Herbstausgabe: Oktober-November
die vaustR
Das Unimagazin des VSStÖ Salzburg | Ausg. 3/11
„Mitzi - Finger weg vom Schotter!“ Themenschwerpunkt:
Studiengebühren
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Seite 4 - ÖH Salzburg: Wir setzen unsere Arbeit fort! | Seite 5 - PLATZ DA - Unipark Nonntal | Seite 6-7 - Herbstgespräch: Interview mit Gabi Burgstaller | Seite 8 - Schwerpunktartikel: Studiengebühren | Seite 10 - Salzburger Nachtleben | Seite 11 - UniHirnWixx!?
Vorwort
Thema: Studiengebühren Maria Fekter zieht einer Studierenden das Geld eigenhändig aus der Tasche? Ein harter Vergleich, das geben wir zu, allerdings erscheint uns die Politik der Finanzministerin in mancherlei Beziehung moralisch fragwürdig. Darum beschäftigt sich diese Ausgabe von „die Vaust” inhaltlich mit Studiengebühren (S.8/„Studiengebühren”) und stellt unseren Standpunkt noch einmal heraus. Als Kontrast dazu gibt es ein Interview mit Gabi Burgstaller (S.6-7/„Herbstgespräch”), in welchem sie Studiengebühren verteidigt. Diese Ausgabe von „die Vaust” markiert für uns in mancherlei Hinsicht einen Wendepunkt: Neben verschiedenen personellen Änderungen innerhalb des Verbandes geht unsere Arbeit in der ÖH in neuer Konstelation (S.4/„ÖH-Salzburg”) weiter, unter anderen personellen und auch politischen Vorzeichen: War die letzte Koalitionsbildung noch von einem Mandatsverlust bei der vorangegangenen Wahl geprägt, so konnten wir, durch unseren Wahlsieg, nun aus einer stärkeren Position heraus verhandeln und werden der ÖH stärker unseren Stempel aufdrücken. Einen Wendepunkt für die Universität Salzburg stellt sicher die Eröffnung des Unipark dar (S.5/„PLATZ DA”). Im dazugehörigen Artikel wird diese Eröffnung kritisch beleuchtet. Desweiteren richtet sich unser Feuilletonteil explizit an Erstsemestrige Studierende: So wird neben dem Phänomen der Uniangst das Salzburger (S.11/„UniHirnWixx!?”), das Nachtleben beleuchtet (S.10/„Salzburger Nachtleben”). Für Rückmeldungen, Feedback, Anfrage für die Mitarbeit am Magazin und ähnliches sind wir immer dankbar. Melde dich einfach auf dievaust@vsstoe.at
Mach mit!
Wir pfelegen bei diesem Magazin den Modus einer offenen Redaktion. JedeR kann mitarbeiten und die Themen werden offen diskutiert. Einzig die Blattlinie und die Redaktionssitzung selbst bestimmen die Linie. Falls du also Lust hast etwas von dir in diesen Magazin zu veröffentlichen, melde dich bei uns unter dievaust@vsstoe.at
Impressum:
Warum wir Gendern und wie wir das tun:
Herausgeber: Verband Sozialistischer Studentinnen und Studenten Österreich Sektion
Oft werden Frauen in der Sprache lediglich mitgemeint und dabei subtil unsichtbar
Salzburg | Chefredaktion: Christian Ennsgraber | Layout: Donat Klingesberger |
gemacht. Durch Geschlechtsneutrale oder geschlechtergerechte Sprache wird darauf
Redaktion| Daniel Winter, Tobias Aigner, Christian Ennsgraber, Andreas Eisl, Donat
Bezug genommen. Da wir eine offene Redaktion haben und es unterschliedliche Theorie-
Klingesberger
ansätze gibt stellen wir die Form des Genderns frei. In Interwies, LeserInnenbriefen
Anschrift: Paris-Lodronstraße 8a, 5020 Salzburg
oder direkten Statements wird die original Aussage verwendet, um einen Kontrast der
Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: die Vaust ist ein Magazin des VSStÖ Salzburg
Sprache und wie sie wirkt zu bieten.
und steht zu 100% in deren Eigentum | Grundrichtung: Im Sinne des Grundsatzprogrammes des VSStÖ versteht sich die Vaust als Zeitschrift, welche sich mit sozial-, bildungs- und gesellschaftspolitischen Themen von Studierenden auseinander setzt und über aktuelle Ereignisse infomiert und berät. ZVR:630172485 | Mail: dievaust@vsstoe.at
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ÖH-Salzburg Wir setzen unsere Arbeit fort!
