KOLUMNE
«Wie informieren Sie sich?» Verloren im Dschungel der Informationen
Anfang der 80er Jahre veränderte sich die Vielfalt der Radio- und Fernsehprogramme. Private Lokalradios und Fernsehstationen wurden als Versuchsbetriebe zugelassen. Auch in dieser Zeit kam das Kabel- und Satellitenfernsehen dazu. Um einen Schlag vergrösserte sich die Informationsflut um ein Vielfaches. Die Informationsquellen standen in direkter Konkurrenz und buhlten mit Schlagzeilen und Geschichten um die Leser-, Hörer- respektive Zuseherschaft.
Enea Martinelli Interlaken
In meiner Jugend gehörte das Oberländische Volksblatt quasi zur Pflichtlektüre. Um bei kantonalen und nationalen Angelegenheiten à jour zu sein, gab es schon damals Bund und BZ. Praktisch jeder Haushalt hatte ein Zeitungsabonnement. Mittags um 12.30 Uhr berichtete Radio Beromünster und später Radio DRS über die Neuigkeiten des Tages. Am Mittagstisch wurde aufmerksam zugehört, niemand durfte während der Nachrichten sprechen. Die FernsehTagesschau um 20 Uhr war ebenfalls ein Pflichttermin. In unserer Region konnte damals nur ein deutschsprachiger Sender empfangen werden. Die Information war stark kanalisiert.
wurden. Es ging einzig allein darum, Leute auf die eigene Webseite zu ziehen, um mit den Klicks im Werbemarkt Geld zu verdienen. So wurde die Falschmeldung, dass Papst Franziskus Donald Trumps Kandidatur unterstützt habe, fast eine Million Mal auf Facebook geteilt. Und mit jedem Click verdiente jemand mit. Auch die Meldung, dass Asylbewerber mehr Unterstützung als Sozialhilfebezüger erhalten würden, ver-
Mit der Ausbreitung des Internets und der weltweiten Vernetzung über soziale Medien hat sich die Zahl der Informationsquellen explosionsartig vergrössert. Man kann sich heute sämtliche Informationen schnell und einfach aus dem Internet beschaffen. Das ist zwar im Lichte des freien Zugangs zu Informationen im Grunde kein Übel. Auf der anderen Seite kann heute jeder und jede (Falsch-)Meldungen verbreiten. Eindrücklich haben das die letzten amerikanischen Präsidentschaftswahlen gezeigt: Dort ist es offenbar einer Gruppe von findigen Internetunternehmern aus Mazedonien gelungen, Falschmeldungen so zu verbreiten, dass sie zum Wahlthema
«In unserer Region konnte damals nur ein deutschsprachiger Sender empfangen werden. Die Information war stark kanalisiert.»
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Bödeli- / BrienzInfo | März 2020