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&Editors
Ausflug in die Vergangenheit
Archäologische Streifzüge durch den Kanton Bern
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@2023, LIBRUM Publishers & Editors | Basel | Frankfurt am Main
Herausgeber: Dominique-Charles R. Oppler
Wir danken: Bundesamt für Kultur
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Burgergemeinde Bern
Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Bern
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Däster-Schild-Stiftung
Historischer Verein des Kantons Bern
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Ernst Göhner-Stiftung
Schliesslich danken wir der Kulturerbekommission der Stadt Bern und dem Historischen Verein des Kantons Bern dafür, dass sie mit ihren Beiträgen die Publikation mitgetragen haben.
Layout: Fanny und Lukas Oppler
Koordination: Barbara Seidel Baeriswyl, Bern
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Lektorat: Rainer Vollmar, Henrik Halbleib, Frankfurt a. M. Satz: Katja von Ruville, Frankfurt a. M. Druck: Druckhaus Müller, Langenargen Kartenausschnitte: © swisstopo
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ISBN: 978-3-906897-74-5
Umschlagsabbildungen:
Oben: Blick vom Plateau de Diesse nach Süden zu den Berner Hochalpen (ADB, Philipp Joner)
Mitte links: Kopf eines Heiligen aus der Berner Münsterplattform (ADB, Badri Redha)
Links unten: Goldohrring aus einem Grabhügel im Challnachwald (ADB, Philipp Joner)
Unten Mitte: Marmorstatuette aus dem Tempelbezirk Thun-Allmendingen (BHM, Stefan Rebsamen)
Rechts unten: Spätbronzezeitliches Mondhorn aus dem Schloss Burgdorf (ADB, Philipp Joner)
Ausflug in die Vergangenheit
Archäologische Streifzüge durch den Kanton Bern
Inhalt
Geleitwort 5
Naturräumliche Grundlagen 6
Wie funktioniert Archäologie? 12
Streifzug durch die Zeit: von der Urgeschichte bis zum Frühmittelalter 18
Vom Frühmittelalter bis zum 20. Jahrhunder t 36
Wanderungen
À travers le Jura bernois 58
Vom Jolimont zur St. Petersinsel 64
Durch die Rebberge am Nordufer des Bielersees 68
Zu den Gräbern der Keltenfürsten 72
Stadtwanderung durch Biel und Nidau 76
Vom römischen Verkehrsknoten zum jungsteinzeitlichen Siedlungsplatz 82 Der Aare entlang 88
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Im Oberaargau: Grabhügel, Burgen und ein Marktort 94
Vom Emmental zum Moossee 100
Vorbei an Schanzen und Tavernen zum Bern der Kelten und Römer 106
Zähringer, Patrizier und Bundesräte –Wanderung durch die Bundesstadt 112
Auf den Spuren der Zähringer 120
Durch das Obere Emmental 128
Villen, Klöster und frühe Burgen –über den Frienisberg 134
Auf dem Jakobsweg durchs Schwarzenburgerland 140
Die Goldküste der keltischen und römischen Oberschicht 146
Gräber, Tempel und eine mittelalterliche Stadt –Thun und Umgebung 152 Von Burg zu Burg 158
Höhlen, Burgstellen und ein bekannter Kurort 164
Zweisimmen und Blankenburg – das Zentrum des Obersimmentals 170
Ab in die Berge 176 Zwischen zwei Seen – von Unterseen nach Ringgenberg 180
Entlang alter Handelswege vom Oberhasli an den Brienzersee 188 Anhang
Museen im Kanton Bern 196
Vereinigungen mit Veranstaltungen zu archäologischen Themen 200
Geleitwort
«Wenn der Verfasser (…) diese Arbeit unternommen hat, so ist er dabei sowohl einer angeborenen Liebhaberei für vaterländische Alterthümer, als auch den Forderungen der Neuzeit nachgekommen, welche verlangt, dass die Resultate der Alterthumswissenschaft möglichst zum Gemeingut aller Gebildeten gemacht werden sollen.»
Albert Jahn 1850
Um faszinierende Altertümer zu erkunden, müssen wir nicht unbedingt in die Ferne reisen. Archäologische Fundstellen, historische Verkehrswege und Baudenkmäler prägen auch unsere unglaublich reiche und vielschichtige Kulturlandschaft, zum Teil verborgen im Boden, zum Teil ohne Weiteres erkennbar. Im Kanton Bern lassen sich Kulturgüter aus rund 15 000 Jahren – Siedlungen, Befestigungen, Bestattungsplätze und Heiligtümer – entdecken. Die meisten sind zwar, ähnlich den Naturschutzgebieten, inventarisiert und rechtlich geschützt. Oft sind wir uns aber gar nicht bewusst, dass all die Bestandteile, welche die Kulturlandschaft bilden, einzigartig, unersetzlich und trotzdem gefährdet sind.
Seit gut 200 Jahren erforschen Altertumskundler und archäologiebegeisterte Amateure, Lokalhistoriker und Lehrkräfte, Universitätsprofessoren und -professorinnen, Studierende sowie Mitarbeitende von Museen und des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern die archäologischen Funde und Stätten im Kanton Bern. In dieser Zeit hat sich die Archäologie von der Liebhaberei für «vaterländische Altertümer» zur hochspezialisierten Wissenschaft entwickelt. Wer glaubt, dass in unserem dicht besiedelten Kanton inzwischen alles Wichtige entdeckt wäre, irrt: Die
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berühmt gewordenen Entdeckungen der Eisfunde auf dem Schnidejoch 2003, des keltischen Oppidums Roggwil 2008, der «Pfahlbauten» im Thunersee 2008 oder der Bronzehand von Prêles 2017 belehren uns eines Besseren. Archäologische Forschung im Kanton Bern bleibt spannend.
Die Literatur zu Funden von der Altsteinzeit bis in die Moderne aus Berner Boden ist heute kaum zu überblicken. Trotzdem oder gerade deshalb ist für viele Interessierte der Zugang zum archäologischen Wissen nicht einfach. Das vorliegende Buch möchte hierfür Abhilfe schaffen. Die Einleitung soll einen Überblick zum Stand der Forschung liefern, und die 23 Ausflüge sollen einen direkten Zugang ermöglichen. Dabei ist uns bewusst, dass eine Ur- und Frühgeschichte des Kantons Bern – das heisst, eine umfassende, auf dem aktuellen Stand der Forschung verfasste Berner Vorgeschichte – ein Desiderat und die Auswahl der Wanderungen angesichts der Grösse des Kantons eng beschränkt ist. Von Bellelay über Bümpliz bis zum Lötschepass gibt es zahlreiche weitere Ausflugsziele, die leider nicht Teil der hier beschriebenen Wanderungen sein konnten und ohne Weiteres zwei weitere Bände füllen könnten. Für Informationen zu archäologischen Denkmälern sei hier deshalb auf den Internetauftritt des
Archäologischen Dienstes des Kantons Bern und auf «archaeologie.ideenset. ch» hingewiesen, eine Website der Pädagogischen Hochschule Bern und des Archäologischen Dienstes zu ausserschulischen Lernorten. Ich danke Armand Baeriswyl für das Erarbeiten der Wandervorschläge und Verfassen der Texte sowie Barbara Seidel Baeriswyl für die Projektleitung und Redaktion. Für Auskünfte und Hilfe beim Schreiben danken wir Detlef Wulf, Daniel Rohrer und Samuel J. W idmer. Für das Zusammenstellen und Herstellen der Abbildungen sei Eliane Schranz, Cornelia Schlup, Philippe Joner, Katharina Ruckstuhl, Marc Müller und Max Stöckli vom Archäologischen Dienst gedankt, aber auch allen Museen, Bibliotheken und Archiven, die unkompliziert Abbildungen zur Verfügung gestellt haben. Schliesslich danken wir folgenden Institutionen dafür, dass sie mit ihren Beiträgen die Publikation ermöglicht haben: Bundesamt für Kultur (BAK), Burgergemeinde Bern, Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Bern, Däster-Schild-Stiftung, Kulturerbekommission der Stadt Bern, Historischer Verein des Kantons Bern und Ernst Göhner Stiftung.
Adriano Boschetti, Kantonsarchäologe
Naturräumliche Grundlagen
Jahrmillionen
vor den ersten
Menschen
Flächenmässig ist Bern der zweitgrösste Kanton der Schweiz. Er liegt vollständig am Nordrand der Alpen und ist reich gegliedert. Die Landschaft wird seit 130 Mio. Jahren durch die Faltung der Alpen geprägt und besteht grob aus Alpen, Mittelland und Jura. Viele Gesteine und Mineralien sind freilich viel älter und reichen ins Altertum der Erde zurück. Das kristalline Gestein des Aarmassivs, das beim Finsteraarhorn auf 4274 m ü. M. den höchsten Gipfel bildet, ist zum Beispiel über 440 Mio. Jahre alt. Im Faltenjura, dessen Erhebungen sich vor 10 Mio. Jahren zu bilden begannen, und in den Voralpen sowie am Alpenrand dominieren Sedimente aus dem Mesozoikum (vor 250–65 Mio. Jahren). Im Mittelland liegt tertiäre Molasse vor, also Sediment (v. a. Sandstein, Nagel fluh) aus der Zeit vor 34 bis 5 Mio. Jahren.
