FABELHAFT Skurrile Gedichte Oskar Freysinger /Scapa
www.weberverlag.ch
IMPRESSUM Alle Angaben in diesem Buch wurden vom Autor nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und von ihm und dem Verlag mit Sorgfalt geprüft. Inhaltliche Fehler sind dennoch nicht auszuschliessen. Daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autor noch Verlag übernehmen Verantwortung für etwaige Unstimmigkeiten.
Alle Rechte vorbehalten, einschliesslich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks und der elektronischen Wiedergabe.
© 2014 Werd & Weber Verlag AG, CH-3645 Thun/Gwatt 1. Auflage 2014
Texte: Oskar Freysinger, oskar.sw1.ch Illustrationen: Ted Scapa, www.scapa.ch Satz: Cornelia Wyssen, Werd & Weber Verlag AG
ISBN 978-3-906033-99-0 www.werdverlag.ch www.weberverlag.ch
INHALTSVERZEICHNIS Vorwort
9
Krokodiltränen
12
Das Zebra
14
Verschneckt
16
Der Pillendreher
18
Das Warzenschwein
20
Der Panther
22
Störfische
24
Blubber
26
Bücherwürmer
28
Der Wal
30
Skunk und Igel
32
Rattenmuse
34
Der Zitterrochen
36
Hornochs und Einhorn
38
Die Made
40
Ein Spatzenhirn
42
Katz und Maus
44
Der Glühwurm
46
Bananenphilosophie
48
Loch
50
Verhinderung
52
High Noon
54
Schaumschlägerei
56
Das Zelt
58
Das Wellblech
60
Ein Eierleben
62
Domino
64
Kreisgerade
66
Parallelen
68
Verworfen
70
INHALTSVERZEICHNIS Fortsetzung Die R端be und der Mixer
72
Der Einfaltspinsel
74
Puzzlespiel
76
A la carte
78
Verkehrte Welt
80
Die Br端cke
82
Verlocht
84
Der Toaster
86
Klopapier
88
Musikalisches
90
Bildersturm
92
Der Fugendichter
94
Fr端hst端ck in Novi Sad
96
Handywork
98
Wilhelm kommt aus dem Busch
100
Baumstark
102
Puppensuppe
104
Der Eskimo
106
Wolf
108
Fadenscheinig
110
Autoren
112
VORWORT LIEBENSWERTE VERRÜCKTE Es freut mich, dieses Vorwort zu schreiben, denn die beiden Autoren gefallen mir. Es sind Menschen, mit denen ich mich auf Anhieb gut verstanden habe. Ted Scapa und Oskar Freysinger sind einzigartige Persönlichkeiten mit einer grossen Ausstrahlung. Sie gehören zur Kategorie von Menschen, die man im besten Sinn des Wortes als liebenswerte Verrückte bezeichnen kann. Einfach verrückt, was Ted Scapa alles schon gemacht hat. Als einer der ersten Künstler hat er das Fernsehen entdeckt, oder es ihn, wie man’s nimmt. Im Fernsehen hat er Kunst produziert mit einem und für ein Publikum, das nur mit einem authentischen, menschlichen und humorvollen Auftritt gewonnen werden kann: die Kinder. Leicht verrückt ist auch die einzigartige Inneneinrichtung seines Schlösschens am Murtensee. Das ist eine Art persönliches Kunstmuseum, in dem man mit offenem Mund von einer Entdeckung zur andern wandert, ein Kunstchaos, eine Kunsttraumwelt, die halb Albtraum, halb Schlaraffenland ist. Ted Scapa ist ein Zeichner und Maler, der gerne andere Künstler begleitet und fördert, er hat viele grosse Künstler kennengelernt, unzählige Kunst- und andere Bücher herausgegeben und auch selbst illustriert. Seine eigene Person hat er dabei nie so ernst genommen, wie sie es verdient hätte. Man sieht es seinen Zeichnungen an, dass er viel Spass hat an seiner Arbeit. Die witzigen Zeichnungen haben viel Schwung, fast hätte ich Swing
9
geschrieben. Seine Bilder zu den Gedichten von Oskar Freysinger sind ein Genuss. Ich mag auch den Jüngeren der beiden, Oskar Freysinger, mehr den Künstler als den Politiker, notabene. Er ist eine Art Renaissance-Mensch der Moderne: Andere Walliser Politiker zeigen sich gerne mit dem Jagdgewehr oder mit ausgestopften Wölfen. Freysinger tritt mit der Klampfe auf, er ist ein Bänkelsänger, ein Barde, singt selbst komponierte Lieder, dichtet freche Sprüche, schreibt Romane, in der deutschen Schweiz wurde er wegen einer Art Schnitzelbank auf die Bundesräte von der Boulevardpresse als «Pissoir-Poet» apostrophiert und dadurch schlagartig berühmt. Freysinger ist ein belesener Mann, ein Sprachkünstler, ein hervorragender Redner, der politisch zu Extremen neigt (wie so viele Künstler), gerne singt und feiert, manchmal auch einfach nur das Kalb macht, kurz, er ist ein richtiger Querkopf, und zum Verdruss seiner politischen Gegner (und davon hat er viele), erst noch mit viel Erfolg. Er, der Aussenseiter, der Oppositionelle, sitzt heute in der Walliser Regierung, und den Pferdeschwanz hat er immer noch nicht abgeschnitten. Dass er dichten und schreiben kann, braucht er nicht mehr zu beweisen, eine ganze Reihe von Romanen, Gedichten, wahren Geschichten, Novellen, Liedern zeugt davon. Hier zeigt er einmal mehr, was er im Bauch und im Kopf hat. Mehr gibt’s nicht zu sagen. Geniessen Sie das Büchlein.
