natürlich
Landwirtschaft
Entwicklung des Kindes
Wann ist mein Kind normal?
Welche Folgen hat ein wärmeres Klima bei uns?
Natürlich gesund Sanfte Medizin für unsere Kleinen.
Hausgarten
Wie pflege ich ein lebendiges Ökosystem?
Bewusst gesund leben
Natürliche Heilung für unsere Kleinen 09 www.natuerlich-online.ch Preis Fr. 9.80 | September 2023
Kinder
30.9. EGK an der Messe «TrauDich!»
Weil es sich gut geschützt am besten wächst.
Wir sind vor und nach der Geburt für dich da.
egk.ch
Die pflanzliche Alternative
3 Hemmt die Entzündung
3 Stillt die Schmerzen
Nackt sind wir geboren …
Liebe Leserin, lieber Leser
Wir Menschen haben alle etwas gemeinsam: Wir sind alle nackt von unserer Mutter geboren worden. Und wir waren alle hilflos. Wir konnten nicht sprechen, nicht gehen. Ohne die Fürsorge unserer Eltern, unserer Familien und sonstigen Angehörigen hätte niemand von uns überlebt. Das ist nicht immer einfach. Denn kein Kind entwickelt sich haargenau nach der Norm. Was ist denn bei der kindlichen Entwicklung überhaupt normal? Genau dieser Frage gehen wir – mit einem praktischen Beispiel illustriert – im Aufhängerthema nach.
Kinder brauchen also viel Fürsorge. Auch gerade, wenn sie krank werden. Kinder erkranken häufig, werden zum Glück jedoch meist auch wieder ziemlich rasch gesund. Trotzdem ist es enorm wichtig, wie Krankheiten bei Kindern behandelt werden. Die moderne Wissenschaft hält viele Errungenschaften gerade auch für unsere Kleinen bereit. Richtig und mit Mass eingesetzt, haben die sicher ihre grosse Berechtigung.
Leider ist jedoch in den letzten Jahren viel Wissen über schonendere, natürliche Heilmethoden verloren gegangen. Aus meiner Sicht werden zu schnell und zu oft Schmerzmittel oder Antibiotika verabreicht. Dabei können etwa bei Fieber Wickel ebenso gut Abhilfe schaffen wie chemische Fiebersenker. Deshalb haben wir in dieser Ausgabe gleich zwei Beiträge zum Thema Wickel.
Neben der Kinderheilkunde haben wir auch in dieser Ausgabe wieder andere, spannende Themen für Sie bereit. Die Temperaturen sind in der Schweiz in den letzten 100 Jahren gestiegen. Wie wirkt sich das auf unsere Landwirtschaft aus? Werden auf einmal andere Rebsorten oder andere Weizensorten angebaut?
Ich hoffe, Sie mit dieser kleinen Auswahl aus unserer erneut reich bestückten «natürlich»-Ausgabe «glustig» gemacht zu haben!
Samuel Krähenbühl, Chefredaktor
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GESUND SEIN
10 Kindliche Entwicklung
Der lange Weg vom Säugling zum einjährigen Kind.
16 Kinderheilkunde
Ein Blick in die Vergangenheit und in die Zukunft.
20 Landwirtschaft
Wie verändert sich unsere Urproduktion?
28 Sabine Hurni über … Erntedankfest für die Zellen.
GESUND WERDEN
34 Natürlich gesund Mit Natur anstatt mit Antibiotika gross werden.
38 Inneres Kind
Entdecke dein inneres Kind und werde glücklich.
42 Heilpflanzen
Der Beifuss ist seit der Steinzeit bei uns.
DRAUSSEN SEIN
52 Garten
Ein lebendiges Ökosystem.
58 Ausflugstipp
Das Kaunertal – ein nachhaltiges Ausflugsziel
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Service
Inhalt
03 Editorial / 06 Leben und Heilen / 26 Rezepte / 33 Liebesschule 48 Staunen und Wissen / 60 Neu und gut / 60 Hin und weg / 64 Rätsel / 65 Vorschau / 66 Anderswelt
BEINE Weitere Produktinformationen unter: www.jentschura-shop.ch Jentschura (Schweiz) AG · 8806 Bäch/SZ
Leben & Heilen
Cannabis
Ältere Generation am offensten für Cannabis
Eine BD-Studie zeigt: Die Schweizer Generation 60+ hat das grösste Nutzungspotenzil. Um zu untersuchen, wie in der Schweiz frei erhältliche Produkte mit CBD (Cannabidiol) genutzt werden und wo das Potenzial dafür liegt, hat das Markt- und Sozialforschungsinstitut LINK eine bevölkerungsrepräsentative Studie dazu durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen gemäss einer Medienmitteilung unter anderem: 60+-Jährige können sich unter allen Altersgruppen am ehesten vorstellen, im kommenden Jahr CBD-Produkte auszuprobieren. Auffallend ist, dass unter denjenigen Personen, die noch nie frei erhältliche CBD-Produkte genutzt haben, die älteste untersuchte Generation (60+ Jahre) mit 30 % Nutzungsabsicht in den nächsten 12 Monaten das höchste Potenzial aufweist, diese auszuprobieren. Zum Vergleich: Bei der jüngsten Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen sind es nur 26 %. Die Top 3 der Nutzungsgründe bei CBD-Nutzenden sind Stressabbau, Schlafstörungen und Schmerzlinderung. Insbesondere Frauen nutzen frei erhältliches CBD, um ihren Schlaf zu fördern (39 %) oder Schmerzen zu tilgen (38 %) – Stressabbau steht hier an dritter Stelle (37 %). Bei Männern wird CBD vor allem genutzt, um Stress abzubauen (43 %), ein positives Wohlbefinden zu fördern (35 %) und Schlafstörungen zu bekämpfen (28 %). ska
BMI
Leicht Übergewichtige leben länger
Leicht Übergewichtige leben länger als Menschen mit idealem Body Mass Index (BMI). Das schreibt der «Tagesanzeiger» im Zusammenhang mit einer Studie aus den USA. Demnach sind die Menschen mit leichtem bis mittlerem Übergewicht am gesündesten. Ärzt*innen und Forschende der Rutgers University belegen im Wissenschaftsmagazin «Plos One», dass Erwachsene mit einem BMI zwischen 25 und 27,4 – das entspricht leichtem Übergewicht – ein um 5 Prozent geringeres Sterblichkeitsrisiko als Menschen mit dem als Normal- oder sogar Idealgewicht bezeichneten BMI zwischen 22,5 und 24,9 haben. Wer einen BMI zwischen 27,5 und 29,9 und damit mittleres Übergewicht zu bieten hat, kann sogar mit einem um 7 Prozent geringeren Sterblichkeitsrisiko rechnen. Erst ab einem BMI von 30, der Grenze zur Adipositas, Fettleibigkeit, steigt demnach das Sterblichkeitsrisiko wieder und erhöht sich mit zunehmendem BMI immer deutlicher um 20 bis 108 Prozent. ska
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Heisse Temperaturen
2022 sind 474 Menschen wegen Hitze verstorben
Neu veröffentlicht der Bund jährlich die Anzahl hitzebedingter Todesfälle. Mit diesem Indikator können die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit langfristig erfasst und Anpassungsmassnahmen abgeleitet werden. Das schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in einer Mitteilung. Die nun erstmals veröffentlichte Zeitreihe umfasst rückwirkend die Jahre 2000 bis 2022. Der Indikator «Hitzebedingte Todesfälle» wird beim Bundesamt für Umwelt veröffentlicht. Die ermittelte Anzahl hitzebedingter Todesfälle liegt für 2022 bei 474. Die Analysen zeigen insgesamt, dass die meisten hitzebedingten Todesopfer durch moderat heisse Temperaturen verursacht werden – und nicht durch Hitzewellen. «Passen Sie Ihr Verhalten daher auch bei mässig heissen Temperaturen (durchschnittliche Tagestemperatur unter 25 Grad) an. Unterstützen Sie bei Bedarf gesundheitlich vorbelastete, insbesondere ältere Personen in Ihrem Umfeld beim Schutz vor Hitze», schreibt das BAG. ska
Wietofu aus 2 Zutaten
Zellavie® Bio-Wietofu ist die Alternative zu herkömmlichem Tofu aus Soja. Wietofu sieht genauso aus und hat eine ähnliche Konsistenz, die Nährwerte und Inhaltsstoffe sind jedoch hochwertiger.
Unser Wietofu «Nature» ist cremig fein, mit leicht nussigem Aroma und besteht lediglich aus 2 Zutaten: Bio-Hanfsamen und Wasser.
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✓ Mehr Protein (20 g)
✓ Mehr Ballaststoffe (4 g)
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Probieren Sie es aus, verwenden Sie Wietofu in Ihren Lieblingsrezepten anstelle von Fleisch und Tofu.
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Magenbrennen
Sodbrennen und Aufstossen richtig angehen
Sodbrennen und saures Aufstossen – viele leiden unter der Volkskrankheit. Das Aufsteigen von Magensäure in die Speiseröhre verursacht brennende Schmerzen hinter dem Brustbein und saures Aufstossen. Sodbrennen ist streng genommen keine Krankheit, sondern ein Symptom, schreibt t-online. Es zählt zu den häufigsten gesundheitlichen Beschwerden. Sodbrennen entsteht, wenn die in den Belegzellen der Magenschleimhaut gebildete Magensäure durch den Magenmund (Cardia) zurück in die Speiseröhre steigt. Dieser Rückfluss, auch Reflux genannt, greift dort die empfindliche Schleimhaut an und verursacht Schmerzen. Die Behandlung von Sodbrennen richtet sich nach der Ursache, der Häufigkeit und dem Ausmass der Beschwerden. Bei Betroffenen, die gelegentlich Probleme haben, genügt es oft schon, wenn sie Hausmittel wie etwa Pfefferminztee oder auch säurebindende Medikamente nehmen. Personen, die permanent unter Reflux leiden, sollten nach spätestens vier Wochen eine ärztliche Fachperson aufsuchen. Wenn nötig, werden Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm gespiegelt. Sobald klar ist, woher der Reflux kommt, wird entsprechend behandelt. ska
Gesundheit
4000 Schritte am Tag machen gesünder
Je mehr ein Mensch zu Fuss geht, desto geringer ist sein Risiko, früh an den unterschiedlichsten Krankheiten zu sterben. Das hat eine Analyse von 17 Studien aus aller Welt mit insgesamt fast 227 000 Teilnehmenden bestätigt, schreibt watson.ch. Die Anzahl der Schritte pro Tag, um Vorteile für die Gesundheit zu erzielen, ist aber geringer als bisher angenommen. Bereits 4000 Schritte genügen, um Todesfälle jeglicher Ursache deutlich zu reduzieren, schreiben die Forschenden in ihrer Metaanalyse. Die am Mittwoch im «European Journal of Preventive Cardiology» veröffentlichte Studie ergab, dass schon das Gehen von mindestens 3967 Schritten pro Tag das Risiko verringert, an irgendeiner Krankheit früher zu sterben. Bei 2337 Schritten pro Tag reduzierte sich bereits das Risiko, an Erkrankungen des Herzens und der Blutgefässe (Herz-Kreislauf-Erkrankungen) zu sterben. Das Risiko, an irgendeiner Krankheit oder an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, sinkt jedoch mit jeden 500 bis 1000 zusätzlichen Schritten, die ein Mensch geht, deutlich. 1000 Schritte mehr pro Tag bedeuten eine 15-prozentige Verringerung des Risikos, aus irgendwelchen Gründen früher zu sterben und ein Plus von 500 Schritten pro Tag war mit einer siebenprozentigen Reduzierung der Sterberate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. ska
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Ist mein Kind normal?
Zu jedem Entwicklungsschritt eines Kindes gibt es Tabellen und Statistiken, in denen festgehalten wird, was normal ist. Doch oft ist normal in Bezug auf die kindliche Entwicklung ein sehr weiter Begriff.
Therese Krähenbühl-Müller
Schläft es schon durch, isst es schon vom Tisch und warum läuft es noch nicht?» All diese Fragen werden den meisten Eltern von Babys und Kleinkindern irgendwann mal gestellt. Dazu gesellen sich auch gerne Kommentare über Intensität und Dauer des Stillens, die zuckerfreie Ernährung und die Art, wie sich das Kind fortbewegt. Für Eltern, besonders für diejenigen, die ihr erstes Kind grossziehen, sorgen solche Fragen oft für Verunsicherung. Denn sie machen sich häufig schon selbst genügend Gedanken darüber, ob sich ihr Kleines gut und normal entwickelt.
Ein breites Spektrum
Was ist denn schon normal? Wer diese Frage in Bezug auf Menschen allgemein einmal konsequent zu Ende denkt, merkt schnell, dass es darauf weder bei Babys noch bei Kindern und schon gar nicht bei Erwachsenen eine eindeutige Antwort gibt. Die Welt ist kunterbunt und so sind es auch unsere Kinder. Gerade darum lohnt es sich, einmal einen etwas genaueren Blick darauf zu werfen, wie weit das Spektrum des Normalen in der kindlichen Entwicklung reicht.
Schreckensgespenst grosser Kopf
Fangen wir also am Anfang an oder besser gesagt noch etwas davor. Nämlich bei der pränatalen Diagnostik. Heutzutage gibt es ein breites Angebot an Tests, das den werdenden Eltern während der Schwangerschaft präsentiert wird. Bereits anhand einer Blutprobe lassen sich allerhand Krankheiten oder eben besser gesagt, mögliche Wahrscheinlichkeiten für eine solche nachweisen. Kein Wunder, dass sich Eltern gerne darauf einlassen und bereits vor der Geburt wissen möchten, was sie genau erwartet. Auch via Ultraschall lassen sich viele Dinge feststellen und so erhalten werdende Mütter oft bereits vor der Geburt Prognosen zur Grösse und dem Gewicht des Kindes. Besonders das Messen des Kopfumfanges kann vor einer geplanten vaginalen Geburt für ungute Gefühle sorgen, wenn die Schwangeren unbedacht darauf hingewiesen werden, dass ihr Kind einen besonders grossen Kopf habe. Wer dann auch noch Dr. Google kontaktiert, wird nicht nur sofort auf schreckliche Geburtsgeschichten aufgrund eben dieses grossen Kopfes, sondern auch auf
mögliche Erkrankungen seines Babys stossen, denen ein grosser Kopf zugrunde liegt. Oft fehlt in Untersuchungen dann auch die Zeit, auf die Fragen der Schwangeren genau zu diesen Themen einzugehen. Doch auch hier lohnt sich erst einmal der Blick auf die Erwachsenen und die Eltern selbst. Die Wahrscheinlichkeit, dass Eltern mit einem grossen Kopfumfang diesen auch an ihr Kind weitervererben werden, ist gross. Wenn man bedenkt, dass der Kopfumfang eines Neugeborenen statistisch gesehen in etwa zwischen 33 bis 38 Zentimetern liegt, stellt man auch hier wieder fest, dass «normal» ein weiter Begriff von mindestens fünf Zentimetern ist. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Länge und das Körpergewicht eines Neugeborenen. Je nach Zeitpunkt der Geburt, ob ein Kind also zu früh, termingerecht oder sogar etwas verspätet zur Welt kommt, können Grösse und Gewicht ganz gewaltig variieren. Allein deshalb, weil ein Fötus ab der 37. Schwangerschaftswoche pro Tag ungefähr 30 Gramm Gewicht zulegt.
Normal geboren?
Ist das Kind erst einmal da, geht es mit den Fragen nach dem Normalen direkt weiter. «Kam das Kind normal zur Welt oder war es ein Kaiserschnitt?», ist dabei ein absoluter Klassiker, bei dem schon wieder eine Bewertung mitschwingt. Unzähligen Frauen hat eben dieser Eingriff bereits das Leben gerettet und egal ob eine Frau eine Vaginal- oder eine sogenannte Bauchgeburt hatte,
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Die Welt
ist kunterbunt und so sind das auch unsere Kinder. »
Kindliche Entwicklung im ersten Lebensjahr
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sie hat auf wundersame Weise ein neues Leben hervorgebracht und sollte dafür respektiert und besonders im Wochenbett von allen Seiten liebevoll umsorgt und verwöhnt werden. Denn geht es der Mutter gut, geht es auch dem Kind gut.
Grösse oder Länge
Wer glaubt, dass man die Fragen nach dem «Normalen» nach der Geburt hinter sich gebracht hat, irrt sich gewaltig. Denn dann geht es direkt weiter. «Trinkt das Kind normal und nimmt es normal zu?» Diese Frage ist in den ersten Tagen und Wochen nach der Geburt omnipräsent. Gerade für Mütter, die sich fürs Stillen entschieden haben, kann das ein gewaltiger Stress sein. Denn Stillkinder verlieren in der Regel nach der Geburt etwas an Gewicht. Das hat damit zu tun, dass sie Körperflüssigkeiten ausscheiden und Milchproduktion der Mutter manchmal nicht sofort einsetzt. Wird diese heikle und sensible Phase nicht fachkundig begleitet, führt das bei vielen Frauen zu frühzeitigem Zufüttern mit der Flasche oder gar zum Abstillen. Zusätzlich behindert der damit verbundene Stress oft die optimale Milchproduktion. Nach Lehrbuch sollte die Gewichtsabnahme nach der Geburt nicht mehr als sieben Prozent des Geburtsgewichtes betragen und das Baby sollte dieses nach 10 bis 14 Tagen wieder erreicht haben. In den ersten drei Monaten nimmt ein Kind pro Woche 170 bis 330 Gramm zu. Das wird immer weniger, bis es zum Ende des ersten Lebensjahres hin nur noch 40 bis 110 Gramm pro Woche sind. Hierbei gilt aber wiederum, dass Kinder in einer Phase, in der sie viel Längenwachstum haben, oft im Gewicht etwas weniger zulegen. Normal ist also wiederum ein weiter Begriff und hängt mitunter nicht nur von der Ernährung, sondern auch von genetischen Faktoren ab.
