Gesundheitsbote Düsseldorf Nr. 18 | 4. Jahrgang April 2015

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Hirndoping: Aufputschmittel liegen im Trend Immer mehr Arbeitnehmer greifen auf Medikamente zurück, um fit zu bleiben | Seite 7

gesundheitsbote IHRE REGIONALE GESUNDHEITSZEITUNG

AUSGABE DÜSSELDORF | NR. 18 | 4. JAHRGANG

APRIL 2015 | WWW.GESUNDHEITSBOTE.COM

NAHRUNGSMITTELUNVERTRÄGLICHKEITEN Patienten klagen immer häufiger über Unverträglichkeiten. Doch seriöse Tests wurden selten durchgeführt | Seite 10

D ÜSS E

LDORF

KOSTENLOS

In dieser Ausgabe... Erste-Hilfe-Kurse sollen effektiver werden Weniger Kurs, mehr Praxis. Die Erste-Hilfe-Kurse werden kürzer, aber effektiver und näher an der Praxis dran. AKTUELLES | SEITE 11

Depressionen dürfen nicht für alles herhalten Sind Depressive gefährlich für die Allgemeinheit. Die Medien erwecken den Eindruck. Dabei glänzen sie vor allem mit Inkompetenz. AKTUELLES | SEITE 6

Gesundheitskurse bei Ihnen vor Ort

GIBT ES SIE WIRKLICH???

Zertifizierte Gesundheitskurse werden von den Kassen unterstützt. Wir stellen Ihnen ein paar davon in unserer Ausgabe vor. DÜSSELDORF | SEITE 8

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Aktuelles

Gefährlich Lungenkranke sollten unter laufender Sauerstofftherapie das Rauchen vermeiden, da sonst eine Verpuffung droht. Foto: itsmejust - Fotolia.com

MUTTERLEIBÂť

Qualm: Fetus rĂźmpft die Nase

Michael Maicher HERAUSGEBER Gesundheitsbote

Editorial

Diktat der Unwissenden

F

rßher hatte man als Arzt das Gefßhl, man behandelt Krankenheiten, heute glaubt man, Krankheiten zu behandeln, die es gar nicht gibt. Immer mehr Menschen fßhlen sich berufen, Arzt zu spielen, weil sie im Internet etwas nachgelesen haben. Die Arbeit wird fßr uns Mediziner dadurch erheblich erschwert, weil wir nicht nur unendliche Diskussionen ßber medizinische Halbwahrheiten fßhren mßssen. Unsere Gegenßber halten sich auf fßr echte Experten. Zusätzlich zur immer aufwendigeren Bßrokratie, verlieren wir wertvolle Zeit mit Diskussionen.

Ă„rzte haben ein langwieriges Studium hinter sich gebracht, in dem sie vieles Ăźber Krankheiten gelernt haben. AuĂ&#x;erdem haben sie kĂśrperlicheVorgänge bis ins kleinste Detail kennengelernt. Sie haben in Ihrer Berufslaufbahn Erfahrungen gesammelt und kĂśnnen so differenziert medizinische Probleme betrachten und lĂśsen.Trotzdem sieht man sich immer mehr der Besserwisserei unwissender Laien ausgesetzt. Erstaunlicherweise haben auch wir im Studium viel gelesen und hatten viele Fragen an erfahrenere Kollegen.Wir haben viel gelernt, weil wir zugehĂśrt haben. Das ist im medizinischen Alltag selten geworden.Wir beantworten gerne Fragen, aber Belehrungen sind dem Arzt gegenĂźber respektlos. AuĂ&#x;erdem entfernt man sich selbst von der LĂśsung seines gesundheitlichen Problems. Deshalb, lesen Sie sich in Themen, die Sie betreffen ein und fragen Sie den ausgebildeten Arzt. Er wird Ihnen weiterhelfen. Ihr Michael Maicher

Ă‚Bei Ă‚ rauchenden MĂźttern zeigt das Ungeborene im Mutterleib deutliche Reaktionen auf das Passivrauchen Durham. Raucht die Mutter, dann raucht das Ungeborene gleich mit. Die Folgen dieses Passivrauchens sind bei den vorgeburtlichen Ultraschalluntersuchungen auch auf dem Gesicht des Feten erkennbar. Dieser reagiert laut einer Untersuchung in Acta Paediatrica mit vermehrten Mundbewegungen und häufigeren BerĂźhrungen des Gesichts mit den Händen. Die Psychologin Nadja Reissland von der Universität Durham in England hat sich auf die vorgeburtliche Mimik und Gestik spezialisiert. Ihre Analysen von 4-D-Ultraschall-Filmen zeigen, dass die Feten sehr sensibel auf äuĂ&#x;ere Reize reagieren, auch wenn die Auswirkungen subtil sind. KĂźrzlich berichtete sie, dass Kinder von gestressten oder depressiven MĂźttern sich in der Spätschwangerschaft häufiger mit der linken Hand im Gesicht berĂźhren als mit der rechten. Diese Lateralisierung wird von Psychologen als Hinweis auf eine Depression gedeutet: Die rechte Hemisphäre soll bei einer Depression vermehrt aktiv sein, was sich dann wegen der Ăœberkreuzung der motorischen Bahnen auf die Ist darauf angewiesen, dass die Mama ihn gut behandelt. Der Fetus linke Hand auswirkt. kriegt im Mutterleib eine Menge mit und ab. Foto: Fotolia.com

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Fßr die aktuelle Untersuchung hat die Forscherin die 4-D-Ultraschall-Filme von 20 Feten untersucht. Vier der 20 Schwangeren waren Raucherinnen mit einem durchschnittlichen täglichen Tabakkonsum von 14 Zigaretten. Bei der Auswertung der Ultraschallaufnahmen stellte Reissland fest, dass die Feten, die zwischen der 24. und 36. Woche viermal gefilmt wurden, vermehrte Bewegungen im Mundbereich zeigten, wenn ihre zukßnftigen Mßtter Raucherinnen waren. Reissland deutet dies als eine Folge der vermehrten Nikotinexposition. Die stimulierende Substanz aus dem Tabakrauch gelange von der Lunge ins Blut der Mutter und ßber die Plazenta auch in den Kreislauf des Kindes. Im Gehirn des Kindes lÜse die Droge dann den vermehrten Bewegungsimpuls der mimischen Muskulatur aus. Eine weitere Folge der Nikotinexposition im Bauch der Mutter zeigt sich laut Reissland in der Häufigkeit, mit der der Fetus sein Gesicht berßhrt. Diese Bewegungen nehmen im Verlauf der Spätschwangerschaft ab. Passivrauchen verzÜgerte in der Studie diese normale Entwicklung.

Haben Sie sich das nicht auch schon mal gefragt?

Machen Light-Produkte wirklich leicht?

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ie Lebensmittelindustrie hat den Trend zu bewusster Ernährung entdeckt und nutzt ihn mit Fitness- und Wellness-Begriffen gezielt aus. Doch die Verbraucherorganisation Foodwatch warnt: Oft werden so Lebensmittel beworben, die alles andere als kalorienarm sind. Der Verein hat das Nährwertprofil von sogenannten Fitness-MĂźslis, Wellness-Wasser oder Joghurt-Drinks ĂźberprĂźft und kam zu dem Ergebnis, dass die scheinbar „gesunden“ Lebensmittel Softdrinks oder Fast-Food-Snacks beim Zucker-, Salz- oder Fettgehalt oftmals in nichts nachstehen. Bei fettarmen Produkten wird der Geschmacksmangel häufig durch zahlreiche andere Inhaltsstoffe, etwa Stärke und Zucker, ausgeglichen der Kaloriengehalt unterscheidet sich kaum, ist manchmal durch den hohen Zuckergehalt sogar hĂśher - und gesund ist das Light-Produkt noch lange nicht. Doch Light- und Zero-Produkte haben noch einen anderen Nachteil: sie betrĂźgen unser Gehirn. Sie simulieren einen sĂźĂ&#x;en Snack, liefern dafĂźr aber zu wenig Kalorien. Die Folge: wir essen noch mehr SĂźĂ&#x;es.

Stellen Sie uns Ihre medizinische Frage: Glänzt jemand in Ihrem Umkreis mit medizinischen Weisheiten, die Sie nicht so recht glauben wollen? Dann schreiben Sie uns! Wir klären auf. Schreiben Sie an unsere Emailadresse: info@gesundheitsbote.com oder an unsere Postadresse (s. Impressum).


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Prozent

Vitamin C

Fast alle grippalen Infekte sind Folge einer Virusinfektion und sprechen daher nicht auf eine antibiotische Therapie an.

Großer Ruf, geringe Wirkung. Vitamin C hilft bei Erkältungen nicht, insbesondere als Nahrungsergänzungsmittel ist es unwirksam. Foto: alexlukin - Fotolia.com

Herzkatheter über den Arm sicherer PUNKTION» Wird am Handgelenk punktiert, treten weniger Komplikationen auf. Bern. Die meisten Kardiologen bevorzugen für einen Herzkatheter den Zugang über die Leiste. Ein Zugang über die Arterie am Handgelenk war in einer Studie im Fachmagazin Lancet jedoch mit einem geringeren Blutungsrisiko verbunden. Auch die Zahl der Todesfälle in den ersten 30 Tagen nach dem Eingriff war niedriger. Die Autoren fordern diesen Zugang zum Standard zu erklären. Ein Zugang über die Arteria radialis, die etwa 1 cm oberhalb des Griffelfortsatz an der Speiche, erfolgt, ist technisch anspruchsvoll. Der Gefäßdurchmesser ist wesentlich geringer als in der Leiste. Viele Kardiologen benötigen viel Übung, bevor sie die Technik beherrschen. Blutungen können bei einer Punktion der Handgelenksarterie jedoch einfacher gestillt werden, während dies bei einem Zugang über die Leiste vor allem bei übergewichtigen Patienten den Ärzten oft Probleme bereitet. Komplikationen werden an der Hand schneller erkannt als in der Leiste und sie können in der Regel auch behoben werden. Bei einem Leisten-Zugang kommt es schnell zur Bildung von sogenannten Pseudoaneurysmen, Fisteln oder auch Gefäßeinrissen. Im Fall einer Blutung in die hintere Bauchhöhle besteht schnell akute

HORMONE» Mangel an Testosteron selten. Lübeck. In Deutschland leiden nur drei bis fünf Prozent der Männer über 60 Jahre unter einem echten Testosteronmangel. „Es gibt keine ‚Wechseljahre‘ beim Mann“,betont daher die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE).

Bei der Herzkatheter-Untersuchung wird klassischerweise in der Leiste punktiert.

Lebensgefahr. Es hat in den letzten Jahren nicht an Studien gemangelt, die auf die Vorteile des Handgelenk-Zugangs hingewiesen haben. Die meisten hatten eine geringe Fallzahl und blieben deshalb ohne Einfluss. Auch die vor vier Jahren im Lancet veröffentlichte RIVAL-Studie konnte die Tradition des Zugangs über die Leiste nicht durchbrechen. Dabei hatte die Studie

mit 7.021 Patienten eine ausreichend hohe Teilnehmerzahl, um verlässliche Ergebnisse zu erzielen, an deren Glaubwürdigkeit aufgrund eines guten Designs nicht zu zweifeln war. Und die Beteiligung von 158 Kliniken in 32 Ländern zeigte, dass die Ergebnisse nicht nur für „Künstler“ an einzelnen Kliniken gültig war. Die Studie bestätigte erneut die Vorteile des Handge-

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lenk-Zugangs. Ereignisse wie Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall oder schweren Blutungen war zu 8 Prozent niedriger als nach einem Zugang über die Leistenarterie. Für „Traditionalisten“ bestand trotzdem kein Handlungsbedarf, auch wenn das Komplikationsrisiko nach um nicht weniger als 60 Prozent niedriger war als nach dem klassischen Zugang über die Leiste.

Ältere haben weniger Leistungsschwankungen STUDIE» Leistungsfähigkeit bei älteren Menschen ist verlässlicher. Berlin. Ältere Menschen haben weniger Leistungsschwankungen als jüngere. Das erklären Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung aufgrund einer „Cogito“ genannten Studie. Darin haben die Forscher untersucht, wie stark die menschliche Leistungsfähigkeit abhängig vom Alter von Tag zu Tag schwankt.

„Weitere Auswertungen weisen darauf hin, dass für die höhere Zuverlässigkeit bei den Älteren erlernte Strategien bei der Aufgabenbearbeitung, eine gleichbleibend hohe Motivation sowie ein ausgeglichener Alltag mit stabiler Stimmungslage eine Rolle spielen“, sagte Florian Schmiedek, der an der

Durchführung der Studie be- tut. Eine Studie in der Automoteiligt war. „Die Produktivi- bilproduktion zeige, dass ältere tät und Zuverlässigkeit der äl- Mitarbeiter deutlich seltener schwere Fehler machten als jüngere. In der

Ältere machen deutlich weniger schwere Fehler teren Mitarbeiter ist unter dem Strich höher als die der jungen“, sagt Axel Börsch-Supan, Direktor am Max-Planck-Insti-

Cogito-Studie bearbeiteten 101 Personen im Alter von 20 bis 31 Jahren und 103 Personen im Alter von 65 bis 80 Jahren zwölf verschiedene Aufgaben an 100 Tagen.

