Börsianer 55. Ausgabe, Q4 2023

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ZWEI VOM GLEICHEN SCHLAG!

Wie Banker Berger und Investor Matejka die Börse leben und feiern

BASHING Wie sich die Banker wehren 20 RANKING DIE BESTEN BANKER INDUSTRIE PALFINGER GEGEN REZESSION VORSORGE RUF NACH AKTIENPENSIONEN GRÜNE Schluss mit den Blockaden 26 3. QUARTAL 2023 ∙ 12 EURO die letzten BÖRSIANER
10 TRENDRADAR EXTRA

Pictet-Robotics ist ein Teilfonds des Luxemburger SICAV Pictet. Jede Anlage birgt Risiken, einschließlich des Risikos eines Kapitalverlusts. Vor Tätigung einer Anlage muss die neuste Version des Fondsprospekts, der Vorvertraglichen Informationen falls vorhanden, des Basisinformationsblatts (BIB) sowie des Jahres- und des Halbjahresberichts gelesen werden. Diese Unterlagen sowie die Zusammenfassung der Anlegerrechte sind kostenlos auf Englisch und in anderen Sprachen unter assetmanagement.pictet oder bei Pictet Asset Management (Europe) S.A., 6B, rue du Fort Niedergruenewald, L-2226 Luxemburg, erhältlich.

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KLEIDER MACHEN LEUTE –MASSHEMDEN MACHEN DEN UNTERSCHIED

Liebe Börsianer!

Aktuell redet die Politik und die Öffentlichkeit wieder über Übergewinnsteuern, die Erhöhung der Bankenabgaben, Zinsdeckel für Kredite und Mindestzinsen für Einlagen (Seite 20). Man möge glauben, die Planwirtschaft hält in Österreich Einzug. Und wieder steht lange niemand von uns aus der Finanzbranche auf, widerspricht laut und argumentiert gegen diesen Unsinn.

Für mich steht wieder einmal fest, die Deutungshoheit darf man nicht anderen überlassen, schon gar nicht schreienden Medien, lauten linken oder rechten Minderheiten in den sozialen Medien und oft kurzfristig denkenden Politikern. Die Finanzbranche muss in der Öffentlichkeit mehr für sich selbst eintreten.

Ich als Börsianer lehne staatliche Eingriffe in den Markt jedenfalls strikt ab. Sie schaden uns ökonomisch. Ich möchte zum Beispiel keine Kredite – also Schulden – sozialisieren. Wo sind denn die vielen Kreditausfälle in der Praxis, bei Raiffeisen, bei der Oberbank und bei den Hypo-Banken? Die jeweiligen Vorstandschefs verneinen mir gegenüber diese Frage. Die Debatte entbehrt also jeder Grundlage und ist offensichtlich politisch motiviert. Wir sind schon im Vorwahlkampf!

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3 EDITORIAL BÖRSIANER NR. 55
DOMINIK HOJAS Chefredakteur „Börsianer“
STER
COVERFOTO: BARBARA
Entgeltliche Einschaltung
s.spulak@aon.at www.masshemden-spulak.at Mauerer Langegasse 22 I 1230 Wien

Für mich ist auch klar, wir als Kapitalmarkt müssen für die Lebensträume der Menschen da sein, als „Ermöglicher“ wahrgenommen werden. Dafür müssen wir mehr positive Bilder zeichnen. Den Menschen im Alltag den Nutzen aufzeigen. Proaktiv kommunizieren. Wir müssen einen Gegenpol zur Unvernunft bilden, weil es uns um die Sache geht. Wir müssen uns schlicht mehr bemühen.

Aktionäre entlasten

Wir sind nämlich viele. In Österreich besitzen laut der Wiener Börse bereits 1,9 Millionen Menschen Wertpapiere. Wir haben also ein Gewicht. Wir zahlen dem Staat jährlich 4,1 Milliarden Kapitalertragsteuer (KESt). Nur sechs Prozent davon sind Kursgewinne. Ich fordere von der Bundesregierung, diese mutigen Menschen und großzügigen Steuerzahler nach einer Behaltefrist von einem Jahr zu entlasten und grüne Finanzprodukte steuerfrei zu stellen. Damit erleichtern wir den Menschen ihren Vermögensaufbau, beschaffen Unternehmen Zukunftskapital, finanzieren die grüne Transformation und generieren für den Staat zusätzliche Steuereinnahmen, Stichwort KESt auf Dividenden.

Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt. Das gilt besonders in solchen Zeiten wie jetzt. Wir müssen mit Fakten Stimmung gegen die ewigen Nörgler und Totengräber (Seite 26) machen. Das sind wir unseren Mitarbeitern, unseren Aktionären und auch uns schuldig.

Wir als Börsianer-Redaktion sind dafür seit einem Jahrzehnt eine Plattform, weil es uns um die Sache geht. Wir kämpfen für einen starken Kapitalmarkt, weil wir seinen Mehrwert kennen. Wir kämpfen gegen Vorurteile, weil wir die Fakten kennen. Lassen Sie uns nicht allein, seien Sie mutig, gestalten wir den Markt, die Gesellschaft und unser Land gemeinsam.

Ein Hoch auf die Banker

Bleibt mir noch, den besten Bankern des Landes, Willibald Cernko, Johann Strobl und Franz Gasselsberger, im goldenen Börsianer-Ranking (Seite 89) in dieser Ausgabe zu gratulieren und auf unser neues Börsianer Journal Innovation (Seiten 51-76) mit den wichtigsten Trends für 2024 hinzuweisen.

Viel Vergnügen mit dem 55. Börsianer Magazin wünscht Ihnen

LinkedIn @DominikHojas

4 EDITORIAL BÖRSIANER NR. 55
Am Campus Irmgard Kischko und Ingrid Krawarik interviewten Palfinger-Boss Andreas Klauser (Seite 94), der führte dann durch den neuen Palfinger-Campus, den Sessel fand Ingrid Krawarik sehr bequem. Bullenessen Rund 80 Gäste, darunter viele CEOs der heimischen Kapitalmarktszene, trafen sich beim traditionellen Bullenessen des „Börsianer“ im El Gaucho in Wien. Ein Fest der Superlative (Seite 114). Die letzten Börsianer. Banker Edi Berger und Investor Wolfgang Matejka sind ein kongeniales Duo, vor allem wenn es um die Börse und den Finanzmarkt geht. Beide haben viele Anekdoten auf Lager (Seite 10), auch von CEOs, die kein Englisch können. „We are working hardly to become strange clients“ – was wollte der CEO bei der Konferenz in London damit sagen?

WAS BESCHÄFTIGT UNTERNEHMEN BEI DER NACHHALTIGEN TRANSFORMATION?

Frau Rauscher, wie erleben Sie den Umgang von Unternehmen mit nachhaltiger Transformation? – Unternehmen sind zunehmend sensibilisiert für das Thema. Viele Firmen haben die Dringlichkeit erkannt, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu verstärken, um Umweltauswirkungen zu minimieren, soziale Verantwortung zu übernehmen und langfristige Geschäftsstabilität zu sichern.

Mit welchen Fragen zu nachhaltiger Finanzierung kommen Firmenkunden auf Sie zu? – Häufig kommen Anfragen zur praktischen Umsetzung nachhaltiger Finanzierungslösungen und zu den verfügbaren Instrumenten wie Green Bonds oder Impact Investing. Ebenso zu den Bewertungskriterien der Produkte, möglichen Auswirkungen auf die Unternehmensbilanz und zu Transparenz und Kommunikation im Kontext nachhaltiger Finanzierungsprojekte.

Welche Serviceleistungen umfasst Ihre Beratung? – Unsere Services decken ein breites Spektrum ab. Wir unterstützen Unternehmen bei der Auswahl nachhaltiger Projekte und geeigneter Finanzierungsinstrumente, klären über Bewertungskriterien auf und begleiten

den gesamten Prozess von Strukturierung bis Emission. Alles mit Augenmerk auf Förderungen, da diese oft über den Erfolg nachhaltiger Investitionen entscheiden.

Welche Vorteile haben Unternehmen bei nachhaltigen Finanzprodukten? – Unternehmen profitieren auf vielen Ebenen: Nachhaltige Finanzprodukte stärken Image und Marke, erleichtern den Kapitalzugang und reduzieren Kosten durch effizientere Ressourcennutzung. Innovation und Wachstum werden langfristig gefördert.

Ein Blick in die Zukunft: Wie entwickelt sich das Thema mittelfristig? Welche

Rolle spielen Banken dabei? – ESG (Umwelt, Soziales, Governance) wird immer bedeutender. Investoren, Kunden und Regulierungsbehörden machen den Unternehmen Druck, nachhaltige Praktiken zu implementieren. Banken spielen eine Schlüsselrolle: Sie bieten nachhaltige Finanzprodukte an, unterstützen Unternehmen bei der Integration von ESG-Kriterien in ihre Geschäftsstrategie und fungieren als Brücke zu nachhaltig orientierten Investoren.

Entgeltliche Einschaltung
Mag. Petra Rauscher, Leiterin Export & Investment Finance bei der Raiffeisen Bank International, verrät es uns. Mag. Petra Rauscher, Leiterin Export & Investment Finance bei der Raiffeisen Bank International,

NEUE MACHT

So profitieren Anleger vom Aufschwung der Emerging Markets

32

WELTMARKTFÜHRER

OFT GEPRÜFTES DUO Was eine gute Aktie ausmacht

Wie Palfinger die Volatilität im Griff hat 94 10

FINANZMARKT

DIE LETZTEN BÖRSIANER (COVER) 10

Banker Edi Berger und Investor Wolfgang Matejka können Börse. Wie die beiden Legenden den Kapitalmarkt trotz der Regulierung heute noch feiern, wo sie auf die Schnauze gefallen sind und warum sie Licht in die grüne Transformation der Unternehmen bringen.

BANKEN

Politischer Druck, 20 sprachlose Banken und laute Populisten

GRÜNE BLOCKIERER

Wie die Grünen das 26 Regierungsprogramm ungeniert aushebeln

INTERVIEW

Palfinger-Boss 94 Andreas Klauser baut gerne vor

VORSORGE Was es mit der 102 Aktienpension auf sich hat

6 INHALT BÖRSIANER NR. 55

RANKING

Die 50 besten Banker in Österreich

RENDITE

INSIDERKÄUFE 08

Die Aktienkäufe der Manager

AKTIENMÄRKTE 30

Chartvergleich zur Wiener Börse

PORTFOLIO 31

Die Asset-Allocation der Kathrein Privatbank AG

SCHWELLENLÄNDER-ANLEIHEN

Der Reiz der Ferne 32

1. Teil: Marktumfeld 34

2. Teil: Veranlagung 36

3. Teil: Interview 38

BÖRSENWETTER 40

Entwicklung der Weltbörsen und Analystenstimmen

KURSDATEN 42

Top-Performer: Aktien, Fonds, Anleihen, Rohstoffe, Krypto, Währungen

STATISTIK 46

Börsen- und Wirtschaftsdaten

BÖRSIANER JOURNAL 51

Trendradar 2024

BRANCHEN

Darüber spricht man in den Branchen: Köpfe, Deals, News, Trends und Events

MEINUNGEN

GERHARD BURTSCHER 16 Change will come. By design or by chaos

JOCHEN DICKINGER 17

Immobilien? Strong buy!

SILVIA GRÜNBERGER 17

Politisches Kleingeld mit den Zinsen

PETER BREZINSCHEK 18

Spannende Lohnverhandlungen: Zeit für ein neues Modell

KURT WEINBERGER 50

Ad-hoc der Redaktion

CHEFÖKONOM

Peter Brezinschek (65) wird Chefökonom des „Börsianer.“ Der renommierte Finanzexperte wird Sie zukünftig mit Marktmeinung und Wirtschaftsanalysen versorgen. Brezinschek war seit 1985 Chefanalyst der Raiffeisen Bank International AG. Er zählt zu den gefragtesten Börsen- und Finanzexperten des Landes.

BULLENESSEN

89 Die 50 besten Banker Österreichs

SO DENKT DIE POLITIK 108 Hilfe für Immobilienbesitzer?

112

wird im Netz gesprochen BÖRSENTALK 114

Wo sich die Finanzbranche trifft

FIRMENINDEX/IMPRESSUM 123

Auszüge von Unternehmen in dieser Ausgabe

WELTBLICK 124

Die Sicht der Korrespondenten

Der Klimawandel kostet richtig viel Geld

BETTINA SCHRAGL 80

AI – das neue ESG?

PETER BARTOS 84 Globale Mindestbesteuerung ante portas

ALBERT BIRKNER 86

Virtuelle Gesellschafterversammlungen

PETER FELSBACH 112 Wirtschaftsjournalismus in der Dauerkrise

MARTIN KWAUKA 122

Kantersieg für Pensionisten

Top-Entscheider aus Finanz, Wirtschaft und Politik feierten auf Einladung der Börsianer-Chefredaktion beim legendären Börsianer Editor’s Dinner (vulgo Bullenessen) im Wiener El Gaucho. Impressionen davon finden Sie ab Seite 114.

TRENDRADAR

Im neuen Börsianer Journal Innovation (Seite 51) finden Sie einen Überblick über die zehn wichtigsten Megatrends der Finanzbranche, die uns 2024 beschäftigen werden.

GELBEN BALKEN

Weblinks werden in dieser Ausgabe mit einem markiert.

7
BANKEN 48 VERSICHERUNGEN 50 FONDS 78 AKTIEN 80 IMMOBILIEN 82 BERATER 84 RECHT 86 FINTECH 88 SEITENBLICKE RANKING
MARKTGEZWITSCHER
Darüber

INSIDERKÄUFE

Die Aktienkäufe der Spitzenmanager

Mit Blick auf die Handelsaktivität ist an den Börsen im Sommer immer etwas die Luft raus. Das zeigt auch der Blick auf die saisonalen Zahlen der Wiener Börse und trifft ebenso auf die Insidergeschäfte zu. Den größten Insiderdeal tätigte im Juli die Oberbank AG, die sich bei der Kapitalerhöhung der Lenzing AG Aktien im Wert von rund 15 Millionen Euro zum Bezugspreis von 33,10 Euro je Stück unter den Nagel riss. An zweiter Stelle folgt Stefan Pierer, der regelmäßig große Aktienpakete zwischen seinen Gesellschaften hin und her schiebt. Dicht dahinter steht der Amerikaner Jeffrey Dishner auf der TopKäuferliste. Der 58-Jährige ist für das weltweite Akquisitionsgeschäft der Starwood Capital Group zuständig und stockt im Namen der zugehörigen SOF-11 Klimt CAI S.a r.l Stiftung laufend den Anteil an der CA Immo AG auf. Allein im Juni ließ Starwood für 200.000 CA-Immo-Anteile rund 5,2 Millionen Euro springen.

Bawag-Bosse kaufen unbeeindruckt

Unter den Top-Käufern fällt nicht selten der Name von Bawag-Chef Anas Abuzaakouk. Der 2022 bestbezahlte ATXManager legte im August rund drei Millionen Euro für 70.000 Anteile auf den Tisch. Abuzaakouk hält somit bereits mehr als eine Million Aktien der Bank in seinem Privatdepot. Das gesamte Vorstandsteam kommt gemeinsam auf einen Anteil von 3,6 Prozent. Auch VizeCEO Enver Sirucic hat zugegriffen und

sich 5.000 Aktien für 221.000 Euro eingebucht. Die Vorstände setzen mit den Käufen ein klares Bekenntnis zu ihrem Führungsstil, nachdem der aktivistische Investor Klaus Umek wenige Wochen zuvor einen Shortreport mit Vorwürfen gegen das Management veröffentlichte. Mit seinem Londoner Hedgefonds Petrus Advisers ging Umek zeitgleich eine Leerverkaufsposition ein, um auf fallende Kurse zu spekulieren. Im September flatterte der zweite Brief von London nach Wien, aber auch dieser blieb bislang unbeantwortet.

Summer-Sale

Die Zahl der Verkäufe erreichte im Juni mit 14 Transaktionen den höchsten Stand seit zwei Jahren. Darunter sticht die Mitarbeiterbeteiligungsgesellschaft der Oberbank AG groß heraus, die sich von Oberbank-Aktien im Wert von 8,7 Millionen Euro trennte. Ebenso einen Blick wert ist der Verkauf von knapp 84.000 Aktien der Wiener Privatbank SE durch deren Vorstand Eduard Berger zum Preis von 540.000 Euro. Berger verweist schlicht auf „persönliche Portfolio-Umschichtungen“. n

8 RENDITE INSIDER
SOMMERLOCH AM INSIDERMARKT?
UNTERNEHMEN PERSON/GESELLSCHAFT KAUF IN STÜCK SUMME (EUR) Lenzing AG Oberbank AG 466.725 15.448.598 Pierer Mobility AG Stefan Pierer 76.000 5.819.195 CA Immo AG Jeffrey Dishner (Starwood) 200.000 5.218.907 Bawag Group AG Anas Abuzaakouk 70.000 3.001.500 Polytec Holding AG MH Beteiligungs GmbH 80.000 349.600 TOP
INSIDERBAROMETER
MÄR 24 81 6 23 171 11 66 18 APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ JAN FEB ATX 12 MONATE QUELLE: OEKB, WIENER BÖRSE, „BÖRSIANER“; OHNE VERGÜTUNGSPROGRAMME 29 KÄUFE 64 KÄUFE 18 5
5 MANAGER-TRANSAKTIONEN (3 MONATE) (BENCHMARK ATX)

Wir sorgen für eine bessere Zukunft.

Innovative Lösungen für ein besseres Morgen

Für eine bessere Zukunft: Wir bei Wienerberger leben Vertrauen, Respekt, Leidenschaft und Kreativität. Es ist uns ein Anliegen, die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und eine bessere Welt für kommende Generationen zu scha en, indem wir innovative und ökologische Lösungen für die Bereiche Neubau und Renovierung sowie für Infrastruktur im Wasser- und Energiemanagement anbieten.

world of wienerberger © Uwe Strasser

DIE LETZTEN BÖRSIANER

VITA

WOLFGANG MATEJKA

Geschäftsführer

Matejka & Partner Asset Management

Für den Assetmanager (61) sind Ebit-Marge und Cashflow die wichtigsten Kennzahlen. Er bezeichnet sich selbst als Schiedsrichter des Kapitalmarkts: „Wir checken, ob ein Unternehmen gut oder schlecht ist. Die Börse als Hygienefaktor ist enorm wichtig.“ An Matejka & Partner hält der Börsenprofi 20 Prozent, die Wiener Privatbank SE 80 Prozent, aktuell werden 15 Fonds verwaltet, fünf davon sind von der Wiener Privatbank SE. Edi Berger ist zweiter Geschäftsführer.

Der Banker (55) macht nicht jeden Trend an der Börse mit, für ihn ist die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells Voraussetzung. Buchwert und Kurs-Gewinn-Verhältnis sind seine Kennzahlen to go. Die Geschicke der Wiener Privatbank SE gestaltet er seit 2011 im Vorstand mit. Stationen davor waren Deutsche Bank Österreich AG, Unicredit Bank Austria AG, er war auch Chef der Österreich-Niederlassung von CA Cheuvreux. In seinem Büro steht eine Golf-Bag von Markus Brier, die der Banker ersteigerte.

Banker Edi Berger und Investor Wolfgang Matejka kennen sich seit 30 Jahren. Beide zählen zu österreichischen Börsenlegenden, ähnlich wie Investor Klaus Umek, die Fondsmanager Alois Wögerbauer und Roland Neuwirth oder Broker Roman Eisenschenk. Einem Schlag von Leuten, denen man heute am Finanzplatz nur mehr selten begegnet, hemdsärmelig, mutig und kommunikativ. Ein Grund für die Börsianer-Chefredaktion die beiden leidenschaftlichen Börsianer, die auch beruflich verbunden sind, in Edi Bergers Büro am Wiener-Stadtpark, Sitz der Wiener Privatbank SE, zum Coverinterview zu treffen. Es entwickelte sich ein angeregtes Gespräch mit Anekdoten über gute und schlechte Aktien, gefeierte Manager, Regulierung als Spaßbremse, Treffpunkte für Börsianer und die Idee einer Volksaktie.

Was unterscheidet eine gute von einer schlechten Aktie? –Wolfgang Matejka: Die gute Aktie hat das Triumvirat, also gutes Management, gutes Geschäftsmodell und dazu passende Aktionäre.

Findet ihr solche Aktien aktuell auf dem Wiener Kurszettel? – Wolfgang Matejka: Da gibt es einige. Ich schaue mir derzeit Unternehmen wie Andritz an, und dann checke ich sie auf ihr Triumvirat: Kannst du dich mit dem Unternehmen identifizieren, erklärt dir das Management das Geschäftsmodell präsent und valide. Wenn ja, musst du nur noch die Aktionäre checken,

Zwei vom gleichen Schlag. Wo die Börsenlegenden Edi Berger und Wolfgang Matejka auf die Schnauze gefallen sind und wie sie den Kapitalmarkt trotz Regulierung heute noch feiern.

INTERVIEW DOMINIK HOJAS, INGRID KRAWARIK FOTOS BARBARA STER

ob einer verrücktspielt oder nicht. Wenn keine Unruhe im Aktionariat ist, dann kannst du davon ausgehen, dass der Aktienkurs auch diesem Empfinden entspricht.

Wo seht ihr bei Firmen genauer hin, wenn ihr investiert?

– Edi Berger: Ich schaue auf die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells und Firmenauftritts über diverse Zyklen. Natürlich gibt es Modetrends, die man mitmachen möchte, wenn ein Momentum da ist. Da muss man aber aufpassen. Das macht zwar teilweise schon Spaß, aber man darf den Exit nicht versäumen. Wolfgang Matejka: Ebit-Marge und Cashflow sind die wichtigsten Kennzahlen für mich.

Den richtigen Moment zum Investieren zu erwischen ist unmöglich. – Edi Berger: Es ist fast leichter in Krisenzeiten, meist nach extremen Ereignissen, bei denen es einen kompletten Ausverkauf gibt. Wer sich traut, sammelt am dritten, vierten Tag Qualität auf. Schwieriger ist es in einem seitwärts laufenden Markt, da muss man auf einen Trigger warten, den man nicht kennt.

Wann ist für euch eine Aktie nicht investierbar? – Wolfgang Matejka: Wenn ich das Geschäftsmodell nicht verstehe. Das passiert schon hin und wieder.

Bitte ein Beispiel dafür. - Wolfgang Matejka: In Deutschland gibt es eine Firma, die heißt Exasol, die ist angeb-

FINANZPLATZ COVER 11 #INTERVIEW
VITA EDI BERGER Vorstand Wiener Privatbank SE

lich die kommende Amazon Systems und macht Optimierung von Serverstationen. Das klingt alles super, ich habe mich mit dem CEO zweimal getroffen und war jedes Mal beeindruckt, was die alles können. Aber das Modell an sich, wie man damit Geld verdient und wie man hier am Markt vorbei Kunden gewinnen will, habe ich nicht ganz verstanden.

Edi Berger: Ein Warnsignal ist, wenn Firmen die Hälfte der Präsentation auf den unterbewerteten Aktienkurs hinbeten. Der Aktienkurs ist eine Konsequenz aus der unternehmerischen Leistung und den Ergebnissen, der findet sich.

Was war früher am Markt „normal“, was sich heute nicht mehr ausgeht? – Wolfgang

Matejka: Ruhig schlafen (lacht).

Edi Berger: Das Leben ist digitaler geworden. Jeder Kommentar eines Unternehmens ist fünf Sekunden später in der Welt draußen, bei Konferenzen muss man bei jedem Nebensatz aufpassen. Und so ist auch das Berufsleben geworden. Als wir begonnen haben, war die Wiener Börse von 9.30 Uhr bis 13.30 Uhr geöffnet, um 13.30 waren die Schlusskurse, da ist man gemeinsam zum Mittagessen gegangen. Dann war Nachbörse, und um 17 Uhr hat man sich auf ein Bier oder Punsch getroffen. Dieses Soziale ist im Börsenumfeld stark zurückgegangen.

Ist das Fehlen des Sozialen, der Emotion, gut oder schlecht? – Edi Berger: Schlecht. Es zieht sich durchs ganze Leben, der Austausch findet zunehmend digital statt, mir fehlt das Persönliche.

Wolfgang Matejka: Durch die Digitalisierung bist du permanent erreichbar, permanent am Strom, jeder ist in einem anderen Arbeitszyklus gefangen, und du hast nicht den Schalter, „jetzt ist die Börse aus“. Dieses Am-Abend-gemeinsamSein gibt es nur noch selten.

Wo ging der Börsianer früher auf ein Bier?

– Edi Berger: Ins Hopferl in der Wiener Naglergasse, da hatte die Erste Bank sogar ein Börseninformationssystem ge-

sponsert, bei der Bar konntest du die Börsenkurse beobachten.

Wolfgang Matejka: Ich war manchmal im Da Conte in der Kurrentgasse, ein Lokal, in dem sehr viele Börsianer essen gegangen sind.

Edi Berger: Das war einer der ersten Nobelitaliener, quasi ein Vorgänger vom Fabios.

Was macht einen Börsianer aus? - Edi Berger: Die 100-prozentige Leidenschaft, rund um die Uhr nach Ideen suchend.

Wolfgang Matejka: Die Leidenschaft für die Börse bedingt aber auch, die Börse so zu akzeptieren, wie sie ist. Und dann den eigenen Weg erarbeiten. Die Börse ist noch einer der wenigen Plätze, wo Individualität durch den Markt belohnt wird.

Seid ihr auch so richtig auf die Schnauze gefallen? – Edi Berger: Eine Lehre waren die Aktien am Neuen Markt, im Nachhinein betrachtend hat man oft nicht genau gewusst, was die Firmen tun. Der damalige Hype hält mich jetzt davon ab, die teilweise unreflektierte Euphorie für KI-Aktien zu teilen. Vielleicht ist es ein Fehler, aber ich verstehe einiges davon nicht und kann die Bewertungen kaum nachvollziehen. Ich schau lieber zu und lass anderen den Spaß.

Wolfgang Matejka: Bei Libro habe ich ins Klo gegriffen, ich habe einfach nicht

damit gerechnet, dass der Rettberg (Anm.: verurteilter Ex-Libro-Chef) ein Gauner ist. Das war für mich damals sehr schmerzhaft, weil mein Ansatz, der war, ich zeig’s den Short Sellern. Das habe ich persönlich genommen, das hat auch an meinem Ego gekratzt.

Welche Manager habt ihr persönlich in eurer Karriere gefeiert? – Edi Berger: Einer der Ersten, der in Österreich Ownership, Expertise und strategische Brillanz vermittelt hat, war Dr. Leitner von der Andritz. Da ist die Sondersituation, dass er immer ein großer Aktionär der Firma war. Wolfgang Leitner hat das perfekt orchestriert.

Wolfgang Matejka: Für mich ist es ExStrabag-CEO Thomas Birtel. Er hat sich gegen einen sehr dominanten, sehr selbstbewussten Großaktionär durch Performance durchgesetzt. Und das mit massivem Gegenwind. Die Ebit-Marge die die Strabag derzeit hat, ist sein Vermächtnis. Und auf der aufzubauen ist sicherlich einfacher, als sie so zu erzeugen.

Edi Berger: Ein weiteres Paradebeispiel in der Community ist Gerald Grohmann. Der glänzt immer mit Brillanz und Kompetenz bei seinen Auftritten. Ein so zyklisches Unternehmen wie die SBO aus Österreich heraus in einem Weltmarkt so zu führen, das ist eine besondere Leistung.

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Kurszettel. Wolfgang Matejka würde sich Firmen wie Maschinenfabrik Engel und Plansee an der Börse wünschen.

Was macht für euch als Investor gute Kommunikation von Unternehmen aus? – Edi Berger: Die professionelle Erreichbarkeit einer Investor-Relations-Abteilung und eine zügige Kommunikation. Das IRTeam der Österreichischen Post macht das zum Beispiel vorbildlich, die sind kompetent, immer erreichbar.

Die Investor-Relations-Verantwortliche sollten auch nahe am CEO dran sein? – Edi Berger: Natürlich, sonst macht das ja keinen Sinn. Fürs Ad-hoc-Vorlesen braucht man kein Investor-Relations-Team.

Wolfgang Matejka: Die Nähe des Managements und die Einbindung des IRTeams in die Unternehmensstrategie sind Voraussetzungen. Das Management spart sich dadurch Zeit und Blamagen, und die Effizienz wird erhöht. Als alte Börsianer kennen wir genug Gschichtln über CEOs, die nicht gut Englisch konnten.

Edi Berger: Wichtig für den Markt ist, Klarheit zu haben. In negativen Situationen braucht der Markt eine schnelle Reaktion von den Unternehmen, um die Unsicherheit zu nehmen.

Gibt es ein Beispiel, wo ihr diese Klarheit vermisst habt? – Wolfgang Matejka: Es gibt genug Beispiele! Stichwort Ukraine: Jeder hat sich 17.000-mal versichert, ob nicht was FMA-gefährdet ist, bevor kommuniziert wurde. Oder denk an die RBI, wie lange die gebraucht hat, bis sie den Geldwäscheskandal beantworten durfte. Das war ein, zwei Tage später erst der Fall, bis sämtliche Abteilungen durchgewassert waren. Der Kurs war selbst nach dem Unschuldsbeweis bei minus zehn Prozent. Solche Dinge sind einfach überreguliert und einseitig bestraft.

Fehlt den heutigen Managern der Mut? – Edi Berger: Ein CEO eines großen Unternehmens muss im Zeitgeist der aktuellen Governance natürlich extrem aufpassen, wann und was er kommuniziert. Die Persönlichkeiten gäbe es schon.

Wolfgang Matejka: Das Korsett wird enger, wo er kommunizieren kann. Weil

wenn jetzt ein Heimo Scheuch, den ich für einen exzellenten Manager halte, das sagen würde, was er nach außen nicht sagen darf, dann hättest du wahrscheinlich ein riskanteres Bild der Wienerberger, weil sich das Unternehmen in Zyklen bewegt, die einfach Risiken tragen.

Als Börsianer sucht ihr die positiven Storys. Nun wird von Unternehmen fast nur noch negativ über Ad-hoc publiziert. Wieso ist das so? - Wolfgang Matejka: Österreich als sehr stark bankenlastiger Staat sieht den Kapitalmarkt als Konkurrent. Jede Firma, die sich über den Kapitalmarkt und ohne Banken refinanziert und definiert, hat es überhaupt schwierig. Du musst permanenten Gleichklang in der Außenwirkung erzeugen. Wenn das nicht der Fall ist, dann kommt das mit den Zockern, den bösen Börsianern, den Steuerflüchtlingen, den Reichen. Und in Wirklichkeit spiegelt das nur einen Grundton wider, nämlich dass uns das Geld ausgeht. Daher will man es von denen nehmen, die es noch haben, ohne zu fragen, wie sie es bekommen haben. Egal, ob das jetzt einer ist, der es wie der Mateschitz erwirtschaftet hat – der war ja auch zweimal in Privatkonkurs, bevor er so erfolgreich war –, oder ob er es geerbt hat. Diskussionen um Reichensteuern sind ein massives Rufzeichen, dass was nicht stimmt.

Schaden politische Eingriffe in den Markt dem Wohlstand aller? – Edi Berger: Denke ich schon, ja.

Wolfgang Matejka: Auf den Punkt gebracht: Ja.

Edi Berger: Die europäische Politik mit Nationalstaaten ist für internationale Investoren schwierig zu verstehen. Italien kommt über Nacht mit einer Bankensteuer. Populistische Ideen wie diese sind eine Katastrophe für den europäischen Markt, weil die Planbarkeit nicht mehr gegeben ist. Im globalen Wettbewerb um Kapital werden Investoren dadurch abgeschreckt.

Die heimische Politik wird oft als Totengräber des Kapitalmarkts bezeichnet. Kennt ihr einen Politiker, der sich für den Kapitalmarkt eingesetzt hat? - (langes Schweigen) Edi Berger: Da muss ich nachdenken.

Wolfgang Matejka: Ich denke parallel auch nach.

Edi Berger: Ich denke, dass unser jetziger Finanzminister das Thema sehr wohl versteht und ernst nimmt, aber mit dem Koalitionspartner nicht weiterkommt. Der aktuelle Vorschlag mit der Behaltefrist von zehn Jahren ist zwar gut gemeint, aber unrealistisch. Die Regierung Schüssel I, als wir die großen Privatisierungen in Österreich hatten, das war schon eine Phase, in der der Kapitalmarkt sehr wohl verstanden wurde. Das war in den späten 1990er-Jahren mit Voestalpine, Böhler-Uddeholm und Austria Tabak. Da war der ATX doppelt so hoch wie jetzt, da hat man offensichtlich von der Politik Rückendeckung gehabt. Das war ein Riesencomittment für den Kapitalmarkt, das man erst im Nachhinein zu schätzen weiß.

Wenn ihr es euch wünschen könntet, wen hättet ihr gerne an der Börse auf dem Kurszettel? – Edi Berger: Es gibt oberösterreichische Industrieperlen, die nicht an die Börse gehen werden, oder natürlich Unternehmen wie Red Bull oder Swarovski, aber das sind die üblichen Verdächtigen.

Wolfgang Matejka: Wenn ich es mir wünschen darf: Maschinenfabrik Engel, Plansee oder auch Privatbrauereien. Die Wiener Börse hat einen Fehler gemacht, sie hat sich zu willfährig den großen Brokern gegenüber geöffnet. Das müsste

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„Bei Libro habe ich ins Klo gegriffen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass der Rettberg ein Gauner ist.“
WOLFGANG MATEJKA

man wieder zurücknehmen, denn Wien ist eine Small-Cap-Börse und wird es immer sein, und unter dem Aspekt wirst du unter Wert behandelt.

Wie könnte man den Börsenplatz Wien beleben? – Wolfgang Matejka: Für den Börsenplatz wäre es gut, den Privaten stärker miteinzubeziehen, denn noch hat der Private ein Vermögen. Die Börse ist – und das ist historisch in jeder Phase belegt – der größte Vermögens- und Wachstumstreiber. Unter diesem Aspekt wäre ein Anreizsystem, das wir schon bis zum Erbrechen diskutiert und Brunner auch nicht realisiert hat, wichtig: Steuerbefreiung ab einer bestimmter Behaltefrist oder bei einem bestimmten Investmenthabit. Die dritte Zukunftsvorsorge so hinstellen, dass sie wirklich funktioniert und nicht nur ein Entnahmemodell für jeden ist, der das betreibt.

Edi Berger: Aber das Underlying wird dadurch nicht größer. Man bräuchte neue große Namen auf dem Kurszettel. Wenn du Roadshows Salzburg westwärts machst, spielen österreichische Aktien im Anlegerverhalten der Privaten und Berater fast keine Rolle. Die orientieren sich an der Schweiz und an Deutschland.

Wolfgang Matejka: Aber wenn sie keine KESt zahlen müssten …

Edi Berger: Das wäre vielleicht ein Argument.

Wolfgang Matejka: Ich habe der Wiener Börse in einem Brainstorming ein Investmentvehikel für die gewidmeten Vorsorgezwecke der Allgemeinheit vorgeschlagen, das nur die Börse können dürfte, das auch gesetzlich so zugeschnitten wäre, dass es nicht von Dritten kopiert werden kann, meinetwegen eine Kopie des ATX, billig und ohne Nebenkosten. Als Investitionsform für künftige Pensionsempfänger beispielsweise.

Ein Instrument für eine Art Volksaktie? –Wolfgang Matejka: Ein Volksinvestment. Mit dem steigenden Volumen kommen die Firmen dann schon.

Könnt ihr euch trotz verstärkter Eingriffe auf den Markt verlassen? - Wolfgang Matejka: Bei ESG ist es schwierig. Große In-

vestoren wie Blackrock, Vanguard und Fidelity sagen, sie können bei ihren reinen ESG-Fonds das künftige Interpretationsrisiko nicht mehr tragen. Ich bin mir sicher, dass von denen, die die Regeln in Brüssel aufstellen, kein Einziger wirklich im Kundengeschäft Investitionsnotwendigkeiten zu exekutieren hat. Das sind vermutlich Ideologen, die durchaus überzeugt sind und sich bemüßigt fühlen, ihren Input zu fordern. Aber das ist am Ende eine False Balance, die muss man hinterfragen.

Wie relevant sind ESG-Faktoren für euch als Investoren? - Wolfgang Matejka: Sie müssen relevant sein. Wir managen derzeit 15 Investmentfonds, davon fünf Spezialfonds, in sieben Fonds haben wir ESGFaktoren nach Artikel 8 kompatibel. Der Druck über die Regulatorik ist sehr groß, diese Faktoren dokumentiert zu sehen und das auch in großer Breite zu liefern. Was mich aber zunehmend irritiert: In keiner einzigen ESG-Vorgabe, ob das von der ESMA oder der FMA kommt, ist der Faktor drinnen, wie viel die Dokumentation über ESG eigentlich kostet. Das ist ein gewichtiger Kostenblock in allen Unternehmen geworden. Von der Aktie über alle Intermediäre bis zum Investor. Das ist ein Überlagern von administrativen Prozessen, die durch die parallel erforderlichen Dokumentationen innerhalb des Wirtschaftskreislaufs in Wirklichkeit eigentlich nicht notwendig sind und mehrfach Kosten verursachen.

Edi Berger: Für das Unternehmen selbst ist es eine Selbstverständlichkeit, sich den ESG-Kriterien anzunähern, da das Unternehmen Fremdkapital braucht. Eine Kreditvergabe ohne ESG-Konformität wird unmöglich werden. Das wird wie selbstverständlich abgefragt werden.

Wolfgang Matejka: So ist es. Kreislaufwirtschaft ist für mich der ESG-Grundsatz schlechthin. Das macht die Amag seit 50 Jahren, dass sie die Späne wiederverwertet, die Voestalpine braucht den Schrott für den Stahl. Energiekosten

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ATX 5.000 2.500 0 21.9.13 21.9.23 Quelle:
Zukunft in ESG. Eine Kreditvergabe ohne ESG-Konformität wird unmöglich werden, sagt Edi Berger.
baha

optimieren Grundvoraussetzung. Das ist ein Faktor, der in der Industrie so etabliert und verwachsen ist. Natürlich frage ich nach und bewerte die Antworten. Ich muss als performanceorientierter Investor auch die Möglichkeiten sehen, wie diese Unternehmen in Zukunft ihr Geschäftsmodell nachhaltig abdecken können. Und wenn ESG-Dokumentation einen immer größeren Anteil der Kosten einnimmt, dann wird sich das expansive Modell dadurch reduzieren, oder die Investoren werden auf Gewinne verzichten müssen.

Die Regulierung als Spaßbremse? - Wolfgang Matejka: Definitiv! Die Logik der Regulierung kann ich manchmal nicht nachvollziehen. 50 Prozent der Wirtschaftsleistung in Deutschland ist mittlerweile Bürokratie, das ist optimistisch von Experten geschätzt. Mehr als die Hälfte einer Wirtschaftsleistung mit Dokumentation darüber zu machen, was wir getan haben und tun wollen – das ist verrückt.

Edi Berger: Als betroffenes Mitglied der Finanzcommunity bin ich von der Regulierung sehr stark betroffen. In den letzten Jahren sind 300.000 Seiten Regulative aus Brüssel hinsichtlich der europäischen Banken gekommen. Das zu verarbeiten ist ein Wahnsinn. Der Anle-

gerschutz ist etwas Wertvolles, der Aufwand dafür überschießend.

Ist das ein Wettbewerbsnachteil? - Edi Berger: Absolut! Ab 2035 in Europa nur noch E-Autos mag ökologisch einen Sinn haben, aber wir übertreiben da.

Wolfgang Matejka: In der ganzen ÖkoMobilitäts-Diskussion ist keine einzige Reflexion darüber, dass du Windräder und Batterien für E-Mobile derzeit nicht oder nur enorm aufwendig recyclen kannst. Außer du machst riesige Ökoschäden. Die Windräder sind hochbelastbare Verbundwerkstoffe, die kannst du mikrovibrieren, dann zerfällt das Rotorblatt. Aber die verklebten Fasern bleiben, die musst du verbrennen. Mit 2.000, 3.000 Grad bekommst du das ohne giftige Dämpfe weg. So ein Ofen frisst aber eine gewaltige Menge Energie, ob das

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ökologisch ist? Was daher zumeist passiert? Man legt sie aufs Feld oder versenkt sie in der Wüste oder woanders.

Aber Batterien kann man als Speicher weiterverwenden. – Wolfgang Matejka: Ja, die werden meist sechs bis acht Jahre als Zwischenspeicher in diversen Hallen genutzt, aber dann ist Sense mit der Wirtschaftlichkeit. Vom konstanten thermischen Risiko gar nicht zu sprechen. Es ist höchst an der Zeit, dass sich die Politik bewusst der Hilfe der Spezialisten bedient, um tragfähige Lösungen im aktuellen Zeitdruck zu erzeugen, und nicht mehr rein moralischen Instanzen gehorcht.

Zum Abschluss: Was schätzt Edi Berger an Wolfgang Matejka? – Edi Berger: Der Wolfgang ist von ganzem Herzen ein Börsianer, authentisch, geradlinig, verlässlich, leidenschaftlich.

Was schätzt der Wolfgang Matejka am Edi Berger? – Wolfgang Matejka: Sein Comittment, Edi ist definitiv einer, der die Börse im Herzen trägt. Das ist etwas, was ihn zu einem extrem authentischen Börsianer macht. Es ist ein Lebenstypus, der ihn seit mehr als 30 Jahren begleitet. Und die Erfahrung, die er mit sich trägt, und das Comittment, das ihn noch immer so antreibt, ist etwas, woran du zehrst. n

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„Der Anlegerschutz ist etwas Wertvolles, der Aufwand dafür überschießend.“
EDI BERGER

CHANGE WILL COME. BY DESIGN OR BY CHAOS.