Entwicklung in Schüben
Sobald Eltern eines Babys etwas Sicherheit bei der Ernährungsfrage gewonnen haben und das Gewicht im Normbereich liegt, wird der Schlaf ins Zentrum rücken. Gerne wird Eltern suggeriert, dass ein kleines Wesen, das zuvor monatelang im warmen, dunklen Mutterleib herumgetragen wurde, direkt neun oder zehn Stunden am Stück ruhig und wenn möglich sogar bereits im eigenen Zimmer durchschlafen sollte. Doch gerade am Schlaf lässt sich die Entwicklung eines Kindes wunderbar beobachten. Denn diese verläuft meist nicht linear, sondern in Sprüngen und genau diese Zeiten, in denen sich das Kind stark weiterentwickelt, können für das Kind und die Eltern ganz schön turbulent sein. Zahlreiche Studien und Bücher widmen sich dem Thema, wann genau diese Entwicklungssprünge einsetzen und wie sie sich bemerkbar machen. Oft sind damit auch Wertungen verbunden und das Kind wird dann zum Beispiel als quengelig und anstrengend beschrieben. Zusätzlich kann es für Eltern sehr belastend sein, wenn ihnen eine App auf dem Handy meldet, dass ihr Kind in fünf Tagen für
zwei Wochen in eine mühsame Phase komme, weil es seinen dritten Entwicklungssprung durchmache. Oft wird dies zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung, da sich Eltern direkt auf mögliche Schwierigkeiten fokussieren. Denn auch Entwicklungssprünge oder Schübe fallen nicht bei jedem Kind gleich aus. Fakt ist aber, dass oft in Zeiten, in denen sich die Wahrnehmung von Babys und Kleinkindern verändert, es stark wächst oder Zähne durchbrechen, auch das Thema Schlaf etwas schwieriger wird. Schlechte Nächte sind dann unter Umständen sogar normal und es kann hilfreich sein, wenn man sich immer wieder bewusst macht, dass es sich um eine Phase handelt, die irgendwann vorbei sein wird. Was die Schlafthematik erwiesenermassen bei vielen Eltern etwas erleichtert, ist die Tatsache, dass so um den vierten Monat herum bei den Babys der Tag-Nacht-Rhythmus einsetzt und man sich das gezielte Verdunkeln des Schlafraumes, auch tagsüber, zu Nutze machen kann. Denn so werden nicht nur Reize reduziert, sondern die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin wird beim Baby unterstützt. Auch die Einhaltung eines Schlafrhythmus und das Wissen darum, wie lange die Wachphasen eines Säuglings zwischen den einzelnen Schläfchen sein sollten, kann Eltern das Thema Schlaf leichter machen. Aber auch hier gilt im Endeffekt, dass normal ein weiter Begriff ist und nicht jedes Kind gleich viel Schlaf braucht.
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Essen kann mitunter schwierig sein.
Herausforderung Beikost
Und kaum trinkt ein Kind gut und hat seinen Schlafrhythmus in etwa gefunden, wird die Beikost zum grossen, alles dominierenden Thema. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, Babys bis zum sechsten Monat ausschliesslich zu stillen. Anderseits soll ab dem fünften Lebensmonat der Start der Beikost möglich sein. Meist liegt er zwischen dem fünften und siebten Monat des Kindes. Doch auch hier ist normal ein weiter Begriff. Während einige Kinder sehr früh Interesse am Essen signalisieren und zum Beispiel starken Speichelfluss haben, wenn sie bei essenden Menschen am Tisch sitzen, möchten andere Kinder am liebsten bis zum zehnten Monat nur gestillt werden. Dann gibt es auch die Kinder, die sich zwar sehr fürs Essen interessieren, aber mit Brei nur wenig anfangen können und praktisch direkt von der Brust oder dem Fläschchen zum Essen am Tisch übergehen. Was, während dem grössten Teil der Menschheitsgeschichte wohl die Norm war, wird heute unter dem Namen «Baby led weaning», was grob übersetzt für die Kind geführte Entwöhnung von der Brust steht, propagiert. Kindern wird also von Anfang an normale Kost, die natürlich entsprechend weichgekocht, aber nicht püriert und nicht gesalzen oder gezuckert wurde, angeboten. Schlussendlich gibt es auch hier eine enorme Spannweite des Begriffes normal und es gilt die Methode zu finden, die für das Kind am besten passt.
Auf sein Gefühl vertrauen
Doch nicht nur beim Schlafen und beim Essen, sondern auch bei der Bewegung, dem Spracherwerb, dem Sozialverhalten und so weiter sehen sich Eltern immer und immer wieder mit der Frage nach dem Normalen konfrontiert. «Ist mein Kind normal?», werden sie sich die ganze Kindheit lang fragen. Und ja, nebst dem breiten Spektrum an Normalen, gibt es auch immer wieder Abweichungen, die eben nicht mehr normal sind und die man nicht verpassen sollte. Meist haben Eltern da aber ein gutes Gespür dafür und sollten sie wiederholte Male Dinge beobachten, die nach ihrem Gefühl ausser der Norm sind, lohnt es sich direkt Fachleute zu konsultieren und sich nicht von unbedarften Kommentaren aus dem Freundes- oder Familienkreis verunsichern zu lassen. Oftmals hilft der Gedanke, dass die Norm in Bezug auf die Entwicklung eines Kleinkindes ein weiter Begriff ist, Eltern ruhig zu bleiben und dann zu entscheiden, ob das Normal hinterfragt werden, noch etwas weiter beobachtet oder eben als weiter Begriff betrachtet werden sollte.
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Das Messen des Gewichtes kann bei Eltern viel Stress verursachen.
ENTWICKLUNG KIND | GESUND SEIN
Therese Krähenbühl-Müller ist Journalistin, Bloggerin und Mutter eines zweijährigen Sohnes, der lieber vom Tisch als Brei ass, spät gekrabbelt und früh gelaufen ist.
Kinderheilkunde: Gestern, Heute und Morgen
Dieser Artikel wirft einen Blick auf die Vergangenheit, die Gegenwart und die möglichen Zukunftsaussichten der Kinderheilkunde. Natürliche Entwicklungsschritte körperlicher, geistig-mentaler und emotionaler Art werden oft über das Kranksein des Kindes eingeläutet.
Heide-Dore Bertschi-Stahl, Akademie QuintaMed
Schon aus der Steinzeit sind typische Erkrankungen des Kindesalters wie die Rachitis oder der «Wasserkopf» (Hydrocephalus) überliefert. Das Purpurfieber ist möglicherweise die erste Beschreibung des Scharlachs. Etwa zu dieser Zeit begannen Menschen, Haustiere wie Mutterkühe, Geissen und Schafe zu halten. Das ermöglichte, die Säuglingsernährung mit Tiermilch zu ergänzen.
Altertum
Aus den meisten Hochkulturen des Altertums sind einige Überlieferungen über kinderheilkundliche Massnahmen erhalten. Aus dem alten Ägypten ist das Interesse an der Säuglingspflege durch viele Skulpturen belegt. Auch im Papyrus Ebers sind einige Heilmittel gegen verschiedene Kindererkrankungen beschrieben.
Im Mittelalter zwischen dem 6. Jahrhundert nach Christus und dem Anfang des 16. Jahrhunderts wurden Säuglinge und Kinder gemeinsam mit Erwachsenen in den gleichen Räumen untergebracht. Damals war man sich nicht bewusst, dass Kinder gänzlich anders auf Krankheiten reagieren und dass sie Medikamente wie Pflanzenextrakte, Tee und Homöopathie in einer völlig anderen Dosierung benötigen. Die Gesundheit von Kindern wurde eher als Nebensache betrachtet, und die medizinische Versorgung beschränkte sich oft auf Überlieferungen. Im 19. Jahrhundert begannen jedoch bahnbrechende Entwicklungen, die die Kinderheilkunde revolutionierten. Die Entdeckung von Mikroorganismen als Ursache von Infektionskrankheiten durch Louis Pasteur (1822–1895) und Robert Koch (1843–1910) trug massgeblich zur Verbesserung der Kindermedizin bei. Impfungen wurden entwickelt mit der Absicht, Kinder vor schweren Infektionskrankheiten wie Masern, Polio und Diphterie zu schützen.
Heute
Fortschrittliche Technologien wie Bildgebung durch Ultraschall in der Schwangerschaft und Genomik ermöglichen mittlerweile genauere Diagnosen. Auch robotergestützte
Chirurgie wie z. B. bei Anomalien, wie dem Wasserkopf unterstützen effektivere Behandlungen. Kinderärzt*innen können durch die Labormedizin frühzeitig Erkrankungen erkennen und kindergerechte, individuelle Therapien anbieten.
Ein ganzheitlicher Ansatz zur Kinderheilkunde hat sich ebenfalls auch durch die Anthroposophie von Rudolf Steiner durchgesetzt. Kinderärzt*innen sowie spezialisierte Heilpraktiker*innen für Mutter und Kind berücksichtigen nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch psychische, soziale und emotionale Aspekte. Hier bietet die traditionelle europäische Naturheilkunde (TEN) einen grossen Fundus. Neben Wickeln wie z. B. mit Kartoffeln oder Zwiebeln, Kompressen mit Bienenwachs und Thymian sowie Fieberstrümpfchen mit Essig kann auf eine bewährte Kräuterheilkunde zurückgegriffen werden. Teekräutermischungen, Honig, ätherische Öle, Einreibungen unterstützt durch Schüssler Salze und eine altersentsprechende Ernährung tragen zumindest zur körperlichen Gesunderhaltung bei. Eingebunden sein in ein stabiles
Neue Technik verbessert die Diagnose.
AKADEMIE QUINTAMED | GESUND SEIN 17
Familiensystem, welches die gleichen Voraussetzungen von Körper, Geist und Seele mitbringen sollte, tragen zur Überwindung von Krankheiten bei. Die Naturheilkunde TEN hat hier für einen grossen «Kinderkoffer» mit Wissen und Erfahrung.
Eine Revolution war die Entdeckung des Penizillins, welche dem schottischen Arzt Alexander Fleming 1928 durch einen Zufall gelang. Das überraschende Forschungsergebnis läutete die Ära der Antibiotika ein. Seitdem gelten lebensgefährliche Infektionskrankheiten wie Lungenentzündung, Blutvergiftung oder rheumatisches Fieber als heilbar. Doch bis zum medikamentösen Einsatz sollten noch weitere Jahre vergehen. Erst 1940 waren Antibiotika zunächst im Vereinigten Königreich, dann nach Kriegsende in ganz Europa erhältlich und sehr teuer. Anfänglich waren diese ein Segen, konnten dadurch nicht nur Kinderleben gerettet werden. Doch mit den Jahren wurden mehr und mehr Antibiotikaresistenzen verzeichnet. Die Allergien und Pilzerkrankungen nahmen deutlich zu. Seit mehr als 30 Jahren sind die Allergien bei Kindern auf dem Vormarsch und fast jedes sechste Kind hat eine Allergie, sei es auf Nahrungsmittel, Pollen, Hausstaubmilben usw.
Morgen
Die Kinderheilkunde steht auch in der Zukunft vor Herausforderungen. Eine sich wandelnde Umwelt, soziale Ungleichheit und neue, unbekannte Krankheitserreger können die Gesundheit von Kindern beeinflussen. Naturheilkunde und ganzheitliche Behandlung bei Neugeborenen und (Klein)kindern gewinnen bei Eltern immer mehr an Bedeutung – als ergänzende oder alternative Ansätze zur konventionellen Medizin. Im Folgenden werfen wir einen Blick auf einige Aspekte der Naturheilkunde und ganzheitlichen Behandlung bei jungen Patient*innen.
• Ein guter Start ins Leben beginnt mit der richtigen Ernährung. Für Neugeborene ist das Stillen die beste Möglichkeit, alle notwendigen Nährstoffe zu erhalten und das Immunsystem zu stärken. Stillen fördert auch die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind. In Fällen, in denen das Stillen nicht möglich ist, können natürliche Alternativen zur Säuglingsnahrung in Betracht gezogen werden, um eine optimale Versorgung sicherzustellen.
• Homöopathie: Homöopathie ist eine Form der Naturheilkunde, die bei vielen Kindern erfolgreich angewendet wird. Homöopathische Mittel sind sehr sanft und können bei einer Vielzahl von Beschwerden wie Koliken, Schlafstörungen, Erkältungen und Hautproblemen hilfreich sein. Da die Mittel individuell auf das Kind abgestimmt werden, ist es wichtig, eine*n qualifizierte Homöopath*in oder Heilpraktiker*in zu konsultieren.
• Phytotherapie (Kräutermedizin): Kräutermedizin kann bei Kindern sicher und effektiv angewendet werden, wenn sie von einem*r erfahrenen Kinderärzt*in oder Kräuterkundler*in verschrieben wird. Pflanzliche Zubereitungen können bei Verdauungsproblemen, Schlafstörungen und leichten Infektionen hilfreich sein. Dennoch ist Vorsicht geboten, da nicht alle Kräuter für Kinder geeignet sind, und die Dosierung sorgfältig abgestimmt werden muss.
• Bewegung und Zeit in der Natur sind für die Entwicklung von Kindern entscheidend. Die Möglichkeiten sich im Freien bei Wind und Wetter zu bewegen, zu spielen und zu toben, stärkt nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern fördert auch die kognitive und emotionale Entwicklung.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Naturheilkunde und ganzheitliche Behandlung bei Neugeborenen, Kleinkindern und Kindern viele Vorteile bieten können. Sie ergänzen die konventionelle Medizin und können dazu beitragen, die Gesundheit und das Wohlbefinden der jungen Patient*innen auf ganzheitliche Weise zu fördern. Es ist jedoch wichtig, bei der Anwendung dieser Methoden immer eine*n qualifizierte*n Kinderärzt*in oder Fachpraktiker*in zu konsultieren, um die Sicherheit und Wirksamkeit zu gewährleisten.
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Kräutermedizin kann bei Kindern sicher und effektiv angewendet werden
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Landwirtschaft im Gegenwind des Klimawandels
Die Schweizer Landwirtschaft spürt den Klimawandel – im Positiven wie im Negativen. Denn gewisse Bereiche sind mehr oder weniger von den Folgen der höheren Temperaturen betroffen. Andere profitieren sogar davon.
Fabrice Müller
Je nach Region ergibt der Chasselas fruchtige, blumige, terroirgeprägte und leicht süsse Weine. Der Chasselas ist also ein vorzüglicher Apérowein, eignet sich aber auch bestens als Begleiter zu verschiedenen Gerichten. Der durchschnittliche Erntezeitpunkt liegt in der Westschweiz zwischen Mitte September und Mitte Oktober. Seit 1925 steht diese Rebsorte im Fokus der Forschungsstelle Agroscope in Pully. Im Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung werden Daten zu klimatischen Parametern und zur Phänologie der Rebsorte Chasselas gesammelt. In diesen langen Beobachtungsreihen lässt sich offenbar eine leichte Tendenz zu einem verzögerten Laubaustrieb feststellen, mit extrem frühem Austrieb im Jahr 1990 (19. März) und maximaler Verzögerung im Jahr 1956 (5. Mai), das von einem historischen Winterfrost geprägt war. Weitere Erkenntnis: Der Blühbeginn ist tendenziell früher, mit extrem frühem Beginn in den Jahren 2011 und 1948 (5. Mai) und später Blüte im Jahr 1980 (7. Juli). Dieselbe Tendenz lässt sich für den Beginn der Reife feststellen. «Diese Ergebnisse zeigen, dass sich die Weinrebe sehr gut an klimatische
Schwankungen anpasst und sie im Fall der Schweiz von den wärmeren Bedingungen profitiert. Gegenwärtig gehört die Rebe sicherlich zu den am besten an den Klimawandel angepassten Pflanzen», erklärt Agroscope (siehe auch Interview mit Jürg Bachofner vom Branchenverband Deutschschweizer Wein).
Akteurin und Betroffene
Der Klimawandel stellt nicht nur für den Weinbau, sondern für die gesamte Landwirtschaft eine Herausforderung dar. Zum einen wird von den Bäuerinnen und Bauern erwartet, dass sie durch Reduktion von Treibhausgasemissionen einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz leisten – zum anderen sind sie gefordert, ihre Produktion vorausschauend an die Veränderungen des Klimas anzupassen, indem sie Chancen nutzen und negative Auswirkungen auf Energie und Umwelt abfedern. Somit ist die Landwirtschaft sowohl Akteurin als auch Betroffene des Klimawandels. Immerhin trägt sie mit einem Anteil von 13 Prozent zu den Gesamtemissionen der Schweiz bei, wie das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) informiert.
KLIMAERWÄRMUNG & WEIN | GESUND SEIN 21
Getreide gedeiht in höheren Lagen besser, wenn die Durchschnittstemperaturen steigen.
Der Charakter des Weins hängt von verschiedenen Faktoren ab: Rebsorte, Boden, aber auch vom Klima.
Auswirkungen auf den Ackerbau
Grundsätzlich führt die Veränderung des Klimas in der Schweiz allgemein zu einer Verschiebung der Gunsträume für die landwirtschaftliche Produktion. Dadurch ergeben sich positive als auch negative Aspekte. Besonders prägend ist die Zunahme von Wetterextremen zu bezeichnen, denn sie mindern die Ertragssicherheit in der Landwirtschaft. So führt zum Beispiel die Kombination von hohen Temperaturen mit geringen Niederschlägen zu einer spürbaren Reduktion der Ernteerträge. Agroscope untersuchte anhand der Deckungsbeiträge für die Landwirtschaft im Fünfjahresvergleich die Folgen von Trockenheit oder starken Regenfällen für Weizen, Raps, Sonnenblumen, Kartoffeln und Zuckerrüben. Raps hingegen ist von feuchteren Jahren offenbar weniger negativ betroffen. Die Sonnenblumen profitierten laut der Forschungsstelle sogar von der Wärme und Trockenheit. «Generell gesehen kommen die wärmeren und trockeneren Wetterverhältnisse den Wachstumsbedingungen der Ackerkulturen eher entgegen», stellt Agroscope fest. Mit dem Temperaturanstieg erhöht sich laut dem Schweizer Bauernverband auch der Schädlingsdruck.
