Der Stachler 34/2023

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34 / 2023

der stachler

Gesellschaft zu Schiffleuten der Burgergemeinde Bern

der stachler Nr. 30 / 2021 – Seite 2


Inhaltsverzeichnis Die Präsidentin hat das Wort

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Schifferstechen resp. Fischerstechen in Neuburg an der Donau

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Zunftstechen in Zürich

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Aus der Waisenkommission

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Les Adieux d’un homme précieux – Das grosse Schiffleute-MERCI!

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Hans Hostetter – unser neuer Stubenmeister – Freude herrscht!

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Frühlingsbott 2023

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Seniorinnen und Seniorenausflug ins Emmental

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Historisches: Schiffleuten erholen sich ab 1848

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Drei Zünfte auf Abenteuer – die jungen Schiffleute

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Erstes Eidg. Weidlingswettfahren (EWW 2023) in Basel

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Zunftgesellschaft zum Affen

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Brattig

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Die Präsidentin hat das Wort Geschätzte Stubengenossinnen und Stubengenossen Die ersten neun Monate sind bereits Geschichte. Wir konnten in den Sommermonaten die normalen Aktivitäten durchführen. Allen Organisatorinnen und Organisatoren sei an dieser Stelle für das Frühlingsbott mit vorgängigem Besuch im Kunstmuseum, für den Seniorenausflug ins Emmental und die Jugendanlässe (PubQuiz und Wine & Dine) gedankt. Unsere Gesellschaft wächst weiter, auch dank Einburgerungen. Am Frühlingsbott konnten wir Annyett König mit Kindern und Lorin Petri ins Stubenrecht aufnehmen sowie über die Einburgerung von Roman Brazzerol befinden. Und eine Kandidatin und ein Kandidat sind momentan im Aufnahmeverfahren. In diesem Jahr stand nach vier Jahren wieder ein Kontrollbesuch des Regierungsstatthalteramtes (Aufsichtsorgan) am 10. Juli an. Frau A. Burkhard überprüfte unsere Gesellschaft. Sie ist mit uns zufrieden und hat nichts zu beanstanden. Den schriftlichen Bericht werden wir hoffentlich bis zum Herbstbott erhalten. Unsere Stellenprofile und Reglemente sind teilweise recht alt. Dies veranlasste die Waisenkommission, diese zu überprüfen. Über zu ändernde Reglemente wird am diesjährigen Herbst- und am Frühlingsbott 2024 abgestimmt werden. Auch die Nachfolge für unseren zurücktretenden Stubenmeister konnte geregelt werden. Hans und Heidy Hofstetter werden Peter Simon ersetzen und Hans wird gleichzeitig in die Waisenkommission eintreten. Die Waisenkommission dankt Peter für seinen unermüdlichen Einsatz und wünscht Hans und Heidy einen guten Start.

Schifferstechen resp. Fischerstechen in Neuburg an der Donau Analog dem letzten Jahr in Steppberg an der Donau, fand das diesjährige Fischerstechen am 20. Mai 2023 mit dem anschliessenden gemütlichen Strassenfest in der Fischergasse, in Neuburg an der Donau, statt. Organisiert wird das Stechen von der Zunft Neuburger Fischerstechen e.V. auf der Donau, vor der malerischen Kulisse der historischen Schlossanlage. Entlang dem Donaukai wohnten die Zuschauer dem Spektakel bei. der stachler Nr. 34 / 2023 – Seite 2


