Börsianer 54. Ausgabe, Q3 2023

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PLEITEN So krisenfest sind unsere Banken 20 RANKING DIE BESTEN VERSICHERER BABLER GEFÄHRDET UNSEREN WOHLSTAND BUFFETT ÖSTERREICHER AUF BESUCH TOJNER Der Investor kämpft um sein Imperium 94 Wie Banker Michael Höllerer Raiffeisen in Wien und Niederösterreich umbaut 10 2. QUARTAL 2023 ∙ 12 EURO der BAUHERR RECHTSGUIDE EXTRA

A•gi•li•tät

[aɡiliˈtɛːt] Substantiv, feminin

ist die unternehmerische Kompetenz, in kurzer Zeit auf neue Marktanforderungen und sich bietende Chancen beweglich zu reagieren und Prozesse anzupassen. Die Rechtsanwaltskanzlei CERHA HEMPEL begegnet veränderten Rahmenbedingungen und Herausforderungen der Mandanten proaktiv mit dynamischen und flexiblen Lösungen.

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Liebe Börsianer!

Warum feiern wir Jeff Bezos oder Elon Musk wie Stars, haben aber mit unseren erfolgreichen heimischen Unternehmern oft ein Problem? Sie werden seit Jahren von der Öffentlichkeit kritisch beäugt, teilweise sogar von Medien runtergeschrieben. „Kann nicht sein, darf nicht sein“, so in etwa der Volkstenor bei Rene Benko seit zwei Jahrzehnten, obwohl er einen Milliardenkonzern geschmiedet hat. Wir hören damit erst auf, wenn ein Projekt schiefgeht, ein Unternehmer scheitert und es süffisant heißt: „Haben wir ja schon immer gewusst.“ Diese Mentalität in Österreich gefällt mir nicht.

Mutige Grenzgänger

Die Wirtschaft lebt von mutigen Typen, Visionären und Grenzgängern wie Rene Benko, Stefan Pierer oder Michael Tojner. Ja, sie loten Grenzen aus, verschieben sie vereinzelt und manchmal überschreiten sie diese und fallen auf die Nase. Trotzdem sollten wir auf unternehmerische Leistung made in Austria stolz sein, vom Dorfwirt über den Tischler bis zum Großindustriellen. „Es ist nicht selbstverständlich, dass es in einer kleinen Gemeinde eine Gastwirtschaft gibt und

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3 EDITORIAL BÖRSIANER NR. 54
COVERFOTO: STEFAN BURGHART DOMINIK HOJAS Chefredakteur „Börsianer“ Kämpfen und Siegen. „Herr Tojner, was ist los bei der Varta, und wann kommt die Asta an die Wiener Börse“, fragte Chefredakteur Dominik Hojas Unternehmer Michael Tojner im Interview.

dass dort zehn Menschen einen Arbeitsplatz haben. Das unternehmerfeindliche Klima nimmt vielen Unternehmern den Mut, und das ist schlecht für jede Volkswirtschaft“, sagt mir etwa Michael Tojner (Seite 94) im Interview.

Also mein Appell: Bitte mehr Wertschätzung für unsere Unternehmer im Land. Sie leisten Großartiges. Mir persönlich sind mutige Unternehmer, die Risiken eingehen, etwas bewegen, Millionen an Steuern zahlen und die Wirtschaft beleben jedenfalls lieber als die ewigen Nörgler.

Sichere Banken

Kritisch werden aktuell auch wieder die Banken gesehen. Nach Pleiten in den USA sind die Aufseher in Europa und Österreich sensibilisiert (Seite 20). Die strengen Regeln der Europäischen Bankenaufsicht wirken, erzählen Banker und Aufseher wie Erste-Group-CEO Willibald Cernko, Oberbank-General Franz Gasselsberger oder FMA-Chef Helmut Ettl dem Börsianer auf Nachfrage. Ein anderer Banker ist Michael Höllerer. Er baut nun seit einem Jahr Raiffeisen in Niederösterreich und Wien um. Die Bemühungen des Börsianers des Quartals haben wir im Coverinterview (Seite 10) näher beleuchtet.

Beliebte Regeln

Wer sich Hoffnungen darauf gemacht hat, dass die Regulierungswelle bald abebbt, muss diese spätestens mit der jüngsten Bankenkrise, begraben. Mit dem neuen Börsianer Journal Recht (Seite 51) zeigen wir Ihnen, welche neuen Gesetze, Regulierungen oder Compliance-Regeln auf Sie oder Ihr Unternehmen in den nächsten Monaten zukommen. Unsere Rechtsredakteurin Angelika Kramer hat bei den Spitzenanwälten der renommierten Wirtschaftskanzleien für Sie recherchiert.

Bleibt mir noch den besten Versicherern des Landes, Elisabeth Stadler, Andreas Brandstetter und Kurt Weinberger, im goldenen Börsianer-Ranking (Seite 89) zu gratulieren.

Viel Vergnügen mit dem 54. Börsianer Magazin wünscht Ihnen

4 EDITORIAL BÖRSIANER NR. 54
Dominik Hojas d.hojas@derboersianer.com Twitter @DominikHojas
Premiere. Die erste Börsianer Roadshow in Wien hatte am 13. Juni 2023 Premiere in der neuen Location im Reitersaal der Oesterreichischen Kontrollbank AG. Alles anders Ingrid Krawarik und Christoph Eisele im Gespräch mit Raiffeisen-Banker Michael Höllerer über Wachstum, RBI und Anrufe bei Medien.

Beratungsbedarf zur EU-Taxonomie steigt

Die Anforderungen der EU-Taxonomie stellen viele Bauherrinnen und Bauherren vor Fragen. Die Nachhaltigkeit ihrer Bauprojekte rückt für sie – oft erstmals in diesem Ausmaß - in den Fokus. Einige davon lassen sich im Gespräch mit Bauunternehmen klären. Doch diese Möglichkeit wird noch viel zu selten in Betracht gezogen, schildert Milena Ioveva, Head of Sustainability der PORR Group.

Wie sehr interessiert Kunden die nachhaltige Baustelle wirklich?

Wir merken hier eine viel höhere Aufmerksamkeit als noch vor ein paar Jahren. Die EU-Taxonomie hat bei Kundinnen und Kunden den Anstoß gegeben, sich mit der Nachhaltigkeit ihres Bauvorhabens auseinanderzusetzen und sie haben nicht nur an die planenden, sondern auch an die ausführenden Unternehmen Fragen. Die wichtigste ist natürlich „Habe ich am Ende der Bauzeit eine grüne Immobilie, die in mein Portfolio passt und für die ich einen besseren Kredit bekomme?“ Wir bekommen zwar auch detailliertere Fragen, etwa über unsere Beschaffung und über verwendete Baustoffe. Diese kommen allerdings von Menschen, die sich bereits gut auskennen. Für die meisten ist es noch ein sehr schwammiges Gebiet.

Geht es dabei um Neubau oder Sanierung?

Im Neubau sind die Fragen klarer – meist geht es um den Niedrigenergiestandard und die Unterschreitung des nationalen Standards um zehn Prozent, wie von der EU vorgegeben. In der Sanierung geht es zunehmend um die Anpassung an den Klimawandel, also Ziel 2 der Taxonomieverordnung. Auch aufgrund der häufigeren Umweltereignisse wie Hochwasser, Tornados usw.

Was können Kundinnen und Kunden verlangen?

Man kann durchaus sowohl im Planungsals auch im Baustadium eine Beratung einfordern! Wir bei der PORR setzen uns bereits eingehend mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander. Sowohl mit dem Thema CO2-neutrale Baustelle an sich als auch damit, wie wir als Baudienstleister unsere Kundinnen und Kunden dabei unterstützen können, Ziele aus der Taxonomieverordnung zu erreichen. Die Begrifflichkeiten sind komplex und hier hat ein gutes Bauunternehmen die Expertise. „Nachhaltig“ deckt beispielsweise mehr ab, als „taxonomiekonform“ –auch, wenn es oft in einem Aufwaschen erwähnt wird. Zertifizierungen sind im Umbruch, orientieren sich zunehmend an der Verordnung. Wir haben Spezialistinnen und Spezialisten für diese Themen und sind zudem bestrebt, proaktiv zu beraten. Das sind Qualitätszeichen, an denen man sich orientieren kann.

Sind das nicht Fragen, die eigentlich im Planungsstadium zu stellen wären?

Ja und nein. Im Rahmen des Early Contractor Involvement werden die Bauunternehmen zunehmend in die Planung miteingebunden. Das ist ein Schritt, der im Nachhinein viel Ärger erspart. Er stellt sicher, dass das, was geplant wird, auch tatsächlich in dem gewünschten Zeit- und Kostenrahmen sinnvoll gebaut werden kann. Es bietet gerade dort Vorteile, wo noch viel Unsicherheit herrscht, wie im Bereich Nachhaltigkeit. So können die Bauunternehmen aus ihrer Expertise heraus Schritte anbieten, die zur Erreichung des Ziels „nachhaltige Immobilie“ beitragen und die die Planenden vielleicht gar nicht am Schirm haben.

porr-group.com © PORR Entgeltliche Einschaltung

VARTA & CO

Wie der Investor sein Imperium retten will

94

ALLES NEU Michael Höllerer schafft neue Unternehmenskultur

Zu Besuch bei Warren Buffett in Omaha 98 10

FINANZMARKT

DER BAUHERR (COVER) 10 Michael Höllerer baut gerne um, stellt die Raiffeisen in Niederösterreich und Wien auf neue Beine, hält an der RBI fest, ärgert sich über Aussagen von Magnus Brunner, ruft nicht in den Chefredaktionen des Landes an und kann Gottfried Helnwein viel abgewinnen. Was schafft der neue Generaldirektor?

BANKEN

Europas Banken und ihre 20 wichtigste Währung

GRÜNE FONDS

So rudern die 26 Fondsgesellschaften zurück

UNTERNEHMEN

Investor Michael Tojner 94 liebt es zu kämpfen

INVESTOREN

Wie es wirklich bei Warren 98 Buffett in Omaha abgeht

6 INHALT BÖRSIANER NR. 54
IM MEKKA

RANKING

Die 50 besten Versicherer in Österreich

RENDITE

INSIDERKÄUFE 08

Die Aktienkäufe der Manager

AKTIENMÄRKTE 30

Chartvergleich zur Wiener Börse

PORTFOLIO 31

Die Asset-Allocation des Erste Private Bankings

VALUE-AKTIEN ALS BEUTE Jäger der verlorenen Substanz 32

1. Teil: Marktumfeld 34

2. Teil: Veranlagung 36

3. Teil: Interview 38

BÖRSENWETTER 40

Entwicklung der Weltbörsen und Analystenstimmen

KURSDATEN 42

Top-Performer: Aktien, Fonds, Anleihen, Rohstoffe, Krypto, Währungen

STATISTIK 46

Börsen- und Wirtschaftsdaten

BÖRSIANER JOURNAL 51

Rechtsguide 2023

BRANCHEN

Darüber spricht man in den Branchen: Köpfe, Deals, News, Trends und Events

MEINUNGEN

GÜNTHER OFNER 16

Wirtschaftspolitische Geisterfahrer

JOCHEN DICKINGER 17

Angebot und Nachfrage

OLIVER STOCK 17

Im Rausch dachte keiner an den Kater

STEFAN BREZOVICH 18

Leitzins-Explosion fordert Immobilienbranche

Ad-hoc der Redaktion

NEU: ESG DAY

Am 5. Oktober planen wir erstmals einen Aktionstag zur Weiterbildung für börsennotierte Unternehmen und ihre Führungskräfte. Es warten spannende virtuelle Briefings, Top-Speaker, Best-Practice-Beispiele und interaktive Workshops zum Thema Environmental, Social und Governance aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

RECHTSGUIDE

89 Die 50 besten Versicherer des Kapitalmarkts

SO DENKT DIE POLITIK 102 Soll es staatlich verordnete Sparzinsen geben?

MARKTGEZWITSCHER 106

Darüber wird im Netz gesprochen

FIRMENINDEX/IMPRESSUM 111 Auszüge von Unternehmen in dieser Ausgabe

WELTBLICK 112

Die Sicht der Korrespondenten

KURT WEINBERGER 50 Je mehr Supermärkte, desto teurer!

BETTINA SCHRAGL 80

Nicht schon wieder!

PETER BARTOS 84 New Leadership – Soft Skills sind gefragt!

ALBERT BIRKNER 86

Eine neue Gesellschaftsform für Start-ups

MARTIN KWAUKA 110 Online unter sich

Erstmals publizieren wir das Börsianer Journal Recht (Seite 51) als Beilage zu diesem Magazin. Unser Host Angelika Kramer möchte Ihnen noch mehr Übersicht über die wichtigsten Entwicklungen zum Thema Recht und Compliance geben.

PODCAST

Unser Podcast Börsianer Grün Climate-Action macht im Juli und August Sommerpause.

GELBEN BALKEN

Weblinks werden in dieser Ausgabe mit einem markiert.

7
BANKEN 48 VERSICHERUNGEN 50 FONDS 78 AKTIEN 80 IMMOBILIEN 82 BERATER 84 RECHT 86 FINTECH 88 SEITENBLICKE RANKING

INSIDERKÄUFE

Die Aktienkäufe der Spitzenmanager

KAUFFREUDIGE MANAGER

UND FRISCHER WIND IN WIEN

Nach einem vergleichsweise transaktionsarmen Jahresstart stieg die Handelsaktivität der Manager über die letzten Monate wieder an. Der März verzeichnete sowohl auf der Käufer- als auch auf der Verkäuferseite den bisherigen Jahreshöchstwert, insgesamt 58,4 Millionen Euro wurden von den Insidern der Wiener Börse umgesetzt. Darunter fällt mit 88 Transaktionen die SOF-11 Klimt CAI S.à r.l. am schwersten ins Gewicht. Die Stiftung, in deren Namen Jeffrey Dishner und Laura Rubey regelmäßig für die Starwood Capital Group den Anteil an der CA Immo AG aufstockt, hat für 590.000 Aktien knapp mehr als 14 Millionen Euro lockergemacht. An zweiter Stelle rangiert Do&-Co-AG-Chef Attila Dogudan, der sich im Mai ein beachtliches Aktienpaket im Umfang von 75.000 Stück und einem Gegenwert von 8,3 Millionen Euro ins Depot holte, während sich sein Aufsichtsrat Cem Kozlu an der Istanbuler Börse von Do-&-Co-Anteilen im Wert von 35.000 Euro trennte. Mit Nikolaos Lykos taucht erstmals ein neuer Insider in der Liste auf, und er schafft es gleich unter die Top Ten. Als Großaktionär und Vorstand der Austriacard Holdings AG hat der Grieche und Wahlösterreicher zur Feier des neuen Börsenlistings im ATX

Prime rund 590.000 Euro für 50.000 Aktien seines Unternehmens springen lassen. Besonders kauffreudig zeigten sich auch die Bankmanager der Bawag Group

AG. Bis auf Andrew Wise hat in den letzten Monaten jeder des sechsköpfigen Vorstandsteams seinen privaten Aktienbestand weiter aufgestockt. Allen voran legte Vorstandschef Anas Abuzaakouk im März gleich 4,6 Millionen Euro für 102.000 Aktien auf den Tisch. In Summe ließen die Bawag-Vorstände 6,3 Millionen Euro für Bawag-Aktien springen.

Verhaltene Verkäuferseite

In den letzten drei Monaten gab es insgesamt nur fünf Verkaufstransaktionen,

davon entfallen zwei auf Umschichtungsaktivitäten von Stefan Pierer unter seinen Gesellschaften, der mit selbigen auch auf der Käuferseite den dritten Platz belegt. Von den Einzelpersonen hat die Pierer-Mobility-Aufsichtsrätin Michaela Friepeß mit einem Gegenwert von 925.000 Euro den größten Verkaufsdeal abgewickelt. Danach folgt Erste-Bank-AG-Vorstand Ingo Bleier, der im Mai, noch kurz vor dem Dividendenstichtag, Aktien für mehr als 90.000 Euro auf den Markt warf. n

8 RENDITE INSIDER
UNTERNEHMEN PERSON/GESELLSCHAFT KAUF IN STÜCK SUMME (EUR) CA Immo AG Jeffrey Dishner und Laura Rubin (Starwood) 590.000 14.131.955 Do & Co AG Attila Dogudan 75.000 8.325.000 Pierer Mobility AG Stefan Pierer 83.500 6.441.660 Oberbank AG BOB Mitarbeiterbeteiligungsgenossenschaft 52.000 5.484.240 Bawag Group AG Anas Abuzaakouk 102.000 4.634.410 TOP 5 MANAGER-TRANSAKTIONEN (3 MONATE) INSIDERBAROMETER (BENCHMARK ATX) DEZ 41 64 18 11 81 5 171 6 JÄN FEB MÄR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV ATX 12 MONATE QUELLE: OEKB,
BÖRSE,
VERGÜTUNGSPROGRAMME 18 KÄUFE 161 KÄUFE 38 24
WIENER
„BÖRSIANER“; OHNE

3 BANKEN ÖSTERREICH-FONDS

„WIEN WIRD ZUM KLAREN DIVIDENDENMARKT“

2 Fragen – 2 Antworten mit Alois Wögerbauer

Die Wiener Börse konnte zuletzt mit den globalen Aktienmärkten nicht mithalten, woran liegt es? – Die Gründe sind nicht neu. Der Blick auf die globalen Indices täuscht etwas. Gerade die Entwicklung in den USA war getrieben von einigen wenigen Titel aus dem Bereich IT, getragen von der Fantasie um die jüngsten Entwicklungen im Bereich Künstlicher Intelligenz. Der breite Markt konnte auch in den USA nicht mithalten.

Wien ist eben geprägt von den Branchen Finanz, Industrie und Energie, und nicht von Technologie oder Software.

Warum macht ein Investment in Aktien aus Österreich dennoch Sinn? – Es macht aus mehreren Gründen Sinn. Erstens: Im Rahmen einer Portfoliokonstruktion ist es immer gut auch in Märkte mit einem Eigenleben investiert zu sein, damit nicht alle Investments zur gleichen Zeit steigen und fallen. Zweites: Wien wird immer mehr ein klarer Dividendenmarkt. Die Dividendenrendite der TopTitel liegt im Schnitt bei etwa 5 %. Drittens: Klarerweise sollte man mit den sogenannten „Home-Bias“ nicht übertreiben, aber einen Teil der Investments im heimischen Kreislauf zu belassen ist sicherlich keine schlechte Idee.

ALOIS WÖGERBAUER, CIIA

Geschäftsführer und Fondsmanager, 3 Banken-Generali Investment-GmbH

STAMMDATEN Fondsname: 3 Banken Österreich-Fonds

ENTWICKLUNG SEIT FONDSGRÜNDUNG (28.10.2002) (QUELLE: OeKB)

3 Banken Österreich-Fonds

DISCLAIMER:

Hierbei handelt es sich um eine unverbindliche Marketing-Mitteilung, welche ausschließlich der Information der Anleger dient und keinesfalls ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Tausch von Anlage- oder anderen Produkten darstellt. Es handelt sich hierbei nicht um eine Finanzanalyse. Die getätigten Aussagen und Schlussfolgerungen sind unverbindlich und genereller Natur und berücksichtigen nicht die individuellen Bedürfnisse der Anleger hinsichtlich Ertrag, Risikobereitschaft, finanzieller und steuerlicher Situation. Eine Einzelberatung durch eine qualifizierte Fachperson ist notwendig und wird empfohlen. Vor einer eventuellen Entscheidung zum Erwerb von Anteilsscheinen des Fonds „3 Banken Österreich Fonds“ sollte das Basisinformationsblatt (BIB) iVm dem aktuellen Prospekt als alleinverbindliche Grundlage für den Kauf von Investmentfondsanteilen durchgelesen werden. Das Basisinformationsblatt (BIB) sowie der veröffentlichte Prospekt des „3 Banken Österreich Fonds“ in ihrer aktuellen Fassung stehen dem Interessenten in deutscher Sprache unter www.3bg.at sowie den Zahlstellen des Fonds zur Verfügung. Zu beachten ist, dass in der Vergangenheit erzielte Erträge keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zulassen. In der Wertentwicklung sind etwaige seitens der Vertriebsstellen verrechnete individuelle Kaufspesen sowie kundenspezifische Konto- und Depotgebühren nicht berücksichtigt. Das Nettovermögen kann aufgrund der Portfoliozusammensetzung oder der verwendeten Portfoliomanagementtechniken unter Umständen eine erhöhte Wertschwankung (Volatilität) aufweisen!

Entgeltliche Einschaltung
www.3bg.at
ISIN:
Währung: EUR Fondsbeginn: 28.10. 2002 GEWICHTUNG NACH TOP 15 HOLDINGS (STICHTAG 14. 06. 2023): Erste Group Bank AG 9,57 % OMV AG 9,23 % AT & S Austria Technologie & Systemtechnik AG 6,51 % Andritz AG 5,23 % voestalpine AG 5,03 % Telekom Austria AG 4,63 % Wienerberger AG 4,17 % Raiffeisen Bank International AG 4,12 % ams-OSRAM AG 3,80 % PIERER Mobility AG 3,65 % EVN AG 3,40 % RHI Magnesita N.V. 3,29 % Vienna Insurance Group AG Wiener Versicherung Gruppe 3,21 % Mayr-Melnhof Karton AG 3,05 % BAWAG Group AG 2,77 % BRUTTOPERFORMANCE (DIE FRÜHERE WERTENTWICKLUNG LÄSST NICHT AUF ZUKÜNFTIGE RENDITEN SCHLIESSEN.) Seit Jahresbeginn 7,60 % 1 Jahr 3,48 % 3 Jahre p.a. 11,74 % 5 Jahre p.a. -0,68 % 10 Jahre p.a. 6,83 % Seit Gründung p.a. 9,17 % Quelle: OeKB, Stichtag: 14. 06. 2023
AT0000662275
700 % 800 % 600 % 500 % 400 % 300 % 200 % 100 % 0 % 10. 2002 05. 2004 12. 2005 07. 2007 03. 2009 10. 2010 05. 2012 09. 2018 12. 2013 04. 2020 07. 2015 11. 2021 02. 2017 06. 2023

Der studierte Rechtswissenschaftler, Jahrgang 1978, hatte keine Karriere in der Raiffeisen-Gruppe geplant, gemacht hat er sie trotzdem. Seit 2022 lenkt er die Landesbank und die Holding in Niederösterreich und Wien. Bilder des Künstlers Gottfried Helnwein faszinieren ihn.

DER BAUHERR

Michael Höllerer denkt Raiffeisen in NÖ und Wien neu. Neben der Restrukturierung der Bank ist auch der angestrebte Kulturwandel im Unternehmen herausfordernd. An der RBI-Beteiligung rüttelt er nicht. Der Kapitalmarkt sei hoffnungslos ideologisch verbrämt. Mit den Medien ist er unzufrieden.

INTERVIEW INGRID KRAWARIK, CHRISTOPH EISELE FOTOS STEFAN BURGHART

FINANZPLATZ COVER #INTERVIEW

Michael Höllerer baut gerne um. Seit einem Jahr werkt der Vorstandsvorsitzende auf der Baustelle Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG und überlegt und entscheidet, auf was er „seine Jetons setzen soll“. Sein offensiver, zielstrebiger und vor allem kommunikativer Stil sorgt in der Branche und der Öffentlichkeit für Aufmerksamkeit. Er ist das komplette Gegenteil zu seinem Vorgänger Klaus Buchleitner. Ein Kulturbruch? Ja. Höllerer will die Unternehmenskultur und Organisation weiterentwickeln, „das ist eine massive Aufgabe“, sagt er. Die Holding soll und will ihre Beteiligungen in Zukunft auch aktiver managen. Das Comittment zur Raiffeisen Bank International AG – die RLB NÖ-Wien AG ist mit 22,6 Prozent größter Einzelaktionär – ist ungebrochen. Wir haben den Börsianer des Quartals in seinem Büro mit Weitblick im 17. Stock des Raiffeisenhauses am Donaukanal in Wien getroffen und mit ihm darüber gesprochen, wieso in Österreich der Kapitalmarkt mit „Wolf of Wall Street“ gleichgesetzt wird, er an der RBI-Beteiligung festhält, ihn die Pläne des Finanzministers Magnus Brunner zur Wertpapierbehaltefrist unglücklich machen und warum ein Anruf bei Chefredakteurinnen wie Martina Salomon oder Anna Thalhammer nur Konflikte bringen würde.

Herr Höllerer, Ihr Lebenslauf ist abwechslungsreich. Sie waren zwei Jahre bei der Finanzmarktaufsicht, vier Jahre im Finanzministerium, ein Jahr bei der Raiffeisen KAG und der Raiffeisen Bank Polska und dazwischen immer wieder für einige Jahre in der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG oder später in der Raiffeisen Bank International AG. Ist die RLB NÖ-Wien AG auch nur eine Zwischenstation? - Ich bin hier jetzt seit einem Jahr tätig. Wenn ich mir die Herausforderungen anschaue, bin ich sicher länger beschäftigt. Und je älter man wird, desto weniger will man weiterreisen.

Wollten Sie immer schon eine Karriere in der Raiffeisen-Gruppe machen? – Überhaupt

nicht. Das war nicht geplant, ist jetzt aber offenkundig so. Das größte Privileg, das ich in meiner Karriere bisher hatte, war, dass ich total interessante Jobs hatte. Ich könnte mir nicht vorstellen, 20 Jahre an ein und derselben Stelle an ein und derselben Position zu arbeiten. Ich finde auch gut, dass Leute von außen kommen, wie meine Vorstandskollegin Claudia Süssenbacher von der Erste Group. Diese Karrieren, dass du 20, 25 Jahre in einem Unternehmen warst, das wird immer seltener. Das ist auch gut so.

Inwiefern? – Der Blick über den Tellerrand. Andere Unternehmenskulturen sehen. Den Horizont erweitern. Es gibt tolle Manager, die inhouse Karrieren gemacht haben, tolle, die von außen kommen, und es gibt genauso viele in beide Richtungen, die gescheitert sind.

Im Finanzministerium waren Sie während der Finanzkrise von 2008 bis 2012 tätig. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen? - Volle Stressresistenz. Dass die Welt nicht aus einfachen Lösungen besteht. Und dass Politik und Wirtschaft schon ein Gesamtes ergeben.

Im Gegensatz zu Ihrem Vorgänger Klaus Buchleitner, der die Öffentlichkeit gescheut hat, stehen Sie öfter im Rampenlicht. Das muss ein ordentlicher Kulturwechsel innerhalb der Bank sein. – Klaus Buchleitner und ich sind einfach ganz unterschiedliche Typen, und es war eine andere Zeit, die jeweils andere Schwerpunkte erfor-

dert. Ich bin kommunikativ wohl offensiver, weil wir uns in diese Richtung auch aktiver als Bank und als Holding aufstellen wollen. Die Holding soll eine aktive Beteiligungsholding sein, wir wollen unsere Geschäftsfelder Bank, Agrar, Infrastruktur und Medien weiterentwickeln und dort, wo es sich anbietet, ein neues Geschäftsfeld aufbauen.

Wo würde sich das anbieten? – Der Energiebereich ist aktuell sehr interessant. Wir wollen keinen Energieversorger kaufen, sondern wir schauen uns das gesamte Ökosystem Energie an. Wir haben mit der Nawaro ein Unternehmen, das im Bereich der Wärme- und Energieerzeugung aktiv ist, wir haben fast einen natürlichen Partner mit der Raiffeisen Ware, und wir wollen uns immer - hier kommt die Bank ins Spiel - das gesamte Ökosystem anschauen. Beyond-Banking-Lösungen, immer mit professionellen Partnern. Wir können als Bank nicht alles selbst anbieten.

Wer könnte so ein professioneller Partner sein? – Das ist etwa Bitpanda für unsere Lösungen im niederschwelligen Veranlagungsbereich. Mein Ansatz ist, dass du als Unternehmen in einer komplexen Welt wie dieser gerade in der Shared Economy nicht alles selbst erfinden musst. Wir wollen die besten Partner finden und mit ihnen Lösungen entwickeln.

Was verstehen Sie unter aktivem Management der Beteiligungen? Können Sie das

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Kulturbruch. „Ich bin kommunikativer und offensiver als mein Vorgänger, weil wir uns in dieser Richtung auch aktiver als Bank und Holding aufstellen wollen“, sagt Michael Höllerer im Gespräch mit dem „Börsianer“.

näher ausführen? – Wir schauen, ob wir zwischen unseren Beteiligungen Synergien heben können, ob wir eine Beteiligung durch M&A-Transaktionen größer machen oder Unternehmensbereiche verkaufen und vielleicht dafür neue aufbauen.

Gibt es solche Überlegungen bei schon bestehenden Beteiligungen? – Fortlaufend.

Auch bezüglich der RBI-Beteiligung? – Die RBI-Beteiligung ist für uns eine ganz wesentliche Beteiligung, wir wollen ganz starker Kernaktionär und größter Einzelaktionär der RBI sein und bleiben.

Ist die RBI ein Damoklesschwert für Sie? –Natürlich hat die RBI starke Auswirkungen auf das Ergebnis der RLB NÖ-Wien, aber die RBI hat im letzten Jahr gezeigt, dass sie solide aufgestellt ist. Johann Strobl hat bei der Hauptversammlung zwei Optionen skizziert. Die Entscheidung gehört sauber abgewogen und ist eine schwierige. Die Frage ist, ob die RBI bei einem Verkauf der Russland-Tochter überhaupt das Geld herausbekommt. Wichtig ist, jedes Geschäftsfeld, jede Beteiligung muss für sich operativ erfolgreich sein. Sollte. Darauf schauen wir.

2022 brachten die Industriebeteiligungen 58 Millionen Euro, 2021 waren es noch 140 Millionen Euro. Sind sie mit den Erträgen aus Ihren Beteiligungen zufrieden? - Mir ist wichtig, was operativ rauskommt. Die Agrana ist im derzeitigen Jahr sehr gut unterwegs, die Südzucker sowieso. Die NÖM ist kleiner, aber sehr gut unterwegs. Die Goodmills-Gruppe hatte 2022 mit höheren Rohstoffpreisen zu kämpfen, das geht heuer wieder besser, der Agrarbereich ist grosso modo sehr gut unterwegs, der Infrastrukturbereich ist mit der Strabag hervorragend, bei der RBI waren wir 2022 wie bereits erwähnt mit einer Reduktion des Beteiligungsansatzes konfrontiert. Mit den Medien bin ich wirtschaftlich nicht zufrieden. Wobei Medien es generell schwierig haben.

Wieso hat die RLB NÖ-Wien überhaupt Medienbeteiligungen? Was erhoffen Sie sich davon? – Das wurde lange vor meiner Zeit entschieden. Die Medienbeteiligungen sind für mich ein strategisch wertvolles Standbein. Wenn die Medien es schaffen, einen wirklichen USP zu haben, und die Kunden auch gewillt sind, dafür zu zahlen, dann haben die absolut Zukunft.

Strategisch vielleicht wertvoll, aber von der Ertragsseite sind sie es nicht. – Medien sollten keine Liebhaberei sein, das stimmt. Wenn es einer Branche nicht gutgeht, weil sie sich in einer Transformation befindet, ist Raiffeisen kein Investor, der sagt, „verkauf ma“. Ich kann nicht die Ertragsziele und Ertragserwartungen anlegen wie bei der RBI. Dass ich dort dennoch einen wirtschaftlichen Erfolg haben will, ist selbsterklärend. Und wir machen es nicht, wie so oft gemutmaßt wird, um da besonders mächtig zu sein oder irgendwem etwas auszurichten.

Es gibt keine Anrufe von Ihnen an Chefredakteurinnen? – Von mir? Noch nie. Die Leute glauben tatsächlich, mein erster Job in der Früh ist, die Chefredakteurinnen durchzurufen. Dass bei mir Externe intervenieren und mir sagen, das war jetzt gemein, was der „Kurier“ geschrieben hat, oder das „Profil“ hat eine Aufdeckergeschichte, die uns nicht gefällt, ja, das gibt es.

Wie gehen Sie damit um? – Ich mach gar nichts. Sonst hätte ich auf Dauer einen Konflikt.

Ärgern Sie sich manchmal über die Berichterstattung? – Ich ärgere mich dann, wenn Journalisten und Medien Aussendungen oder Berichte einfach so wiedergeben, ohne zumindest mit Hausverstand hinterfragt zu haben, ob das stimmen kann. Das ist leider dem Zug der Zeit und dem Kostendruck, den die Branche hat, geschuldet.

Wo sehen Sie die Rolle der RLB Niederösterreich-Wien in der Raiffeisengruppe? Gibt es da eine gute Gesprächsbasis? Das war in der Vergangenheit nicht immer so. – Wir haben eine sehr gute Gesprächsbasis. Wir wollen intensiver mit anderen Landesbanken kooperieren. Das hatte in der Vergangenheit eigene Gründe, damit will ich mich gar nicht auseinandersetzen.

Sie haben zu Beginn die Baustelle RLB NÖWien AG erwähnt. Der Teilkonzern Bank hat 2022 einen Verlust ausgewiesen. – Wir haben in der Bank ein negatives Ergebnis aufgrund der gesamten Bewertungsverluste, vor allem durch die RBI. Aber das ist nur der Teilkonzern Bank. Auf Ebene der Holding haben wir ein Plus von 44,8 Millionen Euro operativ verdient. Das große Ganze zählt.

Wie wollen Sie die Bank so restrukturieren, dass auch die Bank einen positiven Ergebnisbeitrag zum Konzern liefert? – Das Bankgeschäft an sich ist positiv, der Bankbetrieb selbst ist profitabel, schreibt Gewinn.

Wie wird das gesamte Bankgeschäft wieder positiv? – Wenn es in der RBI heuer kein Impairment und dergleichen gibt, bin ich sehr optimistisch, dass wir hier ein positives Ergebnis haben.

Nun weisen Sie eine Cost-Income-Ratio von 68,3 Prozent aus. Sind Sie damit zufrieden? – Das muss sich sicherlich verbessern!

Wie wollen Sie Erträge und Kosten in den Griff kriegen? – Natürlich müssen wir effizienter werden und manche Komplexitäten abbauen. Ein Thema ist auch, die

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„Die Leute glauben, mein erster Job in der Früh ist, die Chefredakteurinnen durchzurufen.“
MICHAEL HÖLLERER

internen Prozesse zu vereinfachen und Digitalisierung nicht nur gegenüber dem Kunden, sondern auch intern viel stärker zu nutzen, also automatisierte Lösungen und dergleichen. Da gibt es sehr viele Ideen. Auch Partnerschaften wie mit Bitpanda drücken die Kosten, weil wir die Plattform nicht selbst entwickeln müssen und wir uns so ein großes Investment sparen. Für mehr Erträge wollen wir mit Beyond Banking offensiver rausgehen und Neukunden akquirieren.

Es heißt oft, Wien sei overbanked. Wie sieht es mit der Konkurrenz aus? – Die Konkurrenz ist intensiv. Aber wir wollen uns klar für gewisse Kundengruppen positionieren, ich habe immer eine große Präferenz für den Mittelstand. Wir bewerben derzeit das Raiffeisen-Unternehmertum, also Eigenkapital für KMUs. Da haben wir eine ziemlich große Pipeline, wo wir Wachstumskapital für Unternehmen anbieten. Und wir schauen jetzt, dass wir mit Bitpanda gemeinsam eine Lösung für Menschen im Veranlagungsbereich hinbekommen, die ganz klein und niederschwellig Vermögen aufbauen oder investieren wollen.

Wie viel Zeit geben Sie sich für die Restrukturierung? – Das ist ein laufender Strategieprozess. Das kann ich nicht festmachen auf eine Jahreszahl, dafür ist die Welt zu volatil. Wir wollen unsere Arbeitgeberattraktivität verbessern und das Vergütungssystem modernisieren, das Thema Diversity muss ein Selbstläufer werden. Wichtig sind uns die The-

men Fehlerkultur und Silokultur, das gehört transformiert. Wenn wir das nicht

Sisyphusarbeit. „Das Desinteresse am Kapitalmarkt hier in Österreich kann man nur mit einer jahrzehntelangen ordentlichen Finanzbildung wettmachen“, meint Michael Höllerer.

gebundene Sparprodukte anschaut, gibt es sehr attraktive Angebote. Bei täglich fälligen muss man schon in Betracht ziehen, dass ich das nicht großvolumig verzinsen kann.

Vor der Finanzkrise gab es hohe Zinsen für täglich fälliges Geld. – Das Banken- und Finanzsystem vor der Finanzkrise war ein völlig anderes, als es heute ist. Wir versuchen unsere Kunden dorthin zu beraten, dass sie das Geld vom Konto in Wertpapiere oder auf ein besser verzinstes Onlinesparbuch legen. Das ist in Österreich teils schwierig.

schaffen, werden wir auch bei den anderen Themen nicht erfolgreich sein. Da stellen sich laufend Fragen: Wo muss ich investieren? Wo sind Bereiche, die ich abbaue und sukzessive auslaufen lasse?

Was wäre so ein redundanter Bereich? –Immer unter Druck ist die interne Administration. Brauche ich vielleicht nicht mehr den klassischen Kreditsachberater, sondern einen Business-Analyst im Bereich der Analytics? Wenn ich den einen abbaue, heißt es nicht, dass ich den anderen bereits habe.

Sind Filialschließungen vorgesehen? –Nein. Da sehe ich aktuell keine Schließungen.

Befürchten Sie, dass von der Politik Strafzinsen verordnet werden? – Die Aufforderung konnten wir schon in den Medien lesen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas kommt. Wenn man sich

Sie waren vier Jahre im Finanzministerium und haben Politik miterlebt. Wieso gibt es einen derartigen politischen Stillstand in Sachen Kapitalmarkt? – In Österreich wird der Kapitalmarkt von der Politik leider mit dem „Wolf of Wall Street“ gleichgesetzt. Ohne zu sehen, dass Länder, die von uns immer gepriesen werden, wie Norwegen und Schweden massiv und hochprofessionell im Kapitalmarkt investiert sind und trotzdem ein Sozialsystem haben. Das ist in Österreich leider ideologisch so verbrämt, dass es sehr schwierig ist, das loszulösen. Was am Kapitalmarkt auch ein Fehler war und ist, dass wir vom Gesetzgeber sehr viele normierte Produkte mit Kapitalgarantie haben. Eine Garantie kostet sehr viel Geld. Du müsstest die Veranlagungspolitik völlig anders fahren. Das Desinteresse kann man nur mit einer jahrzehntelangen ordentlichen Finanzbildung wettmachen.

Was könnte der Kapitalmarkt, was könnten die Banken der Politik bieten? - Österreichs Banken haben eine gute Beratungsqualität, wir können den Kunden sagen, was für sie individuell ein gutes

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„Dass Magnus Brunner von zehn Jahren Behaltefrist spricht, macht mich sehr unglücklich.“
MICHAEL HÖLLERER

Investment, eine gute Veranlagungsmöglichkeit ist. Darin sehe ich auch unseren USP als Bank.

Finanzminister Magnus Brunner hat erst im Juni beim Wiener-Börse-Preis die Behaltefrist bei Wertpapieren von zehn Jahren als mögliches Modell vorgestellt. Was halten Sie davon? – Ich finde es toll, dass sich Magnus Brunner um das Thema Vorsorge kümmert. Dass man jetzt von zehn Jahren Behaltefrist spricht, macht mich sehr unglücklich. Weil es eine vertane Chance ist. Wenn die Menschen zumindest einen Teil ihrer Altersvorsorge über den Kapitalmarkt anlegen und ansparen, würde uns das sehr vieler Probleme entledigen. Das Schlimmste wäre beim Thema Behaltefrist, wenn man jetzt wieder ein hochkomplexes System schafft, das uns in der Implementierung Millionen

#BILANZ

RAIFFEISEN HOLDING NÖ-WIEN AG

Die Holding erzielte 2022 ein Ergebnis vor Steuern von 44,84 Millionen Euro nach 202,41 Millionen Euro im Jahr davor. Wertberichigungen mussten für das Ergebnis der RBI-Beteiligung (22,6 Prozent) in Höhe von 879 Millionen Euro vorgenommen werden. Auch bei Agrana AG und Südzucker AG gab es eine Wertberichtigung von 90,7 Millionen Euro. Der Teilkonzern Bank erzielte unterm Strich einen Verlust von 91,70 Millionen Euro – ebenfalls wegen der Raiffeisen Bank International AG (RBI). Das Bankgeschäft an sich sei profitabel, sagt Michael Höllerer. Zu den größten Beteiligungen zählen neben der RBI der Anteil von 50,1 Prozent an der Leipnik Lundenburger Invest Beteiligungs AG, 65 Prozent an der NÖM, 33,7 Prozent am „Kurier“, 27,1 Prozent an der Agrana AG und 14,2 Prozent an der Strabag AG. Die Kosten-Ertrags-Relation beträgt 68,3 Prozent.

kostet, das aber die Menschen nicht annehmen, weil es zu kompliziert ist. Das muss möglichst einfach und niederschwellig sein.

Sie sind im März mit einem neuen Vorstandsteam angetreten. Man sagt, es braucht ein Jahr, bis sich ein Team gefunden hat. Wie läuft das in der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG? – Wir arbeiten sehr intensiv daran, ein Team zu werden, das wird sicher seine Zeit brauchen, bis jeder seine Rolle gefunden hat und bis jeder seine Bereiche so aufgestellt hat, wie er will. Oder auch seine Schwerpunkte sieht. Und wo wir als Management unsere Schwerpunkte sehen. Dem muss man Zeit geben. Jeder ist eine andere Persönlichkeit, hat andere Stärken und Schwächen, was super ist. Es muss jetzt jeder ankommen. n

Nachhaltiges Handeln steht bei uns schon immer hoch im Kurs.

post.at/investor

Die Österreichische Post ist im ständigen Auf und Ab des Kapitalmarktes ein zuverlässiger, attraktiver Dividendentitel. Darüber hinaus ist Nachhaltigkeit für die Post von großer Bedeutung: Die Österreichische Post betreibt heute mit rund 1.100 E-Bikes, -Lastenrädern, -Mopeds und -Trikes sowie fast 1.900 E-Transportern die größte E-Flotte des Landes. Das Ziel ist es, bis 2030 alle Sendungen im Inland CO2 frei zuzustellen. Nähere Informationen auf post.at/investor

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WIRTSCHAFTSPOLITISCHE GEISTERFAHRER

Die Ansagen des neugewählten SPÖ-Chefs

Andreas Babler bedrohen unseren Wohlstand.

Ihre Realisierung würde zu gewaltigen Wohlstandsverlusten führen.

Österreich erwirtschaftet 61 Prozent seiner Wirtschaftsleistung im Export. Unser Wohlstand hängt also vor allem von der Wettbewerbsfähigkeit unserer Produkte und Dienstleistungen ab. Steuern, Sozialleistungen und Staatsschulden liegen im europäischen Spitzenfeld. Bereits 43 Prozent unserer Staatsausgaben fließen in soziale Transferzahlungen. Die Kehrseite davon sind eine Steuerquote von 43,2 Prozent und Staatsschulden von schwindelerregenden 359 Milliarden Euro, bei stark steigenden Zinsen, sowie ein Höchststand bei der Staatsschuldenquote von 78,4 Prozent des BIPs (2022). Die Inflation liegt über dem EU-Schnitt, getrieben von Energie, Tourismus, höheren Lohnabschlüssen im Vergleich zu Deutschland und einer zunehmenden „Greenflation“.

Trotz Krisen und Belastungen klettert die Zahl der Erwerbstätigen 2023 auf ein Rekordhoch von 4,74 Millionen, ein Plus von 180.000 im Vergleich zu 2021. Die Arbeitslosigkeit ist auf rund 250.000 gesunken, plus 70.000 Schulungsteilnehmern.

Gleichzeitig können über 200.000 offene Stellen seit längerem nicht besetzt werden, was die Konjunktur bremst. Die forschen Ansagen des neugewählten SPÖChefs Andreas Babler gleichen angesichts dieser Herausforderungen der Ankündigung einer wirtschaftspolitischen Geisterfahrt. Ihre Realisierung würde zu gewaltigen Wohlstandsverlusten führen.

Was würde etwa eine 32-Stunden Woche bei vollem Lohnausgleich bedeu-

ten? Beispiel öffentliche Hand: Der Sektor Staat beschäftigt rund 781.000 Mitarbeiter, zwei Drittel davon sind in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Sicherheit tätig, bei einem akuten Personalnotstand. Tausende Lehrer, Pflegekräfte, Ärzte und Polizisten fehlen. Der Gehaltsaufwand betrug 2022 44,3 Milliarden Euro. Um auch nur das aktuelle Leistungsniveau aufrechtzuerhalten, wären 156.000 zusätzliche Mitarbeiter nötig, die es am Arbeitsmarkt derzeit nicht gibt und die in Konkurrenz zu produktiven Sektoren rekrutiert werden müssten. Die zwingende Folge: massive Leistungseinschränkungen. Noch mehr Stress für die Mitarbeiter. Und der Gehaltsaufwand für Staatsdiener müsste bei vollem Lohnausgleich um neun Milliarden Euro steigen.