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Fast alles ist überprägt durch die mindestens 15 Gletschervorstösse in den letzten 2, 5 Mi o. Jahren (Quartär), als Menschen Europa zu besiedeln begannen. Die Gletschervorstösse haben jeweils sämtliche älteren menschlichen Spuren im Boden getilgt. Die grösste Vergletscherung reichte über das ganze Kantonsgebiet bis Basel. Während der letzten Vergletscherung (BirrfeldGlazial) wurde das Stadtgebiet von Bern von Aare- und Rhonegletscher überfahren, dessen Zunge fast bis nach Langenthal reichte. In der Höhe reichten die Eismassen im Maximum bis knapp unter den Gipfel des Bantiger, das Stadtgebiet lag unter einer mehrere hundert Meter mächtigen Eisschicht. Die letzte Vergletscherung endete um 12 500 v. Chr.
Adriano Boschetti1
Blick vom Plateau de Diesse nach Süden über das Mittelland zu den Berner Hochalpen. Aufgenommen vom Fundort der Bronzehand von Prêles.
2
Die Vergletscherung der letzten Eiszeit (Maximum vor 20 000 v. Chr.) beseitigte alle älteren Spuren des Menschen und seiner Vorfahren. Eisfrei blieben allein Teile des Juras, des Emmentals und Oberaargaus sowie des Sensegebiets.
3
Relief des Kantons Bern mit den wichtigsten Gewässern.
Alte und junge Flüsse
Bis in die Neuzeit hatten Flüsse und Seen eine zentrale Bedeutung als Verkehrswege, Nahrungsquellen und Siedlungsräume, sofern die Ufer nicht überschwemmungsgefährdet waren. Alle Gewässer des Kantons Bern münden letztlich in den Rhein, die Hauptflüsse fliessen von den Alpen oder Voralpen nach Norden und heissen von Ost nach West Emme, Aare und Saane. Die Saane entspringt am Sanetschpass auf Walliser Boden und fliesst kurz danach durch das westliche Berner Oberland, durchfliesst das waadtländische Pay d’Enhaut und den Kanton Freiburg und mündet bei Oltigen in die Aare. Die Aare entspringt westlich des Grimselpasses an den Aaregletschern und ist der weitaus grösste Fluss. Das inneralpine Aaretal prägen Brienzer- und Thunersee.
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Wichtige Nebenflüsse der Aare sind Lütschine, Kander (mit Simme), Zulg und Gürbe. Die Emme hingegen entspringt an der Südseite des Hohgant, verlässt bei Gerlafingen den Kanton Bern und fliesst bei Luterbach in die Aare. Im Moränengebiet des mittleren Aaretals und des Mittellandes liegen zahlreiche Kleinseen, etwa Amsoldingersee, Gerzensee, Lobsigesee, Moossee, Burgäschisee, Inkwilersee, die sich nach dem Rückzug der Gletscher gebildet haben. Mit Bieler- und Neuenburgersee, die bis zur Juragewässerkorrektion durch die Zihl verbunden waren, liegen zwei der drei grossen Jurarandseen zum Teil im Kanton Bern. Die Hauptflüsse des Berner Jura sind die Schüss, die in den Bielersee mündet, und die Birs, die bei Basel direkt in den Rhein fliesst.
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Das heutige Gewässernetz entspricht nicht dem «ursprünglichen», denn der Mensch hat es seit der Neu-
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zeit massiv verändert. Die erste grosse Gewässerkorrektion in der Schweiz war diejenige der Kander 1711– 1714. Ursprünglich mündete die Kander unterhalb von Thun gegenüber der Zulg direkt in die Aare. In der Ebene von Thun bis Uttigen kam es immer wieder zu verheerenden Überschwemmungen. Durch den Kanderdurchstich bei Strättligen wurde die Kander bei Gwatt direkt in den Thunersee geleitet.
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Die grösste Schweizer Gewässerkorrektion ist die Erste Juragewässerkorrektion 1868–1891. Zuvor floss die Aare durch das Seeland nordwärts, und bei Meienried mündete die vom Bielersee herkommende Zihl in die Aare. Das Einzugsgebiet von Murten-, Neuenburger- und Bielersee, das Grosse Moos und das Seeland bis Solothurn waren von regelmässigen Überschwemmungen betroffen. Durch den 1875– 1878 neu angelegten Hagneckkanal wurde
die Aare von Aarberg in den Bielersee und durch den Nidau-Büren-Kanal weiter ins alte Bett umgeleitet. Zugleich wurden zum Ausgleich bessere Verbindungen zwischen den grossen Seen geschaffen. 1962– 1973 wurden mit der Zweiten Juragewässerkorrektion zusätzliche Massnahmen umgesetzt.
Wege durch die Landschaft
Die Gewässer waren lange Zeit das wichtigste Verkehrsnetz. Die ältesten Verkehrsmittel sind die neolithischen Einbäume. Sie wurden auch auf Kleinseen wie dem Moossee für Fischerei und Jagd eingesetzt. Wie wir aus römischen Inschriften wissen, waren in der Antike Schiffleute für den Verkehr auf Aare und Zihl sehr wichtig. Dies dürfte in der Eisenzeit nicht anders gewesen
4
Architrav aus Kalkstein mit einer Weiheinschrift. Gestiftet Ende des 2. Jahrhunderts von den Schiffern der Aare (ARVRANCI) und des Aramus zu Ehren der kaiserlichen Familie. Gefunden am Rand des Forums von Aventicum (Avenches).
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Marmorstatuette einer unbekannten Göttin (Gesamthöhe ben mendingen. Möglicherweise stellt der Stab, den die Figur mit der Linken um fasst, das Steuerruder eines Schiffs dar.
Die wichtigsten späteisenzeitlichen und römerzeitlichen Zentren und die vermuteten sowie nachgewiesenen rö merzeitlichen Verkehrswege zu Lande.
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sein. Römerzeitliche Zeugnisse gibt es etwa mit einer Inschrift der Aare-Schiffleute aus Avenches und mit der Figur einer Göttin mit Schiffsruder aus dem Heiligtum von Thun-Allmendigen. Einzig die Matteschwelle in Bern dürfte ein Umladen der Waren notwendig ge
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Ab römischer Zeit ist anhand von archäologisch erfassten Strecken abschnitten ein erstes Strassennetz bekannt (in Seeland, Jura und Forst), das teilweise auf spätkeltischen Wegen beruhen dürfte. Über seine Nutzung in Früh- und Hochmittelalter wissen wir fast nichts. Erst mit den mittelalterlichen Städtegründungen lässt sich wieder eine Art Wegenetz rekonstruieren. Ein systematisches Netz aus befestigten Kunststrassen baute der Staat Bern ab der Schwerpunkt wie in römischer Zeit auf der West-Ost-Transitachse durchs Mittelland lag. Gut hundert Jahre spä
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ter begann die Erschliessung durch die Eisenbahn, zuerst mit der Strecke Olten-Burgdorf-Bern 1857
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Der Kanton Bern war und ist verkehrsgeografisch vor allem nach Westen und Nordosten ausgerichtet; der überregionale Verkehr verlief vor allem durch den Transitkorridor des Mittellan des von Südwest nach Nordost oder umgekehrt. Das westliche Mittelland liegt topografisch weit offen. Hier bil deten einzig die Moorgebiete um die Jurarandseen Hindernisse. Über Broye und Zihl sind jedoch Brücken aus der La-Tène-Zeit bekannt. Selbst das vor alpine Hügelland wurde durchquert. Fundstellen in Elisried und Rüeggisberg, Inschriften aus Aventicum in Amsol dingen sowie die Grasburg und das Kloster Rüeggisberg deuten an, dass in Römerzeit und Mittelalter zwischen der Gegend von Avenches und Freiburg und dem Thunersee ein Verkehrsweg bestand. An der Nordostecke des Kan
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Roggwil Morgiodunon
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tons befindet sich bei Roggwil bis Olten eine Engstelle im Schweizer Mittelland. Das Napfgebiet war nicht nur aufgrund der steilen Hügel, sondern auch wegen der Flüsse nicht einfach zu durchqueren. So ist es kein Zufall, dass sich hier bis heute eine kulturelle Grenze zwischen Westschweiz und Zentralschweiz abzeichnet («Jasskartengrenze»), deren Ursprünge reichen, wie Archäologen festgestellt haben, bis ins Neolithikum zurück.
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Der Jura ist zwar kein unüberwindbares Hindernis, aber ausserhalb der Klusen nur mit Mühe zu überqueren. Die einzige Klus in der südlichsten und höchsten Jurafalte des Kantons Bern ist die Schüssklus oder Tubenlochschlucht. Hierdurch und weiter über den Col de Pierre Pertuis, die Wasserscheide zwischen Schüss und Birs, führte die römische Juratransversale an den Rhein – sowie heute die Eisbahnli-
nie und die Autobahn von Biel / Bienne nach Delémont.
