mitgenommen hatten. Sie sprach ganz normal, wie wenn nichts geschehen wäre. Es herrschte eine glückliche Stimmung im Auto. Ich sagte kein Wort, weil ich diese unglaubliche At­ mosphäre auf keinen Fall stören wollte.»

Grosse Erleichterung «Vor Burgdorf habe ich ihn gefragt, ob er denn wissen wolle, ob es ein Mädchen oder ein Knabe sei», erinnert sich Nicole amüsiert. «Ich wusste es selbst noch nicht. Als Milo beschlossen hatte, das Licht – oder besser gesagt die Nacht – der Welt

zu erblicken, war ich immer noch mit mei­ ner Hose bekleidet. Mit den Händen spür­ te ich, dass der Kopf zum Vorschein kam, und ich überlegte, wie ich jetzt bei 180 Stundenkilometern die Hose auszie­ hen sollte. Dann spürte ich das Gesicht des Kindes. Es bewegte sich nicht, atmete nicht … Dann ein leiser Ton. Erleichterung. Ich sagte nichts mehr und stellte mir keine weiteren Fragen. Ich war einfach glück­ lich!» Nach ihrer Ankunft in Oberburg wurden Nicole und Pierre-Yves vom Per­ sonal des Geburtshauses freundlich emp­ fangen.

Eine natürliche Geburt «Erst im Nachhinein fragt man sich, was hätte geschehen können, wenn …», ge­ stand der glückliche, vierfache Vater der Hebamme im Geburtshaus. «Bei meiner ersten Frau traten bei der ersten Geburt Komplikationen auf, und ohne medizini­ sche Betreuung hätte sie sterben können.» Aber die Hebamme beruhigte: Wenn eine Geburt sehr schnell ablaufe, gebe es prak­ tisch nie Komplikationen. «Paradoxerweise hatte ich trotz all der unvorhergesehenen Ereignisse mehr Ver­ trauen als bei der ersten Geburt im Spital», erinnert sich Nicole. Während der Schwan­ gerschaft hatte sie in vielen Büchern über natürliche Geburten gelesen. «Auf jeden Fall», meint sie zufrieden, «konnte ich Theorien aus Ländern, wo natürliche Ge­ burten an der Tagesordnung sind, selbst Michel Schmid ❰ überprüfen.»

9. Monat:

«Nummer zwei darf nun gerne kommen. Mein Bauch ist riesig, ich habe genug vom Schwangersein, zumal mich Shirin kein bisschen schont …»


S c hw a n g e r

38 I 39


«Jöö-Effekt» widerstehen Wer für ein erstes Baby auf Einkaufstour ist, hat es schwer. Denn vieles, was verführerisch und in bun­ ten Farben lockt, braucht das Kleine definitiv nicht.

D

as Ding ist unglaublich. Es hat ei­ nen Plastikgriff, wie man ihn von Babyrasseln her kennt. Der Griff wird von einem Schoppenflaschen-ähnli­ chen Ring gekrönt, aus dem ein kleines Netz hängt. Ähnlich einer Reuse, die von Fischern benutzt wird. Auf der Gebrauchs­ anleitung steht, dass man in die «Reuse» kleine Stückchen Biskuits, Äpfel, Bananen etc. stecken und das Essen dem Baby so anbieten soll. Das Kind kaut auf dem Netz­ chen herum und kommt so zu gut zerklei­ nertem Nahrungsbrei. Damit könne ver­ hindert werden, dass sich ein Kleinkind an zu grosse Stückchen verschlucke. Guten Appetit! Und viel Freude beim Waschen des Geräts. Die Frage, wer das Ungetüm erfunden hat, erledigt sich fast von selbst: Der «Baby Safe Feeder» stammt aus den

USA. Wie wärs mit Äpfelraffeln, Bananen mit einer Gabel zerdrücken, Biskuits erst dann geben, wenn schon Zähnchen da sind? Kinder, die lernen, feste Nahrung einzunehmen, müssen sowieso im Auge behalten werden. Das wahre Sicherheits­ netz sind Mama und Papa. Im Zusammen­ hang mit der Ernährung wird generell viel Unnötiges angeboten: Da gibt es ein Löf­ felchen, das die Farbe von Blau auf Weiss wechselt, wenn der Babybrei zu heiss ist. Gegenvorschlag: Vor dem Füttern das Es­ sen probieren. Auch den Kauf eines Schop­ penabtropfgestells, der wie eine Art über­ dimensionierter Playmobil-Kletterbaum aussieht, sollten Sie sich zweimal überle­ gen. Er braucht Platz und muss als solcher auch ab und zu gereinigt werden. Die aus­ gekochten Schoppen, Schoppenringe und Schoppennuggi kann man auf einem sau­ beren Küchentuch genauso gut abtropfen lassen, und das ist garantiert hygienischer. Eine wahre Plage sind «Liegelandschaften». Da gibt es riesige, bunt gestaltete Decken mit aufgenähtem Spielzeug fürs Baby, wor­ auf die Kleinen dann verloren und verlassen auf einer Matte liegen, die sich nur schwer oder nicht waschen, geschweige denn ir­