Peter Rothenbühler Journalist
11
12
KROKODILTRÄNEN Es floss von einem Krokodil einst eine Träne in den Nil, da glaubt’ es, dass der Strom, so lang, dem kleinen Tropfen nur entsprang und sich des Lebens Tränental aus seinem Augenwinkel stahl. Dieser Gedanke rührt’ es sehr, drum weinte es sich völlig leer und weil es keinen Trost mehr fand vertrocknet’ es am grünen Strand. Obwohl die Quelle nun verflossen, der Nil floss weiter, unverdrossen.
Die Tränen von dem Krokodil die gibt’s nicht nur am Obernil, es meint auch hier der Pessimist, dass er der Quell’ des Unglücks ist.
13
14
DAS ZEBRA Dem Zebra war es einst zu heiss. Da setzt’ es sich verschwitzt in Trab und wurde wie ein Schimmel weiss, denn seine Streifen fielen ab. Das Zebra wähnte sich entstellt, es strich verzweifelt durch die Welt, begab sich fort von Ort zu Ort und suchte hier und suchte dort nach einem neuen Streifenkleid zur Rettung der Persönlichkeit. Schlussendlich fand es auf der Strasse ein Streifenkleid nach seinem Masse. Verzückt blieb unser Zebra stehn und konnte sich nicht satt dran sehn. Da kam ein Bus, der’s mehr als streifte und über all die Streifen schleifte. So flach war unser Zebra da, dass man nur noch die Streifen sah.
Willst du nach links und rechts nicht schauen und dich an Streifen nur erbauen, lässt du dich nur vom Selbstbild tragen, dann scheiterst du am Streifen wagen.
15
16
VERSCHNECKT Regen tropft auf allen Wegen. Ist das für den Schneck ein Segen? NEIN!!! Soweit er auch die Fühler streckt, steckt schneckenhaushoch er im Dreck und kommt – oh Schreck! – nicht mehr vom Fleck. Das weckt den Igel auf der Streck’, der bleckt die Zähn’, schleckt weg den Schneck, oh wie das lecker kleckst und schmeckt! Das war der Schnecke letzter Trek.
Machst du selber dich zur Schnecke bringt dich jeder Dreck zur Strecke. Dann hast du armer Schneck dein Fett weg.
17
18
DER PILLENDREHER Der Pillendreher dreht im Stillen seine Pillen und drillt mit starkem Willen tiefe Rillen. Doch schiebt der Käfer sich auch wund, sein Mist wird kubisch und nicht rund. Da hievt der arbeitsame Zwerg die bittre Pille auf den Pillenberg. Man muss ihm darob Achtung zollen, denn so ein Kubus ist nicht leicht zu rollen. Doch hat man ihn mal raufgeschoben bleibt er zum Glück viel leichter oben und setzt, dem Sisyphus zum Hohn, ’nen neuen Massstab für die Perfektion.
Hat einer keinen eignen Stil kommt er nie zum ersehnten Ziel. Drum schiebe jeder seinen Mist grad wie er ihm gewachsen ist.
19
20
DAS WARZENSCHWEIN Es war einmal ein Warzenschwein, das wollte nicht mehr warzig sein. Es rottete den Warzengraus durch Reiben an den Bäumen aus. Bald blieb von diesem Warzenschwein, weil warzenlos, das Schwein allein. Fortan war’s nicht mehr warzig und wurde dafür harzig. Es flog auch aus dem Lexikon, denn Schwein allein, das stand dort schon.
Wer seine Fehler wegpoliert hat bald sich selber ausradiert.
21
22
DER PANTHER Von der hohen Brück’ bei Ganter warf sich Rilkes müder Panther. Hätt’ es Stäbe dort gegeben wär’ der Panther noch am Leben.
Von Stäben wird das Auge müde, doch auch der freie Fall ist rüde.
23