Im Unterschied zu den eher sanfteren Ostalpen bieten die schroffen und hohen Westalpen nur wenige Möglichkeiten für den alpenquerenden Transitverkehr. Im grossräumigen Massstab hatten die Berner Alpenpässe im Vergleich zu Brenner, Reschenpass, Julier-Maloja, Septimer oder Lukmanier sowohl in der Antike als auch im Mittelalter eine geringere Bedeutung. Alle Berner Alpenpässe an der Grenze zum Rhonetal sind wegen ihrer Höhe und Steilheit nur schwer zu überwinden. Sie lassen sich leicht aufzählen: Grimsel-, Lötsche-, Gemmi- und Rawilpass, Schnidejoch sowie Col du Sanetsch und Pillon. Das Berner Oberland mag daher als abgeschlossener Raum erscheinen. Trotzdem wurden die Berner Alpenpässe spätestens seit dem Neolithikum regelmässig begangen, wie
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besonders die berühmten Funde von Lötschepass und Schnidejoch, aber auch verschiedene Einzelfunde in den Hochalpen vor allem aus Bronze- und Römerzeit zeigen. Unklar ist, ob es dabei um Transithandel (z. B. von Salz, Vieh oder Söldnern) oder um lokale Viehwirtschaft, Jagd und Rohstoffgewinnung ging. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Walliser Adelsfamilie vom Turn 1312 die Herrschaften Frutigen und Mülenen erworben hat. Im Gegensatz zu den zentralen Tälern des Oberlandes waren das Saanenland und das Obersimmental nach Westen und das Haslital über den Brünigpass nach Obwalden offen.
Querschnitt durch eine römische Strasse. Grabung Studen, Wydenpark, 2010 8
Der Sandsteinbruch Chrüzfluh bei Krauchthal war bis 1869 in Betrieb. Er ist Teil des Sandsteinpfads Krauchthal.
Was der Boden hergibt
Die Gesteine des Untergrundes sind bis heute wertvolle Rohstoffe (Kiesabbau). Zunächst ging es den Menschen um Silex, der im Jura unter anderem am Chasseral (Combe grède und Pierrefeu), bei Cornol und Lengnau sowie in den Voralpen am Stockhorn gewonnen, meist aber von weiter her importiert wurde. Silex, Flint oder Feuerstein ist Sediment aus Jura- und Kreidekalken, das sich durch Kieselsäure bildet. Es weist hervorragende Eigenschaften als Werkzeug auf und wurde bis ins 19 Jahrhunder t zum Feuermachen genutzt. Bergkristall dürfte auch bereits in der Urgeschichte gewonnen worden sein. Nachweise für die Strahlerei im Grimselgebiet gibt es freilich erst seit der Neuzeit.
rend Spätmittelalter und Früher Neuzeit verwendete man Quarzsand für die Glasproduktion. Glashütten sind in Jura, Schwarzenburgerland und Emmental bekannt.
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Die mittelländischen Tonvorkommen werden seit dem Neolithikum für Keramik und seit römischer Zeit für die Ziegelei genutzt. In den Gletschermoränen des Mittellandes fanden sich zähe Grüngesteine für Steinbeile (Eklogite, Gabbros, Serpentinite), aber auch andere Kiesel, die als Baustoff verwendet wurden. Die Obere Meeresmolasse, etwa der Region Bern (Gurten, Ostermundigen, Bolligen, Krauchthal), liefert weichen graugrünen Sandstein, der spätestens seit dem Hochmittelalter als Baumaterial abgebaut wird. Kalkstein aus dem Jura wird seit römischer Zeit als Baumaterial und für Mörtel verwendet. Im Bereich der Voralpen gibt es hingegen keine frühen Nachweise für den Abbau von Kalkstein. Die bekannten Kalkbrennöfen in Jura und Voralpen stammen aus Spätmittelalter und Neuzeit. Der sogenannte Grindelwaldner und der Rosenlaui-Marmor sind dekorative Kalksteine, die in der Neuzeit gewonnen und für Kamineinfassungen und Möbel verwendet wurden. Wäh-
Prähistorischer Kupferbergbau ist im Kanton Bern bisher noch nicht nachgewiesen, ist aber in den Voralpen, zum Beispiel im Engstlental zwischen Frutigen und Adelboden, geologisch möglich und, nicht zuletzt angesichts der reichen frühbronzezeitlichen Funde rund um den Thunersee, auch archäologisch zu vermuten. An der Emme gewannen vermutlich schon die Kelten Flussgold. Jedenfalls nennt der Grieche Poseidonios (um 135– 50 v. Chr.) die Helvetier «goldreich, aber friedlich». Eisenbergbau ist ab dem Frühmittelalter im Jura (Bohnerz) und später unter anderem am Hasliberg und im Urbachtal nachgewiesen. In der Neuzeit wurden in den Voralpen auch Braunkohle (Boltigen) sowie Blei und Silber (Lauterbrunnen) abgebaut.
Ausserhalb der Überschwemmungsgebiete und an den Seeufern boten die Gewässerräume seit jeher günstigste Siedlungsbedingungen. Für den Ackerbau werden heute vor allem die Böden des Mittellands genutzt. Meistens handelt es sich um sogenannte Parabraunerden, die nicht sehr nährstoffreich sind. Sie sind nach dem Rückzug der Gletscher entstanden und in der Regel gut einen Meter dick. Ausserhalb des letzteiszeitlichen Gletschermaximums, etwa im Oberaargau, können die Böden erheblich mächtiger sein. Auch Teile der tiefen Gräben und steilen Hügel im Schwarzenburgerland und Emmental sowie der Jura lagen während der letzten Vergletscherung nicht unter Eis.
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Wie funktioniert Archäologie?
Archäologische Reste im Boden sind ein gigantisches Archiv voller ungelesener Urkunden. In Ausgrabungen werden diese Reste geborgen und so die Vergangenheit erforscht. Archäologen suchen Antworten auf die Frage, wie die Menschen gelebt haben. Archäologie ist deshalb ein Teil der Geschichtswissenschaft, der versucht, Fragen nach der Vergangenheit von Menschen und ihren Tätigkeiten zu beantworten, und zwar nicht nur in Ägypten oder Mexiko, sondern auch hier, und nicht nur in der Urgeschichte, sondern in allen historischen Epochen.
Archäologische Reste im Untergrund wie in den Wänden von historischen Gebäuden sind Informationen aus der Vergangenheit. Sie erzählen die materielle Geschichte eines Fundortes sowie seiner Bewohnerinnen und Bewohner. Die Archäologie ist eine historische Disziplin, die nicht nur für die schriftlosen Epochen der Urgeschichte, sondern auch für die römische Zeit, das Mittelalter und jüngere Epochen wertvolle Bei-
träge liefert. Archäologische Überreste berühren andere Lebensausschnitte als Urkunden oder Bildzeugnisse, die Historiker und Kunsthistorikerinnen erforschen. Während dort meist von berühmten Männern, von Krieg, Recht, Besitz und Macht die Rede ist, spiegeln die archäologischen Quellen den materiellen Aspekt der Geschichte wider: Naturraum und Klima, Hausbau und -ausstattung, Alltagsleben, Handwerk und Gewerbe, Ernährung, Lebensbedingungen, Krankheit und Tod.
Die Strati grafie als Grund lage
In der Archäologie geht es grundsätzlich immer um eine Siedlungs- oder Nutzungsgeschichte. Menschen begehen einen Raum. Manchmal verlieren sie dabei nur Gegenstände, oft verändern sie ihn temporär oder auf Dauer. Unter anderem errichten sie an einem Ort Bauten und Anlagen, die sie bewoh-
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nen, benutzen und verändern. Es ergibt sich eine Abfolge von Bau – Benutzung – Umbau – Zerstörung – Neubau – Benutzung durch die Zeit. Diese Abfolge lagert sich im Boden in Form von Schichten ab. Die oberste ist die jüngste, unter ihr liegen die älteren. Aus der Abfolge der Schichten, Stratigrafie genannt, ergibt sich eine relative Baugeschichte des Platzes. Das Prinzip ist einfach, aber Achtung! Natürliche Einwirkungen wie Erosion oder Überschwemmungen, viel mehr aber noch menschliche Eingriffe wie Abgrabungen oder Pflügen lassen Schichten spurlos verschwinden. Oft ist nicht einmal erkennbar, dass etwas fehlt, geschweige denn, was. Ausserdem kann die Stratigrafie sehr komplex sein.
Bagger, Staubsauger und Zeichenstift
Die archäologische Arbeit besteht darin, Schicht für Schicht gesondert zu untersuchen. Beginnend bei der obersten wird jede Schicht freigelegt und sauber gereinigt, damit jede mögliche Spur sichtbar wird. Das bedeutet manchmal Feinstarbeit, oft kommt aber auch der Bagger zum Einsatz, ganz nach dem Motto «so fein wie nötig, so grob wie möglich». Die gereinigte Schichtoberfläche wird analysiert, beschrieben, vermessen, gezeichnet und fotografiert. Anschliessend wird sie abgebaut. Die nächst untere Schicht kann erst analysiert und dokumentiert werden, nachdem die Schicht darüber entfernt wurde. Beim Abbau werden alle in der Schicht befindlichen Funde sorgfäl-
tig geborgen, und es wird notiert, dass sie aus dieser stammen. Diese Schritte werden so lange wiederholt, bis der geologische Untergrund erreicht ist. Bei archäologischen Untersuchungen ist das stratigrafische Vorgehen Standard auf dem Land, in Häusern, in den Alpen und unter Wasser. Dabei gilt für alle Untersuchungen, dass die Arbeitssicherheit zentral ist.
