natürlich
Waldbaden
Dem Körper und der Seele Gutes tun.
Waldapotheke Mit dem Kenner auf Heilpflanzensuche im Wald.
Einsamkeit
Trotz sozialen Medien sind viele einsam. Warum?
Wald
Erholungsort für Körper und Geist
Vorwechseljahre
Wenn die Hormone zu wanken beginnen.
Bewusst gesund leben
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Im Wald ist Ihnen Entspannung gewiss
Liebe Leserin, lieber Leser
Waren Sie in letzter Zeit mal im Wald? Am besten für sich alleine. Auch in Hinblick auf diese Ausgabe habe ich kürzlich einen solchen Waldspaziergang unternommen. Auch wenn das sogenannte Waldbaden, welches in dieser Ausgabe thematisiert wird, manchen ein Modebegriff zu sein scheint: Der Wald hat eine unglaublich entspannende Wirkung auf uns. Schon nur das sich ständig verändernde Lichtstpiel ist zu erwähnen. Dann die vielfältige Pflanzen- und auch Tierwelt. Und vor allem sind unsere hiesigen, noch relativ naturnahen Plenterwälder, sehr vielseitig.
Der Wald ist ein Reservoir an Heilfpflanzen. Unser Heilpflanzenspezialist Yves Scherer nimmt uns mit auf einen Rundgang, auf dem es zahlreiche einheimische Heilpflanzen zu entdecken gibt.
Neben dem Schwerpunktthema Wald haben wir zu vielen anderen Themen Beiträge. Etwa zum Thema Vorwechseljahre. Wussten Sie, dass sich die ersten Anzeichen der Abänderung bereits in den Dreissigern zeigen? Doch die hormonellen Veränderungen verlaufen sehr individuell.
Auch dem Thema Einsamkeit gehen wir auf den Grund. In Zeiten der sozialen Medien dürfte man meinen, dass die meisten Menschen bestens vernetzt sind. Doch erstaunlicherweise haben gerade junge Menschen häufiger als früher Gefühle der Verlassenheit.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Veränderungen – auch dringend notwendige – fallen uns oft schwer. Im Beitrag «Den Fluss des Lebens wieder leben lernen» geht es darum, in welchen Phasen Veränderungen passieren und wie wir diese proaktiv angehen können.
Schliesslich kommt auch das Kulinarische in dieser Ausgabe nicht zu kurz. Etwa, wie man sich selbst aus dem Garten versorgt.
Das und noch viel mehr bieten wir Ihnen in dieser Ausgabe von «natürlich». Mögen die Inputs in diesem Heft Ihren Geist inspirieren! Und wenn es «nur» ein Waldspaziergang sein sollte.
Samuel Krähenbühl, Chefredaktor
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Inhalt
KOLUMNE
40 Sabine Hurni über … … Gesundheit und Geselligkeit.
SCHWERPUNKT
6 Waldbaden
Die Therapie gegen Zivilisationskrankheiten.
12 Waldapotheke
Was der Wald an Heilpflanzen zu bieten hat.
GESUNDHEIT
16 Einsamkeit
Aus Einsamkeit zu positivem Alleinsein gelangen.
20 Vorwechseljahre
Die Abänderung kommt früher, als frau denkt.
34 Kostenbremse
Pro und Kontra zur Kostenbremse im Gesundheitswesen.
Service
FOKUSTHEMA
46 Schamanismus
Was ist Schamanismus und was bedeutet er?
GESUND ESSEN
52 Bratensauce
Auch Knochen essen kann gesund sein.
HEILPFLANZEN
56 Wasserdost
Hilfe gegen Infektionskrankheiten.
NATUR UND FREIZEIT
62 Selbstversorgung
Versorgen Sie sich selbst –zumindest teilweise.
03 Editorial / 30 Gesunder Geist / 32 Gesunder Körper / 34 Debatte / 36 Kurz gefasst / 42 Beratung / 45 Liebesschule / 76 Ihre Seite / 78 Neu und Gut / 79 Hin und Weg / 80 Rätsel / 81 Vorschau / 82 Anderswelt
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Waldbaden – Back to Nature
Waldbaden ist eine in Japan erforschte und anerkannte Therapie gegen Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Stress, Burn-out und Stoffwechselerkrankungen. Der Aufenthalt in Wäldern stärkt unser Immunsystem, hellt unser Gemüt auf und tut uns einfach gut.
Robert Gallmann, Yoshifumi Miyazaki
Der Begriff «Naturtherapie» umfasst eine breite Palette von Therapien wie Wandertherapie und Waldtherapie, Holztherapie oder Geruchstherapie. Ihr gemeinsames Ziel ist es, die entspannende Wirkung der Natur zu nutzen, um Menschen in Einklang mit der Natur zu versetzen und ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu steigern bzw. zu stärken.
Die Grundidee der Naturtherapie wurde von den neuseeländischen Forschern M. A. O'Grady und L. Meinecke als «Back-to-Nature-Theorie» bezeichnet. So betrachtet kann Waldbaden als die Brücke von unserem modernen Leben zurück zur Natur gesehen werden und auf diese Weise helfen, den Mangel an Komfort zu überwinden. Der Aufenthalt in der Natur soll uns unserem natürlichen Zustand, mitunter uns selbst, näherbringen. Das Beste daran ist, dass Waldbaden keiner speziellen Fähigkeiten, Kondition oder Vorbereitung bedarf und ausserdem gratis ist.
Viel Sauerstoff und reinigend
Bäume absorbieren im Rahmen der Fotosynthese CO2, setzen erhebliche Mengen Sauerstoff frei und reinigen die Luft von Feinstaub. Besonders nach einem Gewitter ist die Luft frei von Pollen und angereichert mit negativ geladenen Ionen, diese sogenannten freien Radikale neutralisieren, revitalisieren und wirken gleichzeitig beruhigend. Der Effekt kann durch eine gleichmässige abdominale Atmung erhöht werden. Statt, wie es oft im sitzenden Zustand der Fall ist, bloss oberflächlich zu atmen, wird tief eingeatmet und die Lungen werden vollständig mit Luft gefüllt. Wir bewegen uns beim Waldbaden in unserem angestammten Lebensraum, atmen sauerstoffreiche Luft, setzen uns natürlichem Sonnenlicht aus und geniessen die
Ruhe unter dem Blätterdach der Bäume. Wieso sich nicht einfach in eine Hängematte legen oder sich auf einen Baumstrunk setzen und meditieren? Hier können wir entspannen, uns sammeln oder gesunden Schlaf und neue Kraft tanken. Indem wir uns den Elementen des Wetters und der Jahreszeiten aussetzen, der Hitze und Kälte, der Sonne, dem Schnee und Regen, frische Luft atmen, uns bewegen und unseren Körper gebrauchen, wofür er gemacht wurde, aktivieren wir die in unserem Körper schlummernden Energien. Durch die Synchronisation mit dem Tempo der Natur und der Stille des Waldes bringen wir uns selbst zur Ruhe.
Darüber hinaus hat Waldbaden einen bioregulatorischen Effekt, wonach es den Blutdruck bei Menschen mit hohem Blutdruck senkt und bei Menschen mit niedrigem Blutdruck erhöht. Derselbe natürliche Regulierungseffekt lässt sich tendenziell auch beim Blutzuckerspiegel beobachten.
«
Die Stille des Waldes bringt uns zur Ruhe, während wir uns im Tempo der Natur synchronisieren. »
7 WALDBADEN | SCHWERPUNKT
Der japanische Arzt Gotō Konzan ist der Ansicht, dass Krankheiten durch aufgestaute Energien im Körper hervorgerufen werden. Seine Behandlung zielt darauf, die Blockierung zu beseitigen und den natürlichen Energiefluss im Körper wiederherzustellen. Wer beim Waldbaden seine Schuhe auszieht und barfuss geht, wird die entspannende Wirkung feststellen – wir sind geerdet, unsere Energie kann frei fliessen.
Wirksamkeit des Waldbadens und Messmethoden
Der menschliche Körper ist für natürliche Anwendungen konzipiert. Wenn wir mit der natürlichen Umgebung oder mit natürlich vorkommenden Reizen in Berührung kommen, gelangen wir unbewusst von selbst in einen Zustand der Entspannung. Dieses Phänomen ist empirisch schon seit Langem bekannt, aber die wissenschaftlichen Daten sind bisher unzureichend gewesen. Bis vor Kurzem wurden die Entspannungseffekte der Natur hauptsächlich subjektiv durch Fragebögen und Interviews bewertet, da physiologische Messmethoden für das menschliche Gehirn und den Körper noch nicht etabliert waren.
Über einen Zeitraum von 13 Jahren, von 2005 bis 2018, wurden Waldtherapie-Experimente mit 756 Proband*innen in 63 Wäldern und benachbarten Städten durchgeführt, von Hokkaido im nördlichsten Teil Japans bis Okinawa im südlichsten Teil Japans. Bei den Studien wurde eine Gruppe der Proband*innen zu Wanderungen in urbane Stadtgebiete geschickt und die zweite Vergleichsgruppe zu Wanderungen in Wäldern.
15 Minuten Waldbaden wirken bereits Experimente beweisen einen direkten Zusammenhang zwischen Waldbaden und der Aktivität des parasympathischen Nervensystems: Bereits ein 15-minütiger Spaziergang in einem Waldgebiet erhöhte die Aktivität des parasympathischen Nervensystems um 102 % im
Vergleich zu einem Spaziergang in einem städtischen Gebiet, was eine signifikante Steigerung der Entspannung bedeutet. Auch das reine Verweilen im Wald, etwa bei einem 15-minütigen Sitzen und Beobachten im Wald, erhöhte das Entspannungsniveau um 56,1 % im Vergleich zum Sitzen in der Stadt. Die Konzentration von Kortisol im Speichel der Proband*innen sank nach einem 15-minütigen Waldspaziergang im Vergleich zum Stadtspaziergang um 15,8 %, was auf eine Verringerung des Stresszustandes hindeutet. Ein 15-minütiger Spaziergang in einem Waldgebiet reduzierte dabei den Stresszustand um 19,4 % im Vergleich zu einem Spaziergang in einem städtischen Gebiet.
«
Die Waldumgebung zeigt eine deutlich geringere Gehirnaktivität, was auf eine Entspannung des Gehirns hindeutet.
Es wurde dadurch festgestellt, dass der Stresszustand unterdrückt wurde. Interessant sind auch die Auswirkungen dieses Experiments auf unser Gehirn, gemessen an der Aktivität des präfrontalen Kortex. Die Gehirnaktivität der Testpersonen war im Wald deutlich geringer als in der Stadt, was auf eine Entspannung des Gehirns hindeutet. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Waldumgebung in Bezug auf visuelle Reize ruhiger ist als die städtische Umgebung mit ihrer Reizüberflutung.
Je mehr wir eine Tätigkeit als angenehm empfinden, desto höher ist der Grad der körperlichen Entspannung. Insbesondere bei körperlichen Aktivitäten in der Natur, die wir als harmonisch empfinden, schüttet unser Körper das Glückshormon Dopamin aus. Dieser Effekt wird unter Exposition von Tageslicht noch verstärkt.
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Waldbaden für zuhause
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9 WALDBADEN | SCHWERPUNKT
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Dopamin ist ein natürliches Antidepressivum, es wirkt sich positiv auf unseren Gemütszustand, unser Selbstwertgefühl und unsere Laune aus und stimmt uns positiv, fröhlich und zuversichtlich. Empirische Studien mit der sogenannten «Profil of Mood State (POMS)»-Methode belegen, dass sich die Proband*innen nach dem Aufenthalt im Wald ausgeglichener und zufriedener fühlten, Gefühle wie Anspannung, Niedergeschlagenheit, Trauer und Wut nahmen ab.
Bei einem Experiment unter der Leitung der Nippon Medical School unternahmen Proband*innen an drei aufeinanderfolgenden Tagen je eine zweistündige Wanderung durch den Wald, am Ende des Tages wurde jeweils die NK-Zellkonzentration im Blut gemessen. Die NK-Zellaktivität erhöhte sich im Laufe der drei Tage kontinuierlich, was auf eine Stärkung des Immunsystems schliessen lässt. In einem weiteren Versuch wurde festgestellt, dass die Werte 7 Tage und 30 Tage nach der Rückkehr an den Arbeitsplatz immer noch höher waren als die vorherigen Werte. In dem Experiment mit weiblichen Probanden wurde eine kontinuierliche Wirkung über 7 Tage beobachtet, was darauf hindeutet, dass der Prozess ähnlich wie bei Männern verlief. Schliesslich wurde das gleiche Experiment mit männlichen Probanden in einem städtischen Gebiet nach dem gleichen Versuchsplan durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass sich die NK-Zellaktivität am ersten und zweiten Tag nicht veränderte. In der Waldtherapie stieg sie dagegen an, sodass der Effekt als Vorteil des Waldes interpretiert wird.
Darüber hinaus wurden der Blutdruck und andere Parameter 1, 3 und 5 Tage nach Beendigung des Programms gemessen, und es wurde ein Versuchsplan entwickelt, um die anhaltenden Auswirkungen des
Programms zu bewerten. Die Messungen wurden vor dem Frühstück, vor dem Mittagessen und vor dem Abendessen durchgeführt. Alle Messungen ergaben niedrigere Werte als 3 Tage vor dem Waldtherapieprogramm.
« Durch regelmässige Aufenthalte im Wald erleben wir nicht nur eine Senkung des Stressniveaus, sondern auch eine Verbesserung unseres Wohlbefindens.
Tieferer Blutdruck, besserer Schlaf Die Senkung des Blutdrucks ging im Übrigen mit einer Verbesserung der Schlafqualität einher. Die Schlafdauer insgesamt als auch die Tiefschlafdauer waren länger, und die Proband*innen fühlten sich erholter. Wenn man Schlaf als die beste natürliche Medizin betrachtet, ist dies kein unwesentlicher Nebeneffekt. Bereits 15-minütige Waldspaziergänge wirken sich positiv auf den Blutdruck aus, wobei eine interessante negative Korrelation festgestellt wurde. Die Ergebnisse belegen, dass die Waldtherapie tendenziell den Blutdruck bei Menschen mit hohem Blutdruck senkt, bei Menschen mit niedrigem Blutdruck aber erhöht. In beiden Fällen hat der Aufenthalt im Wald für die betroffenen Personen eine gesundheitlich positive Auswirkung, da sich der Blutdruck dem natürlichen (erwünschten) Blutdruck annähert.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass regelmässige, längere Aufenthalte im Wald zu einer nachhaltigen Senkung des Stressniveaus führen. Kombiniert mit sportlicher Aktivität wie beispielsweise Wandern kann das zu einer Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands und Wohlbefindens (sowie zu einer gesteigerten Lebenserwartung) massgeblich beitragen.
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Wurzeln des Waldbadens in der japanischen Kultur
In der westlichen Geschichte stand der Mensch stets im Wettstreit mit der Natur und musste sich von ihr Lebensraum erkämpfen. Nicht umsonst steht in der Bibel, dass der Mensch sich die Natur untertan machen soll. Im japanischen Selbstverständnis sind die Menschen traditionell eng mit der Natur verbunden, sie fühlen sich ihr nicht übergeordnet, sondern als gleichberechtigter Partner als deren Teil. Dies ist tief im ZenBuddhismus und in der japanischen Kultur verwurzelt und zieht sich konsequent durch die Geschichte, die Traditionen und die Gesellschaft. Japan besteht zu drei Vierteln aus Gebirge, nur ein kleiner Teil des Landes ist wirtschaftlich nutzbar, entsprechend dicht besiedelt sind die urbanen Gebiete. Rund 70 % Japans sind bewaldet, die Wälder sind ursprünglich und ausgesprochen artenreich: Buchen, Eichen, Ahornbäume, Birken, Kiefern, japanische Pinien, Lärchen, Zedern und HinokiScheinzypressen – um nur einige Baumarten zu nennen. Die Japaner*innen verehren alte Bäume als Kraftorte und glauben, dass in ihnen Naturgeister wohnen, nicht selten werden ihnen Schreine (Tempel) errichtet, viele der 34 Nationalpärke dienen dem Schutz von Wäldern von besonderer Schönheit.
LESERANGEBOT: WALDBADEN I UND II
Die Autoren Robert Gallmann und Prof. em. Yoshifumi Miyazaki haben zwei Bücher zum Thema Waldbaden verfasst. Sie können die Bücher als Leserangebot für je CHF 39.- anstatt CHF 49.- beziehen unter folgender Adresse: Weber Verlag AG in Thun/Gwatt per Mail: shop@weberag.ch oder per Telefon: 033 336 55 55 Bitte geben Sie den Code 7393 an sowie den gewünschten Band «Waldbaden 1» oder «Waldbaden 2»
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Waldbaden II Wanderungen zu Kraftorten im Kanton Zürich.
Autoren: Robert Gallmann und Prof. em. Yoshifumi Miyazaki
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WALDBADEN | SCHWERPUNKT
Unsere grüne Apotheke
Im Wald wachsen nicht nur Bäume. Ein ganzer Blumenstrauss an heilkräftigen Kräutern und Sträuchern wartet darauf, entdeckt zu werden. Der Heilpflanzenexperte nimmt uns mit auf einen Waldspaziergang.
Yves Scherer
Der Wald ist mein Erholungsraum. Am liebsten gehe ich abseits der ausgetretenen Pfade durchs Unterholz. Hier finde ich Vogelfedern, Fuchsbauten, die Schlafplätze der Rehe und an einem abgelegenen Teich geniesse ich das Konzert der Wasserfrösche. Hier gibt es keinen nervigen Lärm, keinen Gestank, keinen Zeitdruck und niemanden, der sich lauthals profilieren muss – ausser die Frösche. Ich setze mich unter einen alten Baum. Dieser ist die Ruhe selbst, tief und sturmfest verwurzelt. Ich konzentriere mich auf meine Atmung: Ruhig und tief lasse ich die Luft in den Körper einströmen und beim Ausatmen lasse ich alles gehen, was nicht mehr dienlich ist. Sauerstoff einatmen, Kohlendioxid ausatmen. Der Baum tut das genaue Gegenteil: Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen, Sauerstoff abgeben. Meine Lunge und der Baum sind eine Einheit. Der Wald ist der äussere Teil unseres Atmungssystems.
Regelmässige Waldspaziergänge sind Erholung pur: sie helfen Stress reduzieren, senken den Blutdruck, beugen psychischen Erkrankungen wie Burn-out und Depression vor und stärken unsere Abwehrkräfte. Das menschliche Immunsystems ist evolutionsgeschichtlich unter dem Einfluss pflanzlicher Wirkstoffe entstanden. Tatsächlich brauchen wir den Wald, um gesund zu bleiben.
Grosse Artenvielfalt – viele Heilpflanzen
In einem strukturreichen Laubmischwald ist die Artenvielfalt gross. Hier gedeihen viele heilkräftige Wildkräuter, Sträucher und Bäume. Genau genommen sind alle Pflanzen Heilpflanzen. Und alle Pflanzen sind auch Giftpflanzen. Denn, wie Paracelsus sagte: «In allen Dingen ist ein Gift und nichts ist ohne Gift. Allein die Dosis macht's, dass ein Ding ein Gift sei oder nicht.»
Gemächlich setze ich meinen Spaziergang durch den Wald fort. An einem Wasserlauf stehen drei Fieberheilmittel dicht beieinander: Weide, Mädesüss und Wasser-
Der Saft der Holunderbeeren wirkt antioxidativ und kräftigend.
dost. Sie vermögen Beschwerden zu heilen, die im feucht-kühlen Klima entstehen, in welchem sie gerne wachsen. Die Rinde junger Weidenzweige und das blühende Mädesüsskraut enthalten Salicylsäure. Dieser Wirkstoff vermag Fieber zu senken und Schmerzen zu lindern. Früher kannte man das Mädesüss auch unter dem Namen Spierstaude (Spiraea ulmaria). Nach ihr wurde das Medikament Aspirin benannt. Die therapeutischen Eigenschaften von Weide und Mädesüss sind sehr ähnlich. Auch der Wasserdost kann als schmerzlinderndes Fieberheilmittel eingesetzt werden. Zudem stärkt er das Immunsystem (siehe auch Kolumne Heilpflanze zum Thema Wasserdost auf Seite 56).
Heilsamer Holunder
A m Rande einer kleinen Lichtung stehen mehrere Holunderbüsche. Es ist der Schwarze Holunder, nicht der Rote. Ich erkenne ihn an den tellerförmigen, weissen Blüten. Der Tee frischer oder getrockneter Holunderblüten wirkt stark schweisstreibend. Bei einer Erkältung unterstützt das Schwitzen den Heilungsprozess. Holunderblütentee wirkt ausserdem stark antiviral
13 HEILPFLANZEN AUS DEM WALD | SCHWERPUNKT
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Unsere Wälder sind voll von heilkräftigen Pflanzen, die sich vielfältig nutzen lassen. »
Die reifen Holunderbeeren kann man 20 bis 30 Minuten kochen und auspressen. Dieser Saft, warm getrunken, wirkt antioxidativ und kräftigend. Die getrockneten Beeren kann man in geringen Mengen roh geniessen. Sie enthalten viel Vitamin B2, Vitamin C und Folsäure. Präventiv über zwei bis drei Wochen eingenommen, unterstützen sie die Abwehr gegen grippale Infekte. Die Blätter und die innere Rinde des Holunders können nach Einnahme Übelkeit und Erbrechen erzeugen. Diese Wirkung ist ein Schutz der Pflanze vor allzu gefrässigen Tieren. Anders als oft behauptet, ist der Schwarze Holunder nicht giftig. Eine Tinktur aus den Blättern hat nervenstärkende Wirkung und mag als Begleittherapie bei Epilepsie, Demenzerkrankungen oder Bewegungsstörungen in Erwägung gezogen werden. Vorausgesetzt, die (zurückhaltend dosierte) Anwendung wird gut vertragen.
Baldrian für starke Nerven
Eine andere nervenstärkende Pflanze, die gerne auf feuchtem Boden wächst und häufig im Verbund mit Mädesüss an Bachufern anzutreffen ist, ist der Echte Baldrian. Seine Blüten ergeben einen wohlschmeckenden Tee. Zur Nervenstärkung verwendet man vorwiegend die Wurzel, die im zeitigen Frühjahr oder im Herbst geerntet wird. Niedrig dosiert (1 bis 2 Esslöffel Droge auf einen Liter Wasser) während des Tages getrunken, fördert ein Absud der Wurzel die Konzentrationsfähigkeit und unterstützt den Stressabbau. Hochdosiert (4 bis 5 Esslöffel Droge auf einen Liter Wasser) und abends getrunken, fördert der Absud die Schlafbereitschaft und erhöht die Schlafqualität. Wer trotzdem noch Mühe hat, den Schlaf zu finden, kann dem Baldrian-Absud nachträglich noch Hopfenzapfen zufügen.
Eine stark gerbstoffhaltige Droge sind die Blätter der Brombeersträucher, denen man im Wald immer wieder begegnet. Brombeerblätter-Tee schmeckt am besten, wenn man die frisch geernteten jungen Blätter fermentiert. Dazu walkt man sie mit einem Nudelholz leicht durch und lässt sie anschliessend einen halben Tag lang
Der Echte Baldrian stärkt die Nerven.
antrocknen. Danach werden die Blätter auf ein Küchentuch ausgelegt, mit einer Sprühflasche leicht angefeuchtet und satt in das Tuch eingerollt. Die Blätter werden täglich ausgerollt, neu befeuchtet und wieder eingerollt, bis sie dunkelbraun geworden sind und ein feines rosenartiges Aroma entwickelt haben. Dieser Tee wirkt stopfend bei Durchfall und entzündungshemmend auf Haut und Schleimhäute, die man damit wäscht.
An einer Wegbiegung finde ich eine kniehohe Pflanze mit eher kleinen gelben Blüten. Gräbt man ihren Wurzelstock aus, bemerkt man schnell dessen nelkenartigen Geruch. Im Mittelalter war die Nelkenwurz eine bekannte Heilpflanze, die gegen vielerlei Beschwerden eingesetzt wurde. Ihr Wurzelstock wurde seiner antimikrobiellen Wirkung wegen Kräuterweinen und Likören beigegeben, um diese länger haltbar zu machen und zu aromatisieren.