Nach den erfolgreich verlaufenen ÖH-Wahlen im Mai kann der VSStÖ Salzburg gestärkt in der neuen Funktionsperiode der ÖH seine Arbeit fortsetzen. In einer Neuauflage der Koalition zwischen uns (dem VSStÖ Salzburg) und den Grünen & Alternativen Studierenden (GRAS) wollen wir an die Erfolge der letzten beiden Jahre anknüpfen und uns weiterhin für eine sozialere und gerechtere Uni, sowie für bessere Lebensbedingungen für Studierende in Salzburg einsetzen. Uni = Kasperltheater? Viele von uns wurden im Sommer mit der Thematik „Studienvoranmeldung” konfrontiert, doch niemand hat verstanden, wozu
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das Ganze eigentlich gut sei. Alle Studierenden, die ein neues Studium beginnen wollten mussten bis 31. August die Voranmeldung vornehmen. Da der Sinn der ganzen Sache auf der Strecke geblieben ist, wird das System heuer zum ersten und letzten Mal im Einsatz gewesen sein. Dies beweist wieder einmal die Planlosigkeit im Wissenschaftsministerium – ein Grund mehr weshalb wir uns weiterhin auch gegen finanzielle Hürden und Zugangsbeschränkungen generell einsetzen werden. Im Übrigen konnten in Salzburg durch eine, von ehemaligen Vizerektor für Lehre Rudolf Mosler erlassene, „Generalamnestie” alle Studierenden trotz Komplikationen ihr neues Studium beginnen.
Lesezeit - 2 Min.
ÖH Salzburg – Sozialer, Gerechter Diese Schlagwörter werden unsere Arbeit in den kommenden Jahren in der ÖH prägen. Im Rahmen unserer Referate, wie dem Sozialoder Kulturreferat werden wir uns auch weiterhin für bessere Lebensbedingungen in Salzburg einsetzen. Hohe Mietpreise, teure Öffis und gestiegene Lebenshaltungskosten machen das Studieren zunehmend schwerer. Sowohl durch die Zusammenarbeit mit in Frage kommenden Behörden und Institutionen, als auch durch den Ausbau der finanziellen Unterstützungen und den Beratungsleistungen der ÖH werden wir dem entgegensteuern.•
PLATZ DA Unipark Nonntal Lesezeit - 3 Min.
Der langersehnte Unipark Nonntal geht mit diesem Semester in Betrieb. Doch mit der Eröffnung des neuen Universitätsgebäudes werden nicht nur ein scheinbar endloses Kapitel in der Geschichte der Universität Salzburg geschlossen, sondern auch neue Kapitel geöffnet. September 2011, die neuen Räumlichkeiten im Glaskubus des Uniparks Nonntal werden von den meisten der geisteswissenschaftlichen Fachbereichen der Universität Salzburg bezogen, für die provisorischen Bauten in der Akademiestraße rückt damit der Abriss unweigerlich näher. Diese wurden in den 1960er Jahren nach der Wiedergründung der Universität als Über-gangslösung für einen Zeitraum von 10 Jahren errichtet. Als großer Uni-Campus in Freisaal geplant, wurde das Nachfolgeprojekt zu den Akademiestraßen jedoch in den 70er Jahren von BürgerInneninitativen gegen die Verstädterung des Süden Salzburgs und den Verlust von Grünflächen politisch zerrieben. Dadurch erhielt die heutige Universität Salzburg ihre zersplitterte Form mit all ihren Vor- und Nachteilen. Die naturwissenschaftliche Fakultät wurde am Rand der Freisaalwiese realisiert, andere Fakultäten zur Altstadtuniversität umfunktioniert und die Übergangslösung an der Akademiestraße blieb bestehen. Damit begann ein jahrzehntelang andauernder Kampf um einen neuen Gebäudekomplexund standort, der dieses Jahr sein (aber nur)