9. Monat:

«Bin ungeduldig und müde. Ich möchte schon geboren haben, möchte gleichzeitig das Kind noch nicht ‹hergeben›.»


S c hw a n g e r

40 I 41


Das braucht Ihr Kind gendwohin mitnehmen lässt. Merke: Kleine Kinder sind nicht dicht. Sie sabbern, geben ab und zu einen «Gutsch» Milch oder Brei zurück, manchmal überlaufen auch die Windeln. Alles, was nicht gut waschbar ist, ist verboten. Am anderen Ende der Ab­ waschbarkeitsskala sind dann aber Bilder­ bücher aus Plastik. Sauber werden, das ist auch ein lukratives Geschäft. Da gibt es er­ gonomisch geformte Töpfe oder auf den Toilettenring aufsetzbare Kinder-WC-Rin­ ge, die erst noch eine Melodie von sich ge­ ben, wenn sich das Kleine draufsetzt. Auch bei den Kleidern gibt es Regeln: Babys sind keine kleinen Erwachsenen im Puppenhausstil. Also keine unnötigen Knöpfe, Hosentaschen, Rüschen, Bändel­ chen, die den Bewegungsdrang des Kindes behindern, keine Cowboywesten, kein Bal­ lettröckchen und vor allem keine (Mar­ ken-)Schuhe, Grösse 15. Beim Einkauf in einem NeugeborenenBabytempel gilt es, folgende Regeln zu be­ achten:

❱ Halten Sie sich strikte an Ihre mitge­ brachte Einkaufsliste (siehe Kasten) und das zuvor beschlossene Budget.

❱ Extras setzen Sie auf eine Wunschliste für Grosseltern, Gotten und Göttis.

❱ Setzen Sie sich vor dem Betreten des Babyparadieses eine dunkle Sonnen­ brille auf, damit die rosa Farbtöne und die «Jöööhhs», die aus allen Ecken verführerisch locken, Ihren Widerstand nicht brechen können.

❱ Eine völlig unnötige Nettigkeit pro Baby ist erlaubt. Eine. Denken Sie daran, Ihr Baby ist so oder so wunderschön. Auch ohne umgehängten Firlefanz. Versprochen! Katharina Rederer ❰

❱ Wickeltisch ❱ Watte / Windeleinlagen ❱ Babyhaarbürste ❱ Neutrales Babyöl (z. B. Mandelöl) ❱ Natürliche Gesichtscreme ❱ Wundschutzsalbe für das Gesäss ❱ Fieber- und Badethermometer ❱ Nagelschere ❱ Kleines Becken fürs Wasser ❱ Eimer für die Windeln

Z s u

Ho in

tem

die

❱ Windeln

qu

❱ 2 bis 3 weiche Badetücher

zu

❱ Babybadewanne

me

❱ Kinderbett (eher harte Matratze)

ein

❱ Wasserdichter, waschbarer Molton ❱ 2 bis 3 Fixleintücher

titi

hb7_15

Ge

❱ Gazetücher als Schutz beim Kopfteil ❱ Leichtes, waschbares Duvet ❱ Ca. 2 Duvetanzüge

Meridol

❱ Ca. 6 Bodys mit genügend grossem Ausschnitt 50/56 bzw. 56/62 ❱ Ca. 6 Baumwollpulloverli (Jäckli) ❱ Ca. 6 bis 8 Strampelanzüge ❱ Ca. 3 bis 4 Söckli ❱ Winter: Jacke oder Sack ❱ 2 bis 3 Handschuhe und Mützen ❱ Warme Socken

S

❱ Sicherheitssitz für die Autofahrt ❱ Kinderwagen oder Tragetuch/ -sack ❱ 2 Schoppen und evtl. 2 Nuggi Quelle: Manuela Meyer-Mäder, Schweizerischer Verband der Mütterberaterinnen (SVM), www.muetterberatung.ch

