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Margarete Apel, geb. Pönninger
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* 6. Mai 1934; † 17. April 2022
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Ein Nachruf von Marlen Pater und Elfriede Graf
Gretes erster Schultag als Turnlehrerin war am 1. September 1977. Im Alter von 42 Jahren verwitwet, ein halbes Jahr nach dem plötzlichen Tod ihres geliebten Johannes, dem Vater ihrer beiden Söhne, fing in Mauer ihr „zweites“ Leben an. Man kannte sie durch ihn, da er im Vorstand der Schule tätig gewesen war. Empfangen wurde sie dort von Dr. Elisabeth Gergely folgendermaßen: „Wir hatten bis jetzt keinen Turnunterricht, müssen aber dieses Fach unterrichten, jedoch gibt es noch keinen Turnsaal an der Schule. Sollten Sie dennoch diese Herausforderung annehmen wollen, sind Sie hier richtig.“ Und Frau Apel stürzte nicht ab, sondern sie stürzte sich mit Hingabe in die Entwicklungsförderung aller ihr dann anvertrauten SchülerInnen. Aufbauend auf ihre pädagogische Begabung, gab Grete sich für ihre persönliche Weiterbildung dem künstlerisch-handwerklichen Unterricht bei Christian Hitsch mit Leib und Seele hin. Auch dem berufsbegleitenden Waldorf-Lehrerseminar in der Studienstätte folgte sie begeistert.
Und woher kam sie, was war ihr Berufsweg? Ihre ersten Lebensjahre verbrachte Grete mit Eltern und zwei Schwestern in Beuthen (Schlesien, damals Deutschland, heute Polen). Ihr Vater, ein Pionier der Siedlungswasserwirtschaft/Seenreinhaltung und seiner Zeit weit voraus, wurde im Zweiten Weltkrieg eingezogen, und seine Familie übersiedelte zurück nach Wien. Dies sollte nicht die letzte Übersiedlung bleiben. Durch den Krieg und seine Folgen musste die Familie mehrmals den Wohnort wechseln und somit auch die Kinder ihre Schule (Wien, Purbach am Neusiedler See, Ludesch in Vorarlberg und Graz). Ihre verschiedenen Schulwechsel bespielte Grete mit der ihr angeborenen Fantasie für situationsgebundene Tätigkeiten, an welche sich Kinder in ihrem Umkreis liebend gerne anschlossen. Dieses Grundelement stellte auch in ihrer späteren Lehrerinnentätigkeit einen nie versiegenden pädagogischen Quellpunkt dar. Gretes Ausbildung erfolgte dann in der Modeschule Hetzendorf, welche sie erfolgreich als Schneidergesellin abschloss. Aufgrund ihrer auffallenden körperlichen Beweglichkeit sowie Geschicklichkeit und ihrem Interesse an gemeinschaftlichem Tun absolvierte sie auch die Ausbildung zur Turnlehrerin.
Akrobatische Kunststücke wurden von den drei PönningerSchwestern schon von klein auf am generationsübergreifend-belebten Seegrundstück am Neufelder See auf im Wasser schwimmenden Flößen einstudiert und aufgeführt.
Die immer gewollte Eurythmie-Ausbildung erwies sich wegen eines komplizierten Knöchelbruches (Skiunfall in Obertauern mit 18) als nicht durchführbar. Der linke Knöchel musste später ver- steift werden. Doch gab Grete nie auf, für sie Machbares zu verwirklichen. So nahm sie trotz Gehbehinderung auch in ihrer Pension jahrelang mit Enthusiasmus an einem Montagabend-Eurythmiekurs in der Tilgnerstraße teil. Mit gleicher Begeisterung malte Grete wöchentlich mit Freundinnen und Schwester Traudl in der elterlichen Wohnung (vis-àvis vom Belvedere), deren „Vorzimmer“ den Töchtern zum Erlernen des Radfahrens gedient hatte!
Wo war ihre Lebensbegegnung?
Der Alpenverein vereinte Grete mit ihrem über alles geliebten späteren Ehemann Johannes Apel, welcher bereits den Kindergarten bei Tante Bronja (Zahlingen) besucht hatte. Er, ein Waldorfkind der ersten Klasse in der ersten österreichischen Waldorfschule, bevor diese im Zweiten Weltkrieg verboten und geschlossen wurde. Mit ihm erkundete Grete die Natur bei Wildwasserfahrten mit dem eigenen Faltboot, beim Skifahren und diversen sportlichen Unter- nehmungen. Auch kam sie durch ihren Ehemann erstmalig mit der Anthroposophie in Berührung. Nach der von beiden herbeigesehnten Eheschließung im Jahr 1958 verlebte die Familie ihre Zeit in der Hinterbrühl, wo auch beide Söhne ihre Kindheit verbrachten.
Wie weiter?