Impressum Herausgeber: Michael Maicher (Arzt) Verlag: Der Gesundheitsbote Verlags-UG (haftungsbeschränkt) Am Heider Kopf 29, 58339 Breckerfeld Telefon 02338 / 872755 Fax 02338 / 872755 info@gesundheitsbote.com Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Michael Maicher Kontakt zur Redaktion: 0211 / 99540439 redaktion@gesundheitsbote.com

Männer: Keine Wechseljahre zu befürchten

Anschrift: Redaktion gesundheitsbote Am Heider Kopf 29, 58339 Breckerfeld Druck: Rheinisch-Bergische Druckerei, Zülpicher Straße 10, 40549 Düsseldorf Telefon: 0211 / 505-0 Vertrieb und Kommunikation: Schranz-Control, Prof.-Oehler-Straße 7, 40589 Düsseldorf 0211 / 99540439 Erscheinungsweise: alle drei Monate kostenlos mit 40.000 Exemplaren in Düsseldorf

Wenn ältere Männer über Antriebsschwäche, Müdigkeit oder Libidoverlust klagten, werde häufig ein altersbedingter Testosteronmangel vermutet. Tatsächlich sinkt laut der DGE ab etwa dem 40. Lebensjahr der Testosteronspiegel des Mannes jedes Jahr um ein bis zwei Prozent. Das habe aber zumeist keine spürbaren Auswirkungen. „Die meisten Männer haben keinen behandlungsbedürftigen Testosteronmangel“,erläutert Sven Diederich, Ärztlicher Leiter Endokrinologikum Berlin am Gendarmenmarkt, Zentrum für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen, und VizePräsident der DGE. Ein solcher könne auftreten, wenn Erkrankungen des Hodens oder ein großer Tumor der Hirnanhangdrüse, die die Testosteronproduktion reguliert, vorliegen. „In diesem Fall behandeln wir die Patienten sehr erfolgreich mit Testosteronpräparaten“, so Diederich. Nichtsdestoweniger seien die vermeintlichen „Wechseljahre des Mannes“ ein viel diskutiertes Thema in der Bevölkerung und in den Medien. Unabhängig von den Kontroversen unter Fachleuten werde mit Hormonprodukten Geld verdient. „Wir warnen davor, Testosteron kritiklos zu verschreiben, nur wenn manche Anzeichen für einen Testosteronmangel sprechen, insbesondere ohne Bestimmung des Hormonspiegels. Jeder Fall muss individuell entschieden und der Patient muss regelmäßig kontrolliert werden“, erläutert Helmut Schatz, Mediensprecher der DGE aus Bochum.

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Ein bedeutender Testosteronmangel ist im Alter selten. Foto: Fotolia.com


4 Vermischtes

Risikofaktor

WutausbrĂźche begĂźnstigen Herzinfarkte

I

n den ersten beiden Stunden nach einem Wutausbruch steigt das Herzinfarktrisiko beinahe um den Faktor 4, und das Schlaganfallrisiko erhÜhte sich um mehr als den Faktor 3. Auch HerzrhythmusstÜrungen und Aneurysmablutungen treten einer Studie im European Heart Journal zufolge häufiger auf.

Aktivierung des sympathischen Nervensystems Ein jäher Wutausbruch geht mit einer Aktivierung des sympathischen Nervensystems einher. Herzfrequenz und Blutdruck steigen relativ rasch an, der GefäĂ&#x;widerstand nimmt zu. Dies kann zusammen mit Veränderungen der FlieĂ&#x;eigenschaften des Blutes durchaus der Tropfen sein, der das Fass zum Ăœberlaufen bringt und in atherosklerotisch vorgeschädigten HerzkranzgefäĂ&#x;en oder HirngefäĂ&#x;en den AnstoĂ&#x; zu einem VerschlussEreignis gibt. WutausbrĂźche sind deshalb ein bekannter Trigger fĂźr Herzinfarkt und Schlaganfall. Eine Reihe von Studien hat den Zusammenhang in

den letzten Jahren untersucht. Danach steigt in den ersten beiden Stunden nach einem Wutausbruch das Risiko auf einen Herzinfarkt oder andere akute Syndrome fast um den Faktor 5. Das Risiko auf einen Schlaganfall war ebenfalls deutlich erhÜht. Das Hirnblutungsrisiko stieg sogar um den Faktor 6. Zu HerzrhythmusstÜrungen kam es etwa 3-fach häufiger.

Kurze Wutphase, daher geringes Risiko fßrs Herz Da die Wutphase relativ kurz ist und das Risiko sich nach dem Abkßhlen des Temperaments wieder normalisiert, ist das absolute Risiko, nach einem Wutanfall an Herzinfarkt oder Schlaganfall zu sterben, gering. Ausgesprochene Choleriker mit fßnf Wutausbrßchen am Tag sind schon eher gefährdet. Etwa jeder 15. Choleriker läuft Gefahr, durch einen seiner 1.825 jährlichen Wutausbrßche in eine lebensgefährliche Situation zu geraten. Studienleiter Murray Mittleman rät Menschen, die zu Wutausbrßchen neigen, sich kardiologisch untersuchen zu lassen. Medikamente kÜnnten die Folgen der Wutanfälle mindern.

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FrĂźher war doch nicht alles besser LEBENSQUALITĂ„TÂť 75-Jährige geistig fitter und glĂźcklicher als vor 20 Jahren Berlin. Gute Nachrichten fĂźr Senioren und alle, die sich um das Alter Gedanken machen, haben verschiedene Berliner Forschungseinrichtungen: Danach bleiben die geistige Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden heute im Alter länger erhalten als noch vor 20 Jahren. Die heute 75-Jährigen sind im Durchschnitt geistig erheblich fitter als die 75-Jährigen als Mitte der 90er Jahre. Zugleich zeichnet sich die Generation der heute 75-Jährigen durch hĂśheres Wohlbefinden aus und ist insgesamt zufriedener mit ihrem Leben. Das zeigt eine gemeinsame Studie, darunter die Humboldt-Universität zu Berlin, die CharitĂŠ Universitätsmedizin Berlin, das Max-Planck-Institut fĂźr Bildungsforschung (MPIB) und dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP). Die Forscher nutzten die Daten von 708 Ăźber 60-jährigen Berlinern, die im Rahmen der „Berliner Altersstudie II“ auf ihre geistige Leistungsfähigkeit getestet und nach ihrem Wohlbefinden befragt wurden. Diese verglichen sie mit den Daten der Vorgängerstudie aus den frĂźhen 1990er-Jahren und identifizierten 161 „statistische Zwillingspaare“, weitestgehend bestehend aus jeweils einer Person desselben Geschlechts aus jeder der beiden Studien, die einander in Alter und Bildung mĂśglichst ähnlich sind. Zusätzlich berĂźcksichtigten sie diagnostizierte Krankheiten bei der Auswertung.

Die Lebensqualität im Alter ist in den vergangenen 20 Jahren deutlich gestiegen. 75-jährige sind heute deutlich fitter und glßcklicher als vor 20 Jahren. Foto: Fotolia.com

„Die Zugewinne, die wir an geistiger Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden in Berlin gemessen haben, sind beträchtlich und von groĂ&#x;er Bedeutung fĂźr die Lebensqualität im Alter“, kommentierte Ulman Lindenberger, Direktor am Forschungsbereich „Entwicklungspsychologie“ des MPIB. Die Wissenschaftler bringen die Gewinne mit soziokulturellen Faktoren wie dem Bildungsniveau in Verbindung.

ende deutlich abnehmen“, ergänzt Denis Gerstorf, Professor fĂźr Entwicklungspsychologie am Institut fĂźr Psychologie der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach einem Zuwachs an guten Lebensjahren sei nach wie vor mit einem schnellen und deutlichen Selbstständigkeit im Alter bei. „Wir rechnen jedoch da- Nachlassen der Leistungsfämit, dass die beobachteten po- higkeit und des Wohlbefindens sitiven Effekte auf die gei- am Lebensende zurechnen, so stige Leistungsfähigkeit und Gerstorf. das Wohlbefinden am LebensZum gesteigerten Wohlbefinden trĂźgen aber auch die bessere kĂśrperliche Fitness und die damit verbundene hĂśhere

Lebensqualitätszuwächse sind beträchtlich

Internisten fordern weniger Herztests bei Gesunden DIAGNOSTIKÂť Auch harmlose Untersuchungen kĂśnnen Folgen fĂźr Patienten haben. Portland. Das American College of Physicians, die fĂźhrende USamerikanische internistische Fachgesellschaft, kritisiert den häufigen Einsatz von EKG, Stress-Echo und Herz-Szintigraphien bei Patienten ohne Risikofaktoren fĂźr Herz-KreislaufErkrankungen. Die Herztests sind laut einer Leitlinie nicht nur eine Verschwendung von Ressourcen, sie kĂśnnten den Patienten auch Schaden zufĂźgen. Ein Elektrokardiogramm (EKG) gehĂśrt (auch) in den USA zu den Untersuchungen, die Ă„rzte ihren Patienten häufig anbieten. Auch eine StressEchokardiographie verspricht nach Ansicht vieler Experten wertvolle Informationen Ăźber die Leistungsfähigkeit des Herzmuskels. Ă„uĂ&#x;ert der Patient Beschwerden in der Brust, fällt häufig derVorschlag auf eine Myokardszintigraphie. Nach

steige das Risiko auf 3 Prozent. Das Risiko fßr Herz-KreislaufKrankheiten sei damit weiterhin sehr gering und eine therapeutische Konsequenz ergebe sich aus dem Befund auch nicht. Ein EKG sei bei der Frau unnÜtig. Der Befund sei aber in der Lage, die Frau zu verängstigen und evenwert, schreibt Roger Chou von tuell als nächste Diagnostik eider Oregon Health & Science ne Stress-Echokardiographie University in Portland. Bei ge- auszulÜsen. Die Risiken diesunden Menschen ohne Risiko- ser beiden Tests mÜgen trivifaktoren seien sie jedoch nicht al erscheinen, doch eine StressEchokardiographie ist laut angebracht. Als Beispiel nennt der Ex- Chou immerhin mit einem Riperte fßr Allgemeinmedizin ei- siko von 1 zu 10.000 auf eine ne 60-jährige Frau mit durch- Komplikation verbunden, die schnittlichen Blutfettwerten eine Krankenhausbehandlung (Gesamtcholesterin 211 mg/ erforderlich mache. Die geringe Spezifität der dl, HDL 59 mg/dl). Ohne weitere Risikofaktoren betra- Stress-Echokardiographie ge ihr 10-Jahresrisiko auf ei- kÜnnte dazu fßhren, dass der ne Koronare Herzkrankheit 2 Frau eine MyokardszintigraProzent. Bei EKG-Verände- phie angeboten wird. Dierungen (Linksschenkelblock) se Untersuchung erfordert die Einschätzung des American College of Physicians werden alle drei Tests zu häufig durchgefßhrt. Bei Menschen mit Herzerkrankungen hätten die Tests zweifellos ihren Stellen-

UnnĂśtige Untersuchungen ziehen meist weitere nach

Injektion einer radioaktiven Substanz, der mit einer effektiven Strahlendosis von 15,6 mSv verbunden ist (zum Vergleich RÜntgenbild des Brustkorbs: 8 mSv). Chou zitiert eine Studie, nach der 10.000 Myokardszintigraphien bei Personen im Alter von 50 Jahren 2 bis 25 zusätzliche Krebsfälle auslÜsen.

Eine harmlose Untersuchung kann trotzdem Folgen haben. Foto: Fotolia.com


Vermischtes 5

Ihre Gesundheitszeitung

Zuviel Information macht krank LEBENSQUALITĂ„TÂť Zuviel Information Ăźber Medizin beeinträchtigt die Lebensqualität Athens. Das rasante Anwachsen des medizinischen Sektors kĂśnnte dafĂźr sorgen, dass Patienten sich zunehmend ungesĂźnder fĂźhlen. Davon geht zumindest Hui Zeng, Juniorprofessor fĂźr Soziologie, an der Ohio University aus. In Social Science Research berichten er mit seiner Arbeitsgruppe Ăźber eine Abnahme des GesundheitsgefĂźhls in den OECD-Ländern. Bis in die siebziger Jahre waren es Ă„rzte, die darĂźber entschieden, ob ein Patient gesund ist oder nicht. Innerhalb der letzten 50 Jahre hätten der Zugang zu medizinischen Informationen, der Ausbau des Gesundheitssystems und der Zugang zur medizinischen Versorgung kontinuierlich zugenommen, so Zeng. Neuere Studien wĂźrden darauf hinweisen, dass das Gesundheitsempfinden der meisten Patienten hingegen abnehme. Die Forscher wollten mit ihrer Studie näher untersuchen, ob die wachsende Gesundheitsindustrie kausal mit dem hypothetischen schlechteren Gesundheitsempfinden zusammenhängt. Die Forscher werteten Daten aus, die zwischen 1981 und 2007 in 28 verschiedenen OECD-Ländern im Rahmen verschiedener Befragungen erhoben wurden. Die Teilnehmer der Befragungen bewerteten ihre eigene Gesundheit auf ei-

Erkältung

Grippewelle endlich Ăźberstanden INFLUENZAÂť Die Grippewelle der vergangenen Wochen ist Ăźberstanden.