Die heimische Tourismusbranche steht vor der Herausforderung, einen zukunftsfähigen Tourismus, der Nachhaltigkeit in den Fokus rückt, zu schaffen.

Nach einer langen Boom-Phase, die in kleinen Teilen sogar in einem Overtourismus gipfelte, läutete die Corona-Pandemie einen Wandel ein. Zuletzt wurde die Transformation durch die steigende Inflation, die hohen Energiepreise, die Verknappung der Ressourcen, Fachkräftemangel und die Entwicklung im Bereich KI angeheizt. Herausforderungen gibt es damit genug, Chancen aber auch. Neue Ideen sind gefragt, um sich den veränderten Gegebenheiten anzupassen.

Aber warum maße ich es mir an, als Vorstandsvorsitzender der BTV Vier Länder Bank dieses Thema zu erörtern?

Seit unserer Gründung 1904 unterstützen wir zahlreiche touristische Projekte in unserer ursprünglichen Heimatregion Tirol und Vorarlberg. Inzwischen sind wir in vier Ländern aktiv und begleiten 44 Seilbahnen und über 500 Hotels bei der Realisierung ihrer Vorhaben und Visionen. Darüber hinaus sind wir selbst unternehmerisch bei den Mayrhofner Bergbahnen und der Silvretta Montafon tätig. Über die Jahre konnten wir somit eine hohe Kompetenz aufbauen. Wir als Touristiker sind gefordert, jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen. Statt nur auf den Wandel zu reagieren, müs-

sen wir agieren und unsere Visionen in die Tat umsetzen.

Längst wird der regionale Tourismus als Alternative zur Fernreise gesehen. Besonders die jüngere Generation bewertet Fliegen kritischer. Aber auch durch die hohen Temperaturen im Mittelmeerraum wird unsere Region an Bedeutung gewinnen. Wir profitieren von kurzen Reisewegen und bieten emotionale sowie physische Sicherheit und eine gewaltige Natur – alles, was es für einen erholsamen, erlebnisreichen und schönen Urlaub braucht. Nicht zuletzt erfüllt oder wird der heimische Tourismus die Anforderungen einer ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit bald erfüllen.

Was braucht es nun, um sich bestmöglich für die Zukunft aufzustellen?

Eine neue Positionierung. Durch eine

VITA

Der gebürtige Vorarlberger ist seit 1988 für die BTV AG tätig: zu Beginn am Schalter und seit 2016 als Vorstandsvorsitzender. Im Fokus steht bei ihm vorausschauendes unternehmerisches Agieren – im Sinne der Kunden, aber auch der Mitarbeiter. Darüber hinaus ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Silvretta Montafon Holding.

klare Ausrichtung auf Regionalität sowie Klimaanpassungsmaßnahmen kann ein deutlicher Wettbewerbsvorteil erreicht werden. Mit dem Fokus auf Qualität statt Quantität setzen wir auf gesundes Wachstum. So geht es nicht mehr darum, groß neue Gebiete in den Skiregionen zu erschließen, sondern in Qualität zu investieren. Nachhaltigkeit darf zudem keine leere Worthülse bleiben. Es eröffnen sich dadurch vielfältige neue Chancen. So bietet etwa unser Tochterunternehmen Silvretta Montafon die größte E-Ladegarage Vorarlbergs und nutzt eine moderne Photovoltaik-Verglasung zur Stromerzeugung. Darüber hinaus fokussieren wir auf eine umweltfreundliche An- und Abreise, denn diese nimmt einen Anteil zwischen 50 und 75 Prozent vom gesamten CO2-Fußabdruck des Tourismus ein. Wir möchten vor allem Wege finden, um mit dem Zug eine entspannte Reise zu ermöglichen. Die Idealvorstellung wäre ein reibungsloser Gepäcktransport von zu Hause bis an den Urlaubsort. Für neue Ideen habe ich immer ein offenes Ohr. Nur wenn die Weichen jetzt gestellt werden und der Wandel als Chance begriffen wird, kann die Tourismuswirtschaft ein neues, nachhaltiges Zeitalter einläuten. n

MEINUNGEN KOMMENTARE 16
GERHARD BURTSCHER Vorstandsvorsitzender Bank für Tirol und Vorarlberg AG
„Nicht groß neue Skigebiete erschließen, sondern in Qualität investieren.“
GERHARD BURTSCHER

Der bodenständige Gründer eines börsennotierten Wettanbieters nennt die Teilnahme am New York Marathon seinen größten Karriereerfolg. Seine Leidenschaft gehören der Börse, Twitter und Griechenland.

ZINSEN IMMOBILIEN? STRONG BUY!

Die grundlegende wirtschaftliche Logik besagt, dass der Preis eines Produkts steigt, wenn die Nachfrage wächst und gleichzeitig das Angebot abnimmt. Doch wenn wir über den Immobilienmarkt sprechen, scheint diese Regel plötzlich nicht mehr zu gelten. Es erscheint paradox, dass, während alles um uns herum teuer wird, die Immobilienpreise fallen sollen. Die Geschichte von fallenden Immobilienpreisen aufgrund steigender Zinsen wird zwar von fast allen nacherzählt. Wird aber dadurch nicht richtiger. Mit Ausnahme der zuvor durch Finanzmathematik aufgewerteten Immobilien, die jetzt wieder abgeschrieben werden müssen, ist ein Verfall am Immobilienmarkt nicht erkennbar. Eingebrochen ist nur der Transaktionsmarkt, weil sich viele Marktteilnehmer noch im Kaufstreik befinden. Käufer meinen, einen Fehler zu machen, wenn sie nicht auf ein Schnäppchen warten. Sie warten auf einen vermeintlichen Crash, der ihrer Meinung nach unvermeidlich ist. Wenn wir jedoch auf Länder mit hoher Inflation und hohen Zinsen blicken, sehen wir, dass die Immobilienpreise mindestens im Ausmaß der Inflation steigen. Meist sogar mehr.

Für Immobilienentwickler mag die aktuelle Situation kurzfristig herausfordernd sein aufgrund des Käuferstreiks. Dieses Problem wird sich jedoch kurzfristig lösen, wenn die Marktteilnehmer erkennen, dass die Immobilien nicht günstiger werden, wenn die Nachfrage danach steigt und der Neubau immer teurer wird. Eine gute Zeit, um in Immobilien zu investieren! n

BANKEN

ZINSEN: POLITISCHES KLEINGELD

Österreichs Banken stehen in der Kritik. Parteien und Vorfeldorganisationen von der Arbeiterkammer bis zum VKI spielen mit Polarisierung und Unsicherheit in einem herausfordernden Zinsumfeld. Das ist im Kampf um verbesserte Umfragewerte vielleicht verständlich, aber ist die Debatte fair und sinnvoll? Banken sind wichtige Säulen einer Volkswirtschaft. Die Steuerzahler waren bereit, das ins Taumeln geratene Finanzwesen durch die Krise 2008/ 2009 zu tragen. „Too big to fail“ war ein „Kredit der vielen“ an die Kreditinstitute. Die Rettung hat uns allen geholfen, und wie so viele Krisen war auch diese auch ein Impuls für Entrümpelung, Erneuerung und Verbesserung. Auch der Staat profitierte. Aktuell sind überhohe Immobilienpreise und günstige variable Kredite die vermeintlich toxische Kombination. Auf dem Heimflug aus dem Schlaraffenland der Null-Prozent-Finanzierungen erleben manche Kreditnehmer:innen wahrscheinlich eine holprige Landung. Aber in solchen Notsituationen, so hat es Bankensprecher Cernko zugesagt, wird geholfen. Daher geht die populistische Argumentation gegen „gierige Banken“ eigentlich ins Leere.

Gelöst ist das Problem aber noch nicht, es wird Maßnahmen brauchen, die wiederum die Einigkeit der Banken voraussetzen. Denn inhaltlich kommt es auf die Details an und in der Wirksamkeit auf die Geschlossenheit der Branche. Lässt man sich auseinanderdividieren, haben Populisten leichtes Spiel. Also: Alte Feindschaften hintenanstellen und weiter vereint gegen diese Scheindebatte auftreten! n

MEINUNGEN KOMMENTARE 17
VITA JOCHEN DICKINGER Privatinvestor und Aufsichtsrat Athos Immobilien AG Die ehemalige Politikerin ist bestens vernetzt und berät die Finanzbranche in Zukunftsfragen.
„Vereint gegen Scheindebatten auftreten.“
SILVIA GRÜNBERGER
„Das Problem wird sich kurzfristig lösen.“
JOCHEN DICKINGER

LOHNVERHANDLUNGEN: ZEIT FÜR EIN NEUES MODELL

Das wird ein heißer Herbst! Die Lohnverhandlungen der kommenden Monate sind ein Lackmustest für die ökonomische Balance zwischen berechtigter Inflationsabgeltung und belastbarer Wettbewerbsfähigkeit.

Nach über 40 Jahren Abwesenheit ist die Inflation zurückgekehrt. Sie ist auch deshalb so massiv und zweistellig in Erscheinung getreten, weil viele Ökonomen sie am Anfang als „Gespenst“ und die EZB sie lange als „temporäres Phänomen“ sträflichst unterschätzt haben. Doch es gibt gute Nachrichten: Die Teuerungsraten sind auf dem Rückzug. Auch in Österreich wird sich der Anstieg der Verbraucherpreise bis Jahresende 2023 deutlich nach unten bewegen. Deutlich ins Minus gerutschte Erzeugerund Großhandelspreise (jeweils seit November 2022 rückläufig!) sind gute Vorboten, dass dieser Trend auch bei den Verbraucherpreisen ankommt. So könnte in den ersten Monaten 2024 die Gesamtinflationsrate bei günstigen Rahmenbedingungen eine 3 oder niedrige 4 vor dem Komma aufweisen.

Für die Lohnverhandlungen der kommenden Monate bedeutet dies einen Lackmustest für die ökonomische Balance zwischen berechtigter Inflationsabgeltung und belastbarer Wettbewerbsfähigkeit. Das heimische Prozedere setzt bei der Inflationsanpassung der letzten zwölf Monate an. Für die Metaller bedeutet dies plus 9,5 Prozent Verhandlungsgrundlage. Je später jedoch verhandelt wird, desto stärker sinkt der Anpassungsfaktor. Für Lohnverhandlungen ab Jänner 2024 wären es dann „nur“ noch rund 7,8 Prozent. Die VPI-Prognose Österreich für 2024 liegt aber bei rund 3,8 Prozent. Die Diskrepanz könnte nicht höher sein. In jedem Fall ein Drahtseil-

akt für beide Verhandlungsseiten. Vernünftigerweise sollten sich Arbeitgeberund Arbeitnehmervertreter auf eine Änderung der Verhandlungsgrundlage bei den aktuellen Gesprächen ab dem kommenden Jahr einigen.

Mein Vorschlag: Die Hälfte des Anpassungsfaktors kommt wie bisher aus dem Teuerungsschnitt der vergangenen zwölf Monate, die andere Hälfte aus dem Mittel der Wifo- und IHS-Inflationsprognose für das kommende Wirtschaftsjahr. Vorteil: Die Arbeitnehmer bekämen früher eine Teuerungsabgeltung als im bisherigen Preiszyklus, was Reallohnsenkungen in der ersten Phase eines Inflationsanstiegs bremst oder sogar verhindert. Da höhere Inflationsabgeltungen schon früher einsetzen, wäre die Glättung der Lohnanpassung für Arbeitnehmer ein Vorziehen und für Unternehmen in dieser Zeit der noch guten Konjunktur leichter zu stemmen. Überdies wären die Arbeitgeber in der zweiten Phase des Zyklus, wo rückläufige Preissteigerungen und in manchen Sektoren sogar Preissenkungen eine Reaktion der einbrechenden Konjunkturentwicklung

Der renommierte Kapitalmarktexperte (65), der eigentlich Meteorologe werden wollte, zählt seit vier Jahrzehnten zu den gefragtesten Börsen- und Finanzexperten des Landes. Seine Schwerpunktinteressen sind die Ordnungsund Wirtschaftspolitik im Zusammenhang mit Klimaschutz, Konjunktur sowie Geld- und Fiskalpolitik. Bis Jahresende 2022 war er Chefanalyst von Raiffeisen Research.

sind, nicht übermäßigen Lohnerhöhungen ausgesetzt, die nochmals die Kostenseite zur falschen Zeit treffen. Sollte wie jetzt die österreichische Inflationsrate auch noch deutlich höher sein als bei den wichtigsten Handelspartnern, dann würde im neuen Modus auch die Konkurrenzfähigkeit nicht zu stark belastet. Dieser Berechnungsmodus – schon 2024 angewendet – wäre allerdings unfair, weil die Arbeitnehmer in den ersten 2,5 Jahren des Inflationsanstieges unter der Teuerung abgegolten würden.

In jedem Fall müsste in den Lohnverhandlungen zwischen margenstarken und margenschwachen Branchen unterschieden werden. Einzelhandel, Tourismus und Gastronomie sowie verarbeitendes Gewerbe sind durch hohe Personalkosten charakterisiert. Abschlüsse nahe dem zweistelligen Bereich hätten gravierende Auswirkungen auf die Ertragskraft. Das Inflationsrad würde sich weiterdrehen, auch weil wir bei öffentlichen Preisen Indexierungen haben. Der Gebührenstopp beim Bund müsste daher alle Gebietskörperschaften erfassen.

Je höher die Lohnabschlüsse, desto stärker wird die Kernrate der Inflation, das ist der Gesamt-VPI minus Energie, Nahrungsmittel, Tabak, 2024 von der Gesamtteuerung nach oben abweichen. Da dies ein Trend in der gesamten Eurozone ist und die Geldpolitik der EZB primär auf die von Dienstleistungen und langlebigen Konsumgütern geprägte Kernrate fokussiert ist, heißt das für die Zinsen: Sie bleiben höher, und das für längere Zeit! n

18 MEINUNGEN KOMMENTARE
VITA PETER BREZINSCHEK Chefökonom „Börsianer“
„In jedem Fall ein Drahtseilakt für beide Verhandlungsseiten.“
PETER BREZINSCHEK
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Späte Einsicht? WKO-Bankenobmann

Willibald Cernko und Finanzminister Magnus Brunner traten am 23. August 2023 vor die Presse und präsentierten ein „Hilfspaket“. Darunter auch ein umstrittender Bankenfonds, der 100 Millionen Euro schwer sein soll, in den aber viele Banken nicht einzahlen wollen.

FINANZPLATZ BANKEN 20 © BMF #GEWINNE
„Situation deutlich besser, als veröffentlichte Meinung glauben lässt.“
WILLIBALD CERNKO

SPRACHLOSE BANKEN

Der politische Druck auf die Banken nimmt zu. Kritisiert werden „Übergewinne“ bei gleichzeitig tiefen Sparzinsen. Die Branche schweigt dazu und pflegt weiter ihre alten Rivalitäten. Ein gefundenes Fressen für Populisten.

FINANZPLATZ BANKEN 21
TEXT INGRID KRAWARIK

Angriffe aus mehreren Ecken. SPÖ-Chef Andreas Babler greift Banken über Tweets an, FPÖ-Chef Herbert Kickl beklagt sich in einem öffentlichen Brief, und Minister Johannes Rauch klagt, weil der „gravierende Unterschied zwischen Habenund Sollzinssatz unzulässig sein

Es ist bemerkenswert, wie schnell sich das Bild der Banken in der Öffentlichkeit wandeln kann: Während der Nullzinsphase und der CovidPandemie galten die Geldhäuser als stabiler Garant für Finanzierungen und Helfer in der Not. Ein Jahr und mehrere Zinserhöhungen später reitet die Politik massive Attacken gegen die „Profiteure der Leitzinsanhebungen“. Plötzlich sind die Banken aberwitzig böse, deren „Übergewinne“ abgeschöpft gehören. Konsumentenschutzminister Johannes Rauch hat kürzlich eine Verbandsklage gegen den Bankensektor in Auftrag gegeben. „Es kann nicht sein, dass nur die Banken vom Aufwärtstrend am Geldmarkt profitieren. Dass Banken die Sollzinsen am Girokonto ständig nach oben schrauben, die Habenzinsen aber bei null lassen, ist inakzeptabel“, sagt Johannes Rauch zum Börsianer. Von den Banken fordert er eine rechtskonforme und sachliche Vertragsgestaltung. „Der Unterschied zwischen Habenund Sollzinssatz ist eine gravierende Verletzung der gesetzlichen Vorgaben, das heißt, des Gleichbehandlungs- und Zweiseitigkeitsgebots, und muss nach unserer juristischen Einschätzung jedenfalls unzulässig sein“, fügt Rauch hinzu.

Politische Attacken

Dem nicht genug, schießt auch die FPÖ aus vollen Rohren. In einem offenen

Brief vom 7. August 2023 fordert FPÖParteichef Herbert Kickl die Banken auf, ihre Dankbarkeit für die Rettung während der Finanzkrise durch den Steuerzahler mit zehn Milliarden Euro vor 15 Jahren unter Beweis zu stellen und „den Menschen in Österreich ihre finanzielle Existenz zu sichern“. FPÖ-Finanzsprecher Herbert Fuchs ist direkter und verlangt, „die Schieflage zulasten der Sparer und Kreditnehmer“ durch „steuerliche Maßnahmen wie die Übergewinnbesteuerung oder Erhöhung der Stabilitätsabgabe“ zu überlegen.

Grünen-Finanzsprecherin Nina Tomaselli sitzt mit Fuchs im selben Boot. Auch sie nennt die langsame Sparzinserhöhung „unstatthaft“ und denkt ebenso laut über eine „Erhöhung der Bankenstabilitätsabgabe“ nach. SPÖ-Chef Andreas Babler schrieb am 24. August in sozialen Medien: „Banken machen Milliardenprofite auf unserem Rücken. Sie legen ihr Geld risikolos bei vier Prozent an, wir bekommen nicht einmal ein Prozent“ – ganz darauf vergessend, dass die Banken während der Negativzinsphase bei der Europäischen Zentralbank Strafe zahlen mussten und die Negativzinsen nicht an die Kunden weitergeben durften.

Und was machen die Banken? Sie sind sprachlos. Schmähstad. Und das, obwohl aktuelle Daten keinen Grund zur Annahme bieten, dass eine Vielzahl der Haus-

halte unter der höheren Kreditzinslast zusammenzubrechen droht. Verbündete suchen die Banken vergeblich, die Aufsicht hat die Institute an der Kandare, die Gesellschaft, die nun wegen der hohen Inflation Wohlstandseinbußen hinnehmen muss, ärgert sich über niedrige Sparzinsen und „gierige“ Banken – und die Politik hat in Vorwahlstimmung den Klassenkampf ausgerufen. „Nach vielen Jahren der Negativzinsen ist seit dem Vorjahr eine Normalisierung der Zinsspannen der Banken eingetreten, das Zinsergebnis entspricht dem langjährigen Durchschnitt. Daher kann man absolut nicht von Übergewinnen sprechen“, sagt Klaus Kumpfmüller, Vorstandschef der Hypo Oberösterreich AG auf Anfrage des Börsianer.

Banken sorgen für Gemeinwohl

Dass die Banken sehr wohl eine Gemeinwohlaufgabe wahrnehmen und in den vergangenen Jahren viele Wohnträume ermöglicht haben, ist nirgendwo zu lesen, positive Bilder werden schon lange nicht mehr gezeichnet. Man hat sich dem Schicksal ergeben. Auch so geht verfehlte und vielleicht auch zu langsame Kommunikation. „Das ist eine politische Diskussion. Es ist nie ratsam, da Öl ins Feuer zu gießen“, begründet Heinrich Schaller, Generaldirektor der RLB Oberösterreich AG, das Schweigen

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muss“. © MICHAEL MAZOHL

seiner Branche. Fakten will in einer so aufgebauschten Stimmung niemand hören, sagt ein Brancheninsider: „Wir sagen nichts, weil wir sonst geköpft werden. Und am nächsten Tag steht die FMA auf unserem Tackerl und fragt uns, ob wir noch fit und proper sind.“ Jetzt lieber ducken, sozusagen.

Österreichs Banken kaum betroffen

Am 23. August, fast zwei Wochen nach Kickls Brief, präsentierte Willibald Cernko, Vorstandschef der Erste Group Bank AG und zugleich Obmann der Banken-

sparte der Wirtschaftskammer, gemeinsam mit Finanzminister Magnus Brunner ein Maßnahmenpaket für Kreditnehmer. Für viele zu wenig, zu spät oder auch ein Schuldeingeständnis der Banken. „Die aktuelle Situation in Österreich ist deutlich besser, als die veröffentlichte Meinung glauben lässt“, bemühte sich Cernko im Podcast mit Magnus Brunner um Entschärfung der Lage. Geplant sind etwa Stundungen, Laufzeitstreckungen und dergleichen, „das haben wir während Covid auch so gemacht“, sagt Cernko. Ein Rundruf des Börsianer bei Öster-

reichs Banken ergab ein ähnliches Bild. Das liegt auch daran, dass etwa bei der RLB NÖ-Wien AG aktuell 80 Prozent der Kreditnehmer eine fixverzinste Variante haben, einen ähnlichen hohen Anteil gibt es auch bei der Erste Group Bank AG.

„Eine erhöhte Anzahl an Anfragen sehen wir derzeit nicht, mit den Kunden befinden wir uns im konstruktiven Austausch“, sagt auch Daniela Barco, Privatkunden-Vorständin der Unicredit Bank Austria AG, in der 60 Prozent fixe und 40 Prozent variable Kredite aufscheinen. Die Bawag Group AG hat „kaum Fälle“, die

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Marinomed hat eine Mission: das Leben von Menschen durch innovative Behandlungen nachhaltig zu verbessern. In den zwei therapeutischen Bereichen Virologie und Immunologie haben wir patentgeschützte Lösungen entwickelt: Carragelose® wird heute schon als blockierender Schutz gegen Viren und Allergene eingesetzt und die Löslichkeitstechnologie Marinosolv® ist einerseits Basis für eigene Produkte, findet aber auch Anwendung in Technologiepartnerschaften.

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Produkte erfolgreich zu kommerzialisieren. Wir bleiben so unserer Vision treu, mit wissenschaftlichem Fortschritt nachhaltig Werte zu schaffen – für das Unternehmen, für Patienten und für unsere Stakeholder.“ www.marinomed.com

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„Für täglich fällig müssen zusätzliche Liquiditätspuffer gehalten werden.“
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„Gibt viele Fälle, wo Lösungen gefunden werden. “
HEINRICH SCHALLER
„Befinden uns im konstruktiven Austausch mit Kunden.“
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Oberbank AG „keine erhöhten Ausfälle“, in der Hypo Vorarlberg AG sind es „sehr wenige, ein Grund dafür ist sicher, dass wir Kunden vor Abschluss einer Finanzierung mit einem fiktiven Zinssatz von mindestens 4,5 Prozent ‚gestresst‘ haben“, sagt Vorstand Wilfried Amann zum Börsianer. Vor 2015 waren Fixzinssätze bei der Hypo Vorarlberg AG praktisch nicht nachgefragt, das habe sich dann schlagartig geändert. Der günstigste variable Kredit wurde für 0,5 Prozent vergeben, ein fixverzinstes Darlehen hätte zur gleichen Zeit auf 20 Jahre rund 1,0 Prozent gekostet. Bei der Hypo Oberösterreich AG waren 2015 noch 81 Prozent der neu vergebenen Kredite variabel verzinst, 2022 waren bereits 78 Prozent der neuen Kredite fixverzinst. Insgesamt wurden von 2015 bis 2022 Wohnbaukredite mit einem Volumen von 1,1 Milliarden Euro vergeben. Derzeit haben 181 von 46.000 Kreditnehmern der Bank eine Mahnung erhalten. „Wir haben kaum Ausfälle, aber es gibt viele Fälle, wo Lösungen gefunden werden. Wir wollen unsere Kunden ja auch behalten“, wirft Heinrich Schaller ein.

Zankapfel Bankenfonds

Ein ebenso von Cernko geplanter und vorgestellter Bankenfonds sorgt indes für Aufregung in der Branche. Der Hilfstopf mit einem Volumen von 100 Millionen Euro soll junge Familien bei der Neukreditaufnahme unterstützen. Mehrere Bankenchefs haben gegenüber dem Börsianer bereits erklärt, nicht in diesen Topf einzahlen zu wollen. Die Einigkeit und der

gemeinsame Auftritt der Branche steht wieder einmal auf dem Spiel. Hier kommen alte Rivalitäten in den Talon. Zum Börsianer heißt es von einem Brancheninsider: Sagt der Sparkassensektor Ja, sagt der Raiffeisensektor Nein. Und die Oberösterreicher würden sowieso ihr eigenes Süppchen kochen. So erklärt sich auch die Schwäche der Branche nach außen, da sie es nicht schafft, geschlossen mit einer Stimme zu sprechen – ein Umstand, der sich durch den gesamten Kapitalmarkt zieht und ein gefundenes Fressen für polemische Attacken durch die Politik ist. „Lässt man sich auseinanderdividieren, haben Populisten leichtes Spiel“, sagt auch die ehemalige Politikerin und jetzige PR-Beraterin Silvia Grünberger, Managing Partnerin bei Rosam Grünberger Jarosch & Partner (Seite 17).

Sparzinsen in der Kritik

Dass sich die Banken mit der Weitergabe der Zinserhöhungen bei Sparprodukten Zeit lassen, liegt vielleicht auch daran, dass Kreditzinsen meist an den Drei- oder Sechs-Monats-Euribor gebunden sind, aber bei Sparzinsen der EZB-Leitzins mit einem Abschlag ausschlaggebend ist. Die Oberbank AG reagierte im Dezember 2022 bei einem EZB-Zinssatz von 2,0 Prozent erstmals mit einer Erhöhung der Sparzinsen auf 0,50 Prozent. Die Hypo Vorarlberg AG hat ihren Sparzinssatz für täglich fälliges Geld indes an den Drei-MonatsEuribor abzüglich 3,0 Prozent gekoppelt, die Zinsen werden immer zum Quartal angepasst, bei der Oberbank AG zehn

Bankwerktage nach der EZB-Sitzung. So hat jede Bank ihren eigenen Modus. Kunden sind wieder aufgefordert, Angebote zu vergleichen. „Täglich fällig ist mangels Planbarkeit deutlich niedriger verzinst und schwierig in der Bankensteuerung, da das Geld morgen schon wieder abfließen kann und dementsprechend zusätzliche Liquiditätspuffer gehalten werden müssen“, erklärt Hypo-Vorarlberg-Vorstand Wilfried Amann. Ähnlich sieht das auch Klaus Kumpfmüller, der noch hinzufügt: „Eine neue Generation muss quasi wieder den Umgang mit unterschiedlicher Bindungsdauer und korrelierenden Zinsen ‚lernen‘“. Dem stimmt auch Willibald Cernko zu: „Wir haben derzeit einen überliquiden Markt. Die Menschen müssen wieder lernen, sich aktiv um ihr Geld zu kümmern.“

Judikatur gegen Konsumentenschutz?

Dem unbenommen, reitet Minister Johannes Rauch mit viel Schall gegen die Verzinsungen auf Girokonten an. „Weder im Gesetz noch in der Judikatur finden sich Anhaltspunkte dafür, dass Girokonten verzinst sein müssen. Girokonten dienen dem Zahlungsverkehr und nicht dem Vermögensaufbau und sind somit Spareinlagen nicht gleichzusetzen. Banken können anders als bei Spareinlagen, insbesondere den Termineinlagen, mit diesen Geldern auch nicht planen“, sagt Bankenrechtler Andreas Zahradnik von der Kanzlei Dorda zum Börsianer. Einen Überziehungsrahmen gewährt die Bank auch nur auf freiwilliger Basis und ist grundsätzlich nur für kurzfristige Überbrückungen gedacht. „Es finden sich auch keine Vorgaben zur Höhe der Differenz zwischen Haben- und Sollzinsen bei Girokonten. Es liegt wohl in der zumutbaren Eigenverantwortung des Kunden, überschüssige Liquidität nicht auf dem Girokonto zu belassen, sondern auf besser verzinsten Sparbüchern oder in Wertpapiere zu veranlagen“, sagt Zahradnik. Dass etwa die Unicredit Bank Austria AG 12,5 Prozent Sollzinsen und 0,0 Prozent

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EZB. EZB-Präsidentin Christine Lagarde verrechnete von 2014 bis 2022 für die Mindestreserve Negativzinsen. © ECB

Habenzinsen auf dem Girokonto hat, ist demnach legitim, kommt aber natürlich in der Debatte um gierige Banken nicht gut an. „Hier hätten einige Banken die Sollzinsen frühzeitiger auch auf 6,0 Prozent senken können, das tut ihnen auch nicht weh, wäre aber für die öffentliche Debatte besser“, meint ein Brancheninsider zum Börsianer. Ob die Minister-Klage dennoch Erfolg haben könnte? „Konsumentenschutzrechtlich ist mittlerweile sehr viel möglich, weil die Frage, ob eine Sittenwidrigkeit oder zu starke Einseitigkeit vorliegt, weite Beurteilungsspielräume ermöglicht“, meint Zahradnik.

Proaktiver sein

Dass die Banken es nicht schaffen, ihr Image in der Öffentlichkeit zu verbessern, sollte die Kommunikationsabteilungen und Vorstände der Institute be-

schäftigen. „Die Banken sind ein stabiler Arbeitgeber mit hohen Sozialleistungen für etwa 70.000 Menschen in Österreich. Und ohne leistungsfähige Banken gibt es kein Wirtschaftswachstum“, versucht Oberbank-AG-Boss Franz Gasselsberger einen positiven Gedanken zu formulieren. Die von Herbert Kickl angesprochenen zehn Milliarden Euro an Steuergeld, die zur Bankenrettung in Österreich gestellt wurden, haben die Banken übrigens zurückgezahlt, inklusive hoher Zinsen von acht Prozent. Das war kein Geschenk. Die Erste Group Bank AG bezog etwa 1,76 Milliarden an dem sogenannten Partizipationskapital und zahlte dafür an die Republik zusätzlich 448 Millionen Euro. Laut RLB Oberösterreich AG haben Österreichs Banken von 2011 bis 2023 Sonderzahlungen von insgesamt 9,7 Milliarden Euro aus Stabilitätsabgabe, Abwick-

lungsfonds und Einlagensicherungsfonds geleistet. Von 2014 bis 2022 mussten die Banken für die Mindestreserve in der EZB laut Berechnungen der OeNB Negativzinsen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zahlen, dazu kommen Negativzinsen aus der Deposit Facility, die den genannten Wert um fünf bis zehn Prozent erhöhen würden.

Die Macht der Hetze über soziale Medien sollte von Banken nicht unterschätzt werden. Da hilft es nichts, dass die eigenen Kunden zufrieden sind. Auch eine Normalisierung der Zinsgewinne, wie sie derzeit stattfindet, sollte vielleicht proaktiver erklärt und kommuniziert werden, damit Forderungen nach „Übergewinnabschöpfungen“ gar nicht erst aufkommen. n

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SEITWÄRTSMARKT – SO WHAT

Aktien laufen seitwärts und Anleger warten vergeblich auf Gewinne?

Dann könnten Inline Optionsscheine die richtige Wahl sein.

Es gibt Aktien, deren Kursentwicklung seit einiger Zeit ein Seitwärtsphase durchläuft. Für Aktionäre bleibt da nur die Hoffnung. Anders für findige Zertifikate-Anleger. Sie finden hier quasi für jede Marktsituation eine Lösung. So liefern Inline Optionsscheine Gewinne, wenn der Markt in einer bestimmten Kursspanne seitwärts läuft.

Ein Beispiel: Die Aktie von Porsche VZ notiert bei 100 Euro. Ein gewählter Inline Optionsschein auf die Aktie hat die folgende Konditionen: Untere Barriere 80 Euro, obe-

re Barriere 120 Euro. In beide Richtungen also 20 Prozent-Puffer. Bewertungstag: 19.

Januar 2024. Der Preis: 9,40 Euro. Je näher das Laufzeitende rückt – bei gleichzeitiger stabiler Aktien-Entwicklung – desto teurer wird der Schein.

Wenn sich die Porsche-Aktie bis Mitte Januar stets in dieser Spanne bewegt und auch die Barrieren nicht berührt, erhält der Investor am Ende der Laufzeit 10 Euro. Ein Gewinn also von über 6 Prozent – in nur wenigen Wochen. Wird eine der beiden Barrieren während der definierten Handelszeiten verletzt, endet die Laufzeit sofort und der Anleger verliert das eingesetzte Kapital. Daher der Tipp: Produkte wählen, deren Barrieren nicht zu nah am aktuellen Kurs des Basiswertes liegen. Dann kann es für Anleger zukünftig nur heißen: Seitwärtsmarkt - so what…

Video-Informationen zu Inline Optionsscheinen finden Sie unter www.bnpp.at > Service > Produktwissen

FINANZPLATZ BANKEN
% MEINE RENDITE Volker Meinel ZertifikateExperte von BNP Paribas

Neue Steuern, wenig Börse. Von der Behaltefrist hält man bei den Grünen nichts, Vizekanzler Werner Kogler denkt lieber wie im ORF­„Sommergespräch“ am 14. August über Übergewinnsteuern und eine Erhöhung der Bankenabgabe nach. Zum Feindbild will er die Banken aber nicht erklären

Was in Bezug auf den heimischen Finanzmarkt im Regierungsprogram steht und was tatsächlich umgesetzt wird, sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Die Grünen spielen nach ihren eigenen Regeln und hebeln wider besseres Wissen Reformen zu KESt und Co ungeniert aus.

DIE BLOCKIERER

Bei der Umsetzung des 232 Seiten umfassenden Regierungsprogramms 2020–2024 ist der Wurm drin. Zumindest wenn es um Vorhaben geht, die eine große Relevanz für den heimischen Finanzmarkt haben. An sich ist eine ganze Reihe an Regierungsvorhaben der finanziellen Altersvorsorge, der finanziellen Beteiligung von Investoren bei Projekten, die dem Klimawandel entgegenwirken, oder auch einer Reform der KESt gewidmet. Aber warum geht dabei nichts weiter? Wer ist dafür verantwortlich, dass Maßnahmen, die dem österreichischen Wirtschaftsund Finanzstandort und der Bevölkerung zugutekommen, nicht auf Schiene gebracht werden?

Kommunisten im Schafspelz Geht es nach den Meinungen von Experten, sind die Schuldigen schnell gefunden. Roland Neuwirth, Fondsmanager bei Advisory Invest: „Die Grünen sind die Kommunisten im Schafspelz. Sie vertreten Justament-Standpunkte.“ In das gleiche Horn stößt Friedrich Mostböck, Leiter des Group Research der Erste Group Bank AG: „Die Grünen sind bei Kapitalmarktthemen etwas weltfremd. Bei wichtigen Entscheidungen, wie rund um die Wertpapier-KESt, legt sich die Partei quer und verlangt dafür eine Gegenleistung. Dabei wäre eine Aktivierung des Kapitalmarkts bitter nötig, weil selbst der Kapitalmarkt des kommunistischen China bereits etablierter ist als in Österreich.“ In Zahlen:

In der Schweiz beträgt das Verhältnis von Marktkapitalisierung zum BIP 242 Prozent. In den USA sind es 186 Prozent, in Japan 142 Prozent, in Frankreich 111 Prozent, in Deutschland 56 Prozent und in China 54 Prozent. In Österreich sind es nur 30 Prozent. Mostböck: „In den USA, in mehreren europäischen Ländern und in China nimmt der Kapitalmarkt eine deutlich wichtigere Position zur Wirtschaftsleistung als in Österreich ein. Unternehmen und Aktionäre machen anderenorts weit mehr Gebrauch vom Kapitalmarkt als in der Alpenrepublik.“

Zankapfel KESt

Immer öfter hört man am Finanzmarkt, die Grünen seien die Totengräber des

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TEXT ROBERT WINTER
© BMKÖS/HBFTRIPPOLT #BÖRSE

Kapitalmarkts. Mit diesem Urteil können die Grünen gut leben. Auf Seite 51 des Regierungsprogramms findet sich im Abschnitt „Teilhabe am Kapitalmarkt und private Altersvorsorge stärken“ ein Passus zur Änderung der KESt mittels der Erarbeitung einer Behaltefrist für die Kapitalertragssteuerbefreiung für Kursgewinne bei Wertpapieren und Fondsprodukten. Finanzminister Magnus Brunner hat bezüglich dieser Änderung bei Gewinnen mit Wertpapieren eine Steuerfreiheit nach einer Behaltefrist von zehn Jahren vorgeschlagen. Bislang stufen die Grünen die KEStÄnderung als Steuergeschenk für Reiche ein. Die Behaltefrist brauche eine Zweidrittelmehrheit, die würde derzeit nicht erreicht werden, ein weiteres Bemühen darum sei verlorene Liebesmüh, sagt ein Grünen-Insider. Außerdem gehe das nicht ohne Zustimmung der Gewerkschaft. Das von Brunner jetzt konzipierte Vorsorgedepot brauche diese Zweidrittellösung nicht, sagt sein Sprecher Michael Ulrich zum Börsianer, „und wir verfolgen das sehr wohl noch intensiv weiter“.

Auch von der ursprünglich angepeilten KESt-Befreiung für ökologische und ethische Investitionen, für das die zuständigen Ministerien für Finanzen und Klima ein Konzept mit einem klaren Kriterienset ausarbeiten sollten, war bislang nichts zu hören. „Unser politischer Fokus in der Teuerungsphase liegt ganz klar auf der Unterstützung der Personen, die besonders darunter leiden. Eine Reduktion der KESt hilft bei dieser Zielerreichung nicht. Im Gegenteil, davon würden zum allergrößten Teil die Reichsten profitieren. Darum halten wir Grüne eine solche Maßnahme für nicht zielführend“, argumentiert Finanzsprecherin Nina Tomaselli.

Vizekanzler Werner Kogler, als studierter Volkswirt gut informiert, müsste eigentlich die Thematik verstehen, wollte sich gegenüber dem Börsia-

ner dazu aber nicht äußern, die Anfragen blieben unbeantwortet. Peter Brezinschek, ehemaliger Chefanalyst der Raiffeisen Bank International AG und nunmehr Chef-Ökonom der BörsianerRedaktion, stuft eine Spekulationsfrist von zehn Jahren als unrealistisch ein.

Bezüglich der KESt würde laut Brezinschek eine Behaltefrist von einem Jahr völlig ausreichen. Für bestimmte Wertpapierkonten samt Verrechnungskonten sollte es jedoch Einschränkungen geben. Brezinschek: „Solche Konten könnten für eine Dauer von zehn Jahren oder bis zum 60. oder 65. Lebensjahr gesperrt werden. Damit wäre der Anspargedanke zu erfüllen, und zwischenzeitlich mit Wertpapieren erzielte Gewinne könnten der Wiederveranlagung zugeführt werden. Bei vorzeitigen Entnahmen stünde einer Nachversteuerung mit 27,5 Prozent KESt nichts im Wege.“

In puncto KESt und Zehnjahresfrist teilt Erste-Group-Experte Mostböck die Meinung Brezinscheks. Mostböck: „Zehn Jahre sind schlichtweg sinnlos. Und eigentlich handelt es sich bei der KESt um eine Doppelbesteuerung, weil Kursgewinne und Dividenden besteuert werden. Das ist kapitalmarktfeindlich und verschreckt auch institutionelle Investoren. Die KESt auf Kursgewinne muss weg, weil sie die langfristige Vorsorge verhindert.“

Behaltefrist bringt Staat mehr Geld

Eine Wiedereinführung der Behaltefrist würde den Finanzminister auch nicht viel kosten. 2022 brachte die Kapitalertragsteuer (KESt) auf Wertpapiergewinne dem Finanzminister 246,71 Millionen Euro. Das war ein Anteil von 6,0 Prozent der gesamten KESt-Einnahmen in Höhe von 4,13 Milliarden Euro. Die höchsten KESt-Einnahmen in Höhe von 3,09 Milliarden Euro kamen von Dividenden. Ein höheres Interesse an Aktien würde demnach auch dem Staat mehr Geld über die Dividendenbesteuerung in die Kasse spülen. Angesichts

der Blockade der Grünen bei einer Änderung der KESt stellt sich die Frage, ob die Partei die Interessen ihrer Wähler und Sympathisanten kennt und ernst nimmt. Grün-Wähler finden laut dem Aktienbarometer 2023 durchaus Gefallen an den Börsen. Setzen doch GrünWähler laut einer im Auftrag der Industriellenvertretung, des Aktienforums und der Wiener Börse von Peter Hajek Public Opinion Strategies im Frühjahr unter 2.000 Befragten durchgeführten Umfrage im Schnitt mehr auf Wertpapiere als Menschen, die andere Parteien bevorzugen.

In Zahlen: 40 Prozent der GrünWähler gaben an, Aktien, Anleihen oder Fonds zu besitzen. Knapp dahinter rangierten Neos-Sympathisanten mit 39 Prozent. Danach folgen ÖVP-Fans mit 32 Prozent, SPÖ-Wähler mit 24 Prozent und Anhänger der FPÖ mit 18 Prozent.