vorläufiges Ende findet. Denn, es wurde im Vorfeld und in der Bauphase heftig debattiert, dass das neue Gebäude ist zu klein konzipiert ist. Salzburger Bauordnung, Grünlandverordnung und „Geldmangel” beeinflussten das Projekt Unipark Nonntal nachhaltig. Ausreichend Platz für den Bau wurde gefunden, aber nicht ausreichend Mittel für den nötigen Raum für Institute und Studierende bereitgestellt. Vor 7 Jahren wurde ein Bedarf von 23.000 m² errechnet, der nun fertige Bau hat jedoch nur eine Nutzfläche von 17.000 m². In den letzten Jahren ist die Studierendenanzahl stark gestiegen, doch im Vergleich zu den Räumlichkeiten an der Akademiestraße ist flächenmäßig kaum ein Unterschied. So fielen der geplante Umzug der ÖH-Vertretung sowie ein Betriebskindergarten dem Platzmangel zum Opfer. Auch die neue Unipark-Bibliothek ist bereits jetzt voll und die großflächige Verglasung nicht unbedingt positiv, wenn man an die Temperaturschwankungen im verglasten Bereich der NaWi denkt. Es bleibt ein sehr zwiespältige Resümee: Natürlich ist der neue Unipark Nonntal ein Riesenfortschritt im Vergleich zu den Barracken-Bauten der Akademiestraße, die man beinahe als gesundheitsgefährdend bezeichnen kann. Andererseits wäre viel mehr möglich gewesen, Chancen wurde vertan und sehr
kurzfristig gedacht, bei einem der längsten Kapitel Salzburger Unibaugeschichte. Der Mangel an Nutzfläche wird baldige Folgeprojekte nach sich ziehen, die im Endeffekt hochgerechnet teurer kommen werden. Die NaWi ist an der Belastungsgrenze angelangt und das Auslagern von Vorlesungen an die Akademiestraße wird in Zukunft nicht mehr möglich sein. Zwar wird ein neues Gebäude in Itzling für die technischen Fächer errichtet, aber das übergreifende Motto der Planung für die Uni Salzburg ließe sich mit „Too little – too late” zusammenfassen. Daneben bleibt zu sagen, dass das Gebäude in manchen Bereichen nicht Rollstuhlgerecht gestaltet ist. Insbesondere das Türsystem und die Gestaltung der Mensa gehen klar an den Bedürfnissen dieser schon im Vorhinein benachteiligten Gruppe vorbei. Die österreichische Hochschulpolitik ist gefordert vorausschauend und großzügig zu planen, davon würden sowohl die Universität Salzburg und die Studierenden als auch der Wirtschaftsstandort Salzburg profitieren. Es ist sicher wert, weiter dafür zu kämpfen, damit das Motto „Too little - too late” ersetzt werden kann mit: Platz da! Platz für neue Unigebäude, Platz für Studierende und Platz für gute und faire Studienbedingungen. •
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Herbst gespräch: Warum die skandinavischen Länder best-practise Beispiele sind und wie sie die Uni erlebte, erklärt Gabi Burgstaller. Lesezeit - 5 Min.
Sie selbst haben in Salzburg studiert. Welche Erlebnisse haben Sie dabei geprägt und wie schauen Sie jetzt darauf zurück? Ich habe meine Studienzeit in bester Erinnerung. Von Anfang an habe ich versucht, neben der Pflicht auch die Kür einzubauen, das heißt, mögliche Veranstaltungen zu besuchen, die meinen Neigungen und Interessen entsprochen haben. So habe ich von Anfang an bei Seminaren mitgearbeitet, Veranstaltungen organisiert und schließlich als Studienassistentin und später als Assistentin gearbeitet. Sowohl das Engagement für meine StudienkollegInnen als auch der unmittelbare und unkomplizierte Kontakt zu den Lehrern sind mir in bester Erinnerung. Was hätten Sie gesagt, wenn jemand zu Ihnen in ihrer Studienzeit gesagt hätte, dass sie später Vorsitzende der Salzburger SPÖ und Landeshauptfrau werden? In meiner Studienzeit war ich aktives Mitglied der kritischen Juristen und der Liste fortschrittlicher Juristen. Ich war damals noch nicht Mitglied der SPÖ und in einer gewissen kritischen Distanz, wie es bei Jugendlichen, die Visionen von einer
