Börsianer 37. Ausgabe, Q2 2020

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MAGAZIN

NR. 37, 2. QUARTAL 2020 ∙ 12 EURO

BANK99

EXKLUSIV

POSTCHEF BLÄST ZUM ANGRIFF

DIE NEUE STRATEGIE DER ÖBAG

— 70 —

— 16 —

ALTER HASE, NEUE WEGE HEIMO SCHEUCH — 08 —

BÖRSIANER BLOG: DERBOERSIANER.COM

PÖLZL ANDERE BANKEN SIND ZU TEUER

BLÜMEL FTT IST SO NICHT AKZEPTABEL

KEUSCHNIGG DIE FOLGEN DER CORONA-KRISE


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EDITORIAL BÖRSIANER NR. 37

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NR. 37,

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· 12 EUR

2020

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K99 BAN — CHEF POST ZUM ST LÄ B NGRIFF A 70 — —

— 16

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DOMINIK HOJAS Chefredakteur Börsianer

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SE, R HA ALTE E WEGE NEUSCHEUCH

FOLGEN SIE UNS LIVE: DERBOERSIANER.COM (BLOG) LINKEDIN BÖRSIANER FRIENDS TWITTER.COM/DERBOERSIANER

Liebe Börsianer!

W

ir erleben derzeit ein ökonomisches Drama. Ein Shut­ down bringt Stillstand. Im Unterschied zur Finanzkri­ se 2008/2009 sind heute de facto alle Bürger und Un­

ternehmen betroffen. Die Arbeitnehmer bangen um ihre Zukunft, viele kleine und große Unternehmen geraten in existenzielle Nöte, sodass der über viele Jahre geschaffene Wohlstand über Genera­ tionen hinaus gefährdet ist. Entscheidend wird daher sein, ob es gelingt, diese Rezession nicht zur Depression werden zu lassen. Ich ersuche deshalb unsere Bundesregierung, betroffenen Unterneh­ men sofort, unbeschränkt und unbürokratisch mit ausreichend Li­ quidität zu versorgen, um einen nachhaltigen ökonomischen Scha­ den durch Unternehmenspleiten, einen Bankenkollaps und Mas­ senarbeitslosigkeit abzuwenden. Ich ersuche Sie als Leser, den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern positiv zu denken, Chancen zu identifizieren, Innovationen voranzutreiben, denn solange wir den Glauben nicht verlieren, werden wir auch diese Krise gemein­ sam überstehen.

Alltag als Medikament Jetzt müssen wir Medien zeigen, wie wichtig wir für Sie, die Ge­ sellschaft, die Unternehmer, die Investoren sind. Wir sehen unse­ re Aufgabe als Börsianer darin, Sie in dieser schwierigen Situation, egal ob im Magazin oder im Blog, mit Informationen zu versorgen und Ihnen Orientierung zu geben. Aus diesem Anlass haben wir un­ ter dem Motto „Was Österreichs Wirtschaft jetzt braucht!“ spontan ein virtuelles Pressegespräch organisiert. Ideen zur Wiederbele­ bung steuerten Wienerberger-CEO Heimo Scheuch, ­Magenta-Boss Andreas Bierwirth, Spitzenbanker Franz Gasselsberger, Investor

3


EDITORIAL BÖRSIANER NR. 37

Michael­Altrichter und BDO-Chef Peter Bartos bei. Das Video ist un­ ter Börsianer Friends auf Linkedin abrufbar. Es ist in diesen Zeiten nicht selbstverständlich, ein Magazin zu publizieren. Ich bedanke mich daher bei unseren Redakteuren, Gra­ fikern, Druckern und Postlern für ihren unermüdlichen Einsatz in diesen Wochen, bei allen Experten für ihre Gesprächszeit und Ih­ nen als Lesern für Ihre Treue. Um die Rückkehr zu einem normalen Leben zu schaffen, brauchen wir neben wirksamen Medikamenten so etwas wie einen normalen Alltag. Diese Ausgabe ist ein Versuch, dem Coronavirus nicht sämtliche Schlagzeilen zu überlassen, son­ dern weiterhin Geschichten zu identifizieren, die Sie und den Kapi­ talmarkt beschäftigen.

Grüner Anstrich für ÖBAG So haben wir uns für diese Börsianer-Ausgabe mit der neuen Strategie

Hardcore-Sparring. Ein intensiver Schlagabtausch über den Kapitalmarkt zwischen Neos-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger und Chefredakteur Dominik Hojas. Auch der Millionen-Deal der EVN mit den Wiener Stadtwerken stand auf der Agenda.

der staatlichen Beteiligungsgesellschaft ÖBAG (Seite 16) und ihrem Alleinvorstand Thomas Schmid beschäftigt, der uns exklusiv Rede und Antwort (Seite 20) stand. Die ÖBAG selbst will vorerst entgegen zahl­ reicher Spekulationen keine Neuinvestitionen tätigen, aber grüner werden. Die Vorgaben dafür befinden sich unbemerkt im neuen Re­ gierungsprogramm, wie Christian Höller recherchiert hat. Ein wich­ tiger Punkt darin ist auch das Ende der Finanztransaktionssteuer. Der Vorschlag von zehn EU-Staaten hat in der heimischen Finanzbranche lange für Kritik und Ablehnung gesorgt. Nun hat ÖVP-Finanzminis­ ter Gernot Blümel öffentlich die Reißleine gezogen (Seite 46). Damit scheitert wieder ein europäisches Projekt. Nur diesmal wird dem, zu­ mindest in Österreich, keiner nachweinen.

Die Telefonitis. Informationen aus erster Hand. Die Vorstandschefs Heimo Scheuch und Georg Pölzl am Telefon mit der „Börsianer“Redaktion. Hoffentlich bald wieder von Angesicht zu Angesicht.

Klein Blatt vor dem Mund Mit dem Marktstart der Bank99 bläst Post-AG-Generaldirektor Georg Pölzl zur Attacke. Er sorgt damit für Aufsehen am österreichischen Kapitalmarkt. Während viele prominente Banker am Erfolg der Bank zweifeln, zeigt sich Pölzl im Telefoninterview (Seite 70) mit Paul Trau­ tendorfer und mir selbstbewusst und angriffslustig. Vor allem der ExPartner, die Bawag-Gruppe, bekommt sein Fett weg. Trotzdem bleibt die zentrale Frage, wie der begeisterte Segler das neue Bankinstitut profitabel machen möchte. Bleibt mir noch, unserem Börsianer des Quartals, Heimo Scheuch, zu gratulieren. Der Vorstandschef der Wienerberger AG hat zum 200. Geburtstag seines Konzerns trotz Brexits und Handelskriegs ein Re­ kordjahr hingelegt. Er nimmt sich selten, auch nicht im Interview mit Ingrid Krawarik und mir, ein Blatt vor den Mund. Im Zuge der CoronaKrise vermisst Scheuch gezielte Maßnahmen, um das Vertrauen in den Wirtschaftskreislauf sicherzustellen, und warnt vor der Selbstauflö­ sung der Finanzmärkte (Seite 8).

Daumen hoch. Großes Interesse und gute Laune bei der letzten Börsianer­Roadshow im Meinl am Graben in Wien vor dem großen Shutdown. Marinomed-Gründer und Virologe Andreas Grassauer sowie Flughafen-Chef Günther Ofner analysierten die Folgen des Coronavirus.

Viel Vergnügen mit der Lektüre wünscht Ihnen

Dominik Hojas d.hojas@derboersianer.com Twitter @DominikHojas

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TECHNIK

SICHERHEIT


INHALT BÖRSIANER NR. 37

BANK99

Der Postchef bläst zum Angriff

70

FINANZPLATZ ALTER HASE, NEUE WEGE 08 Wienerberger-AG-Boss Heimo Scheuch vermisst im Zuge der Corona-Krise gezielte Maßnah­ men, um das Vertrauen in den Wirtschaftskreislauf sicherzu­ stellen. An der Strategie seines Konzerns will der alte Hase nach dem Rekordjahr festhalten. EXKLUSIV

Die neue Strategie der ÖABG

UNTERNEHMEN Die ÖBAG wird grün

16

INTERVIEW Thomas Schmid: „Die ÖBAG plant keine ­Neuinvestitionen“ BÖRSENSTEUER Die Gruppe der Unwilligen

COVER

Alter Hase, neue Wege

08

6

16

20

46

BANKEN Interview: Der Postchef bläst zum Angriff

70

FONDS Fondsbranche schrumpft sich fit

74

KRISEN Plan B, C, D und ...

78


KOMMENTAR

Die Folgen des Coronavirus

46

RENDITE WIENER BÖRSE Chartvergleich der Aktienmärkte

22

14

BRANCHEN

MEINUNGEN

Darüber spricht man in den

CHRISTIAN KEUSCHNIGG Wirtschaftspolitik in der Corona-Krise

14

WOLFGANG MATEJKA Die Welt nach dem Börsen-Tsunami!

22

WILHELM CELEDA Wo sind die Gewinner?

50

HEINZ BEDNAR Die Chancen in der Krise

54

BETTINA SCHRAGL Volatilität überholt ­Fundamentaldaten

56

PETER BARTOS Now cash is king

60

ALBERT BIRKNER Verbotenes Cash-Pooling

62

PETER FELSBACH Konzernkommunikation in Zeiten von Covid-19

87

MARTIN KWAUKA Unvorbereitet in die Krise

88

Branchen: Köpfe, Deals, News, Trends und Events

Ad-hoc der Redaktion FLEXIBILITÄT Bei den letzten Interviews

MARKTAUSBLICK 23 Börsenausblick der Fondsmanager PORTFOLIO 24 Die Asset-Allocation der Kathrein Bank AG DIVIDENDEN Europas Zahlmeister am Zug 1. Teil: Marktumfeld 2. Teil: Veranlagung 3. Teil: Interview

BANKEN 50 VERSICHERUNGEN 52 FONDS 54 AKTIEN 56 IMMOBILIEN 58

26 28 30 32

BÖRSENWETTER 34 Entwicklung der Weltbörsen und Analystenstimmen

FINTECH

64

SEITENBLICKE RANKING 65 Die 50 besten Investor-Relations-Manager

INVESTMENTSTORY Verbund: 36 Mit allen Wassern gewaschen

SO DENKT DIE POLITIK Im Corona-Bann: Wie wird die heimische Wirtschaft gerettet?

82

KURSE 40 Topperformer: Aktien, Fonds, Anleihen und Rohstoffe

BÖRSENTALK 84 Wo sich die Finanzbranche trifft

STATISTIK 44 Börsen- und Wirtschaftsdaten

MARKTGEZWITSCHER 87 Das wurde im Netz getwittert

Hörer greifen, um mit den Experten zu sprechen. Nicht so fein, aber effizient. Für die Gespräche mit Heimo Scheuch und Georg Pölzl ha­ ben wir Fotos aus dem Archiv geholt. Beide haben uns auch

BERATER 60 RECHT 62

mussten wir vor allem zum

Selfies der Telefonate (siehe Editorial) gesendet. VIDEO-INSIDES Die Börsen sind heiß! In der Börsianer-Minute gibt Ko­ lumnist und Fondsmana­ ger Wolfgang Matejka für alle Börsianer Friends ab sofort auf Linkedin ein wöchentliches Markt-Update per Video. HÖHERE FREQUENZ Wir registrieren Rekord­ besuche auf dem Börsianer-Blog unter www.der­ boersianer.com und haben daher die News-Frequenz vorerst erhöht, damit Sie noch besser informiert sind.

FIRMENINDEX/IMPRESSUM 89 Auszüge von Unternehmen

Weblinks werden in dieser

in dieser Ausgabe

Ausgabe mit einem

PORTRÄT: 10 FRAGEN AN … 90 Finanzbloggerin Larissa Kravitz

7

GELBEN BALKEN

markiert.


#REKORD

ALTER HASE, NEUE WEGE

VITA HEIMO SCHEUCH Vorstandsvorsitzender Wienerberger AG Der promovierte Rechtswissenschaftler (53) und studierte­Wirtschaftswissenschaftler spricht fünf Sprachen. Scheuch ist seit 24 Jahren bei der Wiener­ berger AG, der er seit elf Jahren vorsteht. Als Aufsichtsratsvorsitzender hat er immer ein Auge auf die Geschicke der Wiener Börse AG, seine Mitgliedschaft beim Kuratorium der Wiener Konzerthausgesellschaft verrät eine weitere seiner Leidenschaften.

Wienerberger-Boss Heimo Scheuch vermisst im Zuge der Coronavirus-Krise gezielte Maßnahmen, um das Vertrauen in den Wirtschaftskreislauf ­sicherzustellen, und warnt vor der Selbstauflösung der Finanzmärkte. An der Nachhaltigkeitsstrategie seines Konzerns will der alte Hase trotz der Krisenstimmung festhalten. INTERVIEW INGRID KRAWARIK

H

eimo Scheuch ist ein alter Hase

Europas als „Wahnsinn“ und warnt vor

Sie waren vor kurzem auf einer Roadshow

im Baugeschäft. Die Chefre­

einer eklatanten Wirtschaftskrise und

in den USA. Was waren Ihre Eindrücke, was

daktion des Börsianer erreicht

einem Zusammenbruch des Systems.

fragen die Investoren? – Heimo Scheuch:

den etwas verärgerten Wienerberger-

Die Wienerberger AG sieht er nach dem

Die Investoren schätzen uns und ver­

Boss diesmal am Telefon aus dem neuen­

Rekordjahr 2019, in dem der Konzern

stehen die gegenwärtige Krisensituation

Headquarter des Konzerns in Wien. Dort

auch seinen 200. Geburtstag feierte und

sehr gut. Die Kehrseite der Medaille ist,

harrt er aus, um sein Schiff durch die Co­

in Großbritannien zugekauft hatte, gut

dass sich der Finanzmarkt seit gerau­

ronavirus-Krise zu lenken. Gerade aus

gerüstet.

Nachhaltigkeitsstrate­

mer Zeit in nackter Panik befindet. Die

den USA zurückgekehrt, wo er persön­

gie werde durchgezogen, koste es, was

Amerikaner, die bei uns immer noch den

lich noch auf einer Roadshow seine mil­

es wolle. Auch mit Ideen für die Wiener

größten Anteil der Investoren weltweit

liardenschweren Investoren getroffen

Börse hält er als deren Aufsichtsratschef

inklusive Kanada stellen, machen sich

hat, kritisiert er das Krisenmanagement

nicht zurück.

über die Entwicklung derzeit nicht nur

Die

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FINANZPLATZ COVER

© MAG. SEBASTIAN REICH / VERLAGSGRUPPE NEWS / PICTUREDESK.COM

Stratege. Heimo Scheuch ist lieber bei s­ einen Kunden und auf den Baustellen als im Büro. Für den „Börsianer“ nahm er sich trotzdem eine Stunde Zeit, um die aktuelle­Lage seiner Branche und jene der Wienerberger­AG zu analysieren.

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FINANZPLATZ COVER

Krisenerprobter CEO. Jetzt dürfe man nicht mit Panikmacherei und Unsicherheit agieren, sondern mit gezielten Maßnahmen.

Sorgen, sondern sehen das als riesen­

und einen gewissen Hausverstand an

große Katastrophe. Wir Europäer tragen

den Tag zu legen. Es gibt eine Zeit da­

alles dazu bei, um das noch schlechter zu machen. Wenn keiner mehr was macht, haben wir ein Riesenproblem des Ver­ trauens. Das ist vor allem auf dem Fi­ nanzmarkt das Wichtigste, dass man

„Man darf nicht nur über ­Ad-hoc-Maßnahmen diskutieren.“

Vertrauen ins System hat, Vertrauen in die Kommunikation hat, und derzeit ist nur Krisenszenario.

nach und eine Chance, die müssen wir nützen. Aber es geht jetzt nicht, mit Pa­ nikmacherei und Unsicherheit zu ar­ beiten, sondern mit gezielten Maßnah­ men. Das vermisse ich bei unseren Ent­ scheidungsträgern. Wir leben davon, dass produziert und verkauft wird, dass

HEIMO SCHEUCH

es eine Wertschöpfungskette gibt. Und die muss Vertrauen haben ineinander,

Für viele ist es derzeit schwierig, weil sie sich

ze Länder und Volkswirtschaften run­

und dass es Liquidität gibt und Projekte

große Sorgen machen und nur das Negative

ter, das heißt, wir geben sie auf, so auch

gibt. Wenn sie das zerstören, zerstören

sehen, vielleicht sogar mit einer Depression

die Wirtschaft in Österreich. Das ist ein

sie gewaltig viel. Und das ist das, wor­

rechnen. - Das ist natürlich furchtbar. Sie

Horrorszenario, in dem wir uns befin­

um es hier geht. Wir haben es mit einer

haben die Effekte auf dem Finanzmarkt,

den. Das ist auch das Gefährliche an der

Gesundheitssituation zu tun, die sehr

der sich derzeit total in der Selbstauf­

Situation heute.

ernst zu nehmen ist. In den Volkswirt­

lösung befindet. Und meine Worte wäh­

schaften geht es um nachhaltige Effek­

le ich sehr präzise, weil es furchtbar ist,

Sie sind ein alter Hase im Geschäft. Wie ge-

te die beträchtlich sind, und sie haben

was sich da abspielt. International wird

hen Sie selbst mit solchen Krisen um? - Ich

Einzelschicksale, die erheblich sein wer­

unser Krisenmanagement in Europa als

versuche das mit einer Ruhe im und im

den. Die werden wir dann sehr intensiv

Wahnsinn gesehen. Wir fahren gan­

Umfeld des Unternehmens zu machen

in drei bis sechs Monaten diskutieren.

10


© MAG. SEBASTIAN REICH / VERLAGSGRUPPE NEWS / PICTUREDESK.COM

FINANZPLATZ COVER

Sehen Sie die Chance darin, dass hinsicht-

WIENERBERGER AG

um bis zu 80 Prozent und eine Reduktion

lich Innovation und Digitalisierung vieles schneller vorangehen wird? - Wir wer­

der CO2-Emissionen um bis zu 75 Pro­ 30

zent erreicht werden.

den in Zukunft auf Innovation in allen Bereich setzen, wir machen das schon

Kommt Ihnen der Green Deal der EU oder

mit unseren Digitalportalen. Diese Kri­

auch das österreichische Regierungspro-

se bietet, wie gesagt, auch eine Chance.

gramm entgegen, das verstärkt auf Öko-

20

logisierung setzt? Kann die Baubranche Kann man konkret sagen, was das für Ihre

davon profitieren? - Wenn wir uns die

Branche bedeutet? - Nein, das kann man

Mühe machen würden, die Regierungs­

nicht sagen. Wir agieren in einem Sze­ nario, wo kein Mensch weiß, wo es lang­

10

programme der letzten 30 Jahre zusam­ 25.3.17

geht. Wir sind schon fast seit Jahresan­

25.3.20

menzutragen und was davon umgesetzt

Quelle: TeleTrader

wurde, wären wir schnell fertig. Zwi­

fang in Italien mit dieser Situation kon­

schen Absichtserklärungen und deren

frontiert. Das erste Quartal läuft sehr

viel Ernsteres, nämlich die Sicherung

Umsetzungen ist ein großer Schritt. Ich

gut in Italien, die Geschäfte sind gut un­

von Arbeitsplätzen und darum, das Ver­

hoffe, dass die EU mehr investieren wird

terwegs. So gesehen, haben wir gelernt,

trauen wieder zurückzubringen zu den

in diesen Bereich. Grundsätzlich stellen

mit solchen Situationen umzugehen.

Menschen und in die Wirtschaft. Wir

die Programme eine positive Möglich­

Wenn ich keine Leute mehr in die Werke

sind gut beraten, hier nicht über Ad-

keit der Entwicklung dar, es muss natür­

schicken kann, keine Ersatzteile gelie­

hoc-Maßnahmen zu diskutieren. Alle

lich mit bestimmten Maßnahmen aus­

fert werden und die Einreise nicht mehr

wissen, dass das nicht in zwei Wochen

gestattet sein. Da geht es um steuerliche

gewährt wird, ist das sicherlich ernst zu

erledigt sein wird.

Themen, Abschreibungen bei Neubau­

nehmen. Diese Sachen treffen uns heu­

ten und Sanierungen, all das spielt mit

te. Es ist nicht denkbar gewesen, dass

Die Dekarbonisierung Ihrer Produkte ist

rein. Hier könnten Sie sehr viel bewegen,

wir heute wieder Grenzen hochfahren in

ein wichtiger Meilenstein der Wienerber-

wenn Sie die richtigen Konzepte haben,

einer Art und Weise, die dramatisch ist.

ger AG. Könnte das durch die derzeitige

Das darf nicht über Förderungen allein

Krise aufgeschoben werden? - Das darf

passieren, sondern das private Kapital

Sie haben bei der Pressekonferenz Anfang

nicht sein. Wenn ich das jeden Tag ver­

muss stärker in diesen Bereich fließen.

März gesagt, Sie rechnen mit drei Prozent

schieben würde, dann ist das lächer­

Volumensrückgang für 2020. Müssen Sie

lich, dann ist es keine klare Vision, in

Die Wienerberger AG steckt in einem Trans-

diesen Ausblick wegen der Coronavirus-

welche Richtung sich das Unterneh­

formationsprozess. Geht das in Richtung

Krise revidieren? - Das ist zu früh, das zu

men in den nächsten zehn Jahren ent­

Komplettanbieter oder sogar Technolo-

sagen. Je länger das Ganze dauert, des­

wickeln soll. Sie werden immer wieder

giekonzern? - Beides. Wir werden in Zu­

to schwieriger wird die Situation. Man

wirtschaftlich und politisch sich verän­

kunft mit smarten Produkten, die mit

muss auch bedenken, dass das Vertrau­

dernde Märkte haben. Wichtig ist Kon­

Sensoren versehen sind, die Daten lie­

en vieler Leute in die Zukunft derzeit er­

tinuität. Wir haben Investoren, die uns

fern und so auf dem Bau und in der In­

schüttert wird.

weit über zehn Jahre begleiten und das

frastruktur aktiv sein. Wir setzen tech­

voll mittragen, weil sie sich wiederfin­

nologisch und bei der Digitalisierung

Reicht das geschnürte Wirtschaftspaket der

den. Wir haben heute in vielen Berei­

Wachstumsschritte und werden eine

EU und Österreichs, um eine mögliche Wirt-

chen einen positiven Beitrag zur De­

führende Rolle bei einzelnen Bauteil­

schaftskrise zu verhindern? - Ich bin kein

karbonisierung bereits geschafft, weil

Politiker. Aber mit den von Ursula von

die Lebensdauer unserer Produkte über

der Leyen auf europäischer Ebene zuge­

100 Jahre beträgt. In Österreich und

sagten 25 Milliarden Euro kommen Sie

Deutschland sind bereits klimaneutra­

nicht einmal eine Woche aus. Wenn die

le Ziegel auf dem Markt. Mit Dryfien­

österreichische Regierung Maßnahmen

cy in Österreich wurde eine signifikan­

setzt und nur mit dem Ausfall des Tou­

te Reduk­tion des thermischen Energie­

rismus, den Auswirkungen auf die Steu­

verbrauchs durch technische Innovati­

ereinnahmen des österreichischen Staa­

on erreicht. Mit der Installa­ tion einer

tes und die Wirtschaftsleistung kalku­

Hochtemperatur-Wärmepumpe konn­

liert, ist das zu wenig. Es geht um etwas

te eine Steigerung der Energieeffizienz

11

„Wenn Sie das Vertrauen zerstören, zerstören Sie gewaltig viel.“ HEIMO SCHEUCH


FINANZPLATZ COVER

Einsatzbereit. Auf den Baustellen der Wienerberger AG wird trotz der Corona-Krise weitergearbeitet.

#ZAHLEN

Umsatz Ebitda Ebitda-Marge in %

2019

2018

3.466,3

3.305,1

587,5

475,3

17,3

14,4

Free Cashflow

286,0

272,5

Nettoergebnis

249,1

133,5

50,3/42,0

51,8/32,6

Eigenkapitalquote/Verschuldungsgrad in %

lösungen haben. Begonnen haben wir

ner Baustoff. Das Thema Nachhaltigkeit

Ideen, da muss jeder seinen eigenen Weg

mit einfachen Rohren für Elektroinstal­

ist bei Wienerberger extrem wichtig. Das

gehen. Die besten Leute habe ich selbst

lationen im Haus. Heute sind wir in der

Ziel ist, alle Produkte der Wienerberger

im Unternehmen oder im Kundenbe­

Lage, über moderne Planungstools mit

AG zu 100 Prozent recyclebar zu machen

reich, die diese Ideen liefern.

dem Elektriker gemeinsam auf digita­

und an unseren über 200 Standorten die

lisierten Plattformen zu planen. Durch

Biodiversität zu erhalten und zu fördern.

Vor zwei Jahren haben Investor Klaus Umek

diese Entwicklungen werden wir eine

Das ist ein wesentlicher Beitrag, den die

und Co Druck auf die Wienerberger AG ge-

bessere Marge erzielen.

Wienerberger AG in den nächsten Jahr­

macht. Welche Rolle spielen Investoren für

zehnten leisten wird.

das Geschäftsmodell? - Ich nehme von je­

Ist der Ziegel ein nachhaltiges Geschäfts-

dem Gespräch mit Investoren etwas mit.

modell? - Natürlich sehen wir in einer

Ich sehe schon, Sie nehmen die Innova­tion

Der Investor ist weniger einer, der das

Stadt wie Wien wenig Ziegel. Wenn Sie

lieber selbst in die Hand. Gibt es jemanden,

Geschäftsmodell an sich selbst treibt, er

aufs Land rausschauen, reden wir von

der Sie inspiriert? - Ich bin ein sehr kom­

hilft im Nachschärfen der Kommunika­

einem Ziegelanteil von 40 bis 60 Pro­

munikativer Mensch, der mit allen redet.

tion. Ich schätze den konstruktiven Um­

zent beim Einfamilienhaus. Das hat sich

Da unterscheide ich nicht zwischen er­

gang von Klaus Umek und seinem Team,

in den letzten 20 Jahren nicht wesent­

folgreichem Unternehmer oder Fabriks­

weil sie aus einer ganz anderen Sicht­

lich geändert. Der Ziegel bleibt durch

mitarbeiter. Wenn Sie mit einer Offen­

weise herangehen. Das Interesse ist da

Gesamtlösungen ein sehr willkomme­

heit durch die Welt gehen, gibt es so viele

meist finanzieller Natur.

12

© UWE STRASSER

WIENERBERGER AG in Millionen Euro


FINANZPLATZ COVER

„Jedes Geschäft, das Sie machen, ist geprägt durch Menschen.“ HEIMO SCHEUCH

rückläufig ist. Man sieht, wie schnell wir uns auf neue Realitäten einstellen müssen. Planen Sie Akquisitionen? - Ja, wir arbeiten an konkreten Projekten in allen Berei­ © WIENERBERGER AG

chen. Wir behalten uns eine Liquiditäts­ reserve für Opportunitätskäufe, aber wir wollen in Nordamerika und Europa im Bereich Buildings Solutions und Piping Solutions konsequent wachsen. Aber ein alter Hase muss nicht gleich kaufen, der Grüne Baustoffe. Die Wienerberger AG will alle ihre Produkte zu 100 Prozent recyclebar machen.

wartet, bis er es günstiger bekommt. Sie sind Aufsichtsratschef der Wiener Börse­

Wie schaffen Sie den Spagat zwischen kurz-

Was sind für Sie die wichtigsten Zahlen und

AG. Der ATX-Index wird bei Kursstürzen oft

fristigem Optimieren und der langfristigen

Indikatoren dafür, wie Sie das Unterneh-

am härtesten von allen Börsen getroffen.

Strategie? - Indem ich es den Investoren

men führen? - Es gibt verschiedene In­

Würden Sie sich als Emittent etwas anderes

erkläre. Wenn Sie nur Getriebener des

dikatoren. Am Ende des Tages ist jedes

wünschen? - Der österreichische Markt

Quartalsergebnisses sind, werden Sie das

Geschäft, das Sie machen, geprägt durch

ist aufseiten der Liquidität sehr klein.

Unternehmen nicht durch diese Krise der

Menschen. Das Wichtigste ist, dass sie

Das große Problem ist, dass wir keinen

nächsten sechs Monate bringen. Wir in­

ein Management und auch Nachfolge

großen Fonds haben.

vestieren mittel- und langfristig mit ei­

und Talente haben, die die Zukunft des

nem Horizont von 30 Jahren. Da muss ich

Unternehmens weiterentwickeln. Das

Gibt es ihrerseits konkrete Ideen? – Die Fra­

heute schon nachdenken, welche Tech­

ist die Hauptaufgabe. KPIs sind wich­

ge ist, wie bekommt man in die Veran­

nologien verwendet man, welche Roh­

tig, die Qualität der Menschen ist wich­

lagungsformen der privaten Vorsorgen

stoffe und Energien. Der Investor hat sei­

tiger. Vor zehn Jahren hat man ande­

und Pensionen Aktien rein. Da geht es

nen Horizont etwas kürzer gefasst. Aus

re Mitarbeiter gebraucht als heute. Wir

um steuerliche Begünstigungen. Wir

dem Management heraus muss man bei

haben andere Leute reingeholt, die das

unterstützen etwa ein Mitarbeiterbetei­

Investitionen mit Bedacht, Hausverstand

Unternehmen umbauen und neu gestal­

ligungsprogramm bei der Wienerberger.

und Augenmaß agieren. Die Nachhaltig­

ten, das wäre vor zehn Jahren gar nicht

Das andere Thema ist, wie man mit ei­

keitsstrategie der Wienerberger etwa än­

denkbar gewesen.

nem Zukunftsfonds Österreich umgeht.

dert sich ja nicht stündlich, sondern die

Norwegen hat einen sehr erfolgreichen Welche Risiken sehen Sie abseits der Aus-

aus

wirkungen durch das Coronavirus? - Der

Staatsfonds. Auch in Österreich könnte

Haben Sie persönlich Aktien nach den Kurs-

Brexit hat mich über Jahre begleitet,

man so einen Fonds aufbauen, und wenn

stürzen der vergangenen Wochen nachge-

ich glaube nach wie vor an England

das ganz gezielt gemacht wird, wäre das

kauft? - Ja, habe ich, es waren 10.000 Stück.

und glaube auch daran, wenn der Markt

eine sehr positive Geschichte. n

schreiben wir für die nächste Dekade.

13

der

Erdölindustrie

kommenden


MEINUNGEN GASTKOMMENTAR

VITA CHRISTIAN KEUSCHNIGG Professor für Nationalökonomie Universität St. Gallen

Das Coronavirus lähmt die Wirtschaft. Jetzt gilt es, die Verluste breit zu verteilen und über die Zeit zu strecken, damit sie tragbar bleiben.

WIRTSCHAFTSPOLITIK IN DER CORONA-KRISE

Der gebürtige Tiroler (61) ist seit 2001 Professor an der Universität St. Gallen und leitet das von ihm 2015 initiierte Wirtschaftspolitische Zentrum in Wien. Als promovierter Volkswirt der Universität Innsbruck und habilitierter Finanzwissenschaftler der Universität Wien liegen dem begeisterten Krimileser heute vor allem die öffentlichen Finanzen in Forschung und Lehre am Herzen. Immer an den neuesten wirtschafts­ politischen Herausforderungen interessiert, findet man ihn in seiner Freizeit mit dem Tennisschläger in der Hand oder auch auf dem Rad sitzend.

Eine Hiobsbotschaft jagt die andere:

sind die Staatsschulden da. Wenn

Todesfälle, Überlastung des Gesund­

sich die Lage normalisiert, müssen

heitswesens, Panik an den Börsen und

sie wieder abgebaut werden.

„Obergrenzen für ein

menschenleere Städte. Das Coronavi­ rus greift um sich und lähmt die Wirt­

­Krisenbudget wären

schaft. Die medizinischen Notmaßnah­

­kontraproduktiv.“

men führen zu Lieferstopps und Nach­

CHRISTIAN KEUSCHNIGG

frageausfall in den „menschennahen“ Branchen. Eine Rezession ist sicher. Es

Verantwortung der Bürger: Je mehr es gelingt, die Ansteckungen ein­ zudämmen, desto geringer sind die wirtschaftlichen Folgeschä­ den. Da kommt es auf die Diszip­

braucht Krisenpolitik mit einem Plan.

lin jedes Einzelnen an.

Drei Prinzipien sind wichtig, um

Kurzarbeit hilft, die Löhne weiter­

eine veritable Wirtschaftskrise zu ver­

zahlen zu können.

hindern: Die Verluste sind breit zu ver­

Ein klarer Plan schafft Vertrauen. Ober­ grenzen für ein Krisenbudget wären

Verlängerung der Bezugszeiten in der

kontraproduktiv. Aus Angst, dass die

solvenzen von gesunden Unterneh­

Arbeitslosenversicherung: Jetzt fin­

Mittel nicht reichen, müssten Unter­

men mit ihren Beschäftigten sind zu

det bestimmt niemand einen neu­

nehmen schnell die Belegschaft abbau­

vermeiden. Ein Vertrauensverlust ist

en Job. Später können die Defizite

en, um ihre Verluste nicht ausufern zu

zu verhindern. Auch in normalen Zei­

leichter abgetragen werden.

lassen. Anstatt Obergrenzen braucht

teilen, damit sie tragbar bleiben. In­

ten gilt: Die Unternehmen versichern

es Kostenbeteiligung. Die Arbeitenden Kreditversorgung sichern: Wenn die

verzichten in der Kurzarbeit auf einen

Löhne zahlen – solange sie dazu in der

Erlöse wegbrechen, aber die Kos­

Teil des Lohns. Die Unternehmen müs­

Lage sind. Jetzt kommt es auf die Kri­

ten weiterlaufen, entsteht ein ge­

sen den größten Teil der Verluste tra­

senrobustheit an. Sie braucht definitiv

waltiger Bedarf an Zwischenfi­

gen. Mit anteiligen Lohnzuschüssen bei

Verstärkung:

nanzierung, auch bei den gesün­

Kurzarbeit, zinslosen Steuerstundun­

desten Unternehmen. Vorüberge­

gen und rückzahlbaren Liquiditätshil­

Kurzarbeit: Bricht die Nachfrage

hende Liquiditätsschwierigkeiten

fen werden sie geringer.

schock­artig ein oder legen Liefer­

sind kein Grund für Insolvenz.

die Arbeitenden, indem sie regelmäßig

stopps die Produktion still, fallen

Wenn man die Garantien für weitere Kredite anteilig begrenzt, müssen auch

Staatsschulden aufnehmen: Die ent­

die Banken ein Risiko mittragen. Indem

ten unverändert weiterlaufen. Das

stehenden Defizite sollen die Las­

die Schäden breit verteilt und über die

treibt das stärkste Unternehmen

ten über längere Zeit verteilen und

Zeit gestreckt werden, bleiben sie trag­

in den Ruin. Entschädigung bei

damit erst tragbar machen. Dazu

bar. n

die Erlöse aus, während die Kos­

14


Weil wir wissen, was Unternehmen jetzt brauchen, bieten wir Ihnen ein umfangreiches Corona-Krise-Sofort-Service. Damit Sie für Ihr Unternehmen rasch die Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten ausschöpfen können. Sofort-Kontakt: • Rufen Sie Ihre/n BeraterIn direkt an. Alle Telefonnummern finden Sie unter oberbank.at/filialfinder • Kontaktieren Sie Ihre/n BeraterIn einfach per Mail. Wir rufen Sie ehestmöglich zurück. Sofort-Infos unter oberbank.at/jetztunternehmen „CoronaKrise SPEZIAL“. Holen Sie sich gleich die aktuellen CoronaKrise-Sofort-Infos auf JETZT UNTERNEHMEN, dem neuen Online-Ratgeber für UnternehmerInnen. Wir sind für unsere FirmenkundInnen da. Gemeinsam schaffen wir das.

Dr. Franz Gasselsberger, MBA, Generaldirektor Oberbank AG Oberbank Business Kampagne

1


#ÖBAG

© BÖRSIANER

Sitz in Wien. Die Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG) residiert in der ehemaligen Zentrale der Volksbank Wien in der Kollingasse im neunten Gemeindebezirk.

16


FINANZPLATZ UNTERNEHMEN

DIE NEUE STRATEGIE DER ÖBAG Der Börsianer hat mit Experten aus Politik und Wirtschaft über die Zukunft der ÖBAG gesprochen. Die ÖBAG selbst will vorerst keine Neuinvestitionen tätigen, aber grüner werden. TEXT CHRISTIAN HÖLLER

D

ie

staatliche

Beteiligungsge­

sellschaft ÖBAG wird nach der Corona-Krise wieder im Blick­

punkt der Öffentlichkeit stehen. Denn der

„Ibiza“-Untersuchungsausschuss

plätze. Die ÖBAG-Beteiligungen sichern

„Von Zukäufen wird derzeit Abstand ­genommen.“

im Parlament will nicht nur die Posten­ besetzungen bei der Casinos Austria AG,

mehr als 135.000 Arbeitsplätze in Öster­ reich und spielen oftmals eine zentra­ le Rolle für die Versorgung unseres Lan­ des.“ Die Firmen machen derzeit in der Corona-Krise einen hervorragenden Job. „Die Aufgabe der ÖBAG ist es hier, als

THOMAS SCHMID

sondern auch die Vorgänge bei der ÖBAG

Kernaktionär für stabile Rahmenbedin­

sowie die Bestellung von ÖBAG-Allein­

nehmensbeteiligungen organisiert wer­

vorstand Thomas Schmid unter die Lupe

den?“, so Sepp Schellhorn, Wirtschafts­

gungen zu sorgen“, so Schmid. Um die Debatten über die Zukunft der

nehmen. Der Wert der ÖBAG ist nicht zu

sprecher der Neos. Derzeit will die ÖBAG

ÖBAG zu verstehen, ist ein Rückblick auf

unterschätzen: Ihr Portfolio umfasst elf

im Zuge der Corona-Krise für Stabili­

das Jahr 2000 notwendig.

Konzerne mit einem Portfoliowert von

tät sorgen. „Gerade in Zeiten der Krise

22,9 Milliarden Euro (Jahresende 2019).

zeigt sich, wie wichtig ein stabiler staat­

1. Reform: ÖVP und FPÖ

„Diese Unternehmen, an denen die ÖBAG

licher Kernaktionär ist, der als langfris­

Unter Exbundeskanzler Wolfgang Schüs­

eine wesentliche Beteiligung hält bezie­

tiger Partner agiert“, so ÖBAG-Vorstand

sel (ÖVP) wurde 2000 ein Gesetz über die

hungsweise managt, machen ein Drittel

Thomas Schmid im Exklusivinterview

staatliche Industrieholding ÖIAG verab­

des gesamten ATX aus“, sagt Christoph

(Seite 20) mit dem Börsianer. Zwar bietet

schiedet. Kernstück war ein ÖIAG-Auf­

Boschan, Chef der Wiener Börse AG. „Je

das neue ÖBAG-Gesetz grundsätzlich die

sichtsrat, der politisch unabhängig war

nachdem, wie sich die ÖBAG aufstellt, hat

Möglichkeit, dass die ÖBAG ihr Portfolio

und sich selbst erneuerte. Dies funktio­

sie großen Einfluss auf die weitere Ent­

erweitern kann. Angesichts der Corona­

nierte zunächst ganz gut. Doch im Laufe

wicklung des österreichischen Kapital­

Situation sieht Schmid jetzt aber nicht

der Zeit entwickelte sich der ÖIAG-Auf­

markts“, so Boschan. Ein Dauerbrenner

die Zeit gekommen, „um in Wachstums­

sichtsrat zu einem Freundesverein. Viele

in der öffentlichen Debatte ist der poli­

storys zu investieren“.