Die Nelkenwurz enthält noch mehr Gerbstoff als die Blutwurz und eignet sich deswegen auch als Wundheilmittel und zur Behandlung von Durchfallerkrankungen. Die aktuelle Forschung beschäftigt sich mit ihrer antioxidativen, immunmodulierenden und krebsvorbeugenden Wirkung. Eine wunderbare Pflanze also, die es wieder zu entdecken gilt! Weder das bisher Gesagte, noch die nachfolgende Auflistung sind auch nur annähernd vollständig. Unsere Wälder sind voll von heilkräftigen Pflanzen, die sich vielfältig nutzen lassen.
14
Häufige Krankheitsbilder und ausgewählte Heilpflanzen aus dem Wald:
Durchfall
Brombeeren (Rubus sect. Rubus): Tee der Blätter
Eiche (Quercus spp.): Tee der Rinde junger Zweige
Nelkenwurz, Echte (Geum urbanum): Tee des Wurzelstocks
Entgiftung, Frühjahrskur
Bärlauch (Allium ursinum): roh geniessen, Pesto
Brennessel, Grosse (Urtica dioica): Tee des Krautes
Gundelrebe/Gundermann (Glechoma hederacea): roh geniessen, Pesto
Erkältung, Fieber, grippaler Infekt
Fichte, gemeine (Picea abies): Inhalation mit Zweigen, Zapfen und Harz
Mädesüss, Echtes (Filipendula ulmaria):
Tee des blühenden Krautes
Holunder, Roter (Sambuccus racemosa): Tee der Blüten
Holunder, Schwarzer (Sambuccus nigra): Tee der Blüten, wenige Beeren roh geniessen
Wasserdost, Gewöhnlicher (Eupatorium cannabinum): Tee des Krautes (kurzfristig)
Weide (Salix spp.): Tee der Rinde junger Zweige
Weisstanne (Abies alba): Inhalation mit Zweigen und Harz
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Bärlauch (Allium ursinum): roh geniessen, Pesto
Mistel (Viscum album): Tee und Kaltwasserauszug des Krautes
Waldmeister (Galium odoratum): Tee des blühenden Krautes
Warnhinweis: Waldmeister wirkt blutverdünnend!
Weissdorn, Zweigriffeliger (Crataegus laevigata): Tee der Blüten, langfristig
Harnwegsinfekt
Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense):
Abkochung des Krautes als Tee
Brennessel, Grosse (Urtica dioica): Tee des Krautes
Husten
Efeu (Hedera helix): Kaltwasserauszug der Blätter zum Gurgeln
Huflattich (Tussilago farfara): Tee der Blüten und Blätter
Pestwurze (Petasites albus und Petasites hybridus): Tee der Wurzeln
Immunsystem stärken, antivirale Phytobiotika
Braunelle, Kleine (Prunella vulgaris): Tee des blühenden Krautes
Holunder, Schwarzer (Sambuccus nigra): Tee der Blüten, wenige Beeren roh geniessen
Waldengelwurz (Angelica sylvestris): Tee der Wurzeln
Wasserdost, Gewöhnlicher (Eupatorium cannabinum): Tee des Krautes (kurzfristig)
Kopfschmerzen
Pestwurze (Petasites albus und Petasites hybridus): Tee der Wurzeln
Waldmeister (Galium odoratum): Tee des blühenden Krautes
Warnhinweis: Waldmeister wirkt blutverdünnend!
Wasserminze (Mentha aquatica) und weitere Minzen-Arten: Tee des blühenden Krautes
Nerven-Tonika
Baldrian, Echter (Valeriana officinalis): Tee der Blüten, Abkochung der Wurzel
Holunder, Schwarzer (Sambuccus nigra): Tinktur der Blätter (niedrig dosiert!)
Rheumatische Beschwerden
Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense): Abkochung des Krautes, innerlich
Adlerfarn (Pteridium aquilinum): Kräuterkissen des getrockneten Krautes
Brennessel, Grosse (Urtica dioica): Tee des Krautes
Holunder, Schwarzer (Sambuccus nigra): Tee der Blüten
Wurmfarn, Echter (Dryopteris filix-mas): Kräuterkissen des getrockneten Krautes
Verdauungsbeschwerden
Bärlauch (Allium ursinum): roh geniessen, Pesto
Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata): roh geniessen, Pesto Nelkenwurz, Echte (Geum urbanum): Tee des Wurzelstocks
Waldengelwurz (Angelica sylvestris): Tee der Wurzeln
Wasserminze (Mentha aquatica) und weitere Minzen-Arten: Tee des blühenden Krautes
Wundheilung, Hauterkrankungen
Ackerschachtelhalm (Equisetum arvense): Abkochung des Krautes, äusserlich Braunelle, Kleine (Prunella vulgaris): Auflage des Pflanzenbreis
Gundelrebe/Gundermann (Glechoma hederacea): Auflage des Pflanzenbreis
Nelkenwurz, Echte (Geum urbanum): Waschung mit dem Tee des Wurzelstocks
Sanikel (Sanicula europaea): Auflage des Pflanzenbreis, Waschung mit dem Absud
Storchschnabel, Stinkender (Geranium robertianum): Waschung mit dem Tee des Krautes
15 HEILPFLANZEN AUS DEM WALD | SCHWERPUNKT
Der Epidemie der Einsamkeit Einhalt gebieten!
Bestens vernetzt, trotzdem einsam! Das moderne und digitale Leben fordert seinen Tribut. Doch wir können selbst etwas gegen Gefühle der Einsamkeit tun.
Lioba Schneemann
Noch nie waren wir so vernetzt, noch nie gab es so viele Möglichkeiten, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Jedoch fühlen sich immer mehr Menschen einsam. Eine weltweite Epidemie der Einsamkeit mache sich breit, so der Tenor. Junge wie Alte seien betroffen und ein steter Anstieg unaufhaltsam.
Studien gibt es auch schweizweit: Gemäss dem Bundesamt für Statistik (BFS) etwa sind mehr Jugendliche bzw. Frauen und Männer zwischen 15 bis 39 Jahren als alle anderen Altersgruppen von Einsamkeit betroffen (Bsp: 15- bis 24-Jährige: 59 Prozent, 25- bis 39-Jährige: 47 Prozent, 55- bis 64-Jährige: 38 Prozent).
Einsamkeit ist ein subjektiv emotionales Erleben, sich von anderen Menschen getrennt zu fühlen oder/und einen oder mehrere Menschen zu vermissen. Einsam kann man sich auch mit anderen zusammen, innerhalb einer Gruppe oder in der Beziehung fühlen. Man ist überzeugt, dass niemand da ist, der einen wirklich versteht, dem «ich etwas bedeute». Einsamkeit tut nicht nur weh, sondern macht uns langfristig krank.
Widerspruch zur Urnatur
Das Leben ist paradox: Im Grunde sind wir allein, dennoch verbunden mit anderen. Als Beziehungsmenschen brauchen wir die Gemeinschaft. Wir wollen seelisch und physisch in Kontakt sein. Fühlt man sich geborgen in dem Sinne, kann man auch gut alleine sein – Alleinsein ist etwas anderes als Einsamkeit. Jedoch leben wir mehr denn je in einer Welt, die uns das, was wir dringend brauchen, nicht mehr ausreichend gibt: Verbindung, Beziehung, Halt, Verlässlichkeit und körperliche Nähe. Dieses Leben im Widerspruch zu unserer Natur hat Auswirkungen auf unseren Geist, unsere Seele und unsere Psyche. Die Reaktionen mit Einsamkeit, Depres-
sion und anderen psychischen Erkrankungen sind, so kann man es auch sehen, eine vielleicht sogar eine «gesunde», Reaktion von vielen Menschen auf ein krank machendes System: Leistung und Performance, Flexibilität und Individualismus werden immer mehr verlangt. Ein System, das innert kurzer Zeit auch durch Digitalisierung und soziale Medien mehr Distanz zwischen uns geschaffen hat, fordert seinen Tribut. Denn Beziehungen, die weitgehend in der digitalen Welt stattfinden, können Beziehungen von «Körper zu Körper» nicht ersetzen.
Vor allem junge Menschen leiden zunehmend an Einsamkeitsgefühlen. Mit dem Einzug der Smartphones hat sich, so zeigen Studien aus den USA, die psychische Gesundheit von Teenager*innen seit 2010 rapide verschlechtert. Auch Studien anderer Länder zeigen ähnliche Resultate. Die Suizidrate der Zwölf- bis Vierzehnjährigen hat sich in den USA seit 2007 bis 2015 verdoppelt.
« Als Beziehungsmenschen brauchen wir die Gemeinschaft. Wir wollen seelisch und physisch in Kontakt sein. »
17 EINSAMKEIT | GESUNDHEIT
Digitales Lagerfeuer wärmt nicht
Das Jugendwort des Jahres 2020 war «lost» (Magazin «Herder Korrespondenz» 10/2021). Bei jungen Menschen mache sich eine Haltlosigkeit breit, meint die Autorin Diana Kinnert. In einem Video von NZZ Format erläutert sie einige Aspekte: Wir seien digitaler und individualistischer, was dazu führe, dass wir uns weniger begegneten und uns weniger geborgen fühlten. Dazu käme ein permanentes Gefühl des Ausgeliefertseins. Dies fördere, dass wir uns nicht mehr aufmachten, in echte, tiefe Beziehungen zu investieren. Unsere ideale Lebensform ist diese: Zu 99 Prozent der Menschheitsgeschichte, die vor gut 2 Millionen Jahren begann, fand das Leben in kleinen Gruppen als mobile Jäger*innen und Sammler*innen statt. Ein Leben in kleinen Gruppen, ständiger Austausch und Kontakt, – nur das sicherte unser Überleben. Das hat uns geprägt. Nicht zu unterschätzen ist sicher auch der desolate Zustand der Welt und unser Umgang damit. «Ihr habt die Verbindung zur Erde verloren und damit zu euch selbst», bringt es der Medizinmann der Lakota aus South Dakota auf den Punkt.
Soziale Medien fördern auch das Vergleichen mit anderen, was ein Erleben von Minderwertigkeit auslösen kann (andere leben besser als ich, sind schöner usw.). Für Diana Kinnert hat Einsamkeit vor allem auch mit Ohnmacht zu tun: Man fühle sich unsichtbar, habe den Eindruck, nichts gestalten zu können, man fühle sich übergangen und diskriminiert. So schreibt sie: «Ermächtigung bedeutet, sein Leben in der Hand zu haben, zu wissen, wie es morgen aussieht. Das geht verloren, wenn ich immer nur befristet angestellt bin oder bis nachts im Homeoffice E-Mails checken muss, weil ich Angst habe, sonst entlassen zu werden. Die Generation der Jungen wird ausgebeutet. Und sie sieht in ihrer Vereinzelung keine Möglichkeit, sich aufzulehnen oder sich empathisch mit anderen darüber zu unterhalten, ob es ihnen ähnlich geht oder ob es nur an einem selbst liegt.» Diese mindere soziale Qualität bei Beziehungen haltet sie für den wichtigsten Aspekt der jungen, modernen Einsamkeit.
Zeige dich, verbinde dich
Für die Psychotherapeutin Christine Brähler führt auch die zunehmende Freiheit in unserer Gesellschaft bei vielen Menschen zu einem Einsamkeitserleben. «Es braucht soziale Kompetenzen, wie Selbsterkenntnis, Selbstregulation, Eigeninitiative und die Fähigkeit auf andere zugehen zu können, um mit dieser Freiheit gut umzugehen. Wenn ich die nicht habe, dann scheitere ich eher, fühle mich eher einsam. Leistungsdenken, Wettbewerb oder das dauernde Vergleichen schaffen ein Getrenntsein im Geist. Je mehr wir uns in diesem Denken bewegen, desto mehr kultivieren wir innerlich eher Getrenntsein als Verbundenheit», schreibt sie in ihrem Buch «Neue Wege aus der Einsamkeit. Mit Selbstmitgefühl zu mehr Verbundenheit finden». Einsamkeitsgefühle können uns also helfen – denn sie weisen uns darauf hin, dass uns etwas Wichtiges fehlt. Leider schämen sich viele Einsame für dieses Gefühl. Dabei trifft es bei weitem nicht nur Schüchterne, sondern gleichermassen auch aktive und gut vernetzte Menschen.
Einsamkeitsgefühle sind ein hilfreiches Zeichen. Wenn wir diesen mit freundlicher Haltung begegnen und als Anlass für Veränderung sehen, kann das eine positive Wendung anstossen. Für Christine Brähler sind diese Gefühle ein wichtiges Signal: «Die Einsamkeit ist nicht dein Feind, sondern eine Erinnerung daran, dass wir hungrig sind nach authentischer Verbundenheit, die wahrhaftig nährt. Wir berühren damit unsere Verletzlichkeit und Interdependenz.»
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authentischer Verbundenheit, die wahrhaftig nährt. »
Einsamkeitsgefühle sind ein hilfreiches Zeichen,
wir hungrig sind nach
Sie rät, sich mit seiner inneren Einstellung in Bezug auf Kontakte zu befassen und diese zu verändern, aktiv dafür sorgen, dass wir das bekommen, was wir brauchen. (Siehe Kasten.) Zuneigung und Geborgenheit –das können auch nonverbale Signale sein, sanfte Berührungen, ein verständnisvolles Lächeln. Ein Gegenüber aus Fleisch und Blut. Dafür sollten wir auf individueller Ebene als auch auf gesellschaftlicher Ebene sorgen. Diverse Angebote wie neue Orte, Strukturen und Angebote, in denen Menschen aller Altersgruppen und Couleur zusammen kommen können für Interaktionen und Netzwerke können helfen.
Aus schmerzhafter Einsamkeit zu positivem Alleinsein Doch ist die eigene innere Arbeit gleichermassen wichtig, um aus dem Dilemma des modernen Lebens herauszukommen. Das heisst, die Auseinandersetzung mit seinem Leben, seinen Beziehungen und deren Gestaltung. Denn die Qualität der Beziehungen zu anderen hoch zu halten oder zu erhöhen, bedeutet erst einmal, eine liebevolle Beziehung zu sich selbst herzustellen. Mehr Selbstliebe kann uns vor Einsamkeit schützen, so schreibt die Fachfrau für Selbstliebe Christine Brähler: «Die Fähigkeit, sich mit seinen Gefühlen, Gedanken und Bedürfnissen zu verbinden und zu wissen, dass es in uns selbst ein wohlwollendes Gegenüber gibt, das sich interessiert, ist das Merkmal von sicherer Bindung und Selbstregulation.» Dies könne uns helfen, aus schmerzhafter Einsamkeit positives und kreatives Alleinsein zu machen. Gut mit sich allein zu sein, ist erlernbar. Allein-
Selbstfürsorge im Alltag
Der Weg aus der Einsamkeit zurück in die Verbundenheit ist lohnenswert, wenn auch nicht leicht. Es kann sinnvoll sein, sich Unterstützung zu holen. Die folgenden Fragen können Ansporn für erste Schritte aus der Einsamkeitsfalle sein:
• Was kann ich im Aussen tun, um mich verbundener zu fühlen?
• Gibt es für mich wichtige Menschen, die ich häufiger treffen könnte?
• Vertraue ich diesen Menschen wirklich?
• Und kann ich mit ihnen authentischer kommunizieren?
• Ist es möglich, meine Familie so oft zu sehen, wie ich es mir wünsche?
• Schlafe ich ausreichend und gut? Wenn nicht, was könnte ich für mehr Schlaf (oder auch weniger) tun?
• Kann ich meine Aufgaben bei der Arbeit und im Haushalt überschaubarer machen?
• Kann ich allenfalls sinnvollere Aufgaben suchen?
• Was hindert mich daran, es zu tun?
• Wer oder was könnte mich unterstützen?
Vielleicht gibt einige Dinge, die du umsetzen kannst. Und wenn das alles zu viel ist, es dich überfordert, dann lass dich so sein wie du gerade bist. Kehre später zu den Fragen zurück.
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Die Qualität der Beziehungen zu anderen hoch zu halten, bedeutet erst einmal, eine liebevolle Beziehung zu sich selbst herzustellen. »
sein kann eine Quelle der Kraft und Inspiration sein. Dafür braucht es jedoch ein stabiles Inneres, ein reiches Innenleben, aus dem geschöpft werden kann.
Lernen könne man, so Brähler, auch von den Menschen, die sich nicht einsam fühlten: Diese schlafen ausreichend, aber nicht zu viel. Sie haben genug, aber auch nicht zu viel Kontakt zur Familie. Sie gehen einer sinnvollen und bewältigbaren Tätigkeit nach und haben häufige persönliche Kontakte. Das Zusammenspiel dieser Komponenten kann uns schützen vor Isolation und Leere.
19 EINSAMKEIT | GESUNDHEIT
Wenn der weibliche Hormonhaushalt ins Wanken gerät
Die Frauen sind um die 40 Jahre alt, haben regelmässig ihre Menstruation, noch kaum Hitzewallungen und doch merken sie, dass etwas anders ist als vorher. Erste Vorboten der Wechseljahre zeigen sich im Körper oft mit subtilen Veränderungen.
Text: Laura Columberg, Illustration: Lena Kissóczy
Bin ich in den Wechseljahren? Eine Frage die sich im Laufe des Lebens jede Frau irgendwann stellen wird. Gesellschaftlich stellt man sich die Frauen dann im reiferen Alter von 50 Jahren aufwärts vor. Die hormonelle Veränderung beginnt jedoch bereits ab 30! Die Eierstöcke bilden weniger Eizellen und der Hormonhaushalt verändert sich. Das zeigt sich in diffusen, körperlichen und psychischen Veränderungen. Nicht selten leiden diese Frauen – sofern sie nicht hormonell verhüten – an intensiven prämenstruellen Beschwerden, die sie vorher nicht kannten. Beinahe so, als wären sie wieder in der Pubertät. Die Brüste spannen und die Stimmung schwankt. Die Blutungsintensität sowie die Zyklusdauer verändern sich. Sie klagen über starke Unterleibsschmerzen während der Menstruation. Schlafen schlechter. Fühlen sich müde und angespannt. Manche leiden unter diffusen, wandernden Schmerzen in Muskeln- und Gelenken.
Die vier Phasen der Menopause
Der Start der Wechseljahre erwischt die meisten Frauen oft unerwartet. Die hormonelle Umstellung beginnt gefühlt von einem Zyklus in den nächsten und durchläuft vier Phasen:
1. Die Prämenopause: Die Eierstockfunktion beginnt ab 30 abzunehmen. Ein Östrogenübergewicht entsteht. Der Progesteronspiegel sinkt deutlich ab. Dies kann zu Veränderungen des Menstruationszyklus führen. Die Menstruationsperioden können unregelmässiger werden. Meist verändert sich auch die Blutungsintensität sowie die Zyklusdauer. Prämenstruelle Beschwerden wie zum Beispiel Brustspannen, Haarausfall, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen, Wassereinlagerungen und auch Unterleibskrämpfe verstärken sich oft.
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Die Wechseljahre sind eine transformative Zeit im Leben einer Frau, die bereits ab dem 30. Lebensjahr beginnen kann. »
2. Die Perimenopause: Während dieser Phase nimmt der Östrogen- und Progesteronspiegel weiter ab. Die Menstruationsblutungen werden unregelmässiger und bleiben immer mehr aus. Nun treten die meist bekannteren Beschwerden wie Hitzewallungen, Nachtschweiss, Schlafstörungen, Gewichtszunahme und wandernde Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Stimmungsschwankungen häufiger auf und können intensiver werden. Zusätzlich zeigt sich bei vielen Frauen eine allgemeine Trockenheit der Schleimhäute, insbesondere der vaginalen. Auch sexuelle Lustlosigkeit ist ein grosses Thema. Diese Phase kann über mehrere Jahre andauern und endet sobald eine Frau über ein Jahr keine Menstruationsblutung mehr hatte. Hinweis: Die Verhütung sollte erst nach diesem Jahr der absoluten Menstruationsfreiheit abgeschlossen werden.
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VORWECHSELJAHRE | GESUNDHEIT
Frauenmantel (Alchemilla vulgaris).
3. Die Menopause: Dramatisch ausgedrückt markiert diese Phase das offizielle Ende der weiblichen Fruchtbarkeit. Die letzte Menstruationsblutung liegt nun über ein Jahr zurück. Einige Beschwerden treten weiterhin auf. Sie verlieren aber im Laufe der Jahre immer mehr an Intensität. Für viele Frauen beginnt jetzt emotional eine schwierige Phase. Trauer über das, was nicht mehr ist. Loslassen des bisherigen Frauenbildes. Fragen, was Frau jetzt ändern möchte.
Neuorientierung und Erkennen welche Ziele noch vor einem liegen. Sie sehen, eine kräftezehrende und bewegte Zeit beginnt. Nur langsam zeigen sich neue Lichtblicke, Leichtigkeit und Freude über das, was ist und auf das Neue. Auf neue Ziele und Möglichkeiten. Auf einen neuen Lebensabschnitt.
4. Die Postmenopause: Und dann ist sie da. Die Zeit nach der Menopause. Der Übergang in diese Phase ist fliessend. Die Beschwerden, die langjährige Begleiter waren, können sich nun komplett verabschieden. Doch neue Themen wie mangelnde Knochendichte oder Herz-Kreislauf-Beschwerden verursacht durch den Östrogenmangel können auftreten.
Gerade weil der Übergang von der Frau, die Kinder auf die Welt bringt, zur Frau, die keine Blutung mehr hat, so wellenförmig abläuft, sind viele Frauen komplett überrascht, wenn sie nach einem Termin bei der Gynäkologin erfahren, dass sie nun in den Wechseljahren
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Die Menopause bedeutet
das Ende der
Fruchtbarkeit und den Beginn einer Phase des Loslassens und der Neuorientierung. »
sind. Und dann stellen sie sich die Frage: «Was jetzt?» Mit dieser und anderen Fragen finden sie den Weg in eine Naturheilpraxis. Sie wünschen sich eine sanfte und individuell abgestimmte Begleitung sowie Linderung der Beschwerden.
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Schafgarbe (Achillea millefolium).
Perlen der Naturheilkunde
Jede Frau durchläuft diese Zeit des Wandels anders. In einem eigenen Rhythmus und mit verschiedenen Symptomen. Die eine hat eher körperliche Beschwerden, andere leiden an Stimmungsschwankungen oder einer regelrechten Sinnkrise. Das individuelle Empfinden steht in der naturheilkundlichen Behandlung deshalb an oberster Stelle. Einige Perlen der Naturheilkunde befinden sich unter den Heilpflanzen. Sie haben die Kraft, Frauen sanft durch die frühen Phasen der Wechseljahre zu begleiten.
Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus).
lium) helfen. Sie wirken allesamt adstringierend und reduzieren durch die enthaltenen Tannine und Gerbstoffe die Intensität und Dauer der Blutung. Diese Heilpflanzen können gezielt ein, zwei Tage vor bis über die Starttage der Menstruationsblutung eingenommen werden.
Krämpfen und Kopfschmerzen begegnet die Naturheilkunde mit einem homöopathischen oder spagyrischen Mittel, der Pestwurz. Sie vermag die Intensität des Schmerzes zu lindern. Die krampflösende Eigenschaft auf die Muskulatur verdankt die Pestwurz dem Petasin. Bei Stimmungsschwankungen und Traurig-
Haben Sie Symptome?
Falls Sie schlechter Stimmung sind, Schlafschwierigkeiten haben oder plötzlich Hitzewallungen verspüren;
Wir sind hier, um Ihnen zu helfen.
Meno
Health. Clinical Evidence.
