Gesundheitsbote November 2009 - Gesundheitszentrum & Fitnessstudio Vitalis Düsseldorf

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GESUNDHEITSBOTE IHRE REGIONALE GESUNDHEITSZEITUNG

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LDORF

Nr.3/November 2009 dus_01_2009

KOSTENLOS

Gezieltes Krafttraining beugt effektiv Brustkrebs vor

Genuss: Alkohol ist kein Sanitäter in der Not

Düsseldorf, Seite 7

Ernährung, Seite 11

Wenig klare Fakten über Grippewelle

AIDS-Virus kennt in der Zelle auch Tabuzonen Heidelberg. Erfolgreiche Forschung: das AIDS-Virus (HIV) kennt auch gewisse Abneigungen. Heidelberger Wissenschaftler konnten zeigen, dass das Virus gewisse Bereiche von Zellen meidet. Diese Erkenntnisse sollen nun für neue Therapieansätze genutzt werden. Seite 13

Grippe Medien versetzen Menschen in Angst und Schrecken.

In dieser Ausgabe

Herzflimmern

Kann gefährlich werden Beim chronischen Vorhofflimmern drohen Schlaganfälle und hohe Herzfrequenzen. Seite 10

Apotheke

Umckaloabo wirkt Gegen den Trend gibt es auch Erkältungsmedikamente, die wirken: zum Beispiel Umckaloabo. Seite 10

Gesundheitsbote Der Gesundheitsbote erscheint immer monatlich am Samstag mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren. Infos: info@gesundheitsbote.com oder unter Tel. 02355/52996-20. Lokalredaktion: Frederik von der Heyden im Vitalis Gesundheitszentrum, Prof. Oehler Straße 7, 40589 Düsseldorf, Telefon 0211 / 791080 duesseldorf@gesundheitsbote.com Net: www.gesundheitsbote.com

Thema Depressionen kriegt man nicht ganz plötzlich

Kommt eine Depression angeflogen... Psyche Wer die Psyche überfordert, wird depressiv. Gestern noch glücklich, am Morgen plötzlich depressiv.

Schalksmühle.

Die Medien zeichnen ein falsches Bild von Depressionen. Depressionen können zwar jeden treffen, entstehen aber in der Regel nicht spontan und ohne faßbare Ursache. Sie sind vielmehr eine Folge von er-

lebten Enttäuschungen in existenziellen Dingen. Im kleinen Rahmen können Depressionen sogar sinnvoll sein und uns gelegentlich auf den richtigen Weg bringen. Wie, das lesen Sie im Innenteil. Seite 14/15

Schalksmühle. Jeden Tag wird uns ein neuer Toter in der BILD-Zeitung präsentiert. Die Schweinegrippe scheint immer gefährlicher zu werden. Und vor allem scheinen immer mehr Menschen daran zu erkranken. Die Zahl der Impfwilligen steigt stetig an, die Stimmen der Impfkritiker verstummen zusehends. Und das, obwohl sich auch die Berichte von Zwischenfällen bei Impfungen häufen. Ist die Panikmache berechtigt? Bislang gibt es darauf jedenfalls keine Hinweise. Vielmehr können wir froh sein, dass unsere Boulevardmedien nicht über die gewöhnlichen grippalen Infekte berichten. Denn die Zahl der Neuerkrankten hat auch hier drastisch zugenommen. Woran das bloß liegt? Vielleicht am naß-kalten Wetter? Nicht auszudenken wäre es, wenn die Zahlen der Toten veröffentlicht würden, die an den Folgen einer normalen Erkältung gestorben sind, weil sie sich nicht ausreichend geschont haben. Bei der Schweinegrippe gibt es eben viel Panik, aber wenig klare Fakten. Dies gilt es unbedingt zu ändern. Seite 4/5


Auftakt

man_02_2009 / 1. Jahrgang Nr. 3, November 2009

Kehrtwende Zahnmediziner empfiehlt, wieder mehr Amalgam einzusetzen

Gefährliche Zeit? Die Boulevardmedien haben die Panikmache wiederentdeckt. Entweder wird uns die Schweinegrippe umbringen oder Depressionen zerstören unser Leben. Die Zeit für empfindsame Menschen ist nicht gerade einfach. Während unsere Medien momentan nicht gerade durch seriöse Berichterstattung glänzen, schaffen es Mediziner nicht, für Klarheit zu sorgen. Eigentlich ein erbärmliches Bild. Sollen wir uns impfen lassen? Wer impft überhaupt? Wer ist überhaupt der Meinung, dass die Impfung Sinn macht? Es zeigt sich zwar, dass die Impfung harmloser ist als befürchtet, das macht sie aber noch nicht sinnvoller. Bislang konnte auch noch nicht klargestellt werden, dass die Krankheit überhaupt impfwürdig ist. Klar gibt es die Gefahr, dass das Virus mutiert, aber hilft dann die Impfung noch? Bei der klassischen Influenza jedenfalls nicht. Und geimpfte Personen können immer noch Keimträger sein und anstecken. Lassen Sie sich also erstmal nicht verrückt machen. Ihr Michael Maicher

Aktuelles

Impfung gegen Influenza fällig Berlin. Personen über 60 Jahre und Personen mit Grunderkrankungen haben ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere Verläufe durch eine saisonale Influenza. Dieses besteht unabhängig von der Influenzaaktivität. Besonderes gefährdet sind dabei Personen, die beispielsweise eine eingeschränkte Lungenfunktion durch Asthma oder eine COPD oder ein eingeschränktes Immunsystem haben. Auch für medizinisches Personal und Personen mit umfangreichem Publikumsverkehr ist die Impfung gegen die saisonale Influenza empfohlen.

GesundheitsBote Verlag: Der Gesundheitsbote Verlags-UG (haftungsbeschränkt), Volmestraße 55, 58579 Schalksmühle Telefon 02355 / 52996-20 Fax 02355 / 52996-22 info@gesundheitsbote.com Herausgeber und Chefredakteur: Michael Maicher Stellvertretende Chefredakteurin: Natascha Krause V.i.S.d.P.: Michael Maicher Grafik und Design: Marian Krause Kontakt zur Redaktion: 02355/52996-20 redaktion@gesundheitsbote.com Druck: Rheinisch-Bergische Druckerei, Zülpicher Straße 10, 40549 Düsseldorf Erscheinungsweise: monatlich kostenlos mit einer Auflage von 10.000 Exemplaren in Düsseldorf. ABO: 18,00 Euro für ein Jahr Die Redaktion übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos und Illustrationen. Der Gesundheitsbote und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar. Alle Anbieter von Beiträgen, Fotos und Illustrationen stimmen der Nutzung in den Ausgaben des Gesundheitsboten im Internet, auf DVD sowie in Datenbanken zu.

Amalgam wieder mehr einsetzen Von Michael Maicher Greifswald. Amalgam als Zahnfüllung ist nach Expertenmeinung besser als sein Ruf. Der Greifswalder Zahnmedizinprofessor Georg Meyer plädierte für eine weitere Nutzung des quecksilberhaltigen Materials. Amalgam sei eine äußerst stabile Legierung aus Silber, Zinn, Kupfer und Quecksilber. Meyer, der wissenschaftliches Mitglied des Weltzahnärzteverbands ist, forderte daher eine Ausnahmeregelung für Amalgam bei einem geplanten weltweiten Quecksilberverbot. Eine Vielzahl Studien hätten bisher keine Hinweise ergeben, dass diese Füllungen gesundheitsschädlich seien, sagte Meyer am Dienstag in Greifswald.

Amalgam bezahlbar „Ein Verbot von Amalgam, das haltbarer und sicherer ist als alle anderen plastischen Füllungsmaterialien, würde in vielen Ländern dazu führen, dass sich die Menschen keine Zahnfüllungen mehr leisten könnten“, sagte Meyer. Er verwies auf Studien amerikanischer Kollegen, die die Mehrkosten nach einem möglichen Amalgam-Verbot für die USA allein auf drei bis vier Milliarden Dollar beziffern. Die als Alternative gepriesenen Kunststofffüllungen bergen laut Meyer mechanische und biologische Risiken. So seien

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Auftakt

Galten Amalgam-Füllungen bis vor kurzem noch als gefährlich, so sollen sie jetzt eine Rennaissance erleben, da sie offenbar nicht schädlich sind.

Kunststofffüllungen weniger haltbar, teurer und könnten zudem Allergien auslösen.

Belastung gering Die vom Weltzahnärzteverband (FDI) präsentierten Daten gehen davon aus, dass die anteilige Umweltbelastung durch Dentalquecksilber auf der Erde nur rund 0,1 bis 0,7 Prozent der Gesamtbelastung mit Quecksilber ausmachen.

Die Umweltbelastung durch Quecksilber, das in vielen Entwicklungsländern bei der Goldgewinnung eingesetzt werde, liege wohl in einem zweistelligen Prozentbereich. „Folgerichtig müsste eher Gold als Amalgam verboten werden.“ Meyer wurde vor kurzem im Singapur auf dem 97. Weltzahnärztekongress als Mitglied des siebenköpfigen Wissenschaftskomitees des FDI gewählt.

Amalgam Amalgam ist eine Quecksilberhaltige Legierung, die bis zu den Neunziger Jahren umfassend von Zahnärzten als Füllmaterial eingesetzt wurde. Patienten hatte man aufgrund von befürchteten Nervenschädigungen empfohlen, die Füllungen gegen ungefährlichere auszutauschen. Die Schädigung ist aber nie umfassend nachgewiesen worden.

Kritik Eine niederländische Website gibt Hinweise für sanftere Selbsttötung

Selbstmord-Website sorgt für Aufregung Amsterdam. Eine Website mit konkreten Hinweisen für „stille“ Selbsttötungen mit Medikamenten sorgt seit Donnerstag in Holland für Aufsehen. Mit dem umstrittenen Online-Ratgeber will die Niederländische Vereinigung für Freitod (NVVE) nach eigenen Angaben dazu beitragen, dass lebensmüde Menschen „sich nicht mehr vor den Zug werfen, aufhängen oder durch ähnlich grausame Methoden“ umbringen. „Jeder hat das Recht, würdig sterben zu können“, sagte NVVE-Direktorin Petra de Jong der Zeitung „de Volkskrant“. Grausame Arten der Selbsttötung seien nicht nur für die Menschen furchtbar, die aus dem Leben scheiden, sondern auch für deren Angehörige. Der-

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Wenn alles grau ist, dann macht das Leben keinen Spaß mehr. Es kommen aber meist bessere Zeiten.

weil prüfen die Behörden, ob die Website möglicherweise gegen gesetzliche Regeln zur aktiven Sterbehilfe

verstößt, die in den Niederlanden seit 2002 unter bestimmten Bedingungen zulässig ist. Die NVVE be-

tonte, dass die Website keine Instruktionen biete, die eine „spontane“ Selbsttötung ermöglichen. So seien die meisten der beschriebenen Medikamente für tödliche Giftmischungen nur auf Rezept zu bekommen. Voraussetzung für den Zugang zu der Website sei eine Mitgliedschaft in der NVVE. Das Mindestalter sei 16 Jahre. Kritiker wiesen jedoch darauf hin, dass der Zugang freigeschaltet werde, sobald jemand die geringe Jahresgebühr der NVVE online überwiesen habe. Erst kürzlich hatte die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen die Niederlande dazu aufgerufen, ihre Gesetzgebung zur Sterbehilfe noch einmal zu überdenken.


Gesundheit und Vorsorge

1. Jahrgang Nr. 3, November 2009 / man_03_2009

Kinder fragen „Schüttelfrost erzeugt Wärme und steigert die Körpertemperatur“

„Warum zittert man, wenn man Fieber bekommt?“ Von Michael Maicher

Fisch in der Apotheke kaufen Idee Österreichische Apotheken bieten Fisch zum Verkauf. Wien. Fisch aus der Apotheke: Ab kommendem Montag können Österreicher neben Antibiotika und Kopfschmerztabletten auch gleich das Abendessen beim Pharmazeuten kaufen. In 15 Apotheken im ganzen Land werde dann kalt-geräucherter Alpenlachs angeboten, berichtete die Nachrichtenagentur APA.

