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FONDSMANAGER
RÜCKBLICK Q3
2020
NACHHALTIGE PERFORMER
Die anhaltende Post-Covid-Hausse sorgt für gute Stimmung auf dem Börsenparkett. Die heimischen Fondsmanager sind zufrieden mit ihrer Performance, beim Blick in die Zukunft sind sich aber nicht alle einig.
TEXT CHRISTOPH EISELE
Die Erholungsdynamik nach dem pandemiebedingten Wirtschaftseinbruch führt aktuell zu einem starken Aufschwung und neuen Höchstständen auf den Kapitalmärkten. Die Fonds der Investmentspezialisten verzeichnen bis dato üppige Renditen. Da kommt langsam die Frage auf, wann es denn an der Zeit ist, die Gewinne in trockene Tücher zu bringen, oder ob man mit einem Weiterlaufen der Rally rechnen kann. Der Gewinner des Rankings, Alois Wögerbauer (57,86 Punkte) von der 3 Banken Generali Investment, hat sich bereits entschieden und zeigt klare Kante: „Auch das Jahr 2022 wird geprägt sein von einem hohen Wirtschaftswachstum, wir sind aufgrund der Lieferkettenprobleme immer noch in einer Aufholphase. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in seiner jüngsten Oktoberprognose die Erwartungen für das reale Weltwirtschaftswachstum für 2022 bei einem beachtlichen Plus von 4,9 Prozent angesetzt. Zuversicht ist also insgesamt angebracht.“ Nicht nur Grund zum Feiern gibt es hinsichtlich der hohen Inflationszahlen, diese bereiten ihm zunehmend Sorgen. Wögerbauer behält dabei die Handlungen der Notenbanker im Blickfeld: „Es bleibt spannend, ob es zu einem Gegensteuern der Notenbanken kommt und ob das überhaupt gewünscht ist.“
Zuversichtlich blickt auch der abermals zweitplatzierte Wolfgang Matejka (52,86 Punkte), Geschäftsführer bei Matejka & Partner Asset Management, auf das kommende Jahr. Matejka traut sich, eine Prognose zum Inflationsgeschehen abzugeben: „Ich rechne mit einer Normalisierung der Teuerungsraten als auch einer Beruhigung der angespannten Lieferketten bis etwa Mitte 2022.“ Das zeigen ihm auslaufende Zyklen bei den Lieferketten und gängige Inflationsparameter. Der Drittplatzierte, Andreas Wosol (50,69 Punkte), Head of Value bei Amundi Austria, ist hingegen vorsichtiger und erkennt besonders Unsicherheitsfaktoren wie „die vierte Covid-Welle, China, ein Ende der Nullzinspolitik und den Anstieg der Inflation. Die meisten dieser Kräfte werden erst im Jahr 2022 ihre volle Wirkung zeigen. Damit wird das kommende Jahr erneut ein Jahr im Spannungsfeld der Narrative.“
Spürbar ist für die Fondsmanager auch besonders der Druck zur Nachhaltigkeit von institutioneller und regulatorischer Seite. Dieser sei nicht immer zweckdienlich, meint etwa Wolfgang Matejka: „Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint. Die Institutionellen greifen das Thema ESG, also Umwelt, Soziales, Unternehmensführung, sehr strukturell auf, dabei kommt es auch zu Übertreibungen und oftmals zu einem Überschießen des Ziels.“
Auch Gabriela Tinti (Platz 4 / 45,86 Punkte), Erste Asset Management, beschäftigt besonders die Umsetzung der vielen regulatorischen Vorgaben wie die EU-Taxonomie: „Das Thema Nachhaltigkeit schlägt sich auf alle Fonds in vielen Varianten nieder. Das hat Auswirkungen auf Portfoliogestaltung und Meldeprozess. Wir müssen etwa Daten zum Wasserverbrauch und zur Abfallerzeugung der Unternehmen, in die wir investieren, ausweisen. Bis Mitte 2022 müssen wir alles auf Knopfdruck haben.“ n