Der Mais profitiert
Ein weiterer Profiteur des Klimawandels scheint der Maisanbau zu sein, wie Studien von Agroscope zeigen. Mais könnte dabei gleich in zweierlei Hinsicht profitieren: einerseits von einem grösseren Spielraum für die Aussaat aufgrund der Zunahme der Frühlingstemperaturen; anderseits von mehr Möglichkeiten für den Anbau von spät abreifenden Sorten. Allerdings bringt der Klimawandel nicht nur Vorteile mit sich. Frühere Studien von Agroscope kamen nämlich zum Schluss, dass steigender Hitzestress und zunehmende Trockenheit den Maisanbau mittelfristig beeinträchtigen könnten. Als klimatisch besonders günstige Standorte für den Maisanbau gelten das Tessin, das Wallis, die Westschweiz sowie die Flussebenen von Aare, Reuss, Limmat und Rhein. In diesen Regionen können laut Agroscope auch mittelspät abreifende Körnermaissorten angebaut werden.
Wassersparende Systeme
Die Bäuer*innen reagieren auf die neuen Herausforderungen rund um den Klimawandel, indem sie zum Beispiel die Bewässerungsmöglichkeiten ausbauen, auf wassersparende Systeme und Sensoren für eine bedarfsgerechte Bewässerung umstellen oder neue Kulturen anbauen, die mit Trockenheit und Hitze besser zurechtkommen. Dazu zählen etwa Sorghum und Luzerne, beides Futterpflanzen, die mit weniger Wasser auskommen oder tief wurzeln. Wie der Schweizer Bauernverband informiert, kommt dabei dem Boden- und Erosionsschutz eine spezielle Bedeutung zu. Denn: Je gesünder und humusreicher ein Boden, desto besser ist seine Wasserrückhaltefähigkeit.
Neue Züchtungsmethode
Als Reaktion auf die neuen Bedingungen für die Landwirtschaft betreibt zum Beispiel die Forschungsgruppe Genomdynamik der Pflanzen, geleitet von Etienne Bucher, innerhalb des europäischen ERC-Projekts «BUNGEE» Laborforschung mit TEgenesis®. Diese neue Züchtungsmethode wurde an der Uni Basel entwickelt und patentiert. Die Züchtungsmethode mit mobilen genetischen Elementen beschleunigt einen pflanzeneigenen und zufälligen Anpassungsmechanismus. Ob dieser zum gewünschten Resultat führt, lässt sich schnell und genau nachprüfen. Bei Agroscope ist es derzeit allerdings nach eigenen Angaben nicht erlaubt, mit dieser Methode auf dem Feld zu forschen. Bundesämter sowie die zuständigen Kommissionen (EFBS, EKAH) kommen in ihrer Beurteilung, ob das Mutageneseverfahren «TEgenesis» unter das Landwirtschafts- oder Gentechnikrecht fällt, zu unterschiedlichen Beurteilungen. Der Bundesrat hat sich mit dieser Frage noch nicht beschäftigt.
www.agroscope.admin.ch
22 GESUND SEIN | KLIMAERWÄRMUNG & WEIN
Mit wärmeren Temperaturen werden die Trauben früher reif und die Ernte beginnt auch früher.
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«Pilze und Schädlinge zählen zu den Folgeschäden des Klimawandels»
Der Schweizer Weinbau ist geprägt durch seinen alpinen Charakter, aussergewöhnliche Landschaften, eine Vielzahl von Mikroklimata und eine breite Vielfalt von Rebsorten. Was bedeutet der Klimawandel für die Arbeit im Rebberg? Wir sprechen darüber mit Jürg Bachofner, Geschäftsführer des Branchenverbandes Deutschschweizer Wein.
Interview: Fabrice Müller
«natürlich»: Wie stark beschäftigen sich die Schweizer Winzerinnen und Winzer mit dem Klimawandel und seinen Folgen?
Jürg Bachofner: Der Klimawandel ist für die Winzerinnen und Winzer ein wichtiges Thema. Sie sind tagtäglich mit seinen Auswirkungen auf die Reben konfrontiert.
Wo ist der Weinbau vom Klimawandel betroffen?
Aufgrund der höheren Temperaturen hat beispielsweise der Kanton Baselland die Höhengrenze für Weinbaugebiete heraufgesetzt. Dadurch entstünden für den Weinbau neue Anbauflächen, was grundsätzlich positiv ist. In der Deutschschweiz hatten wir über die letzten Jahre stets eine gleichbleibende Anbaufläche für den Weinbau, nur in der Zentralschweiz kam es dank des Temperaturanstiegs zu einer Verdoppelung der Flächen – vor allem in den Luzerner Seetälern etwa, in den Kantonen Ob- und Nidwalden sowie Uri und Zug. Ob ein*e Winzer*in seine Flächen erweitert, hängt allerdings stets von der Nachfrage ab.
Gibt es Unterschiede je nach Lagen und Rebsorten?
Die klassischen Rebsorten wie Blauburgunder oder Müller-Thurgau erreichen mit den höheren Temperaturen ihren Zuckergehalt früher. Entsprechend werden sie auch früher geerntet, um ihre Sortentypizität zu erhalten. Dies setzt allerdings eine gute Beobachtungsgabe von Seiten der Winzerinnen und Winzer voraus – wovon ich ausgehe. Für sie gilt nicht nur der Kalender, sondern die Qualität und der Reifegrad der Traube als Referenz. Die höheren Temperaturen bieten den Weinbäuerinnen und Weinbauern die Möglichkeit, spätreifere Sorten wie zum Beispiel Malbec, Cabernet-Sauvignon, Shiraz oder Merlot – der mittlerweile neben dem Tessin vermehrt auch in der Deutschschweiz und Romandie anzutreffen ist – anzubauen.
Welche negativen Aspekte hat der Klimawandel für den Weinbau?
Pilze und Schädlinge zählen zu den Folgeschäden des Klimawandels. Ausschlaggebend sind die oft extremen Wetterausschläge wie der trockene Frühling in
diesem Jahr oder lange Regenperioden. Ein allzu feuchtes Mikroklima begünstigt die Mehltaupilze. Glücklicherweise konnten sich die Reben in diesem Jahr dank des schönen Wetters bestens entwickeln und haben den Rückstand vom Frühling wieder aufgeholt.
Wie reagieren die Schweizer Winzerinnen und Winzer auf diese Entwicklungen? Sie reagieren besorgt darauf, denn sie können sich nicht mehr nur auf Witterungsverhältnisse verlassen. Jedes Jahr ist anders, was unter anderem schwankende Erträge zur Folge hat. Wetterkapriolen wie Sturm, Hagel und starke Niederschläge innerhalb kurzer Zeit führen oft zu schweren Schäden. Zudem können grosse Wassermengen das Rebland abschwämmen. Und schliesslich macht uns der Frost zu schaffen. Für Risiken wie Naturereignisse besteht zunehmend Bedarf nach Versicherungslösungen, damit entgangene Ernteerträge abgefedert werden können.
Welche Schutzmassnahmen stehen den Weinbäuerinnen und -bauern zur Verfügung?
Es gibt eine ganze Reihe von Massnahmen, die allerdings keinen hundertprozentigen Schutz bieten. Es gibt resistente Rebsorten, die zwar gegen die Folgen des Klimawandels und Schädlinge, jedoch nicht gegen gegen Hagelschäden geschützt sind. Jeder Betrieb muss deshalb für sich selbst prüfen, welche Rebsorten er behalten oder neu hinzunehmen will.
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Jürg Bachofner, Geschäftsführer des Branchenverbandes Deutschschweizer Wein.
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Küchlein mit Geschichte
Kolumbus und anderen Seefahrern ist es zu verdanken, dass der Mais im 15. Jahrhundert nach Europa kam. Ob sie diese Köstlichkeit kannten? Feines Maismehl verleiht den Küchlein ihre dezent-nussige Note und den sonnigen Glanz. Als Hiesige kamen sie nicht übers Meer, dafür schmecken sie nach ganz viel mehr.
Zutaten
125 g Butter, weich
125 g Biofarm-Golden-Light-Zucker
1 EL Vanillezucker
2 Eier
100 g Biofarm-Maismehl
30 g Maisstärke
1 TL Trockenhefe
Zubereitung Maismuffins
1. Den Backofen auf 180 °C vorheizen.
2. Butter, Golden-Light-Zucker und Vanillezucker cremig aufschlagen, die Eier dazugeben und kurz weiterschlagen.
3. Die restlichen Zutaten unterrühren und den Teig in die Muffinförmchen füllen.
4. Die Muffins in der Ofenmitte bei 180 °C 20 Minuten backen.
Tipp: Die Muffins sind sehr fein und mürbe. Am besten möglichst frisch essen.
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REZEPTE
DES MONATS
Linsensuppe mit saisonalem Gemüse
Zutaten
4–5 Portionen Linsen, grün
200 g Linsen, grün
100 g Zwiebeln
1 Knoblauchzehe
2 EL Olivenöl, hitzebeständig
300 g Kartoffeln
150 g Kürbis
130 g Lauch
1 Liter Gemüsebrühe
2 Lorbeerblätter
5 getrocknete Tomaten
2 EL Tamari (Sojasauce)
1–2 EL Aceto Bianco
Salz und Pfeffer
Zubereitung Linsensuppe
1. Die Linsen optional über Nacht einweichen.
2. Die Zwiebel und den Knoblauch fein würfeln. Die Kartoffeln schälen und in ca 1 cm grosse Würfel schneiden. Den Kürbis ebenfalls in würfeln und den Lauch in Ringe schneiden. Die getrockneten Tomaten grob hacken.
3. In einem grossen Topf das Öl erhitzen. Die Zwiebeln darin ca. 4 Min anbraten, dann den Knoblauch, Kartoffel- und Kürbiswürfel dazugeben und ca. 5 Min anbraten. Dann die Lauchringe, die Gemüsebrühe, die Lorbeerblätter, die getrockneten Tomaten und die abgetropften oder frisch gewaschenen Linsen dazugeben und einmal aufkochen.
4. Danach die Hitze reduzieren und während 25–30 Min gar kochen.
5. Mit Tamari, Balsamico, Salz und Pfeffer abschmecken und mit frisch gehackter Petersilie bestreut servieren.
Topping
1/2 Bund frische Petersilie
* alle Produkte aus dem claro-Sortiment direkt via www.claro.ch erhältlich.
TIPPS/ANMERKUNGEN
• Taste Tipp Nr. 1: Du kannst das Gemüse mit anderem saisonalem Gemüse variieren. Z.B. Pastinake, Knollenselleie, Staudensellerie, Karotten, Randen usw.
• Taste Tipp Nr. 2: Für eine extra Portion Protein brate gewürfelten Räuchertofu knusprig an und gib diesen vor dem Servieren in die warme Suppe.
• Don’t Waste Tipp: Bewahre Schalen und Rüstabfälle von Zwiebeln, Karotten und anderem Gemüse auf und verwende diese um selbstgemachte Gemüsebrühe herzustellen.
27 REZEPTE DES MONATS
grünBIO
Linsen
Sabine Hurni über …
Erntedankfest für die Zellen
Es ist Erntezeit! Die Beeren sind reif, die Tomaten leuchten an der Herbstsonne und die Wespen kurven um die ersten Zwetschgen herum. Ich kann nur sagen: Greifen Sie zu. Unser Körper kann gar nicht genug kriegen von den Farbstoffen, die uns die Herbsternte bietet.
Die farbenfrohe Pflanzenkost liefert uns neben Vitaminen und Mineralstoffen eine Vielzahl von Polyphenolen. Das sind sekundären Pflanzenstoffe, zu denen die OPC (oligomere Proanthocyane), die Anthocyane und die Flavonoide gehören. Natürliche Polyphenole sind als Farbstoffe, Aromastoffe und Tannine in praktisch allen Pflanzen enthalten. Sie schützen die Gewächse vor Fressfeinden, locken mit ihren kräftigen Farben Insekten an und dienen den Früchten und Blättern als Sonnenschutz. Der Begriff Anthocyane kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wörtern «anthos» (Blüte) und «kyanos» (blau) zusammen. Die blaublütigen Wildkräuter und die blautonigen Gemüse- und Beerensorten sind somit besonders reich an Anthocyanen. Dazu gehören viele Früchte, die der Herbst uns schenkt. Die Weintrauben, die wild wachsenden Heidelbeeren, die Zwetschgen, die Holunderbeeren, die roten Zwiebeln, der Rotkohl, die violetten Karotten, der rote Chicorée und die Auberginen. Aber auch die Granatapfelsamen, die Hibiskusblüten und die Wassermelonen weisen eine intensive Farbe auf und beliefern uns mit den hilfreichen sekundären Pflanzenstoffen.
Besser die Frucht als das Pulver
In erster Linie produzieren die Pflanzen die Polyphenole zum Selbstschutz. Wenn diese sekundären Pflanzenstoffe die Zellen der Pflanzen vor Zellschäden schützen, dann sollten sie diesen Einfluss auch auf die menschlichen Zellen ausüben können. So der Gedanke
der Forschenden, die Antioxidantien auf Basis von Polyphenolen (OPC) auf den Markt gebracht haben. Sie sind in der Nahrungsergänzungsmittel-Industrie ein Dauerrenner und werden gegen Entzündungen, zur Prävention von Krebs wie auch zum Aufhalten des natürlichen Alterungsprozesses beworben.
Es ist jedoch nicht erwiesen, ob reine Polyphenole denselben Effekt haben, wie jene, die eingebettet sind in einer frischen Beere. Ebenfalls unklar ist, ob es die Polyphenole selbst sind, die diesen positiven Effekt auf den Körper verursachen, oder ob deren Abbauprodukte die Zellen schützen. Was man mit Sicherheit sagen kann, ist, dass Beeren, Rotkohl und rote Säfte einen bedeutenden Wert für unsere Gesundheit haben.
Ein Nahrungsergänzungsmittel mit Polyphenolen kann Sinn machen, wenn man mit der Ernährung nicht genügend farbiges Gemüse zu sich nimmt. Doch wie der Name sagt, ergänzt es die Nahrung. Niemals sollte man dem Irrglauben verfallen, man könne die empfohlenen fünf Portionen Früchte und Gemüse durch Pillen ersetzen. Oder noch paradoxer: Jedes Gemüse schälen, das grüne vom Lauch wegwerfen, die entkernten Trauben kaufen und gleichzeitig Polyphenole als Nahrungsergänzung einnehmen. Es versteht sich von selbst, dass wir dem Körper mit dem Konsum von reichlich farbigem Gemüse und Beeren weit mehr schenken als ausschliesslich die Polyphenole.
Die radikalen Störfaktoren
Um die Wirkung der Polyphenole oder allgemein der Antioxidantien zu verstehen, muss man sich nächst mit ein paar anderen Begriffen vertraut machen. Den freien Radikalen, oxidativem Stress und den Radikalfängern:
28 KOLUMNE | SABINE HURNI
…
• Freie Radikale werden bei verschiedenen Stoffwechselprozessen von unserem Körper selbst gebildet. Zusätzlich entstehen sie in den Zellen durch schädliche äussere Einflüsse wie Zigarettenrauch, Umweltgifte und UV-Strahlung der Sonne. Es handelt sich dabei um sehr kurzlebige, hochreaktive, unvollständige Teilchen, die sich sofort verbinden müssen.
• Befinden sich sehr viele dieser freien Radikale im Körper, entsteht oxidativer Stress. Das wiederum kann zu Zellschäden führen, welche mitverantwortlich sind für viele Erkrankungen wie Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Probleme, Arthritis oder Zellmutationen. Zudem lassen die freien Radikale die Haut schneller altern.
• Unser Körper verfügt über Schutzmechanismen, um Radikale zu binden, damit sie eben nicht mehr frei zirkulieren. Viele Enzyme, Hormone und Stoffwechselprodukte helfen ihm dabei. Gleichzeitig ist der Körper zwingend auf Nahrung angewiesen, die ihm Vitamin C, E und B2 liefert. Ebenso die Mineralstoffe Selen und Zink. Das alles sind bewährte Radikalfänger, welche die freien Radikale auffangen, binden, unschädlich machen und die Körperzellen vor oxidativem Stress schützen.
Je mehr Polyphenole in unserer täglichen Nahrung vorkommen, desto besser kann sich der Körper vor Zellschäden schützen. Das wiederum senkt das Risiko von zahlreichen Erkrankungen und Entzündungen. Empfohlen sind rund 120 Milligramm sekundäre Pflanzenstoffe wie OPC, Anthocyane und Flavonoide.
Die polyphenolreiche Kost
Es gibt viele Wege, um täglich auf eine ausreichende Menge an Polyphenolen zu kommen. Fokussieren Sie sich beim Gemüse- und Früchteeinkauf auf die Farben. Wählen Sie den Apfel mit den roten Backen, den dunkelgrünen Salat, die violetten Karotten und die roten Zwiebeln. Rotkohl, wilde Heidelbeeren und Holunderbeeren sind eine wahre Polyphenolbomben. 100 Gramm Rotkohl enthalten 322 Milligramm Anthocyane. 100 Gramm wilde Heidelbeeren bis zu 700 Milligramm und Holunderbeeren sogar bis 1800 Milligramm. Die wilden blauschwarzen Beeren liefern uns somit eine üppige Fülle an Antioxidantien. Greifen Sie zu und danken Sie der Natur für ihre vielen Früchte, die sie uns anbietet und von denen wir auf allen Ebenen profitieren können.
Sabine Hurni arbeitet als Naturheilpraktikerin und Lebensberaterin in Baden, wo sie auch Ayurveda Kochkurse, Lu Jong- und Meditationskurse anbietet.
Beratung
PARODONTITIS
Mein Zahnarzt hat bei der letzten Kontrolle eine Parodontitis festgestellt und eine Laser Therapie empfohlen. Nun las ich, dass Parodontitis einen Zusammenhang mit der Darmflora hat. Was gäbe es alternativ zu dieser Laser-OP?
U. B., Aarau
Das eine tun, das andere nicht lassen. Wenn die Zahnfleischtaschen saniert werden müssen, sollten Sie das machen lassen. Die Zähne sind ein derart kostbares Gut, dass wir sehr sorgsam mit ihnen umgehen müssen. Das soll Sie aber nicht daran hindern, die nötigen Schritte einzuleiten, um das Zahnfleisch zu stärken und nachhaltig gesund zu erhalten. Es lohnt sich, hier zweischienig zu fahren.
