Gesundheitsbote mai2013

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Zecken: FSME-Erkrankungen nehmen ab Nach dem Zeckenbiss erkranken immer weniger an einer Hirnhautentzündung | Seite 14

gesundheitsbote D Ü SS E

IHRE REGIONALE GESUNDHEITSZEITUNG

AUSGABE DÜSSELDORF | Nr. 10 | 3. Jahrgang

LDORF

kostenlos

Mai 2013 | www.gesundheitsbote.com

In dieser Ausgabe... Die Oma und das Wasser: ein Mißverständnis

Michael Maicher HERAUSGEBER Gesundheitsbote

Alte Menschen trinken zu wenig, zum einen, weil sie keinen Durst haben, zum anderen, weil sie nicht auf Toilette wollen. Gesundheit | Seite 12

Editorial

Bitte keine Hysterie!

K

Rückenschmerzen durch infizierte Bandscheiben? In einer dänischen Studie werden Rückenschmerzpatienten antibiotisch behandelt. Gesundheit | Seite 8

Gesundheitskurse bei Ihnen vor Ort Zertifizierte Gesundheitskurse werden von den Kassen unterstützt. Wir stellen Ihnen ein paar davon vor. Düsseldorf | Seite 8

www.gesundheitsbote.com

Treffpunkt für Fans facebook.com/gesundheitsbote Folgen Sie uns auf Twitter twitter.com/gesundheitsbote Regelmäßig für Sie gesundheitsbote.com/abo Nachrichten an uns info@gesundheitsbote.com

Vorsorglich entfernen? Was mit hoher Wahrscheinlich krank wird, soll besser jetzt entfernt werden. Sind wir im Vorsorgewahn? | Seite 2 und 4

aum hat Angelina Jolie ihren operativen Eingriff offenbart, kreisen in den deutschen Medien Prozentzahlen durch den Raum. Krebsrisiko über 80 Prozent, gelegentlich wird es auf die Ziffer genau bekannt gegeben. Wer das Brustkrebsgen in sich trägt, ist definitiv dran. Mit penibler Wahrscheinlichkeitsrechnungkann man nun quasi auf den Tumor warten. Die moderne Medizin sagt: wir können Euch alle retten. Doch wie kommt sie darauf? Und warum hat die moderne Medizin die Lebensqualität komplett aus den Augen verloren? Spielt eine geschürte Angst gar keine Rolle mehr? Müssen sich jetzt alle Frauen zum Humangenetiker schleppen, um das Brustkrebsgen zu finden? Werden wir in Zukunft genau gesagt bekommen, wann wir den Bestatter vorbestellen müssen? Nun ja, eine Brust, die nicht mehr existiert, kann keinen Tumor mehr ausbilden. Kopflos sollten jetzt Frauen aber nicht reagieren. Denn kopflos können sie auch keinen Hirntumor mehr entwickeln. Also: Bitte keine Panik!


Auftakt

Ihre Gesundheitszeitung

Kindermund...Haben Sie sich das nicht auch schon mal gefragt?

Warum muss ich nachts immer so oft raus?

+ Gesundheitsnachrichten +

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iele Menschen kennen das Phänomen: nach einem stressigen Tag ist man froh, den Weg ins Bett gefunden zu haben. Kaum liegt man, meldet sich unsere Blase. Das wäre ja noch okay, wenn sie es bei einem Mal belassen würde.Tut sie aber oft nicht und meldet sich noch zwei bis drei weitere Male. Nykturie nennt das der Mediziner. Das nächtliche Wasserlassen. Doch woher kommt dieses Phänomen, wenn keine Herzkrankheit vorliegt? Tagsüber haben wir Stress und über die Nebenniere schütten wir Kortisol aus. Auch über weitere Nebennierenhormone lagern wir Flüssigkeit im Gewebe ein. Manchmal kann sogar beim Druck auf das Schienbein eine Delle zurückbleiben. Kommen wir zur Ruhe, dann sinken die Stresshormone und wir können die Flüssigkeit aus dem Gewebe ausscheiden. Da kommen manchmal mehr als ein Liter zusammen.

Mit sinkendem Gewicht steigt das Krebsrisiko Stockholm. Dicke Menschen, die sich chirurgisch die Kilos entfernen lassen, verlieren zwar an Gewicht - aber dafür wächst anschließend das Risiko für Darmkrebs. Das legt eine schwedische Kohortenstudie nahe. Für den Zeitraum von 1980 bis 2009 verglichen sie die Daten von operierten und nicht operierten Adipösen mit Kontrollen aus der Allgemeinbevölkerung. Die Autoren schließen aus den Ergebnissen der Studie, dass möglicherweise ein Zusammenhang zwischen der Adipositas-Chirurgie und einem erhöhten Risiko für eine Darmkrebserkrankung in der Folgezeit besteht.

Übergewicht: kurzzeitiges Trainingsprogramm hilft Mannheim – Adipöse Kinder und Jugendliche können schon mit einem kurzzeitigen Trainingsprogramm ihr Risiko für HerzKreislauf-Erkrankungen deutlich reduzieren. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie aufgrund einer aktuellen Studie hingewiesen. Demnach könnte ein tägliches Bewegungsprogramm bereits nach vier bis sechs Wochen positive Effekte erzielen. Untersucht wurden in der Studie 57 übergewichtige Jugendliche mit einem Alters­durchschnitt von 12,6 Jahren und einem durchschnittlichen BMI von 29,5.

„Pille danach“ in USA rezeptfrei erhältlich New York – In den USA sind bestimmte Formen der „Pille danach“ künftig auch für Minderjährige rezeptfrei erhältlich. Ein Bundesgericht in New York kippte eine Anordnung von US-Gesundheitsministerin Kathleen Sebelius aus dem Jahr 2011, wonach unter 17-jährige Frauen ein ärztliches Rezept benötigten, wie die Zeitung „New York Times“ berichtet.

Aufgeschnappt

Bei Übergewicht leidet auch die Nase

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esteht ein Zusammenhang zwischen dem Speck auf den Rippen und entzündlichen Prozessen der Nase und Nasennebenhöhlen? Eine US-Studie spürte dieser Frage nach und deckte einen Zusammenhang zwischen Übergewicht und allergischem Schnupfen auf. Dabei ist der zugrunde liegende Mechanismus noch unklar. Möglicherweise, so die Autoren, spielen bestimmte Botenstoffe aus dem Fettgewebe eine Rolle, die die nasale Entzündung begünstigen.

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Marathon schädigt die Niere Nierenfunktion Wer an einem Marathon teilnimmt, muss damit rechnen, dass die Nierenwerte sich deutlich verschlechtern.

Mannheim. Ein Marathonlauf kann die Nieren belasten. Das geht aus einer Studie hervor, die Bernd Hewing von der Charité – Universitätsmedizin Berlin auf der 79. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) im April in Mannheim vorgestellt hat. Mehr als die Hälfte der vor und nach einem Marathonlauf untersuchten Teilnehmer hatte nach dem Lauf eine vorübergehend beeinträchtigte Nierenfunktion. Eine Beeinträchtigung der Herzfunktion ließ sich im Echokardiogramm hingegen nicht feststellen.

Zeichen einer akuten Nierenschädigung Nachdem zuletzt einige Studien auf mögliche Beeinträchtigungen der Herz- und Nierenfunktion durch Ausdauersport hingewiesen hatten, untersuchte das Berliner Forscherteam 167 Teilnehmer am Berlin Marathon. Diese teilten sich in 53 Prozent Frauen und 47 Prozent Männer auf, mit einem Altersdurchschnitt von knapp über 50 Jahren. Die Läufer wurden vor und unmittelbar nach dem Rennen und nochmals zwei Wochen später mittels Echokardiographie und Bluttests untersucht. Unmittelbar nach dem Marathon zeigten zwar jeweils mehr als ein Drittel der Untersuchten erhöhte Blutwerte von Herz-Biomarkern auf, im Echokardiogramm konnten aber keine rele-

Sport ist gesund, aber auch hier ist es eine Frage der Dosis. Beim Marathon leiden nicht nur die Gelenke. Auch die Niere kann Schaden nehmen.

vanten Herzmuskelstörungen bestätigt werden. Bei 43 Prozent der untersuchten Marathonläufer ging der Cyastin-C-Wert, ein Protein, das in der Nierendiagnostik zur Bestimmung der Nierenfunktion verwendet wird, um mehr als 25 Prozent

zurück und bei 13 Prozent der Teilnehmer um mehr als 50 Prozent. Das entspricht den Stadien 2 und 3 einer akuten Nierenschädigung nach den gängigen Klassifikationen. Wochen später waren die Nierenwerte aber wieder im unbedenklichen Bereich.


die Seite 3

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Schnarchen ist gefährlich Gesund schlafen Auch ohne nächtliche Atemaussetzer richtet

das Schnarchen offenbar gesundheitliche Schäden an. San Francisco. Dass bei häufigen Atemaussetzern im Schlaf die Gesundheit leidet, ist eine anerkannte Tatsache. Aber ist Schnarchen auch dann gefährlich, wenn man dabei gut Luft bekommt? Dr. Jolie L. Chang und ihr Team von der University of California in San Francisco haben verschiedene Schnarch-Studien gesichtet und waren zunächst von der Tatsache überrascht, dass die Ergebnisse sich widersprochen haben. So fanden die Autoren einer Studie mit rund 600 Teilnehmern kein erhöhtes Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen bei gesunden männlichen Schnarchern ohne Schlafapnoe-Syndrom (nächtliche Atemaussetzer). Das Manko dieser Studie: Im Rahmen einer Schlaflabor-Untersuchung wurden zwar die Atemstillstände gemessen (hierzu kam es bei allen Teilnehmern höchstens viermal pro Stunde), nicht aber die Frequenz und Intensität des Schnarchens. Die Autoren hatten sich in diesem Punkt ganz auf die Selbsteinschätzung der Probanden verlassen. Dies könnte die Ergebnisse durchaus verfälscht haben, vermuten Chang und Kollegen. Ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Verkalkung (Atherosklerose) der Halsschlagader zeigte sich dagegen in einer Studie mit 110 Teilnehmern ohne dass ein Schlafapnoe-Syndrom vorlag. Diesmal wurde das Schnarchen in den Untersuchungen mit aufgezeichnet. Die Arterienverkalkung betraf überraschenderweise nur die Halsschlagader, nicht aber die Oberschenkelarterie. Je mehr Schnarchepisoden registriert wurden, desto höher war auch das Risiko ei-

Kopf ab gegen HirnTumoren?

