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VERSICHERUNGEN

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MARKGEFLÜSTER

MARKGEFLÜSTER

PLATZ 2021 TREND UNTERNEHMEN BRANCHE/ RUBRIK GESAMTSCORE PEERGROUP KENNZAHLEN REDAKTION

1. (7.) ↑ Vienna Insurance Group AG 2. (14.) ↑ Helvetia Versicherungen AG 3. (16.) ↑ HDI Versicherung AG 4. (4.) → Wiener Städtische Versicherung AG 5. (2.) ↓ Generali Versicherung AG 6. (8.) ↑ Grazer Wechselseitige Versicherung AG Versicherung Versicherung Versicherung Versicherung Versicherung

Versicherung 83,63 6 9 9

77,82 6 8 9

75,96 6 9 8

75,75 6 7 9

75,39 7 8 9

72,51 6 7 8

7. (6.) ↓ VAV Versicherung AG 8. (1.) ↓ Österreichische Hagelversicherung 9. (15.) ↑ Donau Versicherung AG 10. (5.) ↓ Arag 11. (13.) ↑ Niederösterreichische Versicherung AG Versicherung 71,69 6 8 9

Versicherung/Spezialversicherung 69,53 6 5 7 Versicherung 67,10 6 8 9

Versicherung/Spezialversicherung 66,61 4 7 8 Versicherung 65,94 6 5 6

12. (3.) ↓ Allianz Elementar Versicherungs AG Versicherung 64,89 6 9 7

13. (17.) ↑ Europäische Reiseversicherung AG Versicherung/Spezialversicherung 64,25 5 7 6 14. (21.) ↑ Muki Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit Versicherung 64,02 5 7 7 15. (–) ↑ Kärntner Landesversicherung AG Versicherung 63,80 5 7 7 16. (10.) ↓ DAS Rechtsschutz AG Versicherung/Spezialversicherung 62,59 5 7 7 17. (9.) ↓ Uniqa Insurance Group AG Versicherung 61,89 6 4 8 18. (–) ↑ Vorarlberger Landes-Versicherung V.a.G. Versicherung 61,22 5 7 7 19. (11.) ↓ Zürich Versicherungs AG Versicherung 61,02 6 7 7 20. (19.) ↓ Bawag PSK Versicherung AG Versicherung 60,47 4 7 5 21. (–) ↑ APK Versicherung AG Versicherung/Spezialversicherung 59,86 3 7 8 22. (24.) ↑ Österreichische Beamtenversicherung Versicherung 59,76 5 6 6 23. (18.) ↓ Oberösterreichische Versicherung AG Versicherung 59,54 6 7 5 24. (12.) ↓ Ergo Versicherung AG Versicherung 59,04 5 6 7 25. (22.) ↓ Acredia Versicherung AG Versicherung/Spezialversicherung 58,69 3 10 5 26. (25.) ↓ Merkur Versicherung AG Versicherung 54,13 6 6 5 27. (20.) ↓ Wüstenrot Versicherungs-AG Versicherung 53,93 5 7 5 28. (–) ↑ Merkur Lebensversicherung AG Versicherung 52,33 6 5 5 29. (23.) ↓ Tiroler Versicherung V.a.G. Versicherung 48,16 5 5 5 30. (28.) ↓ FWU Life Insurance Austria AG Versicherung/Spezialversicherung 41,16 2 4 6 31. (26.) ↓ Hypo-Versicherung AG Versicherung 40,45 4 4 4

*Bei Punktegleichheit zählt die höchste Teilbewertung.

heitsvorsorge, sondern vor allem in der Kfz-Haftpflicht eingesetzt werden.

Digitalisierung quer durch alle Bereiche ist ein Trend, der spätestens in diesem Jahr den Großteil der Versicherer erfasst hat. Die Bawag PSK Versicherung (Platz 20 / 60,47 Punkte) etwa gewährt Kunden via App jederzeit Einsicht in ihre Verträge, auch Änderungen können kurzerhand durchgeführt werden. Auch hier das Ziel: Daten sammeln und interne Analysemodelle zur Verbesserung der Angebote, angepasst an die individuellen Kundenwünsche.

Die Arag Rechtschutzversicherung (Platz 10 / 66,61 Punkte), die im Ranking der Spezialversicherer Platz 2 erzielt, nutzt Automation und künstliche Intelligenz neuerdings, um Kunden vor Rechtsstreitigkeiten zu schützen. Dazu zählt etwa der Fake-Shop-Detector oder der Website-Check. Dabei wird Kunden geholfen, betrügerische Websites rechtzeitig zu erkennen, damit sie über diese Seiten keine Geschäfte abschließen. Der vorjährige Zweitplatzierte, die Generali Versicherung AG (Platz 5 / 75,39 Punkte), entscheidet die Peergroup-Bewertung vor der Niederösterreichischen Versicherung AG (Platz 11 / 65,94 Punkte) und der Grazer Wechselseitigen Versicherung AG (Platz 6 / 72,51 Punkte) für sich, aufs Stockerl in der Gesamtwertung fehlen nur 0,57 Punkte.