Im Internet kann man sich schlau machen, doch fehlt Laien die Erfahrung.

ner Skala von eins bis fĂźnf. Die Wissenschaftler analysierten darĂźber hinaus, inwiefern drei Hauptfaktoren des Gesundheitssystems, nämlich die pro Kopf Ausgaben fĂźr Medizin, die Zunahme von Ă„rzten und Spezialisten im Allgemeinen und das Wachstum der pharmazeutischen Industrie, sich auf dieses Empfinden auswirken. Sie entwarfen ein Rechenmodell, mit Hilfe dessen sie verschiedene Einflussfak-

toren auf das Gesundheitsempfinden simulieren konnten. Sie berĂźcksichtigten hierbei den sozioĂśkonomischen Status, Fa-

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Gesundheitsempfindens beigetragen habe. Eine verbesserte FrĂźherkennung, jedoch auch Ăœberdiagnostik und hohe Erwartungshaltungen an die Medizin kĂśnnten nach Ansicht der Wissenschaftler zu dieser Entwicklung gefĂźhrt haben. Das schlechte Gesundheitsempfinden der Teilnehmer erhĂśhe zudem kontinuierlich die Nachfrage nach medizinischer Versorgung, so die Forscher.

Information verschlechtert das Gesundheitsempfinden milienstand und die Lebenserwartung der Befragten. Die Arbeitsgruppe stellte fest, dass das Anwachsen der drei Hauptfaktoren jeweils zu einer Verschlechterung des

Berlin. Nase putzen und durchatmen: Die diesjährige Grippewelle hat ihren HĂśhepunkt Ăźberschritten und ebbt langsam ab. „Das war eine deutliche Welle in dieser Saison. Der HĂśhepunkt lag um die achte und neunte Kalenderwoche, jetzt sind die Ansteckungszahlen schon wieder wesentlich geringer“,sagte die Influenzaexpertin des Robert Koch-Instituts, Silke Buda. Zwar liegen die Grippezahlen in Deutschland weiter auf erhĂśhtem Niveau. Aber nur noch im Osten zeigt die Ăœbersichtskarte des Robert KochInstituts viele gelb-rote Flecken und damit eine deutlich erhĂśhte Aktivität von Atemwegserkrankungen. In fast allen

Beim Training sind Vitamine wirkungslos TRAININGÂť Vitamine genieĂ&#x;en einen guten Ruf. Beim Training nutzen sie jedenfalls nicht. Oslo. Viele Sportler greifen regelmäĂ&#x;ig zu Vitaminpräparaten, um ihre TrainingsÂŹergebnisse zu verbessern. Eine Studie im Journal of Physiology erklärt, warum die Erwartungen mĂśglicherweise nicht erfĂźllt werden. Aus physiologischer Sicht besteht ein wichtiger Effekt des Ausdauertrainings in der Vermehrung der Mitochondrien in den Muskelzellen. Denn in den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen, wird der Brennstoff ATP gewonnen, die der Apparat aus Aktin und Myosin fĂźr die Bewegung des Muskels benĂśtigt. Die antioxidativen VitaÂŹmine E und C schĂźtzen die Mitochondrien vor den bei der Sauerstoffverbrennung in der Atmungskette entstehenden freien Radikalen. Sie entziehen den Mitochondrien aber mĂśglicherweise auch den Anreiz, sich zu teilen und damit auf den gesteigerten Energiebedarf der Zelle zu reagieren. So lassen sich die Studienergebnisse erklären, die Gøran Paulsen von der Nor-

mits zur Bewältigung der Strecke) verbessern. Dabei machte es keinen Unterschied, ob die Probanden während des mehrwĂśchigen Trainings täglich hochdosierte Vitaminpräparate (täglich 1.000 mg Vitamin C plus 235 mg Vitamin E) eingenommen hatten oder ob sie Placebos bekamen. In Biopsien eines Oberschenkelmuskels der Teilnehmer suchten die Wissenschaftler nach den GrĂźnden fĂźr die ausgebliebene Wirkung der Vitamine auf den Trainingseffekt. Zu ihrer Ăœberraschung stellten sie fest, dass bestimmte Marker nur in der Placebo-Gruppe der Studie gesteigert werden konnten. Auch Steuerproteine wurden inVitamin-Gruppe der Studie vermindert gebildet. Da es aber in der Vitamin— Gruppe zu keinen LeistungseinbrĂźchen kam, kann aus der Studie nicht geschlossen werden, dass die Vitamine das Training behindert haben. Geholfen haben sie dem Sportler aber deSportliche Betätigung ist gesund, Vitamine helfen aber nicht. Foto: Foto- finitiv nicht.

wegischen Sporthochschule in Oslo (Norges idrettshøgskole) und Mitarbeiter jetzt vorgestellt haben. Die Sportwissenschaftler begleiteten 54 junge Männer und Frauen bei einem typischen Ausdauertrainingsprogramm. Die Sportler trainierten drei bis

viermal in der Woche, wobei sie neben einem Ausdauertraining kurzzeitig immer wieder an ihre Grenzen gingen. Sie konnten dabei ihre maximale Sauerstoffaufnahme steigern und ihre Ergebnisse im sogenannten 20-Meter-Shuffle Test (mit stetig sich verkĂźrzenden Zeitli-

Die Grippewelle sorgte fßr ßberfßllte Krankenhäuser. Foto: Fotolia.com

anderen Teilen strahlt es grĂźn oder blau, die Zahlen sind kaum mehr erhĂśht. In der vergangenen Woche wurden beim RKI nur noch knapp 4.000 neue, labordiagnostisch bestätigte Grippefälle gemeldet – ein RĂźckgang wie schon in der Vorwoche. In den Meldewochen zuvor waren es teils doppelt so viele gewesen, in der 9. Kalenderwoche sogar mehr als 11.000 Fälle. Das RKI geht jedoch davon aus, dass bei weitem nicht jeder Grippefall registriert wird. Insgesamt erwischte es in der diesjährigen Saison offiziell bisher mehr als 60 000 Menschen. Die Zahl war mĂśglicherweise auch deshalb so hoch, weil sich nicht alle Risikogruppen ausreichend impfen lieĂ&#x;en. „Allerdings war der Impfstoff in diesem Jahr nach Daten aus anderen betroffenen Ländern gegen den verbreiteten Influenza A H3N2-Subtyp auch nur eingeschränkt wirksam“,ergänzte Buda.


6 Aktuelles

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Nachrichten

Depressionen an allem Schuld

Yoga hilft bei Lungenkrankheit gegen Luftnot

UNWISSENHEITÂť Warum Medien Menschen mit Depressionen erheblich schaden

„„Chicago. Weniger Luftnot und eine deutlich verbesserte Lebensqualität: Das hat eine kleine 12-wĂśchige Studie zu Yoga bei COPD ergeben. Die COPD ist eine chronische Lungenerkrankung, die vor allem bei starken Rauchern auftritt und in den Symptomen einem Asthma ähneln. Die Resultate wurden beim diesjährigen CHEST-Meeting in Chicago vorgestellt. Die 29 Patienten im mittleren Alter von 56 Jahren erhielten zunächst vier Wochen zweimal wĂśchentlich Yoga-Unterricht inklusive Atemtechnik und EntspannungsĂœbungen, so die Online-Agentur „Medpage Today“. AnschlieĂ&#x;end

sollten sie zu Hause weiterĂźben und erhielten nur noch jede zweite Woche eine Yoga-Stunde in der Klinik. Die Patienten bewerteten im Anschluss ihre Luftnot deutlich weniger schwer. AuĂ&#x;erdem wuchs die 6-Minuten-Gehstrecke von 417,9 auf 448,9 Meter. Allerdings gab es keine deutlichen Verbesserungen bei Parametern von Lungenfunktion und EntzĂźndungsmarkern. Der Gesundheitsbote hatte dies bereits im vergangenen Jahr im Artikel „Rauchen ist wie Yoga“ thematisiert.

Krebspatienten brechen Therapie häufig ab „„Madrid. Mehr als sechs Prozent der Krebspatienten in Europa beenden Ihre Therapie aufgrund von Nebenwirkungen. Das berichtete eine Arbeitsgruppe um Rheena Khanna vom Statistik-Dienstleister ims Health, auf dem Europäischen Krebskongress in Madrid. Die Statistiker analysierten Daten von knapp 8.000 Patienten aus GroĂ&#x;britannien, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien. Die Patienten erhielten entweder eine Chemotherapie oder eine Hormontherapie. Die häufigsten Diagnosen waren Brustkrebs (22 Prozent), Dickdarmkrebs (14 Prozent), und Lungenkrebs (13 Prozent). Die häufigste Nebenwirkung waren mit 36 Prozent Blutbildveränderungen, gefolgt von Ăœbelkeit/Erbrechen (23 Prozent), Blutarmut (21 Prozent), Nervenschäden (17 Prozent) und SchleimhautentzĂźndungen (15 Prozent).

D

epressionen mĂźssen inzwischen fĂźr alles herhalten: Depressive sind traurig, Depressive wollen nicht mehr leben, Depressive muss man einfach mal aufmuntern und Depressionen kĂśnnen einen anfallsartig aus heiterem Himmel ereilen. AuĂ&#x;erdem werden Depressionen gerne als Grund fĂźr Arbeitsunfähigkeiten gesehen, wenn man mal gerade nicht gut drauf ist.Neuerdings werden Depressive als potentielle Selbstmordattentäter gesehen. Insbesondere bei den Medien wird mit dem Begriff umhergeworfen, als wären unsere Journalisten allesamt Experten auf diesem Gebiet. Doch wie so oft klaffen Anspruch und Wirklichkeit bei den Redakteuren auseinander. Denn nichts von dem oben genannten trifft den Kern der Depression. Immer mehr Studien zeigen, dass es sich bei Depressionen um eine Erkrankung unseres Stresssystems handelt. Die sogenannte HPA-Achse (englisch fĂźr Hypothalamus, Hypophyse und Nebenniere), an dessen Ende die Cortisol-AusschĂźttung steht, scheint nicht mehr in der Lage zu sein, die benĂśtigte Menge Energie fĂźr unser Gehirn freizusetzen, wenn sie benĂśtigt wird. Da jeder einzelne Gedanke, ja jeder Denkprozess Energie kostet, kĂśnnen die Prozesse folglich nicht stattfinden, wenn die benĂśtigte Energie nicht bereitgestellt werden kann. Der Psychologe sagt, wir seien dann nicht mehr schwingungsfähig, das heiĂ&#x;t unsere Stimmung ist festgefahren. AuĂ&#x;erdem fehlt uns Konzentration und Merkfähigkeit. Voraus geht meist eine langwierige

Depressionen fßhren in der Regel nie zu aggressivem Verhalten, sondern eher zum Rßckzug. Es fehlt schlicht die Energie, um aktiv andere zu schädigen. Foto: Fotolia.com

Belastung unseres Stresssystems. Schnell wird klar, dass man nicht ßber Nacht depressiv wird. Traurig sein und Selbstmordgedanken sind nicht Teil der Erkrankung, sondern sicherlich als Folge anzusehen. Der dramatische Flugzeugabsturz hat das Thema Depression aber wieder in die Medien geworfen, die direkt spekuliert haben, dass ein SelbstmÜrder, der unzählige Menschen mit in den Tod gerissen hat, ja unter Depressionen

wie beim Germanwings-Absturz. Depressive brauchen eine Behandlung, keine Bestrafung. Sie sind nicht ansteckend und vor allem ßberhaupt nicht gefährlich. Behandelt werden mßssen dagegen inkompetente Journalisten, die sich zu mehr berufen fßhlen. Denn sie wissen in der Viele Menschen machen in ih- Regel ßber Vieles wenig, aber rem Leben depressive Episoden ßber Wenig viel. Das schäddurch. In diesen Phasen ziehen liche Halbwissen nutzen sie dasie sich meist zurßck, melden gegen, um zahlreiche depressich krank, planen aber kei- sive Menschen nachhaltig zu ne Selbstmorde oder Attentate diskreditieren. leiden mßsse. Die ersten Forderungen werden nun laut, dass Depressive nicht mehr als Pilot oder Co-Pilot fliegen dßrften. Das ist - ehrlich gesagt hanbßchener Schwachsinn.