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inder haben im Allgemeinen viele Fragen und trauen sich auch problemlos die einfachsten Fragen zu stellen. Daher haben wir diese Rubrik eingeführt, um viele Themen mal wieder aus einer ganzen einfachen Sichtweise beleuchten zu können. In dieser Ausgabe geht es wieder um das Thema Erkältung. Bei vielen Erkältungskrankheiten tritt Fieber, häufig eingeleitet durch Schüttelfrost. Was ist aber eigentlich Fieber und was bedeutet der Schüttelfrost? Unter Fieber verstehen Ärzte eine Erhöhung der Körperkerntemperatur auf über 37 Grad Celsius. Zunächst spricht man unterhalb von 38 Grad von subfebrilen Temperaturen, quasi ein „Vor-Fieber“. Erst ab 38 Grad wird vom richtigen Fieber geredet. Die Temperatur wird normalerweise rektal gemessen, da so die zuverlässigsten Werte erzielt werden. Das Thermometer kann aber auch unter die Zunge oder in der Achselhöhle platziert werden. Nun wartet man einen Moment, weil die Quecksilbersäule des klassischen Thermometers

Eismeersaibling Der Fisch, der auch Eismeersaibling genannt wird, ist sehr gesund. Er verfügt über einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren, die unter anderem helfen, Blutfet-

Hohem Fieber geht meistens Schüttelfrost voraus. Nur so steigt die Temperatur.

ein bißchen Zeit braucht und schon weiß man Bescheid. Neue Fiebermeßgeräte können die Temperatur in Sekundenschnelle im Ohr messen. Das ist praktischer und vor allem viel schneller. Warum kriegen wir aber nun Fieber? Unser Körper hat selbst Meßgeräte, die unsere Körpertemperatur messen. Giftstoffe von Viren und Bakterien können nun unser System täuschen und ihm ei-

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Dieses Zittern kommt durch schnelle Muskelbewegungen zustande. Diese produzieren Wärme und wenn die Zieltemperatur erreicht ist, dann wird es im Körper wieder ruhiger. Kinder reagieren viel schneller mit Fieber als alte Menschen. Daher ist Fieber bei Ihnen nicht besorgniserregend, wenn gewisse Grenzen nicht überschritten werden.

ne zu niedrige Temperatur vorgaukeln. Daraufhin versucht der Körper die Temperatur zu erhöhen. da wir uns aber nicht wie eine Heizung auf Gas oder Erdwärme verlassen können, muss unser Körper selbst tätig werden. Er muss Wärme erzeugen und das gelingt am Besten mit Muskelarbeit: wir fangen an zu zittern. Jetzt sprechen wir von Schüttelfrost. Dieses Zittern läßt uns Schütteln.

te wie Cholesterin unter Kontrolle zu halten und das Herzund Kreislaufsystem gesund zu erhalten. Eine Testphase in einer Apotheke im steirischen Judenburg war von den Kunden positiv aufgenommen worden. Ein Rezept vom Arzt sei für den Erwerb des Fisches nicht nötig, hieß es aus Österreich. Dieses braucht man höchstens für die Zubereitung in der Küche.

Lebertumor Mit einem speziellen OP-Verfahren retten Heidelberger Chirurgen 60-jährigen

In aller Kürze

Spektakuläre OP rettet 60-jährigen

Düfte Stinkendes Eiweiß

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Heidelberg. Mit einer kom-

plexen Operation konnte einem Patienten in der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg das Leben gerettet werden. Der 60-jährige Mann litt an einem großen bösartigen Lebertumor, der wegen des hohen Risikos des Gewebeschadens durch Sauerstoffmangel mit den üblichen Techniken nicht hätte entfernt werden können. Rund sechs Wochen nach der Operation ist der Patient zu Hause und in guter Verfassung. Die sogenannte „Ante-Situ-Resektion“, bei der die Leber vorübergehend aus dem Bauchraum entnommen, vom Blutfluss abgekoppelt und kalt gestellt wird, stellte sicher, dass der Tumor vollständig entnommen werden konnte und das verbliebene Lebergewebe funktionstüchtig blieb. Ein 16-köpfiges Operationsteam sorgte für die Ausführung des Eingriffs.

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Heidelberger Chirurgen konnten bei einer großen OP einen 60-jährigen mit riesigem Lebertumor retten.

Der Patient hatte einen knapp handballgroßen Leberkrebs, der mehr als 70 Prozent des Lebergewebes befallen hatte. Normalerweise besteht keine Überlebenschance, da derart ausgedehnte Tumoren

im Bauchraum wegen des blockierten Blutabflusses nicht operiert werden können. Das zu entfernende Lebergewebe muss innerhalb von 30 bis 45 Minuten entnommen werden. Diese Zeitspanne ist in beson-

ders fortgeschrittenen Fällen nicht ausreichend. Daher bleibt als einzige Therapieoption eine Chemotherapie, die keine Heilung, sondern nur Verzögerung bieten kann. Bei der „Ante-Situ-Resektion wird die Leber von der Blutversorgung vorübergehend abgekoppelt und mit einer kalten Lösung durchspült. Dadurch wird das Organ beweglich und kann vor dem Bauchraum präpariert werden. Das kalte Organ hat zudem eine deutlich höhere Toleranz für Sauerstoffmangel, das Zeitfenster verlängert sich auf 4 bis 5 Stunden. Da die Leber blutleer ist, hat der Operateur deutlich bessere Sicht. Die Heidelberger Chirurgen entfernten den Tumor und konnten zwei gesunde Segmente der Leber wieder einpflanzen, aus der sich neues Lebergewebe bilden kann, bis zu 85 Prozent der ursprünglichen Größe.

Hamburg. Ein einziges Eiweißmolekül löst nach Erkenntnissen von Forschern unangenehmen Körpergeruch bei schwitzenden Menschen aus. Alle geruchsbildenden Schweißbestandteile werden demnach von diesem Transportprotein an die Hautoberfläche befördert. Das fanden Wissenschaftler in Hamburg heraus.

Schlafstörung Schlafapnoe sehr häufig Nächtliche Atemaussetzer, hinter denen sich eine Schlafapnoe verbirgt, führen häufig zu Herzkreislauferkrankungen, Schlaganfall und Diabetes. Man geht davon aus, dass in Deutschland bis zu acht Millionen Personen erkrankt sind. Deshalb fordern Experten umfassendere Untersuchungen.

Schalksmühle.


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Thema des Monats

man_04_2009 / 1. Jahrgang Nr. 3, November 2009

Grippe Nur noch Todesfälle meldepflichtig

Massengrippe Über die Schweinegrippe-Epide

Schweinegrippe nicht mehr meldepflichtig Schalksmühle. Ärzte

müssen nicht mehr jeden Verdachtsund Erkrankungsfall von Schweinegrippe dokumentieren. Todesfälle nach einer H1N1-Infektion bleiben allerdings meldepflichtig. Damit hebt das Bundesgesundheitsministerium die bislang bestehende Meldepflicht bei Schweinegrippe auf. Die entsprechende Verordnung wurde im Bundesanzeiger veröffentlicht. Die Meldepflicht stoße aufgrund der epidemischen Lage bei H1N1 und Atemwegserkrankungen derzeit an ihre Grenzen, heißt es in der Begründung des Bundesgesundheitsministeriums. Mit der Änderung der Verordnung sollen niedergelassene Ärzte und Verwaltungen entlastet werden. Ärzte und Krankenhäuer sind aber weiter dazu verpflichtet, Pati-

enten zu melden, die an der Schweinegrippe gestorben sind. Damit sollen weiter Hinweise darauf gesammelt werden, ob bei bestimmten Bevölkerungsgruppen vermehrt schwere Krankheitsverläufe ausgelöst werden. Die Meldepflicht für Ärzte besteht seit Ende April, als die ersten Fälle von Schweinegrippe in Nordamerika auftraten. Das Ministerium will den Überblick über die H1N1Entwicklung in der Bevölkerung mit den Erhebungen des Robert Koch-Insituts (RKI) sicherstellen. Dazu gehört das vom RKI betriebenen Sentinel-System der Arbeitsgemeinschaft Influenza. Über die zirkulierenden Influenzavirustypen stehen die Daten aus der Meldepflicht der entsprechenden Labore zur Verfügung.

Schweingegrippe Empfehlung bei Kindern

Einmalige Impfung reicht bei Kindern aus Für Kinder reicht die einmalige Impfung mit dem adjuvantierten Impfstoff Pandemrix® gegen den Schweinegrippe-Erreger aus. Das hat der Virologe Professor Peter Wutzler aus Jena bestätigt. Es lägen entsprechende Daten für Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und neun Jahren vor. Wutzler geht davon aus, dass die neuen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) noch diesen Monat eine gleich lautende Empfehlung enthalten werden. Der Experte hob bei der Impfakademie des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Hessen in Frankfurt am Main noch einmal die Vorzüge des sogenannten Spaltimpfstoffes hervor. „Spaltimpfstoffe haben im Unterschied zum Vollvirusimpfstoff den großen Vorteil, dass sie auch bei Änderungen des Virus noch wirksam sind“, betonte der Direktor des Instituts für Virologie und Antivirale Therapie am Universitätsklinikum Jena. „Und wir rechnen damit, dass H1N1 sich mit saisonalen Grippeviren zusammentut!“ Außerdem brauche man im Ver-

Frankfurt/Main.

gleich zum Vollvirusimpfstoff viel weniger Antigen zur Impfstoffherstellung und könne somit mehr Impfstoff für die Bevölkerung herstellen. Bedenken gegen die Zusätze zum Impfstoff versteht er nicht. Bei dem in Pandemrix® enthaltenen Stoff AS03 handele es sich um natürliche Stoffe, die auch beim Cholesterinstoffwechsel des Menschen vorkämen. Wutzler wies bei der Veranstaltung außerdem auf die mangelhafte Trefferquote von Influenza-Schnelltests hin, sie liege lediglich zwischen zehn und 50 Prozent. Deren Anwendung sei daher nicht sinnvoll. Die höchste diagnostische Sicherheit lasse sich nur mit einem sogenannten PCR-Test in Speziallabors mit einer Trefferquote von etwa 80 Prozent erreichen. Erkrankte sind etwa zehn Tage lang Virusausscheider und sollten zehn bis zwölf Tage isoliert werden. Bei Behandlung mit Neuraminidasehemmern wie Tamiflu® verkürzt sich die Dauer der Virusausscheidung um etwa zwei Tage, sodass eine achttägige Isolation ausreiche, erklärte Wutzler.

Schweinegrippe-Epi Grippe Medien versetzen Menschen in Angst und Schrecken. Von Michael Maicher Schalksmühle. Jeden Tag wird uns ein neuer Toter in der BILD-Zeitung präsentiert. Die Schweinegrippe scheint immer gefährlicher zu werden. Und vor allem scheinen immer mehr Menschen daran zu erkranken. Die Zahl der Impfwilligen steigt stetig an, die Stimmen der Impfkritiker verstummen zusehends. Und das, obwohl sich auch die Berichte von Zwischenfällen bei Impfungen häufen. Ist die Panikmache berechtigt? Bislang gibt es darauf jedenfalls keine Hinweise. Vielmehr können wir froh sein, dass unsere Boulevardmedien nicht über die gewöhnlichen grippalen Infekte berichten. Denn die Zahl der Neuerkrankten hat auch hier drastisch zugenommen. Woran das bloß liegt? Vielleicht am naß-kalten Wetter? Daran, dass Erkältungskrankheiten grundsätzlich in der kalten Jahreszeit häufiger auftreten. Nicht auszudenken wäre es, wenn die Zahlen der Toten veröffentlicht würden, die an den Folgen einer normalen Erkältung gestorben sind, weil sie sich nicht ausreichend geschont haben. Bei der Schweinegrippe gibt es eben viel Panik, aber wenig klare Fakten. Zunächst einmal ist die Schweinegrippe sicherlich kein einfacher Schnupfen. In der Ausprägung ist sie aber auch nicht mit der klassischen Virusgrippe, der Influenza, zu vergleichen. Obwohl die Viren der gleichen Familie entstammen. An der Influenza sterben jedes Jahr Tausende, die Zahl der Toten durch H1N1 kön-

nen noch vom einem Grundschulkind mühelos gezählt. Trotzdem wird durch die minutiöse Aufzählung jedes Patienten, der gestorben ist, jede Aufzählung eines Impfzwischenfalls nur eines erreicht: Panik. Das kann nicht das Interesse von Ärzten, Pharmafirmen und den Medien sein. Trotz umfassender Berichterstattung herrscht noch nicht mal bei den Ärzten Klarheit. Viele lassen sich impfen, viele nicht. In den ärztlichen Besprechungen in den Kliniken wird es ständig diskutiert, ohne gemeinsames Ergebnis. Es sind auch noch zu viele Fragen offen. Was sich zunächst zeigt ist, dass die Impfpanik bislang unbegründet war. Impfzwischenfälle scheinen zwar etwas häufiger aufzutreten, als bei der klassischen InfluenzaImpfung, bleiben aber meist harmlos. Todesfälle konnten kein einziges Mal der Impfung zugeschrieben werden, betrafen meist auch mit Menschen mit teils schweren Vorerkrankungen. Ein geringes Risiko bleibt aber dennoch. Bei jeder Impfung sollte auch die Risiko-Nutzen-Abwägung nicht vernachlässigt werden. Auch wenn Zwischenfälle selten sind, so muss das Risiko nicht eingegangen werden, wenn die Erkrankung, um die es geht, bislang harmlos verläuft. Auch wenn in den Medien ein ganz anderes Bild vermittelt wird: die Schweinegrippe ist hierzulande milde. Die Zahl der Todesfälle hält sich sehr in Grenzen und steigt natürlicherweise mit der Anzahl der Neuerkrankungen auch an. Es waren aber nahezu immer Menschen mit Vorerkrankungen betroffen. Dies legt nahe, die Gruppen der Menschen, die geimpft werden sollen, deutlich ein-

zugrenzen. Das würde auch den Sinn der Impfung für den Einzelnen erhöhen. Gerade deswegen ist es schleierhaft, warum die Behörden versuchen, die gesamte Bevölkerung mit Impfstoff zu versorgen, obwohl noch nicht klar ist, dass sie überhaupt gefährdet ist. Ist dies vielleicht eine Art Abwrackprämie für die Pharmabranche? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Mo-

Fakten über Schweinegrippe Die Erreger der InfluenzaErkrankungen sind sogenannte Orthomyxoviren, die in die Typen A, B und C unterteilt werden. Für den Menschen relevant sind jedoch nur die Typen A und B. Sie kommen beim Menschen, Wasservögeln, beim Pferd und bei Schweinen vor. Am bekanntesten ist zur Zeit das Influenza-A-Virus H1N1, der Erreger der Schweinegrippe. Das Virus hat sich in diesem Jahr deutlich verändert gezeigt und sich über den Globus ausgebreitet. Übertragen wird die Influenza über die sogenannte Tröpchen-

infektion, das heißt beim Husten und Niesen aus der Nähe. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass schon kleinste Tröpchen zur Infektion ausreichen, die in der Lage sind, in der Luft zu schweben. Von der Ansteckung bis zur Infektion vergehen in der Regel ein bis zwei Tage, manchmal aber auch vier Tage. Die wichtigsten Symptome sind ein plötzlicher Krankheitsbeginn mit hohem Fieber (>38,5°C), trockener Reizhusten sowie Muskel- und Kopfschmerzen. Weitere Symptome sind eine allgemeine Schwäche, Schweißausbrüche

und auch Halsschmerzen. Bei schweren Verlaufsformen kommt es zu einer schweren Lungenentzündung, die zum Tode führen kann. Auch sind Entzündungen des Gehirns oder Herzmuskelentzündungen möglich, aber selten. Die Therapie ist in der Regel symptomatisch, das heißt, es werden nur die Symptome behandelt. Bei schwereren Verlaufsformen werden Neuraminidasehemmer gegeben (z.B. Tamiflu). Bei zusätzlichen Bakteriellen Infekten können Antibiotika sinnvoll sein. Meistens heilt die Erkrankung aber von alleine aus.