Zunahme von Cyberattacken

Eines der großen Problemfelder, mit denen sich Versicherungen konfrontiert sehen, ist die enorm wachsende Kriminalität im Netz. Cyberattacken auf Firmen, aber auch auf private PCs haben mit der Coronakrise, in der große Teile der Arbeit auf virtuelle Kanäle verlegt wurden, rasant zugenommen. So stark, dass die Versicherungsprämien für Schäden, die Unternehmen aus solchen kriminellen Angriffen aus dem Netz entstehen, in den vergangenen Jahren um 40 bis 50 Prozent gestiegen sind, wie Kurt Svoboda, Risiko-Vorstand der Uniqa Insurance Group AG (Platz 17 / 61,89 Punkte) betont. Auch die Selbstbehalte seien in die

„Versicherungssummen bei Katastrophenschutz sehr niedrig.“

KURT SVOBODA

„Unterdeckung bei Eigenheimen steigt.“

RALPH MÜLLER

„Leute können es sich nicht leisten, auf Rechtschutz zu verzichten.“

CHRISTOPH PONGRATZ

Höhe geschnellt. Trotzdem sind die Risiken aus solchen Bedrohungen für die Versicherungen kaum abschätzbar. International werde in der Branche daher diskutiert, ob Cyberrisiken wegen der raschen Veränderungen der Technologien überhaupt noch versicherbar sind. Ralph Müller, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung AG (Platz 4 /75,75 Punkte), die zum wiederholten Mal den vierten Platz im goldenen Ranking des Börsianer erreicht, geht ebenfalls davon aus, dass die Übernahmen von Cyberversicherungen herausfordernder werden. „Generell bewegen wir uns im Bereich Cyberversicherung in einem sehr volatilen Umfeld. Diese Volatilität hat durch die geopolitische Situation gerade an Dynamik zugenommen“, sagt Müller. Die Helvetia Versicherung AG hat vor dem Hintergrund dieser neuen „emerging risks“ aus dem Netz in Deutschland, Österreich und der Schweiz den „Cyber-Alert“ lanciert. Kunden und Kundinnen, die diesen Service abonniert haben, werden über schwerwiegende Mängel im Cyberraum informiert. So sollen sie rechtzeitig Sicherheitsmaßnahmen ergreifen können und sich vor Netzattacken schützen. Und die HDI Versicherung AG nutzt Robotik, um Arbeitsvorgänge weiter zu automatisieren.

Klimawandel wird zu Bedrohung

Schäden aus Naturkatastrophen haben die Versicherer im Jahr 2021 mit Rekordsummen belastet und ihnen teilweise die Bilanzen verhagelt. Kein Wunder, dass die Themen „Klimawandel“ und „Nachhaltigkeit“ einen gewichtigen Raum in den Strategien der meisten Versicherungsunternehmen einnehmen. Nicht nur die Großschäden aus Unwettern machen den Versicherern Sorge, sondern vor allem auch die vielen kleinen Schäden bei Privaten sowie der Umstand, dass viele gegen solche Katastrophen gar nicht versichert sind. Etwa 70 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen dürften über einen Katastrophenschutz verfügen, schätzt Uniqa-Finanzvorstand Kurt Svoboda. Allerdings seien die Versicherungssummen niedrig. „In der Regel sind die Versicherungssummen sehr niedrig. Wir reden hier von 10.000 bis 50.000 Euro“, sagt Svoboda. Das mag für manche nach viel Geld klingen. Wenn aber der Keller überflutet sei, sind 50.000 Euro ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Uniqa Insurance Group AG hat ein eigenes NatCat Competence Center eingerichtet, das bei Stürmen und Naturkatastrophen schnelle Hilfe für die Kunden anbietet. Zudem werden in Nat-

KAPITALMARKT HEISST INNOVATIVES WACHSTUM

Karl Fuchs, Geschäftsführer

Unternehmensfinanzierung neu denken

– Eigenkapital und Standort stärken – Vor- und außerbörsliche Finanzierungen verbessern – Anreizpolitik für Börse intensivieren

Altersarmut bekämpfen

– Kapitalerträge zwecks Altersvorsorge begünstigen – Private und betriebliche Altersvorsorge ausbauen – Finanzbildung vorantreiben

Entgeltliche Einschaltung

Kapitalmarktregulierung entstauben

– Kapitalmarktrecht praxisnah gestalten – Gold-Plating beseitigen – Aufsicht treffsicher machen

Das Aktienforum vertritt seit 1989 die wesentlichen Stakeholder am Finanzplatz Österreich. Neben den börsennotierten Unternehmen sind Banken und Finanzdienstleister Mitglied des Aktienforums. www.aktienforum.org

INTERVIEW

ELISABETH STADLER

Generaldirektorin Vienna Insurance Group AG

„STABILE, HÖHERE RENDITEN WIEDER MÖGLICH“

Wie geht es der Lebensversicherung? Im Gespräch mit VIG-Generaldirektorin Elisabeth Stadler.

Wie wirken sich die höheren Zinsen auf die Nachfrage nach Versicherungen aus?