Schädliches Halbwissen inkompetenter Journalisten

Zecken sind auch schon bei Kälte aktiv BLUTSAUGERÂť Ab fĂźnf Grad werden die Zecken schon aktiv. Impfung schĂźtzt vor FSME. Jena. Trotz der teils immer noch frostigen Nächte sind die Zecken schon aktiv. Sie benĂśtigten am Tag noch etwas Zeit, um auf „Betriebstemperatur“ zu kommen und dann auf Wirtssuche zu gehen, sagte Christine Klaus vom Institut fĂźr bakterielle Infektionen und Zoonosen in Jena. Am häufigsten seien sie deshalb im Moment „ßber die Mittagszeit, vor allem an sonnigen und windstillen Plätzen auf Wiesen, an Waldrainen und auch im noch sehr lichten Laubwald anzutreffen“. Die Zecken-Expertin rät, nach einem Spaziergang in der Natur die Kleidung und den KĂśrper nach Zecken abzusuchen. Zudem

tigt. Es seien selbst Gärten betroffen, „die sehr gepflegt und mehrere hundert Meter vom Wald entfernt sind“,erklärte die Parasitologin Ute Mackenstedt. Vermutlich verbreiten demnachVĂśgel sowie grĂśĂ&#x;ere Hausund Wildtiere wie FĂźchse und Rehe Zecken Ăźber grĂśĂ&#x;ere Distanzen. Die Forscher haben seit vergangenem Sommer rund 60 Gärfrischen. Das Jenaer Institut ist ten im GroĂ&#x;raum Stuttgart unzugleich Nationales Referenz- tersucht. Je näher sie am Wald labor fĂźr durch Zecken Ăźber- liegen, desto mehr Zecken gibt es. Aber auch 500 Meter vom tragene Krankheiten. Zecken lauern nicht nur in Wald entfernt fanden die ForWäldern und auf Wiesen auf scher noch etwa ein FĂźnftel des Wirte. Auch Gärten sind Ze- Zeckenanteils von Waldrandckengebiet, wie eine am Diens- grundstĂźcken. Gärten ohne tag verĂśffentlichte Studie der Unterholz mit sehr kurzem RaUniversität Hohenheim bestä- sen haben demnach zwar wenisei jetzt auch ein guter Zeitpunkt, um den aktuellen Impfschutz gegen die von Zecken Ăźbertragene FrĂźhsommerMeningoÂŹenzephalitis (FSME), eine virusbedingte Hirnhautoder GehirnentzĂźndung, zu ĂźberprĂźfen und notfalls aufzu-

142 Kreise in Deutschland sind FSME-Risikogebiete

ger Zecken, aber ganz frei von den Blutsaugern sind auch sie nicht. GewĂśhnlich werden Zecken bei Temperaturen ab etwa fĂźnf bis sieben Grad Celsius aktiv. In der Regel halten die achtbeinigen Blutsauger von November bis Ende Februar Winterruhe. Allerdings beobachten Experten seit geraumer Zeit, dass sie wegen des Klimawandels und milder Winter ihre Aktivitäten ausweiten. „Heute finden wir das ganze Jahr Ăźber aktive Zecken“, erklärte Mackenstedt. Derzeit gelten laut Robert-Koch-Institut (RKI) 142 Kreise in Deutschland als FSME-Risikogebiete. Dazu zählen fast ganz Bayern und Baden-WĂźrttemberg.


Bewegung

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In Bewegung bleiben Lungenkranke meiden oft Anstrengungen. Ein Fehler, sagen Experten. Das passende Sportprogramm kann helfen. Foto: Jürgen Fälchle - Fotolia.com

Hirndoping: immer gefragter AUFPUTSCHMITTEL» Immer mehr Menschen greifen zu Aufputschmitteln. Die Wirkungen

werden meist überschätzt, Nebenwirkungen dagegen oft unterschätzt.

Berlin. In Stresssituationen greifen mehr und mehr Beschäftigte zu Aufputschmitteln. Bis zu fünf Millionen haben schon einmal verschreibungspflichtige Medikamente zur Stimulierung genommen, ohne krank zu sein, so eine Schätzung der Krankenkasse DAKGesundheit. Sie versuchen so, ihr geistiges Leistungsvermögen zu stimulieren, um länger durchzuhalten, sie betreiben Hirndoping. Eine Million – oder ein bis zwei Prozent der Beschäftigten – tun dies inzwischen regelmäßig. Das scheint zunächst nicht viel. Allerdings lässt die Entwicklung in den USA, wo sich je nach Studie bis zu 35 Prozent der Beschäftigten dopen, nachdenklich stimmen. Dies könnte auch zu einer Gefahr für Deutschland werden. Falls es gelingen sollte, Medikamente mit leistungssteigender Wirkung zu entwickeln, die weniger Nebenwirkungen und Gesundheitsrisiken aufweisen, könnte sich der Konsum deutlich erhöhen. Das könnte dann ein lukrativer Markt werden. Doping war bis in die 1970er Jahre gesellschaftlich mehr akzeptiert. Daher gibt es heute auch eine relativ große Akzeptanz bei verschreibungspflichtigen Medikamenten. Auch ist die Hemmschwelle nicht so hoch wie bei illegalen Drogen. Denn der Arzt muss ja schließlich wissen, was er verschreibt. Neben Ärzten, die solche stimulierenden Arzneimittemittel verschreiben, sind Kollegen, Freunde, Familie und vor allem auch der Versandhandel weitere Bezugsquellen. Der Handel über das Internet - und der nimmt zu - ist aber sehr riskant,

Ergotherapie hilft gut bei Demenz BERICHT» Maßnahmen für mehr Selbständigkeit.

Die geistige Fitness wird durch Aufputschmittel nicht unbedingt besser.

da viele Fälschungen unterwegs sind. Patientenwünsche bei Prüfungsangst würden schon mal erfüllt, sagt Hans-Dieter Nolting, der die DAK-Studie betreute. Studenten seien im übrigen die wichtigste Gruppe unter den Konsumenten von verschreibungspflichtigen stimulierenden Arzneimitteln. Allerdings dürfte bei ihnen die Grenze zwischen Stress beim Lernen und Spaß bei der Party fließend sein, meint Nolting. Die Wirkung des Hirndopings wird laut DAK über-, die Nebenwirkung unterschätzt. Herzrhythmusstörungen, Schwindel, Kopfschmerzen,

Nervosität und Schlafstörungen sind noch die harmloseren Folgen. Es kann auch zu Abhängigkeit und Persönlichkeitsveränderungen kommen. Wirkung und Nebenwirkung stehen langfristig in keiner Relation zum Nutzen -

Köln. Ergotherapie hat positive Effekte bei mittlerer und schwerer Demenz. Sie verbessert die Lebensqualität und den Gemütszustand von Demenzkranken. Das berichten Wissenschaftler im Health Technology Assessment-Bericht (HTA-Bericht) des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information. Wichtig sei, dass die Therapiemaßnahmen an die jeweiligen Bedürfnisse des Patienten angepasst sind. Neben der Entlastung der Patienten und ihrer Angehörigen im alltäglichen Leben, kann die Ergotherapie dazu beitragen, dass Demenzkranke bis zu eineinhalb Jahre später ins Heim kommen. Zudem können dem HTA-Bericht zufolge gegebenenfalls Kosten eingespart werden, da die ergotherapeutischen Maßnahmen den medizinisch-pflegerischen Foto: Fotolia.com Aufwand reduzieren. Die Auswirkungen sind je werde man als Militärpilot ge- nach Behandlungsverfahren radezu verpflichtet zu dopen, unterschiedlich: Kognitive Stium den Kampfjet länger fliegen mulation verzögert bei leichter zu können. Doch es seien keineswegs hoch qualifizierte Berufsgruppen, die besonders viel mit Medikamenten dopen, meint DAK-Chef Herbert Rebscher. Die Quote der Beschäftigten, die Medikamente zur Leistungssteigerung oder bis mittlerer Demenz den geiStimmungsverbesserung ge- stigen Abbau und vermindert nommen haben, steige vielmehr Verhaltensauffälligkeiten. In mit abnehmender Qualifizie- allen drei Stadien der Demenz rung. „Doping am Arbeitsplatz hilft die Stimulation für das Soist mittlerweile beim Otto Nor- zialverhalten und tägliche Akmalverbraucher angekommen”, tivitäten. In Kombination kann sagt Rebscher. Verschreibungs- das Training Lebensqualität, pflichtige Medikamente als Stimmung und Gesundheitszukleine Helfer der kleinen Leute. stand verbessern.

Die Wirkung wird meist deutlich überschätzt im Gegenteil, je häufiger man sich so stimuliert, umso wahrscheinlicher endet das im Burnout, macht Nolting deutlich. Und er nennt auch gleich die Berufsgruppen die zugänglich für Doping sind: Chirurgen, Piloten im privaten wie im militärischen Bereich. In den USA


8 Bewegung

www.gesundheitsbote.com

Bernd Schranz

VITALIS GESUNDHEITSZENTRUM Düsseldorf

Ihr Ansprechpartner

S

ie erreichen ihn im Vitalis Gesundheitszentrum unter der Nummer 0211 / 791080 oder unter düsseldorf@gbote.com.

Gesunde Kurse MONTAG, 11.00 UHR

REHAZIRKEL

Der Kurs umfasst 60 Minuten Ganzkörpertraining an den Kraftgeräten zum Muskelaufbau oder zur Ausdauersteigerung.

MITTWOCH, 14.00 UHR

REHA-GYMNASTIK

Der Kurs umfasst Übungen, die in der Gruppe mit dem Ziel der Verbesserung der Koordination und Flexibilität.

DONNERSTAG, 18.00 UHR

PILATES WIRBELSÄULE

Mit Pilates für die Wirbelsäule stärken Sie Ihren Rücken, verbessern die Beweglichkeit und die Koordination der Rückenmuskeln. Mehr Kurse finden Sie unter www.vitalisgesundheitszentrum.de

Allergien treten bei Betroffenen immer früher auf München. Wer allergisch ist

gegen Frühblüher, hat dieses Jahr schon im Januar den Frühling spüren können. Seitdem blühen Hasel und Erle, nun folgen die Birken und treiben Pollenallergiker in die Sprechstunden. In den kommenden warmen Wochen rechnen Allergologen mit einer weiteren Zunahme des Pollenflugs. Dementsprechend empfehlen die Experten sensibilisierten Patienten, rechtzeitig die Medikamente höher zu dosieren. Das sei günstiger, als den Beschwerden hinterherzuhängen. Damit die Patienten so gezielt reagieren könnten, müsse jedoch im Vorfeld eine entsprechende Allergiediagnostik durchgeführt werden. Städte sind für Pollenallergiker übrigens nicht notwendig die „sichereren“ Aufenthaltsorte als das Land. Inzwischen gibt es Hinweise, dass Pollenallergene unter dem Einfluss von Umweltgiften vermehrt freigesetzt werden.

Sort ist nur nachhaltig gesund, wenn man am Ball bleibt. Sport-Reisen bieten einen guten Einstieg.

Foto: Fotolia.com

Mit System zu regelmäßigem Training ÂSich  für zwei Wochen zu motivieren gelingt fast jedem. Doch dauerhaft am Ball zu bleiben klappt nur mit dem richtigen System. VON DOMINIC KRUTZ

A

ls Fitnesstrainer mache ich immer wieder die Erfahrung, dass der 1. Schritt für viele Menschen der Schwierigste ist. Es gilt den inneren Schweinehund zu besiegen und dann kann das Training beginnen.

Fixe Termine setzen Somit bekommst du Routine in deinen Tagesablauf und Trainingsplan. Versuche dringend die Termine einzuhalten. Wenn Trainingseinheiten aufgrund von geschäftlichen Terminen bzw. Krankheit nicht wahrgenommen werden können, dann lass dich davon nicht demotivieren und starte am nächsten Tag durch.

Der Ort für deine Sporteinheit sollte in unmittelbarer Nähe zur Wohnung bzw. Arbeitsstätte sein Ein langer Anfahrtsweg ist vergeudete Trainingszeit und könnte auf Dauer demotiviert wirken. Natürlich hat nicht jeder den Luxus eine Sportstätte direkt in unmittelbarer Nähe zu haben. Dann nimm doch die

Sportkleidung direkt mit zur Arbeit. Somit kannst du direkt nach der Arbeit ins Fitnessstudio fahren und musst nicht noch nach der Arbeit den lästigen Kampf gegen die gemütliche Couch gewinnen. Oder du startest deine Laufeinheit von der Wohnungstür. Die frische Luft tut gut und gibt Kraft für einen stressigen Arbeitsalltag.

Finde die passende Sportart Spaß an der Sache ist einer der wichtigsten Faktoren für eine langfristige Motivation! Im Prinzip gilt das im jeden Bereich. Sei es beim Sport oder auf der Arbeit. Deshalb ist es wichtig, die richtige Sportart für sich zu finden. Nicht jeder ist ein Ausdauerläufer oder Kraftsportler. Nicht jeder mag Gruppenkurse oder stupides Hanteltraining. Besuche die unterschiedlichsten Kurse in deinem Sportstudio und finde das richtige für dich.

Fitnessstudio. Sportanfänger sollten sich auf jeden Fall fachkundig beraten lassen. Laufanfänger sollten sich nach einem örtlichen Lauftreff erkundigen. Oftmals werden diese Lauftreffs von erfahrenden Läufern begleitet, sodass Erfahrungen und Tipps ausgetauscht werden können.

Realistische Ziele setzen

sich gegenseitig motiviert und an schwachen Tagen lässt man sich nicht hängen.

Belohne dich Du hast deinen gesetzten Meilenstein erreicht und intensiv gearbeitet. Dann belohne dich für dein Durchhaltevermögen.

Bringe Abwechslung ins Trainingsprogramm

Fange langsam an. Dein Körper braucht eine gewisse Eingewöhnungszeit. Muskelkater sind demotivierend und zudem eine gute Ausrede, um das

Immer dieselbe Laufstrecke? Ändere deine Gewohnheiten und deine Motivation wird es dir danken. Dominic Krutz ist unser Experte für Sportmotivation, Fitness- und Wellnessreisen. Weitere Infos zum Thema Fitness & ReiTraining ausfallen zu lassen. sen unter www.mimind.de Weiterhin ist z.B. eine Zielset- oder 02132 68 59 193 zung, 20 Kilo innerhalb von 2 Wochen abzunehmen unrealistisch und dazu noch vollkommen ungesund.

