Schokolade macht uns offenbar schlauer Studie zeigt Zusammenhang zwischen Nobelpreis und Schokoladenkonsum | Seite 6
gesundheitsbote D Ü SS E
IHRE REGIONALE GESUNDHEITSZEITUNG
AUSGABE DÜSSELDORF | Nr. 8 | 2. Jahrgang
LDORF
kostenlos
November 2012 | www.gesundheitsbote.com
In dieser Ausgabe... Michael Maicher HERAUSGEBER Gesundheitsbote
Fitness und Sport
Schmerzmittel im Freizeitsport Viele Freizeitsportler nutzen vor Wettkämpfen Schmerzmittel und risikieren dabei ihre Gesundheit. Seite 9
Editorial
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Düsseldorf
Gesundheitskurse bei Ihnen vor Ort Zertifizierte Gesundheitskurse werden von den Kassen unterstützt. Wir stellen Ihnen ein paar davon vor. Seite 8
besser leben
Schlank durch erholsamen Schlaf Wer schlecht schläft, hat am nächsten Tag einen erheblichen Hunger auf Zuckerhaltige Lebensmittel. Seite 15
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Treffpunkt für Fans facebook.com/gesundheitsbote Folgen Sie uns auf Twitter twitter.com/gesundheitsbote Regelmäßig für Sie gesundheitsbote.com/abo Nachrichten an uns info@gesundheitsbote.com
Einbildung wirkt Mit Placebo in die Notaufnahme Was die Kraft der Einbildung bewegen kann Seite 4
issenschaft ist eine klare Sache, glauben wir. Deswegen gilt mediterane Kost als gesund, schlucken wir Cholesterinsenker und lesen, dass die Geburtenrate mit der Anzahl der Störche zusammenhängt. Nun veröffentlicht das renommierte New England Journal of Medicine eine Studie, die einen Zusammenhang herstellt, zwischen Schokoladengenuss und Intelligenz. So seien in den Länder mit tradional hohem Schokoladenkonsum auffällig mehr Nobelpreisträger anzutreffen. Doch bei genauerem Lesen trägt die Studie ein Augenzwinkern zwischen den Zeilen. Die Studie veröffentlichen wir trotzdem, weil wir glauben, dass nicht alles, was wir kulinarisch lieben uns in den nächsten Jahren krank machen oder umbringen wird. Und Genuss ist schließlich auch wichtig für unsere Lebensqualität. Es zeigt aber, dass man mit der Wissenschaft kritisch umgehen muss. Das Prädikat „wissenschaftlich bewiesen“ darf man getrost als Lüge abstrafen. Denn wie heißt es so schön in der Medizin: Immer ist nie richtig und nie ist immer falsch. Häufiges ist häufig und seltenes selten. Ihr Michael Maicher
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auftakt
der gesundheitsbote
Ticker Themen auf Facebook
Fehlende Erholung nach der Arbeit durch Freizeitstress
Impfen
Grippe ist nicht gleich Erkältung
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rĂźher war alles besser! Die Jobs waren nicht so stressig...oder doch? Wir glauben, dass wir heute eher mehr Freizeitstress haben, der uns die MĂśglichkeit nimmt, uns nach der Arbeit zu erholen. Mit unseren Smartphones machen wir uns durch die ständige Erreichbarkeit bis in die Nacht oder sogar in der Nacht, das Leben selbst schwer. AuĂ&#x;erdem steigt der TV-Konsum stetig. Wir hĂśren beim Laufen Musik und versuchen uns auch sonst konsequent abzulenken. MĂśglichkeiten gibt es heute dazu genug. Doch wann verarbeiten wir unser Erlebtes eigentlich? Was denkt Ihr darĂźber? Was fĂźr Tipps habt Ihr, dem Freizeitstress zu entrinnen? Wie handhabt Ihr es? Diskutiert mit uns auf Facebook.
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ine richtige Virusgrippe, die Influenza, ist keine harmlose Erkältung und sollte daher nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Sie wird durch die Influenza A- und B-Viren ausgelÜst und fällt durch den plÜtzlichen Beginn mit hohem Fieber und Muskel- und Gelenkschmerzen auf. Antibiotika sind hier fehl am Platze, da sie bei Viren bekanntlich nicht wirken. Eine Impfung kann aber geschwächte und ältere Menschen schßtzen. Diese Impfung sollte jährlich wiederholt und schßtzt sehr gut vor der Virusgrippe. Auf die klassische Erkältung hat sie aber keinen Einfluss. Hier sind andere Viren am Werk. Sprechen Sie Ihren Hausarzt an!
Mit dem Mittagsschlaf fit fĂźr den Nachmittag
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ach der Mittagspause geht unsere Leistungsfähigkeit in den Keller. Hierbei hilft ein kleiner Mittagsschlaf, der leider bei uns verpÜnt ist. Also mßssen wir Tricks anwenden, um Nachmittags wieder leistungsfähig zu werden. Habt Ihr Ideen? Spielt Euer Arbeitgeber mit?
Unsere Leser - Ihre Fragen
Kalium nicht unbedenklich einnehmen! Bei Kalium-Gaben mĂźssen die Blutwerte kontrolliert werden
gesundheitsbote gesundheitsbote sium-Mangel zu tun. Magnesium ist nämlich ein wichtiger Faktor, der ein Soforthilfe Wir lieben LĂśsen der MuskelbrĂźcken bei Allergien! die Sonne! W nach Kontraktion unterS stĂźtzt. Im Blut ist aber genug vorhanden, so dass eine erneute Magnesiumgabe eher zu Durchfall als zum LĂśsen der Krämpfe fĂźhrt. AuĂ&#x;erdem nehmen wir das Magnesium von den handelsĂźblichen Präparaten (Drogerie) nur Ausgabe nicht bekommen? Schreischlecht Ăźber den Darm ben Sie uns per Mail oder per Post! auf, so dass eh wenig im Blut ankommt. Also: Finten Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) ger weg von Elektrolyten. MagnefĂźhren nie zu einem Ersticken. Der sium macht im schlimmsten Fall Grund ist ganz einfach. In unseren Durchfall, Kalium kann zum plĂśtzTiefschlafphasen entspannt sich lichen Herztod fĂźhren. die Rachen- und Gaumenmuskulatur, so dass es zu einer Verlegung Nächtliche Atemaussetzer: der Atemwege kommt. Das fĂźhlt Angst zu ersticken sich genauso an, als wĂźrde man IhMeine Frau hat in der Nacht festgestellt, nen im Schlaf ein Kissen aufs Gedass ich nicht nur schnarche, sondern sicht drĂźcken. Sie erschrecken und auch zwischenzeitlich aufhĂśre, zu atwerden wach, teilweise bis zu 60mal men, Das macht uns nun groĂ&#x;e Sordie Stunde. Die Erholung in der gen. Eine Voruntersuchung konnte den Nacht ist damit schier unmĂśglich Verdacht bestätigen. Einen Termin im und es kommt zur TagesschläfrigSchlaflabor habe ich aber erst in knapp keit und auf Dauer zu Herz-Kreisdrei Monaten bekommen. Nun halauf-Problemen. Der Aussetzer be ich Angst, dass ich nachts ersticken weckt Sie also dauernd, er bringt kĂśnnte. KĂśnnen Sie mir helfen? Sie aber nicht um. Reinhold W., Aachen Helfen kĂśnnen wir Ihnen nicht, Die Redaktion behält sich KĂźrzungen denn das kann in der Tat nur im von Leserbriefen vor. Ein Anspruch auf Schlaflbaor geschehen, aber berueine VerĂśffentlichung besteht jedoch higen kĂśnnen wir Sie. Nächtliche nicht: Der Gesundheitsbote, Atemaussetzer beim sogenannAm Heider Kopf 29, 58339 Breckerfeld IHRE REGIONAL E GESUNDH
Allergien
unsere Bakterien sind meist lasFreunde und Helfer, also sen Sie sie leben! 12/13
Mehr dazu findet Ihr auf facebook.com/gesundheitsbote
IMPRESSUM Herausgeber: Michael Maicher (Arzt) Verlag: Der Gesundheitsbote Verlags-UG (haftungsbeschränkt) Am Heider Kopf 29, 58339 Breckerfeld Telefon 02338 / 872755 Fax 02338 / 872755 info@gesundheitsbote.com Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Michael Maicher Kontakt zur Redaktion: 02338 / 872755 redaktion@gesundheitsbote.com Anschrift: Redaktion gesundheitsbote Am Heider Kopf 29, 58339 Breckerfeld Druck: Rheinisch-Bergische Druckerei, ZĂźlpicher StraĂ&#x;e 10, 40549 DĂźsseldorf Telefon: 0211 / 505-0 Erscheinungsweise: alle zwei Monate kostenlos mit einer Gesamt-Auflage von 43.500 Exemplaren. ABO: 9,00 Euro inkl. 7% MwSt. fĂźr ein Jahr (6 Ausgaben) bei Belieferung alle 2 Monate. Die Redaktion Ăźbernimmt keine Haftung fĂźr unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Der Gesundheitsbote und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschĂźtzt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar. Alle Anbieter von Beiträgen, Fotos und Illustrationen stimmen der Nutzung in den Ausgaben des Gesundheitsboten im Internet, auf DVD sowie in Datenbanken zu.
KongreĂ&#x;
Männlichkeit mit Oxytocin behandeln
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Essen und Trinken
Bewegung
Sex gefährdet Couch potatoes!
der sollte Wer sich wenig bewegt, zu nicht spontan versuchen, anzusetzen. HÜchstleistungen das Herz Dann nämlich kÜnnte gilt im Schaden nehmen. Das sexuelle ßbrigen auch fßr SEITE 12 Aktivitäten.
lokal
Beim Abnehmen unterstĂźtzen
amme der Die Bewegungsprogr inzwiFitness-Studios helfen beim schen vielen Menschen Präparate Abnehmen. Manche noch weikÜnnen den Erfolg Beispiel ter verbessern, wie zum SEITE 9 Fettbinder.
Allergie Dem Schniefen und den tränenden Augen ein Ende. Was hilft sofort und was später? SEITE 4
LebensgefĂźhl
Die Milch macht‘s! Zumindest macht sie uns nicht wirklich krank. 14
VORWORT
Hormon Kriegen Männer das dann werOxytocin verabreicht, Männden sie einfĂźhlsam. Muss behandelt lichkeit mittlerweile ernst zu werden? Eine nicht ganz fand auf nehmende Diskussion und nach dem Internisten-Kon SEITE 15 greĂ&#x; statt.