Mitglieder des Kontrollgremiums waren

tische Einfluss. „Die Grundsatzfragen

Laut Schmid gebe es aktuell „weder

damals miteinander geschäftlich ver­

sind: Wie viel politischer Einfluss soll auf

Planungen für Neuinvestitionen“, noch

bunden, was für Kritik sorgte. Der frü­

staatliche oder teilstaatliche Unterneh­

nehme die ÖBAG an laufenden Bieter­

here Nationalbank-Präsident Claus Raidl

men ausgeübt werden? „Welche Strate­

prozessen teil. Aufgrund der Corona-Kri­

sprach damals von einer Insiderclique:

gie verfolgt die Republik mit diesen Un­

se gehe es „jetzt um den Schutz unserer

„Aus der Selbsterneuerung wurde eine

ternehmen und wie sollen die Unter­

Wirtschaft und den Schutz der Arbeits­

Art Selbstbedienung.“

17


FINANZPLATZ UNTERNEHMEN

2. Reform: SPÖ und ÖVP Um die Selbsterneuerung des Aufsichts­ rats zu beenden, wandelten SPÖ und ÖVP © ACHIM BIENIEK

die ÖIAG in die ÖBIB um. Im Gegensatz zur ÖIAG handelte es sich bei der ÖBIB um keine Aktiengesellschaft, sondern um eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die dem Finanzministerium unterstand. Während der Vorstand ei­

Aufklärung. Ex-Casinos-Austria-Chef Alexander Labak sagte der Korruptionsstaatsanwaltschaft, ihm sei zu verstehen gegeben worden, dass es ein politisches Gegengeschäft zwischen ÖVP und FPÖ gegeben haben soll.

ner Aktiengesellschaft weisungsfrei ist, musste die ÖBIB-Geschäftsführung die

Viele fragten sich, warum in der ÖBAG

nen Wirtschaft, zum Börsianer: „Die Be­

Weisungen des Ministeriums erfüllen.

kein zweiter Vorstand vorgesehen ist. In

teiligungen des Bundes sollten in strate­

Auch diese Reform sorgte für Unmut.

der Zeugeneinvernahme vor der Wirt­

gisch wichtigen Versorgungsunterneh­

Viele kritisierten, dass die ÖBIB die An­

schafts- und Korruptionsstaatsanwalt­

men erhalten bleiben.“ Zudem müsse

teile an den Staatsbetrieben nur verwal­

schaft meinte der frühere Casinos-Aust­

im Sinne der im Regierungsübereinkom­

tete, aber zu wenig aktiv gestaltete.

ria-AG-Chef Alexander Labak, ihm sei zu

men formulierten Ziele im Klimaschutz

verstehen gegeben worden, dass es hier

„in die dafür wesentlichen Handlungs­

3. Reform: ÖVP neu und FPÖ

ein politisches Gegengeschäft zwischen

felder investiert werden“. Laut Regie­

Im Frühjahr 2019 beschloss die frühere

ÖVP und FPÖ gegeben haben soll. Beide

rungskreisen hat derzeit aber die Bewäl­

ÖVP-FPÖ-Regierung, dass die ÖBIB in

Parteien bestreiten das. Die frühere ÖVP-

tigung der Corona-Krise oberste Prio­

die ÖBAG umgewandelt wird. Die ÖBAG

FPÖ-Koalition hatte mit der ÖBAG Gro­

rität. Die Grünen sprechen sich außer­

wurde wieder eine Aktiengesellschaft

ßes vor. Die Gesellschaft bekam nicht nur

dem für einen zweiten ÖBAG-Vorstand

und ist damit weisungsfrei. Im Gegen­

mehr Beteiligungen, sondern sollte auch

aus: „Ein zweiter Vorstand hätte zumin­

satz zur früheren ÖIAG erneuert sich der

Spielräume für Zukäufe haben. Im No­

dest im Sinn des Vieraugenprinzips zur

Aufsichtsrat nicht mehr selbst, die Mit­

vember hatte ÖBAG-Direktor Bernhard

wechselseitigen Kontrolle und Verbesse­

glieder des Kontrollgremiums werden

Perner laut Bloomberg gemeint, dass 2020

rung der Managementqualität Vorteile“,

von der Politik bestimmt. Die ÖVP durf­

erste Investitionen geplant seien. Das

betont Jungwirth. Aus ÖBAG-Aufsichts­

te bei der ÖBAG-Gründung vier und die

Volumen soll 100 Millionen Euro über­

kreisen heißt es jedoch, dass derzeit kein

FPÖ zwei Personen nominieren. Die FPÖ

steigen. Es soll bereits eine Shortlist mit

zweiter Vorstand vorgesehen sei.

entsandte den Unternehmer Karl Ochs­

100 österreichischen Firmen existieren.

5. Kapitalmarktexperten zur ÖBAG

ner, der auch Trauzeuge des ehemali­ gen FPÖ-Chefs Heinz-Christian Strache

4. Zukunft unter ÖVP und Grüne

Kapitalmarktexperten

war, und den ehemaligen Strabag-Ma­

Statt mit der FPÖ ist die ÖVP nun mit

ge politische Einflüsse bei der ÖBAG

nager Christian Ebner. Beide sind noch

den Grünen in der Regierung. Die Grü­

kritisch. Die ÖBAG komme nicht zur

immer im Aufsichtsrat.

nen verlangen bei der ÖBAG einen „grü­

Ruhe, weil in der öffentlichen Wahr­

Als Alleinvorstand setzte der ÖBAG-

nen Schwerpunkt“. Dies ist auch – was in

nehmung der Eindruck politischer Do­

Aufsichtsrat Thomas Schmid ein. Dieser

der Öffentlichkeit bisher kaum aufgefal­

minanz überwiege, sagt Wolfgang Ma­

war zuvor Generalsekretär im Finanz­

len ist - im Regierungsprogramm fest­

tejka von Matej­ka & Partner Asset Ma­

ministerium. Die Opposition kritisiert

geschrieben. So heißt es in dem 328-sei­

nagement. Seiner Ansicht nach brau­

die Bestellung von Schmid als „Pos­

tigen Pakt zwischen ÖVP und Grünen

che es bei der ÖBAG ein „professionell

tenschacher“. Der 44-jährige studier­

auf Seite 90, dass sich die Regierung zu

aufgestelltes Management auf Basis in­

te Jurist und Politikwissenschaftler hat

einem „aktiven Beteiligungsmanage­

ternational geübter Regeln und Bestim­

für verschiedene ÖVP-Politiker und in

ment“ der ÖBAG bekennt. Zudem soll

mungen betreffend Ziele, Instrumen­

ÖVP-geführten Ministerien gearbeitet.

die ÖBAG einen „Beitrag zu Klima- und

te und Maßnahmen“. Ein Overruling

Schmid wird in der Causa Casinos Aus­

Umweltschutz“ leisten. Als Beispiele

durch die Politik dürfe im Tagesgeschäft

tria AG wegen seiner früheren Tätigkeit

werden unter anderem E-Mobilität, Car­

nicht möglich sein. Weiters schlägt Ma­

als Generalsekretär im Finanzministeri­

sharing, Einsatz von ökologischen Bau­

tejka leistungsorientierte Anreizmecha­

um von der Wirtschafts- und Korrupti­

stoffen beziehungsweise erneuerbaren

nismen und eine Erweiterung auf mehr

onsstaatsanwaltschaft als Beschuldigter

Energieträgern in der öffentlichen Bau­

Unternehmen vor. Alois Wögerbauer,

geführt. Für ihn, der alle Vorwürfe be­

wirtschaft genannt. Dazu sagt Sabine

Geschäftsführer der 3 Banken Genera­

streitet, gilt die Unschuldsvermutung.

Jungwirth, Bundessprecherin der Grü­

li Investment, sieht das Pro­blem bei der

18

sehen

allfälli­


FINANZPLATZ UNTERNEHMEN

steigerung, also „eine reine Vermögens­

„ÖBAG ist es bis dato nicht ­gelungen, Ziel zu ­definieren.“

bildung zur Sicherung des Staatsvermö­ gens“. Politische und gesellschaftliche Weltanschauungen hätten bei einem solchen Fonds nichts verloren. Varian­ te zwei sei laut Wögerbauer ein Stand­

ALOIS WÖGERBAUER

ortsicherungsfonds. Hier sollten Unter­

„Zweiter Vorstand zur Verbesserung der Unternehmens­ qualität.“ SABINE JUNGWIRTH

nehmen in strategischen Branchen vor ÖBAG darin, „dass es bis dato nicht ge­

Übernahmen geschützt werden. In die­

wird das nichts werden“, ist Wögerbau­

lungen ist, ein klares Ziel zu definieren“.

ser Variante gehe es darum, die Staa­

er überzeugt. Der Vorstand der Wiener

Man will, so Wögerbauer, „immer alle

tsinteressen zu vertreten, den Arbeits­

Börse AG, Christoph Boschan, sieht zu­

Interessen mit einem Vehikel erfassen,

markt zu unterstützen oder strategische

dem Vorteile, wenn Unternehmen, an

und das muss dann zwingend schwam­

Assets nicht aus der Hand zu geben.

denen der Staat beteiligt ist, auch an der

mig werden“.

Beim Standortsicherungsfonds werden

Börse notieren. Dadurch werde die Wett­

Grundsätzlich gebe es für ihn zwei

politische und gesellschaftliche Weltan­

bewerbsfähigkeit der Firmen gesteigert.

Möglichkeiten. Variante eins sei ein

schauungen ab und zu reinspielen. Bei­

Ein Beispiel dafür sei die Österreichische

Staatsfonds, also ein Beteiligungsfonds

de Fonds sind laut Wögerbauer sinnvoll,

Post AG. Die Börsennotiz von Staatsbe­

nach dem Vorbild Norwegens. Der Fonds

aber in klar getrennten Vehikeln.

teiligung bringe laut Boschan einen we­

sollte die möglichst attraktive Dividen­

„Solange man beide Ziele in einem

sentlichen Gewinn „für alle Bürger durch

den seiner Beteiligungen thesaurieren

Vehikel mit dann auch noch den gleich

die Stärkung der öffentlichen Haushalte

und reinvestieren. Das Ziel sei die Wert­

handelnden

mit hohen Dividendenzahlungen“. n

dieindustrie.at/Kniepeiss

Personen

vereinen

will,

DIE INDUSTRIE HÄLT ÖSTERREICH AM LAUFEN. Die österreichischen Industriebetriebe und hunderttausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten Tag und Nacht weiter und halten damit Österreich am Laufen. Sie zeigen in diesen herausfordernden Tagen Verantwortung. Damit das Leben gesichert weitergeht. Hunderttausendmal Danke für diesen großartigen und vorbildlichen Einsatz!

www.iv.at


FINANZPLATZ UNTERNEHMEN

Rede und Antwort. Die ÖBAG arbeite nach Prinzipien der Sparsamkeit, sagt Thomas Schmid im Gespräch mit dem Börsianer.

VITA THOMAS SCHMID Vorstand ÖBAG Thomas Schmid (44) gilt als Kurz-Vertrauter. Er war einst Pressesprecher im Außenministerium, Generalsekretär im Finanzministerium und ist nun Alleinvorstand der Österreichische Beteiligungs AG, kurz ÖBAG.

„DIE ÖBAG PLANT DERZEIT KEINE NEUINVESTITIONEN“ Über die Strategie der ÖBAG wird viel spekuliert. Thomas Schmid verrät dem Börsianer im Interview seine Pläne. INTERVIEW CHRISTIAN HÖLLER, DOMINIK HOJAS

20


FINANZPLATZ UNTERNEHMEN

Herr Schmid, wie sieht die ÖBAG-Strategie

tigen Ausrichtung der Unternehmens­

re Beteiligungen, sowohl für aktive als

konkret aus? - Angesichts der aktuellen

werte im Eigentum der Österreicher zu

auch für mögliche Investmentziele.

Corona-Situation sehen wir, wie dyna­

sichern. Der Dialog, das Erkennen und

misch sich dieser Zustand täglich ent­

Nutzen von Synergien, bewusstseins­

Gibt es Vorgaben, wie hoch die Ausschüt-

wickelt. Wir sehen täglich neue Maß­

bildenden Maßnahmen und die aktive

tungen an den Staat in den nächsten Jah-

nahmen und neue Situationen für die

Ausübung des Stimmrechts stehen da­

ren sein sollen? - Unsere Beteiligungen

Unternehmen im Land. Aufgrund die­

bei im Mittelpunkt unseres Handelns.

haben im Jahr 2018 rund 574 Millionen

ser besonderen Umstände geht es jetzt

Euro an Dividende erwirtschaftet und

um den Schutz unserer Wirtschaft und

Welche Investitionen sind geplant? Stimmt

8,8 Milliarden Euro an Steuern und Ab­

den Schutz der Arbeitsplätze. Die Auf­

die Aussage, dass heuer 100 Millionen

gaben geleistet. Wir wollen keine Divi­

gabe der ÖBAG ist es hier, als Kernak­

Euro investiert werden sollen? - Das neue

denden auf Pump, sondern streben eine

tionär für stabile Rahmenbedingungen

ÖBAG-Gesetz bietet uns grundsätzlich

nachhaltige Dividendenpolitik an. Das

zu sorgen.

die Möglichkeit, im Sinne der Stand­

ist eine gute Basis für Zeiten, die nicht

ortförderung eine gezielte Erweiterung

so einfach sind. Für 2019 sehen unse­

Welche Maßnahmen setzt die ÖBAG, um

unseres Portfolios vorzunehmen. Klar

re Planungen ein gesteigertes Ergeb­

den im Regierungsprogramm beschrie-

ist aber auch: Die ÖBAG plant derzeit

nis vor, wobei die Situation nach Coro­

benen Beitrag der ÖBAG zum Klima- und

keine Neuinvestitionen. Aktuell gibt es

na natürlich neu zu bewerten ist. Bisher

Umweltschutz zu leisten? - Kurzfristig

weder Planungen zu derartigen Neuin­

haben wir noch keine Mitteilung von ei­

steht nun die Bewältigung der Corona-

vestitionen oder Teilnahmen an laufen­

nem unserer Beteiligungsunternehmen

Krise im Fokus. Gleichzeitig sind Öko­

den Bieterprozessen. Unser Fokus liegt

erhalten, dass sie die Dividendenpla­

logisierung und Nachhaltigkeit integ­

aktuell auf Stabilität, auf der langfristi­

nung nicht einhalten werden.

rale Bestandteile des Regierungspro­

gen Wertsteigerung des Bestandsport­

gramms der österreichischen Bundes­

folios sowie der Sicherung der Arbeits­

Wünscht sich die ÖBAG bei der Umsetzung

regierung. An dieser Strategie orientiert

plätze in unseren Beteiligungen.

der Strategie mehr Vorgaben vom Gesetzgeber? - Für die ÖBAG ergibt sich eine

sich auch die Ausrichtung der ÖBAG. Die ÖBAG verfolgt das Ziel, die Wertsteige­

Sind „grüne Investments“ geplant? - Von

klare Aufgabenstellung aus dem Gesetz

rung der Beteiligungsgesellschaften mit

Zukäufen wird derzeit generell Abstand

heraus: Den Standort Österreich zu stär­

ökologischen, sozialen und unterneh­

genommen.

ken und Arbeitsplätze zu sichern und zu

merischen Kriterien, sprich ESG-Krite­ Welche Personen befinden sich im vom

nen könnten wir sowohl Minderheits­

ÖBAG-Aufsichtsrat unabhängigen Betei-

beteiligungen an für den Standort re­

Gibt es für das Thema Nachhaltigkeit be-

ligungskomitee, das bei Investitionen mit-

levanten Unternehmen einzugehen als

reits einen Masterplan? - Die ÖBAG ver­

reden soll? - Wir haben ein international

auch solchen Unternehmen Kredite,

folgt einen mehrdimensionalen Ansatz

erfahrenes Beteiligungskomitee einge­

Garantien und sonstige Finanzierungen

der Nachhaltigkeit: Zum einen verwal­

richtet, das die ÖBAG im Anlassfall in

zur Verfügung zu stellen. Aus unserer

ten wir das Vermögen der Österrei­

Hinblick auf Investitionen und Kapi­

Sicht sind die Vorgaben also klar.

cherinnen und Österreicher sicher und

talmarktfragen beraten kann. Dieses

stabil – mit einem Höchstmaß an Ver­

internationale

be­

Ist bei der ÖBAG die Einsetzung eines

antwortung und Transparenz, mit ei­

steht derzeit aus fünf anerkannten Ex­

zweiten Vorstands geplant? Diesbezüg-

ner klaren Ausrichtung auf langfristi­

perten: Klemens Breuer, Stefan Hamm,

lich gab es immer wieder Kritik von den

ge Wertsicherung. Zum anderen för­

Kari Järvinen, Michael Mendel und Pal

Oppositionsparteien und Grünen. - Die

dern und fordern wir ökologische, sozi­

Raaum,

ÖBAG arbeitet nach den Prämissen der

rien, in Einklang zu bringen. © GEORG WILKE

schaffen. Bei möglichen Neuinvestitio­

Expertenkomitee

ale und unternehmerische Nachhaltig­

Zweckmäßigkeit,

Wirtschaftlichkeit

keit in den Portfoliounternehmen. Da­

Sind im Beteiligungskomitee auch Exper-

und Sparsamkeit. Was wir nach einem

bei gilt: Sowohl den Anforderungen aus

ten für umwelt- und klimapolitische The-

Jahr sehen, ist, dass wir in der ÖBAG

der Wirtschaft, dem Finanzmarkt und

men geplant? - Nachhaltigkeit ist für die

derzeit alle erforderlichen Ressourcen

der Zivilgesellschaft gerecht zu wer­

ÖBAG natürlich immer ein Investment-

haben, um all unsere Aufgaben sorgfäl­

den. Uns eint das Ziel, einer nachhal­

Kriterium, aber das gilt für all unse­

tig abwickeln zu können. n

21


RENDITE WIENER BÖRSE

MARKTENTWICKLUNG

ENTWICKLUNG (YTD) DER INTERNATIONALEN AKTIENMÄRKTE IM VERGLEICH ZUR WIENER BÖRSE 10,00%

5,00%

0,00%

-5,00%

ATX (ÖSTERREICH) STOXX EASTERN EU TM (EUR) -10,00%

STOXX EUROPE TM (EUR) STOXX US TM (EUR) STOXX EM TM (EUR)

-15,00%

-20,00%

-25,00%

-30,00%

-35,00%

-40,00%

-45,00%

02.1.

06.1.

13.1.

20.1.

27.1.

03.2.

10.2.

17.2.

24.2.

02.3.

09.3.

16.3.

Kurskorrektur. Die Unsicherheit wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise haben zu panikartigen Verkäufen an den Weltbörsen geführt. Am stärksten verlor der ATX-Index, der aber genau wie die Börsen Europas, Osteuropas und der Schwellenländer ein leichtes Comeback zeigt. US-Aktien werden dem bald folgen. PERFORMANCE DER INDIZES IM VERGLEICH Kurs

YTD* %

Kurs

YTD* %

ATX

AT0000999982 1705,9

–46,47 %

STOXX Emerging Markets TM EUR

CH0147792532 83,81

–33,82 %

Dow Jones Global Index

XC0006975012 308,17

–28,99 %

STOXX Europe TM EUR

CH0009119717 279,91

–31,63 %

STOXX Eastern Europe TM EUR

CH0042344587 136,31

–39,73 %

STOXX USA TM EUR

CH0114209130 231,72

–23,25 %

Indizes

ISIN

KOLUMNE

WOLFGANG MATEJKA Geschäftsführer Matejka & ­Partner Asset Management

Indizes

ISIN

DIE WELT NACH DEM BÖRSEN-TSUNAMI Turbulente Zeiten hatten wir in den letzten Wochen dieses ersten Quartals zu erleben. Die Ängste vor einer globalen Ausbreitung der Covid-19-Erkrankungen und den begleitenden Auswirkungen auf die Wirtschaft und das soziale Leben haben auch den österreichischen Aktienmarkt unter massiven Druck gesetzt. Systembasierte Absicherungsmodelle und internationale Verkaufswellen haben den ATX fast 50 Prozent kippen lassen. Fundamentale Motive waren im Hintergrund, Risikoreduktion bestimmte die Bewegung. Regierungsprogramme, Notenbank­ erlässe und transparente Maßnahmen im sozialen Bereich sorgten dann doch für ein vorläufiges Ende diese Bewegung. Man besann sich wieder auf fundamentale Argumente, versuchte durch den Börsen-Tsunami die Chance wiederzuerkennen. Der Effekt all dessen ist, dass wir uns auf eine rezessive Entwicklung unserer Wirtschaftsräume für dieses Jahr einstellen müssen. Dem gegenüber stehen die mittlerweile enorm tiefen Kurse und die damit verbundenen Bewertungen auf teilweise historischen Tiefstwerten. Es ist mittlerweile davon auszugehen, dass die globalen Wirtschafts- und Hilfsprogramme ihre Wirkung in einer konzentrierten Verarbeitung dieser konjunkturdämpfenden Effekte haben werden. Dieser Blickwinkel in Verbindung mit der Suche nach Branchen und Sektoren, die durch diese Pandemie weniger betroffen oder sogar begünstigt sind, bewegt aktuell die Märkte am stärksten. Der Blick „durch das Virus“ hindurch ist jener, der mittelfristig auch die höchsten Ertragschancen verspricht. Von diesem analytischen Blick ist unser österreichischer Markt definitiv nicht ausgenommen.

22


RENDITE WIENER BÖRSE

MARKTMEINUNGEN AUSBLICK DER FONDSMANAGER

nationalen Namen gewichen. Dieser Tage stehen Infineon, Mi­

Thomas Niss Fondsmanager Own Austria Standortfonds (ISIN AT0000A1QA38) EB Portfoliomanagement

crosoft und Takeda an der Spitze. Wir verwalten den Fonds nach einer Logik, die ein Weltportfolio mit Österreich-Fokus ergibt. Ein gut gestreutes Produkt mit bekannten Namen und weniger US-Dollar-Exposure als andere Weltfonds ermöglicht längere Haltedauern und höhere Anlegerrenditen. Der Fokus auf Pro­ duktrenditen ist überkommen. Am Ende zählt, was netto beim

Wie bewerten Sie das aktuelle Marktumfeld? – Die Chance des Jahr­

Anleger ankommt. Und dafür ist es unumgänglich, auch Verhal­

zehnts. Auch wenn ich den Boden nicht vorhersagen kann, so

tenspräferenzen in die Assetallokation einfließen zu lassen.

günstig wie aktuell wird man lange nicht mehr kaufen können. Was sind die drei Toppositionen in Ihrem Österreich-Fonds und Welche Aktie haben Sie zuletzt ge- bzw. verkauft und warum? – Da die

warum? – Erste Group, Heineken, Roche, Apple und Andritz.

Wiener Börse zuletzt besonders unter Druck geraten ist, sind un­

Weil mit diesen Namen der Tracking Error zu unserem Ideal­

sere üblichen Toppositionen Erste Group und OMV aktuell inter­

portfolio am geringsten ausgefallen ist.

ZERTIFIKATE IM FOKUS

DIE KRISE ALS CHANCE Die globale Ausbreitung der Corona-Pandemie hat innerhalb weniger Wochen unseren beruflichen und privaten Alltag völlig verändert. Die Unsicherheit ist groß und kaum eine Kennzahl drückt den Grad der Verunsicherung an den Finanzmärkten besser als die Volatilität aus. Alle relevanten „Vola-Benchmarks“ wie VIX, VSTOXX oder VDAX-NEW rasten in schwindelerregende Höhen und toppten damit teilweise sogar die Niveaus der Finanzkrise 2008/09. Panikmodus an den Märkten mit Tagesbewegungen im zweistelligen Prozentbereich bei den größten Aktienindizes der Welt verleiten rasch dazu jegliche Rationalität über Bord zu werfen. Dass Angst allerdings ein schlechter Ratgeber ist – v.a. für mittel- bis längerfristig orientierte Anleger –, hat die Vergangenheit oft bewiesen. Trotz kaum vorhandener Zinsen sind die Sparguthaben in Österreich in den letzten Jahren auf mittlerweile über EUR 263 Mrd. angewachsen. Manche mögen die jüngsten Kursrückschläge als Bestätigung sehen, niemals in Wertpapiere zu investieren. Einige könnten darin aber eine Chance erkennen, ihr Portfolio mittelfristig für eine Welt nach der Corona-Krise aufzustellen. Ein genauer Blick auf den in Österreich beliebtesten Zertifikatetypen, nämlich Kapitalschutz-Zertifikate, sowie auch ev. konservativ gestaltete Bonuszertifikate könnte sich jetzt lohnen, um von einer möglichen Erholung an den Märkten zu profitieren – und zwar ohne volles Marktrisiko nehmen zu müssen.

Entgeltliche Einschaltung

HEIKE ARBTER Mitglied des Vorstands

rus zu mildern. Wir erwarten mehr Druck auf die Regierungen

Paul Schofield Fondsmanager Allianz Global Sustainability (ISIN LU0158828326) Allianz Global Investors

in aller Welt, die fiskalpolitischen Anreize zu verstärken. Welche Branchen favorisieren Sie derzeit und warum? – Uns gefällt nach wie vor das Wachstumsprofil vieler Aktien innerhalb des Technologiesektors. Zudem bevorzugen wir auch Finanzunter­ nehmen, die nicht dem Zinsniveau ausgesetzt sind, sondern

Wie bewerten Sie das aktuelle Marktumfeld? – Die globalen Ak­

eher ein gebührenbasiertes Modell haben, statt des eher tra­

tienmärkte traten in eine Baisse ein, da die Anleger auf die

ditionellen Geschäftsmodells der Banken, die in diesem sehr

wachsende Verbreitung und die Auswirkungen des Coronavi­

niedrigen Zinsumfeld weiterhin Probleme haben werden.

rus reagierten. Die Entscheidung der Opec, die Ölfördergren­ zen aufzugeben, hat über den Energiesektor zusätzliche Vola­

Was sind die drei Toppositionen in Ihrem Nachhaltigkeitsfonds und

tilität gebracht. Die Zentralbanken haben bereits Schritte un­

warum? – Visa, Adobe und S&P Global. Alle drei leisten gute

ternommen, um die finanziellen Auswirkungen des Coronavi­

Arbeit beim Management der wesentlichen ESG-Risiken.

23


RENDITE PORTFOLIO

HARALD HOLZER

DAS KREUZ MIT DEN RISIKOPROFILEN   VITA HARALD HOLZER Vorstand/CIO Kathrein Privatbank AG

Kursstürze offenbaren, ob gesetzte Verlustgrenzen der Kunden ertragbar sind, sagt Harald Holzer, Veranlagungschef der Kathrein Privatbank AG. Europäische Hochzinsanleihen sind bereits jetzt eine Kaufgelegenheit. TEXT INGRID KRAWARIK Herr Holzer, was ist nach dem Kurssturz an den Börsen derzeit Ihre vordringlichste Aufgabe als Investmentchef der Kathrein Pri-

#PORTFOLIO DIE ASSET-ALLOKATION

Der leidenschaftliche Basketballer und Beachvolleyballer (53) ist seit 1999 bei der Kathrein Privatbank AG und seit zehn Jahren Teil des Vorstands. Der renommierte Veranlagungsprofi bezeichnet sich selbst als Teamplayer.

haben in geldmarktnahe Papiere inves­ tiert. Cash ist derzeit vielleicht die beste Sicherheit.

vatbank? – Wir überprüfen derzeit lau­ fend die Kundenportfolios, ob diese

Was beobachten Sie derzeit, welche Da-

schon defensiv genug sind, nur sind wir

ten sind jetzt wichtig? – Der Volatilitäts­

fast überall schon an den Untergrenzen.

index VIX ist fast am Höchststand von

Die sind vertraglich geregelt, dennoch

2008, erst danach werden wir die Tiefst­

gibt es jetzt von Kunden, die Vermögens­

stände bei den Aktienkursen sehen. Für

verwaltungsmandate haben, Gesprächs­

mich sollte schon eingepreist sein, dass

bedarf, ob die Risikoprofile adäquat sind.

es in den USA mit dem Coronavirus noch schlimmer wird, die sind zwei bis drei

Was diskutieren Sie mit Ihren Kunden? –

Wochen später dran. Aber das scheint

Die Frage, ob wir noch defensiver wer­

sehr unsicher zu sein. Die Zahlen zur In­

den sollen oder nicht. In manchen Fäl­ len werden die Veranlagungsrichtlinien angepasst oder in der Beratung die Reiß­ leine gezogen. Ich selbst bin aber damit nicht ganz glücklich. Persönlich würde ich durchtauchen, wenn ich das Geld in den nächsten, drei, fünf oder zehn Jah­ ren nicht brauche. Beim ausgewogenen

41,9 % Anleihen 26,0 % Aktien 19,8 % Gemischte Allokationen 8,8 % Cash 2,3 % Alternative Investments 1,2 % Sonstige QUELLE: KATHREIN PRIVATBANK AG „AUSGEWOGENES PORTFOLIO“

Portfolio, das im Idealfall aus 50 Prozent

dustrieproduktion in China für Jänner und Februar waren mit einem Rückgang von 13 Prozent überraschend gut, der Bau ist mit minus 45 Prozent am stärks­ ten betroffen. Anhand von China ergibt sich ein Muster für den Rest der Welt. Wir müssen die Einkaufsmanagerindizes ab­ warten. Dass Analysten ihre Gewinn­ erwartungen nach oben revidieren, da­

Anleihen und 50 Prozent Aktien besteht,

von sind wir weit entfernt.

haben wir die Aktienquote auf 26 Prozent

breitet hat und es plötzlich kein chinesi­

gesenkt. Da könnte man nach und nach

sches Problem mehr war. Und das zwei­

Gibt es schon Kaufgelegenheiten? – Ein

schon wieder einsteigen mit dem Wissen

te Mal, als der Weltaktienindex bei mi­

Käufermarkt sind aktuell europäische

im Hintergrund, dass die Märkte noch

nus 20 Prozent vom Hoch angelangt ist.

High-Yield-Anleihen, die wurden ordent­

bis auf minus 50 Prozent vom Hoch fal­

Wir haben in der dynamischen Strategie

lich abgestraft. Da überlegen wir aufzu­

len können und man zehn Jahre Zeit hat.

nun die fast dreifach so hohe Gewichtung

stocken, die Renditen liegen bei mehr als

Derzeit steht der Weltaktienindex bei

(19,77 statt 7,07 Prozent) und 15 Prozent

sechs Prozent. US-Hochzinsanleihen ha­

etwa minus 35 Prozent. Minus 50 hatten

statt fünf Prozent vor den Anpassung an

ben indes ein hohes Exposure zu den Fra­

wir etwa bei der Dotcom-Blase oder in der

defensiven Aktien aus den Branchen Ver­

cking-Firmen, die unter dem stark ge­

Lehman-Krise.

sorger, Telekom und Basiskonsumgüter,

fallenen Ölpreis leiden, hier erwarten wir

die einen gut bei wirtschaftlicher Ver­

eine hohe Ausfallsrate. Die Staatshilfe

Wie haben Sie auf die Kursstürze bei der Ver-

langsamung durchbringen sollten. Die

wird in Europa höher ausfallen als in den

anlagung reagiert? – Wir haben Aktien be­

haben bei dem Kurssturz natürlich auch

USA. Wir sind in Europa deshalb überge­

reits zweimal reduziert. Das erste Mal, als

verloren, sind aber fünf Prozent weni­

wichtet, auch deshalb, weil es viele defen­

sich das Coronavirus in Italien ausge­

ger gefallen als der Gesamtmarkt. Wir

sive Aktien im Vergleich zu den USA gibt. n

24


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RENDITE DIVIDENDEN

EUROPAS ZAHLMEISTER AM ZUG 1.

2.

3.

MARKTUMFELD

VERANLAGUNG

INTERVIEW

Seit 2009 liegt die durch­ schnittliche Dividenden­ rendite über der Anleihen­ rendite. Dazu kommt, dass die unternehmerische Entwicklung in den vergangenen Jahren besser war als die Kursentwick­ lung, was zu steigenden Dividenden führte.

Europäische Aktien laufen bei Dividenden der US-Kon­ kurrenz den Rang ab. Vor allem die Unternehmen im ATX-Index zählen zu den höchsten Dividendenzah­ lern. Bestimmte Kennzah­ len zeigen Anlegern, ob es sich um stabile Renditen handelt.

Die Auswirkungen der Corona-Krise könnten zu Dividendenkürzungen führen, sagt Christian Nemeth, Anlagechef der Zürcher Kantonalbank AG. Aktien von Versorgern und Telkos, meist gute Dividen­ denzahler, gelten historisch als krisensicherer.

SEITE 28

Geduld. Dividenden werden auf den Hauptversammlungen (HVs) der Unternehmen festgesetzt. Wegen der aktuellen Verschiebungen der HVs müssen Aktieninvestoren länger auf ihr Geld warten.

SEITE 30

SEITE 32


#RENDITE

Wegen der mickrigen Rendite bei soliden Anleihen rücken Unternehmen mit stetigen Dividenden in den Fokus. Europa sticht mit einer bewährten Ausschüttungspolitik und hohen Divivier Prozent hervor. Für Anleger gibt es verschiedene Möglichkeiten auf solide Dividendenaktien zu setzen, etwa mit Fonds, ETFs, aber auch mit Zertifikaten. TEXT RAJA KORINEK

© SORGE/CARO/PICTUREDESK.COM

dendenrenditen von derzeit mehr als


RENDITE DIVIDENDEN

DIVIDENDE SCHLÄGT ZINSEN

Angesichts der Corona-Krise, aber auch aufgrund der geringen Zinsen rücken Unternehmen mit stabilen Dividendenzahlungen in den Fokus. Vor allem Europa lockt mit hohen © BÖRSIANER

Dividendenrenditen. TEXT RAJA KORINEK Ertragreich.­Mitte März 2020 betrug die Dividendenrendite des ATX-Index nach den Kursstürzen 4,8 Prozent.

D

ie Folgen der Corona-Krise sind

während die Renditen zehnjähriger US-

leihen auf drei Prozent sank. Als danach

nicht nur im Alltag sichtbar. An

Treasuries unter ein Prozent gerutscht

die Europäische Zentralbank die Zinsen

den Börsen löste sie einen hand­

waren. Auf ähnlichem Niveau liegt die

kräftig senkte, erholten sich die Akti­

festen Crash aus. Und das verstärkte auch

durchschnittliche Dividendenrendite in

enmärkte allmählich, die Dividenden­

die Nachfrage nach sicheren Häfen, zu

Japan. Anders in Europa, wo allein der

rendite beim Eurostoxx 50 pendelte sich

denen vor allem deutsche Bundesanlei­

Euro­stoxx-50-Index eine durchschnittli­

im Schnitt zwischen 3,5 und vier Prozent

hen zählen. Die Folge: Deren mickrigen

che Dividendenrendite von 4,09 Prozent

ein. Die Anleiherenditen sanken auf rund

Renditen sackten weiter ab. Was aber

aufwies. Zum Vergleich: Die Renditen

ein Prozent. Als der ehemalige EZB-Prä­

tun, wenn man auf der Suche nach ste­

zehnjähriger deutscher Bundesanleihen

sident Mario Draghi im Jänner 2015 auch

tigen Einnahmequellen ist? Ingrid Szei­

sackten auf minus 0,8 Prozent ab, macht

noch das Anleihekaufprogramm lancier­

ler, Chief Investment Officer der Raiffei­

eine Differenz von 4,93 Prozentpunkten.

te, geriet die Null-Prozent-Linie rasch

sen KAG, meint: „In Zeiten niedriger und

Das war nicht immer so: Vor Aus­

ins Visier. 2016 rutschten deutsche zehn­

teilweise negativer Anleiherenditen sind

bruch der Finanzkrise 2007 notierten

jährige Bondrenditen erstmals ins Minus.

Dividendenrenditen für Anleger sehr in­

die Bundesrenditen bei knapp über vier

teressant.“ Hinzu bietet die Korrektur

Prozent, während die Dividendenrendi­

Mangel an Wachstumsaktien

grundsätzlich einen günstigen Einstieg

te beim Eurostoxx 50 mit rund drei Pro­

Interessant ist auch der Blick auf den hei­

bei Aktien.

zent darunter lag. Das änderte sich zü­

mischen Markt. Im ATX kletterte die Di­

Wie aber sehen die konkreten Zahlen

gig: Am Höhepunkt des Crashs – Anfang

videndenrendite Mitte März auf über 4,8

aus? In den USA lag die durchschnittliche

2009 – schnellte letztere Kennzahl auf

Prozent. Ein Grund dafür ist der hohe

Dividendenrendite berechnet am S&P

über sieben Prozent, während die Ren­

Kursverlust. Doch Alois Wögerbauer, Ge­

500 Mitte März bei rund 2,15 Prozent,

dite zehnjähriger deutscher Bundesan­

schäftsführer der 3 Banken-Generali In­

28


RENDITE DIVIDENDEN

vestment, sieht auch längerfristige fun­

zu Anleiherenditen - nur ein Aspekt, der

Die Allianz Global Investors hat sich

damentale Gründe. In Wien seien vor al­

ein Investment in entsprechende Ak­tien

die jährlichen Gesamterträge in ver­

lem Titel aus der Banken-, Immobilien-,

vor allem derzeit interessant macht. So

schiedenen Regionen von 1974 bis Ende

Industrie-, und Energiebranche notiert:

seien Dividendenzahlungen meist sta­

2019 angesehen. Allein am MSCI E ­ urope

„Traditionell zahlen diese Unternehmen

biler als die Unternehmensgewinne

machten Dividendenzahlungen fast 38

europaweit hohe Dividenden.“ Er betont,

selbst. Und diese würden wiederum we­

Prozent des Gesamtertrags aus, mehr als

dass in Wien Wachstumsaktien, etwa aus

niger schwanken als die Kurse am Akti­

in Nordamerika oder im Pazifikraum.

den Bereichen IT, Internet oder Digita­

enmarkt, erklärt Peter Nielsen, Portfo­

lisierung, fehlten. „Dadurch ergibt sich

liomanager des Danske Invest Europe

Kennzahlen beachten

im Schnitt eine vergleichsweise hohe

High Dividend. Dividendenkürzungen

Anleger sollten bei der Wahl der Dividen­

Dividendenrendite.“ Wachstumsaktien

würden von Unternehmen meist zöger­

denaktien auf wichtige Kennzahlen ach­

schütten meist kein Geld an Aktionäre

lich vorgenommen. Schließlich sendet

ten. Raiffeisen-Expertin Szeiler meint:

aus, sondern investieren in Wachstum.

es Aktionären, die sich mitunter auf re­

„Eine wichtige Größe kann die Entwick­

gelmäßige Zahlungen als Teil ihres Ge­

lung der Ausschüttungsquote sein, je­

in

samtinvestments verlassen, ein negati­

ner Anteil am Nachsteuergewinn, der an

den vergangenen Jahren besser als die

ves Signal. Angesichts der Schwere der

die Aktionäre als Dividende ausgeschüt­

Kursentwicklung,

Wögerbauer sagt auch: „Die un­ ternehmerische

Entwicklung

war

Divi­

Krise bleibt abzuwarten, inwieweit Divi­

tet wird.“ Die Ausschüttungsquote sollte

dendenrendite gestiegen ist.“ Dahinter

wodurch die

dendenkürzungen anstehen. Dies wird

nicht über mehrere Jahre hinweg anstei­

steckt eine simple Formel: Dividiert man

sich erst nach Ende des Geschäftsjahres

gen, wenn zugleich der Gewinn stagniert

die Dividende durch den Aktienkurs, er­

2020 zeigen.

oder rückläufig ist. Dann stellt sich die

hält man die Dividendenrendite. Wöger­

Frage, wie lange sich ein Unternehmen

bauer betont, dass Anleger bei Immobi­

Rekordjahr 2019

Ausschüttungen in der gegebenen Höhe

lienaktien ohnedies zu Recht eine solide

Bis vor kurzem hatten Anleger wenig

leisten kann. Auch sollten Anleger nicht

Dividende erwarteten. Versicherer oder

Grund zum Klagen. Allein im Vorjahr

vergessen, dass solide Dividendenaktien

Banken zahlten wegen fehlender Wachs­

zeigten sich viele Unternehmen äußerst

kein Ersatz für Anleihen sind, sondern

tumsstrategien lieber Dividenden. „Bei

spendabel, wie die Janus Henderson Glo­

eine weitere Möglichkeit bieten, regel­

den Versicherungen wie Uniqa oder auch

bal Dividend Indexstudie zum Jahr 2019

mäßige Erträge zu lukrieren.

bei den Banken ging es nach der Finanz­

aufzeigt. Die globalen Dividendenzah­

krise deutlich nach oben.“

lungen legten um 3,5 Prozent gegenüber

% MEINE RENDITE

2018 zu und erreichten damit ein neues

In Europa winken mit rund vier Prozent

Ausschüttungen als Anker

Rekordniveau von 1,43 Billionen US-Dol­

besonders

Allerdings ist der Blick auf die Dividen­

lar. Auf Europa entfielen davon 251 Mil­

wobei der ATX-Index aktuell zu den Spit­

denrendite – insbesondere im Vergleich

lionen US-Dollar ohne Großbritannien.

zenreitern zählt. n

hohe

Dividendenrenditen,

Die Zeiten ändern sich. Die Banken auch. Vermögen entsteht durch Wissen und Erfahrung 29

www.wienerprivatbank.com


© SAMPO

RENDITE DIVIDENDEN

In Europa locken viele Unternehmen mit lukrativen Dividendenzahlungen. Das bietet interessante Investmentchancen mit ausgewählten Fonds und Zertifikaten, zumal der jüngste Börsencrash einen günstigen Einstieg bietet. TEXT RAJA KORINEK

STABILE GELDMASCHINEN D

ie Wucht, mit der die Börsen­

Programme), bei dem zusätzlich bis Jah­

Die richtige Mischung

kurse zuletzt nach unten rassel­

resende mindestens 750 Milliarden Euro

Doch wie geht Van de Schootbrugge beim

ten, war fast einmalig. Wie lan­

in den Kauf von Staats- und Unterneh­

Threadneedle (Lux) Pan European Equi­

ge die Turbulenzen andauern werden,

mensanleihen investiert wird. Erstmals

ty Dividend Fund konkret vor? Immerhin

lässt sich kaum abschätzen. Zumindest

sind auch griechische Staatsanleihen

rangiert seine Fondsstrategie laut Mor­

aber setzten Regierungen und Noten­

umfasst. Und Länderobergrenzen wer­

ningstar ganz oben auf der Liste in jener

banken wichtige Schritte, um der Kri­

den ausgehebelt. So kann etwa Italien

Kategorie, bei der es um Europa-Aktien­

se möglichst zu kontern, zeigt Matthew

kräftig unter die Arme gegriffen werden.

fonds mit einem Dividendenfokus geht.

