IN DIE HÖHLE DES LÖWEN
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200 Jahre
Löwendenkmal
Luzern
Büro für Geschichte, Kultur und Zeitgeschehen Luzern
Stadt Luzern
Verlag Pro Libro
200 Jahre
Löwendenkmal
Luzern
Büro für Geschichte, Kultur und Zeitgeschehen Luzern
Stadt Luzern
Verlag Pro Libro
Das Löwendenkmal in Luzern lässt niemanden kalt. Millionenfach wird die Skulptur im Luzerner Sandstein von Reisenden aus dem In- und Ausland besucht – und fotogra ert. Ob der Löwe bewundertes Sujet oder bloss pittoresker Hintergrund für ein Selbstporträt ist, bleibt meist unergründlich. Für die Einheimischen ist er ein Ort der Emp ndungen und Erinnerungen: Sie schöpfen hier Kraft, geniessen die Ruhe des Parks in den Abendstunden, belustigen sich am touristischen Treiben oder ärgern sich über den Rummel. Die etwas Älteren erinnern sich an die Konzerte im Rahmen der damaligen Internationalen Musikfestwochen oder des «Leue Rock». Und andere sind kommerziell am Löwendenkmal interessiert.
Die Allegorie des sterbenden Löwen erinnert an die Schweizergardisten, die beim Sturm der Revolutionäre auf den Königspalast der Tuilerien am 10. August 1792 in Paris gefallen sind. Das Mahnmal wurde am 10. August 1821, begleitet von heftigen Protesten, eingeweiht. Das vorliegende Buch widmet sich dem Löwendenkmal, seiner Entstehung und seiner Wirkung aus unterschiedlichen Perspektiven: Historische Hintergründe zum Söldnertum, zum Luzerner Patriziat oder zum Tourismus werden aufgearbeitet, künstlerische Aspekte der Skulptur und deren Schöpfer beleuchtet, und immer wieder wird das Löwendenkmal mit dem Hier und Heute in Bezug gestellt. Für die Stadt Luzern ist das Löwendenkmal ein Ort, der mit besonderer Aufmerksamkeit gep egt und unterhalten wird. Ab 2008 wurden die Felswand als Natur- und der Löwe als Kunstdenkmal während vier Jahren restauriert und konserviert. 2020 ist der Vorplatz fertig saniert worden. Wir sorgen uns um das Löwendenkmal und die Parkanlage, weil der Löwe ein Teil von uns Luzernerinnen und Luzernern ist. Wofür der Löwe steht, damit setzen wir uns in Luzern bisher nur am Rande auseinander. Ich bin sehr dankbar, dass es einer Gruppe engagierter Frauen und Männer gelungen ist, breite Kreise für den Löwen, und was sich dahinter verbergen könnte, zu interessieren. Dies gilt auch für die Stadt Luzern. Sie stellt im Zuge des 200-Jahr-Jubiläums neue Informationstafeln auf, die einen einfachen Zugang für Besucherinnen und Besucher zum geschichtlichen Hintergrund des Löwendenkmals ermöglichen.
Der Löwe stirbt, aber tot ist er noch lange nicht! Er berührt in seiner Traurigkeit, er animiert zum Fantasieren, er begeistert durch sein künstlerisches Erscheinungsbild, er fordert politische Diskussionen heraus, er wirkt gelegentlich sogar (Völker) verbindend. Dass wir in Luzern den Löwen wieder schätzen lernen, ist sowohl dem Jubiläum als auch diesem Buch zu verdanken.
Beat Züsli, Stadtpräsident Luzern
Susanne Stauss hat sich dem Löwendenkmal mit der Kamera angenähert. Sie hat den Löwen «umkreist», wie sie sagt, und ist in das Innerste vorgestossen –in die Höhle des Löwen, den Stollengang hinter dem Denkmal. Susanne Stauss spricht von einer «NahReise». «Ich suche die Bilder nicht, ich nde sie», sagt sie. Was sie gefunden hat, dokumentiert sie in drei Bildstrecken in diesem Buch – zunächst mit überraschenden Einblicken in einen Ort, den es immer wieder zu entdecken gilt.