Aber vor allem für Produktion und Dienstleistung wäre eine rund 20-prozentige zusätzliche Steigerung der Personalkosten im internationalen Wettbewerb nicht verkraftbar. Die Folgen wären eine heftig angeheizte Inflation, massive Einbrüche beim Export, der Wirtschaftsleistung und der Beschäftigung, explo-

VITA GÜNTHER OFNER Vorstandsdirektor Flughafen Wien AG

Der gebürtige Burgenländer ist normalerweise überall gerne dort, wo die Sonne scheint. Die Aussagen von Neo-SPÖ-Chef Andreas Babler hält er für gefährlich, und sie haben den promovierten Rechtswissenschaftler zu einem Feuerwerk animiert. Er ist seit 2011 Vorstandsdirektor der Flughafen Wien AG seit Ende Juni 2022 auch Aufsichtsratsvorsitzender bei der Öbag.

dierende Budgetdefizite mit folgenden Downgrades des Kreditratings und dadurch massiv ansteigenden Zinslasten der öffentlichen Hand. Die angekündigte Substanz- und Vermögensbesteuerung würde als massiver Brandbeschleuniger wirken. Statt der sozialpopulistischen Versprechungen wären massive Sparprogramme und Ausgabenstreichungen, Lohnverluste und eine rasch steigende Arbeitslosigkeit die unausweichliche Konsequenz, um einen Staatsbankrott zu verhindern. Die jüngsten Beispiele Griechenland und Portugal haben, wie alle historischen Beispiele davor, bewiesen, dass derartige Linkskonzepte in einem sozialen und wirtschaftlichen Desaster enden, vor allem für sozial Schwächere.

Notwendig sind vielmehr mutige Vorwärtsstrategien: Entwicklung neuer Märkte und Diversifizierung der Lieferketten, Sicherung der Versorgung mit leistbarer Energie, starke Anreize, um länger zu arbeiten, eine durchgreifende Arbeitsmarktreform mit degressivem Arbeitslosengeld, höhere Investitionen in Forschung, Innovation und Digitalisierung, Reduktion der Staatsschuldenquote auf maximal 60 Prozent des BIPs, Bürokratieabbau bei EU-Regulierung, Eindämmung der illegalen Schlepperkriminalität, gleichzeitig Ankurbelung der Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte und mehr marktwirtschaftliche Anreize zur Energietransformation bei Reduktion der überbordenden Ge- und Verbotspolitik. n

MEINUNGEN KOMMENTARE 16
„Ansagen des SPÖChefs Babler gleichen wirtschaftspolitischen Geisterfahrt.“
GÜNTHER OFNER

Der bodenständige Gründer eines börsennotierten Wettanbieters nennt die Teilnahme am New York Marathon seinen größten Karriereerfolg. Seine Leidenschaften sind die Börse, Twitter und Griechenland.

INFLATION

DER PREIS BESTIMMT DAS ANGEBOT

Der Ruf nach staatlichen Eingriffen in den Markt wird immer lauter, da die Preissteigerungen anhalten. Insbesondere die EZB hat versucht, mit einer eigenartigen Theorie des unbegrenzten Gelddruckens für Preisstabilität zu sorgen. Dieses Vorhaben ist gescheitert. Preisfestsetzungen, bei denen die Regierung gesetzliche Höchstpreise für Produkte festlegt, werden oft als eine vermeintlich einfache Möglichkeit gesehen, die Preisanstiege zu begrenzen. Es ist die Idee, die Inflation zu verbieten. Das funktioniert nicht. Die Realität zeigt, dass Preisfestsetzungen mittelfristig zu erheblichen Verwerfungen auf dem Markt führen. Die Konsequenz ist eine Mangelwirtschaft, bei der bestimmte Produkte knapp werden. Gleichzeitig entstehen am Schwarzmarkt noch höhere Preise für die selten gewordenen Produkte. Statt die Verantwortung für die Folgen ihrer Interventionen zu übernehmen, gibt die Politik häufig dem Markt die Schuld und interveniert noch stärker. Dies führt zu einer zunehmenden Verzerrung der wirtschaftlichen Prozesse. Preise spielen eine äußerst wichtige Rolle bei der Ressourcenallokation in einer Volkswirtschaft. Sie helfen dabei, Angebot und Nachfrage auszugleichen und Anreize für Unternehmen zu schaffen. Zudem locken attraktive Preise weitere Marktteilnehmer an, die das Angebot erhöhen. Wenn beispielsweise die Mieten begrenzt werden, führt dies dazu, dass weniger Wohnraum vermietet wird. Die Wirtschaft funktioniert am besten, wenn der Markt frei ist, um Angebot und Nachfrage zu regulieren. Statt immer mehr Eingriffe vorzunehmen, sollte die Politik die Rahmenbedingungen schaffen, um einen wettbewerbsfähigen Markt zu ermöglichen. n

Als Korrespondent des „Börsianer“ berichtet der gebürtige Deutsche (55) über spannende Finanz- und Wirtschaftsgeschehnisse aus Deutschland. Der studierte Volkswirt war Chef der „Finanzzeitung“ in Frankfurt, Vizechefredakteur des „Handelsblatts“ und der „Wirtschaftswoche“ sowie Kommunikationschef bei der Tochter der Münchner Rück. Er beschreibt sich selbst als gutgelaunt und neugierig.

VONOVIA IM RAUSCH DACHTE KEINER AN DEN KATER

Immobilienunternehmen leiden unter dem zurückgekehrten Zins. Der Branchenriese Vonovia ist deswegen jetzt zum Übernahmekandidaten geworden. Minus 40 Prozent in einem Jahr – das ist selbst in Krisenzeiten konkurrenzlos schlecht im Spitzenindex DAX. Vonovia hat das Kunststück vollbracht. Und natürlich liegt die Ursache aus Sicht des Managements überall, nur nicht bei den handelnden Personen in der Unternehmenszentrale. Wer dort nachfragt, bekommt etwas zu hören von Lieferengpässen und Handwerkermangel, von der Inflation und vor allem: von den steigenden Zinsen, die das Bauen derzeit unwirtschaftlich machen. Den Konkurrenten von LEG und TAG ergeht es nicht viel besser. Auch nichtbörsennotierte Immobilienkonzerne leiden. Nur liebe Immobilienunternehmer: Das dicke Ende war absehbar. Die Zinsrally nach unten konnte nicht weitergehen, wenn gleichzeitig die Inflation überbordete. Für die Superprofis des 550.000 Wohnungen schweren VonoviaKonzerns dürfte das keine Überraschung gewesen sein. Weil im Rausch aber keiner an den Kater dachte, gibt es jetzt drei Verlierer. Die Aktionäre machen lange Gesichter. Mieter können sich auf steigende Preise gefasst machen. Und Wohnungssuchende finden so schnell nichts, weil Vonovia und Co das Bauen erst einmal eingestellt haben. Möglicherweise gibt es am Ende noch einen vierten Verlierer: Das sind jene Manager, die zu lange die Augen verschlossen haben vor dem, was da kam. Sie sitzen auf keinem festgefügten Haus mehr, sondern das von ihnen geführte Unternehmen ist angesichts massiver Kursverluste und 70 Prozent Aktien, die im Streubesitz sind, selbst zum Übernahmekandidaten geworden. n

MEINUNGEN KOMMENTARE 17
VITA JOCHEN DICKINGER Privatinvestor und Aufsichtsrat Athos Immobilien AG VITA OLIVER STOCK Korrespondent Deutschland „Börsianer“
„Das dicke Ende war absehbar. Es gibt jetzt drei Verlierer.“
OLIVER STOCK
„Die Inflation zu verbieten funktioniert nicht.“
JOCHEN DICKINGER

LEITZINS-EXPLOSION FORDERT IMMOBILIENBRANCHE

Die Immobilienbranche war über ein Jahrzehnt lang fast nur steigende Märkte gewohnt. Erst die Lieferkettenprobleme infolge von Covid-19 und der Energiepreisschub haben das totgeglaubte Gespenst der Inflation – für viele unerwartet – zurückgebracht.

Die Erhöhung der Leitzinsen war eine richtige und notwendige Reaktion, und das aktuelle Zinsniveau stellt auch im Immobiliengeschäft grundsätzlich die Rückkehr zu einer „neuen alten Normalität“ dar – jedenfalls für jene, deren Betrachtungszeitraum bis in die 90er-Jahre zurückreicht. Problematisch war der zu späte Start der Zinserhöhungen und die dann so kurzfristig nacheinander erfolgten Zinsschritte von null Prozent auf vorerst vier Prozent. Der Ausdruck „LeitzinsExplosion“ erscheint nicht ganz unangebracht. Vor allem für die Immobilienbranche, die längerfristig kalkuliert und finanziert, bringt das enorme Herausforderungen.

Deutlich gestiegene Renditeerwartungen der Anleger und Investoren führen aktuell dazu, dass die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern stark auseinanderdriften. Daran ändern auch zwischenzeitig gestiegene Mieten wenig. Wer nicht verkaufen muss, wartet ab. Die Folge ist ein deutlich gesunkenes Transaktionsvolumen am Investmentimmobilienmarkt. Viele Projektentwickler mussten geplante Projekte einstellen: immer noch hohe Baukosten, explodierte Finanzierungskosten und gestiegene Renditeerwartungen der Endinvestoren oder unklare Verwertungsaussichten bei Eigentumswohnungen passen (noch) nicht unter einen Hut.

Sinnvoll, aber ungünstig Während Wohnungsvermietungen sehr positiv laufen, ist das Geschäft mit Eigentumswohnungen deutlich eingebrochen. Die Gründe liegen auf der Hand: vervielfachte Finanzierungskosten einerseits, die verschärften Eigenkapitalanforderungen und Einkommensuntergrenzen der KIM-Verordnung andererseits. Diese – prinzipiell sinnvollen –Regelungen kommen zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Außerdem ist ein zentrales Problem bestehender Finanzierungen damit nicht zu lösen: die hohe Anzahl variabler Wohnfinanzierungen, die – im Glauben an anhaltend rekordmäßig tiefe Zinsen – nicht gegen Zinsanstiege abgesichert wurden und viele Kreditnehmer in Bedrängnis bringen.

Wer aktuell kauft, verfügt über viel Eigenkapital – oft aus dem Familienverband – und braucht kaum eine Finanzierung. Viele, die sich vorerst vom Traum des Eigenheims verabschieden müssen, suchen nun eine passende Mietwohnung für die Familie. Folgerichtig sind große

Der gebürtige Wiener (53) ist promovierter Jurist und seit 1995 bei der Österreichische Realitäten Aktiengesellschaft (Örag) tätig. 2004 übernahm er über ein Management-Buyout zusammen mit Peter Scharinger die

Mietwohnungen begehrt, besonders mit Freifläche in gut öffentlich angebundener Lage oder im Grünen.

Ein guter Indikator für die Konjunktur und Hinweis auf die ungebrochene wirtschaftliche Dynamik ist die starke Nachfrage nach Gewerbeimmobilien. Diese verzeichnen wir besonders bei Büros und Logistikflächen. Bürosucher zeigen eine klare Tendenz zu hochwertigeren, modernen Immobilien in attraktiven, urbanen Lagen. Homeoffice hat sich keinesfalls als „Ende des Büros“ erwiesen. Im Gegenteil haben die Erfahrungen während der Coronapandemie gezeigt, wo die Grenzen rein digitaler Kommunikation liegen. Umso mehr ist die Funktion des Büros als Ort der Identitätsstiftung und des kreativen und effizienten Austauschs in den Fokus der Unternehmen geraten. Das Büro ist zu einem wichtigen Differenzierungsmerkmal bei der Suche und Bindung neuer Mitarbeiter geworden.

Ein weiteres bestimmendes Thema unserer Zeit ist die Implementierung von ESG im Rahmen der EU-Taxonomie; durch die massiv gestiegenen Energiekosten hat gerade das darin enthaltene Element der Nachhaltigkeit auch ein unmittelbares wirtschaftliches Gewicht bekommen. Die Immobilienwelt durchlebt also intensive und vielfach auch herausfordernde Zeiten. Diese Phasen gab es immer wieder – und sie wurden überwunden. n

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VITA STEFAN BREZOVICH Vorstand Örag Örag, er hält heute 33,3 Prozent.
„Wer nicht verkaufen muss, wartet ab.“
STEFAN BREZOVICH

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#RISIKEN

Paukenschlag. Im März 2023 geriet die von Skandalen geplagte Credit Suisse in Schieflage und wurde kurz darauf von ihrem Konkurrenten UBS „gerettet“. Jetzt ist Integration unter neuer Führung angesagt.

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© MICHAEL BUHOLZER KEYSTONE PICTUREDESK.COM

KRISE IST VOR DER KRISE

Österreichs Banken sehen sich mit hohen Kapitalpuffern für stürmische Zeiten gut gerüstet. Die strengen Regeln der Europäischen Bankenaufsicht wirken, sagen Spitzenbanker und Aufseher dem Börsianer.

Zuerst erwischte es im März die Silicon Valley Bank, dann geriet die First Republic Bank ins Wanken. Beide US-Regionalbanken überlebten nicht. Kurz danach ging in Europa die Credit Suisse in die Knie und musste vom großen Konkurrenten UBS aufgefangen werden. Inzwischen sind mit der PacWest Bancorp und Western Alliance Bancorp zwei weitere US-Institute in Schieflage geraten. Droht nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers 2008, der eine weltweite Finanzund Wirtschaftskrise ausgelöst hat, den Geldinstituten ein neuer perfekter Sturm? Während in den USA die Sorge um die Stabilität der regionalen Banken anhält und Banker wie der mächtige JP Morgan-

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NACH DER
„Die BonanzaSituation ist vorbei.“
HELMUT ETTL

Chase-Boss Jamie Dimon Politiker und die Notenbank Fed zum Handeln aufrufen, ist in Europa und auch in Österreich von Krisenstimmung keine Rede, wie Gespräche des Börsianer mit Spitzenbankern zeigen. Zumindest auf den ersten Blick.

2008 war Segen für Europa

„Die Kernkapitalquote der österreichischen Banken ist mit 16,3 Prozent mehr als doppelt so hoch wie vor der globalen Finanzkrise 2008 und hat einen historischen Höchststand erreicht“, lautet die Antwort von Helmut Ettl, dem Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA) auf die Frage, wie gut Österreichs Banken aufgestellt sind. Ganz wichtig sei die nach 2008 installierte Europäische Bankenaufsicht gewesen. „Die stark ausgebaute Regulatorik hat auch zu einem zentralen Unterschied zur Zeit vor der Finanzkrise

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geführt: der Aufbau von massiv erhöhten Kapital- und Liquiditätspuffern bei Europas Banken. Diese bildet nun das Fundament eines stabilen Bankenmarkts in Europa“, sagt der Vorstandschef der Erste Group Bank AG, Willibald Cernko, zum Börsianer. Banken haben im System eine Risikotransformationsfunktion, „und das gelingt nur, wenn man das Risiko auch aushält. Die Kapitalausstattung ist dabei besonders wichtig, hier sind wir in Europa gut aufgestellt“, sagt Klaus Kumpfmüller, Generaldirektor der Hypo Oberösterreich AG (Seite 24).

2008 sei letztlich ein „Segen“ für die europäischen Banken gewesen - infolge der massiv verschärften Regeln seien die Banken auch angehalten, Risiken professionell zu managen, bringt es Oberbank-AG-Generaldirektor Franz Gasselsberger auf den Punkt. „Wir haben viel niedrigere Risiken in den Bü-

chern und ein ‚all-time low‘ beim Wertberichtigungsbedarf.“ Was die FMA bestätigen kann: Der Prozentsatz notleidender Kredite am Gesamtvolumen betrug 2022 nur 1,3 Prozent – 2012 lag er bei 4,7 Prozent.

Während in den USA die Trump-Administration einige Vorschriften für regionale Banken gelockert hat, so etwa die verpflichtenden Stresstests – was sich nun als fatal erwiesen hat –, hat die Europäische Bankenaufsicht die Zügel kräftig angezogen. Regelwerke wie Basel III zu den Eigenkapitalvorschriften hätten zwar mehr bürokratischen Aufwand gebracht, „aber sie haben sich als wichtig erwiesen“, so Gasselsberger.

Gewinne sprudeln

Zum anderen verdienen die Banken wieder. Laut der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) lag das kumulierte Net-

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Aufsichtszentrale. Die FMA beobachtet derzeit die Immobilienbranche sehr genau, der Sektor sei unter Druck. © BÖRSIANER/BURGHART PROZENT betrug 2022 der Anteil notleidender Kredite am Gesamtvolumen. 2012 lag er bei 4,7 Prozent.

toergebnis im Vorjahr bei 10,2 Milliarden Euro – knapp 67 Prozent über dem Wert von 2021. Der Grund dafür ist vor allem die Zinswende: Seit vorigem Juli hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen schon achtmal in Folge angehoben – zuletzt um 25 Basispunkte auf 4,0 Prozent am 15. Juni 2023. Die US-Notenbank Fed hatte schon etwas früher begonnen und hält nun bei zehn Zinsschritten, nachdem sie am 14. Juni 2023 angesichts der in den USA deutlich gesunkenen Inflation eine Pause eingelegt hat. Während die Kreditzinsen nahezu im Gleichklang schon deutlich angehoben worden sind, dümpeln die Einlagezinsen (Seite 102) nach wie vor auf einem deutlich niedrigeren Niveau, wie Ettl betont. Das ließ die Nettozinserträge deutlich steigen, sie machen nahezu die Hälfte der Gewinne aus. Diese Entwicklung dürfte auch im laufenden Jahr anhalten, wenn auch möglicherweise in abgeschwächter Form. Denn angesichts der nach wie vor hohen Inflation dürfte die EZB weitere Zinsschritte vorsehen. Gasselsberger rechnet frühestens zu Jahresende oder Anfang 2024 mit einer Änderung der Zinspolitik.

Hybrid als Erfolgsfaktor

Das Toprating, das Standard & Poor’s den heimischen Geldinstituten ausstellt („eines der stabilsten Bankwesen der Welt“) ist freilich auch den soliden Geschäftsmodellen geschuldet. „Unsere wichtigste Aufgabe besteht darin, Einlagen unserer Kunden entgegenzunehmen und optimal zu managen, um aus diesem Reservoir dann Kredite vergeben zu können. Dafür ist ein exzellenter Ruf wichtig“, sagt Gasselsberger. Den Kunden im Mittelpunkt sieht auch Cernko,

allerdings habe sich das Verhalten und die Bedürfnisse mit zunehmender Digitalisierung verändert. Gefragt sei eine Kombination aus elektronischem Banking und persönlicher Beratung, Letztere vor allem bei großen Entscheidungen wie Wohnraumfinanzierung oder langfristige Veranlagung. „Die Erste setzt auf dieses hybride Geschäftsmodell, und wir sehen uns durch steigende Marktanteile in dieser Strategie bestätigt“, sagt Cernko. Christian Sewing, DeutscheBank-AG-Chef, verortet den Erfolg auf zwei Säulen: „Ein robustes Geschäftsmodell sowie Liquidität sind heute im Bankgeschäft Voraussetzung“, sagte der Topbanker, der auch Präsident des Bundesverbands Deutscher Banken ist, Anfang Mai beim Ludwig-Erhard-Gipfel.

Alles in Butter also? Ja und nein, wenn man genau hinhört. Sewing sieht zwar keine neue Bankenkrise, aber aktuell zumindest ein unruhiges Umfeld. Und im Hinblick auf den unbefriedigenden Aktienkurs betont er: „Wir müssen Quartal für Quartal liefern, um das Vertrauen weiter auszubauen – dann wird auch der Aktienkurs wieder steigen.“

Immobilienbranche unter Druck

Ungeachtet der exzellenten Geschäftsentwicklung und der robusten Bilanzen hat das Mantra „Nach der Krise ist vor der Krise“ der Aufseher und Regulatoren daher mehr Aktualität denn je. „Die Bonanza-Situation ist vorbei“, verweist Ettl auf das Ende der Ära des extrem billigen Geldes. Zudem liefen die CovidHilfen aus. Die Folgen liegen für Cernko auf der Hand: „Ein rasant steigendes Zinsniveau kann zu einem raschen Rückgang bei der Kreditnachfrage führen.“ Ein Abtauchen der Konjunktur,

gepaart mit höheren Kreditzinsen – das könnte auch die Ausfallsrate bei Krediten erhöhen, darin sind sich die Experten einig. Das treffe vor allem auf die Immobilienbranche zu. Die FMA ortet bereits gewisse Zeichen, dass der Sektor unter Druck stehe. Im zweiten Halbjahr werde sich zeigen, welche Projekte solid seien, betont Ettl.

Die EZB wiederum erachtet neben steigenden Zinsen die in der Eurozone nach wie vor hohe Inflation als Risiko für die Finanzstabilität, wie die Notenbanker in ihrem halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht schreiben. Wobei die hohen Lohnabschlüsse die Teuerung zusätzlich antreiben, meinen Gasselsberger und Ettl unisono. Der FMA-Vorstand sieht hierin eine weitere Gefahr lauern: Die noch deutlich über dem Schnitt der Eurozone liegende Inflation in Österreich komme einer real effektiven Aufwertung der Währung gleich. „Das trifft exportorientierte Firmen besonders.“ Allerdings bedrohe die starke Teuerung auch die Kaufkraft der Haushalte und könnte so den Konsum abschwächen. Noch sei davon wenig zu sehen.

Umso wichtiger sei es, dass die Banken – „etwa durch den Aufbau entsprechender Risikovorsorgen“, wie Cernko sagt – auf eine solche giftige Mischung gut vorbereitet sind. Größere Banken hätten den Vorteil einer breiteren Risikostreuung.

% MEINE RENDITE

Österreichs Banken sind in puncto Liquidität und Resilienz für mögliche Krisen gerüstet. Ratingagenturen attestieren den Finanzinstituten Stabilität. Einzig der mögliche Zahlungsausfall bei Krediten gehöre stärker beobachtet. n

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„Haben ‚all-time low‘ beim Wertberichtigungsbedarf.“
FRANZ GASSELSBERGER
„Massiv erhöhte Liquiditätspuffer sind Fundament für Bankenstabilität.“
WILLIBALD CERNKO
„Ein robustes Geschäftsmodell sowie Liquidität sind Voraussetzung.“
CHRISTIAN SEWING

ALLES IN BUTTER?

Finanzmarktaufsicht überwachte er Banken, inzwischen leitet er selbst eine.

Der Börsianer hat mit Klaus Kumpfmüller über die wichtigste Währung im Finanzsystem gesprochen und darüber, welchen Verlockungen die Branche widerstehen sollte.

Die Bankenbranche muss sich nach zwei Erschütterungen in diesem Jahr wieder um ihr Image bemühen. Ein „Banken-Run“ geht im digitalen Zeitalter schon binnen weniger Stunden und ist schnell losgetreten, wie uns das Beispiel in den USA im März 2023 vor Augen führte. Es gilt nun umso mehr, keine neuen Strohfeuer zu legen oder eine Krise heraufzubeschwören. Der Börsianer hat Klaus Kumpfmüller, der vor drei Jahren die Seiten von der FMA zum Bankvorstand gewechselt hat, in Linz zum Gespräch getroffen.

Herr Kumpfmüller, sind die Geschehnisse rund um die Silicon Valley Bank und Credit Suisse des Begriffes „Bankenkrise“ würdig? – Klaus Kumpfmüller: Nein! Wir haben bei weitem keine Bankenkrise, es

waren Einzelfälle, natürlich mit sehr unterschiedlichen Hintergründen. Die Silicon Valley Bank hatte rund vierzig Prozent ihrer Bilanzsumme in Wertpapiere investiert. Durch den Kursverfall der Anleihen sind die stillen Lasten höher geworden als das Eigenkapital, das sind Dimensionen, die wären bei uns unvorstellbar und regulatorisch unmöglich. Zudem war das Risikomanagement praktisch nicht vorhanden.

Welchen Stellenwert hat Vertrauen im Bankenbereich? – Den allerhöchsten, Vertrauen ist die wichtigste Währung, die wir haben. Wir müssen darauf achten, es nicht zu gefährden, und Maßnahmen setzen, um es zu stärken. Das bedeutet nicht, Unwahrheiten zu versprechen, sondern transparent zu sein, sowohl im

KLAUS KUMPFMÜLLER Generaldirektor Hypo Oberösterreich AG

Der gebürtige Oberösterreicher (53) hat die Seiten gewechselt. Nach sieben Jahren im Vorstand der Finanzmarktaufsicht FMA wechselte der studierte Wirtschaftswissenschaftler 2020 als Generaldirektor in die Hypo Oberösterreich AG. Er ist begeisterter Skifahrer und seit 2021 Präsident des Landesskiverbands in Oberösterreich.

Handeln als auch in der Governance und der Berichterstattung.

Wieso sind die amerikanischen Banken vergleichsweise so schwach aufgestellt? –Basel lll ist ein globaler Standard, und die wichtigsten Finanzplätze und Gesetzgeber weltweit haben sich dazu bekannt, ihn umzusetzen, so wie es auch hier in Europa geschehen ist. In den USA wurden aber unter der Trump-Administration kleinere Banken davon ausgenommen und die strenge Regulierung nur auf die internationalen Großbanken reduziert. Das ist Standort- und wettbewerbspolitisch ein Vorteil. Wenn alles gut läuft, ist die Regulierung für manche nebensächlich und wird erst wichtig, wenn sich das Umfeld verschlechtert. Da ist die Verlockung der Politik

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In der
INTERVIEW CHRISTOPH EISELE © BÖRSIANER / MARTIN EDER
VITA Rezept. Die Liquidität der europäischen Banken wurde massiv gestärkt, so lassen sich Schocks aushalten, sagt Klaus Kumpfmüller.

groß, die Regulierung in guten Zeiten zurückzunehmen. Das war im Nachhinein ein Fehler.

Die europäischen Banken sind krisenresistenter? – Das kann man nicht pauschalisieren, aber wenn man sich die harten Fakten anschaut, sieht man, dass die Kapitalausstattung europäischer Banken in den letzten 15 Jahren massiv gestärkt wurde. Das ist wichtig, um Risiken und Schocks auszuhalten und Stresssituationen zu verdauen. Banken haben im System eine Risikotransformationsfunktion, und das gelingt nur, wenn man das Risiko auch aushält. Die Kapitalausstattung ist dabei besonders wichtig, hier sind wir in Europa gut aufgestellt.

Wonach werden sich die Banken in Zukunft regulatorisch ausrichten müssen? - In den nächsten Jahren wird alles wichtig werden, was mit ESG zu tun hat. Der Green Deal der EU hat Gesetzesvorhaben zur Folge, die wir auch am Finanzmarkt umsetzen müssen. Wenn man es schafft, die Finanzströme in Richtung nachhaltige Wirtschaft zu leiten, hat man aus politischer Sicht schon viel gewonnen. Auch wir als Banken werden uns mit vielen Themen beschäftigen müssen, nicht nur was die Transparenz der eigenen Transformation betrifft, sondern auch was das Kundengeschäft angeht. Da wird einiges auf uns zukommen.

Es gibt derzeit viele aufstrebende Fintechs und Neobanken, sehen Sie sich in einem Konkurrenzkampf? - Die Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle sind natürlich große Themen, wo uns Universalbanken die Wertschöpfung verlorengehen kann, darauf müssen wir uns einstellen. Andererseits ist es auch gut, wenn man sich neuen Herausforderungen stellen muss. In den letzten Jahren geht es zudem auch stark in Richtung Kooperationen. n

„Vertrauen ist die wichtigste Währung, die wir haben.“
KLAUS KUMPFMÜLLER

#ESG

Zu optimistisch. Seit September 2022 ist das Anlagevolumen von Artikel-9-Fonds europaweit um 40 Prozent gesunken. Viele Fondsgesellschaften mussten zurückrudern.

ZURÜCKGERUDERT

FINANZPLATZ FONDS 26 © SIGI TISCHLER / EPA / PICTUREDESK.COM

ESG-Fonds sollen die Transformation der Wirtschaft befeuern. Doch Fonds-Rückstufungen von teilweise 40 Prozent verunsicherten zuletzt den Markt. Der Börsianer hat recherchiert, mit welchen Strategien die Assetmanager Investoren überzeugen wollen.

Es klingt ganz einfach. Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und der dringend notwendigen Transformation der Wirtschaft muss das Anlagekapital in „grüne“ Kanäle fließen. Bis 2030 sollen die CO2-Emissionen um 55 Prozent sinken, und bis 2050 soll die CO2-Bilanz neutral sein. So stellte es sich die EU-Kommission in ihrem Green Deal vor und spannte dabei als Erstes die Finanzmärkte ein. Institutionelle Anleger wie Rentenkassen und Versicherungen, aber auch Privatinvestoren sollen dieses grüne Mammutprojekt mit enormen Kapitalströmen befeuern und zum Wachsen bringen. Eine einheitliche Definition von Nachhaltigkeit fehlt allerdings – und diese Lücke sollte eigentlich über die Offenlegungsverordnung (SFDR) der Europäische Union geschlossen werden.

Verwirrungen der Fondswelt

Kurz zusammengefasst, wurden dabei Fonds in drei Kategorien unterteilt. Artikel-8-Fonds gelten als „hellgrün“ und weisen in manchen Bereichen Nachhaltigkeitsmerkmale wie etwa Ausschlusskriterien aus, müssen aber nicht primär nachhaltig veranlagen. Anders ist das bei den „dunkelgrünen“ Artikel-9-Fonds, die aktiv die nachhaltige Transformation unterstützen und einen Impact haben sollen. Alle anderen gelten als Artikel-6-Fonds.

Was gut gemeint war, entpuppte sich bald als Problem. Seit September 2022 ist das Anlagevolumen von Artikel-9Fonds europaweit um rund 40 Prozent von 5,2 auf 3,3 Prozent des Gesamtvolumens gesunken. Bei Fonds österreichi-

scher Anbieter zeichnet sich ein ähnliches Bild ab (Seite 28). Was war passiert? Diese Rückstufungen sind vor allem auf die anfänglich großen Interpretationsspielräume in der EU-Offenlegungsverordnung zurückzuführen. Viele Assetmanager waren in der eigenen Einstufung zu optimistisch und mussten diese Ende 2022 nach unten korrigieren. Alfred Kober, Vorstand der auf institutionelle Anleger spezialisierten Security KAG, sagt dem Börsianer: „Viele kleine Fondsgesellschaften trauen sich nicht, auf Artikel 9 zu gehen, weil schlichtweg die Daten aus den zu investierenden Unternehmen nicht vorhanden oder nur aufwendig zu beschaffen sind.“ Aktuell zeigt sich, dass das Volumen an Artikel-8-Fonds immer größer wird, jenes der herkömmlichen, nichtnachhaltigen Artikel-6- sowie der dunkelgrünen Artikel-9-Fonds sinkt. Artikel 8 sei zu einer Art Standard geworden, den viele institutionelle Kunden fordern.

„Wir sehen einerseits, dass es durch viele Fondsumstellungen auf Artikel 8 und nur geringe Mindestanforderungen an diese ein deutlich breiteres Spektrum an ESG-Fonds gibt als noch vor einigen Jahren. Dies hat damit zu tun, dass zwar mehr und mehr Anleger Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen wollen, dabei aber keine stärkere Einschränkung

des Anlageuniversums wünschen“, sagt Florian Hauer, ESG-Verantwortlicher und Fondsmanager der Kepler Fonds KAG aus Linz.

Die Klassifizierung in Artikel 8 und Artikel 9 reicht also nicht aus, um festzustellen, welche Produkte wirklich nachhaltig sind. Das zeigen unterschiedliche Untersuchungen wie beispielsweise der ESG-Fund-Award von Börsianer Grün (www.boersianer-gruen. com/esg-award). Dort wurde etwa offengelegt, dass die Bandbreite in Sachen Nachhaltigkeit bei Artikel-8-Produkten sehr groß ist. Manche Artikel-8-Fonds kamen dabei auf sehr bescheidene ESGWerte, andere schneiden in Sachen Nachhaltigkeit dagegen sogar besser ab als Artikel-9-Fonds. Für die bessere Orientierung empfehlen sich Gütesiegel wie das Umweltzeichen oder das FNGSiegel. In Österreich gibt es tatsächlich rund 300 Anlageprodukte, darunter befinden sich 203 Fonds, die das Umweltzeichen tragen.

Wobei die Raiffeisen KAG etwa 31 Prozent ihres verwalteten Kundenvermögens als ESG-konform zertifiziert hat. Bei der Security KAG sind es 25 Prozent, bei Amundi Austria sind es immerhin noch 20 Prozent. Der Anteil bei der Erste Asset Management mit 13 Prozent und der Kepler Fonds KAG mit neun Prozent ist stark ausbaufähig.

Trends bei ESG-Investments Neben den bekannten nachhaltigen Anlagestrategien wie „Best in Class“ sowie „Positiv- und Negativkriterien“ gewinnen die Themen „Engagement“, „Voting“ und „Impact“ an Bedeutung.

FINANZPLATZ FONDS 27
„Es braucht Einfluss für eine positive Veränderung.“
WALTER HATAK

„Impact bedeutet, es ist nicht mehr einzig und allein entscheidend, was in den jeweiligen Fonds investiert wurde, sondern auch, wie für eine positive Veränderung Einfluss auf die Unternehmen genommen wird“, erklärt Walter Hatak, Head of Responsible Investments der Erste Asset Management. Sein Unternehmen legt beispielsweise den Fokus auf Unternehmen, die durch ihr Handeln das tägliche Leben der Kunden in der Region besonders prägen. Einen eigenen Weg schlägt die Grazer Security KAG ein. Sie begibt sogenannte Social Tranches ihrer Fonds, bei denen ein Teil der Verwaltungsgebühr in nachhaltige und gemeinnützige Projekte fließt.

Viele Fonds investieren ferner in Unternehmen, die nachweislich einen positiven Beitrag zu den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen leisten können, beispielsweise durch Stimmrechtsausübung auf Hauptversammlungen und Engagement-Dialoge mit den Unternehmen. Von der Themensetzung bleibt Klimaschutz die Nummer eins, aber auch andere Bereiche wie Biodiversität oder Kreislaufwirtschaft spielen eine immer wichtigere Rolle. Das deckt sich auch mit den Zielen der EU-Taxonomie, die neben Klimazielen noch auf insgesamt sechs soziale und Umweltziele ausgeweitet wird.

Was bringt Rendite?

Ethisches Investment ist natürlich auch nur dann gut, wenn die Rendite stimmt. Daniel Wild, Chief Sustainability Officer

#STATISTIK

der Privatbank J. Safra Sarasin, sieht die größten Opportunitäten in Zukunftsthemen. „Hier gibt es noch interessante Unternehmen, die man als Newcomer bezeichnen kann, wie Aurubis im Bereich Rohstoffe oder Carbios im Bereich Plastikrecycling“, erklärt Wild, warum Themenfonds derzeit an Popularität gewinnen. J. Safra Sarasin beschäftigt sich derzeit etwa mit den Rohstoffen für die Zukunft, Kreislaufwirtschaft oder dem Thema Wasser.

Hannes Cizek, CEO der Raiffeisen KAG, hat im Jahr 2021 von abteilungsübergreifenden Teams Zukunftsthemen ausarbeiten lassen, die als Querschnittsmaterien analysiert und bearbeitet werden. „Aus dieser Vernetzung von Themen und Teams entsteht einerseits eine Unternehmensmeinung zu den einzelnen Schwerpunktthemen, andererseits ergeben sich aus der Analyse im Idealfall innovative Impactprodukte, die dann für Anleger investierbar sind“, so Cizek. Derartige Zukunftsthemen sind demnach die Energiewende, Infrastruktur, Ernährung und Wellbeing, Mobilität sowie die bereits angesprochene Kreislaufwirtschaft oder Rohstoffe. Interessant ist auch der Transformationsansatz, den beispielsweise Union Investment verfolgt. „Wir suchen uns unter den braunen Unternehmen diejenigen aus, die grün werden wollen und die grün werden können. Wir reden mit ihnen und stellen dreierlei sicher, bevor wir investieren: dass sie einen Plan zur grünen Transformation haben, dass sie die not-

wendigen Mittel dafür bereitstellen können und dass das Management die richtigen Anreize hat, den Wandel voranzutreiben“, erklärt Henrik Pontzen, Leiter ESG im Portfoliomanagement von Union Investment. Das Kalkül dabei: Unternehmen, die noch nicht nachhaltig sind, es aber werden wollen, werden zunächst noch mit einem Abschlag gehandelt. Dieser verschwinde langsam, je weiter der jeweilige Konzern seinen Weg zur Nachhaltigkeit beschreitet.

Probleme mit den Daten

Laut der Austrian ESG Funds Survey 2023 der Reinhard Friesenbichler Unternehmensberatung waren in Österreichs Fonds per Ende 2022 44 Milliarden Euro oder 57 Prozent des Vermögens in Retailfonds gemäß SFDR als nachhaltig, also gemäß Artikel 8 oder Artikel 9, deklariert. 35 Milliarden Euro oder 32 Prozent des Vermögens institutioneller Fonds sind gemäß SFDR als nachhaltig deklariert.

Seit August 2022 muss nach der Mifid-II-Verordnung bei Privatanlegern abgefragt werden, ob sie nachhaltig veranlagen wollen. Raiffeisen-KAG-Boss Hannes Cizek glaubt, dass dies den ESGMarkt weiter befeuern wird: Viele seiner Kunden wüssten, dass wir den Klimazielen hinterherhinken, und wollen darum jetzt vermehrt selbst ihr Geld in die richtigen Kanäle investieren. Doch es gibt auch kritische Stimmen, die diesen Teil der Verordnung als überflüssig bezeichnen.

FINANZPLATZ FONDS 28
Wer sich vorab zu nur hoch-
SFDR Fondsvolumen per April 2022 in Mio. Euro Fondsvolumen per April 2023 in Mio. Euro Fondsanzahl per April 2022 Fondsanzahl per April 2023 Art. 8 68.064,33 82.235,64 422 551 Art. 9 4.984,20 2.367,16 13 10 QUELLE: VÖIG – VEREINIGUNG ÖSTERREICHISCHER
ANZAHL UND VOLUMEN VON NACHHALTIGKEITSFONDS IN ÖSTERREICH
INVESTMENTGESELLSCHAFTEN

gradig ESG-konformen Veranlagungszielen bekennt, habe oft das Problem, seinen Anlagehorizont zu sehr einzuschränken, meint etwa Daniel Wild von J. Safra Sarasin.

Probleme aufseiten der Kapitalanlagegesellschaften ergeben sich teilweise aus den zeitlich nicht optimal abgestimmten Gesetzespaketen der europäischen Gesetzgeber. „Fondsgesellschaften müssen bereits über eine Vielzahl von Indikatoren berichten. Auf Unternehmensseite beginnt die Offenle-

WIR MACHT’S MÖGLICH.

gungspflicht dieser Indikatoren allerdings erst im kommenden Jahr“, klagt etwa Walter Hatak von der Erste Asset Management. Die fehlende Datenverfügbarkeit ist somit auch die größte momentane Schwachstelle bei ESG-Investments. Bei kleineren Unternehmen fehlen oft interne Ressourcen und die erforderliche Erfahrung und Kompetenz für komplexe Berichtspflichten, um Daten in der erforderlichen Qualität bereitzustellen. Aber auch hier gibt es laufend Fortschritte. Und das hilft letztlich nicht bloß bei der Bewertung der nachhaltigen Geschäftspraxis der Unternehmen, wie Franck du Plessix, CEO von Amundi Austria, ausführt: „Inzwischen sind diese Informationen gerade in den Industriestaaten eine Bereicherung. Denn aus einem Nachhaltigkeitsreport lässt sich oft mehr über die Geschäftspläne herausle-

sen als aus dem Quartalsbericht. Daher wird das nichtfinanzielle Reporting weiter an Bedeutung gewinnen.“

% MEINE RENDITE

Das Volumen bei niederschwelligen hellgrünen Fonds steigt, während es bei dunkelgrünen ESG-Impact-Fonds zurückgeht. Ein Problem, mit dem sich Assetmanager derzeit noch herumschlagen müssen, sind teils lückenhafte ESG-Daten von Unternehmen. Verschärfte Berichtspflichten sind in Planung. n

VERANLAGEN MIT PERSPEKTIVE

RAIFFEISEN FONDSSPAREN

raiffeisen.at/veranlagenmitperspektive

Ein Investmentfonds ist kein Sparbuch und unterliegt nicht der Einlagensicherung. Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten. Die veröffentlichten Prospekte bzw. die Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG sowie die Basisinformationsblätter der Fonds der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH stehen unter rcm.at unter der Rubrik „Kurse & Dokumente“ in deutscher Sprache (bei manchen Fonds die Basisinformationsblätter zusätzlich auch in englischer Sprache) bzw. im Fall des Vertriebs von Anteilen im Ausland unter rcm-international.com unter der Rubrik „Kurse & Dokumente“ in englischer (gegebenenfalls in deutscher) Sprache bzw. in ihrer Landessprache zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte steht in deutscher und englischer Sprache unter folgendem Link: rcm.at/corporategovernance zur Verfügung. Beachten Sie, dass die Raiffeisen Kapitalanlage GmbH die Vorkehrungen für den Vertrieb der Fondsanteilscheine in anderen Mitgliedstaaten als dem Herkunftsmitgliedstaat aufheben kann. Erstellt von: Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, 1190 Wien, Stand: April 2023.

FINANZPLATZ FONDS
„Nur geringe Mindestanforderungen bei Artikel 8.“
FLORIAN HAUER
„Themenfonds gewinnen an Popularität.“
DANIEL WILD

MARKTENTWICKLUNG ENTWICKLUNG (YTD) DER INTERNATIONALEN AKTIENMÄRKTE IM VERGLEICH ZUR WIENER BÖRSE

Starke Unterschiede. Österreichische Aktien hinken nach einem starken Jahresauftakt allen anderen Märkten hinterher, auch Osteuropa ist schwach. Am stärksten präsentieren sich derzeit US-Aktien. Europa ist gut in Fahrt.

ÖSTERREICH GÜNSTIG OHNE PERFORMANCE

Umringt von globalen Bedrohungen verhalten sich die Aktienmärkte, und so auch unser heimischer Börsenplatz, relativ entspannt. Die Bondalternative wird immer wieder durch teilweise schwer verständliche Aussagen von Notenbankern infrage gestellt, weshalb die Aktien wieder als erwachsene Reaktive zu den vorherrschenden Unsicherheiten gesucht werden. Es ist auch in den letzten Jahren richtig gewesen, von dieser Seite Lösungskompetenz zu erwarten. So lagen die Ergebnisse der Unternehmen überwiegend auf der positiven Seite der Überraschungen, und dementsprechend wurde eine aktive Sektor- und Titelallokation nach wie vor belohnt.

Unser österreichischer Aktienmarkt nahm durch diese fundamentalen Effekte im Vergleich zu anderen Börsenplätzen wieder eine Spitzenposition in puncto günstiger Bewertung ein. Auch die Lösungskompetenzen einzelner Unternehmen im Rahmen der sich konstant wandelnden generellen Wirtschaftsparameter wurden mehr und mehr erkannt. Die Performance-Rally lässt hier aber noch ein wenig auf sich warten, da die meisten großen Investoren die geringe Liquidität fürchten und sich gerade in diesen unsicheren geopolitischen Zeiten gerne auf liquiden Portfolien bewegen. Dass diese Strategie auf teuren Beinen ruht, ist bekannt und klar, weshalb man erwarten darf, dass dann, wenn sich die eine oder andere kritische geopolitische Masse zu relativieren beginnt, die Suche nach genau diesen günstigen und wachstumsorientierten, aber eben geringer liquiden Werten einsetzen wird. Unser heimischer ATX ist sicher nicht gegen eine generelle globale Risiko-Allokation gefeit, seine Stärke liegt aber bereits deutlich sichtbar in seinen tiefen Bewertungen mit gleichzeitiger Wachstumskompetenz in vielen der aktuell von der EU adressierten Themen.