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wirklich besseren Welt haben, auch sein soll. In meinem Radar für die Zukunft war weder vorgesehen, Parteivorsitzende oder gar Landeshauptfrau zu werden in diesem für mich damals eher konservativ wirkenden Bundesland. Viele Studierende arbeiten um sich ihr Leben und ihr Studium leisten zu können. Warum verlangen Sie nun von ihnen, Studiengebühren zu zahlen, und nicht, dass der Bund seine versprochenen 2% des BIP zahlt? Ich halte Studiengebühren für zumutbar, wenn das Stipendienwesen radikal verbessert wird. Meine Erfahrungen aus meiner eigenen Studienzeit, aber auch viele Gespräche in den folgenden Jahren haben mich darin bestärkt, dass unser jetziges Stipendienwesen Selbstständige und Landwirte begünstigt, während Kinder aus Arbeitnehmerhaushalten auf Grund der steuerlichen Rahmenbedingungen benachteiligt sind. Die Einführung einer Studiengebühr müsste zudem begleitet sein von fairen Studienbedingungen, im wesentlichen von einer Studienplatzfinanzierung, die sicherstellt, dass jeder Student die Perspektive hat, in der Mindestzeit sein Studium abzuschließen. An der
Salzburger Fachhochschule gibt es Studiengebühren und keinerlei Klagen darüber, weil die Rahmenbedingungen passen. Ganz grundsätzlich meine ich, dass die ÖVP die Diskussion um den bestmöglichen Zugang zur Bildung für alle auf den Kopf stellt, indem sie sich zwar mit aller Kraft für einen freien Universitätszugang ausspricht, aber keine grundsätzliche Position zum Gratiskindergarten hat. Dabei muss doch jeder Wissen, dass die Bildungskarriere bei den kleinen Kinder beginnt und nicht an der Universität. Fazit ist jedenfalls, dass Jahrzehnte des freien Hochschulzuganges keineswegs die Durchmischung an unseren Universitäten mit Kindern aus allen Gesellschaftsschichten bewirkt hat. Im Zusammenhang mit Studiengebühren wird oft, wie von Ihnen gerade, ein gerechtes Stipendiensystem erwähnt. Bis jetzt wurde keines entwickelt, vorgelegt oder öffentlich diskutiert. Glauben Sie wirklich, dass ein solches kommt und es nicht bloß ein Lippenbekenntnis ist, um Studiengebühren einzuführen? Wo ein Wille da ein Weg: Wenn SPÖ und ÖVP und vielleicht andere konstruktive Kräfte wie die Grünen wirklich ein gerechteres Stipen-
Landeshauptfrau Gabi Burgstaller im Herbstinterview mit „die Vaust”
dienwesen wollen, dann werden sie es auch zustande bringen. Schaue nach bei deinem Nachbarn: Ich empfehle Best-PracticeModelle z.B. aus skandinavischen Ländern.
wichtig, mehr günstigen und modernen Wohnraum für die Studenten zur Verfügung zu stellen, insbesondere durch den Bau von Studentenheimen.
Sie sind nun schon in Ihrer zweiten Amtszeit. Welche Maßnahmen wurden unter Ihrer Amtszeit als Landeshauptfrau gesetzt, um die Probleme, mit denen sich Salzburgs Studierende konfrontiert sehen, zu lösen?
Viele Studierende haben Probleme dabei, eine leistbare Wohnung zu finden. Die Preise für Studierendenheime müssen aufgrund der Finanzkürzungen im letzten Herbst nun angehoben werden. Was kann die Landespolitik dabei unternehmen, um diese Situation zu verbessern?