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ie Welt spricht über Angelina Jolie, die sich beide Brüste entfernen ließ, um einer möglichen Krebserkrankung zu entgehen. Haben wir zuviel Angst? Müssen wir alles schon vorher wissen? Verbessert das wirklich unser Leben oder führt es zum Leben voller Angst? Klar ist, wenn wir ein Organ entfernen, kann es nicht mehr von Krebs befallen werden. Aber ist das wirklich der Sinn des Lebens? Wir könnten auch beide Beine amputieren lassen, um sie nicht mehr verlieren zu können. Zugegeben, die Vorsorge nimmt manchmal groteske Züge an. Was wir wissen, können wir nicht mehr verdrängen. Diskutieren Sie mit uns auf Facebook.

Ausländische Ärzte: Hilfe oder Problemfall? Nächtliches Schnarchen schadet der Halsschlagader.

ner Atherosklerose der Halsgefäße. Versuche am Kaninchen, durchgeführt vom selben Forscherteam, bestätigen diese Ergebnisse und legen außerdem einen Verdacht nahe: Möglicherweise ist es die durch das Schnarchen ausgelöste Vibration, die die Halsschlagader schädigt. Nach sechs Stunden künstlich erzeugter Vibration am betäubten Tier zeigte sich eine deutliche Fehlfunktion der Gefäßwände: Die glatten Gefäßmuskelzellen sprachen danach schlechter auf den Neurotransmitter Acetylcholin an und waren weniger elastisch.

Widersprüchliche Ergebnisse anderer Studien Das Team um Chang führt noch

weitere Studien an, die entweder für oder gegen eine Risikoerhöhung durch Schnarchen sprechen. Die Ergebnisse sind zwar widersprüchlich, aber eines zieht sich wie ein roter Faden durch die Literatur: Wo immer die Schnarchepisoden objektiv gemessen wurden, war ein Zusammenhang mit gesundheitlichen Risiken erkennbar. Ob dieser Zusammenhang wirklich existiert, müssen weitere Studien mit objektiven Parametern klären, fordern Chang und Kollegen. Dabei solle man, so ihr Vorschlag, nicht nur die Auswirkungen des Schnarchens selbst messen, sondern auch den Erfolg einer AntiSchnarch-Therapie bei Betroffenen ohne Schlafapnoe-Syndrom.(red)

Es werden weniger Zigaretten gekauft Tabaksteuer: Die höhere Tabaksteuer zeigt bei Rauchern Wirkung Wiesbaden. Parallel zur schrittweisen Erhöhung der Tabaksteuer sinkt der Zigarettenverkauf in Deutschland. Im ersten Quartal dieses Jahres ging der Absatz im Vergleich zum Vorquartal um 6,8 Prozent auf knapp 17 Milliarden Zigaretten zurück, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden heute mitteilte. Über ein Zehntel der in Deutschland gerauchten Zigaretten ist einer Untersuchung zufolge gefälscht oder geschmuggelt. Der versteuerte Verkaufswert der Zigaretten ging laut Statistik um 5,6 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro zurück. Die Hersteller verkauften außerdem weniger Zigar-

Der Bote auf Facebook

Rauchen ist nicht nur ungesund, sondern auch immer teurer.

ren und Zigarillos: Deren Zahl sank sogar um 13,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Der Absatz von Tabak zum Drehen von Zigaretten sank demnach um 1,4 Prozent. Dagegen stieg der Absatz von Pfeifentabak um 4,6 Prozent. Weiter hoch ist die Zahl gefälschter und geschmuggelter Zigaretten in ganz Europa. 65,5 Milliarden illegale Glimmstängel rauchten die Europäer 2012, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG im Auftrag des Tabakkonzerns Philip Morris errechnete. Das waren 11,1 Prozent aller Zigaretten, ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 0,7 Prozenpunkte.

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mmer mehr ausländische Ärzte arbeiten in deutschen Kliniken. Dabei treffen unterschiedliche Ausbildungen, Mentalitäten und teilweise erhebliche Sprachschwierigkeiten aufeinander. Unser Gesundheitssystem und die Kliniken scheinen nicht gut vorbereitet. Doch der Ärztemangel lässt offenbar keine andere Wahl. Doch was läuft falsch bei der Integration? Sind die Sprachkurse ineffektiv? Werden die Kollegen auf beiden Seiten ins kalte

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IMPRESSUM Herausgeber: Michael Maicher (Arzt) Verlag: Der Gesundheitsbote Verlags-UG (haftungsbeschränkt) Am Heider Kopf 29, 58339 Breckerfeld Telefon 02338 / 872755 Fax 02338 / 872755 info@gesundheitsbote.com Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Michael Maicher Kontakt zur Redaktion: 02338 / 872755 redaktion@gesundheitsbote.com Anschrift: Redaktion gesundheitsbote Am Heider Kopf 29, 58339 Breckerfeld Druck: Rheinisch-Bergische Druckerei, Zülpicher Straße 10, 40549 Düsseldorf Telefon: 0211 / 505-0 Erscheinungsweise: alle zwei Monate kostenlos mit einer Gesamt-Auflage von 43.500 Exemplaren. ABO: 9,00 Euro inkl. 7% MwSt. für ein Jahr (6 Ausgaben) bei Belieferung alle 2 Monate. Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Der Gesundheitsbote und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar. Alle Anbieter von Beiträgen, Fotos und Illustrationen stimmen der Nutzung in den Ausgaben des Gesundheitsboten im Internet, auf DVD sowie in Datenbanken zu.

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Nebenwirkungen

Was amputiert wird, kann nicht krank werden?!

Medien gehören in die Packungsbeilage

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Negativer Effekt Die Medienberichterstattung führt zu messbaren

Das Promi-Lazarett

ie Schauspielerin und Mutter Angelina Jolie hat sich beide Brüste amputieren lassen, um einer eventuellen Brustkrebserkrankung zu entgehen. Die Lobhudeleien der Medien scheinen aber bei genauer Betrachtung überzogen und fehl am Platze zu sein. Sie hat für sich aus ihrer persönlichen Situation eine Entscheidung getroffen, die aber sicherlich nicht als pauschaler Ratschlag für Millionen von Frauen gelten kann. Kommt es nun in Mode, dass alles entfernt wird, was erkranken kann, wenn nur die errechnete Wahrscheinlichkeit hoch genug ist? Wie sicher sind die Abschätzungen der Genanalyse? Und was ist, wenn man bei einer 80-Prozentigen Wahrscheinlichkeit zu den 20 Prozent gehört? Wir können inzwischen bei hunderten Krankheiten vorsorgen, mit mehr oder weniger sicherem Erfolg. Ob es unser Leben tatsächlich verbessert, das wissen wir nicht, werden es wahrscheinlich auch nie herausfinden. Doch wie lebenswert ist ein Leben, in dem man sich tagtäglich mit möglichen Erkrankungen auseinandersetzt? In dem es nur darum geht, zu vermeiden, dass man krank wird. Wo bleibt da noch Zeit, sorgenfrei zu leben? Die Wissenschaft bleibt uns leider den Nachweis, dass ein Vorsorgewahn tatsächlich unsere Lebenserwartung und unsere Lebensqualität verbessert. Man stelle sich nur vor, man stirbt mit über 90 Jahren, ohne gewußt zu haben, welche Risiken man mit sich trägt. (mma)

Mitarbeiterführung

Chef hat Einfluss auf Gesundheit Überlingen. Sind Mitarbeiter physisch und/oder psychisch krank, so liegt das mitunter an den Führungskräften, warnt eine Studie. Forscher der Universität St. Gallen haben herausgefunden, dass den Chefs eine zentrale Rolle bei der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeiter zukommt. Zudem zeigte sich, dass eine gesunde Führung erst in 24 Prozent der untersuchten Unternehmen sehr gut oder gut ausgeprägt ist. Sind die Mitarbeiter mental gesund, dann steigt auch die Leistung des Unternehmens der Studie nach um bis zu 15 Prozent.

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Nebenwirkungen in der Therapie von Patienten. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen sie die Packungsbeilage, aber schauen Sie bloß kein Fernsehen. von Michael Maicher

N

icht nur die Lektüre der Beipackzettel kann ängstliche Menschen krank machen. Auch Medienberichte lösen bei empfindlichen Personen gelegentlich die Symptome aus, über die in Funk und Fernsehen (und natürlich auch im Internet) gerade berichtet wurde. Ärzte kennen dies. Nach Gesundheitssendungen kommt es schon einmal zu einer Häufung von Patienten mit Schilddrüsenbeschwerden. Besonders sensibel sind die Menschen derzeit für Umweltrisiken, beispielsweise für Gefahren, die von elektromagnetischen Feldern ausgehen.

Einbildung macht WLAN-Signale spürbar Wie stark die Wirkung ausfallen kann, zeigt Michael Witthöft von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz in einem klassischen Nocebo-Experiment: 147 Testpersonen sahen sich zunächst einen Film zum Thema Mobilfunkund WLAN-Signale an. Danach wurden sie in einem Experiment vermeintlichen WLAN-Signalen ausgesetzt. Allein der Versuchsaufbau zeigte eine Wirkung: 82 Probanden, also mehr als die Hälfte konnte die WLAN-Signale irgendwie spüren. Sie berichteten über Beunruhigungen und Beklemmungen, Beeinträchtigung ihrer Konzentration oder ein Kribbeln in den Fingern, Armen, Beinen und Füßen. Zwei Teilnehmer mussten den Test sogar vorzeitig abbrechen, weil sie die WLAN-Strahlung nicht länger ertrugen. Dabei hatten die Forscher sie gefoppt. Die WLAN-Router waren gar nicht angestellt und die Teilnehmer waren einem negativem Placebo, dem Nocebo ausgesetzt.

Fernsehschauen macht dumm, heißt es oft. Scheinbar macht es auch kränker, wie neueste Studien zeigen.

Nicht nur die Kombination Film und Experiment hatte einen Nocebo-Effekt ausgelöst. Entscheidend war, was den Probanden präsentiert wurde. Einige Probanden hatten einen Dokumentarfilm des Senders BBC One gesehen, in dem teilweise drastisch über die Gesundheitsgefahren von Mobilfunk- und WLAN-Signalen berichtet wurde. Hier war die Nocebo-Wirkung deutlich stärker als in der Kontrollgruppe, die sich einen Bericht von BBC News über die Sicherheit

von Internet- und Handy-Daten angesehen hatten. Der Psychologe Witthöft kann auch zeigen, dass die Nocebo-Wirkung bei Personen mit erhöhter Ängstlichkeit am stärksten ausfällt (Ärzte vermuten dies schon seit längerem). Abstellen lässt sich das Medien-Nocebo allerdings nicht. Der Appell des Psychologen, die Medien möchten doch auf allzu reißerische Berichte verzichten, dürfte angesichts der Quotenkonkurrenz auf taube Ohren stoßen.