Die Archäologen benutzen gerne Vergleiche, um das stratigrafische Vorgehen zu umschreiben. So kann es mit dem Verzehr eines Stücks Schwarzwälder Kirschtorte verglichen werden. Die Archäologen essen das Tortenstück, indem sie von oben her Schicht für Schicht abschälen, bis der Teller erreicht ist. Aus jeder Tortenschicht werden alle Kirschen herausgepickt und beiseitegelegt. Der Vergleich illustriert einen weiteren entscheidenden Aspekt der Archäologie: Die archäologische Untersuchung zerstört die Fundstelle,
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Schicht über Schicht: Das Prinzip einer Stratigrafie durch die Jahrtausende –etwas vereinfacht dargestellt. Sie ist die Grundlage archäologischer Arbeit.
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Die archäologische Untersuchung: vom grossen Bagger bis zur Feinstarbeit – je nach Notwendigkeit, hier auf der Grabung Biel, Campus.
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die Schichten und Spuren werden abgebaut und entfernt. Das ist der Grund, warum die Archäologen fein säuberlich dokumentieren und Funde sorgfältig bergen – es ist das Einzige, was von der Fundstelle übrig bleibt.
Archäologie als Bodendenkmalpflege
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Der Untergrund unserer Landschaft ist als Archiv voller archäologischer Kulturgüter zu verstehen. Dieses Bild ist aber in einer Hinsicht schief: Während die Urkunden in den Archiven gut geschützt liegen, sind die archäologischen Reste im Untergrund permanent von der Zerstörung bedroht. Fast jede Baumassnahme greift in den Boden ein und vernichtet archäologische Überreste un-
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wiederbringlich. Um das zu verhindern, gibt es Fachstellen wie den Archäologischen Dienst des Kantons Bern, denn die Bewahrung von Kulturgütern ist eine hoheitliche Aufgabe. Dabei ist seine Hauptaufgabe nicht das Ausgraben, im Gegenteil, es ist die Erhaltung und der Schutz archäologischer Stätten. Meistens allerdings wiegt das öffentliche Interesse am Bauen schwerer als dasjenige an der Erhaltung, und die archäologische Fundstelle kann nicht bewahrt werden. In diesem Fall kommt die zweite Hauptaufgabe der Archäologen zum Tragen, vor dem Neubau eine archäologische Untersuchung vorzunehmen. Damit lesen sie – um beim Bild des Archivs zu bleiben – die Urkunden vor ihrer Vernichtung und retten wenigstens die darin enthaltenen Informationen. Bei solchen Untersuchungen spricht man denn auch von Not- oder Rettungsgrabungen.
Grabungen aus purem wissenschaftlichem Wissensdurst gibt es kaum mehr, denn was nicht unmittelbar bedroht ist, soll als archäologisches Denkmal für kommende Generationen im Boden und unter dem Wasser erhalten bleiben. Archäologische Ausgrabungen beginnen aber nicht erst dann, wenn man auf einer laufenden Baustelle auf Scherben oder Gräber stösst, im Gegenteil: Je früher sowohl die Bauherrschaft wie die Archäologie wissen, dass eine bevorstehende Baumassnahme archäologieverdächtig ist, desto besser können beide Seiten eine Ausgrabung so planen, dass sie keine Bauverzögerungen verursacht. Deswegen ist es entscheidend, möglichst viele potenzielle Fundstellen zu kennen. Verzeichnet sind diese in einem archäologischen Inventar. Dieses enthält alle bekannten Fundstellen und Areale, die fundverdächtig sind – aus sehr unterschiedlichen Gründen. Mit
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Steingerechte Pläne können inzwischen auch digital gezeichnet werden, wenn die benötigte Infrastruktur zur Verfügung steht.
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Geoprospektion in Köniz. Mittels geophysikalischen Methoden können
Siedlungsspuren im Untergrund entdeckt werden.
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Das grosse unterirdische Depot des Archäologischen Dienstes in Bümpliz.
Begehungen von frisch gepflügten Feldern, Befliegung (Luftbildarchäologie), Bohr- oder Baggersondierungen und weiteren vorausschauenden Methoden, sogenannten Prospektionen, versucht die Archäologie, ihr Wissen über die Existenz, Ausdehnung und Bedeutung von Fundstellen zu vermehren.
Nach der Aus grabung
Die «Ausbeute» der Archäologen besteht aus vielen Behältern mit Funden und einer Dokumentation mit einer grossen Anzahl von Fotos, Zeichnungen und Beschreibungen in digitaler wie analoger Form. Dieses Material wird in den Depots von Museen, vor allem aber in jenem des Bernischen Historischen Museums, und des Archäologischen Dienstes sorgfältig sortiert, archiviert und aufbewahrt. So können Interessierte noch in ferner Zukunft erfahren, was einst an diesem Ort an archäologischen Resten entdeckt wurde. Dabei müssen die Funde erst archivfähig gemacht werden: Sie werden gereinigt und beschriftet, organische Funde und solche aus Eisen werden konserviert und in speziell klimatisierten Depots gelagert.
Geschichte schreiben
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Mit der Untersuchung und der Archivierung wurden zwar die Grunddaten gesichert, um aber aus dieser Masse an Informationen wissenschaftlich nachvollziehbare Erkenntnisse zu gewinnen, ist eine Auswertung notwendig. Zwar ergibt sich einiges schon auf der Grabung, aber wirklich gesicherte Aussagen sind erst nach einer Auswertung möglich. Am Beginn jeder Auswertung steht die Erstellung einer gültigen relativen Chronologie, also einer Abfolge
der einzelnen Schichten und Reste, am besten in Form einer Phasenabfolge. Diese dient als Grundgerüst für alle weiteren Arbeiten. Die Fundbearbeitung greift darauf zurück, werden doch die Funde jeder relativchronologischen Phase für sich analysiert. Erstes Ziel ist es dabei, diese Phase zu datieren, indem man das Alter der Funde ermittelt. Je nach Fundgattung gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zentral für Keramikgefässe, meist der grösste Fundanteil, ist der typologische und stilistische Vergleich mit Funden anderer Grabungen, deren Alter man kennt. Ähnliches gilt für Glasgefässe, aber auch für Werkzeuge, Kleidungsbestandteile und Schmuck. Münzen tragen oft die Bilder von Herrschern mit Regierungszeiten. Die Fundbearbeitung liefert noch weitere Aussagen, etwa über die mögliche Anzahl und den sozialen Status der Bewohnerinnen und Bewohner, über deren Alltagskultur und Handelsbeziehungen sowie über das von ihnen ausgeübte Handwerk.
Andere Fundgruppen werden von Nachbardisziplinen ausgewertet. So liefert die Bodenkunde Antworten auf die Frage nach dem Untergrund und seinen Veränderungen durch Erosion oder Akkumulation. Die Archäobotanik analysiert Früchte, Samen, Holz oder Pollen und macht Aussagen zur Vegetations- und Agrargeschichte, zu Klima, Ernährungsgewohnheiten, domestizierten Pflanzen und Anbaumethoden. Analoge Aussagen kann die Archäozoologie liefern, die Tierknochen, Schlacht- und Speisereste untersucht. Falls es menschliche Skelette gibt, liegt deren Analyse bei der historischen Anthropologie. Sie liefert Aussagen zur Bevölkerungsstruktur, etwa zu deren Zusammensetzung, Gesundheit und Lebensalter.
Ganz wichtig für die absolute Datierung der relativchronologischen Phasen sind zwei naturwissenschaftliche
Methoden, die bei organischem Material und bei Holzpfählen oder Balken angewendet werden: Radiokarbonmethode und die Dendrochronologie.
Für Untersuchungen in Epochen, in denen schriftliche oder bildliche Zeugnisse vorliegen, können Historiker oder Kunsthistoriker wichtige Anhaltspunkte zur Datierung, zu den Funktionen und allenfalls sogar zu Bewohnern einer Fundstelle liefern.
Der nächste Schritt besteht darin, die Ergebnisse dieser Einzeluntersuchungen einfliessen zu lassen und einen Gesamttext zu erstellen, der nun absolutchronologisch aufgebaut ist, mit der ältesten Phase beginnt und epochen- oder phasenweise die Klima-, Bau-, Nutzungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des untersuchten Platzes erzählt. Abschliessend werden die Erkenntnisse in grössere Zusammenhänge gebracht. Zum einen wird versucht, die Frage zu beant -
worten, was die Erkenntnisse für die Geschichte des Ortes, der Siedlungskammer und der Region bedeuten. Auf einer zweiten Ebene wird gefragt, was die Erkenntnisse dieser einen Grabung zu generellen Fragen der Archäologie beizutragen vermögen.
Ziel jeder Auswertung ist die Erstellung einer Publikation, sei es als Aufsatz, sei es als Buch, denn nur so ist die wissenschaftliche Diskussion möglich. Die Publikation ist darüber hinaus auch Basis für die Information der Öffentlichkeit, denn es ist Pflicht und Aufgabe der Archäologie, neue Erkenntnisse allen Interessierten zugänglich zu machen. Daneben bietet der Archäologische Dienst einen breiten Fächer von Dienstleistungen, der von Auskünften, Vorträgen und Führungen über Informationstafeln und Flyern bis hin zur Mithilfe bei der Erstellung von pädagogischen Unterlagen und zur Beratung für Ausstellungen in Museen reicht.