Thema des Monats

1. Jahrgang Nr. 3, November 2009 / man_05_2009

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emie kursieren sehr viele Informationen, einen Überblick haben aber die wenigsten Menschen

demie: Nichts genaues weiß man nicht Schweden Bislang gute Erfahrungen

Impfung: Viel Lärm wieder mal um nichts Stockholm. Die schwedische

Plötzlich hohes Fieber: das kann ein Hinweis für eine Schweinegrippe, aber auch für die klassische Influenza sein. Foto: Fotolia

mentan spricht eben vieles gegen eine Impfung für alle. Spielen wir mal ein Beispiel durch: die gesamte Bevölkerung ist geimpft. Die Impfung verhindert ja die Ansteckung per se nicht. Sie stellt nur die Geschütze in großer Anzahl bereit, so dass die Erkrankung umgehend bekämpft wird oder meist bei guter Immunlage gar nicht erst ausbricht. Das Virus wird aber trotzdem in Umlauf gebracht und so kann eine Mutation nicht verhindert werden. Hat sich das Virus aber verändert, dürfte die derzeitige Impfung kaum helfen, wie ja schon bei der Influenza-Impfung zu beobachten ist. Hier muss jedes Jahr neu geimpft werden. Wir fangen also wieder von vorne an. Sollen die kerngesunden Menschen es nun einfach drauf ankommen lassen, an der Schweinegrippe zu erkranken? Was droht den Betroffenen überhaupt? Zu den Hauptsymptomen gehören Husten, Schnupfen, in extremeren Fällen auch Atemnot und ein deutliches allgemeines Krankheitsgefühl. Innerhalb weniger Tage sind die Be-

schwerden abgeklungen und prägte Lungenentzündungen. der Patient ist geheilt. Eine Diese verursachen erhebliche Schweinegrippe ist also kein Symptome, bei denen auch Grund, in Panik zu verfallen. für die Betroffenen keine FraSie verhält sich bislang wie der ge besteht, ob eine Klinik aufharmlose Bruder der Influen- gesucht werden soll. Die anza. Hierbei sind auch kern- deren Fälle heilen in der Regel gesunde Menschen mitunter problemlos aus und bedürwochenlang außer Gefecht ge- fen keiner weiteren Behandsetzt, haben hohes Fieber und lung und eben schon gar keiteils starke Muskelschmerzen. ner Vorstellung in der Klinik. Wer nun tatsächlich an der Hier ist eine Impfung sicherSchweingegriplich sinnvoller. pe erkrankt, der Hier wird aber eiBetroffene sollte ein paar ne Impfung nur Ratschläge bebestimmten RisiInfizierte der herzigen, die kogruppen empSchweinegrippe selbstverständfohlen. lich für alle ErDie Kliniken gehören ohne kältungskranktrifft die SchweiKomplikationen heiten gelten. negrippe auch besonders hart. nicht in die Klinik! Alkohol killt das Immunsystem Verängstigte Paund sollte absotienten steuern bei Schweinegrippe-Verdacht lut gemieden werden. Rausofort eine Klinik an, die so- chen stört ebenso den Heiwieso schon überlastet ist. Für lungsverlauf und muss daher diese Maßnahme gibt es kei- pausiert werden. Auch jeglinen einzigen Grund. Sie ver- che sportliche Betätigung ist ursacht nur enorme Kosten. tabu. Wer sich an diese einDie Klinik ist nur dafür da, um fachen Regeln hält, der hat schwere Folgen der Grippe zu bei einer Infektion mit H1N1 behandeln, die ambulant nicht nichts zu befürchten und mehr behandelbar sind. Da- braucht sich auch momentan zu zählen zum Beispiel ausge- keine Sorgen zu machen.

Behörde hat Informationen zu den bisher gemeldeten Verdachtsfällen von unerwünschten Reaktionen nach Impfung mit Pandemrix Ende Oktober auf ihrer Homepage veröffentlicht. Demnach wurden in Schweden bisher etwa 1,4 Millionen Dosen des Impfstoffes ausgeliefert. Es wird nicht mitgeteilt, wie viele Dosen verimpft wurden. Insgesamt wurden im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung bisher etwa 200 Meldungen von Verdachtsfällen unerwünschter Reaktionen der Behörde durch Angehörige der Gesundheitsberufe übermittelt sowie 400 bis 500 Meldungen von Impflingen. Nach Angabe der schwedischen Behörde weicht das Spektrum von Nebenwirkungen nicht von dem in klinischen Studien beobachteten ab.

Todesfälle Im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung verstarben fünf Patienten. Alle 5 Patienten hatten chronische Erkrankungen wie HerzKreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus, eine Einschränkung der Nierenfunktion, eine Muskeldystrophie oder aber eine Demenzerkrankung. Drei der Betroffenen waren über 74 Jahre alt, die anderen zwischen 54 und 65. Die Todesfälle müssen vor dem Hintergrund von 200 und 250 Todesfällen pro Tag in Schweden gesehen werden, wobei die Mehrheit der Fälle ältere Personen mit chronischen Grunderkrankungen betrifft, also die

Gruppe, die derzeit bevorzugt geimpft wird. Weitere Informationen zu den Todesursachen werden eingeholt. Derzeit gibt es allerdings keine Hinweise auf einen ursächlichen Zusammenhang mit der Impfung.

Allergische Reaktionen Beachtenswert ist die Meldung von allergischen Reaktionen bei 37 Patienten, darunter 15 schwerwiegende Reaktionen. Nach Angaben der schwedischen Behörde wurden vier anaphylaktische Reaktionen in ursächlichem Zusammenhang mit der Impfung berichtet. In einem fünften Fall wurde kein ursächlicher Zusammenhang mit der Impfung gesehen. Die Patienten wurden mit Adrenalin, Kortikosteroiden und Antihistaminika behandelt. In keinem Fall kam es zu einem anaphylaktischen Schock. Die schwedische Behörde gibt an, dass bei zwei Patienten eine Hühnereiweißallergie bekannt war, davon hat zumindest ein Patient eine anaphylaktische Reaktion erlitten. Anaphylaktische Reaktionen nach Impfungen sind ausgesprochen selten mit einer geschätzten Häufigkeit zwischen 1-10 Fällen pro 1.000.000 Dosen. Nach Auffassung des Paul-Ehrlich-Instituts ist es notwendig, die Umstände der einzelnen Fälle weiter abzuklären. Bei Personen mit bekannter Hühnereiweißallergie soll die Entscheidung zu einer Impfung gegen die Schweinegrippe sehr sorgfältig gestellt werden.

Umstrittene Impfung: Der Wirkstoff gegen die Schweinegrippe ist Foto: Fotolia harmloser als befürchtet.


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Sportlich

man_06_2009 / 1. Jahrgang Nr. 3, November 2009

Knochendichte Wer regelmäßig läuft lebt besser und nach neuen Studien auch länger

Bewegung Ist eine der wichtigsten TherapieStrategien bei der Osteoporose. So werden Stürze vermieden und die Knochendichte verbessert. Von Michael Maicher

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eht es um Frakturprophylaxe, dann geht an körperlicher Aktivität, Rauchverzicht und kalziumreicher Ernährung kein Weg vorbei. Die Behandlung von Patienten mit Osteoporose stützt sich auf diese zwei Säulen: medikamentöse Therapie und nicht-medikamentöse Maßnahmen. Zu letzteren zählen vor allem eine kalziumreiche Ernährung, regelmäßige

Osteoporose Ist der Knochen durch einen Verlust an Knochenmasse nicht mehr stabil, dann spricht man von einer Osteoporose. Die niedrige Knochendichte macht allerdings nur Probleme, wenn der Knochen bricht. Daher gilt es vor allem, Stürze zu vermeiden. Gefährdet sind hier vor allem ältere Menschen, deren Koordination nicht mehr die Beste ist. Das Ziel einer Sporttherapie ist daher, die Koordination zu verbessern, um Stürze zu vermeiden und durch ein adäquates Krafttraining die Knochendichte zu verbessern.

und angepasste körperliche Aktivität sowie Maßnahmen zu Vermeidung von Stürzen zum Beispiel die Beseitigung von Gefahrenquellen im All-

tag (schlechte Beleuchtung, Stolperfallen, unpassendes Schuhwerk). Bei älteren, gebrechlichen Patienten kann außerdem das Tragen von Hüftprotektoren in Erwägung gezogen werden. In Untersuchungen konnte dadurch die Frakturrate bis zu 60 Prozent reduziert werden. Eine kalziumreiche Ernährung oder gegebenenfalls die Einnahme von Supplementen kann die Knochendichte positiv beeinflussen. Zu den Nahrungsmitteln, die besonders viel Kalzium enthalten, zählen Trink- und Buttermilch, Käse (insbesondere Hartkäse wie Emmentaler und Parmesan), Gemüsesorten wie Brokkoli, Fenchel, Grünkohl und Sojabohnen sowie Mandeln und Haselnüsse. Eine weitere geeignete Maßnahme ist der Verzicht auf Nahrungs- und Genussmittel, die als „Kalziumräuber“ bekannt sind. Dazu zählen bei den Nahrungsmitteln Gemüsesorten wie Rhabarber und Spinat, Schmelzkäse sowie große Mengen an Fleisch und Wurst, bei den Genussmitteln Cola, Cola-haltige Getränke und Alkohol. Auch Nikotin ist erwiesenermaßen ein Osteoporose-Risikofaktor. Zum Kalzium-Einbau in die Knochen benötigt der Körper Vitamin D3. Vitamin D3reiche Nahrungsmittel sind Fisch, Eigelb und Butter. Der größte Teil dieses Vitamins wird jedoch unter dem Einfluss von UV-Strahlung in der Haut gebildet. Aktuelle Osteoporose-Leitlinien raten zu einer täglichen SonnenlichtExposition von mindestens 30 Minuten. Daher sind regelmäßige Spaziergänge für Os-

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Osteoporose: Sport, Sonne und gutes Essen

teoporose-Patienten zu jeder Jahreszeit besonders zu empfehlen. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass durch gezielte Bewegung der Knochenabbau gebremst und unter Umständen sogar die Knochendichte wieder erhöht werden kann. Dabei kommt es vor allem darauf an, dass die durchgeführten Bewegungen

dynamisch und nicht statisch ausgeführt werden. Zu bevorzugen sind daher Sportarten wie Radfahren, Schwimmen oder Aerobic. Auch Kraftübungen und gezielte Krankengymnastik unter fachlicher Anleitung („Osteoporose-Gymnastik“) sind für Betroffene besonders geeignet. Mittlerweile gibt es

Bewegung ist das A und O zur Vorbeugung einer Osteoporose. Auch kann körperliche Ertüchtigung die Knochendichte verbessern.

viele Übungsprogramme, die speziell für Osteoporose-Patienten entwickelt wurden. Ein weiterer positiver Effekt der körperlichen Aktivität: Sie stärkt nicht nur die Muskulatur, sondern auch das Koordinationsvermögen. Damit trägt sie zur Sturzvermeidung und zur Verminderung der Frakturrate bei.