Das Fischergasslerfest wurde, notabene, erstmals im Jahr 1974 organisiert und zwar aus Protest gegen den Neuburger Stadtrat. Dieser hatte Ausbau- und Sanierungspläne (neue Strasse) für die Fischergasse beschlossen, die den Fischergasslern gar nicht gefielen. Am Ende wandte sich doch alles zum Guten. Eine fünfköpfige Berner Delegation folgte der Einladung und wurde am Freitag herzlich vom Präsidenten, Siya Ettenreich, empfangen. Alle waren noch mit dem Aufbau des Strassenfestes und den Vorbereitungen für das Fischerstechen beschäftigt. Wir halfen so gut wir konnten mit und verbrachten einen gemütlichen Abend miteinander. Am Samstag war es dann soweit: Alle Schifferstecherdelegationen aus der Region und wir Berner Gäste marschierten in einem feierlichen Umzug zum Stechgelände; dort bereiteten wir uns auf den Wettkampf vor. Zum Höhepunkt des Stechens zählte sicher das Duell des Oberbürgermeisters Dr. Bernhard Gmehlin mit Jürgen Schönhofer, dem Kommodore des Neuburger Gschwaders, das mit einem Unentschieden endete. Unsere Berner Mannschaft zeigte sich in Topform! Tagessieger wurde Martin Seiler vom Aare Club Matte Bern und CoPräsident des Vereins Schifferstechen Bern. Am anschliessenden Strassenfest konnten wir noch viele schöne gemeinsame Stunden geniessen und unsere Kontakte zu den Donau Schifferstechenvereinen vertiefen. Sie alle freuten sich sehr über die Einladung zu unserem Schifferstechen im 2024 und werden mit einer grossen Donauer Delegation teilnehmen. Mir persönlich hat einerseits die Solidarität unter den verschiedenen Vereinen der Stadt Neuburg imponiert. Sie alle unterstützen sich jeweils gegenseitig bei speziellen Aktivitäten und traten als eingespieltes Grossteam auf. Im Nu war alles auf- und auch wieder abgebaut. Anderseits sind sie phantastische Gastgeber und haben sich von A bis Z auf eine natürliche Art und Weise um uns gekümmert. der stachler Nr. 34 / 2023 – Seite 3


Zunftstechen in Zürich am 16. Juli 2023 Nachdem der Anlass zweimal wegen Corona (2021/2022) verschoben werden musste, fand an einem schwül heissen Samstag das 14. Schifferstechen der Zürcher Zünfte auf der Limmat, vor der wunderschönen Kulisse der Altstadt von Zürich mit Wasserkirche und Grossmünster, statt. Zur Erinnerung: Die Gesellschaft/Zünfte der Schiffleuten aus Zürich, Bern und Basel führen die Schifferstechen alternierend alle drei Jahre durch. Während das Zürcher Schifferstechen ein reines Zürcher Zunftstechen ist, nehmen in Basel auch Wasserfahrer aus der Deutschschweiz teil. Nur in Bern ist es ein komplett offenes Stechen von jung bis alt, von Amateuren bis Profis, ungeachtet des Geschlechts. Der Zunftmeister der Zunft zur Schiffleuten, Dr. Claude Lambert, und alle Meister der anderen Zürcher Zünfte haben mich und den Stubenschreiber herzlich auf der Terrasse des Hotels Storchen empfangen. Die Zünfter und Stecher trugen ihre traditionellen Kostüme und ihre Gattinnen die Zürcher Landfrauentracht. Pünktlich um 16.00 Uhr wurde das Stechen mit Böllerschüssen eröffnet. Die Zunftmeister und Zaungäste entlang oder in der Limmat fieberten mit ihren jungen Stechern/Freunden mit. Wir sahen viele spannendende Duelle, die auf die Kompetenz der Ruderer des Limmatclubs Zürich zählen konnten. Oft kämpften die Stecher mit dem Gleichgewicht, sodass die Kontrahenten die Abkühlung in der warmen Limmat schätzten. Gewonnen hat letztendlich die Stadtzunft. Im Anschluss an das Stechen mit Apéro folgte das offizielle Nachtessen. Die Tafel war feierlich geschmückt, überall glänzte das Tafelsilber. Im Gegensatz zu unserer Gesellschaft war es einem Zünfter zur Schiffleuten gelungen, das Tafelsilber vor dem Einmarsch von Napoleon in seinem Garten zu vergraben, weshalb es noch heute vollständig ist und zu besonderen Anlässen verwendet wird. Unvergesslich und der stachler Nr. 34 / 2023 – Seite 4