DĂźsseldorf
Mai 2011 Ausgabe 1 - kostenlos
Michael Maicher HERAUSGEBER Gesundheitsbote
INHALT
Ich habe ständig Muskelkrämpfe in den Waden. Deswegen wurde mir bereits schon Magnesium verschrieben, was aber nicht half. Also wechselte mein Arzt zu Kalium Ăźber und ich meine, es habe sich schon etwas gebessert . Kann ich das unbedenklich weiternehmen? Margot D., Bonn Klare Antwort: Nein! Kalium ist ein wichtiges Elektrolyt, das nur bei nachgewiesenem Mangel gegeben werden darf und auch engmaschig durch Blutentnahmen kontrolliert werden muss. Andernfalls drohen gefährliche HerzrhythmusstĂśrungen. Bei Muskelkrämpfen ist es ebenso wie Ăźbrigens Magnesium unwirksam, wenn kein nachweisbarer (Blutwerte!) Mangel vorliegt. Die häufigste Ursache fĂźr Muskelkrämpfe bei älteren Menschen ist der FlĂźssigkeitsmangel. Statt den FlĂźssigkeitshaushalt auszugleichen, wird aber meist Magnesium genommen, weil es die Präparate so suggerieren. Bei Ihren Pflanzen wĂźrden Sie bei hängenden Blättern auch keine Elektrolyte geben, sie stattdessen giessen. Bei uns ist es ganz genauso. Ist die Zunge trocken und weist groĂ&#x;e Rillen auf, zieht man an der Haut auf dem HandrĂźcken und es bleiben Falten stehen, dann muss der FlĂźssigkeitshaushalt ausgeglichen werden. Krämpfe in den Muskeln haben im Ăźbrigen wirklich etwas mit einem Magne-
EITSZEITU NG
Immunsystem
Was tun bei Allergien? Welche Medikamente kĂśnnen helfen? 4/5
Mit jedem Schritt weniger Bauch. Und das mit Hilfe der Firma! 12
EITSZEITU NG
Sommergrippe
Mit einfachen Tipps kann man die Erkältung im Sommer vermeiden 3
Juli 2011 Ausgabe 2 - kostenlos
DĂœSS ELDO
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Burnout-Syndrom
Eine Viertelstunde täglich entspannen kann durchaus schon ausreichen 12
INHALT
COPD
Gehtraining kann Leben verlängern
Die sechs-Minuten Gehstrecke kann bei Lungenkranken viel Ăźber die Prognose der Erkranann ist der Mann ein kung aussagen. SEITE 6 Mann? Ist Männlichkeit behandlungsDĂœSSELDORF behandelbedĂźrftig? Zumindest nderisch bar. Die Medizin ist erfi Da ist zum in neuen Krankheiten. rBeispiel die Milchzuckerunve Beim Schwimmen LaktoentzĂźnden träglichkeit oder fachlich: sich oft die äuĂ&#x;eren GehĂśrgänge. als Diagnoseintoleranz. Sie steht Wir sagen Ihnen, was Sie dagegen se in immer mehr Entlassbriefen tun kĂśnnen. eiSEITE 8 aus den Kliniken. Ist Ăźberhaupt worne Diagnostik durchgefĂźhrt SCHLAFEN Ăźberden? Und wenn ja, ist das Das wĂźrde haupt eine Krankheit? neuen zumindest Millionen von zum Patienten schaffen, in Afrika „HeiĂ&#x;e“ Nächte bescheren auch einicht dann Sollte Beispiel. Menschen Schlaflosigkeit.vielen bei ne Alkoholunverträglichkeit ein paar Vorbereitungen Mit in den Diakann den meisten Menschen man auch im Sommer erholsam ist Meschlafen. gnosen stehen? Manchmal SEITE 15 Milchzudizin schon absurd. Eine ist 1. keine ckerunverträglichkeit keine wirkKrankheit und 2. auch t. Die Dosis liche Unverträglichkei www.gesundheitsbote.com beim Almacht eben das Gift. Wie zuviel dakohol eben. Wobei ein Treffpunkt fĂźr Fans nächsten von nicht einen Kater am facebook.com/gesundheitsbote auch langTag verursacht, sondern Folgen Sie uns auf Twitter zieht. fristige Schäden nach sich twitter.com/gesundheitsbote Sache meist Bei zuviel Milch ist die RegelmäĂ&#x;ig fĂźr Sie vorbei. nach ein bis zwei Stunden gesundheitsbote.com/abo DurchEin biĂ&#x;chen schmerzhafter Nachrichten an uns Prost! fall und das wars. Na dann, info@gesundheitsbote.com Ihr Michael Maicher
Tipps gegen entzĂźndete Ohren
So schlafen Sie im Sommer gut
Michael Maicher HERAUSGEBER Gesundheitsbote
VORWORT
LebensgefĂźhl Die Sonne nutzt uns deutlich mehr, als sie schadet. Wir zeigen die VorzĂźge des heiĂ&#x;en Planeten. SEITE 13
eit Mitte April hĂśr ich ständig mit jedem sonnigen Tag, dass der Sommer dieses Jahr nichts wird. Das ging den April so, den Mai, den halben Juni und den Juli. Bald ist der Sommer vorbei und wir haben ganz vergessen, dass der Sommer gut war. Offenbar fällt es uns schwer, einfach zu geniessen. Manchmal sind es einzelne Momente, die viel ausmachen. Eine Viertelstunde täglich abzuschalten kann helfen, ein BurnoutSyndrom zu vermeiden. Eine halbe Stunde Mittagsschlaf macht uns wieder fit. 15 Minuten Sonne bessern die Laune. Trotzdem machen wir uns lieber klar, was wir nicht hatten. Heute keine Sonne, morgen keine Zeit. Ăœbermorgen keine Gesundheit. Halten Sie doch mal mit dieser Ausgabe die Zeit an. Jetzt! Telefon aus, TĂźr abschliessen, 15 Minuten den Kopf auf den Tisch legen. Das kann manchmal Wunder bewirken. In dieser Ausgabe haben wir jetzt extra mehrere Seiten fĂźr das Thema LebensgefĂźhl reserviert. Das Thema soll eine grĂśĂ&#x;ere Rolle in der Medizin einnehmen. Damit lebt man nämlich besser. Ihr Michael Maicher
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der gesundheitsbote
Kaffee regt den Darm an Darm-OP Nach großen Darm-OPs setzen manche Chirurgen Kaffee ein, um den Darm wieder in Gang zu setzen.
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eidelberg – Ein starker Kaffee ist ein einfaches, kostengünstiges und sicheres Mittel, um nach Bauch-Operationen die Darmtätigkeit anzuregen. In einer Studie wurde die Zeit bis zur ersten Darmentleerung verkürzt. Eine postoperative Darmlähmung ist ein häufiges Problem nach Darmoperationen, berichtet Privatdozent Sascha Müller, der inzwischen am Kantonsspital St. Gallen in der Schweiz tätig ist, im Deutschen Ärzteblatt. Ein probates Mittel sei ein Glas warmes Wasser. Es wirke anregend auf den Darm und enthält keine Substanzen, die dem Darm in der Heilungsphase gefährlich werden könnten. Stärker als Wasser könnte ein starker Kaffee wirken. Doch viele Krankenhäuser scheuen sich, ihren Patienten nach der Operation ein derartiges Getränk zu servieren. Dies gilt insbesondere nach Eingriffen am Darm. Ein Ziel Studie, die Müller an der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universität Heidelberg initiiert hat, war es deshalb, die Sicherheit von Kaffee zu prüfen. An der Studie nahmen 80 Patienten teil, bei denen zur Behandlung eines bösartigen Dickdarmtumors, einer entzündlichen Darmerkrankung oder aus anderen Gründen Erkrankungen eine Entfernung von Dickdarm geplant war. Die Patienten erhielten entwe-
Kolumne
Check-Ups: Krank gecheckt? Von Michael Maicher
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in internistisches Sprichwort sagt: wer gesund ist, ist noch nicht ausreichend untersucht. Dies scheint zumindest im Trend zu liegen, denn Vorsorge-Untersuchungen sind sehr angesagt. Doch machen sie uns auch gesünder, helfen sie, unser Leben zu verbessern oder machen sie einfach nur krank? Jedem Laien erscheint der Sinn der Untersuchungen klar, da ja Krankheiten verhindert werden oder zumindest früh erkrannt werden können. Was allerdings so logisch aussieht, ist es in der Realität aber nicht. Beweise für den Erfolg des Vorsorge-Wahns fehlen. Im Gegenteil. Wir haben mehr Kranke, die aber nicht länger leben. Und auch nicht besser. Kaffee scheint die Darmtätigkeit anzuregen. Dabei handelt es sich aber nicht um einen Effekt des Koffeins. Die Wirkung zeigt auch entkoffeinierter .
der postoperativ dreimal täglich, aber frühestens 6 Stunden nach dem Ende der Operation, ein Glas warmes Wasser oder eine Tasse starken Kaffe (100 ml Lavazza Blue Espresso Dolce 100 Prozent Arabica).
Kaffee löst als Therapie keinen Komplikationen aus Wie Müller berichtet, verkürzte der Kaffee die Zeit bis zur ersten Darmentleerung deutlich von 74 auf 60 Stunden. Die Patienten konnten auch früher wieder fes-
te Nahrung zu sich nehmen. Bei diesen beiden Punkten waren die Unterschiede aber nicht deutlich. Das wichtigste Ergebnis war aber, dass der Kaffee keine besonderen Komplikationen auslöste. Wie Kaffee die Darmtätigkeit stimuliert, ist den Wissenschaftlern übrigens noch nicht bekannt. Koffein scheidet nach Ansicht von Müller als „treibende“ Kraft aus, da in anderen Untersuchungen auch mit entkoffeinierten Kaffe eine darmfördernde Wirkung erzielt worden sei.
Schlaganfallpatienten werden immer jünger Das Durchschnittsalter ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Cincinnati – In den USA erkranken immer häufiger jüngere Menschen an einem Schlag¬anfall. Fast jeder fünfte Patient ist einer Studie zufolge heute jünger als 55 Jahre. Alter ist der wichtigste Risikofaktor für den Schlaganfall. Die meisten Erkrankungen treten bei Senioren auf. Doch das Durchschnittsalter sinkt. In den USA ist es 2005 auf 69,2 Jahre gefallen, wie Brett Kissela von der Cincinnati College of Medicine in Ohio durch die Analyse von Krankendaten herausgefunden hat. Im Zeitraum 1993/94 hatte das Durchschnittsalter noch bei 71 Jahren gelegen. Noch deutlicher wirkt sich die Veränderung bei den unter 55-Jährigen aus. Hatte ihr Anteil 1993/94 noch bei 13 Prozent gelegen, so waren 2005 bereits 19 Prozent der Patienten unter 55 Jahre. Die „Verjüngung“ war sowohl bei Weißen
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Bei einem Schlaganfall gilt die Devise: Zeit rettet Hirngewebe. Daher ist Eile geboten.
europäischer Herkunft als auch bei Schwarzen nachweisbar. Junge Afroamerikaner erkranken mehr als doppelt so häufig wie Weiße an einem Schlaganfall. Da die meisten Schlaganfälle lebenslange Behinderungen hinterlassen, ist die Entwicklung besorgniserregend. Eine mögliche Ursache sieht Kissela in der steigenden Zahl von Diabetes-Fällen, Übergewicht und hohen Cholesterinwerten, die etablierte Risikofaktoren des Schlaganfalls sind. Der Studienautor kann allerdings nicht ausschließen, dass die Verbesserung der Diagnostik zu einem Anstieg geführt hat. Plötzlich aufgetretene Lähmungen einer Körperhälfte und Sprachstörungen sind meist erste Anzeichen und sollten umgehend medizinisch abgeklärt werden. So können Folgeschäden vermieden werden.