Obwohl die Länder in Österreich keinerlei Zuständigkeit für die Universität haben, habe ich mich in diesem Bereich besonders engagiert. Zum einen für den Unipark Nonntal, zum anderen für den Ausbau des Fachhochschulstandortes. In der aktuell schwierigen Budgetzeit ist es mir dennoch gelungen, von der Bundesregierung den Zuschuss für das Laborgebäude in Itzling herauszuverhandeln und gleichzeitig vom Land Salzburg einen Betrag von € 4 Millionen bereitzustellen. Mit meiner tatkräftigen Unterstützung wurde ein Physikstudium in Salzburg ermöglicht und die Ingenieurwissenschaft gemeinsam mit der TU München entwickelt. Begleitend war es meinen Regierungskollegen Landeshauptmann-Stellvertreter a.D. Raus und jetzt Landesrat Blachfellner sehr
Ich habe bei der Bundesregierung und beim zuständigen Minister sehr gegen die Kürzungen des Bundes für die Studentenheime protestiert, zumal die Auswirkung für die Betroffenen Studenten überproportional ist. Darüber hinaus unterstützt Walter Blachfellner die jungen Menschen weiterhin im Bereich der Studentenheime. In den letzten Jahren wurden 584 Heimplätze errichtet und dafür aus der Wohnbauförderung ein Betrag von € 22,3 Millionen zur Verfügung gestellt. Auch aktuell wird kräftig gebaut. Auf dem Areal der ehemaligen Stadtwerke in Lehen entstehen insgesamt 97 günstige Appartements.
Wo sehen sie die Sozialdemokratie in 20 Jahren? Wo sehen Sie sich in 20 Jahren? Wenn es der Sozialdemokratie gelingt, sich über die nationalen Grenzen hinaus wieder stärker zu sammeln, wird sie in den nächsten 20 Jahren mit Erfolg für die gemeinsamen Werte eintreten können und auch in der Europäischen Union vieles bewirken. Als optimistischer Mensch glaube ich daran, dass dafür eine Initialzündung das geplante Bürgerbegehren für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer sein könnte. Wird diese Initiative ein großer Erfolg, so bedeutet das auch Rückenwind für andere notwendige Veränderungen unserer kapitalistischen Weltordnung, um endlich wieder den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Für mich persönlich gebe ich nur die Prognose ab, dass ich in 20 Jahren sicher nicht mehr Landeshauptfrau von Salzburg sein werde. Wenn es meine Gesundheit erlaubt, werde ich allerdings auch mit 68 Jahren aktiv und engagiert sein und – zumindest im Kleinen – für eine bessere Welt kämpfen. •
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Schwerpunktartikel:
Studiengebühren Lesezeit - 5 Min.
Zwei Drittel der Österreicher_innen sind nach neuesten Umfragen für die Einführung von Studiengebühren, vor allem ältere Mitbürger_innen vertreten diese Meinung. Minister Töchterle plant, wohl auch in Kenntnis solcher Zahlen, die Einführung von Studiengebühren. Warum also sollte man keine Studiengebühren einführen, wo doch weite Teile der Gesellschaft dafür sind?
Wer diese Punkte betrachtet erkennt schnell, dass Studiengebühren nichts davon lösen sondern ein klares Bekenntnis zur Hochschulpolitik her gehört, welches keine der betroffenen Gruppen ausschließt. Bis Drittens - erscheint fraglich, ob durch dato wurde über die größte der Gruppe an Studiengebühren ein sinnvoller Geldbetrag der Universität, den Studierenden, vorbei zustande kommt: Die Einnahmen durch geschaut oder sie wurden als lästiges Studiengebühren haben sich nach dem alten Problem gesehen. Modell 2007, bei dem die Höhe 364 Euro pro Erste Änderungen wären sehr einfach Studierenden betrug, auf circa 150 Millionen umsetzbar und wurden absurderweise Erstens - Studiengebühren sind sozial Euro belaufen. Ein Betrag der nur halb so sogar vor Jahren von den Regierenden selektiv. Während Kinder aus finanziell besser hoch ist wie die 300 Mio. , welche die Universi- selbst im Nationalrat per Entschließungsgestellten Familien meist durch steuerliche täten bräuchten um lediglich den Status Quo antrag³ vorgeschlagen, so zum Beispiel Vorteile vom Staat das Höchststipendium aufrecht zu erhalten. Auch bei der Version eine Erhöhung des gesamt Budget auf 2% bekommen und ihnen gleichzeitig die Studi- der Volkspartei (500€) würden die 300 Mill. des BIP (Bruttoinlandsprodukt). Auf lange engebühren erlassen werden, müssen viele nicht erreicht. Deshalb wirkt die