ThunerseeLiebi Nr. 3, Herbst 2017

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3/Herbst 2017/CHF 14.–

Thunersee

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Wilde Zeiten am Thunersee

Marc Amacher und seine Gitarre

AlpabzĂźge in der Region


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3655 Sigriswil 3655 Sigriswil Telefon 033252 / 252 25 25 Tel. 033 25 25 www.solbadhotel.ch www.solbadhotel.ch

3600 Thun Tel.3600 033 Thun 224 08 08 Telefon 033 / 224 08 08 www.burehuus.ch www.burehuus.ch

3645 Gwatt Tel. 033 334 30 30 www.deltapark.ch

3654 Gunten Tel. 033 252 38 38 www.schoenberg.ch

3700 Spiez Tel. 033 655 66 66 www.belvedere-spiez.ch

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3636 L채ngenb체hl Tel. 033 26265555 Telefon 033356 / 356 www.grizzlybaer.ch www.grizzlybaer.ch


Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Highlights:

Nass, kalt und windig: So beschreiben wir oft den Herbst. Dabei vergessen wir manchmal, dass diese Jahreszeit auch wunderschöne Seiten hat: leuchtendes Herbstlaub, milde Luft und viel Brauchtum. Die vorliegende Ausgabe der ThunerseeLiebi widmet sich eingehend diesem letzten Thema: Entdecken Sie mit uns viel Traditionelles, Rustikales und Urchiges. Vielleicht sind Sie eine Heimweh-Thunerseelerin oder ein Heimweh-Thunerseeler? Sind es in diesem Fall nicht oft die kleinen, traditionellen und immer wiederkehrenden Dinge, die in ganz bestimmten Momenten Heimatgefühle und Sehnsucht auslösen können? Ich persönlich mag den Duft von frisch gemähtem Gras, das langsam zum Heu trocknet. Immer dann, wenn ich dies rieche oder Bauern beim Heuen beobachte, dann wandern meine ganzen Sinne kurz in meine Heimat.

Ab Seite 6 startet eine traditionsreiche Reise. Besuchen Sie mit uns verschiedene Alpabzüge rund um den Thunersee und staunen Sie über die mit prachtvollen Blumen und traditionellen Glocken geschmückten Tiere.

Unsere Region ist reich an Traditionen und Brauchtümern, auf die ihre Bewohner stolz sein dürfen – sie bilden das Fundament ihrer kulturellen Identität und werden deshalb mit viel Leidenschaft gepflegt. Wir machen da und dort einen Abstecher in die hiesige Bergwelt. Wir sind dabei, wenn Älplerinnen und Älpler mit ihren Tieren von der Alp zurück ins Tal ziehen. Wir treffen die Ziegenfrau Sonja Indermühle und lassen uns von ihr die Eigenheiten ihrer Lieblinge erklären, speisen köstliche Wildgerichte und begleiten einen Trüffelhund bei der Suche nach dieser Delikatesse. Und wenn einen doch der Herbstblues erwischt, sorgen herbstliche Vitaminbomben oder eine Wanderung für gute Stimmung und einen rosigen Teint.

Ein Leben für den Blues: Der gebürtige Brienzer Marc Amacher erzählt uns aus seinem musikalischen Leben, wie alles begann und was er aus alten Gitarren macht.

Genauso, wie die Traditionen in unserer Region mit viel Liebe und Leidenschaft gepflegt werden, so haben wir uns wieder der aktuellen Ausgabe der ThunerseeLiebi gewidmet. Geniessen Sie den Herbst mit all seinen kleinen und grossen Sinnesfreuden. Ich wünsche Ihnen die nötige Weitsicht, um die grossen und kleinen Wunder zu erkennen.

ieren!

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Wussten Sie, dass es im Berner Oberland auch Trüffel zu finden gibt? Und dass diese ganz anders schmecken als die berühmten und teuren Alba-Trüffel? Aber wie bloss findet Camina diese leckeren Trüffel?

Auch am Kiosk! 3


EINBLICK

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Die Fernsicht vor Augen, die Farben und das Licht im Herzen: der Herbst ist da!