Das haben Forscher jetzt untersucht. Heraus kam, dass Patienten, die sich allgemeinen Gesundheitschecks unterziehen, weder eine länger leben noch seltener krank sind im Vergleich zu Personen, die keine solchen Checks vornehmen lassen. Die dänische Arbeitsgruppe um Lasse Krogsb¢ll aus Kopenhagen hatte 14 Studien aus den Jahren 1963 bis 1999 mit über 180.000 Teilnehmern ohne bekannte Risikofaktoren unter die Lupe genommen. Es gab aber keinen Unterschied zwischen den Menschen, die zur Vorsorge gingen und den Vorsorge-Muffeln. Insgesamt stieg durch das allgemeine Screening die Zahl neuer Diagnosen im Verlauf von sechs Jahren um 20 Prozent. „Unsere Ergebnisse implizieren nicht, dass Ärzte auf klinisch motivierte Tests und Präventionsmaßnahmen verzichten sollten“, stellen die Cochrane-Forscher jedoch klar. Solche Aktivitäten könnten vielmehr gerade der Grund sein, weshalb ein Effekt der Check-ups nicht habe gezeigt werden können. Im öffentlichen Gesundheitswesen aber solle man der Versuchung widerstehen, allgemeine Gesundheitschecks systematisch anzubieten. Analog zur Justiz empfehlen wir den Grundsatz: gesund ist man solange, bis das Gegenteil bewiesen ist. Sinnvoll sind allerdings Maßnahmen, die Gesundheit zu erhalten, wie Sport, eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf. Das würde sicher die Langzeitergebnisse deutlich verbessern.
Gesundheit
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gesundheit
der gesundheitsbote
Gesundheit!
Titelthema
Alles rund um Allergien
Einbildung ist eine sehr wirksame Bildung
Immer mehr Patienten mit Osteoporose Köln. Die Zahl der Patienten mit einer diagnostizierten Osteoporoseerkrankung nimmt in nordrheinwestfälischen Krankenhäusern kontinuierlich zu. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes wurden im vergangenen Jahr mehr als 13700 dieser Patienten stationär versorgt. Das waren 2,5 Prozent mehr als 2010 und 20,0 Prozent mehr als im Jahr 2006. Rund zwei Drittel der Erkrankten waren Frauen. Mit 31,5 Prozent war fast ein Drittel der Osteoporose-Patienten mindestens 80 Jahre alt. Die Kliniken in Nordrhein-Westfalen behandelten auch 480 Kinder und Jugendliche mit der Erkrankung. Bei ihnen ging es vor allem um eine verminderte Heilfähigkeit bei einer erlittenen Fraktur.
Apotheke: Beratung bleibt wichtig Selbstbedienung für Arzneien verboten Leipzig. Kunden dürfen sich in Deutschland bei apothekenpflichtigen Arzneimitteln auch zukünftig nicht selber bedienen. Das hat das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) in Leipzig entschieden (Az. BVerwG 3 C 25.11). Damit scheiterte die Klage eines selbstständigen Apothekers gegen eine Ordnungsverfügung, mit der ihm untersagt wurde, apothekenpflichtig gekennzeichnete Arzneimittel in Selbstbedienungsregalen zu verkaufen. Die Richter urteilten, dass das Selbstbedienungsverbot gerechtfertigt und verhältnis¬mäßig sei. Es diene dazu, eine unkontrollierte Arzneimittelabgabe zu verhindern und sicherzustellen, dass der Kunde sachgerecht informiert und beraten wird. „Das minimiert das Risiko, dass ein ungeeignetes Medikament zur Anwendung kommt oder ein an sich geeignetes Präparat fehlerhaft angewandt wird“, heißt es in der Urteilsbegründung. Denn durch das Selbstbedienungsverbot müssten sich Kunden zunächst an den Apotheker oder andere Angehörige des pharmazeutischen Personals wenden.
<Placebo Die Wissenschaft beobachtet schon sehr lange
Wirkungen von Scheinmedikamenten. Die können sogar zur Aufnahme auf die Intensivtstation führen. auf als bei einer anderen. Doch wie viel häufiger? Das lässt sich ie Situation war durchaus ohne direkte Vergleichsstudien dramatisch: Der 26-jäh- wohl nicht annäherungsweise rige Mann zitterte am ermitteln. ganzen Körper, schwitzte stark, Die Wissenschaftler haben sein Blutdruck war auf 80/40 ab- zwei Medikamentenstudien mitgesackt, der Ruheeinander vergpuls lag bei 110.Seilichen. So klagten ne Freundin sagte, Der 26-jährige 6 Prozent der Patier habe sich mit Anenten in der Placetidepressiva um- Mann zitterte am bogruppe des eibringen wollen, ganzen Körper, nen Medikaments 29 Tabletten habe schwitzte stark, sein über Mundtroer geschluckt. Die ckenheit, dreimal Ärzte in der Notauf- Blutdruck war auf mehr (19 Prozent) nahme versuchten 80/40 abgesackt, waren es in Studiverzweifelt heraus- der Ruhepuls lag bei en mit einem anzufinden, um welderen Antidepres110.“ chen Wirkstoff es sivum – und zwar sich handelte. ebenfalls in der Der depressive junge Mann Placebogruppe. hatte an einer MedikamentenAllein die Tatsache, dass die studie teilgenommen, Nachfor- Patienten mit Mundtrockenheit schungen ergaben endlich: Die rechneten, weil man sie darüber Tabletten enthielten gar keinen informiert hatte oder weil sie beWirkstoff. Der Mann war in der sonders danach gefragt wurden, sogenannten Placebogruppe, der sorgte für ein vielfach höheres AufVergleichsgruppe also, die Tablet- treten der Nebenwirkung. ten bekamen, die keinen Wirkstoff Damit stellt sich die Frage, ob – enthielten. oder vielmehr unter welchen BeAn diesem Fall demonstrierte dingungen – eine Placebogruppe Privatdozentin Ulrike Bingel beim tatsächlich geeignet ist, als KonNeurologenkongress in Hamburg, trollgruppe zu dienen, um einen welche Kraft die Einbildung der Therapieeffekt herauszuarbeiten Patienten bei einer ärztlichen The- – denn der muss deutlich größer rapie hat, sowohl im Positiven als sein als der durch die positive oder auch im Negativen. Den positiven negative Erwartungshaltung verEffekt nennt man Placebo, den ne- ursachte Effekt. gativen Noceboeffekt. Gerade bei Antidepressiva ist Ist der Placeboeffekt inzwi- dies ein großes Problem, hier zeischen gut bekannt, so ist vielen gen bereits Placebos eine hoMenschen sein Pendant erst wenig he Wirksamkeit. Umgekehrt brevertraut. Beides könnten Ärzte je- chen 30–50 Prozent der Patienten doch für die Therapie nutzen: In- mit Placebo in den Antidepressidem sie eine positive Erwartungs- va-Studien die Therapie wegen Nehaltung stärken und eine negative benwirkungen ab. möglichst meiden. Auch die schlechte Verträglichkeit von Antidepressiva bei vieBeipackzettel machen krank len Patienten lässt sich wohl zum Die Neurologin vom Universi- großen Teil durch die Erwartungstätsklinikum Hamburg-Eppen- haltung erklären. dorf nannte hierfür eine Reihe von Es wundert daher auch nicht, Beispielen aus der aktuellen For- dass Psychotherapien bei solchen schung. Vertraut ist vielen Ärzten Depressiven am besten wirken, die etwa der ein Effekt von speziellen zuvor von ihrer Wirksamkeit überantidepressiv wirkenden Medika- zeugt sind, und eine Therapie mit menten, der unter anderem Mund- Antidepressiva eher wenig Nutzen trockenheit begünstigt. bringt, wenn die Patienten gegenEr tritt daher bei der einen Me- über synthetischen Psychophardikamentengruppe viel häufiger maka skeptisch eigestellt sind von Michael Maicher
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– nicht zuletzt, weil sie vielleicht intensiv den Beipackzettel gelesen haben. „Beipackzettel sind aus Sicht der Nocebo-Forschung eine Katastrophe“, so Bingel. „Sie machen Patienten flächendeckend krank, indem sie vermehrt jene Nebenwirkungen hervorrufen, die dort aufgelistet sind.“ Umgekehrt gelte, dass eine ausführliche Aufklärung über den erwarteten Nutzen einer Therapie deren Wirksamkeit erhöhe.
Kopfschmerzen durch Erwartung ausgelöst Gute Beispiele für Placebo- und Noceboeffekte liefert auch die Schmerzforschung. In einer Studie wurden Patienten, bei denen eine Punktion von Rückenmarksflüssigkeit nötig war, vier und 24 Stunden nach dem Eingriff nach Kopfschmerzen befragt. Einem Teil der Patienten hatte man zuvor gesagt, dass als Folge der Untersuchung Kopfschmerzen auftreten können. Von diesen Patienten hatte nachher jeder zweite Kopfschmerzen, von den anderen nur jeder zehnte. Doch Schmerzen lassen sich durch eine gezielt geschürte Erwartungshaltung nicht nur erzeugen, sondern auch lindern. In einer anderen Studie erhielten Probanden leichte Stromstöße und mussten die Schmerzintensität angeben. Anschließend bekamen sie ein Schmerzmittel. Der einen Gruppe sagte man, es sei ein sehr teures, hochwirksames Medikament, der anderen Gruppe, sie erhielte ein recht günstiges Präparat. Wie zu erwarten, waren die Schmerzen mit dem „teuren“ Mittel deutlich geringer. Tatsächlich hatten alle aber nur Placebo bekommen. In eine ähnliche Richtung geht ein anderes Experiment bei Probanden mit Schmerzen, die tatsächlich ein wirksames Therapeutikum bekamen. Einmal wurde es ihnen unbemerkt computergesteuert infundiert, beim anderen Mal sagte die Krankenschwester zuvor, dass sie nun ein gutes Schmerzmittel er-
gesundheit
der gesundheitsbote
Diabetes
hielten. Die Schmerzlinderung war dann doppelt so groß. Geht man davon aus, so Bingel, dass gerade viele ältere Menschen kurz nach dem Arztbesuch nicht mehr wissen, was das alles für Medikamente sind, die auf dem Rezept stehen, und weshalb sie die Pillen nehmen müssen, so bekommt man eine Ahnung davon, welche Chancen man vergibt, wenn man die positive Erwartungshaltung nicht nutzt.
Unterzuckerung bei Älteren Berlin. Vor einer Unterzuckerung bei alten Menschen warnt die Deutsche Diabetes Gesell¬schaft (DDG). Diese Patienten seien besonders gefährdet, weil sie die Symptome häufig falsch deuteten. „Die Betroffenen fühlen sich dann hilflos, können leicht stürzen und sind akut gefährdet, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden“, erläuterte Ann-Kathrin Meyer, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Geriatrie der
Noceboeffekt hebt selbst Opiatwirkung auf Es kann aber noch schlimmer kommen: Durch negative Äußerungen lässt sich selbst die Wirksamkeit eines hochpotenten Medikamentes komplett aufheben. Das konnte in einem Experiment gezeigt werden, in dem Probanden mit einem hochwirksamen Morphin-Präparat behandelt wurden. Die Intensität eines gesetzten Schmerzreizes lag auf einer 100-Punkte-Skala zu Beginn im Schnitt bei 65 Punkten. Erhielten die Probanden das Schmerzmittel, ohne dass sie wussten, dass die Infusion bereits begonnen hatte, sank der Wert auf 55 Punkte, wurden sie über die Infusion informiert, ging der Wert auf etwa 40 Punkte zurück. Sagte man ihnen dagegen, man könne ihnen aus bestimmten Gründen im Augenblick das Schmerzmittel noch nicht geben, es wäre aber schön, sie könnten den Schmerz noch etwas aushalten, und infundierte ihnen dann trotzdem das Morphin-Präparat, so zeigte das Präparat überhaupt keine Wirkung: Die Schmerzstärke blieb bei 65 Punkten.