30 RENDITE WIENER BÖRSE
WOLFGANG MATEJKA Geschäftsführer
& Partner Asset Management KOLUMNE
Matejka
-4,00% -2,00% 0,00% 2,00% 4,00% 6,00% 8,00% 10,00% 12,00% 14,00% 16,00% 18,00% 20,00% 22,00% 30.12. 01.2. 01.3. 03.4. 02.5. 01.6. ATX (ÖSTERREICH) STOXX EASTERN EU TM (EUR) STOXX EUROPE TM (EUR) STOXX US TM (EUR) STOXX EM TM (EUR) PERFORMANCE DER INDIZES IM VERGLEICH INDIZES ISIN KURS YTD % ATX AT0000999982 3184,88 1,87 Dow Jones Global Index XC0006975012 518,10 12,45 STOXX Eastern Europe TM, EUR CH0042344587 105,23 3,95 INDIZES ISIN KURS YTD % STOXX Emerging Markets TM, EUR CH0147792532 134,81 8,05 STOXX Europe TM, EUR CH0009119717 455,72 9,61 STOXX USA TM, EUR CH0114209130 413,21 11,85

VIELE CHANCEN TUN SICH AUF

Die Märkte stehen seit Jahresbeginn gut im Plus, die Bullen haben wieder die Zügel in der Hand. Im Gespräch mit dem Börsianer verrät Maximilian Clary, welche Anlagesegmente er gerade attraktiv findet und wovon er lieber die Finger lässt.

Herr Clary, sind Aktien denn noch immer der beste Inflationsschutz? – Längerfristig auf jeden Fall, besonders dann, wenn die Unternehmen auch in der Lage sind, Preise weiterzugeben, also eine starke Marke und Preissetzungsmacht haben. Seit Jahresanfang sind die Märkte bereits für viele Marktteilnehmer überraschend gut gelaufen. Wir raten unseren Kunden zu schrittweisen Einstiegen und machen das auch seit dem letzten Jahr verstärkt.

Welche Rolle spielen Anleihen im Portfolio?

– Ich sehe von Kundenseite eine enorme Nachfrage nach Anleihen, sowohl in gemischten Portfolios als auch direkt in Anleihe- oder Geldmarktfonds.

Wo sehen Sie aktuell die größten Risiken im Markt? – Das größte Risiko ist eine längere und tiefere Rezession, als im Moment erwartet wird. Das ist sicher nicht voll in den Märkten eingepreist.

Welche Branchen sind gerade besonders spannend? - Zyklischer Konsum und Gesundheit sind zwei Themen, die ich momentan favorisiere. Spannend ist auch der Technologiesektor. Hier sind zwar einzelne Titel schon hoch bewertet, aber in der Breite gibt es noch einige interessante Werte. Ich bin überzeugt, dass künstliche Intelligenz einen massiven Einfluss auf das gesamte Wirtschaftsleben haben wird und zu massiven Produktivitätsgewinnen führt. Die BigTech-Unternehmen in Amerika sind hier sehr gut aufgestellt.

Wo halten Sie sich eher zurück? - Im Rohstoff- und Energiesektor. Längerfristig

Als Hobbysportler verbringt der studierte Betriebswirt das Wochenende am liebsten auf dem Tennisplatz oder dem Fußballfeld mit seinen Kindern. Die Begeisterung für den Kapitalmarkt sei „bei ihnen noch nicht übergeschwappt“, sagt er, mit fünf und sieben Jahren hätten sie aber noch genug Zeit. Seine Karriere bei der Erste Group Bank AG begann 2013, 2021 übernahm er das Private Banking.

werden Rohstoffe relevant bleiben, weil es für die Elektrifizierung von Industrie und Transport die unterschiedlichsten Metalle brauchen wird.

Sie sind relativ hoch in alternativen Anlagen investiert. - Das Thema Private Markets spielt eine immer größere Rolle, mittlerweile ist es auch möglich, mit kleineren Tickets darin zu investieren. Wir entwickeln dazu verschiedene Produkte und haben eine Kooperation mit Speedinvest, einem der größten europäischen Venture-Capital-Fonds. Ich glaube, es ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um in Private Markets zu gehen, auch wenn es noch einige Bereinigungen in den existierenden Portfolios geben wird.

Sie sind stärker in Anleihen der Emerging Markets investiert als in Aktien der Emerging Markets, wie kommt es dazu? - Wenn man die historische Aktienperformance der Emerging Markets im Vergleich zu den USA und Europa ansieht, zeigt das ein klares Bild. Man hätte zum Beispiel in China über die letzten zehn Jahre nichts verdient. Das hat mit der makroökonomischen Entwicklung zu tun, aber auch mit der Regulatorik und Rechtssicherheit in den einzelnen Ländern. Man ist in diesen Märkten oft politischer Willkür und Eingriffen in den Markt ausgesetzt, mit massiven Auswirkungen für die Anleger. Auf der Anleihenseite bieten die Emerging Markets momentan eine deutlich höhere Rendite mit einem guten Risiko-Rendite-Verhältnis.

31 RENDITE PORTFOLIO
n
#PORTFOLIO DIE ASSET-ALLOKATION 50 % Anleihen 40 % Aktien 10 % Alternative Investments 2 % Cash ANLEIHEN 12,5 % Unternehmensanleihen 10 % Staatsanleihen 7,5 % Emerging-Markets-Anleihen 5 % Geldmarkt 5 % Hochzinsanleihen AKTIEN 23,4 % Aktien USA 9,9 % Aktien Westeuropa 4,3 % Aktien Asien Pazifik 2,4 % Aktien Emerging Markets ALT. INVESTMENTS 7,5 % Gold 5 % Hedgefonds 5 % Private Markets QUELLE: ERSTE
INTERVIEW CHRISTOPH EISELE
BANK

JÄGER DER VERLORENEN SUBSTANZ

MARKTUMFELD

Die Ursprünge des ValueAnsatzes reichen Jahrzehnte auf Columbia-University-Professor Benjamin Graham zurück. Warren Buffett war ein Student Grahams. Value-Unternehmen sollten einen einzigartigen Wettbewerbsvorteil haben, der es ihnen ermöglicht, langfristig hohe Gewinne zu erzielen.

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VERANLAGUNG

Investiert wird in Qualitätsunternehmen, deren Gewinne zwischenzeitlich unter dem langfristig geschätzten Potenzial liegen und die unter ihrem inneren Wert gehandelt werden. Die Auswahl ist riesig und reicht von Exxon Mobil über JP Morgan und Philip Morris zu Tech-Aktien wie Meta Platforms.

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INTERVIEW

Johannes Hesche von Acatis Investment sucht nach einzigartigen Geschäftsmodellen mit soliden Cashflows, die sich gut prognostizieren lassen. Wobei die Substanz eines Unternehmens vielfältiger Natur sein kann. Dividenden seien ein wichtiges Signal, dass das Geschäftsmodell funktioniert.

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1. 2. 3.
RENDITE SUBSTANZ
Schatzsuche. Der Film „Der Jäger des verlorenen Schatzes“ aus dem Jahr 1981 machte Schauspieler Harrison Ford als Indiana Jones zum Weltstar.

Mehr als ein Jahrzehnt einer historischen Tiefzinsära waren vor allem Growth-Aktien begünstigt. Das Umfeld hat sich angesichts der Inflation und der höheren Zinsen schlagartig verändert. Viele Anleger legen den Fokus inzwischen wieder zunehmend auf Unternehmen mit Substanz. Dafür braucht es eine handfeste Analyse. Die Portfolioansätze der Topmanager fallen unterschiedlich aus. Auch Zertifikate bieten Chancen.

#VALUE
© MPTV/PICTUREDESK.COM
TEXT RAJA KORINEK

STILWENDE AN DEN MÄRKTEN

Die höheren Zinsen machen vielen Wachstumsunternehmen zu schaffen. Es rücken jene Unternehmen in den Fokus, die bereits Gewinne schreiben - und eine echte Substanz aufweisen.

Die vergangene Ära der Nullzinspolitik war historisch einmalig. Und sie hinterließ deutliche Spuren an den globalen Aktienmärkten. Denn sie begünstigte vor allem GrowthAktien. Günther Kornfellner, Market Maker bei der Raiffeisen Bank International AG und Referent für Value-Aktien, präzisiert: „Growth-Investoren legen den Fokus auf Unternehmen in aufstrebenden und innovativen Branchen, die häufig mit höheren Bewertungen gehandelt werden. Dafür sind Investoren bereit, einen vergleichsweise hohen Preis für die Möglichkeit eines zukünftig starken Wachstums zu zahlen.“ Aufgrund der niedrigen Zinsen war Wachstum mittels Fremdfinanzierung für die Unternehmen zudem extrem günstig.

Value-Aktien – oder Substanzwerten - wurden in jener Zeit hingegen wenig Beachtung geschenkt. Doch worum geht es? Auch hier liefert Kornfellner eine Erklärung: „Value-Investoren konzentrieren sich auf jene Unternehmen, die in der Regel in gesättigten Branchen tätig sind, von vielen Anlegern nicht wahrgenommen wurden und zu niedrigen Bewertungen gehandelt werden.“ Starke Wachstumsaussichten sind dabei teilweise begrenzt. Das Segment sei außerdem geprägt von den Branchen Industrie, Energie und Finanzen, ergänzt Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken Generali Investment. Doch auch defensive Segmente wie etwa die Pharmabranche und der Basiskonsum zählen dazu.

Zinswende stützt Value-Aktien Solche Sektoren sind inzwischen wieder zunehmend gefragt. Wögerbauer wirft einen Blick auf die Entwicklungen: „Ab November 2020 hat, beginnend mit den Impffortschritten und damit verbundenen steigenden Konjunktur- und höheren Inflationserwartungen, der Wind gedreht.“ Denn auch die Zinswende wurde dann schließlich eingeleitet. Das setze vielen Wachstumsaktien nach und nach zu. Das Value-Segment startete hingegen eine Aufholjagd, konstatiert Wögerbauer. Dazu zählte im Übrigen auch die Wiener Börse. Der ATX enthält zahlreiche Finanz-, Energie- und Industriewerte, die von der Entwicklung zunächst profitierten. Zuletzt lastete jedoch der Ukraine-Krieg auf dem heimi-

RENDITE SUBSTANZ 34
Werthaltig. Energietitel wie Eni gehören zu den Lieblingen der Fondsmanager, wenn es um Value-Aktien geht
© ENI / RICARDO
FRANCO
TEXT RAJA KORINEK

schen Leitindex, da viele Unternehmen auch stark in Osteuropa tätig sind.

Die Ursprünge des Value-Ansatzes reichen dabei einige Jahrzehnte zurück: Benjamin Graham, ehemaliger Professor an der Columbia University und Investor, wird in diesem Zusammenhang oftmals als Vater der fundamentalen Wertpapieranalyse angesehen, zeigt RBI-Experte Kornfellner auf. Grahams Buch „The Intelligent Investor“ – das Werk wurde 1949 veröffentlicht – gelte als wichtiger Wegweiser unter seinen Anhängern. Zu Grahams Studenten zählte auch Warren Buffett, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Berkshire Hathaway (Seite 98). Seine börsennotierte Holdinggesellschaft veranlagt nach eben solch einem Ansatz. Buffett ist auch bekannt als „Orakel von Omaha“, wo der Konzern seinen Sitz hat.

Günstig zum inneren Wert

Kornfellner präzisiert die Strategie Buffetts und sagt, sie lege den Schwerpunkt auf die langfristige Auswahl hochwertiger Unternehmen zu angemessenen Preisen sowie auf die Fokussierung auf den inneren Wert eines Unternehmens. Wichtig sei dabei aber auch die Berücksichtigung einer Sicherheitsmarge: „Dies bezieht sich auf den Kauf einer

Aktie zu einem Preis, der deutlich unter ihrem inneren oder fairen Wert liegt. Der Preisunterschied schafft einen Puffer, um unvorhergesehene Ereignisse, Unsicherheiten oder mögliche Fehler in der Bewertung abzufedern.“

Value als Inflationsschutz

Doch um Value-Unternehmen grundsätzlich zu identifizieren, gilt es Kornfellner zufolge, einige Punkte zu beachten: „Dazu braucht es Analysen von Fundamentaldaten wie Gewinn, Umsatz, Buchwert und Cashflow, um den inneren Wert eines Unternehmens zu bestimmen.“ Obendrein sollten Value-Unternehmen einen einzigartigen Wettbewerbsvorteil haben, der es ihnen ermöglicht, langfristig hohe Gewinne zu erzielen. In Zeiten hoher Inflationsraten und steigender Zinsen ist eine solide Preissetzungsmacht freilich besonders gefragt. Kornfellner meint weiters, ValueAktien neigten in Zeiten steigender Zinsen und Inflation deshalb dazu, eine bessere Wertentwicklung aufzuweisen. Auch

Wolfgang Ules, Asset-Management-Leiter der Schelhammer Capital Bank, beobachtet das Substanzsegment genau und verweist auf eine weitere Eigenschaft: Zumindest in der Vergangenheit schwankten die Kurse von Value-Aktien weniger als jene von Growth-Titeln.

DEM KAPITALMARKT

EINE STIMME GEBEN

Für eine breite Unternehmensfinanzierungspalette sorgen Das Finanzierungsangebot für österreichische Unternehmen muss weiter verbessert werden. Österreichische Unternehmen sollen verstärkt den heimischen Kapitalmarkt als Finanzierungsmöglichkeit wahrnehmen. • Eigenkapital stärken • Vorbörsliche Finanzierungen verbessern • Börsengänge forcieren

Altersarmut durch Vermögensaufbau verhindern

Durch eine Kombination von umlagefinanzierten und kapitalgedeckten Pensionen wird die finanzielle Versorgung im Alter unter risikodiversifizierten Gesichtspunkten gegenüber monistisch finanzierten Systemen verbessert. Im Bereich der privaten Pensionsvorsorge müssen maßgebliche Verbesse-

Inzwischen setze sich zunehmend auch die Erkenntnis durch, dass ein reines Investment in Technologieunternehmen nicht ausreiche, betont Ules. „Es braucht auch andere Branchen, so etwa aus dem Value-Bereich.“ Solche Unternehmen seien ebenfalls Teil der realen Wirtschaftswelt – und sollten in einem Portfolio nicht fehlen.

Die jüngste Tech-Rally signalisiere Experten zufolge dabei nicht das abrupte Ende von Value-Aktien. So wird der Aufwind vor allem von einigen wenigen Branchenaktien angetrieben, die insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz mitmischen. Zudem hat die Fed auf ihrer jüngsten Sitzung bereits verkündet, die Zinsen in diesem Jahr womöglich noch zweimal anzuheben. Die Inflation ist schließlich noch nicht besiegt.

% MEINE RENDITE

Seit dem Ende der Nullzinsära rücken wieder jene Unternehmen verstärkt in den Anlegerfokus, die an den Börsen als unterbewertet gelten, obwohl sie eine echte Substanz aufweisen. Die Bandbreite reicht von Banken- und Energietiteln bis hin zu defensiven Sektoren wie Pharma und Gesundheit. Die Chancen für Anleger sind somit vielfältig. n

Entgeltliche Einschaltung

rungen vorgenommen werden, da Österreich hier im internationalen Vergleich eine unterentwickelte Rolle einnimmt.

• Behaltefrist für Wertpapierverkäufe einführen • Stärkung der Pensionskassen und der überbetrieblichen Altersvorsorge

• Wirtschafts- und Finanzbildung in Schullehrplänen etablieren Kapitalmarktregulierung entstauben Durch zahlreiche Novellen im Bereich des Kapitalmarktrechts ist der Rechtsrahmen in Österreich unübersichtlich geworden, europäische Vorgaben wurden teilweise überschießend umgesetzt und haben große Interpretationslücken hinterlassen.

• Praxisnahe Gestaltung des Kapitalmarktrechts • Treffsicher machen der Aufsicht • Gold-Plating zurückdrehen www.aktienforum.org

RENDITE SUBSTANZ
Karl Fuchs Geschäftsführer Aktienforum

INVESTMENTS MIT SUBSTANZ

Die Börsenbewertungen von Substanzaktien sind günstig, die Erträge vieler ValueUnternehmen steigen. Fondsmanager setzen bei der Titelselektion dennoch auf unterschiedliche Strategien.

Value-Aktien fristeten mehr als zehn Jahre ein Schattendasein. Darauf verweist Christian Correa, Chief Investment Officer bei Franklin Mutual Series, und er ist sich sicher: „Der Stil ist auf dem besten Weg zu einem mehrjährigen Höhenflug.“ Das Inflations- und Zinsumfeld wirke unterstützend, die Erträge entsprechender Unternehmen steigen. Und die Bewertungen seien günstig. Per Ende Mai lag etwa das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) am MSCI World Growth Index bei 31,22, am MSCI World Value Index bei 13,31, wobei sich die Diskrepanz aufgrund des jüngsten Hypes bei Künstli-

che-Intelligenz-Aktien seit April 2023 noch vergrößert hat.

Unterschiedliche Ansätze

Wie aber gehen Top-Value-Fondsmanager vor? Die Wertentwicklung fällt ähnlich aus, die Ansätze sind jedoch recht unterschiedlich. Der DWS Invest CROCI World Fund (ISIN LU1769941003 für Privatanleger, LU1769940708 für Großanleger) legte in den vergangenen zehn Jahren jährlich um knapp zehn Prozent zu (per Mitte Juni), wobei CROCI für Cash Return On Capital Invested steht. Dabei wird ermittelt, wie effektiv ein Unternehmen eine Barrendite mit seinem

investierten Kapital erzielt. Für die Berechnung werden sämtliche wirtschaftliche – und nicht nur bilanzielle Vermögenswerte – erfasst. Unter anderem werden deshalb zum Beispiel auch immaterielle Vermögenswerte wie Marken oder Aufwendungen für die Forschung und Entwicklung einbezogen.

Mit der CROCI-Methode wird zudem eine einheitliche Kennzahl erstellt, das CROCI-adjustierte ökonomische KGV. Unterschiedliche Sektoren können so besser verglichen werden als mit dem herkömmlichen KGV. Anhand des CROCI-KGV werden im Fonds die 100 günstigsten

RENDITE SUBSTANZ 36
Titel ausgewählt. TEXT RAJA KORINEK Grüner Rauch? Basiskonsumgüter wie etwa vom Tabakkonzern Philip Morris zeigen Konstanz. Auch deshalb, weil sie Alternativen zum Tabakkonsum verfolgen.

Energie hoch im Kurs

Die größte Branchengewichtung entfällt derzeit auf Energie, etwa mit Exxon Mobil und ENI. Der Sektor spielt eine wichtige Rolle in der Energiewende. Investitionen in die Exploration und Produktion sinken, während die Produktion erneuerbarer Energien angekurbelt wird. Selbst bei Technologieaktien wie Meta Platforms wird die Methode fündig. Auch der Gesundheitssektor ist mit rund 16 Prozent recht hoch gewichtet.

Regional sind die USA derzeit mit rund 70 Prozent höher gewichtet als im UniValueFonds (LU0126315885 für Privatanleger; LU2355246864 für Großan-

leger). Der Fonds legte auf zehn Jahre auf Eurobasis jährlich rund 9,35 Prozent zu. Die USA haben darin zuletzt eine Gewichtung von 55 Prozent eingenommen, gefolgt von Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Stefan Brugger, Fondsmanager des UniValueFonds Global, sagt: „Europäische Value-Aktien sind im historischen Vergleich zu den US-Pendants sehr günstig bewertet.“ Zudem gebe es in Europa einige solide Substanzwerte, die unter den hohen Energiepreisen stark gelitten hätten. Inzwischen zeichne sich eine Entspannung ab.

Investiert wird in Qualitätsunternehmen, deren Gewinne zwischenzeitlich unter dem langfristig geschätzten Potenzial liegen, die aber Aussicht auf Verbesserung in einem Zeitraum von meist zwei bis drei Jahren haben. Gründe für eine Unterbewertung gebe es zahlreiche, so etwa Investitionszyklen in neue Produktgenerationen, temporär starke Kostensteigerungen oder Verwerfungen in den Lieferketten. Unter anderem zählt JP Morgan Chase zu den größten Fondspositionen. Jüngste Verwerfungen im US-Regionalbankensektor rechtfertigten den kompletten Ausstieg aus Finanzwerten nicht, meint Brugger. „Große Banken mit soliden Bilanzen gewinnen sogar Marktanteile dazu. Zudem preisen aktuelle Bewertungen stark ansteigende Kreditausfälle ein, die wir aufgrund der konservativeren Kreditvergabestandards seit der Finanzkrise so nicht erwarten.“

Überhaupt nimmt der Finanzsektor die zweitgrößte Gewichtung im Fonds ein, nach dem Gesundheitswesen. An dritter Stelle liegt der Basiskonsum, so etwa mit dem Tabakkonzern Philip Morris International. Die Tabakindustrie steht vor einem großen Umbruch und entwickelt gerade Alternativen zu Zigaretten weiter.

Günstige Bewertungen im Fokus

Der Ansatz im T. Rowe Price Funds SICAVGlobal Value Equity Fund (LU0859254822

für Privatanleger; LU0859255472 für Großanleger) ist ähnlich wie jener bei Union Investment. Der Fonds verzeichnete einen jährlichen Wertzuwachs auf zehn Jahre von gut 9,25 Prozent.

Der Fokus liegt auch hier auf Aktien, die unter ihrem inneren Wert gehandelt werden, meist aufgrund eines kurzfristigen negativen Ereignisses. „Wenn sich dieses unserer Meinung zufolge aber wieder lösen lässt, kommt solch ein Titel infrage“, sagt Portfoliomanager Sebastien Mallet. Chancen werden sowohl mit eher zyklischen als auch defensiveren Substanzaktien genutzt. So sei das Portfolio ausbalancierter und für unterschiedliche Konjunkturphasen besser gewappnet. Zu den größten Positionen zählen Konsumtitel wie Johnson & Johnson und Energiekonzerne wie Exxon.

Regional nimmt Japan mit mehr als sieben Prozent eine höhere Gewichtung ein als bei Mitbewerbern. Mallett gefällt die zunehmend aktionärsfreundliche Einstellung vieler Unternehmen. Erste Schritte hatte der ehemalige Premierminister Shinzo Abe eingeleitet. Auch die Tokyo Stock Exchange macht Unternehmen zunehmend regulatorischen Druck, effizienter zu agieren. In der Vergangenheit hatten viele Konzerne große Mengen Cash gehortet. Inzwischen nehmen etwa Aktienrückkäufe und Dividendenausschüttungen zu.

Das Vontobel-Indexzertifikat auf das Solactive Omaha Alpha Index (DE000VP7WBU0) selektiert hingegen quartalsweise die jeweils 20 besten Titel aus dem Berkshire-Hathaway-Portfolio. Dazu zählen aktuell Apple, General Motors und Master Card.

% MEINE RENDITE

Nach der jüngsten Tech-Rally – insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz – hat sich der Bewertungsabstand zu Value-Aktien vergrößert. Bei der Selektion setzen Experten auf unterschiedliche Strategien, sowohl bei Branchen als auch Regionen. Verluste sind bei allen Produkten möglich. n

RENDITE SUBSTANZ 37
© PHILIP MORRIS

Günstige Börsenkennzahlen greifen bei einem Value-Investment zu kurz, mahnt AcatisPortfoliomanager Johannes Hesche. Er erklärt, worauf es bei der Unternehmensanalyse ankommt und weshalb ein Geschäftsmodell nicht immer Gewinne schreiben muss.

Die Inflationsentwicklung sowie die Zinswende erfolgten zügig, weshalb zuletzt Value-Aktien verstärkt in den Mittelpunkt rückten. Johannes Hesche, Leiter des qualitativen Portfoliomanagements beim deutschen Vermögensverwalter Acatis Investment, verweist auf die Merkmale der zwei Ansätze und meint, dass bei Wachstumsunternehmen hauptsächlich die künftig zu erwartenden Zahlungsströme im Fokus stünden, da solche Unternehmen derzeit noch keine – oder nur geringe –Gewinne erwirtschaften.

Inwiefern spielt das Ende der Nullzinspolitik eine Rolle? - Um solche Unternehmen bewerten zu können, werden die prognostizierten Cashflows auf den aktuellen Zeitpunkt herabgezinst. Dabei gilt, je höher das aktuelle Inflations- und Zinsniveau ist, desto niedriger ist der Wert des zukünftigen Cashflows und damit des Unternehmens. Substanzwerte profitieren hingegen von höheren Zinsen,

da sie ihre Gewinne bereits heute renditebringend anlegen können.

Obendrein gelten viele Value-Aktien als unterbewertet. Worauf kommt es in diesem Zusammenhang an? - Benjamin Graham, der als Urvater des Value-Investings gilt, unterschied bei der Bewertung eines Unternehmens zwischen dessen inneren Wert und dem Aktienkurs. Ein Unternehmen sei dann unterbewertet, wenn ein Delisting und der Verkauf aller Vermögenswerte abzüglich der Verbindlichkeiten mehr wert wäre als die jeweilige Marktkapitalisierung des Unternehmens an der Börse. Value-Aktien werden somit oft unter ihrem Nettoinventarwert gehandelt, also mit einem niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Allerdings gehört bei der Bewertung auch der Blick auf die Wachstumsaussichten dazu. Zudem haben Value-Aktien im Vergleich zu Growth-Aktien nebst einem vergleichsweise niedrigen KBV oftmals auch ein vergleichs-

Die Suche nach dem Gral. Johannes Hesche sucht nach einzigartigen Geschäftsmodellen.

weise günstiges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV).

Worauf achten Sie bei der Aktienselektion? Acatis hat sich von Beginn an auf das Thema Value in der Fondspalette spezialisiert. - Aus unserer Sicht ist eine reine Bewertung nach diesen Kennzahlen unzureichend. So schneiden hierbei Banken und Energiekonzerne oftmals gut ab. Ihre Geschäftsmodelle sind jedoch sehr zyklisch, weil sie stark von der Zins- oder Ölpreisentwicklung abhängig sind oder das Geschäftsmodel womöglich in Zukunft gar nicht mehr trägt. Zudem sagen die Kennzahlen nichts über die Höhe der Unternehmensschulden aus, ein Umstand, der angesichts steigender Zinsen zunehmend in den Blickpunkt rückt. Wir betrachten daher nicht nur die fundamentalen Zahlen, sondern vor allem auch die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells. Dazu stellen wir eine Reihe an Fragen, zum Beispiel, ob es das Unternehmen in zehn Jahren noch ge-

RENDITE SUBSTANZ 38
© ACATIS TEXT RAJA KORINEK
„DIE SUBSTANZ-WELT IST VIELFÄLTIG“

ben wird oder wie stark die Kundenbindung ist. Jene Titel, in die wir investieren, müssen zudem nicht immer Gewinne ausweisen.

Können Sie dies näher erläutern? Wie passt dies zum Thema Substanz? - Die Substanz eines Unternehmens kann vielfältiger Natur sein. Zur Substanz können etwa wertvolle Produktionsstätten oder Gebäude zählen. Substanz kann aber auch immaterieller Natur sein, etwa Patente,

- Wir suchen nach einzigartigen Geschäftsmodellen mit soliden Cashflows, die sich gut prognostizieren lassen. Obendrein sollte es hohe Eintrittsbarrieren geben, sodass es mögliche Konkurrenten schwer haben, in den Markt einzutreten. Apple schafft es, laufend neue, hochpreisige Modelle auf den Markt zu bringen, ob Smartphones, Tablets oder andere Produkte. Um Kunden stärker an die Marke zu binden, gibt es zudem viele Apps im eigenen App Store zu kaufen.

hat bereits einen derart großen Kundenstamm, dass ein weiteres Wachstum nicht mehr ganz so wichtig ist. Stattdessen schüttet der Konzern einen Teil seines Gewinns über Dividenden aus und hat seit 1969 die Dividende kein einziges Mal gekürzt. Im „Acatis Value und Dividende“ liegt der Fokus auf genau solchen Unternehmen. Wichtig ist, dass die Dividenden aus dem Cashflow bezahlt und nicht etwa mit zu viel Fremdkapital finanziert werden. Divi-

MARKTENTWICKLUNG

DER INFLATION DEN WIND AUS DEN SEGELN NEHMEN

Die Inflation bleibt hoch. Dennoch liegt in Österreich viel Geld auf niedrig- oder unverzinsten Konten, mit dem Ergebnis, dass die Kaufkraft schwindet und die Ersparnisse permanent an Wert verlieren. Wie viel Geld man durch diese Art des “Nicht-Veranlagens” tatsächlich liegen lässt, zeigt ein Blick auf unseren Inflationsrechner www.raiffeisenzertifikate.at/inflationsrechner/. Nachdem sich spätestens dann viele die Frage stellen “Was kann ich tun, um zumindest die Inflationsrate auszugleichen?”, haben wir hier einen Antwortversuch: Für alle, die sich noch nicht mit Wertpapieren auseinandergesetzt haben, ist nun der richtige Zeitpunkt, damit zu beginnen. Alle, die ihr Depot noch einem Inflations-Check unterziehen müssen, sollten einen Blick auf unsere „Inflations Bonus & Sicherheit-Zertifikate werfen. Die seit dem Sommer 2021 emittierten Zertifikate dieser Serie weisen einen durchschnittlich bezahlten Zinssatz von 9,3 % vor und konnten damit nicht nur ZertifikateProfis, sondern auch viele neue Anleger:innen überzeugen. Die Anlageprodukte der “Inflations Bonus & Sicherheit”-Serie haben einen jährlichen Fixzinssatz plus einen Extrazinssatz in Höhe der europäischen Inflationsrate und eignen sich damit als echter Ausgleich für den Kaufkraftverlust. Wer auf Nummer sicher gehen will, schaut sich die Kapitalschutzprodukte von Raiffeisen Zertifikate genauer an. Hier ist erstmals seit 10 Jahren wieder ein Kapitalschutz von mehr als 100 % möglich. Eine Veranlagung in Wertpapiere ist mit Chancen und Risiken verbunden. Erfahren Sie mehr auf raiffeisenzertifikate.at oder kontaktieren Sie uns per Mail unter info@raiffeisenzertifikate.at. Also dann, Leinen los und segeln Sie mit Ihrem Depot gut durch den Sommer!

geistiges Eigentum oder Markenrechte. Wichtig ist, dass durch diese Substanz künftig Gewinne erwirtschaftet werden können. Dass ein Gewinn ausgewiesen wird, ist daher nicht unbedingt notwendig, wenn es sich nur um ein vorübergehendes Ereignis oder einen Einmaleffekt handelt. BASF hat beispielsweise im Vorjahr keinen Gewinn erwirtschaftet. Wir erwarten aber eine Verbesserung. Denn die Substanz, die Produktionsanlagen und Patente, bestehen weiterhin.

Apple gilt eigentlich als Wachstumstitel. Inwiefern erfüllt der Konzern die Kriterien für den Acatis-Value-und-Dividende-Fonds?

Auch daran verdient der Konzern. Zudem ist der Wechsel aus der Apple-Community zu einem anderen System schwierig, die Kundenbindung damit hoch.

Wie wichtig sind Dividenden in der ValueWelt? - Die Zahlung von Dividenden ist für uns keine Grundvoraussetzung für einen Value-Titel. Jedoch schütten gerade viele Value-Unternehmen einen Teil ihrer Gewinne an die Aktionäre aus, weil sie ihre „Reifephase“ erreicht haben und keine großen Wachstumspläne mehr verfolgen. Nehmen Sie etwa die deutsche Versicherungsgesellschaft Münchener Rück. Das Unternehmen

denden sind meist ein wichtiges Signal, dass das Geschäftsmodell funktioniert und regelmäßig Gewinne erwirtschaftet werden.

% MEINE RENDITE

Johannes Hesche, Leiter des qualitativen Portfoliomanagements beim deutschen Vermögensverwalter Acatis Investment, mahnt davor, bei einem Investment in Substanzaktien nur auf günstige Kennzahlen zu achten. Das Geschäftsmodell müsse analysiert werden und sollte auf soliden Beinen stehen, wobei etwa stetige Dividendenzahlung aus dem Gewinn ein gutes Zeichen dafür seien. n

RENDITE SUBSTANZ 39
HEIKE
of Raiffeisen Certificates
ARBTER Head
Entgeltliche Einschaltung

YEAR-TO-DATETRENDS DER WELTBÖRSEN

KOMMENTAR

VIEL WIND UND GEGENWIND

Das dritte Quartal wird unterschiedliche Herausforderungen mit sich bringen, denn die Wirtschaftstätigkeit dürfte gedämpft ausfallen. Zudem erwarten wir, dass die Inflation überzeugendere Anzeichen für einen Rückgang aufweisen wird, während die großen Zentralbanken voraussichtlich den Höhepunkt ihres geldpolitischen Straffungszyklus erreichen werden. Auf globaler Ebene wird China im Fokus stehen. Die langsamen Fortschritte im Reich der Mitte werden weiterhin mit einem kräftigen Anstieg der Verbraucherausgaben, insbesondere im Dienstleistungssektor, einhergehen. Diese Entwicklung lässt sich primär auf die Wiedereröffnung des Landes nach den restriktiven Covid19-Maßnahmen zurückführen. Dieser Aufwärtstrend wird jedoch gleichzeitig durch den Gegenwind eines insgesamt schwächeren Welthandels gedämpft. Für die USA prognostizieren wir, dass die Wirtschaft im dritten Quartal eine leichte Rezession durchlaufen wird. Diese sollte von einer deutlichen Abschwächung des Arbeitsmarktes begleitet werden, was den Höhepunkt der prognostizierten Zinserhöhungen der Federal Reserve bei 5,25 Prozent bestätigen könnte. In der Eurozone erwarten wir für das dritte Quartal eine nahezu stagnierende Wirtschaftsentwicklung, wobei die Aktivität jedoch voraussichtlich die milde Rezession des Winters übertreffen wird. Wir sind aber davon überzeugt, dass es noch eine beträchtliche Zeit dauern wird, bis die Europäische Zentralbank eine Lockerung ihrer Politik in Erwägung ziehen wird.

ROLAND NEUWIRTH Fondsmanager, Salus Alpha

„Kaufen würde ich derzeit Andritz, AT&S, Erste Bank, RBI und Telekom Austria. Flop sind bei mir Kapsch, Lenzing, Marinomed, Porr und Rosenbauer.“

„Meine Top-Käufe sind aktuell Bawag Group, Erste Group, OMV, Palfinger, SBO, Telekom Austria und Zumtobel.“

RENDITE BÖRSENWETTER 40
NEGATIVE PERFORMANCE (YTD) POSITIVE PERFORMANCE (YTD) PARIS (CAC 40) 7.388,65 I 14,13 % LONDON (FTSE 100) 7.642,72 I 2,56 % BUENOS AIRES (MERVAL) 409.416,51 I 101,73 % NEW YORK (DJIA) 34.299,12 I 2,05 % NEW YORK (NASDAQ) 13.689,57 I 30,79 % TORONTO (TSX) 19.975,37 I 3,05 % WELT (DJ GLOBAL) 518,10 I 12,45 % EUROPA (DJ EURO STOXX 50) 4.394,82 I 15,85 %
DAVID PAGE Head of Macro Research AXA Investment Managers CHRISTIAN HINTERWALLNER Head of Equity Research, RBI AG

STOCKHOLM (OMX 30) 2.322,64 I 13,67 %

AFRIKA (DJ AFRICA TITANS 50)

I 1,16 % JOHANNESBURG (DJ SOUTH AFRICA)

I 4,54 %

FRIEDRICH MOSTBÖCK

Head of Group Research, Erste Group Bank AG

„Meine Top-Empfehlungen sind aktuell Do & Co mit einem Kursziel von 147, EVN mit 30,50, Strabag mit 53,70, Telekom Austria mit 8,50 und die VIG mit 28,50 Euro.“

EDUARD BERGER

Vorstand, Wiener Privatbank SE

„Ich glaube, der seitwärts tendierende ATX hat Aufholpotenzial. Ich würde Aktien von Andritz, AT&S, Erste Bank und SBO kaufen. Gewinne mitnehmen würde ich bei Voestalpine.“

41 RENDITE BÖRSENWETTER FRANKFURT (DAX) 16.357,63 I 17,48 % ATHEN (ATHEX) 1.277,56 I 37,40 % WARSCHAU (WIG 20) 2.108,10 I 17,64 % ZÜRICH (SMI) 11.386,26 I 6,12 % WIEN (ATX) 3.184,88 I 1,87 % TOKIO (NIKKEI 225) 33.706,08 I 29,17% SYDNEY (ALL
7.451,20 I 3,18 % HONGKONG (HANG SENG) 20.040,37 I 1,31 % SCHANGHAI (SHCOMP) 3.273,33 I 5,96 % SEOUL (KOSPI) 2.625,79 I 17,41 %
ORDINARIES)
462,55
2.048,86

KURSE ÖSTERREICH

AKTIENKURSE

ATX-PRIME-KURSE WIENER BÖRSE (YTD)

RENDITE KURSE 42
UNTERNEHMEN ISIN KURS YTD % YTD HIGH YTD LOW 1 J % 1 J VOLA 3 J % 3 J VOLA DO & CO AG AT0000818802 137,40 55,08 137,40 85,30 60,51 32,76 196,76 43,70 ∧ Flughafen Wien AG AT00000VIE62 46,35 43,28 46,35 32,40 41,96 16,24 78,27 32,57 ∧ Immofinanz AG AT0000A21KS2 16,44 41,48 16,76 10,84 13,93 27,48 1,86 27,25 ∧ Warimpex Finanz- und Beteiligungs AG AT0000827209 0,88 35,38 0,88 0,60 1,15 66,50 –32,05 47,72 ∧ Voestalpine AG AT0000937503 32,94 32,93 36,16 25,34 34,67 36,36 68,10 30,81 ∧ UBM Development AG AT0000815402 29,00 27,19 32,90 23,20 –13,43 37,03 –11,32 31,51 ∧ Wienerberger AG AT0000831706 28,26 25,27 29,98 22,54 26,50 31,36 45,30 30,67 ∧ EVN AG AT0000741053 20,75 22,78 23,05 17,04 –2,35 26,90 45,31 27,46 ∧ Palfinger AG AT0000758305 28,85 21,99 32,50 24,50 19,46 32,17 40,39 33,81 ∧ RHI Magnesita NL0012650360 31,20 20,46 33,00 23,90 11,83 48,79 12,23 45,00 ∧ Porr AG AT0000609607 13,90 18,20 14,80 11,72 11,38 34,00 –7,71 35,05 ∧ Agrana Beteiligungs-AG AT000AGRANA3 17,50 17,06 18,10 15,00 2,34 26,92 –2,02 23,56 ∧ Telekom Austria AG AT0000720008 6,76 16,96 7,14 5,80 6,79 18,13 6,46 17,68 ∧ Semperit AG Holding AT0000785555 22,60 14,03 27,10 20,15 12,72 42,43 102,15 42,69 ∧ Pierer Mobility AG AT0000KTMI02 75,00 10,78 85,00 68,40 13,64 30,10 72,81 26,23 ∧ Österreichische Post AG AT0000APOST4 32,55 10,71 36,10 30,20 18,15 24,46 7,43 23,33 ∧ FACC AG AT00000FACC2 6,18 8,99 7,41 6,03 –12,71 33,32 –12,96 44,18 ∧ Vienna Insurance Group AG AT0000908504 24,20 8,28 27,35 22,25 7,80 20,66 23,85 22,14 ∧ Uniqa Insurance Group AG AT0000821103 7,47 6,71 8,31 7,05 8,42 17,54 23,68 22,35 ∧ Erste Group Bank AG AT0000652011 31,89 6,66 37,18 28,19 21,07 32,28 46,96 36,15 ∧ Kapsch Trafficcom AG AT000KAPSCH9 11,90 5,31 14,08 10,00 –8,60 35,24 –35,85 33,15 ∧ Polytec Holding AG AT0000A00XX9 4,75 3,26 5,28 4,45 –23,88 28,01 –13,64 29,63 ∧ Rosenbauer International AG AT0000922554 31,00 2,99 35,00 29,90 –12,18 33,20 –6,06 33,09 ∧ S Immo AG AT0000652250 12,74 2,08 15,46 11,18 –43,50 37,51 –23,35 30,44 ∧ Zumtobel Group AG AT0000837307 6,95 2,06 7,49 6,81 1,76 24,45 13,19 31,57 ∧ Frequentis AG ATFREQUENT09 28,80 1,05 32,40 26,40 –4,32 28,77 61,34 32,54 ∧ Strabag SE AT000000STR1 39,40 0,77 41,30 36,00 –5,74 18,91 63,15 26,76 ∧ Lenzing AG AT0000644505 55,20 0,73 77,00 53,60 –31,09 54,10 25,60 42,13 ∧ Addiko Bank AG AT000ADDIKO0 12,45 –1,58 15,10 11,90 16,36 31,00 85,82 33,89 ∨ Amag Austria Metall AG AT00000AMAG3 34,10 –1,73 38,00 33,50 –4,75 23,90 28,20 22,67 ∨ Andritz AG AT0000730007 52,15 –2,61 65,90 50,00 25,06 28,59 49,00 29,36 ∨ AT&S AG AT0000969985 31,10 –2,81 36,40 24,92 –29,80 43,58 83,16 44,52 ∨ Verbund AG AT0000746409 73,05 –7,12 83,15 68,05 –23,02 36,31 79,31 37,71 ∨ Mayr-Melnhof Karton AG AT0000938204 140,00 –7,41 161,60 136,00 –13,37 21,46 5,90 23,34 ∨ CA Immobilien Anlagen AG AT0000641352 26,10 –7,94 30,15 23,45 –13,72 23,21 –13,29 23,78 ∨ Schoeller-Bleckmann AG AT0000946652 52,80 –9,28 71,70 50,50 –5,71 42,86 98,50 41,26 ∨ Raiffeisen Bank International AG AT0000606306 13,80 –10,10 17,18 12,82 28,13 31,59 –20,00 39,28 ∨ Bawag Group AG AT0000BAWAG2 44,18 –11,29 58,95 40,46 0,23 32,59 40,61 32,70 ∨ QUELLE: Selbst mit Abstand sind wir Ihnen nah.