Ganz im Gegensatz zu den Veranlagungsstrategien von Grün-Wählern finden sich auf der Homepage der Grünen Formulierungen, die als herbe Kritik an den Finanzmärkten interpretiert werden können. So auch im folgenden Text: „Private ‚Pensionsvorsorge‘ am Kapitalmarkt darf steuerlich nicht gefördert werden, weil es keine Sicherheit bietet, sondern nur Versicherungen und Fondsmanagern Gewinne verspricht“, steht dort geschrieben. Diese Formulierung stuft Advisory-Invest-Fondsmanager Neuwirth sagt dazu: „Jeder wirtschaftlich denkende Mensch wird einsehen, dass die private Pensionsvorsorge sinnvoll ist und dass mit einer guten Umsetzung auch die gesamte Wirtschaft gefördert wird.“

Parteilinie entscheidet

Im Gegensatz zu dem, was bezüglich privater Pensionsvorsoge im Internetauftritt der Grünen zu lesen ist, lautet es im Regierungsprogramm: „(...) Andererseits sollten ergänzend zur staatlichen Pensionsvorsorge auch entsprechende Rahmenbedingungen für die private Pensionsvorsorge geschaffen

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„Die Reichen profitieren“

werden.“ Wie lässt sich diese Passage mit der Position der Grünen nun unter einen Hut bringen? Aus Sicht der Grünen eigentlich gar nicht. Auf eine diesbezügliche aktuelle Anfrage des Börsianer teilt Grünen-Abgeordnete Tomaselli mit: „Eine Parteiposition ist kein Regierungsprogramm und umgekehrt.“

Als klare Absage an eine Unterstützung für den Aufbau einer Privatpension ist auch aus folgender Formulierung der Grünen-Website zu entnehmen: „Zu Pensionen: Wir fordern ein öffentliches mit Steuern und Beiträgen nach dem Umlageverfahren finanziertes System, da jedes andere System keine soziale Sicherheit gewährleistet.“ Das kann Erste-Group-Research-Chef Mostböck nicht nachvollziehen: „Man sollte so etwas nicht publizieren, wenn die Fakten nicht stimmen. Der Staat finanziert sich mittels Staatsanleihen am Kapitalmarkt, und damit werden die Pensionen finanziert.“

Ob sich die Rechnung bei der staatlichen Rente am Ende ausgeht, ist ungewiss. Laut der Parlamentskorrespondenz Nr. 1262 vom 10. November des Vorjahres gab der Bund im Jahr 2020 insgesamt 20,8 Milliarden Euro für Pensionsleistungen aus. Laut Bundesfinanzrahmen könnten es 2026 mit 32,8 Milliarden Euro schon um knapp 60 Prozent mehr sein. Allein 18,9 Milliarden Euro davon könnten auf die gesetzliche Pensionsversicherung entfallen. Nach Einschätzung des Sozialressorts könnten sich diese Planwerte auch noch weiter erhöhen, wie der parlamentarische Budgetdienst in seiner Analyse vom November 2022 festhielt.

Auch angesichts des wohl oder übel eintretenden Anstiegs der Pensionsaus-

gaben kommt es überraschend, dass bei den Grünen der Fokus auf der staatlichen Pension liegt.

Schwerer Denkfehler

Experte Brezinschek: „Bei den über das Umlageverfahren finanzierten staatlichen Pensionen liegt sichtlich ein Denkfehler vor, da die Annahmen auf einem demografischen Wachstum beruhen. Davon ist keine Rede, und das Spiel mit der Demografie ist gefährlich. Ohne Eigeninitiative von Menschen zum Aufbau eines Geldpolsters im Alter mit einem global ausgerichteten Anlagemix wird es nicht gehen. Bei jenen, die schon bald in Rente gehen, ist es aber wichtig, dass der Anteil der Wertpapiere rechtzeitig reduziert wird.“ Als Positivbeispiele nennt Brezinschek kapitalmarktorientierte Modelle, die etwa in Schweden, Norwegen, den Niederlanden oder auch in Großbritannien zum Einsatz kommen.

Dass auch das Geld Privater bei Investitionen gegen den Klimawandel eine Rolle spielen kann und soll, ist im Regierungsprogramm dem Abschnitt „Umsetzung einer Green Finance Agenda“ zu entnehmen. Dazu wird im Detail ausgeführt: „Schaffung von geeigneten Rahmenbedingungen für die Mobilisierung von privatem Kapital zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen, insbesondere im Bereich Klimaschutz und Energie.“ Zusätzlich wurde die Schaffung einer Bürgerstiftung Klimaschutz in Aussicht gestellt. Diese Stiftung soll Bürgeranleihen vergeben und Anreize schaffen, Private dazu zu bewegen, in den Klimaschutz zu investieren. Die Green Finance Agenda wurde erstellt, und seit dem Mai 2022 wurden mehrere staatliche Green Bonds bege-

ben. Weitere wichtige Aspekte auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Finanzmarktpolitik sind noch in Bearbeitung.

Für was wären die Grünen denn zu haben? Eigenkapitalförderung und Verbesserung der Transparenz etwa bei Privatstiftungen, heißt es von einem Grünen-Insider, steuerlichen Incentives stehe man indes skeptisch gegenüber.

Wissen ist Macht

Während es an vielen Stellen noch hakt, ist man in puncto Financial Education einen großen Schritt vorangekommen. Bettina Fuhrmann, Professorin an der Wirtschaftsuniversität Wien und Leiterin des Instituts für Wirtschaftspädagogik: „Am 12. September wurde für kooperative Forschungs- und Lehrprojekte zur Förderung von Finanzbildung an der WU Wien das Zentrum für Finanzbildung eröffnet. An der Erstellung einer Finanzbildungsstrategie waren auch das Finanzministerium und die OeNB beteiligt. Nun ist die Grundlage für eine bessere Ausbildung in Finanzsachen gelegt. Im Herbst kommen die neuen Lehrpläne.“

Vielleicht können auch Vertreter der Grünen über kurz oder lang mit einer Aufbesserung ihrer Financial Literacy glänzen. Denn dabei herrscht laut Experten Mangel.

% MEINE RENDITE

Nachdem anfangs Hoffnung in das Regierungsprogramm zwischen ÖVP und Grünen gesetzt wurde, herrscht in der Finanzbranche Ernüchterung. Viele machen den kleinen Koalitionspartner verantwortlich dafür, dass in Sachen Attraktivierung des Finanzmarkts nichts weitergeht. n

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„Chinas Kapitalmarkt ist etablierter als jener Österreichs.“
FRIEDRICH MOSTBÖCK
„Eine Parteiposition ist kein Regierungsprogramm und umgekehrt.“
NINA TOMASELLI
„Die Grünen sind Kommunisten im Schafspelz.“
ROLAND NEUWIRTH

GREEN DEAL ALS CHANCE NÜTZEN

Rund 145 Milliarden Euro an Mehrinvestitionen sind – allein in Österreich – mit Blick auf die von der EU vorgegebene Klimaneutralität der Wirtschaft bis zum Jahr 2030 erforderlich: Der Green Deal ist für Unternehmen eine Herausforderung, aber auch eine Chance.

Um die grüne Transformation der Wirtschaft zu begleiten und aktiv mitzugestalten, unterstützt die Raiffeisenlandesbank NÖ­Wien Betriebe mit zertifizierten Berater:innen, eigenen Sustainable Finance­Spezialist:innen sowie intelligenten Lösungen. Denn: Verantwortungsvolles Wirtschaften stärkt die Wettbewerbsfähigkeit und zeichnet Unternehmen auch als attraktivere Arbeitgeber aus – ein wichtiger Faktor in Zeiten des Fachkräftemangels.

ESG-Reporting aufbauen

Fakt ist: „Nachhaltigkeit“ wird zur Pflicht und an ESG – Environmental, Social, Governance – führt kein Weg vorbei. Neben kapitalmarktorientierten Unternehmen müssen bereits ab 2025 alle großen Unternehmen verpflichtend Informationen bereitstellen, wie sie mit sozialen und ökologischen Themenstel­

lungen umgehen. Über Lieferketten werden auch kleinere Unternehmen schon früher betroffen sein, als vielen bis dato bewusst ist.

„Vor allem in Hinblick auf die notwendige Datensammlung und ­analyse sind Unternehmen mit einem erheblichen Aufwand konfrontiert. Deshalb ist es wichtig, schnellstmöglich zu agieren und nicht nur zu reagieren“, so Felix Mayr, Bereichsleiter Kommerzkunden­Services der RLB NÖ­Wien. Die RLB NÖ­Wien ist daher bestrebt, die Datenerhebung zu erleichtern. Über die OeKB­Plattform „ESG Data Hub“ soll künftig den Betrieben ein zentral koordinierter ESG­Fragebogen zur Verfügung gestellt werden, der weniger Bürokratie gewährleistet.

Unterstützung am Weg zur Transformation Neben dem Aufbau der nicht­finanziellen Berichterstattung geht es vielen

Unternehmen um das rechtzeitige Planen und Umsetzen von Investitionen in die eigene Transformation. „Wir setzen als Sparring­Partner auf ein gelungenes Zusammenspiel von attraktiver Finanzierung und individueller Förderberatung. Gerade im Bereich ‚Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Kreislaufwirtschaft‘ kann es sehr wertvoll und profitabel sein, sich über die vielfältigen Förder­ und Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren“, erläutert Felix Mayr. Im Bereich der Finanzierung setzt die RLB NÖ­Wien vor allem auf mehrwertbringende Lösungen für Unternehmen – ob in Kooperation mit der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB), der Europäischen Investitionsbank (EIB) oder in Form eigener Produkte wie dem Going Green Kredit, dem Social Impact Kredit oder Sustainability­linked Finanzierungen.

www.raiffeisenbank.at

Entgeltliche Einschaltung
Felix Mayr, Bereichsleiter Kommerzkunden­Services der RLB NÖ­Wien © ADOBESTOCK © MARTIN HÖRMANDINGER

MARKTENTWICKLUNG

ENTWICKLUNG (YTD) DER INTERNATIONALEN AKTIENMÄRKTE IM VERGLEICH ZUR WIENER BÖRSE

Entwicklung. Österreichische Aktien hinken weiterhin allen anderen Märkten hinterher, Osteuropa präsentiert sich stark und kann mit US- und Weltaktien mithalten. Europa und Schwellenländer halten sich gut.

ATX BEIM TIMING ERSTE WAHL

Im vergangenen Sommer sahen wir an den Aktienmärkten relativ ruhige Gesamtbewegungen, die aber im Detail durch eine gestiegene Volatilität der Einzeltitel begleitet wurden. Dies entstand, weil gerade in der vergangenen Berichtssaison die aktuellen ökonomischen Entwicklungen unterschiedlich starke Eindrücke bei den Unternehmen hinterlassen hatten. Die Sektorrotation wurde daraufhin wieder deutlicher sichtbar. So waren es in erster Linie die Freizeitaktien, die sich über den Anstieg der Urlaubsreisen freuen durften, knapp gefolgt von Energiewerten die man, trotz aller Hinwendung zu alternativen Energien, weiterhin fix ins Wirtschaftsgefüge eingebettet sieht. Die weiteren Einschätzungen stehen aber eindeutig unter dem Erwartungsdruck betreffend die weitere Zinspolitik der großen Notenbanken und, inzwischen deutlich hervorgetreten, die ökonomischen Schwierigkeiten, die die USA und auch Europa mit diesen erhöhten Zinsen haben. Begleitet wird diese Situation von einem China, das durch strauchelnde Immobilienkonzerne und einer enorm hohen Jugendarbeitslosigkeit seinen Wachstumserwartungen nicht gerecht wird, und dem unsäglichen Krieg im Osten Europas. Es wird nun, nachdem die Notenbanken offensichtlich an die Grenze der Belastbarkeit der Wirtschaftsräume bereits gegangen sind oder kurz davorstehen, Zeit, die Politik in ihre Förder­ und Unterstützungsrolle zu bitten. Konkrete Ansätze, wie dies zu tun wäre, gibt es. Es ist notwendig, die Ökonomen und Techniker zu Wort kommen zu lassen, bevor wieder der Stammtisch regieren darf. Unser Markt ist auf diese Entwicklung, die danach die Chance wieder in den Mittelpunkt der Entscheidungsfindung rücken müsste, exzellent vorbereitet. Mit einem massiven Bewertungsabschlag gegenüber halb Europa bleiben unsere Aktien fundamental hoch attraktiv und auch beim Timing die erste Wahl.

30 RENDITE WIENER BÖRSE
WOLFGANG MATEJKA Geschäftsführer
& Partner Asset Management KOLUMNE
Matejka
-4,00% -2,00% 0,00% 2,00% 4,00% 6,00% 8,00% 10,00% 12,00% 14,00% 16,00% 30.12. 01.2. 01.3. 03.4. 02.5. 01.6. 03.7. 01.8. 01.9. ATX (ÖSTERREICH) STOXX EASTERN EU TM (EUR) STOXX EUROPE TM (EUR) STOXX USA TM (EUR) STOXX EM TM (EUR) PERFORMANCE DER INDIZES IM VERGLEICH INDIZES ISIN KURS YTD % ATX AT0000999982 3182,55 1,80 Dow Jones Global Index XC0006975012 516,24 12,05 STOXX Eastern Europe TM, EUR CH0042344587 114,47 13,08 INDIZES ISIN KURS YTD % STOXX Emerging Markets TM, EUR CH0147792532 136,00 9,00 STOXX Europe TM, EUR CH0009119717 449,77 8,18 STOXX USA TM, EUR CH0114209130 427,09 15,61

AUF DIE DIVERSIFIZIERUNG KOMMT

ES AN

Aktien und Anleihen bieten derzeit gute Renditen, wenn man die Risiken im Zaum hält, ist Invesmentchef Harald Holzer von der Kathrein Privatbank überzeugt. Er erklärt, warum er auf kurzlaufende Anleihen und Emerging Markets setzt.

Wie haben Sie bisher auf die aktuellen Faktoren Krieg, Energiepreise, Inflation und Zinsen in Ihrem Portfolio reagiert? - Harald Holzer: Bei Kathrein haben wir die Aktienquote in Übereinstimmung mit unserem Ned-Davis-Research-Modell flexibel an die sich ändernden Rahmenbedingungen angepasst. In unserem Anleihenportfolio haben wir einen Schwerpunkt auf Floater, also Anleihen mit variablen Zinssätzen, und kurze Laufzeiten gelegt. Darüber hinaus haben wir die Duration reduziert, um das Zinsrisiko zu minimieren.

Sind Anleihen nach dem Ende der Nullzinspolitik wieder interessant? - Der Anstieg der Zinsen seit den Tiefstständen im Jahr 2020 hat die Attraktivität von Anleihen und Geldmarktprodukten als Anlageklasse erhöht. Durch die Diversifizierung über verschiedene Anleihenklassen und Regionen hinweg können wir attraktive Renditen erzielen, ohne dabei übermäßige Risiken einzugehen. Insbesondere bei Emerging-Market- und High-YieldAnleihen können Renditen von deutlich über sieben Prozent erzielt werden. Besonders interessant erscheinen uns Emerging-Market-Anleihen in lokaler Währung. Diese Strategie erfordert jedoch eine genaue Analyse der Währungsrisiken.

Beeinflussen die multiplen Krisen das Interesse an Nachhaltigkeitskriterien? - Die multiplen Krisen, die in den letzten Jahren aufgetreten sind, haben tatsächlich

das Interesse an Nachhaltigkeitskriterien verstärkt. Dieser Trend spiegelt das wachsende Bewusstsein von Anlegern

Mit einen MBA in Investments der University of Illinois in der Tasche begann der gebürtige US-Amerikaner seine Karriere 1989 als Portfoliomanager für International Bonds bei einer österreichischen KAG. Seit 2001 ist er Präsident der Finanzanalysten-Vereinigung. Zur Kathrein Privatbank wechselte er 1999 als CIO, seit 2009 ist er im Vorstand.

für ESG-Faktoren wider sowie die Anerkennung der langfristigen Vorteile einer nachhaltigen Anlagestrategie. In Anbetracht dieser Entwicklung haben wir unser Angebot an nachhaltigen Anlageprodukten erweitert.

Welche Anlageklassen haben sich seit 2020 als besonders stabil erwiesen? - Kurzlaufende Anleihen und Aktien haben sich trotz einiger Rückschläge 2022 gut entwickelt. Dies ist auf die stark gestiegen Geldmarktzinsen und die Widerstandsfähigkeit der Aktienmärkte zurückzuführen.

Die Aktien der Wachstumsmärkte und Megatrends machen zusammen zehn Prozent im Portfolio aus. Welche Märkte und Themen sind am vielversprechendsten? - Die nachhaltige Megatrendsstrategie identifiziert vier bedeutende Megatrends – Urbanisierung, Gesundheit, Ressourcenknappheit und Technologie – als Bereiche mit besonders hohem Wachstumspotenzial. Besonders bemerkenswert ist, dass die Notenbanken in Emerging Markets frühzeitig auf weltweite Inflationstendenzen reagiert haben und ihre Währungen erfolgreich abgesichert haben. Dies, kombiniert mit den höheren Wachstumsraten und dem steigenden Beitrag zur globalen Wirtschaft, macht sie zu interessanten Anlagezielen. Dennoch erfordert diese Anlagestrategie eine gründliche Analyse, um die besten Möglichkeiten in diesen Sektoren zu identifizieren. n

31 RENDITE PORTFOLIO
INTERVIEW THOMAS MÜLLER #PORTFOLIO DIE ASSET-ALLOKATION 57,5 % Aktien 42,5 % Anleihen AKTIEN 29 % USA 6 % Europa 6 % Wachstumsmärkte 6 % Entwickelte Märkte nachhaltig 6 % Entwickelte Märkte Value 4 % Asien 4 % Megatrends 1 % Kanada ANLEIHEN 11 % US-Staatsanleihen 9 % Euro-Staatsanleihen 8 % Euro Unternehmen 7 % Märkte Lokalwährung 5 % Euro Unternehmen Inv. Grade 2 % Unternehmen Hartwährung 1 % Hochzinsanleihen in Euro QUELLE: KATHREIN PRIVATBANK

DER REIZ DER FERNE

MARKTUMFELD

Die Schwellenländer kooperieren wirtschaftlich enger, die Brics-Staatengemeinschaft soll um sechs Emerging Markets erweitert werden, eine eigene Währung ist geplant. Schätzungen gehen davon aus, dass das Bündnis bis 2028 fast ein Drittel der globalen Wirtschaftsleistung erzielen wird.

SEITE 34

VERANLAGUNG

Die Währungen Mexikos, Kolumbiens, Südafrikas und Brasiliens zählen derzeit zu den Lieblingen der Fondsmanager, die auf Lokalwährungen setzen. Die Renditen sind hoch, die Inflation ist durch frühe Zinsanhebungen im Griff, einige Währungen haben weiteres Aufwertungspotenzial.

SEITE 36

INTERVIEW

Bei einem Investment in Emerging-MarketsWährungen ist nicht rein die Rendite – vor allem nach Abzug der Inflationsrate – relevant. Auch die Bonität eines Landes sowie die Währung beeinflussen die Wertentwicklung, sagt Christian Bettinger von der Berenberg Bank.

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1. 2. 3.
RENDITE ANLEIHEN
Exotisch. Der Reiz der Ferne und des Abenteuers lockt auch Anleger an.

Zahlreiche Schwellenländer koppeln sich zunehmend von den Industrienationen ab. Der Mittelstand wächst ebenso wie der Binnenkonsum. Hohe Rohstoffpreise spülen Geld in die Haushaltskassa der Exporteure. Für Anleger könnten Schwellenländer-Staatsanleihen in Lokalwährungen eine interessante Beimischung bieten, zumal das durchschnittliche Rating der Regionen inzwischen den Investment-Grade-Status erreicht hat. Top-Fondsmanager erklären, in welchen Ländern sie fündig werden und wo aktuell die größten Risiken lauern.

#BRICS © JAIME SALDARRIAGA / REUTERS / PICTUREDESK.COM
TEXT RAJA KORINEK

IM ANGESICHT DER SCHWELLENLÄNDER

Die ökonomischen und politischen Entwicklungen in den Emerging Markets gewinnen an Fahrt. Eine neue Wirtschaftsallianz mit Brics+ soll die Dominanz stärken. Obendrein hat sich die Schuldnerbonität verbessert.

Machtvolle Allianz. Die Staatsoberhäupter aus Brasilien, China, Südafrika, Indien sowie der Außenminister Russlands am Brics-Gipfel im August 2023.

Auf dem jüngsten G20-Treffen von Anfang September 2023 war diesmal Indien als eines der größten Schwellenländer das Gastgeberland. Die Gruppe wurde 1999 von 19 Industrie- und Emerging Markets als Folge der asiatischen Finanzkrise gegründet. Auch die Europäische Union (EU) ist Mitglied. Auf den Treffen werden Wirtschafts- und Finanzthemen diskutiert - und Beschlüsse gefasst. Heuer zählte dazu die Aufnahme der Afrikanischen Union (AU).

Doch damit nicht genug. Bereits zuvor sorgten Pläne der Brics-Staaten für Schlagzeilen. Brics steht für Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Das lose Staatenbündnis kooperiert wirtschaftlich, wobei es reichlich Anhaltspunkte gibt. So liefert Russland vermehrt Rohstoffe an China und Indien. Südafrika sitzt auf Platin und Palladium. Viele der Industriemetalle sind dabei Kern der Energiewende, die weltweit forciert wird. Hinzu kommt ein weiterer Aspekt: Der Mittelstand in den

Emerging Markets wächst, damit auch der Wohlstand.

Kommt der Brics-Ausbau?

Nun will die Brics-Gemeinschaft auch regional wachsen, wobei schon heute mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung in den Brics-Staaten leben. Auf dem diesjährigen Treffen im südafrikanischen Johannesburg, das am 22. August begonnen hatte, wurden die sechs Schwellenländer Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Iran,

RENDITE ANLEIHEN 34
© LI XUEREN XINHUA / EYEVINE / PICTUREDESK.COM
TEXT RAJA KORINEK

Ägypten, Äthiopien und Argentinien zur Aufnahme eingeladen. Seither ist bereits die Rede von Brics+. Obendrein ist eine gemeinsame Währung geplant (Seite 38).

Für Heinz-Werner Rapp, Chief Investment Officer der Feri-Gruppe, steht fest, dass das erweiterte Bündnis ein neues Gegengewicht zum Westen bilden werde: Bis 2028 soll laut Rapp die Elfer-Gruppe mehr als 42 Billionen US-Dollar erwirtschaften, er bezieht sich dabei auf Prognosen des Internationalen Währungsfonds. Dies wäre beinahe ein Drittel der globalen Wirtschaftsleistung. Im Vorjahr lag das BIP aller Brics+-Staaten bei knapp mehr als 29 Billionen US-Dollar. „Noch repräsentieren die G7-Staaten fast 45 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung, doch deren wirtschaftliches Gewicht wird sich in den kommenden Jahren weiter zugunsten der Brics+-Staaten verschieben.“

Bessere Schuldnerbonität

Bemerkenswert ist auch die Verbesserung der durchschnittlichen Schuldnerbonität in den Emerging Markets: So liegt inzwischen das Rating von Staatsanleihen aus den Schwellenländern in Lokalwährungen im Schnitt bei einem BBB und somit im Investment-Grade-Bereich, gemessen etwa an den Indexmitgliedern im JPMorgan Government Bond Index-

Emerging Markets Global Diversified Index. Die Benchmark umfasst 18 Emittenten, wobei Asien mit knapp 40 Prozent die größte Gewichtung einnimmt.

Um den Erfolgspfad nicht zu gefährden, haben zahlreiche Schwellenländer jüngst die Zinswende früher als die Industrienationen eingeläutet, um die Inflation möglichst im Keim zu ersticken. „Im Fokus standen vor allem die steigenden Lebensmittelpreise, eine Entwicklung, die die Zentralbanker möglichst rasch eindämmen wollten“, betont BerenbergExperte Bettinger. Hohe Nahrungspreise führten 2008 zu schweren Ausschreitungen. Lebensmittel wurden teilweise rationiert beziehungsweise der Kauf stark subventioniert. „Der Kampf gegen die Inflation scheint zu gelingen, in einigen Regionen gibt es wieder erste Zinssenkungen.“ Die chilenische Zentralbank setzte zuletzt zwei solche Schritte, der Leitzins liegt nunmehr bei 9,5 Prozent. In Brasilien wurde der Leitsatz im August erstmals wieder gesenkt, und zwar um 0,50 Prozentpunkte auf 13,25 Prozent. Zum Vergleich: Im August 2021 lag der brasilianische Leitzins bei 5,25 Prozent.

Wachstum kurzfristig belastet Viele weitere Schwellenländer dürften sich spätestens im ersten Quartal 2024 dem Trend anschließen, sagt Ulrich Kater,

Chefvolkswirt der Deka Bank. Doch die Geldpolitik wirkt mit Verzögerung, und die Zinsen werden nicht schnell auf ein neutrales Niveau gesenkt werden. „Daher belastet das geldpolitische Umfeld den Wachstumsausblick 2023 und 2024.“

DPAM-Fondsmanager Michael Vander Elst geht auf einzelne Entwicklungen ein und meint, „Zentraleuropa verzeichnet derzeit ein schwaches Wachstum, das vom Krieg in der Ukraine und der Verlangsamung in der Eurozone beeinträchtigt wird.“ Asien werde durch die Abschwächung in China beeinträchtigt. In Lateinamerika überrasche hingegen das Wachstum in Ländern wie Brasilien, Mexiko und Costa Rica. Insgesamt liegen die Prognosen jedenfalls über jenen der Industrieländer: Laut Deka Bank dürften sie heuer um nur 1,5 Prozent wachsen, die Emerging Markets im Schnitt um 3,9 Prozent.

% MEINE RENDITE

Der Aufschwung in vielen Schwellenländern gewinnt langfristig an Dynamik. Der Mittelstand wächst, große Rohstoffvorkommen sorgen für zusätzlichen Rückenwind. Immer mehr Emerging Markets wollen wirtschaftlich enger kooperieren, das Bündnis der größten BricsLänder soll erweitert werden. Damit bilden die Regionen zunehmend ein Gegengewicht zu den Industrieländern. n

% VMF Immobilien

2023–2025

RENDITE ANLEIHEN
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Anleihe
Diese Information dient ausschließlich Werbe- und Informationszwecken. Diese Information ist unverbindlich und stellt weder ein Angebot zum Kauf oder zur Zeichnung, noch eine Anlageempfehlung oder Anlageberatung dar und ersetzt auch keine Anlageberatung. Weitere Informationen zu den Risiken finden Sie im Anleihefolder und auf www.vmfimmo.at/anleihe. ISIN AT0000A36WH8 Laufzeit 2 Jahre + 2-mal 6 Monate Verlängerungsoption Anleihevolumen bis zu € 20.000.000,00 Mindestinvestment € 100.000,00 Zinssatz 12,0 % p.a. Zeichnungszeitraum ab 11.9.2023 bis 11.9.2024
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MEHR ALS NUR EIN BOND

Bei einem Investment in Staatsanleihen aus den Emerging Markets in Lokalwährungen müssen Anleger eine Reihe an Faktoren nebst der Rendite beachten, so etwa auch das Währungs- und das politische Risiko.

Vielen Schwellenländer scheint der Kampf gegen die Inflation allmählich zu gelingen, sogar erste Zinssenkungen wurden jüngst umgesetzt. Damit zeichnet sich auch eine Erholung bei Staatsanleihen aus den Schwellenländern in Lokalwährungen ab. Der Blick auf den JPMorgan Government Bond Index-Emerging Markets Global Diversified Index verdeutlicht die Entwicklung: Der Index hat seit Jahresbeginn bis Ende August um gut acht Prozent auf US-Dollarbasis zugelegt.

Auf Diversifizierung setzen

Michael Vander Elst, Portfoliomanager

des DPAM L - Bonds Emerging Markets Sustainable Fund (ISIN LU0907927171 für Privatanleger; LU0907928062 für Großanleger), meint zudem: „Die Märkte der Industrieländer sind stärker synchronisiert. Die aufstrebenden Volkswirtschaften befinden sich hingegen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, was bei globalen Investments zu einer besseren Diversifizierung im Portfolio führt.“

Zudem lukrieren Anleger bei Lokalwährungsanleihen eine höhere Verzinsung als mit Hartwährungspapieren und können obendrein auf eine etwaige Währungsaufwertung setzen. Freilich, in diesem Zusammenhang sollte auch

das Verlustrisiko nicht außer Acht gelassen werden.

Vander Elst verweist weiters auf seinen Anlageprozess und meint, die Auswahl der Länder erfolge per Analyse der gesamtwirtschaftlichen Situation, der politischen Lage und der aktuellen Bewertung. Regional hat zuletzt Mexiko eine Gewichtung von fast neun Prozent eingenommen. Das Land profitiert etwa von der Nähe zu den USA. Immer mehr US-Konzerne verlagern ihre Lieferketten teilweise weg von Asien hin zu Mexiko. Der DPAM-Experte verweist auf die Geldpolitik der Zentralbank, sie sei äußerst glaubwürdig. Das sehen die Märkte

RENDITE ANLEIHEN 36
TEXT RAJA KORINEK
Attraktiv. Länder wie Südafrika stehen bei Touristen und bei Investmenthäusern hoch im Kurs.
©BÖRSIANER/STARK

offenbar ebenso: 2022 zählte der mexikanische Peso zu jenen Währungen mit der besten Wertentwicklung. Doch Vander Elst behält auch die negativen Faktoren im Auge, zu denen er die unternehmerfeindliche Haltung des Präsidenten Andres Manuel Lopez Obrador zählt.

Real bleibt attraktiv

Auch Brasilien nimmt eine hohe Gewichtung ein. Das Engagement wurde im Vorjahr aufgrund der attraktiven Bewertung der Währung erhöht. Zudem fiel die politische Unsicherheit nach den Präsidentschaftswahlen weg. Polnische Staatsanleihen nehmen derzeit ebenfalls eine recht hohe Gewichtung ein. Der DPAM-Experte holt dazu ein wenig aus und meint, seit der Wiedereröffnung der Märkte nach der Pandemie wurde das Engagement in der CEE-Region von über 30 auf unter 15 Prozent gesenkt. „Wir gingen insbesondere davon aus, dass die Inflation ein noch größeres Problem darstellen würde, da die Arbeitsmärkte in der Region extrem angespannt sind.“

Hinzu kam der Ausbruch des Ukrainekriegs. Und so waren sechs Monate nach Kriegsbeginn etwa zehnjährige polnische Renditen – aufgrund der Kursverluste - auf über acht Prozent gestiegen. „Auf diesem Niveau schichteten wir in Polen um und reduzierten unsere Positionen in Serbien und Ungarn.“ Mit Indonesien und Malaysia zählen auch asiatische Regionen zu den Top-Holdings. Die durchschnittliche Rendite im Fonds lag zuletzt insgesamt bei mehr als 8,3 Prozent. Die jährliche Wertentwicklung auf zehn Jahre lag laut Morningstar - per Mitte September - bei 4,06 Prozent auf Eurobasis.

Kolumbien im Fokus

Im Invesco Emerging Markets Local Debt Fund (LU2014293232 für Privatanleger; LU2014294636 für Großanleger) beträgt das jährliche Plus rund zwei Prozent auf jenen Zeitraum, während die durchschnittliche Fondsrendite zuletzt bei

mehr als sieben Prozent lag. Größte Einzelgewichtung entfällt auf Kolumbien. Auch Peru zählt zu den Top-Holdings. Leitender Portfoliomanager Wim Vandenhoeck meint, dass letztgenanntes Land bereits im September, Kolumbien im Oktober mit Zinssenkungen beginnen dürfte. Auch dürften Vandenhoeck zufolge die politischen Risiken in beiden Ländern abgenommen haben.

Doch weshalb ist Südafrika besonders hoch gewichtet? Vandenhoeck verweist auf die anhaltenden Probleme bei der Stromversorgung insbesondere durch Eskom. Er meint, eine allmähliche Verbesserung der Lage dürfte auch insgesamt zu einer Verbesserung des Finanzumfelds führen. Allzu rasch dürfte jedoch die Notenbank in Südafrika die Zinsen nicht senken, verweist Vandenhoeck auf die Geldpolitik des Landes, obwohl sich der Inflationszuwachs auch in Südafrika jüngst ein wenig eingebremst hat.

Im Pimco GIS Emerging Local Bond Fund (IE00B4YSN088 für Privatanleger; IE00B39T3767 für Großanleger) liegt die jährliche Zehnjahresperformance ebenfalls bei rund zwei Prozent. Die größte Einzelposition entfällt derzeit auf Südafrika, gefolgt von Mexiko und Thailand. Doch auch in China werden Chancen wahrgenommen. Schließlich rechnen Marktteilnehmer nicht mit einem Zahlungsausfall des Reichs der Mitte. In Osteuropa investiert der Pimco-Fonds hingegen in Papiere aus Tschechien. Die größte Währungsposition entfiel zuletzt auf den brasilianischen Real.

% MEINE RENDITE

Ein Investment in Staatsanleihen aus den Schwellenländern in Lokalwährungen lockt Experten zufolge mit einigen Chancen. Die Renditen sind hoch, einige Währungen bieten gutes Aufwertungspotenzial, und die Inflation scheint sich in zahlreichen Regionen zu mäßigen. Die Ansätze der Top-Fondsmanager sind aber recht unterschiedlich. n

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Christian Bettinger, Anleihespezialist bei der Bank

Berenberg, erklärt, weshalb er die Pläne der Brics-Staaten langfristig für denkbar hält. Bettinger zeigt zudem auf, wo er jetzt interessante Chancen für Bondanleger sieht.

„EIGENE WÄHRUNG IST LANGFRISTIG DENKBAR“

Mit einer eigenen Währung wollen die Brics-Staaten einen Gegenpol zum Dollarraum sowie zur Eurozone schaffen. Christian Bettinger von der deutschen Privatbank Berenberg meint, einige BricsLänder sowie ein guter Teil der Beitrittskandidaten verfügten zudem über große Mengen Rohstoffe, die dann in der neuen Währung gehandelt werden könnten.

Herr Bettinger, wie realistisch ist das Vorhaben einer eigenen Währung? - Christian Bettinger: Dies ist langfristig denkbar, der Weg dorthin nicht einfach. Das kann man am Beispiel der Eurozone sehen, in der eine Geldpolitik die Bedürfnisse vieler Staaten mit unterschiedlichen Wirt-

schaften abdecken muss. Während Länder wie Deutschland und Österreich über einen soliden Haushalt und eine gute Bonität verfügen, sieht es in hochverschuldeten Ländern wie Griechenland und Italien anders aus. Vor solch einem Szenario stünde dann auch die Brics-Region, wobei obendrein Mitgliedsländer auf verschiedene Kontinente verteilt sind.

Wie schätzen Sie das aktuelle Umfeld für Staatsanleihen aus den Schwellenländern in Lokalwährungen ein? Steigende Zinsen lösten auch hier größere Kursverluste aus.Eine einfache Antwort gibt es nicht, da es sich um viele Regionen mit teilweise unterschiedlichen Wirtschaftszyklen handelt. Ein Wegweiser ist der JPMor-

gan Government Bond Index-Emerging Markets Global Diversified Index. Er umfasst Staatsanleihen aus 18 Schwellenländern, wobei Asien die größte Gewichtung einnimmt. Die Indexrendite erreichte Anfang September rund 6,5 Prozent, nachdem sie Ende 2020 auf ein Tief von 4,3 Prozent gesunken war. Allerdings ist ein aktives Management bei solchen Investments ratsam.

Weshalb die Vorsicht? - Bei diesem Investment ist nicht rein die Rendite –vor allem nach Abzug der Inflationsrate – relevant. Auch die Bonität eines Landes sowie die Währung beeinflussen die Wertentwicklung. Nehmen Sie als Beispiel die Türkei. Die zehnjähri-

RENDITE ANLEIHEN 38 © BERENBERG BANK
TEXT RAJA KORINEK Aufgepasst. Christian Bettinger empfiehlt aktives Management bei Investments in die Brics-Staaten.

gen Staatsanleihen weisen aktuell zwar eine sehr hohe Rendite von über 23 Prozent auf. Jedoch befindet sich die Währung seit vielen Jahren stark im Sinkflug, weshalb internationale Investoren unter dem Strich auch zukünftig einen Verlust erleiden könnten.

Welchen Märkten räumen Sie hingegen Chancen ein? - Aktuell laufen ausgewählte Märkte in Lateinamerika sehr gut, so etwa in Brasilien sowie in Ko-

die politischen Entwicklungen unter der Regierung Viktor Orbans gut im Auge behalten. Er verfolgt teils umstrittene Ziele innerhalb der EU.

Zahlreiche lateinamerikanische Länder exportieren große Mengen Rohstoffe. Die gestiegenen Notierungen müssten doch für reichlich Rückenwind in diesen Ländern sorgen? - Das trifft nur zum Teil zu. Mexiko etwa gilt trotz großer Ölvorkommen vor allem als verlängerte Werkbank der

Ausgaben etwa im Konsum zurück, mit entsprechend negativen Folgen für die Konjunktur. Die Zentralbank hatte zuletzt die Zinsen einmal mehr gesenkt, um den Immobilienmarkt zu entlasten. Zudem ist das Reich der Mitte wichtiger Absatzmarkt für viele andere asiatische Länder. Indonesien exportiert etwa Rohstoffe nach China. Eine schwächere Konjunktur würde somit auch Indonesien zu spüren bekommen. Insgesamt waren Asiens Zentralbanken weit-

MARKTENTWICKLUNG

VERANTWORTUNGSVOLLES INVESTIEREN LEICHT GEMACHT

Umweltbewusstsein ist längst vom individuellen Lifestyle zur gesellschaftlichen Bewegung geworden, Nachhaltigkeit ein Wirtschaftsfaktor. Schließlich geht es um unsere Existenz. Um nachhaltige Entwicklungen auf allen Ebenen zu forcieren, braucht es Investor:innen, die ihr Kapital verantwortungsvoll veranlagen. Einer der größten Hebel gegen den Klimawandel ist das Vorantreiben der Energiewende. Sie bietet Anleger:innen in den kommenden Jahren ein breites Spektrum an Investitionschancen. Viele der entsprechenden Branchen sind geprägt von Wachstumschancen, was die Aussicht auf attraktive Renditen erhöht. Welche Anbieter und Technologien sich langfristig durchsetzen werden, ist noch nicht klar; eine Investition in einen breit gestreuten Index daher eine gute Wahl. Zum Beispiel mit dem MSCI World Climate Change Bond 112 % V von Raiffeisen Zertifikate, 112% Kapitalschutz und Österreichisches Umweltzeichen inklusive. Raiffeisen Zertifikate – oder wo kaufen Sie Ihre Zertifikate?

Hierbei handelt es sich um Werbung, die weder Anlageberatung, ein Angebot noch eine Empfehlung oder eine Einladung zur Angebotslegung darstellt. Umfassende Informationen über das Finanzinstrument und dessen Chancen und Risiken – siehe gebilligter Basisprospekt (samt allfälliger Nachträge), veröffentlicht unter raiffeisenzertifikate.at/wertpapierprospekte. Zusätzliche Informationen auch im Basisinformationsblatt und unter „Kundeninformation und Regulatorisches“ raiffeisenzertifikate.at/kundeninformation. Die Billigung des Prospekts ist nicht als Befürwortung dieses Finanzinstruments durch die zuständigen Behörden (CSSF, FMA) zu verstehen. Sie stehen im Begriff ein Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann. Wir empfehlen vor einer Anlageentscheidung den Prospekt zu lesen. Der Investor trägt beim Kauf des Finanzinstruments das Bonitätsrisiko der Raiffeisen Bank International AG (RBI). Das Zertifikat unterliegt besonderen Vorschriften, die sich bereits bei einem wahrscheinlichen Ausfall der RBI nachteilig auswirken können (z.B. Reduzierung des Nennwerts) – siehe raiffeisenzertifikate.at/basag. Raiffeisen Bank International AG / Stand: Dezember 2022

lumbien und, mit etwas Abschlag, in Chile. In ersteren zwei Regionen liegen allein die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen bei über zehn Prozent. Obendrein werten die Währungen derzeit auf. Die Länder bekommen die Inflation aufgrund der Zinsanhebungen allmählich in den Griff, das honorieren die Märkte sichtlich. Auch in Osteuropa erholen sich einige Währungsräume. Die Märkte wurden aufgrund des Ukrainekrieges stark abverkauft. Wir halten die Rücksetzer für übertrieben, einzelne Staatsanleihemärkte wie etwa jenen in Ungarn könnte man nunmehr in Betracht ziehen. Jedoch sollten Investoren auch

USA. Viele US-Unternehmen lassen ihre Produkte dort fertigen. Die wachsenden Sorgen, dass die USA in eine Rezession rutschen könnten, lasteten auch auf Mexikos Staatsanleihemarkt. Das Blatt wendet sich jedoch sichtlich, die USKonjunktur dürfte sich besser als befürchtet entwickeln.

Und wie beurteilen Sie das Umfeld in Asien? Vor allem Chinas schwächelnde Konjunktur und kriselnder Immobilienmarkt werden mit Sorge beobachtet. - In China sind viele Privatanleger in Immobilien investiert. Sinkt deren Marktwert, halten sich viele private Haushalte mit ihren

aus zurückhaltender bei der Straffung der Geldpolitik im Vergleich etwa zu Lateinamerika, um das Wachstum nicht zu stark zu belasten.