Die Höhle des Löwen ist der Ö entlichkeit nicht zugänglich. Ö entlich ist aber beispielsweise die Inschrift (auf der gegenüberliegenden Seite oben rechts). Wer hat sie schon einmal beachtet? Sie erzählt von einer besonderen Verbindung zwischen Frankreich und der Eidgenossenschaft. (↘ S. 77 ff. und S. 121)
23
Beat Züsli
INDIEHÖHLEDESLÖWEN Prolog
Jürg Stadelmann
33 I
EINEPOCHALESEREIGNIS
ZWISCHENMYTHOSUND REALITÄT
Der Sommer 1792, wie er in Frankreich und in der Schweiz wahrgenommen wird
Alain-Jacques Tornare
63 II
WENNMENSCHENZU«BETRIEBSRESSOURCEN»WERDEN
Rekrutierung, Ausbildung, Entlöhnung und Entlassung von Söldnern. Eine Spurensuche in Frankreich und Luzern
Cécile Huber
77 III
ENDEEINESEINTRÄGLICHEN GESCHÄFTS
Die Strategie des «Obenbleibens» der Militärunternehmerfamilie Pfy er um 1800
Philippe Rogger
93 IV
DERMANNHINTERDEM LÖWENDENKMAL
Carl Pfy er von Altishofen und seine Zeit
Heidi Bossard-Borner
107 V
KUNSTGEWORDENETRAUERARBEIT
Die Entstehung des Löwendenkmals als Gesamtprojekt, 1817–1821
Claudia Hermann
Einweihung des Denkmals am 9./10. August 1821 mit Aristokraten und Misstönen
Claudia Hermann
159 VII
Die Chapelle expiatoire in Paris von 1826: Gedenkstätte der Monarchen und Massengrab der Schweizergarde?
Esther Elionore Haldimann
165
CHAPELLEEXPIATOIRE:
Wie die Schweiz in Frankreich für Irritationen sorgt
Alain-Jacques Tornare
169 VIII
Zur Geschichte einer Symbiose
Andreas Bürgi
183 IX
REANIMIERENEINESMONUMENTALEN HISTORIENGEMÄLDES
Ludwig Bang und Otto Lorchs «Tuileriensturm» von 1889
Milka Lehner
199 X
DENKMALPFLEGE—DAMITDERLÖWE WEITERSTERBENKANN
Ein Gespräch mit Denkmalp egerin, Landschaftsarchitektin, Steinrestaurator und Stadtgärtner
Mathias Steinmann, Adeline Zumstein
213 XI
LÖWEINSERIE
Ein Denkmal wird zum Massenprodukt – Bilder, Souvenirs und Nachahmungen, 1821–2021
Silvia Hess
227 XII
KOLOSSALUNDKONTROVERS
Das Löwendenkmal als Kulisse
Stefan Ragaz
241 WIEDER«LÖWEVONPARIS» NACHSTANSKAM
Stefan Ragaz
247 XIII
WELCHEGESCHICHTENVERSTECKT DERLÖWE?
Zwei Historikerinnen vermitteln Geschichte – an einem widerspenstigen Objekt
Noëmi Parlevliet, Pia Fleischlin
259 XIV
VOMUMGANGMITDERVORNEHMEN HERKUNFT
Wie denken die Nachkommen von Luzerner Patriziern über das Erbe der Geschichte? Eine Annäherung
Giulia Schiess, Jürg Stadelmann, Ruedi Meier
275 VOMSTEHENUNDGEHEN
Ein patrizischer Nachkomme sinniert und staunt
Marcus Castelberg
279 XV
Begegnungen mit dem Löwen – fünf Menschen erzählen
Claudio Birnstiel
293 XVI
INDERHÖHLEDESLÖWEN
Ein Denkmal im Kaleidoskop seiner zweihundertjährigen Geschichte
Manuel Menrath
315 HEUTEVORDEMLÖWENSTEHEN Epilog
Jürg Stadelmann, Giulia Schiess
Biogra sche Angaben der Autorinnen und Autoren