(3J)

Von 8 bis 22 Uhr unter 0800/29 55 18

DIE TOP 12 ANLEIHEN (YTM)

RENDITE KURSE 43 ANLEIHENKURSE FONDSKURSE LLB AKTIEN ÖSTERREICH 225 150 75 1.1.20 16.6.23 Quelle: baha PV-INVEST 4,15% ANLEIHE 100 75 50 16.6.22 1.1.23 Quelle: baha
FONDSNAME ISIN KURS YTD % 3 J % 5 J % LLB Aktien Österreich AT0000A1YH98 182,43 7,57 55,91 10,14 ∧ Xtrackers ATX LU0659579063 59,51 5,63 55,89 10,44 ∧ RT Österreich Aktienfonds AT0000A28E05 121,55 8,36 53,47 k. A. ∧ WSS Aktien Österreich AT0000A23PW9 107,59 8,11 52,37 k. A. ∧ Amundi Austria Stock AT0000767736 103,81 7,13 51,24 7,14 ∧ ERSTE Stock Vienna AT0000673397 177,22 7,90 49,33 10,16 ∧ RT Zukunftsvorsorge Aktienfonds AT0000659644 21,33 8,11 48,17 7,43 ∧ ViennaStock AT0000952460 320,06 7,11 48,14 5,58 ∧ RT Österreich Aktienfonds AT0000497292 11,05 7,70 47,47 7,03 ∧ Allianz Invest Aktien Austria Plus AT0000611405 137,28 6,43 46,72 4,98 ∧ 3 Banken Österreich-Fonds AT0000662275 32,77 7,67 40,85 –3,13 ∧ Raiffeisen Österreich Rent AT0000A1TMR7 8,93 0,56 –8,66 –8,89 ∨
DIE TOP 12 ÖSTERREICH-FONDS
ANLEIHENNAME ISIN KURS YTM % ZINS FÄLLIGKEIT PV-Invest 4,15% Anleihe 16-23 DE000A189CF6 70,00 121,11 4,15 05.12.2023 ∧ WEB 4% Senior-TeilSV 15-25 AT0000A1GTP3 92,00 7,63 4,00 17.12.2025 ∧ UBM 3,125% Sustainability Linked Bond AT0000A2QS11 89,88 7,08 3,13 21.05.2026 ∧ 1,625% Novomatic-Anl.16-23 AT0000A1LHT0 98,80 6,52 1,63 20.09.2023 ∧ WEB 6,5% Hybrid-Anl. 2014 AT0000A191A9 100,00 6,50 6,50 31.12.9999 ∧ 6,25% WEB Wind Hybrid-Anleihe 2016 AT0000A1MC30 98,20 6,36 6,25 31.12.9999 ∧ UBM 2,75% Anleihe 2019-2025 AT0000A2AX04 92,30 6,30 2,75 13.11.2025 ∧ PV-Invest 4,15% Anleihe 17-24 AT0000A1YY14 97,50 5,92 4,15 18.12.2024 ∧ CA Immo 1,875% Anleihe 17-24 AT0000A1TBC2 97,50 5,74 1,88 22.02.2024 ∧ UBM DEV. 3,125% Anleihe 18-23 AT0000A23ST9 99,21 5,08 3,13 16.11.2023 ∧ Sun Contracting 5% Anleihe 19-24 AT0000A292R9 100,00 4,98 5,00 01.10.2024 ∧ S IMMO 1,75% Anleihe 18-24 AT0000A1Z9D9 98,25 4,61 1,75 06.02.2024 ∧ QUELLE:

KURSE INTERNATIONAL

WÄHRUNGEN SELEKTION (YTD)

RENDITE KURSE 44
FUTTERVIEH 260 240 220 2.1.23 16.6.23 Quelle: baha
ROHSTOFFE
ROHSTOFFE SELEKTION (YTD) ROHSTOFFNAME HANDELSPLATZ KURS WÄHRUNG YTD % 3 J % 5 J % Futtervieh CME GLOBEX 243,25 USD 32,53 81,29 66,52 ∧ Orangensaftkonzentrat ICE US 265,50 USX 29,01 108,15 61,06 ∧ Zucker ICE US 24,67 USX 23,04 105,24 110,32 ∧ Kakao ICE US 3045,00 USD 17,48 26,98 33,91 ∧ Lebendvieh CME GLOBEX 179,93 USX 13,93 91,61 66,02 ∧ Kaffee ICE US 184,05 USX 10,14 86,10 59,08 ∧ Gold pro aurum 1965,00 USD 7,47 12,54 54,91 ∧ Baumwolle ICE US 85,47 USX 2,48 38,32 –8,80 ∧ Reis ECBOT 18,16 USD 0,89 –11,72 61,88 ∧ Silber pro aurum 25,75 USD 0,70 40,71 k. A. ∧ Magerschwein CME GLOBEX 88,50 USD 0,60 86,51 12,88 ∧ Hafer ECBOT 346,25 USD –5,20 5,48 44,87 ∨ WÄHRUNGSKURSE 1 EURO IN LIRA 30 24 18 2.1.23 16.6.23 Quelle: baha
WECHSELKURS Kurs YTD % 6 M % 3 J % 5 J % EUR/TRY 25,95 29,97 31,27 237,50 372,05 ∧ EUR/JPY 154,65 9,95 6,91 29,12 21,98 ∧ EUR/NOK 11,52 9,54 9,66 7,50 21,37 ∧ EUR/SEK 11,59 4,23 5,33 9,70 12,30 ∧ EUR/USD 1,10 2,81 3,47 –2,18 –4,92 ∧ EUR/CAD 1,45 0,42 0,19 –4,66 –5,35 ∧ EUR/DKK 7,45 0,19 0,17 –0,07 –0,03 ∧ EUR/CHF 0,98 –0,78 –1,15 –8,31 –15,05 ∨ EUR/CZK 23,82 –1,24 –1,72 –10,74 –7,73 ∨ EUR/GBP 0,85 –3,68 –1,94 –5,61 –2,58 ∨ EUR/PLN 4,47 –4,44 –4,54 0,48 3,67 ∨ EUR/HUF 373,00 –6,95 –7,49 7,98 15,01 ∨ QUELLE:
Wir sind immer in Ihrer Nähe.
RENDITE KURSE 45 KRYPTOKURSE BITCOIN 32.000 24.000 16.000 2.1.23 16.6.23 Quelle: baha
SELEKTION
KRYPTOASSETS WÄHRUNG KURS YTD % 3 M % 6 M % 1 J % Bitcoin USD 26358,00 59,13 –5,67 60,26 28,27 ∧ Ethereum USD 1722,40 43,88 –3,17 47,48 52,82 ∧ Ripple USD 0,49 43,69 26,48 43,83 49,70 ∧ Neo USD 7,68 25,02 –42,15 21,85 –15,52 ∧ Bitcoin Cash USD 106,98 10,43 –21,25 8,53 –11,04 ∧ Litecoin USD 77,24 10,15 –7,96 21,73 42,35 ∧ Cardano USD 0,26 6,40 –24,50 3,30 –46,12 ∧ Polkadot USD 4,53 5,21 –29,71 1,18 –39,72 ∧ Binance Coin USDT 244,10 –0,89 –27,50 1,54 13,48 ∨ Monero USD 137,39 –6,86 –10,34 –4,68 20,15 ∨ Cosmos USDT 8,73 –7,15 –29,77 –1,56 –35,13 ∨ Chainlink USD 5,16 –7,43 –27,40 –10,97 –21,80 ∨ ZINSKURSE LIBOR USD 3M 6,00 5,25 4,50 2.1.23 16.6.23 Quelle: baha ZINSEN SELEKTION (YTD) NAME ZINS/KURS YTD % 6 M % 1 J % 3 J % 5 J % Libor USD 3M 5,51 15,58 16,29 162,90 1705,79 136,46 ∧ Libor USD 6M 5,67 10,26 10,02 103,78 1266,95 127,09 ∧ Libor USD 12M 5,88 7,20 8,28 63,89 920,76 112,74 ∧ Österreich 10-jährige Staatsanleihe 3,16 0,96 10,88 41,70 1855,56 378,79 ∧ REX Gesamt 432,66 0,03 –0,87 –3,51 –12,80 –10,75 ∧ US-Treasury (10 Jahre) 3,77 –2,84 5,60 16,00 438,57 30,45 ∨ QUELLE: Selbst mit Abstand www.bnpp.at
KRYPTOWÄHRUNGEN
(YTD)

BÖRSENDATEN

TOP-HANDELSTEILNEHMER

TOP-LEERVERKÄUFE (SHORTPOSITIONEN)

RENDITE STATISTIK 46 24,78 20,69 60 70 80 90 40 100 110 120 130 13 14 15 16 17 18 19 20 50 MRD. EUR MRD. EUR MARKTKAPITALISIERUNG QUARTALSUMSÄTZE QUELLE: WIENER BÖRSE AG QUELLE: WIENER BÖRSE AG
DIE WIENER BÖRSE IN ZAHLEN *BEZIEHT SICH AUF DAS AUSGEGEBENE NOMINALE, JENEN BETRAG DER AKTIEN, DER VOM UNTERNEHMEN AUSGEGEBEN WURDE. QUELLE: FMA „NET SHORT POSITIONS OF SHARES“
PLATZIERUNG MAI (MAI/23) MARKTTEILNEHMER UMSATZ (MIO. EUR) 1. (1.) Erste Group Bank AG 754,49 2. (2.) OMV AG 728,94 3. (6.) Verbund AG 425,59 4. (7.) Bawag Group AG 327,83 5. (8.) Andritz AG 311,97 6. (5.) Voestalpine AG 294,73 7. (6.) Wienerberger AG 263,79 8. (4.) Raiffeisen Bank International AG 166,34 9. (–) CA Immo AG 158,49 10. (10.) Immofinanz AG 150,24 Gesamt Mai 2023 4435,22 Gesamt Mai 2022 6653,10 Differenz –2217,88 QUELLE: WIENER BÖRSE AG QUELLE: WIENER BÖRSE AG
MEISTGEHANDELT
PLATZIERUNG MAI (MAI/23) HANDELSPARTNER UMSATZ (MIO. EUR) 1. (1.) Morgan Stanley Europe 542,89 2. (3.) JP Morgan 421,17 3. (2.) Goldman Sachs Europe 394,76 4. (8.) HRTEU 346,35 5. (5.) UBS Europe 333,34 6. (6.) Instinet Germany 299,75 7. (3.) Bofa Securities Europe 297,52 8. (7.) XTX Markets 296,49 9. (10.) RBI AG 187,64 10. (9.) Societe General 170,95 Gesamt Mai 2023 4571,10 Gesamt Mai 2022 6991,97 Differenz –2420,87 10 20 30 12 QUARTAL QUARTAL AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE 0 Q2 121,37 118,67 11 Q1 24,78 17,30
AKTIE NETTO SHORT POSITION* IN % SEIT WANN FONDS Österreichische Post AG 2,75 02.Jun.23 Blackrock Bawag Group AG 0,72 07.Mär.23 Marshall Wace Voestalpine AG 0,72 20.Mär.23 Millennium Capital Partners Wienerberger AG 0,71 05.Mai.23 Pantechnicon Advisors Österreichische Post AG 0,69 04.Apr.23 Gladstone Capital Management 10 Q3 133,19 110,70 Q4 139,02 114,95 Q1 131,86 123,40 Q3 15,64 16,22 Q2 18,46 18,59 Q4 18,63 14,02

WIRTSCHAFTSDATEN

RENDITE STATISTIK 47 2,43 5,24 6,10 6,46 9,30 13,25 86,2 80 81 82 83 84 85 87 1 1,91 2,09 10 11 12 13 1 DEFIZIT IN % DES BIP 2 1 2 0 1 2 3 4 5 6 2 3 7 8 9 10 11 12 13 VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE % % % % MONAT MONAT QUELLE: AMS QUELLE: STATISTIK AUSTRIA ARBEITSLOSENRATE INFLATION QUARTAL QUARTAL % % –1 –2 –2,75 –5,00 –2,99 –6,25 –12,75 –5,29 GESAMTVERSCHULDUNG IN % DES BIP MRD. EUR MRD. EUR MIO. EUR MRD. EUR QUELLE: STATISTIK AUSTRIA QUELLE: STATISTIK AUSTRIA 4 3 6 7 5 BIP-WACHSTUM LEISTUNGSBILANZSALDO IN % DES BIP QUELLE: STATISTIK AUSTRIA QUELLE: OENB / STATISTIK AUSTRIA
ÖSTERREICHS WIRTSCHAFT IN ZAHLEN QUARTAL QUARTAL AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE 4 5 6 7 8 9 M A J F M A J F 114,40* Q1 Q4 2.407* 934* 0 Q4 350,77* 0 –1,33 –1,46 0 70 78,4 Q4 118,15* 108,14* 0 M J J A S O N D M J J A S O N D 112,48* 103,40* Q3 100,02* 112,46* Q2 Q4 118,15* 108,14* 104,11* Q1 –1.217* 1.254* Q3 1.060* 280* –1.321* Q2 –1.646* Q1 348,76* 327,27* Q2 334,74* 354,61* Q3 355,61* 333,13* 334,08* 100,02* Q2 112,46* 103,40* Q3 112,48* Q1 91,51* 104,11*

BANK AUSTRIA KLAGT OBERBANK-VORSTAND

Im Clinch zwischen Unicredit Bank Austria AG (Bank Austria) und Oberbank AG ist seit Ende April 2023 eine neue Runde eingeläutet. Grund dafür ist ein Begehren der Bank Austria, die beantragt hat, dass sich die Oberbank AG wegen „pflichtwidriger Ausübung ihrer Funktion als Mitglieder des Vorstandes der Oberbank AG“ im Zusammenhang mit Aktiengeschäften der Bank für Tirol und Vorarlberg AG (BTV) an ihrem eigenen Vorstand – das sind Franz Gasselsberger, Josef Weißl, Florian Hagenauer sowie Martin Seiter – schadlos halten sollte. Die Höhe des Schadens beträgt laut Bank Aus-

tria 3.050.546,40 Euro. „Behauptet wird ein Schaden von über drei Millionen Euro, der durch angeblich pflichtwidrige Ausübung der Vorstandsfunktionen entstanden sei. Dieser Vorwurf wird seitens des Vorstands entschieden als inhaltlich falsch und rechtlich verfehlt und damit offenkundig unbegründet zurückgewiesen“, heißt es vom Oberbank-Vorstand in einer Stellungnahme. Ob so ein Antrag überhaupt zulässig ist, muss jetzt ein Gericht klären. Detail am Rande: Die Bank Austria ist immer noch sauer, dass sie keinen direkten Vertreter mehr im Aufsichtsrat der Oberbank AG hat.

STARKE BANKBILANZEN

Die höheren Zinsen wirken sich stark positiv auf die Bilanzen der Banken aus. So steigerte die Erste Group Bank AG den Zinsüberschuss im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 1,39 auf 1,769 Millionen Euro um 27,1 Prozent, unterm Strich blieb im ersten Quartal 2023 ein Gewinn von 593,6 Millionen Euro, 2022 waren es 448,8 Millionen Euro. Vorstandschef Willibald Cernko gibt sich in puncto Ausblick verhalten, bei der Inflation erwartet er Entspannung, beim Wirtschaftswachstum einen Rückgang. Bei der Raiffeisen Bank

International AG erhöhte sich der Zinsüberschuss um 40,5 Prozent auf 1,385 Millionen Euro, auch das Konzernergebnis für das erste Quartal war um 48,7 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum und stieg auf 657 Millionen Euro. Spannend ist auch die verbesserte KostenErtrags-Relation mit 38,6 Prozent. Besser ist hier nur die Bawag Group AG mit 32,5 Prozent, die ein Nettozinsergebnis von 290 Millionen Euro präsentierte –ein Plus von 19,8 Prozent – und die ihren Quartalsgewinn von 110,9 Millionen auf 139,6 Millionen Euro verbesserte.

48 #BANKEN

RBI UND DIE RUSSLANDFRAGE

Bei der Hauptversammlung der Raiffeisen Bank International AG (RBI) Ende März 2023 hatte Vorstandschef Johann Strobl die derzeitigen Optionen bezüglich der RBI-Russland-Tochter aufgelistet. Verfolgt wird ein Verkauf oder eine Abspaltung der Raiffeisenbank in Russland. Inwieweit der Erlös aus einem Ver-

kauf überhaupt bei der RBI landen würde, ist nicht geklärt. Bei einem solch unsicheren Ausgang könnte es auch im Aufsichtsrat der RBI Widerstand geben. Die RBI fährt ihr Geschäft in Russland indes sukzessive zurück. Die RBI-Aktie liegt seit Jahresanfang mit rund zehn Prozent unter Wasser.

SBERBANK-RESTE GEHEN AN REMUS-CHEF

Stefan Zöchling, der Miteigentümer des Auspuffspezialisten Remus, hat sich die letzten Überreste der Sberbank Europe, die Sber Vermögensverwaltungs AG, für kolportierte 240 Millionen Euro gesichert. Zu den übrigen Interessenten zählten Ithuba von Investmentbanker Willi Hemetsberger und ein Konsortium um den ehemaligen Sberbank-Europe-Boss Gerhard Randa. Die Sberbank Europe AG war nach dem russischen Angriffskrieg in

der Ukraine ins Schleudern geraten, Liquiditätsengpässe führten zur Einstellung des Geschäftsbetriebs am 1. März 2022. Die Abwicklung der Bank ging erfolgreich über die Bühne, die Einlagensicherung musste nicht einspringen. Anadi Bank AG und Bawag Group AG hatten Asset-Portfolios der Sberbank Europa AG aufgekauft. Die Tochter der Erste Group Bank AG in Tschechien langte bei einem tschechischen Kundenkreditportfolio zu.

TICKER

Unicredit Bank Austria will mit der Unicredit Bank Slowenien fusionieren +++ Oberbank neu im VönixNachhaltigkeitsindex +++

BKS Bank holt sich über Kapitalerhöhung 38 Millionen Euro +++

RLB Steiermark begibt erfolgreich Anleihe mit Volumen von 500 Millionen +++

Sonja Sarközi dockt bei Superfund an

KARRIERE

Gregor

Hofstätter-Pobst

ist neben seiner Tätigkeit in der Wüstenrot Bausparkasse AG seit Juni 2023 Finanz- und Risikovorstand der Wüstenrot Bank AG.

Vorstandschef Wolfgang Hanzl ist jetzt auch Chief Information Officer und Chief Operating Officer der Wüstenrot-Gruppe.

Claudia Höller

verstärkt ab September 2023 den Vorstand der BKS Bank AG. Sie kommt von der Tiroler Sparkasse und wird das Risikomanagement der Bank verantworten. Weiteres Vorstandsmitglied wird Dietmar Böckmann, er kommt von der Erste Digital.

Isabella Lehner

ist im Mai 2023 in den Vorstand der Oberbank AG eingezogen. Die 36-Jährige arbeitet seit 2011 in der Linzer Regionalbank und leitete zuletzt die Abteilung Strategische Organisationsentwicklung, Digitalisierung und IT.

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ

UND DIE BANKEN

STUDIE. Die Nutzung von generativer künstlicher Intelligenz (GenAI) könnte im Bankensektor einen zusätzlichen Wert von jährlich 200 bis 340 Milliarden US-Dollar schaffen, hat die Studie „The economic potential of generative AI“ von McKinsey ergeben. GenAI-Technologien wie ChatGPT oder Dall-E können theoretisch allgemein einen jährlichen Produktivitätszuwachs von 2,6 bis 4,4 Billionen US-Dollar ermöglichen. Etwa 75 Prozent des geschätzten Werts wird GenAI in den Bereichen Kundenservice, Marketing und Vertrieb, Softwareentwicklung sowie Forschung und Entwicklung schaffen. Beispiele sind die Unterstützung von Interaktionen mit Kunden, die Erstellung von Inhalten sowie das eigenständige Generieren von Softwarecodes auf Grundlage natürlicher Sprachanweisungen.

BRANCHE BANKEN 49

KOLUMNE

KURT WEINBERGER

Vorstandsvorsitzender Österreichische Hagelversicherung

JE MEHR SUPERMÄRKTE, DESTO TEURER!

Die Konsumentinnen und Konsumenten zahlen in Österreich laut einer aktuellen Studie der Europäischen Zentralbank für Lebensmittel im Durchschnitt 14 Prozent mehr als in Deutschland. Der Hauptgrund liegt darin, dass wir hierzulande die höchste Anzahl an Supermärkten pro 100.000 Einwohner in der Europäischen Union haben. Im Vergleich zu Deutschland gibt es in Österreich 50 Prozent mehr Lebensmittelgeschäfte. So zählt man bundesweit aktuell 60 Lebensmittelgeschäfte pro 100.000 Einwohner, während es in Deutschland nur 40 sind. Deren Erhalt und Betrieb sind gerade auch wegen der hohen Energiepreise enorme Kostenfaktoren: je mehr Märkte, je mehr Verkaufsfläche, desto teurer! Diese Kosten zahlen am Ende auch die Konsumentinnen und Konsumenten. Zudem wurde Österreich durch die großzügigen Baugenehmigungen von Supermärkten samt großflächigen Parkplätzen in den vergangenen Jahren an den Ortsrändern zubetoniert (und die Landschaft somit unwiederbringlich verschandelt). Gleichzeitig führte diese Unordnung in der Raumordnung zum Aussterben vieler Ortskerne. Es ist daher höchste Zeit, diese Verfehlungen in Österreichs Raumordnungspolitik zu korrigieren. Zum Wohle der Natur, zum Wohle unserer Konsumentinnen und Konsumenten.

k.weinberger@derboersianer.com

NACHHALTIGKEIT BEI DEN KUNDEN

NOCH NICHT ANGEKOMMEN

Herr Misark, Nachhaltigkeit wird auch in der Lebensversicherung zunehmend wichtig. Wie stark ist die Nachfrage? – Das Thema ist noch nicht wirklich bei den Kunden angekommen. In Gesprächen zeigt sich immer wieder, dass hier noch sehr viel Aufklärungsbedarf besteht und eine exakte Zuordnung mitunter schwierig werden kann. Vor allem die Detailfragen sind für viele nicht so einfach beantwortbar.

Wie wirken sich die gestiegenen Zinsen auf die Lebensversicherung aus? – Die höheren Zinsen ermöglichen es uns, die Einnahmen aus laufenden Verträgen sowie aus dem Neugeschäft zu einem höheren Zinsni-

veau anzulegen. Sollte das Zinsniveau längerfristig hoch bleiben, hätte das positive Effekte auf die Überschüsse, somit könnte die Rendite der Verträge für unsere Versicherten steigen.

Wirkt sich die hohe Inflation auf die Nachfrage nach Lebensversicherungen aus? – Der starke Anstieg der Inflationsrate hat naturgemäß die gesamte Wirtschaft, aber auch die privaten Haushalte vor große Herausforderungen gestellt. Bei Lebensversicherungen sind inflationäre Schwankungen aber nur eines von vielen Szenarien, die in unserem Gesamtrisikoprofil miteinkalkuliert sind.

EINE MILLIARDE EURO SCHÄDEN DURCH

NATURKATASTROPHEN

Unwetter, Überschwemmungen, Stürme, Hagel oder extreme Trockenheit verursachen in Österreich jährlich Schäden von einer Milliarde Euro, berichtet der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO). Klaus Scheitegel, Vizepräsident des Verbands, rechnet in den nächsten Jahren mit einer starken Zunahme dieser Schäden. Zum Vergleich: Nach

dem Jahrhunderthochwasser 2002 sei die Schadenssumme noch bei 300 Millionen bis 400 Millionen Euro gelegen. Scheitegel fordert angesichts der deutlichen Zunahme der Katastrophenschäden eine Änderung des Versicherungsvertragsgesetzes. Damit sollte die Volldeckung von Naturkatastrophen in der Feuerversicherung ermöglicht werden.

50
#VERSICHERUNGEN
MICHAEL MISARK Hauptbevollmächtigter HDI Lebensversicherung AG

Rechtsguide 2023

AUFSICHTSRÄTE

Die mächtigsten Anwälte im ATX Prime

COMPLIANCE

Robert Eichler: Auf Wolf Theiss und OMV folgte eigene Kanzlei

STRAFRECHT

Wie Manager die Anklagebank vermeiden

© SCIENCE PHOTO LIBRARY / PICTUREDESK.COM
RECHT
BEWEGT DEN MARKT
EXKLUSIV
Anwälte bestimmt 62
Wie künstliche Intelligenz die Zukunft der

QUALITÄTSSTANDARD

FÜR „GREEN BONDS“: DER EU GREEN BOND STANDARD

Bis Ende März 2023 wurden laut ICMA (International Capital Market Association) nachhaltige Anleihen im Umfang von rund 223 Mrd. USD begeben. Bis Jahresende könnte das Rekordemissionsvolumen nachhaltiger Anleihen aus dem Jahr 2021 eingestellt werden. Die Zielsetzung ist klar: Die Einführung eines freiwilligen „Goldstandards“ soll Investoren die Identifikation von ökologisch nachhaltigen Investitionen erleichtern und „Greenwashing“ verhindern. Wird sich der EU Green Bond Standard etablieren können?

Wann ist eine Anleihe „europäisch und grün“?

Die Bezeichnung „Europäische Grüne Anleihe“ bzw. „European Green Bond“, kurz „EuGB“, soll nur für Anleihen verwendet werden dürfen, die über ihre gesamte Laufzeit den Maßstab der Verordnung erfüllen. Um die Bezeichnung „EuGB“ verwenden zu können, muss ein Prospekt gemäß Prospektverordnung veröffentlicht werden; somit müssen EuGB öffentlich angeboten werden oder an einem geregelten Markt notieren. Die EU setzt dabei auf drei Säulen: Erlösverwendung, Transparenz und externe Kontrolle.

Verwendung der Erlöse

Die Verordnung erlaubt eine Verwendung der Emissionserlöse für Anlagegüter, Investitionsausgaben, Betriebsausgaben und finanzielle

Vermögenswerte, sofern diese sowohl einen wesentlichen Beitrag zu einem oder mehreren der Umweltziele der Taxonomie-Verordnung (u.a. Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel) leisten, als auch deren detaillierte technischen Bewertungskriterien erfüllen. Für Investitionen in Sektoren, für welche erst Bewertungskriterien im Rahmen der EU-Taxonomie geschaffen werden müssen, wurde ein Flexibilitätsrahmen von 15 Prozent des Emissionsvolumens vorgesehen. Dieser Zugang ist aus Sicht des EU-Gesetzgebers nachvollziehbar, für global tätige Unternehmen aber mit Herausforderungen verbunden.

Standardisierte Offenlegungspflichten Emittenten sind verpflichtet, ein Factsheet zur Anleihe zu veröffentlichen und einer externen Bewertung durch einen unabhängigen Prüfer zu unterziehen. Zudem müssen Jahresberichte über die Erlösverwendung aufbereitet und auch diese wiederum extern überprüft werden. Letztlich sind die erreichten positiven Umweltauswirkungen nach vollständiger Verwendung der Erlöse in einem „Impact Report“ festzuhalten.

Aufsicht über externe Bewerter Für externe Prüfer wird ein Zulassungssystem und Corporate-Governance-Regeln festgelegt, um die Qualität der Prüfung sicherzu-

stellen. Die Verordnung enthält zudem detaillierte Anforderungen an die Durchführung der Prüfprozesse. Bei Verstößen durch externe Prüfer werden Aufsichtsbehörden Sanktionsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Um Greenwashing zu unterbinden, sind ebenso weitreichende Sanktionen gegen Emittenten vorgesehen. Diese reichen von „Naming and Shaming“, über umsatzbezogene Geldstrafen bis zum Aussetzen vom Handel bzw. der Nichtzulassung des Instruments an der Börse.

EU-Standard als Selbstläufer?

Die Verordnung muss noch im Rat und Parlament beschlossen werden, was für den Herbst erwartet wird. 12 Monate später soll sie in Kraft treten. Der vorläufige Text der Verordnung anerkennt, dass sich anhand der ICMA Green bzw. Social Bond Prinzipien ein Marktsegment etabliert hat: Im Gegensatz zum ursprünglichen Kommissionsentwurf sieht der nunmehr veröffentlichte Entwurf eine Opt-in-Möglichkeit für Emittenten bereits ausgegebener Sustainability-Linked Bonds oder Green bzw. Social Bonds vor: Diese können die Offenlegungspflichten des EUStandards anwenden und damit das EU-Label führen, unterstellen sich damit aber auch der Aufsicht durch die nationalen Aufsichtsbehörden.

Abzuwarten bleibt freilich, ob und zu welchen ökonomischen Konditionen sich Instrumente unter dem EuGB-Standard durchsetzen werden können.

www.freshfields.com

EIN NEUER
Entgeltliche Einschaltung
Am 28. Februar 2023 einigten sich die EU-Institutionen auf einen vorläufigen Text für eine Verordnung über Europäische Grüne Anleihen, auch EU Green Bond Standard genannt.
Stephan Pachinger

Liebe Börsianer!

Mit dem neuen Rechtsguide wollen wir Ihnen einen Überblick über Entwicklungen am Markt liefern.

Wer sich Hoffnungen darauf gemacht hat, dass die Regulierungswelle abebbt, muss diese spätestens mit der jüngsten Bankenkrise begraben. Mit dem „Regulierungsradar“ (Seite 54) zeigen wir Ihnen, welche Gesetze in den nächsten Monaten auf Sie zukommen. Auch in anderen Bereichen wagen wir einen Blick in die Zukunft. Das Thema künstliche Intelligenz (KI) ist allgegenwärtig und hat nun die Rechtsbranche voll erfasst. Vielleicht ist die technologische Entwicklung noch nicht so weit, dass Roboter Urteile fällen und bedenkenlos in der Rechtsberatung eingesetzt werden können, aber viele Anwaltskanzleien wagen ihre ersten Schritte mit der KI, und eine Börsianer-Umfrage (Seite 62) zeigt, dass weitere Schritte folgen werden.

Während die Rechtsanwälte das Thema KI mit etwas Skepsis erwarten, haben vor allem die Strafrechtsexperten inzwischen alle Hände voll damit zu tun, ihre Mandanten durch langwierige Ermittlungen inklusive medialer Vorverurteilungen zu führen. Die nun bald flächendeckend eingesetzten Whistleblowing-Systeme führen dazu, dass die Zahl der Ermittlungen zunimmt. Klar ist, wenn einmal der Ermittler vor der Tür steht, braucht man die Hilfe eines Anwalts. Was Verdächtige oder Beschuldigte aber selbst dazu tun können, um möglichst ungeschoren aus so einer Situation herauszukommen, lesen Sie auf Seite 66.

Über die Arbeit von Österreichs mächtigsten Rechtsanwälten in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen können Sie sich ebenso informieren wie über den langjährigen OMVCompliance-Chef Robert Eichler (Seite 58), der unter CEO Alfred Stern seinen Hut nehmen musste und nun mit einer eigenen Anwaltskanzlei neu durchstarten will.

Viel Spaß beim Lesen! Ach ja, das Börsianer Journal Recht kann man auch sehr gut am Strand lesen!

Ihre Angelika Kramer

Leitung Börsianer Journal Recht a.kramer@derboersianer.com

„Durch die zwei Linien der Berichte an CEO und Aufsichtsrat ergaben sich häufig Spannungen.“

66

69

Inhalt Börsianer Journal

54 Regulierungsradar

Die wichtigsten neuen Gesetze für die Finanzbranche

58 Porträt

Ex-OMV-Compliance-Chef Robert Eichler

62 Umfrage Was KI für Anwälte bedeutet

66 Tipps für Manager Was tun, wenn man ins Visier der Ermittler kommt

69 Aufsichtsräte Der Anwalt als Kontrollor

72 Zahlen, Daten, Fakten Wer ist der Branchenprimus?

74 Events der Branche Im Rausch der Sinne

JOURNAL RECHT 53
Rene Benko wurde im Chorherr-Prozess vor ein paar Monaten freigesprochen. Edith Hlawati ist seit vielen Jahren eine der mächtigsten Anwältinnen der Branche.
RECHT
PETER EICHLER 58

Kassa klingelt. Die Gesetzesvorhaben der EU-Kommission kommen nicht überall gut an, die Anwälte sind deshalb aber gut im Geschäft.

Für den Finanzmarkt bleibt die rechtliche Situation, Erleichterungen für Marktteilnehmer zu schaffen, unübersichtlich. Vor allem bedingt durch Bestrebungen der EU. Ein Ausblick auf den Dschungel der geplanten Gesetze.

Rechtsradar: Neue Gesetze

JOURNAL RECHT 54 © EU / CHRISTOPHE LICOPPE
TEXT ANGELIKA KRAMER
#GESETZE

Seit der großen Finanzkrise im Jahr 2008 haben Gesetzgeber überall auf der Welt die Finanzmärkte mit einem regelrechten Regulierungstsunami – Stichwort Mifid, Solvency – überschwemmt. Hauptziel dieser Rechtsvorschriften war mehr Sicherheit für Kunden und mehr Stabilität im weltweiten Finanzsystem. Diese Entwicklung ist bis heute nicht abgeschlossen. Die Bestrebungen, insbesondere der EU-Kommission, gehen nach wie vor in Richtung Sicherheit und Stabilität. Einige jüngere Gesetzesvorhaben verfolgen aber auch andere Zielsetzungen wie Vereinfachungen für Marktteilnehmer oder das große Thema Nachhaltigkeit – ESG. Was auf der einen Seite vom Gesetzgeber möglicherweise Vereinfachungen bringt, bringt auf der anderen Seite neue Bürokratie mit sich. Unter dem Strich wird es für Unternehmen also komplizierter.

Der Börsianer hat sich bei Rechtsexperten in den großen Wirtschaftskanzleien umgehört und die wichtigsten gesetzlichen Neuerungen, die in den nächsten Monaten zu erwarten sind, zusammengetragen. Dabei richtet sich das Hauptaugenmerk auf die Themenbereiche Kapitalmarkt, Banken, Corporate/ M&A und Compliance. Zwölf Gesetzesvorhaben, die man im Blick haben sollte.

1. Der EU Listing Act: Damit will die EU die europäischen Kapitalmärkte für EU-Unternehmen attraktiver machen und den Zugang zum Kapitalmarkt für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) erleichtern. Ein Entwurf dazu wurde Ende letzten Jahres vorgelegt, mit einem Inkrafttreten ist nicht vor 2025 zu rechnen. „Dadurch ergeben sich eine Reihe an Änderungen die zum Teil auch für Marktteilnehmer nachteilige Folgen haben und die kritisch sind“, resümieren Florian Klimscha und Stephan Pachinger von Freshfields. So gilt insbesondere die Begrenzung der Prospektlänge als umstritten. Denn, so die Exper-

ten: „Das kann dazu führen, dass die Anleger nicht alle für eine Anlageentscheidung erforderlichen Informationen erhalten.“ Außerdem sieht der Entwurf die Abkehr von der Ad-hocPublizität bei „gestreckten Sachverhalten“ und das Führen einer Liste permanenter Insider vor.

2. Das Retail Investment Package (RIP): Das RIP hat vor allem Verbraucher- und Kleinanlegerinteressen im Auge. „Jetzt erkennt der europäische Gesetzgeber, dass es für Kleinanleger durchaus verwirrend sein kann, was da so an Offenlegungen durch die Gegend fliegt“, meint Gernot Wilfing von der Kanzlei Müller Partner. Neben einer Änderung der gegenüber Anlegern offenzulegenden Informationen soll auch die Produktaufsicht und Governance erweitert werden. Barbara Just, Rechtsanwältin bei Dorda: „Wird die Richtlinie beschlossen, besteht weitgehender Anpassungsbedarf für Finanzdienstleister.“

3. Der Digital Operational Resilience Act (Dora): Um Finanzunternehmen widerstandsfähiger gegen Cyberattacken zu machen und um die digitale Betriebsstabilität zu erhöhen, ist auf EU-Ebene der sogenannte Digital Operational Resilience Act oder kurz Dora verabschiedet worden. Dieser führt dazu, dass Finanzunternehmen und für diese tätige IT-Unternehmen ab 17. 1. 2025 mit einer Vielzahl neuer Vorschriften im Bereich Cybersecurity konfrontiert werden. Zudem werden EU-weit einheitliche Berichtspflichten für Vorfälle in Zusammenhang mit der IT-Sicherheit von Fi-

nanzunternehmen geschaffen. „Insbesondere kleinere Institute werden dadurch vor die Herausforderung gestellt, ihre internen IT-Abteilungen technisch aufzurüsten und personell zu verstärken, was mit hohen Implementierungs-, aber auch laufenden Kosten verbunden ist. Daher erwarten wir einen Anstieg von bankseitigen Auslagerungen an spezialisierte IT-Unternehmen, um den Anforderungen unter Dora möglichst kosteneffizient nachkommen zu können“, glaubt Robert Wippel, Finanzrechtsexperte von Baker McKenzie Wien.

4. Virtuelle Hauptversammlungen: Die österreichische Regierung hat kürzlich einen Ministerialentwurf präsentiert, der die Durchführung von Gesellschafter- und Hauptversammlungen per Videokonferenz nun dauerhaft gesetzlich regeln soll. Damit sind auch in Zukunft virtuelle und hybride Versammlungen möglich. Solche virtuellen Versammlungen sollen aber nur zulässig sein, wenn dies in der Satzung oder im Gesellschaftsvertrag vorgesehen ist. Insbesondere Kleinanlegervertreter laufen dagegen Sturm, weil sie befürchten, dass das Interesse der Kleinaktionäre an virtuellen Hauptversammlungen noch geringer ausfällt als jenes an physischen. Das Gesetz soll bereits Mitte Juli 2023 in Kraft treten.

5. Die MiCA-Verordnung (Markets in Crypto Assets): Vielbeachtet hat das Europäische Parlament kürzlich den weltweit ersten Rechtsrahmen für Krypto-Assets beschlossen. Die Verordnung soll 2024 in Kraft treten und für mehr Rechtssicherheit sorgen, weil Service-Provider künftig Zulassungen benötigen und Anforderungen an Betrieb, Organisation und Unternehmensführung erfüllen müssen, die jenen traditioneller Banken ähneln. Zahlreiche Exper-

JOURNAL RECHT 55
„GesMob-Gesetz bedeutet für Unternehmen mehr Rechtssicherheit.“
PETER BLASCHKE

VirtuelleHauptversammlungen

DigitalBaselIVOperationalResilienceAct(„Dora“)

dungslandschaft in Österreich wesentlich verändern und den Wirtschaftsstandort nachhaltig fördern.“

Gesellscha srechtliche Mobilitäts-Gesetz

ten gehen davon aus, dass die europäische Kryptoregulierung einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Kontinenten bringen könnte.

6. Das Gesellschaftsrechtliche Mobilitäts-Gesetz (GesMobG): Eine Umsetzung der bereits seit 2019 in Kraft befindlichen EU-Mobilitätsrichtlinie in österreichisches Recht dürfte unmittelbar bevorstehen. Dieses Gesetz schafft einen einheitlichen Rahmen für grenzüberschreitende Verschmelzungen, Sitzverlegungen und Spaltungen. Rechtsanwalt

Peter Blaschke von der Kanzlei FWP gewinnt dem Gesetzesentwurf viel ab: „Diese Änderungen sind zu begrüßen und für einen gesellschaftsrechtlich mobilen Binnenmarkt unabdingbar. Eine Umsetzung des Gesellschaftsrechtlichen Mobilitäts-

CSRDNachhaltigkeitsberichtsgesetz CSDDD

CorporateSustainabilityDueDiligenceDirective Green Claims Directive

Gesetzes bedeutet für Unternehmen deutlich mehr Mobilität und Rechtssicherheit.“

7. Das österreichische Start-up-Paket mit der Flex Cap: Die neu einzuführende flexible Kapitalgesellschaft soll den Bedürfnissen von Start-ups entgegenkommen und zu Vereinfachungen bei der Gründung führen, etwa durch die Senkung des Mindestkapitals auf 10.000 Euro. In einem parallel dazu geschnürten Startup-Förderungspaket werden steuerliche Begünstigungen für Mitarbeiterbeteiligungen und Wandeldarlehen eingeführt. Das Paket soll 2024 in Kraft treten. Start-up-Experte und Herbst-Kinsky-Partner Philipp Kinsky: „Die Einführung der Flex Cap sowie die steuerliche Begünstigung von Mitarbeiteranteilen wird die Grün-

8. Richtlinie zur Geschlechtervielfalt: Die EU-Richtlinie ist bereits seit 2022 in Kraft und soll die Geschlechterverhältnisse in den Leitungsorganen börsennotierter EU-Unternehmen verbessern. Bis Ende 2024 müssen die Mitgliedstaaten nationale Vorschriften erlassen, welche die Unternehmen dazu verpflichten, 40 Prozent ihrer nichtgeschäftsführenden Direktorenposten und 23 Prozent aller Vorstandsposten mit dem „unterrepräsentierten Geschlecht“, sprich mit Frauen, zu besetzen. Bis 2026 bleibt den Unternehmen dann Zeit, diese Anforderungen zu erfüllen. Auch Strafen können verhängt werden, sollten dem nicht nachgekommen werden. In Österreich ist hier noch ein weiter Weg zu gehen, sieht man sich die aktuelle Frauenquote in ATX-Vorständen an. „Jede Quote polarisiert. Tatsache ist aber, dass sich dadurch etwa die Diversität im Aufsichtsrat spürbar verstärkt und die Pluralität der Meinungsbildung verbessert hat. Was institutionelle Stimmrechtsvertreter wie Glass Lewis seit langem fordern, wird nun auch gesetzlich verpflichtend“, sagt Ursula Rath, Partnerin bei Schönherr.

9 Das Nachhaltigkeitsberichtsgesetz (CSRD): Im Rahmen der ESG-Prinzipien weitet die EU die Berichtspflicht für Unternehmen stufenweise aus. Ab 2026 werden auch börsennotierte KMUs dazu verpflichtet, jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht abzuliefern. In Österreich sind 50.000 Unternehmen davon betroffen.

10 Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) oder EULieferkettengesetz: Erst kürzlich hat sich das Europäische Parlament für ein EU-Lieferkettengesetz ausge-

JOURNAL RECHT 56
MiCA-Verordnung EUListingAct RetailInvestmentPackageRIP DigitalOperationalResilienceAct DORA Richtlinie zur Geschlechtervielfalt Österreichisches Start-up-Paket mit Flex Cap
GmbH–Mindestkapital KAPITALMARKT CORPORATE/M&A BANKEN COMPLIANCE Regulierungsradar. Diese Themen werden den Markt in den nächsten Monaten bewegen.
GesMobG

sprochen, das Unternehmen dazu verpflichtet, mehr Verantwortung für Menschenrechte, Arbeitsrechte und die Umwelt zu übernehmen (Seite 73). Betroffen sind Unternehmen mit 250 Mitarbeitern und mehr als 40 Millionen Euro Umsatz. Vorgesehen sind Übergangsfristen bis zu fünf Jahren. Schon jetzt sind aber österreichische Unternehmen wegen des deutschen Lieferkettengesetzes, das seit Jahresbeginn gilt, von der Thematik betroffen.

11 Die Green Claims Directive: Diese Richtlinie soll Greenwashing stärker regulieren. Der Entwurf soll im Frühjahr 2024 ins Europäische Parlament kommen.

12 Basel IV: Mit Basel IV steht eine Novelle des Regelwerks für Eigenkapitalvorschriften von Banken in den Startlöchern. Teil dieser Novelle ist die signifikante Erhöhung der Risikogewichtung bei jenen Finanzierungen, die aus den Cashflows einer

Creating opportunities. That’s law.

finanzierten Immobilie zurückgezahlt werden sollen. Darüber hinaus soll es zu einem generellen Anstieg der Risikogewichtung für die Finanzierung gewerblich genutzter Immobilien kommen. Basel IV soll ab 1. 1. 2025 stufenweise in Kraft treten. Baker-McKenzie-Experte Robert Wippel: „Das wird aufgrund steigender bankseitiger Kosten für die Eigenmittelunterlegung auch für zusätzliche Belastungen aufseiten der Kreditnehmer sorgen.“ n

JOURNAL RECHT
fwp.That’s law. www.fwp.at Fellner Wratzfeld & Partner Rechtsanwälte GmbH Schottenring 12, 1010 Wien T +43 1 537 70-0 E office@fwp.at
„Geschlechtervielfalt wird gesetzlich verpflichtend.“
URSULA RATH
„Basel IV wird für zusätzliche Belastungen aufseiten der Kreditnehmer sorgen.“
ROBERT WIPPEL
„Wird RIP beschlossen, besteht Anpassungsbedarf für Finanzdienstleister.“
BARBARA JUST

Der Saubermann

Compliance-Officer. Ab 2016

musste Robert Eichler in der OMV AG kontroversiellere Prüfungen durchführen. Ein Spagat.

JOURNAL RECHT 58
#PORTRÄT
© MARTIN EDER
„Ich saß mitunter zwischen zwei Stühlen.“
ROBERT EICHLER

VITA ROBERT EICHLER RECHTSANWALT

Robert Eichler (49) war mehr als zehn Jahre Chief Compliance Officer, seit 2016 auch Leiter der Internen Revision der OMV AG, ehe er sich im Februar dieses Jahres mit einer eigenen Anwaltskanzlei (Eichler-Law) selbstständig gemacht hat. Dort arbeitet er mit Erwin Spitzer, einem langjährigen Korruptionsexperten, zusammen. Vor seiner Zeit bei der OMV AG war Eichler Partner bei der Anwaltskanzlei Wolf Theiss und bei der internationalen Sozietät Covington & Burling in New York tätig.

Vor kurzem hat sich Robert Eichler, der langjährige Compliance-Chef der OMV AG, mit einer eigenen Anwaltskanzlei selbstständig gemacht. Die Geschichte einer wechselhaften Konzernkarriere.

Die letzte Hauptversammlung der OMV AG brachte nicht nur für den ehemaligen CEO Rainer Seele die Entlastung, sondern auch für Robert Eichler, den langjährigen Compliance-Chef des Unternehmens. Denn auf dieser Aktionärsversammlung wurde ihm erstmals öffentlich mitgeteilt, dass die vom jetzigen Vorstandschef Alfred Stern veranlasste Sonderprüfung der Ära Seele keinerlei Beanstandung von Eichlers Arbeit zutage förderte. Nachdem ihm das Unternehmen, für das er mehr als zehn Jahre gearbeitet hat, über Monate hindurch auf mehrfache Bitten keine schriftliche Auskunft erteilte, musste Eichler den Weg über das Auskunftsrecht des Aktionärs gehen.

Ein unwürdiges Ende einer langen Konzernkarriere. 2011 wurde Eichler vom damaligen OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer ins Unternehmen geholt, um dort eine Compliance-Abteilung auf die Beine zu stellen. Bereits davor hat sich der Jurist, damals noch als externer Anwalt, im Konzern in Rumänien seine Sporen verdient. Die OMV Petrom wurde damals mit tausenden Klagen von Mitarbeitern und ehemaligen Mitarbeitern eingedeckt, die Forderungen aus deren Arbeitsverträgen geltend machten. Denn im Kommunismus gewährte man häufig Entlohnungen für alles Mögliche, die Dokumentation fehlte allerdings oft. Der Anwalt brachte damals Ordnung ins Chaos und legte letztlich viele dieser Streitigkeiten zur Zufriedenheit der Konzernspitze bei. Es folgte die Übersiedlung nach Wien, und eine eindrucksvolle Unternehmenskarriere begann. „Das war damals meine schönste Zeit bei der OMV, weil in der Zeit sehr viel Aufbauarbeit im Bereich Compliance und Governance geleistet wurde“, so Eichler zum Börsianer. Außerdem war CEO Ruttenstorfer im Unternehmen durch seine faktenbasierte und loyale Art gegenüber den Mitarbeitern bekannt.