S st w od in Le


www.meridol.ch

Zahnfleischprobleme sind ein Risiko für das ungeborene Kind Hormonelle Veränderungen beeinflussen

sollten sich daher Zähne und Zahnfleisch

in der Schwangerschaft fast alle Organsys-

schon vor der Schwangerschaft behandeln

teme, so auch das Verdauungssystem und

lassen. Während der Schwangerschaft ist

die Mundhöhle. Selbst bei geringer Pla-

es besonders wichtig die Plaque regelmä-

queansammlung kann es bei Schwangeren

ssig gründlich zu entfernen. Die Wirkstoff-

zu ernsthaften Zahnfleischproblemen kom-

kombination Amin-/Zinnfluorid in meridol

men. Neuste Studien zeigen ausserdem

unterstützt Sie dabei. Sie reduziert Zahn-

einen Zusammenhang zwischen Parodon-

belag innerhalb

titis und Frühgeburten oder zu niedrigem

von 4 Wochen

Geburtsgewicht. Frauen mit Kinderwunsch

um 50 Prozent.

hb7_154x111_Schlaf_DrogStern_d.qxd:153x109_Schlaf_DrogStern_df

Meridol_Drogistenstern_Special_148x105.indd 1

25.7.2008

8:05 Uhr

®

Seite 1

22.9.2008 17:36:24 Uhr

Schlafstörungen? Similasan homöopathisches Arzneimittel bei Schlafstörungen, Globuli, ist ein rezeptfreies Arzneimittel, welches Sie nach einer Beratung in Ihrer Apotheke oder Drogerie selbst anwenden können. Similasan wird in der Schweiz hergestellt. S c hw a n g e r Lesen Sie die Packungsbeilage.

42 I 43


Andere Länder, andere Sitten Zu Hause oder in der Klinik, stehend, sitzend oder liegend. Die Gebär­ methoden variieren je nach Land und Kultur. In der Schweiz zeichnet sich eine Rückkehr zur natürlichen Geburt ab.

A

uf allen vieren kniet Yukiko auf ei­ ner Tatami-Matte. Das Seil, das neben ihr von der Decke baumelt und beim Pressen helfen soll, beachtet sie nicht. Auch die massierenden Hände, die ihre Schmerzen lindern sollen, spürt sie kaum. Noch einmal pressen! Dann endlich flutscht das Kind aus dem Geburtskanal. Es ist ein Junge. Wie viele Japanerinnen hat sich auch Yukiko für eine traditionelle Geburt fernab der Hightech-Kliniken mit ihrer allgegenwärtigen medizinischen Hilfe entschieden. Die Reise in die Vergangen­ heit beginnt bereits mehrere Wochen vor der Niederkunft. Yukiko hat das Geburts­ haus täglich besucht, und dazu gehört auch das Einüben alter Haushaltarbeiten: Holz spalten, Parkett und Wände wachsen… Anders als Yukiko können viele Frauen rund um die Welt nicht darüber entschei­

den, wie sie Schwangerschaft und Geburt verbringen. Sie sind den Sitten und Bräu­ chen ihrer jeweiligen Tradition unter­ worfen.

Böse Geister In zahlreichen traditionellen Gesellschaf­ ten führen schwangere Frauen ein Dasein am Rande der Gesellschaft. Man sagt ih­ nen nach, dass sie Kontakte mit dem Jen­ seits und den Geistern unterhalten – mit guten, aber auch mit bösen. In Indien darf eine angehende Mutter das Haus an Diens­ tag- und Samstagabenden nicht verlassen, weil in diesen Stunden draussen böse Geis­ ter herumschweifen. Auf Kuba achten Schwangere darauf, dass kein Unbekann­ ter ihren Bauch berührt. Er könnte das Un­ geborene mit dem bösen Blick belegen. Hinzu kommen weitere Verhaltensregeln: In zahlreichen Ländern Asiens gehen schwangere Frauen über nichts, was an eine Nabelschnur erinnert, also auch nicht über Schnüre oder Wurzeln. In Vietnam tragen schwangere Frauen weder Halsket­ ten noch Armreifen, damit sich das Unge­ borene nicht mit der Nabelschnur erwürgt. In Kambodscha achten Schwangere dar­


auf, beim Zunähen eines Kopfkissens stets eine Öffnung zu lassen – als Symbol für den geöffneten Uterus, durch den das Kind in die Welt eintritt.