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Die Grenzen der Archäologie
Man muss sich bewusst sein, dass die archäologischen Erkenntnisse oft nur Hypothesen sind, die durch neue Ausgrabungen korrigiert werden können, insofern stellen sie nur den «aktuellen Stand des Irrtums» dar. Das hat zwei Gründe: Erstens sind die Ausschnitte, die man graben kann, klein. Schon die nächste Untersuchung einige Jahre später, vielleicht nur wenige Meter neben bereits Ergrabenem, kann völlig neue Ergebnisse liefern. Zweitens kann man nur auswerten, was man untersuchen konnte. Durch Erosion oder menschliche Eingriffe Verschwundenes kann man in keiner Auswertung berücksichtigen – vor allem, wenn man nicht einmal weiss, ob überhaupt etwas fehlt, geschweige denn, was und wie viel.
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Aus manchmal Tausenden von Keramikfragmenten, hier der bronzezeitlichen Siedlung Worb-Richigen, Rohrmoos können Gefässe rekonstruiert werden. Sie werden dann typologisch und stilistisch verglichen.
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Ein Bohrkern, wie er bei einer dendrochronologischen Probeentnahme anfällt. Dieser Bohrkern stammt von einer Fichte aus der Balkendecke im ersten Obergeschoss des Palas von Schloss Burgdorf. Er weist 118 Jahrringe auf und endet mit Mark und Waldkante. Diese Fichte wurde im Jahr 1200 geschlagen.
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Ganz wichtig für die interessierte Öffentlichkeit sowie für Schulklassen sind Tage der offenen Grabung.
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Arbeit am Puzzle «Vergangenheit»
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Archäologische Überreste zeigen nur kleine, zufällige Ausschnitte aus der Vergangenheit, wie eine Spotlampe in einem grossen, dunklen Raum nur kleine Ausschnitte beleuchtet. Wir können nur sehen, was im Lichtkegel ist, alles andere bleibt im Dunkeln. Wenn man sich aber für geeignete Fragen an die Vergangenheit die Erkenntnisse verschiedener Disziplinen zunutze macht, hat man mehrere Spotlampen, die eine grössere Fläche beleuchten. Die Geschichte der Menschheit ist wie ein gewaltiges Puzzle «Vergangenheit»; wir arbeiten gemeinsam dran. Es wird nie möglich sein, dieses Bild ganz zusammenzusetzen, da viele Puzzleteile für immer verloren sind. Viele dieser Teile können nur von der Geschichtsschrei -
bung geliefert werden, andere nur von der Kunstgeschichte und dritte nur von der Archäologie. Erst wenn diese und weitere Disziplinen zusammenarbeiten, ergibt sich ein möglichst vollständiges Bild der Vergangenheit.
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Streifzug durch die Zeit: von der Urgeschichte
Die Grundzüge der Landschafts- und Besiedlungsgeschichte sind anhand von Pollenuntersuchungen rekonstruierbar. Die in Schichten abgelagerten Pflanzenpollen aus Kleinseen und Mooren liefern einerseits für ihr weiteres Umfeld Aufschlüsse über die Vegetationsgeschichte seit dem Rückzug der Gletscher und andererseits über den menschlichen Einfluss auf die Vegetation durch Ackerbau und Forstwirtschaft. Entsprechende Untersuchungen durch das Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Bern an verschiedenen Standorten, namentlich am Lobsigensee, Burgäschisee und Moossee, aber beispielsweise auch bei Langnau oder am Ägelsee bei Diemtigen, lassen regionale Entwicklungen erahnen.
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bis zum Frühmittelalter
schnitte, denn an keinem einzelnen Ort ist eine ununterbrochene, Jahrtausende dauernde Nutzung nachweisbar. Besonders lückenhaft ist die archäologische Überlieferung im Kanton Bern für das Paläo-, Meso- und gute Teile des Neolithikums bis 3840 v. Chr., denn aus diesen frühen Phasen der Steinzeit gibt es im Vergleich zu jüngeren Epochen noch sehr wenige genauer erforschte Fundstellen.
Von der Kälte steppe zum
Mischwald
Im Gegensatz dazu ermöglichen die archäologischen Fundstellen schlaglichtartige Einblicke in die Geschichte und lassen sich in kulturhistorischer Hinsicht befragen. Sie erfassen jeweils nur zeitlich und örtlich begrenzte Aus-
Das Kältemaximum der letzten Eiszeit endete gegen 20 000 v. Chr. Aus den Moränen, die durch Zwischenvorstösse im Verlauf des danach einsetzenden Gletscherrückzugs im Berner Seeland und im Aaretal entstanden, sind mehrere Funde von Mammutknochen und -zähnen bekannt (z. B. aus Studen, Sutz,
Adriano Boschetti1
Der Lernort Steinzeit im Kieswerk Oberwangen bietet Workshops für Schulklassen zur Lebensweise der Menschen in der Altsteinzeit. Das Naturreservat und die Lernpfade sind öffentlich zugänglich. Es befindet sich in der Nähe der Burgruine Oberwangen.
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Beispiel für ein Pollendiagramm: Lobsigesee bei Seedorf (Ausschnitt). Ersichtlich ist die Vegetationsdynamik vom Mesolithikum bis in die Gegenwart. Getreideanbau lässt sich hier im 5 Jahr tausend v. Chr. erstmals nachweisen. Auch die archäologisch gefasste Besiedlung am Seeufer im Neolithikum zeichnet sich ab (rot markiert).
Erkennbar sind dann die Rodungen seit der Eisenzeit und vor allem im Hochmittelalter. 2
Finsterhennen, Treiten, Ins, Kallnach, Münsingen). Rund 3000 Jahre später dürften sich Mammut, Wollnashorn und Moschusochse in kältere Gebiete zurückgezogen haben. Um 15 000 v. Chr. lagen die Gletscherzungen in den Alpentälern, diejenige des Aaregletschers bei Brienzwiler. Gegen 12 500 v. Chr. dürfte die Gletscherausdehnung etwa jener im 20. J ahrhundert entsprochen haben.
Ungefähr zu jener Zeit setzte klimatisch bedingt die natürliche Bewaldung ein, zunächst mit Birken, dann mit Kiefern, Haseln und später Erlen sowie Buchen. Dies war wohl der Grund dafür, dass die Steppentiere Ren und Wildpferd aus dem Mittelland verschwanden und sich stattdessen der Hirsch und das Wildschwein durchsetzten. Eine kurze Kältephase von 10 800 bis 9600 v. Chr. dürfte zu keinem grossen Gletschervorstoss geführt haben.
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Ab etwa 6000 v. Chr. sah der Wald in Bezug auf die Baumarten mit Weisstanne und Buche ähnlich aus wie heute. Eine lokal begrenzte Öffnung der bewaldeten Landschaft ist im Umfeld der Seeufersiedlungen ab 3840 v. Chr. und vor allem im 2. Jahrtausend v. Chr. während der Bronzezeit auch im Alpenraum zu erkennen. Die Rodungstätigkeit in der Region Bern war zu Beginn der Eisenzeit überraschend ausgeprägt, und in der späten Eisenzeit und der römischen Epoche glich der Waldanteil nahezu heutigen Verhältnissen. Nach einer Wiederbewaldung in Spätantike und Frühmittelalter setzte eine erneute Rodung um 600 vor allem zur Zeit der Kloster- und Städtegründungen ab 1100 ein.
Bäume und SträucherKräuter
Bäume
Sträucher
Kräute r landwirtschaftliche Nutzpflanze n
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Paläo- und Meso lithikum
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Wir dürfen vermuten, dass im Paläolithikum (Altsteinzeit) bereits Neandertaler im Gebiet des Kantons Bern gelebt haben, auch wenn die Gletscher sämtliche Spuren im Boden getilgt haben. Dank mineralogisch-petrografischer Untersuchungen wissen wir, dass SilexRohmaterial von Fundplätzen im Jura (Alle und Pleigne) der Zeit um 80 000 v. Chr. aus Pierrefeu stammt. Im Bereich dieser Lagerstätte am Chasseral auf rund 1300 m ü. M. sind freilich noch keine steinzeitlichen Artefakte gefunden worden.
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Steinwerkzeuge aus den beiden Niedersimmentaler Höhlen Schnurreloch (1210 m ü. M.) und Chilchhöhle (in der Nähe des Stockhorns, 1830 m ü. M.) dürften vom Ende der Eiszeit um
17 000 bis 15 000 v. Chr. und damit vom Homo sapiens stammen. Es handelte sich vermutlich um Lagerplätze, die bei der Jagd oder Suche nach Rohstoffen genutzt worden sind. Ihre Datierung ist allerdings unsicher. Zu jener Zeit begannen Menschengruppen unser Gebiet wieder dauerhaft zu besiedeln, und seither ist von einer kontinuierlichen Besiedlung des Kantons Bern auszugehen. Nur wenige Gruppen von ein paar Dutzend Jägern und Sammlerinnen zogen als Wildbeuter durch das Mittelland und nutzten saisonal – je nach Wetter, Beute und Vegetation – ausgewählte Lagerplätze. Ein solcher lag am Ufer des Moossees und wurde in mehreren Kampagnen teilweise ausgegraben, weshalb Moosseedorf, Moosbühl eine der wichtigsten Fundstellen dieser Zeit in Zentraleuropa ist. Besonders bemerkenswert war ein 1960 freigelegter Ring aus Pfostenlöchern von 5–6 m Durch-
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messer sowie eine zweite ähnliche Struktur, welche die Ausgräberin als Zeltplätze gedeutet hat. Im Zentrum des einen Zeltrings lagen zwei Feuerstellen. Das Fundmaterial besteht aus 71 000 Silices, die zum Teil vor Ort bearbeitet worden sind, Knochenartefakten sowie einem Figürchen und Schmuck aus Gagat und baltischem Bernstein. Die Jagd war stark auf das Rentier ausgerichtet, das hier vermutlich im Spätsommer oder Frühherbst vorbeizog.