Weitere Tipps rund um die Vorwechseljahre
Entspannungstechniken:
Bauen Sie Ruhepausen und Entspannung bewusst in Ihren Alltag ein. Meditationen, Atemübungen, Yoga aber auch Malen, Singen oder Summen bringen Entspannung in den Körper. Eine weitere wundervolle Methode ist das Waldbaden. Die ionisierte Luft unterstützt nicht nur die Atemwege und entlastet ein verspanntes Zwerchfell. Der Wald mit seinen Bewohnern erdet, entspannt und schenkt Ruhe.
Ernährung:
Eine antientzündliche, mediterrane Ernährungsweise sollte besonders ab den Wechseljahren im Fokus der Frauen stehen. Legen Sie den Schwerpunkt zum Beispiel auf buntes und grünes Gemüse, Früchte und dunkle Beeren wie Blaubeeren, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchte. Aber auch Fisch, Nüsse, Samen und gesunde Öle sind wichtig. Hierzu finden Sie umfassende Literatur in den Fachgeschäften oder im Internet. Bei Hitzewallungen wirken die Minze, Verbena, gesäuerte Milchprodukte oder sehr wasserhaltige Nahrungsmittel wie Gurken, Melonen und Zitrusfrüchte leicht kühlend.
Manuelle Therapien:
Durch gezielte manuelle Therapieformen, wie zum Beispiel klassische Massage können vor allem diffuse Schmerzen in Muskeln- und Gelenken gelindert werden. Kombinationen mit einer Schröpfbehandlung oder Schröpfkopfmassage können sinnvoll sein. Diese Therapieformen lindern nicht nur Schmerzen. Sie schenken dem Körper auch eine Oase der Ruhe und Entspannung. Mal nichts müssen, loslassen. Ganz bei sich selbst sein. Die sich einstellende Tiefenentspannung ist ein wunderbares Mittel um zur inneren Ruhe und Kraft zu finden.
Quellen und Literaturtipps:
Heide Fischer: Mein Kompass durch die Wechseljahre, herbig Verlag 2022, ISBN 978-3-96859-043-1
Heide Fischer: Frauenheilbuch, herbig Verlag 6. Auflage 2020, ISBN 978-3-7766-2869-2
Resi Meier: Praktische Kneipp-Anwendungen, Oesch Verlag 2011, ISBN 978-3-0350-5100-1
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In der Naturheilkunde werden Verstimmungen und Traurigkeit mit einer Milzschwäche oder -stauung einher gebracht. »
keit kann zu Passionsblume ( Passiflora incarnata), Haferkraut ( Avena sativa), Heidekraut (Calluna vulgaris), Erdrauch (Fumaria officinalis) oder Johanniskraut (Hypericum perforatum) gegriffen werden. Heidekraut und Erdrauch sind zwei wunderbare Milzpflanzen. In der Naturheilkunde werden Verstimmungen und Traurigkeit mit einer Milzschwäche oder -stauung einher gebracht. Eine häufige Begleiterscheinung der Wechseljahre sind Schlafstörungen. Hier eignet sich vor allem der Hopfen (Humulus lupulus), mit seinen Bitterstoffen Humulon und Lupulon. Er hat zusätzlich auch eine sanft hormonell regulierende Wirkung. Die vorgestellten Heilpflanzen können einzeln oder in Mischungen angewendet werden. Eine Fachperson in der Naturheilpraxis, Drogerie oder Apotheke kann Ihnen die verschiedenen Einnahme- und Anwendungsmöglichkeiten zeigen, sowie individuell passende Heilpflanzen für Sie finden.
Finden Sie Ihren individuellen Weg, mit oder ohne naturheilkundliche Begleitung. Diese körperlich, seelisch und psychisch bewegende Zeit wird irgendwann wieder ruhiger und stiller. Sprechen Sie mit Ihren Freundinnen offen über Ihr Empfinden, Ihre Sorgen und Veränderungen. Auch über Ihre Trauer und Ängste. Nur so können wir das Bewusstsein der Frauen stärken. Es ist so heilsam, wenn Frauen sich gegenseitig unterstützen und einander Kraft geben.
Laura Columberg Dipl. Naturheilpraktikerin TEN mit eigener Praxis in Brugg/AG. Spezialisiert auf Frauen- und Kinderheilkunde. www.praxiscolumberg.ch
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GESUNDHEIT | VORWECHSELJAHRE
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mit Hamamelis
Die Zaubernuss tut der Haut gut
Der Hamamelis-Strauch hat einen besonderen jahreszeitlichen Rhythmus, da er im Winter blüht, wenn die meisten anderen Pflanzen sich in der Ruhephase befinden. Die dafür notwendige Energie zeugt von einer besonderen Lebenskraft. Diese Kraft sammelt die Hamamelis offenbar im Sommer «innen», während andere Pflanzen sie in Farbe, Blütenduft und Fruchtbildung nach «aussen» tragen. Diese Kraft steht ihr dann zur Verfügung, wenn die meisten anderen Pflanzen sich in der Winterruhe befinden. Bereits im Jahre 1736 beobachtete der Botaniker Peter Collinson Heilkundige der indigenen Bevölkerung Nordamerikas, wie sie mit Blättern und Rinde der Zaubernuss selbst hartnäckige Verletzungen zu heilen vermochten. Hierzu wurden frische Zweige ausgekocht und der Sud anschliessend mit Alkohol konserviert.
Mehr als nur ein Zierstrauch
«
Die Natur
Die Hamamelis virginiana kommt ursprünglich aus Nordamerika und gehört zur botanischen Familie der Zaubernussgewächse. Der lateinische Name «HamaDie winterblühende Hamamelis-Pflanze hat besondere Eigenschaften, die schon die heilkundigen Frauen und Männer der Cherokee zu nutzen wussten. Ihre Inhaltsstoffe helfen nicht nur bei Hämorrhoiden, sondern unterstützen auch den Heilprozess bei irritierter oder verletzter Haut.
offenbart
uns in ihrer Vielfalt und Beständigkeit die Kraft des Lebens und die Weisheit der Heilung. »
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Der Hamamelis-Strauch blüht im Winter.
melis» kommt aus dem Griechischen von «hamatos melos» (= «hakiger Apfel») in Anspielung auf die Form der Früchte, «virginiana» deutet auf die Herkunft aus Virginia/USA hin.
Besonders wohl fühlt sich die Zaubernuss an felsigen Flussufern, im östlichen Nordamerika und auch als strauchiges Unterholzgewächs der dortigen Laubmischwälder. Sie ist winterhart und wird deshalb auch hierzulande gerne als Zierbusch in Gärten gesetzt, wo sie sonnige bis halbschattige Plätze bevorzugt. Hamamelis virginiana blüht im November mit goldgelben Blüten, die mit ihren fast fadenartigen Blättern fast wild und struppig aussehen. Die Früchte der Zaubernuss reifen im darauffolgenden Sommer und sind holzige, dicht behaarte Kapseln von der Grösse einer Haselnuss. Sobald die Früchte reif sind, platzen sie auf und schleudern die darin enthaltenen kleinen Nüsschen mehrere Meter weit weg.
Anwendung in der Volksmedizin
Zur Herstellung werden vor allem die frischen oder getrockneten Blätter und die Rinde verwendet. Blätter und Rinde enthalten unter anderem Gerbstoffe, Proanthocyanidine, Flavonoide, Kaffeesäurederivate und ätherisches Öl. Hamamelis virginiana wirkt adstringierend, das heisst zusammenziehend, ebenso wird ihr bei verschiedenen Hautkrankheiten eine juckreiz-
« Die Zaubernuss, eine Quelle natürlicher Heilung und zeitloser Schönheit. »
stillende Wirkung beschrieben. Ihre blutstillende Wirkung entfaltet die Hamamelis auch bei kleineren blutenden Wunden. In der Volksmedizin wird die Hamamelis insbesondere bei akuten und chronisch entzündlichen Hauterkrankungen eingesetzt, ganz allgemein aber auch bei gereizter, strapazierter und empfindlicher Haut.
Ebenso werden Hamamelis-Präparate auch zur Behandlung von Entzündungen im Genitalbereich oder Analekzemen, zur Dammschnittpflege und bei Hämorrhoiden und Beschwerden durch Krampfadern eingesetzt. (kel)
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Gefunden
Ich ging im Walde
So vor mich hin,
Und nichts zu suchen, Das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich
Ein Blümlein stehn,
Wie Sterne blinkend, Wie Äuglein schön.
Ich wollt es brechen, Da sagt' es fein:
Soll ich zum Welken Gebrochen sein?
Mit allen Wurzeln
Hob ich es aus, Und trugs zum Garten
Am hübschen Haus.
Ich pflanzt es wieder
Am kühlen Ort; Nun zweigt und blüht es Mir immer fort.
Quelle
Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)
Quelle: Johann Wolfgang Goethe, Sämtliche Werke, Briefe, Tagebücher und Gespräche. Suhrkamp 1987
Den Fluss des Lebens wieder leben lernen
Manchmal steckt man im Leben richtig fest. Die Beziehung, der Job, die Welt – alles ist seit langem nur noch grau. Höchste Zeit also, sich von den alten Verhaltens- und Glaubensmustern zu verabschieden, die uns über Jahre hinweg in diese Sackgasse geführt haben. Was es dazu braucht, ist ein ernsthafter Veränderungsprozess – und ein solcher braucht viel Geduld.
Markus Kellenberger
Wenn ich mit Menschen rede, die sich in tiefen Lebenskrisen befinden, dann fällt vor allem eines auf: ihr Leiden dauert bereits viele Jahre. Am Anfang zeigte es sich vielleicht nur als leises Unbehagen, das sich mit einem zusätzlichen Wellness-Wochenende oder einem zweiten Glas Wein leicht überspielen liess. Mit der Zeit aber wurde das Unbehagen grösser und die Nächte immer häufiger, in denen man aufwachte und wusste, dass irgendetwas mit dem Leben, der Partnerschaft oder dem Job fürchterlich schief lief. Tagsüber setzte man routiniert die «alles im Griff-Maske» auf, so lange, bis gar nichts mehr ging und die Seele unüberhörbar um Hilfe rief. Burn-out, Depression, Kontrollverlust, Heulkrampf, die Verbindung zu sich selbst und dem Leben komplett verloren – spätestens jetzt ist es Zeit für einen ernsthaften Veränderungsprozess mit Unterstützung durch eine vertrauenswürdige Begleitung.
Sich verändern ist kein Spaziergang Wer diesen Weg wählt, mit Vorteil schon fünf vor statt nach zwölf, muss wissen, dass das kein Spaziergang wird, den man an einem Wochenendkurs oder in drei Monaten oder einem halben Jahr Therapie hinter sich bringt. Ein Veränderungsprozess ist ein Aufbruch in ein neues Leben, man kann auch sagen, ein Aufbruch ins Unbekannte, und das braucht neben einem genug grossen Leidensdruck vor allem zwei Dinge: Mut und Geduld. Verhaltens- und Glaubensmuster, die einem seit der Kindheit begleitet und den Alltag bestimmt haben, müssen aufgearbeitet, losgelassen und durch neue ersetzt werden. «Ein solcher Prozess dauert realistischerweise zwei bis drei Jahre», sagt die Psycho- und Traumatherapeutin Dami Charf. Und diese zwei bis drei Jahre mit jeweils rund 40 Therapiestunden und der nötigen eigenen Persönlichkeitsarbeit nebenher haben es in sich, denn sie gleichen einer Achterbahnfahrt der Gefühle.
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Ein mehrjähriger Veränderungsprozess durchläuft in der Regel drei Phasen, die durch verschiedene Hochs und Tiefs und dazu gehörenden Fallstricken gezeichnet sind. Jede, jeder und jedes geht da durch.
Phase I – die Erstverschlimmerung: Nach der ersten Erleichterung, endlich etwas gegen das eigene Leid zu unternehmen, geht es in den nachfolgenden Wochen erst einmal abwärts. In der Psychologie nennt man das die Erstverschlimmerung. Die dauert so lange, bis sich die ersten kleinen Therapieerfolge einstellen. Das kann sein: Du siehst Dinge in deinem Leben plötzlich in einem anderen Licht, kannst anders reden oder in bestimmten Situationen sogar anders handeln als früher und realisierst, dass sich langsam etwas bewegt. Wer es durch diese Phase schafft, bekommt wieder Mut und steht auch gleich vor dem ersten Fallstrick, denn: an diesem Punkt geben viele auf, weil sie glauben, das genügt. Tatsache ist aber, dass noch viel Arbeit und noch viele aufzuarbeitende Muster warten. Wer hier aussteigt, ist bald wieder in alten Fahrwassern, deshalb heisst es nun «durchhalten».
Phase II – das Tal der Tränen: Nach dem ersten Hoch in Phase I geht es jetzt nochmals so richtig in den Keller. Im Rahmen von Veränderungsprozessen nennt man dies das Tal der Tränen, und zwar aus folgendem Grund: Die durchschaut und abgelegt geglaubten alten Muster bäumen sich nochmals auf um dir zu zeigen, wer hier das Sagen hat. Diese emotional höchst erschütternde Phase ist aber genau auch die Zeit vor dem Durchbruch, denn ab hier geht es nun stetig aufwärts, sofern man nicht aufgibt.
Phase III – die Arroganz der Therapierten: Hier, beim Übergang von Phase II in Phase III lauert wieder ein Fallstrick, und zwar der der «Arroganz der Therapierten», wie Fachleute dieses Phänomen nennen. Endlich aus dem Gröbsten raus, meinen viele, nun den totalen Durchblick und alles verstanden zu haben. Entsprechend bläht sich das neu gewonnene Selbstbewusstsein dermassen auf, dass man sich allen anderen Menschen im eigenen Umfeld überlegen fühlt. Klassischerweise beginnt man nun im Bekanntenkreis einen Kreuzzug, weil man glaubt, überall psychische Defizite zu sehen, die unbedingt therapiert werden müssten – und geht dabei allen gehörig auf die Nerven.
In dieser dritten Phase des Veränderungsprozesses geht es also auch darum, die Füsse wieder auf den Boden zu bekommen. Du hast alte Verhaltens- und Glaubensmuster abgelegt und dank deinem Durchhaltewillen neue gelernt – und bist nicht mehr derselbe Mensch wie zu Beginn des Prozesses. Vielleicht hast du einen neuen Job; vielleicht eine neue oder völlig erneuerte Beziehung zu dir und dir lieben Menschen; und vielleicht hat sich dein Freundes- und Bekanntenkreis während deiner Entwicklung auch verändert. All das gehört zu diesem Prozess der Veränderung dazu.
Weiter auf den alten Geleisen vor sich hin rollen – oder mutig neue Richtungen einschlagen? Wer sich für einen Veränderungsprozess entscheidet, lässt sich auf auf ein grosses Abenteuer ein.
Wer durchhält wird belohnt
Um es noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen: der persönliche Veränderungsprozess ist kein Spaziergang und in den meisten Fällen geht das nicht ohne eine unterstützende Begleitung. Das Angebot in diesem Bereich ist gross und umfasst das ganze Spektrum von Esoterik, Spiritualität und Psychologie. Anbietende, die mit Heilversprechen werben oder suggerieren, der Veränderungsprozess sei an einem Kurs- oder Ritualwochenende zu schaffen, sind unseriös. Seriöse Angebote zeichnen sich oft durch ein unverbindliches und kostenloses Erstgespräch sowie einen fundierten Hintergrund aus und vor allem dadurch, dass keine schnelle Heilung, sondern zwei, drei Jahre harte Arbeit versprochen wird – darin liegt das Geheimnis des Erfolgs eines Veränderungsprozesses.
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31 VERÄNDERUNG | GESUNDER GEIST
Mit Bewegung durchs Leben
Die Feldenkrais-Methode schafft es durch gezielte, sanfte Bewegungen alte Bewegungsmuster zu durchbrechen und neue anzuregen. Dadurch gewinnt man nicht nur eine erhöhte Körperwahrnehmung, sondern auch eine erhöhte Zugänglichkeit für Veränderungen in anderen Bereichen des Lebens.
Blanca Bürgisser
Erfunden wurde die Feldenkrais-Methode von Moshé Feldenkrais (1904–1984). Nach einer Knieverletzung entwickelte er – gestützt auf Selbststudien über die Bewegungsentwicklung bei Kleinkindern – seine eigene Methode.
Ihm wurde bewusst, wie stark unsere Denk- und Bewegungsweise zusammenhängen sowie von unseren Lebenserfahrungen geprägt werden. Diese Muster zu erkennen, ist eines der Ziele der Feldenkrais-Methode. Denn erst dann, wenn wir diese bewusst wahrnehmen, können wir unsere Bewegungen verändern und an unsere aktuelle Lebenssituation anpassen.
Lebenslanges Lernen
«Grundsätzlich werden in einer Feldenkrais-Stunde keine Symptome behandelt, sondern es geht um das Lernen. Denn Lernen bedeutet Veränderung», erklärt Sophia Klaus, Feldenkrais-Lehrerin mit eigener Praxis in Zug. Durch gezielte, feine Bewegungen lernen die Klient*innen ihren Körper wahrzunehmen. Plötzlich wird ihnen bewusst, aus welchem Grund einige Bewegungen schwerer fallen und wo sie verspannt beziehungsweise blockiert sind. Diese klare Selbstwahrnehmung regt über Impulse an das Nervensystem eine Neuorganisation der Bewegungsmuster an. Die Feldenkrais-Methode macht einem auch die verschiedenen Zusammenhänge innerhalb des Körpers
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bewusst. Ein Beispiel dafür ist, wie die Haltung die Atmung beeinflusst. Aber auch Geist und Bewegungsapparat sind nach Moshé Feldenkrais eng miteinander verbunden. So machen sich Ängste beispielsweise in Form von körperlicher Anspannung erkennbar. Diese Verbundenheit von Geist und Körper kann durch die Feldenkrais-Methode positiv geprägt werden, denn der bewusste Umgang mit seinem Körper fördert das Selbstvertrauen und die Selbstverantwortung.
Offen für Veränderung
«In der Lehre des Feldenkrais ist es wichtig, dass es kein richtig oder falsch gibt», betont Sophia Klaus. Es soll stattdessen die Neugier und die Freude am Lernen gestärkt werden. So hat sich Moshé Feldenkrais bei seinen Recherchen stark von den intrinsischen und motorischen Erfahrungen von Babys inspirieren lassen. Und genau diese neugierige Art des Bewegens ohne Angst soll im Feldenkrais wieder gefunden werden. Diese Herangehensweise lässt sich von unserem Körper auf unser Leben als Ganzes übertragen: Denn wenn wir das Leben als Prozess voller Bewegung sehen, können wir eher mit Veränderungen umgehen und bleiben nicht in alten Mustern stecken.
Unterrichtsformen
Feldenkrais wird in der Regel auf zwei Arten unterrichtet. Es gibt die Einzellektion sowie die Gruppenlektion. Die Einzelstunden eignen sich vor allem, wenn man ein spezifisches Anliegen hat, sei es körperlicher oder psychischer Art. Oder zu einem ersten Kennenlernen der Methode. Während der Einzellektion bewegt und berührt einem die Feldenkrais-Lehrperson sanft und hilft durch feine geführte Bewegungen Muster zu erkennen und macht neue Bewegungsvorschläge. Die Stunden verlaufen oft non-verbal und der*die Klient*in ist bekleidet.
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Nur wenn wir wahrnehmen, was wir wirklich tun, können wir etwas verändern. »
Moshé
Feldenkrais
Die Gruppenstunden hingegen sind verbal angeleitete Bewegungsabläufe. Meistens liegen die Teilnehmenden dafür auf dem Rücken. In der Regel führt man zu Beginn eine Referenzbewegung aus, die man am Ende der Stunde wiederholt. Oft merkt man dabei erstaunliche Unterschiede – die Bewegung fällt einem bereits nach nur einer Stunde wesentlich leichter.
Schweizerischer Feldenkrais Verband
Der Schweizerische Feldenkrais Verband feiert dieses Jahr sein 40-Jahr-Jubiläum. Auf der Webseite des Verbandes finden Sie Feldenkrais-Therapeut*innen in Ihrer Region. www.feldenkrais.ch
In den Gruppenlektionen liegen die Teilnehmenden für das Ausführen der Bewegungen meist auf dem Rücken.
33 FELDENKRAIS | GESUNDER KÖRPER
Soll es im Gesundheitwesen eine Kostenbremse geben?
Am 9. Juni stimmen Volk und Stände über zwei Gesundheitsinitiativen ab. Die Krankenkassenprämien steigen und steigen. Die Parteien haben unterschiedliche Rezepte, die sie dagegen vorschlagen. Mit der Kostenbremse-Initiative, über die wir im Juni abstimmen, will die Mitte-Partei das zulässige Prämienwachstum an die Lohnund Wirtschaftsentwicklung koppeln. Eine Befürworterin und eine Gegnerin der Initiative nehmen Stellung im «Pro und Kontra».
KOSTEN BREMSEN UND PRÄMIENEXPLOSION STOPPEN
Unser Gesundheitssystem ist voller falscher Anreize. Eine vierköpfige Familie zahlt bis zu 15 000 Franken pro Jahr für ihre Krankenkassenprämien. Laut einem Gutachten des Bundes könnten sechs Milliarden Franken sofort eingespart werden, ohne Verschlechterung der Qualität der Gesundheitsversorgung. Doch die Akteure haben kein Interesse daran. Das Gesundheitswesen ist der einzige Bereich, in dem frei bestimmt werden kann, wie viele Leistungen in Rechnung gestellt werden.
Die Initiative der Mitte für eine Kostenbremse im Gesundheitswesen möchte durch eine Ergänzung von Art. 117 in der Bundesverfassung den Bund in Zusammenarbeit mit den Kantonen, den Krankenversicherern und anderen Leistungserbringern dazu verpflichten, eine Kostenbremse im Gesundheitswesen einzuführen. Wir setzen beim Kostenwachstum an, weil wir die Ursache des Prämienanstiegs bekämpfen wollen. Die Kostenbremse funktioniert wie die Schuldenbremse des Bundes. Wenn die Kosten pro Jahr 20 Prozent stärker steigen als die Löhne, dann muss der Bund Massnahmen ergreifen. Wir wollen verhindern, dass sich die Kosten im Verhältnis zu den Löhnen zu schnell entwickeln, schliesslich bezahlt die Bevölkerung die Krankenkassenprämien von den Löhnen. Sogar der Bundesrat anerkennt, dass im Gesundheitswesen Doppelspurigkeiten, Fehlanreize, ineffiziente Strukturen und nicht medizinisch begründbare Behandlungen zum Anstieg der Kosten führen. Mit seinem Gegenvorschlag setzt er zwar Kosten- und Qualitätsziele, aber wenn diese nicht erreicht werden, passiert nichts!
Mit einem Ja zur Kostenbremse-Initiative werden keine Dienstleistungen rationiert, denn es gibt keinen Automatismus, wonach Behandlungen nicht mehr gemacht werden dürfen, wenn das Kostenziel überschritten ist. Auch die Behauptung, sie führe zur Zweiklassenmedizin ist falsch. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wenn es uns nicht gelingt, medizinisch unnötige Behandlungen zu eliminieren und Ineffizienzen reduzieren, um die Qualität der Leistungen zu erhalten, dann droht uns die Zweiklassenmedizin. Die Initiative gibt dem Bundesrat die Möglichkeit, in eigener Kompetenz oder in Absprache mit den Kantonen Massnahmen zu verhängen, wenn die Akteure sich weigern. Sparmöglichkeiten gibt es genug. Die Mitte hat sich im Bereich der Digitalisierung, der Revision der Tarmed-Tarife oder der einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Behandlungen (Efas-Vorlage) stark eingesetzt. Darüber hinaus würde der Bundesrat stärker in die Verantwortung genommen, um Lösungen zu finden zum Beispiel im Bereich der Medikamentenpreise oder einer überregionalen Spitalplanung.
Die Explosion der Krankenkassenprämien ist das Spiegelbild der Kostenexplosion im Gesundheitswesen. Wenn wir die Prämienexplosion stoppen wollen, braucht es ein deutliches Ja zu unserer Kostenbremse-Initiative!