Tradition 6 Alpabzug: Das Fest der Älpler Tierwelten 22 «Camina, wo isch ’s Trüffeli?» Seeliebe 28 Volle Fahrt voraus – mit der MLS Balmholz unterwegs Thunersee-Persönlichkeiten 34 Sonja Indermühle: «Ein Leben ohne meine Geissen? Undenkbar!» 42 Marc Amacher: Der Sänger mit der rauchigen Stimme

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Gourmet 50 Wild-Report: Auf der «Pirsch» mit der ThunerseeLiebi 58 Geniessen ab Hof: Planschende Wullesöili und Zebrazucchetti 66 Alles Käse – Traditionskäsereien in der Region 70 Reben rund um den Thunersee (Teil 1) Gesundheit 84 Naturapotheke: Immunsystem: Durch seine Selbstheilungskräfte 94

ist unser Körper sein bester Heiler Leben im Alter: Eine Frau, die allem etwas Positives abgewinnen kann

Outdoor 100 Rundwanderung Heiligenschwendi: Vom tristen Grau ins strahlende Blau 108 116

Kunst & Handwerk Paul Le Grand: Spieglein, Spieglein an der Wand ... Edelweiss und Alpenidylle – Souvenirkeramik der Belle Époque «made in Thun»

Architektur 122 Kunstvoll sanieren – Zeitzeugen erhalten: Wo früher Funken flogen ... Literatur 130 Lesen macht glücklich! Buchtipps von Regula Tanner 132 134 136

Backen & Basteln Vom Weinkeller an die Küchenwand: Notizkiste Cupcakes-Bananenmuffins Bilder aus farbigem Laub

Geschichte 138 Kaiser Napoleon der Dritte ... einst bernischer Hauptmann in Thun Bärndütsch 144 Erika Wiedmer-Mani: Senneläbe 146 149 151 154

Gute Adressen Kreuzworträtsel Veranstaltungen Ausblick & Impressum

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Deltapark Vitalresort: Kraft tanken? Ein eigenes Verständnis für Gesundheit und Wohlbefinden definieren und umsetzen?

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Tradition

Alpabzug: Das Fest der Älpler Hans R. Amrein zvg, swissimage.ch (Herbert Steiner)

Der Alpabzug ist der Höhepunkt im Kalender jedes Älplers. Wenn er nach 90 Tagen Arbeit seinem Vieh feierlich die Glocken umhängt, es mit Blumen schmückt und von der Alp hinunter ins Tal führt, dann ist das für alle Beteiligten ein grosses Fest. Einer der Höhepunkte am Thunersee: der Käseteilet im Justistal mit anschliessendem Alpabzug.

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de n i m ko m p He f t ! l e t te n

er Klang der Glocken und Treicheln kündet es schon von Weitem an: Die frisch herausgeputzten und geschmückten Kühe von der 1300 Meter über Meer gelegenen Alp Holzflüh zwischen Beatenberg und Habkern kehren aus ihren Sommerferien zurück. Hans von Allmen, Bauer und Inhaber der privaten Alp Holzflüh, und seine Sennen winken freudig den Schaulustigen zu. Der traditionelle Alpabzug führt sie zu Fuss über den steilen Weg hinunter nach Beatenberg. Seit vier Uhr morgens sind die Sennen, Bauern und ihr Vieh auf den Beinen. Das farbenfrohe folkloristische Schauspiel lässt erahnen, wie viel Arbeit, Liebe und Stolz dahinter steckt.

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40 Tiere, davon 30 Kühe und zehn Rinder (Swiss Fleckvieh), pilgern gemächlich über den fünf Kilometer langen Weg hinunter ins Tal. Die Kühe von Hans von Allmen geben zwar Milch, diese wird aber nicht für Käse, sondern für die Kälbermast verwendet. Trotzdem tragen die «Stars» unter den Milchkühen wunderschönen Kopfschmuck, bestehend aus natürlichen Blumen. Zuständig für den Schmuck sind die

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Thunersee-Persönlichkeiten

Marc Amacher, der Sänger mit der rauchigen Stimme Hans R. Amrein

PhilippReinhard.com

Marc Amacher (32) begeisterte im Dezember 2016 nicht nur Publikum und Jury von «The Voice of Germany»: Seine rauchige Stimme fällt immer und überall auf, zuletzt auch am Gurtenfestival 2017. Der gebürtige Brienzer und Autodidakt bekam seine erste Gitarre von seinem Grossvater, der diese aus dem Abfall-Kübel gezogen hatte: «Hier Marc, schau mal, ob du mit der noch was anfangen kannst.» MARC AMACHER, WIE SIND SIE EIGENTLICH MUSIKER, SÄNGER UND GITARRIST GEWORDEN?