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TEXT ANGELIKA KRAMER

Schlechte Stimmung ab Roiss

Die anfängliche Fünf-Mann-Abteilung wurde größer und größer, bald war Eichler für 20 Mitarbeiter zuständig. Die Abteilung war in erster Linie dafür verantwortlich, dass die OMV-Mitarbeiter die zahlreichen kartellrechtlichen, strafrechtlichen und kapitalmarktrechtlichen Regeln einhielten. Mit den Jahren änderte sich aber die Arbeit des obersten Konzern-Saubermanns. „Ab 2016 wurden immer öfter kontroversielle Prüfungen im Unternehmen vorgenommen“, berichtet Eichler, sprich seine Abteilung musste immer häufiger investigativ gegen die eigenen OMV-Mitarbeiter vorgehen. „Da berührt man natürlich auch die persönlichen Interessen mancher Mitarbeiter, auch wenn dies im gesetzlichen Rahmen erfolgt.“ Damit macht man sich nicht unbedingt sehr beliebt.

Bereits unter Gerhard Roiss als Chef der OMV AG sei die Stimmung im Haus schlechter geworden. Das Match lautete oft Upstream gegen Downstream und umgekehrt. Und auch als Seele mit seiner sehr deutschen Art kam, sei es nicht

besser geworden. „Die Funktion als Compliance-Chef ist schwierig, da man auch unangenehme Themen aufgreifen muss. Dadurch, dass ich zwei Berichtslinien hatte, an den CEO und an den Aufsichtsrat, ergaben sich häufig Spannungen, man sitzt mitunter zwischen zwei Stühlen“, so der Ex-OMV-Manager. Außerdem kam es immer öfter zu Kontroversen zwischen Management und Betriebsrat, und mittendrin war die Compliance-Abteilung von Eichler. So wurden auch immer öfter Unternehmensinterna an die Medien gespielt. Die Suche nach dem oder den Maulwürfen im Unternehmen beschäftigte Eichler und die Medien. „Problematisch ist, dass Interna an Medien gegeben werden, um Druck auf die Führung auszuüben. Wirklich verhindern kann man das nicht. Es ist eine immer gebräuchlichere Methode, um Unternehmenspolitik zu gestalten“, findet der Jurist.

Millionen-Bonus?

Einer breiten Öffentlichkeit wurde Eichler vor allem deshalb bekannt, weil er

von Seele in einem Sideletter zusätzlich zu seinem recht üppigen Gehalt noch weitere kolportierte zwei Millionen Euro zugesprochen bekam. Dafür, so mutmaßten einige Medien, soll der inzwischen auch zum Leiter der Revision beförderte Manager einige von Seeles umstrittenen Sponsoringdeals oder Privatjetausflügen recht rasch als unbedenklich eingestuft haben. Eichler: „Der Sideletter war im Wesentlichen die Zusage des OMV-Sozialplans, die aber nur im Fall der Kündigung durch die OMV AG schlagend wurde, vor einer Versetzung hätte er nicht geschützt. Im Hinblick auf das Risiko, das mit jeder Revisionstätigkeit einhergeht, ist so eine Zusage gerechtfertigt, besondere Absicherungen der Audit-und-Compliance-Funktion sind auch üblich. Sozialpläne gibt es in der OMV AG seit Jahrzehnten.“

Schlussstrich von Stern

Jedenfalls hat der neue CEO Alfred Stern einen Schlussstrich unter die OMV-Karriere Eichlers gezogen. „Über die Gründe kann ich nur spekulieren. Mark Garrett

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Atmosphäre. Das Match Upstream gegen Downstream sorgt bei der OMV bis heute für eine angespannte Stimmung. © OMV AG

hat bei der Hauptversammlung festgehalten, dass Internal Audit & Compliance die Aufgaben unter meiner Leitung professionell wahrnahm und die Audits objektiv, sorgfältig und unabhängig durchführte. Aber in dem Job muss man damit rechnen, dass die Tätigkeit endet, wenn es zum Wechsel im Vorstand kommt“, meint der Compliance-Mann pragmatisch. Dass es dann zu weiteren

Leaks über seinen Arbeitsvertrag kam, habe ihn aber doch gestört. Für Eichler war nach seinem – eher unerfreulichen – Abgang klar, dass er von nun an selbstständig arbeiten wollte. „Es gibt in Österreich kein mit der OMV vergleichbares Unternehmen. Jedes andere Unternehmen wäre ein Abstieg gewesen. Außerdem wollte ich nicht weiter in einem Angestelltenverhältnis tätig sein. Ich schätze die Freiheit des Anwaltsberufs“, begründet er seine Entscheidung, eine Anwaltskanzlei zu gründen.

Starke Compliance-Welle

Und dabei kommt ihm seine Erfahrung als Compliance-Manager zugute. „Im Grunde mache ich die Themen weiter, die ich auch schon bei der OMV betreut habe“, sagt der 49-Jährige. Ein paar Monate ist Eichler-Law jetzt am Markt. Die Kanzlei zählt bereits vier Manager zu ih-

ren Mandanten, die von internen Untersuchungen betroffen sind. „Von ihnen wird offenbar geschätzt, dass ich die Dynamiken in einem Unternehmen gut verstehe“, glaubt Eichler. Dass der Bereich Compliance ein stark wachsender ist, daran besteht für den Jungunternehmer kein Zweifel: „Die Welle wird sich eher noch verstärken, weil durch das neue Hinweisgeberschutzgesetz auch kleinere Unternehmen betroffen sein werden.“ Man kann also davon ausgehen, dass Eichler auch in seiner Zeit nach der OMV nicht langweilig wird.

Ganz gekappt hat er die Fäden zu seinem ehemaligen Arbeitgeber aber ohnehin nicht, denn er will weiterhin Aktionär bleiben: „Die OMV-Aktie ist ja auch ein toller Dividendentitel. Ich habe sogar kürzlich OMV-Aktien zugekauft und glaube an das Unternehmen und seine Mitarbeiter.“ n

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„Problematisch ist, dass Interna an Medien gehen, um Druck auf die Führung auszuüben.“
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Auf dem Weg zum Roboter-Anwalt

Im Auge des Betrachters. Wie viel künstliche Intelligenz (KI) verträgt das Ego der Anwälte, und wie viel geben die Kanzleien für KI aus? Wir haben nachgefragt.

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#UMFRAGE
© SCIENCE PHOTO LIBRARY / PICTUREDESK.COM

Das Thema künstliche Intelligenz (KI) hat längst auch die heimische Anwaltsszene erreicht. Eine Umfrage des „Börsianer“ zeigt auf, welche Fragen die Großkanzleien dabei am meisten beschäftigen.

Es klingt wie der Inhalt einer US-Anwaltsserie: Steven A. Schwartz hat sich bei der Suche nach Präzedenzfällen für eine Klage gegen eine Airline ChatGPT zu Hilfe genommen. Doch statt echte Fälle aufzulisten, erfand die KI Fantasie-Fälle und blamierte den New Yorker Anwalt vor Gericht. Ihm drohen nun Sanktionen, weil er die von ChatGPT gelieferten Ergebnisse nicht überprüft hatte. Nach diesem Fall entbrannte in den USA – nicht zum ersten Mal – die Diskussion darüber, ob und wie massiv KI in die Arbeit der Anwälte eingebunden werden sollte.

Das Thema ist längst auch in Österreich angekommen und erfährt mit der breiten Anwendbarkeit von ChatGPT noch einmal eine Beschleunigung. Auch der Börsianer hat sich der Materie angenommen und eine Umfrage unter Österreichs großen Rechtsanwaltskanzleien durchgeführt, wie relevant sie das Thema künstliche Intelligenz für ihre Branche wirklich einschätzen. Manche der Antworten fielen dabei sehr eindeutig aus wie jene auf Frage eins – ob die Kanzlei bereits KI verwendet.

Wie Teenage-Sex

Als Anwendungsgebiete wurden von den Kanzleien vorwiegend Dokumentanalyse, Übersetzungsarbeit, Analyse von Ar-

beitsprozessen, Due Diligence, Massenverfahren, interne Untersuchungen im Bereich Kartellrecht oder Compliance, Marketing und PR sowie Know-how-Analyse genannt. Nur zwei internationale Kanzleien gaben an, auch generative KI, also eine Technologie, die auch Inhalte erzeugen kann, einzusetzen. „Es ist ein bisschen so wie mit Teenage-Sex. Alle reden davon, aber kaum einer hat es wirklich“, glaubt Sophie Martinetz, die an der WU das Legal Tech Center leitet. Die meisten Anwaltskanzleien würden wie das „Meerschweinchen vor der Schlange“ auf die KI reagieren, so Martinetz. Dies hänge auch mit zahlreichen rechtlichen Unsicherheiten in erster Linie datenschutzrechtlicher Natur zusammen. Vor allem beim Einsatz generativer KI würde der Großteil der Rechtsanwälte noch zuwarten.

Differenzierter fällt die Antwort auf die Frage aus, wie viel die Kanzleien für KI im Jahr ausgeben. Immerhin geben dabei 36,4 Prozent an, sich ihre KI mehr als 50.000 Euro pro Jahr kosten zu lassen. „80 Prozent aller Anwälte in Österreich haben kein Microsoft 365“, weiß Martinetz. Genau das könnte aber der entscheidende Faktor auf dem Weg zu flächendeckender Verbreitung der KI sein. Denn Microsoft 365 kommt im Herbst mit ChatGPT auf den Markt. Diese mögliche Investition warten einige nun ab.

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UMFRAGE

Künstliche Intelligenz

Die Zukunft der Anwälte scheint jedenfalls insofern vorgezeichnet, als 100 Prozent der Befragten auf jeden Fall mit dem Einsatz von KI in ihrer Kanzlei im nächsten Jahr rechnen.

Wahrung der Geheimhaltung

Ebenso eindeutig fällt die Antwort auf Frage vier aus. Was genau sich aber für Anwälte verändert, scheint für viele Kanzleien noch etwas vage zu sein. Besonders ausführlich fiel die Einschätzung der Kanzlei Wolf Theiss dazu aus: „KI wird die Arbeit von Rechtsanwälten, aber auch die Erwartungshaltung der Mandanten an diese verändern, so wie sie auch Einfluss auf andere Industriebereiche haben wird. So ist der Einsatz KIbasierter Lösungen für die Bewerkstelligung einfacher, strukturierter Aufgabenstellungen wie etwa im Mahnwesen oder bei Registersachen naheliegend. In Zukunft könnten KI und andere technische Lösungen unter anderem ein schnelleres und effizienteres Arbeiten ermöglichen, etwa durch die Automatisierung von Prozessen und Recherchen, die Erkennung von Mustern oder zur Unterstützung bei der Einschätzung der Erfolgswahrscheinlichkeit bestimmter Rechtsstreitigkeiten. Wichtig ist jedoch zu bedenken, dass KI-basierte Tools, um erfolgversprechend eingesetzt zu werden, große Datenmengen verarbeiten müssen. Es wird sich daher noch zeigen, wie es in der Rechtsbranche gehandhabt bzw. ermöglicht werden soll, jene großen Volumina an Daten bereitzustellen, insbesondere unter Wahrung der erforderlichen Geheimhaltungspflichten. Darüber hinaus werden Mandanten mit der Einführung von KI auch eine neue Erwartungshaltung an die Rechtsanwälte haben, die gemanagt werden muss. KI kann ein wirkungsvolles Werkzeug sein, aber dieses wird weiterhin von Rechtsanwälten eingesetzt werden müssen. Der Glaube, dass durch KI Ant-

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Verwenden Sie in der Kanzlei KI? 100 % 0 % Ja Nein Wird die KI in der Rechtsbranche Jobs kosten? 55 % 45 % Ja Nein Ist der juristische Beratungsbedarf bezüglich KI in Ihrer Kanzlei im letzten Jahr angestiegen? 73 % 27 % Ja Nein Wird sich durch die KI etwas in der Rechtsprechung ändern? 82 % 18 % Ja Nein Haben Sie vor, in den nächsten zwölf Monaten KI zu verwenden? 100 % 0 % Ja Nein Wird die KI die Arbeit der Anwälte verändern? 100 % 0 % Ja Nein Wie viel geben Sie jährlich für KI aus? 0 % 18 % 18 % 36 % 27 % Nichts Unter 10.000 10.000–50.000 Mehr als 50.000 K. A.
© BÖRSIANER, NEUROFLASH QUELLE: BÖRSIANER

Künstliche Intelligenz. Dieses Foto wurde von der KISoftware Neuroflash generiert. Der Auftrag war: „Erstelle mir ein Bild, das künstliche Intelligenz und eine Umfrage darstellt. Die Zielgruppe der Umfrage sind Anwälte."

worten automatisiert und auf Knopfdruck erhältlich sein werden, ist trügerisch.“

Der Großteil der Befragten geht davon aus, dass KI nicht nur die Arbeit der Rechtsanwälte, sondern auch jene der Rechtsprechung verändert. Allerdings sollte der Staat hier noch einiges Geld lockermachen. Denn eine Analyse der Washington Brookings Institution bescheinigte kürzlich, dass Österreich in Sachen KI – ähnlich wie Uganda und Mexiko – gerade einmal „aufstrebend“ sei. Andere Industrienationen geben im Vergleich deutlich mehr Geld aus.

Dass Rechtsstreitigkeiten durch KI sogar entschieden werden, halten die meisten aber doch für Zukunftsmusik. Schönherr verweist in dem Zusammenhang aber auf einen kolumbianischen und einen pakistanischen Richter, die bereits ChatGPT bei der Urteilsfindung eingesetzt haben. „Die Sachverhaltsfeststellung wird noch wichtiger, da diese auf einer Vielzahl von Wertungsfragen beruht, deren Grundlagen wie Stimme, Verhalten des Beklagten noch nicht technisch verfügbar sind“, glaubt etwa Freshfields.

Am differenziertesten wurde jedenfalls die Frage beurteilt, ob die KI Jobs kosten werde. Die meisten Befragten rechnen damit, dass sich der Aufgabenbereich der Juristen ändern wird: weg von standardisierten Arbeiten hin zu mehr Soft Skills und technischen Fähigkeiten. So glaubt etwa BPV Hügel: „In bestimmten Bereichen werden Jobs mittelfristig wegfallen. Allerdings wird auch zu KI weiterer Rechtsberatungsbedarf entstehen.“

Der Großteil der befragten Kanzleien kann diesen erhöhten Rechtsberatungsbedarf bereits heute feststellen. Die häufigsten Fragen der Mandanten drehten sich laut der Umfrage dabei um urheber-, vertrags- und datenschutzrechtliche Themen. n

für Passagiere abfliegend von Gates

für Passagiere abfliegend von Gates

Schweigen ist Gold

Wie reagiert man als Manager auf die Einleitung einer Hausdurchsuchung oder die Beschlagnahme des Handys, und wie setzt man sich gegen mediale Vorverurteilungen zur Wehr? Ein paar Expertentipps.

Selten in der Justizgeschichte saßen gleichzeitig so viele Manager – noch dazu unterschiedlicher Unternehmen – auf der Anklagebank eines österreichischen Gerichts. Rene Benko, Erwin Soravia, Michael Tojner, Günter Kerbler, Willi Hemetsberger – sie alle mussten sich im ChorherrProzess für Amtsmissbrauch und Bestechung verantworten. Nach fünf Jahren Ermittlungstätigkeit der Wirtschaftsund Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) folgte im Jänner 2023 schließlich der Freispruch für alle Angeklagten. „Die Anklage hatte keinerlei Substanz,

die Vorwürfe waren von Beginn an falsch und haltlos. Das Gericht hat ein sehr faires Beweisverfahren durchgeführt und die Dinge umfassend geklärt. Damit ist das Thema für mich erledigt“, meinte Immo-Zampano Benko kurz darauf in einer schriftlichen Stellungnahme.

Für Benko mag das Thema vielleicht erledigt sein, für manch andere Manager wie etwa für Ex-Casinos-Austria-AGChefin Bettina Glatz-Kremsner oder den neuen VIG-Chef Hartwig Löger ist das leidige Kapitel Ermittlungen – sie beide werden als Beschuldigte im CasinosVerfahren geführt – noch nicht erledigt.

Ebenso wenig wie für Ronny Pecik, Eva Dichand oder Sigi Wolf. Er wurde soeben in der Causa Eurofighter angeklagt. Was die Betroffenen dabei am meisten stört, sind überlange Verfahren und eine Vorverurteilung durch die Öffentlichkeit. Der jüngst publizierte Wirtschaftskriminalitätsreport der Kanzlei PetscheDemmel Pollak etwa zeigt, dass 76 Prozent von 167 befragten Entscheidungsträgern die Dauer von Ermittlungsverfahren als zu lange empfinden.

Whistleblower-Gesetz als Auslöser Manager bekommen es aber nicht nur

#STRAFEN
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TEXT ANGELIKA KRAMER Thema erledigt. Immobilieninvestor Rene Benko wurde im Chorherr-Prozess freigesprochen.

immer öfter mit „normalen“ strafrechtlichen, sondern auch mit finanzstrafrechtlichen und unternehmensinternen Ermittlungen zu tun. Ein entscheidender Grund für die steigende Anzahl der Verfahren ist das sogenannte Hinweisgeberschutzgesetz, besser bekannt als Whistleblowing-Gesetz, das nun gerade von Unternehmen bis hinunter zum 50-Mann-Betrieb umgesetzt werden muss. Der Börsianer hat sich unter TopExperten umgehört, was zu tun ist, wenn man ins Visier der Ermittler gelangt ist, und hat die wichtigsten Tipps zusammengefasst.

Kein Widerstand bei Hausbesuch

Felix Ruhmannseder, Partner in der Wiener Anwaltskanzlei Wkk, die hochkarätige Beschuldigte wie etwa die ExMinisterin Sophie Karmasin oder den früheren Commerzialbank-Chef Martin Pucher verteidigt, rät im Fall einer Hausdurchsuchung: „Auf keinen Fall Widerstand leisten!“ Denn dieser Widerstand macht die Ermittler nicht nur noch neugieriger und kann im schlimmsten Fall sogar als Widerstand gegen die Staatsgewalt gewertet werden, was strafbar ist. In jedem Fall solle man sich aber die Anordnung zur Hausdurchsuchung aushändigen lassen und kopieren.

Schweigen ist Gold

In einem zweiten Schritt sollte man dann möglichst seinen Rechtsvertreter hinzuziehen, rät Franz Althuber von der Kanzlei Althuber Spornberger, der vorwiegend in Steuerverfahren zum Einsatz kommt. Ähnlich wie Wirtschaftsstrafermittlungen nehmen Finanzstrafverfahren stark zu. In der Corona-Zeit hat sich einiges aufgestaut. „Man sollte die Beamten bitten, auf den Anwalt zu warten. Ob sie das allerdings tun, bleibt ihnen überlassen.“ In jedem Fall gilt aber: Schweigen ist Gold, und zwar überall. „Man denke nur daran, die Beamten warten in der Kantine, und am Nebentisch plaudert die Sekretärin relevante Interna aus.“

Damit so etwas nicht passiert, raten Ruhmannseder und Althuber zu Vorabschulungen des gesamten Personals, angefangen von den Empfangsmitarbeitern über die Sekretärin bis hin zur IT-Abteilung. Dabei sollte geklärt werden, wer im Ernstfall kontaktiert wird und was man sagen darf oder besser

nicht sagen sollte. Ruhmannseder warnt zur Vorsicht: „Viele Ermittler sind sehr erfahren und sehr nett.“ Das verleitet manchen Mitarbeiter zum Plaudern, und der Ermittler macht danach einen Aktenvermerk, wie er es gehört haben will. Und die Liste der Kontaktpersonen sollte in größeren Unternehmen gleich mehrere Rechtsbeistände umfassen, denn meist finden Hausdurchsuchungen an mehreren Standorten gleichzeitig statt.

Keine Emotionen

Für den ehemaligen Compliance-Chef der OMV AG und Anwalt Robert Eichler gilt zuallererst, wenn man von konzerninternen Untersuchungen Wind bekommt: Emotionen rausnehmen! „Natürlich neigt man dazu, in so einer Situation emotional zu agieren, aber man muss sich bewusst sein, dass von nun an alle Handlungen, die man setzt, Handlungen sind, die dokumentiert und später beurteilt werden.“

Besser persönlich als telefonisch Außerdem agieren Betroffene meistens zu schnell, weiß Eichler. „Sie wollen die Themen hinter sich bringen. Das tut ihnen im Nachhinein aber oft leid. Zu schnelle Unterschriften bereut man oft.“ Und Achtung! Entlassungsgründe müssen, damit sie nicht verwirken, von einem Unternehmen schnell geltend gemacht werden, also ein gewisser Zeitdruck besteht schon. Dadurch entsteht auch Druck auf den Mitarbeiter. Aber auch wenn dann der Rechtsanwalt einmal eingebunden ist, sollte nicht unbedingt hemmungslos loskommuniziert werden. Ruhmannseder: „Selbst beim rechtlich geschützten Austausch mit dem Anwalt sollte man das persönliche

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©
GEORGES SCHNEIDER / PICTUREDESK.COM
„Zu Beginn werden die meisten Fehler gemacht werden.“
FRANZ ALTHUBER
„Viele Ermittler sind sehr erfahren und sehr nett.“
FELIX RUHMANNSEDER

Gespräch der schriftlichen oder telefonischen Kommunikation vorziehen. Schon um Missverständnisse und zweideutige Interpretationen zu vermeiden.“

Die Momente am Beginn der Ermittlungen sind jedenfalls die entscheidenden, hier kann man dem Verfahren als Beschuldigter noch einen Spin geben. „Ich schätze, dass zu Beginn die meisten Fehler gemacht werden“, glaubt auch Althuber. Was ihm im Steuerbereich oft widerfährt: dass bei einer routinemäßigen Betriebsprüfung irgendetwas Verdächtiges gefunden wird und aus der Betriebsprüfung auf einmal eine finanzstrafrechtliche „99er-Prüfung“ –gemäß § 99 Finanzstrafgesetz – wird. „Oft ist es dann aber schon zu spät, weil während der Betriebsprüfung schon zu viel gesagt wurde.“

Daten nicht löschen

Eine immer zentralere Bedeutung bei Ermittlungen jeglicher Art spielen elektronische Geräte. Vom Löschen von Daten oder Gesprächen rät Anwalt Ruhmannseder dringend ab: „Das kann als Vernichten von Beweisen gewertet werden. Das wiederum hieße Verdunkelungsgefahr und ist sogar ein Haftgrund“, warnt der Experte. PINs oder Codes müsse man aber nicht unbedingt herausrücken. Ob es allerdings ratsam ist, die Ermittler hinzuhalten, ist fraglich. Man kann aber jedenfalls, so Ruh-

mannseder, der Beschlagnahme von Geräten widersprechen und gegebenenfalls die Versiegelung von Unterlagen beantragen.

Sind die Ermittlungen einmal im Gange, hat der Beschuldigte kaum eine Möglichkeit, das Verfahren zu beschleunigen. Vor allem bei komplexen Fällen und Ermittlungen über die Staatsgrenze hinaus, muss man fast immer mit jahrelangen Verfahren rechnen. „Aber“, so Anwalt Ruhmannseder, „der kurze Prozess ist nicht unbedingt ein Vorteil des Betroffenen.“ Auch wenn es länger dauert, sollte man die rechtlichen Mittel ausschöpfen und sich, so gut es geht, zur Wehr setzen, glaubt er.

Nicht mediengeil sein Dass die lange Zeit von Ermittlungsbeginn bis zur Anklage oder – noch häufiger – zur Einstellung des Verfahrens eine sehr anstrengende und psychisch schwierige Zeit ist, liegt vor allem an der medialen Berichterstattung und häufig auch Vorverurteilung. Aber wie damit umgehen? „Dafür gibt es kein Patentrezept. Man muss von Fall zu Fall entscheiden, wer wie viel kommuniziert“, sagt Ruhmannseder. Wenn allerdings in Medien die Persönlichkeitsrechte verletzt werden, hätte man schon die Möglichkeit, sich dagegen zu wehren. Aber der Anwalt gibt zu bedenken: „Will man wirklich dann noch ein zweites Mal mit

#TIPPS

HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN

1. Kein Widerstand bei Hausdurchsuchung

2. Beamte bitten, auf Anwalt zu warten

3. Liste haben, wer im Ernstfall kontaktiert wird

4. Schweigen ist Gold

5. Emotionen rausnehmen

6. Persönliches Gespräch besser als Telefon oder E-Mail

7. Daten nicht löschen

einer Richtigstellung in der Zeitung stehen?“ Steuerrechtsexperte Althuber rät grundsätzlich gegenüber Medien zur Zurückhaltung: „Wir raten eher dazu, nicht zu mediengeil zu sein.“ Denn Medien würden dann in der Folge weitere Informationen erwarten, und der Fall käme nie aus der Öffentlichkeit heraus.

Strafprozessordnung ist zu alt

In diesem Zusammenhang hält Anwalt Ruhmannseder auch ein von der Regierung gefordertes Zitierverbot aus Strafakten für sinnvoll. „Das wäre ein wesentlicher Aspekt, um ausufernde einseitige mediale Berichterstattung im Ermittlungsverfahren zu verhindern“, glaubt er. Auch die Auswertung von elektronischen Daten hält er aktuell für zu ausufernd, weil oft der gesamte Datenbestand beschlagnahmt wird. „Die Strafprozessordnung ist schon sehr alt. Es wird Zeit, dass der Gesetzgeber bezüglich der Sicherstellung von Datenträgern und vor allem Handys eine Reform angeht.“

Das hat übrigens auch Armenak Utudjian, Präsident des Österreichischen Rechtsanwaltskammertags, mehrfach gefordert. Bis zu etwaigen gesetzlichen Änderungen kann es aber noch dauern. Für Beschuldigte heißt das wohl, sich auf die bestehenden Gegebenheiten, wie von den Experten empfohlen, einzustellen. n

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Noch nicht vorbei. Ex-Finanzminister Hartwig Löger, der neue Vorstandschef der Vienna Insurance Group AG, wird als Beschuldigter im Casinos-Austria-Verfahren geführt. © BMF

Schwierig. Öbag-Chefin

Edith Hlawati saß und sitzt in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen, einige davon hatte ihre damalige Kanzlei Cerha Hempel auch gleichzeitig beraten.

#AUFSICHTSRAT

Der Anwalt als Kontrollor

Einen kleinen Vorgeschmack, wie turbulent es auf Hauptversammlungen von VW zugehen kann, bekam Günther Horvath am 10. Mai 2023 schon einmal: Proteste von Klimaaktivisten vor der Versammlung in Berlin, Tortenwerfer während des Aktionärstreffens. Am 10. Mai wurde der 70-jährige Rechtsanwalt aus Wien aber immerhin von 98,5 Prozent der abgegebenen Stimmen in den Aufsichtsrat des größten deutschen Autobauers gewählt. Dass ihn derlei Tumulte noch aus der Ruhe bringen, darf bezweifelt werden, sitzt doch der langjährige Vertraute von Wolfgang Porsche, dem die Torte eigentlich galt, seit 2018 bereits im Aufsichtsrat der Porsche SE und soll Ende Juni als solcher von den Aktionären erneut für eine Amtsperiode gewählt werden. Horvath ist damit Österreichs mächtigster Aufsichtsrat, auch wenn er diese Funktion nicht in Österreich wahrnimmt.

2018 hat sich der gebürtige Salzburger für eine Zweitkarriere als Aufsichtsrat und gegen eine Verlängerung seiner Karriere in der Anwaltskanzlei Freshfields, deren Partner er bis dahin war, entschlossen. Denn Freshfields hat die

Policy, dass neben der anwaltlichen Tätigkeit keine Aufsichtsratsmandate erlaubt sind, zumal die Kanzlei auch VW zu ihren Mandanten zählt. Diese Doppelfunktion – Berater und Aufsichtsrat – teilt die Anwaltschaft generell in zwei Lager: in solche, die kein Problem damit haben, und in jene, die die Tätigkeiten für unvereinbar halten. Dem ersten Lager gehörte jedenfalls Edith Hlawati an, deren Kanzlei Cerha Hempel jahrelang als Berater bei der Österreichischen Post AG und der Telekom Austria AG fungierte und dafür Honorare kassierte, während sie zeitgleich als Unternehmenskontrollorin tätig war. Dafür heimste die Top-Juristin auch häufig Kritik ein. Denn „zu groß ist die Gefahr, in eine problematische Doppelrolle zu rutschen. Das muss unbedingt vermieden werden, daher entweder rechtliche Beratung oder Aufsichtstätigkeit“, rät WU-Professorin Susanne Kalss. Sie fragt sich: „Wie frei kann ich sein und die Entscheidung im Aufsichtsrat für die Zustimmung treffen, wenn ich als Anwalt bei einer Transaktion eine entscheidende Rolle in der Verhandlung habe und eine Fee zu erwarten habe oder – jedenfalls im Stil-

len - wenn ich die Interessen eines anderen Klienten mitberücksichtige und daher nicht allein das Interesse meiner Gesellschaft im Auge habe?“ Genau diese Freiheit von sachfremden Interessen fordert aber das „Business Judgement Rule“, das seit 2016 in Österreich gilt.

Doch mit all diesen Problemen muss sich Hlawati seit dem letzten Jahr nicht mehr herumschlagen, sitzt sie doch nun nicht mehr als aktive Anwältin, sondern als Chefin der staatlichen Beteiligungsholding Öbag in gleich mehreren Aufsichtsräten staatsnaher Unternehmen (Seite 71). Mit insgesamt vier Mandaten, darunter zwei Vorsitzen, ist sie bestimmt die mächtigste Rechtsanwältin im ATX Prime. Lediglich die deutsche Wirtschaftsanwältin Susanne Weiss kann noch auf zwei Aufsichtsratsposten in heimischen börsennotierten Unternehmen verweisen.

Überschießende Anforderungen

Georg Riedl, Partner in der Anwaltskanzlei Frotz Riedl und seit vielen Jahren im Aufsichtsrat der AT&S AG, hat dafür eine Erklärung: „Vor allem bei börsennotierten Unternehmen ist der Aufwand sehr

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© BÖRSIANER / DIETER BRASCH
In vielen Aufsichtsräten börsennotierter Gesellschaften spielen Anwälte entscheidende Rollen. Manchmal auch Doppelrollen.
TEXT ANGELIKA KRAMER

GEORG RIEDL

groß.“ Speziell wenn man – so wie er –Zusatzfunktionen wie zweiter stellvertretender Vorsitzender und Vorsitzender des Nominierungs- und Vergütungsausschusses innehat. „Die Anforderungen an Unternehmen werden immer mehr, um nicht zu sagen, sie sind überschießend“, so Riedl. Insgesamt, schätzt der Rechtsanwalt, würde er im Jahr eineinhalb bis zwei Monate mit reiner Aufsichtsratstätigkeit verbringen. Jedoch kommen bei ihm noch etliche Mandate nichtbörsennotierter Unternehmen hinzu wie bei der Salinen AG, bei Schrack, der Wiener Städtischen Versicherungen AG oder Wiesenthal, um nur die wichtigsten zu nennen. Vor allem ESG-Themen und das Lieferkettengesetz hätten in den letzten Jahren nicht nur Anwälte, sondern auch Aufsichtsräte sehr be-

schäftigt. „Als Berater sollten wir dem Gesetzgeber Provision zahlen“, meint er scherzhaft. Wegen des großen Aufwands beschäftigt der AT&S-Aufsichtsrat auch externe juristische Berater. Riedl, der auch im Vorstand der Androsch und Dörflinger Privatstiftung sitzt, also auch Vertrauter beider Haupteigentümer der AT&S AG ist, hält es bei Corporate Governance wie die Kanzlei Freshfields: Beratung und Kontrolle nicht parallel, auch wenn das, wie er betont, rechtlich zulässig sei. „Als Aufsichtsrat muss man gegenüber dem Vorstand manchmal auch hart auftreten. Ob man das als Berater ähnlich forsch tut?“

Nicht so streng

Insolvenzrechtsexperte Alexander Isola sieht das nicht so streng. Er ist seit

als Aufsichtsrat leichter an Mandate kommt.“

Jahren mit Andritz-Eigentümer Wolfgang Leitner befreundet und übt seit sieben Jahren ein Aufsichtsratsmandat beim steirischen Maschinenbauer aus. Bevor er Aufsichtsrat wurde, war er bereits juristischer Berater von Leitner und ist dies noch heute. Allerdings hält sich die insolvenzrechtliche Beratung bei der Andritz AG bislang sehr im Rahmen. Und auch die Arbeit der Kanzlei Graf Isola, bei der Isola als Partner tätig ist, für die Andritz AG ist überschaubar: „99 Prozent der Beratung erfolgt durch andere Kanzleien“, berichtet der Rechtsanwalt. Isola: „Wenn wir ein Mandat hatten, musste das immer offengelegt werden.“ Und tatsächlich zeigt ein Blick in den Andritz-Geschäftsbericht, dass Graf Isola 2022 gerade einmal Honorare im Ausmaß von 21.000 Euro abgerechnet ha-

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„Gefahr ist groß, in eine problematische Doppelrolle zu rutschen.“
SUSANNE KALSS
„Es ist nicht mehr so, dass man
FLORIAN
KHOL
„Anforderungen an Unternehmen sind überschießend.“
Die Mächtigen. Edith Hlawati (1) sitzt als Öbag-Chefin im Aufsichtsrat der Verbund AG und der OMV AG, bei der Telekom Austria AG und der Österreichischen Post AG ist sie Aufsichtsratsvorsitzende; Nikolaus Ankershofen (2) ist Aktionär und seit 2010 Aufsichtsrat der Mayr-Melnhof Karton AG; Elisabeth Krainer Senger-Weiss (3) redet seit 2014 bei der Erste Group mit, Andrea Gritsch (4) beaufsichtigt seit drei Jahren die Agrana, Philipp Hoffmann-Ostenhof (5) seit 2017 die Do & Co AG. © BEIGESTELLT; GLANEGGER, WOLF THEISS; ÖBAG; MOMENT PHOTO 1. 3. 5. 4. 2.

#ÜBERBLICK

AUFSICHTSRÄTE IM ATX-PRIME

Unternehmen Name Funktion AR seit

Erste Group AG

OMV AG

Verbund AG

Voestalpine AG

Elisabeth Krainer Senger-Weiss 2. AR-VStv 2014

Edith Hlawati 1. AR-VStv 2022

Edith Hlawati 1. AR-VStv 2022

Florian Khol einf AR 2019

Andritz AG Alexander Isola einf AR 2016

Mayr-Melnhof Karton AG Nikolaus Ankershofen 2. AR-VStv 2010

Österreichische Post AG

Uniqa Insurance Group AG

Edith Hlawati AR-Vors 2007

Huberta Gheneff-Fürst einf AR 2018

Christian Kuhn 1. AR-VStv 2006

Markus Andreewitch einf AR 2014

AT&S AG Georg Riedl 2. AR-VStv 1999

Do & Co AG Peter Hoffmann-Ostenhof 1. AR-VStv 2017

Telekom Austria AG

Edith Hlawati AR-Vors 2001

Porr AG Karl Pistotnik AR-Vors 2012

Agrana Beteiligungs-AG

Addiko Bank AG

UBM Development AG

ben. Anders als andere Aufsichtsräte empfindet Isola sein Arbeitspensum aber über die Jahre als gleichbleibend: „Es war zu Beginn viel, und es ist jetzt

Susanne Weiss einf AR 2012

Andrea Gritsch einf AR 2020

Monika Wildner einf AR 2020

Susanne Weiss einf AR 2015 QUELLE:

durch die wogende See gefahren.“ Darüber hinaus leiste die Rechtsabteilung des Konzerns exzellente Arbeit.

viel.“ Auch die letzten Krisenjahre haben dem Insolvenzrechtler – jedenfalls bei der Andritz AG – keine Mehrarbeit beschert: „Andritz ist wie ein Dampfer

GASTKOMMENTAR

Börsengänge leichter gemacht

Die aktuelle Entwurfsfassung des Listing Acts zur Abänderung der Prospektverordnung stellt die aktuell weitreichendste anstehende Neuerung im Kapitalmarktrecht dar. Sie soll eine Vereinfachung und einen erleichterten Kapitalmarktzugang für KMUs durch eine Anhebung der Schwellen für prospektfreie Emissionen, eine Verringerung von Zeit- und Kostenaufwand bei

Börsengängen und Sekundäremissionen und eine Rückkehr zu Mehrstimmrechtsaktien ermöglichen. Die derzeit in Österreich unzulässigen Mehrstimmrechtsaktien sollen zur Absicherung der Kontrolle über das Unternehmen durch die Gründer im Zuge eines Börsengangs zulässig sein. Die Initiative ist grundsätzlich sehr zu begrüßen. Das Ziel einer tatsächlichen „Kapital-

Im Gegensatz zu Riedl und Isola sieht sich Florian Khol als unabhängiger Aufsichtsrat, jedenfalls einer, der keinem Eigentümer nahesteht. Der Kapitalmarktrechtsexperte der Kanzlei Binder Grösswang ist seit vier Jahren bei der Voestalpine AG im Aufsichtsrat. „Bei der Voestalpine hat das Tradition, dass ein gesellschaftsrechtlich versierter Jurist im Aufsichtsrat sitzt“, erzählt er. Seine Kanzlei ist als „eine von vielen“ auch als Berater des Stahlkonzerns tätig. Und: „Es ist ja schon lange nicht mehr so, dass man als Aufsichtsrat leichter an Mandate kommt.“ Die gelegentliche Anwaltstätigkeit für die Voestalpine AG ändere auch nichts an dieser Unabhängigkeit seines Mandats, betont er, und auch die immer einflussreicher werdenden Stimmrechtsberater hätten sich bislang noch nicht daran gestoßen. Den Arbeitsaufwand beschreibt der Wiener als „zunehmend“. Vor allem die Berichtspflichten würden für börsennotierte Unternehmen immer umfangreicher. Dennoch sieht Khol das Mandat als Renommee. Nächstes Jahr läuft sein Aufsichtsratsmandat bei der Voestalpine AG aus. Sehr gut möglich, dass er dann noch eine Amtszeit anhängt. n

marktunion“ könnte durch die Anhebung der Schwellen für prospektfreie Emissionen allerdings wieder in die Ferne rücken. Durch die Änderungen der Prospektverordnung wird aber zugleich auch eine freiwillige Prospekterstellung und damit die Öffnung des europäischen Passes für die jeweilige Emission attraktiver, schneller und kostengünstiger.

JOURNAL RECHT
UNTERNEHMENSWEBSEITEN
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Daten & Fakten

VERDIENST

Das durchschnittliche Jahresgehalt eines Anwalts in Österreich beträgt 86.232 EURO.

Das Jahresgehalt eines Rechtsanwaltsanwärters liegt bei 58.775 EURO.

QUELLE: GLASSDOOR

PERSONALSTAND JUSTIZ

Die österreichische Justiz weist einen Jahresumsatz von rund 1,1 MRD. EURO auf und beschäftigt rund 11.700 PERSONEN.

Rund 73 PROZENT der Ausgaben sind durch Einnahmen abgedeckt.

Im Planstellenbereich der Justizbehörden in den Ländern sind

6.898,80 BESCHÄFTIGTE, davon 1.671,70 RICHTER, 224,85 RICHTERAMTSANWÄRTER und 429,25 STAATSANWÄLTE, und beim Bundesverwaltungsgericht 593,48 PERSONEN, hievon 215,25 RICHTER, tätig.

In den Justizanstalten arbeiten 4.156 PERSONEN. QUELLE: BMJ

#ZAHLEN DIE ZAHLEN DER GRÖSSTEN KANZLEIEN IN ÖSTERREICH NACH UMSATZ Kanzlei Zahl der Partner Umsatz 21/22* Gewinn* Wolf Theiss 22 93,5 27,8 Schönherr 34 86,9 24,7 Freshfields 11 61,1 k.A. CMS 22 41,5 8,8 Dorda 18 29,2 13,8 DLA 16 26,5 2,7 E+H 24 23,7 10,2 Cerha Hempel 17 23,4 10,5 Binder Grösswang 22 22,3 8,9 FWP 10 22,2 12,7 *IN MIO. €; QUELLE FIRMENBUCH GRÖSSTE M&A-BERATER IN ÖSTERREICH Kanzlei Wert (Mio. €) Zahl der Deals Schönherr 1.610 6 BPV Hügel 525 3 DSC 525 2 Wolf Theiss 330 14 CMS 162 4 E+H 162 2 Cerha Hempel 93 4 Taylor Wessing 36 3 DLA – 3 Deloitte Legal – 2 Dorda – 2 Schramm Öhler – 40 QUELLE: MERGER MARKET; NUR ÖSTERREICHISCHE KANZLEIEN IN DER WERTUNG; NUR JENE DEALS, DIE ÖFFENTLICH GEMACHT
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WURDEN Klare Linien. Das Headquarter von Schönherr Rechtsanwälte befindet sich am Schottenring im ersten Bezirk von Wien. © SCHÖNHERR

84 Untersuchungen wegen Marktmissbrauchs

194 Vor-Ort-Maßnahmen

79 Verwaltungsstrafen verhängt mit einer Gesamtsumme von 1,5 Mio. €

161 Anzeigen an die StA sind erfolgt

164 Geldwäsche-Ermittlungsverfahren

117 Geldwäsche-Verwaltungsstrafverfahren

52 Strafanzeigen im Kampf gegen unerlaubten Geschäftsbetrieb

QUELLE: FMA-GESCHÄFTSBERICHT

beschäftigt 45 Staatsanwälte und 10 Wirtschaftsexperten

leitete 688 Verfahren gegen 2.291 bekannte Personen ein

leitete 260 Verfahren gegen unbekannte Täter ein

schloss 704 Verfahren erfolgreich ab

davon kam es in 229 Fällen zu einer Einstellung

in 42 Fällen kam es zu Anklagen

bei 102 Beschuldigen wurde das Verfahren mit Diversion beendet es gab 452 Anordnungen zur Hausdurchsuchung

QUELLE: WKSTA 2022

GASTKOMMENTAR

Völlig neue ESG-Regulierung

Der EU-Gesetzgeber reguliert ESG und Nachhaltigkeit immer dichter. Es handelt sich dabei um Schwerpunkte der europäischen Bankenaufsicht EBA, der Wertpapieraufsicht ESMA, der Versicherungsaufsicht EIOPA sowie der österreichischen Finanzmarktaufsicht FMA. Auch nationale und internationale Gerichte beschäftigt das Thema immer häufiger. Die nächs-

ten Monate werden im ESG-Bereich auch extrem spannend. Insbesondere die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) steht im Zentrum. Die CSDDD verpflichtet Unternehmen – darunter Banken, Wertpapierfirmen oder Versicherungen – dazu, die eigene Wertschöpfungskette hinsichtlich negativer Auswirkungen auf Umwelt oder Menschenrechte zu beob-

In Österreich gibt es 6.984 Rechtsanwälte und 2.285 Rechtsanwaltsanwärter 24 Prozent der Rechtsanwälte sind Frauen

50 Prozent der Rechtsanwaltsanwärter sind Frauen

In Wien gibt es 3.549 Rechtsanwälte, davon 965 Frauen

QUELLE: ÖRAK, 31. 12. 2022

Christian Richter-Schöller Co-Head der Dorda Sustainability Group

achten und zu steuern. Damit kommt etwas ganz Fremdes auf Unternehmen zu. Es handelt sich mit der Pflicht zum Steuern um eine qualitativ völlig neue Form der ESG-Regulierung.

Unternehmen werden sich ganz neue Fragen stellen müssen: Bin ich ein Risiko für Umwelt oder Menschenrechte? Und was ist die Folge, wenn die Antwort darauf „Ja“ lautet?

JOURNAL RECHT
73 FMA WKStA
DIE 20 GRÖSSTEN KANZLEIEN IN ÖSTERREICH Kanzlei Juristen in Ö Schönherr 147 Wolf Theiss 146 Binder Grösswang 120 Cerha Hempel 120 Freshfields 102 Dorda 96 CMS 94 E+H 94 SCWP 74 FWP 70 DLA Piper 68 Taylor Wessing 62 Haslinger Nagele 61 Baker McKenzie 60 BPV Hügel 51 EY Law 50 KWR 49 Pwc Legal 45 Brandl & Talos 42 Schramm Öhler 40 QUELLE: TREND, APRIL 2023

Schönherr „Im Rausch der Sinne“

Schönherr-Managing-Partner Alexander Popp führte durch den ungewöhnlichen Schönherr-Abend. In dem südostasiatischen Ambiente kamen auch Gäste mit Fernweh auf ihre Rechnung.

„Irgendwo in Südostasien“ lautete das Motto des Abends. Das Konzept der Essenz, das Thema der diesjährigen Roadmap, stand im Mittelpunkt.