Yvonne Bürgin ist Mutter drei erwachsener Kinder und arbeitet in kleinem Teilzeitpensum im familieneigenen Natursteinbetrieb. Ihre Hauptbeschäftigung ist ihr Amt als Gemeindepräsidentin von Rüti und ihr Mandat als Nationalrätin für die Mitte. Seit drei Jahren engagiert sie sich zusätzlich als Vize-Präsidentin der Mitte Schweiz.
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Pro
Kontra
Die Kostenbremse-Initiative ist gut gemeint, aber nicht zielführend. Sie verlangt innert einer Frist nicht näher definierte «wirksame Anreize», wenn die Kosten im Gesundheitswesen prozentual stärker steigen als die Löhne der Gesamtwirtschaft.
Insbesondere diese drei Punkte sprechen gegen die Kostenbremse-Initiative:
1. Unklare Anreize bei zu hohen Gesundheitskosten
Das Parlament diskutiert seit Jahren, wie man den Kostenanstieg im Gesundheitswesen verringern kann. Es wird kaum aufgrund einer fixen zeitlichen Frist plötzlich perfekte Lösungen finden, ohne die Qualität im Gesundheitswesen zu verschlechtern. Die Angst vor einer Rationierung ist also nicht unbegründet. Ein Blick ins Ausland zeigt, welche Verschlechterungen möglich wären. So könnte es beispielsweise zu deutlich längeren Wartezeiten kommen bei Wahleingriffen oder sogar bei Notfallbehandlungen.
2. Fixe Prozentzahlen für den Vergleich von Lohnkosten und Gesundheitskosten
Die Löhne sind in absoluten Zahlen in den letzten 20 Jahren eindeutig stärker angestiegen als die Ausgaben für die Krankenkassenprämien. Prozentual verhält es sich umgekehrt, weil die Krankenkassenprämie als Zahl deutlich kleiner ist als die Höhe des Lohnes. Es ist unsinnig, diese fixen Prozentzahlen als starren Mechanismus zu benützen.
3. Variable Übergangsfristen Kommt bei zu starker Kostensteigerung im Gesundheitswesen innert der gesetzten Zweijahresfrist ein Beschluss zur Kostensenkung zustande durch Versicherer und Tarifpartner, braucht es keine Übergangsbestimmung. Erfolgt innert der vorgeschriebenen Zeit kein Beschluss auf diesem Weg, müssten Bund und Kantone Massnahmen vorschreiben (welche und bis wann?), die im nachfolgenden Jahr umgesetzt würden.
Es ist nicht erfolgsversprechend, unklare starre Anreize zur Senkung der Gesundheitskosten an Prozentzahlen zu koppeln und mit variablen Fristen zu versehen. Wir müssen für ein gutes und bezahlbares Gesundheitswesen folgende Massnahmen vorantreiben: Anwenderfreundliche Digitalisierung, TARDOC (aktueller Tarif für ambulante medizinische Leistungen), EFAS (einheitliche Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen), Bürokratieabbau, gute Prävention und verbesserte Gesundheitskompetenz der Bevölkerung. Die Kostenbremse-Initiative ist diffus und baut eine Drohkulisse auf, die allenfalls sogar in einer Rationierung und Zweiklassenmedizin endet. Das ist der falsche Weg und darum sage ich am 9. Juni 2023 NEIN zur Kostenbremse-Initiative.
Dr. med. Bettina Balmer sitzt für die Zürcher FDP im Nationalrat. Sie ist Mitglied der nationalrätlichen Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur und arbeitet als Oberärztin und Fachärztin für Kinderchirurgie auf der Notfallstation am Universitätskinderspital Zürich.
35 KOSTENBREMSE GESUNDHEITWESEN | DEBATTE
KOSTENBREMSE-INITIATIVE
NEIN ZUR
Kurz gefasst
SUPERFOOD
Brunnenkresse selbst anbauen
Brunnenkresse ist ein Gemüse, das hierzulande nur selten im Supermarkt zu kaufen ist. Der Anbau ist aufwendig. Dabei wurde die Wasserpflanze in einer Studie zum gesündesten Gemüse der Welt gekürt. So enthält sie beispielsweise viel Vitamin C. Brunnenkresse ist ausgesprochen gesund. Eine Studie der William Paterson University in den USA hat Brunnenkresse 2014 zum gesündesten Gemüse der Welt gekürt. Dafür untersuchten gemäss «mdr.de» die Forschenden die Inhaltsstoffe und den Energiegehalt der Pflanzen und berechneten einen Nährstoffdichtequotienten. Die Brunnenkresse kam auf Platz eins.
Die Wasserpflanze punktet vor allem mit einem sehr hohen Vitamin-C-Gehalt, viel Betacarotin, Eisen und Zink. Zudem enthält sie reichlich Senfölglykoside. Die Pflanzen schützen sich damit gegen Viren, Bakterien und Pilze. Diese pfeffrig scharf schmeckenden Senföle wirken leicht antibakteriell. Brunnenkresse wird deswegen auch als Hausmittel gegen Husten, Erkältung und Blasenentzündung empfohlen. Brunnenkresse kann man im Topf aufziehen, am besten in einem Gemisch aus Erde und Sand. Bei einer Temperatur von 20 Grad fangen die Samen an zu keimen. Danach gedeihen sie am besten im Freiland in einem natürlichen Gewässer, in einer Wassertiefe von fünf bis 20 Zentimetern. ska
GESUNDHEIT
Institut für Hausarztmedizin im Wallis
Im Kanton Wallis ist ein Institut für Hausarztmedizin geplant. Hinter der Initiative steht die Walliser Ärztegesellschaft: Sie will auf diese Weise die Attraktivität des Berufes wieder steigern. Dies sagte Ferdinand Krappel, Präsident der Oberwalliser Ärztegesellschaft und Chefarzt Orthopädie am Spitalzentrum Oberwallis, gegenüber dem regionalen Newsportal «Pomona». Das Institut soll angehenden Hausärzten und -ärztinnen die Möglichkeit bieten, nach der dreijährigen internistischen Basisweiterbildung eine zweijährige Weiterbildung in verschiedenen Fachgebieten zu absolvieren. Dabei sollen sich die künftigen Hausärzte im Spital Wallis für jeweils ein halbes Jahr in diversen Gebieten einarbeiten. Dies würde einerseits helfen, dass die Ärzt*innen breit gefächerte Kompetenzen erhalten – und zugleich würde der Kanton als Ausbildungs- und Arbeitsort gestärkt, so Krappel. In den nächsten zwei oder drei Jahren sei die Einführung des Instituts durchaus realistisch, sagte Ferdinand Krappel in «Pomona». Derzeit befindet sich die Idee solch eines Walliser Programms für Hausarztmedizin noch in der Planungsphase. ska
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TIERE
Mehr Bienenvölker –weniger Imker*innen
Trotz hoher jährlicher Bienenverluste ist die Zahl der in der Schweiz gezüchteten Bienenvölker in den letzten zehn Jahren gewachsen. Allerdings wurden sie von immer weniger Imkerinnen und Imkern betreut. Das geht aus dem vom Bundeskompetenzzentrum für landwirtschaftliche Forschung Agroscope in Liebefeld BE veröffentlichten Situationsbericht über die Imkerei 2022 hervor. Die Wende zu mehr Bienenvölkern setzte demnach nach einer Talsohle in den 1990er-Jahren im letzten Jahrzehnt ein. 2022 lebten in der Schweiz nach der Zählung von Agroscope über 183 000 Bienenvölker, 2014 waren es noch 165 000. Auch die Völkerdichte erholte sich seither und sorgt für eine effektive Pflanzenbestäubung in den meisten Regionen. 2022 wies jeder Quadratkilometer 4,4 Völker auf. In der EU waren es 4,2. Damit entspricht die Dichte der Bienenvölker etwa jener der Bevölkerung in den jeweiligen Kantonen. Dünn besiedelte Gebiete wiesen auch weniger Bienenvölker auf. Gleichzeitig nahm im Langzeitvergleich die Zahl der Imkerinnen und Imker seit 1940 ab. 2022 waren noch knapp 16 500 offiziell registrierte Bienenhaltungen in der Schweiz tätig. Die Zunahme ging deshalb einher mit einer höheren Zahl der Bienenvölker pro Imkerin oder Imker. Von 9,4 Völkern 2014 stieg die Zahl der pro Imker gehaltenen Völker 2022 auf 11,1. ska
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Leber «verdaut» schon vor dem Essen
Wenn wir hungrig sind und Essen sehen oder riechen, werden zunächst bestimmte Nervenzellen im Gehirn aktiviert. Sie signalisieren dem Körper: Nahrung in Sicht! Bereits wenige Minuten später verändern sich die Mitochondrien in den Zellen der Leber, wie jetzt ein Forschungsteam an Mäusen gezeigt hat. Dadurch bereitet sich die Leber auf die nötige Anpassung ihres Zuckerstoffwechsels vor, noch bevor wir etwas gegessen haben, berichtet das Team in «Science». Die Ergebnisse könnten neue Wege für die Behandlung von Diabetes eröffnen, schreibt «wissenschaft. de». Ein Forschungsteam hat sich jetzt die Mitochondrien in den Leberzellen genauer angesehen. Diese Organellen sind in allen Zellen für den Stoffwechsel und die Energieproduktion zuständig. Die Forschenden vermuteten daher, dass Veränderungen in Bezug auf anstehende Nahrung in Leberzellen am ehesten dort zu finden sind. Um diese Theorie zu testen, setzten sie hungrigen Mäusen Futter vor. Die Tiere durften das Futter allerdings nicht fressen, sondern nur maximal 30 Minuten lang durch ein Gitter sehen und riechen. Dabei stellten sie fest, dass in den Organellen bereits innerhalb von fünf Minuten dieselben Prozesse im Zucker- und Fettstoffwechsel aktiviert wurden, die in einer Kontrollgruppe bei der Nahrungsaufnahme angeregt wurden. Es war demnach bereits ausreichend, dass die Mäuse Aussicht auf Futter hatten, um die Mitochondrien in den Leberzellen zu verändern, schliesst das Team. Die Mitochondrien spalteten und fragmentierten sich, um ihre Stoffwechselprozesse umzubauen. ska
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Sabine Hurni über …
… Gesundheit und Geselligkeit
Es gibt sie. Diese Sätze, die einen sofort auf die Palme bringen. Bei mir ist es die Aussage: «Das ist gesund.» Es ist eine Formulierung, die keinen Spielraum offenlässt und die Welt in Gut und Böse teilt. So einfach ist es aber leider nicht. Dass eine Karotte gesünder ist als eine Wurst vom Grill, muss man niemandem erklären. Das Argument, die Karotte zu essen, weil sie gesund ist, die Wurst hingegen zu verschmähen, weil sie als ungesund gilt, ist meiner Meinung nach völlig am Ziel vorbeigeschossen. Was ist denn schon gesund? Alles und nichts ist gesund. Gesund ist, was verträglich ist, was verdaut werden kann, was der Gesundheit zugutekommt. Gesund ist, was unser Leben lebenswerter, leichter und länger macht. Gesund ist, was uns vor Krankheiten schützt. Gesund ist, was nährt, was guttut und Freude macht. Gesund ist aber auch, nicht verbissen gesund sein zu wollen. Gesund ist, wenn man beides geniesst: Die Karotte und die Wurst. Oder noch besser: Drei Karotten und eine Wurst.
Gesundheit darf nicht als Religion oder als etwas Starres betrachtet werden. Gesundheit ist ein fliessendes Gleichgewicht. Ein in Balance sein, aus der Balance fallen und wieder die Weichen stellen, um in Balance zu kommen. Immerzu ein Wechsel zwischen Harmonie und Disharmonie. Zwischen fast gut und gut. Solange wir diese kleine Justierung schaffen, machen wir vieles richtig. Gesund ist, es gar nicht erst vom fast gut zum schlecht oder miserabel kommen zu lassen. Denn wenn das Gleichgewicht derart gestört ist, wird es schwierig, die Balance wieder herzustellen. Betrachten wir das Gesundsein als etwas Flexibles, etwas, das sich heute
so anfühlt und morgen anders definiert werden muss, dann ist sie ein äusserst guter Regler, um stehts gut mit sich selbst in Kontakt zu sein.
Wir können Gesundheit nur erhalten, indem wir situativ die richtigen Entscheidungen treffen. Gesundheit ist eine Frage von vielen verschiedenen Faktoren. Sie ist relativ und eine Frage des Masses. In der indischen Naturheilkunde heisst es, dass jene Lebensmittel gesund sind, die du verdauen kannst. Gesund ist jemand, der strahlende Augen hat, rosige Wangen und glänzendes Haar. Das zeugt von einer gesunden Verdauungsleistung und dem Fehlen von unverdauten Nahrungsresten, die im Darm vor sich hin gären. Erstens macht die Menge das Gift, zweitens hat nicht jeder Mensch dieselben Bedürfnisse und drittens spielt auch die Verarbeitung eine entscheidende Rolle.
Eine weitere interessante Rolle rund um die Gesundheit, spielt die Geselligkeit. Leidet jemand unter Einsamkeit, ist jedes noch so gesunde Essen hinfällig. Laut Prof. Dr. med. Heike Bischof Ferrari, Inhaberin des Lehrstuhls für Altersforschung an der Uni Zürich, ist Einsamkeit schädlicher für die Gesundheit als 16 Zigaretten pro Tag, gefährlicher als sechs alkoholische Getränke und schlimmer als Übergewicht oder Bewegungsmangel. Einsamkeit ist unabhängig von Alter und Geschlecht. Sie trifft Junge häufiger als Alte und führt zu einer latenten Stresssituation, bei der die Selbstfürsorge abnimmt, sich ein ungesunder Lebensstil abzeichnet und in erster Linie die Herzgesundheit leidet. Wer allein lebt, kocht nicht, oder zumindest nicht regelmässig und abwechslungsreich. Wen wunderts: Allein
40 KOLUMNE | SABINE HURNI
Essen macht weniger Freude und das Kochen wird bei vielen Menschen zum magenfüllenden Pflichtprogramm. Wer sich stehts aus allem ausklinkt, um allein Sport zu treiben oder lieber für sich Salat isst, statt zusammen mit anderen Menschen an einem Grillfest mal ein Bier zu viel zu trinken lebt bestimmt gesünder als der gesellige Fleischtiger, der den Salat lieber weglässt, weil dieser nur unnötig den Magen füllt. Aber geht es ihm auch besser dabei? Vermutlich kommt es darauf an, ob die Zeit mit sich allein als Geschenk, oder eher als Mangel empfunden wird.
Das gemeinsame Kochen und Essen ist ein wundervolles Heilmittel gegen die Einsamkeit und gleichzeitig ein wertvoller Beitrag zur eigenen Gesundheit. Wer selbst kocht entscheidet, welche Produkte in den Topf kommen. Selbst gekochtes Essen ist weniger salzig, enthält weniger Geschmacksverstärker, weniger Zusatzstoffe, gesündere Fette und schmeckt nie zweimal gleich. Um gemeinsam einen geselligen Abend zu verbringen, braucht es keine komplizierten Gerichte. Aus nur drei bis fünf Zutaten lassen sich schmackhafte Suppen, Eintöpfe, Currys und Aufläufe zaubern, die schnell zubereitet sind und einfach nur Freude bereiten. Warum nicht auch mal einen Topf Spaghetti kochen. Mit frischen Tomaten, gebratenen Auberginen und frisch geriebenem Käse ist dieses Gericht ein Traum.
Gerade jetzt, in der Sommerzeit, sind die Lebensmittel so schmackhaft, dass Sie nur eine hochwertige Gemüsesorte, eine Prise Fleur de Sel und ein gutes Olivenöl benötigen, um ein gutes Gericht zu zaubern. Wer will, streut frische Kräuter darüber, etwas Pfeffer und schon haben Sie aus nur fünf Zutaten ein gesundes Gericht gezaubert, das die ganze Tischrunde schätzt. Mit einer Wurst vom Grill und einem Glas Wein. Schliesslich ist Sommer. Geniessen Sie den Moment! Das ist gesund.
Sabine Hurni arbeitet als Naturheilpraktikerin und Lebensberaterin in Baden, wo sie auch Ayurveda Kochkurse, Lu Jong- und Meditationskurse anbietet.
Beratung
KREBSPRÄVENTION
Im Mai 23 wurde ein bösartiger Tumor in der linken Brust festgestellt. Ich musste die Brust entfernen lassen. Später wurde ein vergrösserter Lymphknoten in der Achsel festgestellt, der ebenfalls operativ entfernt wurde. Im Moment bin ich krebsfrei. Was kann ich tun, damit das so bleibt?
DA. S., Biel
as Thema Krebs ist vielschichtig. Da stecken neben körperlichen Themen oft auch emotionale Aspekte, familiäre Geschichten und Stress dahinter. Fokussieren Sie sich auf das Stärken des Immunsystems. Zellen mutieren immer. Bei allen Personen. Wichtig ist, dass das Immunsystem diese Zellen sofort eliminiert. Ihre Intension soll deshalb sein: Ich stärke mein Immunsystem. Und nicht: Ich will auf keinen Fall wieder Krebs bekommen. Mit diesem Ansatz sind Sie bereits in Verbindung mit dem, was Sie NICHT wollen. Es ist aber wichtig, dass die Gedanken und somit auch die Energie in diejenige Richtung geleitet wird, die Sie wollen: Ein starkes Immunsystem, das einwandfrei funktioniert und Ihre Gesundheit erhält.
Eine wichtige Massnahme in der Krebsprävention ist der Grünsaft. Man trinkt täglich einen Smoothie aus dunkelgrünen Gemüseblättern, Wildkräutern und einer Frucht. Es ist ein Trank, der voller sekundärer Pflanzenstoffen ist und den Körper optimal versorgt mit allem, was er benötigt. Wichtig dabei ist, dass man zwei Stunden vorher und nachher keine Milchprodukte isst. Sie hemmen die Aufnahme der Pflanzenstoffe. Da der Darm eng mit dem Immunsystem zusammenhängt, ist es sicher sinnvoll, diesen aufzubauen. Sie können das tun, indem Sie die Ballaststoffmenge erhöhen (zum Beispiel mit Weizenkleie morgens und abends) und mit einer gemüsereichen, mediterranen Ernährung ohne Fertigprodukte. Mit dem Ziel, das Immunsystem zu stärken, können Sie alle Facetten der naturheilkundlichen Angebote angehen. Wo fühlen Sie sich hingezogen? Welche Methoden faszinieren und inspirieren Sie? Möchten Sie über die Füsse, über den ganzen Körper oder über die Ernährung arbeiten? Manchmal muss man an einem Ort anfangen, zum Beispiel mit Kinesiologie, und dann austesten, welche Art von Hilfe das Immunsystem am besten unterstützt.
ICH TROCKNE AUS
Ich bin zunehmend am Austrocknen. Meine Nase ist öfters zu, meine Stimme krächzt, meine Augen sind trocken, ebenso der Mund. Was kann ich dagegen tun?
B. R., Basel
Zuallererst ist es wichtig, dass Sie genug trinken. Auch wenn Sie keinen Durst verspüren, sollten Sie rund 1,5 Liter Flüssigkeit pro Tag aufnehmen. Als Faustregel gilt: 3 dl pro 10 Kilogramm Körpergewicht. Zudem dürfen Sie ruhig mit ausreichend Fett kochen.
Kaufen Sie sich ein gutes Olivenöl und geben Sie davon über die fertige Speise. Sie können auch Abends etwas warmes Wasser mit einem Teelöffel Olivenöl oder Ghee (eingelassene Butter) zu sich nehmen. Fett ist nicht grundsätzlich etwas Schlechtes, wie man oft den Eindruck gewinnt. Gesunde Pflanzenfette sind für den Körper sehr wertvoll. Essen Sie gekochtes Getreide wie Risotto, Hirse, Reis und Teigwaren. Ideal sind auch Suppen und Eintöpfe. Gehen Sie mit Brot eher zurückhaltend um, oder essen Sie es nur als Beilage.
Sie dürfen auch etwas Öl in die Nase geben. Zum Beispiel Sesamöl. Es gibt von Abtei (im Coop erhältlich) ein Nasenpflegeöl auf der Basis von Sesamöl. Dieses ist sehr gut. Kaufen Sie aber trotzdem auch ein Fläschchen Sesamöl (Vorsicht: Nicht das aus geröstetem Sesam sondern das normale) und nehmen Sie vor dem Zubettgehen etwas Öl in den Mund. Mit der Zunge gut verteilen und nicht mehr ausspucken.
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RESTLESS-LEG-SYNDROM
Nachts werde ich von zuckenden Beinen aus dem Schlaf gerissen und ich muss mehrmals pro Nacht das Bett verlassen und in der Wohnung hinund hergehen.
J. S., Bern
Das Restless-Leg-Syndrom ist eine Nervenstörung, die einem in der Nacht tatsächlich den letzten Nerv rauben kann. Das kribbelnde Gefühl in den Beinen verstärkt sich bei Ruhe. Deshalb treten die Beschwerden meistens nachts auf. Eine wichtige Rolle spielt hier offenbar der Eisenspiegel. Oft haben Leute, die am RestlessLeg-Syndrom leiden, auch sehr tiefe Eisenwerte. Oder aber die Werte sind hoch genug, zirkulieren aber nur ungenügend im Gehirn, wie eine Untersuchung der Hirnforschung ergeben hat. So oder so lohnt es sich, eisenreiche Speisen zu essen. Dazu gehören Rindfleisch, Datteln, Rosinen, Feigen, gekochtes Blattgemüse, Randen und Spinat.
Vermeiden Sie es, Kaffee, Schwarztee, Grüntee oder Cola zum Essen zu trinken. Koffein vermindert die Aufnahme von Eisen. Um den Eisenstoffwechsel im Allgemeinen zu verbessern, könnte ich mir auch vorstellen, dass Ihnen das Schüsslersalz Nr.3 wertvolle Dienste leisten könnte. Es verbessert die Eisenwirkung auf Zellebene. Am besten sechs Tabletten in einem Krug Wasser auflösen und über den Tag verteilt trinken. Zusätzlich könnten Sie ein Eisenpräparat einnehmen. Zum Beispiel von Floradix. Dieses ist flüssig und kann sehr gut aufgenommen werden.
GESUNDHEITSTIPP
Hirse – natürliche Hilfe bei Haarausfall
Im Frühling und im Herbst fallen mehr Haare aus als im Sommer oder im Winter. Offenbar findet auch uns Menschen ein Wechsel vom Winter- zum Sommerpelz statt. Hirse stärkt das Haar.
So hilft Hirse: Hirse ist ein glutenfreies Getreide sowie ein guter Lieferant für Eisen, Magnesium und Silizium (Kieselsäure). Diese Mineralstoffe sind essenziell für die Gesundheit der Haare, Nägel und des Bindegewebes. Die Hirse ist deshalb ein ideales Frühlingsgetreide, das wertvolle Nährstoffe in den Körper bringt, ohne ihn zu belasten.
Wie anwenden: Die Hirse vor dem Kochen mit kaltem Wasser waschen, mit der dreifachen Menge Wasser aufkochen und quellen lassen. Erst salzen, wenn die Hirse gar ist. Hirse schmeckt zu Gemüse, als salziger Auflauf oder als Getreidebratling. Gekocht in Milch kann man aus Hirse einen Frühstücksbrei oder einen süssen Auflauf zubereiten.
Weitere Tipps:
• Silizium und Eisen sind auch in der Brennnessel enthalten. Bereits zwei Tassen Brennnesseltee täglich stärken das Haar.
• Das Haar in alle Richtungen bürsten. Das regt den Lymphfluss an und verbessert die Durchblutung der Kopfhaut.
• Kopfmassagen mit Aloe-vera-Gel und etwas Öl befeuchten die Kopfhaut und pflegen die Haarwurzel.
• Morgens und Abends ein Glas warme Mandelmilch trinken, gewürzt mit Safran, Ingwer und Kardamom. Shr
SABINE HURN | BERATUNG
Herausgabe des Patientendossiers – wie komme ich an meine Daten?