% MEINE RENDITE

Christian Bettinger, Leiter Fixed Income im Bereich Multi Asset des Wealth und Asset Managements bei der deutschen Privatbank Berenberg, spricht über die jüngsten wirtschaftspolitischen Entwicklungen in den Brics-Staaten, den erfolgreichen Kampf gegen die Inflation in zahlreichen Emerging Markets und Chancen mit Staatspapieren in Lokalwährungen. n

RENDITE ANLEIHEN 39
HEIKE ARBTER Head of Raiffeisen Certificates
Entgeltliche Einschaltung
RCB.indd 29 22.09.23 20:47

YEAR-TO-DATETRENDS DER WELTBÖRSEN

KOMMENTAR

TRÜBE AUSSICHTEN FÜR DIE WELTWIRTSCHAFT

Die Ungewissheit über den Zustand der Weltwirtschaft bleibt hoch. Die Anleger fragen sich zu Recht, ob nach den historisch schnellen Zinserhöhungen westlicher Zentralbanken nun eine Rezession folgt. Momentan sehen wir in den USA noch eine überraschend robuste Konjunktur, während China stottert und die Eurozone seit drei Quartalen stagniert. Die Inflationsraten kommen dabei weltweit von ihren hohen Niveaus zurück, liegen aber immer noch über den Zentralbankzielen. Für das vierte Quartal erwarten wir, dass sich der Inflationsrückgang fortsetzt, das Wachstum in den USA abflaut und die Eurozone weiterhin stagniert. Dementsprechend dürften Fed und EZB die Spitze ihres Zinserhöhungszyklus erreicht haben. Die Abwärtsrisiken sind dabei jedoch enorm. Einige Frühindikatoren in Europa liegen auf Rezessionsniveau, und auch bei der Inflation gibt es keine Entwarnung, wie der jüngste Anstieg des Ölpreises über 90 USD gezeigt hat. Österreich, als kleine offene Volkswirtschaft, wird sich vor den globalen Turbulenzen nicht verstecken können. Deutschland, die Konjunkturlokomotive Europas, ist derzeit das Schlusslicht unter den G7­Staaten – auch hinsichtlich des Ausblicks. Als wichtigster Handelspartner Österreichs dürfte dieser Abschwung damit auch Auswirkungen hierzulande haben.

ROLAND NEUWIRTH Fondsmanager, Salus Alpha

„Ich setze auf Agrana, Do & Co, Erste Bank, Telekom Austria und Zumtobel. Verkaufen würde ich derzeit Amag, EVN, Lenzing, Marinomed und Semperit.“

„Meine

sind

RENDITE BÖRSENWETTER 40
NEGATIVE PERFORMANCE (YTD) POSITIVE PERFORMANCE (YTD) PARIS (CAC 40) 7.378,82 I 13,98 % LONDON (FTSE 100) 7.711,38 I 3,48 % BUENOS AIRES (MERVAL) 567.513,42 I 179,64 % NEW YORK (DJIA) 34.618,24 I 4,44 % NEW YORK (NASDAQ) 13.708,34 I 30,97 % TORONTO (TSX) 20.622,34 I 6,38 % WELT (DJ GLOBAL) 516,24 I 12,05 % EUROPA (DJ EURO STOXX 50) 4.295,05 I 13,22 %
LUDOVIC SUBRAN Chefvolkswirt Allianz SE CHRISTIAN HINTERWALLNER Head of Equity Research, RBI AG Top-Käufe diesmal Andritz, OMV, SBO und Telekom Austria.“

7,43

AFRIKA (DJ AFRICA TITANS 50)

I –1,67 %

(DJ SOUTH AFRICA)

FRIEDRICH MOSTBÖCK Head of Group Research, Erste Group Bank AG

„Kaufen würde ich derzeit FACC, EVN, Strabag, A1 Telekom Austria und die VIG.“

EDUARD BERGER Vorstand, Wiener Privatbank SE

„Ich glaube an eine Seitwärtsbewegung mit etwas Volatilität. Investieren würde ich aktuell in Telekom Austria, OMV, Erste Bank und Andritz.“

41 RENDITE BÖRSENWETTER FRANKFURT (DAX) 15.893,53 I 14,15 % ATHEN (ATHEX) 1.258,58 I 35,36 % WARSCHAU (WIG 20) 1.975,10 I 10,22 % ZÜRICH (SMI) 11.197,72 I 4,36 % WIEN (ATX) 3.182,55 I 1,80 % TOKIO (NIKKEI 225) 33.533,09 I 28,51 % SYDNEY (ALL ORDINARIES) 7.482,60 I 3,61 % HONGKONG (HANG SENG) 18.182,89 I –8,08 % SCHANGHAI (SHCOMP) 3.117,74 I 0,92 % SEOUL (KOSPI) 2.601,28 I 16,32 % STOCKHOLM
2.195,20
449,61
JOHANNESBURG
1.949,66
(OMX 30)
I
%
I –0,52 %

KURSE ÖSTERREICH

AKTIENKURSE

ATX-PRIME-KURSE WIENER BÖRSE (YTD)

RENDITE KURSE 42
UNTERNEHMEN ISIN KURS YTD % YTD HIGH YTD LOW 1 J % 1 J VOLA 3 J % 3 J VOLA Immofinanz AG AT0000A21KS2 18,20 56,63 18,30 10,84 21,74 25,71 30,19 26,19 ∧ Flughafen Wien AG AT00000VIE62 47,45 46,68 48,00 32,40 45,33 17,79 88,67 31,58 ∧ EVN AG AT0000741053 24,30 43,79 24,30 17,04 30,65 23,34 68,05 26,96 ∧ Telekom Austria AG AT0000720008 7,67 32,70 7,67 5,80 24,11 16,79 22,72 17,37 ∧ RHI Magnesita NL0012650360 33,80 30,50 36,30 23,90 57,94 46,52 11,92 44,97 ∧ Warimpex Finanz- und Beteiligungs AG AT0000827209 0,76 16,92 0,88 0,60 –22,45 62,74 –39,68 49,11 ∧ Do & Co Aktiengesellschaft AT0000818802 103,20 16,48 138,00 85,30 34,38 30,76 185,87 42,49 ∧ Vienna Insurance Group AG AT0000908504 25,80 15,44 27,35 22,25 11,45 19,63 23,15 21,77 ∧ Erste Group Bank AG AT0000652011 32,92 10,10 37,18 28,19 25,84 28,18 69,60 35,22 ∧ Wienerberger AG AT0000831706 24,72 9,57 29,98 22,54 8,90 26,06 5,82 30,55 ∧ Voestalpine AG AT0000937503 26,96 8,80 36,16 25,34 38,54 29,47 20,09 30,67 ∧ Frequentis AG ATFREQUENT09 31,00 8,77 32,40 26,40 10,71 27,05 79,19 31,78 ∧ Uniqa Insurance Group AG AT0000821103 7,52 7,43 8,31 7,05 11,08 14,67 42,69 21,43 ∧ CA Immobilien Anlagen AG AT0000641352 30,45 7,41 30,60 23,45 –4,84 22,85 12,15 23,03 ∧ Österreichische Post AG AT0000APOST4 31,35 6,63 36,10 30,20 10,78 21,51 7,92 22,74 ∧ Pierer Mobility AG AT0000KTMI02 71,80 6,06 85,00 68,40 18,09 30,02 35,47 26,75 ∧ FACC AG AT00000FACC2 6,00 5,82 7,41 6,00 –14,16 32,60 9,09 43,29 ∧ Agrana Beteiligungs-AG AT000AGRANA3 15,70 5,02 18,10 15,00 0,00 27,20 –4,27 22,99 ∧ Rosenbauer International AG AT0000922554 31,20 3,65 35,00 28,80 –6,87 31,02 –3,70 32,55 ∧ Porr AG AT0000609607 12,14 3,23 14,80 11,40 13,46 31,39 11,86 35,30 ∧ Verbund AG AT0000746409 80,80 2,73 83,15 68,05 –10,62 29,72 74,97 37,23 ∧ Palfinger AG AT0000758305 24,00 1,48 32,50 23,95 4,12 27,99 8,11 32,52 ∧ Strabag SE AT000000STR1 38,80 –0,77 41,30 36,00 0,78 18,11 52,16 26,22 ∨ Addiko Bank AG AT000ADDIKO0 12,50 –1,19 15,10 11,90 21,36 31,23 81,16 32,40 ∨ UBM Development AG AT0000815402 22,20 –2,63 32,90 20,50 –29,75 38,80 –30,63 32,20 ∨ Schoeller-Bleckmann AG AT0000946652 56,40 –3,09 71,70 50,40 –1,91 36,95 148,46 40,55 ∨ Semperit AG Holding AT0000785555 19,10 –3,63 27,10 19,10 4,95 42,35 21,66 40,47 ∨ Zumtobel Group AG AT0000837307 6,50 –4,55 7,95 6,43 3,17 23,97 9,61 30,95 ∨ AT&S Austria AG AT0000969985 30,54 –4,56 36,40 24,92 –18,45 40,29 87,36 44,19 ∨ OMV AG AT0000743059 45,22 –5,99 49,23 37,57 18,25 32,57 76,92 36,06 ∨ S Immo AG AT0000652250 11,26 –9,78 15,46 11,18 –50,61 38,76 –23,19 29,69 ∨ Andritz AG AT0000730007 47,90 –10,55 65,90 45,10 8,42 27,43 77,41 28,84 ∨ Kapsch TrafficCom AG AT000KAPSCH9 10,00 –11,50 14,08 10,00 –19,35 42,33 –19,03 34,82 ∨ Amag Austria Metall AG AT00000AMAG3 30,20 –12,97 38,00 29,90 –7,08 22,11 15,27 22,70 ∨ Polytec Holding AG AT0000A00XX9 3,96 –13,91 5,28 3,96 –20,80 26,50 –24,71 30,07 ∨ Mayr-Melnhof Karton AG AT0000938204 130,00 –14,02 161,60 125,00 –6,74 21,21 –15,25 23,32 ∨ Bawag Group AG AT0000BAWAG2 42,68 –14,30 58,95 40,46 –11,53 30,99 31,16 31,91 ∨ Raiffeisen Bank International AG AT0000606306 13,08 -14,79 17,18 12,73 3,73 27,87 -7,17 38,88 ∨ QUELLE: Selbst mit Abstand sind wir Ihnen nah.

(3J)

Von 8 bis 22 Uhr unter 0800/29 55 18

ANLEIHEN (YTM)

RENDITE KURSE 43 ANLEIHENKURSE FONDSKURSE XTRACKERS ATX 75 50 25 15.9.20 15.9.23 Quelle: baha PV-INVEST 4,15% ANLEIHE 100 75 50 15.9.22 15.9.23 Quelle: baha
FONDSNAME ISIN KURS YTD % 3 J % 5 J % Xtrackers ATX LU0659579063 59,89 6,32 59,24 11,28 ∧ LLB Aktien Österreich AT0000815030 167,46 6,95 56,46 10,31 ∧ RT Österreich Aktienfonds AT0000A28E05 120,65 7,56 52,45 k.A. ∧ ERSTE Stock Vienna AT0000813001 166,04 6,91 48,26 8,20 ∧ ViennaStock AT0000952460 314,49 5,24 46,75 4,18 ∧ Amundi Austria Stock AT0000767736 102,12 5,39 46,59 4,68 ∧ RT Österreich Aktienfonds AT0000A100X2 11,24 6,54 46,54 5,05 ∧ Allianz Invest Aktien Austria Plus AT0000611405 135,23 4,84 44,75 1,31 ∧ RT Zukunftsvorsorge Aktienfonds AT0000659644 20,47 4,33 44,68 3,43 ∧ WSS Aktien Österreich AT0000A23PW9 103,78 4,28 43,31 4,73 ∧ 3 Banken Österreich-Fonds AT0000662275 32,42 6,52 40,31 –3,59 ∧ Raiffeisen Österreich Rent AT0000A1TMR7 8,98 1,13 –8,34 –8,10 ∨ DIE TOP 12
ANLEIHENNAME ISIN KURS YTM % ZINS FÄLLIGKEIT PV-Invest 4,15% Anleihe 16-23 DE000A189CF6 70,00 417,95 4,15 05.12.2023 ∧ UBM Development 3,125% Anleihe 18-23 AT0000A23ST9 98,54 12,67 3,13 16.11.2023 ∧ WEB 4 % Senior-TeilSV 15-25 AT0000A1GTP3 92,00 8,02 4,00 17.12.2025 ∧ UBM 2,75% Anleihe 2019-2025 AT0000A2AX04 90,95 7,45 2,75 13.11.2025 ∧ WEB 6,5% Hybrid-Anleihe 2014 AT0000A191A9 100,00 6,50 6,50 31.12.9999 ∧ S IMMO 1,75% Anleihe18-24 AT0000A1Z9D9 98,25 6,48 1,75 06.02.2024 ∧ 6,25% WEB Wind Hybrid-Anleihe 2016 AT0000A1MC30 98,20 6,36 6,25 31.12.9999 ∧ Sun Contracting 5% Anleihe 19-24 AT0000A292R9 100,00 5,00 5,00 01.10.2024 ∧ CA Immo 1,875% Bonds 18-26 AT0000A22H40 92,90 4,93 1,88 26.03.2026 ∧ Wienerberger 2% Bonds 18-24 AT0000A20F93 98,35 4,74 2,00 02.05.2024 ∧ WEB Wind 4,5% Hybrid-Anleihe 2019 AT0WEB190HA3 98,01 4,59 4,50 31.12.9999 ∧ Best in Park.3,5% Anleihe18-28 AT0000A21LA8 95,50 4,56 3,50 03.07.2028 ∧ QUELLE:
DIE TOP 12 ÖSTERREICH-FONDS

KURSE INTERNATIONAL

WÄHRUNGEN SELEKTION (YTD)

RENDITE KURSE 44
ORANGENSAFTKONZENTRAT 400 200 0 2.1.23 15.9.23 Quelle: baha
ROHSTOFFE
ROHSTOFFE SELEKTION (YTD) ROHSTOFFNAME HANDELSPLATZ KURS WÄHRUNG YTD % 3 J % 5 J % Orangensaftkonzentrat ICE US 330,20 USX 60,45 179,12 124,93 ∧ Kakao ICE US 3747,00 USD 44,56 41,88 67,13 ∧ Mastrind CME GLOBEX 257,33 USD 40,19 82,66 65,14 ∧ Zucker ICE US 26,78 USX 33,57 109,71 154,56 ∧ Zucker ECBOT 478,75 USD 31,07 69,02 94,81 ∧ Hafer CME GLOBEX 187,05 USX 18,44 74,24 65,20 ∧ Lebendrind ICE Europe 94,04 USD 9,36 117,94 18,99 ∧ Brent Öl pro aurum 1925,00 USD 5,28 –1,79 61,43 ∧ Gold ICE Europe 986,25 USD 4,67 190,29 43,98 ∧ Gasöl ICE Europe 3,39 USD 2,92 192,11 51,43 ∧ Heizöl ICE US 85,20 USX 2,16 32,79 7,64 ∧ Baumwolle ECBOT 63,31 USD –1,16 79,70 133,44 ∨
1 EURO IN LIRA 32 24 16 2.1.23 15.9.23 Quelle: baha
WÄHRUNGSKURSE
WECHSELKURS Kurs YTD % 6 M % 3 J % 5 J % EUR/TRY 28,75 44,01 42,43 220,89 283,08 ∧ EUR/JPY 157,50 11,97 12,04 27,54 20,04 ∧ EUR/NOK 11,42 8,64 0,00 6,21 19,64 ∧ EUR/SEK 11,87 6,75 6,01 14,17 13,97 ∧ EUR/CZK 24,50 1,58 2,29 –8,35 –3,74 ∧ EUR/DKK 7,46 0,28 0,17 0,23 –0,04 ∧ EUR/USD 1,07 –0,08 0,33 –9,93 –8,88 ∨ EUR/CAD 1,44 –0,21 –1,20 –7,64 –5,43 ∨ EUR/PLN 4,63 –1,07 –1,57 3,82 7,67 ∨ EUR/CHF 0,96 –2,98 –3,08 –11,34 –15,04 ∨ EUR/GBP 0,86 –3,17 –1,84 –5,96 –3,47 ∨ EUR/HUF 383,75 –4,27 –3,08 6,37 18,51 ∨ QUELLE:
Wir sind immer in Ihrer Nähe.

KRYPTOWÄHRUNGEN

(YTD)

RENDITE KURSE 45 KRYPTOKURSE BITCOIN 32.000 24.000 16.000 2.1.23 15.9.23 Quelle: baha
SELEKTION
KRYPTOASSETS WÄHRUNG KURS YTD % 3 M % 6 M % 1 J % Bitcoin Cash USD 217,18 124,17 101,02 71,82 81,51 ∧ Bitcoin USD 26625,00 60,74 1,01 6,23 34,38 ∧ Ripple USD 0,50 47,72 5,32 37,17 41,06 ∧ Ethereum USD 1642,80 37,23 –4,43 –2,09 14,53 ∧ Neo USD 7,40 20,39 –5,77 –31,99 –17,93 ∧ Chainlink USD 6,37 14,33 19,64 –4,67 –16,83 ∧ Cardano USD 0,25 2,15 –4,79 –22,94 –47,18 ∧ Monero USD 147,83 0,22 9,64 –1,05 –0,87 ∧ Polkadot USD 4,14 –3,90 –6,42 –32,18 –40,10 ∨ Litecoin USD 65,99 –7,12 –13,34 –16,70 17,88 ∨ Binance Coin USDT 214,10 –13,07 –10,53 –35,00 –22,12 ∨ Cosmos USDT 6,82 –27,51 –21,26 –46,05 –57,71 ∨ ZINSKURSE LIBOR USD 3M 6,00 5,25 4,50 2.1.23 15.9.23 Quelle: baha ZINSEN SELEKTION (YTD) NAME ZINS/KURS YTD % 6 M % 1 J % 3 J % 5 J % Libor USD 3M 5,66 18,79 13,30 58,85 2412,77 142,28 ∧ Libor USD 6M 5,89 14,70 16,66 42,95 2041,36 129,53 ∧ US-Treasury (10 Jahre) 4,33 11,60 27,73 25,51 518,57 41,97 ∧ Österreich 10-jährige Staatsanleihe 3,30 5,43 12,24 34,69 1131,25 371,43 ∧ REX Gesamt 431,08 –0,34 –0,75 –3,24 –13,47 –10,74 ∨ US-Treasury (10 Jahre) 3,77 –2,84 5,60 16,00 438,57 30,45 ∨ QUELLE: Selbst mit Abstand www.bnpp.at

BÖRSENDATEN

TOP-HANDELSTEILNEHMER

TOP-LEERVERKÄUFE (SHORTPOSITIONEN)

RENDITE STATISTIK 46 24,78 20,69 60 70 80 90 40 100 110 120 130 177,45 13 14 15 16 17 18 19 20 50 MRD. E MRD. EUR MARKTKAPITALISIERUNG QUARTALSUMSÄTZE QUELLE: WIENER BÖRSE AG QUELLE: WIENER BÖRSE AG
DIE WIENER BÖRSE IN ZAHLEN *BEZIEHT SICH AUF DAS AUSGEGEBENE NOMINALE, JENEN BETRAG DER AKTIEN, DER VOM UNTERNEHMEN AUSGEGEBEN WURDE. QUELLE: FMA „NET SHORT POSITIONS OF SHARES“
PLATZIERUNG AUGUST (AUGUST/22) MARKTTEILNEHMER UMSATZ (MIO. EUR) 1. (1.) Erste Group Bank AG 629,88 2. (3.) OMV AG 495,69 3. (6.) Wienerberger AG 313,78 4. (2.) Verbund AG 291,84 5. (8.) Andritz AG 269,63 6. (7.) Bawag Group AG 220,83 7. (4.) Voestalpine AG 215,27 8. (5.) Raiffeisen Bank International AG 182,27 9. (–) CA Immo AG 129,38 10. (9.) AT&S AG 71,53 Gesamt August 2023 3336,37 Gesamt August 2022 4826,88 Differenz -1490,51 QUELLE: WIENER BÖRSE AG QUELLE: WIENER BÖRSE AG
MEISTGEHANDELT
PLATZIERUNG AUGUST (AUGUST/22) HANDELSPARTNER UMSATZ (MIO. EUR) 1. (1.) Morgan Stanley Europe 429,12 2. (2.) JP Morgan 356,86 3. (8.) Goldman Sachs Europe 313,66 4. (3.) Bofa Securities Europe 236,66 5. (7.) XTX Markets 234,58 6. (6.) UBS Europe 230,73 7. (4.) HRTEU 218,29 8. (5.) Instinet Germany 214,35 9. (–) RBI AG 198,58 10. (9.) Erste Group Bank AG 120,07 Gesamt August 2023 3473,06 Gesamt August 2022 5034,16 Differenz -1561,09 10 20 30 12 QUARTAL QUARTAL AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE 0 Q2 121,37 177,45 11 Q1 24,78 17,30
AKTIE NETTO SHORT POSITION* IN % SEIT WANN FONDS Österreichische Post AG 2,83 05.Jul.23 Blackrock AT&S AG 1,10 08.Sep.23 JP Morgan AM Andritz AG 0,90 27.Jul.23 Otus Capital Management Wienerberger AG 0,81 06.Jul.23 Pantechnicon Advisors Bawag Group AG 0,52 06.Jul.23 Petrus Advisers 10 Q3 118,93 110,70 Q4 139,02 114,95 Q1 131,86 123,40 Q3 15,64 16,22 Q2 13,05 18,46 Q4 18,63 14,02

WIRTSCHAFTSDATEN

RENDITE STATISTIK 47 2,43 5,24 6,10 6,46 9,30 86,2 80 81 82 83 84 85 87 1 1,91 2,09 10 11 12 13 1 DEFIZIT IN % DES BIP 2 1 2 0 1 2 3 4 5 6 2 3 7 8 9 10 11 12 13 VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE % % % % MONAT MONAT QUELLE: AMS QUELLE: STATISTIK AUSTRIA ARBEITSLOSENRATE INFLATION QUARTAL QUARTAL % % –1 –2 –2,75 –5,00 –2,99 –5,78 –6,25 –5,29 GESAMTVERSCHULDUNG IN % DES BIP MRD. EUR MRD. EUR MIO. EUR MRD. EUR QUELLE: STATISTIK AUSTRIA QUELLE: STATISTIK AUSTRIA 4 3 6 7 5 BIP-WACHSTUM LEISTUNGSBILANZSALDO IN % DES BIP QUELLE: STATISTIK AUSTRIA QUELLE: OENB / STATISTIK AUSTRIA
ÖSTERREICHS WIRTSCHAFT IN ZAHLEN QUARTAL QUARTAL AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE AKTUELLE PERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE VERGLEICHSPERIODE 4 5 6 7 8 9 Q4 2.407* 934* 0 Q4 350,77* 0 –1,32 –1,07 –1,46 0 70 78,4 Q4 118,15* 108,14* 0 M J J M A J F A S O N D M J J M A J F A S O N D 112,48* 103,40* Q3 112,46* Q2 Q4 118,15* 108,44* 114,40* Q1 104,11* 1.254* Q1 4.820* Q3 1.060* 280* 119,57* –1.646* –1.321* Q2 Q1 348,76* 327,27* Q2 334,74* 354,61* Q3 355,61* 333,13* 334,08* 100,02* Q2 112,46* 103,40* Q3 112,48* Q1 104,11* 114,40*

INVESTOR KLAUS UMEK SCHIESST GEGEN BAWAG

Investor Klaus Umek von Petrus Advisers hatte Ende Juni 2023 in einem offenen Brief an die Europäische Bankenaufsicht (EBA) der Bawag Group AG die Rute ins Fenster gestellt und besonders die Corporate Governance der Bank kritisiert. Die Aktie war darauf kurzzeitig abgestürzt. Das Bawag-Management würde sich auf Kosten der Shareholder bereichern, CEO Anas Abuzaakouk verdiene mehr als das gesamte Management einiger europäischer Banken, weiters ortet Umek einen möglichen Interessenkonflikt und stellt die Unabhängigkeit der Aufsichtsratsmitglieder infrage. Risikovorstand David O’Leary fehle laut Klaus die Qualifikation für seine Aufgabe. Auch das Kreditportfolio werfe Fragen auf: Das US-

Commercial-Real-Estate-Portfolio wurde von 2020 auf 2023 von 743 Millionen auf 2,27 Milliarden Euro ausgeweitet, mit einer Retailbank habe das wenig zu tun. Klaus Umek hielt zuletzt bis zu drei Prozent der Bawag-Aktien und hat eine Short-Position aufgebaut. Im September wiederholte Klaus Umek seine Kritik, bemängelte den schlechten Kundenservice, die schlechte Risikodichte und den hohen Verschuldungsgrad. Von der Bawag kam eine kurze Aussendung: „Der Inhalt des Reports ist inkonsistent, aus dem Zusammenhang gerissen und irreführend. Der Report steht auch im Gegensatz zur Meinung, die Petrus Advisers über Bawag bis vor kurzem öffentlich vertreten hat.“

RAIFFEISEN IN RUSSLAND:

ANZEICHEN FÜR EXIT MEHREN SICH

Die Raiffeisen Bank International AG (RBI) bereitet sich auf das Ende ihrer Geschäftstätigkeiten in Russland vor. Die Russlandtochter hat beim russischen Patentamt vier neue Markenzeichen registrieren lassen – ohne das Raiffeisen-Giebelkreuz. Die RBI strebt weiter einen Verkauf oder eine Abspaltung des Russlandgeschäfts an, wobei letztere Option angepeilt wird. Eine Abspaltung könnte laut RBI-Vorstandsvorsitzendem Johann Strobl aber frühestens im Dezember 2023 durchgeführt werden. Für beide Optionen brau-

che es aber „die Genehmigung von vielen russischen Behörden und europäischen“, meinte Strobl beim Europäischen Forum Alpbach. Die RBI hatte vor dem Krieg rund drei Millionen Kunden in Russland. „Für diese Menschen müssen wir den Service weiterhin anbieten. Wenn man die Eigentümerschaft einer Bank innehat, bedeutet das nicht, dass man damit machen kann, was man will. Wir haben Millionen ausgegeben, um eine Lösung zu finden. Eine Lösung, um hier und dort Genehmigungen zu erhalten“, sagte Strobl.

48 #BANKEN

FMA BLEIBT BEI KREDITVERGABE HART

FMA-Vorstand Helmut Ettl hat kürzlich einer Aufweichung der Kreditvergabestandards für Wohnraumfinanzierungen eine Absage erteilt. Einige Banken laufen Sturm dagegen, weil ihr Finanzierungsgeschäft teilweise um 70 Prozent, etwa bei der Raiffeisenlandesbanken NÖ-Wien AG, eingebrochen ist. Die Niedrigzinsphase war eine außergewöhnliche Perio-

de, und Wohnkredite mit einer variablen Verzinsung von unter 0,5 Prozent waren einfach nicht normal. „Wir haben es natürlich heute mit Generationen zu tun, die eine normale Zinsentwicklung niemals gefühlt haben“, meint Ettl im Club der Wirtschaftspublizisten. Soll heißen: Die junge Generation muss erst lernen, dass Verschuldung was kostet.

Ihr Herz schlägt für die Natur?

KARRIERE

Silvia Richter

ist im Juli in den Vorstand der Zürcher Kantonalbank eingezogen und übernahm die Leitung des Marktressorts. Die Bankerin leitete seit 2015 das Private-BankingTeam der Bank am Standort Wien. Auf sie folgt Ivica Kuzmanoski (42).

Bernd Spalt

dockt bei der Commerzbank AG in Deutschland an und übernimmt ab Jänner 2024 die Position des Risikovorstands. Der Ex-ErsteGroup-Boss wird damit Vorstandskollege seines Ex-Kollegen Thomas Schaufler.

Unser Herz schlägt für Ihre Wünsche.

Wenn Ihnen Umwelt- und Klimaschutz ein Anliegen sind, dann können Sie jetzt ganz einfach selbst einen kleinen Beitrag für die Natur in Ihrer Heimat leisten. Mit dem Natur & Zukunft-Konto der BKS Bank unterstützen Sie aktiv ein langfristiges Projekt zur Aufforstung heimischer Wälder. Auch online abschließbar: www.bks.at/natur-zukunft-konto

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KURT WEINBERGER

Vorstandsvorsitzender Österreichische Hagelversicherung

DER KLIMAWANDEL KOSTET RICHTIG VIEL GELD

Faktum ist: Der Klimawandel, also die Erderwärmung, ist auch hierzulande spürbar. Beispiel: Gab es in den 80er-Jahren in Wien zehn Hitzetage pro Jahr (Tage mit mehr als 30 Grad), so sind es heute knapp 30 solcher Tage – eine Verdreifachung! Die Konsequenz: unerträgliche Hitze in den Städten. Eine weitere Konsequenz: zunehmend schwere Dürreschäden in der Landwirtschaft. Heuer rund 150 Millionen Euro, allein in Österreich! Aber auch andere Wetterextreme wie Frost, Hagel, Stürme und Überschwemmungen treten häufiger auf. Naturkatastrophen belasten aber nicht nur den Agrarsektor. Wenn Österreich seinen vereinbarten Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen bis 2030 nicht erfüllt, dann werden laut Rechnungshof bis zu neun Milliarden Euro Strafzahlungen fällig. Wir brauchen daher viele Maßnahmen, die nicht schmerzen müssen: Das geht von einem geänderten Mobilitätsverhalten hin zu noch mehr öffentlichem Verkehr, über den Konsum heimischer Lebensmittel und damit zu einer Stärkung des Wirtschaftsstandorts bis zu einer Reduktion des Bodenverbrauchs. Denn Äcker und Wiesen sind die natürlichste und effizienteste Klimaanlage und zudem ist Bodenschutz auch Klimaschutz. Aber dafür braucht es verbindliche Regelungen wie etwa ein ordentliches Bodenschutzgesetz!“

k.weinberger@derboersianer.com

„ERLEICHTERT ÜBER DIE HÖHEREN ZINSEN“

Der Börsianer sprach mit Wiener-Städtische-Vorstandsdirektorin Christine Dornaus über die Auswirkungen höherer Zinsen bei Veranlagung der Versicherung.

Die Zinsen sind deutlich gestiegen. Wie verändert das die Veranlagungsstrategie? – Christine Dornaus: Die Zinswende bedeutet eine Erleichterung für uns in der Veranlagung, denn wir sind traditionell ein starker Investor im festverzinslichen Bereich. Da spielen vor allem Staatsanleihen und Corporate Bonds eine wichtige Rolle. Bei steigenden Zinsen bevorzugen wir Veranlagungen in längere Laufzeiten, um hohe Kupons für sehr lange Zeiträume zu erwirtschaften.

Sind Aktien in diesem Umfeld denn interessanter? - Aktien dienen zur Diversifikation und Ertragsoptimierung. Als größter Lebensversicherer Österreichs brauchen wir vor allem stabile und langfristige Cashflows, aus diesem Grund sind wir überwiegend im Anleihesegment investiert.

Können sich die Kunden im Bereich der Lebensversicherungen denn auch eine höhere Rendite erwarten? - Die steigenden Zinsen machen die Lebensversicherung generell attraktiver, daher kann in den kommenden Jahren auch wieder mit einer höheren Gewinnbeteiligung gerechnet werden.

PFLICHTVERSICHERUNG GEGEN NATURKATASTROPHEN?

Nach den massiven Unwettern in der Steiermark und in Kärnten, die Schäden in dreistelliger Millionenhöhe verursacht haben, drängt die österreichische Versicherungswirtschaft auf eine nachhaltige Lösung, um Schäden aus solchen Naturkatastrophen künftig besser abdecken zu können. „Es muss sichergestellt werden, dass es eine geeignete rechtliche Vorschrift gibt, die eine entsprechend große Risikostreu-

ung für die österreichischen Versicherer ermöglicht“, erklärt Christian Eltner, Generalsekretär des Österreichischen Versicherungsverbands. Nur dann könnten Versicherungen gegen Naturkatastrophen auch künftig zu leistbaren Prämien angeboten werden. Eltner verweist auf das belgische Modell. Dabei wird die Absicherung gegen Naturkatastrophen in die Pflichtversicherung gegen Feuer integriert.

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KOLUMNE
#VERSICHERUNGEN
CHRISTINE
© ANDRZEJ WOJCICKI / SCIENCE PHOTO LIBRARY / PICTUREDESK.COM MEGATRENDS Die zehn Megatrends der Finanzbranche 2024 DIGITALE WÄHRUNG Der digitale Euro soll 2026 eingeführt werden INNOVATION Wie Innovation-Manager denken und arbeiten Trendradar BEWEGT DEN MARKT INNOVATION DROHNEN 2030 soll der Markt 102 Milliarden US-Dollar erreichen 58 2024

DIE NÄCHSTE

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PALFINGER.AG
Rahofer.

Liebe Börsianer!

Was wird uns in Zukunft beschäftigen? Welche Innovationen sind in der Pipeline? Wie denkt man innovativ? Im neuen Trendradar haben wir für Sie zehn Megatrends für 2024 frühzeitig identifiziert.

Wer sich herzhaft amüsieren will, braucht weder Politparodien von Maschek zu bingen noch ins Kabarett Simple zu gehen. Es reicht, einen Blick in den Trend-Report des Zukunftsforschers Matthias Horx von 2004 zu werfen. Als einen Trend erkannte Horx damals die „neue Unsicherheitsökonomie“: Rationalisierungswellen würden zur neuen Härte im Beruf führen. Zwanzig Jahre später schaut die Welt ganz anders aus: Heute können sich die Arbeitnehmer die Arbeitgeber aussuchen und nicht mehr umgekehrt (Seite 72).

Horx sah auch die steigende Bedeutung von kreativer Arbeit. Wie auch immer man kreative Arbeit definiert, der Zukunftsforscher hat sich damals höchstwahrscheinlich nicht vorstellen können, dass Learning-Language-Modelle wie Bard und ChatGPT mittelmäßige Journalisten, Datenanalysten, Fondsmanager, Programmierer, ja sogar Ärzte obsolet machen könnten (Seiten 54).

Nicht ausgeschlossen, dass Sie, liebe Börsianer, in zwanzig Jahren über unsere zehn skizzierten Megatrends herzhaft lachen werden. Insgeheim wünsche ich mir das sogar, dass der eine oder andere Trend nicht gekommen sein wird, um zu bleiben. Ich denke an den Ärztemangel (Seite 58), an die Zunahme staatlicher Eingriffe in die Marktwirtschaft (Seite 66) oder auch an die härteren Bandagen bei den Lohnverhandlungen (Seite 69).

Also bitte sogar schon 2024 herzhaft lachen, zuvor aber vielleicht über den einen oder anderen Megatrend aus dem Börsianer Journal nachdenken, wie er Ihre Lebenswelt nachhaltig verändern könnte. Und wer nichts zu lachen hat, dem empfehle ich meine Maschek-Lieblingsfolge „Habakuk: Keine Macht den Drogen“. Ohne Gewähr!

Herzlichst Ihre Julia Kistner

Leitung Börsianer Journal Innovation

j.kistner@derboersianer.com

54 Trendradar Diese Megatrends prägen 2024

56 Technologie

Ohne KI, Drohnen, digitale Währung und Digitalisierung geht nichts mehr

62 Nachhaltigkeit Kampf um Rohstoffe und eine klimaneutrale Industrie

66 Zahlen, Daten & Fakten Überraschendes aus dem Reich der Zahlen

68 Politik Staatliche Eingriffe sind gekommen, um zu bleiben

72 Interview Ökonom Thomas Mayer

74 Porträt Wie geht Innovation?

JOURNAL INNOVATION 53
Julia Kistner Finanzjournalistin „Börsianer“
62
74
Diese Rohstoffe sind das neue Gold der Energiewende.
Inhalt Börsianer Journal
THOMAS MAYER 72 INNOVATION
Wie Peter Schindlecker als Daniel Düsentrieb der ÖBB Innovation lebt.
„Immobilieninvestments
rentieren sich nicht mehr.“

TREND RADAR

Künstliche Intelligenz, digitale Währungen, Drohnen, Rohstoffknappheit, Wetterextreme, klimaneutrale Industrie, Ärztemangel, teures Wohnen, höhere Löhne und ein Staat, der stärker ins Marktgeschehen eingreift. Der Börsianer hat bei Experten nachgefragt, was unser Leben 2024 prägen und verändern wird, und zehn Megatrends aus #Politik, #Technologie, #Investment und #Nachhaltigkeit ausgemacht.

JOURNAL INNOVATION 54
NACHHALTIGKEIT
TECHNOLOGIE
#1 KÜNSTLICHE INTELLIGENZ INVESTMENTS IN KI
SEITE 57
#3 DROHNEN RIESENGESCHÄFT MIT FLUGOBJEKTEN SEITE 58 #2 GESUNDHEIT KI GEGEN ÄRZTEMANGEL SEITE 58 #5 ENERGIE ROHSTOFFE FÜR DIE TRANSFORMATION SEITE 63
„Für die EZB ist die Einführung eines digitalen Euro unabdingbar.“
ROBERT HOLZMANN

NEUE BESCHEIDENHEIT

SEITE 70

SEITE 96

FINANZEN

CO2-NEUTRALITÄT IN DER WERTSCHÖPFUNG

SEITE 64

LOHNABSCHLÜSSE

SEITE 96

SEITE 68

SEITE 63

JOURNAL INNOVATION 55
POLITIK
#4 DIGITALE WÄHRUNG DIGITALER EURO UND KRYPTOS #9 INFLATION HOHE #6 WETTEREXTREME SATELLITEN ALS GAMECHANGER #8 STAATLICHE EINGRIFFE DER STAAT ALS AKTEUR #10 LEISTBARES WOHNEN #7 KLIMANEUTRALE INDUSTRIE
„Rohstoffe sind das internationale Konfliktpotenzial überhaupt.“
THORSTEN SCHMIDT
„Staatliches Engagement sollte minimalinvasiv sein.“
MICHAEL BÖHEIM

Wer denkt in der Zukunft? Künstliche Intelligenz braucht sehr viele und gute Daten, sonst kommt es zu Fehlinterpretationen.

Digitalisierung & KI –Euphorie Ende nie

JOURNAL INNOVATION 56
#TECHNOLOGIE
© SCIENCE PHOTO LIBRARY / PICTUREDESK.COM

#TIPPS

DIE AKTIENPROFITEURE DES KI-BOOMS AUSGEWÄHLTE BEISPIELE

BRANCHE UNTERNEHMEN

Hardwareunternehmen

Nvidia, AMD, ASML , Broadcom, Marvell Technology, Intel, IBM, Infineon, AT&S, STMicroelectronics, SK Hynix

Softwareunternehmen Salesforce, SAP, Adobe, Palantir Technologies

Tech­Unternehmen

Microsoft, Alphabet, Meta, Amazon , Apple, Nvidia, Baidu, Tencent, Alibaba, SoftBank

Dienstleister Accenture, McKinsey, Deloitte

Autonomes Fahren Tesla, Wymo (Alphabet), Apple

Gesundheit IBM Watson Health, Siemens Healthineer

Fintech Square, Paypal, Visa, Mastercard

Cybersicherheit Palo Alto Networks, Fortinet, Crowd Strike, Megvii, Sense Time Group

Robotik Toyota, Tesla, Intuitive Surgical, Sony

Cloud Computing Amazon Web Service (AWS), Microsoft Azure, Google Cloud Bildverarbeitung/Videospiele Adobe, Unity Technologys, Nvidia

QUELLE: BÖRSIANER, UNTERNEHMEN

Große technologische Durchbrüche werden kurzfristig gerne überschätzt, langfristig aber auch unterschätzt. Ob das auch für die künstliche Intelligenz, Digitalisierung und unbemannte Flugobjekte zutrifft? Die Autorin Julia Kistner ist überzeugt, dass die folgenden Megatrends gekommen sind, um zu bleiben.

#TREND No. 1 Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) hält auch in der Finanzbranche Einzug. Zum einen als wichtiges Investmentthema. „Das beginnt bei Unternehmen wie der niederländischen Firma ASML als Lieferant von Lithografiesystemen für die Halbleiterindustrie, reicht über den Halbleiterhersteller Taiwan Semiconductor und geht bis zu Hoya, einem japanischen Hersteller von Spezialgläsern“, meint Comgest-Portfoliomanager William Bohn. „Uns interessiert aber nicht nur, welche Unternehmen mit KI wettbewerbsfähiger werden, sondern wo sich künstliche Intelligenz auch negativ auswirkt, etwa Geschäftsmodelle obsolet macht.“ Bohn denkt da zum Beispiel an Anbieter von Datenanalyse.

Schlecht für Start-ups sei, dass KI für viele institutionellen Investoren ein Large-Cap-Thema ist. „Wir investieren in die großen innovativen und qualitativen Wachstumsunternehmen, die in der Vergangenheit schon bewiesen haben, dass sie Megatrends erfolgreich umsetzen und Technologiezyklen steuern können“, meint William Bohn. Als Beispiel für den Comgest Growth Global Fonds (ISIN IE0033535075) nennt Bohn Mi-

crosoft. Und wo setzt die Fondsbranche KI bereits in ihrem Alltag ein? Comgest experimentiert mit der Übersetzung und Analyse von Unternehmensreportings. Hendrik Leber, Gründer der Acatis KAG, hat seit fünf Jahren zwei reine KI-Fonds im Rennen, die beide zu seinen Bestperformern zählen. Einer davon ist der Acatis AI Global Equities (DE000A2DR2L2).