in Erinnerung bleiben nebst der «Lachsforäle» und den anderen kulinarischen Köstlichkeiten sowie den edlen Tropfen aus Féchy und dem Schlossgut Bachtobel die Rede des Zunftmeisters und die launige Rede von Frau Dr. Silvia Steiner, Regierungsrätin des Kantons Zürich: zwei rhetorische Hochgenüsse. Zu Recht erwähnte sie, dass es schade sei, dass im Vorfeld so wenig auf diesen Anlass im öffentlichen Raum hingewiesen wurde, ganz im Gegensatz zum Zürifest, welches eine Woche vorher stattgefunden hatte. In meiner Dankesrede konnte ich sie dann trösten: Auch in Bern hat’s diesbezüglich Verbesserungspotenzial oder anders gesagt: Luft nach oben! Grosse Freude hatten unsere Zunftbrüder in Zürich an unserem Geschenk, einer Schiffsglocke. Wir hoffen, unsere Zunftbrüder bald in Bern zu einer Aarefahrt von Kiesen nach Bern zu empfangen und sie am nächsten Schifferstechen in Bern zu begrüssen. Beide Anlässe sind in Planung.

Aus der Waisenkommission Dossierkontrolle Im letzten Jahr wurde erstmals eine Kontrolle der Sozialdossiers durchgeführt, da diese strategische Aufgabe im Verantwortungsbereich der Behörden (bei uns die Waisenkommission) der Gesellschaften und Zünfte (G/Z) liegt. Über die Ergebnisse habe ich ausführlich am Frühlingsbott berichtet. Für die Abwesenden fasse ich nochmals das Wichtigste zusammen: Acht G/Z haben einen externen Experten für die Dossierkontrolle mandatiert. Er unterzog, gestützt auf einen gemeinsamen Fragenkatalog, 28 Sozialhilfedossiers (= 50 % der laufenden Soziahlhilfedossiers beim Burgerlichen Sozialzentrum (BSZ) einer sorgfältigen Prüfung und erstellte einen Bericht. Im allgemeinen Teil des Berichts äusserte sich der Beauftragte dazu, ob die Sozialhilfeleistungen korrekt berechnet und ausgerichtet werden. Weiter analysierte er, ob methodisch korrekt gearbeitet wird: Zusammenarbeit BSZ mit Klientin oder Klient, Aktenführung, Integration in den Arbeitsmarkt, Inkassobestrebungen. Im zweiten Teil wurden die Sozialfälle der jeweiligen G/Z einer Prüfung unterzogen. Die aufgezeigten Mängel wurden dann zwischen der betroffenen G/Z und der Sozialkommission bilateral besprochen und direkt behoben. Parallel haben vier G/Z ihre Sozialhilfedossiers gegenseitig kontrolliert. Obwohl unsere Gesellschaft keinen Sozialhilfefall hat, machte unsere Almosnerin bei der stachler Nr. 34 / 2023 – Seite 5


dieser Gruppe mit. Auch sie benutzte einen standardisierten Fragebogen und erstattete Bericht. Beide Berichte kamen zum Schluss, dass das BSZ gut arbeitet. Der externe Experte zeigte uns verschiedene Bereiche auf, die in den nächsten Jahren einer vertieften Analyse unterzogen werden könnten, und gab wertvolle Tipps. In diesem Jahr werden nicht alle G/Z, die den externen Berater beigezogen haben, eine Prüfung durchführen. Die G/Z, die von der Gruppe mit Carole Vogt betreut werden, prüfen wieder gemeinsam. In diesem Jahr hat auch unsere Gesellschaft ein Dossier, das angeschaut werden kann. Aufruf zum Mitmachen im Unterstützungsnetzwerk Wie ihr bereits wisst, haben wir die operativen Arbeiten im Bereich der Kinderund Erwachsenenschutzbehörde (KESB) und der Sozialhilfe an das Burgerliche Sozialzentrum (BSZ) vertraglich delegiert. Als Stubengenossin oder Stubengenosse sind wir dennoch gefragt bei wichtigen Aufgaben, die vom BSZ nicht übernommen werden können resp. zu deren Entlastung beitragen. Wir alle kennen Personen, die auf Unterstützung von Drittpersonen angewiesen sind, die sich einsam fühlen oder Hilfe wünschen. Auch wir selber könnten eines Tages davon betroffen sein. Vielleicht kann mit einem Spaziergang, einem gemeinsamen Einkauf, einem Besuch, einem Kaffee, einer Begleitung zu einem Anlass oder zum Arzt etc. bereits geholfen werden. Im Sinne der gegenseitigen Unterstützung appelliert die Waisenkommission an eure Solidarität. Ich ermuntere alle, sich mit mir in Verbindung zu setzen. Teilt mir mit, wie ihr unterstützen möchtet und was euch auch Freude bereitet. Ihr habt sicher gute Ideen. Selbstverständlich seid ihr dann nicht automatisch “gebucht”. Bei Bedarf werden wir euch anfragen. Und ihr entscheidet, ob ihr zu diesem Zeitpunkt eine Unterstützung anbieten könnt oder wollt. Eure damit verbunden Spesen werden von der Gesellschaft zu Schiffleuten übernommen. Der Waisenkommission ist es ein grosses Anliegen, nebst der Almosnerfunktion auf ein Netzwerk zugreifen zu können, wenn Bedarf besteht. Ich bin auf eure Nachricht gespannt! Per Mail: susanne.kiener@schiffleuten-bern.ch ; telefonisch: 079 436 60 83.