Lymphödem Sport schadet den Frauen mit Lymphödem nicht, er bessert sogar die Beschwerden

Düsseldorf. Frauen mit Brustkrebs, die ein Armlymphödem bekommen, schadet Krafttraining entgegen der bisherigen Annahme offenbar nicht. Im Gegenteil: Mit einem ausgewogenen Fitnessprogramm inklusive Krafttraining waren die Beschwerden in einer aktuellen Studie geringer als ohne Sport. Immer noch bekommen etwa 17 Prozent der Frauen mit Brustkrebs ein Armlymphödem, obwohl die operative und radiologische Brustkrebstherapie schonender geworden ist. US-Forscher haben jetzt bei 141 Frauen mit einem solchen Ödem den Effekt von Sport untersucht und die Studie im New England Journal of Medicine veröffentlicht. Die

Brustkrebsdiagnose lag bereits mindestens ein Jahr zurück, und den Frauen waren im Mittel 15 Lymphknoten zur Ermittlung des Lymphknotenstatus entfernt worden. 71 Frauen absolvierten - ausgestattet mit Kompressionsbandagen - ein Jahr lang zweimal wöchentlich ein 90-minütiges Übungsprogramm in einem Fitnesscenter. Dazu gehörten Dehnübungen, ein Aufwärmtraining sowie Übungen zur Stärkung der Kraft in den Armen und Beinen. Das Training wurde innerhalb der ersten fünf Wochen langsam aufgebaut. Der Kontrollgruppe wurde hingegen von sportlichen Übungen abgeraten. Nach einem Jahr hatten in beiden Studiengrup-

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Fitness-Training lindert Beschwerden bei Brustkrebs

Regelmäßiges Fitness-Training lindert die Beschwerden beim Lymphödem. Auch Krafttraining hilft.

pen ähnlich viele Frauen eine Schwellung der Oberarme von fünf Prozent oder mehr,

das heißt mit Training waren Lymphödeme nicht stärker ausgeprägt als ohne. Die

sportlich aktiven Frauen berichteten sogar über deutlich weniger Lymphödem-assoziierte Beschwerden als die Kontrollgruppe, und sie hatten seltener Folgeprobleme (14 versus 29 Prozent). Schwer zu schaffen machen Frauen mit Lymphödem oft Schweregefühl und Spannungsempfinden sowie Bewegungseinschränkungen infolge der reduzierten Lymphtransportkapazität. Einen deutlichen Schutz vor dem Armlymphödem bietet die Sentinel-Node-Biopsie, bei der statt nur ein bis zwei Wächterlymphknoten entfernt werden. Nur drei Prozent von 238 so behandelten Frauen entwickelten in einer Studie Armödeme.


Der Fitnessbote

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1. Jahrgang, Nr. 3, November 2009

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Brustkrebs Sport verbessert die Überlebenszeit bei Brustkrebs - Professionelle Betreuung wichtig

Sport als Therapie gegen Brustkrebs Leben Sport kann das Leben verlängern und bei Brustkrebs sogar das Überleben.

Düsseldorf. Jede Art von Bewegung hat im Zusammenhang mit Brustkrebs einen präventiven Effekt. Aber auch die Prognose erkrankter Frauen lässt sich durch körperliche Aktivität verbessern. Regelmäßige körperliche Aktivität bei gleichzeitiger ausgewogener Ernährung wirkt sich sowohl auf die Brustkrebsrate als auch auf die Prognose bereits erkrankter Frauen günstig aus. Wer sich fünf Mal wöchentlich mindestens 30 Minuten bewegt, wird seltener krank und hat bessere Chancen, wieder gesund zu werden. Das haben Experten bei der 29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie in Düsseldorf berichtet. Je höher der Body-MassIndex (BMI), desto weniger schützt körperliche Aktivität vor Brustkrebs. Adipöse Frauen mit einem BMI über 30 haben ein doppelt so hohes Brustkrebs-Risiko wie Normalgewichtige. Ursächlich hierfür ist das Fettgewebe als hormonaktives Organ. Mit zunehmendem Volumen steigert es die Hormonaktivität und fördert die Tumorentwicklung. „Frauen in Deutschland nehmen zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr im Schnitt 14 kg Körpergewicht zu. Hier besteht ein riesiges Präventionspotenzial“, sagte Professor Hans Hauner, Ernährungsmediziner aus München. Bei bereits erkrankten Patientinnen komme dem In-

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Von Michael Maicher

sulinstoffwechsel maßgebliche Bedeutung zu: Erhöhte Nüchtern-Insulinspiegel führen zu einer zwei- bis dreifach höheren Krebssterberate, so Hauner. Je höher der Insulinspiegel schon bei der Krebsdiagnose sei, desto größer sei das Rezidivrisiko und umso schlechter sei die Prognose.

REHAsport Beim Einstieg oder Wiedereinstieg in sportliche Aktivitäten ist eine kompetente Betreuung enorm wichtig. Das Team vom Vitalis Gesundheitszentrum erreichen Sie für Fragen unter der Nummer 0211 / 791080 oder per Mail unter info@vitalis-healthclub.de.

Im ersten Jahr nach der Diagnose legen Frauen zwischen einem und drei Kilogramm Gewicht zu; dies gilt vor allem für Patientinnen vor der Menopause. Den Erfolg einer fettarmen Diät hat nach Anga-

ben Hauners eine US-amerikanische Studie mit 2437 Teilnehmerinnen gezeigt: Bei den Frauen mit reduzierter Kalorienaufnahme entwickelten sich während des siebenjährigen Untersuchungszeitraumes 24 Prozent weniger Rückfälle als in der Kontrollgruppe ohne Kalorienreduktion. Eine Gewichtsabnahme allein ist allerdings in aller Regel nicht ausreichend, um die Krebserkrankung günstig zu gestalten. Wesentlichen Einfluss habe regelmäßige körperliche Aktivität, so Kongresspräsident Professor Ulrich R. Kleeberg aus Hamburg. Auf diese Weise gelingt es, übermäßig produzierte Insulinrezeptoren zu blockieren und damit das Ansprechen einer Chemotherapie oder einer Strahlentherapie zu steigern sowie das Tumorwachstum zu hemmen. Das Ergebnis ist eine deutliche Verbesserung der Lebenserwartung: „Körperliche

Sehr effektiv: Sport als Therapie und zur Prävention von Brustkrebs. Dabei ist die Kombination von Ausdauerund Krafttraining wichtig.

Aktivität als substanzieller Bestandteil unseres Lebenswandels ist wirksamer als manches teure adjuvante Therapieprotokoll“, sagte Kleeberg. Er empfiehlt, fünf Mal wöchentlich mindestens 30 Minuten körperlich aktiv zu sein. Der gesundheitliche Effekt von sportlicher Aktivität ist gewaltig, wie Privatdozentin Dr. Christine Graf von der Sporthochschule Köln erläuterte. Nach Auswertung von etwa 100 klinischen Studien ist das Risiko für Krebs um 25 bis 30 Prozent reduziert, wobei - mit Ausnahme von exzessiver Betätigung - die Empfehlung „Je mehr, desto besser“ ganz offensichtlich zutrifft; im Krankheitsfall beträgt der Überlebensvorteil bei regelmäßiger körperlicher Aktivität 50 bis 60 Prozent. „Erlaubt ist alles, was Spaß macht und nicht zur Überforderung führt“, sagt Privatdozentin Dr. Christine Graf von der Sporthochschule Köln.

Nordic Walking oder Radfahren, Wandern, Spazieren gehen oder regelmäßige Gartenarbeit - jede Art von Bewegung hat einen Effekt. Auch wohl dosiertes Krafttraining im Fitnessstudio, bei dem maximal 40 bis 70 Prozent der vorhandenen Kraft aufgewendet wird, ist geeignet. „Körperliche Aktivität beeinflusst alle Stoffwechselprozesse, lindert die Erschöpfung, stabilisiert den Kreislauf, stärkt die Immunfunktionen und erhält die Muskelmasse. Die Frauen fühlen sich einfach fitter und können die Belastungen der Behandlung besser auffangen“, berichtet Frederik von der Heyden vom Vitalis Gesundheitszentrum in Düsseldorf. Besonders unter einer Chemo- oder Strahlentherapie sollte man jedoch vorsichtig beginnen und die Intensität langsam, aber stetig steigern. „Mit der Bewegung kommt dann auch die Leistungsfähigkeit zurück“, so von der Heyden abschließend. Oftmals biete sich zum Einstieg auch eine Physiotherapie an.

Düsseldorf Herausgeber und Chefredakteur Michael Maicher (V.i.S.d.P.) LOKALredaktion Frederik von der Heyden LOkale Anschrift Prof.-Oehler-Straße 7, 40589 Düsseldorf im Vitalis Gesundheitszentrum Telefon 0211/791080, Fax 0211/791448 duesseldorf@gesundheitsbote.com

Der Bote KONTAKT Sie erreichen unser Team täglich von Montag bis Sonntag im Vitalis Gesundheitszentrum in Düsseldorf unter 0211/791080


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dus_08_2009 / 1. Jahrgang Nr. 3, November 2009

Training Gerätetraining stärkt bei Osteoporose die Knochen

Krafttraining für Knochen er mit dem Alter, besonders nach der Menopause, zunehmende Knochenmasseverlust bis hin zur Osteoporose lässt sich durch einfache Maßnahmen bremsen. Dazu gehört regelmäßiges Körpertraining, etwa in Form von Ausdauersport oder Krafttraining. Zwischen Muskel- und Knochenmasse besteht ein enger Zusammenhang. Das ist nicht nur in tierexperimentellen Studien, sondern auch bei Kindern nachgewiesen. Demnach gibt es einen linearen Anstieg von Muskel- und Knochenmasse bis zum Eintritt der Pubertät. Muskuläres Training stimuliert nicht nur den Muskel-, sondern auch den Knochenstoffwechsel, so dass die Knochenmasse erhalten werden kann. Ein weiterer Nutzen: Körpertraining fördert die Gangsicherheit und trägt somit zur Vermeidung von Stürzen bei. Das gelingt, indem die Muskulatur gestärkt wird und die Koordinationsfähigkeit sowie die Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, verbessert werden. Um die Knochenmasse an Wirbelsäule und Schenkelhals zu erhalten, empfehlen Experten vor allem Krafttraining zur Stärkung der Rücken- und Oberschenkelmuskulatur. In einer Studie hatten gesunde Frauen in der Postmenopause, die zwei Jahre lang ein Training zur Stärkung der Rückenmuskulatur absolvierten, acht Jahre danach nicht einmal halb so viele Wirbelfrakturen wie Frauen ohne ein solches Training. Der Grund: Die

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Ein Gerätetraining hilft bei Osteoporose.

trainierten Frauen konnten im Gegensatz zu den untrainierten ihre Knochenmasse erhalten. Aber auch Ausdauersport wird von Osteologen zur Osteoporose-Prophylaxe sowie zur Frakturprävention bei bereits bestehender Osteoporose empfohlen. Denn dadurch wird nicht nur die Muskulatur gestärkt, sondern der gesamte Stoffwechsel einschließlich des Knochenstoffwechsels aktiviert. Besonders geeignet zum Knochenschutz sind Sportarten mit aufrechter Körperhaltung wie Wandern, Walking und Radfahren. Wie gut ein Mix aus Ausdauer-, Sprung- und Krafttraining den beschleunigten Knochenabbau bei Frauen nach der Menopause bremst, haben Forscher um Dr. Wolf-

gang Kemmler aus Erlangen nachgewiesen. Insgesamt 50 Frauen trainierten in einer Studie 26 Monate lang: Zweimal pro Woche 20 bis 25 Minuten Gehen, Laufen oder Aerobic, danach fünf Minuten Seilspringen und dynamische Sprünge. Dann: 40 Minuten Krafttraining. Die Frauen sollten zusätzlich zweimal pro Woche zuhause ein 20minütiges Training mit isometrischen Übungen und Seilspringen machen. 33 Frauen gehörten zur sportlich inaktiven Kontrollgruppe. Am Ende der Studie war die Knochenmineraldichte an der Lendenwirbelsäule bei den sportlich aktiven Frauen im Mittel um 0,7 Prozent gestiegen, in der Kontrollgruppe hingegen um 2,3 Prozent gesunken. An der Hüfte war es ähnlich.

Diabetes Vorbeugung beginnt für das Kind schon im Mutterleib

Prävention im Mutterleib

Lesen, was auch Ärzte lesen.

DÜSSELDORF. Regelmäßige körperliche Aktivität gehört bei Typ-2-Diabetes zu den Basismaßnahmen. Sie vermindert die Insulinresistenz und wirkt sich günstig auf das HerzKreislauf-System aus. Mit Sport lässt sich aber auch das Diabetes-Risiko deutlich verringern. Das ist zum Beispiel bei übergewichtigen Nachkommen von Typ-2-Diabetikern nachgewiesen worden. Bei den 40- bis 70-Jährigen war mit Ausdauersport die Diabetesrate nach drei Jahren um 60 Prozent niedriger als bei unsportlichen Studienteilnehmern. Die Prävention kann aber anscheinend schon im Mutterleib beginnen. Dafür gibt es jetzt Hinweise aus einer aktuellen Studie aus Spanien: Bei Frauen, die bereits vor

der Schwangerschaft übergewichtig waren, waren auch die Kinder bei der Geburt relativ schwer, wenn die Frauen keinen Sport machten. Bei den Neugeborenen von Müttern, die bis zum Ende der Schwangerschaft leichtes Krafttraining machten, war das jedoch nicht der Fall.

Dies deutet darauf hin, dass Frauen durch leichte sportliche Aktivität bis zum Ende der Schwangerschaft zur Diabetes-Prävention ihrer Kinder beitragen können. Denn mittlerweile ist klar: Schwere Neugeborene mit mehr als 4 kg Geburtsgewicht haben ein erhöhtes Diabetesrisiko.

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Die Prävention der Zuckerkrankheit beginnt schon sehr früh: im Mutterleib. das komt den Kindern zu Gute.


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1. Jahrgang Nr. 3, November 2009 / dus_09_2009

Therapie Gerätetraining hilft Erkrankten auch abzunehmen

Krafttraining für Diabetiker

New Orleans. Krafttraining sollte neben Ausdauertraining ein wichtiger Bestandteil der sportlichen Aktivitäten von Typ-2-Diabetikern sein. „Krafttraining hilft, abzunehmen, ohne dabei Muskelmasse zu verlieren. Es senkt Blutzucker, Blutdruck und bessert weitere kardiovaskuläre Parameter“, so Professor Jill A. Kanaley aus Syracuse im US-Staat New York: „Und Training im Sitzen ist günstig für Adipöse mit Gelenkbeschwerden“, so die Sportmedizinerin beim Diabetes-Kongress in New Orleans.