Der frühe und schockierende Tod von Johannes mit 47 Jahren im März 1977 veränderte das gewohnte
Ausstellung ihrer Aquarelle und Zeichnungen gab es 2011 in Mauer. Auch erinnern sich in der Adventzeit viele Menschen in Mauer an die hell erleuchteten Fenster des kleinen Festsaals, geschmückt mit farbigen Bildern aus der Weihnachtsgeschichte; diese hatten Olga Merth und Grete Apel entworfen und hergestellt sowie alljährlich wieder adaptiert und angebracht.
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Die verantwortungsvolle Aufgabe einer Klassenlehrerschaft übernahm sie 1984 und führte diese Klasse bis zur 8. Schulstufe durch. Inklusive der unterschiedlichen Mentorenschaften arbeitete Grete mit Überzeugung und aus vollem Herzen rund 33 Jahre an der Maurer Waldorfschule.
Und was außerdem?
„In die Berg’ bin i gern.” Diese Leidenschaft für Naturerlebnisse teilte Grete mit ihren Freundinnen Eff Trierenberg und Gertraud Alscher-Bassenheim. Auch ihre Liedkenntnisse zelebrierten sie beim gemütlichen Beisammensein. Und öffneten dann die drei ihre Schatztruhe, legten sie los und tauchten freudigst in ihre Jugendzeitjahre ab.
Ein Herzensanliegen bedeutete Grete auch der in Osttirol bei wunderbaren Adoptiveltern aufwachsende Enkelsohn Gregor, den sie durch 25 Jahre hindurch getreulich und mit großmütterlicher Sorge besuchte.
Was stand ihr noch bevor?
Im August 2020 wurde Grete von einer Straßenbahn erfasst und schwerst verletzt. Mit bewundernswertem Lebenswillen und ihrer Ausdauer im Üben erlernte sie über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren das Gehen wieder und erlangte ihre Selbstständigkeit erneut.
Familienleben drastisch. In dieser Lebensphase gab ihr besonders die Schulgemeinschaft Halt; bald wurde Grete eine der verlässlichsten Stützen des Kollegiums. Neben dem Aufbau des Turn- und Volkstanzunterrichts wurde Grete eine erwünschte und beliebte Vertretungslehrerin für Malen und Zeichnen in allen Klassen. Unzählige Tafelbilder für die Unter- und Mittelstufe entstammten über viele Jahre hindurch ihren „bunten Kreiden“. Außerdem zeichnete Grete viele Stammbucheintragungen für SchülerInnen. Eine umfassende
Besonders hilfreich durch lange Jahre hindurch waren ihre geliebten und geschätzten „Ziehtöchter“ Lilli Croitoru und Marlen Pater. Diese beiden „erledigten“ unermüdlich, vertrauensvoll und verlässlichst alles für sie. Zu jeder Frühmorgen- und Spätabendstunde!! Am Höhepunkt ihrer Wiederherstellung, zu welcher ihr ein großer Kreis von FreundInnen verholfen hatte, wollte Grete mit ihrer Schwester die von ihr längst erträumte Gebirgsreise antreten. Dafür hatte sie auch umsichtigst bereits Schuhe, Mantel und Rucksack erworben ...
Von diesem von ihr so ersehnten Vorhaben wurde Grete im Alter von 87 Jahren von ihrem irdischen Dasein am Ostersonntagmorgen plötzlich abberufen. ¶
Marlen Pater und Elfriede Graf
Einfach raus aus der Stadt ...
von Lena Kameš
Im Norden Italiens – in der Nähe von Padua – gibt es eine kleine, feine Einrichtung: San Patrizio. Hier gibt es eine Landwirtschaft, eine Bio-Gärtnerei, Hühner und Schafe –und Valentin Winter, einen ehemaligen Schüler unserer Schule mit seiner Frau Sole und seinen zwei kleinen Kindern Emma und Elias.
Valentin und Sole haben es sich zur Aufgabe gemacht, eine Einrichtung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen aufzubauen, wo diese sinnvollen Tätigkeiten nachgehen können, wie z. B. in der Gärtnerei, in der Pflege der Tiere oder der Herstellung italienischer Köstlichkeiten. Dieses Projekt gibt es seit 2017 und ist noch im Aufbau. Derzeit wird es fast ausschließlich von Valentin und Sole betreut, und diese können gut Hilfe gebrauchen. Aus diesem Grund machten sich nach Ostern die Jugendgruppe der Christengemeinschaft und eine Familie mit zwei kleinen Kindern auf den Weg nach Italien, um ihre Unterstützung anzubieten.
Unsere Reise führte uns von mehreren Orten an den Hof: Der Großteil reiste aus Wien mit dem Bus der Firma Winter an, zwei Teilnehmer kamen mit dem Zug aus Südtirol.
Wir, die kleine Familie, lebten in einem Mobilheim, in dem es nachts ganz schön kalt wurde. Am Morgen saßen wir alle um den kleinen Tisch und frühstückten – ein Erlebnis der besonderen Art, war es doch kuschelig eng, und alle mussten gut aufeinander Rücksicht nehmen. Tagsüber waren wir viel auf dem Hof unterwegs, die Kinder durften Gemüse ernten, Hühner füttern, Schafe einfangen, mit dem hofeigenen Golfkart spielen … ein Paradies für Kinder.