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Les Adieux d’un homme précieux – Das grosse SchiffleuteMERCI! (SF) Peter Simon, unser Stubenmeister, hat am 1. Januar 2018 sein Amt übernommen. Er wird dieses auf Ende 2023 abgeben. Im Anschluss unser Abschiedsinterview. Was war deine Motivation, diesen Job anzunehmen? Die Liebe zur Zunft stand und steht im Mittelpunkt; ich wollte der Allgemeinheit etwas geben, ja Fronarbeit leisten. Mir gefiel der Team-Gedanke, die Zusammenarbeit in der WK – es herrscht stets gute Stimmung. Zudem macht mir Organisieren Freude; auch kulinarisch betätige ich mich gerne. Und schliesslich: „Man“ gehört mehr dazu. Wie lässt sich die Aufgabe kurz umschreiben? Im Anforderungsprofil ist geregelt, was der Job beinhaltet: im Zentrum stehen sicher die Verantwortung für die Zunftstube sowie deren Unterhalt im Rahmen des Budgets (z.B. Abwaschmaschine) und die Vermietungen. Dann die Durchführung des Botts (zweimal jährlich), die Verköstigung und natürlich das anschliessende Aufräumen. Neu seit diesem Jahr ist zusätzlich der dreimal stattfindende Schiffleuten-Treff zu erwähnen. Weiter gehört die Durchführung des Kinderfestes alle zwei Jahre dazu. Das war schön: Die gute Zusammenarbeit mit allen WK-Kolleginnen und -Kollegen. Weil man etwas bekannter wird, ergeben sich mehr Kontakte. Speziell gefallen mir die zunftübergreifenden Events, wo man Menschen anderer Zünfte kennenlernt. Dass man die eigene Zunft vertreten darf (als Delegierter), macht stolz; natürlich habe ich auch die damit einhergehende Geselligkeit genossen, u. a. an der jährlichen Stubenmeisterkonferenz. Oft durfte ich auch Wertschätzung spüren. Das hat mir zugesetzt: Man sollte 365 Tage dran sein, immer wieder schauen, wie es in der Stube aussieht...putzen... Das braucht viel Zeit und Energie, ist ein grosser Aufwand. Wichtig dabei: Man kann es nicht aufschieben (z. B. Schlüsselübergaben). - Alle Events machen zwar Spass, aber bedeuten auch viel Vorbereitungs-, Durchführungs- und Nachbearbeitungs-Aufwand. An den Anlässen bleibt kaum Zeit für die Gäste. Das Durchführen des Schiffleuten-Treffs macht zwar ebenfalls Freude, aber es bedeutet mehr Arbeit; insgesamt ein dankbarer Job, aber hart! der stachler Nr. 34 / 2023 – Seite 7