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Psychologie

Verstopfte Wartezimmer Psychotherapie Lange Wartezeiten auf ein Erstgespräch führen zu

Unmut bei allen Beteiligten. Mehr Gruppentherapien gefordert.

Gruppentherapien stärker fördern

Kaum genutzt: die Gruppentherapien. Fast ausschließlich Einzeltherapien führen zu langen Wartezeiten.

sident der Bundespsychotherapeutenkammer, betonte, dies sei nur ein geringer Anteil. Zudem sei es grundsätzlich fachlich richtig, leichte Erkrankungen zu therapieren, bevor sie sich zu schweren und chronischen Erkrankungen entwickelten. „Dahinter verbergen sich häufig

Patienten, die infolge von äußeren Belastungen mit sich chronifizierenden seelischen Problemen zu kämpfen haben“,so Richter. Sie bräuchten in jedem eine psychotherapeutische Behandlung. „Leicht“ sei diese Erkrankung für die Patienten jedenfalls nicht, so Richter.

Antidepressiva schaden Spermien Depression: Antidepressive Medikamente stören die Fruchtbarkeit Bonn. Die Behandlung mit Antidepressiva aus der Gruppe der Serotonin-WiederaufnahmeHemmer (SSRI) kann die Spermienqualität beeinträchtigen. Die Wirkung ist nach Ansicht der Arzneimittelagenturen jedoch nach Absetzen der Medikamente reversibel. Dass diese Antidepressiva bei Männern die Libido beeinträchtigen und Erektionsstörungen auslösen, ist seit langem bekannt. Vor einiger Zeit wurden dann auch Störungen im Spermiogramm entdeckt. Der Urologe Peter Schlegel von der Cornell University in New York berichtete,

Arbeitslose fühlen sich häufiger krank Berlin/Bochum. Erwerbstätige Männer und Frauen schätzen ihren Gesundheitszustand besser ein als die nicht Arbeitenden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Bundes­anstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), an der 3.565 Bürger zwischen 18 und 65 Jahren teilgenommen haben. 29 Prozent der erwerbstätigen Männer und 24 Prozent der erwerbstätigen Frauen geben an, ihr Gesundheitszustand sei „ausgezeichnet“ oder „sehr gut“.Bei denjenigen, die derzeit nicht arbeiten, ist dieser Anteil mit 18 Prozent für die Männer beziehungsweise 17 Prozent für die Frauen deutlich geringer. Unter den Nichterwerbstätigen liegt der Anteil von Personen, die ihre Gesundheit als beeinträchtigt ansehen, bei mehr als 50 Prozent bei den Männern und rund 40 Prozent bei den Frauen. Die Wissenschaftler der BAuA stellten weiterhin einen Zusammenhang zwischen organi­ satorischen Arbeitsbedingungen und der Gesundheit fest.

Berlin. Die Diskussion um lange Wartezeiten auf ein Erstgespräch beim Psychotherapeuten reißt nicht ab. Der Verband der Ersatzkassen (VdEK) wirft den Psychotherapeuten jetzt vor, „bevorzugt leichte Fälle“ zu therapieren. Das habe jedenfalls eine Auswertung der Abrechnungsdaten ergeben, heißt es in einem fünfseitigen Papier desVdEK. Zudem dauerten Psychotherapien häufig sehr lange: Das gelte vor allem für tiefenpsychologisch fundierte und psychoanalytische Therapien. Darüber hinaus liege der Anteil der Gruppentherapien bei niedergelassenen Psychotherapeuten bei lediglich ein bis zwei Prozent. „Diese drei Faktoren tragen maßgeblich zur unbefriedigenden Wartezeitsituation bei“, heißt es in dem Papier. Um das Wartezeitenproblem zu lösen, müssten also Gruppentherapien stärker gefördert werden. Darüber hinaus will derVdEK das Gutachterverfahren abschaffen. Erst kürzlich hatte sich die Techniker Krankenkasse - die ein Mitglied des VdEK ist - in einem Thesenpapier ähnlich geäußert. 25 Prozent der Patienten hätten eine „eher leichte psychische Erkrankung“,heißt es darin. Als Beispiel nennt die TK unter anderem leichte depressive Episoden und Anpassungsstörungen. Professor Rainer Richter, Prä-

Erwerbstätige fühlen sich gesünder

dass bei Männern, die Paroxetin eingenommen hatten, 30 Prozent aller Spermien DNAVeränderungen aufwiesen. Pharmaexperten kamen im letzten Jahr aufgrund von tierexperimentellen Studien zu dem Schluss, dass alle Antidepressiva aus der Gruppe der Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer betroffen sind. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat deshalb nach einem Stufenplanverfah-

ren für alle Medikamente mit den Wirkstoffen Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin einen entsprechenden Hinweis in den Fachinformationen verfügt. Die beiden Arzneimittelagenturen gehen allerdings davon aus, dass es sich um eine reversible Wirkung handelt. Ein Einfluss auf die Fruchtbarkeit beim Menschen sei bislang nicht beobachtet worden, heißt es künftig in den Fachinformationen.

Nachgefragt

Kann man mit einer Lungenkrankheit Sport treiben?

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ie klare Antwort ist: ja! Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Lungensportgruppen, an denen auch Menschen teilnehmen können, die dauerhaft auf Sauerstoff angewiesen sind. Speziell ausgebildete Übungsleiter betreuen Sie zum Beispiel in Rehasportvereinen. Finden Sie aber unbedingt Ihr eigenes Tempo, denn sonst droht sehr schnell die Überlastung. Sport ist im übrigen nicht nur möglich, sondern ausgesprochen empfehlenswert. Er bessert die Lebensqualität und reduziert die Anzahl der Krankenhausaufenthalte deutlich. Respektieren Sie immer die inneren Signale, machen Sie Pause, wenn Sie nicht mehr können. Haben auch Sie medizinische Fragen? Dann schreiben Sie uns: info@gesundheitsbote.com oder an „Der Gesundheitsbote“ Am Heider Kopf 29 58339 Breckerfeld

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Vermischtes

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Aus dem Trainingslager

Fernsehen

Prominenter Besuch im Mohrenwirt

Casting-Shows führen bei den Teilnehmer zu Depressionen

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as erste Sportalpen Triathloncamp by Gerhard Budy fand von 06.-12.05. bei im Hotel Mohrenwirt in Fuschl am See statt. Um die 35 Triathleten trafen sich zum gemeinsamen Training. Triathlon Trainer und Veranstalter des Triathlon Ingolstadt Gerhard Budy hatte ein abwechslungsreiches Trainingsprogramm auf die Beine gestellt. Die große Gruppe wurde aufgrund der unterschiedlichen Leistungsklassen schnell in mehrer Gruppen unterteilt, sodass jeder auf seine Kosten kam. Die Radausfahrten wurden vom Chef, sowie dem Radmechaniker und Guide Emanuel und dem Triathlon-Profi Markus Liebelt begleitet. Damit auch sichergestellt war, dass die Schönheit der Landschaft nicht in der Hitze des Gefechtes an den Teilnehmern vorbeirauschte.

Prominenter Besuch Dass in der Fuschlseeregion und im Salzkammergut perfekte Trainingsbedingungen herrschen, davon sind die rund 35 Personen sicherlich überzeugt. Auch ein Star im Triathlonsport besuchte zeitgleich das erste mal das Hotel und das Salzkammergut: Faris al Sultan. Gemeinsam mit Ö3 Moderatorin Elke Lichtenegger verbrachte er 2 Tage mit dem Ersteigerer des Trainingspaketes zu Gunsten von Licht ins Dunkel im Mohrenwirt.

Mohrenwirt

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eit Jakob Schmidlechner den Triathlonsport für sich entdeckt hat wird nicht nur privat, sondern auch im Triathlon-Hotel Mohrenwirt am Fuschlsee bei Salzburg das Thema groß geschrieben. Als Finisher mehrerer Olympischen Distanzen und eines Ironman unterstützt er unsere Leser mit den Erfahrungen in seinem Heimrevier. Der Gesundheitsbote arbeitet schon seit einiger Zeit mit ihm erfolgreich zusammen und hofft über das Thema „Sport im Urlaub“ mehr Menschen zu Bewegung animieren zu können. Info-Hotline Fuschl: 0043 / 6226 / 8228 www.mohrenwirt.at

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Fernsehunterhaltung Die Zuschauer unterhält‘s, die Teilnehmer leiden oft noch länger unter der Folgen der Castings im TV

Essen. Die bei Kindern und Jugendlichen beliebten Musik-Talentshows bergen Risiken für die psychische Gesundheit der Teilnehmer bis hin zur Depression. Das ist das Ergebnis einer Befragung von 59 ehemaligen Kandidaten bei Shows wie „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) oder „X-Factor“. „Ein Fünftel der Kandidaten empfindet die Erfahrung im Nachhinein als negativ“, sagte Dr. Maya Götz, eine der Studienautorinnen, bei der Vorstellung der Ergebnisse in Essen. Betroffene berichteten von psychischer Überforderung oder nachhaltiger Rufschädigung. Rund 20 Prozent der Kandidaten bei sogenannten Castingshows bereuen ihre Teilnahme. Das zeigt die Studie „Sprungbrett oder Krise? Das Erlebnis Castingshow-Teilnahme“, eine Kooperation der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) und des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen. Castingshows locken junge Menschen mit dem Versprechen von Ruhm und Prominenz zur Teilnahme. Die Kandidaten üben den Gesangspart zu bekannten Liedern ein und müssen sich dann im Wettkampf gegen ihre Konkurrenten behaupten. Wer in die nächste Runde kommt, entscheidet eine Jury. Im Extremfall leiden ehemalige Kandidaten noch Jahre nach der Show unter den Folgen, berichtete Götz. Eine namentlich nicht genannte einstige DSDSKandidatin wurde in der Show als besonders unfähig dargestellt und musste anschließend mit der Häme aus dem sozialen Umfeld leben. Weil die Sendung mehrmals wiederholt wurde und Ausschnitte im Internet angeschaut werden können, wird sie immer wieder damit konfrontiert. „Ich hätte mich niemals dort beworben, wenn ich gewusst hätte, was die mit den Leuten da alles machen, nur um sie blöd darzustellen, nur damit die Leute was zu lachen haben“, wird sie in der Studie zitiert. Die Autorinnen betonen, dass die gezielte Abwertung bestimmter Kandidaten bei mancher Sendung Teil des Konzepts sei. Dies ermögliche den Zuschauern, sich über die Betroffenen lustig zu ma-

Groß in Mode, aber nach wie vor umstritten: Castingshows.

chen und sich überlegen zu fühlen. Die Wissenschaftlerinnen fordern von den Show-Produzenten, auf die „Stilisierung von Teilnehmern zu Freaks“ zu verzichten. Überhaupt sollten die MacherVerantwortung für die teilweise minderjährigen Kandidaten übernehmen und sie, wenn nötig, vor sich selbst schützen.