Sportreisen sind ein guter Einstieg

Starte sofort Schiebe dein aktiveres und somit gesünderes Leben nicht vor sich her. Fange noch heute an deine Trainingseinheiten festzusetzen bzw. mache doch einen Termin bei deinem örtlichen

Betreibe Sport in der Gruppe oder mit deinem Partner Gruppensport ist in vielen Befragungen einer des größten Motivationsfaktoren für sportliche Betätigungen. Hier werden soziale Kontakte gepflegt,


Aktuelles 9

Ihre Gesundheitszeitung

Fitte Menschen haben seltener Krebs PRĂ„VENTIONÂť KĂśrperliche Bewegung schĂźtzt vor bĂśsartigen Tumorerkrankungen.

D

ass regelmäĂ&#x;iger Sport Herz und Kreislauf gesund hält, ist allgemein anerkannt, und dass er vor Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen Folgen der Atherosklerose schĂźtzt, erscheint plausibel. Das Sport darĂźber hinaus eine präventive Wirkung gegen Krebserkrankungen hat, lässt sich nicht so einfach nachvollziehen. Die Vermeidung von Ăœbergewicht, Insulin-Resistenz und dieVerminderung von EntzĂźndungsmarkern im Blut sind mĂśgliche Ansatzpunkte, doch die entsprechenden Belege fehlen weitgehend. Susan Lakoski von der Universität von Vermont in Burlington legt hierzu jetzt eine Auswertung zu 13.949 männlichen Klienten der Cooper Clinic in Dallas vor, die sich auf die sportmedizinische Prävention spezialisiert hat. Die dortigen Ă„rzte fĂźhren bei allen Personen ergometrische Tests durch. Dabei wird die maximale kĂśrperliche Belastbarkeit gemessen. Einheit ist das metabolische Ă„quivalent (MET). Lakoski hat die MET-Ergebnisse mit späteren Krebserkrankungen im Rentenalter in Beziehung gesetzt, wozu sie die Abrechnungsdaten der staatlichen Alterskrankenversorgung Medicare ausgewertet hat. Während der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 6,5 Jahren wurde bei 1.310 Männern Prostatakrebs, bei 200 Lungenkrebs und bei 181 Darmkrebs diagnostiziert. Die Auswertung ergab, dass die Männer in der obersten Fitness-

REHA-Sport Rehasport wird vom Arzt verordnet

Sport erhÜht nicht nur rasch die Lebensqualität. KÜrperliche Bewegung kann auch das Risiko, an Krebs zu erkranken, deutlich senken. Foto: Fotolia.com

Kategorie, die eine Leistung von durchschnittlich 13,0 MET erzielt hatten, ein um 55 Prozent geringeres Risiko hatten, an einem Lungenkrebs zu erkranken. Fßr Darmkrebs ermittelte Laborski einen Rßckgang um 44 Prozent, während die Zahl der Prostatakrebsdiagnosen bei den fittesten Männern zu 22 Prozent häufiger waren. Die letzte Zahl ist erklärungsbedßrftig. Laborski

aber auch die niedrigere Zahl von Lungenkrebs und Darmkrebserkrankungen erklären. Menschen, die täglich joggen, rauchen vielleicht seltener, und sie ernähren sich vielleicht auch gesĂźnder. Diese und andere „Wechhier zu einer deutlichenVerbes- selwirkungen“ kann die Studie serung der FrĂźherkennung, was nicht sicher ausschlieĂ&#x;en. Beim eine hĂśhere Zahl von Prostata- Rauchen liegen keine Angaben krebsdiagnosen zur Folge hat. zur Menge der gerauchten ZiAuf ähnliche Weise lieĂ&#x;en sich garetten vor. glaubt, dass Männer, die auf ihre kĂśrperliche Fitness achten, auch häufiger zur Krebsvorsorge gehen. Der PSA-Test fĂźhrt

Sport hat die grĂśĂ&#x;te präventive Wirkung

„„Viele Menschen mit chronischen Krankheiten oder anderen kÜrperlichen FunktionsstÜrungen, z.B. der Muskeln und Gelenke, entscheiden sich fßr Rehasport im Verein, um den Erfolg ihrer Behandlung zu stßtzen.

„„Rehasport wird auf Ihre individuellen kĂśrperlichen und gesundheitlichen BedĂźrfnisse abgestimmt. Die Qualität wird durch den BehindertensportMISSBRAUCHÂť Medikamenten-Einnahme vor Belastungen kann langfristige Folgen haben. verband, die betreuenden Ă„rzte und die qualifizierten ĂœbungsDer DGSP-Ehrenpräsi- freie Leistung zum Beispiel men, kĂśnnten Schmerzmit- leiter sichergestellt. Art und Remscheid. Die Deutsche Gesellschaft fĂźr Sportmedi- dent weist darauf hin, dass es beim Marathonlauf ermĂśgli- tel sogar zu akuten Schäden Intensität des Rehabilitatizin und Prävention (DGSP) unklar sei, ob nichtsteroidale chen. Bei Verschiebungen im fĂźhren. Bei längerer Einnah- onssports wird anhand der Verwarnt professionelle Ath- Schmerzmittel Ăźberhaupt ei- Salzhaushalt, die bei langen me drohten die bekannten ordnung in enger Abstimmung zwischen den Ă„rzten und den leten und Breitensportler da- ne Verbesserung oder schmerz- Ausdauerleistungen vorkom- Nebenwirkungen. Die Fachgesellschaft weist zertifizierten Ăœbungsleitern bevor, ohne ärztlichen Rat Medidarauf hin, dass Medikamen- stimmt. kamente einzunehmen, um ihr tenmissbrauch im Sport nicht Befinden beim Sport zu verbesnur Doping sei, sondern neben „„Die Erfahrung zeigt, dass sern. Im Fokus der Fachgesellden Schmerzmedikamenten durch eine langfristig angelegte schaft stehen dabei besonders auch Diuretika zur Gewichts- und aktiv ausgerichtete BetreuSchmerzmedikamente. abnahme oder Beruhigungs- ung eine deutliche Verbesse„Wer Schmerzen hat, sollte mittel zur Vermeidung von rung der Beschwerden zu erziein jedem Fall zunächst einen Zittern umfassen. Nahrungs- len ist. Arzt oder Sportarzt aufsuergänzungsmittel und Kreachen, wer verletzt ist, sollte seitinin stellten eine Grauzone „„Die Leistungen des RehaVine Blessur auskurieren und auf dar. „Hier bestehen vor allem talisPlus e.V. sind von allen Koandere Sportarten wie AquaGefahren durch Verunreini- stenträgern anerkannt und die jogging ausweichen“, sagte gungen“,so LĂśllgen. KostenĂźbernahme nach Bewillider DGSP-Ehrenpräsident Es ist daher unverständlich, gung gesichert. Herbert LĂśllgen. Er betonte, dass ein Medikamenten-MiĂ&#x;Schmerzen seien ein Warnzeibrauch auch im Amateur-Sport chen des KĂśrpers. Wer dennoch stattfindet, weil hier der Sport Sport treibe, riskiere langfrikeine existenzielle Bedeutung stige Schäden. „Wundermittel hat, trotzdem aber groĂ&#x;e Ribei Verletzungen gibt es nicht“, so LĂśllgen. Sport: Bei Schmerzen lieber aufhĂśren. Foto: Fotolia.com siken eingegangen werden.

Sportmediziner warnen vor Medikamenten


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Aus der Praxis Impfen bald ohne Nadel möglich Berlin. In den nächsten drei

bis fünf Jahren soll es möglich sein, die Menschen auch ohne Nadel zu impfen. Entwickelt wurden jetzt zwei Systeme, die flüssige und feste Impfstoffe durch hohen Druck unter die Haut bringen können. Die neue Impftechnologie stellte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka vor. „Dank der Material¬forschung wird das Impfen künftig kinderleicht. Die Angst, die viele Menschen vor einer Spritze haben, entfällt“, erklärte sie. Neben der leichten Handhabung würden die Vorteile der Einmal-Systeme in der kosten-günstigen Produktion und ihrer sofortigen Anwendbarkeit liegen, da sie bereits mit dem Wirkstoff befüllt geliefert werden, ergänzte Stefan Henke, Geschäftsführer der Innovative Injektions-Systeme GmbH, die die auf Volumen, Dichte und Viskosität anpassbaren Applikatoren entwickelte. Gleichzeitig gab Bundesministerin Wanka den Start des neuen Forschungsprogramms „Vom Material zur Innovation“ bekannt, das der Produktionsforschung neue Impulse geben soll. Da es erfahrungsgemäß etwa zehn Jahre dauere, bis aus einer Idee ein Produkt wird, ist das Förderprogramm bis zum Jahr 2024 angelegt. Das Bundes¬forschungs¬ministerium fördert das Projekt mit rund einer Milliarde Euro. Es ist Teil der neuen Hightech-Strategie, mit der die Bundesregierung Verbindungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft knüpfen will.

15 Minuten Bewegung bessern Lebenserwartung Frankfurt. Bereits 15 Minuten Bewegung in der Mittagspause steigern Konzentration und Wohlbefinden – und nach neuesten Studien sogar die Lebenserwartung. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) hingewiesen. Demnach habe eine Großstudie mit über 400.000 Teilnehmern gezeigt, dass schon 15 Minuten normale tägliche Bewegung ausreichen, die Lebenserwartung gegenüber inaktiven Personen deutlich zu steigern. Bislang galt ein Minimum von 30 Minuten Bewegung pro Tag als Standard. Der DGSP zufolge beugen selbst kleine, nur anteilig aktiv zurückgelegte Arbeitswege wie der Fußweg zum Bus oder das Fahrrad zum Bahnhof Übergewicht, Fettund Zuckererhöhung vor.

Händedesinfektion ...bedeutet nicht, die Hände anzufeuchten. Um Bakterien abzutöten muss man schon 30 Sekunden Wirkzeit einkalkulieren. Foto: contrastwerkstatt - Fotolia.com

Milch macht nicht krank ERNÄHRUNG» Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind keine Krankheiten. Außerdem

treten sie deutlich seltener auf, als die meisten glauben.

N

ahrungsmittelunverträglichkeiten liegen im Trend. Gönnte man sich früher einen schönen Urlaub oder ein neues Auto, so gehört heute die Unverträglichkeit gegen verschiedene Lebensmittel zum guten Ton. In der Ärzteschaft ist man mittlerweile nahezu zweigeteilt: die einen schlagen Profit daraus, die anderen sind einfach nur genervt. Denn: diese „Nahrungsmittelunverträglichkeiten“ sind keine Krankheit und bedürfen auch keiner Behandlung. Außerdem gibt es sie faktisch gar nicht und gesundheitliche Folgen haben sie schon mal gar nicht. Echte Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind sehr selten. Dazu zählt zum Beispiel die Zöliakie. Die Zöliakie ist eine Glutenunverträglichkeit, charakterisiert durch eine chronische Erkrankung der Dünndarmschleimhaut aufgrund einer Überempfindlichkeit gegen Bestandteile von Gluten, dem in vielen Getreidesorten vorkommenden Klebereiweiß. Die Unverträglichkeit bleibt lebenslang bestehen, sie ist zum Teil erblich und kann derzeit nicht ursächlich behandelt werden. Durch glutenhaltige Nahrungsmittel entsteht eine Entzündung der Dünndarmschleimhaut mit oft ausgedehnter Zerstörung der Darmepithelzellen. Dadurch können Nährstoffe nur schlecht aufgenommen werden, sie verbleiben großteils unverdaut im Darm. Die Symptome und die Schwere des Krankheitsbildes können sehr unterschied-

Milch: Heißgeliebt und gefürchtet. Dabei bewirkt sie weder Wunder, noch ist sie schädlich.