Meinem Nachfolger wünsche ich: Freude am Job, an den Aufgaben, an der guten Zusammenarbeit in der WK, im Team. Und viel Wertschätzung seitens der Stubengenossinnen und Stubengenossen. Zudem erleichtern wir Hans die Arbeit, wenn sich bei den Anlässen alle Leute frühzeitig an- oder abmelden und sich daran auch halten! Mir wünsche ich: Mehr Zeit für meine Frau und mich, um auch spontan Reisen zu unternehmen. Mehr Zeit aber auch, um an den Zunft-Anlässen mit den anderen Gästen zu plaudern, philosophieren, diskutieren…. Lieber Peter, vielen herzlichen Dank für all deine Einsätze; du hast das grossartig gemacht. – Mögen nun deine Wünsche in Erfüllung gehen!

Hans Hostetter – unser neuer Stubenmeister – Freude herrscht! – (SF) Als Eigner zweier Schiffe, auf denen natürlich auch Gastronomie geboten wird, konnten ihn und seine Gemahlin Heidy viele unserer Stubengenoss:innen bereits kennenlernen, durften wir doch unseren letzten Fondue-Plausch auf dem See – bei Wind und Wetter wohlgemerkt – auf einem seiner Schiffe geniessen. Was er sich wünscht: Grundsätzlich möchte er dem Vorbild von Peter folgen – an dieser Stelle sei ihm gedankt für seine Vorarbeit inkl. Unterlagen – und es ebenso handhaben: Bei Fragen, Anregungen, Kritik etc. sich direkt melden; denn eine offene und transparente Kommunikation erleichtert den Job. Zu spüren, dass man sich hilft und sich gegenseitig unterstützt, ein Herzensanliegen, wie auch das Einlösen seines Versprechens, das er Res Urfer anlässlich des Aufnahmegesprächs gegeben hatte, nämlich sich bei Bedarf in der Gesellschaft zu engagieren. Lieber Hans, auf Spass und gutes Gelingen, und merci für deine Bereitschaft!

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Frühlingsbott vom 9. Juni 2023

(CM/SF)

An einem lauen Juniabend trafen sich ca. 20 Zunftgenoss:innen im Kunstmuseum Bern, um die beeindruckende Ausstellung der Künstlerin Katharina Grosse «Studio Paintings, 1988-2022» zu bestaunen. Ein Kunsthistoriker führte uns durch die Ausstellung mit den grossformatigen und farbgewaltigen Gemälden. Voller Spannung lauschten wir seinen Ausführungen über die Entstehung der Bilder: Katharina Grosse benutzt für ihre Malerei eine mit Kompressor betriebene Spritzpistole; dabei kommen verschiedene Farbschichten und Muster übereinander zu liegen. Im Bild findet sich manchmal auch ein Stück Holz oder ein Strauch-Ast. Nach dem Eintreffen in unserer Zunftstube galt es, sich den Traktanden des Botts zu widmen. Wie immer führte unsere Präsidentin Susanne souverän durch das Bott; Annyett König mit Kindern und Lorin Petri wurden ins Stubenrecht aufgenommen; zudem wurde über die Einburgerung von Roman Brazzerol befunden (mit positivem Ausgang). Danach erläuterte unser Säckelmeister Andreas Lehmann die Rechnung 2022, und es folge der Revisorenbericht. Dank seiner sorgfältigen und gewissenhaften Buchführung konnten wir auch dieses Jahr wieder eine positive Bilanz vorweisen. Nach Abschluss des offiziellen Teils liessen die Anwesenden den Abend bei Speis und Trank – wunderbar war’s – ausklingen.