Therapieeffekt durch Konditionierung Wer nun glaubt, dass sei alles nur Einbildung und die Patienten hätten in allen Situationen ähnlich starke Schmerzen, wollten das nur nicht zugeben, der wird durch ein anderes Experiment eines Besseren belehrt. Bei gesunden Probanden klemmten Forscher mit einer Manschette den Arm ab, was nach einiger Zeit Schmerzen verursachte. Am ersten Tag hielten sie den Schmerz etwa 13 Minuten aus. Am zweiten und dritten Tag wurde das Experiment wiederholt, und zwar nach einer Morphin-Injektion. Nun schafften sie knapp 30 Minuten. Am vierten Tag gab es nur Kochsalzlösung, worüber die Teilnehmer auch offen informiert wurden. Trotz fehlender positiver Erwartungshaltung war der Schmerz immerhin für 20 Minuten erträglich. Das Experiment wurde jetzt mit einer anderen Gruppe wiederholt, hier gab es am vierten Tag aber das Morphin-Gegenmittel Naloxon. Damit schafften Probanden wie zu Beginn nur 13 Minuten. Wie ist das erklärbar? Nach
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Eine gute erklärung für die Wirksamkeit des Medikaments ist nach neuesten Studien schon die Hälfte der Wirkung.
Auffassung von Bingel sorgt die Erwartungshaltung nur für einen Teil des Placebo- oder Noceboeffekts, der Rest kommt durch einen physiologischen Lerneffekt oder eine Art pharmakologische Konditionierung zustande. Die Probanden aktivierten im genannten Experiment ihr endogenes Schmerzsystem und schütten bei der Injektion auch körpereigene Opiate aus. Deren Blockade durch Naloxon erklärt, weshalb der Effekt plötzlich verschwand. Ähnliche Konditionierungseffekte wurden auch im Tierversuch beobachtet: Gab man Mäusen über mehrere Tage hinweg Ciclosporin, eine Substanz, die das Immunsystem blockiert, und wechselte dann auf Placebo, so zeigte sich unter Placebo zunächst ein vergleichbarer Effekt. Solche Konditionierungseffekte könne man möglicherweise nutzen, um nach einiger Zeit die Me-
dikamentendosis zu reduzieren, sagte Bingel.
Versagt die erste Therapie, wirkt oft auch die zweite nicht Im negativen Sinne kann eine Konditionierung auch bei Therapieversagen erfolgen. In einem Experiment erhielten Patienten einen Schmerzreiz auf die Haut und wurden mit einer Schmerzsalbe behandelt. Bei einigen Patienten setzten die Forscher jedoch einen stärkeren Schmerzreiz, die Salbe wirkte entsprechend nur wenig. Anschließend wurden alle Probanden auf ein Schmerzpflaster umgestellt und mit derselben, geringeren Intensität gequält. Bei den Teilnehmern, bei denen die Salbe zuvor keine gute Wirkung gezeigt hatte, versagte jetzt auch das Pflaster, dagegen waren die anderen mit der Wirkung des Pflasters zufrieden. Mehr dazu www.gbote.com
DDG und Chefärztin der Abteilung für Geriatrie an der Asklepios Klinik Wandsbek in Hamburg im Deutschen Ärzteblatt. Die Patienten brächten typische Warnzeichen der Unterzuckerung wie Zittern oder Schwindel oft nicht mit dem Diabetes in Verbindung, sondern schöben sie auf ihr Alter oder andere Erkrankungen. Die Diabetestherapie und -einstellung bei Älteren unterscheide sich deutlich von dem bei Jüngeren, so Meyer. Nüchtern sollte der Blutzucker Werte zwischen 120 und 180 mg/dl betragen. Zum Vergleich: Das für Jüngere gültige Ziel für den Nüchternblutzucker liege bei 60 bis 100 mg/dl und bei 140 mg/dl zwei Stunden nach einer Mahlzeit. Der HbA1c-Wert sollte bei Senioren um sieben bis maximal acht Prozent betragen und sei damit ebenfalls deutlich höher als die pauschale Empfehlung eines Wertes von kleiner als 6,5 Prozent. „So lässt sich bei älteren Diabetespatienten ein Maximum an Lebensqualität herstellen“, so Meyer.
Franzosen für aktive Sterbehilfe Paris. 86 Prozent der Franzosen befürworten einer Umfrage zufolge die Legalisierung von aktiver Sterbehilfe. Wie das Meinungsforschungsinstitut Ifop in Paris mitteilte, sprachen sich von den Befragten ohne religiöse Bindung 94 Prozent für eine entsprechende Gesetzesänderung aus. Von den praktizierenden Katholiken plädierten den Angaben zufolge 59 Prozent für eine Änderung. 48 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass das aktuell geltende Gesetz zur Sterbehilfe die Milderung körperlicher oder moralischer Leiden nicht ausreichend berücksichtige.
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Alle lieben Schokolade
Aus dem Trainingslager
Olympiasiegerin zu Gast am Fuschlsee
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ie diesjährige Olympiasiegerin im Triathlon, Nicola Spirig und ihr Star-Coach Brett Sutton brachten vom 19.-30.9.2012 olympisches Flair im Hotel Mohrenwirt am Fuschlsee. Freitag nachmittag lud die Olympiasiegerin zur Radausfahrt ins Salzkammergut. Begleitet von den Teilnehmern des Mohrenwirt-Triathlonwochenendes wurden gut 50 km in unserer Region zurückgelegt. Vom Fuschlsee vorbei am Wolfgangsee ging es Richtung Mondsee und über Thalgau retour zum Hotel. Die Gruppe lernte dabei die Vorzüge der Rennradregion kennen und war begeistert. Nach einer Stärkung am Buffet wartete am Abend jede Menge Profi-Input auf die Teilnehmer. Nicola erzählte von ihrer Teilnahme bei Olympia, von
Studie Mehr Nobelpreise durch Schokolade - Harvard-Studie
zeigt Zusammenhang zwischen Intelligenz und Schokogenuss
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ie Schweiz produziert nicht nur leckere Schokoladen. Mit einem Prokopfjahreskonsum von 12,4 kg sind die Schweizer auch im Verzehr von Schokolade führend. Der Kakao in der Schokolade enthält Flavonoide, denen günstige Wirkungen auf die kognitiven Leistungen nachgesagt werden. In einer Studie aus Norwegen erzielten Probanden mit einem hohen Konsum Flavonoidhaltiger Nahrungsmittel (neben Schokolade auch Tee und Wein) die besten Ergebnisse in kognitiven Tests. Ein (zugegeben sehr grober) Maßstab für die kognitive Leistung einer Bevölkerung ist die Zahl der Nobelpreisträger. Auch hier nimmt die Schweiz eine führende Position ein (hinter den Färörern, Santa Lucia, Luxemburg und Island, alles statistische Ausrutscher) und Schweden (ein patriotischer „bias“ durch die Preisvergabe im eigenen Land).
Auf 400g Schokolade pro Kopf kommt ein Nobelpreisträger ihrer langen Vorbereitungszeit und den Tagen in London. Sie war mit dem fixen Gedanken, die Goldmedaille zu holen, nach London gereist. Ca. 1 km vor dem Ziel wusste sie, dass ihre Chancen auf eine Medaille gut waren, denn sie ist eine gute Sprinterin. Knapp 500 m vor dem Ziel sah sie eine Gegnerin näherkommen. Da war es nur noch der reine Wille, der sie vorantrieb. Nahezu zeitgleich erreichten Nicola und Lisa Norden das Ziel und es folgten die längsten 4 Minuten in Nicolas Leben. Sie konnte sich nicht freuen, solange sie nicht wusste, ob der Sieg ihr gehörte. Als sie dann später am obersten Podest stand, kamen mit der Goldmedaille und der Bundeshymne auch die Emotionen.
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eit Jakob Schmidlechner den Triathlonsport für sich entdeckt hat wird nicht nur privat, sondern auch im Triathlon-Hotel Mohrenwirt am Fuschlsee bei Salzburg das Thema groß geschrieben. Als Finisher mehrerer Olympischen Distanzen und eines Ironman unterstützt er unsere Leser mit den Erfahrungen in seinem Heimrevier. Der Gesundheitsbote arbeitet schon seit einiger Zeit mit ihm erfolgreich zusammen und hofft über das Thema „Sport im Urlaub“ mehr Menschen zu Bewegung animieren zu können. Info-Hotline Fuschl: 0043 / 6226 / 8228 www.mohrenwirt.at
Bezogen auf 23 Länder kann Franz Messerli von der Columbia University in New York jedoch eine auffällige Assoziation zwischen dem Schokoloadenkonsum in
einem Land und der Zahl der Nobelpreisträger aufzeigen. Auf 0,4 kg Prokopfkonsum Person kommt ein zusätzlicher Nobelpreisträger. Auf die USA bezogen sind das 125 Millionen kg Schokolade. Angesichts einer Preissumme von etwa 1 Million Euro (wegen der Finanzkrise ist sie in diesem Jahr gefallen), wäre eine bevölkerungsweite Intervention sicherlich nicht kosteneffektiv, zumal Messerli die minimale effektive Dosis mit 2 kg pro Jahr, also 250 Millionen kg für die USA angibt. Außerdem kann ein Erfolg nicht garantiert werden, wie das Gegenbeispiel Deutschland zeigt. Mit 11,40 kg verzehren die Deutschen fast so viel Schokolade wie die Schweizer. Die Zahl der Nobelpreisträger ist bezogen auf die Bevölkerung jedoch in der Schweiz 2,5-fach höher. Messerli ist natürlich bewusst, dass eine Assoziation nicht logisch sein muss. So ganz ernst
dürfte sein Beitrag auch nicht gemeint sein. Preiswürdig ist er auf jeden Fall. Messerli dürfte jetzt zu den Kandidaten für den Ig-Nobelpreis gehören, der jedes Jahr von Satirikern der HarvardUniversität verliehen wird.
Fussball spielen ist gut fürs Herz Inzwischen gelten auch Mannschaftssportarten als Gesundheitsfördernd für unser Herz-Kreislauf-System
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enn es um die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems geht, wurden bisher vor allem Ausdauersportarten wie Schwimmen oder Radfahren empfohlen, was viele Menschen eher langweilig finden. Jetzt ist eine dänische Studie zu dem Schluss gekommen, dass Mannschaftsportarten wie Fußball möglicherweise genauso gut für das Herz-Kreislauf-System sind. Von Ballsportarten wurde ärztlicherseits aufgrund des relativ hohen Verletzungsrisikos und möglichen Überlastungen unseres Kreislaufs eher abgeraten. In der Studie wurden Probanden mit moderatem Bluthochdruck in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine Gruppe sollte sechs Monate zwei Stunden in der Woche Fußball trainieren – die andere erhielt lediglich den Rat, sich gesund zu ernähren und ausreichend zu bewegen. Zum Studienende war der Blutdruck bei den Fußballspielern im Mittel um 10 mmHg gesunken – in der anderen
Gruppe dagegen nur um 5 mmHg. Außerdem hatten die trainierten Patienten ihre maximale Sauerstoffaufnahme um 10 % gesteigert, wiesen eine niedrigere Herzfrequenz auf und hatten ihr Gewicht um zwei Kilogramm reduziert.
Somit ist gezeigt, dass bewegungswillige Patienten mit Herzerkrankungen durchaus auch von Mannschaftssportarten wie Fußball profitieren. Wobei sich hier die passive Form eher negativ auf den Blutdruck auswirken dürfte.