Handlungsbedarf, aber keine neuen Gesetze „Die professionelle psychologische Betreuung der Kandidaten während der Show ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagte Götz. Vorgemacht hat das die Show „The Voice of Germany“. Götz hält es für wünschenswert, dass die Betreuung auch nach Beendigung der Show für eine gewisse Zeit fortgeführt wird. Außerdem sollten den Teilnehmern professionelle Medienberater zur Seite gestellt werden, damit sie an der eigenen Inszenierung mitwirken könnten. Die Wissenschaftler wollen generell die Medienkompetenz junger Menschen fördern. Denn: Die parallele Befragung von 1230

Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 17 Jahren zu ihrer Einschätzung des Erlebnisses Castingshow-Teilnahme ergab, dass Wahrnehmung und Realität der Shows deutlich auseinander gehen. So stimmten 80 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Kandidaten genau so sind, wie die Sendung sie zeigt. Dagegen beobachteten die Forscher eine Typisierung der Wettbewerber. So berichtete eine DSDS-Teilnehmerin, dass sie in die stereotype Rolle der „sexy Zicke“ gedrängt wurde, ohne dass sie sich dagegen habe wehren können. Aus jugendschutzrechtlicher Sicht gibt es bei Castingshows Handlungsbedarf, glaubt Holger Girbig, bei der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen zuständig für Jugendschutzrecht. Neue Gesetze seien aber nicht unbedingt nötig, wenn die TVVerantwortlichen die richtigen Schlüsse ziehen. „Wir glauben, dass die Show-Verantwortlichen selbst weg wollen von der Welle des Vorführens von Kandidaten“, sagt Girbig.


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Sport und Bewegung

Schmerzmittel beim Marathon

New York

Nach dem Lauf ins Krankenhaus

Rauchen erst ab 21 Jahren

Gesundheistrisiken Schmerzmittel bei Läufen - insbesondere beim

Marathon - führen nicht selten ins Krankenhaus.

New York. Als erste US-Großstadt will New York das Mindestalter für den Kauf von Zigaretten von 18 auf 21 Jahre anheben. Das Büro der NewYorker Stadtratsvor¬sitzenden Christine Quinn teilte mit, dass bei einer geplanten Abstimmung über den Vorschlag mit einer Mehrheit zu rechnen sei. „Zu viele erwachsene Raucher fangen mit dieser tödlichen Angewohnheit an, bevor sie 21 sind“,erklärte Quinn, die als Favoritin für die Bürgermeisterwahl im Herbst gilt. Die Anhebung der

Erlangen. Viele Marathonläufer nehmen vor und während des Rennens rezeptfrei erhältliche Schmerzmittel ein, häufig in supratherapeutischen Dosierungen. Eine Kohor­ tenstudie in BMJ Open (2013; doi 10.1136/bmjopen-2012-002090) dokumentiert jetzt eine erhöhte Rate von potentiell gefährlichen Nebenwirkungen. Die Läufer selbst waren sich der Risiken nicht bewusst. Marathon- und Halbmarathon sind für viele Sportler nicht ohne Schmerzmittel vorstellbar. Unter den Teilnehmern des BonnMarathons 2010 nahm jeder Zeite vor dem Rennen Analgetika ein. Von diesen hatte jeder fünfte auch in der Trainingsphase zumeist auf Diclofenac oder Ibuprofen zurückgegriffen, die ohne Rezept und ohne Mengen­be­schränkung in der Apotheke erhältlich sind. Auch Acetylsalicylsäure (ASS), Parace­ tamol, Celecoxib, Dipyron, Etoricoxib, Meloxicam und Naproxen waren eingenommen worden.

Viel zu hohe Dosen werden eingesetzt Nicht selten wurden deutlich höhere Dosen als in der Therapie üblich eingesetzt, wie eine Umfrage des Schmerzzentrums Bonn/ Bad Godesberg und des Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Universität Erlangen ergab. So sagten 11 Prozent der Athleten, dass sie mehr als 100 mg Diclofenac einnehmen würden. Bei Ibuprofen lagen 43 Prozent mit 800 mg über dem zweifachen der empfohlenen Dosis. Die Frage, ob sie über die Risiken der Schmerzmit-

Stadt sagt jungen Rauchern Kampf an

Sportlich, aber nur, wenn nicht mit Schmerzmitteln nachgeholfen wird.

tel beim Ausdauersport informiert seien, verneinten 93 Prozent der Befragten. Der unkritische und zu hohe Schmerzmittelkonsum wurde vom Team um Kay Brune schon des Öfteren – auch im Deutschen Ärzteblatt – thematisiert. In der aktuellen Studie hat das Team erstmals die Nebenwirkungen do-

kumentiert. Unter den Teilnehmern, die Schmerzmittel nahmen, berichteten 16 Prozent während oder nach dem Rennen über Beschwerden, viermal häufiger als unter den Teilnehmern, die keine Schmerzmedikamente eingenommen hatten (Kontrollgruppe). Dort hatten 4 Prozent über Symptome geklagt. (red)

Altersgrenze werde die Ostküstenmetropole zu einer „gesünderen Stadt“ machen. New York hat bereits strenge Vorschriften für Raucher. Wie in den meisten US-Städten darf in Bars und Restaurants nicht geraucht werden, auch in Parks und am Strand gilt ein Rauchverbot. Die Tabaksteuer ist so hoch wie fast nirgendwo in den USA. Bürgermeister Michael Bloomberg, dessen dritte und letzte Amtszeit in diesem Jahr endet, brachte im März eine Initiative ein, nach Die strikten Regeln zur öffentlichen Gesundheit in New York stoßen aber auch auf Widerstand. Kritiker werfen Bloomberg vor, die Entscheidungsfreiheiten der Bürger mit Vorschriften zur gesunden Lebensführung einzuengen.(red)

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Sport und Bewegung

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Infizierte Bandscheiben Bernd Schranz VITALIS GESUNDHEITSZENTRUM Düsseldorf

Ihr Ansprechpartner

S

ie erreichen ihn im Vitalis Gesundheitszentrum unter der Nummer 0211 / 791080 oder unter düsseldorf@gbote.com.

Gesunde Kurse Montag, 11.00 Uhr Rehazirkel

Der Kurs umfasst 60 Minuten Ganzkörpertraining an den Kraftgeräten zum Muskelaufbau oder zur Ausdauersteigerung.

Mittwoch, 14.00 Uhr Reha-Gymnastik Der Kurs umfasst Übungen, die in der Gruppe mit dem Ziel der Verbesserung der Koordination und Flexibilität.

Donnerstag, 18.00 Uhr Pilates Wirbelsäule Mit Pilates für die Wirbelsäule stärken Sie Ihren Rücken, verbessern die Beweglichkeit und die Koordination der Rückenmuskeln. Mehr Kurse finden Sie unter

Nahrungsergänzung

Vitamin D und Kalzium ohne Effekt

N

iedrige oder mittlere Dosen von Kal­zium oder Vitamin D, die als Nahrungsmittlergänzung zugeführt werden, wirken nach Auskunft der U.S. Preventive Services Task Force nicht vorbeugend gegen Knochenbrüche. Wer Kalzium- oder Vitamin-D-Präparate nimmt, könnte - anstatt seiner Gesundheit vermeintlich Gutes zu tun - ein gesundheitliches Risiko eingehen. Wie die U.S. Preventive Services Task Force im „Wall Street Journal“ berichtet, kann die Einnahme dazu führen, Nierensteine zu entwickeln. Häufig werden beide Substanzen mit einer Pille aufgenommen, die aber je nach Präparat unterschiedliche Dosen der Substanzen enthalten.

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Antibiotika-Therapie hilft offenbar bei Rückenschmerzen Volksleiden Möglicherweise sind bei chronischen Rücken-

schmerzen die Bandscheiben infiziert. Helfen Antibiotika? Aarhus. Eine Besiedlung der Bandscheiben mit Aknebakterien könnte nach einer ungewöhnlichen Hypothese dänischer Wissenschaftler eine Ursache von chronischen Rückenschmerzen sein. Im European Spine Journal berichten sie, dass sie Bakterien in „vorgefallenen“ Bandscheiben gefunden haben. In einer Studie kam es unter der Behandlung mit einem Antibiotikum zu einer deutlichen und anhaltenden Besserung der Beschwerden. In ihrer ersten Studie haben die dänischen Forscher bei 61 Patienten bakteriologische Untersuchungen am Bandscheibenkern durchgeführt, der bei einer Bandscheiben¬operation entfernt worden war. Die Entnahme erfolgte unter strengen sterilen Bedingungen, versichert Manniche. Bei 28 Patienten (46 Prozent) konnten Bakteriologen aus Birmingham Bakterien in den Kulturen nachweisen. Es handelte sich überwiegend um anaerobe Erreger. Der häufigste Keim war Propionibacterium acnes. Bei 80 Prozent der Patienten, bei denen diese Keime gefunden wurden, kam es nach der Operation zur Entwicklung von Veränderungen der angrenzenden Wirbelkörper. Sie wurden bei Patienten ohne Nachweis der Bakterien fünfmal seltener gefunden. Für Manniche sind die Veränderungen der Wirbelkörper in der Kernspintomographie deshalb ein Hinweis auf eine Infektion der Bandscheiben. In einer zweiten Studie wurden 162 Patienten mit den typischen Wirbelkörperveränderungen, die nach Bandscheibenvorfall seit mindestens 6 Monaten an Rückenschmerzen gelitten hatten, auf eine Therapie mit einem Breitbandantibiotikum (Amoxicillin plus Clavulansäure) oder einem Scheinpräparat (Placebo) über 100 Tage untersucht. Die Studie wurde laut Manniche doppelblind durchgeführt. Weder Untersucher noch Patienten wussten, wer ein Antibiotikum erhielt und wer Placebo. Am Ende der hunderttägigen Antibiotikatherapie hatten sich die Beschwerden deutlich verbessert. Dies traf sowohl auf die Bein- als auch auf die Rücken-

Das Kreuz mit dem Kreuz. Rückenschmerzen quälen nicht nur in Deutschland viele Menschen.

schmerzen zu. Die Placebos hatten die Beschwerden nicht gelindert. Die Wirkung der Antibiotika hielt über die Dauer der Therapie hinaus an. Bei einer Nachuntersuchung nach einem Jahr ging es den Patienten immer noch deutlich besser als nach der Placebo-Gabe.