In der alten Wirtschaftsuniversität wurden eine Flughafenhalle, ein Check-in und sogar eine Hotellobby sowie ein Club für den Abend nachempfunden.

SCHÖNHERR

SCHÖNHERR-ABEND 23

25. MAI 2023

ALTE WIRTSCHAFTSUNIVERSITÄT WIEN

Mehr als 400 Anwälte und Mandanten folgten der Einladung der Kanzlei Schönherr zum alljährlichen, vorsommerlichen Schönherr-Abend. Diesmal lud die Sozietät in die Alte Wirtschaftsuniversität zu einer immersiven Reise, die die Gäste zum Market of Essences führte, einem imaginären, weitentfernten Ort, irgendwo in Südostasien. Wie immer war es das Ziel des Schönherr-Abends, neben dem Networking ein außergewöhnliches Gemeinschaftserlebnis außerhalb des Arbeitsalltags zu bieten.

Die Partnerinnen der Kanzlei DLA Piper mit dem Stargast des Abends in der Mitte, Patricia Pawlicki.

WOMEN’S LOUNGE

DLA PIPER „DAMEN-WAHL“

31. MAI 2023

KELSEN, PARLAMENT WIEN

Vor rund 100 geladenen Gästen stellte sich ORFJournalistin Patricia Pawlicki den Fragen von DLAPartnerin Maria Doralt in ihrem „Wohnzimmer“, im wiedereröffneten Parlament. Pawlicki moderierte lange Jahre die Politiksendung „Hohes Haus“ und gab an diesem lauen Abend freimütige Einblicke in ihre Arbeit beim ORF. Den Partnerinnen von DLA Piper gehörte neben Maria Doralt, Claudine Vartian, Sabine Fehringer, Jasna Zwitter-Tehovnik und Elisabeth Stichmann erstmals auch Nicole Daniel an.

DLA Piper „Damen-Wahl“

ORF-Moderatorin

JOURNAL RECHT 74
Patricia Pawlicki wird von Anwältin Maria Doralt interviewt.

Freshfields „Auf unsicherem Terrain“

FRESHFIELDS

VIENNA LADIES LOUNGE

Auf dem Podium versuchte man Lösungen für unsichere Zeiten herauszuarbeiten.

11. MAI 2023

JUWEL, WIEN

Welchen wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Ungewissheiten wir heute gegenüberstehen, lautete die Frage.

Freshfields-Partnerinnen auf einen Bick: Maria Dreher-Lorje, Karin Buzanich-Sommeregger, Helen Ouseley und Katharina Kubik.

Die diesjährige Vienna Ladies Lounge der Wirtschaftskanzlei Freshfields stand unter dem Motto „The Management of Uncertainties. Wie Unternehmen mit diversen Ungewissheiten umgehen“. Ungewissheit stand im Mittelpunkt der von Freshfields-Partnerin Karin Buzanich-Sommeregger geleiteten Diskussion. Podiumsgäste waren Noemi Schmutzer von Accenture, Eva Naux (Wienerberger), Andrea Schwartz (Western Union), Erika Stark-Rittenauer (ÖBB) und Gefion Hauer (Kwizda Holding).

Wir machen Ihre Führungskräfte ESG-fit!

JOURNAL RECHT
Aktionstag zur Weiterbildung für börsennotierte Unternehmen und ihre Führungskräfte. SAVE THE DATE 05. OKTOBER 2023 SAVE THE
#climateaction #ESGDay Börsianer brieft den Markt Mehr Informationen unter: www.boersianer-gruen.com/esg-day
Mehr als 100 Gäste lauschten den Ausführungen des Podiums im Juwel auf dem Dach des News Tower.
DATE.

Werden Sie Teil der EVN Klimainitiative.

evn.at /aktie

*Die EVN hat fünf konkrete Ziele zur Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen mit der Science Based Targest Initiative akkordiert. Erreichen werden wir diese Ziele dank unserer Investitionen in erneuerbare Energie

66%

Energie. Wasser. Leben.

VERSICHERER SPÜREN

RÜCKGANG DER REALEINKOMMEN

Die hohe Inflation und damit die gesunkenen Realeinkommen von großen Teilen der Bevölkerung schlagen sich in der globalen Entwicklung der Versicherungswirtschaft nieder. Wie aus dem Global Insurance Report der Allianz Versicherung hervorgeht, stiegen die Versicherungsprämien weltweit zwar um 4,9 Prozent auf 5,6 Billionen Euro. Berücksichtigt man allerdings die globale Inflationsrate von 8,6 Prozent, ergibt sich real ein Prämienrückgang. Besonders betroffen von der schwachen Entwicklung ist die Lebensversicherung, die nur um 2,4 Prozent zulegen konnte, die Sachversicherung wuchs dagegen um 8,7 Prozent. In Österreich sanken die Prämieneinnahmen im Lebens-Bereich sogar um 1,1 Prozent. Die Sachversicherung legte um 6,7 Prozent zu. Der gesamte österreichische Versicherungsmarkt wuchs um 5,4 Prozent auf 20,8 Milliarden Euro.

AUFSICHT ÜBERPRÜFT REGELN FÜR

KREDITAUSFALLVERSICHERUNGEN

Die heftigen Turbulenzen am Markt für Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps) von Banken im März dieses Jahres haben die Europäische Finanzmarktaufsicht (ESMA) auf den Plan gerufen. „Wir prüfen, ob es am Markt für Kreditausfallversicherungen für einzelne Unternehmen Reformbedarf gibt“, sagte ESMA-Chefin Verena Ross dem „Handelsblatt“ Anfang Juni. Dieser Markt sei relativ illiquid. Marktteilnehmer könnten Kurse mit wenigen Transaktionen stark beeinflussen. Die ESMA sieht zwei Ansatzpunkte für eine Reform. Der Markt für Kreditausfallversicherungen brauche mehr Transparenz und mehr Aufklärung. Die ESMA könne derzeit nur Transaktionen von EU-Marktteilnehmern nachvollziehen, die über Börsen oder Abwicklungshäuser liefen. Direkt zwischen Banken und Investoren abgeschlossene Geschäfte seien der Aufsicht nicht zugänglich.

DAS RECHTSSCHUTZ: FÖRDERANTRÄGE BEI ABLEHNUNG ÜBERPRÜFEN

Österreichs Bauern kennen das: Immer wieder werden Förderanträge abgelehnt oder gewährte Zuschüsse zurückgefordert. Die DAS Rechtsschutz AG rät den betroffenen Landwirten, dies nicht untätig hin-

zunehmen, sondern die Ablehnungen oder Rückforderungen überprüfen zu lassen. Die Experten der Rechtsschutzversicherung konnten immer wieder Nachbesserungen der Anträge erreichen.

TICKER

Berufsunterbrechung: Generali Versicherung senkt Prämien um etwa zehn Prozent +++

Helvetia AG steigert Prämieneinnahmen in Österreich 2022 um sieben Prozent auf 582,1 Millionen Euro +++

Konsumentenschützer VKI starten Sammelaktion wegen unzulässiger Kosten bei Lebensversicherungen +++

VIG-Telematik-App: Fahrverhalten bringt zehn bis 40 Prozent der Prämie als Cashback

KARRIERE

löst Walter Rothensteiner als Aufsichtsratsvorsitzender der Uniqa Insurance Group ab. Er ist derzeit Chef der Ango Invest.

Rudolf Könighofer

Der Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Burgenland wurde neu in den Aufsichtsrat der Uniqa Insurance Group gewählt.

Andrea Hutter

hat mit 1. Juni 2023 die Leitung der Abteilung Krankenversicherung bei der Generali Versicherung AG übernommen.

JUNGE FÜHLEN SICH MENTAL BELASTET STUDIE. Die Österreicher legen zunehmend Wert auf die Gesundheit und das eigene Wohlergehen, resümiert die Allianz Versicherung das Ergebnis ihres jüngsten Gesundheitsbarometers. Die CovidPandemie dürfte dazu beigetragen haben. Der Anteil jener, die von größeren gesundheitlichen Problemen verschont geblieben sind, ging von 72 Prozent bei der Befragung 2020 auf mittlerweile nur noch 63 Prozent zurück. Besonders auffällig ist, dass die mentale Gesundheit verstärkt in den Fokus rückt – vor allem bei den Jungen. In der Altersgruppe von 14 bis 29 Jahren fühlen sich 88 Prozent von mentalen Belastungen betroffen. Energiemangel, Antriebs- und Lustlosigkeit wurden dabei am häufigsten genannt.

BRANCHE VERSICHERUNGEN 77

INTERVIEW

WIR INVESTIEREN NUR IN QUALITÄTSUND WACHSTUMSUNTERNEHMEN

Interview mit Tassilo Seilern, CEO und Head of Research von Seilern Investment Management Ltd.

ANLEIHENFONDS FEIERN EIN COMEBACK

Die Zinsen steigen. Wie wirkt sich das auf Anleihefonds aus? – Nach der Zinswende im Vorjahr sind Anleihen wieder attraktiv bewertet und bieten interessante Renditechancen. Dieses höhere Rendite-Niveau spiegelt sich auch in den Durchschnittsrenditen der Anleihenfonds wider. Keine Frage: Nach der jahrelangen Phase der Niedrig- und Nullzinsen feiern Anleihenfonds ein Comeback.

Sind die Anleger schon auf diesen Zug aufgesprungen? – Wir sehen, dass unsere Anleger ihr Geld verstärkt in Anleiheprodukten anlegen. Die Erste Asset Management hat zum Beispiel heuer bereits die dritte Emission eines Anleihen-Laufzeitfonds aufgelegt. Die ersten beiden Emissionen erzielten ein Volumen von 55 Millionen Euro. Hier sprechen wir von einer Startrendite von vier bis fünf Prozent.

Viele Menschen haben wegen der hohen Inflation weniger Geld. Merken Sie, dass weniger auf die Seite gelegt wird? – Es ist leider so, dass sich viele Menschen mit den gestiegenen Preisen schwertun. Auf das Sparverhalten der Anlegerinnen und Anleger in Fonds hat sich die hohe Inflation kaum niedergeschlagen. Die Zuflüsse sind nach wie vor da, wenn auch nicht ganz so hoch wie vor zwei Jahren.

Sie investieren in Ihren Fonds ausschließlich in Quality-Growth-Unternehmen. Wie definieren Sie diese, und was ist der Hintergrund für diese Strategie? - Es ist kein Geheimnis, dass langfristig gesehen Gewinne die Aktienkurse antreiben. Aber es ist nicht einfach, die nachhaltigen Wachstumsunternehmen zu finden. Und man muss diszipliniert sein, also langfristig dabeibleiben.

Sie investieren nur in Aktien an Börsen in OECD-Ländern und schließen zudem ein-

zelne Branchen aus. Warum? - Wir machen das, um hohe Risiken zu vermeiden. Unternehmen in Nicht-OECD-Ländern sind oft schwach reguliert und haben komplizierte Eigentümerstrukturen. Immo-Unternehmen, Energiekonzerne und auch Banken sind nicht in unserem Fokus.

Mit welcher Performance rechnen Sie in Ihren Fonds aktuell? - Trotz des anhaltend unsicheren Umfelds und der inflationären Tendenzen haben die Unternehmen, in die unsere Fonds investiert sind, heuer – aggregiert betrachtet – ihre Aussichten nach oben korrigiert. Wir sollten also Wachstum auf viele Jahre hinaus schaffen.

NEUES

FRAUENNETZWERK GEGRÜNDET

Sie fordern und fördern Chancengleichheit. Unter dem Namen FAM, er steht für Frauen im Asset-Management, wird ein neuer gemeinnütziger Verein von Frauen für Frauen gegründet, dessen Funktion einerseits die Schaffung einer Plattform zur gegenseitigen Unterstützung von Frauen in der Finanzbranche, an-

derseits auch eine Initiative für Finanzbildung sein soll. Getragen wird das neue Netzwerk von bekannten Gesichtern der größten Assetmanager Österreichs (siehe Foto der Vorständinnen). Den Vorsitz übernimmt Alexandra Frania von Columbia Threadneedle, als ihre Vize wird Sabine Macha von RCM fungieren.

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#FONDS
HEINZ BEDNAR Geschäftsführer Erste Asset Management TASSILO SEILERN Head of Research Seilern Investment Management

INVESTMENT-ANKER IN UNSICHEREN ZEITEN

Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen und geopolitischen Ungewissheiten sehen Jason Pidcock und Sam Konrad, Investmentmanager bei Jupiter Asset Management, asiatisch-pazifische Aktien als interessanten Schwerpunkt in ihren aktiv verwalteten Strategien. Hierbei legen sie den Fokus auf zwei Märkte: Australien und Indien. In Australien setzen sie auf führende Rohstoffunternehmen sowie die Finanzwerte Macquarie und Suncorp. Zudem biete das Land

spannende Investments in Immobiliengesellschaften, Mautstraßenbetreiber und Einzelhändler. Indien wiederum halten sie für den interessantesten aufstrebenden Markt im asiatisch-pazifischen Raum. Dort seien vor allem Banken ein Investment wert. Die indischen Finanzinstitute seien im Gegensatz zu jenen in Industrieländern nach der Krise vor einigen Jahren sehr konservativ und risikoscheu. Aufgrund der hohen Bevölkerung sei hätten sie eine gute Kundenbasis.

Alliance Bernstein erweitert seine Fondspalette um den Global ESG Improver Portfolio

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Amundi startet seine NetZero-Ambition-Strategie

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Singularity Group setzt mit dem neuen Singularity Reshoring auf Deglobalisierung

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Pictet & Cie (Europe) hat Ende Mai seinen Hauptsitz von Luxemburg nach Frankfurt am Main verlegt und gleichzeitig seine Rechtsform in eine deutsche Aktiengesellschaft umgewandelt. Bis Ende des Jahres soll die Zahl der Mitarbeiter in

Deutschland auf 70 steigen. In Luxemburg, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und in Monaco werden weiterhin Niederlassungen betrieben. Pictet war mehr als 30 Jahre mit der europäischen Bank in Luxemburg vertreten.

KARRIERE

wird neuer Director Germany & Austria Institutions bei der Alliance Bernstein in Frankfurt am Main.

ist neuer CEO von Amundi Austria. Zuvor war er Chairman of the Board bei Amundi Czech Republic.

ist seit Mai 2023 Country Manager von Corum Investments und soll die Marke in Österreich aufbauen.

Carmignac setzt mit Portfolio-Merger Arbitrage auf Firmenübernahmen und Fusionen +++

Verifort Capital investiert mit dem Verifort Capital HC 2 in Pflege- und Sozialimmobilien

BRANCHE FONDS
TICKER
Bernd Vogel Franck du Plessix PICTET ZIEHT VON LUXEMBURG NACH FRANKFURT Martin Linsbichler

NICHT SCHON WIEDER!

Auf die Gefahr hin, dass Sie das denken, möchte ich hier nochmals auf das Thema virtuelle vs. physische Hauptversammlung (HV) eingehen, das unverändert emotional besetzt ist. Das habe ich bei unserer virtuellen HV im Mai, aber auch bei einigen Präsenz-HV in dieser Saison erlebt. Zuallererst: Beide Varianten haben ihre Vorund Nachteile, wobei die Kritiker der virtuellen HV ihre Einwände oftmals lauter artikulieren. Da Deutschland bereits gut ein Jahr ein Gesetz für die „Virtuelle“ abseits der Pandemie hat, sei ein Blick dorthin erlaubt: Drei Viertel der DAX-Unternehmen haben sich heuer entschieden, ihre HV virtuell abzuhalten, wie eine Anfang Juni veröffentlichte Untersuchung der Rechtsanwaltskanzlei Glade Michel Wirtz zeigt. Dabei hat die überwiegende Mehrheit der Unternehmen die Kritik an der gesetzlichen Maximallaufzeit der Satzungsermächtigung von fünf Jahren berücksichtigt und diese auf zwei Jahre befristet. Interessant ist auch, dass rund ein Drittel der Firmen mit Inhaberaktien die Übertragung sehr transparent gehandhabt und für die gesamte Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat – und nicht nur für angemeldete Aktionäre. Fazit: Der Trend ist somit ersichtlich – der Aktionärskritik wurde (teilweise) bereits Rechnung getragen, und auf Sicht der nächsten ein, zwei Jahre werden sich Best Practices herauskristallisieren.

b.schragl@derboersianer.com

MASSIVE INVESTMENTS IN ENERGIEINFRASTRUKTUR

Green Bonds dienen dazu, umweltfreundliche Projekte zu finanzieren. Ein Pionier dabei war die Verbund AG. Finanzvorstand Peter Kollmann erklärt, warum ein EUStandard gegen Greenwashing gerade jetzt wichtig ist.

Herr Kollmann, die Verbund AG will in den kommenden zehn Jahren rund 15 Milliarden Euro investieren. Werden Sie dabei über grüne Anleihen finanzieren? - Wenn wir Kapital aufnehmen, werden wir dies in erster Linie über grüne Finanzierungsformen tun. Neben Green Bonds spielen hier auch grüne Kredite und grüne Schuldscheine eine Rolle. Wenn wir die kommenden drei Jahre betrachten, investieren wir 4,6 Milliarden Euro – was vor allem auch dem Wirtschaftsstandort Österreich zugutekommt.

Sie müssen Gewinne auch reinvestieren, weil ein gewisser politischer Druck herrscht. - Wir müssen nicht, sondern wollen auch investieren. Es geht dabei auch sehr stark

RHI MAGNESITA:

PRIVATE EQUITY FONDS SORGT FÜR KURSSPRUNG

Die Private Equity Gesellschaft Rhone Capital hat Interesse an einer Minderheitsbeteiligung von zwanzig Prozent an der RHI Magnesita bekundet. Nachdem bekannt wurde, dass der US-Investor den Aktionären umgerechnet rund 33 Euro pro Aktie bietet, ist der Kurs um mehr als 25 Prozent angestiegen. Der

um Projekte der Energieinfrastruktur. Die Stromnetze sind bekanntlich das Fundament für die Integration der Erneuerbaren, weil wir von einem zentralen Energiesystem zu einem dezentralen wechseln. Daneben fließen die Investitionen auch in das Wasserkraftsegment, das weiter unser Kerngeschäft bleibt, sowie in Windkraftund Photovoltaikprojekte.

Der Anteil von Green Bonds am Anleihenmarkt steigt, auch weil Investoren solche Bonds immer stärker nachfragen. Wird der Green-Bond-Standard der EU Greenwashing reduzieren? - Ich halte es für sehr vernünftig, dass die EU sich jetzt entschlossen hat, den Green-Bond-Standard zu schaffen (der 2024 eingeführt wird, Anm.). Dieser gibt Investoren Klarheit und Transparenz hinsichtlich der Projekte, in die sie investieren. Und er hilft letztlich auch seriösen Emittenten, weil durch einen einheitlichen Standard Greenwashing deutlich reduziert werden kann.

Anteil von Rhone Capital würde 9,4 Millionen Aktien entsprechen und damit einem Wert von etwa 280 Millionen Euro. Der Aufsichtsrat wird das Angebot zeitnah bewerten, heißt es. Aktuell ist RHIAnkerinvestor Martin Schlaff über seine MSP-Stiftung mit 25,32 Prozent der größte Einzelaktionär.

80 KOLUMNE
#AKTIEN
PETER KOLLMANN Finanzvorstand Verbund AG

TICKER

Öbag-Beteiligungen bringen Dividende von 1,56 Milliarden Euro für Republik

KAPITALERHÖHUNG: LENZING-AKTIEN UNVERSCHÄMT GÜNSTIG

Die Lenzing AG braucht Cash. 400 Millionen Euro erhofft sich der zuletzt durch Rohstoff- und Energiepreise vom Erfolgskurs abgekommene Faserhersteller durch die Vergabe von zwölf Millionen junger Aktien. Der Stückpreis beträgt 33,10 Euro. Der Abschlag von fast 40 Prozent im Vergleich zum Börsenkurs von etwa 55 Euro ist für die bestehenden Aktionäre quasi ein Freudenfest. „Die Lenzing AG geht hier offensicht-

lich auf Nummer sicher, um die Kapitalerhöhung durchzubekommen. Insofern ist der hohe Abschlag für mich nachvollziehbar“, erklärt Analyst Markus Mayer, der für Baader Bank die Lenzing AG covert. Großaktionär B&C-Gruppe nimmt fürs Mitziehen 209 Millionen Euro in die Hand und bekommt für elf gehaltene Aktien fünf neue. Auch die Oberbank AG, die 3,87 Prozent hält, wird die Bezugsrechte voll ausnützen.

FUNKMASTEN: NEUES FÜHRUNGSDUO SOLL IPO VORANBRINGEN

Das abgespaltete Funkmastengeschäft der Telekom Austria AG, das mittels IPOs an die Börse gebracht werden soll, hat mit Ivo Ivanovski als CEO und Lars Mosdorf als CFO ein neues Führungsduo bekommen. Die zwei Manager, die jetzt als Geschäftsführer in der Tower Holding fungieren, sollen den Börsengang vorantreiben. Der gebürtige Mazedonier Ivanovski hat eine ansehnliche Karriere in der Branche hinter sich, die ihn als IT-Minis-

ter in die Regierung seines Heimatlandes, in Organisationen wie die internationale Fernmeldeunion (ITU), eine UN-Sonderorganisation, und America Movil nach Wien zur Telekom Austria AG führte. Lars Mosdorf war unter anderem als Finanzvorstand des Flughafens Düsseldorf tätig. Die für die Spaltung notwendige außerordentliche Hauptversammlung wird in den kommenden Monaten stattfinden. Ein genaues Datum steht dafür noch nicht fest.

Ex-OMV-Chef Rainer Seele wird bei Hauptversammlung entlastet

WEB sammelt 38 Millionen Euro über Anleihe ein +++

Marinomed Biotech: Acropora-Anteile wechseln in Al Sheikhs Privatbesitz

Neos-Chefin Meinl-Reisinger fordert jährlich 1.000 Euro KESt-Freibetrag

Verbund-Anteil: EVN schüttet Sonderdividende von 111 Millionen Euro aus

KARRIERE

verlässt nach nur acht Monaten die Erste Group Bank AG und bringt sich ab September als CEO als Unternehmer und Gesellschafter bei Avconjet ein. Sein „Fit and Proper“-Test und der anschließende Einzug in den Vorstand wären im Herbst 2023 angestanden.

Sonja Sarközi

ist als Nachfolge von Gernot Blümel CEO von Superfund. Die erfahrene Bankerin war zuvor Vorstandschefin der Sberbank Europe, bis diese nach Ausbruch des Ukrainekriegs ihre Pforten schloss. Die Abwicklung der Sberbank Europe gelang exzellent.

wird ab September 2024 die Leitung der Österreichischen Post AG abgeben, da sein Vertrag, ohne Verlängerungsoption ausläuft. Der Aufsichtsrat unter der neuen Vorsitzenden Elisabeth Stadler wird sich demnächst auf die Suche nach einer Nachfolge begeben.

WENIGER MILLIONÄRE IM LAND

STUDIE. Die Zahl der US-DollarMillionäre war im vergangenen Jahr sowohl weltweit als auch in Österreich rückläufig. Rund 170.000 sogenannte „High Networth Individuals“ wurden im World Wealth Report vom Beratungsunternehmen Capgemini gezählt, ein Rückgang um 4,2 Prozent und damit um rund 6.400 Personen. Im Vorjahr war der Anstieg mit plus acht Prozent noch deutlich positiv. Vor allem der Einbruch an den Aktienmärkten wird im Bericht als Ursache für den rapiden Abfall genannt. Weltweit sank die Zahl der Millionäre um 3,3 Prozent und verzeichnet damit den stärksten Rückgang seit zehn Jahren.

BRANCHE AKTIEN 81
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Welche Schlagzeile aufgrund einer Studie entsteht, unterliegt einer gewissen Dehnbarkeit der Deutung. Auch wenn der Fachverband Immobilienwirtschaft in der Österreichischen Wirtschaftskammer (WKO) über einen Rekord an fertiggestellten Wohneinheiten jubelt, ist der Baubranchenausblick eher trübe. Die im Ersten Österreichische Neubaubericht ausgewiesenen 47.700 neugeschaffenen Wohnungen bedeuten zwar ein Plus von 4,2 Prozent zum Vorjahr, allerdings sinkt die Fertigstellungsquote im Vergleich zum Vorjahresbericht von 4,84 auf 3,68 Wohneinheiten pro tausend Einwohner. Aufgrund von Bauverzögerungen sowie der allgemeinen Marktentwicklungen können einige für 2023 geplante Fertigstellungen erst ab dem

GETRÜBTE INVESTORENLAUNE

Jahr 2024 erfolgen. Karl-Heinz Strauss, Vorstandvorsitzender der Porr AG, erklärte bei der Börsianer Roadshow, dass seine Auftragsbücher noch bis 2024 voll seien.

Anhand der Baugenehmigungen lässt aber bereits jetzt ein Rückgang bei den Fertigstellungen für 2025 erkennen. Die Gründe liegen auf der Hand. Höhere Zinsen und Baukosten trüben die Investorenlaune. Viele Fonds, die bis dato viel kauften, geben sich abwartend, weil zu wenig Rendite in den Immobilien steckt. Eine allgemeine Krisenstimmung der Bauwirtschaft ist aber auch nicht substanziell: Während es bei Bauunternehmen im Hochbau Rückgänge gibt, rennt das Geschäft im Tiefbau, vor allem bei der Infrastruktur, sehr gut.

UBM MUSS SICH TEUER FINANZIEREN

Die in Wien firmierende UBM Development AG nimmt Geld am Kapitalmarkt auf und muss dafür beachtliche sieben Prozent Zinsen per anno zahlen. Bis zu 50 Millionen Euro will man mit der grünen Anleihe mit vierjähriger Laufzeit einnehmen. Warum ist der Coupon so hoch?

„Das liegt daran, dass wir kein CreditRating haben, weil wir dieses mit unserer Unternehmensgröße auch nicht benötigen“, erklärt UBM-Sprecher Christoph Rainer dem Börsianer. Ein weiterer Grund ist der Risikoaufschlag, den die Immobilienbranche derzeit berappen muss, so

Rainer. Dieser liege aktuell bei rund drei Prozent über dem Zinsniveau. Die Anleihen-Emission der UBM Development AG war in der Branche die erste seit längerem. Es bleibt abzuwarten, wie hoch der Coupon bei kommenden neuen Anleihen ausfällt.

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#IMMOBILIEN
Karl-Heinz Strauss, CEO der Porr AG, spürt die in den Auftragsbüchern sich anbahnende Flaute noch nicht.

S IMMO AG: SESSELRÜCKEN

GEHT WEITER

Bekanntlich befinden sich nach der Mehrheitsübernahme der Immofinanz

AG an der S Immo AG beide ATX-Unternehmen in einer Verschmelzungsphase. Der Umzug der S Immo AG an den Standort der Immofinanz AG steht bevor, und auch in Sachen Personal werden die Weichen gestellt. Holger Schmidtmayr

räumte seinen Stuhl als S-Immo-AGVorstand, auf den bereits Radka Döhring Platz genommen hat. Döhring hat bekanntlich auch ein Vorstandsmandat bei der Immofinanz AG inne. Marktbeobachter gehen aber auch davon aus, dass im Hintergrund der Eigentümer CPI Property Group die Strippen zieht.

DIE AWS ZIEHT ES NACH MEIDLING

Die Austria Wirtschaftsservice (AWS), mietet auf Vermittlung der EHL-Gewerbeimmobilien GmbH circa 5.000 Quadratmeter Bürofläche im Vio Plaza. Der Abschluss ist eine der größten Büroanmietungen in Wien 2023. Der Bezug des neuen Objekts nahe der U4-Station WienMeidling soll Anfang 2024 erfolgen.

VON POLYTEC ZUM IMMOBILIENMOGUL

Mit der von ihm gegründeten Polytec AG ließ Friedrich Huemer Plastikteile für die Autoindustrie herstellen. Nach seinem Rückzug aus dem Vorstand konzentriert er sich ganz auf sein Immobilienbusiness. Bereits 2016 kaufte er zwei FalkensteinerHotels in Bad Leonfelden und Stegersbach. Nun entwickelt er Luxusvillen auf Teneriffa.

TICKER

Signa Holding verkauft Immobilien von Kika und Leiner um hunderte Millionen Euro +++

S Immo AG erwirbt Bürogebäude und Hotel in der Tschechischen Republik +++

Starker Rückgang bei Transaktionen im Zinshausmarkt für 2023 erwartet +++

Ex-Immofinanz-Vorstand

Dietmar Reindl gründet Öko-Start-up

KARRIERE

ist neuer CEO der CA Immobilien Anlagen AG. Er war bisher als Chief Investment Officer (CIO) für die operativen Kernbereiche Asset Management und Transaktionsmanagement verantwortlich.

legte mit Ende Juni 2023 nach 14 Jahren sein Vorstandsmandat bei der UBM Development AG vorzeitig nieder. Er scheidet damit auch als COO des Unternehmens aus.

ENERGIESPARER BESTIMMEN DIE LAGE

STUDIE. Eine aktuelle globale Umfrage des Immobiliendienstleisters CBRE zeigt, dass Unternehmen bei der Immobilienauswahl ganz klar auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Ziele (ESG) setzen. Angesichts steigender Energiekosten und staatlicher Vorschriften sind Unternehmen bereit, einen Aufpreis für Immobilien zu zahlen, vorausgesetzt diese entsprechen den aktuellen Standards bei der Erzeugung erneuerbarer Energien vor Ort (58 Prozent) oder bei intelligenten Technologien zur Überwachung und Anpassung des Energieverbrauchs (53 Prozent), um den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu senken. Wichtig sind in diesem Zusammenhang Zertifizierungen nach Green-Building-Standards. 84 Prozent der 500 befragten internationalen Immobilienfachleute geben an, dass sie gezielt nach Immobilien mit energiesparenden Kriterien suchen.

BRANCHE IMMOBILIEN 83
Keegan Viscius Martin Löcker

NEW LEADERSHIP – SOFT SKILLS SIND GEFRAGT!

Wirkungsvolle Führung war noch nie so wichtig wie heute und sollte sich auf das Schaffen eines positiven, unterstützenden Arbeitsumfelds konzentrieren, in dem sich jeder Mitarbeiter entfalten und zum Erfolg des Unternehmens beitragen kann. Wellbeing in der Führung ergänzt dabei das individuelle körperliche, geistige und emotionale Wohlbefinden im Arbeitsalltag. Kombiniert trägt es zu einem wertschätzenden und transparenten Arbeitsklima bei. Fühlen sich Mitarbeiter körperlich und emotional gut, steigen gleichzeitig ihre Motivation, ihre Leistung und ihr Engagement. Gesunde Führung und Wellbeing am Arbeitsplatz fördert die Identifikation mit dem Unternehmen, ein Mangel an Wellbeing im Arbeitsumfeld führt zu Unzufriedenheit und Stress. Dies wirkt sich in der Folge negativ auf die Arbeitsleistung und die Arbeitsqualität aus. Das Wohlbefinden der Mitarbeiter steht also oftmals im direkten Zusammenhang mit dem Unternehmenserfolg. Um den Anforderungen an mentaler Gesundheit gerecht zu werden, kommt neben den fachlichen Kompetenzen den sozialen und persönlichen Fähigkeiten eine immer größere Bedeutung zu. Kommunikationsfähigkeit, Empathie und Vertrauensbildung sind daher zentrale Skills. Wirkungsvolle Führungskräfte müssen aber auch mit sich selbst im Reinen sein. Den nur wer das eigene Handeln reflektieren und sich mit seinem eigenen Wohlbefinden und Stresspegel auseinandersetzt, kann positiv auf andere wirken.

p.bartos@derboersianer.com

ÖSTERREICHS BANKENSEKTOR

GIBT SICH STABIL

Welche Auswirkungen hat die US-Bankenkrise auf den europäischen Finanzund Bankensektor? Diese Frage hat PWC jüngst in einer Studie analysiert. Der Börsianer fragte bei Philipp Wackerbeck, seines Zeichens Verantwortlicher für Global Financial Services bei der PWC-Strategieberatung Strategy&, nach.

Welche Risiken ergeben sich durch die internationalen Turbulenzen für den heimischen Finanz- und Bankensektor? – Die aktuellen Verwerfungen fallen in eine Zeit, in der geopolitische Spannungen von einer abrupten Zinswende flankiert werden. Für den EU-Bankensektor ergeben sich daraus wichtige Lehren. Es hat sich zum einen gezeigt, dass soziale Medien den öffentlichen Vertrauensverlust in etablierte Institute durch sogenannte Digital-Bank-Runs verstärken können. Außerdem steigt der Druck auf die Profitabilität der Banken, was zu einer weiteren Erhöhung der Eigenkapitalkosten führen kann. Schließlich kann auch das geänderte Zinsumfeld erhöhte Ausfallquoten sowie ein verlangsamtes Kreditwachstum nach sich ziehen.

Welche Handlungsfelder ergeben sich daraus für die Banken? – Die Banken soll-

ten vor allem entlang von vier Punkten agieren: Da ist die Schärfung des Risikomanagements mit Fokus auf Identifikation von Sektor-Konzentration sowie die Ausweitung der Stresstest-Methodik, insbesondere in Bezug auf Marktrisiken. Auch gehören eine optimierte Einlagenstruktur zur Erhöhung der Resilienz und die Entwicklung von Kommunikationsmaßnahmen zur aktiven Kundenbindung durch mehr Transparenz dazu.

Wie beurteilen Sie die Lage der österreichischen Banken im Speziellen? – Kennzahlen wie die im EU-Vergleich überdurchschnittliche Kernkapitalquote von 16,3 Prozent und Liquiditätsdeckungsquote von 162 Prozent zeigen die derzeitige Stabilität von Österreichs Bankensektor. Auch der Gesamtjahresgewinn erreichte 2022 durch die Zinsmarge ein Rekordhoch – während sich die Erhöhung der Ausfallrisiken vor allem bei Firmenkunden noch nicht manifestiert hat. Trotzdem birgt der hohe Anteil von Einlagen ohne Bindung, der in Österreich bei mehr als 50 Prozent liegt, weitere Herausforderungen bei der Steuerung von Kredit- und Zinsrisiken für die hiesige Bankenlandschaft.

84
KOLUMNE
#BERATER

IM FADENKREUZ DER CYBER-GAUNER

Die Gefahr wächst! Zum bereits achten Mal veröffentlicht KPMG gemeinsam mit dem Sicherheitsforum Digitale Wirtschaft des Kompetenzzentrums Sicheres Österreich (KSÖ) die Studie „Cybersecurity in Österreich“. Alle 903 bei dieser Umfrage befragten Unternehmen waren im letzten Jahr mindestens einer Attacke aus dem Netz ausgesetzt. Ransomware-Angriffe führten bei 14 Prozent der Unternehmen sogar zu Betriebsunterbrechungen von über vier Wochen. Hybride Bedrohungen, einschließlich Desinformationskampagnen, nehmen ebenso zu. 72 Prozent der Unternehmen sehen staatliche oder staatlich unterstützte Angriffe als besondere Herausforderung – hier wird immer öfter Russland als

Verursacher ausgemacht. Die finanziellen Schäden nach einem Angriff betragen bei einem von zehn Unternehmen sogar mehr als eine Million Euro. Knapp die Hälfte der Befragten erlitt immer noch einen Schaden von bis zu 100.000 Euro. Um wirksam gegen Cyberangriffe vorzugehen, ist eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und öffentlichen Stellen, auch auf EU-Ebene, notwendig. Die Sensibilisierung für Cybersecurity hat bereits zu einer besseren Vorbereitung der Unternehmen geführt, wobei der Mensch als wichtiger Faktor in der Prävention und Erkennung von Vorfällen gilt, heißt es in der Studie. Cybersecurity ist demnach überlebensnotwendig für Unternehmen.

FÜHRT KI IN EINE BESSERE ZUKUNFT?

Künstliche Intelligenz (KI) ist dank ChatGPT in aller Munde. Doch das Thema, dem sich Führungskräfte stellen müssen, geht weiter. Generative KI kann menschliche Fähigkeiten erweitern. Die Accenture Technology Vision 2023 hat in einer Umfrage unter Führungskräften einige zentrale Trends identifiziert, die maßgebend für die Zukunft sein sollen. Die Fähigkeit der sicheren und nahtlosen Authentifizierung von digitalen Nutzern und Ressourcen wird von 85 Prozent der befragten Führungskräfte als strate-

gische Business-Notwendigkeit betrachtet. 98 Prozent der Befragten sagen übrigens, dass KI in die Innovationsprozesse gehört. Entscheidend wird demnach sein: Datensilos aufzubrechen und neue Ansätze der Teilhabe an Daten über Unternehmensgrenzen hinweg zu entwickeln. 75 Prozent glauben, dass KI maßgeblich dabei hilft, die großen Probleme unserer Zeit zu lösen, weil Forschung und Entwicklung - etwa in Materialentwicklung und Pharmakologie – schneller vorankommen.

PWC: Family Offices investierten knapp ein Drittel des weltweiten

Start-up-Kapitals +++

Roland Berger: Mangelnde Verfügbarkeit von Fremdfinanzierungen dämpft M&A-Laune +++

Deloitte: Existenzängste plagen die junge Generation +++

EY: US-Konzerne investieren mehr in F&E als Firmen in Europa und Asien

KARRIERE

wird neue Equity-Partnerin bei EY Österreich. Die gebürtige Steirerin ist nun für Prüfungs- und Beratungsleistungen sämtlicher Kunden aus der Steiermark verantwortlich.

ist neuer Audit-Partner bei KPMG. Er hat sich auf die Prüfung und Beratung von Unternehmen der Energiewirtschaft sowie von börsennotierten Unternehmen spezialisiert.

ist Partnerin bei BDO und wurde eben erst als Steuerberaterin des Jahres im Bereich der freien Berufe ausgezeichnet. Sie hat ihren Schwerpunkt auf Beratung von Medizinern.

SCHLÜSSEL FÜR DIE ENERGIEWENDE STUDIE. Grüner Wasserstoff ist unverzichtbar für eine klimaneutrale Wirtschaft. Laut einer DeloitteAnalyse wird der Markt bis 2050 ein Handelsvolumen von über 600 Millionen Tonnen und einen potenziellen Umsatz von 1,4 Billionen USDollar erreichen. Grüner Wasserstoff wird den Versorgungsmix dominieren und bis 2050 einen Marktanteil von 85 Prozent erreichen. Investitionen von 9,4 Billionen US-Dollar in die Wasserstoffversorgungskette sind global erforderlich, wobei 3,1 Billionen US-Dollar in Entwicklungsländer fließen sollen. 46 Prozent der weltweiten Wasserstoffproduktion und 90 Prozent des Handels werden bis 2050 auf die vier großen Regionen Nordafrika (44 Millionen Tonnen), Nordamerika (24 Millionen Tonnen), Australien (16 Millionen Tonnen) und den Nahen Osten (13 Millionen Tonnen) verteilt werden. Europa hingegen wird neben Japan, Korea und Indien die Rolle eines der wichtigsten Importzentren zukommen.

BRANCHE BERATER 85 TICKER
Rosemarie König Peter Amon Patricia Andretsch

EINE NEUE GESELLSCHAFTSFORM FÜR START-UPS

Mit dem voraussichtlich im Herbst 2023 in Kraft tretenden Gesellschaftsrecht-Änderungsgesetz wird Start-ups ein Anreiz geboten, im Inland zu gründen. Kernstück ist die Einführung einer neuen Gesellschaftsform, der Flexiblen Kapitalgesellschaft (FlexKapG/ FlexCo). Die FlexKapG ist eine im Vergleich zur GmbH flexiblere Gesellschaftsform, die sich an internationalen Vorbildern orientiert. Die Formerfordernisse der Gründung bleiben bestehen, jedoch wird es bei der Ausgabe von neuen Anteilen und Beschlussfassungen weniger bürokratisch zugehen. Für die Anteilsübertragung ist anstelle eines Notariatsakts eine Urkunde eines Rechtsanwalts ausreichend. Um dem Finanzierungsbedarf gerecht zu werden, können Kapitalmaßnahmen rasch und formfrei erfolgen. Durch Mitarbeiterbeteiligungsprogramme wird es für junge Unternehmen leichter, qualifizierte Mitarbeiter trotz geringen Kapitals zu gewinnen. Der Entwurf sieht die Herabsetzung des Stammkapitals von GmbHs auf 10.000 Euro vor. Diese Regelung wird auch für die FlexKapG gelten. Die Option der Gründungsprivilegierung, die ebenso ein Stammkapital von 10.000 Euro für zehn Jahre vorsieht, entfällt. Grundsätzlich bietet die FlexKapG begrüßenswerte Möglichkeiten und kaum Nachteile gegenüber einer GmbH. Ob die Schaffung einer neuen Gesellschaftsform das gewünschte Ziel herbeiführen und der Standort Österreich somit attraktiver wird, bleibt jedoch abzuwarten.

a.birkner@derboersianer.com

START-UP-REFORM ODER -REFÖRMCHEN?

Was lange währt, wird endlich gut. Dieses Sprichwort könnte man auch auf die kürzlich von der Regierung präsentierte Reform für Start-ups anwenden. Konkret geht es um das Flexible-Kapitalgesellschaft-(FlexKap-)Gesetz und das Startup-Förderungsgesetz. Für die Gründung einer GmbH sollen künftig statt 35.000 nur noch 10.000 Euro notwendig sein. Auch es soll Erleichterungen bei der Mitarbeiterbeteiligung und bei der Übertragung von Anteilen geben. Justizministerin Alma Zadic zeigt sich zufrieden: „Mit der FlexKap verbinden wir die Vorteile einer

GmbH mit denen einer AG – und ermöglichen somit einfaches und flexibles Gründen.“ Doch nicht alle zeigen sich davon überzeugt, dass diese Start-up-Reform, an der bereits seit einigen Jahren gearbeitet wurde, wirklich den durchschlagenden Erfolg bringt. Von „halbherzigen Trippelschritten“ sprach etwa NeosWirtschaftssprecher Norbert Loacker. Der Senat der Wirtschaft mahnte eine weitere Entbürokratisierung und Flexibilisierung bei der Gesellschaftsgründung ein. Die Begutachtung endet am 7. Juli. Anfang 2024 soll das Gesetz dann in Kraft treten.

Wien ist seit kurzem um eine internationale Kanzleiniederlassung reicher. Fieldfisher hat seine weltweit 26. Kanzlei in insgesamt zwölf Ländern eröffnet. Die Sozietät zählt mit einem Jahresumsatz von 330 Millionen Pfund zu den 25 größten in Großbritannien. Das Wiener Team

beschäftigt zunächst 17 Mitarbeiter. Mit Thomas Ruhm, Alice Meissner, Philipp Reinisch und Leonhard Reis finden dabei ehemalige SCWP-Schindhelm-Partner wieder zueinander. Fieldfisher will in den nächsten Jahren zur führenden Anwaltskanzlei Europas aufsteigen.

86 KOLUMNE
#RECHT
IN WIEN
LONDON CALLING: NEUE BRITISCHE KANZLEI

Zur Preisverleihung in Mailand reisten mit Emanuel Welten, Andreas Hable, Angelika Pallwein-Prettner, Christian Klausegger und Stefan Tiefenthaler gleich fünf Partner an

Binder Grösswang konnte den renommierten Chambers Europe Award 2023 für die „Austrian Law Firm of the Year“ für sich beanspruchen. Zur Ermittlung der besten Kanzleien in jeder Region zieht Chambers die gesamte Recherche für den Chambers Europe Guide der letzten zwölf Monate heran. Diese beinhaltet die Beratungsarbeit im Rahmen der wichtigsten Mandate des Jahres und spiegelt Feedback aus dem Markt und von Mandanten wider.

KLAGEWELLE WEGEN ÜBERNAHME DER CREDIT SUISSE

Während sich die UBS, die ihren Konkurrenten Credit Suisse vor wenigen Monaten in allerhöchster Not übernommen hat, über einen Sondergewinn von 35 Milliarden US-Dollar freuen kann, schauen viele Gläubiger der Credit Suisse durch die Finger. Bonds, die sogenannten AT1-Anleihen, im Wert von 16 Milliarden Schweizer Franken wurden im Zuge der „Rettung“

einfach auf Null gesetzt. Viele der Anleihegläubiger lassen sich das nicht bieten und ziehen vor Gericht. Geklagt wurden die Schweizer Finanzaufsicht Finma, die Credit Suisse und zuletzt auch die UBS. Auch die Mitarbeiter der Credit Suisse, die um Boni im Wert von 400 Millionen USDollar umgefallen sind, planen rechtliche Schritte gegen die Finma.