Fussball fesselt nicht nur Millionen, sondern senkt auch den Blutdruck.
fitness und sport
Fitness und Sport
der gesundheitsbote
Diabetes: Sport hilft immer Prävention Gerade wer lange inaktiv war, profitiert von neuer Aktivität ganz erheblich
ortison, Botulinumtoxin, Hyaluronsäure: Das ist nur eine Auswahl der Wirkstoffe, die bei Tennisarm injiziert werden. Jetzt haben dänische Forscher untersucht, was die Spritzen wirklich bringen. Die Injektionstherapie bei „Tennisarm“ (Epicondylitis radialis humeri) entbehrt der wissenschaftlichen Grundlage und kann daher nicht empfohlen werden. Das ist das Fazit von Forschern um Dr. Thøger Persson Krogh von der Uniklinik Kopenhagen nach Auswertung von 17 Studien mit knapp 1400 Patienten. Die Wissenschaftler schlagen damit in dieselbe Kerbe wie eine Veröffentlichung aus der renommierten Fachzeitschrift „Lancet“ aus dem Jahre 2002 mit Patienten aus Allgemeinarztpraxen: Hier waren die Beschwerden in über 80 Prozent der Fälle nach einem Jahr von selbst zurückgegangen. Im Durchschnitt wurden die Patienten über 32 Wochen nachbeobachtet. Nach Ablauf dieser Zeit hatten Kortikoidspritzen gegen die Schmerzen nicht besser geholfen als Placebo (kurzfristige Effekte waren ausgeschlossen). Untern Stich dürfte hier auch die PECH-Regel die Therapie der Wahl sein: die Belastung reduzieren, heilen lassen, danach ist der Arm meist wieder belastbar.
Berlin. Auch für Menschen mit Typ2-Diabetes ist es nie zu spät im Leben, sich stärker körperlich zu bewegen: Sie senken damit ihr Risiko, schon frühzeitig am Herzen zu erkranken oder zu sterben. Regelmäßige Bewegung beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor und erhöht die Lebenserwartung. Das gilt auch und gerade für Menschen mit Typ-2-Diabetes. Selbst Diabetiker, die zeit ihres Lebens eher bewegungsarm lebten, profitieren noch davon, wenn sie ihre körperliche Aktivität steigern. Das geht aus einer Auswertung von Daten aus dem Nationalen DiabetesRegister (NDR) in Schweden hervor, die Dr. Björn Zethelius aus Uppsala in Berlin vorgestellt hat. Seine Arbeitsgruppe hat die darin erfassten rund 15.000 Männer und Frauen auf Basis von deren Angaben zur eigenen Bewegungsfreude in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe raffte sich in der Freizeit nie oder höchstens einmal wöchentlich zu körperlicher Betätigung auf, während die andere Gruppe sich mindestens dreimal wöchentlich bis täglich bewegte.
Die Untersucher stellten fest, dass die aktiveren Diabetiker im Vergleich zu ihren bewegungsfaulen Zeitgenossen im Zeitraum von knapp fünf Jahren ein um 16 Prozent niedrigeres Risiko für tödliche und nicht tödliche HerzKreislauf Erkrankungen und ein um 29 Prozent niedrigeres Sterberisiko hatten - was kaum überraschend ist. Es zeigte sich aber auch, dass bislang körperlich eher inaktive Diabetiker prognostisch ganz besonders profitierten, wenn es ih-
Tennisarm: Spritzen helfen nicht wirklich
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Von Michael Maicher
Aktiverer Lebensstil führt zu einem längeren Leben
Sportverletzungen
Sport hält jung und Zivilisationskrankheiten fern. Dabei lohnt sich der Einstieg jederzeit. Erfolge zeigen sich bis ins hohe Alter.
nen gelang, zu einem deutlich aktiveren Lebensstil zu finden. In dieser Gruppe, die sich spät, aber offensichtlich nicht zu spät auf ein gesünderes Verhalten besonnen hatte, war das Risiko sogar um 59 Prozent und das Sterberisiko um 65 Prozent niedriger, jeweils im Vergleich zur Gruppe mit dauerhafter Inaktivität. Die Ergebnisse stützen somit die Leitlinien, die Änderungen des Lebensstils als Basis je-
der Therapie bei Typ-2-Diabetes empfehlen.
Rehasport wird auch von der Krankenkasse unterstützt Eine Möglichkeit für Diabetiker, in Sportprogramme einzusteigen, ist die Teilnahme am Rehabilitationssport. Dieser kann sogar vom Hausarzt verordnet werden und wird von den Krankenkassen bezahlt. Info: www.rehavitalisplus.de
IMPRESSUM Das Gesundheitsmagazin Düsseldorf erscheint in jeder Ausgabe des Gesundheitsboten und wird von den lokalen Herausgebern finanziert. Herausgeber: Vitalis Gesundheitszentrum, Düsseldorf Verlag: Der Gesundheitsbote Verlags-UG (haftungsbeschränkt) Am Heider Kopf 29, 58339 Breckerfeld duesseldorf@gesundheitsbote.com Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Michael Maicher
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fitness und sport
der gesundheitsbote
Vor Ort gesund
Rehasport
Veranstaltungen und Kurse
Leistungsfähig im Alltag Rehabilitation Spezielle Trainingsprogramme machen Herzpatienten wieder sportlich fit für den Alltag
Ihr AnsprechPartner Bernd Schranz Sie erreichen ihn im Vitalis Gesundheitszentrum unter der Nummer 0211 / 791080 oder unter düsseldorf@gbote.com.
Gesunde Kurse Montag, 11.00 Uhr Rehazirkel
Der Kurs umfasst 60 Minuten Ganzkörpertraining an den Kraftgeräten zum Muskelaufbau oder zur Ausdauersteigerung.
Mittwoch, 14.00 Uhr Reha-Gymnastik Der Kurs umfasst Übungen, die in der Gruppe mit dem Ziel der Verbesserung der Koordination und Flexibilität.
Donnerstag, 18.00 Uhr Pilates Wirbelsäule Mit Pilates für die Wirbelsäule stärken Sie Ihren Rücken, verbessern die Beweglichkeit und die Koordination der Rückenmuskeln. Mehr Kurse finden Sie unter
Behinderungen
Sport bessert Lebensqualität Köln. Sport kann wesentlich dazu beitragen, die Lebensqualität von körperbehinderten Menschen zu verbessern. Das gilt sowohl bei der Rehabilitation nach einem Unfall oder einer Erkrankung als auch im Alltagsleben, zeigt eine aktuelle Untersuchung. Im Auftrag des Versicherers Allianz hatte das Marktforschungsinstitut TNS Infratest Tiefeninterviews mit 25 körperbehinderten Menschen geführt. Beteiligt waren 14 Frauen und elf Männer ab 16 Jahren. Von den Teilnehmern waren elf querschnittsgelähmt.
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örperliches Training ist ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation nach Herzinfarkt oder Herzoperationen. Das ist unumstritten. Allerdings leidet die Reha unter dem „Fango & Tango“-Image. Zu Unrecht. „Bevor wir nicht die oft völlig verspannte Muskulatur locker und schmerzfrei bekommen, können wir auch keinen Sport treiben“, sagt sagt Professor Christian Holubarsch vom Park-Klinikum in Bad Krozingen der „Ärzte-Zeitung“. Und in Bezug auf den Tango zitiert er die Studie eines italienischen Kardiologen, wonach dreimal wöchentliches Walzertanzen einen ebenso großen Trainingseffekt hat wie regelmäßiges Ergometertraining. Es mache aber keinen Sinn, einem Patienten eine Sportart zu empfehlen, die ihm keinen Spaß macht. Man müsse die individuell bevorzugte und geeignete Sportart herausfinden.
Ausdauerbelastung bei 60 bis 70 Prozent der Maximalleistung
Mit Sport zurück ins Leben: Patienten nach Infarkt oder Herz-OP.
Doch zunächst geht es tatsächlich sportlicher Betätigung und weiteaufs Fahrradergometer, wenn die ren Kriterien: Herzpatienten OP oder Katheter- Radfahren: Es erfolgt PulsfrequenzUntersuchung abgeschlossen ha- gesteuert anhand der zuvor am Erben und meist für drei bis vier Wo- gometer ermittelten Belastungschen in die Rehabilitationsklinik stufe in Watt. kommen. Walking oder Nordic Walking: Unter EKG-Kontrolle wird der Beides sind gut steuerbare SportPatient ausbelastet, um das der- arten im Freien; Joggen ist für die zeit maximale Leimeist älteren Patistungsvermögen enten fast immer zu ermitteln und zu anstrengend. Es macht um sich später mit Koronarsport: Er eig60 bis 70 Prozent aber keinen Sinn, net sich besonders der Maximallei- einem Patienten für Hochbetagte. stung ausdauerbe- eine Sportart zu Das jeweils einlasten zu können. stündige Training Das Training be- empfehlen, die umfasst Kreislaufginnt mit niedriger ihm keinen Spaß belastungen, leichIntensität und wird macht. tes Muskeltraining in 10-Watt-Stusowie Koordinatifen gesteigert. Beonstraining und rücksichtigt wird zur Steuerung wird auch als Rehasport in vieder Trainingsintensität zusätz- len Einrichtungen unseres Partlich das subjektive Empfinden des ner RehaVitalisPlus e.V. angeboten Patienten. Dazu wird häufig die (www.rehavitalisplus.de). BorgSkala mit sieben Anstren- Schwimmen: Dazu gehören Aquagungsgraden von 1 (leicht) bis 7 gymnastik und Schwimmen unter (sehr schwer) genutzt. Bei Grad Aufsicht bei einer Wassertempera3 bis 4 registrieren die Patienten tur von optimalerweise 30 °C. Die meist: das strengt an, aber sie sind Patienten müssen auf dem Fahrin der Lage, diese Belastung etwa radergometer mindestens 75 Watt 30 Minuten durchzuhalten. leisten können. Nicht geeignet sind Patienten mit einer ausgeprägten Fünf Sportarten favorisiert Herzschwäche sowie mit schweren Für den Ausbau des Ergometer- Herzrhythmusstörungen und imTrainings werden hauptsäch- plantierten Defibrillatoren (ICD) lich fünf Sportarten empfohlen, sowie frisch operierte Patienten. je nach Alter, Vorliebe, früherer Zu beachten ist, dass Belastungen
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im Wasser subjektiv sehr viel weniger wahrgenommen werden als zu Lande, unter anderem, weil die Herzfrequenz bei vergleichbarer Belastung niedriger ist. Medizinische Trainingstherapie: Deren Ziel ist es, mit leichten Gewichten und vielen Wiederholungen einzelne Muskelgruppen aufzutrainieren. Weil pro Übung stets nur eine Extremität trainiert wird, ist die Belastung für das Herz vergleichsweise gering.