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ALS MUSIKER AUF DER BÜHNE STEHEN, ROCKEN, SWINGEN, SODASS DIE POST ABGEHT – DAS WAR, WIE SIE SAGEN, IHR TRAUM. TÖNT ALLES SCHÖN UND GUT, ABER WIE SCHAFFT MAN DAS?

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Gute Frage. Wie bin ich Musiker und Sänger geworden? Schon als kleiner Junge haben mich Gitarren fasziniert. Berühmte Namen wie Eric Clapton, Bob Marley, Alice Cooper, Dire Straits oder John Lee Hooker, Moody Waters, Ray Charles, Pink Floyd – sie haben mich musikalisch geprägt und begeistert. Der Sound dieser Musiker lief auch bei uns zu Hause. Ich fühlte mich immer sehr wohl, wenn ich diesen Sound hörte. Musik machen, auf der Bühne stehen – das war schon immer mein Traum …

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i Wild-Report

Auf der Pirsch mit der ThunerseeLiebi Alain Diezig Alain Diezig, Pierre-Michel Delessert, Marcus Gyger, Christine Hunkeler, Annette Weber

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Wildbret ist eine der besten Fleischarten überhaupt – und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen ist Wildbret aus ernäh-

rungsphysiologischer Sicht enorm wertvoll. Es ist arm an Fett, aber reich an Eiweissen, Mineralstoffen und Vitaminen. Zum anderen ist es aber auch aus Sicht von Tierliebhabern eine gute Alternative zum Fleisch, das sich sonst in unseren Läden findet. Wildtiere leben nicht in Fabrikfarmen, wo sie mit Antibiotika und Futtermitteln auf Maisbasis vollgepumpt werden; sie dürfen stattdessen ein wahrhaft freies Leben führen und nach Belieben durch unsere Wälder ziehen, wo sie sich von Blättern, Rinden, Knospen, Zweigen, Früchten und Gräsern ernähren.

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enn die Nächte länger werden und die Täler nebelverhangen sind, wenn die Pilze aus dem Boden schiessen und die Sonne noch die letzte Süsse in den schweren Wein jagt – dann werden landauf, landab auch die Flinten und Büchsen geladen und die Pirsch beginnt. Es ist Wildzeit, und das ist ein Grund zum Feiern.

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Wenn es eine Jahreszeit für Feinschmecker gibt, dann muss das der Herbst sein. Zu keiner anderen Jahreszeit beschenkt uns die Natur dermassen reichhaltig mit ihren Köstlichkeiten. Nicht nur Korn, Gemüse und Trauben sind bereit zur Ernte – es naht auch die Saison für Gämsen, Hirsche, Rehe, Fasane, Wildschweine und vielerlei andere Spezialitäten. Es ist Wildzeit! Und die ThunerseeLiebi nimmt Sie mit zu einer Auswahl der besten Wild-Lokalitäten rund um den Thunersee.

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Gourmet

Reben rund um den Thunersee (Teil 1) Chandra Kurt

zvg, swissimage.ch (Andreas Gerth, Simon Wüthrich)

Auch wenn die Schweiz ein kleines Weinland im Herzen Europas ist, werden hier praktisch überall Reben kultiviert – mal etwas mehr und mal etwas weniger. Auch am Thunersee. Dominant sind hier Pinot Noir und Riesling ≥ Sylvaner.

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Naturapotheke

Immunsystem:

Durch seine Selbstheilungskräfte ist unser Körper sein bester Heiler Peter Brechbühl

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Naturapotheke

Kern und Rückgrat unseres Abwehrsystems gegen Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten und weitere Schadstoffe werden generell als Immunsystem bezeichnet. Die Natur bietet uns unzählige natürliche Mittel an, um die körperlichen Abwehrkräfte zu stärken.

