Anästhesie Journal / Journal d'anesthésie 2/2022

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Anästhesie Journal 32 (2) 2022 Verband

Anästhesie im Spiegel der Zeiten Bericht zum 5. Anästhesiepflege-Neujahrssymposium am 15. Januar 2022 im Universitätsspital Zürich Eileen Sprössig, Benjamin Albiez

Aus der Geschichte lernen, um die Anästhesiepflege in die Zukunft zu führen – so lautete das Leitmotiv des Online-Symposiums. Im Fokus standen Herausforderungen und Innovationen der Anästhesie – gestern, heute und morgen. «Die erste Pandemie, die wir kennen, liegt zwölftausend Jahre zurück», berichtete der Medizinhistoriker Prof. Dr. Stephanos Geroulanos in seinem Eröffnungsvortrag. Er zeigte die wichtigsten Fortschritte im Kampf gegen Infektionskrankheiten auf. Dabei wies er auch auf die Zeithorizonte hin: Die erste Pockenimpfung erfolgte 1796. Danach hat es «weitere zweihundertfünfzig Jahre gedauert, bis wir die Pocken besiegt haben». Die Hoffnung ist gross, mit modernsten Mitteln zukünftig schnellere Erfolge im Kampf gegen Pandemien zu erzielen. Ein Organ vom Spender zum Empfänger zu vermitteln, ist bis heute eine Herausforderung. Einzelheiten zum Geschehen bei der Organentnahme erwähnte PD Dr. Franz Immer in seinem Vortrag über «Organtransplantation und Gesetzgebung in der Transplantationsmedizin». Was genau geschieht bei einer «Donation after Brain Death» (DBD)? Im OP «fängt das viszeralchirurgische Team an, die abdominalen Organe zu präparieren. Dann folgt das Herz- und Thorax-Team. Wenn alles vorbereitet ist, wird ein Cross Clamp durchgeführt. Über kalte Kardioplegielösung und Crushed Ice wird versucht, die Organe so rasch wie möglich abzukühlen, um sie für den bevorstehenden Transport zu schützen». So kann der Weg vom Spender zum Empfänger sicher gelingen – um Leben zu retten. Eine noch junge, erst dreissigjährige Geschichte hat das Arbeitsfeld «chirurgische Geschlechtsangleichung». Wie Dr. Matthias Waldner berichtete, erleben 0,5 bis 1 %

der Bevölkerung eine «Genderinkongruenz». Personen mit hohem Leidensdruck schätzen die innovativen chirurgischen Möglichkeiten. Bei der Betreuung dieser Patientengruppe kommt dem spezialisierten Fachwissen der Advanced Practice Nurse eine wichtige Rolle zu. Dank künstlicher Intelligenz präzises tracheales Intubieren sicherstellen – diese Innovation stand im Zentrum des Abschlussreferats. «Atemwegsmanagement ist hochkomplex und erfordert grosse fachliche Erfahrung», betonte Prof. Dr. ­Peter Biro. Er hat in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich ein roboterunterstütztes System entwickelt, das durch Bilderkennung den Weg in die Luftröhre findet. Insbesondere bei schwierigen Intubationen oder im Bereich der Ausbildung könnte künstliche Intelligenz völlig neue Möglichkeiten eröffnen. Auch in der ausserklinischen Rettungs- und Katastrophenmedizin kann das System zum Einsatz kommen – um lebensrettende Massnahmen wirksam zu unterstützen.

Kontakt: Benjamin Albiez cand. MScN, Pflegeexperte Dipl. Experte Anästhesiepflege NDS HF Institut für Anästhesiologie, Universitätsspital Zürich benjamin.albiez@siga-fsia.ch


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