Jungen Herzpatienten Fitnessstudio empfohlen Besonders jüngere Patienten sind in den regionalen Koronarsportgruppen oft unterfordert. Hier macht die Anmeldung in Fitnesscentern Sinn. Dort können Trainer ein individuelles Trainingsprogramm zusammenstellen, die Patienten trainieren gemeinsam mit Gesunden und die anfallenden Kosten sorgen für eine gewisse Disziplin: Niemand gibt gern umsonst Geld aus. Stabilen Herzpatienten, die unter Belastung Angina pectoris bekommen, rät Holubarsch in der „Ärzte-Zeitung“ prophylaktisch Nitro-Spray zu nehmen. Dies führe im Laufe des Trainings zu einer insgesamt erhöhten Leistungsfähigkeit. Komplikationen habe er mit dieser Praxis nie erlebt. In einer eigenen Studie prüft er derzeit die Richtigkeit seiner Erfahrung.
fitness und sport
der gesundheitsbote
Schmerzmittel im Freizeitsport „Fruchtloses Doping“ Insbesondere Marathonläufer nehmen vor dem Lauf Schmerzmittel - Nebenwirkungen sind häufig, der Nutzen ist gering
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REHA-Sport
Rehasport vom Arzt verordnet
von Michael Maicher
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chmerzmittel wie Diclofenac, Ibuprofen oder ASS sind nicht als Doping verboten, schädigen aber die Blutgefäße, können zu Darmblutungen und Nierenversagen führen, erinnert die Deutsche Schmerzgesellschaft in einer Mitteilung. Studien haben ergeben, dass auch viele Freizeitsportler regelmäßig Schmerzmittel einnehmen. „Das ist ein gefährlicher Medikamentenmissbrauch, vor dem man nicht genug warnen kann“, wird Professor Kay Brune aus Erlangen zitiert. Brune stellte gemeinsam mit Dr. Michael Küster aus Bonn beim Schmerzkongress Erkenntnisse aus einer Befragung von 4000 Marathonläufern vor. Um herauszufinden, ob Freizeitsportler Schmerzmittel verwenden und ob bei den eingenommenen Dosen Probleme auftreten, befragten die Forscher per Fragebogen 4000 Teilnehmer des Bonn-Marathons. Die Ergebnisse: Die Hälfte aller Läufer nahm bereits vor dem Start Schmerzmittel ein, jedoch nur ein kleiner Teil hatte beim Start tatsächlich Schmerzen. Frauen griffen häufiger zur Tablette. Läufer mit Marathonerfahrung verwenden häufiger Schmerzmittel; sie hatten oft Schmerzen beim Training und klagten häufig über Probleme beim Lauf. Die Einnahme von Schmerzmitteln vor dem Start verminderte nicht das Auftreten von Muskelkrämpfen während des Laufes und danach. Nur der Laufabbruch wegen Muskelschmerzen war etwas seltener. Darmkrämpfe und Blutungen traten siebenmal häufiger auf. Herz-Kreislaufbeschwerden waren circa fünfmal häufiger. Blutiger Urin trat ausschließlich nach Schmerzmittelkonsum auf. Insgesamt neun Krankenhausaufnahmen wurden berichtet, heißt es in der Mitteilung der Schmerzgesellschaft: drei aufgrund eines Nierenversagens (Ibuprofen), vier wegen Magen-Darmblutungen (ASS) und zwei aufgrund von Herzinfarkten (ASS). „Interessanterweise standen die Gesundheitsstörungen nur unwesentlich mit dem Alter, der Marathonerfahrung oder dem Trainingszustand in Zusammenhang“, wird Brune in der Mitteilung der Schmerzgesellschaft zitiert. Dagegen bestand eine klare Beziehung zur eingenommenen Dosis. „Erschreckend ist beson-
Viele Menschen mit chronischen Krankheiten oder anderen körperlichen Funktions-störungen, z.B. der Muskeln und Gelenke, entscheiden sich für Rehasport im Verein, um den Erfolg ihrer Behandlung zu stützen.
Wer meint, mit Schmerzmitteln die Leistungsfähigkeit verbessern zu können, der sitzt einem Trugschluss auf.
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on Schmerzmitteln erhoffen sich die Freizeitsportler, länger durchzuhalten und Beschwerden im Wettkampf zu minimieren. Doch das Gegenteil scheint der Fall. Eher leiden die Sportler unter den Nebenwirkungen. Die können ganz erheblich sein. So kommt es zu Blutungen im Magen-DarmTrakt, zum Nierenversagen und zu Krämpfen. Meist ist es nur die Vorstellung vom Nutzen der Präparate. Die Realität sieht allerdings ganz anders aus. Die erwünschte Wirkung bleibt meistens aus, so dass mehr Risiko als Nutzen besteht. Daher sollte vor dem Wettkampf unbedingt auf Schmerzmittel verzichtet werden.
ders, dass bereits die im rezeptfreien Verkauf erlaubten Dosen zu Gesundheitsstörungen führten“, so Küster in der Mitteilung. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass im Prinzip harmlose Schmerzmittel in einer besonderen Stresssituation, ausgelöst durch die körperliche Höchstleistung, zu ernst zu nehmenden Risikofaktoren werden, schreibt die Deutsche Schmerzgesellschaft. Ihr Nutzen hingegen sei bestenfalls marginal. Ob der regelmäßige Konsum von Schmerzmitteln zum Entstehen von Gefäßkrankheiten bei Sportlern beiträgt, sollte untersucht werden, raten die Forscher. Bislang kann sicherlich dringend vom Schmerzmittelkonsum vor Wettkämpfen abgeraten werden. Vorteile ergeben sich hier für die Sportler nämlich nicht. Es ist aber wahrscheinlich, dass Schäden entstehen können.
Rehasport wird auf Ihre individuellen körperlichen und gesundheitlichen Bedürfnisse abgestimmt. Die Qualität wird durch den Behindertensportverband, die betreuenden Ärzte und die qualifizierten Übungsleiter sichergestellt. Art und Intensität des Rehabilitationssports wird anhand der Verordnung in enger Abstimmung zwischen den Ärzten und den zertifizierten Übungsleitern bestimmt. Die Erfahrung zeigt, dass durch eine langfristig angelegte und aktiv ausgerichtete Betreuung eine deutliche Verbesserung der Beschwerden zu erzielen ist. Die Leistungen des RehaVitalisPlus e.V. sind von allen Kostenträgern anerkannt und die Kostenübernahme nach Bewilligung gesichert.
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der gesundheitsbote
Sport so wichtig wie Medikamente Herzkrankheiten Sportliche Betätigung ist nach einem Infakt nicht nur erlaubt,
sondern unbedingt erwünscht. Sie wirkt mindestens genauso gut wie medikamentöse Therapien und bessert gleichtzeitig noch die Lebensqualität deutlich. Von Michael Maicher
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n Bezug auf Sport bei herzkranken Menschen hat in den vergangenen Jahren ein Paradigmenwechsel stattgefunden: von der Warnung vor Überlastung hin zu Trainingsempfehlungen vergleichsweise hoher Intensität. Körperliches Training hoher Intensität bei herzkranken Patienten ist vor Jahren noch als gefährlich angesehen worden. Inzwischen wisse man, dass intensives Training sich hinsichtlich unerwünschter Wirkungen nicht Belastbar von einem moderaUm die individuelle ten Training unterBelastbarkeit festscheide, wohl aber mit zustellen, machen Blick auf die positiven UnterEffekte. Das berichsuchun- tet Professor Martin gen Halle vom Klinikum wie ein rechts der Isar an der BelasTU München in einem tungsBeitrag der „Cardio Das Sport dem Herzen nützt ist inzwischen bekannt. Mittlerweile darf es auch etwas mehr sein: mehr Intensität. EKG oder News“. eine Wolle man deutSpiroergometrie liche Wirkungen bei Optimal für die Herzpatienten einem „Rezept für Bewegung“, das mente mit der Vorlage des AktiviSinn. So kann genau Patienten mit Er- ist körperliche Aktivität an sechs zudem als Gedankenstütze für die tätstagebuches zu verbinden. gesehen werden, wie krankung der Herz- Tagen der Woche für 45 Minuten, Patienten wichtig ist. Möglich ist Grundvoraussetzungen für eider Patient unter kör- kranzgefäße (KHK) und zwar bei 40 bis 60 Prozent der auch die Teilnahme am Rehasport ne erfolgreiche körperliche Aktiperlicher Betätigung oder mit Herzschwä- maximalen Herzfrequenzreser- in geeigneten Einrichtungen, die vierung sind nach Angaben von reagiert. Außerdem che erreichen, brau- ve oder 50 bis 80 Prozent der maxi- vom Arzt verordnet und von den Halle eine optimale medikamenkann so das Training che es große Trai- malen Sauerstoffaufnahme, min- Krankenkassen bezahlt wird. töse Einstellung sowie gegebenenoptimiert werden. ningsumfänge und destens jedoch dreimal 20 bis 30 Hier ist oft für günstige Kurse die falls operative Therapie, ebenso Nutzung von Zusatzsubmaximale Bela- Minuten pro Woche. wie eine individustungsintensitäten, so der Leiter elle Gestaltung Um dahin zu gelangen, sollte angeboten in Fitnessdes Zentrums für Prävention und das Therapieziel in den ersten vier Studios möglich. des TrainingsDarüber hinaus Sportmedizin. Doch wie gelangt Wochen weniger die Intensität als plans. können mit Hilfe von man bei den oft geschwächten Pa- die Regelmäßigkeit sein. Schrittzählern die Alltienten dorthin? tags- und GesamtakFaustregeln für die Ermittlung Sport dokumentieren der Trainingsintensität sind mitt- Das kann anfangs fünf Minuten tivität des Patienten lerweile bei Herzspezialisten nicht zügiges Spazierengehen sein, und erfasst sowie Zielvzwar täglich, ver- orgaben vereinbart mehr gern gesegleichbar mit der werden. Um die Akhen. Bei allen Patiregelmäßigen Ein- tivitäten zu dokuenten, die ein körIdeal ist nahme von Medi- mentieren und die perliches Training kamenten. Später Regelmäßigkeit sidurchführen wol- eine tägliche wird die Intensität cherzustellen, emplen, müsse vorher Belastung von 45 allmählich erhöht. fiehlt der Sportein Belastungs- Minuten. Dabei Die sportliche mediziner, die EKG durchgeführt ist eine langsame Aktivität sollten die regelmäßige - etwerden. Patienten in einem wa alle zwei WoNur auf dieser Gewöhnung an Heft dokumentie- chen, später Grundlage ist es die Belastung ren, vergleichbar monatlich und möglich, die entsinnvoll. mit Blutzucker- vierteljährlich, sprechende inoder Blutdruckta- Kontrolle beim dividuelle Belastbarkeit zu ermitteln und gebüchern. Essenziell, so Halle, Hausarzt. Die Trainingsunerwünschte Ereignisse beim sei zudem eine Pulsuhr, die mittspäteren Training zu vermeiden. lerweile günstig erworben werden einheiten können Besonders Patienten mit Herz- können und ein sinnvoller stän- bei dieser Gelegenschwäche sollten mittels Spiroer- diger Begleiter für Herzpatienten heit im Tagebuch abgestempelt und in die Pagometrie untersucht werden. Eine beim Sport sein sollte. Dies mache die Bedeutung die- tientenakte übertragen zusätzliche Laktatdiagnostik ermöglicht es, die anaerobe Schwel- ser Maßnahme deutlicher, ebenso werden. Günstig ist es auch, wie die Verordnung des Sports auf Anforderungen für neue Medikale zu berechnen.
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besser leben
der gesundheitsbote
Kein Stress beim Schlafen
Besser leben
Reisemedizin Gesund bleiben im Urlaub
Reisen bei Krebs: gute Vorbereitung
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rebspatienten, die mit einer immunsuppressiven Therapie behandelt werden, benötigen eine spezielle Reisemedizin. Bei ihnen dürfen zum Beispiel Lebendimpfstoffe nicht gegeben werden. Bei Krebspatienten in allen Behandlungsphasen muss vor einer Reise eine sorgfältige und individuelle reisemedizinische Beratung erfolgen.