8 bis 10 Wiederholungen Sie rät Patienten, zwei- bis dreimal wöchentlich zu trainieren, zunächst mit geringer Intensität, bis sie ihre Grenzen (Maximalgewicht pro Wiederholung, 1-RM) kennen. Später sei für das Krafttraining jeweils diese vollste Auslastung pro Bewegung bei acht bis zehn Wiederholungen angesagt; für Kraftausdauertraining dagegen eine schwächere

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Zucker Mehrmals in der Woche Krafttraining wirkt sich für Diabetiker positiv aus.

Mit Kraft- und Ausdauertraining nehmen Übergewichtige Diabetiker rasch ab.

Belastung bei 12 bis 15 Wiederholungen. Insgesamt komme es darauf an, die Bewegungen voll auszuführen, nur die adressierten Muskelgruppen isoliert zu trainieren und richtig zu atmen, so Kanaley. Dafür sei gerade am Anfang oft Anleitung durch einen Trainer nötig. „Die Übungen sollten den ganzen Körper betreffen, die großen Muskelgruppen zuerst. Insgesamt sollten

es 40 bis 50, später auch bis zu 70 Bewegungen sein“, steckte sie den Rahmen. Einschränkungen sieht sie nur bei Patienten mit instabiler Angina pectoris, Herzrhythmusstörungen, schwerem Bluthochdruck und extremen Nüchternblutzuckerwerten: Sie sollten vor dem Training zuerst ärztlich untersucht werden. Gibt der Arzt sein okay, dann steht dem Training nichts mehr im Wege.

Expertenrat Fragen Sie die Experten vom Gesundheitsboten

Schrittmacher und Ergometer Natascha Krause ist Ernährungsberaterin an der Klinik Königsfeld in Ennepetal und stellv. Chefredakteurin des Gesundheitsboten.

Dr. Jörg Kittel ist DiplomPsycholge, wissenschaftlich tätig und betreibt eine psychologische Praxis in Schalksmühle.

Meiner Schwägerin wurd ein Herzschrittmacher eingesetzt. Um sich auch weiterhin sportlich betätigen zu können, möchte sie sich in einem Fitness-Studio anmelden. Hier möchte sie neben moderatem Krafttraining auch auf dem Ergometer trainieren. Da diese häufig mit einer Wirbelstrombremse ausgestattet sind und auf den Geräten folgender Warnhinweis zu finden ist: „Dieses Trainingsgerät ist für Personen, welche einen Herzschrittmacher oder andere medizinische Implantate verwenden müssen, nicht geeignet!“ Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir mitteilen könnten, ob das Gerät von meiner Schwägerin gefahrlos genutzt werden kann.

ters mit Wirbelstrombremse durch eine Schrittmacherpatientin. Grundsätzlich sind hier Störungen des Schrittmachers möglich. Diese tre-

sind aber keinerlei Störungen der Schrittmacherfunktion zu erwarten. Daher kann die Schrittmacherpatientin die Ergometer im Studio problemlos benutzen. Die einzige Situation, die ich mir vorstellen könnte, in der es zu einem größeren Kontakt zwischen Schrittmacher und Wirbelstrombremse kommt, wäre, wenn die Patientin die Fußlaschen in heruntergebeugter Haltung verstellen würde. Werden derartige akrobatische Einlagen vermieden, dann gibt es keine Einwände.

Franz-Joseph G., Düsseldorf

Sie fragen nach der Nutzung eines Fahrradergome-

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Michael Maicher ist Arzt an der Klinik Königsfeld in Ennepetal sowie Chefredakteur und Herausgeber des Gesundheitsboten.

Ein Schrittmacher wird im OP implantiert.

ten allerdings nur auf bei großer räumlicher Nähe zwischen dem Aggregat und der Wirbelstrombremse. Wenn ein Sicherheitsabstand von mehr als 50cm eingehalten wird,

Haben Sie Fragen an unsere Experten, dann schreiben Sie uns an „Redaktion Gesundheitsbote“ im Vitalis Gesundheitszentrum, Prof. Oehler Straße 7, 40589 Düsseldorf oder an duesseldorf@ gesundheitsbote.com mit dem Stichwort Expertenrat oder rufen Sie uns an unter 0211/791080.

Information hilft heilen.

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10 Medizin und Apotheke

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Rhythmusstörungen Vorhofflimmern ist an vielen Schlaganfällen Schuld

Flimmernde Herzen sind gefährlich paroxysmalem Vorhofflimmern. Bleibt es dauerhaft bestehen, dann wird es als persistierendes Vorhofflimmern bezeichnet. Schaffen es selbst die üblichen Therapien nicht, den normalen Rhythmus wiederherzustellen, so spricht man von persistierendem Vorhofflimmern. Das Vorhofflimmern kann heute sehr gut behandelt werden. Wird es frühzeitig festgestellt, dann ist sogar eine Heilung möglich.

Rhythmus Vorhofflimmern ist eine häufige und auch gefährliche Erkrankung. Früh erkannt lassen sich Folgeschäden meist verhindern. Von Michael Maicher

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Vorhofflimmern

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limmernde Herzen haben den Nimbus des Leidenschaftlichen, allerdings nur in Hollywoodfilmen. Geht es um die Gesundheit, dann sieht dies schon anders aus. Flimmert die Herzkammer, dann geht es im Bruchteil von Sekunden um Leben und Tod. Flimmert der Vorhof, dann drohen Schlaganfälle. Vorhofflimmern ist eine inzwischen häufige Erkrankung, die mit zunehmendem Alter und schwächer werdendem Herzen immer häufiger auftritt. Der Vorhof erreicht dabei sehr hohe Frequenzen von über 300 Schlägen in der Minute. Da der Vorhof nur bei der Füllung der Herzkammer hilft, kann der Mensch dies überleben. Bei 300 Schlägen in der Minuten kann der Vorhof eigenständig kein Blut mehr auswerfen. Er zittert nur noch. Die Herzkammer muss somit alleine klar kommen und saugt das Blut beim Auswurf in die Aorta wie ein Schwamm wieder aus den Venen. Da der Vorhof bei der Füllung nicht mehr hilft, verliert das Herz ungefähr 20% an Kraft. Dieser Verlust an Herzkraft ist für den Patienten aber fast schon von untergeordneter Bedeutung. Der Fluss des Blutes wird gestört, wodurch es im Vorhof

Gerät der Rhythmus aus den Fugen, kann das schwerwiegende Folgen haben.

zu Thrombenbildung kom- werden, so wäre die Konsemen kann, warnen Kardio- quenz ein Kammerflimmern. logen. Bildet sich ein Throm- Hier würde das gesamte Herz bus, so kann dieser in die linke zittern und der Körper kann Herzkammer gelangen und nicht mehr mit frischem Blut beim nächsten Auswurf in den versorgt werden. Dies droht Kreislauf befördert werden. beim Vorhofflimmern aber in der Regel nicht. Solche ThromTrotzdem könben heißen dann Beim nen so hohe Embolus und Herzfrequenzen können EmboVorhofflimmern entstehen, die lien verursachen. verliert das Herz dem kranken Vorwiegen lanHerzen Schaden den diese Embosofort rund 20 zufügen können. li in Gefäßen, die Prozent von Daran hindert das Gehirn verder sogenannsorgen. Die Konseiner Kraft te AV-Knoten sequenz ist dann den Vorhof. Er ein Schlaganfall. Ein weiteres Problem der bremst die Überleitung auf die hohen Schlagfrequenzen im Kammer. So wird meist noch Vorhof ist die Gefahr, dass eine normale Herzfrequenz die Frequenzen auf die Kam- erreicht, der Rhythmus ist aber mer übergeleitet werden. Wür- absolut unregelmäßig. Man de jeder Schlag des Vorhofs spricht deswegen auch von eiauf die Kammer übergeleitet ner absoluten Arrhythmie, die

Erkältung Pelargonien-Extrakt beugt grippalen Infekten vor und fördert die Heilung

Historie Aus dem seit Jahrhunderten von den Zulu-Stämmen im südlichen Afrika eingesetzten Wurzelsud der Kapland-Pelargonie haben deutsche Pflanzenforscher für Mitteleuropa das Medikament Umckloabo® entwickelt. Botanisch Pelargonium sidoides genannt, handelt es sich bei der Kapland-Pelargonie um eine lila blühende Geranienart, die nur im südlichen Afrika vorkommt. Die traditionelle Arzneipflanze wurde inzwischen zu einem Phytotherapeutikum. Heute wird Umckaloabo® aus den Wurzeln von Pelargonium sidoides gewonnen.

jeder Laie fühlen kann, wenn er am Handgelenk den Puls ertastet. Häufigste Ursache von Vorhofflimmern sind andere Erkrankungen des Herzens. Im jüngeren Lebensalter ist hier vornehmlich ein Defekt der Herzklappe zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer zu nennen (Mitralklappe), im höheren Lebensalter steht die koronare Herzerkrankung im Vordergrund. In 15 % der Fälle findet sich keine strukturelle Herzerkrankung, die Patienten sind also bis auf die Rhythmusstörung vom Herzen her gesund. Man unterscheidet je nach Dauer der Rhythmusstörung unterschiedliche Typen von Vorhofflimmern. Viele Menschen haben es nicht dauerhaft, sondern nur kurze Episoden. Man spricht hier von

Beim Vorhofflimmern ist die Anzahl der Schläge so deutlich erhöht (bis auf über 300/min.), dass der Vorhof nur noch zuckt und bei der Füllung der Herzkammer nicht mehr helfen kann. dadurch verliert das Herz 20% an Kraft. Der AV-Knoten zwischen Vorhöfen und Kammern bremst die schnelle Erregung, damit es zu keinem Kammerflimmern kommt. Beim Kammerflimmern zuckt die Herzkammer nur noch und es wird kein Blut mehr in den Kreislauf gepumpt. Therapeutisch verfolgt man zwei Ziele: eine Überleitung der hohen Frequenzen auf die Kammer zu verhindern und Schlaganfälle vermeiden, wenn Thrombosen im Vorhof entstehen.

Umckaloabo Wirksamkeit gut erforscht V

erschiedene klinische Studien belegen die Wirksamkeit von Umckaloabo® bei Atemwegserkrankungen im Vergleich zu Placebo. Dies zeigte zum Beispiel eine große Studie für die Behandlung der akuten Bronchitis bei Erwachsenen. Die Ergebnisse bestätigten eine rasche, erfolgreiche und sichere Behandlung mittels Umckaloabo®. Es wurde eine deutlich größere Abnahme der Symptome (Husten, Auswurf, Rasselgeräusche beim Abhorchen, Brustschmerzen bei Husten und Luftnot) bei den Patienten beobachtet, die mit Umckaloabo® behandelt wurden als bei den Patienten, die mit Placebo behandelt

wurden. Die Überlegenheit von Umckaloabo® im Vergleich zu Placebo zeigte sich auch für die einzelnen Symptome. Weitere Studien konnten die gleichen Vorteile zeigen.

Auch für Kinder Diese verschiedenen Studien verdeutlichen die Wirksamkeit von Umckaloabo® für Infektionen der Atemwege sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter bei guter Verträglichkeit. In experimentellen Untersuchungen mit Umckaloabo® konnte sogar eine Wachstumshem-

mung von Tuberkuloseerregern nachgewiesen werden. Atemwegsinfektionen sind die häufigsten Erkrankungen des Menschen. Es kann dabei zum Befall der oberen aber auch zu einer Beteiligung der unteren Atemwege kommen. Beispiele sind: Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündungen, Halsinfekte, Bronchitis und Lungenentzündungen. Symtome sind dabei häufig: seröses oder eitriges Nasensekret, Fieber, Kopfschmerzen, Husten, Auswurf, Atemnot, Brustschmerzen. Der Pflan-

zenextrakt Umckaloabo® findet mit seiner Wirksamkeit auch gegen Viren zunehmend Beachtung. Außerdem ist es möglicherweise bedeutsam zur Prophylaxe und Therapie von bakterieller Superinfektionen.

Auch zur Prophylaxe Umckaloabo® kann sowohl zur Therapie als auch zur Prophylaxe von Erkältungskrankheiten eingenommen werden. Bei Auftreten der ersten Symptome kann der Extrakt schon schlimmeres verhindern. Ist die Erkältung aber schon ausgebrochen, dann hilft Umckaloabo® dabei, die Infektion schneller zur Abheilung zu bringen.