Ärztinnen und Ärzte müssen den Ablauf der medizinischen Behandlung mit den Diagnosen und dem Krankheitsverlauf in der Krankengeschichte der Patient*innen dokumentieren. Als Patientin oder Patient haben Sie jederzeit das Recht, die Krankengeschichte einzusehen und eine vollständige Kopie des Patientendossiers zu verlangen.
Üblicherweise erteilen Sie der ärztlichen Fachperson alle Auskünfte, die sie für die Behandlung benötigt. Auf diese Weise finden die erforderlichen Informationen Eingang in Ihre Krankengeschichte. Fragen Sie die ärztliche Fachperson im Zweifelsfall, weshalb sie bestimmte Informationen benötigt die Ihrer Meinung nach nicht direkt mit der Behandlung zu tun haben.
Sie haben Anrecht auf die Herausgabe der Krankengeschichte in Kopie (Art. 8 Abs. 5 DSG). Wenn Sie eine Herausgabe verlangen, bestehen Sie ebenfalls auf eine Bestätigung der Richtigkeit und der Vollständigkeit der Akten. Hier haben Sie auch die Möglichkeit, von einer unabhängigen Stelle, wie z. B. der SPO überprüfen zu lassen, ob alle relevanten Unterlagen enthalten sind. Teil der Krankengeschichte sind alle Informationen, welche für eine Fachperson, die sie künftig behandeln wird, relevant sein können. Auch handschriftlich verfasste Dokumente gehören dazu. Informationen, die andere Personen betreffen und unter das Berufsgeheimnis fallen, sowie rein private Notizen (ohne inhaltlichen Bezug zur Krankengeschichte) der Gesundheitsfachperson sind ausgenommen.
Die Kopie der Krankengeschichte ist in der Regel kostenlos. Bei sehr umfangreichen Dossiers oder bei öffentlich-rechtlichen Spitälern kann eine Kostenbeteiligung verlangt werden. Die Krankengeschichte sollte Ihnen innert 30 Tagen übermittelt werden und gut leserlich sein. Andernfalls verlangen Sie eine wortgetreue Abschrift.
Susanne Gedamke, Geschäftsführerin SPO
Mehr zum Thema Patient*innenrecht:
Schweizerische Stiftung SPO Patientenschutz, www.spo.ch
Telefonische Beratung via Hotline 0900 567 047, Fr. 2.90/Min.
Im Rahmen der SPO-Mitgliedschaft erhalten Sie diese Beratung unentgeltlich (044 252 54 22).
LICHEN – ENTZÜNDUNG IM MUND
Ich leide seit einigen Jahren an Lichen (Autoimmunkrankheit), welche ich mit einer kortisonhaltigen Spülung behandle. Da ich das Gefühl habe, Nebenwirkungen zu bekommen, suche ich anstelle dieser Mundspülung eine Alternative.
Was denken und raten Sie mir? B. R., Basel
Vielleicht kann es Ihnen helfen, wenn Sie jeden Morgen den Mund mit einem Esslöffel Kokosöl spülen. Es pflegt die Schleimhaut und bindet Bakterien/Keime. Man zieht das Öl ungefähr 5 Minuten durch den Mund und spuckt es dann in den Abfall. Es sollte nicht in den Ablauf gelangen. Ergänzend dazu wäre aus Sicht der Naturheilkunde das Teebaumöl sehr entzündungshemmend. Sie finden es als fertiges Mundwasser im Handel oder Sie können einfach einen Tropfen des ätherischen Öls in etwas Wasser geben und den Mund spülen. Das geht auch. Aber ob diese Methoden wirklich reichen, um eine Kortison-Lösung zu ersetzen, kann ich Ihnen leider nicht sagen.
Allenfalls können Sie abwechseln oder selbst tüfteln, wie der Körper reagiert. Falls Sie eine Affinität zu Edelsteinen haben, können Sie Ihr Trinkwasser mit dem Blauquarz ansetzen. Er bringt Ruhe ins System und soll mit seiner kühlenden, blauen Farbenergie Entzündungen hemmen. Autoimmunerkrankungen haben oft einen engen Zusammenhang mit Stress/Angst. Versuchen Sie auch auf dieser Ebene zu arbeiten, damit möglichst viel Energie des Friedens, der Ruhe und des Vertrauens in Ihrem Feld ist.
Haben Sie Fragen?
Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und AyurvedaExpertin, beantwortet Ihre Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich: s.hurni@weberverlag.ch
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BERATUNG | SABINE HURNI
Wie lassen wir
GeschlechterPrivilegien los?
Wer lieben will, sollte sie sich bewusst machen und möglichst loslassen: Privilegien. Denn unverdiente und unbewusste Vorteile – genau wie Nachteile – hindern uns an Vertrauen und echter Begegnung. Kennen Sie den alten Schlager: «Im Wagen vor mir …»? Ein Mann fährt mit seinem Auto hinter einer Frau und sinniert darüber, wie hübsch «das Mädchen» vor ihm ist. Und sie? Fühlt sich verfolgt. Er bejubelt den «schönen Tag», ihr «weiches Haar» und dass er Zeit zum Träumen hat. Und sie gerät langsam in Panik: «Ich werde mich verstecken hinter irgendwelchen Hecken.» Und er trällert ihr hinterher: «Bye-bye, mein schönes Mädchen, gute Reise!»
Seit MeToo wäre der Text kaum noch denkbar, sondern gälte als Verharmlosung sexueller Gewalt. «Aber was habe ich denn getan?», könnte er unschuldig fragen. «Ich hab doch nur geträumt!»
Lieben lernen heisst auch zu verstehen, welches Verhalten unser Gegenüber verletzt oder bedroht. Ich stelle mir vor, die beiden Protagonisten des Schlagers träfen sich Jahre später und reden.
Sie: «Verdammt, du hast mir Angst eingejagt! Und wegen des Umwegs konnte ich meine Tochter nicht pünktlich abholen.»
Er: «Aber wieso hast du Angst vor mir? Ich würde nie jemandem etwas tun.»
«Es laufen so viele Idioten herum.»
«Soll ich mich zurücknehmen, nur weil jemand völlig unberechtigt Angst hat? Wo bleibt meine Freiheit?»
«Was für dich Freiheit ist, ist für mich ein Gefängnis. Ich kann z. B. im Dunkeln nicht rausgehen, ohne mich zu schützen.»
«Das tut mir leid, aber das ist doch nicht meine Schuld. Hast du denn gar kein Interesse an einem Flirt?»
«Doch, aber dazu muss ich mich sicher fühlen.»
«Was brauchst du, um dich sicherer zu fühlen?»
Gute Frage. An dieser Stelle könnte eine Verständigung beginnen. Privilegien loslassen geht nicht allein. Wir haben sie ja nicht selbst gemacht, sondern geerbt. Je unbewusster sie sind, desto schwieriger, sie aufzulösen. Und wer es anspricht, erntet oft Ärger.
Was sind Männer-Privilegien? Zum Beispiel konnten Männer angstfrei öffentlich ihre sexuelle Attraktion zeigen und Komplimente raushauen – wie US-Präsident Donald Trump, der der First Lady von Frankreich einmal bescheinigte, für ihr Alter noch recht attraktiv zu sein. Frauen dagegen mussten sich schamhaft zurückhalten. Umgekehrt genossen Frauen das Privileg, sich umwerben zu lassen. MeToo hat viel verändert: Viele Männer schämen sich heute, ihre Lust zu zeigen – viele fühlen sich an sexueller Gewalt mitschuldig, ohne je etwas getan zu haben. Und obwohl Frauen von Männern fordern, sensibler zu sein, ziehen viele ganz unschuldig «echte Kerle» mit etwas Draufgängertum vor.
Da ist etwas ordentlich durcheinandergeraten. Wir sind nicht schuld an unseren Privilegien. Schuld sind wir erst, wenn wir sie nicht loslassen. Das ist gemeinsame Arbeit. Mit Kampf und Revolutionen wurden Privilegien beendet. Aber es gelingt auch durch Liebe: Mit Liebe haben wir etwas, wofür es sich lohnt. Vertrauen und offene Gespräche helfen uns, überhaupt einmal unsere Privilegien zu erkennen. Vielleicht leben wir irgendwann in einer Welt, wo alle Menschen ihre Attraktion frei zeigen könnten, ohne andere damit zu bedrohen.
Leila Dregger ist Journalistin und Buchautorin. Sie begeistert sich für gemeinschaftliche Lebensformen, lebte u. a. über 18 Jahre in Tamera, Portugal, sowie in anderen Gemeinschaften. Am meisten liebt sie das Thema Heilung von Liebe und Sexualität sowie neue Wege für das Mann- und Frau-Sein.
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Leila Dregger
Auf der Suche nach der verlorenen Harmonie
Schamanismus ist ein vielfältig besetzter Begriff. Es ist spirituell aufgeladen, romantisch verklärt und auch zum Hoffnungsträger geworden, denn: die Welt ist aus den Fugen geraten und wir spüren alle, dass es einen neuen Umgang mit der Erde und mit uns selbst braucht. Immer mehr Menschen suchen die Antwort im Schamanismus – aber was ist das eigentlich?
Markus Kellenberger
Die Mosquitia ist das tropische Regenwaldgebiet von Honduras. Es ist das grösste in Zentralamerika, zehnmal so gross wie die Schweiz und besteht nur aus Sümpfen und Bäumen und weitgehend unerforschten Tempelruinen. «Mein Volk hat sie gebaut», sagt José Ducpan. «Wir wollten es den mächtigen Maja gleichtun.» Doch das habe den Geistern des Waldes nicht gefallen, und so «sind wir wieder zu unserer alten Lebensweise zurückgekehrt». José und seine acht Männer gehören zum Volk der Miskito, das als Fischer und Sammler an den Ufern des Rio Platano lebt. Vier Wochen sind wir in hölzernen Kanus auf diesem Fluss unterwegs, der sich in unendlichen Kurven durch das grüne Land schlängelt, und hier zeigen mir die Miskito die längst wieder vom Wald zurückeroberten Spuren ihrer Geschichte. Jeden Abend am Lagerfeuer machen wir ein kleines Ritual und danken singend und rasselnd den Geistern des Waldes für ihre Gastfreundschaft. An einem dieser Abende sagt José zu mir: «Ja, ihr könnt von uns lernen. Aber noch besser fragt ihr eure eigenen Geister und Ahnen, sie sagen euch, welchen Weg ihr gehen müsst, um wieder in Harmonie mit der Erde zu leben.»
Der Rhythmus der Maschinen
Das ist über 30 Jahre her und José lebt nicht mehr in dieser Welt. Doch seine Worte sind angesichts der sich laufend zuspitzenden Krisen wahrer denn je – aber zurück in die Wälder, wie das seine Vorfahren taten, können wir nicht mehr, dazu ist es längst zu spät. Seit nicht mehr der Rhythmus der Natur unser Leben bestimmt, sondern der immer schneller werdende Takt der Maschinen, ist vieles aus dem Lot geraten. Die Welt leidet und wir mit ihr, und so wächst die Sehnsucht nach einer harmonischen Verbindung mit der Erde, die wir beim Tanz um das goldene Kalb verloren haben. Diese harmonische Verbindung des Menschen mit sich selbst, mit der
Erde und allen Pflanzen-, Tier-, Geist- und Menschwesen, das ist der Kern schamanischen Denkens – und das macht Schamanismus für Menschen aus der globalisierten und digitalisierten Konsumwelt so anziehend.
Schamanismus ist keine Religion, sondern der anerkannte Sammelbegriff für die spirituellen Vorstellungswelten, die sich in den unterschiedlichen Kulturen vieler indigener Völker spiegeln. Rund 5000 sind es, die sich bis heute allen Missionierungs- und Ausrottungsversuchen widersetzt und an ihren überlieferten Traditionen festgehalten haben. Darunter sind zum Beispiel die Völker der Yanomami, der Krenak und der Miskito im Süden Amerikas; der Navajos, Hopi und Ojibwe im Norden; der Inuit in der Arktis; der Tusken und Mongolen in Sibirien und Asien; der Penan und Mentawai auf Borneo und Sumatra; der Massai und der San in Afrika; der Aborigines in Australien und das der Samen im Norden Europas.
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Die Welt leidet und wir mit ihr, und so wächst die Sehnsucht nach einer harmonischen Verbindung mit der Erde. »
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SCHAMANISMUS | FOKUSTHEMA
Die Reise in die Anderswelt
In einem wichtigen Punkt unterscheidet sich die Lebensweise dieser Völker massgeblich von der unsrigen: Sie plündern die Welt nicht aus. Sie haben die Verbindung zur Erde nie verloren und fühlen sich bis heute als deren Kinder, und alle Pflanzen und Tiere sind das in ihren Augen auch. Deshalb sind alle miteinander verwandt, und «Verwandte», sagt der brasilianische Umweltschützer Ailton Krenak, «beutet man nicht schamlos zum eigenen Nutzen aus.» Sein Volk ist das der Krenak, und wie alle indigenen Völker achtet es im Alltag darauf, mit der «Verwandtschaft» in einem guten Verhältnis zu stehen. Das heisst: Was immer das Volk der Krenak tut, das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur muss bewahrt werden.
Bei vielen Indigenen sind für diese Aufgabe bis heute speziell ausgewählte und begabte Schamaninnen und Schamanen zuständig. Sie sind die spirituellen Vermittler zwischen den Menschen, den Seelen der Ahnen und der Geister der Tiere, Pflanzen, Flüsse, Berge und der Elemente. Als solche sorgen sie dafür, dass die Anliegen aller Gehör finden und berücksichtigt werden. Dazu versetzen sich Schamaninnen und Schamanen in eine meditative oder wilde Trance, einen Zustand, den sie mit der Unterstützung verschiedener Techniken wie Trommeln, Rasseln, Gesang, Tanz und auch mit Hilfe psychoaktiver Pflanzen herbeiführen können. In diesem Trancezustand reist ihre Seele dann in die spirituelle Traum- oder Anderswelt, in der sich die guten und die bösen Geister aller Wesen begegnen und besprechen können, was es auszuhandeln gibt. Bei den meisten Völkern sind für solche «Seelenreisen» ausschliesslich Schamaninnen und Schamanen befähigt, bei einigen reist je nach Aufgabe im rituellen Rahmen der ganze Stamm in die Anderswelt.
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Das schamanische Erbe unserer Vorfahren beeinflusst unser Leben
nicht nur in psychischer, sondern bis heute auch in kultureller Hinsicht. »
Das schamanische Erbe unserer Vorfahren Schamanisches Denken und Handeln setzt also eines voraus: die feste Überzeugung, dass alles auf der Erde beseelt und in einer spirituellen Welt miteinander verbunden ist. Diese Art des Denkens ist das Erbe unserer Steinzeitmütter und -väter und hat sich über mehr als zwei Millionen Jahre hinweg tief in unserer Psyche verankert. Anthropologen wie der Holländer Carel van Schaik oder der letztes Jahr verstorbene Schweizer Psychologe und Schamanismusexperte Carlo Zumstein gehen davon aus, dass dieses Denken ein Teil unserer «Urnatur» ist, die sich bis heute im Glauben an das Wirken unterschiedlichster höherer Mächte zeigt, auch wenn wir diese aus «aufgeklärter» Perspektive manchmal lieber nur «das Schicksal» oder etwas religiöser einfach «die Schöpfung» nennen.
Aber Aufklärung hin oder her: Das Erbe unserer Vorfahren beeinflusst unser Leben nicht nur in psychischer, sondern bis heute auch in kultureller Hinsicht. Viele alte Märchen, Mythen und Sagen erzählen schamanisch geprägte Geschichten von Seelenreisen in andere Welten, wie zum Beispiel jene in das unterirdische Reich von Frau Holle. Doch nicht nur die Vorstellung der Seelenreise in eine Anderswelt ist es, die alle schamanischindigenen Kulturen weltweit verbindet und ihre Spuren bis in unseren Märchenschatz hinterlassen hat, auch die Dreiteilung der Welt gehört dazu. In vielen schamanischen oder aus dem Schamanischen hervorgegangenen Kulturen und Religionen steht symbolisch
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«Wir sind Mensch!» Das sagen die über 20 000 Jahre alten Handabrücke in einer Höhle in Spanien ebenso, wie die Hände, die heute vernehmbar für alles Lebendige die Trommel schlagen.
dafür der Baum. Ob er nun Yggdrasil genannt wird wie in der nordisch-germanischen Mythologie oder der Baum des Lebens und der Erkenntnis im Alten Testament: Seine Wurzeln bilden sowohl Ursprung als auch Unterwelt, wo die Schicksalskräfte der Schöpfung walten, der Stamm ist der Lebensraum der Menschen und die Krone ist das Reich der Geister und der Götter. Ähnliche Vorstellungen finden sich im Hinduismus, im Buddhismus und im Islam. Die christliche Kirche hat daraus Hölle, Erde und Himmelreich gemacht und die moderne Psychologie spricht vom Unbewussten, dem Bewussten und dem Über-Ich.
Der Wunsch nach einer heilen Welt
Man kann also guten Gewissens sagen: Unsere Welt ist durch und durch schamanisch geprägt und hat ihre Wurzeln in unserer Urnatur, die nach einer Harmonie des Menschen mit seiner ganzen Umgebung strebt. Und diese Harmonie ist in diesen Zeiten zunehmender und ausschliesslich von uns ausgelösten Kriegen und Krisen gestört. Immer mehr Menschen spüren das als diffuses Unwohlsein, als schlechtes Gewissen oder ein zunehmendes Gefühl der Entfremdung und fehlender Verbindung. Vielen wird bewusst, dass noch mehr Wohlstand auf Kosten der Erde nicht die Lösung für die von uns gemachten Probleme sein kann, und entsprechend wächst der Wunsch nach einer heilen und überschaubaren Welt und findet in der Rückbesinnung auf unsere schamanischen Ursprünge einen vertrauten Echoraum. Dieses Bedürfnis ist nicht neu. In den 60er-Jahren des
Die schamanische Trommel-Meditation
Schamaninnen und Schamanen versetzen sich in Trance, um in diesem Zustand mit der Geisterwelt, auch Traum- oder Anderswelt genannt, Kontakt aufnehmen zu können. Die wohl bekannteste Methode um sich oder auch andere Menschen in diese Trance zu versetzen, ist das Trommeln. In der Regel wird dazu eine einseitig mit einer Tierhaut bespannte Rahmentrommel benutzt, die mit der einen Hand gehalten und mit der anderen mit Hilfe eines Schlägers gespielt wird. Ersatzweise kommen oft auch Rasseln zum Einsatz.
Um in Trance zu geraten, spielen oder rasseln Schamaninnen und Schamanen weltweit denselben monotonen Rhythmus im Bereich von 240 bis 270 Schlägen pro Minute. Physikalisch ausgedrückt entspricht das einer Schwingungsfrequenz von 4 bis 4,5 Hertz – und die wiederum regt, was bei verschiedenen Studien durch Messungen mit Elektroenzephalogrammen (EEG) belegt wurde, im Hirn die sogenannten Theta-Wellen an. Diese Theta-Wellen sind, das hat die Schlafforschung bewiesen, dann aktiv, wenn der Mensch träumt. Das heisst: monotones Trommeln im Rhythmus der Schamanen versetzt Menschen in einen Traum-Wach-Zustand. Das funktioniert bei den meisten Menschen problemlos und ohne Nebenwirkungen. In diesem Zustand sind psychische Barrieren leichter zu überwinden und je nach Vorbereitung, Übung und geschulter Begleitung schamanische Seelenflüge möglich, vor allem aber auch vertiefte Reisen in die eigene Innen- und Seelenwelt. Aus diesem Grund wird schamanisches Trommeln auch therapeutisch eingesetzt.
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Schamanismus und Christentum
Um das Jahr 1100 herum hatte die von Rom aus gesteuerte Kirche fast überall in Europa gewonnen. Ihr neuer Glaube, das Christentum, hatte sich entlang der römischen Handels- und Militärstrassen verbreitet und weitgehend auch durchgesetzt.
Auf dem Papier zumindest, denn in ihren Häusern und Höfen praktizierten viele Menschen weiterhin schamanische Rituale, die aus der keltischen und germanischen Glaubenswelt stammten. Zu tief war der Glaube an Seelen- und Geisterwesen in ihnen verankert, schliesslich gehört das zur «Urnatur» des Menschen (siehe Hauptartikel), und für sie war es kein Problem, ihre alten Rituale neben der neuen Religion zu leben. Als Franz von Assisi um das Jahr 1200 herum den Orden der Minderen Brüder gründete, war für ihn klar: auch Tiere sind die Kinder der Schöpfung und haben eine Seele, und darum predigte er auch ihnen. Der Heilige Franziskus integrierte seine schamanische «Urnatur» ebenfalls noch problemlos in die christliche Vorstellungswelt. Den mächtigen Kirchenvätern war es indes schon länger suspekt, dass viele Menschen in ihrem Einflussbereich nicht auf ihre alten Glaubensvorstellungen verzichten wollten. Als Gegenmassnahme setzten sie deshalb ab Mitte des 13. Jahrhunderts die brutale Waffe der Inquisition ein gegen alle, die sich nicht wortgetreu an die Bibel hielten und sich nicht bedingungslos ihren Kirchengesetzen unterwarfen. Aus schamanischen Heilerinnen und Heilern wurden Hexen und Hexer und aus Naturgeistern Teufel gemacht, und wer sich gegen die Kirche auflehnte, galt als Ketzer. Fast siebenhundert Jahre lang dauerte dieses religiöse Terrorregime, dem hunderttausende von Menschen zum Opfer fielen.
Diese Zeiten sind zum Glück vorbei, und die Vorstellung, dass Schamanismus Teufelswerk sei, hält sich nur noch bei einigen Freikirchen und religiösen Fanatikerinnen und Fanatikern. Die römischkatholische Theologieprofessorin Marie-Therese Wacker ist sich sogar sicher, dass Jesus aus heutiger Sicht problemlos als prophetischschamanische Gestalt bezeichnet werden darf. Schliesslich kämpfte auch er wie alle Schamaninnen und Schamanen gegen böse Dämonen und heilte Kraft seines Geistes Kranke.
Buchempfehlungen
Piers Vitebsky: «Shamanism», University of Oklahoma Press, 2001 (auf Deutsch antiquarisch erhältlich)
Ailton Krenak: «Ideen um das Ende der Welt zu vertagen», Verlag BTB, 2021
Christian Rätsch, Roger Liggenstorfer: «Maria Sabina – Botin der heiligen Pilze», Nachtschatten, 2023
Wolf-Dieter Storl: «Naturrituale – mit schamanischen Ritualen zu den eigenen Wurzeln finden», AT Verlag, 2023
Carel van Schaik, Kai Michel: «Mensch sein – von der Evolution für die Zukunft lernen», Rowohlt, 2023
Räuchern ist ein bis heute bei vielen Menschen beliebtes Ritual. Seit tausenden von Jahren sollen damit böse Geister und schlechte Energien besänftigt oder vertrieben werden.
letzten Jahrhunderts, mitten im Kalten Krieg, der die Welt atomar zu vernichten drohte, und angesichts der ersten sich abzeichnenden Umweltprobleme, begründeten amerikanische Ethnologen und Anthropologen wie Carlos Castaneda und Michael Harner den Neoschamanismus. Diese moderne spirituelle Bewegung kombinierte traditionelle indigene Weltanschauungen und deren schamanische Rituale neu und machte sie für Menschen in westlichen Industrieländern verständlich und zugänglich.
Ausserdem führte der Neoschamanismus eine wesentliche Neuerung ein: Im Gegensatz zum traditionellen Schamanismus, in dem nur ausgewählte und jahrelang geschulte Menschen zu Seelenflügen in die Anderswelt befähigt sind, ist es im Neoschamanismus allen Menschen möglich, auf Seelenreise zu gehen und höhere Bewusstseinszustände zu erreichen. Mit anderen Worten: neoschamanische Techniken können – entsprechendes Wissen, Übung und Begleitung vorausgesetzt – sowohl therapeutisch als auch zur Selbstverwirklichung und zur Selbsthilfe eingesetzt werden.