Cerha Hempel berät Voestalpine AG bei der Begebung einer 250-Mio.-Euro-Anleihe +++

Brandl Talos und Schönher beraten bei Verkauf von Seven Refractories an RHI Magnesita +++

CMS berät das Bankenkonsortium bei einer 250-Mio.-EuroFinanzierung von Semperit +++

Schönherr bekommt den Equity Deal of the Year Award von ILFR für die Beratung im Zuge des Porsche-IPOs verliehen

KARRIERE

verstärkt das Team von SCWP Schindhelm als Contract Partner am Standort Wels. Haidenthaler gilt als Experte in den Bereichen Gesellschaftsrecht/M&A sowie IT-Recht. Auch als Berater börsennotierter Unternehmen in kapitalmarktrechtlichen Fragen hat er sich einen Namen gemacht.

steigt bei DSC Doralt Seist Csoklich zum Equity Partner auf. Zimm, der insbesondere auf Vergaberecht spezialisiert ist, ist bereits seit 2015 Teil des DSC-Teams. Damit steigt die Zahl der Kanzleigesellschafter auf sieben an. Der 35-Jährige hält auch regelmäßig Vorträge in Vergaberecht.

Natascha Sautter

ist neu in der Kanzlei Althuber Spornberger & Partner. Die Steuerberaterin verstärkt das Team der auf Steuerverfahren und Finanzstrafrecht spezialisierten Sozietät. Die fachlichen Schwerpunkte der 46-Jährigen liegen in der Beratung und Vertretung bei Betriebsprüfungen und Finanzstrafverfahren.

INDUSTRIE BEI ESG SÄUMIG STUDIE. Laut der Studie „Europas Industrie im Wandel“, die Ende 2022 unter 442 Managern in 19 europäischen Ländern durchgeführt wurde, ist nur rund jedes vierte Industrieunternehmen auf die neuen gesetzlichen Nachhaltigkeitskriterien gut vorbereitet. Zwar kennen gut zwei Drittel der Befragten die EUNachhaltigkeitsrichtlinie „Corporate Sustainability Reporting Directive“, doch die Umsetzung stellt viele vor große Herausforderungen. Energiekrise, Personalmangel und fehlendes Wissen sind die Bremser. Ab 2024 müssen rund 50.000 Unternehmen in der EU detaillierte ESG-Nachhaltigkeitsinformationen veröffentlichen.

BRANCHE RECHT 87 TICKER
Gregor Haidenthaler Dominik Zimm

TICKER

Wiener Wealth-Tech Froots sammelt eine Million Euro von Bestandsinvestoren ein

Family-Offices investierten 2022 knapp ein Drittel des weltweiten Start-up-Kapitals

Staatssekretär Tursky fordert Kennzeichnungspflicht für künstliche Intelligenz

BITPANDA STECKT MILLIONEN IN KI

Das österreichische Krypto-Unicorn Bitpanda investiert zehn Millionen Euro in einen neuen Geschäftsbereich mit Fokus auf künstlicher Intelligenz. Unter dem Namen Bitpanda.ai will Gründer Eric Demuth einen „Investmentmanager für die Hosentasche“ entwickeln. Auf der Plattform kann man neben Kryptowährungen auch Aktien und ETFs handeln. Mit 80 Prozent Handelsvolumen bleibt der Kryptobereich jedoch zentral. Zuletzt hat sich

das Fintech immer mehr in Richtung eines Anbieters für Finanzinfrastruktur entwickelt. Erst kürzlich wurden neue Kooperationen mit der weltweit größten börsennotierten Handelsplattform Coinbase und mit der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG geschlossen. Mit dem Business-to-Business-Geschäft ermöglicht es Bitpanda auch traditionellen Banken, die Bitpanda-Handelslösungen zu integrieren.

ERSTE GROUP KOOPERIERT MIT FINTECH YOKOY

Das Schweizer Fintech Yokoy wird exklusiver Partner der Erste Group Bank AG. Yokoy bietet mittelständischen Unternehmen automatisierte Lösungen für die Ausgabenkontrolle. Yokoy will in Zukunft sein Produktangebot erweitern und weitere Partnerschaften eingehen. Das Start-up hat in Österreich bereits große Kunden wie die Verbund AG, Do & Co AG und die Bawag Group AG. Die Integration der Yokoy-Plattform in die Bank ermöglicht eine nahtlose Verbindung zwischen Ausgabenmanagement und Bankdienstleistungen und soll besonders bei George Business Anwendung finden.

Am 3. Mai 2023 fand zum zehnten Mal der Austrian Startups Summit im Semperdepot in Wien statt. Mit dabei waren etwa N26-Co-Founder Maximilian Tayenthal, Byrd-Co-Founder Petra Dobrock und Speedinvest-Gründer Oliver Holle sowie Neo-Start-up-Investor Gregor Schlierenzauer. „Künstliche Intelligenz“ war das alles überstrahlende Mega-Diskussionsthema.

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#FINTECH
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Der Austrian Startups Summit ging im Semperdepot in Wien über die Bühne.

besten Versicherer in Österreich

Der Trend der Vorstandswechsel in der Versicherungsbranche in Österreich hält unvermindert an. Schon beim letzten goldenen Ranking des Börsianer der 50 besten Versicherer in Österreich aus dem Jahr 2021 hatte es zahlreiche Rochaden an wichtigen Positionen der heimischen Assekuranzen gegeben. Mit der Nürnberger Versicherung, die von der Merkur Versicherung übernommen wurde, hat sich seither auch ein bekannter Name verabschiedet, aber zugleich kamen neue Gesichter in die Branche. Die Zinswende hat den Versicherungsmanagern das Leben ein bisschen leichter gemacht, das Thema Nachhaltigkeit sorgt indes für Sorgenfalten. Unwetterkapriolen hatten bereits mehrfach die Bilanzen einiger Assekuranzen verhagelt. Hier wird überlegt, was in Zukunft überhaupt noch versicherbar sein soll. Die Personen an der Spitze der Versicherungen sind also weiterhin gefordert, sich strategisch klug zu positionieren. Der Börsianer zeichnet deshalb alle zwei Jahre die Besten der Branche aus. Die 51 Nominierten des diesjährigen goldenen Rankings konnten sich gegenseitig mittels eines einstufigen Peergroup-Scorings mit Punkten von 1 bis 10 bewerten, der Börsianer hatte auf das Ergebnis daher keinen Einfluss.

SEITENBLICKE RANKING 89
#RANKING

DIE AUFSTEIGER

UNTERNEHMEN

PLATZ ZULETZT NAME

31. (49.) Ackerl Thomas Muki Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit

23. (36.) Lackner Thomas HDI Versicherung AG

9. (21.) Pilgram Gregor Generali Versicherung AG

18. (30.) Hofmann Ingo Merkur Versicherung AG

29. (41.) Bayerle Andreas Helvetia Versicherungen AG

Topplatzierte

An der Spitze steht eine alte Bekannte. Elisabeth Stadler (Platz 1 / 67,14 Punkte) holt sich zum dritten Mal in Folge den ersten Platz. Die Versicherungsmanagerin war bis Ende Juni 2023 Vorstandsvorsitzende der Vienna Insurance Group AG. In ihren mehr als sieben Jahren an der Spitze hat die passionierte Mathematikerin der Versicherungsholding ein neues, frisches Gesicht gegeben und nach dem turbulenten Abgang ihres Vorgängers Peter Hagen vor allem Ruhe in das Unternehmen gebracht. Ihr ist bereits Hartwig Löger nachgefolgt, der sich nun beweisen muss. Anders als an der Spitze schaffen es zwei neue Gesichter auf die Plätze zwei und drei: Andreas Brandstetter (63,33 Punkte) von der Uniqa Insurance Group AG verbessert sich gleich um acht Plätze, der Generaldirektor konnte zuletzt solide Zahlen präsentieren, an der Ukraine hält er fest, das Geschäft in Russland soll verkauft werden. Kurt Weinberger (60,83 Punkte) von der Österreichischen Hagelversicherung macht vier Plätze gut. Wobei Kurt Weinberger derzeit unermüdlich gegen Bodenversiegelung und mehr Biodiversität lautstark trommelt. „Der Boden ist unsere einzige Ressource, mit der Le-

SEITENBLICKE RANKING 90
Kurt Weinberger ÖSTERREICHISCHE HAGELVERSICHERUNG Andreas Brandstetter UNIQA INSURANCE GROUP AG Elisabeth Stadler VIENNA INSURANCE GROUP AG 2. PLATZ 1. PLATZ 3. PLATZ
91 SEITENBLICKE RANKING PLATZ ZULETZT PUNKTE TREND NAME UNTERNEHMEN *BEI PUNKTEGLEICHSTAND ZÄHLT DIE BESSERE EINZELBEWERTUNG; **VERLÄSST IM AUGUST 2023 DAS UNTERNEHMEN; ***CFO ABER NICHT IM VORSTAND 1. (1.) 67,14 → Stadler Elisabeth Vienna Insurance Group AG 2. (10.) 63,33 ↑ Brandstetter Andreas Uniqa Insurance Group AG 3. (7.) 60,83 ↑ Weinberger Kurt Österreichische Hagelversicherung 4. (13.) 58,33 ↑ Nagl Othmar Oberösterreiche Versicherung AG 5. (12.) 57,60 ↑ Vrignaud Remi Allianz Elementar Versicherungs AG 6. (–) 55,42 ↑ Jauk Stefan Niederösterreichische Versicherung AG 7. (2.) 54,17 ↓ Svoboda Kurt Uniqa Insurance Group AG 8. (5.) 51,43 ↓ Müller Ralph Wiener Städtische Versicherung AG 9. (21.) 50,87 ↑ Pilgram Gregor Generali Versicherung AG 10. (15.) 50,43 ↑ Scheitegel Klaus Grazer Wechselseitige Versicherung AG 11. (8.) 50,00 ↓ Stürmer Andrea Zürich Versicherungs AG 12. (4.) 50,00 ↓ Neusiedler Thomas Helvetia Versicherungen AG 13. (11.) 49,58 ↓ Eichler Peter Uniqa Insurance Group AG 14. (9.) 49,52 ↓ Havasi Judit Donau Versicherung AG 15. (17.) 46,52 ↑ Rabe Sven VAV Versicherungs AG 16. (14.) 46,25 ↓ Lackner Bernhard Niederösterreichische Versicherung AG 17. (6.) 44,76 ↓ Hirner Liane Vienna Insurance Group AG 18. (30.) 42,40 ↑ Hofmann Ingo Merkur Versicherung AG 19. (22.) 38,26 ↑ Sipöcz Christian VAV Versicherungs AG 20. (18.) 37,92 ↓ Trawöger Josef Österreichische Beamtenversicherung 21. (16.) 37,62 ↓ Dornaus Christine Wiener Städtische Versicherung AG 22. (–) 37,50 ↑ Mair Franz Porsche Versicherungs AG 23. (36.) 36,25 ↑ Lackner Thomas HDI Versicherung AG 24. (27.) 35,22 ↓ Lackner Wolfgang Europäische Reiseversicherung 25. (42.) 32,80 ↑ Wassenberg Philipp Ergo Versicherung AG 26. (32.) 32,61 ↑ Reiter Gernot Grazer Wechselseitige Versicherung AG 27. (33.) 30,00 ↑ Wallner Klaus Generali Versicherung AG 28. (29.) 29,52 ↑ Petschko Wolfgang Donau Versicherung AG 29. (41.) 28,33 ↑ Bayerle Andreas Helvetia Versicherungen AG 30. (26.) 27,92 ↓ Sturzlbaum Martin Bawag PSK Versicherung AG 31. (49.) 27,50 ↑ Ackerl Thomas Muki Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit 32. (–) 26,67 ↑ Fichtenbauer Edeltraud Donau Versicherung AG 33. (–) 26,52 ↑ Eder Birgit Arag Rechtsschutzversicherung 34. (–) 26,19 ↑ Lahner Gerhard Vienna Insurance Group AG 35. (38.) 24,00 ↑ Thiel Anne-Sofie Allianz Elementar Versicherungs AG 36. (39.) 23,04 ↑ Riel-Kinzer Christiane Hypo Versicherung AG 37. (–) 22,40 ↑ Zahrnhofer Markus Merkur Versicherung AG 38. (40.) 22,38 ↑ Gröll Roland Wiener Städtische Versicherung AG 39. (37.) 21,74 ↓ Sima Axel Generali Versicherung AG 40. (–) 21,67 ↑ Rainbacher Claudia FWU Life Insurance Austria AG 41. (–) 20,80 ↑ Feldhofer Brigitte Wüstenrot Versicherungs AG 42. (46.) 20,43 ↑ Puchtler Günther Hypo Versicherung AG 43. (–) 20,40 ↑ Stöger Sabine Ergo Versicherung AG 44. (–) 18,70 ↑ Plank Alexander Arag Rechtsschutzversicherung 45. (–) 17,60 ↑ Kaufmann Ingo DAS Rechtschutz AG 46. (–) 17,20 ↑ Reich Josef Porsche Versicherungs AG 47. (43.) 17,20 ↓ Schwarz Pedro DAS Rechtschutz AG 48. (–) 16,67 ↑ Braunsteiner-Leeb Katharina APK Versicherung AG 49. (45.) 16,40 ↓ Hollweger Franz Porsche Versicherungs AG 50. (–) 15,00 ↑ Meierschitz Gudrun Acredia Versicherung AG

DIE NEUEINSTEIGER

UNTERNEHMEN

PLATZ ZULETZT NAME

6. (–) Jauk Stefan Niederösterreichische Versicherung AG

22. (–) Mair Franz Tiroler Versicherung V.a.G.

32. (–) Fichtenbauer Edeltraud Donau Versicherung AG

33. (–) Eder Birgit Arag Rechtsschutzversicherung

34. (–) Lahner Gerhard Vienna Insurance Group AG

bensmittel produziert werden können, und deshalb ist sein Schutz schon allein für die Ernährung der steigenden Bevölkerungsanzahl unverzichtbar. Von Beton können wir jedenfalls nicht abbeißen“, meinte er kürzlich.

Aufsteiger und Neueinsteiger

Unter den ersten zehn sticht der weite Satz von Gregor Pilgram (Platz 9 / 50,87 Punkte) von der Generali Versicherung AG hervor, der sich von Platz 21 verbessert. Der beste Neueinsteiger ist Stefan Jauk, seit September 2021 Generaldirektor der Niederösterreichischen Versicherung AG, der mit 55,42 Punkten bei seinem ersten Antreten gleich auf Platz sechs kommt. Stefan Jauk erfreut sich großer Beliebtheit bei seinen Peers, die ihn genauso wie Andreas Brandstetter, Kurt Weinberger und Klaus Scheitegel (Platz 10 / 50,43 Punkte) von der Grazer Wechselseitige Versicherung AG vier Mal mit der Höchstnote von zehn Punkten auszeichnen. Drei Mal zehn Punkte heimsen Elisabeth Stadler, Othmar Nagl, Remi Vrignaud und Ralph Müller (Platz 8 / 51,43 Punkte), Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung AG, ein. n

DIE BEWERTUNGSKRITERIEN

Das Ranking wird nach qualitativen Methoden in einem einstufigen Scoringmodell (Peergroup-Bewertung) ermittelt. Die nominierten Kandidaten konnten einander gegenseitig bewerten. Das Ergebnis des Rankings wurde mit dem Mittelwert aller Bewertungen berechnet und in Prozent umgewandelt. Eine Person kann maximal eine Bewertung von 100 Prozent erreichen. Bei Punktegleichheit zweier oder mehrerer Personen entscheidet die höchste Einzelbewertung. Die Kandidaten konnten keine Bewertung für sich selbst oder Konzernkollegen abgeben.

SEITENBLICKE RANKING 92

Was hat es mit „grünen” Fonds auf sich?

www.blog.de.erste-am.com

Hierbei handelt es sich um eine Werbemitteilung der Erste Asset Management GmbH Der Prospekt für OGAW-Fonds (sowie dessen allfällige Änderungen) wird entsprechend den Bestimmungen des InvFG 2011 idgF erstellt und im „Amtsblatt zur Wiener Zeitung“ veröffentlicht. Für die von der Erste Asset Management GmbH verwalteten Alternative Investment Fonds (AIF) werden entsprechend den Bestimmungen des AIFMG iVm InvFG 2011 „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“ erstellt. Der Prospekt, die „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“ sowie das Basisinformationsblatt sind in der jeweils aktuell gültigen Fassung auf der Homepage www.erste-am.com jeweils in der Rubrik Pflichtveröffentlichungen abrufbar und stehen dem/der interessierten Anleger:in kostenlos am Sitz der Verwaltungsgesellschaft sowie am Sitz der Depotbank zur Verfügung. Das genaue Datum der jeweils letzten Veröffentlichung des Prospekts, die Sprachen, in denen das Basisinformationsblatt erhältlich ist, sowie allfällige weitere Abholstellen der Dokumente, sind auf der Homepage www.erste-am.com ersichtlich. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte ist in deutscher und englischer Sprache auf der Homepage www.erste-am.com/investorrights abrufbar sowie bei der Verwaltungsgesellschaft erhältlich.Die Verwaltungsgesellschaft kann beschließen, die Vorkehrungen, die sie für den Vertrieb von Anteilscheinen im Ausland getroffen hat, unter Berücksichtigung der regulatorischen Vorgaben wieder aufzuheben. Umfassende Informationen zu den, mit der Veranlagung möglicherweise verbundenen Risiken sind dem Prospekt bzw. „Informationen für Anleger gemäß § 21 AIFMG“ des jeweiligen Fonds zu entnehmen. Ist die Fondswährung eine andere Währung als die Heimatwährung des/der Anleger:in, so können Änderungen des entsprechenden Wechselkurses den Wert der Anlage sowie die Höhe der im Fonds anfallenden Kosten - umgerechnet in die Heimatwährung - positiv oder negativ beeinflussen.

Ein Blick hinter den Vorhang.
Nähere Infos finden Sie in unserem NachhaltigkeitsDossier

Der gebürtige Oberösterreicher (57) ist einer der erfolgreichsten Unternehmer Österreichs und lotet beruflich und privat gerne Grenzen aus. Der Fitness-Junkie steckt seine Energie akutell in die Rettung der Varta AG.

FINANZPLATZ UNTERNEHMEN 94 © BÖRSIANER / DIETER BRASCH #INTERVIEW
„Mit dem Blödsinn
muss man aufhören.“
MICHAEL TOJNER
„Gemeinsam, Kämpfen, Siegen“ lautet das Motto von Michael Tojner und SK Rapid Wien. Der erfolgsverwöhnte Unternehmer muss aktuell um sein Imperium kämpfen.
INTERVIEW DOMINIK HOJAS, INGRID KRAWARIK
VITA

MEHR ALS VERSCHNUPFT

Michael Tojner hat sich verkühlt. Der Schnupfen in der Nase wird bald wieder weg sein. Bei der Varta AG rechnet der Investor mit der Gesundung hingegen erst in zwei bis drei Jahren. Managementfehler haben das Star-Unternehmen in die Bredouille gebracht. „Eine Eigenschaft, die ich mir zugestehe, ist, dass ich kämpfe“, sagt Michael Tojner im Gespräch mit BörsianerChefredakteur Dominik Hojas. Und das muss er aktuell auch, um die Mehrheit seines Firmenimperiums zu behalten. Warum sich der Fußballfan und Schattenpräsident des SK Rapid Wien unternehmerisch derzeit in der Rapid-Viertelstunde einordnet, wie er die Varta AG wieder auf die Beine bekommen will, welchen Börsengang er in Wien plant und warum wir in Österreich Migration brauchen wie einen Bissen Brot, erzählt Tojner, lässig in Schwarz und Sneakers gekleidet, dem Börsianer im Varta Haus in Wien.

Herr Tojner, wie lautet Ihre Vision für Ihre Montana-Gruppe? – Aus Aluflexpak, Montana Aerospace und Varta drei mehrheitlich gehaltene Champions zu formen. Derzeit bin ich gefordert, die Varta-Restrukturierung so zu managen, dass ich die Mehrheit an den drei Unternehmen halten kann. Das Börsenumfeld ist schlecht, und das wird sicher noch ein Jahr so bleiben.

Wo sehen Sie sich derzeit unternehmerisch? – Bei der Varta sind wir in der Rapid-Viertelstunde. Rapid Wien ist der einzige Verein, der einmal die deutsche

Meisterschaft gewonnen hat. 1941. In der 75. Minute im Meisterschaftsfinale zwischen Schalke 04 und Rapid Wien ist es 3:0 für Schalke gestanden, am Schluss 4:3 für Rapid. Das möchte ich auch mit Varta schaffen.

Eine Fußballmetapher für das Unternehmertum? – Natürlich. Man kann sehr viele unternehmerische Themen über den Sport spielen. Weil man schon 3:0 vorn ist und praktisch gewonnen hat, wird man leichtsinnig.

So wie bei der Varta AG? Die Aktie befindet sich (von 155 Euro auf 14,00 Euro) im Sinkflug. Sie mussten Kapital einbringen. – Das ist ein großer Rückschlag. Ich sehe dafür mehrere Gründe: zu starke Fokussierung auf das Automotivgeschäft, die Kapitalisierung der Tochter V4Drive mit weiteren Investoren, der Verlust des Alleinlieferantenstatus bei einem großen amerikanischen Kunden. Dazu haben wir Material- und Rohstoffpreise zu langsam weitergegeben, und es gab Managementdefizite da und dort.

Als Aufsichtsratschef hatten Sie die Fäden selbst in der Hand. Übernehmen auch Sie für die Schieflage Verantwortung. Waren Sie zu bequem, weil alles so gut lief? – Nein, nicht zu bequem, aber zu sicher. Wann immer alles gut funktioniert, denkt man, das funktioniert weiter gut. Wir hätten dem Risikoaspekt mehr Raum geben müssen. Ich habe die Varta jetzt 15 Jahre, wenn 13 Jahre alles nur in eine Richtung läuft, ist man verwöhnt. Nur wenige Unterneh-

men haben großes Wachstum bis zu einer Milliarde hin, dann funktionieren ein paar Dinge nicht, und dann muss man wieder Kraft sammeln. Das, was ich versuche, ist, die alte Stärke und Ergebnisse darüber hinaus wieder zu erreichen. Das wird zwei, drei Jahre dauern.

Was müssen Sie dafür in Ihrer Kernstrategie ändern? Professioneller werden? –Die Varta muss mehr zu einem Konzern werden, dann wird das funktionieren. In einem Umfeld, wo es innerhalb der vergangenen 15 Jahre kaum Inflation gegeben hat, musste Varta nicht mit Preissteigerungen kämpfen. Das ist jetzt eine andere Herausforderung. Und die Lieferkette funktioniert heute nicht mehr so sicher und planbar. Letztlich müssen wir die aggressive Wachstumsstrategie im Automotivgeschäft redimensionieren. Lieber sicher einen Schritt nach dem anderen, als ins Stolpern kommen.

Im Automotivbereich verdienen selbst Großkonzerne nichts. – Klar. Aber wir stellen jetzt durch die V4Drive-Strategie das Geschäft auf eine neue Basis: nur Nischenprodukte mit hochqualitativen Zellen und keine Commodityprodukte. Und wir konzentrieren uns bei unseren Mikrobatterien auf eine breite Kundenbasis. Es ist nicht gut, von einem Großkunden (Anm. d. Redaktion: Apple) abhängig zu sein.

Was bleibt Ihnen persönlich aus der Lehre mit der Varta AG für die Montana-Gruppe und Ihre anderen Beteiligungen? – Wenn eine Firma so stark gewachsen ist, wer-

FINANZPLATZ UNTERNEHMEN 95

den wir künftig mehr Augenmerk auf das organisatorische Nachziehen der Strukturen legen. Und nicht so aggressiv investieren, wie wir es bisher getan haben. Amerikanische Unternehmen sind für das hohe Tempo bekannt, letztlich ist es aber eine schwierige Balance. Wenn ich unseren letzten erfolgreichen Börsengang, die Montana Aerospace, hernehme, hab mich schon öfter gefragt, ob ich das notwendig gehabt habe. 2019 haben wir ein Investitionsprogramm von 600 Millionen Euro auf den Weg gebracht, dann kam die Corona-Pandemie, der Flugverkehr lag am Boden, und wir haben sicher vier bis fünf Jahre verloren. Erst 2025 werden wieder so viele Flugzeuge gebaut werden wie 2019. Letzte Woche dann plötzlich eine Anfrage von Airbus, die unser Werk in Vietnam brauchen und Montana Aerospace deshalb qualifizieren. Viele Nächte habe ich schlecht geschlafen und mich gefragt, ob es richtig war, 150 Millionen Euro in Vietnam zu investieren. Jetzt weiß ich, dass es richtig war, und wir sind stolz darauf.

Manchmal braucht man Glück und Momentum im Unternehmertum. – Eines kann ich sagen: Langfristig haben wir bei der Varta die richtigen Investitionen gesetzt, möglicherweise zu aggressiv, so wie auch bei der Aerospace. Aber jetzt, im Nachhinein, haben wir keine Fehlinvestitionen getätigt.

Mit der Asta gibt es neue Börsenpläne in Wien. Die Roadshow läuft. Man hört, Sie haben Berenberg als Bank an Bord. Was ist der Investmentcase für das Unternehmen?

– Die Asta ist einer der Weltmarktführer für Energieübertragungskomponenten aus Kupfer. Wir haben mit Fabriken in Südamerika und China, Indien und Europa eine weltweit dominante Stellung und beliefern die führenden Unternehmen. In den vergangenen Jahren wurde nicht in die Effizienzsteigerung von Generatoren und Transformatoren investiert, das haben wir gespürt. Jetzt hat sich das Blatt gewendet - der Ukraine-

Krieg, die explodierenden Energiepreise haben einen Schub Richtung dezentrale Netze und hochleistungsfähige Infrastruktur ausgelöst. Asta liefert dazu die leistungsfähigsten Kupferkomponenten und steht unter hohem Wachstumsdruck. Wir wollen möglicherweise durch externe Kapitalquellen eine eigene Identität für das Wachstum der Asta schaffen. Das hat sie verdient.

Sie meinten, das Börsenumfeld ist nicht besonders gut. Der Termin im Juli hält also nicht. Kommt der Börsengang im Herbst? –So einem Thema nähert man sich an. Juli kann ich ausschließen. Ob es der Herbst wird, kann ich auch nicht sagen. Es wäre nach Montana Aerospace, Varta AG und Aluflexpack AG der vierte Börsengang.

Wann sind Sie als Eigentümer eigentlich mit dem Pricing zufrieden? – In einer Situation, wie sie jetzt ist, Kapitalerhöhung only, mit einem attraktiven Pricing.

Für Sie oder den Markt? – Für den Markt. Um uns geht es gar nicht.

Sie haben bisher immer einen sehr guten IPO-Preis erzielt. Heute notiert keine ein-

zige Aktie über dem Ausgabekurs. – Das ist ein Momentum. Das Pricing wird gemeinsam mit der begleitenden Investmentbank unter Berücksichtigung des Marktumfelds und der Investorennachfrage festgelegt. Bei 90 Prozent der Neuemissionen seit 2020 ist der Kurs derzeit unter Ausgabekurs.

Die Investmentbank sollte auch nicht alles allein bestimmen. – Die Investmentbank macht eine Analyse und setzt einen Preis, zu dem Investoren 100 Prozent der Emission kaufen würden. Und dann schaut das Unternehmen, ob es noch einen höheren Ausgabepreis erreichen kann.

Klingt so, als hätte man als Eigentümer keine Kontrolle darüber. – Sie können sagen, Sie gehen zu dem Preis an die Börse oder Sie ziehen die Emission zurück. Aber die Nachfrage bestimmt den Preis.

Was schätzen Sie am Kapitalmarkt? Kaum ein Unternehmer nutzt ihn so stark wie Sie. – Für mich ist er grundsätzlich eine Risikokapitalfinanzierungsquelle. Ich finanziere Wachstum und Investitionen ohne Fremdkapital mit dem Nachteil, dass ich mich nach außen öffne, und dem Vorteil,

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© BÖRSIANER / DIETER BRASCH Innovativ. Michael Tojner hat eine simple Lösung zur Reaktivierung des Kapitalmarkts in Österreich.

dass ich viel schneller wachsen kann. Im Fall der Asta müssten wir ein ganz anderes Investitionsprogramm fahren, falls wir keine externen Equity-Partner bekommen. Mittlerweile ist Finanzierung wieder teuer. Wenn ich mich mit null Zinsen wie in der Vergangenheit finanzieren kann, mach ich keinen Kapitalmarktgang oder zu einem hohen Preis. Auf einmal ist die Cost of Risk höher. Das wird den Kapitalmarkt attraktiver machen. Der mäßige Kapitalmarkt ist ein Standortnachteil von Europa. Und auch in Österreich. Es gibt übrigens eine simple Lösung zur Reaktivierung des Kapitalmarkts.

Ich höre! - Gebt jedem Steuerzahler die Möglichkeit, für 10.000 Euro pro Jahr Aktien anzuschaffen und diese von der Steuer abzusetzen. Wie beim alten Genussschein. Man kann Venture Capital auch dazunehmen. Dann kriegen wir wieder einen Zug für die Reaktivierung des Kapitalmarktes. Und die KESt-Befreiung für Dividenden aus Aktien. Wir brauchen den Kapitalmarkt für die Finanzierung von Innovationen. Derzeit bewegen wir uns Richtung Wohlstandsverlust in allen reichen Ländern in Europa. Es wird eine langfristige Wohlstandsverlagerung in die Ukraine geben. Die wird so viel Geld bekommen, um den Wiederaufbau zu finanzieren. Es ist langfristig nicht machbar, dass man hier für einen Job 2.000 Euro verdient und ein paar Hundert Kilometer weiter für den gleichen Job 200 Euro. Deshalb brauchen wir auch mehr geordnete Zuwanderung.

Wohlstandserhalt geht also nur mit Zuzug, mit Migration? – Wir brauchen mehr Kinder, und wir brauchen eine klar geregelte Migration. Allein heuer fehlen in Europa 400.000 Arbeitskräfte, davon 20.000 Maschinenbauer, 4.000 Ärzte. Wir brauchen gute Rahmenbedingungen dafür und klare Regeln - da bin ich sehr konsequent. Von der Staatsbürgerschaftskunde bis zum Erlernen der deutschen Sprache und zu voller Integration reicht der Bogen dessen, was wir erwarten. Wer

sich nicht daran hält, der muss wieder gehen. Derzeit wird alles in einen Topf geworfen. Migration und Asyl werden vermischt, eines der wichtigsten Zukunftsthemen für unseren Kontinent wird von politischen Populisten dominiert, und da regiert die Angstmacherei. Und noch etwas dämpft unsere Chancen im globalen Wettbewerb der Wirtschaftsregionenfürs Unternehmertum gibt es derzeit viel gesellschaftlichen Gegenwind und wenig Anerkennung.

Sie haben das besonders gespürt in den letzten Jahren. - Ich bin ein Sonderfall. Es geht vielmehr um jeden Unternehmer, ob Gastwirt, Handwerk oder IT. Es fehlt die Anerkennung für das Risiko und die harte Arbeit. Es ist nicht selbstverständlich, dass es in einer kleinen Gemeinde eine Gastwirtschaft gibt und dort zehn Menschen einen Arbeitsplatz haben. Das unternehmerfeindliche Klima nimmt vielen Unternehmern den Mut, und das ist schlecht für jede Volkswirtschaft.

Welche Folgen hat das? – Ich denke, dass es einen ziemlich großen Checkout in den nächsten zwei, drei Jahren geben wird, beginnend mit Restaurants in Wien und Österreich bis hin zu Zulieferern, die mit dem schwierigen Umfeld nicht umgehen können. Wir sehen da aber wieder eine Chance beim Logistik- und Zuliefererthema für die Varta, dass europäische Batterien gefragt sein werden und nicht solche aus Shenzen in China, die das Risiko haben, irgendwann vielleicht mit einem Importverbot in Europa und den USA belegt zu werden.

Kommen wir noch einmal auf die RapidViertelstunde zurück. Wie geht Ihr Match bei der Varta aus? – Wir gewinnen 6:3.

Was bringt Ihnen eigentlich das Engagement bei Rapid Wien. Ist das Leidenschaft? – Arbeit und Ärger bringt es.

Warum tun Sie sich das an? – Warum tue ich mir seit zehn Jahren das Projekt Heumarkt mit dem Hotel Intercontinental an? Weil es um 500 Arbeitsplätze geht, um den Eislaufverein und das Konzerthaus. Zu Rapid Wien habe ich eine große Leidenschaft, auch wenn ich selbst nicht genau weiß, wo die herkommt. Wahrscheinlich über den Hans Krankl, mein großes Idol im Fußball. Auch für ein Unternehmen wie Varta habe ich eine Emotionalität und Leidenschaft. Sonst könnte ich ja jederzeit sagen, ich verkaufe alles und spar mir den Stress. Das wird aber ganz sicher nicht passieren.

Das kann durchaus mal Sinn machen. – Ja. Ich kann mich auch wieder bei Rapid aus dem Präsidium zurückziehen. Aber erst wenn die Arbeit und die Neuausrichtung getan ist. Und auch bei der Varta ist noch viel Arbeit notwendig.

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Unternehmer Michael Tojner kämpft um sein Imperium. Zwei bis drei Jahre gibt er sich für die Restruktuierung. n

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VARTA AG 200 100 0 19.6.20 19.6.23 Quelle: baha
„Auch für die Varta habe ich eine Emotionalität. Sonst könnte ich sagen, ich spar mir den Stress.“
MICHAEL TOJNER

BUFFETT ROCKT

Wenn Warren Buffett und Charlie Munger beim Annual Meeting von Berkshire Hathaway Hof halten, strömen die Massen herbei. Wie es vor Ort in Omaha zugeht und welche Einschätzungen die Altmeister aktuell haben, erzählen zwei aus Österreich angereiste Experten.

Seit 1973 pilgern Menschen aus aller Herren Länder zur alljährlichen Aktionärsversammlung der von Warren Buffett und Charlie Munger gelenkten Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway. Es gleicht einem Rockkonzert. Die beiden Veteranen –Buffett ist bald 93 Jahre, Munger wurde am 1. Jänner 99 Jahre alt – ziehen nach wie vor viele Interessierte in ihren Bann. Was macht die Hauptversammlung, die auch als das „Woodstock für Kapitalis-

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© STEFAN TRITTNER
#PARTY
TEXT ROBERT WINTER

Omaha. Festivalstimmung in der Stadt und bei der Aktionärsversammlung. Es herrscht freie Platzwahl, wer einen guten Platz ergattern will, muss früh aus den Federn.

ten“ bezeichnet wird, zu einem Ereignis, auf das die ganze Finanzwelt blickt? Und was gaben die Veteranen Buffett und Munger den rund 50.000 Besuchern des diesjährigen Meetings mit auf den Weg?

Bevor es mit den Eindrücken losgehen kann, muss man erst einmal anreisen. Und je nachdem, welchen Flug man bucht, nimmt der Trip von Wien in das 8.065 Kilometer Luftlinie entfernte Omaha zwischen 14 und 20 Stunden in Anspruch. Robert Karas, Chief Invest-

ment Officer von Gutmann Private Bankers, sagt: „Danach gilt es auch noch den Zeitunterschied von sieben Stunden zu verkraften. Bereits an den Tagen vor der Hauptversammlung ist ganz Omaha faktisch ausgebucht. Für die Übernachtung in einem Hotel sind statt wie üblich 250 US-Dollar 550 US-Dollar zu bezahlen.“

Dafür lässt sich auch abseits des Berkshire-Meetings Nützliches erledigen. So ist Gutmann-Experte Karas seit mehr als zehn Jahren Teil der Investorengruppe Valuex, die am Vortag des Berkshire-Meetings erstmals in Omaha 300 Mitglieder zur Veranstaltung namens Valuex BRK geladen hatte. „Zusätzlich kommen am Old Market, einem Stadtteil in der Innenstadt von Omaha, bereits vor dem Treffen viele Experten in einem der zahlreichen Lokale zusammen. Damit steht einem Meinungsaustausch mit Investoren etwa aus den USA, Dubai, Mexiko, Australien, der Schweiz, aus Indien, Slowenien, Großbritannien nichts im Wege“, erzählt Karas. Wie gut die Stimmung vor Ort ist, bringt auch Stefan Trittner, Sprecher des Finanzministeriums, auf den Punkt: „Die Atmosphäre ist fesselnd und mitreißend. Mehr als 30.000 Shareholder von Berkshire Hathaway kommen nach Omaha. Die Jahresversammlung des Unternehmens zählt mit der College World Series, einem jährlich stattfindenden Baseballturnier, zu den beiden wichtigsten in Omaha abgehaltenen Veranstaltungen. In der Stadt herrscht Festivalstimmung, und es ist etwas ganz Besonderes, Warren Buffett live aus wenigen Metern Entfernung zu erleben.“

Schnäppchen-Bazar

Die erste Aktionärsversammlung von Berkshire fand 1973 statt. „Damals wurde das Treffen noch in der Mitarbeiterkantine der National Indemnity Company, einer der Tochtergesellschaften von Berkshire Hathaway, abgehalten“, sagt Robert Karas. Aufgrund des Unternehmenswachstums erfolgte 1981 die Ver-

legung in das Red Lion Hotel in Omaha. Aktuell dient das CHI Health Center Omaha mit einem Platzangebot von rund 20.000 Quadratmetern als Austragungsort. Dort findet am Tag vor der Hauptversammlung der Berkshire Bazaar of Bargains statt. „Wer in Kauflaune ist, kann unter tausenden Produkten und Fan-Artikeln von Tochterunternehmen von Berkshire Hathaway wie etwa Fruit of the Loom und Burlington Northern Santa Fe wählen, Bonbons und Pralinen von See’s Candies als Mitbringsel erwerben oder Berkshire-HathawayBücher und Erinnerungsstücke kaufen“, zählt Stefan Trittner auf.

Übrigens: Wer beim Jahresmeeting von Berkshire Hathaway dabei sein will, kann vorweg vier Eintrittskarten anfordern. Aber nur unter der Voraussetzung, dass man zumindest eine Aktie des Unternehmens hält. Ob es sich dabei um eine A-Aktie oder um eine B-Aktie, die sogenannte Baby-Aktie von Berkshire Hathaway handelt, ist egal. Egal ist auch, wie man mit den Eintrittskarten, die gratis sind, umgeht. Sie können an Freunde weitergegeben oder auch vor Ort an jene verschenkt werden, die noch kein Ticket haben.

Millionäre in T-Shirts

Der eigentliche Start zum jährlichen Meeting erfolgte in diesem Jahr am Samstag, dem 6. Mai. Die Tore zum Ausstellungszentrum wurden um 7 Uhr geöffnet. Aber wer einen guten Platz ergattern wollte, musste zeitig aufstehen. Robert Karas war schon früher dort: „Nachdem freie Platzwahl besteht, zahlt es sich aus, schon um vier Uhr Früh vor Ort zu sein. Manche campieren schon die ganze Nacht über vor dem Eingang. Alle Wartenden achten aufeinander, und trotz der frühen Uhrzeit ist die Stimmung super.“ Die Warteschlange selbst kann hunderte Meter lang sein. Das hat Stefan Trittner, der um fünf Uhr morgens eintraf, beobachtet: „Als ich ankam, warteten schon rund 1.500 Personen – zwei Stunden bevor sich die Tore

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2,8

öffneten.“ Neben Millionären, die in TShirts anzutreffen sind und damit die Bescheidenheit des Berkshire-Mythos zur Schau tragen, finden sich auch Yuppies in feinem Zwirn ein, die die Kultur noch nicht ganz verstanden haben dürften.

Nach dem Einlass werden die Besucher per Videozuspielung von Warren Buffett begrüßt und mit einem Spaßvideo belohnt, das alljährlich von einem Hollywood-Star präsentiert wird. In diesem Jahr kam dabei Jamie Lee Curtis zum Zug. „Um 7 Uhr öffnen sich die Türen, was Jubel und Applaus auslöst. Nach und nach treffen tausende Investoren ein – von der älteren Dame am Rollator bis zu Teenagern, die zumindest einmal Warren und Charlie live erleben möchten. Ab 9.15 Uhr folgten die Q&A-Sessions, die rund sechs Stunden dauerte“, erzählt Trittner. Karas fügt hinzu: „Während der Fragerunden teilen sich Warren Buffett, Charlie Munger, Ajit Jain und Greg Abel die Bühne. Abel gilt als designierter Nachfolger von Warren Buffett und wird künftig die

CEO-Rolle übernehmen. Jain wird als CEO des Versicherungsgeschäfts fungieren.“ Nach der Q&A-Session folgte auch dieses Jahr wie üblich die eigentliche Hauptversammlung. Wer danach zum Abendessen schritt, musste genug Geld in der Tasche haben. Gutmann-CIO Robert Karas erklärt: „Ein normales Abendmahl im Steaklokal Chophouse at the Paxton kostete rund 200 US-Dollar. Dafür wurde auch Greg Abel im Lokal gesichtet.“

Ethik und Anstand

Zu den wichtigsten Lehren, die aus einem Besuch des Annual Meetings zu ziehen sind, zählt für Robert Karas die Art und Weise, wie Warren Buffett und Charlie Munger darauf pochen, dass Ethik und Anständigkeit höchste Priorität haben. „Buffett hat immer wieder betont, das Richtige machen zu wollen. Die Manager von Berkshire Hathaway haben sich nie der Outlinie der Regulierung angenähert. Buffett spricht immer wieder die Bedeutung von ethisch korrektem Verhalten

an“, sagt Karas. Dazu passt auch, dass Warren Buffett und Charlie Munger ihrer Heimat treu geblieben sind. Trotz der Milliarden, die der bald 93-jährige Investor Buffett gemacht hat, ist der auch als „Orakel von Omaha“ bezeichnete Großmeister nie weggezogen und lenkt die Geschicke von Berkshire Hathaway seit mehr als 60 Jahren gemeinsam mit Munger von Omaha aus.

Bei der Veranlagung gehen die Experten von Berkshire Hathaway eigene Wege. Sie stufen sich selbst nicht als Stockpicker ein und vermeiden es tunlichst, sich zu emotionalen Entscheidungen hinreißen zu lassen. Karas sagt: „Makroökonomische Faktoren werden nicht berücksichtigt. Bei Buffett und Munger geht es nur um das Geschäftsmodell, sie sind Business-Pickers. Sie

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Kaufmöglichkeit. Warren Buffett hat seinen Sinn für Humor auch im hohen Alter nicht verloren.
„Es geht um das Geschäftsmodell, Buffet und Munger sind Business-Pickers.“
ROBERT KARAS
„Um fünf Uhr morgens warteten schon 1.500 Personen.“
STEFAN TRITTNER MILLIONEN PROZENT
BERKSHIRE HATHAWAY 600.000 400.000 200.000 22.6.18 22.6.23
hat die A-Aktie von Berkshire Hathaway seit ihrem IPO am 29. Mai 1965 zugelegt. Der Erstausgabepreis je Aktie lag bei 18 US-Dollar. Wer damals schlau genug war und investierte, hat einen phänomenalen Schnitt gemacht, Mitte Juni 2023 kostete die Aktie rund 510.000 US-Dollar. Quelle: baha

erwerben nur Assets von Unternehmen, deren Geschäft sie als unvermeidlich erfolgsträchtig einstufen. Dazu zählen sie etwa McDonald’s. Aktuell sind die beiden Experten sehr skeptisch gegenüber Veranlagungen in Regionalbanken. Bis auf Papiere der Bank of America wurden alle Bankaktien abgestoßen.“

Earnings before everything Unverändert ist, dass die Engagements von Berkshire Hathaway langfristig ausgerichtet sind. „Ich interessiere mich seit langer Zeit für Warren Buffett und seinen langfristigen Investmentansatz mit dem Motto Investieren statt Spekulieren“, sagt Stefan Trittner. Eine wichtige Aussage traf Warren Buffett zu seinem aktuell wichtigsten Investment. Stefan Trittner beschreibt: „Buffett stuft keine der Tochtergesellschaften von Berkshire Hathaway, sondern wegen der starken Marke und der Preissetzungsmacht Apple als das beste Investment ein. Und der legendäre Investor ist der

Ansicht, dass der US-Dollar die Leitwährung Nummer eins bleiben wird. Bezüglich des wirtschaftlichen Klimas betont Buffett, dass sich in den vergangenen sechs Monaten eine Eintrübung eingestellt hat, weshalb mit einer Verschlechterung der Unternehmensergebnisse der meisten Tochtergesellschaften gerechnet werden muss. Davon ausgenommen ist etwa die Versicherungssparte. Charlie Munger stellt – ebenso wie Buffett –den Vorteil einer breiten Streuung infrage. Er legt den Fokus auf die besten Ideen und bezweifelt, ob es Sinn macht, in die zehnt- oder zwanzigbeste Idee zu investieren. Beide verurteilen übrigens die Kennzahl Ebitda als völligen Unsinn und ziehen die Owner-Earnings heran, die sie bereits 1986 im jährlichen Aktionärsbrief vorgestellt haben.“

Und war das Erlebnis die Reise wert?