Das Zahnfleisch mag «Schimpansenfutter». Das heisst pflanzliche Kost wie Gemüse, Früchte, Nüsse, Hülsenfrüchte und ganze Getreidesamen. Was es nicht mag, ist zu viel Fleisch, Milch und Zucker. Sie müssen auf nichts verzichten, sorgen Sie lediglich dafür, dass die Pflanzenkost den grössten Anteil ausmacht.
Dann ist die Mundhygiene zentral. Zahnseide und die ganzen Interdental-Sachen, sind wichtig. Ebenso die etwas weniger bekannte Zungenhygiene. Kaufen Sie sich einen Zungenschaber und reinigen Sie die Zunge morgens als erste Handlung des Tages. Zwei- bis dreimal, dann den Mund ausspülen. Auf diese Weise entfernen Sie sehr viele Bakterien aus dem Mundraum. Danach trinken Sie zwei grosse Gläser Wasser, um den Mund und den ganzen Körper zu befeuchten nach der Nachtruhe.
Kauen Sie täglich immer mal wieder einige Fenchelsamen. Das ätherische Fenchelöl desinfiziert den Mundraum, erfrischt den Atem und unterstützt die Verdauung. Stärken Sie die Darmflora mit Ballaststoffen (zum Beispiel Kleie oder Flohsamenschalen), Wildkräutern, Bitterstoffen (Gemüse, Tee, Tinktur, Saft), Inulin haltigen Gemüsesorten wie Topinambur oder Schwarzwurzeln. Falls Sie in den letzten Jahren oder Monaten Antibiotika einnehmen mussten oder eine Darmspiegelung gemacht haben, sollten Sie die gesamte Darmflora aufbauen. Das heisst, neben Ballaststoffen und Bitterstoffen zusätzlich ein Darmaufbaupräparat einnehmen.
Das Zahnfleisch ist eigentlich der Boden, der die Zähne hält. Wie die Erde, die einen Baum hält. Diesen Boden müssen wir nähren und dafür sorgen, dass er gut durchblutet ist, damit die Nährstoffe zu den Wurzeln gelangen. Massieren Sie beim Zähneputzen das Zahnfleisch sanft mit der Zahnbürste. Nehmen Sie abends etwas Öl in den Mund (Kokosfett oder Sesamöl) und verteilen Sie es mit der Zunge auf dem Zahnfleisch, um es zu nähren. Nicht ausspülen, es soll über Nacht im Mund bleiben.
Ach ja: Und benutzen Sie Zahnpasten ohne Fluor und ohne Schäumer. Es gibt sehr gute alternative Zahnpasten auf Kräuterbasis.
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BERATUNG | SABINE HURNI
MUNDWINKELRISSE
Ich habe oft Mundwinkelrisse in einer Hautfalte. Mit was kann ich die Mundwinkel pflegen? S. I., Will
Es gibt im Fachhandel eine homöopathische Salbe bei Hautrissen. Die soll sehr gut sein. Wählen Sie zudem eine Lippenpomade, die ausschliesslich aus tierischen Fetten besteht. Es gibt einige Naturkosmetikmarken, die solche Lippenpomaden anbieten. Sie pflegen nicht nur die Lippen, man kann sie auch für die Risse am Mund oder an den Fingern verwenden. Nehmen Sie ein Heilmittel mit B-Vitaminen ein. Die Hautrisse können mit einem Nährstoff-Mangel zusammenhängen. Ein guter Lieferant für die B-Vitamine und viele weitere Pflanzenstoffe ist das Kräuter-Aufbaupräparat von Strath. Der Saft unterstützt gleichzeitig die die Darmflora in ihrer Funktion. Da der Darm bei vielen Erkrankungen ein Dreh- und Angelpunkt ist, sollte man ihn so oft wie möglich mit einbeziehen in die Behandlung. Wenn die vorhandene Hautfalte die Ursache für die Risse ist, sollten Sie diese stehts trocken halten. Sie könnten die Hautfalte jeweils mit etwas Heilerde pudern, damit sich kein Schweiss bildet. Das ist ein guter Trick gegen feuchte Hautstellen. Beginnen Sie aber erst damit, wenn die Wunde verheilt ist. Bis es so weit ist, könnten Sie über Nacht auch etwas Rohwolle in die Falte legen – sofern sie tief genug ist, dass die Wolle hält. Sie hilft, dass die Wunde heilen kann, auch wenn keine Luft drankommt.
TIEFER EISENWERT
Wie kann man den Eisenwert in natürlicher Form verbessern? Meine Tochter hat aktuell einen Ferritin Wert von 9. Sie hat sich jetzt zu einer Eiseninfusionen überwunden. Bei mir war es nicht anders. Seit der Menopause ist mein Eisenwert besser. D. H., Will
Man kann auch mit einem tiefen Eisenwert sehr gut leben. Das eigene Befinden ist jeweils ausschlaggebend, denn nicht alle Menschen entsprechen der Norm. Ihre Tochter sollte morgens gekochte Haferflocken zum Frühstück essen, evtl. eine getrocknete Feige mitkochen. Beide Lebensmittel sind sehr reich an Eisen. Zudem viel grünes Gemüse, frische Kräuter, Wildkräuter und ab und zu rotes Fleisch. Das Eisen aus den tierischen Lebensmitteln wird bedeutend besser verwertet als jenes aus Pflanzenkost. Das ist leider eine Tatsache. Zudem sollte der Brennnesseltee zu einem zentralen Getränk werden. Drei Tassen täglich trinken. Die Brennnessel gehört zu den Schleuserpflanzen für Eisen. Sie hilft, das Eisen besser aufzunehmen, hat einen positiven Einfluss auf das Blut und stärkt die Leber wie auch die Nieren. Das heisst, sie wirkt vitalisierend. Man kann mit der Brennnessel auch eine Eiseninfusion sehr wirkungsvoll begleiten. Auch Thymian gehört zu den Einschleuserpflanzen für Eisen. Beides, die Brennnessel und der Thymian sind zwei wunderbare Heilpflanzen. Thymian lässt sich auch gut als Gewürz verwenden, wenn man den Tee nicht so sehr mag. Man gibt den tiefen Eisenwert oft bei der Geburt an das Kind weiter. Wenn Ihre Tochter Kinder möchte, dann wäre es gut, wenn sie während der Schwangerschaft für einen richtig hohen Eisenwert sorgt. Das einfach als Zusatzgedanke.
Gesundheitstipp
Venen frühzeitig stärken
Sobald die Temperaturen steigen, dehnen sich die Blutgefässe aus. So schützt sich der Körper vor Überhitzung. Sind die Gefässe weit, fällt es dem Körper allerdings schwer, das Blut aus den Füssen hinauf zum Herz zu pumpen. Deshalb leiden viele Leute, vorwiegend Frauen, in den Sommermonaten an geschwollenen Knöcheln, müden Beinen oder schweren Füssen. Wer das Problem kennt, sollte frühzeitig vorbeugen.
So hilft die Rosskastanie: Der Extrakt aus Rosskastaniensamen ist reich an Aescin. Dieser Inhaltstoff wirkt gefässabdichtend und verhindert, dass Lymphflüssigkeit aus den Venen ins Gewebe austritt. Das verringert Schwellungen und belebt die Beine.
Wie anwenden: Sind die Knöchel im Hochsommer angeschwollen, kann die Rosskastanie nicht mehr viel ausrichten. Besser ist die Prävention. Nehmen Sie im Frühling ein Rosskastanienpräparat ein, das einen möglichst hohen Gehalt an Aescin aufweist. Erhältlich als Tabletten oder Tinktur in Apotheken und Drogerien.
Tipps rund um geschwollene Beine:
• Beine abends hochlagern
• Mehrmals täglich Wassergüsse mit kaltem Wasser machen
• Genug trinken und viel Früchte und Gemüse essen
• Ideal sind Ausdauersport wie Nordic-Walking, Wandern, Velofahren, Schwimmen oder Aqua-fit
• Stützstrümpfe tragen, wenn Sie lange sitzen oder stehen müssen
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Arzt-Patienten-Beziehung:
Was darf ich fragen und was nicht?
Wenn eine Diagnose und Behandlung unklar ist oder in eine Richtung geht, die der*die Betroffene nicht versteht, haben viele Menschen Schwierigkeiten, beim Arzt oder der Ärztin nochmals nachzufragen –nicht selten aus Angst, dass der*die Ärzt*in denken könnte, sie würden seine Kompetenz infrage stellen.
Professionalität und Nähe zwischen Ärzt*in und Patient*in sind komplexe und tiefgreifende Themen, und benötigen – je nach der persönlichen Situation oder auch dem Bedürfnis des Patienten oder der Patientin– das richtige Mass. Unbestritten ist aber, dass das Interesse der Patient*innen immer im Mittelpunkt aller Bestrebung stehen sollte, und nicht das Bedürfnis, der ärztlichen Fachperson ein gutes Gefühl zu geben.
Ein*e Patient*in soll sich bei jeder medizinischen Fachperson gut aufgehoben fühlen, was eine gewisse «Wellenlänge» voraussetzt. Dies schafft Vertrauen. Fachpersonen haben aber ohne Ausnahme den Patient*innen gegenüber die Pflicht, die Beziehung auf professioneller Ebene zu gewähren – und dazu gehört auch, Nachfragen von Seiten der Betroffenen zuzulassen.
Nachfragen und Konfrontieren brauchen Mut, sind aber wichtige Bausteine für eine Behandlung auf Augenhöhe. Scheuen Sie sich nicht davor, wenn Sie es für nötig halten – für sich oder Ihre Angehörigen. Ihre persönliche Perspektive ist ebenso legitim wie die fachliche und kann die professionelle Beziehung bereichern.
Susanne Gedamke, Geschäftsführerin SPO
Mehr zum Thema Patient*innenrecht:
Schweizerische Stiftung SPO Patientenschutz, www.spo.ch
Telefonische Beratung via Hotline 0900 567 047, Fr. 2.90/Min.
Im Rahmen der SPO-Mitgliedschaft erhalten Sie diese Beratung unentgeltlich (044 252 54 22).
KNIEARTHROSE
Ab und zu macht mir mein Knie zu schaffen. Mein Arzt stellte Arthrose fest. Was raten Sie mir? Ich habe schon vom Hagebuttenpulver gehört. Was halten Sie von einer ArthroseVitalgranulat-Kur?
Hagebuttenpulver ist sehr reich an Vitamin C. Es macht dann Sinn, wenn eine Entzündung brodelt. Das Pulver wäre sicher eine gute Ergänzung zu einer gemüse- und früchtereichen Kost. Da bei Arthrose immer auch der Säure-Basen-Haushalt eine Rolle spielt, ist es wichtig, dass Sie 80 Prozent pflanzliche Kost und 20 Prozent tierische Lebensmittel essen. Achten Sie darauf, dass der Teller so oft es geht in diesem Verhältnis gefüllt ist. Trinken Sie basische Kräutertees, die gleichzeitig die Nieren anregen. Allen voran der Brennnesseltee.
Die Arthrose-Vitalgranulat-Kur kenne ich nicht. Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl. Wählen Sie den Weg, zu dem Sie sich hingezogen fühlen. Ziehen Sie auch ein Knorpelaufbaupräparat in Betracht. Zum Beispiel Pernaton. Es unterstützt den gesunden Knorpel in seiner Funktion. Gehen Sie das Thema so ganzheitlich wie möglich an. Das heisst: Trockenbürstenmassagen zum Lockern der Muskulatur rund um das Knie, warme Auflagen mit Heublumen oder Lehm, belastungsfreie Bewegung und tägliche Massagen mit Wallwurz- oder Arnikasalbe.
Es gibt zudem eine Gewürzmischung, die bei Arthrose empfohlen wird. Zu gleichen Teilen Muskat-, Koriander- und Kreuzkümmelsamen jeweils als Pulver. Davon täglich ein bis zwei gestrichene Teelöffel mit etwas heissem Wasser einnehmen. Die Gewürzmischung regt die Durchblutung der Gelenkschleimhaut an und wirkt entzündungshemmend.
Haben Sie Fragen?
Sabine Hurni, Drogistin, Naturheilpraktikerin und AyurvedaExpertin, beantwortet Ihre Fragen zu Gesundheits- und Ernährungsthemen persönlich und ganzheitlich: s.hurni@weberverlag.ch
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D. H., Wil
Unsicherheit umarmen – nicht kontrollieren
Warum gibt es heutzutage so viele Narzissten? Und warum so viel mehr Regeln – für alles, was man tun, sagen, ausdrücken will? Wieso wollen wir uns dreimal absichern, bevor wir etwas Neues wagen?
Antwort: Wir können so schwer Unsicherheit ertragen. Fatale Strategien, mit ihr klarzukommen, sind Kontrolle oder Selbsterhöhung: Damit verstärken wir sie letztlich – und kontrollieren mehr – und so weiter.
Von Kindern können wir lernen, einen kreativen Umgang mit Unsicherheit zu finden. Denn als Kinder wurde uns klar, dass wir abhängig sind von diesen grossen Menschen um uns herum, genannt Eltern. Sie nähren uns, schützen uns und geben uns Sicherheit. Wie stellen wir sicher, dass sie es auch in Zukunft tun?
Die erste Strategie, mit dieser Unsicherheit klarzukommen, war Narzissmus. Als wir uns erstmals im Spiegel erkannten, war meistens ein Elternteil da, das begeistert mit dem Finger auf uns zeigte. Aha, verstanden wir: Das im Spiegel ist das Wesen, das meine Mama, mein Papa lieben. Solange ich so bin, verlassen sie mich nicht. Also identifiziert sich das Kind mit seiner äusseren Erscheinung im Spiegelbild – und für eine Weile treten alle anderen Wesen dahinter zurück. Es versucht, der zu sein, den die Eltern lieben. Das ist eine Phase in der Entwicklung fast aller Kinder.
Menschen, die darin hängenbleiben, überhöhen sich zeitlebens zwanghaft – aus Unsicherheit! So sehr, dass alle anderen nur Statisten in ihrem permanenten Film sind. Niemand dringt zu ihnen durch. Narzissten sind unfähig zu Mitgefühl und Liebe. Eine Beziehung zu einem Narzissten gehört zu den forderndsten Erfahrungen in der Liebe. Psychologen werten Narzissmus nicht als psychische Krankheit, sondern als Persönlichkeitsstörung. Ich werte ihn als Tragödie, denn die meisten Narzissten sind unfähig zu Krankheitseinsicht – und damit therapieresistent.
Doch ein gesundes Kind gibt den Narzissmus irgendwann auf – und probiert es mit zwanghaftem WissenWollen: die Warum-Phase. Warum kräht der Hahn? Warum will er die Hühner wecken? Warum legen sie Eier? Das Kind – und der Erwachsene, der in dieser Phase hängengeblieben ist – glaubt, es gebe eine letzte Antwort, eine letzte eindeutige Regel und will diese unbedingt finden. Hält man sich an sie, könnte man die bedrohliche Unsicherheit in Schach halten.
Ein gesundes Kind wird so lange weiterfragen, bis der Groschen fällt: Es gibt keine letzte Antwort. Eltern sind weder allwissend noch allmächtig. Keine Regel schützt mich vor allem. Das ist ein riesiger Aha-Moment im Leben.
Wenn ein Kind das erkennt, entspannt sich etwas tief: Weder mit Selbstüberhöhung noch Regeln ist Sicherheit garantiert. So akzeptiert das Kind letztlich, mit Unsicherheit zu leben. Und es findet kreative Wege, mit ihr umzugehen. Dazu gehören Kontakt und Einfühlungsvermögen. Tiefes Verstehen und Sich-Einlassen auf den anderen. Spielerischer und immer verantwortlicherer Umgang mit unserem Wollen und Begehren – aber auch Akzeptieren und Fühlen von Schwäche, Enttäuschung und Unsicherheit. So wird unser soziales Selbst geboren. Seine grössten Kräfte sind Vertrauen und Liebe.
Leila Dregger ist Journalistin und Buchautorin. Sie begeistert sich für gemeinschaftliche Lebensformen, lebte u. a. über 18 Jahre in Tamera, Portugal, sowie in anderen Gemeinschaften. Am meisten liebt sie das Thema Heilung von Liebe und Sexualität sowie neue Wege für das Mann- und Frau-Sein.
33 KOLUMNE | LIEBESSCHULE
Leila Dregger
Natürlich gesunde Kinder
Kinder holen sich in Krippe, Kindergarten und Schule so ziemlich jedes Virus, das im Umlauf ist. Natürliche Heilmittel lindern die Symptome und unterstützen den kindlichen Organismus.
Yvonne Rossel
So zum Beispiel der Fall der sechsjährigen Nora. Die Mutter von Nora schilderte mir, dass ihre Tochter an Magenbrennen, Bauchschmerzen und wenig Appetit leidet. Mit Hilfe einer pflanzlichen Behandlung wollte sie den Gang zur Ärztin vermeiden oder hinauszögern. Ich schaute mir mittels Irisdiagnose die Augen des Mädchens an und entdeckte, dass ihre Verdauung schwach war. Sie bekam Bitterstoffe und einen Spray aus spagyrischen Essenzen. Beides abgestimmt auf ihre Konstitution. Bald waren die Magenprobleme von Nora weg. Sie nahm weiterhin bei Bedarf Bitterstoffe ein und ihre Mutter verzichtete vorerst auf den Arztbesuch.
Das ist nur eines von vielen Beispielen, wie Kinder mit Naturheilmitteln unterstützt werden können. Neben vielen Hausmitteln findet man in Drogerien und Apotheken eine beachtliche Anzahl an Naturheilmitteln, welche ohne Rezept erhältlich sind.
Die Kinder fiebern lassen
Ein grosses Thema ist das Fieber. Ich empfehle, dieses nicht sofort zu senken. Der Körper benötigt das Fieber,
um sein Immunsystem aufzubauen und er lernt mit dem Fieber umzugehen. Leider verlangt die heutige Wirtschaftslage, dass einem Kind sofort ein synthetisches Mittel gegen Fieber verabreicht wird, damit es Zutritt zur Kita hat. Besser wäre es, wenn das Kind mit Ruhe, Erholung und viel Flüssigkeit von alleine gesund wird. So können Sie Ihr Kind unterstützen: Zuneigung bieten, einen Lindenblütentee kochen, kalte Essigsocken anziehen und die Lieblingsgeschichte vorlesen.