Ein neuer Umgang mit der Erde
In einer individualisierten Gesellschaft wie der unseren lösten diese Möglichkeiten einen Boom aus, der bis heute anhält und immer mehr Menschen auf ihrer spiritueller Suche nach einem neuen Umgang mit der Welt und mit sich selbst anzieht. Mittlerweile gibt es unzählige Strömungen im Neoschamanismus. Einige betonen mehr die indigenen, andere mehr die kelti-
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schen und germanischen Mythen und Traditionen, wie das beispielsweise der deutsche Kulturanthropologe und Autor Wolf-Dieter Storl tut. Die Zahl an Büchern, Kursen, Seminaren, Festivals, Kongressen und allen möglichen Zubehör- und Heilangeboten rund um das Thema wächst von Jahr zu Jahr. Dazu kommen Ausbildungslehrgänge zur Schamanin und zum Schamanen in verschiedenen Instituten und Stiftungen in Europa und mittlerweile sogar direkt bei indigenen Völkern. Von unseriös kommerziell bis ernsthaft spirituell ist alles dabei – doch wer sucht, der findet, und wenn nicht in einem dieser vielfältigen Angebote, dann sicher in sich drin. Unsere Urnatur weiss die Antwort auf die Frage, welcher Umgang mit der Welt und mit uns angebracht wäre.
Sollte ich Josés Geist einmal in der Anderswelt begegnen, ich bin sicher, er würde sagen: «Ich sehe, ihr fangt an von uns zu lernen – aber euer Weg zurück in die Harmonie hat erst begonnen.»
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31. August 2024 in Attisholz bei Solothurn
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Drogenkompetenz
Mit Knochen kochen
In der Schweiz wird immer weniger Fleisch gegessen. In Politik und Medien ist ohnehin die vegetarische, ja gar die vegane Küche im Vormarsch. Noch schwerer als etwa die Edelstücke haben es Schlachtnebenprodukte wie Innereien oder auch Knochen. Dabei haben etwa Knochen sowohl geschmacklich wie auch von den Inhalten her einiges zu bieten.
Samuel Krähenbühl
Noch im Jahr 1980 betrug der Pro-Kopf-Konsum von Fleisch in der Schweiz noch 64,4 Kilogramm im ganzen Jahr. Dieser Wert ist in den letzten 30 Jahren kontinuierlich gesunken. Im Jahr 2023 konsumierten die Schweizerinnen und Schweizer im Schnitt noch 47,3 Kilogramm Fleisch. Dabei stehen die sogenannten Edelstücke wie Entrecôte, Filet und Co in der Beliebtheitskala weit oben. Für Hamburger oder Chicken Nuggets werden auch noch weniger teure Muskelfleischstücke gesucht. Aber wer isst heute noch Blut- und Leberwürste, Kutteln oder gar Knochen?
Knochen als Geschmacksträger
Zugegeben: Die eigentliche Knochensubstanz kann man ja gar nicht essen. Knochen, beziehungsweise Knochenstücke von frisch geschlachteten Tieren enthalten jedoch wesentlich mehr als nur weisses Calcium. Zum einen sind da stets Reste von Muskelfleisch. Zum ande-
ren findet sich im Innern der Knochen das Knochenmark. Und dieses Knochenmark vermag richtig zubereitet wahre Geschmacksorgien in unseren Gäumen zu entfachen. Gekochtes Knochenmark ist butterweich und cremig, da es einen recht hohen Fettgehalt hat. Und es schmeckt herzhaft, vollmundig nach Umami-Aroma (siehe Kasten). Namentlich, wenn die Knochenstücke angebraten wurden, kommen auch noch feine Röstaromen dazu. Die Röstaromen entstehen durch den sogenannten Maillard-Effekt. Besonders in der klassischen französischen Küche werden deshalb Knochen gerne verwendet. Zum einen bilden geröstete und anschliessend in Wasser gekochte Rinderknochen die Basis für das weltberühmte «Pot-au-feu», also die klassische Fleischsuppe. Zum anderen bilden Rinds- oder Kalbsknochen die Basis für eine klassische französische Bratensauce. Auch dazu werden die Knochenscheiben zusammen mit Suppengemüse in Öl angebraten und
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« Knochen verleihen
Geschmack und enthalten nützliche Nährstoffe wie Kalzium, Magnesium und Kollagen. »
dann mit Tomatenmark ergänzt. Mit zwei Teilen Wasser, einem Teil Rotwein und zwei Stunden Kochzeit ergibt dies eine hervorragende Basis, das sogenannte «Jus», welches noch abgesiebt und danach verfeinert wird. Siehe dazu das Rezept.
Kalzium, Magnesium und vor allem Kollagen
Und wie gesund ist es, Knochen in Form etwa von Suppe oder Sauce zu essen? Zum einen gilt sicher hier, wie so oft der Grundsatz, dass es auf die Menge ankommt. Zum anderen kann sicher gesagt werden, dass Knochen verschiedene Inhaltsstoffe haben, welche eine positive Wirkung haben können. Knochen enthalten naturgemäss viel Magnesium und Kalzium, dann aber auch Kollagen. Und Kollagen hat grundsätzlich eine positive Wirkung auf Haut, Haare oder Nägel. Nicht umsonst hat man früher kranken, schwachen Menschen oder auch Wöchnerinnen eine deftige Fleischsuppe verordnet.
Mit der Bratensauce lassen sich herzhafte Gerichte vervollständigen.
Grundrezept Bratensauce
Zutaten
2 kg vom Rind, Kalb oder Geflügel Öl, zum Braten
2 Knoblauchzehen
3 Zwiebeln
3 grosse Karotten
100 g Sellerie
2 EL Tomatenmark
1 Liter Rotwein
3 Liter Wasser Pfefferkörner
2 Lorbeerblätter Salz
Zubereitung
1. Knochen in Öl anrösten.
2. Gemüse dazufügen und auf etwa mittlerer Hitze weiterrösten.
3. Tomatenmark dazufügen und noch mal etwas rösten.
4. Rotwein, Wasser und Gewürze dazufügen und das Ganze etwa zwei Stunden köcheln lassen.
5. Knochen, Gemüse und Gewürze herausnehmen und Sauce danach absieben.
Umami
Früher lernte man in der Schule, dass unsere Zunge vier Geschmacksrichtungen erkennen kann: Süss, sauer, salzig und bitter. Heute weiss man, dass es auch noch eine fünfte Geschmacksrichtung gibt. Die Voraussetzung für den fünften Geschmack sind proteinhaltige Lebensmittel. Und sobald Proteine in ihre kleinsten Bausteine – die Aminosäuren – zerlegt werden, entsteht freie Glutaminsäure. Sie ist es, die für den Umami-Effekt verantwortlich ist. Das Wort stammt aus dem Japanischen und bedeutet in etwa «Schmackhaftigkeit». Übrigens: Lebensmittel mit Glutamat sind wahre Umami-Bomben. Und Glutamat ist unter anderem im gleichzeitig beliebten wie auch verpönten Gewürzsalz «Aromat» enthalten.
Maillard-Effekt
Die Maillard-Reaktion ist nach dem französischen Naturwissenschaftler Louis Camille Maillard benannt, der die Reaktion von Aminosäuren mit Glykosiden bei erhöhten Temperaturen entdeckte. Ob der gute Mann auch Liebhaber einer krossen SteakKruste war, ist uns leider nicht überliefert. Es wäre aber durchaus denkbar. Denn die Maillard-Reaktion bezeichnet die Folge chemischer Abläufe, die für die goldbraune Färbung sowie die Kruste des Fleisches verantwortlich sind. Aminosäuren reagieren dabei mit Kohlenhydraten oder Glykosiden und bilden so eine Vielzahl von neuen chemischen Verbindungen. Dadurch verändert sich Farbe und Struktur der Fleischoberfläche.
53 BRATENSAUCE | GESUND ESSEN
ALPE-CHUCHI BERNER OBERLAND
Anna Husar
240 Seiten, 16,4 x 23,5 cm gebunden, Hardcover
ISBN 978-3-03818-148-4
Spinatkuchen
Zutaten
für eine Quiche-Form (20 × 30 cm)
300 g Mehl
150 g
Butter
2 grosse Eier
Salz
750 g Spinat, tiefgefroren, oder ca. 2 kg frischer Spinat
1 Zwiebel
3 Eier
125 ml Vollrahm
2 EL Petersilie, gehackt
Butter
Käse, gerieben
Muskatnuss, gerieben
Salz, Pfeffer
Zubereitung
Spinatkuchen
1. Für den Teig Mehl mit Salz und Butter mit den Händen fein zerbröseln. Eier dazugeben und schnell zu einem glatten Teig kneten, zwischen zwei Backpapierblättern ausrollen und im Kühlschrank ein wenig ruhen lassen (er soll nicht zu fest werden, sonst muss er wieder bei Zimmertemperatur etwas auftauen, damit man ihn in die Backform geben kann).
2. Zwiebel fein hacken und in Butter andünsten. Spinat hinzufügen und mitdämpfen, es soll möglichst wenig Flüssigkeit übrig bleiben. Eier mit Rahm verrühren, Petersilie hinzufügen. Spinat abkühlen lassen, fein hacken und zur Rahmmischung geben.
3. Eine Form mit dem Teig füllen, mit der Gabel einstechen, mit ein wenig Käse bestreuen und für 5 Minuten zurück in den Kühlschrank stellen. Die Füllung in der Form verteilen und bei 200 Grad 35 bis 40 Minuten backen.
REZEPTE DES MONATS 54
Sie liebkosen, die Aprikosen!
Nur schon ihre Farbe – und erst diese aromatisch runde Süsse mit einem kaum spürbaren Hauch von Säure! Sind sie reif, dann nichts wie an den Herd und die Köstlichkeiten für später haltbar machen – mit weniger Zucker dank Unigel. Dann noch etwas Rosmarin dazu, das schmeichelt diesen fruchtig feinen Damen.
Aprikosenkonfitüre mit Rosmarin
1. Aprikosen waschen, halbieren, entsteinen und in kleine Stücke schneiden.
2. Zitronenschale abreiben und den Saft auspressen.
3. Rosmarinnadeln fein hacken.
4. Aprikosen, Zitronenschale und Saft sowie die Rosmarinnadeln in einen grossen Topf geben, unter Rühren kochen bis die Aprikosen gar sind.
5. Unigel unter Rühren beifügen und eine Minute durchkochen.
6. Golden-Light Zucker in kleinen Portionen langsam einrieseln lassen.
7. Aufkochen, mindestens eine Minute sprudelnd kochen.
8. Bis zum Rand in vorgewärmte Gläser abfüllen, Glas sofort schliessen.
Tipp:
Unigel mit ca. 0,5 dl Wasser anrühren und erst zum Schluss beifügen.
Zutaten
1 kg Aprikosen
1 Zitrone, Schale und Saft
2 EL Rosmarinnadeln
50 g Biofarm-Unigel
200–900 g Biofarm-Golden-Light-Zucker (nach Belieben)
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Unigel
Golden-Light Zucker
Der gewöhnliche Wasserdost beginnt zu blühen (Eupatorium cannabinum).
Das immunstärkende Fieberkraut
Wasserdost lindert Infektionskrankheiten und stärkt das Immunsystem. Die Pflanze ist ein Paradebeispiel dafür, dass eine altgediente Heilpflanze trotz Warnhinweisen aus der Pharma-Forschung immer noch von Bedeutung ist.
Yves Scherer
Auf einem etwas abgelegenen Pfad im Wald steht eine Gruppe von Wasserdostpflanzen. Als ich das erste Mal diesen Weg gegangen bin, kannte ich den Wasserdost noch nicht. Sein stattliches Erscheinungsbild war auffallend und ich blieb stehen, um genauer hinzuschauen. Es war Spätsommer und das Kraut trug ausgereifte Samen. Der Haarkelch der Samen, der sogenannte Pappus, war schon gut ausgebildet. Es sah aus, als klebten weisse Wölkchen an den Pflanzen, die sich mit dem nächsten Windstoss loslösen und davon fliegen würden. Ich kostete ein Blatt und war erstaunt, wie bitter es schmeckte.
Den Wasserdost kennt man auch als «Kunigundenkraut». Dieser Name bezieht sich auf Kunigunde von Luxemburg (980–1033), Kaiserin des Heiligen Römischen Reiches. Weshalb die Pflanze den Namen der
heilig gesprochenen Kunigunde erhielt, ist nicht geklärt. Tatsächlich hat der Wasserdost noch viele weitere Namen. Manche enthalten klare Hinweise auf besondere Eigenschaften oder Heilkräfte. Der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl erwähnt in seinem Buch «Meine Kräuter des Waldes», dass mithilfe des Wasserdostes früher Wetterzauber betrieben wurde. Einer ging so: Um eine Dürre zu beenden, musste eine nackte Frau mit dem «Donnerkraut» eine Pfütze peitschen.
Andere Namen sind «Lebertrost», «Mannskraft» und «Rotes Ruhrkraut». Sie nehmen eindeutig Bezug auf den medizinischen Nutzen, den man sich von der Pflanze versprach. Die Bezeichnung «Wasserdost» schliesslich verweist auf die rosafarbenen Blüten, die jenen des Dostes ähnlich sehen und den feuchten Lebensraum, den die Pflanze bevorzugt. Wer sie finden will, folgt am besten dem Wasser.
57 WASSERDOST | HEILPFLANZE
« Wer die Wasserdostpflanze finden möchte, folgt am besten dem Wasser, in dessen Nähe sie ihre rosafarbenen Blüten entfaltet. »
Ausgewachsen kann das mehrjährige Kraut über 1,50 Meter hoch werden. Von Juli bis September schmückt es sich mit doldigen Rispenblüten, die von vielen Insekten besucht werden. Die Gattung Eupatorium umfasst 40 bis 45 bekannte Arten. Für die moderne westliche Naturheilkunde sind besonders der gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabinum), der bei uns einheimisch ist und der aus Nordamerika stammende, durchwachsene Wasserdost (Eupatorium perfoliatum) von Interesse.
Der gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabinum)
Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Europa bis nach Zentralasien und Nordafrika. Seit der Antike wird er bei Lebererkrankungen und entzündlichen Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes verordnet. Der Tee oder Kaltwasserauszug reinigt Leber und Milz, regt die Darmperistaltik an, wirkt entzündungshemmend und unterstützt die Wasserausscheidung bei Ödemen. Heute wird Wasserdost hauptsächlich zur Prophylaxe und Behandlung von Erkältungen, Bronchitis und grippalen Infekten verwendet. Er wirkt schweisstreibend, harntreibend, entzündungshemmend, antibakteriell, antiviral, antioxidativ, fiebersenkend, hustenlindernd und allgemein kräftigend.
Zur prophylaktischen und akuten Unterstützung des Immunsystems ist der gewöhnliche Wasserdost unser einheimisches Pendant zum bekannten Purpurroten
Sonnenhut (Echinacea purpurea). Beide Heilpflanzen können als sogenannte Immunmodulatoren unser Immunsystem stimulieren oder unterdrücken. Bei einer drohenden oder bereits eingetretenen Infektion werden immunmodulierende Pflanzen kurzfristig während weniger Wochen eingenommen, wobei alle vier bis fünf Tage eine Pause von zwei bis drei Tagen eingelegt werden sollte. Längerfristige Anwendungen können das Immunsystem schwächen. Bei Erkrankungen mit ausgeprägter Beteiligung des Immunsystems wie HIV, Tuberkulose, Leukämie, Multipler Sklerose oder bei Autoimmunerkrankungen dürfen immunmodulierende Pflanzen nicht eingenommen werden.
In Verruf als Lebergift
Der Nachweis von potenziell lebertoxischen Pyrrolizidinalkaloiden (PA) in Eupatorium cannabinum hat zur Folge, dass von der Einnahme des Wasserdosts abgeraten wird. Dieselbe Warnung begegnet uns auch beim Huflattich, der Pestwurz, dem Beinwell und dem Borretsch. Alle diese Pflanzen werden jedoch seit langer Zeit therapeutisch genutzt, ohne dass sie ein Massensterben ausgelöst hätten. Dass in einer Pflanze PA enthalten sind, spricht nicht gegen ihre kurzfristige Anwendung als Arznei. PA sind in Spuren in sehr vielen Nahrungspflanzen enthalten.
Für eine sichere Anwendung gibt es im Fachhandel Fertigpräparate mit homöopathisch potenziertem
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HEILPFLANZE | WASSERDOST
Ausgereifte Samen mit Pappus.
Wasserdost.
Ein weiterer Name für den Wasserdost ist «Wasserhanf», weil seine Blätter denen des Hanfs ähnlich sehen.
Wonnekraut und Bienenweide
Entspannt durch den Tag mit Zitronenmelisse
Die Zitronenmelisse, die der berühmte Schweizer Arzt und Alchemist Paracelsus von Hohenlohe als «Elixier des Lebens» bezeichnet hat, ist eines der ältesten bekannten Heilkräuter. Die Römer weihten das «Bienenkraut» der Lichtgöttin Diana, die als Beschützerin der Fruchtbarkeit im Pflanzen- und Tierreich verehrt wurde sowie als Helferin bei der Niederkunft galt. Bis heute wirkt die Zitronenmelisse beruhigend, krampflösend, blähungswidrig, herzstärkend und vitalisierend. Sie wird zur Behandlung von nervösen Herz-, Magen- und Darmbeschwerden eingesetzt. In der Küche verleihen frische Melissenblätter einen zitronigen Geschmack. Die Blätter sollte man den Speisen zum Schluss beifügen, da die Melisse beim Mitkochen den Geschmack weitgehend verliert.
Quinoasalat mit Zitronenmelisse
Zutaten
• 3 dl Gemüsebrühe
• ¼ TL Kurkuma
• 150 g Quinoa (Herkunft Schweiz)
• Ca. ½ TL Salz, frischgemahlenen Pfeffer
• 6 EL Essig Balsamico
• 6 EL Olivenöl
• 150 g Rüebli
• 1/2 Gurke
• 15o g Mini-Mozzarella oder vegane Alternative
• 2 EL feingeschnittene Zitronenmelisse
• 8 Erdbeeren
• Blütenblätter einer Rose
• einige Zitronenmelissenblätter zum Dekorieren
Hier geht es zur Zubereitung www.egk.ch/zitronenmelisse#rezept
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Hanf.
Der weiss blühende Durchwachsene Wasserdost (Eupatorium perfoliatum).
Wasserdost. Diese enthalten keine PA. Als Teepflanze darf das frische Kraut nicht länger als ein bis zwei Wochen konsumiert werden. Bei einer beginnenden Erkältung 1 Teelöffel zerkleinerte Blätter über Nacht in 250 ml Wasser einlegen und über den Tag verteilt schluckweise trinken. Wasserdost schmeckt ähnlich bitter wie Wermut. Bittertees sollten nicht gesüsst werden, da sie sonst ihre verdauungsfördernde Wirkung verlieren. Wer keinen bitteren Tee mag, kann die Tinktur einnehmen. Der Wasserdost lässt sich gut mit dem roten Sonnenhut und der Kapuzinerkresse kombinieren, beides sind Heilpflanzen, welche das Immunsystem stärken. Sie eignen sich als Intervalltherapie. Das heisst: Drei Tage einnehmen, drei Tage Pause. Diesen Zyklus dreimal wiederholen.
Besteht der Verdacht auf eine Überempfindlichkeit gegenüber Korbblütlern, geben Sie wenig Pflanzensaft auf die Ellenbeuge. Tritt innert zehn Minuten keine Hautreaktion auf, kann die Arznei verwendet werden.
Der durchwachsene Wasserdost (Eupatorium perfoliatum)
Der aus Nordamerika stammende durchwachsene Wasserdost und viele verwandte Arten werden von indigenen Heilkundigen seit langer Zeit sehr erfolgreich zur Behandlung verschiedener Krankheiten eingesetzt. Oft sind es winzige Mengen, die eingenommen werden. Der durchwachsene Wasserdost hat für das Überleben der frühen Siedler*innen aus Europa eine wichtige Rolle gespielt. Die Heilerfolge bei schweren Fiebererkrankungen wie Gelbfieber und Malaria trugen dazu bei, dass die Heilpflanze zu einer Standardarznei der amerikanischen Materia medica des neunzehnten Jahrhunderts wurde. Heinz J. Stammel hat in seinem spannenden Buch «Die Apotheke Manitous» die Pflanzenmedizin der indigenen Bevölkerung Nordamerikas ausführlich beschrieben. Eine indische Studie aus dem Jahr 2017 konnte zeigen, dass die homöopathische Arznei Eupatorium perfoliatum C30 gegen Dengue-Fieber wirksam ist.
Als homöopathisches Arzneimittel wird Eupatorium perfoliatum bei Fieber, Erkrankungen der Luftwege und Erkältung eingesetzt. Studien belegen, dass sich durch die Einnahme von Eupatorium perfoliatum die Dauer eines grippalen Infektes um bis zu 50 % reduzieren lässt. Durch die Freisetzung von Chemokinen und der Vermehrung der Makrophagen unter Verstärkung ihrer Aktivität erzeugt Wasserdost eine signifikante antivirale Wirkung. Leitsymptome der Arznei sind starke Schmerzen in Knochen und Muskeln, Zerschlagenheitsgefühl, Erschöpfung mit gleichzeitiger Unruhe, Hitzewallungen abwechselnd mit Schüttelfrost und unstillbarer Durst.
Der Garten, meine Hausapotheke
Ich habe aus dem Wald ein paar Wasserdost-Pflanzen in den Garten geholt. Wenn ich mich nicht fit fühle, esse ich ein paar frische Blätter oder gebe diese in eine Teemischung. Der Kontakt zur Pflanze hat mir das Vertrauen geschenkt, sie zu verwenden. Da ich sie nur selten und in kleinen Dosen konsumiere, habe ich keine Bedenken wegen irgendwelchen toxischen oder kanzerogenen Stoffen. Im Gegenteil – ich bin überzeugt davon, dass auch diese eine gesundheitserhaltende Wirkung haben. Wie bereits Paracelsus sagte: «In allen Dingen ist ein Gift und es ist nichts ohne Gift. Es hängt allein von der Dosis ab, ob ein Ding ein Gift ist oder nicht.»
Yves Scherer
Yves Scherer ist Herbalist, diplomierter Naturheilpraktiker und visueller Gestalter. Er unterrichtet Phytotherapie an verschiedenen Fachschulen und bietet eine eigene Ausbildung in Pflanzenheilkunde und Kräuterwanderungen an: www.medizingarten.ch / www.medizinwald.ch
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HEILPFLANZE | WASSERDOST
Wetterzeichen
Regnet's am Siebenschläfertag, es noch sieben Wochen regnen mag
Am Sommeranfang sind die Tage am längsten. Zudem verändert sich die Tageslänge über Wochen kaum merklich. Dies führt oft zu stabilen Wettersituationen.
Egal ob ein Azorenhoch oder ein Islandtief vorherrscht, die WetterlagenMuster mit den dazugehörigen Hoch- und Tiefdruckgebieten bleiben dann hartnäckig über längere Zeit bestehen. Aus dieser Situation ist die folgende Bauernregel entstanden: «Regnet's am Siebenschläfertag, es noch sieben Wochen regnen mag.» Mit dem Siebenschläfertag ist der 27. Juni gemeint, dessen Ursprung in einer frühchristlichen Legende zu finden ist. Zur Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Decius sollen sich sieben Brüder, in einer Höhle bei Ephesos versteckt haben, um den Verfolgern zu entgehen. Nach der Legende sind sie dort in einen tiefen Schlaf gefallen und erst etwa zweihundert Jahre später wieder aufgewacht.
Die Siebenschläfer-Regel trifft in etwa zwei von drei Jahren zu. Allerdings darf man diese Regel nicht wörtlich interpretieren. Es ist nicht nur der 27. Juni massgebend und es müssen auch nicht sieben Wochen sein. Berücksichtigt man die Gregorianische Kalenderreform liegt der entsprechende Zeitraum sogar erst beim 7. Juli. In der Essenz besagt die Siebenschläfer-Regel: So wie sich das Wetter im Zeitraum Ende Juni/Anfang Juli verhält, wird es erfahrungsgemäss noch eine Weile andauern.