„Der Besuch geht weit über das Thema investieren hinaus. Man kommt als besserer Mensch zurück. Die Lebensweisheiten von Buffett und Munger sollte

jeder in sein Leben einbauen“, sagt Robert Karas nachdenklich. Drei Mal war er mittlerweile dabei, 2003, 2011 und 2023. „Ich möchte keine der Reisen missen“, sagt er, „wahrscheinlich muss das nächste Mal trotzdem nicht erst 2039 sein.“ Einfach hinfahren und dabei sein, das wäre Robert Karas zu wenig, schließlich kann man das Woodstock der Kapitalisten ganz bequem von daheim verfolgen. „Das ganze Rundherum ist genauso wichtig. Zuerst viele Kontakte knüpfen und das meiste aus der Reise machen. Also ja, große Empfehlung!“

% MEINE RENDITE

Die Aktionärsversammlung von Berkshire Hathaway sollten passionierte Fans von Warren Buffett mindestens einmal im Leben besucht haben. Das Erlebte sei mehr als ein Event zum Thema des Investierens. Man komme als besserer Mensch zurück, sagt etwa Robert Karas, Chief Investment Officer der Bank Gutmann AG. n

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Beteiligung. Warren Buffett liebt See’s Candy, er erwarb das SchokopralinenUnternehmen 1972. Eindrücke. Wer nach Omaha zu Warren Buffetts jährlichem ShareholderFestival pilgert, stärkt sich am besten bei Gorat’s mit einem der besten Steaks der Welt. © ROBERT KARAS, STEFAN TRITTNER

SPARZINSEN

Der Leitzins und auch der Zinssatz der Einlagefazilität steigen. Doch die täglich fälligen Sparzinsen bleiben fast auf null. Soll die Politik darum eingreifen?

Die Parlamentsparteien haben hierzu sehr unterschiedliche Ansätze.

Mit einer Leitzinserhöhungen bis zu 4,25 Prozent der Europäischen Zentralbank rechnen Finanzexperten noch in diesem Jahr. Auch der Zinssatz der Einlagefazilität – also jener Satz, den Banken über Nacht bei der EZB bekommen – steigt. Dass die täglich fälligen Sparzinsen nahe null bleiben, liegt daran, dass Banken derzeit über genug Liquidität verfügen und noch kaum um die Spareinlagen der Anleger buhlen müssen. Dieser Marktmechanismus führt zu einer gewissen Unruhe. Der Börsianer vernahm in letzter Zeit aus der Branche die eine oder andere Vermutung, die je nach Sichtweise auch als Angst bezeichnet werden kann: Die Politik könnte in den Prozess der Zinsfindung eingreifen. Darum hat die Redaktion den Ball aufgenommen und die Verantwortlichen der fünf Parlamentsparteien damit konfrontiert – mit durchaus divergierenden Antworten.

Sparzinsen liegen derzeit in Österreich weit unter dem Einlagenzins, den Banken bei der Europäischen Zentralbank bekommen. Soll die Politik hier eingreifen, damit die Sparzinsen steigen? - Es ist unser Verständnis als Volkspartei, dass Markteingriffe vermieden werden sollten. Die heimischen Banken haben derzeit ausreichend Kapital zur Verfügung, daher sind auch die Zinsen niedriger. Das dürfte sich mittelfristig jedoch ändern. Durch Wettbewerb unter den Anbietern profitieren dann die Kundinnen und Kunden – das gilt auch für das Bankund Finanzwesen.

Sollen Maßnahmen gesetzt werden (z. B. KESt-Reduktion), um die Entwertung der Spareinlagen durch die derzeit sehr hohe Inflation abzufedern? - Eine Reduktion der Kapitalertragsteuer auf Spareinlagen ist derzeit nicht geplant und auch nicht im Regierungsprogramm enthalten. Im Sinne der Vorsorge und der Ankurbelung des Börsenstandortes hat Finanzminister Magnus Brunner angeregt, die Kapitalertragsteuer auf Wertpapiere beziehungsweise Fondsprodukte nach einer gewissen Haltefrist zu streichen. Das vor allem in Hinblick auf den Vorsorgeaspekt. Zudem haben wir im Regierungsprogramm eine KESt-Befreiung für ökologische bzw. ethische Investitionen vereinbart.

Sparen heißt Konsumverzicht und bremst daher die Teuerung. Soll die Politik prinzipiell etwas zur Erhöhung der Sparquote unternehmen? - Markteingriffe sind für uns hier kein Thema. Die Sparquote befindet sich im langjährigen Durchschnitt. Klar ist, dass wir die finanzielle Vorsorge in der Bevölkerung unterstützen wollen. Gerade in Hinblick auf die Altersvorsorge. Vor allem über die Vermittlung der Grundlagen von Wirtschafts- und Finanzwissen sowie kritischer Finanzbildung. Natürlich lebt unsere Volkswirtschaft auch vom Konsum, wobei wie überall gilt, dass man besser nicht mehr ausgibt, als man zur Verfügung hat. Wichtig ist es, die Rahmenbedingungen für eine gesunde Balance zu schaffen.

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Karlheinz Kopf Finanzsprecher ÖVP

ALS POLITIKUM

Sparzinsen liegen derzeit in Österreich weit unter dem Einlagenzins, den Banken bei der Europäischen Zentralbank bekommen. Soll die Politik hier eingreifen, damit die Sparzinsen steigen? - Es ist auffällig, wie schnell die Geschäftsbanken die Kreditzinsen erhöht haben, als die EZB den Leitzins erhöht hat, und wie quälend langsam sie bei den Sparzinsen sind. Je langsamer, desto höher der Gewinn der Bank und der Verlust der Sparerinnen und Sparer. In einer Marktwirtschaft sollte Wettbewerb jetzt dafür sorgen, dass die Sparzinsen steigen. Warum passiert das nicht? Hier ist Wettbewerbsaufsicht gefragt. Die SPÖ hat eine Preiskommission mit Biss und Kompetenzen für den Lebensmittel- und Energiesektor vorgeschlagen. Warum nicht auch für die Banken?

Sollen Maßnahmen gesetzt werden (z. B. KESt-Reduktion), um die Entwertung der Spareinlagen durch die derzeit sehr hohe Inflation abzufedern? - Ja, Maßnahmen gegen die hohe Inflation müssen gesetzt werden. Das fordert die SPÖ, seit die Inflation zu steigen begonnen hat. Die Maßnahmen müssen die Preise senken, in den Markt eingreifen, um Marktversagen auszugleichen. Die ungeheuren Übergewinne von beispielsweise Energiekonzernen sind ein Beweis für dieses Marktversagen. Man kann jetzt nicht so tun, als wäre die KESt das Problem, dass es keine Zinsen gibt.

Sparen heißt Konsumverzicht und bremst daher die Teuerung. Soll die Politik prinzipiell etwas zur Erhöhung der Sparquote unternehmen? - Wenn die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer reale Einkommenszuwächse haben, wird die Sparquote steigen. Die verfügbaren Einkommen, von denen ein Teil dann gespart werden kann, werden auch steigen, wenn die Haushalte nicht jeden verfügbaren Euro für Wohnen, Essen und Energie ausgeben müssen. In dieser Situation wird man mit der Idee Konsumverzicht nicht viele begeistern können. Welches Geld sollen die Haushalte denn sparen? Ein Preisstopp bei den Mieten, Regulierung der Energiemärkte, Wettbewerb im Einzelhandel wirken verlässlich gegen die Inflation. Die Sparquote ist kein geeigneter Hebel.

Sparzinsen liegen derzeit in Österreich weit unter dem Einlagenzins, den Banken bei der Europäischen Zentralbank bekommen. Soll die Politik hier eingreifen, damit die Sparzinsen steigen? - Der Bankensektor zählt zu den großen Profiteuren der Leitzinsanhebungen durch die EZB. Hier ist eine Schieflage zulasten der Sparer und Kreditnehmer eingetreten, die es zu korrigieren gilt. Sofern die Banken die Zinsänderungen für Sparer nicht im selben Tempo weitergeben wie für Kreditnehmer, sollten die Banken regulatorisch dazu verpflichtet werden. Sofern regulatorische Maßnahmen nicht ausreichen, sollten auch steuerliche Maßnahmen, wie die Übergewinnbesteuerung oder Erhöhung der Stabilitätsabgabe, mitüberlegt werden. Auf jeden Fall braucht es mehr Transparenz; ähnlich einer Spritpreisdatenbank sollte eine Zinsdatenbank eingeführt werden.

Sollen Maßnahmen gesetzt werden (z. B. KESt-Reduktion), um die Entwertung der Spareinlagen durch die derzeit sehr hohe Inflation abzufedern? - Derzeit ist die Inflationsrate massiv höher als die Sparzinsen. Die Sparer müssen aber dennoch Kapitalertragsteuer auf die nominell positiven Sparzinsen zahlen, obwohl diese real negativ sind. Der Finanzminister kassiert hier also Steuern von real nicht existierenden Zinsen, was eine Scheingewinnbesteuerung darstellt. Diese Scheingewinnbesteuerung muss abgeschafft werden, indem die Inflationsrate bei der Ermittlung der Steuerbemessungsgrundlage berücksichtigt wird. Alternativ könnte die KESt auf Sparzinsen ausgesetzt werden, solange die Sparzinsen niedriger als die Inflationsrate sind.

Sparen heißt Konsumverzicht und bremst daher die Teuerung. Soll die Politik prinzipiell etwas zur Erhöhung der Sparquote unternehmen? - Aufgrund der massiven Preiserhöhungen bei Lebensmitteln, Mieten, Energie oder Treibstoff in Zeiten einer Rekordinflation stellt sich für die meisten Österreicher nicht die Frage nach der Sparquote, weil sich viele Österreicher das Leben nicht mehr leisten können. Die Bundesregierung ist hier gefordert, endlich wirksame Maßnahmen gegen die Teuerung zu setzen.

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Hubert Fuchs Finanzsprecher FPÖ

Sparzinsen liegen derzeit in Österreich weit unter dem Einlagenzins, den Banken bei der Europäischen Zentralbank bekommen. Soll die Politik hier eingreifen, damit die Sparzinsen steigen? - Die Banken schreiben derzeit Rekordprofite, weil sie vom höheren Einlagenzins im Vergleich zu den vergebenen Sparzinsen profitieren. Während die Kreditzinsen sofort erhöht wurden, stehen die meisten Banken bei den Erhöhungen der Sparzinsen auf der Bremse. Ich halte das für unstatthaft. Sollte sich an dem Zustand nichts ändern, wird es Zeit, laut über eine Erhöhung der Bankenstabilitätsabgabe nachzudenken.

Sollen Maßnahmen gesetzt werden (z. B. KESt-Reduktion), um die Entwertung der Spareinlagen durch die derzeit sehr hohe Inflation abzufedern? - Unser politischer Fokus in der Teuerungsphase liegt ganz klar auf der Unterstützung der Personen, die besonders darunter leiden. Eine Reduktion der KESt hilft bei dieser Zielerreichung nicht. Im Gegenteil, davon würden zum allergrößten Teil die Reichsten profitieren. Darum halten wir Grüne eine solche Maßnahme für nicht zielführend.

Sparen heißt Konsumverzicht und bremst daher die Teuerung. Soll die Politik prinzipiell etwas zur Erhöhung der Sparquote unternehmen? - Die erhöhten Zinssätze – sofern sie von den Banken weitergegeben werden – attraktiveren das Sparen. Wer sparen möchte, kann das gerne tun. Gerade Menschen mit niedrigeren Einkommen werden allerdings gar nicht in die Lage versetzt, etwas zu sparen, oder waren aufgrund der grassierenden Teuerung sogar gezwungen, kleinere Sparguthaben aufzulösen. Es ist das oberste Ziel, dass wir bei der Unterstützung dieser Menschen ansetzen.

Sparzinsen liegen derzeit in Österreich weit unter dem Einlagenzins, den Banken bei der Europäischen Zentralbank bekommen. Soll die Politik hier eingreifen, damit die Sparzinsen steigen? - Auch wenn Banken aus gutem Grund stärker reguliert sind als andere Unternehmen, lehnen wir politische Eingriffe in ihre Zins- und Preisgestaltung ab. Der Wettbewerbsdruck im Bankensektor wird ohnehin dafür sorgen, dass Banken die gestiegenen Leitzinsen an ihre Sparkunden weitergeben müssen. Viel wichtiger ist, dass die Finanzbildung in der Bevölkerung steigt. Denn nur wachsame Kunden können Sparbuchzinsen oder Kontogebühren vergleichen und dann auch die Bank wechseln.

Sollen Maßnahmen gesetzt werden (z. B. KESt-Reduktion), um die Entwertung der Spareinlagen durch die derzeit sehr hohe Inflation abzufedern? - Neos fordern einen Freibetrag bei der KESt auf Sparbuch- und Kontozinsen. Davon würden alle profitieren, die derzeit per Sparbuch, Sparkonto oder Bausparvertrag sparen – also rund 70 Prozent der österreichischen Bevölkerung. Eine KESt-Befreiung fordern wir zudem auch auf längerfristige Veranlagungen wie Wertpapiere oder Fondsprodukte, die mindestens ein Jahr behalten werden. Denn beim Sparen, Vorsorgen und Vermögensaufbau führt wegen der niedrigen Sparbuchzinsen kein Weg mehr am Kapitalmarkt vorbei. Damit diese Veranlagungsformen aber für mehr Menschen interessant werden, braucht es neben steuerlichen Anreizen auch mehr Finanzbildung.

Sparen heißt Konsumverzicht und bremst daher die Teuerung. Soll die Politik prinzipiell etwas zur Erhöhung der Sparquote unternehmen? - Die Politik kann und soll Anreize zur Erhöhung der Sparquote von Haushalten setzen – am besten über steuerliche Maßnahmen wie die von uns vorgeschlagene KESt-Reduktion. Das würde auch die derzeit starke Nachfrage dämpfen und so die Teuerung bremsen. Gleichzeitig muss die Regierung ihre exzessive Ausgabenpolitik ändern. Denn die zahllosen GießkannenFörderungen und Rekorddefizite der letzten Jahre haben die Inflation in Österreich noch weiter angeheizt.

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Karin Doppelbauer Sprecherin für Finanzen Neos Nina Tomaselli Sprecherin für Finanzen Grüne

INNOVATOR UND INKUBATOR für grüne Finanzierungen

FACTS & FIGURES

Kommunalkredit Austria AG | Türkenstraße 9 | 1090 Wien Tel.: +43 1 31631 | Mail: communication@kommunalkredit.at | www.kommunalkredit.at

Unsere Gesellschaft, unsere Politik und unsere Wirtschaft stehen vor einem Paradigmenwechsel. Nach vielen Jahren des konstanten Aufschwungs ist jetzt der Zeitpunkt kritischer Reflektion gekommen. Können wir wirtschaftliche Ergebnisse allem voranstellen? Gilt es, immer schneller und billiger zu produzieren? Bleiben wir als Europa nur so wettbewerbsfähig? Oder müssen wir doch umdenken und uns viel stärker für Dekarbonisierung und die Energiewende einsetzen?

„Für uns sind Profitabilität und Nachhaltigkeit zwei Seiten der gleichen Medaille.“

„Wir sind mehr als eine Bank. Wir sind Ansprechpartner für die gesamte Bandbreite rund um das Thema Infrastruktur.“

Bernd Fislage, CEO Kommunalkredit Gruppe

Die Kommunalkredit ist Spezialist für Infrastruktur- und Energiefinanzierungen. Gemeinsam mit ihren Kunden als Partner schafft die Bank Werte, die das Leben der Menschen nachhaltig verbessern. Allein 2022 wurde die Kommunalkredit von den internationalen Infrastrukturmagazinen Business Vision und International Investor mit dem „Business Award: Most Sustainable Project Partner Central Europe“ bzw. als „Best Sustainable Infrastructure Investment Company“ ausgezeichnet; vom Kurier gab es das Gütesiegel für Nachhaltigkeit. Die Kommunalkredit ist zudem das erste österreichische Finanzinstitut in der European Clean Hydrogen Alliance, Mitglied der UN Global Compact Initiative, hat die UN-Prinzipien für verantwortungsvolles Bankwesen (Responsible Banking) unterzeichnet und ist jüngst Partner der Carbon Accounting Financials (PCAF) geworden.

Wir sind überzeugt, dass Europa als Einheit schlagkräftig ist und Wohlstand auch weiter ermöglichen kann. Wir haben gemeinsame Werte, starke Wirtschaftsstandorte, exzellente und hochgradig spezialisierte Industrien, ausgezeichnete Ausbildungsstätten, hochwertige Güter und Innovationskraft. Aber wir müssen dafür etwas tun.

In herausfordernden Zeiten, beeinflusst von dem makroökonomischen Umfeld, müssen wir unsere gemeinsamen Anstrengungen für eine nachhaltigere und bessere Zukunft intensivieren. Das wird uns gelingen – aber nur wenn Wirtschaft, Politik, Medien und Gesellschaft an einem Strang ziehen, Verantwortung leben und solidarisch handeln. Wir müssen jetzt den sprichwörtlichen „Turbo“ für die Energiewende und die Dekarbonsierung zünden. Gemeinsam haben wir die Kompetenz, die Visionen und die finanziellen Möglichkeiten, die Zukunft nachhaltig zu gestalten.

Infrastruktur ist das Fundament jeder Gesellschaft. Wir alle brauchen nachhaltige und effiziente Energieversorgung, funktionierende Nah- und Fernverkehrsverbindungen, schnelle Kommunikationskanäle und moderne soziale Infrastruktur für unsere vielfältige Gesellschaft – von Kindergärten, Schulen, Freizeiteinrichtungen

bis hin zu Apotheken, Krankenhäusern und Pflegeheimen.

Nationale Klima- und Energiepläne, der Europäische Green Deal, der amerikanische Inflation Reduction Act haben eines gemeinsam: ambitionierte Ziele. Diese befürworten wir klar – denn als Kommunalkredit konzentrieren wir uns schon seit vielen Jahren darauf, positiven Impact zu generieren und die Zukunft nachhaltig zu gestalten.

Wir wollen die Energiewende beschleunigen und helfen, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern. Bei all unseren Infrastrukturprojekten berücksichtigen wir daher Nachhaltigkeitsfaktoren und engagieren uns u. a. für die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG), den UN Global Compact, die UN Principles for Responsible Banking, das Pariser Abkommen und den EU Green- Deal.

Wir stehen bereit. Wir haben Ideen, Leidenschaft und den Mut, neue Wege zu beschreiten. Für eine nachhaltige Zukunft.

Entgeltliche Einschaltung
Kommunalkredit Austria AG | Türkenstraße 9 | 1090 Wien www.kommunalkredit.at, Tel.: +43 1 31631 Mail: communication@kommunalkredit.at
© Petra Spiola

LIEGT DIE ZUKUNFT IN DER CLOUD?

Im Internet stehen immer mehr (kostenfreie) Softwareportale für die öffentliche Nutzung zur Verfügung, die auf künstlicher Intelligenz basieren. Aktuell prominentestes Beispiel dafür ist ChatGPT. Auch wir als Voestalpine setzen uns mit diesem und anderen KI-Tools auseinander, um die Potenziale für die Konzernkommunikation zu evaluieren, aber auch um Risiken aufzuzeigen. Mögliche und sinnvolle Einsatzgebiete reichen von der Content-Generierung über die Nutzung als Recherchetool bis hin zur Erstellung von Kommunikationskonzepten. Gleichzeitig ist es uns wichtig, alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den verantwortungsbewussten Umgang mit Cloud-basierten KI-Plattformen zu sensibilisieren. Denn die eingegebenen Daten werden in den jeweiligen Machine-Learning-Modellen (weiter)genutzt und gespeichert. Der Worst Case wäre, dass vertrauliche Informationen in die falschen Hände geraten. Zudem sind die generierten Antworten und Ergebnisse aus der Nutzung mit ChatGPT und Co stets zu überprüfen. Das publizistische Credo „Check – Recheck – Doublecheck“ von Hugo Portisch darf hier durchaus auch als Leitlinie verstanden werden. So leistungsfähig diese neuen Tools bereits sind – sie bedürfen noch immer auch menschlicher Kontrolle.

p.felsbach@derboersianer.com

Unser Frauen-Mentoring-Programm ist erfolgreich gestartet. Unsere Vorstände Wolfgang Viehauser und Udo Birkner unterstützen nicht nur das Programm, sondern sprechen klare Worte und unterstreichen damit ihr Engagement für Chancengleichheit und Förderung der Karrieren von Frauen. Zehn Mentees und Mentor:innen gehen auf eine inspirierende Reise, bei der das Potenzial von Frauen in der HYPO NOE entfaltet wird. Der Kick-off-Workshop bot eine lockere und offene Atmosphäre – perfekt, um sich kennenzulernen und die eigenen Ziele abzustecken. Im Fokus stand das Matching zwischen Mentees und Mentor:innen. Sorgfältig suchten wir nach Übereinstimmungen zwischen Mentee und Mentor:in, um die Mentees in ihrer individuellen Entwicklung bestens zu unterstützen. Lasst uns gemeinsam die Chancengleichheit und das Wachstum von Frauen vorantreiben! #FrauenMentoringProgramm #Chancengleichheit #Karriereförderung #mitfreudegemeinsam #hyponoeleben #ausgesprochen

@AGRANA

HERMES ENERGIE-Forum 2023: Ein Dialog zwischen Wirtschaft und Politik. Beim diesjährigen

HERMES ENERGIE-Forum in Baden trafen sich TopExpert:innen aus Wirtschaft und Politik, darunter

VERBUND-Energy4Business-Geschäftsführer Martin Wagner sowie auch Vizekanzler Werner Kogler, um über die „Zeitenwende am Energiesektor“ zu diskutieren. Gemeinsam wurde über die Wege zur Senkung der Treibhausgasemissionen und Erreichung klimapolitischer Ziele debattiert. #energiewende #klimaziele

Herzlichen Glückwunsch zum Weltbienentag! Heute feiern wir die Bedeutung der Bienen für unsere Umwelt und die Nahrungsversorgung. Bei Agrana unterstützen wir Bienen als wichtige Bestäuber und produzieren Futter für sie. An allen österreichischen Standorten kümmern sich heimische Imker um insgesamt 5,4 Millionen Bienen. Gemeinsam gestalten wir eine nachhaltigere und bienenfreundlichere Zukunft. Lasst uns summen und die Bienen feiern! #AGRANA #fruit #starch #sugar #WorldBeeDay #BeeLovers #weareAGRANA

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We run for Diversity! Beim Vienna Pride Run setzten unsere Läufer:innen gemeinsam mit allen Teilnehmer:innen ein solidarisches Zeichen für Gleichberechtigung und die Visualität der LGBTQ+-Community! Bei angenehmen Temperaturen und schönem Wetter wurden fünf Kilometer durch den Prater gelaufen. Warst du auch dabei? #Pride #Pridemonth #ViennaPride #PrideRun #Diversity #DeloitteÖsterreich
KOLUMNE
#GEZWITSCHER @DELOITTE
PETER FELSBACH Head of Group Communications Voestalpine AG GROUP @VERBUND AG @HYPO NOE-WIEN

360 Grad. 365 Tage.

360 GRAD. 365 TAGE. PRO KAPITALMARKT!

Die Wirtschaftswissenschaften belegen, dass ein gesunder Finanzsektor ein wichtiger Faktor für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum einer Volkswirtschaft ist. Ein handlungsfähiger Kapitalmarkt generiert Einkommen, Beschäftigung und Wohlstand in Österreich. Deshalb setzen sich diese Unternehmen dafür ein.

PRO KAPITALMARKT!

Weil‘s um Einkommen, Wohlstand und Beschäftigung geht.

© APA-Picturedesk, Anna Huber

Die besten Köpfe der heimischen Wirtschaft im Bruckner’s im Brucknerhaus eingefunden, um zu diskutieren: Klaus Kumpfmüller (Hypo Oberösterreich), Dominik Hojas („Börsianer ), Christian Petter (J. Safra Sarasin), Andreas Grassauer (Marinomed), Mike Judith (DNB AM) und Andreas Palmetshofer (3 Banken Generali Investment)

BÖRSEN IM ZWEIFEL

Alois

Hier hat man auf einen Blick alle Gewinner des Abends. Was für ein Gänsehautmoment!

Das Publikum um Franz Jahn (Hypo Oberösterreich) und Alois Wögerbauer (3 Banken Generali Investment) zeigte sich amüsiert angesichts der angeregten Diskussion.

BÖRSIANER

58. BÖRSIANER ROADSHOW LINZ

23. MAI 2023

BRUCKNER’S IM BRUCKNERHAUS, LINZ

„Die Zweifel an den Börsen sind zurück“ lautete der Titel der 58. Börsianer Roadshow. Die Ereignisse um die Schweizer Credit Suisse und Silicon Valley Bank verunsichern Anleger zunehmend. Die Notenbanken müssen in der schwierigen Lage zwischen Preisstabilität und Finanzstabilität navigieren. Was das für die Börsen bedeutet und wie sie in diesem Umfeld richtig investieren, analysierten renommierte Investmentexperten bei der Börsianer Roadshow in Linz.

FEIERLAUNE UND VIEL PROMINENZ BEIM WIENER BÖRSE PREIS

WIENER BÖRSE

WIENER BÖRSE PREIS

1. JUNI 2023

PALAIS NIEDERÖSTERREICH, WIEN

Hier sieht man den zufrieden lächelnden Gerald Grohmann (SBO), der zum ersten Mal den ATX-Preis gewann. Den Preis hält IR-Chef Andreas Böcskör sicher in der Hand. In der Mitte strahlt Ildiko Füredi-Kolarik, die seit Jahren die Pressearbeit der SBO macht.

Der jährliche Wiener Börse Preis ist die wichtigste Auszeichnung für die österreichischen börsennotierten Top-Unternehmen. Die Preisverleihung des Wiener Börse Preis 2023 fand heuer wieder im festlichen Rahmen im Palais Niederösterreich statt. Insgesamt wurden 13 Awards an elf Unternehmen übergeben. Mit dabei vom „Börsianer“ war unsere stellvertretende Chefredakteurin

Robert Ottel (Voestalpine AG), Peter Kleemann und Bernd Mauer (Flughafen Wien AG) waren keineswegs abgelenkt, sondern lauschten ernst.

SEITENBLICKE BÖRSENTALK 108
Willibald Cernko (Erste Group Bank AG) und Finanzminister Magnus Brunner waren sichtlich erheitert von Günther Ofners Flughafen-Rede. Zu Spargelrisotto und Beef Tartar darf es auch ein Gläschen Wein sein. Wögerbauer (3 Banken Generali Investment), Christian Petter (J Safra Sarasin) und Johann Penzenstadler (Spängler Bank) haben schon bevor es losging, hitzig diskutiert.

IR-Chefs

AUF WELCHEM TREND REITET DERZEIT ESG?

Unermüdlich arbeitet IR-Chef Harald Hagenauer (Österreichische Post AG) an der Professionalisierung der Kapitalmarkt-Kommunikation.

CIRA

CIRA-ESG-KONFERENZ

31. MAI 2023

TELEKOM AUSTRIA AG, WIEN

ESG-Themen gewinnen für Investor Relations zunehmend an Relevanz. Dies nahm Cira zum Anlass, um neben der Cira-Jahreskonferenz heuer eine weitere Fachveranstaltung mit dem Titel „Unternehmen nachhaltig managen: ESG-Trends und -Perspektiven“ zu initiieren. Die Cira-ESG-Konferenz wurde von Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Recht begleitet und bot vertiefende Einblicke in die neuesten ESG-Trends und -Perspektiven.

VON RALLYE BIS REZESSION

„Hoch im Kurs trotz Bankenkrise“ lautete das Thema der Börsianer Roadshow in Wien. Das hochkarätige Podium bestand aus Alois Wögerbauer (3 Banken Generali Investment), Gerald Stadlbauer (Erste Asset Management), Karl-Heinz Strauss (Porr AG), Mike Judith (DNB Asset Management) und Kurt Schappelwein (Raiffeisen Capital Management). Durch den Abend führte Ingrid Krawarik, stellvertretende Chefredakteurin.

Keynote-Sprecherin Helga Kromp-Kolb ermutigte die Gäste dazu, ihre Routinen zu durchforsten und Gewohnheiten zu verändern.

BÖRSIANER

59. BÖRSIANER ROADSHOW WIEN

13. JUNI 2023

REITERSAAL DER OESTERREICHISCHEN KONTROLLBANK, WIEN

Zuletzt ist eine Vertrauenskrise rund um amerikanische Banken aufgeflammt und hat Anleger weltweit nervös gemacht. Dazu kommt die anhaltend hohe Inflation, die den Investmentdruck auf Anleger hochhält. Wie man in diesem Umfeld sein Portfolio richtig aufstellt und wo man Investmentchancen findet, analysierten renommierte Veranlagungsexperten im Rahmen der Börsianer Roadshow.

Kapitalmarkt-Experte Peter Brezinschek wollte wissen, wieso der Bau des Semmeringtunnels derart lange dauert. Journalistin Eva-Maria Benisch lauschte.

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IR-Team: Paul Rettenbacher und Sara Kotrschal-Vutriakis (beide Polytec Group) holten sich Insides. Launig: Gerald Stadlbauer (Erste Asset Management), Milena Ioveva (Porr AG), PR-Mann Albert Haschke und Alois Wögerbauer (3 Banken Generali Investment). Michael Müller (Victoria Partners) und Hausherrin Angelika Sommer-Hemetsberger (OeKB) genossen den Abend. Hannes Roither (Palfinger AG) und Milena Ioveva (Porr AG) feierten den gelungenen Auftakt der neuen ESG-Veranstaltung der Cira.

ONLINE UNTER SICH

In Deutschland gewinnen Onlinebroker dank Kampfkonditionen hunderttausende neue Anleger für den Kapitalmarkt. In Österreich sind die Konditionen deutlich teurer, die Marketingbudgets kleiner und der Zuwachs neuer Investoren entsprechend verhalten. Nur zwei Anbieter punkten bei Sparkonten.

Der Markt für Onlinebanken ist in Österreich angesichts von nur drei Anbietern überschaubar. Es gibt sogar keine einzige echte Onlinebank, sondern nur Online-Schaufenster von klassischen Instituten. Die Bank Direkt ist eine Marke der Raiffeisen Landesbank OÖ AG, die Dadat von Schelhammer Capital Bank. Schließlich sind EasybankNutzer, dazu gehören inzwischen auch die ehemaligen Hellobank-Klienten, eigentlich Kunden der Bawag Group AG.

In Deutschland ist die Anzahl der Onlinebanken dagegen zweistellig. Doch vor Mitwerbern aus der Bundesrepublik muss niemand Angst haben: Da die deutschen Institute mit Ausnahme von Flatex die KESt nicht automatisch abziehen, müssten alle einzelnen Gewinnpositionen mühsam für die Steuererklärung aufbereitet werden. Wer will das schon? So bleibt man in Österreich unter sich und kann den Kunden deutlich schlechtere Konditionen bieten als in Deutschland. Der aggressive Neobroker Trade Republic bietet den Aktienkauf via App um einen Euro Spesen an, Depotführung und Verrechnungskonto sind gratis. Sparpläne für 2.000 ETF-Indexfonds sind spesenfrei und schon ab einem Euro möglich. Solche Kampfkonditionen von Neobrokern wie Trade Republic und Scalable sind möglich, weil diese Institute von vornherein auf pures Online gesetzt haben und außerdem die Kundenorder an fixe Handelspartner wie Lang & Schwarz oder Tradegate weiterleiten. Von diesen bekommen sie Rückvergütungen für den OrderFluss. Das ist in der EU umstritten, aber

letztlich je nach nationaler Gesetzgebung erlaubt. Finanziert werden etwaige Defizite durch Venture-Kapital-Runden.

Klar ist, dass gerade junge Investoren von den Ein-Euro-Angeboten via Handy lebhaft Gebrauch machen und so erste Schritte an die Börse machen. Der enorme Marketingaufwand sorgt für Millionen neue Kunden. In Österreich sind nicht nur die Gebühren deutlich höher, es wird auch nur ein Bruchteil der deutschen Summen in das Marketing gesteckt. Dementsprechend verhalten ist auch das Kundenwachstum im Bereich Wertpapiere.

Selbst im Spargeschäft machen die Neobroker neuerdings den etablierten deutschen Banken heftige Konkurrenz. Trade Republic startete im Jänner 2023 mit zwei Prozent auf dem Verrechnungskonto. Scalable zog im Februar mit 2,3 Prozent nach und offerierte im Juni zeitlich begrenzt für Tagesgeld sogar 3,5 Prozent. Infolge der Neobrokeroffensive zog das gesamte Zinsniveau in Deutschland viel schneller an als in Österreich. Nach ein paar Monaten der Schrecksekunde ziehen auch die österreichischen Kollegen nach. Auf dem täglich fälligen Spar-

Der leidenschaftliche Weinbauer (64) ist seit 29 Jahren Finanz- und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen des gebürtigen Deutschen zählen die langjährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.

konto zahlt die Dadat 1,5 Prozent. Die Bank Direkt offeriert ab 1. Juli für täglich fälliges Geld 2,0 Prozent, bei dreijähriger Bindung sogar 3,25 Prozent. Für täglich fälliges Geld zahlt die Easybank zwar für Einlagen bis 150.000 Euro nur magere 0,5 Prozent. Zu Redaktionsschluss hat sich aber auch die Easybank erbarmt und zahlt jetzt neu für längere Bindung anständige Zinsen von 3,0 Prozent für 18 Monate.

Allerdings wird weiter beim Service gespart. In einem vom Magazin „Trend“ im Juni veröffentlichten Test der Gesellschaft für Verbraucherstudien ÖGVS bekam der Telefonkundendienst der Easybank ernüchternde 0,0 Prozent von 100 möglichen. Möglicherweise hatten die Tester so lange in der Warteschleife gewartet, bis sie aufgaben. Um Ostern hatte die Easybank nämlich die Konten der früheren Hellobank-Kunden integriert. Das sorgte für ein mittleres Chaos. Die Easybank bemerkte obendrein monatelang nicht, dass das Konditionenverzeichnis im B2B-Geschäft mit Vermögensberatern und -verwaltern veraltet war und nicht dem entsprach, was den Kunden verrechnet wurde.

Übrigens: Die Easybank war nicht nur im Telefontest, sondern auch in den Punkten Konditionen, Produktvielfalt sowie Transparenz und Komfort Schlusslicht im ÖGVS-Test, was auch zu dem mit Abstand letzten Platz in der Gesamtführung führte. Den ersten Platz belegte als Testsieger die Dadat knapp vor der Bank Direkt. Fazit: Eigentlich besteht die Konkurrenz in Österreich nur noch aus zweieinhalb Anbietern.

110 SEITENBLICKE MARKTGEFLÜSTER
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„Easybank ist Schlusslicht im Test punkto Konditionen, Transparenz und Produktvielfalt.“
MARTIN KWAUKA

UNTERNEHMEN IN DIESER AUSGABE

IMPRESSUM/SERVICE

Chefredakteur/Herausgeber: Dominik Hojas, d.hojas@derboersianer.com

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Redaktion:

Christoph Eisele, Christian Höller, Irmgard Kischko, Julia Kistner, Angelika Kramer, Raja Korinek, Martin Kwauka (Chefkommentator), Thomas Müller, Hedwig Schneid, Robert Winter

Korrespondenten:

Deutschland/Düsseldorf: Oliver Stock

Schweiz/Zürich: Daniel Zulauf

Anzeigenverkauf:

Luca Cerulla, j.cerulla@derboersianer.com; Miriam Haider, m.haider@derboersianer.com; Jakob Winkelbauer, j.winkelbauer@derboersianer.com; Es gilt die Anzeigenpreisliste 2023; ComplianceHinweis: Advertorials werden als „entgeltliche Einschaltung“ gekennzeichnet.

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Grafik: Martin Jandrisevits, Titanweiß Werbeagentur GmbH; Fotos: Clemens Bednar, Dieter Brasch, Stefan Burghart, Barbara Ster, Unternehmen beigestellt; Lektor: Armin Baumgartner; Kursdaten: baha GmbH, Schlusskurse vom 16. 6. 2023, keine Gewähr für die Richtigkeit der Daten; aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Formulierungen.

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Das Magazin wurde nach Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens bei der Druckerei Ferdinand Berger und Söhne GmbH (10.000 Stück) auf nachhaltigem Papier (Umschlag: Claro Silk 250 g, Kern: Furioso 80 g, Journal: Holmen Trnd 70 g) gedruckt.

Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH.

111 SEITENBLICKE INDEX 3 Banken Generali Investment 34 Acatis Investment 38 Alliance Bernstein 79 Allianz Elementar Versicherungs AG 77, 91 Althuber Spornberger 67 Amundi Austria 27, 79 Andritz AG 70 Arag Rechtschutzversicherung 92 Athos Immobilien AG 17 AT&S AG 69 Austriacard Holding AG 8 Axa IM 40 Baker McKenzie 55 Bank Direkt 110 Bank Gutmann AG 99 Bawag Group AG 48 BPV Hügel 65 Berkshire Hathaway 98 Binder Grösswang 71, 87 Bitpanda 88 BMF 99 Capgemini 81 CBRE 83 Cerha Hempel 69, 86 Cira 109 Corum Investments 79 Dadat 110 Deutsche Bank AG 23 DLA Piper 74 Donau Versicherung AG 91 Dorda 55, 73 DWS Invest 36 Easybank 110 Erste Asset Management 27, 78 Erste Group Bank AG 22, 31, 41, 48 EU 27 FAM 78 Fieldfisher 86 Finanzmarktaufsicht FMA 22 Flughafen Wien AG 16 FPÖ 103 Franklin Mutual Series 36 Freshfields 55, 65, 74 Frotz Riedl 69 FWP 56 Generali Versicherung AG 91 Grazer Wechselseitige Versicherung AG 91 Grüne 104 Helvetia Versicherungen AG 91 Herbst Kinsky 56, 71 Hypo Oberösterreich AG 22, 24 Immofinanz AG 80 J. Safra Sarasin 28 Kepler Fonds KAG 27 Lenzing AG 81 Matejka & Partner Asset Management 30 Mkinsey 49 Montana Tech Components AG 94 Müller Partner 55 Neos 104 Niederösterreichische Versicherung AG 91 Oberbank AG 22, 48 Oberösterreichische Versicherung AG 91 Öbag 69 Örag 18 Österreichische Hagelversicherung 50, 90, 91 Oesterreichische Nationalbank 22 OMV AG 59 ÖVP 103 Pictet 79 Porr AG 82 Raiffeisen Bank International AG 34, 40, 48 Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG 11 Raiffeisen KAG 28 Remus 49 RFU Unternehmensberatung 28 Salus Alpha 40 Sberbank Europe AG 49 Scalable 110 Schelhammer Capital Bank AG 35 Schönherr 56, 74 Security KAG 27 Seilern Investment Management 78 S Immo AG 83 SPÖ 16, 103 Trade Republic 110 Telekom Austria 81 Tiroler Versicherung 92 UBM Development AG 82 Unicredit Bank Austria AG 48 Union Investment 28, 37 Uniqa Insurance Group AG 77, 90, 91 Varta AG 95 VAV 91 Verbund AG 80 Vienna Insurance Group AG 90, 91 Vonovia 17 Voestalpine AG 71, 106 Wiener Börse AG 108 Wiener Privatbank SE 41 Wiener Städtische Versicherung AG 91 Wkk 67 WKO 82 Wolf Theiss 64 Yokoy 88 Zürich Versicherungs AG 91
Unbenannt-1 1 07.07.2009 13:28:58
FIRMENINDEX

WELTBLICK

Die Wirtschaft ist ein globales Geschäft. Ein Blick über die Grenzen der Korrespondenten.

LEONI-SANIERUNG: NUR PLÜNDERN IST SCHÖNER

NÜRNBERG. Wie bringt man einen Aktienkurs von sechs Euro ruck, zuck in den Pennystock-Bereich? Stefan Pierer weiß das. Der österreichische Investor hat sich den deutschen Automobilzulieferer Leoni einverleibt. Immerhin stand 2018 noch ein Kurs von 65 Euro zu Buche, von dem fast nichts mehr geblieben ist. Schuld ist Leoni selbst, das in diesem Zustand leichte Beute für Pierer wurde. Über Aktienkäufe sicherte er sich seit 2021 zunächst einen 20-Prozent-Anteil an Leoni und begann eine Sanierung im Pierer-

Style: Das Unternehmen soll weg von der Börse. Die Aktionäre gehen leer aus, die Gläubiger sollen abgefunden werden. Nur plündern ist schöner. Pierers ganze Karriere fußt auf der Akquisition nahezu insolventer Unternehmen, sodann Entschuldung via Pleite, natürlich auf Kosten der bisherigen Eigentümer, und Neuaufstellung. Aus Pierers Sicht funktioniert das manchmal prächtig wie im Fall der Motorradfabrik KTM. Aus Sicht der Aktionäre ist der Pierer-Style allerdings ein Albtraum.

SCHWEIZER BÖRSE WIDERLEGT EIN KLISCHEE

ZÜRICH. Wirtschaftlich hat die Schweiz weit mehr zu bieten als Schokolade, Käse und Banken. Aber ist die Bedeutung des Bankensektors tatsächlich so gering, wie der Swiss-Market-Index (SMI), das Kursbarometer für die Aktien der 20 wertvollsten Unternehmen an der Six Swiss Exchange, mit einem Indexanteil von nur gerade gut vier Prozent suggeriert? Es gibt jetzt nur noch die UBS. Selbst wenn wir großzügig Versicherungen und Investmentfirmen hinzurechnen, kommt die Finanzbranche im SMI auf Gesamt-

gewicht von nur gerade knapp 14 Prozent. Also, so unbedeutend ist Geldgeschäft im Lande der großen Reformatoren Johannes Calvin und Huldrych Zwingli nun auch wieder nicht geworden, wie der erst Anfang des Jahres lancierte Swiss 50 Index des Zürcher Börsenblattes „Finanz und Wirtschaft“ deutlich zeigt. Das Klischee wird damit noch lange nicht bestätigt. Bei Nestle, dem absoluten Schwergewicht im SMI (22 Prozent), kommen Schokoladen und Süßwaren auf einen Anteil am Konzernumsatz von elf Prozent.

STRESSTEST FÜR PENSIONSFONDS HÄRTERE REGELN FÜR US-BANKEN

LONDON. In Großbritannien unterzieht die Bank of England derzeit den Finanzsektor exklusive Banken einem Stresstest. Dazu gehören Versicherer und die Fondsindustrie, darunter Pensions- und Hedgefonds. Im September 2022 hatten Budgetpläne von Kurzzeitpremier Liz Truss Pensionsfonds unter Druck gebracht, die Bank of England kaufte damals Anleihen in Höhe von 65 Milliarden Pfund, um eine Finanzkrise abzuwehren.

WASHINGTON. Die US-Notenbank denkt über strengere Eigenkapitalvorschriften für US-Banken nach. Diese sollen für Banken mit Aktiva von mehr als 100 Milliarden US-Dollar gelten. Großbanken sollen etwa 20 Prozent mehr Eigenkapitalanforderungen erfüllen, so eine Überlegung. Ausgelöst hatte die Regelverschärfung der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der First Republic, Letztere verleibte sich JP Morgan ein.

Das nächste Magazin erscheint um den 2. Oktober 2023. Bis dahin täglich: www.derboersianer.com

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SEITENBLICKE WELTBLICK
OLIVER STOCK Korrespondent Deutschland DANIEL ZULAUF Korrespondent Schweiz

WIR LÄSST UNS NEUE WEGE GEHEN.

WIR MACHT’S MÖGLICH.

Lösungen entstehen immer im WIR. Dort, wo sie für alle nützlich sind. Dieser Gedanke gilt bei uns nicht nur für Banking, sondern umfasst auch Initiativen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Wissenschaft und Forschung. Darum engagieren wir uns bei Energiegenossenschaften, Gemeinschaftsinitiativen und Crowdfunding-Projekten. WIR macht’s möglich.

Impressum: Medieninhaber: Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien AG, F.-W.-Raiffeisen-Platz 1, 1020 Wien raiffeisenbank.at

WO PETRUS FUNDS DRAUF STEHT, IST PETRUS ADVISERS DRIN.

Der Fonds für Privatanleger:innen von Petrus.

Petrus Advisers ist seit mehr als einem Jahrzehnt für ihre wertschaffende Arbeit bekannt. Der Privatanlegerfonds „UI Petrus Special Situations“ der Marke Petrus Funds ist spezialisiert auf Umwelt-, soziale- und Aufsichtsanliegen (ESG). Geld kann so viel Gutes tun.

Mehr auf: petrus-funds.com

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