Mit der Bewaldung ab etwa 12 500 v. Chr. setzte sich die Jagd mit Pfeil und Bogen gegenüber der Jagd mit Speerschleuder und Speer durch (Spätpaläolithikum). Fundstellen dieser Epoche kennen wir von Lengnau und vom Lüscherzmoos, beides Fundstellen auf leichten Erhebungen am Rand grosser Moorgebiete. Nach einer zwischenzeitlich kälteren Phase beginnt um 9500 v. Chr. das sogenannte Mesolithikum
Stilisiertes Figürchen aus Gagat von Zeltplatz I in Moosseedorf, Moosbühl. Um 13 000 v. Chr., Länge 2,2 cm.
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Lage der steinzeitlichen Fundstellen im Bereich ehemaliger Dünen im Grossen Moos bei Gampelen.
(Mittelsteinzeit). Es ist gekennzeichnet durch eine waldreiche Landschaft, in der die Menschen weiterhin mit Pfeil und Bogen jagten. Die Pfeile wurden nun aber mit sehr kleinen Silices bewehrt, sogenannten Mikrolithen (unter 2 cm). Zum einen kennen wir Siedlungsplätze in der Nähe von Seen, so von Fürsteiner beim Burgäschisee, Lengnau oder Gampelen. Bei Gampelen befinden sich die insgesamt neun Lagerplätze an der windgeschützten Seite einer Düne unweit des Neuenburgersees. Zum anderen besiedelten die Menschen neu auch voralpine Gebiete, wie Fundstellen im Simmen- und Diemtigtal (Diemtigen, Eyeriedschopf; Zweisimmen, Riedli; Boltigen, Jaunpass) sowie möglicherweise im Emmental (Signau) nahelegen.
Pollenuntersuchungen an verschiedenen Orten in der Schweiz erbrachten Hinweise dafür, dass um 6500 v. Chr. erstmals Getreide angebaut wurde. Das ist rund tausend Jahre früher, als lange
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vermutet wurde. Neben Getreidepollen kommen gleichzeitig auch Spitzwegerichpollen vor, also Pollen eines für den Ackerbau typischen Unkrauts. Es ist anzunehmen, dass die Getreidesamen aus dem Vorderen Orient nach Mitteleuropa kamen.
Neolithikum und Bronzezeit
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Als deutlichste Zäsur in der Urgeschichte gilt die «neolithische Revolution» oder «Neolithisierung», die – wie anhand der ersten Getreidepollen gezeigt – in Etappen vonstattenging. Nachdem erstmals Getreide angebaut worden war, begann der Mensch in Mitteleuropa um 5400 v. C hr. Tiere zu züchten (Schafe, Ziegen, Rinder, Schweine), Häuser zu bauen und Keramik zu produzieren. Aus Sammlerinnen und Jägern wurden Bäuerinnen und Bauern.
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Aus dieser frühen Zeit des Neolithikums haben wir im Kanton Bern fast keine Funde. Eine typische asymmetrische Pfeilspitze aus Gampelen könnte noch aus dem 6 Jahr tausend stammen – trianguläre Pfeilspitzen sind wie geschliffene Steinbeilklingen Erfindungen des Neolithikums. Auch das 5 Jahrtausend ist nur durch Einzelfunde belegt, darunter der Einbaum vom Moossee (das älteste Verkehrsmittel der Schweiz), eine Ulmenholztasse vom Schnidejoch, ein Körpergrab von Niederried am Brienzersee und ein Steinbeil von Thörigen. Die Verbreitung über das ganze Kantonsgebiet zeigt, dass wir mit den späteren Seeufersiedlungen nur einen Ausschnitt der neolithischen Besiedlung fassen.
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Die dichte archäologische Überlieferung mit Seeufersiedlungen setzt ab 3840 v. Chr. ein (Biel / Bienne, Burgäschi-, Lobsige- und Moossee, Nidau,
Sutz-Lattrigen, Thun, Twann). Ungefähr gleichzeitig haben wir dank Getreidepollen aus Langnau auch Siedlungsnachweise aus dem Emmental. Die neolithischen und bronzezeitlichen Seeufersiedlungen, von denen sieben aus dem Kanton Bern zum UNESCO-Welterbe gehören (Inkwilersee, Lobsigesee, Lüscherz, Sutz-Lattrigen, Twann, Vinelz, Vingelz), liefern aussergewöhnliche Erhaltungsbedingungen für organische Materialien wie Holz, Textilien, pflanzliche Reste oder Knochen. Aufgrund der genauen Datierung von Holzresten und hölzernen Architekturelementen (Dendrochronologie) können vollständige Dörfer und Siedlungsstandorte sowie ihre räumliche Entwicklung über mehrere Jahrhunderte nachvollziehbar gemacht werden.
Die Ufersiedlungen des Neolithikums und der Bronzezeit werden oft auch als Pfahlbauten bezeichnet. Der
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Begriff rührt daher, dass im mittleren 19. Jahrhunder t an Seeufern dichte Pfahlfelder entdeckt und als Substruktionen für Plattformen gedeutet wurden. Heute wissen wir dank der Dendrochronologie, dass die Pfähle nicht gleich alt sind. Der Forscherstreit, ob es tatsächlich Pfahlbauten oder ebenerdige Häuser waren, hält indes bis heute an. Tatsache ist, dass es zumindest von den Seeufern des Kantons Bern keine Nachweise für Bauten gibt, die sich durch abgehobene Böden von den weithin üblichen Hausbauten unterschieden hätten.
An günstigen Lagen entlang des Bielersees sind Fundstellen der Zeit um 3800 bis 800 v. Chr. in grosser Dichte bekannt. Zum Teil kennen wir ganze Siedlungspläne mit aufgereihten Häusern, die von einer Palisade umgeben waren. Am Südufer gibt es im Neolith ikum fünf Konzentrationen, die auf
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Gesicherte Fundstellen des Neolithikums und der Bronzezeit im Kanton Bern.
Der 2011 beim Strandbad Moossee entdeckte Einbaum lag mit dem Rumpf nach oben im Seesediment. Er ist aus Lindenholz und stammt aus der Zeit um 4500 v. Chr.
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Das Steinbeil von Thörigen, Radigs wurde in den 1980er-Jahren zufällig beim Pflügen entdeckt (erhaltene Länge 15 cm). Es stammt ungefähr aus der Zeit zwischen 4250 und 3900 v. Chr.
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Prähistorische Seeufersiedlungen am Bielersee (rot) und Berner Stätten des UNESCO-Welterbes «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen» (markiert mit dem Welterbe-Emblem).
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Das von Javier Alberich gemalte Panoramabild im Hintergrund der 2018 eingeweihten Einbaumvitrine am Moossee zeigt eine Seeufersiedlung.
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Erodierte Pfähle einer bronzezeitlichen Seeufersiedlung unter Wasser, Thun-Schadau 2017.
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Grundriss der Seeufersiedlung von Biel / Bienne Campus 3842–3838 v. Chr. Schlagjahre (alle v. Chr.): dunkelrot 3842, rot 3841, hellgrün Frühling / Sommer 3840, dunkelgrün Herbst / Winter 3840 / 39, blau 3839, gelb 3838, orange Herbst / Winter 3838 / 37.
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Die Nachweise für dendrochronologisch datierte Hölzer am Bielersee zeigen die periodisch intensiven Besiedlungen der Strandplatte und die langen Unterbrüche in der Belegung der Seeufersiedlungen aufgrund von Seehochständen.
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Kellergrube aus der Spätbronzezeit auf dem Schlossberg in Burgdorf. Zu sehen sind ein «Mondhorn» aus Sandstein und Keramikscherben.
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Kupferklinge aus Twann (3596–3573 v. Chr.) Gemäss Isotopenanalyse stammt der Rohstoff, fast reines Kupfer, aus den Südwestalpen oder aus Südfrankreich. Länge 7,1 cm.