1. Jahrgang Nr. 3, November 2009 / man_11_2009

Ernährung

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Edles Tröpfchen Wird Alkohol in Maßen genossen, dann ist er nicht schädlich, die Dosis macht das Gift

Leben Auch wenn von Grönemeyer so besungen, ist der Alkohol kein Retter in der Not. Geringe Mengen können aber meist ruhigen Gewissens genossen werden. Von Natascha Krause

Alkohol ist ein Sanitäter in der Not“ hat Herbert Grönemeyer in den Achtzigern gesungen. Der Song ist längst kult, der Inhalt ebenso zweifelhaft wie alt. Ein Leben ohne Alkohol ist durchaus vorstellbar, ohne dass daraus irgendwelche Krankheiten resultieren. Aber so einige witzige Geschichten würden schon fehlen. Daher ist wie immer im Leben Maß angesagt. Auf Partys geht die gute Laune typischerweise mit einem vermehrten Konsum alkoholischer Getränke einher. Ein Anlass, um das gesundheitliche Risiko des Alkohols einmal genauer zu betrachten. Obwohl die Wirkungen eines hohen Alkoholkonsums durch zahlreiche Aufklärungskampagnen eigentlich jedem Bürger bekannt sein müssten, werden die Gefahren immer noch deutlich unterschätzt. Das Trinken von Alkohol erleichtert den Feiernden zunächst durch seine kurzfristig aufhellende, enthemmende und berauschende Wirkung die Knüpfung sozialer Kontakte. Wer nicht mittrinkt, wird häufig als Außenseiter von den Feiernden bezeichnet und gar nicht miteinbezogen. Doch können wir nicht auch ohne Alkohol Spaß haben? Anzuraten wäre es, denn der Alkohol wirkt nicht nur auf unsere Stimmung, sondern auf zahlreiche Organe wie das Gehirn, die Leber, das Herz und die Organe des Magen Darm Traktes, leider negativ. Neben den negativen organischen Wirkungen, bringt der Alkoholkonsum Gefahren nicht nur für den Trinker selbst, sondern auch für Unbeteiligte mit sich. Gerade im Straßenverkehr sorgt hoher Alkoholkonsum immer wieder für schwer verletzte Menschen oder sogar Tote. Daneben verursacht ein hoher Alkoholkonsum häufig direkte Konflikte wie Prügeleien, die nicht selten mit schweren Verletzungen einhergehen. Angaben der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS) zur Folge liegt der Jahreskonsum an Al-

kohol in Deutschland bei 10 bis 11 Litern pro Person. Das entspricht einem pro Kopf Verbrauch von durchschnittlich 160 Litern an alkoholischen Getränken. Damit liegt Deutschland im internationalen Vergleich an einer der Spitzenplätze. Zurzeit gibt es in Deutschland ca. 3 Millionen behandlungsbedürftige Alkoholabhängige, darunter befinden sich mittlerweile bereits 250.000 betroffene Jugendliche im Alter bis 25 Jahren. Besonders erschreckend ist die Anzahl der Todesfälle durch den chronischen Alkoholkonsum. Es sind jährlich ca. 40.000 Menschen, die an den Folgen des Alkoholmissbrauchs versterben. Im Straßenverkehr sind es jährlich gerade mal 10.000 Tote. Unter Betrachtung dieser Zahlen sollte sich der Ein oder Andere tatsächlich einmal überlegen aus welcher Intention Alkohol verzehrt wird. Ist es tatsächlich der Genuss oder ist es bei manchen eher Gruppenzwang, das Verlangen dazugehören zu wollen, nicht uncool zu sein? Obwohl chronischer Alkoholkonsum in unserer Gesellschaft immer noch als etwas Negatives angesehen wird und häufig mit einem sozialen Abstieg einhergeht, gehört das Trinken auf Feiern, beim Fußball oder beim Grillen irgendwie dazu. Wie andere Genussmittel auch birgt der Alkohol wie beProf. Dr. med. Stephan Threits erwähnt gewisse Risiken in sich, weshalb ein verant- eyssen vom St. Joseph Stift in wortungsvoller Umgang un- Bremen gibt seinen Patienten folgende Erkenntnis mit auf bedingt erforderlich ist. Die Weltgesundheitsor- den Weg: „ Das Trinken von Alkohol ganisation (WHO) definiert einen moderaten Alkohol- selbst in moderaten Mengen konsum, das heißt einen ge- ist mit einem Gesundheitssundheitlich unbedenklichen risiko verbunden. Dieses gesundheitliche RiAlkoholkonsum, siko steigt zwar für Männer mit Schwangere deutlich mit der einem Durchkonsumierten schnittskonsum sollten ohne Alkoholmenvon 24g reinem Ausnahme die ge, ist aber selbst Alkohol und bei Genuss von für Frauen mit Finger von einem Glas Bier einem Durchalkoholischen oder Wein tägschnittskonsum von 16g reinem Getränken lassen lich vorhanden. Weniger Alkohol Alkohol pro Tag. ist besser, mehr Dies entspricht einem halben Liter Bier oder Alkohol birgt mehr Risiken. einem viertel Liter Wein, Ein risikofreies Alkoholtrinbzw. einem 0,3l Glas Bier und ken gibt es nicht.“ So muss letztlich Jeder für einem halben Glas Wein. Bedenken sollte man al- sich das Risiko und den Nutlerdings immer, dass auch ein zen des Alkoholkonsums für moderater täglicher Alkohol- definieren und beurteilen. Die konsum zum einen die Ge- Augen verschließen und die fahr der Abhängigkeit mit sich Gefahren missachten ist absobringt und zum anderen selbst lut der falsche Weg. Frauen, die Schwanger sind ein moderater Konsum sämtliche Organe schädigen kann, oder es gerade werden möchdenn Alkohol ist und bleibt ten, sollten den Verzehr alkoein für den Menschen ein to- holischer Lebensmittel strikt vermeiden. Pro Jahr werden xischer Stoff.

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Alkohol ist kein Sanitäter in der Not

in Deutschland ca. 2200 Kinder geboren, die aufgrund des von der Mutter während der Schwangerschaft konsumierten Alkohols enorme Fehlbildungen und Beeinträchtigungen haben. Der Alkohol, selbst in kleinen Mengen genossen, wirkt auf das Kind im Mutterleib direkt zellschädigend, wachstumshemmend, fruchtschädigend, nervenschädigend und suchtfördernd. Neuere Untersuchungen zeigen, dass bis zu 30 Prozent der Nervenzellen auf diese Weise zerstört werden können. Die Hirnfunktion ist häufig sehr stark beeinträchtigt und die Intelligenzminderung nicht reversibel. Nahezu die Hälfte dieser Kinder besuchen Sonderschulen für Lern- und geistig Behinderte, keines der Kinder erreicht die Oberschulreife. Sozial werden diese Kinder häufig nicht akzeptiert, da sie sich in ihrem optischen Erscheinungsbild vor allem das Gesicht betreffend von anderen Kindern stark unterscheiden. Natürlich sind auch diese Kinder liebevolle Wesen, doch haben sie es erheblich schwerer als „normale Kinder“.

In Maßen genossen unschädlich. Aber wie immer heißt es: die Dosis macht das Gift.

Im Verhalten sind besonders die Hyperaktivität, Unkonzentriertheit, lang andauernde kindliche Verhaltensmuster, hohe Risikobereitschaft sowie Leichtsinnigkeit und soziale Reifungsstörungen zu beobachten. Leider unterschätzen viele Frauen immer noch die Folgen und trinken während der Schwangerschaft weiter. Bereits mit dem Absetzen der Pille beziehungsweise dem Verzicht auf Verhütung, sollte die Abstinenz eingeleitet werden, um Schäden vorzubeugen. Zu guter Letzt bleibt der Appell eines verantwortungsvollen Umgangs mit dem Alkohol. Es ist sicherlich sehr gesellig gemeinsam ein Bier zu trinken, einen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt oder einen Schnaps zu Karneval. Doch sollte man den Alkohol tatsächlich aus Genuss trinken und nicht wie es mittlerweile oft der Fall ist, um sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken. Es wäre doch schade, wenn man sich am nächsten Morgen gar nicht mehr an den schönen Abend erinnern könnte.


12 Ihre Gesundheit

man_12_2009 / 1. Jahrgang Nr. 3, November 2009

Durchblutung Ist die Beindurchblutung gestört, dann steigt auch das Risiko für Herzinfarkte deutlich an

Bei Beinproblemen höheres Infarktrisiko Gefässe Die Schaufensterkrankheit stört nicht nur beim Gehen. Sie bringt auch ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle mit. Von Michael Maicher

rose mit Verengungen der Gefäße Beschwerden verursacht oder nicht, sie verdoppelt das Risiko eines vorzeitigen Todes und schwerer Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Das ist das Ergebnis der FünfjahresNachuntersuchung der seit 2001 laufenden Studie getABI. In der Studie eingeschlossen waren 6 880 Patienten. 1271 Patienten sind inzwischen gestorben. Atherosklerose mit ihren Folgen Herzinfarkt und Schlaganfall ist nach wie vor die häufigste Todesursache in den Industrienationen: Über die Hälfte aller Deutschen stirbt an einem dieser Ereignisse. Zur Identifizierung von Risikopatienten werden viele Methoden diskutiert und angewandt, darunter Risikoscores, die aufgrund der Konstellation von Laborwerten, Alter und Risikofaktoren berechnet werden. Solche Risikoscores sind zum Beispiel der PROCAM- oder ESC-Score. Weitere Methoden sind Ultraschall der hirnversorgenden Arterien oder ein Ruhe-EKG. Ihr Vorhersagewert für Tod oder Gefäßkomplikationen ist jedoch eingeschränkt. Dass es einfacher und aussagekräftiger geht, zeigt die getABI-Studie, die seit 2001 unter Koordination von Professor Hans Joachim Trampisch von der Ruhr-Univer-

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Bochum. Egal, ob Atheroskle-

Eine Blutdruckmessung an Armen und Beinen kann führt zur Diagnose einer pAVK.

sität Bochum läuft. Bei der und Herzkranzgefäße. Für getABI wurden 6 880 Untersuchung wird der Blutdruck am Arm gemessen - ei- Patienten über 65 in 344 ne Standarduntersuchung in Hausarztpraxen untersucht der Hausarztpraxis - und mit und werden seitdem beobachdem Blutdruck der Knöchel- tet. Eine Verengung der Beinarterien fanden die Wissenarterien verglichen. Ist der Druck am Knö- schaftler bei 21 Prozent aller Patienten ab 65 chel beim liegenJahren - ein alarden Patienten Auch die Gefäßmierend honiedriger als der Druck der Arerkrankung ohne her Wert. Nur knapp neun Promarterien (Knödie Symptome zent wussten chel-Arm-Index von der ErkranABI kleiner 0,9), weist auf ein kung, weil sie Begilt dies als Bedeutlich erhöhtes schwerden beim weis für EinenGehen hatten gungen der BeinRisiko hin (symptomatische arterien durch pAVK). Atherosklerose. Nach fünfjähriger StudienDer Patient hat dann eine periphere arterielle Verschluss- zeit wurde nun die Zahl der Todesfälle und schweren Gekrankheit (pAVK). Ist ein Bein betroffen, fin- fäßkomplikationen wie Herzden sich weitere minderdurch- infarkt und Schlaganfall oder blutete Gefäßabschnitte auch Gefäßverschlüsse in den Beiin anderen Körperregionen. nen ausgewertet. Ergebnis: Denn die Erkrankung ist meist Das Risiko für einen Patienten generalisiert, betrifft also auch ohne pAVK pro Jahr beträgt die hirnversorgenden Arterien knapp drei Prozent, für einen

pAVK-Patienten mit Symptomen jedoch zehn Prozent, ist also gut dreimal so hoch. Besonders alarmierend: Der Unterschied zwischen pAVKPatienten mit und ohne Symptome kommt allein dadurch zustande, dass in der statistischen Auswertung auch die Revaskularisierung (eine Operation zur Durchblutungsverbesserung, die bei Schmerzen durch Arterienverengung durchgeführt wird) als GefäßEreignis gewertet wurde. Rechnet man nur die Todesfälle und ernsthaften Kreislauferkrankungen ein, unterscheidet sich das Risiko zwischen den beiden Gruppen nicht wirklich deutlich. „Es spielt also keine Rolle, ob die pAVK noch ‚stumm‘ ist, oder schon Beschwerden bereitet: In jedem Fall ist das Risiko eines vorzeitigen Todes oder eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls etwa verdoppelt“, so Trampisch in einer Mitteilung der Uni Bochum.

„Bei älteren Hausarztpatienten muss die Gefäßuntersuchung der Beine Standard sein, und der ABI ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Routine“, fordert Professor Curt Diehm, Kardiologe und Angiologe aus KarlsbadLangensteinbach und zweiter Prüfleiter der Studie. „getABI zeigt das hohe Risiko von Patienten, die eine noch stumme pAVK haben - auch deren Risikofaktoren müssen intensiv behandelt werden.“ Ist das Risiko eines Patienten einmal bekannt, kann der Arzt verschiedene Maßnahmen ergreifen, um es zu senken. Dazu gehören zum Beispiel die Therapie mit Blutfettsenkern, Blutverdünnern und die Einstellung des Blutdrucks. „Die Studie kann dazu beitragen, die Versorgung der Patienten mit pAVK bzw. Atherosklerose zu verbessern“, so Trampisch. Knöchel-Arm-Index Bei der Doppler-Untersuchung der Beine wird auf die klassische Art und Weise der Blutdruck im Arm gemessen und mit Hilfe eines Ultraschallsignals (Doppler) der Blutdruck der Beingefäße. Idealerweise ist der Druck in den Beiner mindestens genauso hoch wie im Arm, besser noch etwas höher. Diese einfache Untersuchung birgt aber eine erhebliche Fehlerquelle: Unter Zeitdruck wird zunächst beim Patienten der Blutdruck im Arm gemessen. Dies ist meist noch kein Ruhe-Blutdruck. Daher fällt der Wert meist etwas höher aus. Begibt sich der Untersucher an die Beinmessung, ist der Patient schon etwas zur Ruhe gekommen und der Druck in den Beinen etwas niedriger. Dies kann dazu führen, dass der Knöchel-ArmIndex zu niedrig ausfällt. Daher sollte bei Neudiagnosen die Blutdruck im Arm nochmal kontrolliert werden.