Gegen die Schnudernase
Auch bei einer Erkältung gibt es viele Haus- und Naturheilmittel, die Linderung bringen. Als erste Massnahme bei einer akuten Erkältung mit viel Schleim empfehle ich, die Milchprodukte wegzulassen.
Diese können die Atemwege verschleimen. Bewiesen ist diese Theorie zwar nicht, ein Versuch ist es aber allemal wert. Milch ist eine Öl-in-Wasser-Emulsion, welche von Proteinen stabilisiert wird. Wenn sie mit dem Speichel im Mund in Berührung kommt, kann es sein, dass einige Proteine ausflocken. Dadurch erhöht sich die Viskosität des Speichels, was sich anfühlt wie
HAUSMITTEL FÜR KINDER | GESUND WERDEN 35
Der Körper benötigt das Fieber, um sein Immunsystem aufzubauen.
Natürliche Heilmittel – ein Überblick:
Fieber:
Präparate: Zäpfchen oder Ampullen mit den homöopathischen Heilmitteln Aconitum, Chamomilla und Pulsatilla oder China.
Tee aus Lindeblüten und Holunder, Schüssler Nr. 3 (Temperatur von 37,5 bis 38,4 Grad) oder Schüssler Nr. 5 (ab 38.5 Grad).
Hausmittelchen/Tipps: Essigsocken.
Stockschnupfen:
Präparate: Spagyrische Mischung mit Gelbwurz (Hydrastis), Engelwurzbalsam.
Hausmittelchen / Tipps: Warme Leinsamenmehl-Wickel auf die Kieferhöhlen auflegen.
Husten:
Präparate: Drosera-Sirup oder Globuli bei Reizhusten.
Engelwurzbalsam, Thymiansalbe, Plantago-Bienenwachsauflage als Kompresse bei Bronchialhusten.
Spongia Globuli (Krupphusten).
Hausmittelchen/Tipps: Badewasser mit einigen Tropfen Thymianöl in Milch aufgelöst anreichern.
Ohrenschmerzen:
Präparate: Ohrentropfen mit Aconitum, Globuli mit Apis und Levistici, individuelle Spagyrische Mischung mit Chamomilla, Lycopodium, Belladonna und Pulsatilla.
Hausmittelchen / Tipps: Ohrentropfen immer handwarm anwenden, Ohren gut vor Kälte schützen.
Zwiebelwickel: Eine Zwiebel fein hacken, über dem Dampf anwärmen, zerdrücken und auf zwei Stofftaschentücher verteilen, diese zusammenfalten und auf die Ohren legen und eine Mütze aufsetzen oder einen Schal umbinden.
Bauchkrämpfe:
Präparate: Bäuchleinöl zum Massieren, äpfchen mit Kümmel.
Hausmittelchen/Tipps: Bäuchlein im Uhrzeigersinn massieren, warmes Traubenkernkissen auflegen, als stillende Mutter Fencheltee und darmregulierendes Mittel konsumieren, auf Zwiebel, Knoblauch und Kohlgemüse verzichten.
Durchfall:
Präparate: Kohlekapseln, Darmaufbaumittel, Elektrolyte in Pulverform.
Hausmittelchen/Tipps: Bouillon, Bananen, Reis, Trinkmenge beachten!
Verstopfung:
Präparate: Verstopfungs-Globuli, Spagyrik mit Hydrastis, Schüssler Nr. 8 (Natrium Chloratum).
Hausmittelchen/Tipps: Bäuchlein im Uhrzeigersinn massieren, Trauben- oder Pflaumensaft verabreichen.
eine erhöhte Schleimproduktion. Von Seiten der Naturheilkunde wird bei Kindern oft mit Thymian gearbeitet. Er ist ein optimaler Schleimlöser. Sei es in Form von Spagyrik, Salbe oder als ätherisches Öl in Duftlampen. Auch Efeu, zum Beispiel in Form von Sirup ist ein Kraut, welches den Schleim nach aussen transportiert. Bei hartnäckigen Erkältungen bietet die Pelargonie, eine Geranie aus dem südlichen Afrika, Abhilfe. Sie kann als Tropfen oder Spagyrik verabreicht werden. Warme Auflagen mit Leinsamenmehl bringen Linderung bei Beschwerden der Nasennebenhöhlen.
Antibiotika ja oder nein?
Leider werden in der Kinderheilkunde viel zu häufig Antibiotika eingesetzt. Dies, obwohl die Resistenzen zunehmen und der Nutzen oft nicht gegeben ist. Eine Resistenz bedeutet, dass ein bestimmtes Antibiotikum gegen gewisse Keime nicht mehr wirkt. Darum ist es sehr wichtig, zu überlegen, ob ein Antibiotikum nötig ist, oder ob ein Naturheilmittel in Kombination mit Ruhe und Erholung genau so helfen könnte. In der Kinderheilkunde werden etwa 80 % der Antibiotika gegen Infektionen der Atemwege eingesetzt. Dies, obwohl eine Untersuchung der Uni Bern zeigte, dass eine Mittelohrenentzündung mit oder ohne Antibiotika genau so schnell abgeklungen ist.
Ein natürlicher Umgang mit der Natur stärkt die Widerstandskraft.
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Dazu kommt, dass erste Studiendaten von kanadischen Forschenden Hinweise darauf geben, dass die Einnahme von Antibiotika in einer kritischen Phase der Kindheit möglicherweise längerfristig die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen und in der Folge das Risiko für eine chronisch entzündliche Darmerkrankung erhöhen könnte.
Weltweit wird bereits nach alternativen Lösungen zu Antibiotika geforscht. Vielversprechend sind sogenannte Bakteriophagen, bakterienfressende Viren aus der Natur. Die Phagen wurden bereits im Jahr 1917 von einem Frankokanadier entdeckt. Als die Antibiotika aufkamen, wurde dieses Wissen leider in den Hintergrund gedrängt. Als pflanzliches Antibiotikum empfehle ich Propolis, Kapuzinerkresse und Meerrettich.
Für ein starkes Immunsystem:
Hände weg von zu viel Zucker
Ein gesundes Immunsystem schützt die Kinder vor Viren und Bakterien. Zur Stärkung der Abwehrkräfte spielt der Darm eine zentrale Rolle. Ist die Darmflora intakt, funktioniert das Immunsystem zuverlässig und Allergien treten weniger auf. Für eine intakte Darmflora sollte man Zucker minimieren, auf künst-
liche Süssstoffe und rotes Fleisch verzichten. Kinder lieben alles, was süss schmeckt. Doch je mehr Süssigkeiten ein Kind konsumiert, desto mehr wird es verlangen. Süsses und künstlich Gesüsstes sollte man ritualisieren und nur bei besonderen Gelegenheiten auftischen
Gut für die Darmflora sind Ballaststoffe aus Vollkorngetreide und Gemüse, Inulin aus Topinambur oder Chicoréesalat, gewisse Kräuter und Gewürze wie Ingwer, Kümmel oder Majoran und fermentierte Nahrungsmittel wie Sauerkraut oder sauer eingelegtes Gemüse. Kinder werden bittere und saure Lebensmittel eher akzeptieren, wenn ihr Zuckerkonsum niedrig ist. Akzeptiert Ihr Kind diese Form von Nahrung nicht, erhalten Sie im Fachhandel Präparate, welche die Darmflora aufbauen.
Wir können unsere Kinder nicht vor allen Einflüssen dieser Welt schützen. Wir können aber dafür sorgen, dass ihre Körper stark genug sind, mit Umwelteinflüssen klarzukommen. Der kindliche Organismus muss gesund und widerstandsfähig bleiben. Eine ausgewogene Ernährung, eine gesunde Darmflora, ausgeglichene Ruhe- und Schulzeit, befriedigendes soziales Umfeld und genügend frische Luft mit viel Bewegung helfen ihm dabei.
Insektenstiche:
Präparate: Pflanzlicher Insektenstiche Roll-on, Apis Globuli bei Bienen- oder Wespenstichen zur innerlichen Behandlung. Vorbeugend oder als Behandlung bei Mückenstichen: Caladium Seguinum, Schüssler 3 und 8 Gel.
Hausmittelchen/Tipps: Vorbeugend natürliche Mückensprays oder Verdunster verwenden, Mückengitter installieren damit nicht auf frische Luft verzichtet werden muss. Kühlende Gels im Kühlschrank aufbewahren, Apis Globuli als erste Hilfe immer dabei haben.
Heuschnupfen:
Präparate: Akutmittel: Ribes-Nigrum-Gemmo-(Knospen)Spray, als Grundtherapie individuelle Heuschnupfenmischung mit Thryallis glauca, Milchsäurebakterien um Darm aufzubauen.
Hausmittelchen/Tipps: Jeden Abend Haare und Kopfkissenbezug waschen, genügend Calcium (auch im grünen Gemüse vorhanden) zuführen.
Neurodermitis:
Präparate: Nachtkerzenöl-Kapseln (zum Einreiben aufstechen), individuelle Spagyrische Mischung mit Nachtkerze.
Hausmittelchen/Tipps: Die Ursache kann auch im sozialen oder psychischen Bereich liegen, evaluieren, was das Problem sein könnte, Ernährung überdenken.
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HAUSMITTEL FÜR KINDER | GESUND WERDEN
Nicht bei jedem Schnupfen ist gleich der Einsatz von Antibiothika angesagt. Natürliche Präparate helfen auch.
Entdecke dein inneres Kind
Wer sich besser verstehen will, sollte sich mit seinem inneren Kind anfreunden. Lieben wir es bedingungslos, können wir unser volles Potenzial entfalten.
Im Alltag erleben wir hin und wieder Situationen, in denen wir nicht so reagieren, wie wir es uns wünschen: Wir ärgern uns über das kritische Wort, anstatt gelassen zu bleiben, sind enttäuscht über eine Absage. Wir fühlen uns übergangen oder denken, wir machen es anderen nicht recht. Manchmal fühlen wir uns ohne Grund einsam. Oder wir denken, uns für etwas rechtfertigen zu müssen, das wir getan haben. Ein «Klassiker» in unserer leistungsorientierten Gesellschaft ist der Glaube, dass wir nur dann Liebe verdienen, wenn wir etwas geleistet haben.
In vielen Fällen reagieren wir also ganz und gar nicht wie Erwachsene. Das spüren wir deutlich, wir fühlen uns dann wie ein Kind. Das ist verständlich und normal, denn unsere Kindheit prägt unser Leben, unser Erleben und unser Verhalten. In allen von uns steckt das Kind, das bedingungslos geliebt, geborgen und anerkannt werden möchte. Wenn wir uns besser verstehen wollen, ist es also unumgänglich, dass wir unser Kind in uns verstehen lernen.
Genüge ich auch?
Hilfreich ist es, sich mit seinem inneren Kind zu befassen. Das innere Kind ist ein Begriff aus der Psychologie. Es symbolisiert die gespeicherten Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der Kindheit. Es handelt sich um frühkindliche Prägungen unseres Gehirns, das heisst, um Programme, die sich durch die Interaktion des Kindes mit der Umwelt herausbilden. Das breite Spektrum intensiver Gefühle, positiver wie negativer, gehört dazu wie unbändige Freude, tiefer Schmerz, Traurigkeit, Neugierde oder auch Gefühle von Verlassenheit, Angst oder Wut.
Unsere ersten Lebensjahre beeinflussen uns stark, denn in dieser Zeit lernen wir, wie die Welt funktioniert, was im Leben zählt und wie wir uns zu verhalten haben. Vor allem lernen wir, ob oder wann wir liebens-
wert sind und wann nicht. Passiert in der Kindheit etwas, so denkt das Kind oftmals, es sei dafür verantwortlich. Unser Selbstwert und unser Lebensgefühl gründet sich auf diese Fragen: «Genüge ich oder nicht? Bin ich liebenswert oder nicht?» oder «Muss ich etwas Bestimmtes tun, damit man mich liebt?»
Der Ursprung von dem, was wir glauben zu sein, liegt in der Vergangenheit, jedoch können wir heute einen bewussteren Umgang damit finden. Es lohnt sich, sich mit dem inneren Kind auseinanderzusetzen, denn die scheinbaren Wahrheiten – seien es Glaubenssätze, Muster und feste Überzeugungen – wirken in uns. Wir können mit dem inneren Kind in Form des liebevollen Erwachsenen Kontakt aufnehmen, der dem Kind zeigt, wie die Welt heute wirklich ist. Leider verhalten wir uns aber eher wie der lieblose Erwachsene, und dann auch genauso, wie unsere Eltern oder andere uns geprägt haben.
DAS INNERE KIND HEILEN | GESUND WERDEN 39
Lioba Schneemann Illustration: Sonja Berger
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In allen von uns steckt das Kind, das bedingungslos geliebt, geborgen und anerkannt werden möchte.
Bekannt aus Transaktionsanalyse
Die Arbeit mit dem inneren Kind kann bis zu einem gewissen Grad allein oder mit Unterstützung einer therapeutischen Fachperson erfolgen. Das Konstrukt des «inneren Kindes» wurde erstmals durch die Transaktionsanalyse von Eric Berne populär. Bekannte Therapieformen, die mit dem inneren Kind arbeiten, sind die Schematherapie, die Psychodynamisch imaginative Traumatherapie, die katathym-imaginative Psychotherapie oder die Ego-State-Therapie und Hakomi-Methode. In den 90er-Jahren entwickelten die US-Psychotherapeutinnen Erika J. Chopich und Margaret Paul das Modell der inneren Bindung: Die betroffene Person lernt, sich wie ein liebevoller innerer Erwachsener um sein inneres Kind zu kümmern, das heisst, um jene Teile in uns, die in der Kindheit zu kurz kamen.
«Das Wichtigste, was wir uns selbst tun können, ist, uns bewusst zu machen, wie lieblos wir mit uns umgehen und was es bedeutet, ein liebevoller Erwachsener für unser inneres Kind zu werden», schreiben Erika J. Chopich und Margaret Paul in ihrem Standardwerk «Aussöhnung mit dem inneren Kind». Die Psychotherapeutinnen sind überzeugt, dass alle Probleme, sei es in einer Partnerschaft, in der Familie oder in der Gesellschaft, auf den fehlenden inneren Kontakt zurückzuführen sind. «Je mehr wir lernen, unser inneres Kind zu lieben, desto mehr werden wir uns selbst achten und lieben», so die Autorinnen. Selbstachtung käme von innen, sei ein Ergebnis davon, wie der innere Erwachsene über das innere Kind denkt und wie er es behandelt. Jedoch haben die meisten von uns nicht gelernt,
fürsorglich und unterstützend in kritischen Situationen mit sich selbst umzugehen. Wir schützen uns vor Gefühlen von Unbehagen, Angst, Scham oder Schmerz, indem wir Mechanismen entwickelt haben, um nicht zu spüren. Die meisten Menschen haben ihr inneres Kind verdrängt, ignorieren es oder lehnen es ab.
Vergangenheit umschreiben
Ein Beispiel mag verdeutlichen, wie die Arbeit mit dem inneren Kind praktisch, und auch ohne den Gang zur therapeutischen Fachperson erfolgen kann. Angenommen, ein Mann hatte eine Mutter, die dem Kind aufgrund eigener Probleme wenig oder keine zuverlässige und bedingungslose Liebe geben konnte. Der kleine Junge erlebte seine Mutter als unzuverlässig und nicht so liebevoll wie er es gebraucht hätte. Als erwachsener Mann macht er die Erfahrung, dass er unsicher gegenüber Frauen ist und ständig Angst hat, seine Partnerin könnte ihn verlassen. Er kann sich nicht wirklich zeigen wie er ist, sondern ist überangepasst in seinem Verhalten. «Ich bin nicht liebenswert» ist seine Grundüberzeugung, die seine Partnerwahl und sein Verhalten bestimmen.
Er kann nun mit seinem inneren Kind in Kontakt treten oder anders ausgedrückt, mit den Gefühlen, die er als Junge hatte. Er kann den Kleinen buchstäblich an die Hand nehmen und ihn verstehen, ermutigen, lieben und beschützen. Er kann so neue Erfahrungen
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Wir schützen uns vor Gefühlen von Unbehagen, Angst, Scham oder Schmerz, indem wir Mechanismen entwickelt haben, um nicht zu spüren. »
machen, und lernen, dass er nichts Besonderes tun muss, um geliebt zu werden. «Ich kann Frauen vertrauen. Ich werde geliebt, so wie ich bin.» Das wären neue positive Glaubenssätze. So werden andere Deutungen für Ereignisse entwickelt und die Vergangenheit umgeschrieben. Denn wir haben als Erwachsene ganz andere Möglichkeiten und Fähigkeiten als wir als Kind hatten, und diese helfen uns, aus einem emotionalen Getriebensein oder der Stimme der Angst zu entkommen. Dieses Vorgehen erfordert eine Arbeit mit den Gedanken (Einstellungen), Gefühlen und dem Körper, der die Gedanken und Gefühle ausdrückt.
Dialog führen
Der innere liebevolle Erwachsene hat den Mut, uns mit uns selbst zu konfrontieren und uns selbst kennenzulernen. Indem dieser Erwachsene mit dem inneren Kind in Kontakt tritt, übernimmt er Verantwortung für die eigenen Gefühle. «Das innere Kind ist das wahre Seelenselbst, das sich oft über die Gefühle mitteilt», so Chopich und Paul. Sie schlagen einige Verhaltensweisen vor, die für den liebevollen Umgang mit dem inneren Kind sorgen:
• Entscheide dich dafür, die Gefühle deines Kindes kennenzulernen und übernehme Verantwortung dafür, Angst und Schmerz zu heilen und Freude einzuladen.
• Nimm dich selbst ernst. Höre dir zu, sei liebevoll.
• Erforsche die negativen Gefühle. Entdecke die falschen Gedankenmuster und lerne die Wahrheit.
• Akzeptiere, dass dein inneres Kind wichtige Gründe für seine Gefühle und Verhalten hat. Handle im Interesse des inneren Kindes.
• Zeige dich als innerer Erwachsener dem inneren Kind zuverlässig, indem du täglich auf dein Kind hörst, so wie du auch einem «realen» Kind zuhörst.