Andreas Walker
Extrem tiefer Sommervollmond
Am 20. Juni beginnt der Sommer. Zugleich ist dieses Datum der längste Tag des Jahres und die Sonne erreicht ihren Höchststand von 66 Grad. Beim Vollmond ist es gerade umgekehrt. Die Nacht vom 21. auf den 22. Juni ist die kürzeste Vollmondnacht. Dabei erreicht der Vollmond einen Höchststand von nur 13 Grad.
Dieses Phänomen wird durch die Neigung der Erdachse verursacht. Dadurch steigt die Sonne im Sommer am höchsten und zieht im Winter auf ihrer tiefste Bahn. Beim Vollmond ist es gerade umgekehrt. Dieser ist im Winter am höchsten und zieht im Sommer auf seiner tiefsten Bahn. Es kann im Juni also durchaus sein, dass in einem Tal der Vollmond gar nie sichtbar wird, da er sich nicht über die
Berge zu erheben vermag. Diese extrem tiefe Sommer-Vollmondbahn tritt nur alle 18 Jahre auf.
Auf dem Bild wurde diese Situation durch eine Mehrfachbelichtung im Stundentakt im Jahre 2006 auf einen Negativ-Film aufgenommen. Die Höhe einer durchschnittlichen Sommer-Vollmondbahn beträgt so viel wie die Höhe der Sonne am Winteranfang, nämlich 19 Grad. Aus den gleichen Gründen wird die Winter-Vollmondbahn dieses Jahr in der Nacht vom 15. auf den 16. Dezember einen 18-jährigen Höchstwert von 71 Grad aufweisen. Die durchschnittliche Höhe im Winter beträgt beim Vollmond 66 Grad.
Andreas Walker
Sternengucker
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WETTERZEICHEN & STERNENGUCKER
So macht Gärtnern Freude –Selbstversorgung aus dem eigenen Garten. 1
Selbstversorgung aus dem Garten
Das Gefühl, aus dem eigenen Garten Gemüse, Beeren, Obst und Kräuter ernten zu können, ist grossartig. Umso mehr, da unsere Lebensmittel immer häufiger aus Hightech-Produktion stammen, wo die Pflanzen nie die Erde berührt haben … zuhause hingegen, am besten im Hochbeet kultiviert und nach Bedarf geerntet, da weiss man noch, was auf den Teller kommt!
Irène Nager, JardinSuisse
Obst, Beeren und vor allem Gemüse gelten als sehr gesund. Kein Wunder, sie strotzen nur so von bekömmlichen Inhaltsstoffen wie Vitaminen, Mineralien, Bitterstoffen, Pektinen oder sekundären Pflanzenstoffen wie Karotinoiden, Flavonoiden, Anthocyanen und Konsorten. Dem gegenüber steht der Trend zu immer intensiverer, ja industrieller Produktion von Lebensmitteln. Transport und Lagerung kann die Qualität beeinflussen. Kommt hinzu, dass in der Massenproduktion bereits während der Kulturzeit verschiedene Hilfsstoffe eingesetzt werden, um die Ernte sicherzustellen. Es ist also nicht klar, was damit auf den Tisch kommt.
Vom Garten direkt auf den Teller
Der Kontrast zwischen der bedarfsgerechten Ernte aus dem heimischen Hochbeet und der industriellen Produktion könnte nicht grösser sein. Man kann das heimische Hochbeet auf Balkon und Terrasse oder den
Garten auch als lebendiges «Lager» verstehen, das sich –zwar mit etwas Geduld – aber laufend und wie von selbst erneuert. Ganz nach den Grundsätzen «nachwachsender Rohstoffe».
Renaissance der Selbstversorgung
Selbstversorgung gibt uns ein gutes Gefühl der Sicherheit. Es ist Ausgleich und Muse einer Gesellschaft, die sich den Luxus nimmt, in der Erde zu wühlen, leidenschaftlich zu pflanzen, mit Wonne zu ernten und zu einem gesunden Essen zu verarbeiten.
Wer eine kleine Gartenecke und 2–3 Hochbeete verfügbar hat, wird bei geschickter Fruchtfolge, etwas Erfahrung und Pflege fast täglich das eine oder andere Erntegut aus Eigenproduktion auf den Teller zaubern können – zumindest von März bis Oktober. Selbst kultivieren ist bedarfsgerechter, gesünder, nachhaltiger und schont erst noch das Klima … die Tatsache, dass die Ernte saisonal ist, kommt den An-
63 GARTEN | NATUR & FREIZEIT
forderungen in der heimischen Küche entgegen. Man kocht und isst, wie früher, was gerade Erntezeit hat und reif wird – sympathischer geht’s kaum …
Was sind die neusten Trends?
Viele Gemüse und Früchte, die früher nur bedingt in unseren Regionen angebaut werden konnten, gedeihen heute recht problemlos. Das liegt sicher nicht nur an den tendenziell weniger harten Wintern, sondern hat wesentlich mit der Züchtung neuer, robuster Sorten zu tun. So gibt es inzwischen Tomaten, die im Freiland gedeihen, ohne an Braunfäule zu erkranken. Chili, Baumchili und Andenbeeren bereichern die Palette und sogar neue Melonensorten machen den Anbau bei uns mehr und mehr zum Erlebnis. Bei den Kartoffeln dürften sich in den nächsten Jahren zumindest für den Kleingarten neue, braunfäuleresistente Sorten durchsetzen. Spannende neue Knollengewächse, die ins Interesse der Gärtner rücken sind Yacon (Smallanthus), Oca (Oxalis), die Süsskartoffel (Ipomoea).
Süsskartoffeln
Süsskartoffeln auf dem Teller sind inzwischen bekannt. Die gesunden, süssen Knollen enthalten Inulin, ein Ballaststoff, der den Darm in Schwung bringt, den Blutzuckerspiegel positiv beeinflusst und sogar den Cholesterinspiegel senken soll. Süsskartoffeln haben mit unseren klassischen Kartoffeln nichts am Hut. Es handelt sich um ein wärmeliebendes und doch robustes Windengewächs (Ipomoea batata) aus Südamerika. Dass sie auch hierzulande angebaut werden können, ist weniger geläufig. Seit Jahren sind hell- und dunkellaubige Zier-
sorten verbreitet, die sich als kriechend-hängende Strukturpflanzen elegant um klassische Balkonblüher schmiegen. Diese Ziersorten machen zwar nur kleine Knollen, beim Abräumen der Kistchen im Herbst wundert man sich dennoch nicht selten über die unerwartete Ernte. Ertragssorten haben geringeren Zierwert, 2–3 kg Knollen pro Pflanze sind aber auch im Hausgarten keine Seltenheit. Zudem kann man das Laub wie Spinat zubereiten, es schmeckt wunderbar. Bloss sollte nicht zu viel auf einmal abgeerntet werden, um die Pflanzen nicht unnötig zu schwächen. Gegenüber Kartoffeln haben die Süsskartoffeln einige Vorteile: sie sind robuster, Wetterschwankungen machen ihnen wenig aus, sie kriegen keine Braunfäule, brauchen keine Pflege, kein Anhäufeln, kein Päppeln, bloss Wasser und Dünger. Ab Mitte Mai einfach die jungen Pflanzen in den Boden drücken und los geht’s. Einziger Wermutstropfen: auch Mäuse lieben die Knollen …
Federkohl
Vielleicht haben Sie schon von «Kale» gehört, dem «coolen Kohl aus den USA»? In den Staaten gilt er als absolutes Trendgemüse und natürlich auch als Superfood. Kale ist jedoch nichts anderes als der amerikanische Name für Federkohl (Brassica oleracea var. sabellica), auch als Grünkohl bekannt. Er verfügt über reichlich knochenstärkendes Kalzium, er ist sogar das kalziumreichste Gemüse überhaupt. Bereits 100 Gramm roher Federkohl enthält die gleiche Menge Kalzium wie zwei Deziliter Milch. Das typische Wintergemüse übersteht Frost bis -15 Grad nicht nur ohne Probleme, sondern wird dadurch sogar noch geschmackvoller.
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Andenbeere
Die Andenbeere (Physalis peruviana) ist eine früher oft verschmähte Garnitur auf dem Dessertteller. Es handelt sich zwar um eine Beere, die Pflanze wird jedoch einjährig kultiviert, in der Regel zusammen mit Gemüsesetzlingen angeboten und lässt sich auch prima neben Gemüse kultivieren. Sie wächst allerdings recht hoch und ausladend, braucht also Platz. Ein warmer, sonniger Standort vorausgesetzt, erntet man ab Mitte Juli unablässig bis zum Spätherbst. Die süss-sauer schmeckende Beere ist eine gesunde Vitaminbombe, perfekt als Beigabe in Müesli oder Salate. Reich an Vitamin C, Betacarotin und Vitamin A, soll unterstützend auf die Sehkraft sowie auf das Nerven- und Immunsystem wirken.
Wenn man Gemüse und Früchte im eigenen Garten hegt und pflegt, frisch pflückt und verarbeitet, sind sie gesünder als solche aus dem Supermarkt, da sich die enthaltenen Vitamine bei Lagerung und beim ungekühlten Transport schnell abbauen. Ausserdem ist der Vitamingehalt erst dann am höchsten, wenn die Früchte auch wirklich reif sind.
Viele pflanzliche Lebensmittel werden jedoch vor ihrem optimalen Reifegrad geerntet, um bei Ankunft in der Schweiz noch «frisch» zu sein. Importierte Lebensmittel sind zudem oft mit Spritzmitteln behandelt, um sie haltbarer zu machen. Es liegt also auf der Hand, dass immer mehr Gartenfreunde ihren Bedarf an Gemüsen und Früchten mehr und mehr aus dem eigenen Garten decken wollen …
2 Tomaten und andere «Gfrörlis» werden erst nach den Eisheiligen ausgepflanzt.
3 Beliebt, gesund und auch im Winter verfügbar: der Federkohl, Superfood der Extraklasse.
4 Die Andenbeere liefert ab Juli laufend süsssaure Früchte – perfekt fürs Müesli oder den Salat.
5 Bereits ab April kann man erste Gemüse aus eigenem Anbau ernten.
5 Tipps zum perfekten Kultur-Start
Ein guter Start ist oft schon die halbe Miete! Deshalb gilt es, bereits bei der Planung einige Dinge zu beachten:
1. Nur vitale, abgehärtete Setzlinge kaufen.
2. Sofort nach dem Einkauf pflanzen, angiessen nicht vergessen.
3. Schnecken lieben Setzlinge über alles: in dieser heiklen Phase ist vorbeugen besser als sich hinterher darüber ärgern …
4. Bis Mitte Mai, wenn späte Nachtfroste angesagt sind, die Pflänzchen über Nacht mit Vlies abdecken.
5. Jungpflanzen etwas Dünger verabreichen (ca. 100 g/m2).
JardinSuisse
JardinSuisse ist der Unternehmerverband Gärtner Schweiz. Ihm gehören 1700 Betriebe des Garten- und Landschaftsbaus, der Topflanzen- und Schnittblumenproduktion, der Baumschulproduktion sowie des Gärtnerischen Detailhandels an.
Er bietet seinen Mitgliedern eine umfassende Palette an Dienstleistungen. Dazu gehören die Beratung, die Unterstützung bei der Werbung, die Zertifizierung von Produktionsbetrieben und vieles anderes mehr. Der Verband betreut zudem die gärtnerische Berufsbildung von der Grundbildung bis zur Ausbildung zum Gärtnermeister.
65 GARTEN | NATUR & FREIZEIT
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Grüne Lunge im Wandel der Zeit
Der Schweizer Wald weist europaweit die höchste Dichte an Bäumen auf. Fast ein Drittel des Landes ist mit Wald bedeckt. Das war nicht immer so. In früheren Jahrhunderten litten viele Wälder unter einer intensiven Nutzung. Heute setzen ihnen der Klimawandel und Baumkrankheiten zu.
Fabrice Müller
Über 130 Baum- und Straucharten sind im Schweizer Wald heimisch. «Schweizer Wälder sind äusserst vielfältig», sagt Dominik Brantschen, wissenschaftlicher Mitarbeiter von WaldSchweiz, dem Verband der Waldeigentümer. Vom feuchten Auenwald über klassische Buchenhaine bis hin zu alpinen Nadelwäldern findet sich alles. Auf einer Waldfläche von einer Hektare wachsen im Schnitt 350 Kubikmeter Bäume. Diese Dichte ist, so Dominik Brantschen, europaweit am höchsten. Zu den drei häufigsten Bäumen in den hiesigen Wäldern zählen die Fichte (Rottanne), Buche und Weisstanne. Mit fast 1,3 Millionen Hektaren bedeckt die Waldfläche etwa einen Drittel der Landesfläche der Schweiz (siehe auch Info-Box).
Forstpolizeigesetz brachte die Wende Das war jedoch nicht immer so: In prähistorischer Zeit war der Wald im Gebiet der Schweiz nicht eine Landschaftsform unter anderen, sondern der naturräumliche Urzustand, wie im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS) zu erfahren ist. Mit der Sesshaftwerdung begann der Mensch, Siedlungs- und Kulturland auf Kosten des Waldes zu gewinnen. Durch intensive Nutzung für Rohstoffbeschaffung und Weidgang wurde der Wald immer mehr zu einem Teil des agrarischen Lebens- und Produktionsraumes. Bis zur Einfuhr von Kohle und später Erdöl war Holz der Energieträger Nummer 1.
Nach 1800 prägten eine starke Waldnutzung den Zustand der Wälder. Durch die Abholzung zur Holzgewinnung ohne Wiederbewaldung und durch die nachfolgende landwirtschaftliche Nutzung nahm die Waldfläche in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ab. Mit dem ersten Forstpolizeigesetz, das 1876 in Kraft getreten war, wurde die bis dato intensive und unkontrollierte Nutzung des Waldes gebremst. Das revolutionär Neue am Forstpolizeigesetz von 1876 war, so
Dominik Brantschen, sein Grundsatz der Nachhaltigkeit: Die Erkenntnis, dass jede Generation Anrecht auf die gleichen Ertragsmöglichkeiten haben soll, dass immer nur die Zinsen – das nachwachsende Holz – genutzt werden dürfen, dass das Kapital – der Holzvorrat – aber unangetastet bleiben soll. Das Forstpolizeigesetz von 1876 war und ist internationales Vorbild. Nach dem starken Wirtschaftswachstum in der Nachkriegszeit trat die ökologische und freizeitliche Bedeutung des Waldes in den Vordergrund.
Naturnahes Ökosystem
Der Wald spielt eine wichtige Rolle für die Biodiversität: Etwa 40 Prozent der Pflanzen, Tiere und Pilze sind laut Bundesamt für Umwelt (BAFU) in der einen oder anderen Form auf den Lebensraum Wald angewiesen. 25 000 Pflanzen- und Pilzarten leben in den Schweizer Wäldern. Der Schweizer Wald ist dank naturnaher Bewirtschaftung grösstenteils ein relativ naturnahes Ökosystem. Die Bodenkundlichen Gesellschaften der Schweiz und Deutschland haben deshalb den Waldboden 2024 zum «Boden des Jahres» erkoren.
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Der Wald spielt eine wichtige Rolle für die Biodiversität. »
67 WÄLDER IN DER SCHWEIZ | NATUR & FREIZEIT
Laut einer WSL-Studie über die Bedeutung der Waldböden und ihrer standörtlichen Vielfalt für die Klimaregulation versorgen Waldböden die Pflanzen mit Wasser und Nährstoffen für ihr Wachstum, tragen zu sauberem Trinkwasser bei, sind Lebensraum für zahlreiche Organismen und regulieren die Stoffflüsse von Wasser, Kohlenstoff und Nährstoffen. Nicht zuletzt leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz.
Einfluss der Globalisierung
Einen wesentlichen Einfluss auf die Art und den Zustand der Wälder hat der Mensch. Die Römer*innen etwa importierten Bäume wie Kastanien oder Nussbäume aus dem Mittelmeerraum. Vor dem ersten Forstgesetz von 1876, als der Wald besonders intensiv genutzt und nicht konsequent aufgeforstet wurde, präsentierten sich die Wälder oft lichtdurchflutet und alles andere als dicht. Dies hatte einen Einfluss auf den Baumarten-Mix: Lärchenwälder, wie man sie etwa im Wallis antrifft, brauchen viel Licht zum Wachsen. Je dichter der Wald wurde, umso mehr setzte sich dort beispielsweise die Fichte durch.
Ein anderes Beispiel sind Buchen in ehemaligen Eichenmittelwäldern: Diese benötigen weniger Licht und Raum zum Wachsen, als Lärchen oder Eichen, wie Dominik Brantschen begründet. Mit der Globalisierung habe sich die Baumvielfalt zusätzlich erhöht, indem sich nicht immer erwünschte Neophyten wie etwa Robinie, Götterbaum oder Hanfpalme, die oft aus Gärten stammen, in den Wäldern breit machen. Andere Baumarten hingegen sind stark zurückgegangen:
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Die Diversität der Bewirtschaftungsformen in der Schweiz ist eine grosse Chance im Kampf gegen den Klimawandel. »
Wald- und Wytweiden sind mit Gehölzen durchsetzte Weiden auf futterbaulich und forstwirtschaftlich genutzten Flächen. Sie sind typisch für die Jurahöhen, kommen aber auch in anderen Bergregionen vor.
Die Ulmen werden seit den 1970er-Jahren wegen eines aus Asien stammenden Pilzes stark zurückgedrängt; und seit 2008 leiden die Eschen am Eschentriebsterben, ausgelöst durch den aggressiven Pilz Hymenoscyphus pseudoalbidus aus Ostasien.
Folgen des Klimawandels
Die Klimaveränderungen sind laut Niklaus E. Zimmermann von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL eine weitere Belastung für die Wälder. «Die meisten Baumarten können mit Klimavariabilität umgehen. Extreme haben vor allem dann eine starke Wirkung, wenn sie die physiologische Toleranz einer Baumart beeinflussen.» Der fortschreitende Klimawandel verstärke das Risiko, dass Bäume diesen zunehmenden (Trocken-)Extremen nicht mehr gewachsen sind. Für die Schweiz bedeute dies längerfristig: Arten verschieben sich in höhere Lagen; sie verschwinden lokal und breiten sich in Regionen aus, die neu geeignet sind. Dominik Brantschen erinnert an das Jahr 2018, als aufgrund der hohen Trockenheit beispielsweise in der Region Basel und in der Ajoie ganze Buchenwälder vertrockneten. Angesichts des Klimawandels stehen, so Dominik Brantschen, die drei in der Schweiz häufigsten Baumarten Fichte, Buche und an gewissen Standorten auch die Tanne besonders in tiefen Lagen auf der Verliererseite. Auch der Kastanie auf der Alpensüdseite fällt es schwer, mit dem aktuellen Klimawandel wie auch mit eingeschleppten Arten umzugehen.
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Dagegen weisen die Eiche, Linde, Mehlbeere und Douglasie eine bessere Habitateignung auf. Resistenter gegen die Folgen des Klimawandels wie auch gegen andere Einflüsse sind laut Dominik Brantschen strukturreiche Wälder wie etwa die sogenannten Plenterwälder. Es handelt sich dabei um bewirtschaftete Hochwälder. Im sich stetig verjüngenden Dauerwald, in dem Bäume aller Dimensionen kleinstflächig bis einzelstammweise vermischt sind, herrsche ein besseres Gleichgewicht unter den Baumgenerationen, was die Wiederbewaldung nach Störungen vereinfache. Schlussendlich sei aber laut Dominik Brantschen gerade die Diversität der Bewirtschaftungsformen in der Schweiz eine grosse Chance im Kampf gegen den Klimawandel.
5,2 Millionen Kubikmeter
im Jahr 2022
Bis Mitte der 1950er- und 1960er-Jahre wurde der Wald vor allem als Holzlieferant für Bau- und Brennstoff sowie für die Köhlereien genutzt. Mit dem Aufkommen der fossilen Brennstoffe nahm der Druck auf den Wald als Brennholzlieferant ab.
Seit Ende des 20. Jahrhunderts stand immer mehr, auch aufgrund des Waldsterbens, die Aufgabe als Schutzwald im Zentrum. Die Schweizer Holzernte belief sich 2022 auf 5,2 Millionen Kubikmeter – ein Plus von vier Prozent im Vergleich zu 2021, wie aus dem Jahrbuch Wald und Holz, herausgegeben vom Bundesamt für Umwelt (BAFU), zu erfahren ist. Nach wie vor
Schweizer Wald in Zahlen
In der Schweiz sind 31 Prozent der Fläche bewaldet. Gemäss der Schweizerischen Forststatistik betrug die Bewaldung 2022 im Jura 48, im Mittelland 23, in den Voralpen 37, in den Alpen 24 und auf der Alpensüdseite 50 Prozent. Gemäss der Schweizer Forststatistik umfasst die von den Kantonen erhobene Waldfläche 1 272 527 Hektaren. Das entspricht einer Flächenzunahme gegenüber 2021 von insgesamt 1931 Hektaren. 18 Prozent der gesamten Waldfläche entfallen auf den Jura, ebenfalls 18 Prozent liegen im Mittelland, 19 Prozent in den Voralpen, 31 Prozent in den Alpen, und die Alpensüdseite weist einen Anteil von 14 Prozent auf. Knapp 901 000 Hektaren bzw. 71 Prozent der Schweizer Wälder sind im Eigentum der öffentlichen Hand. Die privaten Eigentümer*innen besitzen 372 000 Hektaren oder 29 Prozent der Waldfläche.
Quelle: Jahrbuch Wald und Holz, herausgegeben vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) www.bafu.admin.ch wird in der Schweiz aber deutlich weniger Holz genutzt, als wieder nachwächst. Die Energiekrise, die Nachfrage nach Bauholz und die dadurch steigenden Verkaufspreise für Holz haben die Holzernte laut dem Jahrbuch auch für private Waldbesitzer*innen wieder wirtschaftlich interessant gemacht. Trotzdem sind Kahlschläge, wie man sie zum Beispiel aus Nordamerika kennt, in der Schweiz gesetzlich verboten. Wenn Lücken in den Wald geschlagen werden, dann, so Dominik Brantschen, immer auch mit dem Ziel, Platz für andere, klimatauglichere Baumarten zu schaffen.
Testpflanzungen für die Forschung
Wie wird der Schweizer Wald in Zukunft aussehen? Kantonale Forstdienste, Forstbetriebe, Baumschulen und Forschende der WSL haben zwischen Herbst 2020 und Frühjahr 2023 ein Netzwerk von 57 Testpflanzungen zukunftsfähiger Baumarten in der ganzen Schweiz geschaffen.
Mehr als 55 000 Bäumchen werden über mehrere Jahrzehnte beobachtet und liefern Informationen zur Eignung der Baumarten im Klimawandel. Das Testpflanzungsnetzwerk ist eine einzigartige Infrastruktur für Forschung und Praxis und liefert wichtige Daten für neue Ideen und Projekte.
www.waldschweiz.ch
www.wsl.ch
69 WÄLDER IN DER SCHWEIZ | NATUR & FREIZEIT
Achtsamkeitstrail Seetal –
das Jetzt lieben lernen
Im letzten Jahr wurde im Aargauer Seetal der erste Achtsamkeitstrail der Schweiz eröffnet. Acht Posten laden dazu ein, im Hier und Jetzt zu verweilen.
Christian Bauer
Es ist das Kostbarste, das wir besitzen: das Jetzt. Die Vergangenheit ist kaum mehr als eine Erinnerung und die Zukunft existiert nur in unseren Gedanken. Das Leben aber findet jetzt statt. Und jetzt. Und jetzt.