„Hier ist die künstliche Intelligenz bereits unser Entscheidungsträger bei der Titelauswahl“, berichtet Hendrik Leber, „in anderen Fonds und Mandaten nutzen wir sie für Teilaufgaben, zum Beispiel als Filter-, Gewichtungs- und Analysewerkzeug, und für die aktiven Portfoliomanager als Ideengeber.“ Trotz allem stecke die KI noch in den Kinderschuhen, „sie ist auf einen bestimmten Anlagehorizont

JOURNAL INNOVATION 57
TEXT JULIA KISTNER
„Uns interessiert, wo KI Geschäftsmodelle obsolet macht.“
WILLIAM BOHN

optimiert und braucht häufigere Umschichtungen. Es gibt Börsenphasen, in denen eine Value-Strategie eine Growthoder Momentum-Strategie schlägt, und andersherum. Genauso wird es Phasen geben, in denen menschliche Fondsmanager bessere Titel auswählen als die KI.“

Gibt es etwas, was die KI nicht kann? „Sie braucht sehr viele und gute Daten, damit sie nicht zu Fehlinterpretationen gelangt. Bei der Titelauswahl sehen wir deshalb noch Schwierigkeiten in den Schwellenländern“, so Hendrik Leber. Auch in Bereichen, in denen menschliche Erfahrung und Intuition gefragt sind, tue sich die KI schwer. So könne sie den Erfolg eines Start-ups oder einer neuen Idee schwer einschätzen. Deshalb funktioniere die KI etwa bei Biotech überhaupt nicht. „Bei den KI-Fonds schließen wir auch die Sektoren Finanzen und Immobilien aus, weil beide sehr zinssensitiv sind. Unsere KI haben wir rein auf realwirtschaftliche Daten trainiert. Die Notenbankpolitik wird komplett ausgeblendet. Die KI kann die Zahlen aus den Bankbilanzen und von Immobilienkonzernen nicht interpretieren.“

Die Finanzwelt rechnet, dass wir eine Konzentration im Wealth Management auf jene sehen werden, die sich Technologien wie KI, maschinelles Lernen und Robotik leisten können. Laut PWC-Studie haben die Vermögensverwalter 2022 weltweit rund 80 Milliarden US-Dollar in neue Technologien gesteckt. Die Österreicher Bitpanda entwickeln gerade einen KI-gestützten Wealth Coach (Seite 74).

#TREND No. 2 KI gegen Ärztemangel

Am besten wird man hierzulande gar nicht krank. Österreichweit sind laut der Ärztekammer 179 Kassenstellen für Hausärz-

te und 109 Facharztstellen unbesetzt. Es fehlt vor allem an Kinder- und Jugendärzten, Gynäkologen, Haut-, Augenärzten und ebenso an Fachärztinnen für Psychatrie. Das ärztliche Beratungsgespräch lässt sich zwar nicht ersetzten, doch wird kräftig geforscht, wie künstliche Intelligenz und Digitalisierung die Ärzte zumindest entlasten und so mehr Patienten pro Arzt ohne Qualitätsverlust behandelt werden können. „Im niedergelassenen Bereich spielt die Telemedizin eine wichtige Rolle, aber vor allem auch Zeitersparnis bei Dokumentation der Behandlung“, erklärt Alexander Moussa, Leiter des Referats „eHealth in Ordinationen“ der Österreichischen Ärztekammer.

Wenn „der Arzt etwa schon während des Patientengesprächs die Daten des Patienten in seiner digitalen Brille angezeigt bekommt und gleichzeitig an einem weiteren Bildschirm die Dokumentation stattfindet. Vieles wie etwa das Zusammenführen der Daten von Behandlungen ist kein technisches Problem, sondern eine forensisch-rechtliche Angelegenheit. Es gilt das Recht auf Selbstbestimmung des Bürgers über seine Gesundheitsdaten. Hier gibt es auf EU-Ebene das Projekt European Health Data Space (EHDS), eine rechtliche Initiative, die europaweit Gesundheitsdaten und Leistungen digital harmonisieren soll, mit E-Rezepten, die man europaweit einlösen kann, wo Länder, Spitäler, Ärzte verpflichtet werden, Daten einzuspeisen. Mit der elektronischen Gesundheitsakte Elga und dem digitalen Rezept ist Österreich zwar schon weiter als Deutschland, doch wird Elga noch nicht von allen Ärzten genutzt oder teilweise unvollständig mit Daten gefüttert.

Die Zukunft läge in KI-unterstützten Symptomchecks im Vorfeld der Arztvisite, meint Alexander Moussa, sowie in der KI-unterstützten Vorsorge. Im Bereich der Dermatologie funktioniere dies schon ganz gut mit Apps, wie das Teledermatologie-Projekt im steirischen Liezen zeige. Die App macht das Foto vom Ausschlag oder Muttermal, die Diagnose kommt

vom Hautarzt. „Es gibt auch im Diabetesbereich digitale Projekte“, berichtet Alexander Moussa, „in Kärnten werden Patienten mit Herzschwäche, die nach dem Spitalsaufenthalt nach Hause entlassen werden, engmaschig gemonitort. Die Hospitalisierungsrate und auch Mortalität dieser Patienten ist sehr viel geringer.“ Wichtig sei bei dem europäischen Projekt auch, dass man bei der Sekundärdatennutzung, etwa für kommerzielle Zwecke, sehr viel Vorsicht walten lässt.

#TREND No. 3 Drohnen

So winzig die unbemannten Flugobjekte oftmals sind, das Geschäft mit Drohnen ist riesig: Laut Precendence Research steigt der weltweite Umsatz mit unbenannten Flugobjekten von 2022 bis 2030 jährlich im Schnitt um 18,2 Prozent. Machte der Markt 2020 noch fünf Milliarden US-Dollar aus, soll er 2030 einen Wert von 102,38 Milliarden US-Dollar erreichen. Allein die Deutschen besitzen laut dem Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie 430.700 Drohnen, davon sind 90 Prozent in Privatbesitz. „Ich bin überzeugt, dass in zehn Jahren mehr Drohnen den Luftraum nutzen werden als Flugzeuge“, rechnet Norbert Haslacher, CEO Frequentis AG. Frequentis liefert die Software für das Management von Drohnenflügen. Ihr Flight Information Management System für unbemannte Flugobjekte kommt derzeit in Norwegen, Österreich, Estland und Litauen im zivilen Bereich zum Einsatz, und der ist vielfältig. „So hat Frequentis beispielsweise gemeinsam mit den ÖBB als Erste in Europa eine behördliche Bewilligung für autonome, wiederkehrende Drohnenflüge erhalten. Hier geht es vor allem um die Prävention von Störfäl-

JOURNAL INNOVATION 58
„Es gibt auch im Diabetesbereich digitale Projekte.“
ALEXANDER MOUSSA
„Ki ist Entscheidungsträger bei Titelauswahl.“
HENDRIK LEBER

len durch routinemäßige Wartungsflüge, frühes Erkennen von Schäden an der Infrastruktur und das Naturgefahrenmanagement. Drohnen unterstützen auch Einsatzkräfte wie Polizei und Feuerwehr.“

Drohnen werden immer häufiger auf Baustellen eingesetzt und in der Landwirtschaft für die Vieh- und Ernteüberwachung. Mit Drohnen kann man in etwa viermal schneller Dünger versprühen als mit dem Traktor, schätzt der spanische

Produzent Dronfly. Wobei die zivile kommerzielle Nutzung von Drohnen, etwa für Lastentransporte, Inspektionen von Versorgungsleitungen, für Rettungseinsätze, erst am Anfang sei, meint man bei dem österreichischen Spezialisten für unbemannte Flugfahrzeuge. So werde der unbemannter Helikopter Camcopter S-100 derzeit primär im Militär eingesetzt. Mit Drohnen wird auch der Ukrainekrieg geführt. Zum Einsatz kommen die mit Gra-

„In zehn Jahren mehr Drohnen als Flugzeuge im Luftraum.“

naten bestückten Kamikazedrohnen Switchblade 300 des US-Herstellers Aero Virenment. „Ein großes Thema ist derzeit auch die Suche nach Minen im Wasser und an Land“, sagt Schiebel-Geschäftsführer Hannes Hecher, „explizit in der Ukraine, wo wir mit unserem System mithelfen könnten, Minenfelder zu identifizieren. Es könnten bei den Flügen auch gleichzeitig Beschädigungen an der Infrastruktur, also an Brücken, Straßen und Gebäuden, dokumentiert werden und damit wertvolle Informationen für den Wiederaufbau liefern.“

READY FOR GROWTH.

Wir macht’s möglich.

JOURNAL INNOVATION
Sie wollen den nächsten Step machen? Gehen wir’s gemeinsam an. Unser nationales Netzwerk ist für Sie da. CORPORATE BANKING corporate-banking.business
NORBERT HASLACHER
Drohnen. „Ein großes Thema ist derzeit die Suche nach Minen im Wasser“, sagt Schiebel-Geschäftsführer Hannes Hecher. © SCHIEBEL

Drohnen brauchten weder eine Startnoch eine Landebahn, seien günstiger und klimafreundlicher: Der CO2-Ausstoß pro Kilometer läge bei 160 g für den unbemannten gegenüber 8.260 g für einen bemannten Helikopter.

#TREND No. 4 Digitale Währungen

Wir zücken die Kreditkarte, zahlen mit unserem Smartphone, überweisen online, und das immer öfter. Wozu braucht es da noch einen digitalen Euro? Das fragten sich selbst viele Profis, zitiert Guido Zimmermann, Senior Economist bei LBBW Research, eine Umfrage der deutschen Bundesbank: „Von den Fach- und Führungskräften der Finanzindustrie sind fast die Hälfte der Meinung, dass es keinen digitalen Euro braucht.“ Das sieht die Europäischen Zentralbank (EZB) anders. Nach einer Testphase des DigitalEuro soll er 2026 endgültig eingeführt werden. Die EZB hat es deshalb eilig, weil weltweit bereits 100 Staaten an digitalem Zentralbankgeld, genannt CBDC, arbeiten. China hat in der 1,5-Millionen-Einwohner-Stadt Changshu das weltgrößte Pilotprojekt gestartet: Beamte erhalten ihre Gehälter nur noch digital mit dem EYuan überwiesen. Landesweit gibt es Rabatte für E-Yuan-Zahlungen, und zum Neujahrsfest wurden den Chinesen EYuan im Gegenwert von 25 Millionen US-

#INFO

DIGITALER EURO STAND HEUTE

– Geplante Einführung 2026.

– Zugang zum Euro über die Banken.

– Für den täglichen Zahlungsverkehr sind Bank- und EZB-Apps geplant.

– Zahlungen können kontaktlos, über QRCodes oder andere Lösungen erfolgen.

– Damit nicht zu viel Einlagen von Girokonten zum digitalen Euro abfließen, werden Obergrenzen für die Bürger eingeführt, zum Beispiel 3.000 Euro.

Dollar geschenkt. Doch die Skepsis bleibt im Überwachungsstaat groß, da nutzt man lieber etablierte digitale Bezahlmittel WeChat Pay und Alipay. Man befürchtet, dass es die Digitalwährung dem Staat erleichtern könnte, Finanzkanäle oder Konten einzufrieren oder vom Zahlungssystem abzuschneiden.

Ähnliche Bedenken gibt es in Europa. Wir investieren zwar in Krypto-Assets, wollen aber keinesfalls auf Bargeld verzichten. Das brauchen wir trotz DigitalEuro auch nicht, betont OeNB-Gouverneur Robert Holzmann in seinem Kommentar für den Börsianer, wobei er gleichzeitig auf die große Bedeutung des digitalen Euro hinweist.

Die unterstreicht auch Peter Wagesreiter, Partner bei HSB Rechtsanwälte, der

GASTKOMMENTAR

Digitaler Euro unabdingbar

In einer monetären Welt mit internationalen digitalen Zentralbankwährungen ist für die EZB die Einführung eines digitalen Euro unabdingbar, um weiterhin eigenständig Geldpolitik betreiben zu können. Nicht nur können so die europäische Zahlungsverkehrs-Autonomie und Wettbewerbsfähigkeit hergestellt werden, es wird damit auch der mone-

täre Anker einer unabhängigen europäischen Geldpolitik fixiert. Der digitale Euro ist als Ergänzung des Bargelds zu verstehen und nicht als Konkurrenz. Es besteht keinerlei Zwang, mit einem digitalen Euro zu bezahlen, vielmehr stellt er unter Einhaltung des Datenschutzes eine weitere für den Konsumenten vorteilhafte Bezahlmöglichkeit dar. Ein wei-

sich den ersten konkreten Verordnungsentwurf zum Digitalen Euro der Kommission vom 28. Juni 2023 genauer angesehen hat: „Der Digitale Euro hat das Potenzial, das bestehende Währungs- und Zahlungssystem zu stärken und die Souveränität des Euroraums in der Geldpolitik zu erhöhen.“ Im Entwurf werde dafür klar unterschieden zwischen virtuellem Geld und digitalen Währungen, die von staatlichen Zentralbanken wie der EZB ausgegeben und reguliert werden. „Das gewährleistet Stabilität und Vertrauen, das auch mit traditionellem Bargeld verbunden ist“, sagt Peter Wagesreiter.

Noch nicht ausgegoren seien datenschutzrechtliche Aspekte, wie der Schutz der Privatsphäre bei Onlinetransaktionen. „Auch sieht die Verordnung eine umfassende Annahmepflicht des digitalen Euro vor, was Unternehmen vor neuen Herausforderungen stellen wird“, so Wagesreiter. Dies werde noch zu Diskussionen führen, wie diese Verpflichtung effektiv umgesetzt werden könne. n

terer Vorteil liegt in seiner Offlinefunktion: Es wird möglich sein, mit dem digitalen Euro ohne Internetverbindung zu bezahlen. Damit werden erstmals Finanzdienstleistungen in ganz Europa für alle, unabhängig vom Besitz eines Kontos oder einer privaten Zahlungskarte, verfügbar und ermöglichen eine finanzielle Inklusion im großen Maßstab.

JOURNAL INNOVATION
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„Digitaler Euro stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen.“
PETER WAGESREITER

SEeing IS CreATINg

#ChangingPerspectives To create future mobility

Perspektiven verändern, neue Wege beschreiten – für innovative Technologien und Materialien, die heute die Standards von morgen definieren. Daran arbeiten wir jeden Tag in enger Abstimmung mit unseren Kunden sowie Experten auf der ganzen Welt. Und so gestalten wir mit Bionik neue Erlebniswelten in Kabinen, machen dank Ultraleichtbau Flugzeuge immer leichter oder sind Vorreiter bei derUrban Air Mobility. Wir wollen mit unseren disruptiven Lösungen Mobilität neu denken und unser Leben verbessern. Der Mensch steht dabei immer im Mittelpunkt.

Kraftakt Klimaschutz

Niemand behauptet, dass der Kampf gegen Klimaveränderungen einfach ist. Für die Energiewende braucht es jede Menge knappe Rohstoffe, für den Katastrophenschutz und die Welternährung bessere Unwettervorhersagen. Für eine CO2­neutrale Produktion bedarf es gigantischer Investitionen und Innovationen.

JOURNAL INNOVATION 62 #NACHHALTIGKEIT © NG HAN GUAN / AP / PICTUREDESK.COM
TEXT JULIA KISTNER

#TREND No. 5 Rohstoffknappheit

„Rohstoffe sind und bleiben das internationale Konfliktpotenzial überhaupt“, warnt Dr. Thorsten Schmidt, Geschäftsführer von Kerkhoff Consulting. Noch nie hätten sich alle 40 Schlüsselrohstoffe gleichzeitig verteuert, und die findet man vor allem in China und Russland: „Wer über die Rohstoffe verfügt, kontrolliert die Produktion! China produziert 80 Prozent des weltweiten Magnesiums.“

Für die Energiewende und die E-Mobilität mangelt es vor allem an Lithium. Rund 60 Prozent stammen aus Australien, auch China und Chile mischen mit. Man schätzt, dass 2030 bereits 5000.000 nachgefragte Tonnen Lithium fehlen werden.

Knapp wird auch Iridium, im Einsatz bei der Elektrolyse, der Gewinnung von grünem Wasserstoff. Iridium ist ein Nebenprodukt bei der Platin- und Palladiumförderung. Da die EU mit 2035 das Verbrenner-Aus plant, braucht man auch weniger Platin und Palladium. Noch dazu zählt Russland zu den fünf wichtigsten Platin-Produzenten der Welt.

Finanzdienstleister S&P Global sieht für Kupfer einen Megabedarf. Für die Elektrifizierung werde man bis 2050 so viel Kupfer verbrauchen wie in den letzten 120 Jahren.

Allein in einem Computerchip für die digitale Steuerung eines Kraftwerks braucht man 60 verschiedene Elemente wie Gallium, seltene Erden, Germanium, Indium oder Tellur.

Der Preis von Vanadium könnte sich ebenso vervielfachen: Früher „nur“ als Verstärkung von Stahl nachgefragt, dient Vanadium jetzt als Energiespeicher. Noch gibt es auch keine Kobalt-freien Batterien und auch zu wenig synthetisches Graphit. Auf diesem Rohstoff, der für Lithium-Ionen-Batterien benötigt wird, sitzt ebenfalls China.

#TREND No. 6 Wetterextreme

Ob Kanada oder China, USA oder Europa: erst Waldbrände, dann Jahrhundertregen. Wetterextreme, die uns wohl auch 2024 treffen. Forscher aus aller Welt arbeiten daran, die Atmosphäre, die Landoberfläche, den Ozean und das Meer sowie die Wechselwirkungen zwischen ihnen zu verstehen, um bessere Vorhersagen treffen zu können. Der neue EUWettersatellit MTG I-1, in den die EU 4,3 Milliarden Euro steckte, soll präzisere Wetter- und vor allem Unwetterprognosen liefern, hoffen die Versicherungen. Hierfür müssen aber zumindest 30 Jahre lang Daten gesammelt werden, da Änderungen von Klimamuster sehr lange dauern.

JOURNAL INNOVATION 63
Überholspur. Der chinesische Autohersteller BYD ist groß in der Produktion von Elektrofahrzeugen.
„Rohstoffe sind heute schon die Währung, aber noch gewichtiger in der Zukunft.“
THORSTEN SCHMIDT

Wetterextreme. Die EU investiert 4,3 Milliarden Euro in ihre Wettersatelliten, um Unwetter besser vorhersagen zu können. Mit an Bord ist Technologie aus Wien.

Mit an Bord des neuen europäischen Wettersatelliten Meteosat Third Generation Imager-1, der Dezember 2022 abgehoben ist, ist österreichische Hochtechnologie: Beyond Gravity Austria lieferte eine Art Kameradeckel mit einem Meter Durchmesser, der beim Start die meteorologischen Instrumente des Satelliten vor Verschmutzung schützte. Beyond Gravity produzierte in Wien auch die Nachfokussierungsmechanismen, die die optischen Instrumente des Satelliten nach den starken Erschütterungen beim Raketenstart wieder scharf sehen ließen. Aus der Raumfahrttechnikschmiede stammt auch die Isolation gegen die extremen Temperaturschwankungen im All.

#TREND No. 7 Klimaneutrale Industrie

Transformation und Dekarbonisierung

gibt es nicht zum Nulltarif. Der Preis für das österreichische Ziel, bis 2040 klimaneutral zu sein, kann der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit, von Arbeitsplätzen und der Versorgungssicherheit sein. Um Nachteile gering zu halten, haben das Klimaschutzministerium und die Industriellenvereinigung die Initiative „Klimaneutrale Industrie“ gestartet. Durch direkte Elektrifizierung industrieller Prozesse, den Einsatz von klimaneutralem Wasserstoff und der Anwendung von Technologien zur Abtrennung und Verwertung von CO2 will man den Anstieg des Strombedarfs abdecken, der mit der Energiewende stark steigt. Laut dem Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien (IREES) reduziert sich in Österreich zwar der Gesamtenergieverbrauch der analysierten

Schlüsselindustrien – ohne die Mineralölverarbeitung – von 2019 bis 2050 um 19 Prozent. Gleichzeitig steigt jedoch der Stromverbrauch um etwa das 15-Fache. Dazu trägt zur Hälfte die Produktion von erneuerbaren Gasen mittels Stroms bei. Der Stromanteil im Gesamtenergieverbrauch der Industrie soll mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz von unter fünf auf über 80 Prozent im Jahr 2040 steigen. Dafür stehen noch bis 2026 jährlich insgesamt 280 Millionen Euro aus den Bundes- und EU-Fördertöpfen zur Verfügung. Die Industrie soll möglichst CO2-neutral produzieren. Die Voestalpine AG baut gerade um 1,5 Milliarden Euro Elektrolichtbogenöfen, mit denen der Konzern ab 2027 bis zu 30 Prozent der CO2-Emissionen einsparen will. Aber auch Kleinunternehmen spa-

GASTKOMMENTAR

Zunahme der Naturkatastrophen

Nur weil sich die Unwettersaison dem Ende zuneigt, sollten wir nicht zur Tagesordnung übergehen. Der nächste Sommer kommt schneller, als wir glauben, und mit ihm auch die Unwetterschäden. Dann stehen wir am selben Punkt und bedauern kollektiv die Betroffenen, die gezwungenermaßen zu Bittstellern der öffentlichen Verwaltung

werden. Beim Katstrophenfonds liegt die Höhe der Entschädigung bei etwa 20 bis 50 Prozent des erlittenen Schadens, dabei ist jedoch kein Rechtsanspruch gegeben. Das Ziel sollte sein, ihnen leistbare Versicherungslösungen anbieten zu können – dann wären sie Vertragspartner der privaten Versicherungswirtschaft und hätten so erstmals einen

Rechtsanspruch auf Entschädigung, und zwar auf 100 Prozent des Neuwerts. Doch dafür braucht es rechtliche Vorschriften. Man könnte etwa die Naturkatastrophendeckung gesetzlich verpflichtend in die bestehende Feuerversicherung integrieren. Entsprechende Lösungen gibt es bereits in Belgien, Frankreich, Spanien oder in der Schweiz.

JOURNAL INNOVATION
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© BEYOND GRAVITY

ren längst CO2 ein. Das österreichische in vierter Generation geführte Autozulieferunternehmen Pollmann hat in Vitis im tiefen Waldviertel rund 17 Millionen Euro in eine Green Factory investiert. Durch seine Nord-Süd-Ausrichtung und Nutzung aller Möglichkeiten zur Energierückführung ist für das gesamte Gebäu-

de bei 24-Stunden-Produktionsauslastung keine externe Energie für Heizzwecke erforderlich. Doris Bösmüller, Geschäftsführerin der Druckerei Bösmüller: „Wir haben uns 2015 für Klimaneutralität entschieden – mit einem klaren Fahrplan, wie wir Strom einsparen, wie wir auf Bioenergie aus Wasserkraft und auf kli-

Dividenden: Fokus auf Wachstum und Qualität

Der JPMorgan Investment Funds – Global Dividend Fund (ISIN A (div) – EUR: LU0714179727) investiert weltweit in Aktien mit attraktiven Dividenden. Das Fondsmanagement legt vor allem in Unternehmen an, die in der Vergangenheit verlässlich ihre Dividendenzahlungen steigern konnten, mischt aber auch Wachstumsaktien und Aktien mit hohen Dividendenrenditen bei. Mit dieser erprobten Strategie konnte der Fonds seit Auflegung vor über zehn Jahren eine äußerst erfolgreiche Wertentwicklung erzielen.

Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die aktuelle oder zukünftige Wertentwicklung und Verluste sind möglich.

Grüner Stahl. Mit Elektrolichtbogenöfen will die Voestalpine ab 2027 bis zu 30 Prozent ihrer CO2Emissionen einsparen.

maneutrales Gas umstellen, die wir zukaufen. Dazu unsere eigene Photovoltaikanlage und Hallenkühlung mit einer Wärmepumpe. Da wir jedoch seither den Umsatz verdoppelt haben und sich damit unser CO2-Ausstoß erhöht hat, kompensieren wir dies mit dem freiwilligen, teuren Erwerb von CO2-Zertifikaten.“ n

Erfahren Sie mehr unter A Fonds Rating September 2023

Bei die diesem Dokument handelt es sich um Werbematerial. Die hierin enthaltenen Informationen stellen weder eine Beratung noch eine Anlageempfehlung dar. Das Eintreffen von Prognosen kann nicht gewährleistet werden. Bei sämtlichen Transaktionen sollten Sie sich auf die jeweils aktuelle Fassung des Verkaufsprospekts, des Basisinformationsblatts, sowie lokaler Angebotsunterlagen stützen. Diese Unterlagen sind ebenso wie die Jahres- und Halbjahresberichte, die Satzungen der in Luxemburg domizilierten Produkte von J.P. Morgan Asset Management und die Informationen über die nachhaltigkeitsrelevanten Aspekte kostenlos auf Deutsch erhältlich in Deutschland: beim Herausgeber und bei der deutschen Informationsstelle, JPMorgan Asset Management (Europe) S.à r.l., Frankfurt Branch, Taunustor 1, D-60310 Frankfurt, in Österreich: beim Herausgeber JPMorgan Asset Management (Europe) S.à r.l., Austrian Branch, Führichgasse 8, A-1010 Wien und bei der Zahl- u. Informationsstelle Uni Credit Bank AG, Rothschildplatz 1, A-1020 Wien, sowie bei Ihrem Finanzvermittler oder unter http://www.jpmorganassetmanagement.at oder http://www.jpmorganassetmanagement.de. Unsere EMEA-Datenschutzrichtlinie finden Sie auf folgender Website: www.jpmorgan.com/emea-privacy-policy. Eine Zusammenfassung der Anlegerrechte ist auf Deutsch abrufbar unter https://am.jpmorgan.com/de/anlegerrechte. J.P. Morgan Asset Management kann beschließen, den Vertrieb der kollektiven Investments zu widerrufen. LV-JPM53826 | 09/23 | 09l7231809124649

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© VOESTALPINE AG

Daten & Fakten

WICHTIGE ROHSTOFFE FÜR DIE ENERGIEWENDE

Rohstoff Heutige Verwendung Wichtigste Zukunftstechnologien

Gallium Integrierte Schaltungen, LED, Solartech Radiofrequenz-Mikrochips, Dünnschicht-Photovoltaik

Germanium Polymerisations-Katalysatoren, Glasfasern, Infrarotoptik, Solaranwendungen Glasfaserkabel

Graphit Feuerfeste Werkstoffe, Gießereien, Batterien, Friktionsmaterialien, Schmiermittel

Indium

Flachbildschirme, Lote, Photovoltaik, Batterien, Wärmeleitmaterialien, Legierungen, Halbleiter, LED

Kobalt Batterien, Superlegierungen, Hartmetalle, Katalysatoren

Kupfer Gebäude, elektrische Infrastruktur, Transport, Elektronik, industrielle Maschinen, Kühlsysteme

Lithium Glas/Keramiken, Batterien, Schmierfette, Luftaufbereitung, Aluminiumschmelzen, Strangguss

PGM* Autoabgaskatalysatoren, Schmuck, Investment, Glas, chemische Anwendungen

Lithium-IonenHochleistungsspeicher

Indium-Zinn-Oxid in der Displaytechnik, DünnschichtPhotovoltaik

Lithium-Ionen-Hochleistungsspeicher, Feststoffbatterien, Superlegierungen

Stromnetzausbau, Windkraftanlagen, Feststoffbatterien, elektrische Transaktionsmotoren, Kfz

Lithium-Ionen-Hochleistungsspeicher, Feststoffbatterien

Rechenzentren, Wasserelektrolyse, Superlegierungen

Rhenium Luft- und Raumfahrt, Katalsysatoren Superlegierungen

Scandium Festoxid-Brennstoffzellen, Sportgeräte, Luftfahrtindustrie SOFC (Stationäre Brennstoffzelle)

Seltene Erden**

Tantal

Magnete, Katalysatoren, Poliermittel, Batterien

Kondensatoren, Superlegierungen, Walzprodukte, Chemikalien, karbidhaltige Werkzeug- und Schneidstähle

Titan Farben, Kunststoffe, Luft- und Raumfahrt, Kraftfahrzeuge, medizinisches Equipment, Legierungen

Vanadium Stahl, Energiespeicher, Nichteisenlegierungen, Chemikalien

Elektrische Traktionsmotoren für Kfz, Windkraftanlagen, HochleistungsPermanentmagnete

Mikroelektrische Kondensatoren, Radiofrequenz-Mikrochips, Rechenzentren, Superlegierungen

Meerwasserentsalzung, Feststoffbatterien, additive Fertigung, Wasserelektrolyse

Redox-Flow-Speicher

QUELLE: DRA (DEUTSCHE ROHSTOFFAGENTUR)

2023

war laut Daten von Geosphere Austria das fünftwärmste Jahr in Österreichs 256-jähriger Messgeschichte.

3

Milliarden Euro an Förderungen werden von der österreichischen Bundesregierung bis 2030 in die „Klima- und Transformationsoffensive Industrie“ gesteckt.

40

Milliarden Euro zahlte Österreich für Ausfallsbonus, Garantien, Umsatzersatz und CoronaKurzarbeit. Europaweit waren das laut der Schoellerbank AG die höchsten Corona-Hilfen.

JOURNAL INNOVATION
#ZAHLEN
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*PGM = PLATIN, RUTHENIUM, IRIDIUM; **SCANIUM, YTTRIUM, DYSPROSIUM, TERBIUM, NEODYM, PRASEODYM U. A.
© BHP
Heiße Ware. Kupfer zählt zu den wichtigsten Rohstoffen der Energiewende.

109 unbesetzte Kassenstellen für Fachärzte und 179 für Allgemeinmediziner gab es laut Ärztekammer zu Ende des zweiten Quartals 2023 in Österreich.

102,38 Milliarden US-Dollar Umsatz soll der weltweite Markt unbenannter Flugobjekte betragen. Das entspricht einem Wachstum von 18,2 Prozent pro Jahr.

2 Billionen USDollar soll der globale Markt für künstliche Intelligenz im Jahr 2030 schwer sein.

2050

werden Schätzungen zufolge zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben, die Nahrungsmittelproduktion wird um 70 Prozent gegenüber 2007 gesteigert werden. Bis zu 30 Prozent der Agrarerzeugnisse landen nicht auf unseren Tellern. Gefragt sind daher Lösungen zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung, wie KIgesteuerte Sensoren, mit deren Hilfe nicht mehr einwandfreies Obst oder Gemüse aussortiert und anderweitig – zu Suppe oder Saft – verwertet wird, schreibt die Pictet Group in ihrer neuen „Opportunities Ahead“Studie zu Megatrends.

40

Prozent plus Gehaltserhöhung fordert die US­Gewerkschaft United Auto Workers für die kommenden vier Jahre zusätzlich zu den Sozialleistungen. Die Autoindustrie bietet 20 Prozent.

20

Prozent beträgt der Anteil der Miete am Gehalt. Der Wert ist laut Infina seit 2010 konstant.

120 Jahre

Stromverbrauch eines US-Einfamilienhauses entspricht laut

Schätzungen der Stanford University dem Energieverbrauch des Trainings von ChatGTP.

80 Milliarden US-Dollar wurden laut PWC 2022 vom Wealth Management global in Technologie investiert.

138.923.443.000 Euro an Bargeld zirkulierte im August 2023 im Euroraum.

SO VIEL INVESTIEREN STAATEN UND UNTERNEHMEN IN ZUKUNFTSTECHNOLOGIE

JOURNAL INNOVATION 67
Wer? Wie viel? Bis wanan? In was? US Chips & Science Act 248 Milliarden US­Dollar bis 2026 in Forschung und Halbleiter EU Chips Act 43 Milliarden Euro bis 2023 in Forschung und Halbleiter China 143 Milliarden US­Dollar für fünf Jahre in die Halbleiterindustrie Globale IT Investitionen 300 Milliarden US­Dollar bis 2026 in KI Samsung 151 Milliarden US­Dollar bis 2030 in
Volkswagen 193 Milliarden bis 2028
EV und Batterien
Chips-Produktion
in
QUELLE: ROLAND BERGER

Löhne, Wohnen, Leben: Wie der Staat eingreift

Ob Löhne, leistbares Wohnen, Energiekosten. Es gibt nichts, was die Politik nicht regeln kann. Ob sinnig oder unsinnig: Staatliche Eingriffe sind ein Megatrend.

#TREND No. 8 Staatliche Eingriffe

Ob bei der Energie, beim Wohnen, bei Krediten, bei Lebensmitteln, im Arbeitsmarkt. Durch die Pandemie und Kriege ist der Staat wieder ganz prominent als Akteur in Erscheinung getreten. „Zur Krisenbekämpfung hat der Staat über 40 Milliarden Euro für Ausfallsbonus, Garantien, Umsatzersatz, Corona-Kurzarbeit aufgewendet. Gemessen an der Wirtschaftsleistung hat kein anderes EU-Land in so viel Geld für Corona-Hilfen ausgegeben“, bemerkt Thomas Kössler von der Schoellerbank AG. Preistreibend

#POLITIK
wirkten auch groß-
68
Vater der Lohnerhöhung. Ex-Gewerkschaftspräsident Anton Benja kreierte in den 1960er-Jahren eine Formel, mit der die Gewerkschaft noch heute in die Lohnverhandlungen einsteigt.

zügige Antiteuerungsmaßnahmen im Zuge der Energiekrise. Um die Inflation wieder einzufangen, wird bei geförderten und Altbauwohnungen eine Preisbremse verordnet. Mieten dürfen 2024 maximal fünf Prozent steigen. „Wettbewerbsregulierungen sind nicht primär zielführend, um die Inflation einzudämmen, sondern um Fehler aus der Geld- und Fiskalpolitik zu beheben“, meint Michael Böheim, Wettbewerbsexperte beim Wirtschaftsforschungsinstitut, „in einer Marktwirtschaftsordnung sollte das staatliche Engagement minimalinvasiv sein. Das sehe ich der-

zeit nicht. Vor allem bei Subventionen wird mit einem Turbo-Rasensprenkler agiert.“ Was den Druck des Finanzministers Magnus Brunner auf die Banken betrifft, von Zinsen gebeutelten Kreditnehmern entgegenzukommen, mahnt der Ökonom: „Der Staat ist nicht dazu da, jedem eine Vollkaskoversicherung anzubieten. Er sollte sie zu mündigen Finanziers ausbilden. Diese Mikroregulierungen und das Gold-Plating bei EURichtlinien halte ich für problematisch.“ Es brauche vielmehr eine Entbürokratisierung. Vielleicht sollte man ja hinterfragen, ob das kleine Österreich wirklich drei Verwaltungsebenen braucht.

#TREND No. 9 Hohe Lohnabschlüsse Nicht nur die kommende Herbstlohnrunde wird heiß. Das Kräftegleichgewicht hat sich zugunsten der Arbeitnehmer verschoben. Es geht nicht nur um höhere Lohnabschlüsse, sondern um eine bessere Work-Life-Balance, Stichwort 32-Stunden-Woche. Vor allem aber lässt die hohe Inflation die Vorstellungen auseinanderdriften. „In Österreich wird die Benya-Formel angewandt. Das ist insofern pikant, weil sie sich an der ungewöhnlich hohen Inflationsrate des Vorjahres orientiert. Gleichzeitig wird sich die Konjunktur 2024 abschwächen.“ Trotz wirtschaftlicher Ausnahmesituation werden wir nochmals hohe Lohnabschlüsse sehen, rechnet Holger Bonin, „aus den Folgen des Wettbewerbsverlustes wird man lernen“. Deutschland sei bei den Tarifver-

Lohnerhöhung = Verbraucherpreisinflation des Vorjahres + mittelfristige Produktivitätserhöhung

Sie wurde nach Anton Benya, dem Gewerkschaftspräsidenten von 1963 bis 1987 benannt, der die Kaufkraft der Arbeitnehmer erhalten wollte. Beim Produktivitätsfortschritt, also dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts pro Beschäftigten, geht es um längere Zeiträume.

handlungen im Gegensatz zu Österreich nicht rückwärtsgerichtet, orientiert sich an aktuellen Inflationsraten und schließe gleich 24 Monate ab. Die Abschlüsse unserer Nachbarn seien moderater.

Wie bleiben wir also wettbewerbsfähig? Runter mit den Lohnnebenkosten?

„Davon halte ich nichts, das zahlt sich der Arbeitnehmer nur selbst“, sagt Holger Bonin, „damit werden Sozial- und Familienleistungen bezahlt, die man sonst aus dem Budget finanzieren müsste.“ Wichtig wäre, dass man mit Öffnungsklauseln wieder flexibler verhandle. „Nicht alle Unternehmen werden sich die höheren Arbeitskosten leisten können. Die Tarifbindung ist in Österreich mit 95 Prozent enorm, in Deutschland liegt sie bei 30 bis 35 Prozent.“ Von der KI könne man sich jedenfalls nicht erhoffen, dass sich die Verhandlungsmacht wieder zugunsten der Arbeitgeber verschiebt: „Künstliche Intelligenz ändert nichts am Arbeitskräftemangel.“

JOURNAL INNOVATION 69
© HANS KLAUS TECHT / APA / PICTUREDESK.COM
„Das staatliche Engagement sollte minimalinvasiv sein.“
MICHAEL BÖHEIM
„Benya-Formel ist zu rückwärtsgerichtet.“
HOLGER BONIN #LÖHNE DIE BENYA-FORMEL

Zeit war’s. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig und Vizebürgermeisterin Kathrin Gaal freuen sich über Photovoltaik auf dem Dach des Rathauses.

#TREND No. 10 Leistbares Wohnen

Best-Practice-Modelle für leistbaren

Wohnraum muss man nicht im Ausland suchen. „Wien ist mit etwa 220.000 Gemeindewohnungen und 200.000 geförderten Wohnungen durch gemeinnützige Wohnbauträger die internationale Hauptstadt des sozialen Wohnbaus“, ist Wiens Vizebürgermeisterin Kathrin Gaal stolz. „Die Stadt Wien gewährte Darlehen an Bauträger, die Mietern dafür nur eine vereinbarte Maximalmiete vorschreiben dürfen“, erklärt Peter Karl, CEO der Erste Immobilien KAG, „bei unserem neuen Objekt Violaa haben wir mit Wien einen Mietpreisdeckel bei 82 von 249 Wohnun-

gen vereinbart. Sie sind 20 bis 30 Prozent günstiger als freifinanzierte.“

Peter Karl von der Erste Bank sieht auch im seriellen und modularen Bauen mit vorgefertigten Bauteilen einen spannenden Lösungsansatz.

Leistbarer gebaut werde auch durch Nachverdichtung von Bahnhof- und Industriegeländen, von Parkflächen und Kasernen. „Verdichtung und Sanierungen gebrauchter Gebäude ist meist kostengünstiger als ein kompletter Neubau, da die Kosten für Fundament und Rohbau entfallen“, sagt Peter Weinberger, Geschäftsführer der Raiffeisen Immobilientreuhand. Auch würden Pacht- oder

Baurechtsgründe die Grundstückskosten senken. Dies werde aber wenig angenommen.

Erschwinglicher werde es durch belags- statt schlüsselfertig übergebene Neubauten. Wirklich sparen könne man, wenn man bescheidener wohne: „Ein Einfamilienhaus in Österreich kostete 2022 gut 415.000 Euro. Würden sich die Haushalte mit der Wohnfläche von 2005 begnügen, wären es 370.000 Euro.“ Laut Statistik Austria ist die Wohnfläche eines Einfamilienhauses seit 2005 um zwölf Prozent von 131 auf 147 Quadratmeter und jene pro Wohnung auf 102 Quadratmeter gestiegen. n

Bisher sind Börsenkurse hochgeschossen, wenn man Menschen entlassen hat. Jetzt schießen sie hoch, wenn man Menschen findet. Noch nie gab es so eine gute Zeit für Talente. Das müsste Fortschritt bringen, wenn mehr an sich glaubten. Doch wie bei jeder Veränderung entsteht vor Fortschritt erst Unsicherheit. Es braucht Zeit, bis Men-

schen ihre Talente entdecken. Arbeitgeber müssen sich erst in der neuen Realität zurechtfinden. Ein Kunde von mir aus der Hotellerie hat das Mitarbeiteressen abgeschafft. Seine 270 Angestellten bekommen das Gleiche wie die Gäste. Sie dürfen den Spa-Bereich mitnutzen.

Jahrzehntelang gepflegte Gegensätzlichkeiten lösen sich auf. Gerade viele

junge Betriebe wünschen sich, dass alle an einem Strang ziehen und am Kapital beteiligt sind. Das uralte Genossenschaftsmodell ist wieder aktuell. Wer die Firma besitzt, ist irrelevant. Die Frage ist, wer es schafft, die besten Talente an sich zu binden. Wenn sich Gegenpaare auflösen, dann schöne Grüße an Gewerkschaft und Industriellenvereinigung.

JOURNAL INNOVATION
GASTKOMMENTAR
Es mangelt uns nicht an Kapital, sondern an Talenten
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„Wien ist die internationale Hauptstadt des sozialen Wohnbaus.“
KATHRIN GAAL
© C. JOBST / PID

Der deutsche Professor war für die Investmentbank Goldman Sachs in London tätig, arbeitete für den Internationalen Währungsfonds in Washington, war langjähriger Chef-Volkswirt der Deutschen Bank und leitet als Gründungsdirektor aktuell das Flossbach von Storch Research Institute.

„ImmobilienInvestments rentieren sich nicht mehr“

Thomas Mayer warnt im Interview mit dem „Börsianer“ vor einem Stillstand der Neubautätigkeit und einem noch nicht erfolgten Preisrutsch bei Immobilien.