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Britische Forscher sind von den dänischen Studienergebnissen sehr beeindruckt.“ Britische Experten zeigten sich gegenüber der Presse von den Ergebnissen beeindruckt. Peter Hamlyn vom University College London, ein prominenter britischer Wirbelsäulenchirurg, sprach sogar von einer Nobelpreis-würdigen Entdeckung.

Wenn die Ergebnisse bestätigt würden, könnten demnächst vielleicht die Hälfte aller Operationen durch Antibiotikatherapien ersetzt werden. Wie die Bakterien in die Bandscheiben gelangten ist unklar. Kurzzeitig nachweisbare Bakterien im Blut sind aber, beispielsweise nach dem Zähneputzen, nicht ungewöhnlich. Normalerweise werden die Erreger vom Immunsystem nach kurzer Zeit beseitigt. Die degenerative Wirbelsäulenerkrankung könnte jedoch dazu führen, dass die Bakterien in einem wenig durchbluteten Gewebe wie den Bandscheiben überleben und dort eine Entzündung verursachen. Max Aebi vom Salem-Spital in Bern äußert sich in einem kurzen Beitrag zurückhaltend. Der Wirbelsäulenchirurg fordert zunächst weitere Studien, in denen die Ergebnisse bestätigt werden müssten. Dies dürfte auch die Einschätzung der Fachgesellschaften sein, die die Studie der dänischen Forscher genauer unter die Lupe nehmen werden, bevor sie therapeutische Grundsätze ändern.


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Häusliche Gewalt wird in der Welt zunehmend geächtet

REHA-Sport

Rehasport vom Arzt verordnet

Partnerschaft Gewalt in Partnerschaften wird immer mehr geächtet. Es zeigen sich deutliche Unterschiede zu 2003.

Gewalt in Partnerschaften, insbesondere gegen Frauen, wird seit 2003 zunehmend deutlicher verurteilt. Washington. Die weltweite Einstellung zu häuslicher Gewalt hat sich in der letzten Dekade durchgreifend geändert. Das berichtet Rachael Pierotti vom Institute für Social Research Populatation Studies Center der University of Michigan in der Zeitschrift American Sociological Review. In 23 von 26 Ländern wehren sich Frauen zunehmend gegen häusliche Gewalt. In den Ländern, für die die Wissenschaftler Daten für Männer gewinnen konnten, zeigte sich die gleiche Tendenz. Insbesondere solche Frauen, die in der Stadt leben, eine höhere Schulbildung haben und Medien nutzen, akzeptieren keine Gewalt in der Partnerschaft. „Der nahezu einheitliche Trend und die Geschwindigkeit der Entwicklung legen nahe, dass die weltweite Verbreitung von Ideen im Rahmen der Globalisierung („global cultural diffusion“) eine wichtige Rolle gespielt hat“, meinen die Wissenschaftler.

Untersuchungsfragen variieren von Land zu Land Pierotti analysierte Daten aus den Demographic and Health Surveys der United States Agency for International Development von Hunderttausenden Menschen in 26 Niedrigeinkommensländern und Mitteleinkommensländern. Die Hälfte der untersuchten Länder liegt in Afrika südlich der Sahara. Die Untersuchungsfragen variierten von Land zu Land etwas, aber die häufigste Frageform war folgende: „Manchmal ist ein Ehemann verärgert oder aufgebracht über Dinge, die seine Frau tut. Ist das Schlagen einer Frau durch ihren Mann gerechtfertigt, 1. wenn sie ausgeht, ohne ihm Bescheid zu sagen? 2. wenn sie die Kinder vernachlässigt? 3. wenn sie mit ihm streitet? 4. wenn sie ihn sexuell zurückweist? 5. wenn sie das Essen anbrennen lässt?“ In 23 von 26 Ländern sprachen sich verheiratete und unverheiratete Frauen gegen häusliche Ge-

Gewalt in Partnerschaften wird deutlicher verurteilt.

walt im Jahr 2008 mit einer höheren Wahrscheinlichkeit aus als noch 2003. In allen Altersgruppen änderte sich die Haltung bezüglich häuslicher Gewalt in diesem Zeitraum signifikant. Frauen, die in der Stadt leben und eine bessere Schulbildung haben, lehnten Gewalt in der Partnerschaft häufiger

Zusammengefasst Washington. Die weltweite Einstellung zu häuslicher Gewalt hat sich in der letzten Dekade durchgreifend geändert. In 23 von 26 Ländern wehren sich Frauen zunehmend gegen häusliche Gewalt. In den Ländern, für die die Wissenschaftler Daten für Männer gewinnen konnten, zeigte sich die gleiche Tendenz. Insbesondere solche Frauen, die in der Stadt leben, eine höhere Schulbildung haben und Medien nutzen, akzeptieren keine Gewalt in der Partnerschaft. Daten zur männlichen Einstellung konnten die Forscher in 15 Ländern erheben. In elf davon lehnten Männer Gewalt deutlicher ab als Frauen, so in Benin, Äthiopien, Ghana, Indonesien, Madagaskar, Malawi, Nigeria, Ruanda, Tansania, Uganda und Sambia.

ab als Bewohnerinnen ländlicher Gegenden mit schlechterer Ausbildung. In vielen Ländern spielte auch der Zugang zu Zeitungen, Radio und Fernsehen eine positive Rolle. Insgesamt fand Pierotti, dass die Befragten am ehesten Gewalt gerechtfertigt fanden, wenn eine Frau die Kinder vernachlässigte, und am wenigsten gerechtfertigt, wenn Frauen das Essen anbrennen ließen. Daten zur männlichen Einstellung konnten die Forscher in 15 Ländern erheben. In elf davon lehnten Männer Gewalt deutlicher ab als Frauen, so in Benin, Äthiopien, Ghana, Indonesien, Madagaskar, Malawi, Nigeria, Ruanda, Tansania, Uganda und Sambia. In Nigeria zeigte sich die deutlichste Entwicklung: 65 Prozent der Männer und 52 Prozent der Frauen lehnten 2008 Gewalt in der Partnerschaft ab im Vergleich zu 48 Prozent und 33 Prozent in 2003. In zwei der 26 untersuchten Länder ging die Entwicklung allerdings in die gegenteilige Richtung: In Madagaskar und Indonesien fanden sich 2008 mehr weibliche und männliche Befürworter von häuslicher Gewalt als 2003.

Viele Menschen mit chronischen Krankheiten oder anderen körperlichen Funktions-störungen, z.B. der Muskeln und Gelenke, entscheiden sich für Rehasport im Verein, um den Erfolg ihrer Behandlung zu stützen. Rehasport wird auf Ihre individuellen körperlichen und gesundheitlichen Bedürfnisse abgestimmt. Die Qualität wird durch den Behindertensportverband, die betreuenden Ärzte und die qualifizierten Übungsleiter sichergestellt. Art und Intensität des Rehabilitationssports wird anhand der Verordnung in enger Abstimmung zwischen den Ärzten und den zertifizierten Übungsleitern bestimmt. Die Erfahrung zeigt, dass durch eine langfristig angelegte und aktiv ausgerichtete Betreuung eine deutliche Verbesserung der Beschwerden zu erzielen ist. Die Leistungen des RehaVitalisPlus e.V. sind von allen Kostenträgern anerkannt und die Kostenübernahme nach Bewilligung gesichert.

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Modebegriff oder Krankheit?

Nachgedacht

Früher Ruhm stirbt auch früh

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ür Rockstars gehört es fast zum guten Ton, mit 27 Jahren und auf unnatürliche Weise aus dem Leben zu scheiden. Jimi Hendrix, Janis Joplin und zuletzt Amy Winehouse blieb es so erspart, im Alter von 70 auf der Bühne ihre künstlichen Hüftgelenke zu bewegen. Andererseits verderben solche frühen Todesfälle natürlich die Statistik. Sie erklären möglicherweise, warum die durchschnittliche Lebenserwartung von Bühnenstars („Performers“), die die New York Times 2009–2011 mit einem Nachruf bedachte, nur 77 Jahre betrug. Johannes Heesters (der 2011 im Alter von 107 Jahren starb) hätte, wenn es in den USA bekannt gewesen wäre, vielleicht für ein etwas besseres Bild gesorgt. Mit durchschnittlich 77,4 Jahren sterben auch Sportstars ungewöhnlich früh, wobei ein „Selektions-Bias“ nicht ganz auszuschließen ist. Denn wer wie Sportler und Popstars in jungen Jahren zu Ruhm gelangt, ist im Alter in Vergessenheit geraten und erhält dann möglicherweise keinen Nachruf. An Politiker, die gerne auch im Rentenalter im Amt bleiben oder erst hineingewählt werden (Adenauer, Reagen) erinnert man sich dagegen eher (wenn auch nicht immer gerne, wie die Reaktion auf den Tod von Maggie Thatcher gezeigt hat).

Gesundes Gemüse

Rote Beet senkt unseren Blutdruck London. Ein hoher Nitratgehalt macht Rote Beete und einige andere Gemüsesorten zu einem effektiven Mittel, um den Blutdruck zu senken. Eine Studie dokumentiert einen überraschend deutlichen Rückgang der systolischen Blutdruckwerte. Die Pharmakologin Amrita Ahluwalia erforschte an der Queen Mary Universität in London zunächst die Wirkung von Nitriten auf den Blutdruck. Nitrite werden im Körper enzyma­tisch zu Stickstoffmonoxid reduziert, das Gefäße weiten kann und somit den Blutdruck senkt.