Foto: Fotolia.com

mer älter. Trotzdem soll die Milch für ein vorzeitiges Ableben verantwortlich sein. Doch die Studien dazu sind sehr vage und teilweise unseriös. Auch glauben immer mehr Menschen, sie leiden an einer Laktose-Intoleranz. Auch hier gilt: das ist keine Krankheit. Böse Zungen sagen, Milch sei für laktoseintolerante Menschen nichts anderes als ein wohlschmeckendes Tests durchgeführt, dann lei- Abführmittel. Und genauso ist den die Wenigsten tatsächlich es eigentlich. Nach dem Genuss an einer Glutenunverträglich- von Milch entwickeln sich ca. 30 keit. Trotzdem werden Massen Minuten später massive Bauchan Menschen verrückt gemacht. schmerzen und anschließend Ähnlich verhält es sich bei Durchfall. Danach ist bereits Milch. Jahrzehntelang genie- alles wieder vorbei. Dabei treten die Beschwerßen wir Milch und werden imden nach unterschiedlichen Mengen auf. Manche vertragen problemlos ein ganzes Glas, manche reagieren schon auf 100ml. Sicherlich ist es unsinnig, auf laktosefreie Medikamente zu bestehen. Die Mengen sind hierbei so gering, dass sie keine Beschwerden auslösen können. Erschreckend ist aber inzwischen, dass alles zu Krankheiten hochstilisiert wird. Dabei ist es ganz normal, dass man auf verschiedene Nahrungsmittel unterschiedlich reagiert. Bekomme ich nach Milchgenuss Durchfall, dann trinke ich zukünftig einfach eben weniger oder gar keine Milch mehr. Den Arzt sollte man bei solchen Problemen nicht aufsuchen, da es sich dabei um nichts krankGlutenunverträglichkeiten sind selten und verursachen erhebliche Darmprobleme. Foto: Fotolia haftes handelt. lich sein, was das Erkennen erschwert. Mögliche Symptome sind Gewichtsverlust, Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Depressionen und im Kindesalter eine Gedeihstörung (verlangsamte körperliche Entwicklung). Eine nicht therapierte Zöliakie erhöht die Gefahr eines Non-Hodgkin-Lymphoms (ein Lymphknoten-Krebs) sowie wahrscheinlich auch von Karzinomen des Verdauungstrakts, insbesondere einem Dünndarmlymphom. Zöliakie geht bei fünf bis zehn Prozent der Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 1 einher. Die Behandlung der Zöliakie besteht derzeit ausschließlich in einer

glutenfreien Diät. Produkte bei Glutenunverträglichkeit haben inzwischen Hochkonjunktur. Dabei glauben deutlich mehr Menschen daran, an einer Glutenunverträglichkeit zu leiden, als dies tatsächlich der Fall ist. Werden bei diesen Patienten seriöse

Weglassen ist die einfachste Therapie


Aktuelles 11

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Erste Hilfe: Kürzer und prägnanter KURSE» Erste-Hilfe-Kurse sollen weniger Theorie, dafür mehr Praxis enthalten Bonn. Stabile Seitenlage, Herzdruckmassage und den Puls feststellen - was die Teilnehmer in den Erste-Hilfe-Kursen bisher in zwei Tagen gelernt haben, soll seit dem 1. April bereits nach einem Tag angewendet werden können. Damit in Notsituationen jeder Handgriff sitzt, setzen die Rettungsdienste in der Ausbildung nun verstärkt auf Praxisübungen anstatt medizinischer Theorie und Frontalunterricht. Rund 40 Prozent der Deutschen glauben laut einer aktuellen Studie der JohanniterUnfall-Hilfe, dass Menschen Verletzten in Unfallsituationen nicht helfen, weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen. Obwohl 99 Prozent der Menschen in Deutschland gute Erste-Hilfe-Kenntnisse wichtig finden, liegt bei jedem Fünften der Kurs mehr als fünf Jahre zurück, bei jedem Dritten sogar mehr als zehn Jahre, wie die Bundesarbeits¬gemeinschaft Erste Hilfe (BAGH) bedauert.

Alle verpflichtenden Erste-Hilfe-Kurse mit derselben Stundenzahl

STUDIE» Untersuchung kann gezielt Probleme aufdecken.

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Erste Hilfe von Laien kann oft Leben retten.

zahl. In kleinen Gruppen sollen die Kursteilnehmer immer abwechselnd die Perspektive von Durch die beschlossene Ver- Rettern und Betroffenen einkürzung soll sich das ab dem 1. nehmen, erklärt Sick. Auch ein April ändern. Die Deutschen Blick von Außen auf eine simuerlernen die lebensrettenden lierte Notfallsituation stehe auf Sofortmaßnahmen nun in neun dem Stundenplan. anstatt der bisher vorgesehenen 16 Unterrichtsstunden von je- Fahrschüler müssen jetzt weils 45 Minuten. Moderner, neun statt acht Stunden straffer, praxisnaher und ein- lernen heitlicher soll die Erste-HilfeAusbildung dadurch werden. Die Stundenzahl der auf den „Die Anforderungen an Erst- Straßenverkehr spezialisierten helfer am Unfallort sind immer Kurse für Fahrschüler dieselben - deshalb kann es aus wird von bisher acht auf unserer Sicht nur eine Erste- neun Stunden angehoHilfe-Hilfe geben”, findet der ben. „Dafür wird auch Bereichsleiter für Bildung, Er- viel mehr trainiert, daziehung und Ehrenamt bei den mit die oft jungen Menschen Johannitern, Ralf Sick. auf Notsituationen vorbereiDas bedeutet: Ob lebens- tet sind”, erklärt die Erste-Hilrettende Sofortmaßnahmen fe-Expertin vom Deutschen für Führerscheinanwärter Roten Kreuz (DRK), Susanoder Ausbildung von Betriebs- ne Pohl. Unter das Schlagwort helfern - alle verpflichtenden Modernisierung fällt hier auch Erste-Hilfe-Kurse umfassen in der verstärkte Einsatz moderZukunft die gleiche Stunden- ner Medien. Filme, digitale Me-

dien oder ein computerunterstütztes Lernprogramm sollen den Teilnehmern die Grundlagen der Soforthilfe in Notsituationen über die Praxisübungen im Kurs hinaus näher bringen und helfen, die Inhalte zu verinnerlichen. Mehr Praxis im Kurs bedeutet auch mehr Motivation für die Teilnehmer, findet der Pressesprecher des Malteser Hilfsdienstes, Klaus Walraf. Durch den neuen Schwerpunkt in der Ausbildung sollen die Teilneh-

Foto: Fotolia.com

was zu tun ist, bevor der Krankenwagen vor Ort ist. Durch das neue Ausbildungs-Konzept sollen sie Kurs-Teilnehmer bereits nach der zweiten Doppelstunde in der Lage sein eine Herzdruckmassage durchzuführen.

mer schneller in der Lage sein, intuitiv zu handeln. „Die meisten Notsituationen, in die man gerät, geschehen nicht auf der dunklen Landstraße. Sie passieren im persönlichen Umfeld: auf dem Weg zur Arbeit oder in der Familie”, so Walraf. Dann komme es darauf an, zu wissen,

Auch das Thema Auffrischung habe man bei der verkürzten Erste-Hilfe-Ausbildung im Hinterkopf gehabt, erzählt Pohl. Um dauerhaft und effektiv in Notsituationen helfen zu können, empfehlen die Rettungsdienste, alle zwei bis drei Jahre einen Wiederholungskurs zu besuchen. Dieser müsse dann nicht den Umfang eines Grundkurses haben, sondern könne in rund 90 Minuten absolviert werden, erklärt die Erste-HilfeExpertin des DRK.

Geschäftliches Frühstück: Bessere Entscheidungen PSYCHOLOGIE» Entscheidungsfreude ist am Vormittag immer noch am größten.

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verbinden. Es wird daher von vielen Experten empfohlen, so häufig wie möglich nicht alleine frühstücken zu gehen, sondern diese Zeit mit einem Kunden oder Lieferanten zu verbringen. Für solche Gespräche ist das Frühstück geradezu ideal: Es ist eine kostengünstige und schnelle Angelegenheit – sowohl in der Bestellung als auch in der Abwicklung. Die Frage alko-

holischer Getränke stellt sich nicht. Kurzfristige Terminverschiebungen sind unwahrscheinlich. Der zeitliche Rahmen ist überschaubar. Große Belastungen aus dem Tagesgeschäft nehmen Sie nicht mit ins Gespräch. Sollte das Gespräch direkte Handlungsoptionen eröffnen, haben Sie den Tag noch vor sich, um direkt darauf eingehen zu können. Ein weiteres Argument für

ei Paaren mit unterfülltem Kinderwunsch kann es sich lohnen, die Schilddrüsenfunktion beider Partner genauer zu untersuchen. Deshalb empfehlen Endokrinologen, bei unterfülltem Kinderwunsch die Schilddrüsenfunktion beider Partner genauer unter die Lupe zu nehmen. Wie Privatdozent Dr. Onno E. Janßen vom Endokrinologikum Hamburg in einem Übersichtsartikel berichtet, leiden Frauen mit Fruchtbarkeitsproblemen häufig unter Schilddrüsenfunktionsstörungen. So wirkten sich sowohl eine Unter- wie auch eine Überfunktion der Schilddrüse bei ihnen nachteilig aus. Frauen mit einer Unterfunktion haben Janßen zufolge ein zweifach erhöhtes Risiko für eine Unfruchtbarkeit. Im Labor finden sich immerhin bei fünf bis zwölf Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter Schilddrüsenfunktionsstörungen, manifeste Störungen bei zwei Prozent. Eine Überfunktion ist meist Fol-

Empfehlung: Alle zwei bis drei Jahre einen Wiederholungskurs

Angst ist kein Grund, erste Hilfe zu unterlassen

in altes Sprichwort besagt:“Frühstücke wie ein König, esse zu Mittag wie ein Edelmann und abends wie ein Bettelmann.”Das Frühstück als wichtigste Mahlzeit des Tages? Das gilt für viele meist nur sonntags. Unter der Woche fehlt dafür die Zeit. Dabei gibt es gute Gründe dafür, das Frühstück ausgiebig zu genießen – und gleich mit dem ersten Gesprächstermin des Tages zu

Schilddrüse stört Kinderwunsch

mehr Frühstückstermine: Sie unterliegen keinen Konventionen wie bei Mittag- oder Abendessen, sprich: Sie haben die Hände frei und können sich auch eine Präsentation oder gemeinsame Unterlagen durchschauen, ohne dass dies jemanden stört. Schließlich ist selbst Zeitunglesen beim Frühstück als Bildungslektüre anerkannt. Und bis auf den Kaffee kann nichts kalt werden.

ge eines Morbus Basedow und kommt bei 0,2 Prozent aller Schwangeren vor. Bei einer manifesten Überfunktion ist eine Befruchtung Janßen zufolge üblicherweise nicht möglich und sollte behandelt werden: Wird behandelt, sei eine Befruchtung nach drei bis sechs Monaten möglich. Eine Radiojodtherapie mache wegen der Strahlenbelastung eine sechsmonatige Wartezeit nötig.

Stresshormon bewirkt Knochenschwund München. Mit der Hygienehypothese fing die Diskussion bereits in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts an. Die zunehmend keimfreiere Umgebung, in der Kleinkinder in der modernen Gesellschaft aufwachsen, könnte der Grund für die Zunahme von Allergien und Asthma und die deutlich höheren Erkrankungszahlen in Industrienationen im Vergleich zu Entwicklungsländern sein. Im Vergleich zu Personen, die in der Stadt groß geworden waren, hatten Personen mit einer Kindheit auf dem Bauernhof ein um fast 60% verringertes Risiko.


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WohlfĂźhlen Brustkrebs

Stressmanagement hilft

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in Stressmanagement, das vor elf Jahren Brustkrebspatientinnen den Neustart nach der Operation erleichtern sollte, zeigt einer Nachuntersuchung in der Zeitschrift Cancer zufolge eine nachhaltige Wirkung. Auch heute leiden die damaligen Teilnehmerinnen der Gruppensitzungen seltener unter Depressionen und sie gaben in FragebĂśgen eine bessere Lebensqualität an. Die guten Therapieergebnisse haben dazu gefĂźhrt, dass immer mehr Frauen vom Brustkrebs geheilt werden. In den USA haben fast 2 Prozent der BevĂślkerung eine Krebserkrankung zehn Jahre oder länger Ăźberlebt. Mit einem Anteil von 22 Prozent entfällt die grĂśĂ&#x;te Gruppe auf Brustkrebspatientinnen. Wie bei anderen Krebserkrankungen auch sind Diagnose und Therapie erhebliche Stressfaktoren, die die Patientinnen noch Jahre nach der Behandlung belasten. Das Team um den Psychologen Michael Antoni von der Universität von Miami hat deshalb vor Jahren

ein spezielles Stressmanagement fĂźr Brustkrebspatientinnen entwickelt. Das CBSM (fĂźr „cognitivebehavioral stress management“) umfasste Schulungen zur Angstreduktion (Muskelrelaxation, imaginative Psychotherapie) und zur kognitiven Umstrukturierung. In den zehn zweistĂźndigen Sitzungen wurden auĂ&#x;erdem Bewältigungsstrategien und soziale Kompetenzen vermittelt. Die Wirksamkeit der CBSM war damals in einer Studie an etwa 200 Brustkrebspatientinnen mit einer konventionellen Beratung verglichen worden. Die Operation lag zu Beginn der CBSM erst vier bis acht Wochen zurĂźck. Die Erfahrungen der Krebserkrankungen waren also noch frisch. Wie Antoni in frĂźheren Untersuchungen zeigen konnte, konnte das CBSM die Angst und den mentalen Stress abschwächen. Die Teilnehmerinnen wurden seither mehrfach nachuntersucht. In der aktuellen Studie lag die Therapie im Durchschnitt acht bis 15 Jahre zurĂźck.