Herr Mayer, Sind es nicht auch die Finanzierungskosten, warum die Rechnung nicht mehr aufgeht? – Thomas Mayer: Unsere Untersuchungen im Sommer haben gezeigt, dass die durchschnittlichen Hypothekardarlehen in den letzten neun Monaten um 54 Prozent gestiegen sind. Gleichzeitig sind aber die Preise für deutsche Wohnimmobilien nur um fünf Prozent gefallen. Das müsste bei der

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#POLITIK
INTERVIEW
JULIA KISTNER
THOMAS MAYER VITA THOMAS MAYER ÖKONOM
„Es herrscht Wohnraummangel, und der spitzt sich zu.“
© THOMAS MAYER

stark gesunkenen Nachfrage mehr sein. Die Preiskorrektur steht uns noch bevor.

Warum sind angesichts des geringen Ertrags die Immobilienpreise noch so hoch? - Zum einen, da in Deutschland im Gegensatz zu Österreich die meisten Immobilien mit Fixzinskrediten finanziert sind und erst in ein paar Jahren die höheren Kreditzinsen spüren werden. Zum anderen, weil derzeit die meisten noch mit dem Verkauf abwarten und hoffen, dass sie ihre Immobilien doch noch zu einem besseren Preis loswerden. Doch sobald sich immer mehr ImmobilienBesitzer die Kredite für ihre Objekte und dazu vielleicht noch eine Wärmepumpe nicht mehr leisten können, kann es zu Preiskorrekturen von 20 bis 25 Prozent oder auch zu Zwangsverkäufen kommen, und der Immobilienmarkt pendelt

sich wieder auf einem tieferen Preisniveau ein.

Eine Immobilienkrise wie in den USA 2006/2007? - Nein. Der Unterschied ist, dass es in den USA zu viele Häuser gab. Bei uns herrscht ja Wohnraummangel, und der spitzt sich noch zu. Wer investiert schon in Wohnungen bei den gestiegenen Finanzierungs- und Sanierungskosten, den Energieeffizienzauflagen und bei Mietpreisregulierungen. Die Neubautätigkeit kommt zum Stillstand. Wie in der ehemaligen DDR müssen sich die Leute dann anstellen, damit sie eine neue Wohnung bekommen, und müssen darauf hoffen.

Lohnen sich Vorsorgeimmobilien noch als Investment? - Bei einer durchschnittlichen Monatsmiete von 9,50 Euro pro

Quadratmeter kommt man auf eine Jahresrendite von 3,45 Prozent. Daraus konnten bislang Zinskosten von einem Prozent, Instandhaltungskosten von zwei Prozent und Verwaltungskosten von 0,45 Prozent bezahlt werden. Steigt nun der Zins von einem Prozent auf vier Prozent, klettert die notwendige Rendite auf 6,45 Prozent. Wenn nun die Miete nicht steigen darf, weil sie gesetzlich gedeckelt ist, rechnet sich die Anlage nur noch, wenn man die Immobilie zu einem Quadratmeterpreis von 1.767 Euro erwirbt. Und hier sind noch nicht die neuen Kosten für die verschärften Energieeffizienz-Vorschriften berücksichtigt, die sich in Deutschland nochmals mit 400 Euro pro Quadratmeter niederschlagen. Somit läge der kostendeckende Kaufpreis bei 1.367 Euro, also 59 Prozent unter den aktuellen Marktwerten. n

Entgeltliche Einschaltung

OeKB > ESG DATA HUB: ZENTRALE PLATTFORM

Europa soll bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden. Ein vielfältiges und stetig zunehmendes Regelwerk bildet dabei den Rahmen und stellt sowohl Banken als auch Unternehmen vor Herausforderungen. Um einen Standard zu schaffen und einen effizienten Austausch von ESG-Daten zu ermöglichen, hat die OeKB in einem partizipativen Ansatz eine zentrale Online-Plattform entwickelt: Unternehmen können auf dem OeKB > ESG Data Hub kostenlos ihre relevanten Nachhaltigkeitsdaten gemäß den

aktuellen regulatorischen und bankenspezifischen Anforderungen anhand eines Fragebogens einfach sammeln und managen und nach dem Ausfüllen entscheiden, welche Kreditinstitute darauf zugreifen dürfen.

60 % des Bankensektors registriert

Der ESG-Fragebogen wurde gemeinsam mit österreichischen Kreditinstituten erarbeitet. Er ist auf die jeweilige Unternehmensgröße und Branche angepasst und wird kontinuierlich weiterentwickelt, um auf die fortlaufenden Veränderungen im Bereich ESG und

der zugrundeliegenden Regulatorik reagieren zu können. Der OeKB > ESG Data Hub wurde im August 2022 lanciert, und mittlerweile sind gemessen am Firmenkundenkreditvolumen bereits rund 60 % des heimischen Bankensektors registriert, darunter der Raiffeisen-Sektor, die Erste Bank und Sparkassen sowie die Oberbank. Ausführliche Informationen finden Sie unter: www.oekb-esgdatahub.com.

JOURNAL INNOVATION
ZUR ERFASSUNG DER NACHHALTIGKEITSDATEN
© Alex Potemkin/E+ via Getty Images/OeKB

Die Blitzgneißer

Wie Christian Trummer, Bitpanda, und Peter Schindlecker, ÖBB, im Alltag Innovation leben, wo sie Trends entdecken und wie sie Raum für Ideen schaffen.

Ja absolut, Kreativität war immer schon mein Ding“, erzählt Peter Schindlecker, Innovationsleiter bei der ÖBB, „was ich allerdings erst in meinem Designstudium begriffen habe: Innovativ zu sein ist kein Voodoo, sondern das Ergebnis strukturierter Recherche und gezieltem Loslassen im richtigen Moment. Und es ist Teamarbeit.“ Der fachliche Background spiele weniger eine Rolle als Neugierde, Offenheit und Empathie für Mitarbeiterinnen und Kundinnen.

„Bei uns sind Innovationen sehr stark vom Produktmanagementteam getrieben. Es betreibt Marktforschung und befragt unsere Kunden, was sie in Zukunft brauchen. Wir schauen dann, ob es technologisch möglich ist. So wird aus einer Innovation ein Produkt“, erklärt Christian Trummer, Chief Scientist bei Bitpanda. Der Mitbegründer des Fintechs hat seine CTO-Funktion an den Nagel ge-

hängt, um wieder mit Leidenschaft programmieren zu können. Er will einen KIgestützten Wealth Coach in nur einem Jahr zum Leben zu erwecken. „Eine Deadline ist ganz wichtig, sonst programmiert man hier noch und da noch und kommt nicht zum Punkt“, weiß Christian Trummer. Doch wie arbeitet man unter Druck? „Für mich geht es darum, Perfektionsansprüche abzulegen und den Mut zur Iteration zu haben. Schnell etwas ausprobieren und anpassen“, rät Peter Schindlecker, „Innovation mit herkömmlichen Arbeitsweisen, unendlich vielen Abstimmungsschleifen und Meetingmarathons kann sicher nicht funktionieren.“

Geschwindigkeit sei nicht immer gefragt, sagt Trummer: „Man muss bei einer Technologie nicht immer der Erste sein, so kann man aus den Fehlern der Konkurrenz lernen. Wir waren auch nicht die ersten Krypto-Trader. Mit unserem

Wealth Coach überlegen wir, wie man KITechnologie sinnvoll einsetzen kann.“

Innovatives Klima schaffen

Dabei würde man das gesamte Team sehr früh bei der Ideenfindung einbinden, sagt Christian Trummer, „im Zweiwochenrhythmus stellen wir in Handy-Meetings unserer Neubauten vor. Da gibt mindestens ein Mitarbeiter ein Feedback, so entstehen Diskussionen mit Menschen, die dafür brennen und gute Ideen haben.“

Konzerne leben Innovation anders, berichtet Peter Schindlecker: „Die ÖBB hat mehr als 40.000 Mitarbeitende. So divers die Menschen sind, so divers ist auch die Innovationskultur. Wir organisieren aber ein konzernweites Innovationsprogramm. Entscheidend ist das gemeinsame Mindset: Wir alle wollen bestmöglichen Services und Produkte. Dazu müssen wir Neues ausprobieren und viel re-

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© ÖBB
TEXTJULIA KISTNER
© BITPANDA
„Innovativ zu sein ist kein Voodoo.“
PETER SCHINDLECKER
„Das Team möglichst früh einbinden.“
#PORTRAIT
CHRISTIAN TRUMMER

flektieren. Wichtig ist immer die Nutzerorientierung. Innovationen dürfen kein Selbstzweck sein.“ Aus einem häufigen Kundenwunsch entstand auch die Funktion SimplyGo. Sie wurde in die bestehende App ÖBB Tickets integriert. Via GPSTracking wird die zurückgelegte Strecke erkannt und der Preis für die Fahrkarte automatisch verrechnet. Damit hat sich der Ticketkauf vor der Fahrt erledigt.

Für den Ideenaustausch habe man noch andere innovative Formate wie den jährlichen Dreiländerhack, ein Hackathon von DB, SBB und ÖBB, oder den Trend-Radar: „Das ist eine eigene Abteilung innerhalb der ÖBB, die sich intensiv mit Trends auseinandersetzt.“ Viele Ideen kämen auch aus dem externen Netzwerk Community creates Mobility, wo man die Zusammenarbeit mit Start-ups intensivieren möchte. „Aktuell bekomme ich über Linkedin viel mit, was sich tut“, sagt Peter Schindlecker, „ich nutze natürlich die Bahn für meine Reisen, das sind jedes Mal Inspirationsquellen.“

Christian Trummer schätzt wiederum die große Bitpanda-Community in den diversen Foren auf Onlineplattformen wie Reddit. Um sich inspirieren zu lassen und mehr Technikerinnen zur Verfügung zu haben, bindet Bitpanda auch externe Programmiererinnen für einen Monat ins eigene KI-Team ein.

Diese Freiheit nehme ich mir Welche Freiheiten hat und braucht der Head of Innovation? „Ich fühle mich sehr frei in meinem Handeln“, sagt der ÖBBInnovationsleiter, „ein Fixpunkt ist unser Innovation Council, wo wir vierteljährlich dem Top-Management unsere Meilensteine präsentieren, das uns Feedback, aber auch klare Erwartungshaltungen an uns mitgibt.“ Christian Trummer hat als Gesellschafter natürlich Interesse, Output zu erzeugen. „Ich weiß aber auch, dass Innovationen nur funktionieren, wenn man Geld in die Hand nimmt, und dass Projekte nicht immer aufgehen. Auch beim Wealth Coach, in den wir zehn Millionen US-Dollar investieren, wissen wir nicht, ob wir nach ein, zwei Jahren an technische

#TIPP I

WIE WIRD MAN INNOVATIV?

Christian Trummer

1. Wichtigste Frage: Was braucht künftig der Kunde?

2. Sich eine Deadline setzen.

3. Bleeding Edge, aber nicht der Erste sein: aus Fehlern der anderen lernen.

4. Community auf Onlineplattformen einbinden.

5. Innovation braucht genug Budget, das man notfalls abschreiben kann.

Grenzen stoßen und das Projekt einstellen müssen, um nicht noch mehr Geld zu versenken. Aber derzeit, würde ich sagen, sieht es zu 80 Prozent gut aus.“

Kein Nine-to-five-Job

Und wie sieht ein typischer Arbeitsalltag eines Head of Innovation aus? Der beginnt bei Peter Schindlecker um 8.30 Uhr mit dem Morning-Call mit seinem Team: „Wir besprechen die allgemeine Stimmungslage und was gerade ansteht. Das ist mir extrem wichtig.“ Für Christian Trummer scheint es wieder mehr Alltagsfreude als Arbeitsalltag zu sein: „Nach der Managementposition für mehrere Hundert Mitarbeiter freue ich mich, wieder mehr programmieren zu dürfen.“ n

#TIPP II

WIE WIRD MAN INNOVATIV?

Peter Schindlecker

1. Innovation entsteht im Team: Neugierig, offen, empathisch für Kunden und Mitarbeiter sein.

2. Ein klares, gemeinsames Mindset haben.

3. Strukturiert recherchieren und gezielt loslassen im richtigen Moment.

4. Perfektionsansprüche ablegen: Mut zur Iteration haben.

5. Linkedin und die eigenen Produkte als Inspirationsquelle nutzen.

JOURNAL INNOVATION

Einfach mal mit dem Streber abhängen. Und selbst besser abschneiden.

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Diese Marketingmitteilung stellt kein Angebot, keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlung, Einladung zur Angebotsstellung zum Kauf oder Verkauf von Fonds oder unabhängige Finanzanalyse dar. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Finanzinstrumente und Veranlagungen mitunter erhebliche Risiken bergen können. Aktuelle Prospekte (für OGAW) sowie die Basisinformationsblätter (BIB) sind in deutscher Sprache bei der KEPLER-FONDS KAG, Europaplatz 1a, 4020 Linz, den Vertriebsstellen sowie unter www.kepler.at erhältlich. kepler.at

fredmansky.at

UNIQA UND RBI TRENNEN SICH

VON RUSSLANDGESCHÄFT

Neugeschäfte hatten die Uniqa Insurance Group AG (Uniqa) und die Raiffeisenbank International AG (RBI) mit ihrer gemeinsamen Tochter in Russland schon seit Ausbruch des Krieges nicht mehr gemacht. Nun ist es den beiden Konzernen gelungen, die russische Versicherungstochter abzugeben. Der Käufer ist die russische Lebensversicherung Renaissance Life, die zur Renaissance-Gruppe gehört. Russland hatte von westlichen Unternehmen, die ihre Geschäfte in dem Land verkaufen

wollen, verlangt, dass sie den Preis auf die Hälfte reduzieren und dazu noch zehn Prozent Steuern auf den Restwert zahlen, war von der Uniqa zu erfahren. Seit 2009 betrieben Uniqa und die RBI mit ihrer Tochter Raiffeisen Life das Lebensversicherungsgeschäft in Russland. In Russland hatte die Uniqa nach eigenen Angaben weniger als ein Prozent des Konzernumsatzes geschrieben. 2022 betrugen die Prämieneinnahmen 56,7 Millionen Euro, um 23 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

TEILZEITLÖSUNG FÜR DEN AUSSENDIENST

Die Generali Österreich ermöglicht erstmals Außendienstmitarbeitern und -mitarbeiterinnen in Teilzeit zu arbeiten. Hintergrund für den Schritt ist, dass mit dem Angebot Quereinsteiger und Eltern motiviert werden sollen, im Versicherungsaußendienst zu arbeiten. Bisher konnten im Außendienst Be-

schäftigte nur in Vollzeit arbeiten, betont Arno Schuch, Vorstand für Vertrieb und Marketing bei Generali Österreich. Der Teilzeitarbeit angepasst werden auch die Ausbildungsprogramme. Im Rahmen der Generali Academy wird eine Mischung aus digitalen Einheiten und Präsenzunterricht angeboten.

TICKER

Allianz-Klimaziele nun auch für Privatkunden +++

Wiener Städtische hat bereits 100.000 Kunden im Kundenportal +++

PV-Anlage der Uniqa-Zentrale produziert 100.000 kWh Strom im Jahr +++

Europäische Reiseversicherung startet eine Schulreise-Versicherung +++

Rechtsschutzversicherung

DAS wird Teil der Ergo

KARRIERE

Andrea Hutter

verantwortet seit Juni 2023 die Krankenversicherung bei der Generali Österreich.

Hannes

Gürtl

ist in die Geschäftsleitung der Wiener-Städtischen-Niederlassung in Slowenien aufgestiegen.

Kathrin Kühtreiber-Leitner

wurde für weitere fünf Jahre zur Vorstandsdirektorin der OÖ Versicherung AG bestellt.

MEHRHEIT HOFFT AUF STAATLICHE HILFE STUDIE. Das Risikobewusstsein der großen Mehrheit der Bevölkerung in den Ländern Zentral- und Osteuropas, darunter auch Österreich, ist schwach ausgeprägt. Der Großteil lebt nach dem Motto: „Es wird mir schon nichts passieren.“ Das ist die Kernaussage eine Studie von Gallup International im Auftrag der Vienna Insurance Group AG (VIG). Befragt wurden 9.000 Personen ab 18 Jahren in neun Ländern. Zwei Drittel sind sich der Risiken im Bereich Gesundheit, Wohnen, Haftung, Cyber, Beruf wenig oder gar nicht bewusst. Zwei Drittel glauben, dass die öffentliche Hand bei Eintreten von Gesundheitsrisiken oder Berufsunfähigkeit einspringt, bei Schäden im Wohnbereich sind es 60 Prozent. Dabei gibt es nur geringe Unterschiede zwischen den Ländern. Da verwundert es wenig, dass bei den Risikotypen die Verdränger dominieren (33 Prozent). 28 Prozent zählen laut Gallup zu den „Unsicheren“, 27 Prozent zu den „Gelassenen“ und 12 Prozent zu den „Hochängstlichen“.

BRANCHE VERSICHERUNGEN 77

ANTWORT AUF IRA

LÄSST AUF SICH WARTEN

Wie beurteilen Sie die Auswirkungen des Inflation Reduction Act (IRA) der USA? – Rahul Bhushan: Finanziell haben die Clean-Tech-Sektoren profitiert, zu denen Wind, Solar und Elektrofahrzeuge gehören. Der IRA hat umfangreiche Investitionen gefördert und einen Anstieg der Projektankündigungen im Bereich der erneuerbaren Energien ausgelöst, die sich auf 224 Milliarden US-Dollar summieren.

Welche Unternehmen profitieren am meisten? - Unternehmen wie First Solar, Fluence und Aecom waren Hauptnutznießer. First Solar nutzte die Subventionen für ein umfangreiches Fabrikprojekt. Fluence baute seine Energiespeicherlösungen in Erwartung von IRA-induzierten Projektvergaben aus. Aecom konzentrierte sich auf nachhaltige Infrastruktur und rechnet mit einem Anstieg seiner Aktivitäten im Geschäftsjahr 2024 und darüber hinaus.

Wie sähe eine optimale europäische Reaktion auf den IRA und seine Auswirkungen auf die US-Wirtschaft aus?

- Ein europäisches Pendant zum IRA würde sicherlich europäische grüne Aktien unterstützen, Innovationen in sauberen Energiesektoren fördern und die Schaffung von Arbeitsplätzen begünstigen. Ich halte es aber für unwahrscheinlich, dass ein Programm in der Größenordnung des IRA geschafften wird, da sich die Koordinierung der Bemühungen in den Mitgliedstaaten mit ihren unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen als schwierig erweist.

NEUE GENERATION AN AKTIENBESITZERN

Österreich, ein Land des Sparbuchs? Das wird sich ändern! Denn der Kapitalmarkt erlebt auch hierzulande einen Jugendboom. Die Gründe liegen auf der Hand. Die Pandemie ermöglichte gute Einstiegskurse, Neobroker bieten einen einfachen und günstigen Zugang zur Wertpapierwelt, und im Lockdown gab es Zeit, sich mit dem Kapitalmarkt auseinanderzusetzen. Das geschieht bei der sogenannten Generation Z der 13- bis 28-Jährigen über viele unterschiedliche Kanäle. Social Media – insbesondere Instagram und Tiktok

- sind wichtig, aber nicht allein entscheidend. Das zeigt die Studie „Gen Z und Finfluencer“ der FH St. Pölten. Apropos Finfluencer: Den Social-Media-Stars in Sachen Finanzbildung wird keineswegs blind vertraut. Entgegen mancher Vorurteile informieren sich junge Anleger relativ breitgefächert. Klassische Anbieter sollten sich jedoch Gedanken machen. Hausbanken verlieren in Sachen Wertpapierkauf stark an Bedeutung. Die Gen Z wird jedenfalls als Zielgruppe relevant: Bis 2031 wird sich ihr Vermögen verfünffachen.

INSTITUTIONELLE INVESTOREN

WERDEN INTERNATIONALER

Woher kommen die institutionellen Investoren an der Wiener Börse? Diese Frage beantwortet eine Erhebung zur Eigentümerstruktur des institutionellen Streubesitzes, die S&P Global Market Intelligence alle zwei Jahre durchführt. Demnach fallen 22 Milliarden Euro oder mehr als 90 Prozent auf internationale Großanleger. US-amerikanische Investoren steigerten ihr Volumen seit 2020 von 28,4 Prozent auf 32,7 Prozent im aktuellen Erhebungszeitraum 2022. Auch

Investoren aus Großbritannien steigerten ihren Anteil auf 19,8 Prozent (2020: 15,7 Prozent).

Österreichische institutionelle Investoren nehmen deshalb mit 9,1 Prozent nur noch Rang drei ein. 2020 fielen noch 16,6 Prozent des Volumens auf sie. Die US-Vermögensverwalter The Vanguard Group sind, gefolgt von Blackrock Fund Advisors, die größten Investoren. Auf dem dritten Platz folgt die österreichische Erste Asset Management.

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INTERVIEW
#FONDS

Rekord! 35 Prozent des Fondsvolumens sind laut FNG nachhaltig veranlagt

Grawe startet mit Onlinebroker in Deutschland durch

WIE GEWICHTEN AUF USA UND EUROPA?

Schwache Gewinne heißt nicht unbedingt eine geringe Dividende. Worauf achten Sie bei der Titelauswahl? – Jean-Philipp Hechel: Im Vordergrund steht die langfristige Visibilität einer attraktiven Dividendenausschüttung. Voraussetzung dafür ist eine starke Marktposition des Unternehmens, eine solide Bilanz mit geringer Verschuldung sowie die Generierung starker operativer Cashflows, die eine Innenfinanzierung der Dividendenausschüttung ermöglichen. Die Dividendenpolitik der meisten Unternehmen ist langfristig ausgerichtet und schwankt daher kurzfristig weniger stark als die Gewinne.

Weltweit wird heuer mit einem neuen Ausschüttungsrekord an Dividenden gerechnet. Auf welche Branchen und Regionen setzen Sie? - Generell liegt unser Fokus der Fundamentalanalyse bei der Selektion auf die einzelnen Unternehmen. Die Branchen-

respektive Regionenallokation leitet sich davon ab, beide sind wichtige Elemente in unserem Risikobudget. Aktuell haben wir gegenüber dem Benchmark MSCI Welt die Regionen USA und Europa sowie die Branchen Industriegüter, Gesundheitswesen, Nichtbasiskonsumgüter und Finanzen übergewichtet.

Ihre Anlagestrategie berücksichtigt auch ESGAspekte. Schränkt Sie das zusätzlich ein? - Die Kombination einer Dividendenstrategie unter Berücksichtigung von ESG-Aspekten ist in der Tat eine Herausforderung. Auf der einen Seite werden typische Dividendensektoren wie Tabak ausgeschlossen, auf der anderen Seite ermöglicht dieser Ansatz eine umfassende Beurteilung des Unternehmens, wie zum Beispiel Reputationsrisiken oder langfristige strukturelle Risiken, die längerfristig nicht nur das Unternehmen, aber auch die Dividende gefährden.

Erste Asset Management: Laufzeitfonds mit Einstiegsrendite von bis zu 5,25 Prozent

Columbia Threadneedle startet neuen nachhaltigen Aktienfonds

Fidelity erweitert seine Fondspalette um acht Artikel-9-Fonds

BRANCHE FONDS TICKER
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Fondsmanager Global Dividend Fonds
JEAN-PHILIPP HECHEL
J. Safra Sarasin

AI – DAS NEUE ESG?

Vorab: Die ESG-Lok ist unterwegs und wird nicht mehr stoppen. Dennoch hat es den Anschein, dass sie sich, gemessen am Fokus der Investoren, zumindest vorübergehend etwas eingebremst hat. Die Unternehmen haben in ihren Berichten für 2022 ihre Pflicht erfüllt und EU-Taxonomie- Kennzahlen veröffentlicht. Und selbst bei teils noch hohen Abweichungen zwischen dem Anteil taxonomiefähiger und -konformer Tätigkeiten, die die teils strengen Kriterien erfüllen, hätte ich keine allzu kritischen Stimmen vom Markt gehört. Im Fokus steht weniger der Status quo, sondern künftige Verbesserungen. Auch die Auswertungen vom Finanzdatenanbieter FactSet sind interessant: Lediglich 74 der S&P-500-Unternehmen sprachen in ihren Q1-Ergebnis-Calls über ESG-Themen. Das ist der niedrigste Stand seit dem Q2 2020 und ein Rückgang um 53 Prozent, verglichen mit dem Hoch 2021. Ob dies nun auf eine Verschiebung der Unternehmensprioritäten hinweist, ist schwer zu sagen. Aber da ESG weniger vorkam, dürfte es auch weniger Fragen von Investoren gegeben haben. Klar nach oben zeigt der Trend für Artificial Intelligence (AI). In den Investoren-Calls zum Halbjahr wurde es von 177 der S&P-500- Unternehmen thematisiert. Das ist nicht nur der höchste Wert seit zumindest 2010, sondern stellt auch die ESG-Nennungen in den Schatten. Damit können wir uns auch gleich für die nächste Hauptversammlungssaison für mögliche Fragen rüsten.

b.schragl@derboersianer.com

ERFOLGREICHER BÖRSENGANG DER FUNKTURMTOCHTER

Am 22. September 2023 wurde das europäische Funkturmgeschäft der Telekom Austria AG erfolgreich an die Börse in Wien gebracht, CEO Ivo Ivanovski (rechts) und Finanzchef Lars Mosdorf läuteten die Börsenglocke. Der IPO der Euro Tele Sites AG erfolgte über ein Splitting im Verhältnis vier zu eins, das heißt, für vier Aktien der A1 Telekom Austria Group AG gab es

eine neue Aktie der Euro Tele Sites. Der Preis der neuen Aktie lag bei 4,31 Euro. Die Aktionärsstruktur ist dieselbe wie bei der Telekom Austria: America Movil hält 56,6 Prozent, die Öbag 28,4 Prozent, der Streubesitz liegt bei 15 Prozent. Gemeinsam mit A1 sollen in den nächsten fünf Jahren mehr als 1.000 neue Funktürme errichtet werden.

VOESTALPINE BAUT DEN VORSTAND UM

Die Voestalpine AG muss gleich drei Vorstandsposten neu besetzen, nachdem Franz Rotter mit 31. März 2024 in Pension geht und Peter Schwab sowie Robert Ottel ihr Mandate nicht verlängert haben. Bisher hat der Aufsichtsrat Reinhard Nöbauer (siehe Bild) anstelle von Rotter als künftigen Leiter der High Performance Metals Di-

vision nominiert. Wer Schwab als Leiter der Metal Forming Division folgen wird, war zu Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Laut Konzernsprecher Peter Felsbach werde gezielt und auch international nach einer Frau für den Posten gesucht. Wer Robert Ottel als Finanzvorstand ersetzt, werde erst Ende des Jahres feststehen.

80 KOLUMNE
#AKTIEN

ANDREAS

„DIE UNDURCHSICHTIGKEIT IST UNERTRÄGLICH“

Andreas Böcskör, bislang für die InvestorRelations von Schöller Bleckmann Oilfield Equipment (SBO) zuständig, hat dort eine neue Rolle als ESG Strategy Lead übernommen, seine Nachfolgerin ist Monika Bell. Im Interview blickt er zurück und spart nicht mit Kritik an der EU-Kommission.

Was hat sich für die Investor-Relations verändert, seitdem sie 2016 die Position bei SBO übernommen haben? - Die IR-Tätigkeit hat sich stark gewandelt und ist viel breiter und spannender geworden. Zunächst war es viel Kommunikationsarbeit über Roadshows, Konferenzen und die Berichterstattung. Jetzt ist es viel mehr strategische Arbeit oder die Berücksichtigung von Corporate Governance, wobei wir Vorschläge vom Markt abholen müssen. Spätestens seit 2017 war dann ESG ein großes Thema und wurde zu meinem persönlichen Steckenpferd.

Auf welche Besonderheiten bei SBO sollte Ihre Nachfolgerin gefasst sein? - Einerseits ist die Aktionärsstruktur sehr international aufgestellt. Wir haben eine starke Basis in den USA und in Kanada, aber auch in Paris und London. Das ist schon eine eigene Disziplin, alle diese Interessen einzubin-

den. Andererseits ist die Zyklizität groß. In meinem ersten Jahr hat sich die Stimmung vom absoluten Tiefpunkt binnen Wochen nach einer Akquisition ins Positive gedreht. Da ist viel Glaubwürdigkeit und Kontinuität gefordert.

Was wird die schwierigste Aufgabe als ESG Strategy Lead sein? - Wir müssen als Industrieunternehmen lernen, Position zu beziehen, was die Sinnhaftigkeit der ESGModellierung betrifft. Es ist unerträglich, dass man Nachhaltigkeit betreiben muss in einem politisch-strategischen Umfeld, das in Wirklichkeit undurchsichtig ist. Ich meine vor allem die Richtlinien des European Green Deal und der EU-Taxonomie. Wenig lobbyierte Industriezweige werden willkürlich als schädlich klassifiziert, und Investitionen gelten damit nicht als grünes Investment, auch wenn sie den CO2-Ausstoß verringern.

Was erwarten Sie noch vom Kapitalmarkt im vierten Quartal? - Der Kapitalmarkt ist derzeit sehr müde, nicht nur in Österreich. Das liegt vor allem an der schwachen Liquidität, aber ich schätze, wir stehen kurz vor einer Rally. Für das Jahresende bin ich „bullish“ gestimmt.

EINE STIMME GEBEN

Für eine breite Unternehmensfinanzierungspalette sorgen Das Finanzierungsangebot für österreichische Unternehmen muss weiter verbessert werden. Österreichische Unternehmen sollen verstärkt den heimischen Kapitalmarkt als Finanzierungsmöglichkeit wahrnehmen. • Eigenkapital stärken

Vorsteuergewinn der VIG stieg im ersten Halbjahr um fast 120 Prozent +++

Ottakringer AG plant Börsenrückzug +++

UBM nach Abschreibungen im ersten Halbjahr mit Verlust von 29,3 Mio. +++

Flughafen Wien mit rund vier Millionen Passagieren auf Vorkrisenniveau

GEDÄMPFTE M&A-LUST

STUDIE. Am M&A-Markt gibt es wegen regulatorischer Anforderungen und geopolitischer Unsicherheiten eine Abkühlung, zeigt der „EY Europe Buy and Integrate Barometer“. Die Zahl der europäischen M&A-Transaktionen ging um 15 Prozent zurück. Dies führte zu einem Anstieg opportunistischer Übernahmen. Österreichische Unternehmen nannten geografische Expansion (73 Prozent) als Hauptmotiv.

rungen vorgenommen werden, da Österreich hier im internationalen Vergleich eine unterentwickelte Rolle einnimmt.

• Behaltefrist für Wertpapierverkäufe einführen • Stärkung der Pensionskassen und der überbetrieblichen Altersvorsorge

• Vorbörsliche Finanzierungen verbessern

• Börsengänge forcieren

Altersarmut durch Vermögensaufbau verhindern

Durch eine Kombination von umlagefinanzierten und kapitalgedeckten Pensionen wird die finanzielle Versorgung im Alter unter risikodiversifizierten Gesichtspunkten gegenüber monistisch finanzierten Systemen verbessert. Im Bereich der privaten Pensionsvorsorge müssen maßgebliche Verbesse-

• Wirtschafts- und Finanzbildung in Schullehrplänen etablieren Kapitalmarktregulierung entstauben Durch zahlreiche Novellen im Bereich des Kapitalmarktrechts ist der Rechtsrahmen in Österreich unübersichtlich geworden, europäische Vorgaben wurden teilweise überschießend umgesetzt und haben große Interpretationslücken hinterlassen.

• Praxisnahe Gestaltung des Kapitalmarktrechts • Treffsicher machen der Aufsicht • Gold-Plating zurückdrehen

www.aktienforum.org

BRANCHE AKTIEN
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BÖCSKÖR General Councel and ESG Strategy Lead, SBO AG Entgeltliche Einschaltung
DEM KAPITALMARKT
Karl Fuchs Geschäftsführer Aktienforum

Gegen den Markttrend kauft Assetmanager Corum derzeit am europäischen Markt zu und nutzt die Gunst der Stunde. Mit sechs Milliarden verwaltetem Vermögen ist Corum am Immobilienmarkt ein großer Player geworden. Im Juli wurden innerhalb eines Monats gleich drei gewerbliche Immobilien um 90 Millionen Euro erworben. Warum läuft es so gut? Der Börsianer hat bei Österreichs Corum-Country-Manager Martin Linsbichler nachgefragt.

Warum läuft es bei Investor Corum mit gewerblichen Immobilien so gut? – Martin Linsbichler: Wir haben kein Problem mit der Liquidität und kaufen derzeit am europäischen Markt zu. In Märkten wie Großbritannien, Finnland, Italien und den Beneluxländern gibt es bereits einen Discount von 20 bis 30 Prozent. Die institutionellen Investoren haben Preisrückgänge

„NICHT ÜBERALL WERDEN PREISRÜCKGÄNGE AKZEPTIERT“

bereits akzeptiert. Dort bekommen wir A-rated Immobilien in besten Lagen, die sehr gut vermietet sind. Was Investoren schätzen, ist, dass wir Transaktionen innerhalb von 24 Stunden durchführen können. In Frankreich und Deutschland zögert man noch, die tieferen Preise zu akzeptieren, wobei der Büromarkt in Frankfurt immer schon überteuert war.

Wie hoch sind die Renditen in Ihren Immobilien-Fonds? – Die Zielrenditen liegen bei fünf und sechs Prozent. Das haben wir seit Auflage der beiden Fonds in den Jahren 2012 und 2017 immer erreicht oder übertroffen.

Kauft Corum auch in Österreich zu? – Nein. Der österreichische Markt ist viel zu eng und zu teuer. Hier können wir die Zielrenditen nicht erreichen.

ÖRAG: EIGENTUM EINGEBROCHEN, MIETE WIDERWILLIG EN VOGUE

Auf dem Immobilieninvestmentmarkt finden Käufer und Verkäufer immer noch nur sehr langsam zusammen. Das Transaktionsvolumen im Wohneigentum ist eingebrochen, Mietwohnungen sind indes sehr stark nachgefragt, auch wegen der höheren Zin-

sen und strengeren Vergaberichtlinien. Zu diesem Ergebnis kommt der Immobiliendienstleister Örag in seiner jüngsten Analyse. Die Nachfrage nach Wohneigentum habe sich um 70 Prozent reduziert. Immobilienentwickler zählen derzeit zu den Verlierern, da sie mit hohen Baukosten, strengeren Finanzierungskriterien sowie langen Genehmigungsdauern konfrontiert sind. Das

derzeitige Zinsniveau sei für eine gesunde Entwicklung der Wirtschaft indes förderlich, sagt Örag-Vorstand Stefan Brezovich: „Wenn Geld keinen Wert hat und man für die Zurverfügungstellung von Geld nichts zahlen muss, leitet das zu sorglosem Umgang damit an. Es fördert das Eingehen von extremen Risiken und Inflation. Es ist richtig, dass diese Phase nun beendet ist.“

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#IMMOBILIEN
MARTIN LINSBICHLER County Manager Österreich Corum

INVESTOR STUMPF STEIGT BEI AROUNDTOWN EIN

Georg Stumpf ist aufsehenerregend beim deutschen Gewerbeimmobilienkonzern Aroundtown eingestiegen. Laut Stimmrechtsmitteilung sichert sich der österreichische Immobilieninvestor 10,04 Prozent am börsennotierten Unternehmen, wobei er 0,93 Prozent ab sofort hält und 9,10 Prozent bis Ende Mai 2024 erwerben kann. Woher das beträchtliche Aktien-

paket stammt, ist der Öffentlichkeit derzeit nicht bekannt. In Wien baute Georg Stumpf in den 1990er-Jahren das damals höchste Bürogebäude des Landes: 202 Meter ist der Millennium Tower hoch, die Stadtplanung wollte ihn eigentlich niedriger sehen. In Deutschland hält Stumpf bereits die Mehrheit an dem Industrieanlagenbauer Exyte.

UBM platziert erfolgreich Green Bond mit 7 Prozent Verzinsung +++

RLB NÖ-Wien verzeichnet Rückgang bei Hypothekarkrediten um 70 Prozent +++

S Immo will in Tschechien von Mutter CPI Property Group zukaufen +++

UBM schreibt im ersten Halbjahr Immobilien um 31,3 Millionen Euro ab

KEIN PREISSTURZ BEI IMMOBILIEN

Das Thema Leistbarkeit wird die Nachfrage nach Eigentum am österreichischen Immobilienmarkt noch für längere Zeit deutlich dämpfen. Mit einem preislichen Sturzflug rechnet Gunter Deuber, Chefanalyst bei Raiffeisen Research, aber nicht, da die Baugenehmigungen im ersten Quartal 2023 um 36 eingebrochen sind. „Wir hatten seit 2012 extreme Zinsverzerrungen. Was wir jetzt sehen, ist eine Normalisierung der Spar- und Kreditzinsen. In Sachen

Leistbarkeit sollten wir vielleicht auch unsere Ansprüche überdenken und gegebenenfalls zurückschrauben“, sagte Deuber bei der Präsentation des Wohnimmobilienreports der RLB NÖ-Wien AG. Die Haushaltseinkommen werden durch die Inflationsanpassungen steigen, damit erhöht sich auch wieder die Leistbarkeit für neuen Wohnraum, meint Deuber. Langfristig und empirisch gesehen, sei die variable Verzinsung bei Krediten die günstigere Variante.

Eine ganze Reihe nachhaltiger Ideen.

KARRIERE

übernimmt mit 1. November 2023 im Vorstand der UBM Development AG die Agenden Timber-Construction, Green Building und Quality-Management.

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WERT DURCH

KOLUMNE

GLOBALE MINDESTBESTEUERUNG ANTE PORTAS

Die von der OECD ausgearbeiteten und von der EU durch eine Richtlinie umgesetzten sogenannten PillarII-Regelungen sehen eine globale Mindestbesteuerung von Unternehmensgewinnen in Höhe von 15 Prozent vor. Wenn der effektive Steuersatz in einem Land unter dem Mindeststeuersatz liegt, wird für dieses Land eine Ergänzungssteuer in jener Höhe fällig, die für das Erreichen der Mindestbesteuerung erforderlich ist. Insbesondere in Ländern wie Ungarn, Bulgarien, Irland und Zypern, deren Gewinnbesteuerung derzeit unter den geforderten 15 Prozent liegt, ist mit signifikanten Auswirkungen zu rechnen. Von den Regelungen betroffen sindabgesehen von gewissen Ausnahmen - alle Konzerne, die zumindest über eine beherrschende Beteiligung an einem Tochterunternehmen verfügen oder eine ausländische Betriebsstätte unterhalten und einen Konzernumsatz von mehr als 750 Millionen Euro erzielen. Obwohl die EU-Richtlinie bereits ab dem Wirtschaftsjahr 2024 umzusetzen ist, sind in Österreich die konkreten gesetzlichen Regelungen noch immer offen. Da die Implementierung mitunter sehr komplex sein wird, wird den betroffenen Unternehmen dafür leider nicht viel Zeit bleiben. Durch die neue Mindestbesteuerung sinkt das Risiko, dass Gewinne verkürzt werden, und große multinationalen Unternehmensgruppen werden den vereinbarten globalen Mindeststeuersatz zahlen müssen. Der internationale Wettlauf um die niedrigsten Steuersätze wird damit bald der Vergangenheit angehören.

p.bartos@derboersianer.com

MEHR FRAUEN IM VORSTAND

Die Frauenquote in Österreichs Vorständen steigt nur sehr langsam. Der Börsianer fragte bei Helen Pelzmann, bei EY verantwortlich für die Initiative „Women. Fast Forward“, nach.

Wie bekommen wir mehr Frauen in Chefsesseln? - Quoten tragen dazu bei, die Geschlechterdiversität in Führungspositionen zu beschleunigen. Indem sie einerseits Unternehmen dazu verpflichten, Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, führen sie andererseits dazu, dass Unternehmen interne Förderprogramme einführen, um Frauenkarrieren strategisch und gezielt zu entwickeln und so die Nachbesetzung zu sichern. Auch die Schaffung flexibler Arbeitsbedingungen ist wichtig.

2026 soll eine Quote von 40 Prozent der Aufsichtsratsposten oder 33 Prozent der Vorstandsposten fürs unterrepräsentierte Geschlecht kommen. Sind Quoten der richtige Weg? - Die Frauenquote ist eine sinnvolle und effektive Maßnahme, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Softvorgaben hingegen wie gesetzliche Diversitätsempfehlungen oder der sanktionslose Auftrag, eine angemessene Diversität zu berücksichtigen, haben in Österreich bisher wenig Veränderung im Nachbesetzungsverhalten bewirkt.

JEDER SECHSTE VERMÖGENSVERWALTER KÖNNTE VERSCHWINDEN

Jeder sechste Vermögensverwalter könnte vom Markt verschwinden oder von einem größeren Anbieter übernommen werden. Zu dieser Prognose kommt PWC. Die Gründe hierfür sind schwierige Rahmenbedingungen, einschließlich Marktvolatilität und hoher Zinssätze bei steigendem Margendruck. 73 Prozent der Vermögensverwalter suchen demnach eine strategische Konsolidierung mit Wettbewerbern, um Zugang zu neuen Segmenten zu erhalten und Kosten zu reduzieren. Die Studienautoren prognostizieren, dass bis 2027 die zehn größten Vermögensverwalter der Welt etwa die Hälfte aller Investmentfonds kontrollieren werden.

KARRIERE

übernimmt als neuer Partner den Sustainability Lead bei Deloitte Österreich und leitet den Bereich Sustainability & Climate.