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Seniorinnen- und Seniorenausflug ins Emmental - 5. Juli 2023 (CV) Unser diesjähriger Ausflug führte uns zu Bachmann’s Alphornmacherei. Wir fuhren etwa eine Stunde durch die malerischen Hügel und Dörfer des Emmentals. Unser kundiger Carfahrer meisterte dabei trotz regnerischem Wetter die engen Kurven über das Chuderhüsi bis nach Eggiwil. Auf dem Hofgut angekommen, wurden wir vom Ehepaar Bachmann freundlich empfangen. In der warmen Holzwerkstatt begann Herr Bachmann sogleich, uns über sein Handwerk zu erzählen. So lernten wir, dass früher noch krumm gewachsene Tannenbäume zum Alphorn verarbeitet wurden, was dazu führte, dass ein gepflegtes Zusammenspielen schier unmöglich war. Heute verwendet der in dritter Generation tätige Alphornbauer die Haselfichte, welche sich als geeignetes Klangholz erweist und gut zu verarbeiten ist. Jährlich verlassen gut 30 Alphörner die Werkstatt und werden in die ganze Welt verschickt; Kostenpunkt: 2’500 bis 5’000 Franken für ein in rund 80 Stunden handgefertigtes Stück. Deren Klangqualität wurde uns auch gleich mit einer kleinen Performance vorgeführt. Danach durften auch wir’s probieren, und siehe da: Einige Naturtalente schafften klangvolle Töne! Damit der gesellige Teil nicht zu kurz kam, kehrten wir im Anschluss für ein ausgiebiges Zvieri im Restaurant Gabelspitz ein. Herzlichen Dank allen Teilnehmenden, die zur guten Stimmung trotz garstigen Wetters beigetragen haben!

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Historisches: Schiffleuten erholen sich ab 1848 –

(HS/BS)

Ende des 18. Jahrhunderts stand es schlecht um unsere Gesellschaft: Die Mitgliederzahl war stark gesunken, nur noch drei betrieben Schifffahrt und Schiffbau, es drohte die Auflösung. Zwar arbeiteten in Bern noch eine Reihe von Schiffern, sie waren aber nach der 1798 verfügten Aufhebung des Zunftzwangs nicht mehr daran interessiert, der verarmten Gesellschaft beizutreten. Zwei Zufälle bewahrten die Gesellschaft vor dem finanziellen Ruin: 1795 nahm Bern erstmals wieder neue Burger auf, die durch das Los den Zünften zugeteilt wurden. Schiffleuten wurde der Zofinger Kaufmann und Oberstleutnant Johann Jakob Imhof (1748-1828) zugelost. Die Einkaufssumme von 10 Mark Silber (2.4 kg) oder 1‘296 Kronen vermehrte das Kapital der Gesellschaft auf einen Schlag um 43 %! 1808 stiess Christian Pfander (1765-1839), Grossrat und Polizeiminister, zu uns. Er erhielt, wie später alle Grossräte, das Burgerrecht geschenkt und wurde Schiffleuten zugelost(!). Seine Einkaufssumme belief sich auf 4‘320 Franken damaliger Währung. 1814 regelte die Regierung das Verfahren für Einburgerungen neu und empfahl den Gesellschaften, sich mit „ansehnlichen, vermöglichen Bürgern zu vermehren“. Von nun an nahm Schiffleuten regelmässig, im Ganzen 14 neue Familien, auf. Es waren praktisch nur begüterte Kaufleute. Die Einkaufssummen taten dem Vermögen von Schiffleuten gut. Unsere Gesellschaft tagte immer noch im Schiffleutenhaus zuoberst an der Gerechtigkeitsgasse. Sie hatte das Haus zwar 1824 dem Staat für die dann nicht zustande gekommene Erweiterung des Rathausplatzes verkauft, sich aber das Wirtschaftsrecht vorbehalten. Auch ihren Namen behielt sie, obschon sie schon seit Anfang Jahrhundert keine Schiffergesellschaft mehr war. 1848 hatte sich die Gesellschaft von ihrem Tiefstand Anfang Jahrhundert erholt. Ihr Bestand war von 1804 nur noch 6 auf 17 Geschlechter gewachsen, von 12 auf 32 Stubengesellen, von 9 auf 19 minderjährige oder ledige Männer, total 111 Köpfe. Obmann war der 1829 aufgenommene Küfermeister und Weinhändler Rudolf Schorer. Finanziell ging es der Gesellschaft gut. 1847 verbucht Säckelmeister Samuel Steiner (Müllermeister an der Matte, aufgenommen 1827) Einnahmen aus Kapitalanlagen von 3‘938 und aus Mietzinsen von 1‘003 Franken; die Auslagen beliefen sich auf bloss Fr. 1364. Vom Überschuss musste er 10 % neu anlegen. Den Rest von Fr. 3381 verteilte er an die 112 Mitglieder (Frauen und Kinder mit eingerechnet je Fr. 30). Die „Dividende“, auf Fr. 10 pro Person festgelegt, wurde noch bis 1991 ausbezahlt. der stachler Nr. 34 / 2023 – Seite 11