Gebühren- Sicht gehören sicherlich mehr Änderungen finanziell schlechter Gestellte arbeiten und diskussion derzeit eher so , als versuche man gesetzt und die sollten nicht wie vom alle Kosten im vollen Ausmaß bezahlen. heimliche eigene finanzielle Verantwortung Ministerium in einer Mängelverwaltung wie Diese Personen verdienen vergleichsweise (von staatlicher Seite) auf eine ohnehin Studiengebühren oder Zugangsbeschränwenig, weil sie neben dem Studium nur schon finanziell schwache Gesellschafts- kungen gesucht werden, sondern in einer begrenzt arbeiten können. Gleichzeitig gruppe (Studierende) umzuwälzen. Es also zukunftsgerichteten Politik. müssen sie sehr hohe Ausgaben tragen (z.B.: bereits jetzt klar, dass keine der angeprie- Wenn allerdings in der Budgetrede der Miete, Lebensmittel,...). Studierenden haben senen Änderungen stattfinden wird können, Finanzministerin auf einmal eine „Schillingmillarde” als die Rettung der Hochschulen im Schnitt 980€¹* zur Verfügung. Ziehen von denen so oft gesprochen würde. verkauft wird, wird nichts anderes wir davon die Durchschnittsmiete ab als eine rückwärtsgerichtete Politik bleiben 650€² in Monat. Nimmt man die *Das monatliche Geldvermögen von 980 Euro wirkt sehr propagiert. diskutierten 500€ Studiengebühren der viel und das ist es auch. Ähnlich wie beim Lohn ist ein ÖVP wären das durchschnittlich 12.82% Durchschnittswert hier nicht sehr aussagekräftig den die Eine Randnotiz am Schluss: der Geldmittel auf ein Jahr gerechnet. meisten Studierenden haben eigentlich weniger im MoDie erwähnten Reformen mögen derzeit Personen die weniger im Monat zu nat zur Verfügung. Vergleiche es einfach mit deinen Bekannten und frag mal wie es bei denen aussieht. absurd erscheinen, waren aber schon Verfügung haben trifft dies natürlich einmal möglich. Ausgelöst wurden sie noch härter. Da wirkt es natürlich damals durch eine Weltraum-Metallgrotesk wenn sich die Finanzministerin kugel mit eingebautem Radio die auf den gleichzeitig beschwert, dass reiche Personen Warum die Studiengebührendebatte Namen „Sputnik” hörte. Der im kalten Krieg (Geldvermögen über 1 Mill. €) lediglich wirkliche reformen verhindert. lösen Studiengebühren ausgelöste „Sputnikschock” sorgte dafür, 0,3-0,7% Vermögenssteuer zahlen sollen und Grundsätzlich hier gleich von Enteignung spricht und sogar das Problem der Universitäten in keiner dass der Westen meinte, die UDSSR könnte erdenklichen Variante. Sinnvoller wäre ihn an KnowHow übertrumpfen. Drauf hin Holocaustvergleiche zieht. Kurz, Studiengebühren sorgen, neben vielen es, grundsätzlicher anzusetzen, denn das sprossen neue Universitäten wie Pilze aus anderen Teuerungen und Streichungen Thema Hochschulfinanzierung gibt es nicht dem Boden. Kurz darauf kam die Kreisky(z.B.: Familienbeihilfenkürzung) dafür, dass erst seit der Krise, sondern es ist mindestens regierung an die Macht und sorgte noch dafür, dass Bildung nicht länger das Recht studieren eine Frage des Geldes ist und so alt wie unsere Republik. Es wäre sinnvoll einen Hochschulentwick- der Wohlbetuchten blieb, sondern das einer keine des Intellektes oder der Interessen. lungsplan zu verfolgen, der die Situation breiten Öffentlichkeit wurde. Zweitens - zeigt schon die Einführung der der Universitäten langfristig verbessert, Also alles was wir brauchen ist eine Studiengebühren 2001, dass die Einnahmen d.h. Ausbau der Universitätsgebäude, neue Metallkugel die wir in den Orbit schießen aus den Studiengebühren nicht den Univer- Beschäftigungsmodelle für Universitätsang- und eine möglichst alte Person mit Brille die sitäten, sondern dem allgemeinen Budget stelle, eine sinnvolle soziale Absicherung langsam und laut spricht. Vor allem sollten zugute kamen; und ab 1.1. 2004, als die der Studierenden, stärke Förderung der wir uns von sinnlosen Diskussionen über Erträge aus den Studiengebühren direkt Universitären Forschung und ein sinnvolles Studiengebühren verabschieden die keine Lösung bringen. • den Budgets der Universitäten zuflossen, Konzept der Universitätslehre. wurden die Bundesmittel genau um diesen Betrag gekürzt. Zusammenfassend gesagt, die Universitäten hatten am Schluss nichts von den hochgelobten Studiengebühren.