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Gemeinschaften mit Territorien und wechselnden Siedlungsplätzen hinweisen. Besonders grosse Dörfer, die auf entsprechend grosse Gemeinschaften hinweisen, standen in der Spätbronzezeit in Nidau und Mörigen. Abgesehen vom Bielersee kennen wir Ufersiedlungen vom Berner Ufer des Neuenburgersees sowie von Burgäschi-, Inkwilerund Moossee und seit 2014 auch vom Thunersee. Die Bebauung der Seeufer erfolgte phasenweise und hing vom Wasserpegel ab, welcher bei Hochstand das Leben auf den Strandplatten verunmöglichte. Daneben wurden die Dörfer auch nach Bränden verlassen oder neu erbaut. Kaum eine Siedlung bestand länger als 15 Jahre. Ursache für länger dauernde Seehochstände war das Klima. Deshalb sind die an den Jurarandseen und anderen Seen beobachteten Siedlungsphasen und -unterbrüche weitgehend synchron. Es
ist damit zu rechnen, dass auch abseits der Seen Dörfer standen und dieses Siedlungsgefüge immer dichter wurde. Das reiche neolithische Fundmaterial aus dem Kanton Bern (Keramik, Steinbeile, Silices, organische Funde etc.) lässt einen regen kulturellen Austausch zwischen den benachbarten Regionen in Mitteleuropa und wechselnde kulturelle Regionen in der Schweiz erkennen. Einige Funde zeugen von weiteren wichtigen Innovationen nach der Neolithisierung, so das älteste Brot Europas und ein Kupferdolch (beide aus Twann um 3550 v. Chr.) sowie Scheibenräder aus Vinelz (um 2700 v. Chr.). Eine besonders bedeutende Neuerung war die Legierung von Kupfer mit Zinn, das von weither, zum Beispiel aus England, importiert werden musste. Die so geschaffene Bronze wurde zu einem wertvollen Werkstoff. In der Spätbronzezeit taucht in Werkstätten von
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Bronzegiessern (Nidau) erstmals Eisen auf, wo es für Schmuck verwendet wurde. Viele Erfindungen traten zuerst im Nahen Osten auf und dürften mittels Wissenstransfer unser Gebiet erreicht haben. Besonders bezüglich der Neolithisierung und kultureller Wechsel im Verlauf des Neolithikums wird immer wieder vermutet, dass diese mit grösseren Einwanderungen einhergingen. Neuere genetische Untersuchungen lassen dies zwar als möglich erscheinen, jedoch ist es in der materiellen Kultur nicht nachzuvollziehen.
Im 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. –vor allem in der Bronzezeit (2200–800 v. Chr.) – nehmen Fundstellen abseits der Seen auf Mineralböden zu, wo die Erhaltungsbedingungen ungünstiger sind (z. B. Kehrsatz, Worb Richigen). Sie zeigen jedoch eine immer dichter werdende Besiedlung und Landnutzung an, die in voralpinen und alpinen Gebieten
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bis in grosse Höhen reichte. Vom Bürg ob Spiez sowie eventuell vom Pintel bei Wimmis sind befestigte Höhensiedlungen aus der Bronzezeit bekannt. Ein ganz besonderer Fundort ist das Schnidejoch. Er zeugt von Handel und Viehwirtschaft zwischen dem Simmen- und dem Rhonetal. Die Fundstelle wurde im Hitzesommer 2003 entdeckt und ist – nach dem Tisenjoch, wo 1991 «Ötzi» zum Vorschein kam – der bekannteste hochalpine Fundplatz in Europa. Inzwischen wurden auf dem Schnidejoch verstreute Objekte aus unterschiedlichen Perioden von Jungsteinzeit und Bronzezeit, aber auch aus jüngeren Epochen geborgen. Viele Funde aus der Zeit um 2800 v. Chr. gehören wahrscheinlich zur Ausrüstung einer einzelnen Person. Neben einem Bogenfutteral konnten ein Bogen aus Eibenholz, eine Bogensehne, Pfeilschäfte und -spitzen sowie ein Hosenbein aus Ziegenleder
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und Reste von Lederschuhen geborgen werden. Eine für die Frühbronzezeit typische Bronzenadel und verschiedene Objekte wie weitere Lederschuhe und eine Spanschachtel belegen, dass auch in der Bronzezeit Menschen den Übergang nutzten. Eine Spanschachtel aus Arven- und Weidenholz hat ein auf dem Lötschepass gefundenes Pendant, wo auch weitere bronzezeitliche Funde geborgen wurden.
Trotz der vielen Siedlungsplätze kennen wir aus dem Neolithikum nur sehr wenige Bestattungen. Herausragend ist der 2011 entdeckte Dolmen von Oberbipp. Er bestand aus vier Granitfindlingen, welche die Seitenwände der Grabkammer bildeten und die mächtige Deckplatte trugen. Zwei stehende Gneisblöcke flankierten wie Stelen den Eingangsbereich. In der 1,4 × 2 m grossen Grabkammer wurden in zwei Perioden mindestens 42 Menschen bestattet.
Die erste Gruppe mit drei genetisch nachgewiesenen Generationen um 3100 v. Chr., die kleinere zweite Gruppe um 2800 v. Chr. Ein Stammbaum konnte nachgewiesen werden, dieser besteht aus einem Grossvater, zwei Söhnen als Halbbrüder und zwei Enkeln. Frauen hatten keine Verwandten ersten Grades, was darauf hinweist, dass die Männer in der Gemeinschaft blieben und Frauen diese wechseln mussten.
Aus der Frühbronzezeit sind besonders in der Thunerseeregion vermehrt Bestattungen bekannt, mitunter solche mit ausserordentlich wertvollen Beigaben (Amsoldigen, Einigen, Faulensee, Hilterfingen, Sigriswil, Spiez, Thun). Ein 1829 in der Nähe von Thun-Schoren (Renzenbühl) entdecktes Grab lieferte eines der reichsten frühbronzezeitlichen Beigabenensembles Europas, darunter sechs Halsreife, einen Dolch und eine mit Goldstiften verzierte
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Die Funde vom Schnidejoch stammen aus unterschiedlichen Epochen. Das hängt mit der Ausdehnung der Gletscher zusammen, welche die Begehung des Alpenpasses bei einem Vorstoss verunmöglicht hat.
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Das Arvenholzbrett, das 2012 auf dem Lötschepass gefunden wurde, ist der Boden einer Spanschachtel. Sie diente vermutlich als Proviantgefäss. Der Fund gehört mit anderen Objekten zu einem Ensemble, das in einer wettergeschützten Mulde unterhalb der Passhöhe deponiert wurde. Um 2000 –1750 v. Chr.
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Die trapezförmige Grabkammer im jungsteinzeitlichen Dolmen Oberbipp mit menschlichen Skelettresten während der Ausgrabung 2012
Prunkaxt. Nicht weit entfernt, bei Wyler (Gemeinde Thun), wurden mehrere Gräber gefunden, die Schmuck aus Meeresschneckengehäusen enthielten. Eine besonders reiche mittelbronzezeitliche Bestattung mit einer teilweise vergoldeten Bronzehand aus der Zeit um 1500 v. Chr. wurde 2017 / 18 in Prêles, an markanter Lage hoch über dem Bielersee, entdeckt. Ebenso wie ein spätbronzezeitliches Wagengrab aus dem Berner Kirchenfeld zeigt sie, dass die Gesellschaft damals hierarchisch stark gegliedert war. In der Bronzezeit wird die soziale Differenzierung anhand von Bronze- und Goldbeigaben fassbar. Sie dürfte sich jedoch bereits im Neolithikum angebahnt haben, wie Lochäxte, die eher Statussymbole als Werkzeuge waren, erahnen lassen.
Unter den bronzezeitlichen Fundstellen gibt es wahrscheinlich auch Kultplätze. Bekannt ist der Brandopferplatz am Obereggli bei Spiez. Auf knapp
20 m² wurden verbrannte Knochen und Scherben von etwa 800 Gefässen der Mittel- und Spätbronzezeit ausgegraben. Aus der Zihl wurden zudem reiche Metallfunde geborgen, vor allem Schwerter und Lanzen, die vermutlich bewusst dem Fluss übergeben wurden. Daneben wurden entsprechende «Gewässerfunde» auch im Bielersee bei Mörigen und Nidau gemacht. Es wird vermutet, dass es sich um Weihegaben handelte.
Die Beigaben aus dem überaus reich ausgestatteten frühbronzezeitlichen Grab von Enzenbühl (auch Renzenbühl) bei Thun-Schoren. Die Prunkaxt ist mit Goldstiften in einem Kupferband verziert. Länge des Dolchs 26 cm.
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Eisenzeit
Die Zeit von 800 bis zur römischen Besetzung wird in Mitteleuropa nach dem in jener Zeit wichtigsten Werkstoff als Eisenzeit bezeichnet. Die ältere ( 800–480 v. Chr.) und die jüngere Phase (480–ca. 50 v. Chr.) sind nach zwei bekannten Fundorten benannt, Hallstatt in Österreich und La Tène am Neuenburgersee. Klimatische Veränderungen leiteten
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das Ende der Seeufersiedlungen ein.
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Pollenuntersuchungen am Moossee zeigen, dass durch Rodung grossflächig Kulturland gewonnen wurde. Gleichzeitig setzten sich grossräumig Eisen als Werkmaterial und später auch die Töpferscheibe in der Keramikherstellung durch. In Bezug auf das Fundmaterial und die Bestattungssitten ist hingegen Kontinuität zu beobachten. Bei der Bevölkerung in Mitteleuropa handelte es sich laut griechischen Quellen seit dem 5 Jahrhundert v. Chr. um Kelten. Aufgrund der kontinuierlichen Entwicklung ist anzunehmen, dass diese beziehungsweise deren Vorfahren schon lange in Mitteleuropa ansässig waren. Im Mittelland lebten die keltischen Helvetier, die der Grieche Poseidonios um 100 v. C hr. erstmals erwähnte.
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Aus der Hallstattzeit und der frühen und mittleren La-Tène-Zeit dominieren
die Bestattungsplätze gegenüber den Siedlungsfunden. Darunter sind im Kanton Bern überdurchschnittlich viele, besonders reiche «Fürstinnen- und Fürstengräber», die mit Grabhügeln weithin sichtbar gemacht wurden. In diesen Grabhügeln wurden mitunter weitere Bestattungen angelegt (z. B Langenthal, Kallnach). Der Grabhügel von Grächwil ist mit 31 m Durchmesser der grösste der Schweiz. Die «Hydria» von Grächwil, ein bronzenes Wassergefäss, das wohl in Tarent in Süditalien hergestellt wurde, zeugt zusätzlich vom Reichtum und der Bedeutung der bestatteten Personen. Bei Ins gibt es gleich mehrere Grabhügel, im Grossholz eine ganze Gruppe von zehn, wobei fünf Bestattungen Prunkwagen beigegeben wurden. Halsreifen aus Gold könnten eine Art Rangabzeichen von Königen gewesen sein (Hermrigen sowie Allenlüften bei Mühleberg).