Individuelle Trainingspläne sind eine wichtige Grundlage fßr den Behandlungserfolg in Gesundheitsstudios. Foto: Andreas Berheide - Fotolia.com

RĂźckenschmerzen: Nur Bewegung hilft VOLKSLEIDENÂť Medikamente, Injektionen und Operationen versagen auf Dauer. Mainz. Eine multidisziplinäre Therapie ist heute bei unspezifischem chronischem lumbalem RĂźckenschmerz zwar Standard, aber zum einen profitieren hiervon nicht alle Patienten, zum anderen setzen immer noch viele Ă„rzte und Patienten auf brachialere Methoden wie eine Operation oder eine Therapie mit Morphinen. So erfreute sich gerade die Verwendung von Opioiden (Morphin) bei chronischen Schmerzen in der Lendenwirbelsäule in den vergangenen Jahren einer zunehmenden Beliebtheit, und das auch zur Langzeittherapie, sagte Professor Arne May von der Universität in Hamburg. Der Schmerzexperte verwies auf der Fortbildungsveranstaltung Neuro Update in Mainz auf eine Analyse, die den Nutzen von Opioiden bei solchen Patienten deutlich in Zweifel zieht. Ausgewertet wurden 15 Studien mit zusammen Ăźber 5500 Teilnehmern. In allen Studien wurde eine Opioidtherapie Ăźber mindestens vier Wochen gegen Placebo oder andere Therapieformen geprĂźft. Hierbei hatte ein Buprenorphin-Pflaster praktisch keinen Effekt auf die Funktionsfähigkeit der Patienten und nur einen geringen auf den Schmerz. Tramadol sowie starke Opioide (Morphin, Hydromorphin, Oxycodon) zeigten in mehreren Studien im Vergleich zu Placebo zwar eine moderate Wirksamkeit beim Schmerz und auch auf die Funktionsfähigkeit, allerdings waren diese Effekte in zwei Vergleichsstudien nicht stärker als bei einer Therapie mit Antidepressiva oder klassischen Schmerzmedikamenten. May bemängelte zudem, dass die Studien oft viel zu kurz waren, um funktionelle Verbesserungen zuverlässig nachzuweisen, dass die Abbruchraten oft sehr hoch waren und dass Ăźber Nebenwirkungen und Risiken, etwa eine Abhängigkeit, kaum berichtet wurde. Er sieht daher allenfalls moderate Hinweise fĂźr einen Nutzen von Opioiden in der Kurzzeittherapie bei chronischen RĂźckenschmerzen, der Nutzen sei letztlich aber nicht stärker als unter Ibuprofen, Voltaren u.a. und Antidepressiva, dafĂźr mit deutlich hĂśheren Risiken und Nebenwirkungen behaftet. FĂźr die Langzeittherapie gebe es bislang gar keine vernĂźnftigen Studien, die eine Wirksamkeit und Sicher-

Unter RĂźckenschmerzen leiden zahlreiche Menschen. Doch Bewegung hilft.

heit dokumentierten. Daraus zog May den Schluss: „Finger weg von Opioiden bei unspezifischem chronischem RĂźckenschmerz.“ Ă„hnlich kritisch sieht May die noch immer häufig praktizierten Operationen bei RĂźckenschmerz. Erhellend war fĂźr ihn eine Analyse sämtlicher Studien mit chirurgischen Eingriffen, die zwischen 1993 und 2012 verĂśffentlicht wurden. Bis 2006 gab es vier Studien, in denen der Nutzen einer Op mit anderen Verfahren verglichen wurde - sie hätten letztlich gezeigt, dass die OP bei unspezifischem

Schmerz nichts bringt. Im gleichen Zeitraum wurden in 17 Studien unterschiedliche OP-Methoden verglichen, obwohl sich die OP offenkundig als das falsche Verfahren

schauten, „ob man die Operation, die nicht funktioniert, noch etwas verbessern kann“. Als Beispiel fĂźr den nicht vorhanden Nutzen der OP nannte May eine aktuelle Langzeitanalyse von drei Studien mit zusammen 473 Patienten, die entweder Ăźber einen multidisziplinären und verhaltenstherapeutischen Ansatz behandelt wurden oder sich einer Versteifungs-OP unterzogen. Nach im Schnitt elf Jahren gab es keine klinisch deutlichen Unterschiede bei der Lebensqualität, der Schmerzwahrnehmung oder dem Grad der funktionellen Einschränkungen. Letztlich gebe es also auch keine Beweise fĂźr ein irgendwie geartetes Eingreifen an der Wirbelsäule bei unspezifischen chronischen RĂźckenschmerzen. May zieht daraus ein klares Fazit: „Nicht operieren und den Patienten unbedingt von einer OP abraten.“ Ganz anders sieht es hingegen bei Bewegungstherapien aus. Ob Patienten Joggen, Ballsportarten oder Gymnastik wählten, sie profitierten immer davon. Das mag auch in der Natur der Sache liegen. Einseitige Belastungen verspannen die RĂźckenmuskulatur, die Beweglichkeit wird eingeschränkt und kann extreme Schmerzen verursachen. Ein abwechslungsreiches Bewegungstraining zeigt dann erstaunliche Wirkungen.

RĂźckenschmerz kein Grund fĂźr eine Operation bei RĂźckenschmerz herausstellte. Haben die Ă„rzte nach 2006 daraus etwas gelernt? Auf keinen Fall, so May. Bis 2012 gab es zwei weitere Studien, die zeigten, dass eine Operation nichts nĂźtzt, und dennoch wurden weitere 16 Studien gemacht, in denen die Chirurgen

Bewegungsprogramme sind hilfreich.

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Trainingseinheiten

Gerätepark

bezahlt die Krankenkasse bei einer gewöhnlichen Rehasport-Verordnung durch den Hausarzt.

Moderne Geräte machen das Training in den Studios deutlich angenehmer und auch effektiver. Foto: Robert Kneschke - Fotolia.com

Sport unterstützt Krebstherapie ÜBERLEBEN» Bewegung ist bei Krebs nicht nur machbar, sondern auch sinnvoll Köln/Bonn. Wissenschaftler der Deutschen Sporthochschule Köln und der Uniklinik Köln im Centrum für Integrierte Onkologie CIO Köln/Bonn haben in einer Studie ermittelt, dass sich körperlich anstrengende Aktivität positiv auf das Immunsystem von Krebspatienten auswirkt. „In der Nutzung der körpereigenen Abwehrkräfte liegt offensichtlich sehr viel Potenzial im Kampf gegen Krebs“, kommentierte Gert Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, die beim Deutschen Krebskongress vorgestellten Studienergebnisse. Während der präventive Einfluss von körperlicher Aktivität auf die Krebsentstehung bei einigen Tumorerkrankungen unter Forschern vielfach akzeptiert ist, galt die Kombination von Bewegung und Sport bei Krebs lange als risikoreich. Inzwischen zeigen Studien, dass Bewegung den Patienten nicht schadet, sondern sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirkt. „Das menschliche Immunsystem verfügt über Abwehrzellen, sogenannte Natürliche Killerzellen, die in der Lage sind, Tumorzellen zu erkennen und abzutöten“ berichtete Wilhelm Bloch, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln.

GESUND» Die Mittelmeer-Kost hilft gegen Zuckerkrankheit.

Körperliche Bewegung wird ein immer wichtigerer Bestandteil der Tumortherapie.

Die Studienergebnisse zeigten, dass Patienten mit einer guten Fitness mehr natürliche Killerzellen haben, um die Krebsabwehr zu verstärken. Die Wissenschaftler vermuten daher, dass auch anstrengende Bewegungsformen unter bestimmten Voraussetzungen für Krebspatienten in der Nachsorge nicht schädlich sind, sondern sogar einen gesundheitsfördernden Effekt haben können.

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tung der betroffenen Krebspatienten während der akuten Erkrankung. „Unser Ziel ist es, neue wissenschaftlich nachgewiesene Erkenntnisse zur Wirkung von Sport bei Krebs zu gewinnen. Außerdem möchten wir die Akzeptanz für gen sollen, die Auswirkungen gezielte sportliche Betätigung körperlicher Aktivität auf die in der Behandlungsphase beim Therapie verschiedener Krebs- medizinischen Personal und arten zu belegen. Der Fokus den Betroffenen erhöhen“, so liegt hierbei auf der Beglei- Nettekoven. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt im Rahmen eines von ihr aufgelegten Förderschwerpunkt-Programms verschiedene Studien, die dazu beitra-

Weitere Studien sollen die Therapie optimieren

Musik senkt Herzfrequenz und Blutdruck BLUTHOCHDRUCK» Die richtige Musik entspannt den Blutdruck. Sogar Heavy-Metal wirksam. Herne. Auf die Wirkung von Musik auf Blutdruck und Herzfrequenz weist die Deutschen Hochdruckliga hin. Außerdem beruhige sie die Atmung und reduziere Stresshormone. Studien zeigten, dass Musik das vegetative Nervensystem beeinflusse. „Dadurch kommt es zu emotionalen, aber auch hormonellen Veränderungen“, erklärt HansJoachim Trappe, Direktor der Medizinischen Klinik II an der Universitätsklinik Marienhospital Herne, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum. Klassische Musik habe die stärkste Heilkraft und werde in der Musiktherapie daher am häufigsten eingesetzt. Allerdings habe jeder Komponist und jede Kompositionsform unterschiedliche Effekte auf das Herz-Kreislauf-System. Insbesondere Bach, Mozart, Händel, Corelli, Albinoni und Tartini sind laut Trappe bei

MittelmeerKost gegen Diabetes

Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfehlenswert. Eine Studie an der Universitätsklinik Marienhospi-

Musik wirkt gegen hohen Blutdruck.

tal Herne zeigte beispielsweise, dass Bachs Orchesterstudie Nummer drei den Blutdruck um durchschnittlich 7,5 zu 4,9

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mmHg senkte. Auch die Herzfrequenz sank um etwa sieben Schläge pro Minute. Nach der Beschallung stiegen der Blutdruck und die Herzfrequenz bei den Teilnehmern hingegen wieder an. „Interessanterweise konnten wir auch Blutdrucksenkungen bei Heavy-MetalMusik nachweisen“, so Trappe weiter. Da nicht jede Musikrichtung jedem Menschen gefalle, seien immer auch individuelle Vorlieben zu berücksichtigen und machten es schwer, eine allgemeingültige Therapie zu etablieren. „Dennoch haben sich bestimmte Musikrichtungen – insbesondere aus dem klassischen Bereich – bei bestimmten Erkrankungen bewährt“, betont Trappe. Somit könnte die Musiktherapie in Zukunft eine besondere Bedeutung in der Therapie bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck erhalten.

Barcelona. Eine Mittelmeer-Diät hat in einer klinischen Studie in den Annals of Internal Medicine Neuerkrankungen am Typ 2-Diabetes verhindert, obwohl den Teilnehmern keine Vorgaben bei der Kalorienmenge auferlegt wurde und sie keinen Sport treiben mussten. Die „Prevención con Dieta Mediterránea“ oder PERIMED-Studie gehört zu den wenigen Studien zur Auswirkung von Diäten auf die Gesundheit. An der Studie nahmen fast 7.500 Männer (55 bis 80 Jahre) und Frauen (60 bis 80 Jahre) teil, die ein erhöhtes Risiko hatten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erleiden, weil sie entweder unter einem Typ 2-Diabetes litten oder drei andere Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte oder Übergewicht/Adipositas hatten oder eine familiäre Vorbelastung auf frühzeitige Herzinfarkt o.ä. vorlagen.

Die Ergebnisse über das Risiko von schweren Ereignissen wie z.B. Herzinfarkten wurden bereits im letzten Jahr veröffentlicht. Die Rate schwerer Ereignisse konnte ziemlich deutlich um 30 Prozent gesenkt werden. Die Daten wurden im New England Journal of Medicine veröffentlicht. Jetzt stellen Jordi Salas-Salvadó von der Universität Barcelona und Mitarbeiter weitere Resultate zu einer weiteren Studienfrage vor: die Zahl von Neuerkrankungen am Typ 2-Diabetes bei jenen 3.541 Teilnehmern, die zu Beginn der Studie noch nicht zuckerkrank waren. Wie in der Hauptstudie erzielte die traditionelle mediterrane Kost, die im ersten Studienarm mit Olivenöl (1 Flasche pro Woche), im zweiten Studienarm mit Nüssen (30 Gramm täglich) kombiniert wurde, eine präventive Wirkung. Im Olivenöl-Arm kam es während der vierjährigen Studiendauer zu 40 Prozent weniger Neuerkrankungen.


14 WohlfĂźhlen

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Erholung

Tipps fĂźr den besseren Schlaf

S

echs von zehn Briten bekommen offenbar zu wenig Schlaf. Darauf deutet eine repräsentative Umfrage der Universität in Hertfordshire, GroĂ&#x;britannien. Der Anteil von Briten, die im Schnitt unter sieben Stunden pro Nacht schlafen, sei damit innerhalb eines Jahres um 39 Prozent gestiegen. Die Schlafexperten um Professor Richard Wiseman gehen davon aus, dass 28 Millionen Briten weniger schlafen, als eigentlich nĂśtig wäre und in britischen Leitlinien empfohlen wird. „Diese Entwicklung ist äuĂ&#x;erst beunruhigend, weil weniger als sieben Stunden Schlaf mit einer ganzen Reihe von Gesundheitsproblemen einhergehen, angefangen bei einer Gewichtszunahme bis hin zu Herzinfarkten, Diabetes und Krebs“, wird Wiseman in einer Mitteilung der Universität zitiert.Er gibt seinen Landsleuten Tipps, wie sie wieder zu ausreichend Schlaf gelangen kĂśnnen:

„„Blaulicht vermeiden: Zwei Stunden vor dem Schlafengehen keine Computer, Smartphones, Tablets und andere Geräte benutzen, deren Bildschirme einen hohen Blaulichtanteil haben. „„Eine Liste machen: Alle wichtigen Dinge, die am nächsten Tag zu erledigen sind, vor dem Einschlafen aufschreiben, damit sie nicht weiter im Gehirn herumspuken. „„Das Bett umstellen: Wir schlafen am besten, wenn wir uns sicher fĂźhlen - wenn wir Gefahren schnell erkennen und genug Zeit haben, darauf zu reagieren. Das Bett sollte also mĂśglichst weit weg von der TĂźr stehen, aber so, dass wir sie gut im Blick haben. „„Banane zur späten Stunde: Auch wenn Kohlenhydrathysteriker anderer Meinung sind: Kohlenhydrate senken den Cortisol-Spiegel und machen den Schlaf erholsamer. „„Socken anziehen: Kalte FĂźĂ&#x;e behindern das Einschlafen. Wer damit Probleme hat, sollte Socken tragen. „„Konditionierung: Beim Einschlafen eine angenehme Musik laufen lassen - immer dasselbe StĂźck. Irgendwann assoziiert das Gehirn die Musik mit Schlaf und schaltet schneller ab.