¹Studierensozialerhebung 2009, http://ww2.sozialerhebung.at/Ergebnisse/PDF/sozialerhebung_2009_ueberarbeitete_version.pdf, Seite 339 ²Studierensozialerhebung 2009, http://ww2.sozialerhebung.at/Ergebnisse/PDF/sozialerhebung_2009_ueberarbeitete_version.pdf, Seite 127 ³http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AEA/AEA_00005/index.shtml
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.:feuilleton Salzburger Nachtleben ... Seite 10 UniHirnWixx!? ... Seite 11
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Salzburger Nachtleben Impressionen von Widersprüchlichkeit* Lesezeit - 2 Min.
Der White Russian besteht aus Vodka, Kahlúa, wird mit Schlagobers getoppt und könne sowohl im Old-Fashioned Whiskeyglas, als auch im Martiniglas zubereitet werden, erklärt sie ihm. Für gewöhnlich trinke man ihn ‚on the rocks‘. Aufgebracht gibt er ihr zu verstehen, dass ihm das am Arsch vorbeigeht, man sich beim Namen White Russian aber schon einen männlichen Drink erwarten könne. Schon gar nicht jedoch, dass man das Gesöff in solch einem Tuntenglas bekomme! Anstandslos beugt sich die freundliche, wenn auch ein wenig überraschte Kellnerin dem Wunsch des Kunden und wechselt das Cocktailglas. Schon wenige Augenblicke später steht ein neuer White Russian am Tisch, nun im weniger auffälligen Whiskeyglas. •
Nachdem sie das Irish Pub hinter dem Mönchsbergaufzug verlassen haben, machen sich die beiden Typen auf dem Weg nachhause. Es ist das einzige Pub, in dem wirklich Englisch gesprochen wird. Es ist auch das einzige Pub, das wirklich von irischen Immigranten betrieben wird. Auf dem Weg treffen sie auf ein japanisches Pärchen, scheinbar gerade erst zu dieser Unzeit angekommen, da es sich nach dem Hotel Astoria erkundigt. Ohne zu zögern, schildert einer der beiden den Weg. Die Beschreibung führt in die falsche Richtung. •
Wenige hundert Meter entfernt, an der anderen Seite der Salzach, einige Stunden später. Rudolfskai. Es ist kurz vor 4 Uhr am Morgen. Scharrenweise verlassen Leute die Segabar und andere umliegende Lokaltüren. Einige Wenige stützen sich mit einem Arm (insofern sie in der Lage sind, zu stehen) an die alten Mauern der Gebäude und entleeren ihre Mägen mit dem Kinn nach vorne gebeugt, manche mit dem Haar im Gesicht. Es gibt keinen, der nicht zu viel getrunken hätte. Selbst der Türstehteher mit Elvislocke dürfte jetzt kein Auto mehr fahren. Unbeteiligt steht ein Student im dritten Semester neben einigen Studienkollegen und drängt dazu, der Würstelkönigin noch einen Besuch abzustatten (Immer, wenn er trinkt, wird er hungrig.) Plötzlich spricht ihn das hübsche Mädchen an, das schon eine ganze Weile daneben stand. Noch nie zuvor, auch nicht im Lokal, hatte er mit ihr gesprochen. „Was machen wir denn nun?”, fragt sie. „Essen wär nicht schlecht”, seine Antwort. „Wir zwei könnten auch in den Park gehen. Oder zu dir heim!” Schockiert blickt er auf sie hinunter. Hübsch ist sie, doch 16 Jahre, wenn überhaupt. •
Manchmal gehen sie ins Zweistein, obwohl keiner von ihnen am gleichen Geschlecht interessiert ist. Zum ersten Mal waren sie dort, weil sie einer Erzählung, wonach direkt beim Pissoir ein riesiger Spiegel angebracht sei, nicht glauben wollten. Nicht nur wurden sie eines besseren belehrt, sondern stellten sie gleichzeitig fest, dass in keinem anderen Lokal bessere Musik gespielt wird, man in keinem anderen Lokal öfter eingeladen wird, und Mann überhaupt in keinem anderen Lokal als diesem Komplimente für seine Figur bekommt. •
* Diese kurz Geschichten sollen zum nachdenken anregen. Falls du welche hast (z.B.: schräge Familienfeieren,etc.) schick sie uns einfach unter dievaust@vsstoe.at stichwort shortstory.