(DH)

Junge Schiffleute, Schmiede und Kaufleute im Adventure Room Am 21. April 2023, nach dem letztjährigen, grossen Erfolg von unserem PubQuiz, haben wir gemeinsam mit den Schmieden und neu auch mit den Kaufleuten auch in diesem Jahr in Bern einen Frühjahrsanlass durchgeführt. Nach einem kurzen Kennenlernen haben wir uns in gemischten Gruppen für die beiden Spiele im Adventure Room aufgeteilt. In einem Adventure Room geht es darum, sich in einem Team innerhalb einer Stunde mit List und Geschick aus einem Raum mit geschlossenen Türen zu befreien. Die Räume mit den unterschiedlichen Rätseln folgen dabei jeweils einem Thema. Im Duell-Modus spielten wir die Spiele «Die Jagd nach dem Heiligen Gral» oder «Tschernobyl». Nach vielen mit Enthusiasmus gelösten kniffligen Rätseln und einigen Lachern konnten alle Gruppen die Räume in der geforderten Zeit erfolgreich absolvieren. Anschliessend haben wir die rauchenden Köpfe bei einem geselligen und reichhaltigen Apéro bei uns in der Gesellschaftsstube abgekühlt; mit ausgezeichneten Drinks der Burgerbar und bei guten Gesprächen, um uns besser kennenzulernen, liessen wir den Abend ausklingen.

Goldener Sommer der Sinne: Gemeinsames Wine & Dine Am 2. September 2023, dem ersten Wochenende im September, hatten wir das Vergnügen, im Weinlokal La Passion du Vin in Bern die faszinierende Welt des Weins zu entdecken. Wir starteten mit zwei prickelnden Schaumweinen, einem Franciacorta Rosé und einem Champagner und lernten anschliessend die unterschiedlichen Herstellungsmethoden und Herkunftsbezeichnungen kennen. Weiter ging es mit einem herausragenden Chardonnay aus Südafrika und einer ersten Apéroplatte mit diversen Aufschnitten, Salami und Käsesorten aus der Region. Der Walliser Rotwein, ein Divico von einem kleinen Familiengut, passte fast allen am besten. Der fruchtige Süsswein aus Frankreich krönte den genussreichen Abend. Zu den unterschiedlichen Weinen wurde jeweils ein reichhaltiges Apéro serviert. Die anwesende Weinsommelière erklärte uns die verschiedenen Weine der stachler Nr. 34 / 2023 – Seite 12


ausführlich und gab uns wertvolle fachliche Inputs. Diese Gelegenheit nutzten wir, um all unsere Fragen rund um das Thema Wein zu stellen und wertvolle Tipps für zukünftige Weinkäufe zu erhalten. Nach der rund dreistündigen Weindegustation waren wir noch nicht gewillt, unseren Abend zu beenden: Die guten Gespräche führten wir in weiteren Lokalen fort. – Ein toller Abend, den alle genossen haben, mit vielen neuen Bekanntschaften!

Erstes Eidg. Weidlingswettfahren (EWW 2023) in Basel

(SK)