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as Immunsystem unseres Körpers ist ein wunderbares Abwehrsystem gegen Fremdstoffe, das aufgebaut und trainiert werden muss. Während ein ungeborenes Kind noch vom Immunsystem seiner Mutter profitiert, ist ein wichtiger Grundstein für ein gesundes Abwehrsystem des Neugeborenen das Kolostrum, also die Erstmilch aus der Brustdrüse der Mutter. Innert wenigen Wochen nach der Geburt entwickelt der junge Organismus sein individuelles Abwehrsystem gegen schädliche Fremdstoffe, das sich differenziert einüben muss. Aus komplementärmedizinischer Sicht sollte in dieser Zeit die Verabreichung von Antibiotika und Impfstoffen nur sehr zurückhaltend und mit äusserster Vorsicht eingesetzt werden. Unser Immunsystem kann nur dann richtig funktionieren, wenn es ständig trainiert wird. Wenn ein Neugeborenes sofort nach der Geburt von der Aussenwelt isoliert und in einem sterilen Milieu eingeschlossen würde, hätte es nicht die Möglichkeit, sich mit den überall anwesenden Bakterien, Viren und weiteren Fremdstoffen auseinanderzusetzen. Beim Eintreten dieses Kindes in die normale Umwelt könnte es nicht überleben, da sein Immunsystem nicht die Möglichkeit hatte, sich aufzubauen.

Warum sind gewisse Menschen häufiger krank, während andere offenbar über ein besseres Immunsystem verfügen? Zustand und Funktionsfähigkeit des körpereigenen Abwehrsystems sind von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Teilweise sind diese Unterschiede erblich bedingt. Durch aktive Pflege des körpereigenen Immunsystems kann jedoch viel zu einer stabileren Gesundheit beigetragen werden. Körper und Geist verlangen Bewegung und Harmonie, was sich in besserer Gesundheit auszahlt. Aber auch eine angeborene Organschwäche kann durch die Pflege von Geist und Körper positiv beeinflusst werden.

PFLANZEN Sonnenhut (Echinacea purpurea): Der Rote Sonnenhut gibt Kraft für den Winter. Während schon die Prärie-Indianer Nordamerikas die Sonnenhutpflanze gezielt bei entzündlichen Prozessen anwendeten, gilt sie heute weltweit als Pflanze Nr. 1 zur Vorbeugung und zur Heilung von Infektionsprozessen durch die natürliche Stärkung des Immunsystems.

Durch aktive Pflege des körpereigenen Immunsystems kann viel zu einer stabileren Gesundheit beigetragen werden.

Wasserdost (Eupatorium perfoliatum): Einheimische Anti-Grippe-Pflanze mit schweisstreibender und resistenzfördernder Wirkung.

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Propolis (Bienenkittharz): Antimikrobiell, entzündungswidrig. Thuja (Lebensbaum): Antiviral durch Steigerung diverser Abwehrzellen. Vincetoxicum Hirundarium (Schwalbenwurz): Entgiftend, resistenzsteigernd.

Aralia racemosa (Amerikanische Narde): Schleimlösend bei Bronchitis und Schnupfen. Belladonna (Tollkirsche): Bei Fieber, Grippe, Halsschmerzen.

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Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus): Bei infektiösen Erkrankungen der Atemwege.

Eleutheroccocus senticosus (Taigawurzel): Erhöht Widerstandskraft gegen Hitze, Kälte, Lärm und Stress.

Allium cepa (Küchenzwiebel): Bei Schnupfen mit wässriger Absonderung.

Eupatorium (Wasserdost): Resistenzsteigernd bei Erkältung, Heiserkeit, Grippe. Gelsemium (Wilder Jasmin): Bei Grippe mit Gliederschmerzen und Kopfschmerz.

Tropaeolum majus (Kapuzinerkresse): Resistenzsteigernd, keimwidrig.

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VITAMINE

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Vitamin A: Steigert die Widerstandskraft gegen Bakterien und

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Aconitum napellus (Blauer Eisen­hut): Bei hohem Fieber, trockenem Husten und grosser Unruhe.

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SPAGYRIK, IM AKUTSTADIUM: Ginseng (Panax ginseng): Zur Stärkung besonders bei älteren Menschen.

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Lindenblüte (Tilia cordata): Schweisstreibend, reizlindernd, leicht beruhigend – für Kinder bestens geeignet!

Echinacea purpurea (Sonnenhut): Stimulierung der unspezifischen Abwehr.

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Hagebutte (Rosa canina): Vorbeugend und unterstützend bei Erkältungskrankheiten, bei Vitamin-C-­Mangel.

SPAGYRIK, BEI ANFÄLLIGKEIT:

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Sanddorn (Hippophaeus rhamnoides): Der Sanddorn trägt nicht nur die Wärme eines sonnigen Sommers in seinen Früchten; er gilt als Vitamin-C-Spender erster Güte! Enthält aber auch Provitamin A und Vitamine der B-Gruppe.

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