DIGITALISIERUNG MIT LUST UND SORGE

STUDIE. Die digitale Transformation am Arbeitsmarkt ist voll im Gange, bereitet Teilen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aber auch Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes. So könnte man die Ergebnisse der Deloitte-Umfrage zum digitalen Umbruch der Arbeitswelt zusammenfassen. 81 Prozent der Befragten bemerken bereits Umstrukturierungen in Arbeitsabläufen. Neue Skills wie technische Kenntnisse und kritisches Denken sind gefragt. Doch die Veränderung ist noch nicht abgeschlossen. Eine klare Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher rechnet mit einer baldigen Veränderung ihrer Tätigkeiten. Immerhin 61 Prozent betonen das Positive an der Veränderung. Man könne technisch unterstützt effizienter arbeiten. 38 Prozent fürchten allerdings auch deswegen um ihren Job.

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#BERATER
Christoph Obermair
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VIRTUELLE GESELLSCHAFTERVERSAMMLUNGEN

Mit dem am 14. Juli 2023 in Kraft getretenen virtuellen Gesellschafterversammlungen-Gesetz (VirtGesG) wird Kapitalgesellschaften, Genossenschaften, Vereinen, Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit, kleinen Versicherungsvereinen und Sparkassen die Möglichkeit eröffnet, in ihrem Gesellschaftsvertrag die Abhaltung der Gesellschafterversammlungen ohne physische Anwesenheit der Teilnehmer vorzusehen. Eine virtuelle Versammlung ist grundsätzlich als einfache virtuelle Versammlung durchzuführen. Sollte die Versammlung einen Leiter haben, ist diese in der Form einer moderierten virtuellen Versammlung abzuhalten. In beiden Fällen ist die Durchführung nur dann möglich, wenn eine Teilnahmemöglichkeit an der Versammlung mittels akustischer und optischer Verbindung in Echtzeit besteht. Es muss allen Gesellschaftern möglich sein, sich zu Wort zu melden, an Abstimmungen teilzunehmen und Einsprüche zu erheben. Zudem eröffnet das VirtGesG die Möglichkeit der Versammlung in hybrider Form, wobei in diesem Fall die gleichwertige Behandlung der virtuellen und der physischen Teilnehmer gewährleistet sein muss. Sonderbestimmungen gelten für börsennotierte Aktiengesellschaften, etwa die Zurverfügungstellung zumindest zweier Stimmrechtsvertreter oder die Befristung entsprechender Satzungsbestimmungen auf längstens fünf Jahre.

a.birkner@derboersianer.com

STREIT UM 3 BANKEN: EIN URTEIL, KEINE LÖSUNG

Die Hoffnung auf ein Ende oder eine endgültige Klarstellung im fast fünf Jahre andauernden Gerichtsstreit zwischen der 3-Banken-Gruppe und der Unicredit Bank Austria AG wurde auch durch das Mitte August 2023 erlassene OGH-Urteil nicht erfüllt. Darin wird ein Revisionsrekurs des größten Einzelaktionärs, Bank Austria, beantragt von der Kanzlei Fellner Wratzfeld, in einem Verfahren gegen die BTV, vertreten von WKK Law, für unzulässig angesehen. Während man in der 3-Banken-Gruppe jubelt und die Meinung, alles sei bei den vergangenen Kapitalerhöhungen als rechtens bestätigt, vertritt, sieht sich auch die Bank Austria

in ihrer Position gestärkt. „Das OGH-Urteil bestärkt uns als größter Einzelaktionär darin, weiterhin für die Durchsetzung unserer Minderheitenrechte und die Umsetzung einer zeitgemäßen Governance bei den 3 Banken zu kämpfen“, heißt es aus der Bank Austria. Dennoch wurden die Parallelverfahren gegen die Oberbank AG und die BKS AG zurückgezogen. Eine Entscheidung im Verfahren vor der Übernahmekommission wird in Kürze erwartet. Ob von der Bank Austria angeregte Schadenersatzverfahren gegen Vorstände der BKS AG und Oberbank AG weitergeführt werden, wurde von den Gerichten noch nicht entschieden.

SBERBANK-DEAL AUF DEM PRÜFSTAND

Der Verkauf der Reste der Sberbank Europe an Investor Stephan Zöchling wird nun gerichtlich geprüft. Zöchling hatte im Juni 2023 überraschend den Zuschlag für die Assets bekommen. Frank Albert, Chef der Grazer Immobiliengruppe Supernova und unterlegener Interes-

sent bezüglich der Sberbank, hat bei der WKStA über die Kanzlei HB Strafanzeige erstattet. Im Raum steht Amtsmissbrauch und Betrug. Albert vermutet nämlich, dass die Direktion für Sicherheit und Nachrichtendienst ihre Zustimmung zu dem Deal widerrechtlich gegeben hat.

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KOLUMNE
#RECHT

DLA PIPER RESIDIERT AM SCHOTTENRING

KADERSCHMIEDE FÜR M&A-ANWÄLTE

PHH beriet Kommunalkredit

Austria bei Projektfinanzierung des Photovoltaik-Kraftwerks Senyö +++

Vor kurzem ist der Umzug der Kanzlei DLA Piper in das historische Haus am Schottenring, die frühere Zentrale der Bank Austria – übrigens ein Großkunde der Kanzlei – erfolgreich über die Bühne gegangen. Die 140 Mitarbeiter residieren nun auf zwei Stockwerken dieses geschichtsträchtigen Hauses.

Einen Big Deal in Form eines Workshops wickelte die Kanzlei Cerha Hempel ab. Dabei simulierten High Potentials eine M&ATransaktion und erhielten dabei wertvolle Praxistipps. Danach gab es das traditionelle Big-Deal-Networking, SiemensÖsterreich-Chefin Patricia Neumann (l.) erzählte über ihren Weg zum Erfolg.

PROZESS-START GEGEN

EX-KANZLER KURZ

Wegen Falschaussage vor dem Ibiza-Untersuchungsausschuss muss sich ExKanzler Sebastian Kurz ab dem 18.Oktober 2023 verantworten. Neben ihm wurden auch sein ehemaliger Kabinettschef Bernhard Bonelli und die vormalige ÖVPVizeparteichefin und Ex-Generaldirektorin der Casinos Austria AG Bettina Glatz-

Kremsner wegen desselben Delikts angeklagt. Das Verfahren ist vorerst für drei Tage anberaumt. Mit Spannung erwartet wird die Zeugenaussage von Kurz’ einstigem Vertrauten Thomas Schmid, der Kronzeugenstatus bei der WKStA beantragt hat. Alle drei Angeklagten haben im Vorfeld ihre Unschuld beteuert.

CMS konnte 2022 ihren Umsatz um 6,2 Prozent auf 1,86 Milliarden Euro steigern +++ Binder Grösswang hat die Semperit AG beim Verkauf des Medizingeschäfts beraten +++

E+H hat Takko Fashion bei der finanziellen Restrukturierung und Refinanzierung betreut +++

CMS im neuen M&A-Outlook 2024 optimistisch für Private Equity

KARRIERE

wurde Partner bei Cerha Hempel. Der 38-Jährige gilt als Experte im M&A- und Gesellschaftsrecht. Der Sohn des bekannten Gesellschaftsrechtsexperten Johannes Reich-Rohrwig ist seit 2017 bei Cerha Hempel. Davor hat der Wiener zwei Jahre in China verbracht.

kehrt in das Gesellschaftsrechtsteam von KWR zurück. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei CMS zieht es den Rechtsanwalt damit in die Kanzlei zurück, wo er bereits von 2017 bis 2022 tätig war. Der 33-jährige Valenta hat auch die Zulassung als Anwalt in New York.

steigt in der Kapitalmarktrechtskanzlei Brandl & Talos vom Senior Associate zur Rechtsanwältin auf. Die Expertise der 30-Jährigen mit bulgarischen Wurzeln liegt im Bereich Gaming und Entertainment. YonkovaMarkov ist seit rund fünf Jahren bei Brandl & Talos.

FOKUS AUF INSOLVENZEN

GRÜNDUNG. Die Anwaltskanzlei Schönherr verliert mit Philipp Kalser, Clemens Stegner und Philipp Wetter gleich drei langjährige Kollegen, der Wiener Markt gewinnt mit der Wirtschaftsrechts-Boutique „Fokus“ einen neuen Player. Die drei Anwälte sind Spezialisten bei Insolvenzen und Restrukturierungen sowie im Gesellschaftsrecht und für Finanzierungen. „Wir kombinieren durch unsere langjährige Ausbildung und Berufserfahrung in einer der renommiertesten Wirtschaftsrechtskanzleien Österreichs exzellente Rechtsberatung mit einem schlagkräftigen Team in einer schlanken Struktur und unserer Hands-on-Mentalität“, meinen die drei zum Start selbstbewusst.

BRANCHE RECHT 87 TICKER
Alexander Reich-Rohrwig Raphael Valenta Angela Yonkova-Markov

Trade Republic startet mit Anleihenhandel in neuer App +++

Deutsche Bank an Neobroker Scalable interessiert

Wiener „Standard in Gold“ startet erste golddeckte

FRIDAY FINANCE VON KONKURRENT GESCHLUCKT

Das vom Österreicher Christopher Zemina und dem Deutsch-Brasilianer Patrick de Castro Neuhaus in Berlin gegründete Fintech Friday Finance wurde an den Kreditkartenspezialisten Pliant verkauft. Die Vision von Friday Finance war es, Startups und KMUs im Bereich der Liquiditätsplanung und des Multibankings das Leben zu erleichtern. „KMUs verlieren viel Zeit und Geld in der Zusammenarbeit mit traditionellen Banken, Inselsystemen und ausgelagerten Verwaltungsfunktionen. Genau das wollen wir ändern, indem wir Finanzteams mit Tools ausstat-

ten, deren Funktionen über die Transparenzschaffung von Finanzen reichen“, sagte Zemina 2022 zum Portal Brutkasten. Zuletzt sei das Marktumfeld aber zunehmend schwierig geworden. Zemina war vor der Gründung selbst BusinessAngel und in verschiedene Start-ups investiert. Mit dem Verkauf gehen nicht nur die Software-Entwicklungen an den Konkurrenten, auch 15 der 25 Mitarbeiter von Friday Finance werden für Pliant arbeiten. Darunter auch die beiden Gründer, die dort Führungspositionen übernehmen werden.

PRODUKTMANAGER VERLÄSST N26

Die von den Österreichern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal gegründete Neobank N26 musste sich im September erneut von einem Spitzenmanager verabschieden. Chief Product Officer

Gilles BianRosa wechselt nach nur zweieinhalb Jahren auf dem Posten in die USA zu einem noch nicht namentlich genannten Unternehmen als Chief Operating Officer. Die Trennung erfolgte aber im Guten, wie von allen Seiten betont wird, und BianRosa bleibt der Neobank als Aufsichtsrat verbunden. Seine seit 2021 entwickelte langfristige Produktstrategie soll auch weiterhin umgesetzt werden. Einen Nachfolger hat der Aufsichtsrat bis Redaktionsschluss noch nicht nominiert.

EU-LIZENZ FÜR SCHWARMFINANZIERER

Als erste deutschsprachige Immobilieninvestitionsplattform hat Dagobertinvest eine EU-Lizenz für Schwarmfinanzierungsdienstleister erhalten. Konkret erleichtert dies dem österreichischen CrowdinvestingUnternehmen die grenzüberschreitende Tätigkeit. Für die Anleger bedeutet die Lizenz mehr Möglichkeiten, da die Finanzierungsanforderungen als besicherte Kredi-

te oder Wertpapiere ausgestaltet werden können. Dagobertinvest hat bislang von 115.000 Investoren im DACH-Raum rund 155 Millionen Euro eingesammelt. Geplant ist die Expansion in acht Ländern Osteuropas. Das Vorstandsteam mit CEOs Andreas Zederbauer (Mitte) und Christian Bruckner feiert mit Markus Dvorak (links), Chef des internationalen Geschäfts.

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#FINTECH
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Blockchain +++ Investor Peter Thiel steigt bei Fintech Ivy ein und zahlt 18,3 Milliarden Euro TICKER

besten Banker in Österreich

Österreichs Banker haben in der Außenwirkung ein gesundes Selbstvertrauen. Das müssen sie auch ausstrahlen, das Vertrauen der Kunden in ihre Bank ist schließlich das Nonplusultra. Überhaupt ist das Geschäft der Banken derzeit gesegnet von höheren Zinsgewinnen. Nach Jahren der Negativzinsen kehrt für die Banken endlich Normalität ein. Dass herausgeputzte Bankbilanzen in einer Zeit hoher Inflation und drohender Rezession den populistischen Stimmen in der Politik sehr gelegen kommen, dürfte die Banker auf dem falschen Fuß erwischt haben. Stolz sein auf hohe Gewinne war einmal. Forderungen nach Übergewinnsteuern und Zinsdeckel sind plötzlich Modeworte. Wer traut sich noch das Wort für seine Bank zu ergreifen, wer schafft es am besten, sein Haus durch wilde Attacken durchzunavigieren? Grund genug für den Börsianer, sich im goldenen Ranking erneut auf die Suche nach den „50 besten Banker in Österreich“ zu machen. Die Nominierten konnten sich mit Punkten von 1 bis 10 in einer einstufigen Peergroupbewertung benoten, der Börsianer hatte auf das Ergebnis somit keinen Einfluss.

SEITENBLICKE RANKING 89
#RANKING

DIE AUFSTEIGER

UNTERNEHMEN

PLATZ ZULETZT NAME

23. (37.) Januszewski Lukasz Raiffeisen Bank International AG

32. (41.) Celeda Wilhelm Kathrein Privatbank AG

14. (24.) Mösenbacher Hannes Raiffeisen Bank International AG

10. (18.) Fleischmann Gerald Volksbank Wien AG

5. (12.) Schaller Martin Raiffeisen-Landesbank Steiermark AG

Sieger und Top-Platzierte

Dass sich Willibald Cernko (Platz 1 / 80,34 Punkte) den Platz an der Sonne holt, dürfte seine Peers nicht überraschen. Der Vorstandschef der Erste Group Bank AG ist zugleich Obmann der Bankensparte in der Wirtschaftskammer Österreich und spricht somit der Branche aus der Seele - derzeit mit besonderem Vevre: Es geht darum, Attacken der sich profilieren wollenden Politiker abzuwenden. Mit Willibald Cernko als Person können viele, das zeigen nicht nur die acht Höchstbewertungen für den obersten Branchenboss. Die Idee des Bankenfonds (Seite 24), den er mit Finanzminister Magnus Brunner kürzlich auf Druck präsentierte, stößt auf weniger Begeisterung. Ähnlich hoch geschätzt hält sich Johann Strobl (Platz 2 / 77,24 Punkte) sicher auf dem Stockerl des goldenen Rankings der besten Banker Österreichs. Der Vorstandschef der Raiffeisen Bank International AG, der sich nun schon lange mit dem schwierigen Thema seiner Russland-Tochter auseinandersetzt und keine Lösung präsentierten kann oder darf, bekommt immerhin vier Mal die Höchstnote. Cernko und Strobl waren übrigens früher Bank-Austria-Vorstände genauso

SEITENBLICKE RANKING 90
Franz Gasselsberger OBERBANK AG Johann Strobl RAIFFEISEN BANK INTERNATIONAL AG Willibald Cernko ERSTE GROUP BANK AG 2. PLATZ 1. PLATZ 3. PLATZ
91 SEITENBLICKE RANKING PLATZ ZULETZT PUNKTE TREND NAME UNTERNEHMEN *BEI PUNKTEGLEICHSTAND ZÄHLT DIE BESSERE EINZELBEWERTUNG 1. (6.) 80,34 ↑ Cernko Willibald Erste Group Bank AG 2. (1.) 77,24 ↓ Strobl Johann Raiffeisen Bank International AG 3. (5.) 71,00 ↑ Gasselsberger Franz Oberbank AG 4. (3.) 69,33 ↓ Schaller Heinrich Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG 5. (12.) 63,67 ↑ Schaller Martin Raiffeisen-Landesbank Steiermark AG 6. (–) 61,33 ↑ Höllerer Michael RLB Niederösterreich-Wien AG 7. (4.) 57,24 ↓ Zadrazil Robert Unicredit Bank Austria AG 8. (7.) 56,13 ↓ Haber Gottfried Oesterreichische Nationalbank 9. (8.) 55,52 ↓ Bernkopf Helmut Oesterreichische Kontrollbank AG 10. (18.) 55,33 ↑ Fleischmann Gerald Volksbank Wien AG 11. (11.) 54,84 → Stockbauer Herta BKS Bank AG 12. (17.) 53,79 ↑ Bleier Ingo Erste Group Bank AG 13. (9.) 52,41 ↓ Holzinger-Burgstaller Gerda Erste Bank Österreich AG 14. (24.) 52,41 ↑ Mösenbacher Hannes Raiffeisen Bank International AG 15. (14.) 51,72 ↓ Keplinger-Mitterlehner Michaela Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG 16. (22.) 51,03 ↑ Habeler-Drabek Alexandra Erste Group Bank AG 17. (23.) 51,00 ↑ Holzmann Robert Oesterreichische Nationalbank 18. (25.) 49,00 ↑ Jauk Christian Schelhammer Capital Bank AG 19. (13.) 46,55 ↓ Sommer-Hemetsberger Angelika Oesterreichische Kontrollbank AG 20. (10.) 46,45 ↓ Abuzaakouk Anas Bawag Group AG 21. (–) 45,67 ↑ Kumpfmüller Klaus Hypo Oberösterreich AG 22. (16.) 45,52 ↓ Hengl Dieter Unicredit Bank Austria AG 23. (37.) 44,83 ↑ Januszewski Lukasz Raiffeisen Bank International AG 24. (15.) 42,67 ↓ Burtscher Gerhard Bank für Tirol und Vorarlberg AG 25. (33.) 42,67 ↑ Stelzer Rainer Raiffeisen-Landesbank Steiermark AG 26. (–) 42,07 ↑ Süssenbacher Claudia RLB Niederösterreich-Wien AG 27. (–) 40,67 ↑ Glaser Michael Raiffeisenlandesbank Oberösterreich AG 28. (–) 40,33 ↑ Karl Reinhard RLB Niederösterreich-Wien AG 29. (28.) 40,00 ↓ Haller Michel Hypo Vorarlberg Bank AG 30. (21.) 40,00 ↓ Zenz Werner Bankhaus Carl Spängler & Co AG 31. (20.) 39,31 ↓ Fabisch Gerhard Steiermärkische Bank und Sparkassen AG 32. (41.) 37,33 ↑ Celeda Wilhelm Kathrein Privatbank AG 33. (36.) 37,33 ↑ Viehauser Wolfgang Hypo NOE Gruppe 34. (–) 36,33 ↑ Mayr Reinhard Raiffeisen Landesbank Tirol AG 35. (–) 35,67 ↑ Veyder-Malberg Constantin Schelhammer Capital Bank AG 36. (–) 34,14 ↑ Schilk Wolfgang Unicredit Bank Austria AG 37. (26.) 33,23 ↓ Platzer Meinhard LGT Bank Österreich AG 38. (38.) 32,76 → Huber Stefanie Christina Allgemeine Sparkasse Oberösterreich Bank AG 39. (39.) 32,67 → Huber Ernst Dadat Bank 40. (27.) 31,94 ↓ O'Leary David Bawag Group AG 41. (40.) 30,67 ↓ Löw Robert Liechtensteinische Landesbank Österreich AG 42. (–) 29,67 ↑ Alge Michael Raiffeisen Landesbank Vorarlberg AG 43. (–) 29,33 ↑ Landesmann Marcel Bank Gutmann AG 44. (42.) 28,33 ↓ Raninger Christoph Wiener Privatbank SE 45. (–) 27,67 ↑ Juranek Herbert Addiko Bank 46. (–) 27,59 ↑ Siegler Helmut Schoellerbank AG 47. (–) 26,33 ↑ Nemeth Christian Zürcher Kantonalbank Österreich AG 48. (–) 26,13 ↑ Wise Andrew Bawag Group AG 49. (–) 23,87 ↑ Hanzl Wolfgang Wüstenrot Bank AG 50. (46.) 22,67 ↓ Fislage Bernd Kommunalkredit Austria AG

wie Helmut Bernkopf (Platz 9 / 55,52 Punkte) von der Oesterreichischen Kontrollbank AG, Robert Zadrazil (Platz 7 / 57,24 Punkte) ist es noch – offensichtlich ein gutes Sprungbrett für weitere Karrieren. Den dritten Platz holt sich mit Oberbank-AG-Generaldirektor Franz Gasselsberger (Platz 3 / 71,00 Punkte) ein Regionalbanker – oft das Zünglein an der Waage, geradlinig, nie auf den Mund gefallen, im Gegensatz zu vielen seiner Peers bereit, Stellung zu beziehen. Auch er bekommt vier Mal die Höchstnote. Hinter ihm folgt das Bollwerk der Raiffeisen-Regionalbanker, wobei sich Martin Schaller (Platz 5 / 63,67 Punkte) aus der Steiermark gleich um sieben Plätze verbessert und hinter seinem Bruder Heinrich Schaller (Platz 4 / 69,33 Punkte) von der Bank in Oberösterreich platziert, der es diesmal knapp nicht unter die ersten drei schafft. Der höchste Neueinstieg gleich unter die ersten zehn gelingt Michael Höllerer (61,33 Punkte) von der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG auf Platz sechs. Er wird in Branchenkreisen bereits als der neue Christian Konrad gehandelt.

Auf- und Absteiger

Mit Risikovorstand Hannes Mösenbacher (52,41 Punkte), der sich um zehn Plätze auf Platz 14 verbessert und Corporate-Vorstand Lukas Januszewski (Platz 23/ 44,83 Punkte), der 14 Plätze gutmacht, zeichnen sich gleich zwei RBI-Banker als Aufsteiger aus. Vorstandschefin Herta Stockbauer (Platz 11 / 54,84 Punkte) von der BKS Bank AG hält die Fahnen der Bankerinnen mit klaren Aussagen hoch. Risikovorständin Alexandra Habeler-Drabek (Platz 16 / 51,03 Punkte) von der Erste Group Bank AG bekommt wie Heinrich Schaller von ihren Peers drei Mal die Höchstnote. Ihr Vorstandskollege Ingo Bleier (Platz 12 / 53,79 Punkte) verbessert sich um fünf Plätze und könnte durchaus im Rennen um die Nachfolge von Willibald Cernko sein. Weit nach hinten katapultiert werden die Vorstände der Bawag Group AG Anas Abuzaakouk (46,45 Punkte) von Platz 10 auf 20 oder auch David O’Leary (31,94 Punkte) von Platz 27 auf 40, die sich kaum in der Branche einbringen noch auf Hauptversammlungen Stellung beziehen. n

DIE BEWERTUNGSKRITERIEN

Das Ranking wird nach qualitativen Methoden in einem einstufigen Scoringmodell (Peergroup-Bewertung) ermittelt. Die nominierten Kandidaten konnten einander gegenseitig bewerten. Das Ergebnis des Rankings wurde mit dem Mittelwert aller Bewertungen berechnet und in Prozent umgewandelt. Eine Person kann maximal eine Bewertung von 100 Prozent erreichen. Bei Punktegleichheit zweier oder mehrerer Personen entscheidet die höchste Einzelbewertung. Die Kandidaten konnten keine Bewertung für sich selbst oder Konzernkollegen abgeben.

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NACHHALTIG IN DER VERANTWORTUNG

AUSWIRKUNGEN DER NACHHALTIGKEITSBERICHTERSTATTUNG AUF DIE ROLLE VON GESCHÄFTSFÜHRUNG UND AUFSICHTSRAT

Von der sozial-ökologischen Transformation des Geschäftsmodells über die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitszielen in Vergütungssystemen bis hin zur Nachhaltigkeitsberichterstattung selbst: Künftig wird „Sustainability“ die Agenden von Unternehmensleitung und -überwachung wie kein anderes Thema prägen. Die ESG-Logik - Umwelt (E = Environment), Soziales (S = Social) und Unternehmensführung (G = Governance) - fordert Geschäftsführung bzw. Vorstand und Aufsichtsrat auf, Verantwortung für nachhaltiges Wirtschaften zu übernehmen

Einer der entscheidendsten Steuerungshebel zur Stärkung von „Sustainable Corporate Governance“ ist die Ausgestaltung der Vergütungspolitik für Geschäftsführung bzw. Vorstand: Initiativen auf Ebene der europäischen sowie der nationalen Politik erhöhen sukzessive die Anforderungen an Unternehmen, nachhaltigkeitsbezogene Indikatoren in ihre Vergütungssysteme aufzunehmen.

AN REIZE SC H A FF EN

„Berichtspflichtige Unternehmen haben stufenweise ab dem Geschäftsjahr 2024 – vorbehaltlich Wesentlichkeitsprüfung – offenzulegen, ob und wie klimabezogene Erwägungen in die Vergütungspolitik einfließen werden“, betont Christina Wieser, Senior Managerin im Bereich Sustainability Reporting und Accounting bei BDO Assurance. In welchem Ausmaß ESGDimensionen im Bereich Incentivierung berücksichtigt werden müssen, ist weder in der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), der EU-Richtline zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, noch in den Europäischen Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (European Sustainability Reporting Standards, ESRS) näher definiert. Zwar gewinnt ESG als Vergütungskomponente in den letzten Jahren an Gewicht, doch aktuelle Erhebungen zu den großen börsennotierten Unternehmen in Österreich und Deutschland zeigen, dass Kriterien wie z.B. die Reduktion von CO2-Emissionen (E), Aus- und Weiterbildung (S) oder Führungskultur (G) bislang noch kein ausreichend großer Faktor bei der Berechnung von Boni sind, um spürbare (Steuerungs-)Wirkung entfalten zu können. „Der Aufsichtsrat tut gut daran, Vergütungssysteme rechtzeitig so zu kalibrieren, dass die Nachhaltigkeitskomponente tatsächlichen Einfluss auf die Gesamtvergütung nimmt“, erläutert die Expertin.

AUS- UND FORTBILDUNG

Die CSRD betont vor allem die Bedeutung der Governance-Säule, was einerseits weitreichende Folgen für die Verantwortlichkeiten von Geschäftsführung bzw. Vorstand und Aufsichtsrat hat, andererseits aber auch den Selektionsprozess und die Nachfolgeplanung der Entscheidungsträger:innen selbst beeinflusst: Denn die Mitglieder der Aufsichtsorgane müssen nicht nur über entsprechende Fachexpertise in Sachen Umwelt, Soziales und Governance verfügen, um eine nachhaltigkeitsbezogene Professionalisierung der Aufsichtsratsarbeit voranzutreiben. Es ist außerdem zu erwarten, dass sich Nominierungsprozesse im Zusammenhang mit Neubesetzungen im Vorstand sowie bei freiwerdenden Mandaten im Aufsichtsrat künftig vermehrt nach relevanter unternehmensspezifischer Nachhaltigkeitskompetenz ausrichten werden.

Es zeigt sich, dass Unternehmensorgane künftig verstärkt in der Pflicht sind, ihr Nachhaltigkeitsprofil zu schärfen, um die Umsetzung der ESG-Strategie sicherzustellen und den Nachhaltigkeitsbericht profund zu prüfen. Dafür braucht es die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in sämtlichen Geschäftsabläufen, das Implementieren eines wirksamen Vergütungssystems als treibende Kraft sowie die kontinuierliche branchen- und unternehmensspezifische Aus- und Weiterbildung zu ESG-Belangen.

BDO
QBC 4 – Am Belvedere 4, 1100 Wien +43 5 70 375 - 1000 | bdo.at/nfr SIE HABEN FRAGEN? WIR SIND GERNE FÜR SIE DA. Christina Wieser Senior
christina.wieser@bdo.at Entgeltliche Einschaltung
Austria GmbH
Managerin

EUROPA MUSS FLEXIBLER WERDEN

Europa hat den Bonus der billigen Energie verloren, das wirtschaftliche Umfeld wird volatiler. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir mutiger sein und die Steuern auf Arbeit senken, sagt Andreas Klauser. Skeptisch beurteilt er den Trend zu Teilzeitarbeit.

INTERVIEW IRMGARD KISCHKO, INGRID KRAWARIK FOTOS STEFAN BURGHART
Neues Arbeiten. Die Palfinger AG hat in Wien ihren eigenen Campus am Praterstern eröffnet – mit Weitblick.

VITA ANDREAS KLAUSER Vorstandsvorsitzender Palfinger AG

Der gebürtige Oberösterreicher (58) steht seit Juni 2018 an der Spitze des Salzburger Kranherstellers. Der begeisterte Motorradfahrer und Segler war zuvor mehrere Jahre in den USA, wo er neun Jahre dem Vorstand der CNH Industries mit den Marken Case, Steyr, New Holland, angehörte. Klauser zählte zum engsten Umfeld von Konzernchef Sergio Marchionne. Klauser ist Aufsichtsratsvorsitzender der oberösterreichischen CTI Group sowie der Holding Trivest AG.

#INTERVIEW

Kein Mainstream. „Wir waren mutig und haben investiert“, sagt PalfingerBoss Andreas Klauser über die guten Halbjahreszahlen 2023. Unterstützung für seine Vision bekommt er von den Großaktionären.

3MILLIARDEN EURO UMSATZ will die Palfinger-Gruppe mit der eingeschlagenen Strategie bis 2027 durch ein rein organisches Wachstum erreichen. Diese Zielsetzung gilt unabhängig von der Geschäftsentwicklung in Russland. Der Umsatz im ersten Halbjahr 2023 lag bei 1,2 Milliarden Euro. Die Ebit-Marge soll von 9,2 auf 10,0 Prozent angehoben werden.

Der Börsianer traf den Vorstandschef des Salzburger Kranherstellers Palfinger AG im neuen Palfinger-Campus im zweiten Bezirk mit Blick über Wien, um über Mut, Rekordergebnisse in unsicheren Zeiten, teure Energie und die Reindustrialisierung Europas zu reden. Klauser spricht offen über seine Wünsche an die Politik, seine Sorgen über den Trend zur Teilzeitarbeit, die Starre Europas und was wir von Italienern und Brasilianern lernen können. Die Palfinger AG als Weltmarktführer, der Tradition und Innovation verbindet, die an 31 Produktionsstandorten und 5.000 Servicestützpunkten mit mehr als 12.500 Mitarbeitern ak-

tiv ist, sieht Klauser aber auch in diesem Umfeld als attraktiven Arbeitgeber.

Palfinger hat das erste Halbjahr 2023 mit einem Rekordergebnis abgeschlossen. Wie haben Sie das unter den schwierigen Umständen, sprich hohe Inflation, hohe Rohstoffpreise, Probleme bei den Lieferketten, geschafft? – Andreas Klauser: Das war der Mut zur Investition. Wir haben 2022 in die Effizienz der globalen Palfinger-Organisation rund 30 Millionen Euro investiert. Wir waren früher in BusinessUnits aufgeteilt. Jetzt haben wir Centers of Excellence, die gesamtheitlich und global für alle Bereiche zuständig sind. Der Austausch untereinander wird

FINANZPLATZ INDUSTRIE 96

LEAN Construction ist die Zukunft des Bauens

Schlank zum Erfolg

Mit LEAN Construction lassen sich Projekte erheblich effizienter gestalten – das kommt auch Bauherren zugute. Die PORR zeigt, wie sie auf ihren Baustellen Prozesse kontinuierlich verbessert, Zeitfresser eliminiert und eine Kultur der gemeinsamen Verantwortung praktiziert.

Schlanke Projekte und höchste Effizienz sind heute das A und O im Bau. Den Skysawa Büroturm in Warschau konnte die PORR etwa mit einer Geschwindigkeit von fünf Tagen pro Stockwerk fertigstellen. Dabei wird das Zusammenspiel immer komplexer: so arbeiten auf einer modernen Baustelle bis zu 30 Gewerke gleichzeitig.

In der Bauwelt hält daher LEAN Construction Einzug. Ursprünglich aus dem Produktionsbereich stammend, geht es dabei um Methoden und Werkzeuge, die helfen, Verschwendung zu vermeiden und Prozesse kontinuierlich zu verbessern.

Baustelle laufend optimieren

So auch beim Projekt prizeotel in Wien, das die PORR kürzlich fertiggestellt hat. Die Einführung von LEAN Construction wurde dort von der PORR Tochter pde Integrale Planung unterstützt. Neben der Wochenplanung, in der die Tätigkeiten eingetaktet werden, besteht der Kern der Methode aus wöchentlichen Besprechungen. Diese werden von erfahrenen LEAN­Managern moderiert. In ihnen stellen Bauleiter, Poliere, Techniker und Vertreter der Nachunternehmen gemeinsam fest, ob die geplanten Tätigkeiten in der Vorwoche durchgeführt werden konnten. Falls nicht, werden die Ursachen eruiert

und Maßnahmen gesetzt, um solche Störungen künftig zu vermeiden. Auch Kapazitätsüberschüsse und temporäre Engpässe können ausgeglichen werden. Der Prozess wird so laufend optimiert.

Bis zu 25 % effizienter

Die Vorteile liegen auch im Zwischenmenschlichen: So haben etwa Zeitfresser wie Schuldzuweisungen keinen Platz. Betont wird stattdessen, gemeinsam den Überblick zu bewahren und Verantwortung für den Erfolg des Projekts zu übernehmen.

Die Ergebnisse sprechen für sich: Studien zufolge lässt sich im Hochbau durch den gemeinsamen Einsatz von digitalen Methoden wie Building Information Modeling und LEAN Construction die Effizienz um bis zu 25 % erhöhen, vor allem in der Logistik. Auf der Baustelle des prizeotel wurde das ambitionierte Ziel für die Fertigstellung des Rohbaus um mehrere Wochen früher erreicht.

von LEAN Construction errichtet.

LEAN-Transformation

Im Rahmen des Zukunftsprogramms PORR 2025 wird mit LEAN Management-Methoden die gesamte PORR transformiert. So erreichen alle Mitarbeitenden ein gleiches LEAN-Verständnis und können dieses in ihren Arbeitsalltag integrieren. Dazu gehört ein ambitionierter Ausbildungs- und Trainingsplan, die Einführung von Shopfloor Management und die Etablierung von LEAN-Standards in der gesamten Wertschöpfungskette. 2022 wurden bereits sechs Bereiche in drei der sieben Heimmärkte der PORR transformiert. 2023 werden weitere 12 Bereiche in sechs Ländern folgen.

Scannen Sie den QR­Code für mehr Infos zu prizeotel und LEAN.

Die PORR hat in den letzten fünf Jahren bereits mehr als 50 Bauprojekte mit LEAN Construction durchgeführt, darunter etwa auf Teilbaustellen des Koralmtunnels.

porr-group.com

© Reinhard Öhner Das prizeotel in Wien wurde von der PORR mithilfe
Entgeltliche Einschaltung

dadurch erleichtert. Know-how wurde gebündelt. Das reduziert Redundanzen und damit Kosten. Die Effizienz kommt sehr stark auch aus der Digitalisierung. Für die Lieferkettenthematik haben wir eine eigene Taskforce mit allen wichtigen Entscheidern implementiert. Wir hatten dadurch nie Stillstand und haben uns enorme Lagerkosten erspart.

Wie hat sich die Knappheit bei Chips bei Palfinger ausgewirkt? - Die Preise sind zum Teil auf das 15- bis 20-Fache gestiegen. Das Problem war, dass von den Herstellern zu wenig nachgeliefert wurde und sich die Lager leerten. Diese konnten früher die Schwankungen der Produzenten ausgleichen. Es gab Broker in England oder Deutschland, die als Puffer für die großen Lieferanten agierten und die gesehen haben, die Verfügbarkeit geht zurück. Die haben die Chips wie Gold gehandelt.

Wie hoch waren Ihre Mehrkosten? – Auf das Gesamte gerechnet waren es vielleicht drei Prozent. Aber bei einzelnen Komponenten waren die Preiserhöhungen natürlich viel höher. Das sollte sich langsam wieder bessern. Es wird wieder mehr produziert, gleichzeitig wird die Nachfrage schwächer, die Preise sinken,

und Rohmaterialien werden um 30 bis 50 Prozent billiger.

Konnten Sie die höheren Kosten durch Preiserhöhungen ausgleichen? - Ja. Als Weltmarktführer haben wir uns da leichter getan und konnten um bis zu fünf Prozent erhöhen. Jetzt dürfte dieser Aufwärtstrend vorbei sein.

Palfinger ist in einer energieintensiven Industrie tätig. Wie sieht Ihr Energiemix aus?

- Wir können aktuell rund 75 Prozent des Stromverbrauchs mit erneuerbarer Energie abdecken. Aber im Spitzenbereich, bei Trocknungsanlagen, brauchen wir Gas oder Öl. Das kann langfristig eventuell mit Wasserstoff ersetzt werden. Aber das muss hocheffizient erfolgen. Das billige Gas war der Polster, den

Nachhaltig. Die Palfinger AG deckt aktuell 75 Prozent des Stromverbrauchs mit erneuerbarer Energie ab. Bei Trocknungsanlagen braucht das Unternehmen aber nach wie vor Öl und Gas.

Europa hatte. Der ist weg. Wenn sie die Energie um 20 bis 25 Prozent billiger einkaufen, können Sie auch höhere Lohnkosten verkraften.

Was macht Sie so zuversichtlich, dass Palfinger heuer ein Rekordergebnis erreicht?

– In erster Linie unser nach wie vor guter Auftragsstand, der uns eine Visibilität bis zum Jahresende gibt, und die sehr gute Marktentwicklung in Nordamerika, getrieben durch die hohen Nachfragen nach Mitnahmestaplern, Servicekranen und Hubarbeitsbühnen. Als ich zu Palfinger kam, waren wir bei 1,6 Milliarden Euro Umsatz, wir gehen davon aus, dass wir heuer bei 2,4 Milliarden Euro landen und die Profitabilität deutlich steigern. 2027 wollen wir dann die drei Milliarden stemmen.

Stichwort Reindustrialisierung Europas: Wie stark ist Palfinger involviert? - Wir hatten am 12. September 2023 den Spatenstich für ein Werk in Nis in Serbien, wir sind dort bald der Nachbar von Zumtobel. So ein Werk hätten wir früher bestimmt in China gebaut. Die Entscheidung für Europa hat auch mit Nachhaltigkeit zu tun. Wir bekommen auch immer wieder die Frage nach erneuerbarer Energie, etwa Photovoltaik. Und ja, natürlich haben wir

FINANZPLATZ INDUSTRIE 98
„So ein Werk wie in Serbien hätten wir früher bestimmt in China gebaut.“
ANDREAS KLAUSER

3 BANKEN RENDITE PLUS ANLEIHEN

— SO ATTRAKTIV WIE

SCHON LANGE NICHT MEHR

2 Fragen – 2 Antworten mit Andreas Palmetshofer

Anleihen stehen wieder vermehrt im Fokus der Anleger. Inwieweit hat sich die Anleihenwelt verändert und wie ist der 3 Banken Rendite Plus Fonds positioniert? – Die Anleihenwelt hat sich dramatisch verändert. Der Zins ist zurück und damit sind sämtliche Anleihensegmente wieder attraktiv. Wir sehen beispielsweise im Bereich der bonitätsstarken Unternehmensanleihen Renditen von über 4 %, das hatten wir zuletzt vor 10 Jahren. Bei riskanteren Segmenten wie Hochzinsanleihen oder Nachranganleihen kletterten die Renditen auf derzeit 6-7 % hoch. Der 3 Banken Rendite Plus wurde im März dieses Jahres gegründet und konzentriert sich auf Unternehmensanleihen, die an der Grenze zwischen Investmentgrade und High Yield stehen. Darüber hinaus investieren wir in Nachranganleihen, da diese aus

unserer Sicht eine wertvolle Beimischung darstellen. Im Moment sehen wir attraktive Bewertungen in diesem Segment, weshalb wir auch ein gutes Drittel in nachrangigen Anleihen investiert haben.

Mit welcher Ertragserwartung dürfen Investoren rechnen? – Nachdem das Risikoprofil etwas ausgeprägter ist, liegt die Rendite entsprechend höher als bei bonitätsstarken Unternehmensanleihen. Mit einer Streuung von über 100 Unternehmen bietet der Fonds eine durchschnittliche Rendite von gut 6 % bei einer Restlaufzeit von lediglich rund 3,5 Jahren. Das Renditepotenzial entspricht somit dem langfristigen Ertragspotential von Aktien und ist dementsprechend attraktiv. www.3bg.at

GEWICHTUNG ANLEIHESEGMENTE (QUELLE: EIGENE BERECHNUNG)

Sonderthemen

2,8 %

Österr. Unternehmensanleihen 20,0 %

Int. Unternehmensanleihen

39,3 %

Fondsmanagement Standort Linz, Leitung

Anleihenmanagement, 3 Banken-Generali Investment-GmbH

High Yields 38,0 %

DISCLAIMER:

Hierbei handelt es sich um eine unverbindliche Marketing-Mitteilung, welche ausschließlich der Information der Anleger dient und keinesfalls ein Angebot, eine Aufforderung oder eine Empfehlung zum Kauf, Verkauf oder Tausch von Anlage- oder anderen Produkten darstellt. Es handelt sich hierbei nicht um eine Finanzanalyse. Die getätigten Aussagen und Schlussfolgerungen sind unverbindlich und genereller Natur und berücksichtigen nicht die individuellen Bedürfnisse der Anleger hinsichtlich Ertrag, Risikobereitschaft, finanzieller und steuerlicher Situation. Eine Einzelberatung durch eine qualifizierte Fachperson ist notwendig und wird empfohlen. Vor einer eventuellen Entscheidung zum Erwerb von Anteilsscheinen des Fonds „3 Banken Rendite Plus“ sollte das Basisinformationsblatt (BIB) iVm dem aktuellen Prospekt als alleinverbindliche Grundlage für den Kauf von Investmentfondsanteilen durchgelesen werden. Das Basisinformationsblatt (BIB) sowie der veröffentlichte Prospekt des „3 Banken Rendite Plus“ in ihrer aktuellen Fassung stehen dem Interessenten in deutscher Sprache unter www.3bg.at sowie den Zahlstellen des Fonds zur Verfügung. Zu beachten ist, dass in der Vergangenheit erzielte Erträge keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zulassen. In der Wertentwicklung sind etwaige seitens der Vertriebsstellen verrechnete individuelle Kaufspesen sowie kundenspezifische Konto- und Depotgebühren nicht berücksichtigt. Marktbedingte geringe oder sogar negative Renditen von Geldmarktinstrumenten bzw. Anleihen können den Nettoinventarwert des Investmentfonds negativ beeinflussen bzw. nicht ausreichend sein, um die laufenden Kosten zu decken!