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Aus der La-Tène-Zeit stammt das Gräberfeld von Münsingen, das dank seiner Grösse, Beigaben und Belegungsabfolge von europäischer Bedeutung ist. Ab etwa 450 v. Chr. wurden hier während knapp 300 Jahren über 220 Gräber angelegt. Neben Waffen (Schwert, Lanze, Schild) ist Schmuck aus Frauengräbern die häufigste Fundgruppe. Neun Frauen hatten einen Fingerring aus Gold und 26 einen aus Silber. Kunsthandwerklich ausserordentliche und besonders schöne Objekte sind die bunten Glasarmringe. Die zum Gräberfeld gehörende Lebensgemeinschaft umfasste nur etwa zwanzig Personen und war sozial privilegiert, vielleicht Adlige. Generell gibt es in der Region Bern und im Aaretal vergleichsweise viele überdurchschnittlich reiche Gräber der La-Tène-Zeit. Auffälligerweise konzentrieren sich die Hallstatt- und La-Tène-Gräber im Kanton Bern auf das
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Mittelland und Aaretal. Es ist zu vermuten, dass in den voralpinen Gebieten eine Bevölkerung mit Tracht- und Bestattungssitten lebte, die sich von den helvetischen unterschieden.
Siedlungen der Hallstattzeit sind im Kanton Bern noch wenig bekannt; Ausnahmen sind etwa Fundstellen in Attiswil und Orpund. Beispielsweise auf der Heuneburg (D) und dem Mont Lassois (F), bei Châtillon-sur-Glâne FR oder auf dem Üetliberg ZH gab es befestigte Höhensiedlungen – sogenannte Fürstensitze – mit Handwerkerquartieren, grossen Gebäuden und Importgütern aus dem Mittelmeerraum (griechische Keramik). Im Kanton Bern kennen wir keine derartige Höhensiedlung, vermutet wurden welche bei Ins, Büren a. d. A. und Münchenbuchsee. Gegen Ende der La-Tène-Zeit, ab etwa 200 v. Chr., wurden mit Holz-Erde-Wällen befestigte Zentralsiedlungen erbaut, sogenannte
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Auf dem Hügel Obereggli zwischen Spiezmoos und Thunersee wurde 1960 eine bronzezeitliche Kultstätte (Brandopferplatz) ausgegraben.
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Gesicherte Fundstellen der Eisenzeit im Kanton Bern.
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Die Grabhügel auf dem Schaltenrain bei Ins wurden im 19. Jahrhundert ausgegraben und bilden ein eindrückliches Geländedenkmal. Die Funde machen die Nekropole zur reichsten hallstattzeitlichen Grabstätte der Schweiz.
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Der goldene Ohrring (um 550 v. Chr.) stammt aus einer Nachbestattung im grössten Grabhügel im Challnechwald und wurde 2019 bei Rettungsgrabungen entdeckt. Ø 2,3 cm.
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Die Hydria von Grächwil, ein 56,5 cm hohes Bronzegefäss, wurde 1851 in einem hallstattzeitlichen Grabhügel ausgegraben.
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Armbänder und Halsschmuck aus Gold galten als Statussymbole oder gar Rangabzeichen führender Persönlichkeiten. Funde aus einem Grabhügel in Allenlüften (Gde. Mühleberg), 6 Jahrhundert v. Chr. Ø Halsring 18,5 cm, Armband 7 cm.
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Bunte Glasarmringe aus der Umgebung von Bern, um 200 v. Chr.
Oppida. Diese umfassten in der Regel deutlich grössere Flächen als die hallstattzeitlichen Höhensiedlungen und waren in mancher Hinsicht die ersten Städte in unserem Gebiet. Im Kanton Bern kennen wir die Oppida von Bern Engehalbinsel (Brenodurum), Studen-Jäissberg (Petinesca) und Roggwil Fryburg (Morgiodunon). In den Oppida wurden Münzen geprägt, Handwerke und sozial privilegierte Bewohner sind nachgewiesen. Auch gibt es Hinweise auf Schriftgebrauch und Importe aus dem Mittelmeerraum. Brenodurum war aufgrund seiner Grösse und der dortigen Heiligtümer vielleicht ein Hauptort der Helvetier, jedenfalls deren wichtigstes Oppidum. Es handelte sich um die erste mitteleuropäische Hochkultur, die allerdings nach kurzer Zeit im Römischen Reich aufging.
Caesar berichtete in seinem Buch «Über den Gallischen Krieg» von den Kelten, die er Gallier nannte. Anlass für
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den Krieg war der Auszug der Helvetier 58 v. Chr., die nach ihrer Niederlage bei Bibracte dezimiert zurückkehrten und sich dem Römischen Reich unterwerfen mussten. Die «Civitas» der Helvetier umfasste vor dem Auszug angeblich zwölf Oppida und 400 Vici (Dörfer). Caesar schrieb auch, dass die Kelten von einem Adel angeführt wurden, der aus Rittern und Druiden bestand. Tatsächlich kennen wir Kultorte, nämlich (wie schon in der Bronzezeit) Gewässerfunde in Port und den Massenfund von Bern, Tiefenau. Dort wurden etwa 1000 grösstenteils verbrannte Eisenobjekte geborgen, darunter etwa 80 Schwerter mit Hiebkerben, Faltungen und Brüchen. Gedeutet werden die Objekte als Trophäen oder Weihegaben in einem Heiligtum. Im nahen Bremgartenwald befindet sich eine sogenannte Viereckschanze, ein umfriedeter Bezirk, in dem vielleicht Kulthandlungen durchgeführt wurden. Erwähnenswert sind in diesem
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Keltische Oppida der Schweiz.
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Keltischer Gürtelhaken von der Engehalbinsel in Bern, 150 bis 50 v. Chr. Der Knopf ist als Menschenkopf gestaltet und zeigt einen Kelten mit gekalkten Haaren, gepflegtem Schnurrbart und dem typischen Halsring. Gefunden wurde das Objekt im Wurzelteller eines Baums, der beim Wintersturm Burglind 2018 umgestürzt ist. Durchmesser 2,6 cm, Höhe 2,2 cm.
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Keltische Inschrift («Korisios», vielleicht Name des Schmieds) auf einem im alten Zihllauf bei Port gefundenen Schwert, ca. 100 v. Chr. Einer der frühesten Belege für die Verwendung griechischer Buchstaben nördlich der Alpen. Das Schwert war verbogen und zerbrochen – eine Weihegabe?
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Eisenhelm aus der Zihl bei Port, zweite Hälfte 1 Jahrhundert v. Chr., halbkugelige Kalotte mit separatem Nackenschutz und Wangenklappen.
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Massenfund Tiefenau. Waffen und Geräte aus Eisen deuten auf ein Heiligtum, in dem Beutestücke und Wertsachen geopfert worden sind.
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Schädel eines 20- bis 25-Jährigen in Deisswil bestatteten Kelten mit Trepanationsöffnung am Hinterkopf. Etwa drei Viertel der Patienten überlebten solche Eingriffe.
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Zusammenhang Schädel mit sogenannten Trepanationsöffnungen aus Münsingen und Deisswil. Ob mit diesen Schädelöffnungen therapeutische oder kultische Zwecke verfolgt wurden, ist unklar, aber die Patienten überlebten den Eingriff oft um Jahre.
Römi sche Zeit und Frühmittelalter
Zwischen Caesars Unterwerfung der Helvetier 58 v. Chr. und dem 7 / 6 v. Chr. beendeten Alpenfeldzug besetzten die Römer das Gebiet des heutigen Kantons Bern. In vielen Bereichen lässt sich eine kontinuierliche Besiedlung von der keltischen Eisenzeit in die römische Epoche feststellen, etwa bei den Tempelbezirken der Kleinstädte Bern / Brenodurum und Studen / Petinesca. Das Oppidum Roggwil / Morgiodunon wurde hingegen aufgegeben. Auch die helvetischen Eliten dürften in vielen Bereichen weiterbestanden haben. Die Frage, wie die Eingliederung ins Römische Reich 50 v. Chr. bis 50 n. Chr. genau vonstattenging, ist in der Forschung zurzeit von besonderem Interesse. Rettungsgrabungen in Port und Münsingen lassen diesbezüglich neue Resultate erhoffen.
Hauptort der römischen «Civitas Helvetii» war Avenches / Aventicum. Die Civitas umfasste das Mittelland, also auch den Kanton Bern mit dem Jura mindestens bis zum Pierre Pertuis. Nach dem Tod von Kaiser Nero 68 n. Chr. kam es zu einem Bürgerkrieg, in dessen Folge Aventicum in den Rang einer Kolonie erhoben wurde. Es folgte eine ausserordentlich lange Zeit mit stabilem Frieden (Pax Romana). Dank der vor allem im Mittelland angewandten Bautechnik mit gemörteltem Mauer-