• Habe den Mut, die tiefsten Gefühle des Alleinseins und der Einsamkeit deines inneren Kindes wahrzunehmen. Bleibe mit deinem Mitgefühl und deiner Liebe präsent, während dein Kind diese Gefühle durchlebt.
• Suche dir liebevolle Menschen, die dich unterstützen.
Um in Kontakt mit dem inneren Kind zu treten, kann es hilfreich sein, Kinderfotos anzusehen und sich in Situationen wieder hineinzuversetzen: «Wie war es damals genau? Wie habe ich mich gefühlt?» Vielleicht kann man versuchen, sich als Kind zu trösten oder sich zu freuen. Man kann dem Kind geben, was es braucht: Aufmerksamkeit, Liebe, Verständnis, Umarmung. Man kann auch einen fiktiven Briefwechsel führen. Möglich ist, zu versuchen, Gedanken und Probleme aus Sicht seines früheren Ichs, von sich als Kind, aufzuschreiben und diese Gedanken einfühlsam aus der heutigen, erwachsenen Perspektive zu beantworten.
Eine Möglichkeit, das innere Kind zu stärken, besteht auch darin, das zu tun, was man als Kind gern gemacht hat. In eine Pfütze springen, spielerisch oder einfach «kindisch» sein im wahrsten Sinne des Wortes, oder seiner Intuition folgen. Vielleicht mag man auch die Dinge tun, die man als Kind nicht durfte.
Die Arbeit mit dem inneren Kind erfordert viel Übung. Und es braucht Mut. Mut, sich einzugestehen, dass wir auch bemuttert werden wollen. Und das Wissen, dass wir uns das auch selbst schenken können. Behandeln wir das innere Kind liebevoll, füllen wir durch diese Verbindung die innere Leere. Steht ein Mensch in Verbindung mit seinem inneren Kind, erlebt er sich als liebevoll mit anderen, mit der Natur und allen Lebewesen verbunden. Dieses Gefühl der Verbindung ist eine grosse Quelle der Lebensfreude in uns selbst. Ist das innere Kind angenommen, verbessert sich die Beziehung sowohl zu uns selbst als auch zu anderen. Ein Leben in kraftvoller und bedingungsloser Liebe und Freude ist möglich.
Buchtipp:
Aussöhnung mit dem inneren Kind, Erika J. Chopich, Margaret Paul, Ullstein.
DAS INNERE KIND HEILEN | GESUND WERDEN 41
Die Mutter aller Kräuter
Balsamisch duftende Räucherpflanze und Frauenheilmittel der Göttin Artemis. Beifuss – die sakrale Pflanze des Nordens begleitet uns seit der Steinzeit.
Yves Scherer
Etwa zweihundert Personen sitzen in einem grossen Kreis im Versammlungshaus einer indigenen Gemeinde in Kanada. Versammelt sind Angehörige, Freund*innen und Bekannte eines vor kurzem verstorbenen Familienvaters aus dem Bärenclan der Ojibway. Neben dem Kreis liegt der Verstorbene in einem schlichten Holzsarg aufgebahrt. Nach der katholischen Messe wird eine grosse Trommel hereingetragen. Einige junge Männer setzen sich um die Trommel und das Versammlungshaus beginnt im Herzschlag von Mutter Erde zu pulsieren. Die Männer singen mit lauter Stimme emotionsgeladene indianische Lieder, die mir Hühnerhaut bescheren.Währenddessen wird im Kreis die heilige Pfeife herumgereicht und jemand geht mit einem Räucherstab aus Beifusszweigen herum. Jung und Alt beugen sich über das glühende Bündel und fächeln sich den aromatischen Rauch übers Gesicht. Eine alte Dame in traditioneller Tracht streicht sich den Rauch über ihre langen, grauen Zöpfe, während sie leise ein Gebet spricht.
Das mächtige Kraut
Der Name der Gattung Artemisia entstammt der griechischen Mythologie. Die jungfräuliche Göttin Artemis, Tochter des Zeus, ist die Hüterin des Waldes und der freien Natur. Als Göttin der Jagd, des Mondes und der Geburt beschützt sie die wilden Tiere, die Frauen und die Kinder. Die alte Bezeichnung Mugwurz stammt aus dem Germanischen und bedeutet «mächtiges Kraut».
Im Mittelalter kannte man die Pflanze als Biboz (zerstossenes Kraut), woraus sich der heutige deutsche Name Beifuss ableitet. Er bezieht sich auf den Brauch, die weichen Blätter in die Schuhe zu legen, um beim Marschieren nicht so schnell müde zu werden. Die allgemein kräftigende Wirkung des Beifusses beschrieb auch der Römer Plinius der Ältere. Von ihm stammt die Empfehlung, zur Stärkung den Körper mit dem Saft der Pflanze einzureiben.
Die zähe Pionierpflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae) gedeiht vor allem in den trockenen Steppen Asiens und Nordamerikas. Hierzulande trifft man sie vereinzelt am Waldrand, auf Brachen oder im Stadtpark. Sie lässt sich gut im Garten ziehen.
Etwa 500 Arten sind botanisch gesichert, darunter:
• Eberraute, Artemisia abrotanum Auch bekannt als Cola-Kraut
• Wermut, Artemisia absinthium Ein wichtiges Bittermittel der Phytotherapie und bekannt vom Schnaps «Absinth» (grüne Fee)
• Einjähriger Beifuss, Artemisia annua Seit 2000 Jahren in der chinesischen Medizin gebräuchlich, in der EU seit 2018 verboten
• Steppenbeifuss, Artemisia ludoviciana Für indigene Völker der nordamerikanischen Prärie eine heilige Ritualpflanze
• Chinesischer Beifuss, Artemisia sinensis Wird in der Moxa-Therapie verwendet
Alle Artemisia-Arten haben einen warmen, trockenen Charakter. Zerreibt man die Blätter, wird ein balsamischer Duft frei, der warm und vertraut wirkt. Auf der Oberseite sind die Blätter dunkelgrün, auf der Unterseite silbergrau, die Stängel teilweise oder ganz rötlich überlaufen. Im Hochsommer entwickelt die Pflanze kleine, silbergraue Blüten. Das Kraut hat einen aromatischen, leicht bitteren Geschmack. In ihm scheint die Energie der Sonne gespeichert zu sein.
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Vier Artemisia-Arten (v.l.n.r.): Eberraute, Wermut, gewöhnlicher Beifuss, chinesischer Beifuss.
Die wichtigste Ritualpflanze der nördlichen Hemisphäre
Seit der Steinzeit werden Artemisiapflanzen für kultische und medizinische Zwecke verwendet. Die aromatisch duftenden Kräuter sind das wichtigste Räuchermedium schamanischer Kulturen des Nordens. Mit Beifuss wird geräuchert, um negative Energien abzuwehren und Personen, Gegenstände und Räume zu reinigen. Beim Räuchern von Innenräumen sollte immer ein Fenster offenstehen, damit eine Öffnung nach aussen besteht. Mit einem Wisch aus Beifusszweigen werden sakrale Gegenstände, Schmuck und Waffen abgerieben und Zeremonialräume ausgekehrt. Im antiken Rom galten Beifusskränze als schutzmagischer Hausschmuck.
In der germanisch-keltischen Tradition wird die Beifusspflanze – wie auch das Johanniskraut – zum Mittsommerfest als ritueller Schmuck verwendet. Dazu werden die Zweige zu einem Gürtel geflochten und von Frauen um die Hüfte getragen. Dieser Sonnwendgürtel soll die Lust am Leben befeuern und die Fruchtbarkeit stärken. Zum Ende der ausgelassenen Sommerparty wirft die Frau den Gürtel ins Feuer und mit ihm alles, was sich schwer anfühlt und nicht mehr dienlich ist.
Moxa-Therapie
Bei der Moxibustion (kurz: Moxa) der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) werden glimmende Beifusszigarren über blockierte Meridianpunkte gehalten. Die Gluthitze des Beifusses löst die Blockaden und die Lebensenergie Chi kann wieder frei fliessen. Die Anwendung von glühenden Kräutern zur Behandlung von chronischen Schmerzen, steifen Gelenken oder Lähmungen geht wohl bis in die Steinzeit zurück. Auch die Akupunktur entstammt wohl demselben archaischen Ursprung.
Das universelle Frauenheilmittel
Die bis zu drei Meter hohe Pflanze wurde bei den German*innen als Mutter aller Kräuter verehrt. Noch im Mittelalter trug sie den Beinamen Herbarum mater. Neben dem Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) ist Beifuss wahrscheinlich die wichtigste Heilpflanze für Frauen. Zur Förderung der Menstruation helfen eine mehrwöchige Teekur und Sitzbäder in Beifuss-Sud, zum Beispiel wenn nach dem Absetzen der Antibabypille die Monatsblutung ausbleibt. Die Pflanze regt die Produktion glandotroper Hormone in der Hypophyse an und kann auch bei ausbleibendem Kinderwunsch von Nutzen sein. Wenn sich während einer Beifusskur ein unangenehmer Körpergeruch bemerkbar macht, ist das ein Hinweis darauf, dass entgiftende Reinigungsprozesse eingesetzt haben. Vor und während des Geburtsprozesses kann Beifuss wertvolle Hilfe leisten. Wenn sich die Kinder im Mutterleib nicht im gewünschten Zeitraum in die vorteilhafte vordere Hinter-
hauptslage drehen, nutzen Hebammen Moxa, um die Gebärmuttermuskulatur anzuregen. Die so ausgelösten Kontraktionen können das Ungeborene veranlassen, sich zu drehen. Die werdende Mutter kann halbstündlich einen Beifussextrakt zu sich nehmen, um die Wehen anzuregen und damit der Muttermund sich leichter öffnet. Ist die Geburt glücklich überstanden, helfen Beifuss-Anwendungen, dass sich die Plazenta löst.
Sammeltipps
Das aufblühende Kraut wird im Juli gesammelt. Sein lieblich-aromatischer Duft verbreitet eine angenehme Stimmung. Die Pflanze enthält ätherische Öle (Campher und Thujon), Bitterstoffe, Flavonoide, Cumarine und viele weitere Wirkstoffe. Für einen Tee, eine Abkochung oder einen Kaltwasserauszug nutzt man frisches oder getrocknetes Kraut, welches vor der Vollblüte gesammelt wird. Die Blätter lassen sich entgegen der Wuchsrichtung leicht von den Seitenästen abstreifen und an einem staubfreien Ort am Schatten trocknen. Am liebsten hänge ich die Zweige in Bündeln in einem Wohnraum auf, wo sie während des Trocknens ihren angenehmen Duft verströmen.
Wirkung
Während der Corona-Pandemie erhöhte sich der Absatz von Fertigpräparaten aus Artemisia annua erheblich. Diese Beifuss-Art ist seit langem für ihre parasitenabtötende Wirkung bekannt. Die Heilpflanze wird seit den 1970er-Jahren erfolgreich zur Vorbeugung und
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Junge Ojibway-Frau beim rituellen Räuchern.
Behandlung von Malaria eingesetzt. Möglicherweise beugt sie der Infektion durch Corona- und anderer Viren vor und hilft, als Tee, Tinktur oder Fertigpräparat eine Infektion schneller auszuheilen. Ausserdem wirkt die Heilpflanze antimikrobiell, antimykotisch, appetitanregend, blähungswidrig, krampflösend, galle- und harntreibend, entgiftend, den Fettstoffwechsel unterstützend, menstruationsfördernd, wehenfördernd und kreislaufanregend.
Anwendungenstipps
Beifuss-Teekur zur Förderung der Monatsblutung
Für einen Krug Beifusstee eine handvoll Blätter oder blühende Zweigspitzen mit heissem Wasser überbrühen, 10 bis 15 Minuten ziehen lassen und täglich 3 bis 4 Tassen trinken. Je länger die Regel ausgeblieben ist, desto länger dauert es, bis die erwünschte Wirkung eintritt.
Vorsicht: Schwangere dürfen Beifuss nicht einnehmen! Die Pflanze kann abortiv wirken.
Kulinarik
Frische oder getrocknete Beifussblätter verleihen jedem Gericht ein leicht herbes Aroma und helfen, fetthaltige Speisen besser zu verdauen. Die traditionelle Weihnachtsgans wird mit Beifusskraut gestopft.
Räucherstäbe binden
Die Seitenäste der Pflanze werden vom Stamm abgebrochen und zu gleich langen Stücken eingekürzt. Die Ästchen werden in Bündeln zu neun oder zwölf Stück kopfüber aufgehängt. Nach zwei bis drei Tagen ist das Kraut angetrocknet und die Bündel werden mit einer Schnur aus Naturfasern spiralförmig fest eingebunden. Das Aroma kann variiert werden durch Zusatz von Rosmarin, Thymian, Salbei, Dost, Lavendel, Johanniskraut oder Wacholder.
Yves Scherer
Yves Scherer ist Herbalist, diplomierter Naturheilpraktiker und visueller Gestalter. Er unterrichtet Phytotherapie an verschiedenen Fachschulen und bietet Kräuterwanderungen in der Innerschweiz an: www.medizinwald.com
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Räucherstäbe aus Salbei, Rosmarin, Lavendel, Beifuss und Heiligenkraut.
Blütenstand des gewöhnlichen Beifusses (Artemisia vulgaris).
7 10SerieNatur-heilkunde
Homöopathie –beliebt und umstritten
Die Homöopathie arbeitet ausschliesslich mit Arzneimitteln. Pflanzliche, tierische und mineralische Substanzen werden durch Verdünnen und Verschütteln in eine feinstoffliche Form gebracht.
Sabine Hurni
Erste Aufzeichnungen zur Homöopathie wurden 1810 vom deutschen Arzt Samuel Hahnemann (1755–1843) veröffentlicht. Er entdeckte die für das Wirkprinzip der Homöopathie so zentrale Ähnlichkeitsregel. Das Wort Homöopathie setzt sich aus den griechischen Wörtern homois (ähnlich) und pathos (Leiden) zusammen. Die Aufgabe eines homöopathischen Heilmittels ist es, die natürlichen körpereigenen Abwehrmechanismen und Selbstheilungskräfte in Gang zu bringen oder zu verstärken. Dies geschieht durch Ausübung von Reizen
Hahnemann erkannte, dass ein Arzneimittel jene Krankheitszustände zu heilen vermag, welche es bei einem gesunden Menschen im Arzneimittelversuch auch hervorrufen kann. Das heisst, die Patientin oder der Patient erhält ein spezifisches Heilmittel, welches in einer Arzneimittelprüfung bei Gesunden ein ähnli-
ches Symptomenbild und einen ähnlichen Krankheitsprozess erzeugte. Als Beispiel wird hier oft das Bienengift genannt. Sticht eine Biene, schwillt die Haut rot an, wird heiss und spannt sich an. Sämtliche Beschwerden, die sich ähnlich äusseren, können mit homöopathischem Bienengift behandelt werden.
Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt
In der Homöopathie kommen pflanzliche, mineralische und tierische Substanzen zum Einsatz, die sehr stark verdünnt und verschüttelt werden. Im Gegensatz zu einem normalen Arzneimittel wirkt in der Homöopathie somit ein immaterieller Reiz auf den Körper. Sie enthalten keinen Wirkstoff, sondern geben dem Körper eine Information auf der energetischen Ebene. Grundsätzlich gilt: Akute Beschwerden werden mit tiefen Verdünnungen (Potenzen) behandelt, chronische Erkrankungen mit hohen Potenzen. Bei D-Potenzen ist der
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Arzneistoff 1:10 verdünnt, bei C-Potenzen 1:100 und bei LM-(Q)-Potenzen 1:50 000. D30 heisst, dass der Wirkstoff dreissig Mal um das Zehnfache verdünnt, C200 dass der Stoff 200-mal um den Faktor 100 verdünnt wurde.
Je höher die Verdünnung, desto mehr kommt im Körper in Bewegung. Der Körper bekommt bei allen Verdünnungsbereichen einen Impuls, der seine Selbstheilungskräfte aktiviert. Dabei ist es wichtig, dass genau das richtige Heilmittel und die passende Verdünnung gefunden werden. Es gibt heute rund 2500 verschiedene homöopathische Arzneien, die aus Mineralien, Pflanzen, Tieren oder Tierprodukten hergestellt sind. Manchmal kommen auch körpereigene Substanzen als homöopathisches Arzneimittel zum Einsatz, sogenannte Nosoden. Zum Beispiel Blut, Viren oder Eiter. Die ausgewählte Substanz wird mit Alkohol, Wasser, Milchzucker oder Glycerin verdünnt und danach weiterverarbeitet.
Die energetische Wirkebene aktivieren
Theoretisch kann die Homöopathie bei allen Beschwerden eingesetzt werden, bei denen ein Heilungsprozess zu erwarten ist. Auch begleitend zu einer schulmedizinischen Behandlung. Die Suche nach dem richtigen homöopathischen Heilmittel gleicht manchmal der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Gerade bei chronischen, immer wiederkehrenden Beschwerden wie zum Beispiel Nebenhöhlenentzündungen, Bronchitis oder Neurodermitis ist es deshalb hilfreich, eine Fachperson zu konsultieren, welche in einem ausführlichen Gespräch die Symptome und die Wesensmerkmale der betroffenen Person analysiert.
Bei der Behandlung von akuten Themen wie Heuschnupfen, Halsschmerzen, Nervosität oder Verletzungen steht mehr das Beschwerdebild und weniger der erkrankte Mensch im Zentrum. Hier kann mit Heilmitteln gearbeitet werden, die man in Apotheken und Drogerien erhält. Bei solch akuten Beschwerden helfen Komplexmittel, die bis zu fünf verschiedene Einzelmittel enthalten oft effizienter als eine Reinsubstanz.
Obwohl die homöopathischen Arzneimittel stark verdünnt sind und keine Nebenwirkungen auslösen, sollte man sie mit Bedacht anwenden. Insbesondere Kinder dürfen nicht darauf konditioniert werden, dass eine Schürfwunde oder eine andere kleine Verletzung nur mit einem Kügelchen heilt. Das Kind muss lernen, dass der Körper sich selbst heilt. Die Homöopathie unterstützt ihn dabei.