WICHTIGE BAUSUBSTANZÂť

Darum lieben wir Cholesterin Ă‚Cholesterin Ă‚ gilt gemeinhin als Schadstoff, doch ohne Cholesterin sind wir nicht lebensfähig.

G

inge es nach manchen Kardiologen und Gesundheitsaposteln, dann mĂźsste Cholesterin verboten werden. Oder medikamentĂśs auf mĂśglichst niedrige Werte gesenkt werden. Viel zu oft wird aber vergessen, dass Cholesterin ein wichtiger Baustoff - wenn nicht sogar einer der wichtigsten – in unserem KĂśrpers ist. Und vielleicht hat ein hohes Cholesterin ja auch einen Sinn. Cholesterin ist im Blut schlecht lĂśslich und wird daher an Proteinen gebunden transportiert. Diese Proteine werden anhand ihrer Dichte bezeichnet. Bekannt sind die weniger dichten (low density) LDL-Proteine und die dichten (high density) HDL-Proteine, von manchen Medizinern fälschlicherweise in gut und bĂśse eingeteilt. Mit gut und bĂśse hat die Einteilung jedoch recht wenig zu tun. LDL-Proteine transportieren Cholesterin von der Leber weg zu den Zielorganen, HDLProteine nehmen den umgekehrten Weg. Zahlreiche Studien konnten bisher zeigen, dass ein hohes LDL-Cholesterin auf ein hohes Infarktrisiko hinweist. Ein hohes HDL-Cholesterin scheint eher ein gutes Zeichen zu sein. Geklärt werden konnte aber nie, ob das Cholesterin selber die Schuld daran trägt oder ob es lediglich ein Zeichen eines erhĂśhten Bedarfs an Stresshormonen ist, welche wiederum den schädlichen Einfluss ausĂźben. Cholesterin ist bislang also kein ĂźberfĂźhrter Schädling, wo er in ĂœbermaĂ&#x; auftaucht, sind Probleme aber nicht weit.Wenn

Was kann der Ziegelstein dafĂźr, wenn man das Haus zu groĂ&#x; bauen will? Cholesterin ist Baustoff und kein Schadstoff. Foto: Fotolia

ein Haus schlecht gebaut ist, sind schlieĂ&#x;lich auch nicht die Ziegelsteine Schuld. Cholesterin hat vielmehr zu Unrecht einen schlechten Ruf. Es ist zentraler Bestandteil unserer Zellwände. AuĂ&#x;erdem ist Cholesterin der Grundbaustoff sämtlicher Steroidhormone. Ohne Cholesterin geht also gar nichts. Die Zellen wären nicht stabil, das Gehirn kĂśnnte aufgrund des fehlenden Cortisols nicht mit Zucker ausreichend versorgt werden, unser Sexualtrieb wäre quasi nicht vorhanden und die-

sterin? Der KĂśrper ist selbst zur Cholesterinbildung fähig und wahrscheinlich hat er auch einen Grund, es in hohen MaĂ&#x;en herzustellen, nämlich wenn der Bedarf hoch ist. Dieser Bedarf ist insbesondere bei chronischem Stress hoch. Hier schlieĂ&#x;t sich der Kreis zum nichts. Doch wie konnte Choleste- Risiko fĂźr Herz-Kreislauf-Errin Ăźberhaupt in Verruf gera- krankungen. Die Indizien sind ten? Ist der Cholesterin-Spiegel vorhanden, doch noch fehlen erhĂśht, dann muss eine Krank- die Studien. Solange gilt der heit vorliegen und somit war Angeklagte als unschuldig. Die die Hypercholesterinämie ge- Ernährung spielt beim Choleboren. Gibt es aber vielleicht ei- sterin-Spiegel im Ăźbrigen eine nen Grund fĂźr ein hohes Chole- sehr untergeordnete Rolle. se Liste kann man noch ziemlich lange fortfĂźhren. FĂźr ein erfĂźlltes und erfolgreiches Leben geht also ohne Cholesterin gar

Cholesterin spielt wichtige Rolle bei Hormonen

Rauchen schadet der Hirnfunktion GENUSSMITTELÂť Tabak und Alkohol schaden rasch unseren Hirnfunktionen.

R

aucher mit erhÜhtem Alkoholkonsum beschleunigen den Alterungsprozess ihrer grauen Zellen. Binnen zehn Jahren altert ihr Hirn im Vergleich zu nicht rauchenden Wenigtrinkern um zwei zusätzliche Jahre. Dazu haben Wissenschaftler der Universität London Daten der Whitehall-II-Kohortenstudie analysiert. An dieser Studie hatten sich zwischen 1997 und 2007 knapp 6500 Erwachsene im Alter von 45 bis 69 Jahren beteiligt. Die Probanden absolvierten während dieser zehn Jahre viermal Tests mit Prßfungen zu verbalen und ma-

Der RĂźckgang der geistigen Leistung Ăźber zehn Jahre hinweg entsprach in der Referenzgruppe dem Durchschnitt. Am schlechtesten von allen Gruppen schnitt jene der Raucher ab. Ihre geistige Leistungskraft baute um 36 Prozent stärker ab, als dies bei den nicht rauchenden Referenztrinkern der Fall war. Die Wissenwissen, welchen Einfluss Ta- schaftler aus London rechnebak- und Alkoholkonsum auf ten aus, dass das Hirn rauchenden Abbau der geistigen Kräfte der Trinker in zehn Jahren um hatten. Dazu bildeten sie Grup- zwĂślf Jahre altert. Am stärksten machte sich pen abhängig von Alkoholkonsum und Raucherstatus. Refe- der Niedergang beim logischen renzgruppe waren die ewigen Denken sowie in der semanNichtraucher mit mäĂ&#x;igem tischen und phonemischen Sprachkompetenz bemerkAlkoholkonsum. thematischen Fähigkeiten. Im Vergleich zum Ausgangswert ergab sich im Mittel bei den Teilnehmern nach zehn Jahren eine geistige LeistungseinbuĂ&#x;e von rund 40 Prozent. Die britischen Forscher wollten nun

Kombination von Alkohol und Tabak erhĂśht Schaden

bar. Fßr Rauchen plus Trinken gibt es also zwei Jahre extra an geistigem Verfall. Das ist mehr, als jeder einzelne der beiden Faktoren allein an Schaden anrichtet. Wer seine grauen Zellen länger behalten will, dem raten die Forscher, weniger zu rauchen, am besten gar nicht. Auch heftiger Konsum alkoholischer Getränke sollte vermieden werden. Und auf keinen Fall sollte man beide Laster kombinieren - besonders nicht ab dem mittleren Lebensalter aufwärts. Der Schaden nimmt deutlich zu. Schäden machen sich ßbrigens rasch bemerkbar. Dabei steht allerdings nicht immer eine Krebserkrankung im Raum.


Zum Abschluss

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Durchschlafen Niemand schläft wirklich durch. Wir machen häufiger auf, als wir denken. Das ist allerdings völlig normal. Foto: javier brosch - Fotolia.com

Tinnitus: Stress oft ursächlich VOLKSKRANKHEIT» Emotionaler Stress schlägt oft auf das Ohr. Fast jeder Zehnte leidet

nach einer Erhebung der Techniker Krankenkasse an Tinnitus oder Ohrgeräuschen.

Heidelberg. Mit stressbedingten Ohrgeräuschen haben die Ärzte in der Praxis zunehmend zu tun. So leiden 60 Prozent der Tinnitus-Patienten über längere Zeit unter Stress, wie Privatdozentin Dr. Birgit Mazurek aus Berlin bei einer Fortbildungsveranstaltung des Unternehmens Orthomol in Heidelberg gesagt hat. Chronischer Stress könne Veränderungen im auditorischen System hervorrufen und verstärken. Eine zentrale Bedeutung hat hierbei das Stresshormon Kortisol. Dadurch getriggert wird über eine erhöhte Glukoneogenese, Lipolyse und Proteolyse vermehrt Energie bereitgestellt. Das Kortisol bewirkt zudem eine massive Ausschüttung von Glutamat in den Neuronen und führt letztlich auch zu einer vermehrten Kalziumansammlung. Die Folge: Es kann zu einer Schädigung der Hörsinneszellen und Nervenzellen im auditorischen System kommen. Somit könne Stress ursächlich an der Entstehung eines Tinnitus beteiligt sein, wie die TinnitusExpertin erläutert hat. Sie wies darauf hin, dass der GlutamatAntagonist Magnesium eine Therapieoption für die Betroffenen sein könne. Studien hierzu laufen im Moment. Bei stressbedingten Beschwerden werde oft allein symptomatisch behandelt, dabei sei es wichtig, die Patienten ganzheitlich zu betrachten, betonte der Allgemeinmediziner Dr. Michael Gesche aus Hamm. Je nach Stresstyp könnten eine chronische Erschöpfung, Burn-Out, Herz-Kreislaufbe-

Schlaf: Forscher alarmiert ERHOLUNG» Jeder Elfte leidet unter schlechtem Schlaf

D

ie Schlafforscher schlagen Alarm: 7,4 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Insomnien - Ursache von Herz-Kreislaufkrankheiten, Stress und psychischen Leiden. An sich mögliche Schlaftherapien sind aber unterfinanziert. Die Kassen haben das Potenzial der Schlafmedizin offenbar noch nicht erkannt. „Ein- und Durchschlafstörungen sind kein Bagatellbefund mehr, 80 Prozent chronifizieren innerhalb eines Jahres. Sie werden oft falsch behandelt, die Hypnotikaverordnungen nehmen zu - inzwischen gibt es mehr als eine Million Medikamentenabhängige.“ Hans-Günther Wees, Lei-

Unerträgliche Geräusche im Ohr: meist ist Stress Schuld.

schwerden sowie Depressionen oder ein Hörsturz oder Tinnitus auftreten. „ Ich habe viel um die Ohren“ sei so ein klassischer Satz, bei dem man als Arzt hellhörig werden sollte. Besonders in Stresssituationen könne der erhöhte Bedarf des Körpers an Mikronährstoffen über die Ernährung nicht gedeckt werden. Diese sollten dann durch

eine ernährungsmedizinische Supplementierung zugeführt werden, riet Gesche. Die wichtigsten Nährstoffe bei hoher

Foto: Fotolia.com

und des Nervensystems; Antioxidanzien gegen den stressbedingten Anstieg freier Radikale und Omega-3-Fettsäuren zum Schutz von Herz und Gefäßen. Patienten mit einer Stressymptomatik sollten ferner dazu angehalten werden, ihre Tagesabläufe neu zu ordnen und diese schriftlich zu dokumentieren. Das ist ein erster Schritt zu weniger Stress.

Tinnitus: „Viel um die Ohren haben“ Leistungsanforderung und Stress seien B-Vitamine und Magnesium zur Unterstützung des Energiestoffwechsels

ter des Schlafzentrums des Pfalzklinikums in Klingenmüster zeichnete beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin in Wiesbaden ein drastisches Bild vom Gesundheitszustand der Bevölkerung in Deutschland.

BUCHTIPP

BUCHTIPP

MEDIKAMENT

Medikamente

Ernährung

Beta-Blocker

Krank durch Medikamente

Krebszellen mögen keine Himbeeren

Von Cornelia Stolze

B

Von Prof.Dr. Richard Béliveau

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D

b Herzrasen oder Bluthochdruck, Kopfschmerz oder Depression – hinter vielen weit verbreiteten Leiden stecken die Nebenwirkungen millionenfach verschriebener Medikamente. Doch oft werden sie nicht erkannt. Die Folge: fatale Fehldiagnosen und falsche Therapien. Noch nie haben wir so viele Schmerzmittel, Psychopharmaka, Cholesterinsenker und Betablocker geschluckt wie heute. Das Buch ist im Piper-Verlag erschienen und kostet 17,99 Euro.

ieses Buch präsentiert die aufsehenerregenden Erkenntnisse zweier Molekularmediziner. Auf biochemischer Ebene haben sie den genauen Zusammenhang zwischen Ernährung und Krebs erforscht und können für Erkrankte sowie in der Prävention erstmals verlässliche Anhaltspunkte für die tägliche Ernährung vermitteln. Das Buch ist im Goldmann-Verlag erschienen und kostet 21,95 Euro.

eta-Blocker senken den Blutdruck und ökonomisieren die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels. Wegen der gut belegten Wirksamkeit bei einem günstigen Nebenwirkungsprofil und der großen Verbreitung der Krankheiten, bei denen Betablocker zum Einsatz kommen, zählen sie zu den am häufigsten verschriebenen Arzneimitteln: 2006 wurden in Deutschland 1,98 Milliarden definierte Tagesdosen Betablocker verschrieben. Der bekannteste und mit Abstand am meisten verschriebene Wirkstoff ist Metoprolol, daneben kommt auch Bisoprolol häufig zum Einsatz.



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