Van de Schootbrugge, Portfoliomanager

In den USA hat die Notenbank hingegen

Er schaffte eine Zehnjahresperformance

des Threadneedle Pan European Equity

den Leitzins zuletzt auf null Prozent ge­

von gut 4,5 Prozent per annum.

Dividend Fund (LU1849564973 für Pri­

senkt. Die Aktionen haben freilich vor

Grundsätzlich wird dabei auf eine

vatanleger, LU1849565434 für Großan­

allem einen Zweck: die Renditen der An­

Mischung aus defensiven Qualitätsak­

leger) auf. Die Europäische Zentralbank

leihen – somit im Endeffekt der Schulden

tien mit hohen Dividendenzahlungen

setzt etwa ihr Anleihenkaufprogramm

– weiter zu senken.

gesetzt,

ausgewählte

Wachstumsak­

fort. Am 12. März 2020 schnürte sie ein

Langfristig sei zudem mit der Entwick­

tien werden hinzugemischt. Zudem liegt

Rettungspaket, bei dem die Auswei­

lung eines entsprechenden Impfstoffs zu

die Mindestdividendenrendite der Titel

tung der Anleihen­käufe um 120 Milliar­

rechnen, gibt sich Van de Schootbrugge

im Fonds bei einem Prozent, wenn dies

den Euro bis Jahresende erweitert wur­

zuversichtlich. Er meint, dass die Aus­

auch keine explizite Untergrenze ist. Die

de. Kurz darauf verkündeten die europä­

wirkungen in drei bis fünf Jahren auf jene

größte Übergewichtung entfällt derzeit

ischen Währungshüter überraschend das

Unternehmen, in die der Fonds inves­

auf den Finanzsektor. Da seien die Ren­

„PEPP“ (Pandemic Emergency Purchase

tiert, begrenzt sein sollte.

diten attraktiv und Wachstumschancen

30


RENDITE DIVIDENDEN

vorhanden, etwa bei Aktien wie dem Ver­

tont der Fondsmanager. Denn die tiefen

ger entfällt. Die drei größten Positionen

mögensverwalter M&G oder den skandi­

Zinsen machen vor allem Lebensversi­

sind der portugiesische Versorger Ener­

navischen Versicherer Tryg, meint Van de

cherern zu schaffen. „Zudem generieren

gias de Portugal, der finnische Finanz­

Schootbrugge.

die Konzerne jede Menge Cash und zah­

konzern Sampo OYJ sowie der finnische

Noch vor der Börsenkorrektur wur­

len jährlich rund 70 bis 80 Prozent ihres

Papierhersteller UPM Kymmene.

de hingegen die Gewichtung der Ölaktien

Gewinnes als Dividende aus.“ Das ist im­

Regional breiter gefasst ist der QIX-

zurückgefahren, auch wenn bei Konzer­

merhin höher als die durchschnittliche

Dividenden-Europa-Index, der auch die

nen wie Total die Dividendenrenditen at­

Ausschüttungsquote von gut 66 Prozent

Schweiz,

traktiv und durch einen starken Cashflow

im Fonds. Auch konnten viele Versiche­

sowie Schweden abdeckt. Ein entspre­

gedeckt seien. Allerdings versuche man

rer etwa aufgrund von Kosteneinsparun­

chendes Indexzertifikat bietet die UBS

im Fonds grundsätzlich Positionen in Un­

gen die Dividenden regelmäßig steigern,

an (DE000UBS2QX5). Dabei werden 25

ternehmen, die einen hohen CO2-Austoß

betont Nielsen.

dividendenstarke europäische Unter­

Großbritannien,

Tschechien

verursachten, zu reduzieren. Auch beim

Tatsächlich zeigt ein Blick auf das

nehmen gewählt, die acht Kriterien er­

Basiskonsum ist Van de Schootbrugge in­

Factsheet: Titel wie Axa und Zurich Insu­

füllen müssen, zu denen die historische

zwischen zurückhaltender. Grund hierfür

rance zählen zu den größten Positionen.

und die erwartete Dividende zählen.

sind die Bewertungen.

Das tun Nahrungsmittelhersteller wie

Auch das Gewinnwachstum und dessen

Unilever und Nestle ebenso wie auch Ak­

Stabilität stehen im Fokus. Und so finden

tien aus dem Pharmasektor.

sich etwa Pharmawerte wie Roche Hol­

Finanzaktien im Fokus Der Danske Invest Europe High Dividend

Und selbst die Welt der ETFs bietet

dings und Sanofi genauso unter den Top-

Fund (LU0123484957 für Privatanleger,

langfristig Chancen, etwa der SPDR S&P

Holdings wie der spanische Netzbetrei­

LU0274214740 für Großanleger) schlägt

Euro Dividend Aristocrats ETF (IE00B5M­

ber Red Electrica de Espana.

sich innerhalb seiner Kategorie ebenfalls

1WJ87). Kurzfristig konnte sich auch der

wacker. Der Fonds legte in den vergange­

ETF der Krise nicht entziehen. Dabei bil­

% MEINE RENDITE

nen zehn Jahren um fast drei Prozent per

det das Produkt die Kursentwicklung von

Europas Aktienmärkte locken mit be­

annum zu. Die größte Fondsgewichtung

39 Aktien aus der Eurozone ab, die zwei

sonders hohen Dividendenrenditen –

entfällt auf den Finanzsektor mit mehr

wesentliche Kriterien erfüllen: Sie wei­

und bieten nach dem historisch heftigen

als 30 Prozent. Portfoliomanager Peter

sen die höchste Dividendenrendite auf

Crash einen sehr günstigen Einstieg. Ein­

Nielsen hat dabei schon seit gut zehn

und haben ihre Dividende zehn Jahre in

zelne Unternehmen sollte man dennoch

Jahrennehmen vor allem SampoVersicherungskonzer­ gehört zu den Dividen-

Folge regelmäßig erhöht oder zumindest

gründlich unter die Lupe nehmen. Denn

den-Lieblingen der Fondsmanager. ne im Fokus, insbesondere jene, die au­

nicht gesenkt. Regional entfällt knapp

Ausschüttungen können gekürzt wer­

ßerhalb des Geschäfts mit Lebensversi­

je ein Drittel auf Frankreich und auf

den, vor allem in turbulenten Zeiten. Eine

cherungen tätig sind. Der Grund dafür

Deutschland, während die größte Bran­

breite Streuung ist deshalb wichtig. Das

ist das geringere Investmentrisiko, be­

chengewichtung wiederum auf Versor­

geht mit Fonds, ETFs und Zertfikaten. n

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RENDITE DIVIDENDEN

Der Wert regelmäßiger Ausschüttungen sollte man vor allem in turbulenten Zeiten nicht unterschätzen, meint Christian Nemeth, Chief Investment Officer und Vorstandsmitglied bei der Zürcher Kantonalbank © CHRISTIAN NEMETH

Österreich AG. Er erklärt, Ausblick.­ Die Corona-Krise könnte im Geschäftsjahr 2020 Dividendenkürzungen nach sich ziehen, sagt Nemeth.

worauf Anleger dabei achten sollten. TEXT RAJA KORINEK

„FOKUS AUF DIVIDENDEN ALS ­ERTRAGSQUELLE SINNVOLL“ Herr Nemeth, das Coronavirus löste eine

In welchen Bereichen könnte es im aktuel-

entwickelten Regionen wie die USA und Ja-

heftige Börsenkorrektur aus. Die Turbu-

len Umfeld besonders sinnvoll sein? – Un­

pan weitaus höher, nämlich nicht erst seit

lenzen dürften länger anhalten, das Wirt-

ternehmen aus weniger konjunktursen­

dem jüngsten Crash. Ist Europa besonders

schaftswachstum dürfte einknicken. Soll-

siblen Sektoren werden vom Abschwung

spendabel? – In Japan ist die Aktionärs­

ten sich Aktienanleger vermehrt auf so-

geringer betroffen sein und können bes­

kultur weniger ausgeprägt. Sie steht erst

lide „Dividendenzahler“ konzentrieren?

ser durch die Turbulenzen navigieren.

seit einigen Jahren verstärkt im Fokus,

– Grundsätzlich ist ein Fokus auf Divi­

Dazu zählt klassischerweise der Basis­

und dazu zählen auch vermehrt Aus­

denden als Ertragsquelle eine sinnvol­

konsum, von dem beispielsweise Nah­

schüttungen. In den USA setzten viele

le Überlegung. Allerdings sollte man

rungsmittelkonzerne oder Produzenten

Unternehmen ihren Cashflow hingegen

angesichts der Corona-Krise auf ein­

von Hygieneartikeln ein Teil sind. Auch

stärker für Aktienrückkäufe als in Europa

zelne Branchenentwicklungen achten

Versorger

ein. Diesseits des Atlantiks haben Aus­

und nicht nur auf die Dividendenren­

zählen grundsätzlich zu den stabilen Di­

dite schauen. Einige Sektoren dürften

videndenzahlern. Generell ist eine Divi­

zumindest kurzfristig stärker von den

dende Ausdruck einer gesunden Bilanz

Und welchen Einfluss hat die Aktien-

Nachwehen betroffen sein. Obendrein

und ausreichenden Cashflows. Dividen­

kursentwicklung auf die Dividendenren-

sorgen andere Entwicklungen wie etwa

denkürzungen senden deshalb kein gu­

diten bisher gehabt? – Tatsächlich spielt

der Ölpreissturz für Turbulenzen bei

tes Signal an Aktionäre.

auch dieser Aspekt eine wichtige Rol­

und

Telekomunternehmen

entsprechenden Branchenfirmen. Die­

schüttungen eine lange Tradition.

le. Generell erholte sich Europa langsa­

se schütten traditionellerweise eben­

In Europa liegt die durchschnittliche Di-

mer von der Finanzkrise aus 2008, die

falls hohe Dividenden aus.

videndenrendite im Vergleich zu anderen

Schuldenproblematik war ebenso wie

32


RENDITE DIVIDENDEN

der Brexit belastend. Die Wertenwick­

Da rücken Dividenden verstärkt bei jenen

- Wie schlimm es noch wird, muss man

lung der Aktienmärkte hinkte deshalb

Anlegern in den Fokus, die eine regelmä­

abwarten. Unmittelbar spiegeln sich

jener in den USA hintennach, wo das

ßige Ausschüttung möchten. Das passt

mögliche negative Folgen noch nicht in

Wirtschaftswachstum in den vergan­

auch zu einem gewissen Sicherheitsge­

den Analystenschätzungen wider, wobei

genen Jahren höher lag. Dort zogen die

danken, wenn man etablierte Unterneh­

diese in der Regel zeitlich nachhinken.

Aktienkurse grundsätzlich kräftiger als

men mit solidem Cashflow kauft. Aller­

Auch muss man sagen, dass der Start

die Dividendenzahlungen an. Das drückt

dings darf man nicht vergessen, dass Ak­

in das Jahr 2020 konjunkturell sehr gut

sich folglich in einer sinkenden Dividen­

tienkurse stärker schwanken als Anlei­

verlief, das könnte die Folgen der Kri­

denrendite aus.

hekurse. Obendrein sollten selbst solide

se abfedern. Wirklich sichtbar werden

Staatsanleihen in einem breitgestreuten

die Auswirkungen allerdings erst, wenn

Portfolio als sicherer Hafen nicht fehlen.

es um das Geschäftsjahr 2020 geht. Da

Dabei legten vor allem Technologieaktien besonders kräftig zu, wovon in den USA vie-

wird man auf viel breiterer Basis sehen,

le gelistet sind. - Viele Technologieunter­

Zahlt sich langfristig ein solides Aktienin-

ob Dividendenkürzungen anstehen. Die

nehmen zahlen oft nur eine geringe oder

vestment aus? – Allein der Dividendener­

Corona-Krise ist mit zunehmender Dau­

keine Dividende, weshalb auch die Sek­

trag potenziert sich langfristig bei sol­

er für alle Unternehmen eine sehr große

torkomposition eines Index eine wich­

chen Aktieninvestments, wenn bei stei­

Belastung.

tige Rolle spielt. Während dieser Sek­

genden Gewinnen auch die Ausschüt­

tor gut 30 Prozent im S&P 500 ausmacht,

tungsquote gleich bleibt – oder sogar

% MEINE RENDITE

sind es im Stoxx 600 sechs Prozent. Da­

steigt. Schließlich zahlt man als Anleger

Anleger sollten das langfristige Po­

für sind in Europa Konsumak­tien weit­

nur einmal am Anfang des Investments

tenzial einer regelmäßigen Ausschüt­

aus stärker gewichtet als im US-ameri­

den Kaufkurs der Aktie, profitiert dann

tung nicht unterschätzen, sagt Chris­

kanischen Markt. Versorger- und Tele­

aber jedes Jahr von steigenden Dividen­

tian Nemeth, Vorstandsmitglied der

komaktien sind in beiden Regionen rela­

denzahlungen – und idealerweise auch

Zürcher Kantonalbank Österreich AG.

tiv gleich mit knapp weniger als vier Pro­

von einem Zuwachs des Aktienkurses.

Allerdings sollte man gerade in turbu­

zent gewichtet.

Mit dem ursprünglich eingesetzten Ka­

lenten Zeiten jene Titel wählen, die Ge­

pital ergibt sich somit ein immer höherer

winne möglichst konjunkturunabhän­

Wertzuwachs.

gig erzielen können. Weshalb in Euro­

In Europa ist auch die Differenz zwischen Dividendenrendite und der Rendite soli-

pa besonders hohe Dividendenrenditen

der Staatsanleihen auf einem historischen

Befürchten Sie, dass nunmehr Dividenden-

winken und sich Ausschüttungen lang­

Hoch. Ist für Ihre Kunden die Dividende der

kürzungen aufgrund der Krise zunehmen

fristig kräftig potenzieren können, er­

neue Zins? - Ich würde es anders formu­

könnten? Zuletzt verkündete etwa die Len-

klärt Nemeth. Er mahnt auch, dass man

lieren: Anlegen ist das neue Sparen, eben

zing AG einen solchen Schritt, die Deutsche

Dividendenkürzungen

weil es praktisch keine Zinsen mehr gibt.

Lufthansa AG setzt sie für 2019 gänzlich aus.

Umfeld nicht ausschließen könne. n

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RENDITE BÖRSENWETTER

YEAR-TO-DATETRENDS DER ­WELTBÖRSEN

LONDON (FTSE 100) 5.151,61 I –31,70 %

TORONTO (TSX) 12.170,52 I –28,67 %

POSITIVE PERFORMANCE (YTD) NEGATIVE PERFORMANCE (YTD)

PARIS (CAC 40) 3.855,50 I –35,51 %

NEW YORK (DJIA) 20.087,19 I –29,61 % NEW YORK (NASDAQ) 7.150,58 I –20,31 %

KOMMENTAR EUROPA (DJ EURO STOXX 50) 2.454,08 I –34,47 % WELT (DJ GLOBAL) 308,17 I –28,99 %

MIKIO KUMADA Global Strategist LGT Capital Partners

MEHR MEDIKAMENTE, NOCH KEINE WIRKUNG Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Wirtschaftswachstum dürften sich im zweiten Quartal verschärfen, denn die Ansteckungswelle schreitet möglicherweise noch bis Juni voran. Inzwischen haben die Behörden die Eindämmungsmaßnahmen darum deutlich verschärft. Sehen sich weitere Länder gezwungen, das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben komplett stillzulegen, ist eine globale Rezession unvermeidbar. Problematisch an Pandemien ist, dass sie angebots- und nachfrageseitig wirken. Geldpolitik ist ungeeignet, um Ersteres zu bekämpfen, eine erneute erfolgreiche Rettung durch Zentralbanken deshalb fraglich. Vielmehr bedarf es gezielter Fiskalpolitik mit Überbrückungskrediten oder Steuererleichterungen. Weil es aber zu zeitraubend ist festzustellen, welcher Schock wie und wo wirkt, werden dem wirtschaftlichen Patienten symptom- und ursachenbekämpfende Medikamente weiterhin zeitgleich verschrieben. Letztlich bleibt das Virus ein temporärer Schock für die Wirtschaft, der aufgeholt werden kann. Während die Börsen oft bereits auf eine Entspannung der Ansteckungssituation reagieren, wird die Realwirtschaft erst bei einer Lockerung der Eindämmungsmaßnahmen nachziehen. Das dürfte nicht im zweiten Quartal passieren, möglicherweise aber in der zweiten Jahreshälfte, wenn der Medikamentencocktail Wirkung zeigt.

BERND MAURER Chefanalyst, Raiffeisen Centrobank AG

BUENOS AIRES (MERVAL) 22.656,43 I –45,63 %

ROLAND NEUWIRTH Fondsmanager, Salus Alpha

„Für mich sind die Agrana, Wiener­ berger, Flughafen Wien, Mayr Melnhof und Warimpex die aktuellen fünf Topwerte. Als Flops sehe ich Amag, AT&S, Kapsch, Semperit und Zumtobel.“

„Meine Favoriten sind derzeit EVN, CA Immo, Telekom Austria und Mayr-Melnhof.“

34


RENDITE BÖRSENWETTER

STOCKHOLM (OMX 30) 1.380,58 I –22,08 %

FRANKFURT (DAX) 8.610,43 I –35,01 %

WARSCHAU (WIG 20) 1.469,40 I –31,66 % SCHANGHAI (SHCOMP) 2.702,13 I –11,41 %

WIEN (ATX) 1.705,90 I –46,47 % ZÜRICH (SMI) 8.782,24 I –17,28 %

SEOUL (KOSPI) 1.565,94 I –28,75 % TOKIO (NIKKEI 225) 16.552,83 I –30,03 %

ATHEN (ATHEX) 525,29 I –42,70 % HONGKONG (HANG SENG) 21.709,13 I –22,99 %

AFRIKA (DJ AFRICA TITANS 50) 339,04 I –36,77 %

SYDNEY (ALL ORDINARIES) 4.809,40 I –30,52 %

JOHANNESBURG (DJ SOUTH AFRICA) 1.170,81 I –35,11 %

FRIEDRICH MOSTBÖCK Head of Group Research, Erste Group Bank AG

EDUARD BERGER Vorstand, Wiener Privatbank SE

„Im jetzigen Marktumfeld empfehle ich vor allem die M ­ arinomed, CA Immo, ­Mayr-Melnhof, Österreichische Post und VIG.“

„Alles kaufen wäre meine ­ mpfehlung. Meine Topaktien E sind Immofinanz, RBI, Erste Bank und S Immo.“

35


RENDITE INVESTMENTSTORY

#VERBUND Zentrale. Die Verbund AG steuert ihre Geschicke vom Headquarter Am Hof im ersten Gemeindebezirk von Wien.

Die Aktie der Verbund AG stellt mittelfristig alle anderen ATX-Werte in den Schatten. Gelingt der Ausbau der ­Erneuerbaren-Energie-Projekte, bleibt der Versorger Vorreiter seiner Branche. Die Zukunft © BÖRSIANER

hängt jedoch am p ­ olitischen Faden. TEXT INGRID KRAWARIK

36


RENDITE INVESTMENTSTORY

MIT ALLEN WASSERN GEWASCHEN V Hand in Hand mit CO2

ersorger wie die Verbund AG gel­ ten in der Regel auch bei Turbu­ lenzen an den Börsen als halb­

wegs sichere Häfen. Die derzeitige Coro­ na-Krise hat gezeigt, dass sich auch der

„Brauchen für ­Investitionen langfristige Sicherheit.“

größte Stromversorger Österreichs nicht dem Ausnahmezustand am Kapitalmarkt

Rund vier Prozent sind es im Indexfonds (ETF) iShares Global Cleen Energy (ISIN IE00B1XNHC34), 6,58 Prozent im XTra­ ckers ATX, einem ETF auf den Index der Wiener Börse, sowie 1,31 Prozent im GFS

PETER KOLLMANN

Strategic (DE000A0NGJ10). Auch in ein­

entziehen kann. Vertrauensverlust an die

schlägigen Österreich-Fonds gehört der

globale Krisenbewältigung bedeutet welt­

Index mit einer Rendite von 29 Prozent

Verbund zu den topgewichteten Aktien.

weiten Kursverlust. Die Aktie der Verbund

per annum, auch auf Fünfjahresicht ste­

Noch viel mehr als die Gewichtung in den

AG verlor von Februar bis März 2020 in­

hen 15 Prozent plus per annum zu Buche.

Fonds spielt aber der Preis für CO2 eine si­

nerhalb von drei Wochen ein Drittel ihres

Keine andere Aktie kann ihr da das Wasser

gnifikante Rolle. „Es gibt eine starke Kor­

Werts und ging von fast 50 Euro je Aktie

reichen, geschweige denn die nicht vor­

relation zwischen der Verbund-Aktie und

auf unter 35 Euro zurück. Der Kursrück­

handenen Sparbuchzinsen. Freilich, bei

dem CO2-Preis“, sagt Günther Schmitt,

gang wird einige Investoren und Analys­

den aktuellen Kursschwankungen könn­

Fondsmanager des Raiffeisen Österreich

ten freuen, die den Versorger seit Jahren

ten hier in einigen Tagen oder Wochen

Aktienfonds. Seit fünf Jahren entwickeln

als überbewertet ansehen.

komplett andere Werte stehen. Aber noch

sich die beiden Werte im Gleichklang.

Teresa Schinwald, Analystin bei der

einmal, derzeit ist Ausnahmezustand an

„Wenn ich überlege, dass die EU-Politik

Raiffeisen Centrobank AG (RCB), hat we­

den Börsen, und die Verbund-Aktie ist

will, dass der CO2-Preis steigt, kann das

gen der Kurskorrektur ihre Empfehlung

nichts für kurzfristige Spekulationen.

nur gut für die Verbund-Aktie sein“, sagt

für die Verbund-Aktie von Verkaufen auf

Die starken Kurssteigerungen der Ver­

Schmitt, der die Verbund-Aktie mit fünf

Halten verändert, weil die Bewertung nun

bund-Aktie seit Beginn 2018 sind darauf

Prozent in seinem Fonds gewichtet hat. Je

besser mit den Schlüsseltreibern des Un­

zurückzuführen, dass der Versorger in ei­

höher der CO2-Preis, desto teurer wird es

ternehmens Hand in Hand geht. Mit einem

nigen nachhaltigen, aber auch anderen

für CO2-intensive Technologien wie etwa

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von aktu­

Fonds hoch gewichtet ist, denn das Un­

Kohle an der Strombörse. Stromprodu­

ell rund 24 ist die Aktie zwar immer noch

ternehmen ist als Stromerzeuger durch

zenten mit CO2-armen Technologien

stolz bewertet, aber immerhin günstiger

hauptsächlich Wasserkraft ein Pionier im

wie Wasser, Wind und Sonne verdienen

als noch vor ein paar Wochen mit einem

Nachhaltigkeitssektor und deshalb belieb­

bei einem hohen CO2-Preis eine goldene

KGV von 28. Zum Vergleich: Der heimische

tes Investitionsziel, egal zu welchem Preis.

Nase. „Für einen Wasserkraft-Strompro­

Konkurrent EVN AG, der in einem Syndikat

Die gute Performance rührt auch daher,

duzenten wie den Verbund sind hohe CO2-

mit der Wiener Stadtwerke GmbH mehr als

dass die Verbund AG sukzessive aus kost­

Preise super, weil sie praktisch das CO2-

25 Prozent an der Verbund AG hält, kommt

spieligen Projekten wie etwa in Frankreich

Zertifikat, das sie nicht brauchen, bezahlt

aktuell auf ein KGV von 7,22.

vor ein paar Jahren ausgestiegen ist. „Wir

bekommen“, meint Analystin Schinwald.

haben darüber hinaus unsere Verschul­

Treiber für den Aktienkurs

dung massiv reduziert“, sagt Verbund-Fi­

Nachhaltigkeit als Hebel

Ein kleiner Rückblick auf die Zeit vor der

nanzvorstand Peter Kollmann zum Börsi-

Schon jetzt produziert der Konzern, der

starken Kurskorrektur ist notwendig, um

aner. Ein Umstand, der von Analysten gut

zu 51 Prozent der Republik Österreich ge­

die Treiber für den Aktienkurs der Ver­

bewertet wird. „Dazu kommt eine soli­

hört, dank seiner 131 Wasserkraftwerke

bund AG zu identifizieren. Mittelfristig ist

de Cashflow-Generierung, die auch dem

zu 95 Prozent CO2-frei. Auch die Zukunft

die Verbund-Aktie nämlich immer noch

kürzlichen Kollaps bei den Strompreisen

ist präzis durchgeplant. Der Aus- und

ein Gewinnbringer. Auf Dreijahressicht

standhält“, sagt Petr Bartek, Analyst bei

Aufbau von Windkraftwerken und Pho­

schlägt sie alle anderen Aktien im ATX-

der Erste Group Bank AG (Erste).

tovoltaik soll langfristig 20 bis 25 Pro­

37


RENIDTE INVESTMENTSTORY

VERBUND (BLAU) VERSUS ATX (GELB) 250

© VERBUND AG

0

-250

25.3.15

25.3.20 Quelle: TeleTrader

Millionen investiert. Das Kraftwerk in Töging aus den 1920er-Jahren wird um 250 Millionen Euro renoviert.

zent der gesamten Stromerzeugung lie­

Preis für CO2 für Verbund wichtig

Zukunft bepreist wird. Bis 2050 will die

fern. Gemeinsam mit der OMV AG wird

„Die Fantasie der Verbund-Aktie hängt

EU klimaneutral sein und bis 2030 CO2 bis

die größte Photovoltaikfreifläche Öster­

am politischen Faden. Regulierung und

zu 55 Prozent einsparen. Die Verbund AG

reichs im niederösterreichischen Wein­

Besteuerung könnten ins Geschäftsmo­

pocht auf einen CO2-Preis, der alle Sekto­

viertel errichtet. Grüner Wasserstoff aus

dell eingreifen und daher Spielräume und

ren umfasst. Aktuell zahlen die Verbund

erneuerbarem Strom ist zudem ein we­

Spannen reduzieren“, bringt Wolfgang

AG und die Stromwirtschaft sowie gro­

sentlicher Treiber im Bereich Innovation,

Matejka, Geschäftsführer von Matejka

ße Teile der Industrie über das EU-Emis­

um die Wertschöpfungskette der Verbund

& Partner Asset Management, die Sache

sionshandelssystem (ETS) bereits einen

AG zu erweitern.

auf den Punkt. Viel wird davon abhängen,

Preis für CO2, der sich nach Angebot und

„Technisch gesehen ist der Einsatz

wie die Europäische Union ihre Dekarbo­

Nachfrage richtet. Nicht davon einge­

von grünem Wasserstoff im Industrie­

nisierungsziele definiert und wie CO2 in

schlossen sind aktuell die Bereiche Ver­

bereich jetzt schon möglich“, sagt Koll­ mann. Das Projekt der Wasserstoffanla­

#ZAHLEN

ge zur Stahlerzeugung mit der Voestal­ pine AG läuft bereits im Probebetrieb. Es fehlen regulatorische Rahmenbedingun­ gen wie die Anrechenbarkeit zur Reduk­ tion klimaschädlicher Emissionen so­ wie die Business-Modelle, die „aufgrund der neuen Technologie und den höheren Produktionskosten noch nicht tragfähig sind“, sagt Kollmann. Für einschlägi­ ge Elektrolyseanlagen gebe es noch kei­ ne Serienproduktion. „Aus diesem Grund ist es notwendig, diese innovativen Pro­ jekte regulatorisch und mit Incentivie­ rungsmaßnahmen zu unterstützen, da­ mit Österreich und Europa Vorreiter in dieser Technologie und im Einsatz von grünem Wasserstoff zur Reduktion von CO2-Emissionen wird.“ Im Regierungsprogramm bis 2024 ist

VERBUND AG in Millionen Euro

2016

2017

2018

2019

Umsatz

2.795,86

2.913,2

2.671,1

3.895,00

Ebitda

1044,23

922,30

864,25

1183,50

37,30

31,70

32,40

30,40 865,90

Ebitda-Marge in % Ebit

615,14

400,10

655,11

Ebit-Marge in %

22,00

13,70

24,50

22,20

Konzernergebnis

424,42

301,40

433,20

554,80 6.568,00

Eigenkapital

5.529,50

5.690,83

5.941,02

Eigenkapitalquote (bereinigt) in %

50,00

52,40

52,70

57,70

Nettoverschuldungsgrad in %

58,30

50,00

43,10

34,40

Operativer Cashflow

804,30

640,60

664,10

1.204,3

Ergebnis je Aktie in €

1,22

0,87

1,25

1,60

Buchwert je Aktie €

14,05

14,58

15,27

16,95

Kurs-Gewinn-Verhältnis

12,42

23,22

29,87

28,02

0,29

0,42

0,42

0,69

23,70

48,40

33,70

43,20

Dividende je Aktie (vorgeschlagene) Ausschüttungsquote vom Konzernergebnis in %

das Erneuerbaren-Ausbaugesetz vorge­ sehen. Das Ziel sind 100 Prozent erneu­ erbare Stromversorgung bis 2030, sowohl national als auch bilanziell.

38


RENDITE INVESTMENTSTORY

„Die Fantasie der Verbund-Aktie hängt am politischen Faden.“

„Starke Korrelation zwischen der Verbund-Aktie und dem CO2-Preis.“

„Verbund bekommt CO2-Zertfikat, das er nicht braucht, ­bezahlt.“

WOLFGANG MATEJKA

GÜNTHER SCHMITT

TERESA SCHINWALD

kehr und Gebäude, die in Österreich den

Sicht keine externen Fremdmittelauf­

keine Projekte, die in ein, zwei Jahren gro­

Hauptteil der CO2-Emissionen ausma­

nahmen plant.

ße Effekte auf das Ergebnis des Verbunds

chen. „Die Maßnahmen müssen so aus­

gezeigt hätten“, sagt Schinwald.

gestaltet sein, dass es für Investitionen

Viele Zukunftsfragen

langfristige Sicherheit gibt und der CO2-

Gelingt die Realisierung des zukünftigen

Abhängigkeiten

Preis nicht extremen Schwankungen un­

Geschäftsmodells, hat die Verbund AG

Dazu kommt, dass die Erträge des Versor­

terliegt. Wir sprechen uns deshalb auch

mittel- und langfristig einen großen Vor­

gers stark vom Strompreis abhängig sind.

für einen sukzessiven Mindestpreispfad

sprung gegenüber der Konkurrenz. Die

„Die Strompreise sind aktuell der wich­

innerhalb des ETS aus“, erklärt Koll­

Frage ist, ob die Corona-Krise und deren

tigste Werttreiber für den Verbund. Mit

mann. Diesen Pfad verfolgt derzeit auch

weltweit wirtschaftliche Auswirkungen

der Beteiligung an Gas Connect Austria

die Europäische Union, die im neuen Me­

nicht einige Projekte und Vorhaben der

könnte diese Abhängigkeit etwas gemil­

chanismus CO2-Zertifikate immer wieder

Verbund AG nach hinten verschiebt. Der­

dert werden“, meint Bartek. Die Reduk­

aus dem Markt als Marktstabilitätsre­

zeit wird nur gebaut, was für die Sicher­

tion des Absatzpreises wirkt sich bei ei­

serve rausnehmen kann, um so den Preis,

heit wichtig ist.

nem Unterschied von einem Euro pro

der von 25 Euro im Vorjahr auf aktuell 16 Euro gefallen ist, zu steuern.

„Das größte Einzelprojekt des Ver­

Megawattstunde (MWh) auf das Ergeb­

bunds außerhalb des Netzausbaus ist

nis aus Zinsen, Steuern, Abschreibungen

mit 250 Millionen Euro aktuell die Re­

und Neubewertungen (Ebitda) mit rund

Ass im Ärmel

novierung des Kraftwerks Töging in Bay­

25 Millionen Euro aus. Der durchschnitt­

Ein Ass im Ärmel könnte der potenzielle

ern, das stammt aus den 1920er-Jahren

liche Absatzpreis für Strom betrug im Ge­

Kauf von 51 Prozent an der Gas Connect

und soll auf den Stand des 21. Jahrhun­

schäftsjahr 2019 39 Euro pro Megawatt­

Austria sein, den die OMV AG exklusiv

derts gebracht werden. Andere Projekte

stunde. Aktuell notiert der Strompreis-

mit dem Versorger verhandelt. Schließ­

sind zum Großteil noch nicht in unserer

Future für April für Österreich bei 21,75

lich geht es hier um Gasinfrastruktur,

Planung inkludiert. Bei der Gas Connect

Euro, das wären 425 Millionen Euro weni­

über die zukünftig vermehrt grünes Gas

Austria konnte der Verbund die Due Di­

ger Ebitda. „Wir hedgen 60 bis 70 Prozent

österreichweit und europaweit transpor­

ligence aufgrund der aktuellen Lage noch

der Stromerzeugung bis zu eineinhalb

tiert werden kann. „Der Verbund könn­

nicht starten“, zeigt RCB-Analystin Tere­

Jahre voraus“, sagte Verbund-General­

te das finanziell gut wegstecken, der Preis

sa Schinwald Verständnis. Erste-Analyst

direktor Wolfgang Anzengruber kürzlich

wird sich irgendwo zwischen 500 Milli­

Bartek fügt an: „Die Photovoltaikanlage

im Börsenradio. Das heißt, dass sich die

onen und einer Milliarde Euro einpen­

und das Wasserstoffprojekt machen we­

Auswirkungen der gefallenen Stromprei­

deln“, schätzt Erste-Analyst Bartek. Die

niger als zehn Prozent der 2020 geplanten

se wahrscheinlich erst im Ergebnis 2021

Beteiligung wäre ein weiterer Baustein

Investititonen des Verbunds aus.“

oder 2022 niederschlagen werden.

in der Nachhaltigkeitsstrategie, da Gas

Große Bauvorhaben aufgrund des Aus­

als Brückentechnologie hin zu einem er­

baus an Erneuerbaren sind hintangestellt.

% MEINE RENDITE

neuerbaren Energiesystem eine wesent­

Es geht um kostenintensive Modelle, die

Die Verbund AG profitiert von den Öko­

liche Rolle spielt und das Gasnetz auch

noch keine finanziellen Anreize der Poli­

logisierungsplänen der Regierung und

als Transport für grünen Wasserstoff und

tik haben, es fehlen regulatorische Wei­

der EU, die den Green Deal und die damit

Biogas genutzt werden kann. Die Verbund

chenstellungen, sowohl EU-weit als auch

verbundenen CO2-Einsparungen voran­

AG würde sich dadurch hohe Kosten im

national, und davon hängt ein Großteil

treiben. Ein hoher Strom- und CO2-Preis

Ausbau des Stromnetzes sparen.

der Nachhaltigkeitsstrategie der Verbund

kommt dem Versorger zugute. Realisiert

„Grüne Finanzierung wird ein wich­

AG ab. Dass sie durchgeführt wird, ist un­

die Verbund AG die geplanten Projekte

tiges Instrument zur Finanzierung die­

umstritten, der Green Deal der EU, sofern

rund um erneuerbare Energien und das

ser Bereiche sein“, sagt Finanzvorstand

er die aktuelle Wirtschaftskrise überdau­

Gasnetzwerk, ist sie langfristig ein guter

Kollmann, der für 2020 aus heutiger

ert, gibt hier die Richtung vor. „Es sind

Deal am Aktienmarkt. n

39


RENDITE KURSE

TOP/FLOP-PERFORMER GURKTALER AG

ISIN

KURS

3 M  %

Gurktaler AG ST

AT0000A0Z9G3

10,80

11,92 %

Josef Manner & Comp AG

AT0000728209

105,00

7,69 %

UNTERNEHMEN

11

De Raj Group AG

10

DE000A2GSWR1

3,74

0,00 %

AT0000743059

18,97

–62,29 %

RHI Magnesita

NL0012650360

17,60

–61,40 %

Polytec Holding AG

AT0000A00XX9

3,34

–61,12 %

OMV AG

9

OMV AG

TOP/FLOP-KURSENTWICKLUNG (3 MONATE)

20.12.19

20.3.20

60

30

0

20.12.19

20.3.20

Quelle: TeleTrader

Quelle: TeleTrader

AKTIENKURSE

DIE 15 TOP/FLOP-AKTIEN DER WIENER BÖRSE 2020 (YTD) UNTERNEHMEN ISIN KURS YTD % YTD HIGH YTD LOW 1 J % 1 J VOLA 3 J % 3 J VOLA

Gurktaler AG

AT0000A0Z9G3 10,80 10,20 %

10,80

9,00

18,68 %

35,68

27,04 %

51,77

Josef Manner & Comp AG

AT0000728209 105,00 7,14 %

109,00

83,00

21,39 %

48,23

87,50 %

42,56

DE000A2GSWR1 3,74 0,00 %

k. A.

k. A.

