Fachartikel
Besser führen in der Fabrik Von Holger Illing, Senior Consultant der Wertfabrik AG
Ressourceneffizienz ist ein bedeutender kritischer Erfolgsfaktor im internationalen Wettbewerb von Industrieunternehmen. Denn steigende Kosten für Rohstoffe und Energie drücken bei Konzernen sowie kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) schnell auf die Margen. Das Topmanagement reagiert nach bekanntem Muster und verordnet ein radikales Fitnessprogramm. Dass es auch nachhaltigere Wege zum «schlanken und fitten Unternehmen» gibt, zeigt das Beispiel Kaba AG Schweiz. Die auf Sicherheitstechnik spezialisierte Organisation entwickelte ihre Führungsleistung frühzeitig konsequent weiter. Und setzt damit ihren Erfolg auf nationaler und internationaler Ebene fort.
«Nachhaltig zum schlanken und fitten Unternehmen» Konventionelle Ansätze überdenken Vor allem exportorientierte Unternehmen leiden heute unter einem erhöhten Kostenund Margendruck. Einzelne Betriebe erleben eine Ertragskrise und/oder schlittern im totalen Blindflug in eine existenzbedrohende Liquiditätskrise. Therapiert wird meistens zu spät und in den wenigsten Fällen mittels präventiver Sofortmassnahmen. Vielmehr greift das Management nach radikalen Programmen und entlässt Führungs- und Fachkräfte, verlagert in Billiglohnländer und betreibt Outsourcing. Dass dadurch Unternehmenswerte – vor allem auch Human Capital – vernichtet werden, stört kaum jemanden. Priorität haben rasche Erfolge und damit Gewinne (zumindest kurzfristig) für die Kapitalgeber.
Es geht auch anders – mit Shopfloor-Management In einzelnen Unternehmen – vor allem auch Familienunternehmen – hat sich heute eine andere Denkhaltung durchgesetzt: Sie sind weder kurzfristig orientiert, noch wollen sie rasch Wertbeiträge durch Personalabbau ihrem Unternehmen entziehen. Die Eigentümer und das Topmanagement orientieren sich an langfristig werterhaltenden Unternehmensaktivitäten. Einer dieser wertorientierten Ansätze ist das Shopfloor-Management. Im Zentrum steht eine wertorientierte Führungsphilosophie entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Damit wird die Steigerung der Leistungsfähigkeit der gesamten Organisation vorangetrieben. Indikatoren und Beobachtungen sichern eine objektive Messbarkeit der Führungsleistung. Diese äusserst transparente Evaluationsmöglichkeit erlaubt den Führungskräften, auf Abweichungen gemeinsam und lösungsorientiert zu reagieren. Sie setzt damit keine falschen (monetären) Anreize für Führungskräfte. Das Unternehmen, und damit die Führung, entwickelt sich von innen und schafft so beste Voraussetzungen für eine veränderungsbereite, starke Unternehmenskultur.
Führungsleistung ist objektiv messbar Ein Shopfloor-Management-System kann aber weit mehr als nur Kennzahlen darstellen: Eine ausgeklügelte Methodik stellt sicher, dass verschiedenste Indikatoren durch gezielte Führungsleistung positiv beeinflusst werden. Von zentraler Bedeutung sind vor allem Aspekte der Führung. So müssen die Tätigkeiten und zeitlichen Aufwendungen der Führungskräfte im Detail bekannt und ein gemeinsames Führungsverständnis etabliert sein. Vorausgesetzt werden auch ausreichend methodische und fachliche Kompetenzen, denn Mitarbeitende und Prozesse sind gezielt zu fördern bzw. weiterzuentwickeln. Wichtig ist auch, dass die Führung ihr Unternehmen zu gleichen Teilen in seinen Ressourcen und im Tagesgeschäft vorwärtsentwickelt. Ebenso ist die oberste Führungsebene gefordert: Sie hat die nötigen Ressourcen zu beschaffen, damit die Führungsleistung in ihrem Erfolg nachweislich unter Beweis gestellt werden kann.