Lebenimpfstoffe dürfen nicht gegeben werden Außer einer stabilen körperlichen Verfassung sind etwa Aspekte wie die Gefahr bei Lebendimpfstoffen unter Immunsuppression (Gelbfieberimpfung!) zu beachten. Für mitgeführte Medikamente sollte in jedem Fall ein mehrsprachiges Zertifikat vom Arzt vorliegen.
Zudem kann es in manchen Fällen ratsam sein, Informationen zu möglichen Begleiterscheinungen der Medikamente mitzuführen. Denn bei einer Reihe von Chemotherapien kann als unerwünschte Begleiterscheinung das Hand-FußSyndrom auftreten. Die Symptome reichen von schmerzlosen Schwellungen sowie Taubheit bis hin zu schmerzhafter Blasenbildung und Geschwürbildung.
Einreise-Probleme in die USA durch Nebenwirkung Bekannt ist diese Nebenwirkung unter anderem bei Medikamenten zur Behandlung von Nierenkrebs, Dickdarmkrebs oder Brustkrebs. So stieß ein Krebspatient aus Singapur, der erfolgreich mit Capecitabin therapiert wurde, bei der Einreise in die USA auf Probleme: Aufgrund der Hautablösungen in Folge des Hand-Fuß-Syndroms fehlte dem 62-jährigen die Epidermis der Fingerkuppen zur Erfassung der biometrischen Daten. Es dauerte vier Stunden, bis geklärt war, dass der Mann keine Bedrohung darstellte, sondern nur aus medizinischen Gründen keinen Fingerabdruck nachweisen konnte. Mehr Informationen finden Sie unter www.crm.de
Erholung Für viele Menschen ist der Schlaf ein sportlicher Wettkampf. Sie setzen sich zu sehr unter Druck. Dabei ist nächtliches Aufwachen völlig normal.
von Michael Maicher
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in Standardproblem von Patienten in der Hausarztpraxis sind Schlafstörungen. Nach dem DAK-Gesundheitsreport 2010 schlafen immerhin etwa vier Millionen Deutsche in mindestens drei Nächten pro Woche schlecht. Auf Klagen, man könne nicht schlafen, gebe es in der Praxis zwei Standardantworten, so der Regensburger Schlafforscher Professor Jürgen Zulley: „Entweder der Arzt sagt: ‚Kann ich auch nicht.‘ Oder er sagt: ‚Da habe ich ein Medikament, das hat noch niemandem geschadet …‘“ Doch vor dem Griff zum Rezept sei ein Gespräch über den Schlaf angesagt, in dem Patienten informiert und sie zur Selbsthilfe angehalten werden, sagte der ehemalige Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums der Universität Regensburg auf einer Veranstaltung des Pharmaunternehmens Bionorica SE und Springer Medizin in München. Denn um den Schlaf ranken sich viele Mythen, die es gilt, zurechtzurücken. Bei vielen Patienten reiche das schon für einen besseren Schlaf. Aber natürlich gebe es Behandlungsbedürftige unter diesen Patienten. Immerhin sieben Prozent der EU-Bürger haben klinisch bedeutsame Schlafstörungen, hat eine große europaweite Studie unter Leitung des Dresdener Psychologen Professor Hans-Ulrich Wittchen aus dem vergangenen Jahr ergeben. Aber häufig sind es allein falsche Erwartungshaltungen, die zu den Schlafstörungen führen. Und diesen Patienten helfen Aufklärung über Schlaf, Tipps zur Schlafhygiene oder eine Schlafschule. Denn guter Schlaf könne häufig wieder erlernt werden, versichert Zulley.
„Entspannung ist der Königsweg“ Wer nachts etwa oft aufwacht, meint, an Durchschlafstörungen zu leiden. Doch nachts aufzuwachen, ist ganz normal. Das ist laut Zulley sogar eine der wichtigsten Botschaften. Schlaflabor-Messungen haben ergeben, dass jeder Mensch pro Nacht 28 Mal wach wird, und zwar richtig wach. Diese Phasen sind sehr kurz, und man schläft gleich wieder ein. Durchschlafstörungen gebe es also gar nicht, wohl aber Einschlafstörungen. Denn, so Zulley, wer
sich in solch normalen Wachpha- le sich ein. Zulleys wichtigste Botsen aufrege, weil er wach sei, der schaft ist also: „Nächtliches Wachkönne nicht wieder einschlafen. werden ist völlig normal. Doch das Deshalb ein weiterer wichtiger wissen die meisten Kollegen nicht.“ Tipp: „Die Entspannung ist der Königsweg in den Schlaf.“ Meist wa- Eine Viertelstunde Zeit zum chen Schlafgestörte um drei, vier Einschlafen Uhr morgens auf. Auch das ist nor- Ein weiterer Mythos: Der Schlaf mal. Darüber sollte man die Pati- vor Mitternacht ist besonders enten aber aufklären, sagte der wertvoll. Das gelte nur, wenn man die „biologische MitSchlafforscher. ternacht“ meine, so Denn noch vor Zulley. Und die ist 100 Jahren sei es Nachts wird genau um den Zeitvielfach üblich gepunkt drei, vier Uhr wesen, nach etwa man fast 30 mal morgens, wenn der vier Stunden Schlaf richtig wach. Es ist Körper seinen phygegen drei Uhr mor- durchaus erlaubt, siologischen Tiefgens aufzustepunkt hat. hen, sich anzuzie- aufzustehen, etwas Man muss für hen, rauszugehen, zu lesen und dann einen erholsamen mit den Nachbarn wieder ins Bett zu Schlaf also nicht zu reden und sich gehen. unbedingt schon nach ein bis zwei um 22 Uhr ins Stunden zum so genannten „zweiten Schlaf“ wieder Bett gehen. Fünf Stunden Schlaf sollten es aber schon sein pro ins Bett zu legen. „Das wäre heute eine Durch- Nacht, darin sieht der Schlafforschlafstörung, früher war das scher das Minimum. Strikte Vorganz normal.“ Wachen Patienten gaben gibt es aber auch hier nicht. oft gegen drei Uhr früh morgens Jeder hat ein anderes Bedürfnis, auf, sollte man ihnen raten, auf- wie viel Schlaf er braucht. Allerdings: Regelmäßig zu wezustehen und irgendetwas zu tun. Dann werde man von allein wieder nig, aber auch zu viel, nämlich müde, und die Bettschwere stel- mehr als acht Stunden, zu schla-
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besser leben
der gesundheitsbote
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Müdigkeit am Arbeitsplatz
Schlafstörungen kosten dem Arbeitgeber Geld Boston. Ein unausgeschlafener Mitarbeiter kostet den Arbeitgeber einiges. In einer Studie stieg bei Angestellten mit Schlafstörungen das Risiko kostspieliger Fehler. Die Autoren fordern ein Screening zu Schlafstörungen. So waren innerhalb eines Jahres mehr als 7 Prozent aller Unfälle und Fehler am Arbeitsplatz, bei denen Kosten in Höhe von mindestens 500 Dollar entstanden, durch mangelnden Schlaf verursacht. Bei den Unfällen zählten nur materielle Schäden und Arbeitsunterbrechungen, Verletzungen und nachfolgende Be-
So sieht ein entspannter Schlaf aus. Babys haben noch keine Vorstellung von Wasserbetten, ergonomischen Kissen und Matratzen. Sie denken nicht nach und schlafen einfach. Egal wo.
fen, erhöht nach der NHANESStudie aus den USA das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ganz erheblich. Durchschnittlich schläft der Deutsche von 23 Uhr bis 6.18 Uhr. Eine Viertelstunde braucht er im Schnitt zum Einschlafen. Das ergibt einen Mittelwert von sieben Stunden Schlaf. Übrigens, auch im 16. und 17. Jahrhundert schlie-
fen die Menschen im Mittel sie- kurze Nächte. „Es ist gar nicht so ben Stunden pro Nacht. Ein aku- schlimm, wenn man mal schlecht tes Schlafdefizit schläft. Da ist man nachzuholen, ist oft am nächsten Tag aber nur bedingt sogar besser drauf“, Richtige möglich. Nach einer sagte Zulley. Woche mit kurzen Schlafdosis finden: Eine normaNächten am Wo- zuviel ist nicht le Einstellung zum chenende den ver- gesund, zu wenig Schlaf ohne falsche lorenen Schlaf wieErwartungen führt der einzuholen, aber ebenso. Man bei vielen Patihält Zulley für nicht sollte sich niemals enten schnell zu ermachbar. unter Druck setzen. holsameren NächIm Grunde geten. Nur wenn man nommen machten schnarcht und Ateviele Menschen sich aber zu viele maussetzer beobachtet werden, Sorgen um gestörten Schlaf und dann muss man zum Arzt.
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Wichtige Tipps zum erholsamen schlaf
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ie Schlafhygiene ist eine der ersten Hilfen, die bei Schlafstörungen empfohlen wird. Die Tipps zur Schlafhygiene seien einfach und würden deshalb von vielen Patienten zunächst als Banalitäten abgetan, berichtete der Regensburger Schlafforscher Professor Jürgen Zulley aus seiner Erfahrung. „Aber Schlafhygiene hilft, vor allem wegen der Regelmäßigkeit. Es hört sich total langweilig an, ist aber eine wirkungsvolle Methode“, sagte Zulley auf einer Veranstaltung von Bionorica SE und Springer Medizin in München.
Individuelle Strategien entwickeln Jeder Schlafgestörte solle hier seine eigene Strategie entwickeln. Wichtig seien dabei Regelmäßigkeit und regelrechte Rituale am Abend. Die Regeln der Schlafhygiene kann man in vielen Broschüren und Büchern nachlesen. Dazu gehören etwa: Koffeinhaltige Getränke ab mittags möglichst weglassen. Verzicht auf Zigaretten am Abend. Abends keinen Alkohol trinken, denn, so Zulley: „Alkohol stört den Schlaf.“
Die Regeln zu befolgen sei ideal, aber natürlich sei auch Genuss wichtig, relativierte er. Deshalb sei ein Glas Wein etwa am Abend in Ordnung. Aber es sei zu beachten: Mit zunehmendem Alter vertrage man auch weniger Alkohol. Kein Sport mehr am Abend. Nur ins Bett gehen, wenn man müde ist. Dort sollte man auch nichts anderes tun, als zu schlafen. Wer nach zehn Minuten noch wach ist, sollte wieder aufstehen. Wer nachts wach wird, sollte nicht auf die Uhr schauen, riet Zulley. Dann steigt meist der Blutdruck.
hinderungen waren von der Kostenrechnung ausgeschlossen. Das Risiko erhöhte sich dadurch um fast das Eineinhalbfache. Wer wegen Unausgeschlafenheit pfuschte, verursachte mit durchschnittlich 32.000 Dollar zudem deutlich höhere Kosten als Kollegen, die andere Gründe für den Fehler angaben.
Durch Sport nimmt der Appetit ab Sportliche Betätigung hilft beim Abehmen PROVO/UTAH. Sport reduziert das Gewicht auch dadurch, dass der Appetit abnimmt. An den Tagen, an denen 35 normal- und übergewichtige Frauen morgens 45 Minuten kräftig auf dem Heimtrainer strampelten, fielen die EEG-Reize beim Betrachten von Essfotos geringer aus, und sie bewegten sich mehr. Dabei aßen sie nicht mehr als sonst, so dass der zusätzliche Kalorienverbrauch nicht kompensiert wurde, so eine Studie in „Medicine & Science in Sports & Exercise“ vom Oktober.