0,00 %

k. A.

0,00 %

k. A.

De Raj Group AG Burgenland Holding AG

AT0000640552 78,00

–1,27 %

90,00

78,00

–2,50 %

36,54

20,00 %

39,04

Porr AG

AT0000609607 14,50

–6,09 %

17,10

13,42

–30,95 %

36,62

–62,22 %

33,38

Bank für Tirol und Vbg AG VZ

AT0000625538 24,80 –6,77 %

27,80

24,80

8,77 %

10,52

27,84 %

9,00

Bank für Tirol und Vbg AG ST

AT0000625504 26,80 –7,59 %

30,00

26,80

7,20 %

11,15

20,69 %

8,78

Ottakringer Getränke AG ST

AT0000758008 120,00 –9,09 %

132,00

120,00

9,09 %

42,77

33,48 %

48,31

Cleen Energy AG

AT0000A1PY49 2,70 –10,00 %

3,00

1,00

–18,18 %

164,30

0,00 %

k. A.

Linz Textil Holding AG

AT0000723606 250,00 –10,71 %

280,00

250,00

–15,54 %

25,76

–37,50 %

22,87

Unternehmens Invest AG

AT0000816301 15,60 –13,33 %

17,90

15,00

–29,09 %

23,25

–30,36 %

21,08

Oberbank AG

AT0000625108 83,00 –13,36 %

96,00

83,00

–11,89 %

7,06

21,17 %

4,83

Frauenthal Holding AG

AT0000762406 16,20 –13,83 %

21,00

16,20

–34,68 %

23,38

–6,03 %

19,57

Ottakringer Getränke AG VZ

AT0000758032 73,00 –14,12 %

87,00

73,00

–12,05 %

45,13

15,00 %

39,44

ATMARINOMED6 85,00 –15,00 %

103,00

85,00

8,97 %

24,01

k. A.

k. A.

Marinomed Biotech AG

Aktien gibt es auch mit Rabatt. OMV AG

AT0000743059 18,97 –62,12 %

50,76

16,33

–60,23 %

41,76

–47,77 %

33,02

Polytec Holding AG

AT0000A00XX9 3,34 –61,39 %

8,93

3,34

–61,61 %

32,99

–75,71 %

32,29

RHI Magnesita

NL0012650360 17,60 –61,37 %

45,12

15,68

–67,71 %

43,58

Do & Co Aktiengesellschaft

AT0000818802 33,85 –60,59 %

96,70

30,00

–54,50 %

43,27

–43,38 %

39,64

Schoeller-Bleckmann AG

AT0000946652 20,10 –60,04 %

53,40

17,18

–72,89 %

45,66

–68,84 %

40,44

Wienerberger AG

AT0000831706 11,59 –56,13 %

28,26

11,59

–41,93 %

34,12

–40,67 %

31,62

Erste Group Bank AG

AT0000652011 16,38 –51,21 %

35,60

16,23

–50,42 %

31,72

–45,27 %

27,03

UBM Development AG

AT0000815402 23,60 –50,00 %

50,00

23,60

–35,69 %

34,24

–27,38 %

25,43

Kapsch Trafficcom AG

AT000KAPSCH9 14,40 –49,83 %

29,30

14,35

–55,00 %

33,85

–65,63 %

30,33

Flughafen Wien AG

AT00000VIE62 19,50 –48,34 %

38,10

17,00

–49,02 %

35,57

–33,56 %

26,20

Raiffeisen Bank International AG

AT0000606306 11,61 –48,15 %

22,92

11,25

–43,61 %

31,05

–47,83 %

32,59

Palfinger AG

AT0000758305 15,40 –47,35 %

30,50

15,40

–41,89 %

37,06

–55,91 %

32,89

k. A.

k. A.

Strabag SE

AT000000STR1 16,38 –47,16 %

31,50

16,02

–45,13 %

34,29

–55,12 %

27,13

FACC AG

AT00000FACC2 5,93 –46,77 %

12,86

5,18

–55,81 %

45,45

–14,28 %

43,77

Addiko Bank AG

AT000ADDIKO0 7,75 –46,18 %

15,00

7,75

k. A.

k. A.

k. A. QUELLE:

40

k. A.


RENDITE KURSE

KEPLER VORSORGE RENTENFONDS

ISIN

KURS

3J%

AT0000722566

142,75

5,35 %

FONDSNAME

150

Kepler Vorsorge Rentenfonds

145

140

20.12.19

KEPLER ÖSTERREICH AKTIENFONDS

TOP/FLOP-KURSENTWICKLUNG (3 JAHRE)

20.3.20

Amundi Mündel Rent

AT0000719273

119,58

4,82 %

Allianz Invest Vorsorgefonds

AT0000721360

132,64

3,74 %

Kepler Österreich Aktienfonds

AT0000647698

183,59

–39,40 %

RT Österreich Aktienfonds

AT0000497292

5,70

–38,60 %

Xtrackers ATX UE 1C

LU0659579063

27,17

–38,24 %

375

250

125

20.12.19

20.3.20

Quelle: TeleTrader

Quelle: TeleTrader

FONDSKURSE

DIE 15 TOP/FLOP-ÖSTERREICH-FONDS (THESAURIERT) 2020 (YTD) VOLUMEN FONDSNAME ISIN KURS YTD % YTD HIGH YTD LOW 1 J % 1 J VOLA 3J % 3 J VOLA (MIO. EURO)

Schoellerbank Vorsorgefonds

AT0000820402 121,35 0,48 %

123,13

120,56

1,94 %

1,87

3,42 %

1,43

78,47

Kepler Vorsorge Rentenfonds

AT0000722566 142,75 0,18 %

147,72

142,05

2,73 %

3,15

5,35 %

2,24

366,38

AT0000A0GWS3 111,78 –0,08 %

112,61

111,77

0,08 %

0,72

0,13 %

0,55

72,30

Hypo Rent

AT0000611157 10,13 –0,10 %

10,22

10,13

0,60 %

1,33

0,48 %

1,35

150,22

Apollo Mündel

AT0000746961 12,69 –0,24 %

12,88

12,69

0,61 %

1,56

1,51 %

1,29

77,51

Hypo Mündel Fonds

AT0000A0KQQ1 10,14 –0,29 %

10,30

10,14

–0,39 %

1,80

–0,19 %

1,66

7,45

Amundi Mündel Rent

AT0000719273 119,58 –0,30 %

123,40

119,46

2,70 %

3,49

4,82 %

2,54

231,90

Hypo Mündelrent

Erste Reserve Euro-Mündel

AT0000A0EU62 100,32 –0,38 %

100,75

100,17

–0,58 %

0,34

–1,83 %

0,35

28,32

Allianz Invest Vorsorgefonds

AT0000721360 132,64 –0,73 %

139,04

132,64

2,36 %

4,15

3,74 %

2,70

67,11

Raiffeisen Österreich Rent

AT0000A1TMR7 9,71 –0,82 %

9,87

9,71

–0,97 %

1,37

–1,35 %

1,16

321,91

C-Quadrat Capitol 1 Serie M

AT0000805163 12,51

–0,95 %

12,72

12,51

–1,26 %

1,32

–1,99 %

1,17

194,63

Amundi Mündel Bond

AT0000813068 13,05 –0,97 %

13,36

13,05

–0,21 %

2,08

0,67 %

1,72

k. A.

IQAM SRI SparTrust M

AT0000817960 158,64 –1,01 %

161,70

158,64

–0,71 %

1,33

1,06 %

1,34

331,17

Gutmann Mündelsicherer Anleihefonds AT0000A0CG05 Erste Bond Euro Mündelrent

AT0000812995

9,31 –1,04 % 9,55 9,31 –0,51 2,07 14,16

0,45 2,00 k.A. ∧

–1,39 % 14,55 14,16 –0,61 2,10 0,33 2,12 331,17 ∧

Discount-Zertifikate auf Aktien finden Sie unter www.bnpp.at Xtrackers ATX UE 1C iShares ATX(DE) UCITS ETF* ComStage ATX UE * WSS Aktien Österreich

LU0659579063 27,17 –48,86 %

53,84

27,17 –45,20 %

DE000A0D8Q23 17,18 –48,85 %

34,04

17,18

24,98 –38,24 %

–45,23 24,95

–38,35

18,83

36,69

18,81

50,67

LU0392496690 19,16 –48,84 % 37,94 19,16 –45,32 26,02 –38,80 19,27 5,89 ∨ AT0000A23PW9 52,76 –48,26 %

102,77

52,76 –43,50 %

3 Banken Österreich-Fonds *

AT0000662275 18,25 –48,20 %

35,63

Kepler Österreich Aktienfonds

AT0000647698 183,59 –46,22 %

343,54

LLB Aktien Österreich

AT0000815030 83,37 –46,18 %

155,82

83,37

Raiffeisen-Österreich Aktien

AT0000805189 124,71 –46,14 %

234,47

Amundi Austria Stock

AT0000767736 52,81 –45,18 %

Vienna Stock

18,25

–43,71 %

23,87

k.A.

23,21

k.A.

3,69

–37,46 %

16,70

97,20

22,37 –39,46 %

16,88

23,17

–41,62 %

23,40

–37,15 %

17,65

8,26

124,71

–40,75 %

23,15

–35,72 %

17,02

64,26

96,99

52,81

–41,16 %

22,73

–37,27 %

17,03

122,75

AT0000952460 163,42 –44,88 %

298,27

163,42

–41,19 %

22,11

–37,86 %

16,31

21,92

Allianz Invest Austria Plus

AT0000611405 72,47 –44,27 %

131,00

72,47

–40,79 %

22,20 –32,94 %

16,87

5,23

RT Österreich Aktienfonds

AT0000497292 5,70 –44,12 %

10,35

5,70

–39,87 %

22,05 –38,60 %

16,33

265,60

Erste Stock Vienna

AT0000813001 85,18 –43,50 %

153,04

21,72

16,13

35,74

183,59 –42,93 %

85,18 –38,99 %

–37,27 %

*AUSSCHÜTTENDER FONDS QUELLE:

41


RENDITE KURSE

TOP/FLOP-PERFORMER 4% WIENERBERGER ANLEIHE

ISIN

KURS

YTM % **

4 % Wienerberger-Anleihe 2020

AT0000A100E2

97,25

48,72 %

UBM 3,25 % Anleihe 2022

AT0000A1XBU6

76,00

15,24 %

UBM 3,125 % Anleihe 2023

AT0000A23ST9

75,40

11,78 %

Strabag 1,625 % Anleihe 2022

AT0000A1C741

103,05

0,00 %

4,5 % S Immo Anleihe 2021

AT0000A177D2

105,45

0,11 %

CA Immo 2,75 % Anleihe 2023

AT0000A1JVU3

107,04

0,31 %

ANLEIHENNAME

102

99

96

20.12.19

STRABAG 1,625% ANLEIHE

TOP/FLOP-KURSENTWICKLUNG (YTM)

20.3.20 Quelle: TeleTrader

103,40

103,20

103,00

20.12.19

*kein Chart verfügbar von WEB

20.3.20 Quelle: TeleTrader

ANLEIHENKURSE

DIE 15 TOP/FLOP-CORPORATE-PRIME-ANLEIHEN DER WIENER BÖRSE (YTM) VOLUMEN ANLEIHENNAME ISIN KURS YTM %** YTD HIGH YTD LOW (MIO. EURO)

VERZINSUNG FÄLLIGKEIT

TYP

4 % Wienerberger-Anleihe 2020

AT0000A100E2 97,25 48,72 %

101,9

97,25

300,00

4,000 % 17.04.2020

fix

UBM 3,25 % Anleihe 2022

AT0000A1XBU6 76,00 15,24 %

106,25

75,60

150,00

3,250 % 11.10.2022

fix

UBM DEV. 3,125 % Anleihe 2023

AT0000A23ST9 75,40

11,78 %

105,38

75,40

120,00

3,125 % 16.11.2023

fix

UBM 2,75 % Anleihe 2019–2025

AT0000A2AX04 70,00 9,94 %

105,47

70,00

120,00

2,750 % 13.11.2025

fix

WEB 6,5 % Hybrid-Anleihe 2014

AT0000A191A9 100,00 6,50 %

k. A.

k. A.

2,22

6,500 % 31.12.2070

fix

WEB 6,5 % Hybrid-TeilSV 2015

AT0000A1GTQ1 100,00 6,50 %

k. A.

k. A.

4,04

6,500 % 31.12.2070

fix

2,5 % WEB Windenergie-Anleihe 2021

AT0000A1MC14 95,02 6,02 %

k. A.

k. A.

6,96

2,500 % 26.09.2021

fix

6,25 % WEB Wind Hybrid-Anleihe 2016

AT0000A1MC30 109,05 5,70 %

k. A.

k. A.

4,44

6,250 % 31.12.2070

fix

5,25 % WEB Windenerg.-Anleihe 2023

AT0000A0Z785 100,00 5,25 %

100

100,00

4,08

5,250 % 08.04.2023

fix

Sun Contracting 5 % Anleihe 2024

AT0000A292R9 100,00 4,99 %

100

100,00

1,39

5,000 % 01.10.2024

fix

4,50 %

100

100,00

9,00

4,500 % 31.12.2070

fix

PV-Invest 4,5 % Anleihe 2027

AT0000A1YY22 101,00 4,34 %

101

101,00

2,23

4,500 % 18.12.2027

fix

PV-Invest 4,5 % Anleihe 2026

DE000A1885U8 101,00 4,32 %

k. A.

k. A.

2,40

4,500 % 05.12.2026

fix

WEB Wind 4,5 % Hybrid-Anleihe 2019

AT0WEB190HA3 105,99 4,21 %

105,99

103,00

9,66

4,500 % 31.12.2070

fix

AT0000A1GTP3 100,00 4,00 %

k. A.

k. A.

8,53

4,000 % 17.12.2025

fix

WEB Wind 4,5 % Hybrid-Anleihe 2018

WEB 4 % Senior-TeilSV 2025

AT0WEB180HA4 100,00

Rohstoffe gibt es auch mit Rabatt. Strabag 1,625 % Anleihe 2022

AT0000A1C741 103,05 0,00 %

103,35

103,02

200,00

1,625 % 04.02.2022

fix

4,5 % S Immo AG Anleihe 2021

AT0000A177D2 105,45 0,11 %

k. A.

k. A.

28,55

4,500 % 17.06.2021

fix

CA Immo 2,75 % Anleihe 2023

AT0000A1JVU3 107,04 0,31 %

107,04

106,20

116,62

2,750 % 17.02.2023

fix

5,5 % WEB Windenergie-Anleihe 2023

AT0000A0Z793 115,50

0,38 %

k. A.

k. A.

6,39

5,500 % 08.04.2023

fix

CA Immo 1,875 % Anleihe 2024

AT0000A1TBC2 105,67 0,41 %

105,68

104,00

175,00

1,875 % 22.02.2024

fix

CA Immo 1,875 % Bonds 2026

AT0000A22H40 108,58 0,43 %

108,60

105,94

150,00

1,875  % 26.03.2026

fix

UBM 4,25 % Anleihe 2020

DE000A18UQM6 102,73 0,44 %

104,10

102,50

75,00

4,250 % 09.12.2020

fix

3 % Strabag-Anleihe 2020

AT0000A109Z8 100,40 0,62 %

101,15

100,40

200,00

3,000 % 21.05.2020

fix

Wienerberger 2 % Bonds 2024

AT0000A20F93 105,05 0,75 %

106,47

105,05

250,00

2,000 % 02.05.2024

fix

S Immo 1,75 % Anleihe 2024

AT0000A1Z9D9 103,25 0,89 %

103,25

103,25

100,00

1,750 % 06.02.2024

fix

S Immo 3,25 % Anleihe 2025

AT0000A1DBM5 110,25 1,15 %

110,25

110,25

33,99

3,250 % 09.04.2025

fix

Best in Park. 3,5 % Anleihe 2025

AT0000A21LB6 111,00 1,32 %

k. A.

k. A.

44,00

3,500 % 27.06.2025

fix

S Immo 2 % Anleihe 2029

AT0000A2AEA8 106,00 1,33 %

106,00

106,00

100,00

2,000 % 15.10.2029

fix

1,625 % Novomatic-Anleihe 2023

AT0000A1LHT0 99,73

1,70 %

102,63

99,25

500,00

1,625 % 20.09.2023

fix

S Immo 2,875 % Anleihe 2030

AT0000A1Z9C1 110,00 1,76 %

110,00

109,75

50,00

2,875 % 06.02.2030

fix

* LETZTER KURS ÄLTER ALS 2018 / **YTM = RENDITE BIS LAUFZEITENDE QUELLE:

42


RENDITE KURSE

GOLD ÖSTERREICH 1 DUKAT 180

160

ROHSTOFFNAMEN

KURS

WÄHRUNG

3M%

Rough Rice Futures

13,92

USD

8,28%

Gold Österreich 1 Dukat

163,75

EUR

6,33%

Goldbarren 100 Gramm

4655,00

EUR

6,21%

28,14

USD

–57,43%

25,78

USD

–57,33%

299,00

USD

–51,12%

Brent Crude Futures – North Sea WTI Crude Futures 140

BRENT CRUDE FUTURES

TOP/FLOP-KURSENTWICKLUNG (3 MONATE)

20.12.19

20.3.20

Gas Oil Futures

75

50

25

20.12.19

20.3.20

Quelle: TeleTrader

Quelle: TeleTrader

ROHSTOFFKURSE

DIE 15 TOP/FLOP-ROHSTOFFNOTIERUNGEN AN DEN WELTMÄRKTEN 2020 (YTD) ROHSTOFFNAME HANDELSPLATZ KURS WÄHRUNG YTD % YTD HIGH YTD LOW 1 J % 1 J VOLA 3 J % 3 J VOLA

Reis

ECBOT 13,92 USD 6,18 %

14,27

12,82

27,01 %

16,99

41,61 %

19,41

EUR

5,65 %

175,50

156,50

25,48 %

14,40

25,96 %

11,89

1469,00

EUR

5,55 %

1578,25

1388,75

25,26 %

13,91

25,29 %

10,86

4655,00

EUR

5,46 %

4988,50

4404,00

25,00 %

13,74

25,30 %

10,71

ECBOT 313,50 USD 4,40 %

313,50

286,20

0,74 %

16,10

–3,98 %

17,33

Gold Österreich 1 Dukat

pro aurum

163,75

Gold Philharmoniker 1 Unze

pro aurum

Goldbarren 100 Gramm

pro aurum

Sojaschrot Orangensaft

CE US

99,45

USX

2,95 %

105,70

93,35

–23,56 %

35,44

–45,42 %

29,98

pro aurum

1527,00

USD

0,46 %

1670,50

1512,50

16,43 %

14,36

24,35 %

11,90

ECBOT 534,50 USD –4,47 %

582,50

497,75

15,07 %

26,11

24,37 %

27,20

–5,68 %

17,14

16,27

8,47 %

17,15

3,43 %

17,86

Sojabohne

ECBOT 843,75 USD –10,57 %

943,25

825,00

–6,79 %

15,65

–15,48 %

16,13

Haferflocken

ECBOT 262,00 USD –10,58 %

317,00

253,25

–4,38 %

30,68

4,80 %

32,66

Mais

ECBOT 345,00 USD –10,91 %

393,50

336,50

–7,07 %

25,29

–5,02 %

20,91

Kakao

ICE US

2214,00

USD –12,77 %

2974,00

2214,00

3,31 %

26,72

4,73 %

29,68

Kaffee

ICE US

111,65

USX –13,55 %

127,15

97,85

18,02 %

35,02

–20,70 %

29,02

pro aurum

4706,50

EUR –13,97 %

8093,50

4561,50

5,22 %

36,26

98,38 %

27,66

Gold USD Weizen Milch

CME Globex

Palladiumbarren 100 Gramm

16,27

USD

Discount-Zertifikate auf Rohstoffe finden Sie unter www.bnpp.at WTI Crude

ICE Europe

25,78

USD –57,79 %

63,06

22,20

–57,03 %

53,59

–47,33 %

38,39

Brent Crude

ICE Europe

28,14

USD –57,38 %

68,70

26,43

–58,80 %

48,38

–45,59 %

35,14

Gasöl

ICE Europe

299,00

USD –51,40 %

629,75

286,50

–51,48 %

38,81

–34,50 %

29,48

Heizöl

ICE Europe

1,04

USD –48,69 %

2,06

0,99

–48,19 %

36,46

–31,46 %

27,92

Platin USD

pro aurum

635,00

USD –33,16 %

1025,00

620,00

–26,33 %

29,07

–34,20 %

22,37

Platinbarren 100 Gramm

pro aurum

1927,00

EUR –29,66 %

3022,50

1846,00

–20,94 %

27,66

–33,63 %

20,63

ICE Europe

23,08

GBX –26,78 %

33,46

20,50

–39,18 %

80,66

–43,65 %

54,80

ECBOT 25,55 USD –25,98 %

34,99

25,09

–12,77 %

19,46

–21,75 %

16,16

UK Erdgas Sojaöl Lebendrind Silber USD Holz Zucker Baumwolle Mastrind Silber Philharmoniker 1 Unze

CME GLOBEX

95,10

USX –24,51 %

127,50

91,93

–26,69 %

22,42

–20,07 %

21,40

pro aurum

13,85

USD –23,06 %

18,75

13,20

–9,77 %

24,57

–19,94 %

20,86

CME GLOBEX

317,50

USD –21,59 %

464,00

303,50

–17,47 %

39,90

–14,28 %

35,67

ICE US

10,70

USX –20,39 %

15,76

10,70

–16,08 %

24,90

–39,55 %

27,73

ICE US

55,31

USX –19,78 %

71,43

55,31

–26,84 %

23,26

–28,48 %

22,48

CME GLOBEX

117,08

USD –19,54 %

147,60

108,50

–17,73 %

22,17

–11,05 %

19,28

pro aurum

14,07

EUR –18,04 %

18,38

13,07

–3,23 %

24,09

–17,90 %

18,85

KENNZAHLEN FÜR FUTURES BASIEREN AUF UNADJUSTED CONTINUATION CONTRACTS (CC). *US–DOLLAR CENTS; GREAT BRITISH PENCE QUELLE:

43


RENDITE STATISTIK

BÖRSENDATEN

120 110 100 90

19 18 17

80

16

70

Q2

Q4

Q1

QUARTAL

* NUR 2 MONATE

Q2

TOP-HANDELSTEILNEHMER

Q3

Q4

VERGLEICHSPERIODE

10,13

10

15,38

AKTUELLE PERIODE

18,47

11

11,07

12

VERGLEICHSPERIODE

15,12

110,00

108,40

110,02

Q3

116,54

111,55

127,11

128,52*

111,84*

20

13

15,80

30

14

16,01*

40

17,98*

50

0

15

* NUR 2 MONATE

60

10

QUARTALSUMSÄTZE

MRD. EUR

QUELLE: WIENER BÖRSE AG

MARKTKAPITALISIERUNG

MRD. EUR 130

QUELLE: WIENER BÖRSE AG

DIE WIENER BÖRSE IN ZAHLEN

AKTUELLE PERIODE

Q1

QUARTAL

MEISTGEHANDELT

PLATZIERUNG FEB.

(FEB./19)

PLATZIERUNG FEB.

(FEB./18)

MARKTTEILNEHMER

UMSATZ (MIO. EUR)

1.

(1.)

Morgan Stanley Europe SE

HANDELSPARTNER

UMSATZ (MIO. EUR)

913,60

1.

(1.)

Erste Group Bank AG

1.041,31

2.

(2.)

JP Morgan Securities PLC

602,28

2.

(2.)

OMV AG

897,17

3.

(4.)

Societe Generale SA

423,81

3.

(4.)

RBI AG

537,35

4.

(3.)

Tower Research Capital

413,38

4.

(5.)

Verbund AG

473,76

5.

(–)

Bofa Securities Europe SA

380,17

5.

(3.)

Voestalpine AG

463,31

6.

(7.)

Raiffeisen Centrobank AG

352,47

6.

6.)

Andritz AG

370,78

7.

(2.) Goldman Sachs International

337,62

7.

(7.)

Wienerberger AG

229,22

8.

(10.)

Credit Suisse Securities

298,97

8.

(-)

Bawag Group AG

225,03

9.

(–)

HRTEU

272,31

9.

(8.)

Immofinanz AG

210,45

10.

(–)

Erste Group Bank AG

253,14

10.

(-)

Gesamt Februar 2020

CA Immobilien Anlagen AG

166,78

6.276,83

Gesamt Februar 2020

5.858,58

Gesamt Februar 2019

4.719,25

Gesamt Februar 2019

4.390,75

Differenz

1.557,58

Differenz

QUELLE: WIENER BÖRSE AG

1.467,83

QUELLE: WIENER BÖRSE AG

PERSON

UNTERNEHMEN

KAUF/VERKAUF

STÜCK

SUMME

17.03.2020 – 24.03.2020

DATUM

Wolfgang Leitner

Andritz AG

Kauf

982.375

13.917.939,00 EUR

09.03.2020

Anas Abuzaakouk

Bawag Group AG

Kauf

35.000

1.158.500,00 EUR

02.03.2020 – 06.03.2020

Martin Zehnder

Palfinger AG

Kauf

27.000

602.928,00 EUR

05.03.2020 – 18.03.2020

Johann Strobl

Raiffeisenbank International AG

Kauf

20.000

288.256,00 EUR

17.03.20

Susanne Weiss

UBM Development AG

Kauf

10.000

275.430,00 EUR

44

QUELLE: WIENER BÖRSE

MANAGERS’ TRANSACTIONS (TOP 5 DEALS)


RENDITE STATISTIK

WIRTSCHAFTSDATEN

INFLATION

QUELLE: AMS

ARBEITSLOSENRATE

%

%

10

2

9 8

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

ÖSTERREICHS WIRTSCHAFT IN ZAHLEN

1,5

7 6 5

1

4

VERGLEICHSPERIODE

3 2

AKTUELLE PERIODE

1

AKTUELLE PERIODE 0

M

A

M

J

J

A

S

O

N

D

J

BIP-WACHSTUM

% 3

2,5

MONAT

M

%

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

J

A

S

O

N

D

J

F

LEISTUNGSBILANZSALDO IN % DES BIP

MONAT

5 4 3

1 0

–2

83 –3

MRD. EUR

82

1.416*

975*

546*

-415*

4.843*

5.649*

99,48*

Q3

96,38*

DEFIZIT IN % DES BIP

%

–1

Q2

MRD. EUR

Q4

Q1

Q2

288,67*

–5 281,42*

281,70*

289,42*

283,08*

289,35*

285,29*

289,84*

–4

70

QUARTAL

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

84

Q1

98,27*

85

Q4

94,90*

86

AKTUELLE PERIODE

93,55*

GESAMTVERSCHULDUNG IN % DES BIP

QUARTAL

MIO. EUR

VERGLEICHSPERIODE

97,05*

Q4

–1

100,88*

103,60*

100,88*

99,65*

Q3

AKTUELLE PERIODE

QUELLE: STATISTIK AUSTRIA

Q2

96,38*

98,24*

94,90*

97,04*

93,55*

Q1

0

1.814*

1

VERGLEICHSPERIODE

3.053*

2

1,5

80

J

6

MRD. EUR

81

M

7

2

%

A

96,66*

F

QUELLE: OENB

0

1

VERGLEICHSPERIODE

0,5

Q3

VERGLEICHSPERIODE

–6

VERGLEICHSPERIODE

AKTUELLE PERIODE

–7

AKTUELLE PERIODE Q4

QUARTAL

45

Q1

Q2

Q3

QUARTAL


FINANZPLATZ BÖRSENSTEUER

#FTT

DIE GRUPPE DER UNWILLIGEN Gruppendynamik. Am 17. Februar 2020 nahm Finanz­ minister Gernot Blümel in ­Brüssel am Ecofin-Treffen teil. Es ging um stabile Finanzen in der Eurogruppe.

46


FINANZPLATZ BÖRSENSTEUER

Der aktuelle Vorschlag einer Finanztransaktionssteuer (FTT) für zehn EU-Staaten hat in Österreich für Kritik und Ablehnung gesorgt. Nach fast einem Jahrzehnt der V ­ erhandlungen scheinen nur wenige an einer breitangelegten Besteuerung interessiert zu sein. TEXT THOMAS MÜLLER

E

igentlich müsste es die globali­

gemeinsamen Finanztransaktionssteuer

der Wirtschaftsuniversität Wien, analy­

sierungskritische NGO Attac ja

zusammengetan hatten. Der erste Vor­

siert darin die möglichen Auswirkungen

begrüßen, wenn es einen neuen

schlag der EU-Kommission für eine EU-

auf Österreich und sieht dabei keines der

Anlauf für eine Finanztransaktionssteu­

weite Steuer war 2011 am Veto mehre­

2011 formulierten Ziele als erreicht an.

er in der Europäischen Union gibt. Im­

rer Mitgliedsstaaten gescheitert, dar­

So würde die sehr eingeschränkte Be­

merhin trägt sie die Forderung nach ei­

unter Deutschland und Großbritannien.

steuerung weniger als ein Prozent des

ner solchen Steuer seit 1998 in ihrem Na­

Die Vorgänger von Scholz, die österrei­

Finanztransaktionsvolumens erfassen,

men: „Association pour une taxation des

chischen Finanzminister a. D. Hans-Jörg

was bereits einen geringen Effekt auf

transactions financieres pour l’aide aux

Schelling und Hartwig Löger, hatten bis

den Gesamtmarkt vermuten lässt. Stu­

citoyens“. Zu Deutsch: „Vereinigung für

2019 erfolglos versucht, zumindest un­

dien bezüglich der französischen Steu­

eine Besteuerung von Finanztransak­

ter den Vorreitern eine Einigung zu er­

er zeigen, dass sich das Handelsvolumen

tionen zur Unterstützung der Bürger“.

zielen. Der nun vorliegende Vorschlag

der betroffenen Aktien um etwa zehn

Doch mit dem jüngsten Vorschlag des

einer Aktienumsatzsteuer von 0,2 Pro­

Prozent reduziert hat, aber zur Volatili­

deutschen Finanzministers Olaf Scholz

zent ist auffällig an der bereits existie­

tät am Markt gibt es hier keinen klaren

im Dezember 2019 konnte der Steuerex­

renden Besteuerung in Frankreich an­

Befund. „Die empirischen Studien zei­

perte von Attac Deutschland, Detlev von

gelehnt. Mit der Kritik daran ist Attac in

gen nicht, dass eine FTT die Marktvola­

Larcher, nichts anfangen. „Die Scholz-

bemerkenswerter Gesellschaft mit Fi­

tilität senkt. Einige Studien finden sogar

Steuer hilft nicht gegen den sekunden­

nanzminister Gernot Blümel (ÖVP), der

einen positiven Zusammenhang, es wäre

schnellen elektronischen Wertpapier­

einer reinen Aktiensteuer im Jänner eine

also auch möglich, dass sich die Volatili­

handel, sie hilft nicht gegen die hoch­

Absage erteilte und auch gleich mit dem

tät nach der Einführung erhöht“, fasst es

riskante Spekulation mit Derivaten und

Ausstieg aus der „Gruppe der Willigen“

Pichler zusammen.

allem anderen, was außerbörslich ge­

drohte. Ein Gutachten im Auftrag des Fi­

Der österreichische Aktienmarkt ist

handelt wird. Sie hilft überhaupt nicht.

nanzministeriums aus dem Vorjahr stellt

ungleich kleiner als der französische,

Das Ganze ist Augenwischerei“, so sein

der Aktiensteuer jedenfalls kein gutes

was eher für mehr Volatilität sprechen

hartes Urteil. Denn der Entwurf sieht nur

Zeugnis aus. Stefan Pichler, Professor an

würde. Damit wäre die Stabilisierung

die Besteuerung von Aktienumsätzen vor und dies auch nur bei Unternehmen, die einen Kapitalwert von mindestens ei­

1930

ner Milliarde Euro haben. Noch dazu ist der Intra-Day-Handel ausgenommen. „Es ist zum Heulen, es ist zum Schrei­ en. Es ist ein Etikettenschwindel“, kom­ mentierte Heribert Prantl, Kolumnist der „Süddeutschen Zeitung“, die Lage.

Vorbild Frankreich Einfach ist die Aufgabe jedenfalls nicht,

forderte John Maynard Keynes eine Steuer auf Devisentransaktionen. Seit den 1980er-Jahren ist die Finanztransaktionssteuer bei Wirtschafts­ nobelpreisträger Joseph Stiglitz Thema. Nobelpreisträger James Tobin ist ­Namensgeber der in den 1990er-Jahren eingeführten Tobin Tax, die ­ursprünglich nur für Devisengeschäfte vorgesehen war.

© BMF

die Scholz da übernommen hat. Er führt den Vorsitz der zehn EU-Länder, die sich 2012 als Vorreiter zur Einführung einer

47


FINANZPLATZ BÖRSENSTEUER

„Unternehmen könnten sich in Wien ein Delisting überlegen.“

Unternehmen bei der Auswahl des Bör­ senstandorts berücksichtigen. Insge­ samt bleibt aber als Fazit, dass die ange­ strebten Ziele durch den Scholz-Entwurf nicht erreicht werden und sogar negati­ ve Effekte auf die Marktstabilität zu er­ warten sind. Das Aktienforum lehnt jede

STEFAN PICHLER

„­Derivate müssen ebenfalls erfasst werden.“ MARGIT SCHRATZENSTALLER

Form der Finanztransaktionssteuer ab des Finanzmarkts als eines der Ziele der

und befürchtet durch eine reine Aktien­

tionalstaaten dann berappen müssten.

Besteuerung klar verfehlt. Pichler weist

steuer einen Liquiditätseinbruch bei der

Dazu müsste die Steuer aber für die ganze

darauf hin, dass eine Aktiensteuer zu ei­

Wiener Börse. „Darüber hinaus ist der

Union gelten, was derzeit nicht in Reich­

ner Ausweichreaktion der professionel­

geregelte Markt an Transparenz nicht zu

weite ist. „Dabei wäre die EU ein geeig­

len Anleger auf Derivate oder syntheti­

überbieten. Der Fokus einer allfälligen

neter politischer, rechtlicher und öko­

sche ETFs führen könnte. Diese wären ja

Besteuerung sollte auf den intranspa­

nomischer Rahmen, um so etwas umzu­

von der Besteuerung nicht betroffen. Das

renteren Finanzinstrumenten liegen“,

setzen“, findet Schratzenstaller. Große

würde wiederum systemische Risiken bei

sagt Karl Fuchs, Geschäftsführer des Ak­

Verlagerungen von Finanzströmen oder

den Banken erzeugen, die diese Finanz­

tienforums.

ganzen Unternehmen nach außerhalb,

instrumente zur Verfügung stellen.

etwa nach London, hält sie für unwahr­

Nur ein erster Schritt

scheinlich, wenn der Steuersatz sehr ge­

Österreich im Hintertreffen

Die Idee der FTT gab es auch schon lange

ring ist: „Dann wäre der Aufwand der

Wie würde sich nun die zur Diskussion

vor 2011. Kein Geringerer als John May­

Steuervermeidung in der Praxis größer

stehende Steuer auf die ATX-Unterneh­

nard Keynes hat bereits in den 1930er-

als die Ersparnis.“ Zudem habe Großbri­

men auswirken? Da das Kaufen und Ver­

Jahren eine Steuer auf Devisentransak­

tannien selbst eine FTT, so wie auch eine

kaufen von Aktien teurer wird, erhöhen

tionen gefordert, und Wirtschaftsnobel­

Reihe von EU-Staaten in verschiedenen

sich dadurch die Kosten für Eigenkapital

preisträger Joseph Stiglitz befasst sich

Ausformungen. „Eine EU-weite Steuer

gegenüber Fremdkapital, also Anleihen

seit den 1980er-Jahren mit einer FTT.

würde dann an die Stelle der nationalen

und Bankkredite. Stärker betroffen wä­

James Tobin, ebenfalls Nobelpreisträger,

treten und den Steuerwettbewerb inner­

ren Aktien mit relativ hohen Umsätzen.

erlangte in den 1990er-Jahren Popula­

halb der EU beenden“, nennt die Exper­

Die Berechnungen von Pichler ergeben

rität durch die Tobin Tax, die ursprüng­

tin einen weiteren Vorteil.

zum Beispiel Mehrkosten von 0,14 Pro­

lich nur für Devisengeschäfte vorgese­

zent pro Jahr bei der Voestalpine AG oder

hen war.

Wie sich eine FTT der zehn „Willi­ gen“ oder in der gesamten EU systemisch

0,07 Prozent bei der Vienna Insurance

Margit Schratzenstaller, Ökonomin

auswirken würde, sei wissenschaftlich

Group AG. Eine Unschärfe ergibt sich,

am Österreichischen Institut für Wirt­

schwer eindeutig prognostizierbar, nach­

dass Investoren die Fluktuation in ihren

schaftsforschung (Wifo), verfolgt schon

dem es bisher nur nationale Erfahrungen

Portfolios senken könnten, um Kosten zu

seit längerem die Diskussion über die

und Daten gebe. Dass sich die Verhand­

sparen. Auf die Banken kämen einmali­

europäische Finanztransaktionssteuer.

lungen seit 2012 hinziehen, erklärt sich

ge und laufende Kosten beim Abrechnen

Für die Expertin ist der aktuelle Stand

Schratzenstaller vor allem durch die Par­

der Steuer zu, die aber vermutlich an die

der Diskussion ein klarer Rückschritt

tikularinteressen, die die Nationalstaa­

Kunden weitergegeben werden. Durch

zum Kommissionsentwurf: „Die Deri­

ten verfolgen. Bei Attac sieht man die Fi­

verminderte

würden

vate müssen ebenfalls erfasst werden,

nanzlobby und deren Einfluss auf die Po­

sie aber auch weniger Provisionserträ­

um Ausweichreaktionen vorzubeugen.

litik im Hintergrund wirken. Finanzmi­

ge verbuchen. Pichler schätzt den Ent­

Wenn überhaupt, kann eine Steuer auf

nister Blümel sprach sich zuletzt für eine

fall auf zwölf bis 50 Millionen Euro pro

Aktienumsätze nur ein erster Schritt

breitangelegte FTT aus, wie sie die Kom­

Jahr. Die Wiener Börse wäre davon ge­

sein.“ Eine breitere Basis der Besteue­

mission vorgeschlagen hat. Diese wiede­

nauso betroffen, und manche Unterneh­

rung würde auch zu beträchtlich höhe­

rum kündigte an, keine weiteren Entwür­

men könnten sich ein Delisting überle­

ren Einnahmen führen und damit eine

fe vorzulegen. So wie es gerade aussieht,

gen oder gar nicht erst an den Börsen­

Doppelfunktion erfüllen: Als Maßnahme

scheitert wieder ein europäisches Pro­

platz Wien kommen, befürchtet Pichler.

gegen spekulatives Trading und eine re­

jekt an der Kleinstaaterei, die die EU ei­

Börsenumsätze

Das klingt eher nach theoretischen

levante Finanzierungsquelle für das EU-

gentlich überwinden wollte. Nur diesmal

Überlegungen, nachdem es bereits jetzt

Budget. Die Kommission schätzt bis zu

wird dem, zumindest in Österreich, kei­

verschiedene andere Faktoren gibt, die

57 Milliarden Euro an Erlös, den die Na­

ner nachweinen. n

48


Wir bleiben verbunden!

Sie erreichen die BDO Spezialistinnen und Spezialisten

# BDO cares

montags bis freitags von 8:00 – 17:00 Uhr unter 0153 73 7-973 bzw. corona-hotline@bdo.at Gerne unterstützt BDO bei der Aufbereitung nötiger Unterlagen und der Einbringung von Anträgen.