Doch anstatt den Moment zu leben, hängen wir Menschen in einem Gedankenkarussell zwischen Vergangenheit und Zukunft fest. Auf das Gewesene schauen wir mit Wehmut zurück und auf das Zukünftige blicken wir mit Sorgen – während der glücksbringende Augenblick unbemerkt an uns vorbeirauscht. Dass man dieses Dilemma nur mit Übungen und Willensanstrengung überwinden kann, erkannten die Weisheitslehren der Menschheit schon vor Tausenden Jahren. Buddhismus, Christentum, die Stoa oder in heutiger Zeit solche Lehrer wie Eckhart Tolle geben Anregungen für ein Leben, das stärker im Jetzt verwurzelt ist.
Achtsamkeit ist eine Lebenseinstellung Abgelöst von jeglichem religiösen und spirituellen Überbau hat sich in der westlichen Hemisphäre das Konzept der Achtsamkeit herausgebildet, das man im Englischen mit dem Begriff «mindfulness» bezeichnet.
«Achtsamkeit ist das Leben im Hier und Jetzt, ohne zu bewerten», so fasst Jörg Kyburz, Gründer der Akademie für Achtsamkeit und Resilienz in Lenzburg AG, das Konzept zusammen. Kyburz, der den Weg zur Achtsamkeit aufgrund eines Schicksalsschlages fand, lebt seit nunmehr 16 Jahren nach deren Prinzipien – und fand eine neue Lebensqualität. Nach einer düsteren Krebsdiagnose pilgerte der ehemalige Polizist auf dem Jakobsweg, wo er mit den Ideen der Achtsamkeit in Berührung kam. Seine Lebenseinstellung fasst der 62-Jährige folgendermassen zusammen: «Ich bin es mir wert, mir Sorge zu tragen.» Allerdings kommt diese Lebensfreude mit einem «Haken» daher: Wer achtsam leben will, muss üben, üben, üben. Um Menschen den Zugang zu einem achtsamen Leben zu erleichtern, gründete Kyburz zunächst die Akademie für Achtsamkeit und realisierte im Auftrag von Seetal Tourismus im letzten Jahr den ersten Achtsamkeitstrail der Schweiz.
Erster Achtsamkeitstrail der Schweiz
Durch das liebliche Aargauer Seetal, durch Wiesen und Wälder und über sanfte Hügel mit weiten Blicken, schlängeln sich zwei Routen, die sowohl mit dem E-Bike, dem Velo als auch zu Fuss bestritten werden können: ab
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Lenzburg bis zum Hallwilersee (31 Kilometer) und um den Baldeggersee (44 Kilometer). An je vier Posten, liebevoll als «Raststätten zum kleinen Glück» bezeichnet, laden Übungen dazu ein, sich auf das Jetzt zu besinnen. Da gilt es, sich auf den Atem zu konzentrieren, barfuss dem Untergrund nachzuspüren oder ein Kunstwerk aus Naturmaterialien zu erschaffen – oder aus Flusskiesel ein Steinmännchen aufzuschichten, was durchaus frustrierend sein kann. Aber wie lautet die grundlegende Prämisse der Achtsamkeit? Die Situation ohne Bewertung annehmen. Gar nicht so leicht, wenn die Steine immer wieder herunterrutschen. Also: Neuen Kiesel suchen, langsam auflegen, vorsichtig bewegen, alles Störende ausblenden. Umso grösser die Freude, wenn man es schlussendlich geschafft hat. Doch das Ergebnis ist beim Steinmannlibauen nebensächlich, das Aufschichten der runden Kiesel ist ein Hilfsmittel, um im Moment anzukommen – Freuen darf man sich über seine Leistung natürlich trotzdem. Jede der acht Übungen regen zudem zum Nachsinnen an, während man durch die Bilderbuchlandschaft des Seetals radelt. Bei den Steinhaufen ist es die Dankbarkeit. Mit jedem Stein soll man sich eine Situation in Erinnerung rufen, für die man dankbar ist. «Die Steinmannli sind eine meiner liebsten Posten», so Kyburz. «Denn der Ort verändert sich durch die vielen Besucher*innen ständig.»
Individuell oder als Gruppe
Der Achtsamkeitstrail kann individuell oder in kleinen Gruppen erlebt werden. Die Übungsanweisungen sind auf Stehlen angebracht, zusätzlich bieten QR-Codes Zugang zu ergänzenden Audiodateien (Handy und Kopfhörer mitnehmen!). Für grössere Gruppen besteht zudem die Möglichkeit, mit einem Achtsamkeitstrainer die Trails zu erkunden, der nebst den angegebenen Übungen noch vertiefende Inputs gibt. Besonders gerne werde das Angebot von Kadergremien angenommen, so Kyburz, die einen Ausgleich zu ihrer stressvollen Verantwortung suchen.
Insgesamt acht Posten laden zum Verweilen ein.
Jörg Kyburz, Gründer der Akademie für Achtsamkeit und Resilienz in Lenzburg AG.
Achtsamkeit für zu Hause –die STOP-Übung
S – Stop: Halte inne und bringe dich in den gegenwärtigen Moment.
T – Take a breath: Nimm einen bewussten Atemzug.
O – Observe: Beobachte deine Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen, ohne sie zu bewerten.
P – Proceed: Entscheide bewusst, wie du handeln möchtest und führe deine Handlungen mit Achtsamkeit aus.
«Wir laden auf dem Achtsamkeitstrail die Menschen ein, den gegenwärtigen Moment wieder schätzen und lieben zu lernen», betont Kyburz. Denn das Leben ist jetzt. Und jetzt. Und jetzt.
www.seetaltourismus.ch
www.aargautourismus.ch
Der Trail kann auch mit dem E-Bike bestritten werden.
71 ACHTSAMKEITSTRAIL | NATUR & FREIZEIT
Kreidefelsen auf der Insel Rügen.
Hier geraten nicht nur
Romantiker ins Schwärmen
Sanfte Wellen und lange Strände, weisse Felsen und weite Wälder: Die Ostsee ist eine faszinierende Region – und selbst bei Regen ein Erlebnis.
Dominik Buholzer
So, ihr wagt euch also rauf?», fragt uns die Aufsicht unten am Adlerhorst lachend. Wir wollen auf den Aussichtsturm des Baumwipfelpfades Rügen. Doch es regnet. Vertikal. Damit muss man am Meer rechnen. Die Einheimischen sind sich solches Treiben gewöhnt. Doch der Fremde blickt ein wenig besorgt nach oben. Aber alles kein Problem. Beim Naturerbe Zentrum Rügen, zu dem der Pfad gehört, hat man stets ein Auge aufs Wetter. Wird es zu kritisch, ist der Spaziergang über den insgesamt 1250 Meter langen Baumwipfelpfad nicht möglich.
Wir haben Glück. Sanft schraubt sich der Weg den 40 Meter hohen Turm hinauf. Der Steg ist stufenlos, damit er auch mit Rollstühlen oder Kinderwagen leicht zu bewältigen ist. Oben wird man mit einem beeindruckenden Blick auf die Rügener Buchenwälder und die Ostsee belohnt. Wer Glück und die Sonne auf seiner Seite hat, der kann die Kirchturmspitzen von Stralsund und die Rügenbrücke erblicken. Oder einen der Seeadler, die hier ihre Runden drehen.
Ganz in der Nähe der Königsstuhl mit seinen imposanten Kreidefelsen. Diese brachten schon Carl David Friedrich ins Schwärmen, den grossen deutschen Maler und Vertreter der Romantik, dessen 250. Geburtstag heuer gefeiert wird. Seit gut einem Jahr gibt es einen Skywalk, von dem aus man einen fantastischen Blick auf die spektakuläre Felspartie und das Meer hat.
Noch näher als der Königsstuhl liegt Binz, der grösste Ferienort auf Rügen. Wahrzeichen des Ostseebades ist seit 115 Jahren das Kurhaus. Kaiserin Auguste Viktoria gehörte zu den ersten Gästen in Binz' erster Adresse. Auch Altkanzlerin Angela Merkel verlor schon lobende Worte über ihren Aufenthalt bei der Grande Dame der Binzer Bäderarchitektur.
Das Kurhaus verleiht Binz Glanz
Das Haus hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Bauen liessen das Gebäude Berliner Bankiers 1888. Später gelangte es in den Besitz der Gemeinde Binz, die es aufgrund der Folgen des Ersten Weltkrieges aber an
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eine Investorengruppe um den Ungarn Adalbert KabaKlein verkaufen musste. Dieser wurde später von den Nationalsozialisten enteignet, kehrte nach dem Krieg wieder zurück und wurde wenig später ein weiteres Mal enteignet: dieses Mal von der DDR-Führung. Seit der Wende gehört das Kurhaus der Travel Charme Hotelgesellschaft. Das Kurhaus Binz verfügt heute über 137 Zimmer, Suiten und Residenzen und wurde zu den «101 Besten Hotels Deutschland» gewählt. «Sie haben es gut», lautet der Slogan des Hauses. Dies ist nicht aus der Luft gegriffen. Es lebt sich fürstlich hier.
Der Glanz des Kurhauses widerspiegelt sich auch an den zahlreichen Villen, die die Promenade säumen. Prächtige Bäderarchitektur, ein historischer Ortskern und eine Promenade zum Flanieren, ein fünf Kilometer langer Sandstrand, spektakuläre Sonnenaufgänge: Binz bietet so ziemlich alles, was es für einen Aufenthalt am Meer braucht. Nur ein Leuchtturm fehlt.
Den gibt es dafür am Festland, in Warnemünde. Er wurde 1898 in Betrieb genommen und verleiht dem Ort eine besondere Note. Man kann 135 Treppenstufen besteigen oder es sich einfacher machen und ein Zimmer im «Hotel am Leuchtturm» nehmen. Von da aus geniesst man einen tollen Blick auf das Wahrzeichen und kann erst noch das Meer und die Schiffe beobachten.
Wo der Strandkorb seinen Ursprung haben soll
In Warnemünde soll auch der Geburtsort des Strandkorbs sein. «Doch das behaupten andere Strandbäder auch von sich», sagt die Ortsführerin. Warnemünde hatte aber auf jeden Fall seine Hände im Spiel. Eine rheumakranke ältere Dame hat sich im Frühjahr 1882 an den Korbmachermeister Wilhelm Bartelmann ge-
Vom barrierearmen Baumwipfelpfad lässt sich Tier- und Pflanzenwelt des umliegenden Buchenwaldes beobachten.
wandt mit der Bitte, ihr ein Sitzmöbel zu konstruieren, das sie vor Wind und Sonne schütze, damit sie sich trotz Krankheit am Strand aufhalten könne. Bartelmann kam dem Wunsch gerne nach.
An der Nordsee kannte man allerdings schon länger solche Stühle. Bartelmann kann deshalb nicht wirklich als Erfinder des Strandkorbes bezeichnet werden. Aber er beziehungsweise seine Frau sind dafür verantwortlich, dass sich der Strandkorb innerhalb weniger Jahre an den deutschen Küsten ausbreitete. Denn sie erkannten als erste das Potenzial, das in ihm steckt und etablierten den Strandkorb als saisonales Mietmöbelstück für Sommerfrischler. In Mecklenburg-Vorpommern sind sie eben nicht nur gute Gastgeber, sondern auch geschickte Verkäufer. www.auf-nach-mv.de
Im Travel Charme Kurhaus Binz trifft die Schönheit einer längst vergangenen Epoche auf den Komfort und die Vorzüge eines modernen Hotels.
Der Skywalk im Nationalpark-Zentrum Königsstuhl schwebt über dem grössten Kreidefelsen Deutschlands.
73 OSTSEE | NATUR & FREIZEIT
Silvaplana: ganz schön bezaubernd
und verrückt
Der Ferienort im Oberengadin gilt als Trendspot. Dies hat mit dem See zu tun, über den Surfer*innen aus der ganzen Welt flitzen. Spektakulär geht es aber auch abseits des Wassers zu und her.
Dominik Buholzer
Wenn Jeremy Denda im Freestyle Garden von Silvaplana loslegt, gibt es keine Hindernisse, gibt es kein oben und kein unten. Er macht auf dem Trampolin eine Schraube und landet sicher wieder auf dem Luftkissen. Er gleitet mit dem Snowboard auf der Sommerpiste über Rollen, er flitzt auf einem dünnen Brett über die Wasseroberfläche und dreht dieses gleichzeitig einmal um die eigene Achse. Und wenn mal was misslingt, steht er auf und wiederholt den Trick. Sein Mantra: «Das kann ich besser.» Jeremy Denda ist Snowboarder mit Jahrgang 2002. Seine Spezialität: Freestyle. Er gilt in dieser Disziplin als Talent. Er ist Mitglied des B-Kaders von Swiss Ski. Der Sprung ganz an die Spitze und damit ins A-Kader ist nicht mehr weit. «Es macht riesigen Spass», sagt er. Man nimmt ihm das ab.
«Wir verdanken dem See viel» Jung, talentiert und glaubwürdig: Das macht Jeremy Denda zum perfekten Botschafter. Er ist einer von ins-
gesamt fünf Sportlern, die für Silvaplana werben. Sportler ziehen. Junge auch. Ein Altersproblem hat Silvaplana allerdings nicht. Die Gemeinde gilt als der Trendspot im Engadin. Zumindest attestiert ihr dies Schweiz Tourismus: «Umgeben von einer ursprünglichen Natur und eingebettet in die weite Oberengadiner Seenlandschaft, hat sich das Freizeitparadies zu einem der internationalen Ziele für Sportbegeisterte gemausert», schreibt sie auf ihrer Webseite. «Wir verdanken dem See viel», sagt auch Gemeindepräsident Daniel Bosshard.
Mit dem See meint er vor allem den Lej da Silvaplauna, den Silvaplanersee. Er gilt als das Wind- und KitesurfMekka in der Schweiz. Dies ist der Topografie geschuldet: Weil die steilen Berghänge sich schneller erwärmen als das Tal, entsteht eine Strömung, der Malojawind. Den weiss auch der Gemeindepräsident zu schätzen. Seine Vorlieben fasst er ungefragt mit drei Worten zusammen: «Surfen, Snowboarden und Oldti-
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mer.» Seit acht Jahren steht er der Gemeinde vor. Doch als Politiker betrachtet er sich nicht. «Ich bin Unternehmer, nicht Politiker», sagt er trotzig. Vielleicht muss man dies auch sein in einer Feriengemeinde mit einem Zweitwohnungsanteil von 80 Prozent. Zumindest sorgt dieser für volle Kassen: Die Grund- und Liegenschaftssowie die Handänderungssteuern zählen zu den wichtigsten Einnahmequellen der Gemeinde. Davon profitieren nicht nur die Einheimischen: Im gesamten Gemeindegebiet gibt es einen Gratis-Elektrobus-Dienst.
Die E-Busse führen die Gäste auch bis an den Fuss des Corvatsch, den hohen Hausberg von Silvaplana. Wer es gemütlich mag, nimmt von dort die Bergbahn, die höchstgelegene ihrer Art in den Ostalpen. Wer es gerne sportlich mag, der nimmt den Weg hinauf unter die Füsse. Dies ist nicht nur gut für die Fitness, sondern auch für die Seele: Je höher man steigt, desto bezaubernder wird der Blick auf das Tal. Der Weg führt über den Hahnensee hinauf zur Mittelstation in Furtschellas auf 2312 Metern über Meer. Dort geht es auf die Bahn: Zu brüchig ist der Berg auf dem letzten Teilstück. Den Abstecher hinauf auf den 3303 Meter hohen Gipfel sollte man sich nicht entgehen lassen. Nicht nur wegen des gewaltigen Ausblicks, den man von dort geniesst. Es lässt sich auch Whiskey degustieren: Auf dem Corvatsch befindet sich Orma, die höchstgelegene WhiskyDestillerie der Welt, – die Welt in Silvaplana ist ganz schön bezaubernd und verrückt.
Weshalb 2025 für Silvaplana so wichtig ist
D ies gilt auch für Silvaplana selber. 1114 Einwohnerinnen und Einwohner zählt die Gemeinde. Dazu kommen noch zwei Hotels im Dorfkern: Das Albana, das für seine thailändische Küche berühmt ist, und die Conrad’s
Mountain Lodge. Letzteres hat sich mit ihren speziellen Pizzen einen Namen gemacht hat und dem Serviceangebot: Den Gästen steht während ihres Aufenthalts im Sommer ein Hardtrail Bike zur Verfügung und im Winter je nach Wahl Alpin-Skier, Langlaufskis oder ein Snowboard. Als Daniel Bosshard vor 34 Jahren ins Engadin zog, gab es in Silvaplana noch zwölf Hotels. Es besteht Handlungsbedarf, das sieht auch die Gemeinde so. In der Nähe des Silvaplanersees will sie dem Bau eines Familienhotels zum Durchbruch verhelfen. Ein Investor ist schon gefunden. Es fehlt noch die Zustimmung der Bevölkerung. Spätestens 2027 soll die Eröffnung sein. Gemeindepräsident Daniel Bosshard wäre 2025 jedoch lieber.
2025 ist ein wichtiges Jahr für Silvaplana. Dann ist der Ferienort zwischen St. Moritz und Sils Austragungsort der Freestyle-Weltmeisterschaft. Die weltbesten Freestyle-Athletinnen und -Athleten treten in den Disziplinen Slopestyle, Halfpipe, Big Air, Cross, Parallel-Riesenslalom, Parallel-Slalom, Aerials und Moguls gegeneinander um Weltmeisterschaftsehren an. 1200 Athletinnen und Athleten aus 35 Nationen werden erwartet sowie 70 000 Zuschauerinnen und Zuschauer. 200 Millionen weitere sollen von zu Hause per Fernsehen beziehungsweise online die 28 Entscheidungen in 15 Disziplinen mitverfolgen. Eine gigantische Bühne. Nicht nur für Silvaplana. Auch für Jeremy Denda, die einheimische Snowboardhoffnung. «Die Weltmeisterschaften vor der eigenen Haustüre sind definitiv was Spezielles», sagt er. Spätestens dann sollen ihn seine Sprünge ganz zuoberst aufs Podest bringen.
Die Reise wurde unterstützt von Silvaplana Tourismus: www.silvaplana.ch
Farbenfrohe Kites am Strand von Silvaplana – hier gibt’s immer etwas zu sehen.
Auf der Surfskate Wave können Gross und Klein ihr Gleichgewicht trainieren.
75 SILVAPLANA | NATUR & FREIZEIT
Briefe an natürlich
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Eingeschlafene Finger
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Mir half die Dehnübung von Liebscher&Bracht nach 12 Monaten mit 10 Minuten täglichem Üben nachhaltig. Man legt die Hände flach auf die Tischplatte, sodass die Fingerspitzen von mir wegzeigen. Dann den Oberkörper in Richtung Fingerspitzen bewegen. Das dehnt die Innenseite des Handgelenks.
H. L., per Mail.
76 IHRE SEITE | LESERBRIEF, LESERBILD
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IMPRESSUM
44. Jahrgang 2024, ISSN 2234-9103 Erscheint 10-mal jährlich Verbreitete Auflage: 19 857Exemplare (WEMF/KS beglaubigt 2023)
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Redaktion, Herausgeber und Verlag
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Leser*innenberatung
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Weitere Autor*innen
Robert Gallmann, Yoshifumi Miyazaki, Yves Scherer, Lioba Schneemann, Laura Columberg, Markus Kellenberger, Blanca Bürgisser, Sabine Hurni, Susanne Gedamke, Leila Dregger, Samuel Krähenbühl, Andreas Walker, Irène Nager, Fabrice Müller, Christian Bauer, Dominik Buholzer
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Bildnachweise
Miriam Kolmann: 3
Robert Gallmann:6-11
Lena Kissóczy: 20-23
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Yves Scherer: 57, 58
Andreas Walker: 61
Irène Nager: 63-65
Chris Iseli Fotografie: 71
Beat Brechbuehl: 70, 71
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TMV-Gänsicke: 73
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81 SERVICE natürlich
Jing und Jang
Markus Kellenberger
Vielleicht ist es etwas zu persönlich – aber ich möchte mich einfach einmal bei meinen Grossmüttern für das bedanken, was sie mir mit ins Leben gegeben haben. Sie hiessen Bergoma und Grossmame und waren leibhaftige Gegensätze. Ich erinnere mich gern an sie.
Bergoma hiess Bergoma, weil sie direkt am Fuss des Niesen wohnte. Mächtig ragte der direkt vor dem alten Holzhaus auf. Stand ich auf der Laube, dann nahm er mein ganzes Blickfeld ein und ich musste den Kopf weit in den Nacken legen, um oben im Himmel den Gipfel zu sehen. Je nach Wetter, versteht sich, denn manchmal steckte der auch in einer dicken Wolke. Mir kam es dann immer so vor, als möchte der gewaltige Berg durch diese Wolke hindurch in eine andere Welt entschwinden.
Bergoma lehrte mich die alten Wetterregeln, «hat der Niesen einen Hut, wird das Wetter gut; hat er einen Kragen, darfst hinaus dich wagen; hat er einen Degen, gibt es sicher Regen.» Sie zeigte mir, dass man sich auf diese Regeln verlassen kann, ausser «der Niesen hat gerade eine seiner Launen». Immer wenn sie das sagte, schaute sie den Niesen mit streng zusammengekniffenen Augen scharf an und murmelte: «Wag es ja nicht!» Bergoma war nie auf dem Niesen. «Der Niesen ist ein Riese», sagte sie, «und auf Riesen klettert man nicht. Wir lassen sie in Ruhe, und sie lassen uns in Ruhe!» Bergoma war klein, rund und resolut.
Grossmame hiess Grossmame, weil sie das so wollte. Sie war eher hager als schlank und ging mit einem geraden Rücken und einem unerschütterlichem Glauben durchs Leben. Aus Klatsch hielt sie sich raus. Ich ging gerne mit ihr einkaufen, am liebsten in das Kommissionsstübli von Fräulein de Vries. Über der Tür hing eine Glocke, die beim Eintreten hell bimmelte. Hinter der Theke stand Fräulein de Vries, und ich war mir sicher, dass sie immer dort stand. Tag und Nacht.
Grossmame kaufte gerne bei Fräulein de Vries ein, denn die Auswahl im Lädeli war so klein wie das Lädeli selbst. «Hier hat es alles, was man braucht!» So be-
grüsste sie jedes mal das Fräulein de Vries, das den Gruss mit einem Lächeln erwiderte. Was es im Laden zu kaufen gab, war akkurat in Regale eingeordnet, die meisten davon lagen in Reichweite von Fräulein de Vriesens Armen. Grossmame blieb hier gerne mal ein paar Minuten länger an der kleinen Theke stehen. Dann tauschten sich die beiden Frauen über Gott aus, und dass man für das Geschenk des Lebens dankbar sein dürfe. Manchmal beteten sie auch zusammen, während ich aus Zuckerstöcken einen Turm baute.
Bergoma hatte nach sieben Kindern genug. Sie liess sich scheiden und lebte fortan in wilder Ehe mit einem anderen Mann. Kaum jemand aus ihrer Generation hat das gutgeheissen – aber respektiert haben es alle, denn Hexen dürfen das, sagte sie, und schliesslich liessen sich die Damen aus dem Tal bei ihr ja auch die Karten legen. Kritikerinnen und Kritiker hat sie mit zusammengekniffenen Augen angeschaut: «Wagt es ja nicht!»
Grossmame war auf eine liebevolle, prüde Art streng mit sich und mit andern. Zwei ihrer fünf Schwestern waren Diakonissinnen geworden, und sie hätte sich das auch sehr gut vorstellen können, deshalb blieb es bei dem einen Kind. Sie wusste nichts von Wetterregeln, aber viel vom lieben Gott. So hat sie ihn meistens genannt. Manchmal nannte sie ihn aber auch «Vater im Himmel», dann wusste ich, dass sie über etwas im Zweifel war und voller Vertrauen um Rat bat.
Die, die den Konflikt nicht scheut und die, die annimmt, was ist. Bergoma und Grossmame, ich habe viel von Euch gelernt. Danke.
Markus Kellenberger ist Autor und Journalist. In der Kolumne «Anderswelt» betrachtet er Alltägliches – nicht nur – aus schamanischer Sicht, und an seinen «Feuerabenden» im Tipi begleitet er Menschen auf der Reise ins Innere. markuskellenberger.ch
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