Für mich war es ein tolles Erlebnis, die jungen Menschen erleben zu dürfen. Die Gruppe war sehr nett und angenehm, die Jugendlichen hilfsbereit und zuvorkommend. Wir führten nette Gespräche, spielten abends Karten, machten einen Ausflug, kochten zusammen. Besonders berührend für mich war es am Ende, als die jungen Menschen meinten: „Wir wollen unbedingt noch die Projekte fertig machen!“ So viel Einsatz hätte ich nicht erwartet!
Am Ende der Woche fuhren wir alle gemeinsam wieder mit dem Winter-Bus nach Wien, mit dem festen Vorsatz, dass das nicht die letzte Reise nach San Patrizio gewesen sein soll!
Eindrücke der jungen Menschen
Wir waren für eine Woche auf einem Hof in Italien, um dort ein wenig Arbeit abzunehmen.
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Wir waren eine etwas kleinere Gruppe und haben geholfen, die Tiere zu versorgen, Holz zu häckseln und kleine Häuschen fertig zu stellen. Ich fand, es waren sehr schöne fünf Tage, da ich die Menschen sehr mochte, man sehr schnell herzlich aufgenommen wurde und außerdem auch bei etwas helfen konnte. In Zukunft soll der Hof als Einrichtung für Menschen mit Behinderung dienen. Ich finde es sehr gut, dass wir die Chance hatten, mitzuhelfen und zugleich eine schöne Zeit genießen durften. Sei es ein Nachmittagsausflug nach Venedig oder das gemeinsame Kochen oder Kartenspielen, wir hatten Spaß. Ich möchte mich bei allen herzlich bedanken und ich freue mich schon auf zukünftige Projekte.
Kilian Kramer, 9. Klasse
In dem Bauernhof in Italien war es sehr schön, ich hab’ mich schon gefreut, die anderen wiederzusehen und war gespannt, was mich erwartet. Ich hatte mir den Hof größer vorgestellt und dachte, wir müssen richtige Feldarbeit leisten, was dann aber nicht so war. Mir haben besonders die Häuser und Gärten in dem kleinen Ort gefallen, und mich hat überrascht, dass es am Tag so heiß war, aber in der Nacht dann richtig kalt – ich hab’ jede Nacht mit Mütze geschlafen ...
Meine Aufgaben waren unter anderem das Füttern der Tiere, Holzhäckseln und Hüttenbemalen; wir haben uns meisten am Grund aufgehalten. Einmal waren wir sogar in Venedig, was sehr stressig war, aber auch amüsant. Die Stimmung mit den Leuten dort hat sehr gut gepasst, und mit den Tieren war es auch immer wild.
Peter Stadler, 9. Klasse
Der kleine biologische Bauernhof, auf dem wir tatkräftig mitgearbeitet haben, wird von einer netten jungen Familie betrieben, die ich während des Italienaufenthalts kennenlernen durfte.
Besonders gefallen haben mir die gemeinsamen Arbeiten und Unternehmungen bzw. die Abende, an denen wir gemeinsam zusammengesessen sind. Ich konnte viele Erfahrungen und neue Eindrücke sammeln, an Spaß hat es jedoch auch nicht gemangelt.
Der Grund, weshalb ich an der Reise teilgenommen habe, ist, dass ich gern mit den Leuten, die ich mag, Zeit verbringe und sie dadurch besser kennenlerne. Zusätzlich interessiert es mich sehr, neue Erfahrungen und Wissen in der Landwirtschaft zu sammeln, um meinen Wissensbereich zu erweitern.
Janina Wittmann (15), Josephinum Wieselburg
Wieso bin ich mit nach San Patrizio gefahren? Ich habe durch Erzählungen von meiner Mutter darüber erfahren. Als ich gehört habe, dass ich mitfahren kann, runter nach Italien, habe ich mir gedacht, dass ich mir das mal anschauen möchte. Einfach raus aus der Stadt und eine Woche den Alltag vergessen – und mit tollen Leuten auf Reise gehen!
Wir haben dort selbst gekocht, auch mit selbst gemachten Produkten vom Hof. Es gab immer gutes Essen. Langes Schlafen gab es nicht, denn in der Früh bin ich fast jeden Tag zum Bäcker gegangen, der zu Fuß ca. 15 min vom Hof entfernt ist. Dort wurde mein Italienisch auf die Probe gestellt – es wurde von Tag zu Tag besser. Am besten hat mir gefallen, dass wir selbst etwas erschaffen/machen durften. Es war wie kein anderer Urlaub, den ich bisher unternommen hatte. Außerdem hatten wir für die Woche die Aufgabe, am Morgen die Hühner zu füttern. Abschied nehmen war nicht leicht, aber ich hoffe auf eine baldige Rückkehr dorthin.
Julian Moosbrugger (20)
Nähere Informationen zu San Patrizio gibt es unter https://de.san-patrizio.it/
Sie erleben ein faszinierendes, abwechslungsreiches Klassik-Konzert und haben dabei viel zu lachen!
Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer Endresstraße 100, 1230 Wien