Keine Eier Darüber hinaus sind schwangere Frauen diätetischen Regeln unterworfen. Am ver­ breitetsten ist das Verbot, Eier zu essen, denn diese erinnern an die Fortpflanzung. Ein Ei zu essen, könnte dem Baby schaden. In manchen Regionen Indiens dürfen Schwangere weder Fisch noch Früchte oder Gemüse schneiden, vor allem nicht die runden, denn die erinnern an einen

schwangeren Bauch. Das Baby könnte beim Schneiden mitzerstückelt werden. Auch die Gebärpositionen sind vielfältig: sitzend, hockend, stehend, liegend, auf al­ len vieren… In der algerischen Sahara bringen Frauen ihre Kinder neben einem Couscousgericht auf die Welt. In Guate­ mala dagegen gebären sie voll bekleidet und kniend, wobei sie sich auf einen Stuhl oder den Bettrand stützen. All das mag überraschen, umso mehr als viele Frauen in der Schweiz und in Frankreich in Rü­ ckenlage gebären. Dabei wurde diese Posi­ tion erst im 18. Jahrhundert eingeführt, um die Arbeit der Ärzte zu erleichtern.

Das schönste Baby der Welt Bei den Massai in Kenia und Tansania ist es Brauch, dass das frischgeborene Kind von den Frauen, die den Geburts­ vorgang begleiten, angespuckt wird. Das soll dem Kleinen Glück bringen! Der Brauch wird wiederholt, wenn das Kind den ersten Schrei ausstösst. Worauf die Frauen schreien: «Oh, ist dieses Kind hässlich!» Denn es gilt als ausserordentlich höflich, das Gegenteil von dem zu sagen, was man denkt. Das mag uns seltsam erscheinen, umso mehr als ein Neugeborenes in der Schweiz stets zu hören bekommt, dass es «das schönste Baby auf der Welt» sei.

S c hw a n g e r

44 I 45


Natürlich oder durchgeplant? «Zurzeit gibt es drei populäre Gebärarten in der Schweiz – von der hochmedizini­ schen bis zur ganz natürlichen», erklärt ein Freiburger Gynäkologe. Manche Frauen nähmen alles selber in die Hand. Sie be­ stimmten den Tag, die Stunde und den Ort der Geburt. Bereits Monate im Voraus be­ sprechen sie sich mit ihrem Gynäkologen und entscheiden sich für einen Kaiser­ schnitt, eine Methode, die immer öfters Anwendung findet, wie der Arzt sagt. Dann gebe es Frauen, die in der Klinik oder im Spital gebären möchten, auf eine Art und Weise, die landläufig als «normal» gelte. Diese Frauen verlangten nicht von vorneweg eine Periduralanästhesie. Und dann nehme die Zahl jener Frauen zu, die eine natürliche Geburt wollten, das heisst: zu Hause oder im Geburtshaus, ohne Peri­ duralanästhesie. Pierre Jenny ❰

Leben schenken… und sterben Traurig, aber wahr: Jeden Tag sterben auf der Welt rund 1600 Frauen an Komplikationen während der Schwangerschaft oder Niederkunft. 99 Prozent von ihnen leben in Ent­wicklungsländern. Die meisten Todes­fälle gehen auf das Konto fehlender medizinischer Versorgung. So gibt es zum Beispiel in manchen Regionen Afrikas nur eine Hebamme auf 300 000 Frauen. Die Gründe für die hohe Frauen­ sterblichkeit sind vielfältig. Frauen sind gegenüber Männern in zahl­ reichen Ländern benachteiligt: Sie bekommen weniger zu essen, werden medizinisch schlechter versorgt und müssen schon in sehr jungen Jahren körperlich hart arbeiten (schwere Hausarbeit, frühe sexuelle Beziehungen, zahlreiche Schwanger­ schaften). Mit solchen Zuständen und Zahlen wird man in den Industrie­ ländern kaum konfrontiert: Hier ist die Sterblichkeit Gebärender – glückli­ cherweise – weiter am Sinken. Quelle: UNICEF-Bericht 1998

Oben:

Navin, geboren am 17. 7. 2008. Unten:

Gioia, geboren am 18. 8. 2008.


S c hw a n g e r

46 I 47


«Für mich und mein Baby nur das Natürlichste.» Angela M.

«Als werdende Mutter gönne ich mir nur das Beste. Besonders wertvoll finde ich das Schwangerschafts-Pflegeöl, weil es Dehnungsstreifen vorbeugt. Jedes Produkt der Pflegeserie, auch DammMassageöl, Stillöl, oder Baby-Bäuchleinöl, steckt voll natürlicher Kraft und ist frei von synthetischen Zusätzen. Das beruhigt mich. Ich weiss, dass alles, womit ich mich rundum wohlfühle, auch meinem Baby zugutekommt.»

Wis w.wele iel auf ww Gewinnsp

Weleda_AnzSchwStill_148x210_d.indd 1

da.ch

25.9.2008 9:22:45 Uhr


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.