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Burnout-Syndrom ähnelt d

Erschöpfungssyndrom Beim Burnout-Syndrom ähnelt vieles den Sympto

eigenständige Erkrankung oder nur ein Begriff, den sich auch Manage

Das BurnoutSyndrom ist mittlerweile ein fester medizinischer Begriff, ohne dass bisher eine Abgrenzung zur Depression erfolgte. Von Michael Maicher

Ü

berall, wenn man etwas lesbares in die Hand nimmt, stößt man auf ausgebrannte Menschen. Irgendwie scheinen alle ein BurnoutSyndrom zu haben. Und nicht nur das: unzählige Experten bevölkern den Markt mit Weisheiten über eine Krankheit, die möglicherweise noch gar keine ist. Wir haben uns mal Gedanken gemacht und ein paar Thesen aufgestellt. Sucht man im Internet nach Burnout, dann findet sich eine ungeahnte Menge an Seiten zu diesem Thema. Ratgeber, Tipps und Informationen von Fachexperten, Kliniken, die sich einem Krankheitsbild widmen, das es eigentlich noch gar nicht gibt. Es gibt unzählige Hinweise, wie man die Diagnose stellt. Nur Fachliteratur gibt es nicht wirklich. Daher haben wir zunächst die erste provokante These: ist Burnout nicht einfach eine Depression, oder zumindest eine Ursache einer Depression? Auffallend viele Männer bzw. Menschen in Führungspositionen erkranken daran. Burnout klingt schließlich nach unbändigem Leistungswillen bis zur Selbstaufgabe. Also das, was Unternehmen von ihren Führungskräften wollen. Depression klingt nach Schwäche. Ist Burnout also die männliche Form der Depression? Verstecken sich viele Männer dahinter, weil ausbrennen männlicher wirkt wie depressiv sein. Schließlich impliziert das Burnout-Syndrom ja, dass man nach einer gewissen Pause wieder brennen kann. Fassen wir doch mal die Symptome zusammen: Zu den Anzeichen zählen beispielsweise chronische Müdigkeit und Energiemangel. Setzt man sich diesem Druck über einen längeren Zeitraum hinweg aus und vernachlässigt dabei Hobbys, die richtige Ernährung, sportliche Aktivitäten etc., so bewegt man

sich einem kritischen, sowohl körperlichen als auch psychischen Zustand entgegen. Schlafstörungen, chronische Müdigkeit, mangelnde Konzentrationsfähigkeit und leichte Gedächtnislücken sind oft die Folge. Kleine Aufgaben fallen dann häufig bereits schwer. Ab einem gewissen Punkt ist beim Burnout-Syndrom Motivation quasi nicht mehr vorhanden. Man zieht sich zurück, d.h. soziale Kontakte werden weniger, man nimmt nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teil. Emotionale Anzeichen, wie Ungeduld und Intoleranz, leichte Reizbarkeit und das Gefühl der inneren Ohnmacht und Leere sind ebenfalls typische Burnout-Symptome.

Burnout und Beruf Am Arbeitsplatz hat man entweder das Gefühl der Überforderung, zu versagen, und man tut

sich schwer, Entscheidungen zu treffen – oder man traut dem eigenen Körper und Geist zu viel zu und wird zum krankhaften Workaholic. Beides kann schwerwiegende Folgen haben: Termine werden aufgeschoben, das Verhältnis zu den Kollegen und Vorgesetzten verändert sich negativ, Versagensängste, Angst vor Arbeitsplatzverlust oder Angst vor mangelnder Qualifikation (“ich bin nicht gut genug”) können stärker werden und man hat das Gefühl, dass die eigene Existenz bedroht ist. Auch für die Familie kann es schnell schwer werden, eine derart gestresste Person auf Dauer auszuhalten, weswegen eine Burnout-Therapie auch einen positiven Effekt auf Angehörige hat. Sinnvoll kann es daher auch sein, den Partner und/oder Familienmitglieder bei der Behandlung vom Burnout-Syndrom mit


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Corona-Virus

der Depression

omen der Depression. Ist es nun eine er trauen, in den Mund zu nehmen?

Medien-Hysterie ist völlig unbegründet Neues Virus: Die geschürrte Angst vor einer neuen Epidemie ist wissenschftlich unbegründet

N

ach der Dokumentation einer Mensch-zu-MenschÜbertragung des neuartigen Coronavirus in Frankreich fehlt es deutschen Medien an der nötigen Gelassenheit. Nicht nur Bild warnt bereits (im Auftrag der WHO) vor einer „schnellen Ausbreitung des lebensbedrohlichen neuen Coronavirus“. Auch die Süddeutsche lebt bereits in der „Furcht vor einer Sars-ähnlichen Epidemie“ und fragt: „Kann man sich schon in der U-Bahn anstecken?“ Das sind Meldungen, die bei Google News ganz oben gelistet werden. Sie haben aber mit der Wirklichkeit wenig zu tun. Dies zeigt auch der Vergleich mit SARS. Damals (2002) infizierte die Indexperson bereits im Hotel 16 weitere Gäste, die die Epidemie schnell weiter nach Kanada, Singapur, Taiwan und Vietnam exportierten. Für das neuartige Coronavirus wurde nur einmal, vielleicht auch zweimal

eine Übertragung von Mensch zu Mensch nachgewiesen, obwohl es viele Gelegenheiten gegeben hätte. Das Virus, das auf der arabischen Halbinsel endemisch ist, wurde bereits mehrfach nach Europa „eingeschleppt“. Aber weder in München noch in Birmingham wurde eine Epidemie losgetreten. Dies wird auch in Lille nicht geschehen. Die Sars-Epidemie konnte nach acht Monaten, 8.273 dokumentierten Erkrankungen, darunter 773 Todesfälle, beendet werden. Seit der Entdeckung des neuartigen Coronavirus im September 2012 sind ebenfalls bereits acht Monate vergangen. Bisher sind 34 Fälle aufgetreten, darunter 18 Todesfälle. Wenn das Virus tatsächlich eine epidemische Potenz hätte, wäre längst mehr passiert. Auch in Lille können die Einwohner heute ohne Sorge die Metro benutzen.

Gesundheitswesen

einzuschließen. Was körperliche Symptome betrifft, so wird das Immunsystem des Körpers beim Leiden am Burnout-Syndrom geschwächt und es kommt immer häufiger zu Krankheiten. Der Alkohol-, Koffein- oder Nikotinkonsum kann sich bei Burnout erhöhen, und das bisweilen drastisch. Im Extremfall werden Medikamente bzw. Drogen zum Aufputschen genommen – ein verzweifelter Versuch, um der Belastung auf pharmazeutischem Wege entgegenzuwirken.

Symptome der Depression Fast man die Symptome mal genauer zusammen, so findet man mindestens ähnliche Beschreibungen in den Lehrbücher zu Depressionen. Unterm Strich ist diese Herangehensweise für Männer gar nicht mal schlecht. Endlich können sie sich einer Krankheit stel-

len, ohne ihr Gesicht zu verlieren. So profitieren alle von der „neuen“ Krankheit.

Was kann man aber tun, um wieder fit zu werden? Die wichtigste Botschaft für alle Betroffenen ist unserer Ansicht nach: handeln! Reden tut manchmal gut, aber es bringt Sie nicht weiter. Nehmen Sie sich eine Auszeit! Die ersten Tage erholen Sie sich nur, danach machen Sie einen Plan für den Alltag. Legen Sie alles minutiös fest: Das Aufstehen, morgendliche sportliche Aktivitäten. Schreiben Sie sich diesen Plan am Besten auf, damit Sie wieder neu starten können, wenn Sie sich nicht daran gehalten haben. Legen Sie genau fest, was Sie tun, wenn Sie nach Hause kommen. Landen Sie einmal auf der Couch, dann ist der Abend gelaufen. Bereiten Sie also alles für abendliche Aktivitäten vor.

Sana übernimmt das Klinikum Offenbach Offenbach. Die Sana Kliniken AG hat das städtische Klinikum Offenbach gekauft. Grünes Licht dafür gab kürzlich das Stadtparlament, das mit großer Einigkeit einer Mehrheitsbeteiligung der privaten Klinikbetreibergesellschaft zustimmte. Die Stadt Offenbach wird 90 Prozent der Anteile der Klinikgesellschaft an Sana übertragen und behält selbst eine Sperrminorität von 10 Prozent. Diese Sperrminorität garantiert der Stadt Mitspracherechte in wichtigen strategischen Belangen. Damit die Mehrheitsbeteiligung rechtswirksam wird, bedarf es allerdings noch der Freigabe durch das Bundeskartellamt. „Für die Risiken der Vergangenheit steht der bisherige Träger gerade, für die

Risiken der Zukunft die Sana Kliniken AG“, sagte Sana-Finanzvorstand Thomas Lemke. Es bedürfe nun eines konsequenten Sanierungskurses, um eine nachhaltige Balance zwischen Patientenerwartungen, Erwartungen der Beschäftigten und wirtschaftlicher Tragfähigkeit zu erreichen. Sana kündigte an, zur Stabilisierung und zum weiteren Ausbau umfangreiche finanzielle Mittel bereitzustellen, um vor allem die baulich-funktionale Weiterentwicklung des Klinikums Offenbach zu sichern. Sana werde mindestens 110 Millionen Euro in den kommenden Jahren in das Klinikum Offenbach investieren, zunächst vor allem, um den Campus fertigzustellen, so Thomas Lemke weiter.

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Vermischtes

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Arbeitsmedizin

Ein Mißverständnis

Betriebsarzt bei Mitarbeitern meist unbekannt

Die Oma und die Diskussion ums Wasser

Berlin. Die Arbeitnehmer in Deutschland interessieren sich für Prävention und betrieb­liche Gesundheitsförderung. Allerdings sind die Wissenslücken zum Teil erheblich. Das berichtet der Verband Deutscher Betriebs-und Werksärzte (VDBW) nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid. Dies hatte im April 1.001 berufstätige Personen aus verschiedenen Altersgruppen telefonisch befragt. 39 Prozent der Befragten gaben dabei an, mehr über Prävention und betriebliche Gesund­heitsförderung erfahren zu wollen, 61 Prozent fühlen sich ausreichend informiert. Aber nur 56 Prozent der Berufstätigen kennen den für sie zuständigen Betriebsarzt. „Be-

Flüssigkeitshaushalt Alte Menschen trinken zu wenig. Weil sie keinen Durst haben oder schlichtweg aus Angst.

„Sie müssen mehr trinken, aber nicht mehr als 1,5 Liter am Tag“, sprach es und verwirrte die Dame endgültig. von Michael Maicher

triebsärzte erreichen in ihrer Tätigkeit auch diejenigen Menschen, die sonst nur selten präventiv zum Arzt gehen“, sagte der VDBW-Präsident Wolfgang Panter. Deshalb sei es bedauerlich, dass fast die Hälfte der Arbeitnehmer ihren Betriebsarzt nicht kenne. Hier seien auch die Betriebe gefordert: Sie müssten die Aufgaben des Betriebsarztes eigenständiger und offensiver kommunizieren, um seine Rolle bei der Prävention zu stärken, so Panter. Er wies daraufhin, dass Betriebsärzte auch helfen könnten, Missverständnisse in Bezug auf Krankheiten und Arbeitsfähigkeit auszuräumen: Zum Beispiel meinen rund 43 Prozent der befragten Berufstätigen, dass Arbeit für chronisch Kranke einen geringeren Stellenwert hat als für gesunde Erwerbstätige. „Aber die meisten Menschen wollen und können arbeiten. Das gilt besonders für Arbeitnehmer mit gesundheitlichen Ein­schrän­kungen, wie einer chronischen Krankheit“, betonte der Verbandsvorsitzende.