SCHNELLE HILFESTELLUNG FÜR UNTERNEHMEN Die Regierung hat ein EUR 38 Mrd. schweres Hilfspaket geschnürt, das der österreichischen Wirtschaft helfen soll, die Auswirkungen der Krise zu verkraften. Die Finanzierungsexperten Dr. Michael Grahammer (Grahammer & Partner) und MMag. Marcus Bartl WP/Stb. (BDO) nehmen zu den aktuellen Herausforderungen für Unternehmen Stellung.

Wie beurteilen Sie die aktuellen Stützungsmaßnahmen der österreichischen Bundesregierung? Marcus Bartl: Durch die Stundung der Steuern und der Sozialversicherungsbeiträge ab 16. März wurde den Unternehmen eine direkte Liquiditätsunterstützung gewährt. Mit Einführung des modernen Corona-Kurzarbeitsmodells nimmt Österreich in Europa eine Vorreiterrolle ein.

Welche Förderungen werden aktuell von öffentlichen Stellen bereitgestellt? Marcus Bartl: Neben der Aufstockung der staatlich garantierten Förderkredite, die vorwiegend KMU und Exportunternehmen unterstützen, gibt es aktuell auch eine Vielzahl von länderspezifischen Förderungen. Der Härtefonds, der über die Wirtschaftskammern abgewickelt wird, soll EPU und Kleinstunternehmen rasch unterstützen. Zu dem am Donnerstag angekündigten Notfallfonds gibt es noch zahlreiche Auslegungsfragen. BDO beobachtetn die täglichen Entwicklungen in diesen Bereichen, denn es ist für Unternehmen nicht leicht, einen tagesaktuellen Überblick über die Fördersituation zu bewahren. Michael Grahammer: Das ist auch mein einziger Kritikpunkt am bisherigen Vorgehen. Es wäre sinnvoll, hier im Sinne der Unternehmen sämtliche Förderungen zu

DR. MICHAEL GRAHAMMER (Grahammer & Partner)

bündeln und durch eine zentrale Anlaufstelle möglichst rasch und unbürokratisch abzuwickeln.

Welche weiteren Schritte sind hinsichtlich Krisenbewältigung für die österreichischen Unternehmen erforderlich? Marcus Bartl: In der aktuellen Situation ist die schnelle Liquiditätsversorgung der österreichischenWirtschaftoberstesGebot. Andernfalls kann es zu einer Insolvenzwelle kommen, durch die viele lebensfähige Betriebe schließen müssten. Michael Grahammer: Mittelfristig sind Eigenkapitalstärkungsmaßnahmen dringend erforderlich. Als Folge der Einschränkungen, die richtigerweise aus sozialer VerantwortungfürunsereMitmenschengesetzt werden, tragen viele Unternehmen durch die dadurch entstehenden Verluste die eigentlichen Kosten dieser Krise. Daher wird man sich auch überlegen müssen, wie die langfristige Belastung der Unternehmen kompensiert werden kann.

Welche zusätzlichen Instrumente sind daher für eine erfolgreiche Krisenbewältigung erforderlich? Michael Grahammer: Ein Schuldenregulierungsverfahren, um die Unternehmen, die über ein lebensfähiges Geschäftsmodell verfügen, rasch wieder für den internationalen Wettbewerb zu

M M AG . M A RC U S B A RT L WP/Stb (BDO)

stärken. Die Innovationsfähigkeit der Unternehmen, die langfristig die Arbeitsplätze in Österreich sichern, sollte nicht durch den übermäßigen Schuldendienst nachhaltig belastet werden. Marcus Bartl: Ein modernes Unternehmensteuerrecht mit einer vollständigen steuerlichen Verlustausgleichsmöglichkeit und reduzierten Steuersätzen hilft darüber hinaus, in der Nachkrisenzeit die wieder erwirtschaften Gewinne verstärkt zur Entschuldung zu verwenden, wodurch die Eigenkapitalstützung durch die öffentliche Hand reduziert werden könnte.

Wer gibt Auskunft und Hilfestellung? Michael Grahammer: Offiziell werden wir zwar erst ab 1.5.2020 zu BDO stoßen und ab diesem Zeitpunkt unter BDO Corporate Finance GmbH firmieren. In einer Krise wie dieser ist allerdings Flexi-bilität gefragt. Daher arbeiten wir bereits jetzt eng zusammen, um unsere Kundinnen und Kunden bestmöglich zu unterstützen. Marcus Bartl: Wir haben eine Hotline eingerichtet, um alle wirtschaftlichen Fragen zu beantworten, denen sich Unternehmen angesichts der Corona-Krise gegenübersehen. Unser „Leitfaden zu den Maßnahmen der Regierung“ fast alle aktuellen Fördermaßnahmen zusammen und wird laufend erweitert.


#BANKEN

KOLUMNE

WILHELM CELEDA Vorstands­ vorsitzender Kathrein Privatbank AG

WO SIND DIE GEWINNER?

EX-MEINL-BANK IN KONKURS Die Anglo Austrian AAB Bank AG (AAB)

den Insolvenzverwalter wenden. „Für

hat Anfang März 2020 beim Handels­

die allgemeinen Gläubiger ist mit einem

gericht Wien Konkurs angemeldet. Die

Totalausfall zu rechnen. Nur die einla­

Banklizenz war bereits Anfang Februar

gengesicherten Gläubiger können mit

nach einem Beschluss der Europäischen

einer Befriedigung rechnen“, kommen­

an den Aktienmärkten. Die Verlierer

Zentralbank ein zweites Mal nach Mitte

tiert Stephan Mazal, Insolvenzreferent

sind die Tourismusbranche sowie

November 2019 entzogen worden, nach­

bei Creditreform, den Fall. Bei der ehe­

der Flugverkehr, Industrie und

dem der Entzug zwischenzeitlich aus­

maligen Meinl Bank stehen Passiva von

Dienstleistung. Am schlimmsten hat

gesetzt war. Von der Insolvenz sind 33

280 Millionen Euro Aktiva von 148 Mil­

Dienstnehmer betroffen. Forderungen

lionen Euro gegenüber. Ansprüche der

können laut Kreditschutzverband bis

Meinl-Einlagen werden auf 60 Millionen

Gewinner? Während der US-Leitin-

zum 14. Mai 2020 gestellt werden. Mas­

Euro geschätzt. Die Entschädigung wird

dex S&P 500 in Summe seit dem letz-

severwalter ist Anwalt Georg Freimüller,

über die österreichische Einlagensiche­

ten Höchststand einen Rückgang von

der in dieser Funktion auch die Insolvenz

rung abgewickelt. Die Meinl Bank AG ist

des Immobilienunternehmens Wien­wert

1979 gegründet und 1987 in eine Aktien­

AG begleitete. Inhaber von Wertpapier­

gesellschaft umgewandelt worden. Im

zent im Minus. Einzelne Unterneh-

depots der AAB müssen sich für eine

Vorjahr erfolgte die Umbenennung in

men, die von Quarantänemaßnah-

Übertragung der Wertpapiere direkt an

Anglo Austrian AAB Bank AG.

Covid-19 hinterlässt ein Schlachtfeld

es aufgrund des Ölpreisschocks den Energiesektor getroffen. Es ergibt sich die berechtigte Frage: Gibt es

fast 25 Prozent verzeichnete, liegen Basiskonsum- und Gesundheitstitel Mitte März gesamt nur etwa 16 Pro-

men profitieren, konnten teilweise sogar Kursgewinne verzeichnen. Wichtig ist, dass diese noch nicht hochkapitalisiert wie Amazon oder Netflix sind, da Letztere durch breite Abverkäufe von Fonds und ETFs mit nach unten gezogen werden. Behält

DIGITALE VERMÖGENSVERWALTUNG: RAIFFEISEN MIT WHITELABEL-LÖSUNG

man den volkswirtschaftlichen Schaden im Auge, ist klar, dass in einer derartigen Ausnahmesituation niemand als Gewinner bezeichnet werden kann. Wenn die Quarantäne­ maßnahmen gelockert werden, ist eine Analyse der gesamtwirtschaftlichen negativen Auswirkungen möglich, und es könnte eine rasche

Die Raiffeisen-Bankengruppe hat Anfang

weit führender Anbieter von Whitelabel-

Konsequenz könnte sein, dass der

März 2020 nun mithilfe von Scaleable

Lösungen für die digitale Vermögensver­

ungezügelte Personen- und Waren-

Capital ihre eigene digitale Vermögens­

waltung. Wir wollen auch in Zukunft das

verkehr überdacht wird, aber auch,

verwaltung namens „Will“. Der Finanz­

B2B-Geschäft weiter ausbauen“, sagt Erik

dienstleister Scalable Capital betreibt die

Podzuweit, Geschäftsführer von Scalable

Vermögensverwaltungsplattform

Erholung geben. Eine längerfristige

dass dies nicht die richtige Zeit für politische Cowboys wie Johnson oder Trump ist.

w.celeda@derboersianer.com

durch

Capital. Die Veranlagung ist bei „Will“ ab

eine B2B-Lösung. „Die Kooperation un­

10.000 Euro möglich, der Fokus liegt auf

terstreicht unsere Position als europa­

nachhaltige Investments.

50


BRANCHE BANKEN

Mit Gottfried Haber­ diskutierten auf dem Podium Andreas Treichl, Franz Rudorfer, Edeltraud Stif­ tinger, ­Thomas Wieser sowie Christoph­ Miess.

In der OeNB wurde am 26. Februar 2020 über die Zukunft der „KMU-Finanzierung in der Kapitalmarktunion“ diskutiert. „Über 99 Prozent der österreichischen Unternehmen erwirtschaften 63 Prozent der österreichischen Unternehmens­

TICKER

Anadi Bank nach Wertberichtigung mit Verlust

+++ 20 Prozent: Investor Erik Fällström steigt bei Addiko Bank AG ein

umsätze“, erinnerte OeNB-Vizegouverneur Gottfried Haber.

+++ Raiffeisen verlängert Partnerschaft mit SK Sturm

CORONA-KRISE: OEKB UND BMF STELLEN ZWEI MILLIARDEN EURO ZUR VERFÜGUNG

+++ IWF bewertet Österreichs Finanzsystem als resilient

+++

Die Oesterreichische Kontrollbank AG

Einigung in Rekordzeit:

(OeKB) stellt aufgrund der Corona-Pan­ demie im Auftrag des Finanzministeriums

Banken-Kollektivvertrag

(BMF) österreichischen Exporteuren ein

zahlt plus 2 Prozent

Unterstützungspaket in der Höhe von zwei

+++

Milliarden Euro zu Verfügung. Exportun­

Easybank wird mit

ternehmen können einen Kreditrahmen

Bawag verschmolzen

in der Höhe von zehn Prozent bei Großun­ ternehmen und 15 Prozent bei Klein- und Mittelunternehmen ihres Exportumsat­

ses“, sagt Helmut Bernkopf, der im OeKB-

zes bei der OeKB beantragen. Die revol­

Vorstand für den Bereich Export-Services

vierenden Kredite sollen in erster Linie der

zuständig ist. Die Finanzierungen sind

Standortsicherung und Fortführung des

vorerst auf zwei Jahre befristet mit der

Betriebs der Exporteure dienen. „Öster­

Möglichkeit, diese danach zu verlängern.

reich ist eine Exportnation. Es geht daher

Der Bund ist bereit, Haftungen für 50 bis

um die Standort- und Arbeitsplatzsiche­

70 Prozent dieser Kredite zu übernehmen.

rung in unserem Land. Nun gemeinsam

Nach derzeitigem Stand wird das Volumen

mit dem Finanzministerium Verantwor­

ausgeschöpft. Ende März gab es bereits

tung zu übernehmen und einen Beitrag zu

Anfragen und Anträge in der Höhe von 1,5

breit. Zu diesem Ergebnis kommt

leisten ist Teil unseres Selbstverständnis­

Milliarden Euro.

eine Studie des Zahlungsdienstleis-

MILLENNIALS UND DAS LIEBE GELD STUDIE. Bei der Generation der Mil­ lennials macht sich in Österreich die Sorge um die finanzielle Zukunft

ters Klarna. 64 P ­ rozent der Altersgruppe geben an, regelmäßig Geld für die Zukunft zur Seite zu legen. 44 Prozent sind der Meinung, sich zukünftig große Anschaffungen wie ein Eigenheim leisten zu können.

KARRIERE

Nur 40 Prozent sind zuversichtlich, im Alter genügend Rücklagen zur Verfügung zu haben. 56 Prozent

Eduard Müller

Susanne Riess

Alexander Botscharow

ist mit Anfang Februar 2020 interimistisch in den Vorstand der Finanzmarktaufsicht eingezogen. Dem Exfinanzminister werden gute Chancen nachgesagt, die aktuell offiziell ausgeschriebene Position zu behalten.

übernahm am 6. März 2020 ihre Funktion als OeNB-Generalrätin. Die Vorstandschefin der Wüs­ten­rot-Gruppe wurde neben Raiffeisen-Manager Erwin Hameseder und Finanzwissenschaftlerin Brigitte Unger bestellt.

leitet seit 2020 das Firmen­ kundengeschäft der Kärntner Sparkasse. Zu seiner Expertise zählen Projektumsetzungen in der österreichischen Sparkassengruppe. Er folgt Eduard Genser, der sich in den Ruhestand verabschiedet.

der Millennials glauben, dass der Aufbau von Kapital für die eigene Zukunft für sie schwieriger ist als

51

für frühere Generationen. „Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie groß der Bedarf nach einer völlig neuen Rolle von Finanzdienstleistern ist“, sagt Robert Bueninck, General Manager D-A-CH von Klarna.


#VERSICHERUNGEN

UNIQA SCHNAPPT SICH AXA-GESCHÄFTE Die Uniqa Insurance Group AG (Uniqa) hat den größten Zu­

papierfirmen und Pensionskassen. Der ganze Deal mit einem

kauf einer österreichischen Versicherung im Ausland getätigt

Volumen von knapp einer Milliarde Euro ist kein Schnäppchen

und die Ostgeschäfte der AXA Versicherung um eine Milliar­

für den österreichischen Versicherungskonzern und wird laut

de Euro aufgekauft. Somit übernimmt die Uniqa die Geschäfte

eigenen Angaben ausschließlich durch Fremdkapital finan­

des französischen Mitbewerbers in Polen, Tschechien und der

ziert werden. Das Versicherungsunternehmen überlegt, einen

Slowakei und steigt dadurch zum fünftgrößten Versicherungs­

Green Bond zur Finanzierung aufzulegen. Uniqa-Vorstandvor­

konzern in Zentral- und Osteuropa auf. Der Markt bringt für

sitzender Andreas Brandstetter ist optimistisch: „Wir gewin­

die Uniqa einige Chancen mit sich. Durch den Kauf wechseln

nen mit dieser Transaktion Privat- und Firmenkunden in drei

rund fünf Millionen Kunden, 2.100 Mitarbeiter und 800 Milli­

Wachstumsmärkten, in denen wir schon heute hochprofitabel

onen Euro Prämienvolumen zur Uniqa. Im Kaufpreis enthalten

sind.“ In Zuge dessen treibt Brandstetter die Umstrukturie­

ist nicht nur das Versicherungsgeschäft, sondern auch Wert­

rung des Konzerns weiter stark voran.

HOMEOFFICE UND DAS VERSICHERUNGSRISIKO In der aktuellen Corona-Krisenzeit stel­

aus dem Netz. Sollte ein Mitarbeiter aus

len viele Unternehmen, wenn möglich,

Unachtsamkeit ein Phishing-Mail öffnen

auf Homeoffice um. Dies trägt maßgeblich

oder eine unzureichende Firewall haben

dazu bei, die Ausbreitung des Coronavirus

und es entsteht dadurch einen Schaden,

zu verlangsamen, gleichzeitig steigert es

muss dieser im vollen Umfang dafür auf­

aber auch die Gefahr von Cyberangriffen.

kommen. „Wer zahlt bei Schäden, wenn

Die heimischen Endgeräte sind oft nicht

der Heimcomputer gehackt und wertvol­

auf dem neuesten Stand und daher unge­

le Daten abgesaugt wurden? Wer haftet bei

nügend abgesichert. Es gibt deshalb nur

leichtsinnig geöffneten Phishing-Mails?

wenige Versicherungen, die Tele­ worker

Das sind alles Fragen, die sich jeder Un­

und deren Arbeitgeber im Schadensfall ab­

ternehmer, aber auch jeder Dienstnehmer

sichern.

stellen sollte“, sagt Benedikt Seipt, Ver­

Gerade in der heutigen Zeit widmen

sicherungsmakler von Seipt&Partner. Da

viele Firmen sehr viel Aufmerksamkeit der

hilft nur der Griff zum Hörer und mit der

IT-Security und investieren viel Geld in

Versicherung des Vertrauens in Kontakt zu

den Zentralen in den Schutz vor Angriffen

treten.

52


BRANCHE VERSICHERUNGEN

TICKER

Wiener Städtische: Stürme im Februar verursachen Schaden von acht Millionen Euro

VERSICHERUNGSNEUGESCHÄFT BRICHT BEI VIG EIN Die Vienna Insurance Group (VIG) konnte

bar macht. Das Neugeschäft bricht laut

2019 ein absolutes Rekordjahr verbuchen

VIG-Chefin Elisabeth Stadler in diesem

und erwirtschafte mehr als zehn Milli­

Jahr definitiv ein.

arden Euro an Prämien. Dies ist ein Plus

„Kunden, die am Coronavirus erkrankt

von 7,7 Prozent. Ebenfalls einen kräfti­

sind, können weiterhin mit den gewohn­

gen Anstieg verzeichnete der Nettoge­

ten Leistungen der privaten Kranken­

winn mit einem Plus von 23 Prozent be­

versicherung rechnen. Dies inkludiert

ziehungsweise 331 Millionen Euro. Die

die Sonderklasse im Krankenhaus, den

Leistungen für Versicherungsfälle stiegen

Privat­ arzt sowie die Leistungen aus der

um 4,5 Prozent auf 7,263 Milliarden Euro.

Krankenversicherung für die Auslands­

Dennoch merkt auch der etablierte Ver­

aufenthalte“, so Stadler. Zu beachten ist,

sicherungskonzern die Auswirkungen des

dass die Reiseversicherung die Storno­

Coronavirus. Die Mitarbeiter wurden alle

kosten nicht trägt, da eine Pandemie als

mit Laptops ausgestattet und ins Home­

höhere Gewalt eingestuft wird. Sollte man

office entlassen. Kunden werden dadurch

jedoch an Covid-19 erkranken und nicht

nur noch digital betreut, was sich auch bei

reisen können, so sind die Stornokosten

den Abschlüssen und Anfragen bemerk­

gedeckt.

+++ VBV-Pensionskassa: 11,7 Prozent Zuwachs sowie 7,66 Milliarden Euro Sozialkapital

+++ VIG beteiligt sich mit 20 Prozent an Start-up Vive La Car

+++ Uniqa fordert Senkung der Versicherungssteuer auf zwei Prozent als Anreiz für nachhaltige Veranlagung

+++ Generali Group mit Rekordergebnis im Jahre 2019 von 5,2 Milliarden Euro

HOFÜBERGABE BEI GENERALI Generali-Versicherung-Vorstandsvorsit­ zender Alfred Leu (62) wechselt mit Jahres­

+++ Uniqa bietet für rund 230.000 Kunden Telemedizin an

ende in den Ruhestand und übergibt bereits am 1. Mai 2020 offiziell die Fäden des Ver­ sicherungskonzerns an Gregor Pilgram, den derzeitigen Finanzvorstand der Generali CEE Holding. Der Schweizer Leu war insgesamt 33 Jahre im Generali-Reich tätig.

VERGLEICHSPORTALE UNTER DER LUPE STUDIE. Vergleichsportale spielen bei Versicherungen eine zentrale

KARRIERE

Rolle. Die präsentesten Gesellschaften sind durchschnittlich in 30 der 50 untersuchten Vergleichsportale gelistet und belegen im Mittel acht

Alma Ribanovic

Thomas Brauneder

Klaus-Peter Röhler

übernimmt ab sofort in der Position als Group Practice Leader die Affinity Practice Group der Greco-Gruppe. Ihre Aufgabe wird es sein, Speziallösungen für die Versicherungsberatung zu entwickeln.

ist seit Februar 2020 neuer Leiter des Partnervertriebs der Merkur Versicherung in Österreich. Brauneder war bereits Leiter der Maklerabteilung und Kooperationen Steiermark und Südburgenland bei der Merkur Versicherung.

wird ab April 2020 Teil des Vorstands der Allianz SE. Aktuell ist Klaus-Peter Röhler ebenfalls Vorsitzender der Allianz Elementar VersicherungsAG, dieses Amt legt er jedoch nieder.

erste Plätze. Das ergab eine Studie des Marktforschungsunternehmens Research Tools, das die Präsenz

53

von deutschen Assekuranzen in Vergleichsportalen analysiert hat. Große Konkurrenz gibt es bei Haushalts- und privaten Haftpflichtversicherungen, wenig im Bereich der Rentenversicherung


#FONDS

KOLUMNE

HEINZ BEDNAR Präsident VÖIG

DIE CHANCEN IN DER KRISE ERKENNEN Nach dem schwierigen Jahr 2018

KEPLER-FONDS KAG ZAHLT STRAFE WEGEN FORMALFEHLER Die österreichische Finanzmarktaufsicht

FMA ohne Verhängung einer Strafe an­

(FMA) hatte wegen Formalfehler bei der

gemessen gewesen.“ Die Kepler-Fonds

Österreich mit Jahresende 2019 auf

Prämienauszahlung

Kepler-Fonds

KAG ist nach Amundi Austria und der

ein neues Rekordhoch von 184,9

KAG Ende Februar 2020 zu einer Straf­

Erste Asset Management die dritte hei­

Milliarden Euro. Und auch 2020

zahlung von 32.000 Euro verdonnert. Be­

mische Fondsgesellschaft innerhalb ei­

begann vielversprechend. Die neue

troffen waren 85 der eigenen Mitarbeiter,

nes Jahres, die blechen muss. Die Höhe

Kunden waren nicht dabei, sagt Kepler-

der Strafe kommt nicht aufgrund der

Geschäftsführer Andreas Lassner-Klein,

Schwere, sondern wegen des längeren

verschiedene Varianten – auch zur

der sich ein anderes FMA-Vorgehen ge­

Zeitraums der Verfehlung von 1,5 Jah­

Förderung nachhaltiger Invest-

wünscht hätte. „Nach Auffassung der

ren zustande. Wobei der Strafrahmen bis

ments – in Aussicht. Dies alles ist

Kepler-Fonds KAG wäre eine ,Beratung‘

zu astronomischen 16,5 Millionen Euro

oder ,Aufforderung zur Herstellung des

betragen kann. Das Straferkenntnis ist

gesetzeskonformen Zustandes‘ durch die

rechtskräftig.

stiegen die Fondsvolumina in

Regierung hielt an den Ideen zur Stärkung der privaten Vorsorge fest und stellte der Branche

durch Covid-19 in den Hintergrund gerückt. Wie schon in den Krisenjahren 2008/2009 zeigt sich, dass

die

nun die Stabilität des Finanzsystems oberste Priorität hat. Und wieder sind die Fonds gefordert, den Weg aus der Krise vorzugehen. Aktiv gemanagte Investmentfonds können in Abschwungphasen flexibler agieren als Produkte, die

C-QUADRAT SCHNAPPT SICH ARIQON

nur an einem Index „kleben“. Der Faktor Mensch kann gerade jetzt

Die C-Quadrat Asset Management, eine

nicht durch eine Maschine oder ein

Tochter der C-Quadrat Investment Group,

Modell ersetzt werden. Es gilt die Entwicklungen sorgsam zu analy-

hat sich 100 Prozent der Anteile der Gra­

sieren und die richtigen Schlüsse

zer Ariqon Asset Management AG gesi­

aus dem massiven Abverkauf von

chert (Ariqon). Die Ariqon Asset Manage­

Aktien und Unternehmensanleihen

ment AG hat neben dem Fondsgeschäft

zu ziehen. Viele Anleger haben mit

auch eine Vermögensverwaltung und gilt

Ansparmodellen erst begonnen. Sie können die niedrigen Kurse nutzen und langfristig profitieren. Mit­

in Österreich als Pionier von Multi-As­ set-Produkten. Damit steigt das verwal­

unter macht es jetzt auch Sinn, sich

tete Volumen der C-Quadrat Investment

mit mehr Fondsanteilen qualitativ

Group um rund 200 Millionen Euro auf

gigen Asset-Managern zusammen, da­

hochwertiger Unternehmen ein-

über acht Milliarden Euro. Aktuell fehlt

runter ARTS Asset Management, die auf

für einen erfolgreichen Deal nur noch

quantitative Handelssystem setzen, Ri­

das grüne Licht der Finanzmarktaufsicht

sikoanalyst Quantic Financial Solutions,

(FMA). Aktuell setzt sich die C-Quadrat

Mezzanine Management und die Mailän­

Investment Group aus sieben unabhän­

der Investmentfirma Lio Capital.

zudecken. Ich bin überzeugt, dass Fonds aus der Krise gestärkt hervor gehen werden.

h.bednar@derboersianer.com

54


BRANCHE FONDS

TICKER

Savity hat nun Wandelanleihen im Angebot

+++ Liechtenstein hat mit Estably erste digitale Vermögensplattform

+++ „Money, honey!“ Finanzbloggerin Larissa Die Glaspokale glänzten im Licht.

Kravitz publiziert erstes Buch

+++

Die Refinity Lipper Fund Awards gingen am 9. März 2020 im Park Hyatt in Wien

Moodys senkt Ausblick für

über die Bühne. Die jährlich vergebenen Auszeichnungen bekommen jene Fonds

weltweite Assetmanager

und Fondsgesellschaften, die in ihrer jeweiligen Vergleichsgruppe eine konstant hohe, risikoadjustierte Performance erzielt haben.

auf negativ

+++ Franklin Templeton will Legg Mason für 4,5 Milliarden US-Dollar

BAWAG BIETET FONDSSPARPLÄNE MIT KAPITALSCHUTZ

+++ Amundi-Austria-CEO verlässt Fondshaus

Die Bawag PSK möchte mehr Sparer dazu

was für das Erreichen langfristiger Ren­

bewegen, in die Veranlagung von Wert­

diteziele und unter Berücksichtigung ei­

papieren zu wechseln, und bietet Kunden

nes umsichtigen Risikomanagements von

Fondssparpläne an, die bis Ende des Jah­

großem Vorteil ist “, sagt David O’Leary,

res 2020 mit einem Kapitalschutz verse­

Retail-Vorstand der Bawag PSK. Das Pro­

hen sind, sofern der Abschluss bis 31. März

dukt mit dem Namen „Ertragsbox Start“

2020 erfolgte. Bis zu 100 Euro monatlich

inkludiert persönliche Beratung. Zur Aus­

kann man in den Sparplänen veranlagen.

wahl stehen unterschiedliche Vermögens­

„Mit unserem neuen Produkt möchten wir

verwaltungsfonds, das All-in-Entgelt be­

FRAUEN UND IHRE VERANLAGUNG

Kunden dabei helfen, ihre Scheu vor Inves­

trägt von 0,96 Prozent per annum zuzüg­

STUDIE. Laut einer aktuellen Studie

titionen in den Kapitalmarkt abzulegen,

lich 20 Prozent Umsatzsteuer.

der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments übernehmen Frauen in Deutschland verbreitet finanzielle Verantwortung. Sie übertragen diese jedoch unzureichend in langfristige Anlageentscheidungen. Infolgedessen

KARRIERE

mangelt es Frauen in Deutschland auch vermehrt an Ersparnissen und Investitionen als etwa im Vereinigten Königreich und Italien. Das

Oliver Röder

Stefan Arneth

Christian Papst

ist seit Anfang Februar 2020 Bereichsleiter für den gesamten institutionellen Vertrieb der Erste Asset Management. Röder (47) bleibt weiterhin deren Geschäftsführer in Deutschland.

verstärkt seit Februar 2020 als Verkaufsleiter für Österreich, Deutschland und die Schweiz den paneuropäischen Assetmanager Czapa und wird sich um das institutionelle Geschäft kümmern.

ist mit Ende Februar 2020 in den Vorstand der Vereinigung der ausländischen Investment­ gesellschaften gewählt worden. Papst ist Österreich-Chef von Fidelity International.

55

schürt Sorgen um die finanzielle Zukunft, gerade bei Millennials und Müttern. An der Studie „Kurskorrektur: Wie verschiedene Generationen sich auf eine neue finanzielle Zukunft einstellen“ nahmen 6.000 Befragte aus Deutschland, Italien und Großbritannien teil.


#AKTIEN

KOLUMNE

BETTINA SCHRAGL Head of Investor Relations Immofinanz AG

VOLATILITÄT ÜBERHOLT ­FUNDAMENTALDATEN

OMV ÜBERNIMMT BOREALIS UM 4,68 MILLIARDEN US-DOLLAR Die OMV AG richtet sich stärker Richtung

ihn ist der Zukauf ein „echter Gamechan­

Petrochemie aus und investiert 4,68 Milli­

ger“, der die Weichen für eine CO2-freie

arden US-Dollar in die Übernahme der Bo­

Zukunft der OMV AG stellen soll. Finan­

realis AG. 2,34 Milliarden sind beim Closing

zieren will Seele den Deal mit dem Verkauf

der Transaktion fällig, weitere 2,34 Milli­

des 51-Prozent-Anteils an der Gas Con­

Roadshows, die abgesagt werden,

arden bis Dezember 2021. Das ist nach der

nect Austria, hier hat die Verbund AG ein

mehr Nervosität und Kommunika-

Übernahme der Osram Licht AG durch die

exklusives Vorkaufsrecht. Gemeinsam mit

tionsbedarf bei Anlegern und eine

AMS AG der zweigrößte Deal der österrei­

dem Verkauf des deutschen Tankstellen­

Hauptversammlung in Vorbereitung,

chischen Wirtschaftsgeschichte. Im Detail

netzes der Wiener und deren kasachischen

stockt die OMV AG ihren Anteil an der Bo­

Upstream-Geschäfts sollen rund zwei Mil­

realis von vormals 36 Prozent auf 75 Pro­

liarden Euro in die Kassen gespült werden.

durcheinander. Die Lage bringt auch

zent auf. Gleichzeitig wird der Petroche­

Der Verkaufsprozess hat bereits begon­

neue Lösungsvorschläge, zum Bei-

miekonzern mit seinen 6.900 Mitarbeitern

nen. Geplante Projekte in Sibirien und Ru­

spiel die virtuelle Hauptversamm-

und einem Jahresumsatz von knapp 9,8

mänien werden nach hinten verschoben.

Milliarden Euro in die OMV-Gruppe einge­

Organische Investitionen sollen im heu­

gliedert. OMV-Vorstandschef Rainer See­

rigen Jahr von 2,4 Milliarden Euro auf 2,2

hinsichtlich des uneingeschränkten

le will sein Unternehmen durch die Über­

Milliarden Euro gesenkt werden. Einen

Börsenhandels. Während zur Kri-

nahme zu einem führenden Unternehmen

Abschluss der Transaktion erwartet der

senbewältigung über die Wirtschaft

in der Recyclingwirtschaft etablieren. Für

OMV-Vorstand bis Ende des Jahres 2020.

bei der man noch nicht weiß, wie sie stattfinden kann. Die Corona-Krise wirbelt im IR-Tagesgeschäft einiges

lung. Die Talfahrt der Kurse sorgt nicht nur für viele Anfragen, sondern auch für differente Meinungen

ein Shutdown verhängt wird, geht es an den Börsen weiter. Was ist besser? Panikverkäufe zulassen mit dem Risiko, dass die Kursverluste weitere wirtschaftliche Folgen haben. Also: Volatilität überholt Fundamentaldaten. Oder Pausetaste drücken und Zeit geben, die Geschehnisse

SEMPERIT TRENNT SICH VON KERNGESCHÄFT Die Semperit AG Holding will sich von

te mit erhöhten Investitionen verbunden

Letzteres sprechen unter anderem

ihrem Kerngeschäft, der Medizinspar­

wäre. „Gespräche mit potenziellen Käu­

die Faktoren „Informationen“, die

te Sempermed, lösen. Daran ändert auch

fern werden bereits geführt“, bestätigt die

in solch einer Phase unsicher sind,

die durch das Coronavirus verursachte er­

Presseverantwortliche der Semperit AG

und „Psychologie“. Man hat kein

höhte Nachfrage der Produkte nichts. Für

Holding, Monika Riedel. Ein Datum, bis

den Gummihersteller fällt mit dem Ver­

wann der Verkauf abgeschlossen werden

kauf etwa ein Drittel des Geschäfts weg.

soll, gibt es nicht. Das Semperit-Stamm­

chenbar, um nicht zu sagen surreal,

Der Vorsitzende des Vorstands, Martin

werk im niederösterreichischen Wimpas­

dass es Monate dauern könnte, um

Füllenbach, möchte an seiner Grundsatz­

sing soll erhalten bleiben und zukünftig

die Auswirkungen abzuschätzen.

entscheidung festhalten: „Die Zukunft

eine noch größere Bedeutung in der Sem­

von Semperit liegt ganz klar im Sektor In­

perit-Gruppe spielen. Neben der Erzeu­

dustrie.“ Dort sieht er ein deutlich höhe­

gung von Operationshandschuhen dient

res Ertrags- und Rentabilitätspotenzial,

der Standort bereits jetzt in erster Linie

während ein Verbleib in der Medizinspar­

den Industriesegmenten der Gruppe.

einigermaßen zu verarbeiten? Für

Vertrauen, was zu einer schlechteren Entscheidungsfindung führt. Andererseits ist die Situation so unbere-

Die Börsen über einen derart langen Zeitraum zu schließen wäre wohl auch nicht sinnvoll. Was denken Sie?

b.schragl@derboersianer.com

56


BRANCHE AKTIEN

TICKER

Staatsdruckerei fliegt von Wiener Börse

+++ Zumtobel mit Verjüngung im Aufsichtsrat

WIENER STADTWERKE STEIGEN BEI EVN GROSS EIN

+++ Wiener Börse AG verschmilzt mit Holding CEESEG AG

Mit 28,35 Prozent ist die Wiener Stadtwer­

ringert. Mit den Wiener Stadtwerken ver­

ke GmbH bei der börsennotierten EVN AG

bindet die EVN AG eine jahrzehntelange

eingestiegen. Der Kaufpreis dafür liegt bei

Vertriebspartnerschaft.

hinaus

Frequentis startet

kolportierten 870 Millionen Euro. Verkäu­

betreiben die beiden bereits seit längerem

Mitarbeiterbeteiligung

fer ist der Pensionsfonds der ENBW Ener­

gemeinsame Windparkprojekte. Die Stadt

gie Baden-Württemberg AG, die 2002 den

Wien ist als Eigentümer der Stadtwerke

Anteil von der Verbund AG und Energie AG

nach dem Mehrheitseigentümer Land Nie­

Bet-at-home.com muss

übernommen hatte. Dieser hatte bereits in

derösterreich nun der zweitgrößte Investor

13,9 Millionen Euro

den letzten Jahren seine Anteile von ur­

des Energieversorgers und bringt die staat­

Steuern nachzahlen

sprünglich 35,7 Prozent immer weiter ver­

liche Beteiligung auf 79,4 Prozent.

Darüber

+++

+++

+++ Altrichter steigt bei Cleen Energy ein

UNTERNEHMEN MIT WELLE VON AKTIENRÜCKKÄUFEN Zahlreiche österreichische Unternehmen

Wienerberger AG möchte indes bis 30. Juni

nutzten die niedrigen Kurse an den Bör­

2020 insgesamt 1.151.879 und damit ein

sen und haben Aktien im großen Stil zu­

Prozent vom Grundkapital zurückkaufen.

rückgekauft, da der ATX bis Mitte März

Eine Million Euro nimmt der Linzer IT-

2020 seit Jahresbeginn fast 50 Prozent an

Technologiekonzern S&T AG in die Hand,

Wert verloren hatte. So gab die Schoel­ler-

der sein 2019 gestartetes Aktienrückkauf­

Bleckmann Oilfield Equipment AG be­

programm fortsetzt. Der Vorstand der

STEIGENDES INTERESSE AM AKTIENMARKT

kannt, in nächster Zeit 700.000 Ak­ tien

S Immo AG möchte bis Ende September

STUDIE. 25 Prozent der Österreicher

beziehungsweise rund 4,375 Prozent des

2020 rund drei Prozent des Grundkapitals

haben einen prinzipielles Interesse

Grundkapitals erwerben zu wollen. Die

kaufen.

am Kauf von Wertpapieren. Verglichen mit dem Jahr 2017 ist das ein Anstieg von 14 Prozent und damit mehr als das Doppelte. Zu diesem Ergebnis kommt Meinungsforscher Peter Hajek in seiner aktuellen

KARRIERE

Umfrage für das Aktienforum. Gründe, warum die Teilnahme am Aktienmarkt dennoch weiterhin gering ausfällt, liegen den befrag-

Stefan Trubrich

Elena Skvortsova

Ingo Bank

ist seit 1. März 2020 neuer Vice President Capital Markets bei der Lenzing AG. Zu den Aufgaben des Ex-Aktienanalysten zählen unter anderem die Leitung des Inves­tor-Relations-Bereichs sowie die Berichterstattung im Bereich ESG.

wurde im März 2020 als fünftes Vorstandsmitglied der OMV AG vorgestellt. Die gebürtige Russin wird dort ab 1. Oktober 2020 den Bereich Downstream Marketing und Trading verantworten.

wechselt mit 1. Mai 2020 von der Osram Licht AG zu deren neuem Mehrheitsaktionär AMS AG. Der 51-jährige Bank wird dort genau wie bei seinem vorherigen Arbeitgeber als Finanzvorstand tätig sein.

ten Personen zufolge vor allem am fehlenden Wissen über den Aktienmarkt oder auch an der Angst

57

vor einer falschen Aktienauswahl. Als Motivation für mehr Börsen­ investments sehen sie an erster Stelle steuerliche Begünstigungen auf Veranlagungen zur privaten Pensionsvorsorge.


#IMMOBILIEN

INVESTOR RONNY PECIK AUF GROSSER EINKAUFSTOUR Immobilieninvestor Ronny Pecik hat sich seit Jahresbeginn

scheitert. Im März wurde die Saga um eine Facette reicher:

gleich bei zwei börsennotierten Immobilienkonzernen ein­

Oliver Schumy trat am 18. März als Immofinanz-Boss zu­

gekauft: Im Jänner 2020 stieg er gemeinsam mit Investor

rück, die Geschäfte werden aktuell von Finanzvorstand Stefan

Norbert Ketterer über eine Kapitalerhöhung bei der S Immo

Schönauer und COO Dietmar Reindl gelenkt. Spannend dürf­

AG ein und hält aktuell 14,24 Prozent am Unternehmen. 10,71

te auch die S-Immo-Hauptversammlung im April 2020 wer­

Prozent sind es bei der Immofinanz AG, die er unter anderem

den – sofern sie stattfinden kann -, bei der die Stimmrechts­

Langfristinvestor Rudolf Fries zusammen mit Peter Korbac­

beschränkung von 15 Prozent erneut Thema sein wird. Fällt

ka abkaufte. Fries schied damit aus dem Aufsichtsrat der Im­

die Bestimmung, verstärkt sich Peciks Stimmrecht deutlich.

mofinanz AG aus. Der Einstieg von Pecik in beide Unterneh­

Die Immofinanz AG hält aktuell einen Anteil von 29,14 an der

men ließ die Merger-Gerüchte wieder aufleben. Eine Fusion

S Immo AG, diese ist wieder mit knapp über elf Prozent an der

zwischen S Immo AG und Immofinanz AG war im Vorjahr ge­

Immofinanz AG beteiligt.