Hygiene Von öffentlichen Toiletten geht in Deutschland keine Infektionsgefahr aus - Desinfektionswahn ist unnötig

Experte: Zuviel Toilettenreinigung ist einfach „Quatsch“ Freiburg.

Von öffentlichen und privaten Toiletten geht in Deutschland keine Infektionsgefahr aus. Man brauche zum Putzen auch keine speziellen antibakteriellen Toilettenreiniger, sagte der Freiburger Hygiene-Experte Franz Daschner anlässlich des Welttoilettentags Im Dezember, der weltweit für bessere Toilettenhygiene werben soll. Im Vergleich zu vielen anderen europäischen und vor allem osteuropäischen Ländern sei die Hygiene auf deut-

schen Toiletten gut, sagte Daschner im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in Freiburg. Es habe in den letzten 20 Jahren keine wissenschaftliche Studie gegeben, die gezeigt habe, dass eine Toilette jemals Ausgangspunkt für eine größere Reihe von Infektionen gewesen ist.

Volksverdummung Die antibakteriellen Toilettenreiniger seien «totale Volksverdummung», sagte Daschner. «Wenn Bakterien

Sauber ja, aber bitte nicht überFoto: Fotolia treiben.

irgendwo hingehören, dann doch wohl ins Klo und Waschbecken.» Die Bakterien mit irgendwelchen Spezialreinigern zu verfolgen, sei geradezu pervers. «Die umweltschädlichen Mittel verunreinigen nur das Abwasser, in dem dann die Bakterien abgetötet werden, die eigentlich die Wasserreinigung übernehmen», sagte Daschner. Eine Bürste und ein bisschen umweltfreundliches Scheuerpulver würden zum Reinigen der Toilette vollkom-

men ausreichen, sagte Daschner. Infektionen gebe es nur, wenn die Leute sich nach dem Toilettengang die Hände nicht waschen und so Keime in die Nahrung kommen würden.

Welttoilettentag Der Welttoilettentag wird seit 2001 jedes Jahr am 19. November von der Welttoilettenorganisation ausgerufen. Der Tag soll darauf aufmerksam machen, dass rund 2,5 Milliarden Menschen weltweit ohne Klo leben.


1. Jahrgang Nr. 3, November 2009 / man_13_2009

Wissenschaft und Forschung

13

Forschung HIV spart bestimmte Bereiche der Zellen aus - Neue Therapieansätze werden möglich

Auch das AIDS-Virus kennt Tabuzonen HIV Eine neue Entdeckung Heidelberger Forscher macht die Entwicklung neuer Medikamente gegen AIDS möglich.

Heidelberg. Das Aidsvirus HIV baut sein Erbgut in das Genom der infizierten Zelle ein. Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum zeigen erstmals, dass die Erreger bestimmte Stellen im Erbgut des Menschen dabei fast gänzlich aussparen. Diese Entdeckung kann die Entwicklung neuer, spezifischer Aidsmedikamente fördern. Bisher war die Forschung davon ausgegangen, dass HIV sowie auch die HIV-Gentransporter besonders solche Stellen bevorzugen, an denen das Ablesen der Gene startet. Hier finden sich im Überfluss alle Enzyme, die die Viren benötigen. Die DatenbankAnalysen erbrachten aber ein völlig anderes Bild: Zwar integrieren tatsächlich viele HIViren in der Nähe der Ablese-Startpunkte. Überprüften die Forscher jedoch die engste, unmittelbare Nachbarschaft der HIV-Einbaustellen, also jeweils nur 1000 DNA-Bausteine „links“ und „rechts“ davon, so fanden sie dort nahezu keinen Ablese-Startpunkt. „Wir haben damit erstmalig und sehr präzise Bereiche im menschlichen Erbgut definiert, in die sich HIV nicht

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Von Michael maicher

oder nur sehr ungern einni- lich auch genau an diesen stet“, erklärt Erstautor Frank Stellen ein Faktor fehlen, den A. Giordano. Die Wissen- HIV zum Einbau benötigt.“ Die Forscher schaftler sind wissen bereits, elektrisiert von Entdeckung: dass es sich dadem Ergebnis, bei nicht um eidenn dass HIV Das HI-Virus ne unspezifische diese Stellen meidet, muss ei- meidet bestimmte Zugangssperre handeln kann: nen Grund haBereiche des „Andere Retroben: „Wir vermumenschlichen viren bauen ihr ten, dass hier ein Erbgut sogar bebestimmter MeErbguts vorzugt genau chanismus am an den AbleseWerk ist, der dem Virus den Weg versperrt“, er- Startpunkten ein“, erläutert klärt Giordano und fügt hin- Mitautorin Stephanie Laufs. zu: „Umgekehrt kann natür- „Daher können wir davon

Das HI-Virus hält weltweit Forscher auf Trab. Es fühlt sich aber nicht in allen Bereichen der Zelle wohl.

ausgehen, dass der Mechanismus, der den Ablesestart aktiver Gene vor dem Einbau des HIV-Genoms schützt, ganz spezifisch die HIV-Integration verhindert.“ Dieser Wirkmechanismus könnte zum Beispiel die Arbeit der sogenannten Integrase hemmen, die die Virus-DNA ins Erbgut der Zelle einbaut. Dieses Enzym steht derzeit im Mittelpunkt der Suche nach einer verbesserten Aidstherapie. Die heute verfügbare hochaktive Behandlung attackiert das Virus von mehreren Seiten gleichzeitig mit ver-

schiedenen Medikamenten: Reverse Transkriptase-Hemmer verhindern, dass das Viruserbgut kopiert wird. Protease-Hemmer unterbinden das Ausreifen neuer Virusproteine. Als Königsweg bei der Bekämpfung der schweren Immunschwäche gilt jedoch, den Einbau des Viruserbguts in die DNA der Zellen zu verhindern. Substanzen, die dies bewirken - sogenannte Integrase-Hemmer - werden erst seit wenigen Jahren eingesetzt, jedoch haben sich die Viren teilweise bereits durch Mutationen ihrer Wirkung entzogen. Daher sind Virusforscher dringend auf der Suche nach neuen Ansätzen, um dieses Schlüsselenzym des Erregers auszuschalten. Der Mechanismus, der HIV daran hindert, sich am Ablese-Startpunkt einzunisten, könnte ein molekulares Vorbild bei der Entwicklung solcher Wirkstoffe sein.

AIDS Die erworbene Immunschwäche-Krankheit AIDS wird durch das HI-Virus (HIV) verursacht. HIV positiv bedeutet hierbei, dass der Patient das Virus in sich trägt. Unter AIDS leidet er aber erst bei Ausbruch der Erkrankung. Das geschieht oft erst nach Jahrzehnten, manchmal sogar überhaupt nicht. In den letzten Jahren sind eine Vielzahl neuer Therapieansätze entwickelt worden, die sehr vielversprechend sind. Auch wird von Forschern weltweit fieberhaft an einem Impfstoff gearbeitet

Neurologie Entdeckung eröffnet neue Perspektiven bei der Therapie von Schlaganfällen

Protein unterstützt Absterben von Nervenzellen liche Rolle von STIM1 wurde auch für Nervenzellen vermutet. Anders als bislang angenommen ist es aber nicht STIM1, das bei einer Mangeldurchblutung des Hirns die Schleusen für Kalzium öffnet. Verantwortlich dafür ist vielmehr STIM2 - ein verwandtes Protein, dem die Wissenschaft bislang eine minder wichtige Rolle zugedacht hatte.

waren in Abwesenheit von STIM2 um mehr als die Hälfte kleiner.

Neuer Therapieansatz

Längeres Überleben Das Würzburger Forscherteam fand heraus: Besitzen Nervenzellen kein STIM2, überleben sie eine unzureichende Blut- oder Sauerstoffversorgung deutlich besser als normale Nervenzellen. Dieser Nachweis gelang an Zellkulturen und an Mäusen. Die nach einem Schlaganfall geschädigten Hirnbereiche

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Würzburg. Würzburger Forscher haben ein Protein identifiziert, das bei Schlaganfällen für das Absterben von Nervenzellen im Gehirn mitverantwortlich ist. Für die Therapie eröffnet das neue Perspektiven. „Beim Tod der Nervenzellen spielt ein massiver Import von Kalzium-Ionen in die Zellen eine wichtige Rolle“, erklärt Professor Bernhard Nieswandt vom Rudolf-Virchow-Zentrum für Experimentelle Biomedizin der Universität Würzburg. Die genauen Details über diesen Vorgang seien bislang allerdings unklar. Ein möglicher Kalzium-Regulator ist das Sensor-Protein STIM1: In Blutzellen misst es die Kalzium-Konzentration. Ist der Pegel zu niedrig, stimuliert es den Import. Eine ähn-

Ein neues Protein soll in Zukunft die Therapie beim Schlaganfall verbessern.

Die Erkenntnis eröffnet einen neuen Ansatzpunkt, über den die Therapie und Vorbeugung von Schlaganfällen vielleicht verbessert werden können. „Falls sich das STIM2-Protein durch ein Medikament blockieren ließe, mildert das womöglich die Folgen eines ischämischen Schlaganfalls“, erklärt Professor Guido Stoll von der Neurologischen Klinik der Universität Würzburg. Als nächstes wollen die Forscher untersuchen, welche Kalzium-Kanäle in den Nervenzellen durch STIM2 geöffnet werden und wie man diesen Prozess durch bestimmte Substanzen beeinflussen kann.


14 Thema

man_14_2009 / 1. Jahrgang Nr. 3, November 2009

Psyche Depressive Menschen brauchen Hilfe, sie müssen aber selbst auch lernen loszulassen

Depression sind nie hoffnungslos Von Michael Maicher

S

tellen Sie sich mal vor, Sie möchten Sänger werden, haben aber eine fürchterliche Stimme. Sie probieren es immer wieder, Erfolg zu haben, aber die Menschen möchten ihre Stimme nicht hören. Irgendwann sind Sie deprimiert und lassen es bleiben. Eine sinnvolle Angelegenheit, die uns im Leben dazu bringt, Dinge, die uns nicht weiter bringen, auch sein zu lassen. So kommen wir schneller dazu, neue Dinge auszuprobieren, die eher von Erfolg gekrönt sind. Soweit, so sinnvoll. Reden wir von einer Depression, die Menschen zum Teil massivst in ihrem Leben beeinträchtigt, dann ist der Sinn unklar. Meist stecken existenzielle Probleme dahinter, die sich nicht mehr so einfach lösen lassen wie die Aufgabe einer Gesangskarriere. Aber dieser fromme Wunsch kann durchaus in eine Depression führen. Dann nämlich, wenn man sein ganzes Leben auf dieses Ziel ausrichtet und unter keinen Umständen bereit ist, davon abzuweichen. Hier wird der Wunsch existenziell und irgendwann folgt die Depression. Depressive Menschen leiden erheblich unter der Erkrankung. Sie schlafen schlecht, sind meist schon sehr früh wach, haben aber trotzdem keinen Antrieb auf-

zustehen. Selbst kleinste Tätigkeiten können zu einer riesengroßen Herausforderung werden. Es überkommt die Betroffenen eine Müdigkeit, die jede Handlung so massiv erschwert, dass nur noch das nötigste erledigt wird und das auch nur sehr spärlich. Für den Außenstehenden ist es nur ein Brief, der geöffnet werden muss, ein Depressiver kann damit schon die größten Schwierigkeiten haben. Meist erntet er Unverständnis, wird als faul abgestempelt und gerät damit in einen Teufelskreis. Er zieht sich zurück, bricht soziale Kontakte ab und wird zunehmend einsamer. Oft nehmen Freunde und Familie dieses Zurückziehen persönlich und ziehen sich selbst zurück. Der Betroffene braucht hier aber unbedingt Hilfe, viel Geduld und eine Menge Verständnis. Auch wenn man nicht nachvollziehen kann, wie es ist, wenn es unmöglich wird, kleinste Dinge zu erledigen, so sollte man dies jedoch akzeptieren. Der Depressive kann wirklich nichts dafür.

Professionelle Hilfe Was kann man als Freund oder Angehöriger nun tun? Zunächst sollte man den Betroffenen unterstützen, ihm helfen zu verhindern, dass das Nichterledigen von Dingen weitere Probleme nach sich zieht. Ihm muss klar gemacht werden, dass er professionelle Hilfe benötigt. Bei der Suche nach einem geeigneten Therapeuten sollte man ihn unterstützen. Das Ziel ist nun, die Ursache für die Depression herauszufinden. Dies kann ein existenzielles Problem sein, wie

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Leben Depressionen können für unser Leben eine sinnvolle Sache sein, außer sie sind existenziell.

Sieht eine Situation hoffnunglos aus, dann sollte man sich professionelle Hilfe suchen.

Finanzschwierigkeiten oder ein Verlust des Partners. Dies können aber auch vielfältigste Ursachen sein. Hier müssen Lösungen gefunden werden, die es dem Depressiven ermöglichen, wieder ein normales Leben zu führen. Das erfordert aber meist auch ein

Mitwirken des Betroffenen. Er muss bereit sein, unveränderliche Situationen zu akzeptieren, muss lernen, auch mal loslassen zu können. Was sehr einfach klingt, ist in der Therapie oft sehr viel Arbeit. Viel Geduld ist meist erforderlich. Familie und Freunde sollten

sich niemals als Therapeuten engagieren, sondern nur unterstützend helfen. Halten in solchen Situationen alle zusammen, bekommt der Betroffene professionelle Hilfe, dann kann man immer etwas gegen Depressionen tun. Es ist nie hoffnungslos.