Serie Naturheilkunde
Die Naturheilkunde hat eine lange Tradition und gilt über den ganzen Erdball hinweg als Medizin des Volkes. Nicht immer ist es einfach, sich in der Fülle an Methoden und Angeboten zurechtzufinden. Wir geben einen Überblick.
Teil 1: Indische Naturheilkunde Ayurveda
Teil 2: Traditionelle Europäische Naturheilkunde (TEN)
Teil 3: Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Teil 4: Tibetische Medizin
Teil 5: Anthroposophische Medizin
Teil 6: Kneipp-Therapie
NATURHEILKUNDE 7/10 | GESUND WERDEN 47
Homöopathie wird oft als alternative Behandlungsmethode für Heuschnupfen angewendet.
Staunen &Wissen
BIBER
Fast 1400 Biberreviere
Biber haben 2022 mit 1382 Revieren die Schweiz besiedelt. 14 Jahre zuvor waren es noch 472. Damit gibt es in der Schweiz fast dreimal so viele Biberreviere wie bei der letzten Zählung 2008, schreibt die Nachrichtenagentur sda. Pro Jahr hat die Anzahl Reviere in der Schweiz um 8,2 Prozent zugenommen, jene der Populationsgrösse um 8,3 Prozent, wie es in der Mitteilung des Amts für Umwelt des Fürstentums Liechtenstein heisst. Die grösste Dichte erreichen die Biber im unteren Thurtal bei Frauenfeld TG und entlang der Aare und deren Seitengewässer zwischen Thun und Bern.
Mit dem Inn ist das dritte grosse Gewässereinzugsgebiet der Schweiz besiedelt. In Samedan GR lebt zudem der am höchsten gelegene Biber Europas. In allen Regionen nimmt die Biberpopulation weiterhin zu, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Im Fürstentum Liechtenstein wurden 2022 derweil 20 Reviere registriert. 2008 gab es dort keine Biber. Von den insgesamt 1402 Revieren in den beiden Ländern entfallen 599 auf Einzeltiere oder Paare und 803 auf Familien. Dies ergab eine Population von rund 4900 Tieren in der Schweiz und in Liechtenstein, wie das Amt für Umwelt weiter mitteilte. ska
BUCHTIPP
Achtsam durch das Gartenjahrt
In seinem Gartenkalender begleitet Wolf-Dieter Storl Sie mit seinem Wissen und seinen Gedanken zu den Jahreszeiten durch das Gartenjahr. Dabei bietet er in monatlichen Texten Tipps und Tricks für gutes Gelingen Ihres Gartens.
Der Kalender für das nächste Jahr steht ganz im Zeichen der Heil- und Nutzpflanzen. So stellt der Autor jeden Monat eine Heilpflanze und ihren Nutzen vor. Die Kalenderseiten bieten reichlich Platz für eigene Notizen, wodurch das Buch zu Ihrem persönlichen Gartenkalender wird.
Mein Gartenkalender 2024 – Wolf-Dieter Storl Gräfe und Unzer Verlag, ca. CHF 32.90
ISBN 978-3-8338—8795-6
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Nachtigall-Männchen imitieren Artgenossen
Erstaunlich abgestimmt: Nachtigall-Männchen passen den Klang ihrer Darbietungen raffiniert an die Tonhöhen konkurrierender Sänger an, zeigt eine Studie gemäss «wissenschaft.de». Souverän übernehmen zu können, scheint offenbar bei den Vogel-Damen gut anzukommen oder Rivalen zu beeindrucken. Es handelt sich dabei um ein interessantes System der biologischen Intelligenz, sagen die Forschenden. Denn der Fähigkeit zur Spiegelung liegt wohl ein besonderer Schaltkreis im Gehirn der virtuosen Singvögel zugrunde.
Wie sie berichten, konnten sie nun genauer dokumentieren, wie die Nachtigall-Männchen ihre Gesangsstrophen gezielt als Reaktion auf den Gesang rivalisierender Nachbarn singen. Demnach imitieren sie dabei die Tonhöhe des Kontrahenten über ein breites Frequenzspektrum hinweg. Besonders deutlich wurde das spiegelnde Gesangsverhalten, durch manipulierte Vorbilder: Sogar an über Lautsprecher abgespielte Melodien mit künstlich erzeugten Gesangselementen, die ausserhalb des normalen Spektrums der Nachtigallen lagen, versuchten sich die Sänger anzupassen. ska
49 HEILKRAFT | GESUND SEIN Ganzheitliche Krebsbehandlung mit Misteltherapie Ihre kostenlose Broschüre unter www.iscador.com/gkb08-23 Ganzheitliche Krebsbehandlung Erfahren Sie mehr über die Ursachen und integrativen Behandlungsmöglichkeiten von Krebserkrankungen.
NACHTIGALL
Der September ist der Mai des Herbstes
Nach einem heissen Hochsommer erwarten uns im September oft sonnige Tage mit milden Temperaturen. So sagen die Bauernregeln: «Der September ist der Mai des Herbstes» oder «Durch Septembers heiteren Blick schaut noch einmal der Mai zurück». Damit wird ausgedrückt, dass Mai und September mit ihrer milden Witterung oft als besonders angenehm empfunden werden, denn sie weisen als Übergangsmonate ähnliche Temperaturen auf. Im September treten häufig stabile Hochdrucklagen auf. Diese Schönwetterperioden werden in den Bauernregeln «Altweibersommer» genannt und stellen eine meteorologische Singularität dar – damit wird eine mehr oder weniger regelmässig auftretende Abweichung vom mittleren jährlichen Gang der meteorologischen Elemente bezeichnet. Die angenehme Witterung kann bis in den Oktober hinein dauern. Eine weitere Bauernregel wagt sogar eine Monatsprognose: «September schön in den ersten Tagen, will den ganzen Herbst ansagen.» Die Auswertung von Wetterdaten zeigt tatsächlich, dass bei einem zu warmen Septemberanfang der gesamte Monat in 60 % der Fälle zu warm ausfällt. Beginnt der Monat zu trocken, bleibt der gesamte Monat mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit zu trocken. Trotz anhaltender Schönwetterlagen im September sind die Nächte schon ziemlich kühl. Deshalb sind am Morgen oft Nebelfelder zu sehen, die manchmal die Landschaft in ein mystisches Licht tauchen.
Andreas Walker
Venus als brillanter Morgenstern
Die Venus wird im September immer heller werden und erreicht ihren grössten Glanz am 19. September. Dann wird unser innerer Nachbarplanet als brillanter «Morgenstern» in Erscheinung treten. Zwar ist diese Bezeichnung astronomisch gesehen falsch, denn die Venus ist ein Planet und kein Stern. Sterne sind Sonnen, die oft noch viel grösser sind als unser Mutterstern. Planeten leuchten, weil sie das Licht der Sonne reflektieren. Betrachtet man die Venus durch ein Teleskop, kann man beobachten, dass sie eine Phasengestalt aufweist, wie unser Erdmond. Im September wird sie durchs Teleskop gesehen als schmale Sichel erscheinen.
Ab der zweiten Monatshälfte wird auch der innerste Planet Merkur sichtbar werden. Er kann ab Mitte September am
Morgenhimmel beobachtet werden und steigt bis zum 23. September zu seiner besten Morgensichtbarkeit des Jahres auf.
Seit jeher ist die Venus die Göttin der Liebe. Doch auf dem gleichnamigen Planeten ist es weit weniger romantisch, beträgt doch die Temperatur etwa 500 Grad Celsius – ein Klima also, wie in einem Backofen. Zudem herrscht auf der Planetenoberfläche der 100-fache irdische Luftdruck und der gesamte Planet ist dauernd in dicke Wolken eingehüllt. Die Venus-Atmosphäre besteht hauptsächlich aus Kohlendioxid und verursacht auf dem Planeten einen extrem starken Treibhauseffekt.
Andreas Walker
STAUNEN UND WISSEN
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Sternengucker Wetterzeichen
ZECKEN
Weniger
Zecken-Infektionen
Die durch Zeckenstiche verursachten Infek tionskrankheiten haben sich 2023 bisher nach Spitzenjahren im Rahmen gehalten. Im Juni erhielt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 43 Meldungen über Frühsommer-Meningo enzephalitis (FSME). Arztkontakte wegen Borreliose gab im laufenden Jahr 3396. Die Meldungen der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) blieben im Rahmen der beiden Vorjahre, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in seinem am Montag publizierten Bulletin mitteilte. Seit Jahresbeginn gab es 108 Fälle der meldepflichtigen Krankheit. Seit 2000 erhielt das Bundesamt im gleichen Zeitraum jeweils 24 bis 224 Meldungen. Bei der nicht meldepflichtigen Borreliose stützt sich das BAG auf Angaben aus Arztpraxen. Demnach gab es seit Jahresbeginn hochgerechnet 3396 Arztkontakte. Seit 2008 wurden jeweils zwischen 2059 und 8839 Arztbesuche gezählt ska
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Ein lebendiges Ökosystem im Hausgarten
Gesunder Boden ist nicht etwa tot, sondern höchst lebendig. Eine Handvoll Erde enthält mehr Lebewesen als Menschen auf dem Planeten Erde leben. Wir zeigen, auf was es bei einem gesunden Boden für ein lebendiges Ökosystem ankommt.
Benjamin Tschirren
Der Boden ist mehr als nur ein stummer Untergrund – er ist ein lebendiges Wesen, das im Hausgarten eine entscheidende Rolle spielt. Der Boden ist ein komplexes Ökosystem, das von zahlreichen Organismen bewohnt wird und auf entsprechende Pflege angewiesen ist. Wasser und Sauerstoff für die Atmung und Nahrung sind die Grundvoraussetzungen für eine gute Entwicklung der Bodenorganismen. In diesem Artikel werden wir die Bedeutung des Bodens als lebendiges Wesen im Hausgarten genauer betrachten und aufzeigen, warum seine Pflege und der Schutz der Bodenlebewesen von grosser Bedeutung sind. Dabei sollen auch wichtige Grundsätze und Massnahmen zur Pflege des Bodens aufgezeigt werden.
Reiches Leben in einer Handvoll Erde
Im Boden existiert eine Vielzahl von Lebewesen wie Bakterien, Pilze, Algen, Nematoden, Würmer, Insekten und andere wirbellose Tiere. In einer Handvoll belebter Gartenerde tummeln sich anzahlmässig mehr Organismen als Menschen auf der Welt. Diese Bodenlebewesen erfüllen wichtige Funktionen, wie die Belüftung des Bodens, die Bildung von Bodenstrukturen und die Zersetzung von organischer Materie. Zum Beispiel graben Regenwürmer Gänge, die den Boden mit dem nötigen Sauerstoff für die Atmung der Bodenlebewesen und der Pflanzenwurzeln versorgen und Wasser ableiten. Des Weiteren spielen die Organismen eine entscheidende Rolle bei der Freisetzung und Umwandlung von Nährstoffen, der Kontrolle von Schädlingen und der Bildung von Humus.
Bodenlebewesen interagieren miteinander und mit den Pflanzen im Hausgarten. Zum Beispiel bilden Mykorrhizapilze eine symbiotische Beziehung mit den Pflanzenwurzeln, indem sie ihnen Nährstoffe zur Verfügung stellen. Gleichzeitig profitieren die Pilze von den vom
Pflanzenwurzelsystem abgegebenen Kohlenhydraten. Diese vielfältigen Interaktionen tragen zur Gesundheit und Produktivität des Gartenbodens bei.
Lebewesen als Hinweis auf gesunden Boden
Die Vielfalt und Aktivität der Bodenlebewesen können als Indikatoren für die Gesundheit des Bodens im Hausgarten dienen. Ein reichhaltiges Bodenleben deutet in der Regel auf gute Bodenbedingungen hin, während das Fehlen oder eine geringe Vielfalt an Organismen auf Probleme wie Bodenverschmutzung oder unzureichende Bodenpflege hindeuten kann. Die Förderung einer vielfältigen Gemeinschaft von Bodenlebewesen ist daher ein wichtiger Aspekt der nachhaltigen Gartenbewirtschaftung.
Mit der Umsetzung folgender Massnahmen können Sie zur Erhaltung der Bodenaktivität im Hausgarten beitragen, das Bodenleben fördern und eine gesunde Umgebung für das Pflanzenwachstum schaffen. Ein aktiver
53 ÖKOSYSTEM | DRAUSSEN SEIN
Mischkulturen: Vielfalt fördert die Bodenorganismen.
und gesunder Boden wird sich positiv auf die Fruchtbarkeit, die Pflanzengesundheit und letztendlich auf den Erfolg Ihres Hausgartens auswirken.
Organische Materie zuführen: Fügen Sie regelmässig organische Materie wie Kompost, verrotteten Mist oder Laubmulch dem Boden hinzu. Diese Materialien dienen als Nahrungsquelle für Bodenlebewesen und fördern ihre Aktivität. Sie verbessern auch die Bodenstruktur und -feuchtigkeit. Achten Sie darauf, dass bei jährlichen Kompostgaben nicht mehr als zwei bis vier Liter pro Quadratmeter ausgebracht werden, um eine Überdüngung zu vermeiden. Bei verrottetem Mist reicht eine Gabe von 1,5 Liter pro Quadratmeter.
Verzicht auf chemische Pestizide: Chemische Pestizide können das Bodenleben schädigen und nützliche Organismen abtöten. Versuchen Sie, alternative Methoden der Schädlingsbekämpfung zu verwenden, wie zum Beispiel natürliche Schädlingsbekämpfungsmittel, um das Gleichgewicht im Boden zu erhalten.
Mulchen: Mulchen Sie den Boden um Ihre Pflanzen herum mit einer Schicht aus organischen Materialien wie Frischkompost, Rindenkompost, Stroh, Grasschnitt oder Holzhäcksel. Mulch schützt den Boden vor Austrocknung, reguliert die Bodentemperatur, unterdrückt das Unkraut und fördert das Bodenleben. Bei der Zersetzung der organischen Stoffe werden auch Nährstoffe an den Boden abgegeben.
Gras als Mulchmaterial ja, aber …
Grasschnitt eignet sich hervorragend als Mulchmaterial im Hausgarten und bringt viele Vorteile. Beachten Sie jedoch bei der Verwendung von Grasschnitt als Mulch folgende Punkte:
• Lassen Sie den Grasschnitt vor dem Auftragen auf den Boden trocknen, um ein Verklumpen zu vermeiden.
• Verwenden Sie eine dünne Schicht Grasschnitt als Mulch, um das Risiko von Hitzestau und Fäulnis zu verringern.
• Achten Sie darauf, dass der Grasschnitt nicht zu stark auf den Stämmen oder den Kronen der Pflanzen aufliegt, um Pilzinfektionen zu vermeiden.
• Vermeiden Sie die Verwendung von Grasschnitt, der mit Unkrautbekämpfungsmitteln oder chemischen Düngemitteln behandelt wurde, um Kontaminationen zu verhindern.
Bodenbearbeitung begrenzen: Reduzieren Sie die Häufigkeit und Intensität der Bodenbearbeitung im Garten. Übermässige Bodenbearbeitung kann Bodenlebewesen stören und die Bodenstruktur beeinträchtigen. Stattdessen verwenden Sie Techniken wie die «Direktsaat» oder «Mulchsaat», um den Boden intakt zu halten. Bei diesen Techniken wird auf eine traditionelle Bodenbearbeitung verzichtet. Anstatt den Boden umzugraben,
wird die Pflanzendecke und der Boden weitgehend intakt gelassen, bzw. der Boden nur oberflächlich bearbeitet. Das Unkrautmanagement kann eine besondere Beachtung erfordern, da Unkräuter möglicherweise nicht durch Umgraben oder Hacken gestört werden.
Die Direktsaat und Mulchsaat sind nachhaltige Anbaumethoden, die zur Erhaltung der Bodenaktivität und -gesundheit im Hausgarten beitragen. Durch den Schutz des Bodens, die Feuchtigkeitserhaltung und die Förderung des Bodenlebens können Sie eine gesunde Umgebung für das Pflanzenwachstum schaffen und gleichzeitig den Arbeitsaufwand reduzieren.
Fruchtfolge und Mischkultur anwenden: Durch die Abwechslung der angebauten Pflanzenarten in Ihrem Garten können Sie die Vielfalt der Bodenlebewesen fördern. Verschiedene Pflanzen haben unterschiedliche Wurzelsysteme und Ausscheidungen, die das Bodenleben in verschiedenen Bereichen anregen. Mischbepflanzungen fördern so die Vielfalt der Bodenorganismen.
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Eine Mulchschicht aus Chinaschilf in Staudenpflanzung schützt den Boden und verhindert das Keimen von Unkraut.
Wassermanagement optimieren: Achten Sie darauf, dass der Boden ausreichend bewässert wird, ohne dass er zu stark durchnässt wird. Giessen Sie die Pflanzen gründlich, um sicherzustellen, dass das Wasser tief in den Wurzelbereich eindringt. Vermeiden Sie häufiges oberflächliches Giessen, da dies dazu führen kann, dass die Wurzeln oberflächlich bleiben und anfälliger für Trockenheit sind. Ein guter Wasserhaushalt fördert die Aktivität der Bodenorganismen. Vermeiden Sie Staunässe, da dies zu Sauerstoffmangel im Boden führt und so die lebenden Organismen schädigen kann.
Chemische Düngemittel reduzieren: Verwenden Sie chemische Düngemittel sparsam und wechseln Sie zu organischen Düngemitteln. Chemische Düngemittel können das Bodenleben beeinflussen und die Mikroorganismen im Boden schädigen.
Organisches Material zuführen
Um die Gesundheit des Bodens und seiner Bewohner zu erhalten, sind bestimmte Massnahmen zur Boden-
pflege erforderlich. Dazu gehört die Zugabe von organischer Materie wie Kompost oder Mulch, um die Nährstoffversorgung zu verbessern und die Bodenstruktur zu fördern. Der Verzicht auf chemische Pestizide und der Einsatz natürlicher Schädlingsbekämpfungsmethoden sind ebenfalls empfehlenswert. Darüber hinaus ist eine schonende Bodenbearbeitung und die Einhaltung einer ausgewogenen Fruchtfolge von grosser Bedeutung.