Krebsstatistik

Lungenkrebs tritt immer häufiger auf

I

mmer weniger Menschen in Europa sterben an Krebs. Nur die Todesfälle durch Lungenkrebs bei Frauen nehmen unverändert zu und werden den Brustkrebs bald überholt haben. Die Prognose beruht auf Daten der Weltgesundheitsorganisation aus den Jahren 1970 bis 2010.

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K

ein Tag vergeht auf einer internistischen Station, an dem man nicht mit älteren Patienten oder deren Angehörigen über die Trinkgewohnheiten spricht. Die erste Äußerung ist nahezu immer: ich trink doch genug! Ein Zupfen am Handrücken bringt sofort Klarheit. Stehende Hautfalten sind keine Alterserscheinung, obwohl im Alter zunehmend häufiger auftretend. Stehende Hautfalten sind wie von Blumen hängengelassene Blätter.

Die Pflanze ist schlichtweg trocken. Das gleiche gilt für die Patientin. Kaum Flüssigkeit im Gewebe läßt die gezupften Hautfalten stehen. Kaum ist der Hinweis auf mehr Flüssigkeit ausgesprochen, schon prallt einem Widerspruch entgegen: der Hausarzt habe gesagt, nicht mehr als 1,5 Liter am Tag. Woher diese dogmatische Zahl stammt, ist kaum einem Arzt bekannt. Ob sie sinnvoll ist, auch nicht. Allerding heißt für ältere Menschen der Hinweis, maximal 1,5 Liter am Tag zu trinken, dass man mit einem Liter auf der sicheren Seite ist. Also wird viel zu wenig getrunken. Den Hinweis auf maximal 1,5 Liter kann man sich getrost schenken, da er schlimmstenfalls nur als Ausrede dient, nicht trinken zu müssen. Die Patienten kommen sowie nur selten an diese Menge

Damit unser gesamter Körper reibungslos funk gen bis hin zum Koma und zu schweren Herzrhy

heran, so dass eine solche Empfehlung schlichtweg unsinnig ist. Ebenso fruchtet die Empfehlung, mehr zu trinken, auch nicht. Ein fehlendes Durstgefühl wird attestiert und die Schwester angehalten, die Patienten ständig ans Trinken zu erinnern. Oftmals haben aber ältere Menschen einfach nur Angst zu trinken, weil sie dann häufiger auf Toilette müssen und so immer wieder vor Augen geführt bekommen, dass sie auf Hilfe angewiesen sind. Dieses Flüssigkeitsmißverständnis hat mehrere bedeutsame

Besondere Massage: Wie Geräusche im Besser lernen Eine Maschine erzeugt Geräusche passend zu den Hirnwellen und

E

s soll ja Studenten geben, die sich nachts die Aufzeichnungen der Vorlesung (oder zeitgemäßer einen Podcast) anhören, um den Inhalt besser zu memorieren. Die Wirkung besteht meistens darin, dass sie am nächsten Tag nicht ausgeschlafen sind und sich bei der Vorlesung erneut nicht konzentrieren können. Dennoch steht für Neurowissenschaftler fest, dass der Mensch in der Nacht lernt. Während des Tiefschlafs wird das Kurzzeitgedächtnis verwaltet und einige Inhalte ins Langzeitgedächtnis übertragen. Es lässt sich nur nicht steuern, welche dies sind. Wer regelmäßig Vorlesungen verpasst, weil er am Abend aufregende Partys erlebt hat, wird später möglicherwei-

Mit den passenden Geräuschen wird Lernen im Schlaf schnell zu einem Kinderspiel.

se viele angenehme Erinnerungen an die Zeit seines Studiums haben, doch leider keinen Abschluss. Ob die Lernmaschine daran etwas ändern kann, die Wissenschaftler der Universität Tübin-

gen entwickelt haben? Das Gerät soll die langsamen Hirnwellen verstärken, die im Tiefschlaf anzeigen, dass das Gehirn gerade mit der Konsolidierung von Gedächtnisinhalten beschäftigt ist.


Vermischtes

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Auch der Blutdruck sinkt. Die Nierenfunktion verschlechtert sich. Die Eletrolyte wie Kalium und Natrium verändern sich und öffnen so Herzrhythmusstörungen Tür und Tor. Was im Akutstadium jedem Patienten und Angehörigen und letzten Endes den Ärzten sowieso klar ist, ist es bei chronischem Flüssigkeitsmangel plötzlich nicht mehr. Wieso ist die Nierenfunktion eingeschränkt. Die Medikamente werden in den Dosen angepasst. Die Verwirrtheitszustände sind wahrscheinlich Folge ein er Demenz oder eines Schlaganfalls. Aber ein Flüssigkeitsmangel wird ja nicht besser, nur weil er länger besteht. Da gibt es keinen Gewohnheitseffekt. Hier herr-

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tioniert, braucht er Wasser. Fehlt es, dann drohen Funktionsausfälle vom Nierenversaythmusstörungen.

Folgen. Im Rahmen des Flüssigkeitsmangels klagen viele Patienten über Muskelkrämpfe, die sie selbst mit Magnesium behandeln, was aber wirkungslos bleibt, da ja Flüssigkeit fehlt. Die Nierenwerte schnellen in die Höhe, es entstehen Kopfschmerzen und letztendlich sind die Patienten verwirrt. Dieser Zustand führt nicht selten zum Sturz und der Teufelskreis ist gestartet. Jeder klinisch tätige Arzt erinnert sich an einen Patienten, der völlig ausgetrocknet in die Klinik kam. Total desorientiert, verwirrt,

mit verwaschener Sprache. Nach dem Legen eines Zugangs wird Flüssigkeit über die Vene gegeben und rasch hat man einen halbwegs orientierten Patienten vor sich. Wasser ist ein lebenswichtiges Nahrungsmittel, eine unersetzliche Trägersubstanz, die das Blut flüssig hält. Es läßt sich sehr leicht ausmalen, was passiert, wenn zu wenig Wasser im Körper ist. Das Blut wird zähflüssiger mit allen Konsequenzen bis hin zu Thrombosen. Es drohen Kopfschmerzen und teils erheblicheVerwirrtheitszustände bis zum Koma.

Bei Wadenkrämpfen fehlt vielleicht einfach ein bisschen Flüssigkeit“ schen die reinen Naturgesetze. So kann man mit kleinen Untersuchungen beim alten Patienten rasch feststellen, wo das Problem liegt, wenn er verwirrt ist. Auf dem Handrücken an der Haut zupfen und wenn sich die Hautfalten nicht sofort wieder glätten, dann liegt ohne wenn und aber ein Flüssigkeitsmangel vor, der bis zum Beweis des Gegenteils die Ursache des akuten oder chronischen Verwirrtheitszustands ist.

Schlaf unser Lernen verbessern ermöglicht so ein besseres und schnelleres Lernen für den Nutzer. Eine Verstärkung der Hirnwellen ist laut Jan Born vom Institut für Medizinische Psychologie der Universität Tübingen durch eine sogenannte„Geräuschmassage“ möglich. Zusammen mit Forscher der Universität Lübeck hat Born ein Gerät entwickelt, das das Gehirn mit Geräusche beschallt, die mit dem Rhythmus der langsamen Hirnwellen synchronisiert waren. Nach den jetzt publizierten Ergebnissen wird tatsächlich eine Wirkung erzielt. Elf Personen verbrachten nach dem Vokabellernen die Nacht im Schlaflabor, wo sie während des Schlafes mit Geräuschstimulationen in unterschiedlichen Rhythmen ausgesetzt waren.

Einmal waren die Geräusche mit den Rhythmus der langsamen Hirnwellen synchronisiert, das andere Mal nicht. Laut der Publikation konnten sich die Studienteilnehmer am Morgen besser an die gelernten Wortpaare erinnern, wenn der Rhythmus der Geräusche mit den Hirnwellen synchronisiert war. Dabei kam es auf das richtige Timing an. Am besten sei die Wirkung, wenn die akustischen Stimuli immer dann präsentiert wurden, während die langsame Hirnwelle ihren Höhepunkt erreicht hatte, berichten die Forscher. Dann könne die Schwingung durch das akustische Signal verstärken werden. Die Schwingungsamplitude werde vergrößert

und verbreitert. Ob das außerhalb des Labors funktioniert, müssen weitere Studien zeigen. Die Wissenschaftler hoffen, dass der Ansatz allgemein zur Verbesserung des Schlafs eingesetzt werden könnte.Vielleicht könnten andere Rhythmen das Gehirn auch tagsüber verstärken. Born hält es nicht für ausgeschlossen, mittels einer leisen Beschallung die Aufmerksamkeit der Menschen zu verstärken. Vielleicht sieht man ja demnächst Studenten in der Vorlesung, deren Kopf mit EEG-Elektroden verdrahtet ist, während der iPod die Hirnwellen synchronisiert. Wie sie dabei aber noch der Vorlesung folgen sollen, ist schwer vorstellbar.

Rehabilitation

Rehaklinik nicht frei wählbar Auch Zuzahlung hilft am Ende nicht Kassel. Für die medizinische Rehabilitation können sich gesetzlich Krankenversicherte ihre Klinik nicht frei auswählen. Selbst wenn Patienten bereit sind, Mehrkosten aus eigener Tasche zu zahlen, bleiben zahlreiche Einrichtungen außen vor, wie das Bundessozialgericht in Kassel entschied. (Az: B 1 KR 12/12 R und B 1 KR 12/12 R) Es wies damit zwei Versicherte der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) ab. Einer Patientin war eine neue Herzklappe

eingesetzt worden, die zweite hatte einen Schlag­anfall erlitten. Mit den von der KKH vorgeschlagenen Kliniken waren beide nicht einverstanden. Sie folgten privaten und fachlichen Empfehlungen und wählten jeweils eine andere Rehaklinik aus. Beide Kliniken hatten einen Versorgungsvertrag mit den gesetzlichen Krankenkassen. Die Kosten von 3.300 beziehungsweise 5.800 Euro muss die KKH dennoch nicht ersetzen, urteilte nun das Gericht. Zwar bestehe seit 2007 eine gewisse Wahlfreiheit der Versicherten auch bei der medizinischen Rehabilitation. Diese beziehe sich aber gerade nicht auf Kliniken mit Versorgungsvertrag. Versicherte, die mit den von ihrer Krankenkasse vorgeschlagenen Kliniken nicht einverstanden sind, können nach den Kasseler Urteilen zunächst versuchen, mit medizinischen oder auch privaten Gründen dagegen anzugehen. Kommen sie damit nicht durch, können sie nur auf Kliniken ausweichen, die nicht über einen Versorgungsvertrag mit den Krankenkassen verfügen. Laut Gesetz muss sich die Kasse dann an den Kosten beteiligen, die Versicherten müssen nur die Mehrkosten tragen, die durch die Auswahl ihrer Klinik entstanden sind.