CA IMMO KLAGT REPUBLIK UND KÄRNTEN Die CA Immobilien Anlagen AG (CA Immo) hat den Beschluss

weit betroffen, da durch das derzeit laufende Verfahren gegen

gefasst, eine Schadenersatzklage gegen die Republik Öster­

den ehemaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser Hinweise

reich und das Land Kärnten einzubringen. Grund für diesen

aufgekommen sind, dass Amtsträger des Bundeslandes einen

Schritt ist die Privatisierung der Bundeswohnbaugesellschaf­

Vertraulichkeitsbruch zu verantworten haben. Die CA Immo

ten (Buwog) im Jahre 2004. Die CA Immo gibt an, dass sie durch

hat der Republik Österreich sowie dem Land Kärnten mehrfach

den unrechtmäßigen Nichtzuschlag einen massiven Schaden

außergerichtliche Gespräche angeboten. Diese wurden bis jetzt

in der Höhe von 1,9 Milliarden Euro erlitten hat. Grund da­

aber von beiden Seiten abgelehnt. Eine weitere Teilklage in der

für ist die rechtswidrige und schuldhaft parteiliche Beeinflus­

Höhe von einer Million Euro ist ein nochmaliges Angebot an die

sung des Versteigerungsverfahrens. Das Land Kärnten ist inso­

Angeklagten.

58


BRANCHE IMMOBILIEN

TICKER

Starkes Neubewertungsergebnis für CA Immo AG Gute ­Gespräche beim Immobi­lienforum im Park Hyatt in Wien.

Am 11. Februar 2020 ging die sechste Auflage des Immobilienforums Wien im

über 450 Millionen Euro

+++ 5,38 Prozent Zinsen für die aktuelle Hybrid-Anleihe der Porr AG

Park Hyatt Vienna über die Bühne. Dieses Mal drehte sich alles um die Zukunfts-

+++

perspektiven am Immobilienmarkt und um Innovationen. Mit knapp 20 Vortra-

500 Millionen frisches

genden informierte das Forum über „Wohnen & Leben“, Herausforderungen im

Kapital durch Benchmark-

Management, dynamische Bürowelten, die Stadtentwicklung sowie über die

Anleihe für CA Immo

+++

Zukunft der Finanzwelt.

S Immo AG schließt Berliner Nachtclub und gerät in Shitstorm

NEUANSTRICHE FÜR VIENNA ESTATE

+++ CA Immo kauft

Die Vienna Estate Immobilien AG erneu­

den Säulen Einzelverkauf, Investments

Schuldverschreibungen in

ert die Firmenstruktur und tritt mit ei­

und Managementleistungen das Kern­

nem neuen Vorstand sowie einem neu­

geschäft zu erweitern. In Zukunft setzt

der Höhe von 98.518.500

en Aufsichtsrat auf. Peter Lazar ist seit

die Unternehmensführung auf den In­

Jänner 2020 neuer Vorstandsvorsitzen­

vestmentbereich sowie auf den Neubau.

der des Immobilienunternehmens. Der

Federführend in dieser Umstrukturie­

Allianz Real Estate erhöht

einstige Banker ist gleichzeitig auch

rungsphase ist Investor Günter Kerbler,

verwaltetes Vermögen auf

noch Geschäftsführer der Kerbler Hol­

der zum einen selbst noch im vergange­

ding. Ebenfalls kündigt das Unterneh­

nen Jahr seine Anteile auf 37,61 Prozent

73,6 Milliarden Euro

men große Investitionen in Form von

aufgestockt hat. Sein Ziel ist es, seine Ex­

Zukäufen im dreistelligen Millionen­

pertise noch deutlicher einzubringen und

bereich an. Das aus der Wiener Privat­

den Konzern nach seinen Vorstellungen

bank herausge­ löste Immobilienunter­

umzubauen. Weiters scheidet mit Johann

nehmen will sich in Zukunft noch stär­

Kowar ein langjähriger Geschäftspartner

ker als Komplettanbieter präsentieren

nun vollkommen aus der Vienna Estate

und plant, neben den drei bestehen­

Immobilien AG aus.

Euro zurück

+++

BOOM AM IMMOBILIENMARKT STUDIE. Die Immobilienbranche erlebte laut RE/MAX 2019 mit einem Gesamtwert von 34,3 Milliarden Euro der gehandelten Immobilien

KARRIERE

ein Rekordjahr. Österreichweit wurden in allen Bundesländern neue Rekordwerte verzeichnet. Wien sprengt die zehn MilliardenEuro-Grenze, Niederösterreich

Patrick Zehetmayr

Robert Happel

Thomas Schaller

wurde zum Leiter des ­Gewerbeimmobiliengeschäfts der Erste Bank Group AG bestellt. Der 49-Jährige verantwortet das Gewerbeimmobiliengeschäft sowie das Immobilienleasing­geschäft.

übernimmt ab März 2020 die Geschäftsführung der Vienna International Engineers. Der Immobilienexperte will den Fokus auf leistbares Wohnen und Nachhaltigkeit setzen.

komplettiert seit Februar dieses Jahres die Dreierspitze bei WK Development. Schaller hält als Immobilientreuhänder die Berechtigungen für die Gewerbe Bauträger und Immobilienmakler.

59

folgt mit fünf Milliarden Euro. An dritter Stelle mit vier Milliarden folgen die Steiermark und Ober­ österreich. Wichtigste Gründe für die starke Entwicklung sind günstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen und fehlende alternative Geldanlagemöglichkeiten.


#BERATER

KREATIVITÄT DER UNTERNEHMENSBERATER GEFRAGT KOLUMNE

PETER BARTOS Partner und ­Geschäftsführer BDO Austria

NOW CASH IS KING Im Unterschied zur Finanzkrise

In Österreich gibt es über 70.000 Bera­

aber auch Chancen bringt eine solche Krise

tungsunternehmen. Meist sind es Kleinun­

mit sich? – Ich sehe uns Unternehmensbe­

ternehmen oder Einzelunternehmen. Die

rater als Motivatoren. Wir müssen in Kri­

derzeitige wirtschaftliche Lage, bei der so­

senzeiten den Unternehmen Mut machen

gar schon von Rezession gesprochen wird,

und Wege aufzeigen, wie sie gestärkt aus

bringt einige Unternehmen in eine un­

der Krise herauskommen können. Um die­

günstige Lage. Claudia Stroh­maier, Spar­

sen Aufgaben auch in solchen Zeiten nach­

tensprecherin bei der Wiener Wirtschafts­

kommen zu können, müssen wir verstärkt

kammer, fordert Kreativität und sieht

auf die Möglichkeiten der Digitalisierung

Chancen für die Beraterbranche.

setzen. Diese sehe ich auch als große Chan­ ce für unsere Branche.

Frau Strohmaier, was ist das größte Asset eines

2008/2009 trifft die Coronakrise die

Unternehmensberaters? – In unserer Bran­

Wie kann das ausschauen? - Wir müssen

gesamte Wirtschaft. Die Regierung

che ist es unglaublich wichtig, den persön­

über digitale Wege neue und visionäre

hat ein 38 Milliarden Euro schweres

lichen Kontakt zu unseren Kunden zu ha­

Strategien entwickeln und gemeinsam mit

Hilfspaket geschnürt, das unserer

ben. Hierbei gilt es, Vertrauen zueinan­

den Unternehmen die Zukunft gestalten.

der aufzubauen und die Eigenheiten so­

Gerade jetzt hat man die Möglichkeit, den

wie Wünsche eines jeden kennenzulernen.

Fokus auf neue Dinge zu legen und die Zeit

das Vertrauen in die Zahlungsfähig-

In einem Gespräch, in dem man sich ge­

„out of the box“ zu denken. Sei es Online­

keit der Unternehmen aufrechtzu­

genübersitzt und gemeinsam Projekte be­

beratung oder ein digitales Seminar, jetzt

erhalten. Andernfalls kann es zu

spricht und Strategien festlegt, kann man

haben wir die Möglichkeit, uns neu zu ori­

viel besser auf die einzelnen Personen ein­

entieren und unserer Branche einen Neu­

gehen und Individuallösungen schaffen. Es

anstrich zu verpassen. Wichtig ist, mutig

chung unserer Wirtschaft bedeuten.

ist wichtig, dass wir dem Kunden zeigen,

und zuversichtlich voranzuschreiten und

Daher sind Liquiditätsstützungs­

dass wir für ihn da sind.

sich von solchen Krisen nicht unterkriegen

Wirtschaft helfen soll, die Krise zu verkraften. Aktuell ist die Liquiditätsversorgung oberstes Gebot, um

einer Insolvenzwelle kommen, durch die viele Betriebe schließen müssten. Dies würde eine dauerhafte Schwä-

maßnahmen ein sinnvolles Instrument. Mittelfristig werden moderne Eigenkapitalstärkungsmaßnahmen erforderlich sein. Durch die Ausrei-

zu lassen. Wir mussten uns schon mit ganz Der persönliche Kontakt ist in solchen Krisen-

anderen Herausforderungen auseinander­

zeiten schwierig. Welche Herausforderungen,

setzen, und haben es trotzdem überlebt.

chung von Förderkrediten steigt die Verschuldung heimischer Unternehmen. Viele werden Jahre mit der Rückzahlung er Kredite belastet sein und dies womöglich aus eigener Kraft nicht stemmen können. Als Folge der gesetzten Einschränkun-

ÜBERNAHMEBOOM TROTZ GEBREMSTER KONJUNKTUR

gen, die richtigerweise aus sozialer Verantwortung für unsere Mit-

Die Anzahl der Übernahmen mit österrei­

schaftlichen Ziele erreichen zu können,

menschen gesetzt werden, tragen

chischer Beteiligung lag im vergangenen

heißt es von der Beratungsorganisation

Geschäftsjahr bei 328, das Transaktions­

Ernst & Young (EY). Gleichzeitig zeigt der

volumen erreichte 12,1 Milliarden Euro. Die

EY-Capital-Confidence-Barometer,

deshalb überlegen müssen, wie die

größten Deals waren die Übernahme der

Befragung von 2.500 Managern weltweit,

langfristige Belastung der Unterneh-

Osram Licht AG durch die AMS AG und der

dass 52 Prozent der Unternehmen Zukäu­

men kompensiert werden kann. Nur

Erwerb von 15 Prozent an der Abu Dhabi Oil

fe in den nächsten zwölf Monaten planen.

Refining Company durch die OMV AG. Ge­

Dabei spielt der Technologiesektor eine

rade durch das abflachende Wirtschafts­

tragende Rolle, da Unternehmen auf Inno­

wachstum waren Unternehmen vermehrt

vationen setzen, um die richtigen Weichen

auf dem M&A-Markt aktiv, um ihre wirt­

für die Zukunft stellen zu können.

viele Unternehmen die eigentlichen Kosten dieser Krise. Nach Sicherstellung der Liquidität wird man

so kann es gelingen, Unternehmen, Arbeitsplätze und damit unseren Wohlstand zu erhalten.

p.bartos@derboersianer.com

60

eine


BRANCHE BERATER

TICKER

BCG SCHWIMMT AUF ERFOLGSWELLE

Deloitte: Neue Technologien bei Autos stoßen auf Unbehagen bei Österreichern

Die Bosten Consulting Group (BCG) stei­

Mitarbeiter ein und plant trotz der Krise

gerte 2019 ihren weltweiten Umsatz um 14

für dieses Jahr weitere 800 neue Stellen.

Prozent auf 8,5 Milliarden Euro. Dies war

Grund für diese ausgesprochen gute Ent­

das sechste Mal seit dem Jahr 2009, dass

wicklung ist zum einen die immer benö­

der Konzern um einen zweistelligen Pro­

tigte Expertise sowie die Aufträge im Be­

zentsatz anwuchs. Dabei hat sich auch

reich der Vorbereitung auf wirtschaftlich

die Zahl der Mitarbeiter im Vergleich zu

schwierige Zeiten. Des Weiteren spielt die

+++

2009 fast verzehnfacht. Vor allem die Ge­

digitale Transformation auch in der Bera­

schäftsregion Österreich und Deutschland

terszene eine tragende Rolle, denn BCG

McKinsey: Österreich weit

entwickelten sich positiv und waren ein

machte in Österreich ein Drittel des Um­

wichtiger Faktor für das Umsatzwachs­

satzes im Bereich „Digital & Analytics“.

tum von BCG. Dafür sprechen auch die

Weitere Themen der Unternehmen sind

Mitarbeiterzahlen. Denn das Beratungs-

Dekarbonisierung und Chancen der Nach­

unternehmen stellte im Jahr 2019 750 neue

haltigkeit.

+++ EY: Homeoffice birgt verstärkt Gefahr für Cyberangriffe

entfernt von leistungsfähigem Kapitalmarkt

+++ Kearney: Augmented Reality wird die Ausbildung nachhaltig verändern

+++

WIRTSCHAFTSIMPULSE DURCH VIRTUELLE ERLEBNISSE PWC Österreich hat die Technologien Vir­

der Prozesse und verbessern die Ausbil­

tual Reality (VR) und Augmented Reality

dungsmöglichkeiten in vielen Branchen.

Österreichs Unternehmen unterschätzen Mehrwert von Gleichstellung, sagt Deloitte

(AR) genauer untersucht und herausge­

Gerald Dipplinger, Partner und Digital

funden, dass diese für einen weltweiten

Leader bei PWC Österreich, sieht vor al­

Wirtschaftsimpuls von 1,6 Billionen Euro

lem die Unternehmen in der Pflicht: „Um

sorgen könnten. VR und AR sind mittler­

am Puls der Zeit zu bleiben, sollten Unter­

weile schon lange in der Wirtschaft an­

nehmen daher früh genug überlegen, ob

gekommen und in einigen Branchen, wie

und wie sie VR für sich nutzen könnten.

zum Beispiel im Marketing, kaum mehr

Es ist an der Zeit, über Leistungsverbes­

wegzudenken. Dabei geht es verstärkt um

serungen durch diese Technologien nach­

die Anwendungsmöglichkeiten in der Pro­

zudenken.“ Größter Profiteuer von VR

durch eigene Mitarbeiter, auf. Im

duktentwicklung, für das Kundenerleb­

und AR wird die USA sein. In Europa wer­

Durchschnitt verursacht ein einzel-

nis, und auch die Sicherheit am Arbeits­

den vor allem Finnland, Deutschland und

platz kann erhöht werden. In weiterer Fol­

Großbritannien durch diese Technologien

ge sorgen VR und AR auch für Optimierung

ein BIP-Wachstum erleben.

MITARBEITERKRIMINALITÄT VERURSACHT MILLIONENSCHÄDEN STUDIE. Rund 57.000 Delikte weist die Polizeistatistik im Bereich Wirtschaftskriminalität, verursacht

ner Mitarbeiter laut einer Studie der Steinbeis-Hochschule Berlin einen Schaden von 100.000 bis 120.000 Euro. Dabei gibt ein Viertel der Betriebe an, dass sie schon einmal davon betroffen waren. Der typische Täter ist circa 40 Jahre alt, sehr gut

KARRIERE

gebildet und befindet sich in einer Führungsposition. Gründe für die Kriminalität sind psychologischer Natur, wie zum Beispiel stagnieren-

Elisabeth Müller

Maria Januskova

Horst Bratfisch

ist ab März neue CountryManagerin bei ESG Plus. Die Hauptaufgaben der 31-Jährigen werden im Bereich Nachhaltigkeitsstrategie und Sustainable Finance liegen.

ist ab sofort Partnerin beim internationalen Steuerberatungsunternehmen TPA. Ihre Schwerpunkte sind internationales Steuerrecht und Immobilienversteuerung.

leitet seit März 2020 den Public Sector von MSG Plaut Austria und wird gleichzeitig auch als Chief Technical Officer das Wachstum des Unternehmens vorantreiben.

de Karriere oder Druck von übergeordneten Stellen. Präventionsmaßnahmen sind starke Führung,

61

Fördern der Teamfähigkeit fördern und Sichtbarmachung von Schwachstellen. Österreichische Unternehmen sind jährlich mit Schäden in Millionenhöhe konfrontiert.


#RECHT

VORERST KEINE LÖSUNG FÜR HV-ABSAGEN

KOLUMNE

ALBERT ­BIRKNER Managing Partner Cerha Hempel

VERBOTENES CASH-POOLING

Aufgrund des Coronavirus kommt es der­

beurkundender Notar und ein Versamm­

zeit zu einer Absagewelle der Hauptver­

lungsleiter. Der Vorstand und Aufsichts­

sammlungen (HVs) von ATX-Unterneh­

rat haben ebenso tunlichst anwesend zu

men. Die Politik kommt den Unterneh­

sein. Wenn die Möglichkeit der Fernab­

men daher entgegen und verlängert die

stimmung oder Briefwahl nicht besteht,

Frist zur Abhaltung der HVs für 2020 von

ist auch die Anwesenheit zumindest eines

acht auf zwölf Monate. Eine zeitnahe Lö­

Aktionärs oder Stimmrechtsvertreters er­

sung die Aktionärstreffen anders zu ge­

forderlich. Bereits vermehrt in den Sat­

stalten ist aus juristischer Sicht aber nur

zungen festgehalten sind die akustische

schwer möglich. Das liegt daran, dass für

und optische Fernübertragung von HVs,

intensiv mit dem fiktiven Cash-

alternative Teilnahmeformen entspre­

wie Pracht weiter ausführt. Diese ermög­

Pooling beschäftigt. Die Entschei-

chende Satzungsbestimmungen erforder­

licht jedoch rein das Zusehen, nicht aber

dung zu 17 Ob 5/19p bringt Klarheit

lich sind. Diese können aber nur durch ei­

eine Onlineabstimmung. Ohne anwe­

in einigen Fragen, weckt aber auch

nen Beschluss in einer HV selbst gemacht

send zu sein, gibt es daher meist einzig die

werden und sich somit frühestens auf die

Möglichkeit, sich an einen bevollmächtig­

HV im darauffolgenden Jahr auswirken.

ten Stimmrechtsvertreter zu wenden. Bei

effektiven Cash-Pooling tatsäch-

„Eine rein virtuelle Hauptversammlung

der Österreichischen Post AG kann darü­

lich Geldmittel bewegt werden,

ist aber ohnehin nicht möglich“, erklärt

ber hinaus mittels Briefwahl abgestimmt

werden beim fiktiven Cash-Pooling

Lorenz Pracht, Rechtsanwalt und Part­

werden. „Der Prozess der Stimmabgabe

ner bei Cerha Hempel. Physisch anwe­

ist verschieden, das Ergebnis sollte grund­

send sein müssen zumindest immer ein

sätzlich das gleiche sein“, sagt Pracht.

Der Oberste Gerichtshof hat sich

begründete Sorgen hinsichtlich einiger bestehender Cash-PoolingVereinbarungen. Während beim

Salden von Cash-Pooling-Konten gegenverrechnet, um Zinsvorteile zu erzielen. Aufgrund des fehlenden Zahlungsflusses ist das fiktive CashPooling aus kapitalerhaltungsrechtlicher Sicht weniger problematisch. Jedoch kann die dabei vorgenommene Übernahme eines Ausfalls­ risiko einer Gesellschaft durch eine am Cash-Pooling teilnehmende Gesellschaft gegen das Verbot der

FMA MIT LEERVERKAUFSVERBOT FÜR WIENER BÖRSE

Einlagenrückgewähr verstoßen. Maßgeblich zur Beurteilung der

Die österreichische Finanzmarktaufsicht

„In der schwierigen Situation durch die

(FMA) hat am 18. März 2020 ein Leer­

wirtschaftlichen Auswirkungen der Pan­

der Zahlungsausfall der besicherten

verkaufsverbot für alle österreichischen

demie des Sars-CoV-2-Virus muss die

Gesellschaft geradezu wahrschein-

Aktien der Wiener Börse erlassen. Aus­

Stabilität der Finanzmärkte und der Er­

lich, ist ein Cash-Pooling verboten.

genommen vom Verbot sind Geschäfte

halt des Vertrauens der Anleger in deren

Wenn eine Gesellschaft wegen der

für Investment- und Großbanken in der

ordnungsgemäßes Funktionieren abso­

Funktion der sogenannten Market-Ma­

luten Vorrang haben.“ Der Vorstand der

ker. Geschäfte in Finanzinstrumente, die

Wiener Börse AG Christoph Boschan un­

ihr Guthaben im Cash-Pool verfü-

sich auf Indizes beziehen oder auf einen

terstützt das Vorgehen. Unter Ökono­

gen kann, ist dies ebenso verboten.

Korb von Wertpapieren, der einen Index

men wird das Verbot kontrovers disku­

Cash-Pools müssen kündbar sein.

nachbildet, dürfen ebenso weiterhin ge­

tiert, einige sehen darin auch eine kon­

tätigt werden. Die beiden FMA-Vorstän­

traproduktive Wirkung. Das Verbot ist bis

Gesellschaften ist unzulässig.

de Helmut Ettl und Eduard Müller erwar­

auf den 18. April 2020 befristet, je nach

ten sich dadurch, Kursverluste zu mini­

Marktentwicklung kann dieses aber be­

a.birkner@derboersianer.com

mieren und die Volatilität einzudämmen:

reits früher wieder außer Kraft treten.

Zulässigkeit der Vereinbarung ist die betriebliche Rechtfertigung. Ist

Weisungsgebundenheit gegenüber einer anderen am Cash-Pooling beteiligten Gesellschaft nicht über

Der Entzug von Einsichts- und Informationsrechten der Cash-Pool-

62


BRANCHE RECHT

TICKER

Schönherr berät Uniqa bei AXA-Übernahme V. l.: Die Börsenglocke läuteten die Herausgeber Josef Schmidt, Philipp Schrader (beide Eisenberger & Herzog) und Ralf Kunzmann (AWS Gründerfonds) gemeinsam mit dem Vorstand der Wiener Börse AG Christoph Boschan.

Am 3. März 2020 stellte die Wirtschaftskanzlei Eisenberger & Herzog Rechts­ anwälte gemeinsam mit dem AWS Gründerfonds das Buch „Vom Start-up zum Börsekandidaten“ vor. Präsentiert wurde der im Linde Verlag erschienene Ratgeber in den Räumen der Wiener Börse.

+++ Österreichische Post AG wehrt mit Wolf Theiss Datenschutzklage ab

+++ Deutsche Telekom steigt bei Legal Tech Hub Vienna ein

+++ Cerha Hempel berät ENBW bei EVN-Verkauf

+++ Valneva holt sich mit

FACC WARTET WEITER AUF IHR GELD

85-Millionen-DollarFinanzierung Hilfe von BPV Hügel

Weiterhin auf Entschädigung warten heißt es für die FACC AG. Dem oberösterreichi­

+++

schen Luftfahrtzulieferer stehen 10,8 Mil­

Eisenberger & Herzog berät

lionen Euro infolge eines gegen sie geführ­

Pecik bei Immofinanz-

ten Geschäftsführer-Trickbetrugs aus dem

Einstieg

Jahr 2015 zu. Das Geld wurde daraufhin in China sichergestellt und im Sommer 2019

+++

nach Österreich überwiesen – aber nicht

Wirtschaftskanzleien richten

auf das Konto des Unternehmens, sondern auf Konten der Republik. Die Weisung da­

ter anderem noch Rechtshilfeersuchen ans

für, das Geld nicht auszuzahlen, kam von

Ausland notwendig. „Für uns ist das nicht

der Oberstaatsanwaltschaft Wien. Sie be­

nachvollziehbar, wir sehen die Rechtspo­

gründet ihr Handeln damit, dass die Er­

sition der Oberstaatsanwaltschaft als nicht

mittlungen der Wirtschafts- und Korrup­

haltbar“, kommentiert FACC-Unterneh­

tionsstaatsanwaltschaft noch nicht abge­

menssprecher Andreas Perotti das Vorge­

schlossen sind. Ein Ende der Ermittlungen

hen. Die FACC AG hat das Geld beim Jus­

kann nicht genannt werden. Dafür sind un­

tizministerium eingeklagt.

Covid-19 Desks ein

18 MILLIONEN EURO AN ­DSGVO-BUSSGELDERN IN ÖSTERREICH STUDIE. Bisher wurden in Österreich 18 Millionen Euro an Bußgeldern wegen Verstößen gegen die neu eingetretene Datenschutzgrundver-

KARRIERE

ordnung verhängt. Nach Frankreich und Deutschland ist das der dritthöchste Wert europaweit. Zu diesem Ergebnis kommt die DSGVO-DataBreach-Umfrage der Wirtschafts-

Peter Steindl

Walter Gapp

Markus Arzt

wurde mit 1. Februar 2020 zum neuen Partner bei Binder Grösswang ernannt. Kapl (34) ist seit 2015 für die Kanzlei im Corporate/M&A-Team tätig und berät unter anderem bei grenzüberschreitenden M&A-Transaktionen und Joint Ventures.

verstärkt seit Mitte Februar 2020 als Partner das Kapitalmarkt­ rechtsteam der Kanzlei CMS Reich-Rohrwig Hainz Rechtsanwälte. Gapp ist unter anderem spezialisiert auf den Bereich Debt Capital Markets und Aufsichtsrecht.

ist bei Brandl & Talos Rechts­anwälte als neuer Partner ernannt worden. Arzt arbeitet seit 2007 für die Wirtschaftskanzlei und ist im M&A-Team auf Gesellschafts-, Unternehmensund Kapitalmarktrecht spezialisiert.

kanzlei DLA Piper. Gemessen an der Anzahl der Data-Breach-Meldungen liegt Österreich mit 1.644 auf Platz

63

14. Insgesamt wurden europaweit seit Inkrafttreten der Verordnung am 25. Mai 2018 114 Millionen Euro an Bußgeldern eingefordert. Die höchste Strafe verhängte die französische Datenschutzbehörde mit 50 Millionen Euro über Google.


BRANCHE FINTECH

TICKER

Jens Lütcke ist neuer Deputy-CEO bei Bluecode

+++ N26 dreht UK-Markt wegen Brexit den Rücken zu

+++ Wiener Start-up Ready2order bekommt 5-Millionen-Investment

+++ Start-up Trality startet neue Plattform für Krypto-Trader

DORDA NIMMT BLOCKCHAIN UNTER DIE LUPE

ALIBABA GROUP STEIGT BEI KLARNA EIN Die Ant Financial Services Group, das ist

möglicht haben, Klarnas „Pay Later“-Lö­

das Unternehmen hinter der Zahlungs-

sung in verschiedenen Ländern zu nutzen.

und Lifestyle-Plattform Alipay, hat Anfang

Sebastian Siemiatkowski, CEO Klarna, fin­

März 2020 eine Minderheitsbeteiligung

det lobende Worte: „Alipay und die gesam­

an Klarna, einem globalen Zahlungs- und

te Alibaba-Gruppe haben bislang maßgeb­

Shopping-Anbieter, erworben. Ziel bei­

lich das Innovationstempo im Einzelhan­

der Unternehmen ist es, den Verbrauchern

del und in der Mobilwirtschaft weltweit

mehr Komfort und umfassendere Finanz­

vorgegeben. Wir sind dankbar für das Ver­

dienstleistungen anzubieten. Bereits vor

trauen und freuen uns auf die weitere Zu­

diesem Investment haben die beiden Un­

sammenarbeit.“ Klarna möchte dieses Jahr

ternehmen gemeinsame Sache gemacht,

weiter wachsen. Mit Beginn 2020 ist man in

indem sie es Nutzern auf Ali-Express er­

den australischen Markt eingestiegen.

STUDIE. Die Kanzlei Dorda Rechtsanwälte (Dorda) stellte im Februar ihr neues Buch „#Blockchain in der Rechtspraxis“ in Wien vor. Mehr als 100 Gäste wollten sich die Präsen-

VIER NEUE APPS FÜR DAS RETAIL-BANKING

tation von Axel Anderl, Herausgeber des Buchs und Leiter des IT/IP-

Finastra bietet seit Ende Februar 2020 vier

ditereignisse im Leben von Kunden vorher­

neue Retail-Banking-Apps auf dem eige­

zusagen. Die App Fingoal nutzt künstliche

nicht entgehen lassen. „In der

nen Marktplatz Fusionstore an: Flybits,

Intelligenz und unterstützt den Kunden­

jüngsten Vergangenheit hat sich die

Predictive Engagement Platform from Ka­

dialog, etwa durch die Identifizierung von

Blockchain enorm weiterentwickelt

pitalwise, Fingoal und Honeyfi. Die neuen

Einsparpotenzialen. Sparpläne für Paare

und spielt mittlerweile in vielen

Apps bieten innovative Spar-, Ausgaben­

wie auch die gemeinsame Vermögensver­

kontroll- und persönliche Finanzverwal­

waltung gelingen mit Honeyfi. „Durch die

tungsdienste an und greifen über offene

Programmschnittstellen von Finastra und

sehen wir aber, dass die recht-

Programmschnittstellen auf die Entwick­

die intelligente Anwendung von Transak­

lichen Rahmenbedingungen für

lungsplattform Fusionfabric Cloud zu. Die

tions- und Drittanbieter-Daten bieten die

Blockchain weitgehend ungeklärt

App Flybit ermöglicht persönliches Kun­

Apps Verbrauchern neue Erfahrungen und

denbeziehungsmanagement,

während

helfen Finanzinstituten, das Versprechen

und Datenschutz-Teams sowie der Digital Industries Group von Dorda,

unterschiedlichen Branchen und Sektoren eine wichtige Rolle bei Geschäftsvorgängen. Gleichzeitig

sind“, erklärt Anderl. Der Buch­ inhalt widmet sich den wichtigsten

Predictive Engagement Platform from Ka­

von Innovation durch Zusammenarbeit zu

für Österreich. Erschienen ist die

pitalwise künstliche Intelligenz nutzt, um

erfüllen“, erklärt Eli Rosner, Chief Product

Lektüre im Verlag Lexis Nexis.

über 60 persönliche, finanzielle und Kre­

and Technology Officer, Finastra.

rechtlichen Fragen der Technologie

64


SEITENBLICKE RANKING

#RANKING

besten Investor-Relations-Manager in Österreich

D

ie Frage nach dem Abhalten der Hauptversammlungen in Zeichen der Corona-Krise ist derzeit das meistdiskutierte Thema unter den Investor-Relations-Managern. Das ak­

tuelle Versammlungsverbot zwingt die Unternehmen, neue Wege zu gehen. Dabei geht es vor allem darum, neue Standards zu de­ finieren, Hauptversammlungen in Zukunft online zu übertragen und auch online eine Stimmabgabe möglich zu machen. Derzeit ist Letzteres rechtlich nicht vorgesehen, auch Briefwahlen sind laut Statuten der Unternehmen fast nirgendwo vorgesehen. In Zeiten von strengerem Datenschutz kein einfaches Unterfangen. Die Kommunikation mit Investoren, eine zentrale Aufgabe der In­ vestor-Relations-Manager, ist aktuell besonders essenziell. Die­ ser Aufgabe kommen manche IR-Verantwortliche besser nach als andere. Der Börsianer hat deshalb nach 2014, 2016 und 2018 nun zum vierten Mal die besten Investor-Relations-Manager Öster­ reichs ermittelt. Insgesamt waren nach 49 Personen 2018 diesmal durch Börsengänge im Vorjahr 51 Personen nominiert, 50 schaff­ ten es in das Magazin. Die Kandidaten bewerteten einander ge­ genseitig mit Punkten von eins bis zehn. Der Börsianer hatte auf das Ergebnis deshalb keinen Einfluss.

65


SEITENBLICKE RANKING

1. PLATZ

2. PLATZ

3. PLATZ

Diana Neumüller-Klein

Harald Hagenauer

Hannes Roither

STRABAG SE

ÖSTERREICHISCHE POST AG

PALFINGER AG

Topplatzierungen Mittlerweile dürfte es den treuen Lesern des Magazins nicht ent­ gangen sein, dass Harald Hagenauer (Platz 1 / 80,83 Punkte) den Platz an der Sonne im IR-Ranking des Börsianer gebucht hat. Das ist nicht verwunderlich. Der IR-Chef der Österreichischen Post AG wird wegen seines unermüdlichen Engagements bei der Inte­ ressengemeinschaft Cercle Investor Relations Austria (Cira), de­ ren Vorstandschef er ist, von seinen Kollegen sehr geschätzt. Ha­ genauer staubt neun Mal die Höchstpunktezahl von zehn ab, wo­ bei er insgesamt um mehr als zehn Punkte weniger einheimsen kann als noch vor zwei Jahren. Spannender ist der Kampf um die weiteren Plätze auf dem Podium. Hier ist Hannes Roither (Platz

DIE AUFSTEIGER PLATZ ZULETZT NAME

8.

UNTERNEHMEN

(20.) Rettenbacher Paul

Polytec Holding AG

9.

(21.) Vay Anna

UBM Development AG

11.

(23.) Lang Hans

Kapsch Trafficcom AG

25.

(34.) Friepeß Michaela

Pierer Mobility AG

19.

(27.) Greger Florian

OMV AG

3 / 67,89 Punkte), IR-Chef der Palfinger AG, seit Jahren eine si­ chere Bank. Diesmal wurde ihm aber der zweite Platz von Diana Neumüller-Klein (69,47 Punkte) streitig gemacht, die als IR-Ver­ antwortliche der Strabag SE aktuell wegen der Corona-Krise viel Kommunikationsbedarf bei den Investoren hat. Höchster Neu­ einsteiger ist Pascal Schmidt (50,00 Punkte) auf Platz 23, der zu­

66


SEITENBLICKE RANKING

PLATZ

ZULETZT

PUNKTE

NAME

UNTERNEHMEN

1.

(1.)

80,53

TREND

Hagenauer Harald

Österreichische Post AG

2.

(5.)

69,47

Neumüller-Klein Diana

Strabag SE

3.

(2.)

67,89

Roither Hannes

Palfinger AG

4.

(6.)

66,00

Fleischer Peter

Voestalpine AG

5.

(7.)

65,26

Haider Hannes

Agrana Beteiligungs-AG

6.

(10.)

64,50

Higatzberger-Schwarz Nina

Vienna Insurance Group AG

7.

(12.)

63,68

Königstorfer Gerda

AT&S Austria Technologie & Systemtechnik AG

8.

(20.)

63,16

Rettenbacher Paul*

Polytec Holding AG

9.

(21.)

63,16

Vay Anna*

UBM Development AG

10.

(8.)

62,00

Helenyi Judit

Semperit AG Holding

11.

(23.)

61,05

Lang Hans***

Kapsch Trafficcom AG

12.

(3.)

58,00

Kniep Stephanie**

Lenzing AG

13.

(13.)

57,37

Demmelhuber Felix*

Amag Austria Metall AG

14.

(17.)

57,37

Taverne Manuel*

FACC AG

15.

(9.)

56,00

Ioveva Milena

Porr AG

16.

(16.)

55,79

Feuerstein Andreas

S Immo AG

17.

(14.)

54,74

Marin Stefan

Frequentis AG

18.

(22.)

53,68

Böcskör Andreas

Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG

19.

(27.)

53,50

Greger Florian

OMV AG

20.

(18.)

53,16

Oplustil Michael

Uniqa Insurance Group AG

21.

(19.)

53,00

Schragl Bettina

Immofinanz AG

22.

(4.)

52,50

Ofner Klaus*** / Grausgruber Anna Maria Wienerberger AG

23.

(-)

50,00

Schmidt Pascal

Marinomed Biotech AG

24.

(25.)

49,50

Sweerts-Sporck Stephan

Mayr-Melnhof Karton AG

25.

(34.)

44,00

Friepeß Michaela*

Pierer Mobility AG

26.

(26.)

44,00

Sommerauer Thomas*

Erste Group Bank AG

27.

(30.)

43,00

Buchbauer Michael

Andritz AG

28.

(24.)

39,50

Thurnberger Christoph

CA Immobilien Anlagen AG

29.

(-)

38,00

Schmidt Christian

Flughafen Wien AG

30.

(-)

35,26

Kiesenhofer Tiemon

Rosenbauer International AG

31.

(31.)

34,00

Reidinger Gerald*

EVN AG

32.

(32.)

34,00

Wollein Andreas*

Verbund AG

33.

(-)

33,16

Stenitzer Martin

Telekom Austria AG

34.

(38.)

32,63

Hoffmann Maresa**

Wolford AG

35.

(-)

31,50

Wimmer Jutta

Bawag Group AG

36.

(36.)

31,00

Folian Daniel

Warimpex AG

37.

(33.)

30,00

Hochrieser Erika

Frauenthal Holding AG

38.

(-)

25,00

Carlson John / Klinger Elisabeth

Raiffeisen Bank International AG

39.

(-)

24,00

Hagspiel Emanuel

Zumtobel Group AG

40.

(39.)

20,53

Fahrnberger Klaus

Bet-at-home.com AG

41.

(40.)

20,00

Tesar Alexander*

Ottakringer Getränke AG

42.

(-)

20,00

Dudli Brigitte*

Schlumberger AG

43.

(44.)

20,00

Müller Michael*

Wiener Privatbank SE

44.

(41.)

19,50

Schrenk Daniela

Do & Co Aktiengesellschaft

45.

(-)

19,00

Nagy Nicole

S&T AG

46.

(43.)

18,00

Gmeiner Moritz*

AMS AG

47.

(48.)

18,00

Titze Herbert*

BKS Bank AG

48.

(-)

18,00

Kogler Ulrike*

Fabasoft AG

49.

(-)

17,50

Flaggl Edgar

Addiko Bank AG

50.

(45.)

17,00

Helmkamp Frank

Oberbank AG

*BEI PUNKTEGLEICHHEIT ZÄHLT DIE HÖCHSTE EINZELBEWERTUNG; **NICHT MEHR IM UNTERNEHMEN TÄTIG; ***NICHT MEHR IN DER GLEICHEN POSITION IM UNTERNEHMEN TÄTIG.

67


SEITENBLICKE RANKING

gleich Finanzvorstand der im Vorjahr an die Börse gegangenen Marinomed Biotech AG ist. Gleich fünf Frauen schafften es unter die ersten zehn, wobei Anna Vay (63,16 Punkte) von der UBM Development AG mit Platz neun einen gewaltigen Satz nach vorn macht. Auch VIG-IR-Che­ fin Nina Higatzberger-Schwarz (Platz 6 / 64,50 Punkte) verbes­ sert sich deutlich.

Aufsteiger und Rochaden Aufsteiger des diesjährigen Rankings ist Paul Rettenbacher (Platz 8 / 63,16 Punkte) von der Polytech Holding AG, der sich mit viermal zehn Punkten die zweithöchste Rate der Höchstbewer­ tung sichert. Auch Hans Lang (Platz 11 / 61,05 Punkte), noch IRChef bei der Kapsch Trafficcom AG, macht viele Plätze gut. Rich­ tige Absteiger gibt es diesmal nicht. Die Drittplatzierte von 2018, Stephanie Kniep (Platz 12 / 58 Punkte), hat die Lenzing AG be­ reits verlassen, ihre Agenden übernimmt seit 1. März 2020 Ste­ phan Trubrich. Außerdem veränderten zahlreiche Rochaden die IR-Kommunikation. Klaus Ofner (Platz 22 / 52,50 Punkte) verant­ wortet seit Beginn 2020 bei der Wienerberger AG das Corporate Development, seine Agenden in der IR-Abteilung übernahm Anna Maria Grausgruber. Felix Demmelhuber (Platz 13 / 57,37 Punkte) ist seit 1. März 2020 in die Geschäftsführung der Amag Metal, ei­ ner Tochtergesellschaft der Amag Austria Metall AG, eingetre­ ten, die IR-Agenden übergibt er mit Ende Mai an Christoph Ga­ briel. Judit Helenyi (Platz 10 / 62,00 Punkte) wechselte indes von der Flughafen Wien AG zur Semperit AG Holding, beim Flugha­ fen hält nun Christian Schmidt, im Ranking auf Platz 29 (38,00 Punkte), das IR-Zepter. Auch die Raiffeisen Bank International AG hat nach dem Abgang von Susanne Langer vor mehr als einem Jahr mit John Carlson und Elisabeth Klinger ein neues IR-Duo (Platz 38 / 25 Punkte).

