EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser Ein Spaziergang durch den Wald – und da leuchtet es rot mit weissen Tupfen: ein Fliegenpilz. Er ist wunderschön anzuschauen, doch leider giftig. Das geübte Auge entdeckt dann vielleicht in unmittelbarer Nähe einen herrlichen Steinpilz. Der Kenner weiss, sehr oft sind Fliegenpilze und Steinpilze zur gleichen Zeit an ähnlichem Ort zu finden. Bernhard Kopp, siehe Interview ab Seite 10, habe ich vor vielen Jahren kennengelernt, als ich für die Volkshochschule Spiez-Niedersimmental einen Pilzkurs organisierte. Nach der geführten Exkursion im Hondrichwald mit Bestimmung der gefundenen Pilze folgte das gemeinsame Zubereiten der Pilze im damaligen Restaurant Bellevue mit Walter Maurer, auch er ein leidenschaftlicher Pilzsammler. Draussen in der Natur beobachten, mit geschärftem Auge und den nötigen Kenntnissen, das waren meine ersten Erfahrungen mit Bernhard Kopp. Die klare Sicht als Augenarzt sowie die notwendigen Kenntnisse als ehemaliger Pilzkontrolleur waren für ihn problemlos, und dass dabei in Gedanken bereits ein Pilzgericht auftaucht, einfach herrlich. Aber auch nachts, bei sternenklarem Himmel im Observatorium, konnte ich von seinem Fachwissen profitieren. Er tappt nicht im Dunkeln, sondern weiss, wo was zu suchen und zu sehen ist. Noch vor ein paar Wochen erklärte er mir mit einem feinen Lächeln, dass er nun – nach seiner Pensionierung – einen Fernkurs in Astronomie belegt und sich wieder mit Differenzialgleichungen und Ähnlichem herumschlägt. Wissbegierig und sehr vielseitig, menschlich und technisch, ruhig fragen und nachfragen, das ist sein Credo. Interesse zeigen, Wissen austauschen und beim Anwenden eigene Erfahrungen sammeln, ob im Beruf oder im privaten Alltag – nicht stehen bleiben, die Natur mit geschärftem Auge erkunden, weitersuchen und oftmals staunen. Ja, so habe ich Bernhard Kopp kennen und schätzen gelernt. Doch lesen Sie selber das nachfolgende Interview, ich wünsche viel Spass und Staunen dazu.
Ernst Büchi Geologe, Spiez
April 2020 | SpiezInfo
7