Gesunder Schlaf Wer schlecht schläft, leidet viermal häufiger unter Depressionen

Florenz. Leipzig. Chronische Schlafstörungen sind häufig Vorläufer von Depressionen. Die nächtliche Unruhe dürfe deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden und müsse so früh wie möglich behandelt werden, betonten Experten am Freitag auf einen Schlafmedizin-Kongress mit knapp 2000 Teilnehmern in Leipzig. Nach Angaben von Professor Göran Hajak, Ärztlicher Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums der Universität Regensburg, haben Menschen, die ein Jahr lang an einer unbehandelten Schlafstörung leiden, ein dreibis viermal höheres Risiko als Gesunde, an einer Depression zu erkranken. „Am Ende er-

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Schlafstörungen sind oft Vorläufer von Depressionen

Schlafstörungen führen zu zahlreichen Problemen. Hier ist die Ursache aber schnell ausgemacht.

schöpft sich der Mensch in seiner Schlaflosigkeit“, sagte Hajak. Leider sei es gesellschaftlich noch immer stigmatisiert, sich als schlafgestört zu outen. Das sei das Gleiche wie bei psychischen Erkrankungen. Die Selbsttötung des Torhüters Robert Enke etwa müsse man zum Anlass nehmen, zu erklären, „dass das nicht passiert ist, weil er zweimal keine Bälle gehalten hat, sondern weil er eine schwere Erkrankung hatte“, sagte Hajak. Als behandlungsbedürftig gelten Schlafstörungen, die dreimal pro Woche über den Zeitraum von vier Wochen auftreten, erläuterte der Mediziner. „Jemand, der einmal in der Woche eine schlechte

Nacht hat, muss nicht unbedingt behandelt werden.“ Patienten sollten sich zuerst an ihre Hausärzte wenden. Rund acht Millionen Menschen in Deutschland gelten laut Hajak als „schwer schlaflose Patienten“. Nach Auskunft des Schlafmediziners gibt es eine ganze Reihe von Medikamenten, mit denen die sogenannte Insomnie erfolgreich behandelt werden kann. Das müssten nicht immer die Schlafmittel Benzodiazepine sein. Auch Antidepressiva könnten sich schlaffördernd auswirken und machten zudem nicht abhängig. Diese Medikamente seien jedoch für die Schlafmedizin nicht zugelassen. Das müsse sich ändern, forderte Hajak.


Thema

1. Jahrgang Nr. 3, November 2009 / man_15_2009

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Leistungssport Wer im Sport Erfolg haben will, der muss so einiges einstecken können

Gesundheit: Tabu im Spitzensport Idee Eine Studie zeigt, was wir schon längst vermutet haben: der Fall Robert Enke ist absolut kein Einzelfall.

Leistungsfähig bleiben Gesund sein heißt im Spitzensport, sportlich leistungsfähig zu sein. Spitzensportler sind daher im Allgemeinen sehr leidensfähig, wenn sie ihre sportlichen Ziele erreichen wollen. Sich an körperlichen Grenzen zu bewegen, ist für sie Normalität. Für den Erfolg ernähren sie sich meist bewusst, rauchen kaum und trinken wenig Alkohol. Und sie erleben ihr Leben und die Welt in überdurchschnittlichem Maße als sinnhaft, verstehbar und beeinflussbar - jedenfalls solange die sportliche Leistung stimmt. Der Studie zufolge ist im Spitzensport vor allem der Umgang mit Verletzungen problematisch. „Der extreme Leistungsdruck führt zwangsläufig dazu, dass langfristige Gesundheitsrisiken bei einem Großteil der Athleten und auch der Trainer ausgeblendet werden“, so Thiel. Co-Autor Jochen Mayer fügt hinzu: „Ei-

Wer im Hochleistungssport am Ball bleiben will, der muss auf so einiges verzichten, zum Beispiel oft auf seine Gesundheit. Die psychische Situation der Sportler ist nur von untergeordneter Bedeutung.

gentlich werden nur trauma- pausen erfolgt häufig zu früh, tische Verletzungen wie etwa was wiederum nicht selten reFrakturen, Sehnen- oder Bän- gelrechte Verletzungsserien derrisse, die ein Weitermachen nach sich zieht. Athleten und unmöglich machen, wirklich Trainer verdrängen häufig ernst genommen. Körperliche den Gedanken an potenzielle Schmerzen, Überlastungs- Folgeschäden und Nebenwirsyndrome oder chronifizierte kungen eines solchen VerhalBeschwerden werden oft so- tens. In diesen Fällen ist auch lange nicht thedie von den Vermatisiert, bis die bänden und VerAthleten nehmen einen angeboteAthleten ausfallen.“ Die Schuld ne medizinische teilweise ist nach Thiel daVersorgung keierschreckend bei vor allem im ne Hilfe. Der StuSystem zu sudie zufolge ist der hohe Dosen an chen. „Die AthArzt im NormalSchmerzmitteln leten wollen fall in erster Linie unbedingt WettReparateur. Athzu sich kämpfe bestreileten, aber auch ten. Dafür verTrainer, verlanheimlichen oder ignorieren gen vor allem „Fit machen“, sie nicht selten Schmerzen nicht „Gesund machen“. Dies und Beschwerden. Die Trai- gilt, solange die Athleten trainer wiederum, die grundsätz- nieren oder einen Wettkampf lich eigentlich offen für die bestreiten können. Beschwerden ihrer Athleten Erst wenn die Verletwären, geben sich damit zu- zungen oder die Krankheiten frieden, wenn ein Athlet sagt, so schwer sind, dass sie eies sei alles in Ordnung.“ nen Wettkampf oder das Training unmöglich machen, gibt Schmerzmittel es einen „Rollen-Switch“: Zur Bekämpfung von Der Athlet wird zum PatiSchmerzen nehmen einige ent, der Arzt zum Heiler und Spitzenathleten Schmerzmit- die Logik des Medizinsystems tel in einem Maße ein, dass greift. Aber dies ist nicht seldie Schmerzmittel produzie- ten zu spät. „In der Leichtrende Pharmaindustrie als athletik ist beispielsweise zu Sponsor einsteigen könnte, beobachten, dass Athleten sowie es ein Spieler in einem In- lange ein ‚Ärztehopping‘ beterview ausdrückte. Der Wie- treiben, bis sie jemand gesund dereinstieg nach Verletzungs- schreibt oder fit für den Wett-

kampf macht. Fallen die Athleten aufgrund der Verletzung langfristig aus, dann ist dies oft auch psychisch traumatisch“, berichtet Jochen Mayer.

Irreversible Schäden „Unsere biographischen Interviews weisen darauf hin, dass die Wurzeln dieses langfristig ungesunden Verhaltens bereits im Jugendalter liegen. Schon jüngere Athleten machen offenbar oft erst sehr spät auf Beschwerden aufmerksam

oder versuchen, diese zu verheimlichen“, so Thiel. Da im Jugendalter drastische Veränderungen auf der körperlichen, psychischen und sozialen Ebene ablaufen, ist dies besonders problematisch. Denn in diesem Alter sind das Ignorieren körperlicher und psychischer Beschwerden oder eine Fehl- oder Mangelernährung auch auf lange Sicht besonders gefährlich und führen im Extremfall sogar zu irreversiblen Schäden.

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Tübingen. Über den extremen Druck, dem Spitzenathleten ausgesetzt sind, wird immer erst nach Ereignissen wie der Selbsttötung von Nationaltorhüter Robert Enke geredet. Dabei sind stressbedingte Beschwerden im Spitzensport durchaus keine Ausnahmeerscheinungen, wie die unter der Leitung des Tübinger Sportwissenschaftler Professor Ansgar Thiel entstandene Studie „Gesundheit im Spitzensport“ belegt. Die Analyse mit über 700 Spitzenathleten, Trainern und Funktionären aus den Sportarten Handball und Leichtathletik zeigt die gesundheitsbezogenen Schattenseiten des Spitzensports. Fast die Hälfte der befragten Athleten berichtete beispielsweise über Phasen von Ausgebranntsein und Kraftlosigkeit, fast 30 Prozent gaben an, mindestens einmal im Monat an Schlafstörungen zu leiden und mehr als ein Fünftel klagte über gelegentliche Depression und Melancholie. Das Problem sei aber, so Thiel, „dass diese Probleme aufgrund der Fokussierung auf die körperliche Leistungsfähigkeit weitestgehend tabuisiert werden“. Bei der Jagd nach dem sportlichen Erfolg ist für das Zeigen von Schwäche kein Platz.

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Von Michael Maicher

Volle Konzentration und volle Leistung kann man permanent bei erheblichen Einbußen erbringen.


16 Zu guter letzt

dus_16_2009 / 1. Jahrgang Nr. 3, November 2009

Bluthochdruck Wer Medikamente regelmäßig nimmt, der profitiert am meisten

Therapietreue zahlt sich aus

buchtipp

Gut leben mit Typ -1Diabetes

D

Einfache Diagnostik: mit der Blutdruckmessung weiß man gleich Bescheid. Foto: Fotolia

Treue Blutdruckmedikamente werden von Patienten gerne eigenmächtig abgesetzt, der Erfolg der Therapie bleibt dann aber aus. von Michael maicher

P

atienten mit Bluthochdruck, die die ärztlichen Vorgaben zur Blutdrucksenkenden Therapie streng befolgen, tun sich damit einen sehr großen Gefallen. Ihr Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse ist nämlich deutlich niedriger als das von Patienten, die es mit den Therapievorschriften nicht so genau nehmen. Belege dafür liefern jetzt neue

Studienergebnisse einer italienischen Gruppe von Forschern um Dr. Giampero Mazzaglia aus Florenz. Sein Team hat die in einer großen Datenbank gespeicherten Informationen von 18 806 Patienten ausgewertet, bei denen in 400 niedergelassenen Praxen in Italien ein Bluthochdruck erstmals diagnostiziert worden war. Die aus den Praxen übermittelten Daten ermöglichten es den Wissenschaftlern, die Hochdruckpatienten in drei Gruppen mit guter, mittelmäßiger und schlechter Therapietreue („Adhärenz“) einzuteilen. Zu Studienbeginn war der Anteil von Patienten mit hoher Adhärenz am niedrigsten (8,1 Prozent), der mit niedriger Adhärenz am höchsten

(51,4 Prozent). Während der im Schnitt 4,6-jährigen Beobachtungszeit stieg der Anteil mit hoher Adhärenz auf 19 Prozent, der mit schlech-

Bluthochdruck Viele Patienten, die unter Bluthochdruck leiden, nehmen die Medikamente nur sehr unregelmäßig. Insbesondere bei Erreichen der Zielwerte werden die Präparate gerne abgesetzt. Bluthochdruck ist aber keine Infektion, die nach kurzer Therapie ausheilt. Vielmehr werden die Medikamente dauerhaft eingenommen, um z.B. Herzinfarkte und Schlaganfälle zu verhindern. Der Zielblutdruck ist hierbei kleiner als 140/90 mmHg, bei Diabetikern noch niedriger.

ter Adhärenz sank auf 49 Prozent. Bei denjenigen Patienten, die die ärztlichen Therapieempfehlungen am besten umsetzten, kam es deutlich seltener zu Folgeschäden als bei Patienten, die sich weniger strikt an die Verordnungen hielten. Das Risiko für entsprechende Ereignisse war mit rund 36 Prozent deutlich niedriger, berichten die Autoren der Studie. Sie haben auch analysiert, welche Faktoren mit einer guten Einhaltung der Therapievorschriften assoziiert waren. Diese Analyse ergab, dass vor allem bei Patienten mit einem erhöhtem Risiko wegen Fettstoffwechselstörung, Fettleibigkeit oder Diabetes mellitus deutlich häufiger eine hohe Adhärenz zu beobachten war.

ie Autoren Jäckle, Hirsch und Dreyer klären Betroffe in ihrem Arbeitsbuch „Gut leben mit Typ 1 Diabetes“ über alle wichtigen Aspekte des Typ 1 Diabetes auf. Zunächst erhält der Leser einen Überblick über grundlegende Aspekte der Erkrankung wie dessen Entsteheung, die Ursachen, die Therapie und Tipps für einen sicheren Umgang mit dem Diabeteszubehör. Einen hohen Stellenwert nimmt weiterhin das Kapitel der Ernährung ein, in dem ausführlich erläutert wird was zukünftig bei der Lebensmittelauswahl beachtet werden sollte. Wichtige Themen wie Sport, Schwangerschaft, Urlaub, Partnerschaft, Folgeerkrankungen und Politisches werden ebenfalls ausführlich thematisiert, so dass man gerade als Neueinsteiger einen hervorragenden Begleiter für alle wichtigen Fragen erhält. Durch Lernkontrollen am Ende eines jeden Kapitels, kann der Leser direkt testen, ob man das Thema bereits verinnerlicht hat oder noch offene Fragen bestehen.Die Fülle an Informationen verschafft Kompetenz für die Selbsttherapie und hilft individuelle Regeln zu finden. „Gut leben mit Typ 1 Diabetes“ von R. Jäckle, A. Hirsch, M. Dreyer, Urban & Fischer Verlag

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