DIE BEWERTUNGSKRITERIEN Das Ranking wird nach qualitativen Methoden in einem einstufigen Scoringmodell (Peergroup-­Bewertung) ermittelt. Die nominierten Kandidaten konnten einander ­gegenseitig bewerten. Das Ergebnis des Rankings wurde mit dem Mittelwert aller ­Bewertungen berechnet und in Prozent umgewandelt. Eine Person kann maximal eine Bewertung von 100 Prozent erreichen. Bei Punktegleichheit zweier oder ­mehrerer Personen entscheidet die höchste Einzelbewertung. Die Kandidaten konnten keine Bewertung für sich selbst oder Konzernkollegen abgeben.

68


© APA-Picturedesk, Anna Huber

360 Grad. 365 Tage.

PRO KAPITALMARKT! Weil‘s um Einkommen, Wohlstand und Beschäftigung geht.

360 GRAD. 365 TAGE. PRO KAPITALMARKT! Die Wirtschaftswissenschaften belegen, dass ein gesunder Finanzsektor ein wichtiger Faktor für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum einer Volkswirtschaft ist. Ein handlungsfähiger Kapitalmarkt generiert Einkommen, Beschäftigung und Wohlstand in Österreich. Deshalb setzen sich diese Unternehmen dafür ein.


FINANZPLATZ BANKEN

#BANK99

VITA GEORG PÖLZL Vorstandsvorsitzender Österreichische Post AG Georg Pölzl (62) wurde mit dem Marktstart der Bank99 zum Bankgründer. Neben seiner Tätigkeit bei der Österreichischen Post AG engagiert sich Pölzl unter anderem im Präsidium des Österreichischen Komitees für Unicef. Der begeisterte Segler powert sich auch gern auf dem eigenen Laufband aus.

©BÖRSIANER / DIETER BRASCH

DER POSTCHEF BLÄST ZUM ANGRIFF

70


FINANZPLATZ BANKEN

Manager. Georg Pölzl schätzt Menschen und Partner mit Handschlagqualität.

Die Anzahl der Bankfilialen in Österreich ist in den letzten 20 Jahren um 25 Prozent gesunken. Dennoch gründet die Österreichische Post AG mit der Bank99 gerade jetzt eine eigene Bank. Die Finanzwelt beobachtet den Marktstart nicht nur deswegen mit Argusaugen. INTERVIEW DOMINIK HOJAS, PAUL TRAUTENDORFER

P

Georg

Wie möchten Sie mit Ihrer Bank in Zukunft

Pölzl sorgt mit der Gründung sei­

Geld verdienen? – Geld verdienen wollen

ost-AG-Generaldirektor

ner eigenen Bank99 für Aufsehen

am österreichischen Kapitalmarkt. An­ ders als die anderen jungen Banken wie N26 und Co setzt er auf ein flächende­ ckendes Filialnetz. Der Bankname und

„Wir möchten alle Bawag-Kunden, wenn es geht.“

wir mit den Basisbankdienstleistungen. Also alles, was mit Kontoführung bezie­ hungsweise dem ganzen Zahlungsver­ kehr zu tun hat. Wir werden natürlich auch Sparkonten anbieten.

das dazugehörige Motto, da zu sein für die 99 Prozent der Menschen in Öster­ reich, die nicht mit dem Ferrari in die Ar­

Wen sehen Sie da als direkten Mitbewer-

GEORG PÖLZL

ber, Raiffeisen oder die Sparkassen? – Alle

beit fahren, polarisiert. Pölzl gefällt sich

ren, werden wir eine Bank aufmachen.

Banken, die sich mit ihrer Betreuung aus

in dieser Rolle. Er gibt sich selbstbewusst

Wir wollen weiterhin unseren Beitrag

der Fläche zurückziehen. Das ist auch

und schießt vor allem gegen seinen Ex-

für die österreichweite Versorgung im

beziehungsweise primär die Bawag, weil

Partner, die Bawag Group AG, scharf.

Bargeld und bei den Bankdiensten leis­

die Bawag-Kunden es gewohnt sind, in

Mit der Grawe-Gruppe hat er im zwei­

ten. Nachdem sich die Bawag und an­

die Post-Geschäftsstellen zu gehen. Das

ten Anlauf einen neuen Verbündeten

dere Banken aus dieser flächendecken­

hat die Bawag ihnen vermiest und abge­

gefunden. Nach dem offiziellen Start am

den Version zurückziehen, entsteht eine

dreht. In Zukunft werden die Leute das

1. April 2020 in den 413 Postfilialen sol­

Versorgungslücke. Für diese fühlen wir

bei uns wieder machen können.

len die Finanzdienstleistungen ab Mai

uns verpflichtet. Die Österreichische

2020 bei allen 1.346 Postpartnern an­

Post hat immerhin eine 140-jährige Tra­

Welche Visionen haben Sie, und welche

geboten werden. Offen bleibt, welche

dition als Partner der Postsparkasse.

konkreten Ziele haben Sie sich mittelfristig für die Bank99 gesetzt? – Es ist unsere

Marktlücke die Bank99 eigentlich füllen soll und wie Pölzl die Bank schnellst­

Wie sieht der Marktstart unter den jetzigen

klare Agenda, dass wir einfache, trans­

möglich profitabel machen möchte. Die

Bedingungen aus? – Der Marktstart im

parente Produkte, also Kontomodelle

Börsianer-Redaktion hat den Post-Chef

April verläuft aufgrund des Coronavi­

mit transparenten Gebührenmodellen,

daher zum Telefongespräch gebeten.

rus natürlich anders, als wir das geplant

anbieten. Das betrifft auch die physische

haben, und wird durch die gegebenen

Leistung am Schalter. Da haben wir un­

Herr Pölzl, warum gründen Sie eine Bank,

Rahmenbedingungen etwas gebremst.

glaubliche Preiserhöhungen erlebt, die

wenn so viele Filialen zusperren? – Ge­

Technisch läuft aber alles gleich ab. Wir

vor allem nur einen Zweck hatten: die

nau darin liegt nach unserer Meinung

starten in über 413 Filialen. Im Mai kom­

Menschen aus den Postfilialen zu ver­

eine Chance. Dort, wo andere zusper­

men dann die 1.346 Post-Partner hinzu.

treiben.

71


FINANZPLATZ BANKEN

© ÖSTERREICHISCHE POST AG

Koste es, was es wolle. Die Bank99 der ­Österreichischen Post AG öffnet trotz der CoronaKrise am 1. April 2020 erstmals ihre Pforten.

Stolpersteine. Georg Pölzl muss derzeit seine Mitarbeiter für ihre neuen Aufgaben in der Bank99 schulen. Nicht einfach, in Zeiten von Corona.

Vor dem Marktstart hatten Sie eine Sam-

ein Verlust von 25 Millionen Euro auf­

Gibt es ein Datum, wann Sie den Break-

melpassaktion für Neukunden, die Sie dann

gelaufen. Für das nächste Jahr wäre in

even-Point erreichen und profitabel sein

aber stoppen mussten. Hat sich diese ge-

etwa dasselbe noch einmal geplant,

wollen? – Ja, also eine Vorgabe gibt es

lohnt? – Die Aktion war sehr erfolgreich.

unter Corona ist das jetzt aber natür­

und gab es. Nach den Erfahrungen von

Die Bawag hat gegen uns eine einstwei­

lich schwierig zu sagen. Der Einstieg

Corona müssen wir alles noch einmal

lige Verfügung erwirkt und dann eine

bei der Brüll Kallmus Bank AG hat uns

neu bewerten, aber die Zeit bis zum

hohe Anzahl an zweistelligen Strafanträ­

aber an sich nichts gekostet, sondern

Break-even, das waren angestrebte drei

gen gestellt. Es gab aber noch Filialen, die

Kosten sind aufgelaufen für Personal

Jahre, also bis 2023.

vergessen haben, die Werbemittel abzu­

und IT im Aufbau der Bank. In die ge­

montieren, weswegen wir eine Verwal­

meinsame Bank haben wir Kapital ein­

War das mit der Grawe-Gruppe Liebe auf den

tungsstrafe bekamen. Das ist okay.

gebracht. Die Aufbaukosten und die

zweiten Blick? – Ja, mit der Grawe haben

Gewinne teilen wir uns jeweils 80 zu 20

wir schon früher Gespräche geführt, aber

mit dem Partner Grawe.

wir sind eigentlich von einer anderen Hy­

Wie

viele

ehemalige

Bawag-Kunden

möchten Sie für die Bank99 gewinnen? –

pothese ausgegangen. Ursprünglich hat­

Natürlich alle, wenn es geht, aber das

Ist das korrekt, dass Ihnen die Bawag bis-

ten wir geplant, die Bank nicht mehr­

ist unrealistisch.

her rund 50 Millionen Euro im Jahr ein-

heitlich selbst zu machen, sondern wir

gebracht hat? – Das war sogar einmal

haben einen Bankpartner gesucht, um

Dennoch, wie viele Kunden brauchen Sie,

deutlich mehr. Man kann sagen, in der

die Mehrheit zu übernehmen. Da wurden

um profitabel wirtschaften zu können? –

Hochblüte der Zusammenarbeit auch

verschiedenste Gespräche geführt, und

Da brauchen wir schon eine gute drei­

über 80 Millionen Euro. Das ist in den

wir hatten mit der Fintech Group schluss­

stellige Tausenderzahl.

letzten Jahren wegerodiert, weil die

endlich einen sehr vielversprechenden

Bawag aktive Maßnahmen gesetzt hat,

Partner. Diese Zusammenarbeit hat sich

Wie viel Geld haben Sie dafür bisher in die

den Service bei den Filialen auszudün­

dann aber doch nicht so entwickelt und

Hand genommen? – Im ersten Jahr ist

nen.

wurde einvernehmlich beendet.

72


FINANZPLATZ BANKEN

Wie ist denn der Name Bank99 entstanden? – Das war ein Marktentwicklungsprozess

„Brauchen eine gute dreistellige Tausenderzahl an Kunden.“

unter Einbindung des gesamten Teams, auch unserer Marketing­ abteilung. Ein Prozess, wo es vor allem um die Posi­ tionierung der Marke und die Erarbei­ tung des Markenkerns, wofür diese Bank

„Break-even war vor Corona mit 2023 angestrebt.“

steht, ging. Denn natürlich hat der USP GEORG PÖLZL

sehr viel mit der Post zu tun, mit dem Vertrauen in die Marke Post, auch in das

GEORG PÖLZL

Wie sieht die Kooperation mit der Brüll

Vertrauen der flächendeckenden Ver­

men. Dass wir Handelsware anbieten ist

Kallmus Bank AG im Detail aus? – Wir

sorgung. Wir sind „last man standing“

klar, das macht vom Umsatz aber kein

sind ein 80-zu-20-Partner. Das wollten

in der Fläche, und das hat dazu geführt,

Prozent aus. Das ist eine reine Service­

wir eigentlich nie machen. Nach dem

dass sich der Name Bank99 herauskris­

leistung.

Bruch mit der Fintech Group haben wir

tallisiert hat. Wir sind keine elitäre Bank,

aber erkannt, dass wir zu einer schnel­

und ich als Generaldirektor der Post wer­

Zum Service gehören aber natürlich auch

len Lösung nur dann kommen, wenn

de zwar dort ein Konto haben, aber das ist

die Mitarbeiter. Wie sorgen Sie für eine

wir das Heft selbst in die Hand nehmen

nicht die primäre Zielgruppe.

qualitative Ausbildung Ihrer Bankberater?

und uns einen Partner suchen, der uns

– Es gilt natürlich, an den neuen Gerä­

dabei unterstützt. Als wir bereit waren,

Also viele von Ihren Nachbarn werden nicht

ten und IT-Systemen zu schulen, was

die Mehrheit zu tragen, war die Grawe

zum Kunden werden? – Na ja, schauen

wir auch tun. Dennoch müssen Sie sich

sofort mit an Bord. Sie bringt uns das

wir mal, wir werden mit Privatkonten

vorstellen, dass die Angestellten einfa­

Banken-Know-how und ist ein wich­

beginnen und später werden auch klei­

che Bankdienstleistungen wie Geldan­

tiger Outsourcing-Partner für uns im

nere und mittlere Unternehmen hinzu­

nahme, Sparbuchannahme und -aus­

Bereich Kundenservice und Regulato­

kommen. Aber der Fokus liegt auf jenen

zahlung gewohnt sind. Das gehört seit

rik. Wir haben aber auch im IT-Bereich

Kunden, die von ihrer Bank im Stich ge­

140 Jahren zum Kerngeschäft und da­

eine intensive Zusammenarbeit. Also

lassen werden.

mit zur DNA der Post. Und es gibt Über­

im Nachhinein hat sich das als echter

weisungsprodukte, die am Schalter auch

Glücksgriff herausgestellt. Die Grawe

Ihr Auftreten in den letzten Monaten ist

bei Post-Partnern sehr gut abgewickelt

ist ein extrem verlässlicher und flexib­

sehr selbstbewusst, manche meinen, es sei

werden können.

ler Partner mit Handschlagqualität.

frech. Ist das auch Teil des Profils, wie die Bank in Zukunft wahrgenommen werden

Gibt es jetzt noch geschäftliche Verzahnun-

Sie sind aber frei in der Wahl der Pro-

soll? – Absolut. Aber was heißt frech und

gen mit der Bawag? – Das Filialnetz in den

dukte, ist das richtig? Warum nimmt man

mutig? Wir kämpfen für die Interessen

Postfilialen wurde per 1. April endgül­

nicht einfach Grawe-Produkte her? – Wir

unserer Kunden. Wir kämpfen darum,

tig entflochten. Bei den Post-Partnern

sind vertraglich frei. Die Grawe bietet

dass die Kunden nicht durch überhöh­

passiert das mit Anfang Mai. Das war es

aber extrem attraktive Produkte in der

te Schaltergebühren von den Schaltern

dann mit der Zusammenarbeit mit der

Versicherung an, weswegen die Wahr­

vertrieben werden. Das ist unser Ver­

Bawag. Wenn es um die Auszahlung von

scheinlichkeit gegeben ist, dass wir

ständnis. Unser Verständnis von Service

Pensionen und Arbeitslosengeld geht,

Grawe-Produkte anbieten. Aber noch

sind kostengünstige, faire Bedingungen.

dann stützt sich die Bawag aber nach

einmal: Wir haben hier keine Exklusi­ vität.

wie vor auf unsere Filialen. Das machen Die neuartigen Banken wie N26 verzichten

wir gern.

auf ein Filialnetz. Sie wollten den FinanzGibt es dafür ein Datum? - Es war ge­

dienstleister aber wegen der zusätzlichen

Was sagen Sie allen Bankvorständen, die

plant, im zweiten Halbjahr mit weite­

Frequenz für die Postfilialen, ist das kor-

den Marktstart kritisch beobachten und

ren Partnern zu starten. Wie das jetzt

rekt? – Nein, das ist nicht so. Uns geht

glauben, dass das nichts wird? – Wettbe­

dann im Detail aussieht, ist unter den

es nicht um die Umsätze in den Filialen.

werb belebt das Geschäft. Aber ich habe

gegebenen Umständen unklarer ge­

Sondern uns geht es darum, den Men­

zu allen Vorständen Österreichs ein sehr

worden. Aber von der großen strategi­

schen Service anzubieten. Warum geht

gutes Verhältnis aus meiner Vergangen­

schen Linie weichen wir keinen Milli­

es uns nicht um die Umsätze in den Fi­

heit. Und auch in Zukunft wird das un­

meter ab.

lialen? Wir sind kein Handelsunterneh­

angetastet bleiben. n

73


#FONDS

Harter Tobak. Die Kursstürze an den Börsen sorgten für hef­tige Verluste bei Fonds. Einschlägige Österreich-Fonds ­liegen heuer mit mehr als 40 Prozent minus unter Wasser.

Preiskampf mit Indexfonds, regulatorischer Druck Die heimische Fondsbranche schrumpft sich fit, um weiter bestehen zu können. TEXT JULIA KISTNER

74

© WIENER BÖRSE AG

durch Mifid II und jetzt auch noch das Coronavirus.


FINANZPLATZ FONDS

FONDSBRANCHE SCHRUMPFT SICH FIT

B

is zum Ausbruch des Coronavi­

durch Fondszusammenlegungen ein ef­

ren wieder zu“, berichtet Bernd May.

rus lief es auch für Österreichs

fizienteres Management und kann sich

Dazu tragen vor allem das erhöhte An­

Fondsbranche nicht schlecht.

positiv auf die Gesamtkosten des Fonds

gebot an den immer beliebteren Misch­

Mit zwölf Prozent Wachstum hat sie ein

auswirken“, hält Klaus Grubelnik, Spre­

fonds und Exchange Traded Funds (ETF),

starkes Jahr 2019 hinter sich. Das Fonds­

cher der FMA, die Entwicklung grund­

also börsengehandelter Indexfonds, bei.

volumen stieg laut der Oesterreichischen

sätzlich nicht für besorgniserregend.

Auch haben einige britische Unterneh­

Nationalbank 2019 von 174 auf 195 Mil­

Zumal die FMA darauf schaue, dass die

men wegen des Brexits neue Fonds in Ir­

liarden Euro. Rund um den Globus wur­

Anlegerrechte bei Fondsverschmelzun­

land und Luxemburg aufgelegt.

den selbst in den ersten Wochen 2020

gen gewahrt blieben. „Wir haben unse­

noch Rekordzuflüsse gemeldet. „Welt­

re Produktpalette noch vor Einführung

Fondsgesellschaften fusionieren

weit sind 51 Billionen Euro in Fonds ver­

der EU-Richtlinie Mifid II entsprechend

Neben der Zahl der Fonds sank 2019 in

anlagt, davon 17,6 Billionen Euro in Eu­

gestrafft und kosteneffizient gestaltet“,

Österreich mit dem Wegfall von Julius

ropa“, berichtet Berndt May, General­

sagt Kepler-Fonds-KAG-Geschäftsfüh­

Meinl Investment und Raiffeisen Salz­

sekretär der Vereinigung Ausländische

rer Andreas Lassner-Klein und macht

burg Invest auch jene der Investment­

Investmentgesellschaften (VAIÖ). Die

die 20.000-seitige Kapitalmarktrichtli­

fondsgesellschaften auf 14. Weltweit

starken Zuflüsse der letzten Jahre er­

nie mit ihren über 70 relevanten Regu­

sind Konsolidierungen von Banken und

klärt sich Heinz Bednar, Geschäftsfüh­

lierungen für Fonds für das österreichi­

Kapitalanlagegesellschaften munter im

rer Erste Asset Management und Präsi­

sche Fondssterben mitverantwortlich.

Gange und werden im Zuge der globa­

dent der Vereinigung Österreichischer

Der hohe Administrationsaufwand tref­

len Wirtschaftskrise noch zunehmen. So

Investmentgesellschaften (VÖIG), mit

fe kleine Anbieter proportional härter.

kaufte Ende Februar 2020 etwa Franklin

der „Nullzinspolitik, die dazu führt,

Die Zulassungen ausländischer Fonds

Templeton den Mitbewerber Legg Ma­

dass Anleger verstärkt nach Alternati­

werden in den kommenden Jahren wei­

son für umgerechnet 5,82 Milliarden

ven zum Sparbuch suchen“.

ter steigen, rechnet die Finanzmarktauf­

Euro. Gemeinsam kommt man auf ein

sicht. „International nimmt die Zahl der

verwaltetes Vermögen von umgerech­

Fonds schon in den letzten beiden Jah­

net 1,34 Billionen Euro.

Die Größe zählt Mit der Nachfrage ist auch der Kon­

„In Österreich war die große Trans­

kurrenzdruck gestiegen. Die heimische

aktion Amundi und Pioneer relevant.

„Weitere Transak­ tionen nach Amundi -Pioneer sind nicht ausgeschlossen.“

Fondsbranche reagiert mit Fondszu­ sammenschlüssen. Die Zahl hat sich laut Finanzmarktaufsicht FMA im Vorjahr um 59 auf 908 klassische Fonds und 1.111 Alternative Investmentfonds reduziert. „Ein höheres Fondsvolumen ermöglicht

Weitere Transaktionen sind nicht aus­ geschlossen“, rechnet Heinz Bednar. Um effizienter zu werden, hat Euro­ pas größter Assetmanager Amundi, der in Österreich die Bawag PSK Invest vor fünf Jahren übernahm und mit der Ba­

HEINZ BEDNAR

75


FINANZPLATZ FONDS

„Von der Delle bis zur ­Rezession ist ­alles möglich.“

195

DIETER AIGNER

MILLIARDEN EURO

betrug das inländische Fondsvermögen im Jahr 2019. Das war ein Plus von 12,2 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Weltweit waren es 51 Billionen Euro, in Europa 17,6 Billionen Euro. Die Kursstürze wegen der Corona-Krise dürften 2020 einige Milliarden Euro gekostet haben.

die Schätzungen vor der Corona-Krise „Mit ETFs kann sich der Anleger preis­ wert einen gesamten Markt ins Depot kaufen“, sagt Marc Harms, Geschäfts­ führer von Union Investment Austria, für den passive Managementansätze ihre Berechtigung haben, „aktive Ma­ nager haben wiederum in Phasen ei­ nes Marktabschwungs die Möglichkeit,

wag PSK seither kooperiert, nach Über­

dämpfend wirken könnten“, befürchtet

die Liquiditätsquote im Fonds zu erhö­

nahme von Pioneer von der Unicredit

Kepler-Fonds-KAG-Chef Andreas Lass­

hen, um die fallende Kursentwicklung

gleich 60 Fonds aus seinem Luxembur­

ner-Klein.

zu dämpfen.“ Wer mit Sicherheit we­

ger Fondssortiment geschmissen.

„In wenigen Monaten sieht die Welt

nig Freude mit der steigenden Populari­

Die Größe zählt, das weiß auch Fide­

wieder anders aus“, bleibt Heinz Bednar

tät von Indexfonds hat, sind die Berater:

lity-Österreich-Chef Christian Papst:

optimistisch und meint, „dass auf lange

Zum einen reduzieren klassische Fonds

„Während unser Fondsvolumen steigt,

Sicht das Thema Alternative zum Spar­

im Match mit den ETFs die Provisionen

ist die Anzahl der Produkte relativ sta­

buch bestehen bleibt. Wobei der Wett­

für den Vertrieb. Zum anderen schau­

bil geblieben. Mit unserer Größe können

bewerb um die Gelder auf dem Sparbuch

en die Wertpapierkunden stärker auf die

wir die neuen, komplexen Compliance-

groß ist. Viele haben sich nach Immobi­

Gebühren. Das Beratungsunternehmen

Vorgaben leichter erfüllen als andere

lien, Vorsorgewohnungen oder Versiche­

PWC rechnet daher damit, dass 2025 je­

Anbieter, die verständlicherweise ihre

rungslösungen umgeschaut. Dann gibt

der fünfte Finanzdienstleister aufgege­

Produktpalette verkleinern.“

es Zertifikate mit Garantie und Anleger,

ben hat.

die eher spekulativ auf dem Weg sind.

Zu- und Abflüsse seien bei börsenno­

Corona-Infektion als Sahnehäubchen

Im privaten Bereich versuchen auch In­

tierten ETFs, die meist kurzfristiger ein­

Wie groß die Fondsvolumen auch sein

dexanbieter verstärkt durch Dumping­

gesetzt werden, in den aktuell volatilen

mögen, mit der weltweit rasanten Ver­

preise Gelder anzuziehen.“

Phasen um ein Vielfaches höher, gibt

breitung des gefährlichen Coronavirus

Heinz Bednar zu bedenken. Die Euro­

schmelzen sie gerade kräftig ab. „Es han­

Margendruck durch ETFs

päische Wertpapier- und Marktaufsicht

delt sich mehr um Kursverluste an den

Wobei Bednar nicht negiert, dass auch

ESMA sorgt sich generell um das Liqui­

Börsen als um Verkäufe von Kunden“,

die Erste Asset Management bei ihren

ditätsrisikomanagement

meint VAIÖ-Generaldirektor Berndt May.

Mischfonds ETFs einsetzt. Bisher wur­

Derzeit findet eine EU-weit koordinierte

„Derzeit lässt sich die weitere Entwick­

de aber kein einziger österreichischer

Analyse aller Fonds statt. In Österreich

lung kaum abschätzen, von einer wirt­

Fonds als ETF aufgelegt, heißt es bei der

prüft die FMA gerade das Liquiditätsrisi­

schaftlichen Delle bis hin zu einer Rezes­

FMA, auch wenn die Zahl der Fonds ohne

komanagement der aufgelegten Fonds.

sion ist alles möglich“, warnt Dieter Aig­

aktives Management deutlich zunehme.

ner, Geschäftsführer der Raiffeisen KAG,

Laut dem Fondsanalyse-Haus Morning­

Sparplan ist jetzt die Lösung

„in einer solchen Situation steht das Vor­

star hat sich in Europa der Anteil von

Ein Segen für die Fondsbranche ist, dass

sichtsprinzip über Ertragsoptimierung.

Aktien-ETFs an den gesamten Aktien­

die Sparer in letzter Zeit angesichts der

Ich rechne mit einer mehrwöchigen bis

fonds seit der letzten Krise 2009 von 15

negativen Realzinsen Fondssparpläne­

-monatigen Phase mit weiterhin starken

auf 28 Prozent erhöht. Demnach dürfte

als neues Sparbuch entdeckt haben,

Schwankungen.“ „Es zeichnet sich doch

der europäische ETF-Markt bis 2024 von

aus denen sie vernünftigerweise jetzt

eine Unsicherheit bei den Investoren ab,

derzeit rund 760 Milliarden auf mehr als

nicht gleich aussteigen. „Unser Bestand

die für die weiteren Fondsabsätze 2020

zwei Billionen Euro wachsen, lauteten

an Fondssparplänen ist in den letzten

76

von

Fonds.


FINANZPLATZ FONDS

„Unsicherheit könnte für Fondsabsätze dämpfend wirken.“

„Aktive Manager können fallende Kurse dämpfen.“

„Zahl der Fonds nimmt seit zwei ­Jahren wieder zu.“

ANDREAS LASSNER-KLEIN

MARC HARMS

BERNDT MAY

zwölf Monaten um knapp ein Drittel

aber nachhaltige Produkte, so die Bran­

fonds, Private Equity Fonds, Infra­

auf 91.000 gewachsen“, freut sich Marc

che unisono. „Nachhaltigkeit ist ein The­

strukturfonds, Immobilienfonds oder

Harms, Union Investment Aus­ tria, die

ma, das gekommen ist, um zu bleiben“,

Rohstofffonds°, berichtet Kepler-Chef

ihre Fonds über die Volksbanken ver­

ist Berndt May überzeugt. Ins gleiche

Lassner-Klein, „mit der AIFM-Richtli­

treibt. Man habe 2019 das veranlagte Vo­

Horn bläst Dieter Aigner. Er sieht vor al­

nie sind sie zwar ein Stück weit trans­

lumen In Österreich um 20 Prozent auf

lem viel Potenzial bei „Green Bonds, die

parenter geworden. Verschwunden sind

3,3 Milliarden Euro steigern können.

grüne Projekte finanzieren“. Auch die

die Risiken dadurch aber nicht.“ Die

Erste Asset Management und die Kepler-

FMA sieht die Entwicklung nicht kri­

„Wir bieten bei Neuabschlüssen von Fondssparplänen

Kapitalgaran­

Fonds KAG integrieren sukzessive nach­

tisch, da nur noch sehr eingeschränkt

tie bis Ende 2020“, sagt Werner Rodax,

eine

haltige Kriterien, kurz ESG. Die Finanz­

Alternative Investmentfonds, in erster

Vertriebschef der Bawag PSK, und hofft,

marktaufsicht begrüßt zwar den Boom

Linie Immobilienfonds, an Privatanle­

trotz der krassen Kursverluste heuer

nachhaltiger Investments. Es steige aber

ger verkauft werden dürfen.

noch viele zum Umstieg vom Sparbuch

auch das Risiko von Greenwashing, zumal

auf den Fondssparplan bewegen zu kön­

es für Nachhaltigkeit noch keine genau­

Langfristig alles im Lot

nen. „Unser größter Konkurrent bleibt

en Kriterien gibt. Sie prüft derzeit stich­

Auch wenn die Kapitalmärkte in den

das Sparbuch“, verweist auch Fidelity-

probenartig die Einhaltung des österrei­

Krisenmodus geschaltet haben, sehen

Österreich-Chef Papst auf die großen

chischen Umweltzeichens 49 (UZ49). Für

die Branchenvertreter langfristig wie­

Cashbestände von 183 Milliarden Euro.

die vielen anderen Umweltzeichen ist sie

der einen steigenden Fondsbedarf: „Die

nicht zuständig. Das ist auch der Tipp von

private Vorsorge bleibt ein wichtiges

Nachhaltige Verkaufsschlager

Christian Papst an alle nachhaltig den­

Thema. Wir würden uns wünschen, dass

„Zu den beliebtesten Anlageklassen

kenden Anleger: „Ein Fonds sollte mit

die Regierung diese Säule auch steuer­

zählten 2019 Immobilien, Aktien- und

dem Österreichischen Umweltzeichen

lich unterstützt, um Anreize zu schaf­

Multi-Asset–Produkte“, berichtet Marc

ausgezeichnet sein.“

fen, die drohende Pensionslücke abzu­

Harms von Union Investment Austria.

„In Niedrigzinszeiten locken zudem

Der absolute Verkaufsschlager seien

Alternative Investments wie Hedge­

federn“, richtet Heinz Bednar einen Ap­ pell an die Politik. n


#RISIKEN

Mit dem Coronavirus ist ein Schwarzer Schwan gelandet. Nun sind auch die Krisenexperten österreichischer Unternehmen gefordert. Der Börsianer beschreibt, wie ­Topmanager und Krisenstäbe in der Ausnahmesituation agieren und ihre Notfallpläne adaptieren.

Fragile Wirtschaft. Geht es nach Ökonomen, schrumpft das heimische BIP 2020 wegen Corona um rund 14 Milliarden Euro. Unternehmen waren bereits eine Woche nach Schließung der Werke im Krisenmodus. Kurzarbeit ist das neue "fevre".

PLAN B, C, D UND ... 78

© CHENG MIN XINHUA / EYEVINE / PICTUREDESK

TEXT ROBERT WINTER


FINANZPLATZ KRISEN

E

rst hat der Schwarze Schwan in China seine Flügel gespreizt. Dann ist er in Form des Coro­

navirus in Italien gelandet und danach rund um den Globus aufgetaucht. Das

der Anfangsphase der Coronavirus-

„­Frühwarnsysteme reduzieren den ­jeweiligen Impact.“

Pro­blem: Bei einem Schwarzen Schwan handelt es sich um ein unvorhersehba­

Pandemie mit Gesichtsmasken ausge­ stattet. Als Folge dessen verzeichnete AT&S keinen einzigen Krankheitsfall in der Belegschaft. In der Zwischenzeit ist in China wieder alles beim Alten. Kom­ munikationsleiter Stanzer: „Alle unsere

MICHAEL MÜLLER

res Ereignis mit unschätzbaren Folgen.

Werke in China sind zu 100 Prozent in

Aber ist die Verbreitung der Krankheit

nen die Maßnahmen nicht hart genug

Betrieb und produzieren bereits so wie

Covid-19 tatsächlich ein solches Ereig­

sein, oft ist ein Shutdown nötig. Sowohl

vor der Corona-Krise.“

nis? Und wie gehen Unternehmen in der

auf staatlicher als auch auf Unterneh­

Gut über die Runden ist bisher der

prekären Lage vor, welche Notfallpläne

mensebene funktioniert das faktenba­

Flugzeugkomponentenhersteller FACC

kommen zum Einsatz?

sierte Vorgehen gut. Das ist ein Schlüs­

AG gekommen. Florian Heindl, der bei

Thomas Glade, Professor an der Uni­

selfaktor. Aber die Vulnerabilität ist

FACC AG als Director Treasury & Risk

versität Wien und wissenschaftlicher

sehr groß, weshalb man sich nun auch

Management für das Präventions- und

Leiter des Universitätslehrgangs Risiko­

mit Kaskadeneffekten auseinanderset­

Krisenmanagement

prävention und Katastrophenmanage­

zen muss.“ Dessen sind sich die Kon­

ist: „Wir haben vor Wochen eine eige­

ment: „Die aktuellen Entwicklungen ent­

zernlenker wohl sehr bewusst. Dabei ist

ne Taskforce zum Thema eingerich­

sprechen dem Muster eines Schwarzen

es von Vorteil, dass Experten den Ma­

tet. Neben vielen anderen Maßnahmen

Schwans. Der Ereigniseintritt war plötz­

nagementabteilungen ein gutes Zeug­

wurde eine umfangreiche Risikoanaly­

lich, die Konsequenzen sind ex­trem.“

nis ausstellen. Deloitte-Partner Mül­

se mit Szenario-Simulationen erstellt,

Ins gleiche Horn stößt Michael Mül­

ler: „Die Führungskräfte bringen gro­

die laufend aktualisiert wird. Am wich­

ler, bei Deloitte Deutschland als Partner

ße Kompetenz in der Krisenbewältigung

tigsten ist weiterhin das tägliche Beob­

im Bereich Risk Advisory für Security,

mit. Das gilt für Deutschland, und wie

achten der Situation. Direkte gravieren­

Resilience & Crisis Management verant­

ich von meinen österreichischen Kolle­

de Auswirkungen hat die Situation der­

wortlich: „In China hat es sich um einen

gen höre, auch für Österreich.“

zeit noch nicht. Der Produktionsbetrieb

verantwortlich

Black Swan gehandelt. Europa kann auf

Auch wenn es ironisch klingt - beim

die Erfahrungen, die im Reich der Mit­

aktuellen in Österreich verwendeten Ri­

Dass man sich auch in ruhigeren Zei­

te gemacht wurden zurückgreifen und

sikoplan hat sich der steirische Leiter­

ten den Kopf zerbricht, zeigt sich etwa

damit schneller und gezielter vorgehen.

plattenhersteller AT&S AG unfreiwillig

am

Ab Mitte Jänner 2020 wurden aus Chi­

einen Vorteil verschafft. AT&S-Kom­

schen Energieversorger EVN AG. Ste­

na Daten geliefert. Aber die Entwicklung

munikationschef

Stanzer:

fan Zach, Kommunikations-Chef des

verlief in Europa so rasant, dass die in

„Wir haben Anfang Februar bekannt­

Energiekon­zerns: „Wir haben etwa 80

Frühwarnsystemen nutzbaren Infor­

gegeben, dass die Ausbreitung der Co­

Krisenszenarien für die EVN und ihre

mationen nicht ausreichten. Auch die­

vid-19-Infektion die Produktion in Chi­

Tochterunternehmen

se Systeme können nur messen, was an

na beeinflusst. Seither konnten wert­

auch trainiert werden. Und es kommen

Daten da ist.“

volle Erfahrungen im Umgang mit dem

immer wieder neue hinzu, wenn etwa

Coronavirus gesammelt werden. Maß­

Themen an Präsenz gewinnen, wie etwa

Kaskadeneffekt verhindern

nahmen, die sich als erfolgreich her­

für den Bereich Cybersecurity.“ Wie viel

Ergo mussten und müssen sehr schnell

ausstellten, werden auch in den öster­

einzelne Szenarien AT&S AG auf dem

Entscheidungen her. Diese können mit

reichischen Standorten angewendet.“

Radar hat, will Kommunikationslei­

bereits in der Schublade liegenden Not­

Beispielsweise wurde das Personal in

ter Stanzer nicht preisgeben. Zum Um­

fallplänen, die für ähnliche Eventua­

den AT&S-Werken in China bereits in

fang erklärt Stanzer: „Es gibt selbstver­

Christoph

litäten erstellt wurden, getroffen wer­ den. Man muss das Rad also nicht ganz neu erfinden. Darüber hinaus sind aber die Strategien auf Basis der permanent einlangenden Informationen zu verfei­ nern. Auf einen Plan B müssen ein Plan C und weitere folgen. Uni-Professor Glade: „In einer solchen Situation kön­

läuft aktuell ungehindert weiter.“

Beispiel

des

niederösterreichi­

erarbeitet,

die

ständlich Pläne für die verschiedensten

„­Faktenbasiertes Wissen und adäquate Maßnahmen entscheidend.“

Szenarien, mit denen ein Industrieun­ ternehmen in der IT-Ära konfrontiert sein kann. Ereignisse wie Naturkatast­ rophen, Pandemien oder Ähnliches sind grundsätzlich nicht vorhersehbar, aber wie man gesehen hat, haben wir auch hier richtig reagiert.“

THOMAS GLADE

79


FINANZPLATZ KRISEN

Prävention über alles Wie hoch die Anforderungen auch auf­ seiten der Stakeholder sind, zeigt sich wiederum am Beispiel der FACC AG. FACC-Präventions- und Krisenmanage­ mentexperte Heindl: „Die Luftfahrtin­ dustrie hatte immer schon starke Anfor­ derungen an Sicherheit und Contingen­ cy-Konzepte. Wir haben festgeschriebe­ ne Business-Continuity-ManagementAbläufe für mögliche Krisen definiert. Diese werden laufend erweitert, ergänzt oder überarbeitet. Diese Nachweise wer­ den auch von unseren Großkunden ge­ fordert. FACC ist für realistische Sze­ narien wie Brand, Überflutung, Epide­ © AT&S AG

mien, Supply-Chain-Unterbrechungen, Cyberattacken, Managementausfall und Ähnliches vorbereitet.“ Und es wird permanent nachgebes­ sert. Das war etwa nach dem Fall von

Auswirkungen. Das AT&S-Werk in Schanghai läuft wieder auf Hochtouren, andere Industrieunternehmen wie die Voestalpine AG, Strabag AG und Porr AG mussten auf Kurzarbeit umstellen.

Social Engineering, von dem die FACC

Konzern ein Corona-Emergency-Ma­

nis, dass wir Sie dieses Mal jedoch leider

AG zum Jahreswechsel 2015/16 betrof­

nagement-Team

nicht unterstützen können.“

fen war, notwendig. Heindl: „Wir ha­

Mitglieder in Dauerkontakt miteinan­

Generell werden die Risiken ernst ge­

ben umfassend durch Prozessverbes­

der stehen. Erste Maßnahmen wurden

nommen. So dürfen etwa die Topmana­

serungen sowie laufende Mitarbeiter­

Mitte Februar mit Reisebeschränkungen

ger einer internationalen Großbank ei­

schulungen und Sicherheitskampagnen

für China, dessen Nachbarstaaten und

nander seit Wochen nicht mehr gegen­

reagiert. Wir schützen uns aber auch

schließlich Italien gesetzt. Zahlreiche

übertreten. Sie müssen sich sogar in

vor möglichen Cyberattacken und stel­

weitere Schritte sind gefolgt.

unterschiedlichen Gebäuden aufhalten.

eingerichtet,

deren

len deshalb unsere IT- und Sicherungs­

Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs

systeme permanent auf den Prüfstand.

Überforderung bei Unternehmen

zahlreicher Maßnahmen, zu denen ein

Solche Prüfungen werden laufend in­

Welche aktuellen und für allgemein

Sprecher der Bank nicht Stellung neh­

tern durchgeführt und darüber hinaus

mögliche Katastrophenfälle vorberei­

men kann. Deloitte-Experte Müller, der

durch externe Cyberspezialisten zusätz­

teten Maßnahmenkataloge die Flugha­

seit mehr als 20 Jahren multinationa­

lich verstärkt.“

fen Wien AG erstellt hat, kann dagegen

le Unternehmen aus unterschiedlichen

Krisenprävention

derzeit nicht kommuniziert werden.