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besser leben Genuss Gut essen und trinken
Ketchup gegen Schlaganfälle?
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ielleicht sollte man nicht nur im Flugzeug Tomatensaft trinken: Forscher glauben jetzt entdeckt zu haben, weshalb Obst und Gemüse vor Schlaganfall schützen. So soll vor allem der Radikalfänger Lycopin, der in Tomaten vorkommt, die Hirngefäße frei halten. Einen neuen Versuch, die schützende Wirkung von Antioxidantien zu beweisen haben nun Forscher aus Kuopio in Finnland unternommen. Sie bestimmten die Serumspiegel einer Reihe von Antioxidantien bei insgesamt 1031 finnischen Männern im Alter zwischen 46 und 65 Jahren. Die Männer wurden anschließend zwölf Jahre lang regelmäßig medizinisch untersucht. In diesem Zeitraum ereigneten sich bei ihnen 67 Schlaganfälle, davon waren 50 auf Durchblutungsstörungen zurückzuführen. Deutliche Unterschiede gab es dabei nur beim Lycopinspiegel: Wurden weitere Schlaganfall-Risikofaktoren wie Alter, BMI, Blutdruck, Rauchen, LDL-Wert und Diabetes berücksichtigt, so ergab sich ein noch deutlicheres Bild. Dafür, dass Lycopin tatsächlich den Gefäßen gut tut, spreche die hochpotente antioxidative Aktivität. Die Substanz sei besser als andere Antioxidantien geeignet, schädlichen Sauerstoff zu binden. Wichtigste Lycopinquelle sind Tomaten. Tomatensaft enthält bis zu 100 mg/kg Lycopin, Ketchup 125 mg/kg. Dem höchsten Lycopingehalt hat jedoch die vor allem in Vietnam verwendete GacFrucht: Sie enthält über 2000 mg/kg des Antioxidans.
Immer mehr Dicke in Deutschland Köln. Ein neuer Report schlägt Alarm: Die Zahl der Dicken nimmt zu. Immer weniger Deutsche verhalten sich gesundheitsbewusst. Nach dem Gesundheitsreport 2012 des privaten Krankenversicherers DKV hat in den vergangenen zwei Jahren die Zahl der Überwichtigen und der Bewegungsmuffel weiter zugenommen. Die Deutsche Sporthochschule in Köln hatte im Auftrag der DKV 3032 Personen ab 18 Jahren befragt.
der gesundheitsbote
Kirschen helfen bei Gicht Gesunde Früchte Mit einem Gichtanfall ist nicht gut Kirschen essen. Oder etwa doch? Amerikanische Forscher belegten die positive Wirkung von Kirschen bei Gichterkrankungen
von Michael Maicher
Boston. Zweimal täglich eine Handvoll Kirschen essen - das hilft Gicht-Patienten, um schmerzhafte Attacken zu verringern. Das belegt eine US-Studie. Jetzt wollen Wissenschaftler die Kirschen in der Prävention einsetzen. Die Obstoffensive gegen Gicht trug in der Studie der Bostoner Autoren Früchte: So sank das Risiko einer Gichtattacke um 35 Prozent, wenn die Teilnehmer an den zwei vorangegangenen Tagen Kirschen gegessen hatten. Noch stärker war der Effekt von Kirschextrakt, hier nahm das Risiko um 45 Prozent ab. Die Wirkung ließ sich mit zunehmender Menge der roten Früchtchen steigern, optimal schienen ein bis zwei Portionen täglich à etwa zehn bis zwölf Kirschen. Weder aufgenommene Purinmengen noch Alkohol noch die Einnahme von Gichtmedikamenten oder Diuretika hatten auf das Ergebnis Einfluss.
Der Effekt von Kirschen wird schon lange beobachtet An der Studie hatten 633 Gichtpatienten teilgenommen. 220 von ihnen suchten ihrer Krankheit mit frischen Kirschen beizukommen, 15 tranken Kirschextrakt, 33 probierten es mit beidem. Dass Kirschen Gichtschmerzen lindern können, wird seit langem Kirschen sind nicht sehr lecker, sie können auch vor einem schmerzhaften vermutet: Den Früchten werden Gichtanfall schützen. Das wiesen amerikanische Forscher nach. antientzündliche und antioxidative Eigenschaften zugeschrieben, ne Therapie mit harnsäuresen- zent, wenn zusätzlich zur Tabletdie auf ihrem hohen Gehalt an dem kenden Medikamenten auf Pati- te (Wirkstoff Allopurinol) Kirschen Pflanzenfarbstoff Anthocyan be- enten mit häufigen Gichtattacken gegessen wurden. Da Kirschen in ruhen sollen. oder fortgeschrittener Krank- der Regel gut schmecken, lohnt Kirschen sollen außerdem die heit beschränkt, man fürchtet sich der Einsatz, Nebenwirkungen Produktion von Harnsäure hem- die teilweise schweren Nebenwir- gibt es nämlich keine. men. Bislang war jedoch nichts kungen (auch wenn diese nur seldavon belegt. 2011 ten auftreten). hatte die US-ameGeeignet für Gichtrikanische ArzneiEs lohnt sich, Patienten in leich Info Gicht mittelzulassungsteren Stadien Kirschen zu essen. behörde Food and Für Patienten in ie Gicht ist eine StoffDrug Administra- Die Wirksamkeit ist leichteren Stadiwechselerkrankung, die tion (FDA) Her- gut, sie schmecken en bleiben also nur in Schüben verläuft und (bei steller von Kirschund sind letzten nicht-medikamenunzureichender Behandsaftzubereitung töse Strategien. Die lung) durch Ablagerungen verwarnt, weil diese Endes eine sehr Kirschtherapie wävon Harnsäurekristallen in mit der schmerzlin- Nebenwirkungsre hier sinnvoll einverschiedenen Gelenken und dernden Wirkung arme Therapiezusetzen, so die Geweben zu einer akuten und ihrer Produkte geErgänzung. Autoren. sehr schmerzhaften Entzünworben hatten. Aber auch bedung führt. Außerdem führt die Nach ihren erErkrankung zur Schädigung der mutigenden Ergebnissen wollen reits medikamentös behandelNiere. Häufigste Ursachen sind Dr. Yuqing Zhang und sein Team te Patienten profitieren offenbar eine erblich bedingte Ausscheivon der Universität Boston die von der Zusatzdosis Steinobst: In dungsstörung der Niere und Kirschtherapie nun in präventive der Studie der US-Autoren sank das Risiko einer Gichtattacke Alkoholismus. Strategien einbinden. Nach gängiger Praxis ist ei- am meisten, nämlich um 75 Pro-
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zu guter letzt
der gesundheitsbote
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Ach du meine Güte!
Hier möchte ich sein...
Hodenkrebs: Kiffen oder Koksen?
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100 Eurtoo! für Ihr Fo
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ie kalte und vor allem nasse Jahreszeit steht uns bevor. Die meisten Menschen sehnen schon den nächsten Sommer herbei. Doch jede Jahreszeit, ja eigentlich jeder Tag, beherbergt etwas Schönes. Der goldene Oktober brachte uns wunderschöne Farbspektakel. An kalten Tagen schmissen einige schon den Kamin an oder holten sich die Wärme in der Sauna. Was finden Sie zur aktuellen Jahreszeit schön? Was geniessen Sie bei schlechtem Wetter? Schicken Sie uns Ihr Foto! Das schönste Foto prämieren wir in jeder Ausgabe mit 100 Euro. Schicken Sie Ihr Foto bitte an unsere Redaktion: Der Gesundheitsbote, Am Heider Kopf 29, 58339 Breckerfeld oder noch einfacher per Mail an info@gesundheitsbote.com Bilder sollten im jpg-Format abgespeichert sein und 300dpi aufweisen.
ach dem Joint noch etwas Schnee in die Nase - das dürfte wohl kaum die Empfehlung sein, die sich aus einer aktuellen Studie ableiten lässt. Aber das durchs Kiffen erhöhte Hodenkrebsrisiko wäre mit dem Koksen rein rechnerisch wieder normalisiert. Dass die Art des Drogenkonsums tatsächlich die Rate von Hodenkrebs beeinflusst, wollen Präventionsmediziner aus Los Angeles belegt haben. Sie fanden bei 163 jungen Männern mit Hodenkrebs im Vergleich zu 292 Probanden ohne den Krebs bei Marihuana-Konsum ein um 32 Prozent erhöhtes Hodenkrebsrisiko. Im Gegensatz dazu war das Hodenkrebsrisiko bei Kokainkonsum halbiert. Hodenkrebs und auch Drogenkonsum haben in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen, so die Autoren. Cannabis-Bestandteile könnten das Hormonsystem beeinflussen.
Buchtipp
Schlank im Schlaf funktioniert Erholung Wer erholsam schläft, greift tagsüber seltener zu süssen Snacks und nimmt auch seltener zu
Ottawa. Chronischer Schlafmangel und Adipositas hängen zusammen, betonen kanadische Forscher. Schlafdefizite fördern Essgelüste und bringen einige Komponenten durcheinander, die den Appetit kontrollieren: So sinkt der Leptinspiegel, während Ghrelin und Kortisol ansteigen. Zudem verändert sich die Blutzuckerhomöostase, und das Orexin-System wird aktiviert.
Snacks haben. Wer also abspecken oder sein Gewicht halten will, der muss offenbar auch für genügend Schlaf sorgen. Es lohnt sich, so die Autoren, übergewichtige Patienten nach Schlafstörungen zu fragen. Bestätigt sich ein Schlafproblem, ist natürlich auch an Schlaf-
räuber wie Stress, Depression, soziale Probleme, chronische Krankheiten oder Alkohol zu denken. Manchmal genügt es schon, Fernsehgewohnheiten, Arbeitsbedingungen oder den Weg zur Arbeit einer Prüfung zu unterziehen, um mehr Zeit für Ruhe und Erholung zu gewinnen.
Gesunder Schlaf: Studienteilnehmer verloren mehr Gewicht Welchen Vorteil Schlaf hat, zeigen Untersuchungen mit übergewichtigen Erwachsenen, die 14 Tage unter eine moderate Diät gesetzt wurden. Die Probanden verloren mit der gleichen Diät im Schnitt 3 kg an Gewicht. Bei 8,5 Stunden Schlaf täglich wurden aber 55 Prozent davon als Fett abgebaut, bei 5,5 Stunden Schlaf waren dies nur 25 Prozent. Studiendaten belegen zudem, dass Ausgeschlafene im Vergleich sportlich aktiver sind und weniger Verlangen nach
Meditation für Skeptiker
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iele Menschen möchten mehr Selbstkontrolle über ihre mentalen Prozesse gewinnen und negative Gefühls- und Gedankenmuster auflösen. Meditation ist ein bewährtes Instrument zur Selbsterkenntnis und Selbstveränderung, aber die meisten sind skeptisch, weil Übungen dieser Art immer noch unter dem Verdacht stehen, religiös oder esoterisch zu sein. Ulrich Ott zeigt, dass Meditation weltanschaulich neutral geübt werden kann. Außerdem führt er in fünf Schritten anschaulich in die Meditationspraxis ein. „Meditation für Skeptiker“ ist im O.W.Barth-Verlag erschienen und kostet 14,99 Euro.
Ein gesunder und erholsamer Schlaf kann Wunder bewirken.