Am 3. September 2023 wurden Matthias Fankhauser und ich an das erste eidgenössische Weidlingswettfahren als Ehrengäste des Präsidenten, Martin Seiler (Bild, rechts), nach Basel eingeladen. Zum dritten Mal schreibt Basel grosse Wasserfahrergeschichte – nach 1978 und 2001. Man darf gespannt sein, was in zwanzig Jahren passieren wird. Vor historischer Kulisse, dem Basler Münster, trafen sich Gäste aus Politik, Militär, Wirtschaft und Kultur und verfolgten die Wettkämpfe auf dem Rhein zwischen der Mittleren Brücke und der Wettsteinbrücke. Speziell gefreut hat uns das Wiedersehen mit dem Zunftmeister der E.E. Zunft zur Schiffleuten in Basel, Stephan Schindler (Bild, links). Spontan führte er uns durch den Kreuzgang und das Münster und zeigte uns seine Lieblingsstellen. Vom Münsterplatz zogen wir nach Wettkampfsende weiter zur Schiffländte und überquerten den Rhein nach Kleinbasel. Entlang des Rheinufers marschierten wir zur Kaserne, wo pünktlich um 14.30 Uhr der Festakt mit dem Einzug der Wild Bunch Drum & Fife Corps startete. Mittlerweile hatte sich das Zelt mit den teilnehmenden Weidlingswettkämpfer:innen gefüllt. Frau Regierungsrätin Stephanie Eymann, Ehrenpräsidentin des EWW 2023, eröffnete den offiziellen Teil. Unvergesslich bleibt die schwungvolle Rede von Martin Seiler, der den «Spirit von Basel» würdigte. Noch vor dem Festausklang verabschiedeten wir uns. Natürlich hoffen wir auch einige Wasserfahrer:innen für unser Schifferstechen im Jahre 2024 gewonnen zu haben. der stachler Nr. 34 / 2023 – Seite 13


Zunftgesellschaft zum Affen (BS) Im Jahr 1321 schlossen sich Meister und Gesellen mit steinhandwerklicher Tradition zu einer Steinhauer-Bruderschaft zusammen. Ihre Handwerker erbauten die erste Stadtbefestigung und waren nach dem Stadtbrand 1405 auch am Bau von Wohnhäusern und öffentlichen Bauten beteiligt. Die Bruderschaft erwarb 1389 das Eckhaus an der Kramgasse/Kreuzgasse. Im Zunftlokal im Haus wurde sowohl über Meisterarbeiten befunden wie auch feuchtfröhliche Feste gefeiert. Es war das erste Bernische Zunfthaus. Das Haus hiess «Haus zum Affen». In frühchristlicher Zeit benannte der Steinhandwerker einen unbehauenen Quader als «Aff» und die «Affen Gottes» waren die Künstler, die als Nachahmer der Natur wunderbare Kunstwerke schufen. 1431 schloss sich die Zunftgesellschaft zum Affen mit den Steinmetzen der Münsterbauhütte zusammen. 1832 erwarb die Zunft das Haus an der Kramgasse 5 / Münstergasse 4, das als Pension Herter bekannt war. Vornehme Kreise und auch Mitglieder des diplomatischen Korps übernachteten gerne dort. Nebst den Pensionszimmern hatte das Haus eine Zunftstube, die mit der Einführung des Frauenstimmrechts in den 1970er Jahren erweitert wurde, damit die Anlässe der Zunft weiterhin in der eigenen Zunftstube stattfinden konnten und können. Die Affenzunft ist mit heute etwa 900 Mitgliedern eine kleinere Zunft.

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Anlässe 2023/24 WK-Mitglieder Nachtessen Herbstbott Familienfest Senior:innen-Essen Fondueplausch Frühlingsbott Seniorenausflug Schifferstechen 2024, Tych Matte Bern

Heirat Ingold François Pauli Rathbone

05.05.2018 08.01.2022

Geburt Howald Paula

16.05.2023

Impressum Herausgeberin

3. November 2023 18. November 2023 18. November 2023 5. Dezember 2023 22. Februar 2024 7. Juni 2024 3. Juli 2024 17. August 2024

Gesellschaft zu Schiffleuten Bern www.schiffleuten-bern.ch

Redaktion

Ausgabe

Nr. 34 / Oktober 2023

Fotografien Spez. Beiträge

Auflage Druck

250 Exemplare Peter Gaffuri AG

Grafik / Satz

Suzanne Fankhauser (SF) Susanne Kiener (SK) Beatrice Sommer Indermaur (BS) SF, DH, SK, CM Dyami Häfliger (DH) Citlali Muster (CM) Heinz Sommer (HS) Carole Vogt (CV) Suzanne Fankhauser (SF) Judith Bracher (JB/Layout)

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