Industrien berät: „Ja, es gibt solche Re­

beim Ölkonzern OMV AG strukturiert.

Eine diesbezügliche Anfrage des Börsi-

gelungen. Das ist jetzt Praxis.“ Das gilt

Die Pressestelle beantwortet eine dies­

aner an Unternehmenssprecher Peter

für Konzernbosse sowie die Mitglieder

bezügliche Anfrage wie folgt: „OMV hat,

Kleemann beantwortet dieser wie folgt:

der sogenannten „C-Suite“. Zur Erklä­

wie bei großen, internationalen Konzer­

„Sorry, aber wir sind in diesen Tagen

rung: Als C-Suite wird die Führungsebe­

nen üblich, Krisenszenarien für die ver­

sehr im Einsatz.“ Aufgrund des Aus­

ne von Unternehmen bezeichnet. Dazu

schiedensten Bereiche vorbereitet und

nahmezustands am Wiener Flughafen

zählen jene Manager, in deren Funkti­

daraus resultierende Krisenszenarien

ist diese Reaktion aber zur Gänze nach­

onsbezeichnung der Buchstabe „C“ an

mit Einsatzstäben ausgearbeitet. Diese

vollziehbar.

vorderster Stelle steht, also CEO, CFO,

Ähnlich

ist

die

werden in regelmäßigen Abständen ge­

Das Gleiche gilt für eine Anfrage­

übt und aktualisiert und im Bedarfsfall

beantwortung der Voestalpine AG. Das

herangezogen. Bitte haben Sie aber Ver­

Team Group Communi­cations schreibt

Zum Wohl der Belegschaft

ständnis dafür, dass wir auch aus Sicher­

per Mail: „Vielen Dank für Ihre Anfra­

Weitreichende

heitsgründen keine weiteren Details be­

ge. Aufgrund der von Ihnen­angespro­

den aber nicht nur für die Topmana­

kanntgeben können.“ Für die Bewäl­

chenen Situation und eingeschränk­

ger getroffen, sondern sie dienen auch

tigung der aktuellen Pandemie hat der

ter Ressourcen bitten wir um Verständ­

dem Schutz der gesamten Belegschaft.

80

COO und so weiter.

Vorkehrungen

wer­


FINANZPLATZ KRISEN

tigte, denen es möglich ist, aus dem

„80 Krisenszenarien erarbeitet, die auch trainiert werden.“

„Präventionsmaßnahmen und Bewusst­sein be­ grenzen Risiko. “

Homeoffice zu arbeiten, sind angehal­ ten, dies auch zu tun.“ Für die noch an­ wesende Belegschaft wurde außerdem eine Gesichtsmaskenpflicht eingeführt. Stanzer: „Das hat sich bereits an unse­ ren Standorten in China bewährt.“ Ge­

STEFAN ZACH

FLORIAN HEINDL

nerell ist es nun bereits auch aufgrund Unicredit-Bank-Austria-Sprecher Mat­

gesetzlicher Regelungen bei so gut wie

Abläufe sichern. Ein klug strukturiertes

thias Raftl: „So wie die gesamte Unicre­

jedem Konzern und Unternehmen Stan­

Versicherungsportfolio kann den finan­

dit-Gruppe haben auch wir unmittelbar

dard, dass es keine Dienstreisen mehr

ziellen Schaden mildern und eine defi­

nach Verbreitung des Coronavirus in

gibt, dass Mitarbeiter so weit als mög­

nierte Kommunikationsstrategie einen

Europa Gesundheits- und Sicherheits­

lich von zu Hause aus arbeiten und dass

eventuellen Reputationsschaden ein­

protokolle aktiviert, um die Gesamtsi­

die Kommunikation auf Conference-

grenzen.“

tuation sorgfältig zu überwachen.“

Calls und Videokonferenzen umgestellt

EVN-Kommunikationschef

Zach:

wurde.

Fakt ist, dass es bei der Vorberei­ tung auf unterschiedliche Krisensze­

„In unseren Headquarters im nieder­

narien keinen Anspruch auf Vollstän­

österreichischen Industrieviertel Ma­

Krisenpläne überarbeiten

digkeit geben kann. Deloitte-Experte

ria Enzersdorf sind für gewöhnlich in­

Noch ist das Schadensausmaß, das Un­

Müller: „Dennoch können gut ausge­

klusive der bei Fremdfirmen beschäf­

ternehmen und ganze Volkswirtschaf­

stattete Frühwarnsysteme den jeweili­

tigten Mitarbeiter 850 Menschen tätig.

ten wegen des Coronavirus in Kauf neh­

gen Impact reduzieren. Das zeigt sich

Seit Mitte März wurde die Anzahl derer,

men müssen, nicht einmal ansatzweise

auch aktuell an Unternehmen, die gute

die vor Ort sind, durch Umstellung auf

seriös abzuschätzen. Sicher ist dagegen,

Strukturen aufgebaut haben. Sie konn­

Homeoffice-Lösungen auf ein Fünftel

dass nach der aktuellen Krise in nähe­

ten schnell reagieren und die richti­

reduziert.“

rer oder ferner Zukunft weitere folgen

gen Maßnahmen setzen.“ Resümee von

Die Gesundheit der Mitarbeiter hat

werden. Das macht Prävention enorm

Uni-Professor Glade: „Wir haben es

auch beim steirischen Leiterplattenher­

wichtig. FACC-Experte Heindl: „Prä­

jetzt mit einem negativen Black Swan

steller AT&S AG oberste Priorität. AT&S-

ventionsmaßnahmen

Bewusst­

zu tun. Aus der aktuellen Situation kann

Kommunikationschef Stanzer: „Seit 12.

seinsbildung begrenzen das Risiko. Tritt

man mittels der Kombination von fak­

März wurden die Sicherheitsbestim­

ein Schadensfall dennoch ein, kann ein

tenbasiertem Wissen und adäquaten

mungen noch verstärkt. Alle Beschäf­

definierter Krisenplan die operativen

Maßnahmen aber viel lernen.“ n

und

#COVID19

WAS IST EIN SCHWARZER SCHWAN?

D

as Coronavirus stellt als völlig un­

cholas Taleb in seinem Buch „Fooled By

bei handelt es sich um jene, die Unge­

erwartetes

Krisenstäbe

Randomness“ im Zusammenhang mit

mach bringen, Robustheit zu erlangen.

und Topmanager auf die Probe. Das Pro­

Ereignissen in der Finanzgeschichte auf

Sollte hingegen ein „positiver Schwar­

blem: Es ist faktisch unmöglich, Notfall­

den Schwarzen Schwan ein. 2007 veröf­

zer Schwan“, darunter versteht Taleb ein

pläne in der Schublade zu haben, um sich

fentlichte Taleb mit „The Black Swan“

unerwartetes Ereignis mit sehr guten

gegen Schwarze Schwäne wie Covid-19 zu

ein Werk, das sich mit Betrachtungen

Auswirkungen, auftauchen, gehe es da­

wappnen.

jenseits der Finanzmärkte auseinander­

rum, die Vorteile zu nutzen. Übrigens:

Vor rund 1.900 Jahren prägte der un­

setzt. Wie in Wikipedia nachzulesen ist,

Auch in der Natur sind schwarze Schwäne

ter dem Namen Juvenal bekannte römi­

sieht es Taleb als müßig an, Schwarze

anzutreffen. Der Trauer- oder Schwarz­

scher Satiriker Decimus Iunius Iuvena­

Schwäne vorhersehen zu wollen. Schlicht

schwan ist, wie der Name vermuten lässt,

lis den Begriff des „Schwarzen Schwans“

und einfach, weil ihr Erscheinen völlig

der einzige Schwan, der nahezu völlig

als Metapher für den Eintritt eines völlig

unerwartet ist. Vielmehr sei danach zu

schwarz ist. Der natürliche Lebensraum

unerwarteten Ereignisses. 2001 ging der

trachten, gegenüber den sogenannten

des Trauerschwans ist Australien, in Neu­

Publizist und Börsenhändler Nassim Ni­

„negativen Schwarzen Schwänen“, da­

seeland ist der Vogel eingebürgert.

Ereignis

81


SEITENBLICKE POLITIK

CORONAVIRUS: WIE Karlheinz Kopf Bereichssprecher für Finanzen ÖVP

Christoph Matznetter Wirtschaftssprecher SPÖ

Wie kann die Politik die heimische Wirt-

Wie kann die Politik die heimische Wirt-

schaft jetzt unterstützen? – Durch viel­

schaft jetzt unterstützen? – Unterneh­

fältige Maßnahmen. Es geht einerseits

men, ganz besonders Ein-Personen-

Coronavirus derzeit vor allem

darum, die Liquidität und Finanzie­

Unternehmen und kleinen und mittle­

Schäden in der Wirtschaft.

rung unserer Betriebe aufrechtzuerhal­

ren Unternehmen, muss durch Entlas­

ten, und andererseits darum, möglichst

tungen entgegengekommen werden.

viele Arbeitsplätze im Land zu sichern.

Die SPÖ fordert ein Moratorium für So­

Das Parlament hat rasch reagiert und

zialversicherungsbeiträge, Steuern und

schnell einen Corona-Krisenbewälti­

auch Bank- und Kreditrückzahlungen.

Neben den gesundheitlichen Auswirkungen verursacht das

Der Börsianer hat bei den heimischen Parlamentsparteien nachgefragt, wie sie den Unternehmen helfen wollen. TEXT PAUL TRAUTENDORFER

gungsfonds beschlossen. Hervorzuhe­ ben ist das neue Corona-Kurzarbeits­

Wie kann man die europäischen Abhän-

modell, das deutlich mehr Geschwin­

gigkeiten von China reduzieren? – Die

digkeit und Flexibilität bringt.

EU wird als Lehre aus der Coronavi­ rus-Krise Maßnahmen setzen müs­

Wie kann man die europäische Abhängig-

sen, zum Beispiel bei der Medikamen­

keiten von China reduzieren? – Wir le­

ten- oder Medizingüterbeschaffung. Es

ben in einer globalisierten Welt. Unse­

kann nicht sein, dass aus betriebswirt­

olitiker weltweit sprechen von

re Wirtschaftsräume sind stark mitei­

schaftlich induzierter Shareholder-Va­

der größten Krise seit dem Ende

nander verbunden, und davon hat un­

lue-Strategie resultierend, im Notfall

des Zweiten Weltkriegs. Das Co­

sere exportorientierte Wirtschaft sehr

überlebenswichtige Güter fehlen. Da­

ronavirus hält einen Großteil der Welt in

profitiert. Das Coronavirus war aber si­

her werden viel mehr Produkte als heu­

Atem. Und während in China die Wirt­

cher auch ein Weckruf, vor allem in dem

te in der EU produziert werden müssen.

schaft langsam wieder hochfährt, ist in

Bereich der Medikamentenherstellung.

Solange diese Welt aus Vielstaaterei be­

Österreich Notbetrieb angesagt. Die Re­

Ziel muss es sein, die Versorgung der

steht, wird es erforderlich sein, entlang

gierung will dem Ganzen vehement ent­

Bevölkerung in Krisensituationen si­

der Wertschöpfungsketten nicht nur

gegensteuern. Unterstützen soll vor al­

cherzustellen, die bestehende Pharma­

den Preis, sondern auch die dauerhaft

lem ein Hilfspaket im Wert von 38 Mil­

produktion in Österreich zu halten und

gegebene Verfügbarkeit zu berücksich­

liarden Euro. Zwischen den Parteien

mittel- bis langfristig die Wirkstoffpro­

tigen.

herrscht in Zeiten der Krise ungewohnt

duktion in Europa zu stärken.

P

Was halten Sie von einer weiteren Zinssen-

viel Einigkeit. Und auch vom Ausland kommt viel Lob für die getätigten wirt­

Was halten Sie von einer weiteren Zinssen-

kung der EZB in Anbetracht des Corona­

schaftlichen Maßnahmen. Dass Öster­

kung der EZB in Anbetracht des Corona­

virus? – Die Europäische Zentralbank

reich die Abhängigkeiten in der Phar­

virus? – Eine weitere Absenkung würde

wird wie alle Notenbanken alles in ihrer

ma- und Medikamentenproduktion von

sich wohl als kontraproduktiv erweisen,

Macht Stehende zur Gegensteuerung

China senken muss, ist für alle klar. Für

da sie die Lage der Banken eher noch

unternehmen müssen, auch wenn die

die Regierungsparteien ÖVP und Grü­

verschärfen würde. Sinnvoll ist daher

Spielräume im Gegensatz zur letzten

ne ist und bleibt die wichtigste Aufgabe

die Bereitstellung von Liquidität, um

Krise 2008/2009 deutlich kleiner sind.

derzeit, die Liquidität in den Betrieben

Unternehmen im Euroraum über Finan­

Notfalls müssen auch die Negativzinsen

aufrechtzuerhalten.

zengpässe hinwegzuhelfen.

„steigen“.

82


SEITENBLICKE POLITIK

MAN DER WIRTSCHAFT HILFT? Jakob Schwarz Sprecher für Budget und Steuern Grüne

Erwin Angerer Wirtschaftssprecher FPÖ

Sepp Schellhorn Wirtschaftssprecher Neos

Wie kann die Politik die heimische Wirtschaft

Wie kann die Politik die heimische Wirtschaft

Wie kann die Politik die heimische Wirt-

jetzt unterstützen? – Neben großen Unter­

jetzt unterstützen? – Die Politik muss hier

schaft jetzt unterstützen? – Die Politik hat

nehmen muss man auch den KMUs und

bedarfsorientiert reagieren. Es geht dar­

für die Viruseindämmung notwendige

EPUs die volle Unterstützung zukommen

um, den Betrieben die Liquidität und Fle­

politischen Maßnahmen ergriffen, wie

lassen. Die wirtschaftlich Leidtragenden

xibilität zu sichern. Hilfreiche Maßnah­

Grenzschließungen,

der Betretungsverbote sollten mit einem

men reichen von Überbrückungskrediten

des Warenverkehrs, Veranstaltungsver­

Rechtsanspruch auf vollen Ausgleich ih­

bis zur Kurzarbeit. Die von Regierung und

bote und so weiter. Da diese Maßnah­

res Schadens ausgestattet werden. Es ist

Parlament gesetzten Maßnahmen unter­

men negative Folgen für die Wirtschaft

notwendig, dass der Staat nicht nur ein

scheiden sich somit aktuell noch aus gu­

haben, ist es natürlich auch Aufgabe der

Drittel, sondern die gesamte Entgeltfort­

ten Gründen von konventionellen Kon­

Politik, an sich gesunde Unternehmen

zahlung übernimmt. Wesentlich ist die

junkturpaketen. Das wird sich ändern,

nicht in den finanziellen Ruin schlittern

Stundung von Steuer- und Sozialversi­

wenn sich die Lage ändert und die Wirt­

zu lassen. Essenziell sind unter anderem

cherungszahlungen, die zinsenlos sofort

schaft bereit für neue Impulse ist.

Überbrückungskredite, Stundungen von

und automatisch zu gewähren ist, ohne

Einschränkungen

SV-Beiträgen oder das Aussetzen von

dass man erst einen Antrag stellen muss.

Wie kann man die europäischen Abhängig-

Kammerbeiträgen. Auch sozialpartner­

Es darf auch keine Nachforderungszinsen

keiten von China reduzieren? – Das ist eine

schaftliche Einigungen bezüglich ei­

oder Säumniszuschläge geben.

ganz grundsätzliche Frage, die sich vom

ner vorübergehenden Kurzarbeit kön­

Rohstoff bis zum Fertigprodukt stellt.

nen den Unternehmen helfen, Liquidi­

Wie kann man die europäischen Abhängig-

Globalisierte Arbeitsteilung und Han­

tätsengpässe zu überbrücken.

keiten von China reduzieren? – Gerade im

del bringen zumeist Kosteneffizienz und

Bereich der Arzneimittel muss man die

Wohlstand. Beides wird durch geopoli­

Wie kann man die europäischen Abhän-

Abhängigkeit von China reduzieren. Es

tische Abhängigkeiten und klimapoliti­

gigkeiten von China reduzieren? – Hier

ist daher notwendig, dass man sich auf

sche Nachteile relativiert. Europa sollte

kann es natürlich nur eine längerfristi­

EU-Ebene Maßnahmen überlegt, die wie­

hier mit nachhaltigeren Technologien

ge Lösung geben. Wichtig ist ein Phar­

der zu einer verstärkten Arzneimittelpro­

und Produktionsketten gegensteuern.

mastandortkonzept, um vor allem die

duktion innerhalb der EU führen.

Produktion, aber auch die Forschung Was halten Sie von einer weiteren Zinssen-

wieder verstärkt nach Österreich zu ho­

Was halten Sie von einer weiteren Zinssen-

kung der EZB in Anbetracht des Corona­

len. Die pharmaskeptische Politik der

kung der EZB in Anbetracht des Corona­

virus? – Die Geldpolitik hat ihren Spiel­

letzten Jahre hat hier leider sehr viel

virus? – Weitere Zinssenkungen der EZB

raum in jüngerer Vergangenheit be­

zerstört.

sind vor dem Hintergrund ihrer mög­

reits stark ausgereizt. Eine Zinssenkung

lichen Auswirkungen insbesondere auf

würde an den unsicheren Erwartungen

Was halten Sie von einer weiteren Zinssen-

Nachfrage, Investition und Produktivität

der Unternehmen kaum etwas ändern.

kung der EZB in Anbetracht des Corona­

zu beurteilen. Unabhängig von der Fra­

Undifferenzierte

Investitionsanreize

virus? – Der Leitzins liegt bei null Pro­

ge nach Zinssenkungen wird finanzpo­

könnten überdies kontraproduktiv sein,

zent, und der Einlagenzins ist ohnehin

litischen Maßnahmen und Hilfspaketen

wenn die Wirtschaft in ihren Zuliefer­

schon im negativen Bereich. Es gibt also

zur Stärkung und Ankurbelung der Wirt­

ketten oder aufgrund politischer Qua­

gar keinen Spielraum mehr. Davon ab­

schaft nach Ende der Krise große Bedeu­

rantänemaßnahmen angebotsseitig be­

gesehen richtet sich die Zinspolitik der

tung zukommen.

schränkt ist.

EZB nach der Inflation.

83


SEITENBLICKE BÖRSENTALK

DIE SUCHE NACH WUNDERWAFFEN

Die eine Wunderwaffe haben die Expertinnen zwar nicht gefunden, gute Laune stand dennoch auf der Tagesordnung. Erika Karitnig (Trigon Entwicklungsberatung), Gabriele Zgubic-Engleder (Arbeiterkammer Wien), Ingrid Krawarik („Börsianer“), Herta Stockbauer (BKS Bank) und Karin Kisling (Savity Vermögensverwaltung).

BÖRSIANER 13. BÖRSIANER SALON 3. MÄRZ 2020 MEINL AM GRABEN, WIEN Beim 13. Börsianer Salon wurde zum Thema „Wunderwaffen gegen Nullzinsen“ diskutiert. Das hochkarätige Podium aus Bankerin, Veranlagungsexpertin, Beraterin und Konsumentenschützerin versuchte, Lösungen für die Geldanlage zu finden. Kein einfaches Unterfangen bei den Kursverfällen an der Börse und der toten Zinslage. Emotional wurde es, als die Themen Transparenz und Kostenwahrheit in der Finanzindustrie aufs Tapet gelangten. Die eine Wunderwaffe gibt es aber nicht, eine ständige Weiterentwicklung ist gefragt.

Der Börsianer Salon ­bietet Frauen des österreichischen Kapitalmarkts dreimal im Jahr Raum für erstklassigen Austausch­. Bei einem gemütlichen Business-Breakfast redet es sich ausgezeichnet über das aktuelle Marktgeschehen.

Ein gern gesehenes Trio: Waltraud Kaserer (Lenzing AG), Michaela Buttazzoni (BDO Austria) und Beatrice Schobesberger (Erste Group Bank AG).

Besonders interessiert lauscht hier Angelika Sommer-Hemetsberger im rosa Blazer (Oesterreichische Kontrollbank AG) ihrer Gesprächspartnerin Brigitta Schwarzer (Inara).

84


SEITENBLICKE BÖRSENTALK

DAS CORONAVIRUS UND DIE BÖRSEN

BÖRSIANER BÖRSIANER ROADSHOW 41.0

Positive Vibes trotz Corona-Krise (v. l.): Michael Müller (Union Investment), Andreas Grassauer ­(Marinomed Biotech AG), Gabriela Tinti (Erste Asset Management), Dominik Hojas („Börsianer“), Günther Ofner (Flughafen Wien AG) und Werner Leithenmüller (3 Banken Generali Investment).

10. MÄRZ 2020 MEINL AM GRABEN, WIEN Die erste Börsianer Roadshow 2020 stand ganz im Zeichen des Coronavirus und dessen Auswirkungen auf Märkte, Wirtschaft und Gesundheit. Marinomed-AG-Vorstandschef Andreas Grassauer war ein heißbegehrter Gesprächspartner an diesem Abend. Der studierte Virologe hatte spannende Informationen im Gepäck und hat auch persönliche Fragen der rund 60 Gäste beantwortet. Fakt sei es jedenfalls, dass in den kommenden Jahren rund 70 Prozent der Weltbevölkerung das Coronavirus gehabt haben werden. Flughafen-CEO Günther Ofner rechnete damals noch mit 40 Prozent Passagierausfall.

Auch die Mehrheit der Gäste fand die Maßnahmen der Bundesregierung damals überzogen, wie uns ihre Anwesenheit bestätigt hat.

Ganz in das Gespräch vertieft sind hier Michael Oplustil (Uniqa Österreich), Alois Steinbichler (Kommunalkredit AG) und An­dreas Grassauer (Marinomed B ­ iotech AG).

Ingrid Krawarik („Börsianer“) hat sich vor der Podiumsdiskussion sehr gut mit Georg Baldauf (Greenberg Advisory) und Gabriela Tinti (Erste Asset Management) unterhalten.

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Die Finanzbranche 360° erleben!

Homeoffice? WERDE EIN INSIDER, FOLGE BÖRSIANER FRIENDS! GEMEINSAM DURCH DIE CORONAKRISE! #Insides #News #Events #Tickets #Karriere

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@WIENERSTÄDTISCHE

KOLUMNE

PETER ­FELSBACH Head of Group Communications Voestalpine AG

#WienerStädtische präsentiert neue #Imagekampagne „Oft host a Pech“ mit Seiler und Speer. „Wir bieten unseren­Kunden Sicherheit und Zuversicht sowie den nötigen Rückhalt in allen Lebenslagen“, so GD Lasshofer. #lebedasleben #ofthostapech #seilerundspeer https://t.co/mHYIqWp6LK?amp=1

KONZERNKOMMUNIKATION IN ZEITEN VON COVID-19 Das neuartige Coronavirus ist auch in Österreich angekommen und dominiert die Schlagzeilen. Eine

@SIMMOAG

herausfordernde Zeit, nicht nur für

@FACC_AG

Unternehmen, Politik, den Kapitalmarkt und Privatpersonen, sondern auch für die Kommunikationsarbeit. Denn der Grat zwischen umfangreicher Information und Panikmache ist ein schmaler. Welche Folgen die Verunsicherung in der Gesellschaft – ausgelöst durch zum Teil dramatische Medienberichte – für

Wir lieben das #HabibiundHawara nicht nur als G ­ äste, sondern neuerdings auch als Vermieter. Demnächst auch im 7. Bezirk in einer S IMMO #Immobilie zu finden. Ganz nach unserem Geschmack #followUsOnLinkedIn https://t.co/I1MI66wDfs?amp=1

Wo reist ein Nashorn gemeinsam mit Zierfischen? Mit der Luftfracht im Bauch der Flugzeuge! In diese ist #Flightcast diesmal gestiegen und war zu Besuch bei @ Lufthansa_Cargo in #Frankfurt. Eine Welt, in der Logistik eine große Rolle spielt: https://t.co/hlB8c2JObK?amp=1

den Kapitalmarkt hat, zeigt sich an den drastischen Kurseinbrüchen an den Börsen. Klare Aufgabe der Konzernkommunikation ist es daher in diesen Zeiten, mithilfe transparenter, rascher und vor allem sachlicher Information den Ängsten und

@VIENNAINSURANCE

Sorgen der internen und externen Stakeholder entgegenzuwirken. Wichtig ist, vor allem die Mitarbeiter möglichst zeitnah, verständlich

@UNSEREOEBB

und faktenbasiert über die aktuelle Situation und die nötigen Maßnahmen aufzuklären und aufzuzeigen, wie jeder Einzelne dazu beitragen kann, sich selbst zu schützen und die Verbreitung des Virus möglichst einzudämmen. Schließlich haben die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung oberste Priorität, auch

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wenn das so manche temporäre Einschränkung in unserem beruflichen, wirtschaftlichen oder privaten Umfeld bedeutet.

p.felsbach@derboersianer.com


SEITENBLICKE MARKTGEFLÜSTER

UNVORBEREITET IN DIE KRISE

VITA MARTIN KWAUKA Finanzjournalist

Österreich schaffte nicht einmal in Zeiten des Booms einen Budgetüberschuss. Jetzt ist ein Anstieg der Staatsschulden auf 85 bis 90 Prozent des BIPs absehbar. Es fehlt nicht viel, dass die Corona-Krise in der Realwirtschaft auf den Finanzsektor übergreift.

Der leidenschaftliche Weinbauer (61) ist seit 23 Jahren Finanz- und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen­des gebürtigen Deutschen zählen die langjährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd i­st die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.

Im Jahr 2019 schien die Welt des Finanz­

über. Allein durch die höhere Risikoge­

ministers noch heil: Das Budget schloss

wichtung vieler Kredite schmilzt das Ei­

erstmals seit langem mit einem Über­

genkapital der Banken derzeit wie der

schuss ab. Der Haken: Das Plus ist allen­

„Bedrohlich wird es, wenn

falls halb wahr und beruht auf geschön­

es bei Hotels und im Bau zu

ten Zahlen. In Wirklichkeit hat der Bund im Vorjahr nicht einen Gewinn von 1,5

­großen Pleiten kommt.“

Milliarden Euro erwirtschaftet, sondern

MARTIN KWAUKA

eine halbe Milliarde Miese. Wie das? Es

Schnee in der Frühjahrssonne. Wirklich bedrohlich wird es, wenn es in den Be­ reichen Hotels und Bau zu großen Pleiten kommt. Kritisch ist auch der Wohnungs­ sektor: Hier gaben sich manche Banken zuletzt mit fünf bis zehn Prozent Eigen­

gibt schon seit dem Jahr 2013 zwei For­

kapital zufrieden, wenn nicht gleich 100

men des Bundesbudgets: erstens die

aus. Allein die Bereiche Produktion, Bau

Prozent finanziert wurden. Wenn es bei

klassische Finanzierungsrechnung, bei

und Hotels samt Gastronomie summie­

Kreditnehmern eng wird und es zu Not­

der der Staat wie zu Maria Theresias Zei­

ren sich in einem Normaljahr auf rund

verkäufen kommt, kann dies das abrup­

ten eine einfache Einnahmen-Ausga­

neun Milliarden Euro pro Monat, wovon

te Ende des spektakulären Immobilien­

ben-Rechnung wie ein kleiner Handwer­

derzeit gut die Hälfte durch Stillstand

booms mit unangenehmen Folgen für die

ker erstellt. Wird eine Zahlung nicht im

ausfällt. Dazu kommt noch die Flaute in

Banken einläuten.

Dezember überwiesen, sondern erst im

den Bereichen Handel, Verkehr und sons­

Das heißt: Was bei den Stresstests der

nächsten Jänner, belastet dies das Bun­

tige Dienstleistungen. Die Lage wird ver­

Banken im Vorjahr noch als Worst-Case-

desbudget erst im Folgejahr. Und das pas­

schärft durch grob fahrlässige Versäum­

Szenario galt, läuft derzeit schon als die

siert im Budget im großen Stil. Die zweite

nisse im Seuchenschutz. Schon nach ein

optimistische Variante. Um so wichtiger

und wesentlich genauere Budgetvariante

paar Tagen gehen Schutzmasken und an­

ist es, die Wirtschaft so weit wie mög­

heißt Ergebnisrechnung und entspricht

dere Produkte im Gesundheitswesen zur

lich am Laufen zu halten, um Insolven­

durch die periodengerechte Abgrenzung

Neige. Selbst Risikogruppen wie Poli­

zen so gut wie möglich zu vermeiden. Ein

der Bilanzierung. Und bei dieser Metho­

zisten und Angestellte in Supermärkten

wichtiger Nebenaspekt: Wie sollen Ban­

de schrieb der Bund 2019 die bereits er­

oder Bankfilialen arbeiten oft völlig un­

ken in ein paar Monaten zusätzliche Kre­

wähnten 500 Millionen Euro Defizit. Und

geschützt, Fabriken müssen deshalb ganz

dite zur Ankurbelung der Wirtschaft ver­

das trotz Wirtschaftsbooms, sprudeln­

geschlossen werden.

geben, wenn dann das nötige Eigenkapi­

der Steuereinnahmen und extrem tie­

Selbst wenn die Wirtschaft im zweiten

tal nach einer Pleitewelle fehlt? Natürlich

fer Zinsbelastung. Übrigens: Allein durch

Halbjahr wieder mehr Fahrt aufnimmt,

soll nur dort wieder gearbeitet werden, wo

den Zinseffekt sparte sich der Finanzmi­

könnte sich das Staatsdefizit von 70 Pro­

für jeden­Mitarbeiter ausreichend Schutz­

nister im Vergleich zum Zinsniveau im

zent des BIPs im Vorjahr rasch Richtung

kleidung zur Verfügung steht und es ge­

Jahr 2013 rund 4,3 Milliarden Euro. Die

85 bis 90 Prozent bewegen. Noch dras­

sundheitlich zu verantworten ist. Um so

wurden komplett verpulvert.

tischer wird die Lage, wenn der Coro­

wichtiger ist es jetzt, eine Luftbrücke nach

Mit dieser prekären Ausgangslage

na-Produktionsstopp aus Sorge vor ei­

China zu bilden und dort verfügbare Mas­

muss der Staat heuer die riesigen Zahlun­

ner zweiten Welle länger dauert und im­

ken, Handschuhe und andere Produkte so

gen für die Corona-Krise bewältigen. Die

mer mehr Unternehmen in die Pleite rut­

rasch wie möglich einzufliegen, bis sogar

38 Milliarden Euro, die jetzt angekündigt

schen. Dann schwappt die Krise der Real­

der private Bereich versorgt ist. Das kann

sind, machen rund zehn Prozent des BIPs

wirtschaft massiv auf die Finanzbranche

Leben retten. Und auch die Wirtschaft. n

88


SEITENBLICKE INDEX

UNTERNEHMEN IN DIESER AUSGABE

IMPRESSUM Chefredakteur/Herausgeber: Dominik Hojas, d.hojas@derboersianer.com Stv. Chefredakteurin (CvD): Ingrid Krawarik, i.krawarik@derboersianer.com

FIRMENINDEX

Redaktion: Daniel Bayer, Christian Höller, Julia Kistner, ­ Raja Korinek, Martin Kwauka, Thomas Müller, Paul Trautendorfer, Barbara Ottawa, Robert Winter 3 Banken Generali Investment Agrana Beteiligungs AG Aktienforum

18, 28, 85 67 48, 57

LGT Capital Partners

34

Marinomed Biotech AG

85

Matejka & Partner Asset Management

18, 22, 38

Allianz Global Investors

23

Morningstar 76

Amag Austria Metall AG

67

Neos

17, 83

Amundi

75

ÖBAG

17, 20

Anglo Austrian AAB Bank AG

50

OeKB 51

Ariqon Asset Management AG

54

Österreichische Post AG

AT&S AG

67

ÖVP 82

62, 66, 70

Attac 47

OMV AG

AWS Gründerfonds

Palfinger AG

66 67

63

Bawag Group AG

67, 71

Polytec Holding AG

Bawag PSK

55, 76

Porr AG

BDO Austria BMF Borealis AG

60 47, 51

56, 67, 80

67

PWC Österreich

61, 76

Raiffeisen Bank International AG

67

56

Raiffeisen KAG

Boston Consulting Group

61

Raiffeisen Centrobank AG

Brüll Kallmus Bank AG

72

Salus Alpha

34

CA Immobilien Anlagen AG

58

Scaleable Capital

50

Casinos Austria AG

17

Schoeller Bleckmann Oilfield Equipment AG

Cerha Hempel

62

Seipt&Partner 53

Columbia Threadneedle

55

Semperit AG Holding

C-Quadrat Asset Management

54

S Immo AG

Danske Invest

29, 30

28, 37, 76

57, 67 56, 67

57, 58, 67

SPÖ 82 S&T AG

DLA Piper

63

Strabag SE

Dorda

64

Threadneedle 30

EB Portfoliomanagement

23

UBM Development AG

Eisenberger & Herzog Rechtsanwälte

63

Unicredit Bank Austria AG

81

75, 85

Union Investment Austria

76

35, 37

Uniqa Insurance Group AG

52

Erste Group Bank AG EVN AG EY Österreich FACC AG Fidelity International Finanzmarktaufsicht FMA

57, 67, 79 60 63, 67, 79 76 54,62

66 67

14

Universität Wien

79

VAIÖ 75 Verbund AG

37, 56, 67

Vienna Estate Immobilien AG Vienna Insurance Group AG

Flughafen Wien AG

Voestalpine AG

80, 85

57, 67

Universität St. Gallen

Finastra 64

59 53, 67

VÖIG

Franklin Templeton

75

Wienerberger AG

18, 83

Wiener Börse AG

17, 62

Wiener Privatbank SE

35, 67

Immofinanz AG Kapsch Trafficcom AG Kathrein Privatbank AG Kepler Fonds KAG Klarna Lenzing AG

56, 58, 67 67 24, 50 75 51, 64 67

Verlag/Medieninhaber: Wayne Financial Media GmbH (FN: 399197 f, HG Wien), Bösendorferstraße 4/25, A-1010 Wien, Telefon: +43 (0) 1 920 523 4, Fax: +43 (0) 1 954 4332, E-Mail: office@waynemedia.at, Web: www.waynemedia.at

WAYNE Geschäftsführer: Michael Berl, Dominik Hojas Produktion: Grafik: Martin Jandrisevits, Titanweiß ­Werbeagentur GmbH; Fotos: Clemens Bednar, Dieter Brasch, Stefan Burghart, Barbara Ster, Unternehmen beigestellt; Lektor: Armin Baumgartner; Kursdaten: TeleTrader Software GmbH, Schlusskurse vom 20. 03. 2020, keine Gewähr für die Richtigkeit der Daten; Aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Formulierungen. Druckerei/Nachhaltigkeit: Das Magazin wurde nach Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens bei der Druckerei Ferdinand Berger und Söhne GmbH (10.000 Stück) auf nachhaltigem Papier (Umschlag: Claro Silk 250 g, Kern: Furiso 90 g) gedruckt.

67, 80, 87

FPÖ 83 Grüne

Anzeigenverkauf: Michael Berl (Leitung), m.berl@derboersianer.com, Miriam Haider, m.haider@derboersianer.com; Es gilt die Anzeigenpreisliste 2020!

34, 37

Deloitte 79

Erste Asset Management

Leserbeirat: Heike Arbter, Peter Bartos, Mathias Bauer, Edi Berger, Stefan Böck, Stefan Brezovich, Diana KleinNeumüller, Bernhard Grabmayr, Fritz Mostböck

54, 75 8, 57, 67

Wiener Stadtwerke GmbH

57

Wifo 48 Wirtschaftskammer Wien

60

Wirtschaftsuniversität Wien

47

Zürcher Kantonalbank AG

32

Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH.

Unbenannt-1 1

89

07.07.2009 13:28:58


SEITENBLICKE PORTRÄT

ZEHN FRAGEN AN LARISSA KRAVITZ VITA LARISSA KRAVITZ Autorin und Bloggerin „Investorella“ Die Tochter des einstigen „Börsengurus“ Mike Lielacher studierte Banking und Finance sowie Quantitative Trading und Financial Engineering und arbeitete als Aktienhändlerin und Treasury- und Risikomanagerin. Zuletzt war sie beim Immobi­lienkonzern Immofinanz AG tätig. Als Investorella gibt sie Investment-Workshops, um mehr Frauen für den Kapitalmarkt zu begeistern. In ihrem neuen Buch „Money, honey!“ gibt sie Einsteigerinnen Tipps zum Vorsorgen und Investieren. Sie ist vor kurzem Mutter eines­Sohnes geworden und häkelt für ihr Leben gern.

LESERPOST redaktion@ derboersianer.com

1. W elche Eigenschaften haben Sie dorthin gebracht, wo Sie heute­ 6. B ei welchem Investment haben Sie sich so richtig verzockt? – Ich stehen? – Ein stark ausgeprägter Optimismus und vor allem

bin alt genug, um als Teenie die Tech-Bubble miterlebt zu

Neugier. Ich bin ein sehr neugieriger Mensch, und das hat

haben. Damals verstand ich nichts vom Markt, und mei­

mir bis jetzt ein spannendes Leben beschert.

ne initialen Investments lösten sich in Luft auf. Aufgrund

2. Welchen Beruf würden Sie ausüben, wenn Sie nicht in der Finanz­ branche tätig wären? – Als ich Teenager war, habe ich mich

dessen achtete ich als Erwachsene immer sehr genau auf Risiken.

auch für die Themen Regie und Drehbuchschreiben interes­

7. Um den Kapitalmarkt zu beleben, braucht es … – Einerseits

siert und einen Sommerkurs an der New York Film Academy

lustige Storys. Davon gibt es am Kapitalmarkt viele. An­

besucht. Wer weiß, vielleicht brauche ich die Fähigkeiten, die

dererseits braucht es eine breite Informations- und Bil­

ich mir damals angeeignet habe, eines Tages noch.

dungskampagne. Ich begrüße das Bekenntnis der aktuel­

3. Auf diese App kann ich nicht verzichten? – Willhaben. Ich schau mir immer gerne die Immobilien an. Als Kapital­

len Regierung dazu sehr und hoffe, dass ich etwas beitra­ gen kann.

marktmensch stand ich Immobilien immer kritisch ge­

8. Was assoziieren Sie mit Gordon Gekko und dem Film „Wall

genüber, aber nach fünf Jahren in Immo-Konzernen habe

Street“? – Die „Greed is Good“-Rede. Für mich ist sie die

ich mich daran gewöhnt und finde, sie sind ein interessan­

genialste Filmszene zum Thema Börse aller Zeiten. Meine

tes Investment.

zweite Assoziation sind fürchterliche Frisuren und ein ab­

4. Wenn ich nicht gerade arbeite, verbringe ich meine Zeit am liebs-

surder Geschmack für Interior-Design.

ten mit … – Häkeln, und währenddessen höre ich philosophi­

9. Dieser Investor ist für mich eine Legende? – Ich mag Carl

sche Diskussionen auf Youtube oder Spotify. Ich kann zwar

Icahn, besonders seit er gesagt hat: „Some people get rich

nicht sonderlich gut häkeln, aber finde es sehr meditativ.

studying artificial intelligence. Me, I make money study­

5. Für einen Mittagstermin reserviere ich am liebsten einen Tisch im

ing natural stupidity.“

… – Mea Shearim in den Schmelzgasse. Das ist ein kosche­

10. Für meine persönliche Geldanlage gilt das Motto: – Kaufen,

res Sushi-Restaurant, das richtig gute Maki-Röllchen ser­

geduldig warten und das Leben genießen. Der Kapital­

viert. Ich kam vor circa zehn Jahren auf jüdische Wurzeln

markt ist der einzige Bereich in meinem Leben, in dem

und beschäftige mich seitdem damit.

ich geduldig bin.

Die nächste Ausgabe erscheint um den 18. 90 Mai 2020. Bis dahin täglich: derboersianer.com


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