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Gesundheit

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Zeckenbiss

FSME-Erkrankungen seltener Gemüse des Monats

Spinat macht beim Menschen mehr Muskeln

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er ordentlich Spinat und anderes nitrathaltiges Gemüse isst, bekommt laut einer schwedischen Studie tatsächlich stärkere Muskeln. Forscher des Stockholmer Karolinska-Instituts fügten das Salz eine Woche lang dem Trinkwasser von Versuchsmäusen hinzu und konnten eine signifikante Stärkung ihrer Muskeln feststellen, wie eine jetzt vorgestellte Studie ergab. „Mäuse, die regelmäßig Nitrat erhielten, hatten viel stärkere Muskeln“, heißt es in dem Bericht zu der Untersuchung, die im Fachblatt „Journal of Physiology“ veröffentlicht werden soll. Das täglich eingesetzte Nitrat habe im Verhältnis derjenigen Menge entsprochen, die ein Mensch beim Verzehr von 200 bis 250 Gramm Spinat pro Tag zu sich nehme, sagte Studienautor Andrés Hernández. Keinen Effekt hat das Salz demnach auf langsam zuckende sogenannte Slow-Twitch-Muskelfasern, die bei geringer Anstrengung zum Einsatz kommen. Bei den für größere Kraftanstrengungen beanspruchten schnell zuckenden sogenannten Fast-TwitchFasern sei hingegen eine deutliche Veränderung zu beobachten. gewesen.

Schadet der Beruf der Gesundheit? Berlin – Zwei von fünf Beschäftigten in Deutschland glauben, dass ihr Beruf gesund­ heitsschädlich ist. Das geht aus einer Umfrage der Krankenversicherung DKV hervor, wie die Zeitung Welt am Montag berichtete. 38 Prozent der Befragten stimmten demnach dem Satz zu: „Wenn man gesund bleiben will, sollte man meinen Beruf nicht bis zum Rentenalter ausüben“. 45 Prozent sehen dies hingegen nicht so. Vor allem Arbeiter und Facharbeiter sind überzeugt, dass ihre berufliche Tätigkeit auf die Knochen geht.

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Infektion Nach Zeckenbiss treten immer seltener Fälle von Hirnhautentzündungen (FSME) auf.

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ie Zahl der gemeldeten FSME-Erkrankungen war 2012 ungewöhnlich gering. Insgesamt erfüllten nur 195 FSME-Fälle die Referenzdefinition des RobertKoch-Instituts (RKI). Die Zahl liegt damit etwas unter dem mittleren Niveau von 239 bis 313 Fällen aus den letzten Jahren. Dazwischen hat es aber immer wieder Spitzen gegeben, zuletzt 2011, als 424 FSME-Erkrankungen gemeldet wurden. Eine Trendwende dürften die neuen Zahlen deshalb nicht darstellen.

Zahl der Risikogebiete bleibt konstant Auch die Zahl der Risikogebiete ist weitgehend konstant geblieben. Fast alle Kreise befinden sich in Süddeutschland und hier vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, daneben gibt es vereinzelt Kreise in Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und im Saarland. Dass auch weiter nördlich Erkrankungen möglich sind, zeigen vereinzelte Meldungen, die in den letzten Jahren aus anderen Bundesländern in Berlin eintrafen. Im Jahr 2012 waren es allerdings nur 3 Meldungen aus Sachsen und eine aus Mecklenburg-Vorpommern. In Sachsen sieht das RKI vor allem in der Grenzregion ein Ansteckungsrisikio. Tschechien habe eine der höchsten FSME-Inzidenzen in Westeuropa. Eine ausgedehnte Ausbreitung nach Norden findet nach Einschätzung des RKI derzeit nicht statt. Die FSME-Viren (und ihre Vektoren) sind offenbar recht bodenständig. Die Einteilung in Kreise wird eigentlich als unzu-

Zecken können Krankheiten übertragen. Hierzu zählen die Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (kurz FSME).

reichend empfunden. Die RKIExperten gehen davon aus, dass die FSME-Herde häufig sehr kleinräumig sind. Auch in Kreisen mit insgesamt niedriger Inzidenz könne es Gebiete mit sehr unterschiedlichem FSME-Risiko geben. Die FSME-Risikogebiete dienen als Grundlage für die Impfempfehlung. Die STIKO empfiehlt die FSME-Schutzimpfung für Personen, die in Risikogebieten wohnen oder arbeiten und dabei ein Risiko für Zeckenstiche haben, sowie für Personen, die sich aus anderen Gründen in Risikogebieten aufhalten.

Zusammengefasst Zecken können Krankheiten übertragen. Zu diesen Krankheiten zählen die Borreliose, die durch Bakterien übertragen wird und gut antibiotisch behandelbar ist und die FSME, die Frühsommer-Meningoenzephalitis, eine Virus-Erkrankung. Während zahlreiche Bakterien mit Borrelien verseucht sind, kommen die FSME-Viren nur in speziellen Gebieten vor. Gibt es keine wirksame Therapie gegen FSME, so kann man sich doch gegen diese Virus-Erkrankung impfen lassen.

Protein macht Frauen redselig Sprache: Kommunikationsfähigkeit hängt offenbar von Protein ab

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as Klischee ist bekannt: Frauen reden gerne und viel - am liebsten mit anderen Frauen. Nur ein Vorurteil? Wissenschaftler haben eine Erklärung gefunden: Die sprachliche Stärke bei Frauen könnte an der Menge des Proteins FoxP2 in ihren Nervenzellen liegen. Mitglieder über drei Generationen hatten Schwierigkeiten beim Artikulieren, Formulie-

ren und Verstehen von Sprache. Die Störung konnte mit Mutation im FoxP2-Gen erklärt werden. Jetzt haben US-Forscher aus Baltimore bei Ratten erste Hinweise bestätigt, dass es im Kleinhirn Mengenunterschiede des Proteins zwischen den Geschlech-

tern gibt. Männliche neugeborene Tiere hatten mehr FoxP2-Moleküle in den Hirnbereichen und kommunizierten viel stärker mit ihrer Mutter - per Ultraschall - als die weiblichen Neugeborenen. Beim Menschen ist es offenbar umgekehrt.


Allerlei

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Hypnose hilft bei Operationen Narkose Bei Operationen kann Hypnose helfen, Medikamente einzusparen und die Geneseung zu fördern.

Jena. Hypnose lindert Schmerzen, reduziert die psychische Belastung und fördert die Genesung nach chirurgischen Eingriffen. Dies bescheinigt eine Studienübersicht in Clinical Psychology Review der psychologischen Therapie, die eine beruhigende Wirkung anstrebt. Die Hypnose ist für Susan Tefikow vom Institut für Psychosoziale Medizin und Psychotherapie am Uniklinikum Jena kein Hokuspokus, sondern eine seit mehr als 50 Jahren wissenschaftlich untersuchte Therapieform. Nicht weniger als 34 Studien mit insgesamt 2.597 Patienten hat die DiplomPsychologin zusammen mit Kollegen der Universität Bern allein zu der speziellen Fragestellung ermittelt, ob die Hypnose chirurgischen Patienten helfen kann, schmerzhafte Operationen oder Situationen zu überstehen. Die möglichen Anwendungsgebiete reichen von gynäkologischen bis zu Herzbypass-Operationen. Auch Brandverletzte kön-

Operationen sind mitunter stark belastend für die Patienten. Hypnose kann Beschwerden lindern.

nen von der Hypnose profitieren, die laut Tefikow von einem Therapeuten oder aber in Selbsthypnose mit Hilfe einer CD möglich ist. Die Sitzungen dauern dabei meist 30 bis 60 Minuten, während derer die Patienten lernen, emotionalen Distress abzubauen und Schmerzen besser zu ertragen.

Der Vorteil zeigt sich laut Tefikow in einem verminderten Medikamentenbedarf, in einer schnelleren Erholung oder auch in kürzeren chirurgischen Behandlungszeiten, für die Tefikow in der Meta-Analyse jeweils statistisch signifikante Vorteile der Hypnose ermittelt hat.

Paradox

Übergewicht manchmal nützlich Berlin. Patientinnen und Patienten mit Übergewicht oder Fettleibigkeit sterben nach einem Schlaganfall seltener und tragen weniger Behinderungen davon als Idealgewichtige. Das zeigt eine neue Studie, die in Kooperation mit der Charité - Universitätsmedizin Berlin durchgeführt wurde und im European Heart Journal erschienen ist. Dieser scheinbar widersprüchliche Zusammenhang, auch Obesity Paradox genannt, wurde in der Vergangenheit bereits bei anderen chronischen Erkrankungen, wie zum Beispiel bei Herzinsuffizienz, beobachtet. Die nun veröffentlichte Studie belegt zum ersten Mal, dass der Obesity Paradox bei Schlaganfall ebenfalls zutrifft (European Heart Journal 2012).

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ach dem dunklen Winter und dem kühlen Maibeginn haben wir uns in dieser Ausgabe für ein Foto aus Burgh Haamstede (Südholland) entschieden. Dieses Foto schickte uns Christina Dahlmann aus Bonn. Sie darf sich nun über 100 Euro freuen. Was finden Sie zur aktuellen Jahreszeit schön? Was geniessen Sie bei schlechtem Wetter? Schicken Sie uns Ihr Foto! Das schönste Foto prämieren wir in jeder Ausgabe mit 100 Euro. Schicken Sie Ihr Foto bitte an unsere Redaktion: Der Gesundheitsbote, Am Heider Kopf 29, 58339 Breckerfeld oder noch einfacher per Mail an info@gesundheitsbote.com (Die Bilder sollten im jpg-Format abgespeichert sein und 300dpi aufweisen)

icksein macht nicht krank, sondern schützt sogar vor Krankheit. Der wahre Grund für das Dickwerden ist Stress. Diäten sind sinnlos, gefährlich und nur ein milliardenschweres Geschäft. Diese provokanten Thesen stehen im Zentrum des neuen Buches von Achim Peters. Er zeigt auf, dass es kein Übergewicht gibt, sondern nur ein aus der individuellen Lebenssituation erwachsendes Gewicht, das exakt dem Energiebedarf des Gehirns entspricht. Wenn Menschen sich unterdrückt, unverstanden, bedroht fühlen, reagiert das Gehirn mit einem Überlastungsschutz. Aber dieser ist energetisch kostspielig und verlangt: essen! „Mythos Übergewicht“ ist im C.Bertelsmann-Verlag erschienen und kostet 19,99 Euro.

gesundheitsbote | 15



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