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UniHirnWixx!? Lesezeit - 3 Min.
„Dann gehst du auf Wikipedia, suchst dir den Artikel zum Thema, greifst davon einen Fachbegriff heraus, und bei der Prüfung streust du den dann unauffällig ein. Der Professor steht da drauf. Der Großteil der Studierenden versteht sowieso nicht, worum es bei all dem HirnWixx geht - die lernen nur auswendig, was im Skript steht, verstehen es aber nicht. Wenn du es aber so machst, dann glaubt der Professor, du hättest es verstanden… ‚Der Tatbestand ist hierbei als bewegliches System zu begreifen.‘ Das klingt wunderbar juristisch, und stimmt fast immer.” Diese Aussage stammt nicht von mir, sondern von einem anonymen Studierenden aus einer österreichischen Landeshauptstadt. Und sie bekräftigt ganz wunderbar die These von Wolf Wagner: Viele Lehrveranstaltungen basieren auf dem Uni-Bluff und der Uni-Angst. Damit ist gemeint, dass viele ProfessorInnen, und auch manche Studierende, ganz bewusst eine von Fachvokabular und komplexem Satzbau strotzende Sprache verwenden, um ihre Aussagen besser klingen zu lassen. Bei vielen Studierenden, vor allem Erstsemestrigen, führe dass dann zur Uni-Angst, weil sie diesen Uni-Bluff nicht durchschauen würden. Vor allem GesellschaftswissenschafterInnen seien dafür anfällig. Die Auswirkungen dieser Uni-Angst kann man beobachten, wenn man nach einer Vorlesungseinheit dann mit Studierenden spricht, und sie fragt, was sie denn verstanden hätten. Oder die bewundernden und oft auch beneidenden Blicke anderer Studierender registriert, wenn ein besonders kluger Kopf mal wieder eine Frage der Form „Das erinnert mich an die Theorie
von…” stellt. Doch es gibt eine Therapie für Uni-Angst, die wie jede Angsttherapie funktioniert: Konfrontation. Oder auf eine Vorlesung gemünzt: Aktive Mitarbeit durch Fragenstellen. So ist es erstaunlich, dass eine Frage, welche man stellt, und sei sie auch nur eine Frage nach den Grundlegenden Konzepten, wesentlich dazu beiträgt, dass man weniger Angst vor den scheinbar bedeutungsschweren Worten hat. Oder zumindest den/die ProfessorIn zwingt, seine Aussage noch einmal in anderen Worten neuzuformulieren. Und einer Sache kann man sich sicher sein: Wenn man eine Aussage eines/r ProfessorIn nicht verstanden hat, so gibt es mindestens einen anderen, der sie ebenfalls nicht verstanden hat. Zusätzlich hilft es während einer Vorlesung aufmerksam zu bleiben. Um den Bluff aufzudecken muss man also seine eigenen Karten auf den Tisch legen, um diejenigen des anderen zu sehen. Und das ist die Uni-Angst: Angst davor, dumm dazustehen. Vor dem/r ProfessorIn. Vor den anderen Studierenden. Was man dem entgegenhalten muss, um ein Studium erfolgreich abzuschließen, ist Neugierde. Das Problem hat daneben auch noch eine soziale Dimension: So haben es Kinder aus nicht-akademischen Haushalten oftmals schwerer, sich der Sprache, die für viele neu ist, anzupassen. Das Problembewusstsein dafür ist leider nicht bei der gesamten akademischen Zunft angekommen, oder vielleicht wird diese soziale Problematik auch bewusst in Kauf genommen. •
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PocketCards zu: Chemie, Jus, SPSS, gendern, zitieren, etc.
Feuerzeuge
Taschenkalender WS11-SS12
Kugelschreiber
Außerdem gibts bei uns noch: • • • •
Wandkalender für die Wohnung Sozialbroschüre für Frage zur Förderungen Beihilfen, etc. Erstehilfe-Erinnerungscard vom bmvit und vieles mehr...
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