- Elisabeth Stadler: Der Zinsanstieg macht neben dem Sparen längerfristig die Lebensversicherung wieder attraktiver, weil stabile, höhere Renditen wieder möglich werden. Die Zinswende ist ein wichtiger Schritt in Richtung geldpolitischer Normalität, dadurch ist der Vermögensaufbau gerade für Jüngere wieder interessanter.

Wie verändert sich die Anlagepolitik der

Vienna Insurance? - Wir bleiben bei unserer auf Sicherheit ausgelegten Veranlagungsstrategie mit Fokus auf gute Bonitäten, sowohl für Staaten als auch für Unternehmen, und auf Immobilien. Aus festverzinslichen Veranlagungen werden jährlich rund 15 Prozent mit der aktuellen Marktrendite wieder veranlagt. Damit steigt auch der laufende Ertrag aus Zins- und Kuponeinnahmen. Zur weiteren Diversifikation des Gesamtportfolios und langfristigen Erwirtschaftung von Substanzgewinnen planen wir eine Beimischung im Bereich Private Markets.

Sind höhere Renditen in der Lebensversi-

cherung schon 2023 zu erwarten? - Grundsätzlich liegt die Festlegung der Gewinnbeteiligung in der Lebensversicherung in der Verantwortung unserer lokalen Versicherungsgesellschaften. Die größte Gruppengesellschaft der Vienna Insurance Group, die Wiener Städtische Versicherung, bietet beispielsweise derzeit noch 1,75 Prozent an, in der Regel bewegt sich die Gewinnbeteiligung in 0,25-Prozent-Schritten nach oben, wenn das Zinsumfeld steigt. Unermüdlich. Unwetterschäden haben Kurt Weinberger die Bilanz der Österreichischen Hagelversicherungen verhagelt. Die Auszeichnung als beste Spezialversicherung holt er trotzdem.

© HANS PUNZ

Cat Center Risiko- und Katastrophenmodelle durchgespielt. „Der springende Punkt ist die Datengrundlage“, betont Svoboda. So würden bei Gebäuden etwa der Standort, GPS-Daten, Bauart oder Anzahl der Stockwerke vermerkt. Das bringe hohe Treffsicherheit, die für die Berechnung der Solvabilität angewendet werde.

Die Österreichische Hagelversicherung, die wegen ihres stark auf die Landwirtschaft ausgerichteten Geschäfts besonders unter den Folgen des Klimawandels zu leiden hat, ist in dem Bereich auch besonders innovativ. So hat sie in Rumänien eine Dürreindexversicherung auf den Markt gebracht, die auf satellitengestützten Radardaten basiert, aus denen Informationen über die Bodenfeuchte abgeleitet werden können. Zudem testet der Spezialversicherer derzeit einen virtuellen Live-Video-Support für Sachverständige. Für die Wiener Städtische Versicherung AG, die 2021 – wie viele andere auch – Rekordschäden wegen Naturkatastrophen zu verzeichnen hatte, zeichnet sich eines klar ab: „Sollte sich die Entwicklung der Schäden wie in den vergangenen Jahren fortsetzen, wird der Versicherungsschutz teurer werden“, sagt Vorstandschef Ralph Müller.

Herausfordernder Ausblick

Neben all diesen neuen „emerging risks“ müssen sich die Versicherer auch auf die wachsende Unsicherheit durch hohe Inflation und steigende Zinsen einstellen. Die Lebenshaltungskosten für viele Menschen steigen derart, dass die Leistbarkeit von Versicherungen erschwert wird. Noch registrieren die meisten Versicherer keinen Rückgang der Nachfrage. „Was wir jedoch beobachten, ist, dass die Unterdeckung steigt, speziell im Bereich der Eigenheime“, sagt Ralph Müller. Das hänge natürlich auch mit der massiven Wertsteigerung der Immobilien durch Zubau, neue Pools oder Photovoltaik zusammen. Die Arag Rechtschutzversicherung erwartet, dass für viele Haushalte die Höhe der Versicherungsprämie in Zukunft eine stärkere Rolle spielen wird. Gleichzeitig steige in unsicheren Zeiten die Nachfrage nach Rechtschutz. Christoph Pongratz, Sprecher der DAS Rechtschutzversicherung (Platz 16 / 62,59 Punkte), formuliert es so: „Wir leben in schlechten Zeiten. Die Leute können es sich gar nicht leisten, auf Rechtschutz zu verzichten.“

Allerdings treibe die Teuerung auch die Streitwerte und die Kosten der Rechtswahrnehmung in die Höhe. Die Arag geht davon aus, dass die Indexierung der Prämien die zu erwartenden höheren Schäden abdeckt. Insgesamt müssen Kunden im nächsten Jahr mit einer kräftigen Prämiensteigerung rechnen. Denn die Versicherungsprämien hängen an der Inflation. Und diese wird nach vorläufigen Schätzungen der Oesterreichischen Nationalbank um 8,5 Prozent steigen. Keine schönen Aussichten für die Kunden und höchst herausfordernde für die Versicherungen. n

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