Die Messbarkeit sicherzustellen, gelingt also relativ einfach. Die Führungsleistung nachhaltig zu verbessern und ein adäquates Abweichungsmanagement zu installieren, ist weitaus herausfordernder. Hier lohnt es sich, auf externes Know-how zurückzugreifen und eine Fachkraft bzw. einen Sparringspartner zu engagieren.
Leuchtturmprojekt mit Signalwirkung Anfang 2012 entschied sich die auf Sicherheitstechnik spezialisierte Kaba AG Schweiz, ihre Lean-Aktivitäten mit einem erfahrenen Partner weiter voranzutreiben. Sie etablierte ein Shopfloor-Management-Programm und investierte umfassend in die Verbesserung der Führungsleistung ihres Managementkaders. Grundlage des Erfolgs bildete eine thematische Sensibilisierungskampagne in der Startphase. «Eine hundertprozentige Identifikation der Führungskräfte mit dem Unternehmen und ein Leuchtturmprojekt schafften beste Voraussetzung und wichtige Signale für den erfolgreichen Start bei uns», sagt Christoph Kunz, Projektleiter bei Kaba AG Schweiz. Das Leuchtturmprojekt setzte denn auch die unternehmensweite Benchmark und entwickelte eine positive Signalwirkung gegenüber allen Führungskräften im Unternehmen. «Eine wichtige Herausforderung war aber, die richtigen Messgrössen für das Leuchtturmprojekt zu finden», so Christoph Kunz.
Steuern im Shopfloor-Cockpit Shopfloor-Management basiert auf unternehmerischen und operationellen Vorgaben. Das sind qualitative und quantitative Ziele hinsichtlich Qualität, Kosten und Lieferungsperformance. Die Steuerung, und damit die Führung, erfolgt beim Shopfloor mittels eines Cockpits – analog einem Management-Cockpit –, das laufend die SollIst-Abweichungen festhält. In Gesprächen werden Abweichungen analysiert, adäquate Lösungen gesucht und implementiert sowie Vermeidungsstrategien entwickelt.
Das Shopfloor-Cockpit gleicht dem Cockpit eines Kleinflugzeuges. Im Shopfloor-Cockpit werden die Soll-Ist-Abweichungen festgehalten, besprochen und falls notwendig Massnahmen eingeleitet.
Produktivität steigt markant Shopfloor-Management kann jederzeit eingeführt werden, verfügt aber – je nach Unternehmensgrösse und Industrie – über einen variierenden Komplexitätsgrad. KMU suchen immer wieder nach Ansätzen der Lean-Lehre, aufgrund derer sie mit einer maximalen Transparenz sicherstellen können, dass Ziele jeden Tag im Fokus des täglichen Wirtschaftens erreicht werden. Mit Shopfloor-Management wird nun erstmals die isolierte Lean- Lehre, die sich bis dato immer an Systemoptimierungen im Zusammenhang mit Wertschöpfungsoptimierung orientiert hat, durch einen Ansatz zur Verbesserung der Führungsleistung erweitert. Durch das Zusammenwirken von wertschöpfenden Prozessen mit Systemen zur Verbesserung der Führungsleistung und durch die Unterstützung von maximaler Transparenz werden deutlich zweistellige Raten in der Produktivitätssteigerung eines Unternehmens aktiviert.
Wertfabrik steht für umsetzungsstarke Lean-Berater – Macher mit breiter Industrieerfahrung, praxiserprobt, fundiert ausgebildet und methodisch sattelfest. Wir arbeiten mit durchgehender Methodik und breit abgestützten Ressourcen und garantieren Erfolg in allen Wertschöpfungsbereichen. Optimale und schlanke Prozesse sind unsere Kernkompetenz. Wir entwickeln mit Ihnen Strategien, damit Ihr Lean-Projekt zum langanhaltenden Erfolg wird. Weitere Informationen zu Wertfabrik finden Sie unter www.wertfabrik.ch/de
Kontakt Wertfabrik AG, Birchstrasse 2, 8472 Seuzach, Telefon +41 52 335 55 00 Robert Ulrich, Geschäftsführender Partner, robert.ulrich@wertfabrik.ch David Moser, Geschäftsführender Partner, david.moser@wertfabrik.ch