Benjamin Tschirren
ist stellvertretender Abteilungsleiter der Gartenbauschule Oeschberg in Koppigen BE. Als Dozent in der Höheren Berufsbildung der Gärtner*innen vermittelt er Grundlagen des Pflanzenanbaus und der Pflanzenpflege.
55 ÖKOSYSTEM | DRAUSSEN SEIN
Regenwürmer verbessern die Bodenstruktur und verteilen Nährstoffe.
Von tiefgreifend bis wohltuend
Ayurveda gilt als das älteste Gesundheitssystem der Welt. Mit Hilfe der aus Indien stammenden Heilkunst sollen der Körper entgiftet und die Selbstheilungskräfte mobilisiert werden. Zwei Betriebe weisen den entsprechenden Weg; stellvertretend für unzählige andere, die auf diese Lebensweisheit setzen.
Stefan Senn
Das Internetportal Wikipedia umschreibt Ayurveda als eine traditionelle indische Heilkunst, die im Ursprungsland wissenschaftlich gelehrt und in der breiten Bevölkerung akzeptiert wird. Im westlichen Kulturkreis setze man Ayurveda sehr oft für Wellness-Zwecke ein, ein Trend, der in Asien allerdings erst durch den wachsenden Tourismus zum Thema geworden sei.
Wörtlich übersetzt bedeute Ayurveda gemäss dem Online-Lexikon «Lebensweisheit» oder «Lebenswissenschaft». Der Begriff stammt aus dem Sanskrit und setzt sich aus den Wörtern Ayus (Leben) und Veda (Wissen) zusammen. Ayurveda ist eine Kombination aus Erfahrungswerten und Philosophie, die sich auf die für menschliche Gesundheit und Krankheit wichtigen physischen, mentalen, emotionalen und spirituellen Aspekte konzentriert. Dadurch hat Ayurveda
einen ganzheitlichen Anspruch. Die Heilmethode gehört heute in den Bereich der traditionellen Alternativmedizin. Fakt ist, dass die jahrhundertealte Heilmethode hierzulande unzählige Menschen anspricht. Die vielen spezialisierten Praxen verdeutlichen diesen Umstand ebenso wie die Tatsache, dass auch in einer Vielzahl von Beherbergungsbetrieben entsprechende Angebote zur Verfügung stehen. Sie versprechen u. a. eine Entschleunigung vom Alltagsstress, die Stärkung des Immunsystems, das Lindern gesundheitlicher Beschwerden sowie chronischer und psychosomatischer Erkrankungen.
Rückzug und Entspannung
«Es gibt verschiedene Arten, seinem Körper und Geist Gutes zu tun. Eine der nachhaltigsten ist eine AyurvedaKur.» Das ChieneHuus in Kiental (BE) bringt die Philosophie der indischen Heilkunst auf der Webseite auf
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einen klaren Nenner. Während der Kur könne man sich von den Belastungen eines stressigen Alltags rundum erholen und Kraft, Energie und Gesundheit tanken. «Sie erleben eine tiefgreifende Reinigung. Diese kann über die Kur hinaus Gesundheit, Ausgeglichenheit und körperliche Leistungsfähigkeit steigern.»
Das ChieneHuus wurde 2018 eröffnet und ist dem Campus Kientalerhof angegliedert, einer anfänglich als Hotelbetrieb, später dann in ein Seminarzentrum umgewandelten Bildungsinstitution. Das ChieneHuus spricht Ratsuchende an, die sich Rückzug und Entspannung wünschen und sich durch eines der wohltuenden Angebote verwöhnen lassen wollen. Monatlich ein- bis zweimal stehen mehrtägige Ayurveda-Kuren auf dem Programm. Ein breites Angebot – und ganz offensichtlich ein beliebtes, nicht von ungefähr wird auf der Programmauflistung auf Wartelisten hingewiesen.
Von der Raupe zum Schmetterling Als «Ayurveda-Pension» positioniert sich Le Cocon, unweit der Wallfahrtskriche des Benediktiner-Klosters Mariastein im Kanton Solothurn. Seit 1998 wird in diesem Betrieb auf die Karte Ayurveda gesetzt; anfänglich in Villeret (Berner Jura) und seit Oktober des vergangenen Jahres im Solothurnischen.
Dem Namen des Betriebes entsprechend «verwandeln sich in der friedlichen Umgebung des Kraftorts Mariastein Raupen in Schmetterlinge», wird auf der Webseite betont. Und die angehenden Schmetterlinge können denn auch von einer breit gefächerten Kurund Massage-Palette profitieren und damit die Selbstheilungskräfte entfalten. Das Umfeld stimmt, denn die Ayurveda-Pension ist umgeben von einem Park, Obstbäumen und Kräutergarten; unmittelbar vor der Haustüre beginnen abwechslungsreige Wanderwege.
Verdauungsfeuer entfachen
Sowohl im ChieneHuus als auch im Le Cocon sind Speise- und Getränkekarten auf ayurvedische Gepflogenheiten angepasst; in den Küchen werden nur saisonale, regionale und biologische Zutaten verarbeitet und gemäss der ayurvedischen Ernährungslehre für alle sechs Geschmacksrichtungen (süss, sauer, salzig, scharf, bitter und zusammenziehend) eingesetzt. Ayurvedische Gewürze und Kräuter stimulieren das Verdauungsfeuer der Gäste und schenken neue Lebensenergie – auf dass auch künftig viele bunte Sommervögel fröhlich im Winde flattern können.
www.madeinbern.com
www.chienehuus.ch
www.solothurn-city.ch
www.lecocon.ch
57 AYURVEDA | DRAUSSEN SEIN
Die Ayurveda-Pension Le Cocon beim Kraftort Mariastein.
Zimmer mit Blick auf die pure Natur. Entspannung im Holz-Ambiente.
Kaunertal – nachhaltig und ganz schön anders
Nachhaltigkeit? Im Kaunertal spricht man nicht nur davon, sondern hat schon vor Jahren zu handeln begonnen. Ein Besuch in Österreichs Vorzeigeregion.
Dominik Buholzer
Die Strasse schraubt sich nur langsam zum Gletscher hoch. Eine Kehre reiht sich an die andere. 29 sind es insgesamt. Zählen muss man sie nicht. Jede einzelne trägt eine Nummer. Die Kaunertaler Gletscherstrasse führt von Feichten bis an den Rand des «ewigen Eises» und zählt zu den schönsten Hochgebirgsstrassen in den Alpen überhaupt. 26 Kilometer lang ist sie, 1500 Höhenmeter gilt es zu überwinden, bis man auf 2750 Metern über Meer das Ziel erreicht hat: das Gletscherskigebiet Weissseeferner. Als hier in den 80er-Jahren die ersten Lifte in Betrieb gingen, geschah dies vor allem im Sommer. Im Winter hatte es mit 16 bis zu 20 Metern oft zu viel Schnee. Davon kann man heute nur träumen.
Ausbau? Vonwegen
Das Kaunertal befindet sich im Bezirk Landeck in Tirol, gut drei Zugstunden von Zürich entfernt. Die Ferienregion zählt zu den beschaulichsten in Österreich. Rund 1600 Personen leben hier, ein wesentlicher Teil davon in Feichten, dem Hauptort auf 1287 Metern über Meer. 2000 Gästebetten gibt es im ganzen Tal und 55 Pisten-
kilometer – ein Bruchteil dessen, was die anderen benachbarten Gebiete aufweisen. Das Zillertal hat 50 000 Gästebetten und 670 Pistenkilometer. Das Kaunertal weist also Ausbaupotenzial auf. Doch davon will man hier nichts wissen, nicht beim Tourismusverband. «Wir sind eine beschauliche Region und wollen dies auch bleiben. Die Kleinheit und unsere Verbundenheit zur Natur sind unser Trumpf», sagt Dietmar Walser, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Tiroler Oberland/Erlebnisraum Kaunertal. Es wäre auch gar nicht so einfach, hier mit der grossen Kelle anzurichten: 40 Prozent des Tales sind Teil des Naturparks Kaunertal und somit geschützt.
Vielleicht hat man deshalb schon früh damit begonnen, auf Nachhaltigkeit zu setzen. Das Gletscherrestaurant Weisssee hat Plastik schon längst aus seinem Betrieb verbannt und meidet Nahrungsmittelmultis. Stattdessen setzt man auf lokale Produkte: Nutzniessende davon sind auch die Angestellten. Da viele von ihnen nebenbei einen Hof mit Hühnern führen, können sie dem Restaurant Eier verkaufen. Die Falginjochbahn produziert ein
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Von der Ausblicksplattorm Gacher Blick hat man einen eindrucksvollen Blick auf die Natur- und Kulturgeschichte der Region.
Drittel der benötigten Energie dank einer Photovoltaikanlage selbst. Am liebsten wäre die Bahn stromautark. Ein entsprechendes Projekt wird derzeit ausgearbeitet. Der Shuttlebetrieb, der Gäste an den Fuss der Gletscherwelt bringt, besteht ausschliesslich aus Fahrzeugen mit Elektroantrieb.
Barrierefrei selbst bei der Bergbahn
Im Kaunertal wirkt vieles beschaulich. Wilde Aprés-SkiPartys wie in anderen Regionen gibt es hier nicht, dafür Sternenwanderungen: Nirgendwo sonst in Österreich ist es in der Nacht so dunkel wie hier. Das erhellt den Blick nach oben: Hier kann man bei gutem Wetter bis zu 3000 Sterne sehen und nicht 300 wie in den Städten.
Nicht nur bei Hobbyastronomen steht das Kaunertal hoch im Kurs, sondern auch bei Menschen mit einer Behinderung. Die Falginjochbahn wurde 2019 komplett
barrierefrei gebaut und ist wie alle Liftanlagen am Kaunertaler Gletscher ohne Einschränkungen zugänglich. Im Naturparkhaus können kostenlos sogenannte SwissTracs ausgeliehen werden. Mit den Zuggeräten meistern Rollstuhlfahrende auch steilere Forstwege. Und auf der Webseite des Tourismusverbandes gibt es eine eigene Rubrik mit entsprechenden Ausflugtipps sowie eine Liste der rollstuhltauglichen Unterkünfte und Hotels. Zu Letzteren gehört auch der Feichtnerhof, ein klassischer Familienbetrieb, wie es im Tirol so viele gibt. «Nachhaltigkeit ist heute ein Muss. Dazu gehören für uns auch soziale Aspekte», sagt Maria Larcher, die zusammen mit ihrer Schwester Judith den elterlichen Betrieb weiterführt.
Im Kaunertal wird viel für die Nachhaltigkeit getan. Der Klimawandel kann damit nicht gestoppt werden. Am augenfälligsten manifestiert sich dies an den Gletschern. Diese werden immer kleiner – auch volumenmässig. Aber man versucht Einheimische wie auch Gäste zu sensibilisieren. Beispielsweise mit einer Gletschergrotte. Diesen Sommer wurde die zweite eröffnet. Die erste befindet sich nur wenige Meter nebenan und ist nicht mehr begehbar. Von ihr sind nur ein paar Überreste zu sehen. Die steigenden Temperaturen setzten ihr zu sehr zu.
Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist mit Rückschlägen verbunden. Aber immerhin werden die Bemühungen der Leute aus der Region international estimiert. 2021 wurde das Kaunertal als erste österreichische Tourismusdestination mit dem UNWTO Nachhaltigkeitssiegel «Best Tourism Villages» ausgezeichnet. Damit ist das Tiroler Kleinod eine von 44 Vorzeigeregionen weltweit.
Die Reise wurde von Tirol Werbung unterstützt.
59 KAUNERTAL | DRAUSSEN SEIN
Das Kaunertal ist bekannt für Sternenwanderungen.
Die Gletschergrotte: Faszination aus Eis.
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Lehrmeinung
die Sonne betreffend Ausruf des Ver-
ausgetr. Flusslauf Haarbogen über d. Auge
Laut eines Esels
poetisch: unbeständig
Stierkämpfer
Bettwäsche Fahrwasserkundiger
int. Normeninstitution (Abk.)
Mitarbeiter, Berufsgenosse
engl.: Ende
ugs.: Velo (engl.) Stromkontaktstelle
unverletzt
Vernunft, Einsicht
Blütenpracht Herbstblume
Wettkampf
besitzanzeigendes Fürwort
Bez. e. PCDokuments
Edelmetall frz.: Osten
engl.: zwei
Speisefisch etwas nass 6
griech. Vorsilbe: gegen... frz.: sieben Armmuskel
kleine Mahlzeit (engl.)
engl. Krimiautor †
Vogellaut Angelstock Körperorgan
Kohleprodukt Tonabstand (Musik)
Vorn. des Schweizer Autors Stamm
Kw. für ein Urreptil ugs.: nicht anrüchig 8 7
engl.: Rechnung umzäunen
Einstand beim Tennis (engl.)
Blume, auch Gewürz
Gemüse-, Gewürzund Heilpflanze
zu Pferd bestandteil
Liege ohne Rückenlehne
griech. Buchstabe
Pensionär
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Ausflugsberg im Kanton Schwyz
Vorsilbe: fern (griech.)
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ein Bewohner Zentralasiens
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Bremsklotz; Spaltwerkzeug Vorgesetzter grillierte Rindfleischscheibe engl.: Seite 1 9
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Baskenmütze (frz.)
Lösung
Lösung des Rätsels
IMPRESSUM
43. Jahrgang 2023, ISSN 2234-9103
Erscheint 10-mal jährlich
Druckauflage: 22 000 Exemplare
Verbreitete Auflage: 20 182 Exemplare (WEMF/KS beglaubigt 2022)
Kontakt
mail@natuerlich-online.ch, www.natuerlich-online.ch
Redaktion, Herausgeber und Verlag
Weber Verlag AG , Gwattstrasse 144, CH-3645 Thun Tel. +41 33 336 55 55, leserbrief@natuerlich-online.ch www.weberverlag.ch
Verlegerin
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Verlagsleiter Zeitschriften
Dyami Häfliger d.haefliger@weberverlag.ch
Chefredaktor
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Leser*innenberatung
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«natürlich» 10/23 erscheint am 28. September 2023
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65 SERVICE natürlich
Das Geheimnis der Ewigkeit
Wo geht nur all die Zeit hin? Eben war grad noch Sommer, jetzt ist schon Herbst. Husch. Zwischen dem Noch-Bub-Sein und dem Mannwerden hörte ich gerne Jim Croces «If I could save time in a bottle». Er sang das Lied voller Melancholie und Hoffnung, sang davon, dass er jeden vergehenden Tag wie Sirup in einer Flasche konservieren möchte, um immer wieder einen Schluck davon trinken zu können. Er sang von der Sehnsucht nach dem ewigen Leben und der ewigen Liebe und davon, alles Vergangene immer wieder erleben zu können.
Beim Zuhören stellte ich mir damals vor, wie es wäre, jeden Tag meines Lebens in eine Flasche abfüllen zu können, um sie irgendwann später wieder zu öffnen, an ihr zu riechen und einen kleinen Schluck zu nehmen, um die gut gelagerten Erinnerungen auf der Zunge, im Gaumen und überall in mir noch einmal zu schmecken. In diesem jungen Alter hat die Vorstellung eines ewigen Lebens eine besondere Magie.
Nun, die Jugend ist vorbei, und das Leben hat trotzdem nichts von seiner Magie verloren. Nur die Vorstellung von Ewigkeit hat sich gewandelt. Gewachsen ist mit den Jahren die tiefe Überzeugung, dass jeder gelebte Moment bereits ein Stücklein Ewigkeit ist. Oft mache ich Barfussspaziergänge. Der Feldweg, der hinter dem Haus zum Wald hochführt, hat mittig eine Grasnarbe, links und rechts davon hat der Traktor seine Fahrspur in den Boden gezeichnet. Kiesel bedecken sie, abgelöst von sandigen und lehmigen Stellen, in denen sich nach dem Regen gerne Wasser sammelt. Wenn die Steine zu spitz und die Pfützen zu gross werden, gehe ich in der Mitte.
Hier, wo kurzes Gras, Kamille, ab und zu ein Wegerich und Löwenzahn und weiss und rot blühender Klee wachsen, ist die Erde manchmal hart und trocken, manchmal feucht und anschmiegsam weich, mal warm, mal kühl, je nach Wetter. In dieses Erdige drücken sich beim Gehen die Zehen und krallen sich für einen flüch-
tigen Moment am Boden fest, damit der andere Fuss in eben diesem Moment unbeschwert loslassen, kurz in der Luft schweben und einen Schritt nach vorne machen kann. Links, rechts, links, rechts, festhalten, loslassen – alles in einem sanft wiegenden Rhythmus. Dabei rollen die Füsse über das weiche Gras und hin und wieder auch über einen kleinen im Grün versteckten Stein.
Wenn Regen die Erde durchnässt und glitschig gemacht hat, kommt ein Fuss schon mal ins Rutschen. Dann hängt die saubere Hose einzig davon ab, ob der andere Fuss blitzschnell eine trittsichere Stelle findet, was er meistens auch tut. Einfach so und ohne hinzuschauen. Ich kann mich auf meine Füsse verlassen und dabei spüren: so ist das Leben. Immer irgendwo zwischen festem Tritt und leichtem Schweben – und manchmal ist es sogar ein mehr oder weniger gefährlicher Balanceakt.
Ich bin froh, dass ich keine Tage in Flaschen abfüllen und in irgendeinem Keller lagern kann, wie ich das als Teenager gern getan hätte. Ich brauche keinen Keller voller eingemachter Erinnerungen, um sie immer wieder zu erleben. Die Zeit ist ein Fluss, dem wir uns vertrauensvoll hingeben und an immer wieder Neuem vorbei treiben lassen dürfen. Deshalb trinke ich die Tage lieber frisch, so wie sie kommen und gehen, Schritt für Schritt. Dann füllen mich die Tage mit all ihrer Würze, von den Zehen bis hinauf in die Haarspitzen. Darin liegt für mich heute die Magie des Lebens und der Liebe – und vielleicht auch das Geheimnis der Ewigkeit.
Markus Kellenberger ist Autor und Journalist. In der Kolumne «Anderswelt» betrachtet er Alltägliches – nicht nur – aus schamanischer Sicht, und an seinen «Feuerabenden» im Tipi begleitet er Menschen auf der Reise ins Innere. markuskellenberger.ch
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