Entgeltliche Einschaltung
ANDREAS PALMETSHOFER, MBA
STAMMDATEN Fondsname:
ISIN: AT0000A339H9 Währung: EUR Fondsbeginn: 30.03.2023 GEWICHTUNG NACH TOP 15 HOLDINGS ((QUELLE: EIGENE BERECHNUNG, STICHTAG 13. 09. 2023) Lenzing AG 2,66 % AT & S Austria Technologie & Systemtechnik AG 2,65 % Bayer AG 2,52 % Erste Group Bank AG 2,40 % Teva Pharmaceutical Finance 2,31 % OMV AG 2,24 % Raiffeisen Bank International AG 2,06 % Arcadis N.V. 1,82 % ams-OSRAM AG 1,57 % S Immo AG 1,32 % Prosus N.V. 1,27 % British American Tobacco PLC 1,15 % Assicurazioni Generali S.p.A. 1,15 % Abertis Infraestructuras S.A. 1,12 % International Game Technology PLC 1,08 % BRUTTOPERFORMANCE (DIE FRÜHERE WERTENTWICKLUNG LÄSST NICHT AUF ZUKÜNFTIGE RENDITEN SCHLIESSEN.) Seit Gründung/Tranchenstart 1,76 % Quelle: OeKB, Stichtag: 13. 09. 2023
3 Banken Rendite Plus

Photovoltaikanlagen auf den Dächern unserer Werke installiert, auch im Werk in Nis. Aber viel wichtiger ist doch, dass ich die Komponenten nicht kreuz und quer durch die Welt transportiere.

Sie sind ein Verfechter von „local for local“? - Ja, unbedingt! Wir nutzen die kürzeren Wege zwischen unseren Werken optimal aus. In Rumänen und Bulgarien werden Hydraulik-Komponenten für Kranarme erzeugt, in Slowenien wird lackiert, und dann geht es zur Endmontage nach Österreich. Das ist unsere Balkanroute. Wir haben Joint Ventures in China und bauen dort nur für den lokalen Markt. Kostet ein Container heute 4.000 Euro an Transportkosten, könnten es morgen schon 24.000 Euro sein. Die Instabilität dort hilft Europa nicht.

Wo liegt die größte Herausforderung für Europa? - Alle sagen, es ist die Transformation. Ich sage, es ist die Volatilität. Wir sind gewohnt, auf drei Jahre oder fünf Jahre zu planen. Das funktioniert so nicht mehr. Wir müssen lernen, mit Volatilität umzugehen, Volatilität zu managen. Da können wir uns einiges von Italien und Brasilien abschauen.

Inwiefern? - In Brasilien kann die Inflation von heute auf morgen deutlich zweistellig steigen. Und damit muss man umgehen können. Je besser es ein Unternehmen schafft, flexibler zu sein,

umso erfolgreicher wird es sein. Wir müssen agiler werden.

Ein Engagement in Europa ist mit deutlich höheren Arbeitskosten verbunden. Was wünschen Sie sich von der Politik? - Die Lohnnebenkosten müssen reduziert werden. Und Arbeitnehmer, die mehr arbeiten – beispielsweise Mitarbeiter, die bei uns in der zweiten Schicht oder am Wochenende arbeiten –, sollen auch mehr netto bekommen. Die Steuern auf diese Arbeit müssen reduziert werden. Das ist auch ein Motor, dass man sich Dinge leisten kann. Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher sieht das, aber noch ist der Koalitionspartner dagegen.

Apropos Arbeitskosten. Zunehmend mehr Arbeitnehmer wollen Teilzeit arbeiten. Ist das auch bei Palfinger spürbar? - Teilzeit geht nicht überall, zum Beispiel in der Produktion. Da müssen wir aufpassen,

Vorsicht. Mit der TeilzeitArbeit ist das so eine Sache, denn sie lässt sich nicht in allen Bereichen umsetzen. „Da müssen wir aufpassen, dass keine Zweiklassengesellschaft entsteht“, erklärt Andreas Klauser dem „Börsianer“.

dass keine Zweiklassengesellschaft entsteht. Wir motivieren durch Incentives wie flexible Arbeitszeiten, Homeoffice Möglichkeiten und Gesundheitsprogramme oder eine neue Kantine. Wenn ich nicht gewisse Dinge biete, bewirbt sich der Mitarbeiter erst gar nicht.

Sie haben vorher Russland erwähnt: Ist Palfinger dort noch aktiv? - Die Werke dort sind komplett autark und produzieren nur für den russischen Markt. Wir haben keine Verbindung mehr, liefern dort auch nichts mehr hin. Wir haben uns 14 Tage nach Kriegsausbruch aus dem Management zurückgezogen und alle Expats zurückgeholt. Es wird auch nicht mehr unter der Marke Palfinger verkauft.

Ökonomen warnen bereits von einer Rezession in Europa im Herbst. Wie läuft es in Ihren Märkten? - In Europa sehen wir Deutschland, Frankreich, Skandinavien etwas verhalten, Italien, Spanien und Portugal florieren interessanterweise. Mit unseren klassischen Ladekranen sind wir stark in der Bauindustrie, die ist in den Kernmärkten rückläufig, da werden wir 2024 keine Zuwächse erzielen. Der Bereich Eisenbahnen hingegen funktioniert sehr gut, ebenso unsere Hubarbeitsbühnen. Wir können Schwankungen ausgleichen. Für nächstes Jahr sehen wir Nordamerika sehr positiv. Die USA ist ein Wirtschaftsmotor,

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„Die größte Herausforderung für Europa ist die Volatilität.“
ANDREAS KLAUSER

dort wollen wir bis 2027 ein Drittel unseres Umsatzes machen.

Bleibt in diesem Umfeld noch Zeit für Innovation? – Wir haben bereits jetzt Vorkehrungen für ein schwächeres Jahr 2024 getroffen und etwa den Palfinger Campus und die Palfinger World heuer eröffnet. Und haben statt 100 jetzt bereits 140 Lehrlinge. Das sind alles Investitionen, bei denen uns der stabile Kernaktionär, die Familie Palfinger, unterstützt.

Worauf sollte die Politik jetzt schauen?Auf Bestehendes, das gut ist, aufbauen. Das gilt ganz besonders für den Bildungsbereich. Diesbezüglich hatte ich auch einen persönlichen Austausch mit Minister Martin Polaschek in Alpbach.

Haben Sie ein Beispiel? - Wir müssen bestehende Ausbildungsstrukturen, die gut

sind, am Leben erhalten. Zum Beispiel die HTL. Ich habe das kürzlich selbst bei einem Besuch in der HTL Steyr, an der ich maturiert habe, gesehen. Das Equipment ist zum Teil aus den 1980er-Jahren. Das heißt, Lust auf Technik und Innovation muss besser unterstützt werden. Industriepartnerschaften wären da

hilfreich. Und bei der Rot-Weiß-RotCard müssen wir an Tempo zulegen. Das hängt aber stark von den lokalen AMSOrganisationen ab. In Salzburg funktioniert das schon sehr gut.

An der Börse läuft es trotz des Rekordjahrs wenig erbaulich. Was stimmt nicht mit der Aktie? – Ich hätte mir beim Börsenkurs schon mehr erwartet. Leider spiegelt die Aktie unsere positive Entwicklung nicht wider. Zuerst war es unser Engagement in Russland, und nun sind es die getrübten Aussichten vor allem für Europa im kommenden Jahr. Das Zweite ist natürlich, dass wir weniger Streubesitz haben. Aber die Dividende ist stabil, sogar in Covid-Zeiten. Und bei nachhaltigen Investoren, auch beim Kernaktionär, der Familie Palfinger, wird es gutgeheißen, dass wir so langfristig investieren. Das gibt Zuversicht. n

FINANZPLATZ INDUSTRIE
PALFINGER AG 40 20 0 21.9.18 21.9.23
Quelle: baha

#PENSIONEN

Leistbarkeit. Betriebliche Pensionskassen als Möglichkeit fürs Ansparen einer Zusatzpension stehen derzeit nur sehr wenigen Bürgern zur Verfügung.

FINANZPLATZ VORSORGE 102 © BUTZMANN / LAIF / PICTUREDESK.COM

MEHR RENDITE FÜR DAS PENSIONSSYSTEM

Schweden hat sie, Deutschland will sie. Ist die Aktienpension zur Stärkung der staatlichen Pensionssäule auch ein Modell für Österreich?

Debatten im politischen Sommerloch haben es an sich, dass sie schnell in Vergessenheit geraten. Ein relevantes Thema, das nicht auf dem Stapel der nicht umgesetzten Vorhaben landen sollte, ist zweifellos das der Pensionen. Insofern fallen die Gedanken von Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm in die Kategorie des prinzipiell diskussionswürdigen Sommerbeitrags.

Worum es geht, hat Plakolm dem Börsianer im Rahmen der Kommunalen Sommergespräche er-

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„Gefahr, dass ein Staatsfonds nicht mit Experten besetzt wird.“
GERALD LOACKER

klärt. „Ich will eine Debatte eröffnen, um die Pensionen auch für meine Generation zu sichern“, sagt die 28-jährige ÖVP-Politikerin. Ein konkretes Modell hat sie nicht, aber ein Teil der staatlichen Pensionsbeiträge könnte in Aktien angelegt werden, um mehr Ertrag zu bringen und nebenbei dem Kapitalmarkt einen Impuls zu geben. Ähnliche Vorschläge kamen auch schon von politischen Mitbewerbern. Plakolms Ansatz wäre, eine offene Diskussion zu starten, in der man internationale Beispiele heranzieht und sich Experten über die konkrete Umsetzung den Kopf zerbrechen.

System ohne Zukunft

Dass in Österreich Handlungsbedarf herrscht, belegen die Fakten. Laut den aktuellen Zahlen des Fachverbands für Pensions- und Vorsorgekassen beläuft

sich der Aufwand für Pensionen (Seite 122) derzeit auf 59 Milliarden Euro. Laut einer Prognose steigt dieser Wert bis 2050 auf 168 Milliarden Euro. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bedeutet das eine Steigerung von 13,8 auf 15,8 Prozent (siehe Tabelle Seite 106). Im Mercer Global Pension Index liegt Österreich in Sachen Nachhaltigkeit des Pensionssystems auf dem 44. Platz – bei allerdings auch nur 44 analysierten Ländern!

Doch kann eine Aktienpension zur Problemlösung beitragen? Strukturell natürlich nicht – da müsste der Gesetzgeber an den Beiträgen, Auszahlungen oder am Antrittsalter drehen. Bei der angedachten Aktienpension geht es vielmehr um ein Modell, das die erste Säule des Pensionssystems, nämlich das staatliche Umlageverfahren, auf ein zweites Bein stellt. Die ÖVP-Staats-

sekretärin nimmt dabei einen Vorschlag der Neos-Jugendorganisation auf. Demnach soll ein Teil der Umlagen über einen staatlichen Fonds am internationalen Kapitalmarkt angelegt werden und mit den dort zu erwartenden Renditen die staatliche Säule entlasten. Ein Modell für Österreich? Hier ist man sich nicht einmal innerhalb der kleinsten Oppositionspartei einig. Neos-Sozialsprecher Gerald Loacker erklärt im Gespräch mit dem Börsianer seine Ablehnung. „Ich sehe hier die Gefahr, dass ein Staatsfonds mit ÖVP-Leuten besetzt wird und weniger mit Experten.“

Der Staat als Investor

Als Vorbild könnte Schweden herangezogen werden. Dort reagierte man bereits 1999 unter einer sozialdemokratischen Regierung auf die demografische Herausforderung. Seither flie-

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168
© BKA / ARNO MELICHAREK MILLIARDEN EURO soll der Aufwand für Pensionen in Österreich 2050 laut Schätzungen des Bundesrechnungshofs betragen. Derzeit sind es 59 Milliarden Euro.
„Pensionen auch für meine Generation sichern.“
CLAUDIA PLAKOLM
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ßen bei der Mehrzahl der Schweden 2,5 Prozent des Bruttoeinkommens in die fünf staatlichen AP7-Fonds. Der größte ist der weitgehend passiv gemanagte AP7-Aktienfonds, der ähnlich wie der MSCI All Country World Index anlegt – und in der Vergangenheit auch dementsprechend gute Renditen abwarf. Die Verwaltungsgebühr liegt bei 0,1 Prozent. Alternativ dazu können die Schwedinnen und Schweden aber auch in eine breite Auswahl von etwa 800 privaten Fondslösungen investieren – das macht weniger als die Hälfte der Schweden. Für Loacker wäre das ein Ansatz für Österreich. „Kapitalanlagegesellschaften könnten mit dem gebundenen Kapital dementsprechend Produkte schaffen. Hier könnte ein innovativer Wettbewerb entstehen.“ Den schwedischen Weg hatte ursprünglich auch Deutschlands Finanzminister Christian Lindner mit seiner für 2023 angekündigten „Aktienrente“ im Auge. Allerdings haben sich die Verhandlungen in der deutschen Ampelkoalition dahingehend entwickelt, dass die Veranlagungen weniger in die Erhöhung der einzelnen Pensionen fließen, sondern mehr zur Stabilisierung des Systems. Was letztlich auch den Bürgern zugutekommen soll. Im Erfolgsfall sollen dadurch die Rentenbeiträge weniger schnell steigen. Lindner will als ersten Schritt zwölf Milliarden Euro aus dem Budget über einen Fonds am Kapitalmarkt investieren.

Wie realistisch ist eine Umsetzung in Österreich, wo naturgemäß die Alarmglocken läuten, wenn Pension und Kapitalmarkt in einem Atemzug genannt wird? Ein klares Nein zur Abkehr vom staatlichen Umlageverfahren kam von

der SPÖ. FPÖ und Grüne geben sich angesichts der unkonkreten Vorhaben eher skeptisch bis zurückhaltend. „Ich denke nicht, dass man ohne die Zustimmung einer breiten Mehrheit am derzeitigen System einschneidende Änderungen durchführen sollte“, sagt der mit guten politischen Kontakten

ausgestattete Chefökonom der Industriellenvereinigung, Christian Helmenstein. Er sieht den Spielraum für eine wertpapierbasierte Zukunftsvorsorge darum in der zweiten, der betrieblichen, sowie der dritten, privaten Säule, des österreichischen Pensionssystems.

Pensionskassen für alle Ein Ansatz wäre die Öffnung der Pensionskassen. Diese gibt es bekanntlich schon. Nur stehen sie nur wenigen zur Verfügung, nämlich in erster Linie mehrheitlich staatsnahen Betrieben und Unternehmen aus dem Energiesektor. Nicht einmal 30 Prozent der Arbeitnehmer fallen darunter. Dies zu ändern steht seit Jahren in diversen Regierungsprogrammen und wäre zweifellos auch ein Schritt in Sachen Absicherung der Altersvorsorge. Andreas Zakostelsky, Generaldirektor der VBV und Obmann des Fachverbands der Pensionskassen, erneuert die Forderung der Branche nach der Umsetzung eines solchen General-Pensionskassenvertrags. „Damit wird allen Arbeitnehmern ermöglicht, ihre Abfertigungssummen

anlässlich des Pensionsantritts an eine Pensionskasse zu übertragen, um dadurch eine lebenslange Zusatzpension zu erhalten.“

Beate Wolf, Vorständin der APK Pensionskasse AG, plädiert zudem für eine steuerliche Begünstigung der Arbeitgeberbeiträge. „Ich bin für eine steuerlich begünstigte Eingliederung von Selbstständigen sowie die Einzahlung der Arbeitnehmerbeiträge aus dem Brutto- und nicht dem Nettogehalt. Ein besonderes Anliegen sind mir alle Frauen in unserem Land, diese möchte ich ermutigen, frühzeitig vorzusorgen und bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes auch das Angebot einer Betriebspension mit in ihre Auswahlkriterien für ihre Karriereplanung aufzunehmen.“

Tatsächlich wäre eine allgemeine Öffnung der Pensionskassen für alle, mit den entsprechenden steuerlichen Vorteilen, auch ein Weg zu einer kapitalmarktbasierten Zusatzpension. Gegen eine Ausweitung der betrieblichen Pensionskassen wird immer wieder die schlechte Performance ins Treffen geführt. Dass dieses Argument nicht

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„Kapitalgarantien und Ähnliches fressen einen Teil des Ertrags auf.“
CHRISTIAN HELMENSTEIN
„Arbeitnehmerbeiträge aus Bruttound nicht Nettogehalt.“
#RENDITE VERANLAGUNGSERGEBNIS Year­toDate 1 Jahr 3 Jahre p. a. 5 Jahre p. a. 10 Jahre p. a. 15 Jahre p. a. seit 31. 12. 1997 p. a. Pensionskassen gesamt 3,28 2,25 2,55 1,96 3,32 3,02 3,48 Überbetriebliche Pensionskassen 3,42 2,42 2,71 1,96 3,32 3,00 3,36 Betriebliche Pensionskassen 1,81 0,54 0,85 2,02 3,35 3,19 3,70 QUELLE: OEKB
BEATE WOLF

stichhaltig ist, zeigen die langjährigen Durchschnittsrenditen. Laut Daten der Oesterreichischen Kontrollbank AG liegt die Performance pro Jahr seit der Einführung Ende 1997 bei immerhin 3,7 Prozent (siehe Tabelle Seite 106).

Das Wertpapierdepot als Rente

Bleibt zu guter Letzt die private Altersvorsorge als dritte Säule des Pensionssystems. Diese ist individuell gestaltbar. Ökonom Christian Helmenstein sieht hier jedenfalls auch Attraktivierungsbedarf. Dass die 2003 eingeführte sogenannte prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge zu keinem Renner wurde, hat für den Ökonomen naheliegende Gründe. „In diesem Modell gibt es eindeutig zu hohe Absicherungskosten. Kapitalgarantien und Ähnliches kosten und fressen einen Teil des Ertrags auf. Ich glaube, wir brauchen in diesem

Bereich Produkte, die günstiger sind“, sagt er im Gespräch mit dem Börsianer. Die enttäuschende Performance dieser Produkte führte schließlich dazu, dass immer mehr junge Menschen auf eine individuelle Zukunftsvorsorge via Wertpapier-Sparpläne oder Ähnliches setzen.

Wie die aktuelle Studie des Aktienforums zeigt, besitzt bereits ein Viertel der Österreicher Wertpapiere, wobei die Männer hier leicht gegenüber den Frauen im Überhang sind. Wenn der Staat möchte, dass die Menschen fürs Alter vorsorgen, müssen klarerweise Anreize her. Dauerthemen sind steuerliche Absetzmöglichkeiten oder beispielsweise die Abschaffung der Kapitalertragssteuer (KESt) auf Wertpapiere bei einer entsprechenden Behaltefrist. Wie Recherchen des Börsianer ergaben, wäre ein solcher Schritt für den Finanzmi-

nister auch durchaus leistbar. Demnach flossen 2022 etwas weniger als 250 Millionen Euro aus der Wertpapier-KESt in die Staatskassen. Das sind nur in etwa sechs Prozent der gesamten KESt-Einnahmen. Fragt man dieser Tage aber in die Reihen von grünen sowie ÖVP-Parlamentariern, findet man kaum jemanden, der auf die Umsetzung dieses eigentlich im Regierungsprogramm festgelegten Vorhabens wetten würde. Dabei wären jedenfalls Ideen gefragt, die private Vorsorge attraktiver zu machen.

% MEINE RENDITE

Internationale Beispiele wie Schweden zeigen, dass Staatsfonds einen Beitrag zur Sicherung des Pensionssystems leisten können. Dabei gibt es Modelle, die direkt auf die Pensionshöhe einzahlen, und solche, die das Pensionssystem an sich stabilisieren. n

Entgeltliche Einschaltung

VBV: IHRE VORSORGE IM GRÜNEN BEREICH

Mehr als drei Millionen Menschen zählt die VBV­Gruppe bei betrieblichen Zusatzpensionen und der Abfertigung Neu zu ihren Kunden. Ihre Vorsorge ist bei der VBV in guten Händen und zahlt sich langfristig aus. Als Nachhaltigkeits­Pionier stellt die VBV zudem zwei der Gründungs­

Mitglieder der Green Finance Alliance des Klimaschutzministeriums.

„Die VBV hat die Nachhaltigkeit in ihrer DNA und lebt diese seit 20 Jahren“, so Andreas Zakostelsky, Generaldirektor der VBV-Gruppe.

Zur Lebensqualität der Kunden sowie zum Umwelt- und Klimaschutz beizutragen, das ist die Vision der VBV-Gruppe, eines heimischen Leitbetriebs und Nachhaltigkeits-Vordenkers. Mit ihrer Pensionskasse (betriebliche Zusatzpension) und ihrer Vorsorgeklasse (Abfertigung Neu) macht die VBV dies seit vielen Jahren – sehr erfolgreich.

„Die VBV hat die Nachhaltigkeit in ihrer DNA und lebt diese seit 20 Jahren. Die gesamte Gruppe hat sich bewusst so positioniert, dass eine gesunde Balance zwischen wirtschaftlicher Entwicklung, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung hergestellt wird“, erklärt Andreas Zakos-

telsky, Generaldirektor der VBV-Gruppe. „Deshalb sind wir mit Pensions- und Vorsorgekasse Mitglied der 2022 gegründeten Green Finance Alliance des Klimaschutzministeriums“.

Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaziele

Mitglieder der Green Finance Alliance nehmen eine Vorreiterrolle für den Klimaschutz ein. Die VBV hat sich schon vor Jahren dazu verpflichtet, zum Erreichen der Klimaziele von Paris beizutragen. Danach wurden auch die Portfolien in der VBV-Pensionskasse und der VBV-Vorsorgekasse ausgerichtet.

www.vbv.at

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© VBV/Knight
© VBV/Imre Antal

HILFE FÜR

Die Zinsen steigen, und variable Immobilienkredite werden teurer. Ist es Aufgabe der Politik, Häuslbauern und Wohnungsbesitzern aus der Patsche zu helfen?

In Sachen variabel verzinste Immobilienkredite nimmt Österreich einen Spitzenplatz ein. Laut Zahlen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) sind derzeit nur sechs Prozent aller Immobilienkredite rein fixverzinst, der Rest ist variabel (42 Prozent) oder gemischt (52 Prozent) verzinst. In den heißen Sommermonaten führte dies zu hitzigen politischen Debatten. Der Bankenverband kündigte individuelle Hilfen an. Doch will der Ruf nach einem staatlichen Eingriff, um Immobilienbesitzer aus der Finanzierungspatsche zu holen, nicht verstummen. Wie stehen die österreichischen Parlamentsparteien dazu?

Laut dem Bankensektor gibt es derzeit keine kritische Zahl an Immobilienkrediten, die nicht mehr bedient werden können. Bedarf es des Eingreifens von politischer Seite? - Markteingriffe seitens der Politik sollen und dürfen nur das allerletzte Mittel sein. Meine Antwort lautet daher Nein. Die Banken und die Bankensparte der WKO haben im August selbst Maßnahmen zur Entlastung von Immobilienkreditnehmern angekündigt. Für einen Zeitraum von zwölf Monaten sollen weder Mahnspesen noch Verzugszinsen bei Wohnkrediten verrechnet werden. In besonderen Einzelfällen ist wie bisher von Stundungen und Laufzeitverlängerungen die Rede, bei Problemen mit der Rückzahlung raten die Banken rasch zur Kontaktaufnahme, um individuelle Lösungen zu finden.

Viele Käufer von Immobilien haben sich für eine variabel verzinste Finanzierungsform entschieden und bislang auch davon profitiert. Sollen diese jetzt aufgrund der stark gestiegenen Zinsen Unterstützung erfahren? - Die Weltwirtschaft unterliegt laufend Veränderungen. Mehr oder weniger starke Ausschläge sind dabei stets spürbar. Das ist auch bei den steigenden Zinsen im Zusammenhang mit Krediten so. Viele Menschen haben sich in Niedrig- bzw. Negativzinsperioden mittels variabel verzinster Kredite einiges erspart, nun steigt bei rein variabel verzinsten die Zinslast. Dennoch kann ich auch hier einen staatlichen Eingriff nicht befürworten. Die österreichischen Banken haben für junge Familien weitere Unterstützungen für neue Kredite in Aussicht gestellt, um die Anschaffung der eigenen vier Wände wieder realistisch zu machen. Die Details sind noch in Arbeit. Abhängig von der Zinsentwicklung kann eine lange Bindung der Zinsen auch Nachteile haben.

Bedarf es Maßnahmen, um die Mündigkeit der Kreditnehmer zu erhöhen – etwa Änderungen bei der gesetzlich verpflichteten Kreditberatung? - Es ist eine wichtige politische Zielsetzung, Finanzbildung und Finanzwissen in der Bevölkerung weiter zu stärken. Daran arbeiten wir als ÖVP und Finanzminister Brunner. Die gesetzlichen Vorschriften bei der Kreditberatung halte ich für ausreichend, akuten Änderungsbedarf sehe ich nicht.

SEITENBLICKE POLITIK 108

IMMO-KREDITE?

Laut dem Bankensektor gibt es derzeit keine kritische Zahl an Immobilienkrediten, die nicht mehr bedient werden können. Bedarf es des Eingreifens von politischer Seite? - Das mag aus der Sicht der Banken schon stimmen, wenn sie auf ihr eigenes Risiko schauen. Die Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer, die plötzlich monatlich doppelt so viel zahlen müssen, sehen das gewiss anders. Das Vorhaben ist nicht Bankenrettung, sondern Hilfe für die Häuslbauer. Und da können die Banken selbst mithelfen.

Viele Käufer von Immobilien haben sich für eine variabel verzinste Finanzierungsform entschieden und bislang auch davon profitiert. Sollen diese jetzt aufgrund der stark gestiegenen Zinsen Unterstützung erfahren? - Wir erinnern uns noch daran, dass vor zwanzig Jahren viele für Hausbau bzw. Wohnungskauf einen Fremdwährungskredit aufgenommen haben. Wie kamen sie auf die Idee, die mittlerweile für Haushalte verpönt ist und spätestens seit der Finanzkrise unter scharfer Beobachtung der Bankenaufsicht steht? Aber noch heute zahlen Leute dafür, dass sie damals auf ihre Bank gehört haben. Weil das Risiko blieb bei den Kundinnen und Kunden, nicht bei der Bank. Natürlich muss denen geholfen werden, deren Existenz wegen der hohen Zinsen auf dem Spiel steht. Eine Möglichkeit ist, dass flexible Kredite unter bestimmten Voraussetzungen in Fixzinskredite konvertiert werden müssen. Für diese sollen die Bedingungen gelten, die beim Abschluss des Kredites üblich waren.

Bedarf es Maßnahmen, um die Mündigkeit der Kreditnehmer zu erhöhen – etwa Änderungen bei der gesetzlich verpflichteten Kreditberatung? - Das ist ein – kleinerer – Teil der Lösung. Weil man kein intuitives Verständnis davon hat, wie viel mehr man zurückzahlen muss, wenn der Kreditzins um einen oder zwei Prozentpunkte steigt. Ein wichtigerer Teil ist freilich, dass die Bank ein stärkeres Eigeninteresse daran haben muss, dass ihre Kundinnen und Kunden nicht in Schwierigkeiten geraten. Das wird automatisch passieren, wenn das Risiko nicht allein bei den Kreditnehmern liegt.

Laut dem Bankensektor gibt es derzeit keine kritische Zahl an Immobilienkrediten, die nicht mehr bedient werden können. Bedarf es des Eingreifens von politischer Seite? - Viele Kreditnehmer haben aufgrund der Zinswende ein massives Finanzierungsproblem. Der Bankensektor scheint diese Fakten zu ignorieren, um weiterhin auf Kosten der Sparer und zulasten der Kreditnehmer Milliardengewinne zu scheffeln. Mangels Wettbewerbs unter den heimischen Banken ist hier eine Schieflage zulasten der Sparer und Kreditnehmer eingetreten, die es von der Politik zu korrigieren gilt.

Viele Käufer von Immobilien haben sich für eine variabel verzinste Finanzierungsform entschieden und bislang auch davon profitiert. Sollen diese jetzt aufgrund der stark gestiegenen Zinsen Unterstützung erfahren? - Die Frage – ob fix oder variabel verzinst – spielte für viele Kreditnehmer eine untergeordnete Rolle. Die meisten Kreditnehmer waren froh, wenn sie von der Bank überhaupt einen Immobilienkredit erhalten haben. Offenbar haben viele Banken offensiv in Richtung „variabler Kredit“ beraten, da diese Verzinsungsform für die Banken weniger risikoreich ist als die fixverzinsten Kredite. Diese Kreditnehmer dann im Nachhinein als Zinsspekulanten zu bezeichnen, ist letztklassig, da die meisten Kreditnehmer jene Verzinsungsform gewählt haben, die ihnen die Bank empfohlen hat. Die FPÖ fordert folgende Maßnahmen für Kreditnehmer: Einführung eines zeitlich gestreckten Zinsdeckels, Laufzeitverlängerungen, Stundungen und Senkung der sonstigen Kreditkosten, keine Fälligstellung von Krediten, keine Mahnspesen. Die Finanzierung dieser Maßnahmen soll durch die Einführung einer Übergewinnsteuer beziehungsweise Erhöhung der Stabilitätsabgabe erfolgen.

Bedarf es Maßnahmen, um die Mündigkeit der Kreditnehmer zu erhöhen – etwa Änderungen bei der gesetzlich verpflichteten Kreditberatung? - Die Kreditnehmer sind mündig genug. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Banken ihren Aufklärungspflichten ausreichend nachgekommen sind.

SEITENBLICKE POLITIK 109
Hubert Fuchs Finanzsprecher FPÖ

Laut dem Bankensektor gibt es derzeit keine kritische Zahl an Immobilienkrediten, die nicht mehr bedient werden können. Bedarf es des Eingreifens von politischer Seite? - Die Situation ist angespannt und bleibt es voraussichtlich noch bis mindestens Ende Jahres, da weitere Zinsschritte nicht ausgeschlossen worden sind. Ob und wie intensiv die Politik angesichts dessen eingreifen muss, hängt stark von der Finanzstabilität ab.

Viele Käufer von Immobilien haben sich für eine variabel verzinste Finanzierungsform entschieden und bislang auch davon profitiert. Sollen diese jetzt aufgrund der stark gestiegenen Zinsen Unterstützung erfahren? - Ob staatliche Hilfen im Falle der Überschuldung notwendig sind, muss im Einzelfall geprüft werden. Von steigenden Kreditkosten Betroffene sollten sich jedenfalls frühzeitig, noch bevor ein Zahlungsverzug droht, bei der neu geschaffenen Ombudsstelle für Zahlungsprobleme im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz melden.

Bedarf es Maßnahmen, um die Mündigkeit der Kreditnehmer zu erhöhen – etwa Änderungen bei der gesetzlich verpflichteten Kreditberatung? - Bei der Kreditberatung sollte eine Reform der Leitfäden geprüft werden, damit Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer im Vorfeld einen transparenten Überblick über die Entwicklung ihrer Schuldendienstquote bei steigenden Zinsen erhalten. Und auch schon bei der Bewerbung von Privatkrediten braucht es strengere Richtlinien.

Laut dem Bankensektor gibt es derzeit keine kritische Zahl an Immobilienkrediten, die nicht mehr bedient werden können. Bedarf es des Eingreifens von politischer Seite? - Wir begrüßen, dass Banken jetzt von sich aus Lösungen anbieten, um nicht auf faulen Krediten sitzen zu bleiben. Von Vorschlägen einer Übergewinnsteuer für Banken, einem Zinsdeckel oder einer Unterstützung von kreditnehmenden Wohnungseigentümern mit Steuermitteln halten wir hingegen nichts. Es ist nicht Aufgabe der Mieter, Wohnungseigentümer zu subventionieren, und es ist nicht die Aufgabe der Politik, jeden Lebensbereich zu Tode zu regulieren oder je nach tagespolitischer Laune und aus reinem Populismus heraus Unternehmen und Branchen mit „Übergewinnsteuern“ für Gewinne und wirtschaftlichen Erfolg zu bestrafen.

Viele Käufer von Immobilien haben sich für eine variabel verzinste Finanzierungsform entschieden und bislang auch davon profitiert. Sollen diese jetzt aufgrund der stark gestiegenen Zinsen Unterstützung erfahren? - Das wäre nicht fair gegenüber Mietern oder alle jenen, die sich für einen fixen – und somit der in Vergangenheit höheren – Zinssatz, dafür aber mit weniger Risiko entschieden haben. Man kann nicht Verluste/Risiko in allen Lebenslagen vom Steuerzahler abfedern lassen. So ein staatliches Eingreifen könnte auch in Zukunft Banken und Kreditnehmer zu einem riskanteren Kreditverhalten verleiten, was in keinem Fall wünschenswert ist.

Bedarf es Maßnahmen, um die Mündigkeit der Kreditnehmer zu erhöhen – etwa Änderungen bei der gesetzlich verpflichteten Kreditberatung? - Die aktuelle Diskussion um variable Kredite zeigt einmal mehr, dass in Österreich eindeutig sehr viel mehr im Bereich Finanzbildung getan werden muss. Das fängt in der Schule an, wo Finanzbildung breit verankert gehört. Aufgabe der Politik ist es, hier für einen strategischen Rahmen und Qualitätskontrolle zu sorgen. Von einer gesetzlich verpflichtenden Kreditnehmerberatung halten wir nichts.

SEITENBLICKE POLITIK 110
Karin Doppelbauer Sprecherin für Finanzen Neos Nina Tomaselli Sprecherin für Finanzen Grüne

ALLE BRAUCHEN MOBILITÄT.

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Unsere Aufgabe war es schon immer, Österreich mit wesentlichen Energieträgern zu versorgen, um Mobilität zu gewährleisten. Mit eMotion der e-Mobilitätsoffensive der OMV wird ultraschnelles Laden bis 2030 an mehr als 2.000 Ladepunkten ermöglicht.

Wir machen den nächsten Schritt. Mehr auf www.omv.com

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KOLUMNE

Voestalpine AG

WIRTSCHAFTSJOURNALISMUS IN DER DAUERKRISE

Professioneller Wirtschaftsjournalismus spielt eine sehr wichtige Rolle, sowohl für die Gesellschaft als auch für uns als Unternehmen. Er kann komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge erfassen sowie fundierte Analysen liefern. Gleichzeitig schafft transparente Berichterstattung Vertrauen in Unternehmen. Es ist daher besorgniserregend, dass der Kostendruck, der auf vielen Medienhäusern lastet, die Qualität und die Quantität der Wirtschaftsberichterstattung reduziert. Die Zahl der festangestellten Journalist sinkt stetig. Die Auflagen der österreichischen Tageszeitungen sind ebenfalls rückläufig, was die finanzielle Lage weiter verschärft. Die Digitaloffensive steckt fest. Wir als Voestalpine haben auf diese Entwicklungen reagiert und stark in die eigenen Kommunikationskanäle investiert. Und wir haben kürzlich erstmals wieder eine Imagekampagne im TV und online gestartet. Damit können wir auch in Zeiten ausgedünnter Redaktionen und schmaler werdender Wirtschaftsteile unsere Zielgruppen punktgenau erreichen. Die großen Themen sind Employer Branding und Nachhaltigkeit – hier vor allem „greentec steel“ unser Beitrag zur Erreichung der Klimaziele. Und immer gilt unser Anspruch, transparent, verständlich und mit hoher Qualität zu kommunizieren - und damit Vertrauen und Verständnis für die Voestalpine und ihre Zukunftsprojekte zu schaffen.

p.felsbach@derboersianer.com

Last week, the Supervisory Board meeting of the UNIQA Insurance Group AG was held in Warsaw. It was not only the first to be held in Poland in the history of our company, but also the first to be supervised by our new Chairman of the Supervisory Board, Dr. Burkhard Gantenbein. For UNIQA, Poland is the second largest market in terms of volume of premiums written. The three-day meeting in Warsaw was an expression of recognition for the effects of the UNIQA Poland and AXA merger, and the financial results achieved in 2022. As part of the varied program we welcomed Prof. Marek Belka, former Prime Minister of the Republic of Poland and long-term president of the National Bank of Poland, who presented a very insightful outlook of the country‘s economic situation. Thanks for the great organization and the continuous efforts to our colleagues from UNIQA Polska! #livingbettertogether #uniqagroup

Pünktlich zum Schulstart werden übernächste Woche die Caritas-Österreich-Lerncafes wieder eröffnet. Wir freuen uns, einen Beitrag zu dieser wichtigen Initiative zu leisten. Das vergangene Schuljahr konnten die Lerncafes übrigens mit einem hervorragenden Ergebnis abschließen: Die Erfolgsquote lag bei 98 Prozent. Das heißt, 98 Prozent aller Kinder, die in den neun Lerncafes betreut werden, haben das Schuljahr positiv abgeschlossen. #beziehungsstark

Saisonauftakt der Steelvolleys Linz Steg bei der #Oberbank. Voller Vorfreude starten die Oberbank Steel Volleys heute mit einer Pressekonferenz in die neue Saison. Gemeinsam mit einigen neuen Gesichtern fiebert die Mannschaft bereits dem ersten Heimspiel am 7. Oktober entgegen. Teammanager Andreas Andretsch sieht als Baustein zum Erfolg vor allem die Vorbereitung. Wir freuen uns, als Hauptsponsor mit dabei zu sein. #wirsindoberbank #nichtwiejedebank #steelvolleys #sponsoring

@KPMG AUSTRIA

Dieses Jahr haben wieder 24 neue Lehrlinge bei unseren Kolleg*innen von Netz NÖ angefangen. In ihrer ersten Woche lernten sie gemeinsam mit ihren Lehrlingsbeauftragten ihre Bezirksleitstelle und ihre Kolleg*innen kennen. Gleich danach waren sie schon fleißig im Einsatz. Wir wünschen allen Lehrlingen einen erfolgreichen Start und freuen uns schon auf die kommenden Jahre!

Willkommen im #teamKPMG: Im August haben unsere KITE-Trainees ihr IT-Ausbildungsprogramm gestartet. In den nächsten 9 Monaten erhalten sie praxisnahe Einblicke in die vielfältigen Bereiche der IT-Beratung. Mehr zu unserem KITE Program hier: https://brnw.ch/21wC2G0 Eindrücke und Einblicke unserer Trainees folgen in den kommenden Monaten. #kpmgaustria

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#GEZWITSCHER
@EVN @OBERBANK @BKS BANK

A•gi•li•tät

[aɡiliˈtɛːt] Substantiv, feminin

ist die unternehmerische Kompetenz, in kurzer Zeit auf neue Marktanforderungen und sich bietende Chancen beweglich zu reagieren und Prozesse anzupassen. Die Rechtsanwaltskanzlei CERHA HEMPEL begegnet veränderten Rahmenbedingungen und Herausforderungen der Mandanten proaktiv mit dynamischen und flexiblen Lösungen.

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BULLENESSEN DE LUXE

BÖRSIANER

BÖRSIANER EDITOR’S DINNER 2023

04. SEPTEMBER 2023

EL GAUCHO AM ROCHUSMARKT, WIEN

Das legendäre Börsianer Editor’s Dinner aka „Bullenessen“, ein exquisiter Anlass zum Netzwerken jedes Jahr: Hochkarätige Gäste aus Finanz, Politik und Wirtschaft trafen sich zum gemeinsamen Dinner und Austausch im El Gaucho am Rochusmarkt. Namhafte Persönlichkeiten wie Herta Stockbauer (BKS Bank), Michael Höllerer (RLB NÖ-Wien AG), Edith Hlawati (Öbag) oder Robert Machtlinger (FACC AG) waren nur einige Top-Entscheider unter den zahlreichen Gästen. Aus der Politik waren Martin Kocher (ÖVP), Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft, sowie Claudia Plakolm (ÖVP), Staatssekretärin für Jugend und Zivildienst, vertreten. Kurze Impulsreden zu den multiplen Herausforderungen dieser Tage von „Börsianer“-Chefredakteur Dominik Hojas, Minister Kocher sowie dem designierten „Börsianer“-Chefökonomen Peter Brezinschek führten zu regem Austausch. Alles in allem ein gelungener Abend, der Lust auf mehr macht!

Nicht fehlen in dieser illustren Runde durften Franz Gasselsberger (Oberbank AG), Waltraud Perndorfer (Privatbank Bank AG) und Palfinger-Boss Andreas Klauser, die für gute Stimmung sorgten.

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Finger weg vom Markt, mahnt „Börsianer“Chefredakteur Dominik Hojas die Politik. Für Bundesminister Martin Kocher sind die Lohnverhandlungen im Herbst entscheidend dafür, die Inflation wieder in tiefere Sphären zu treiben. Immobilieninvestor Klemens Hallmann (Hallmann Corporate Group) kam zum Plauschen mit den „Börsianer“Gründern Michael Berl und Dominik Hojas vorbei. Alexander Schütz (C-Quadrat Investment Group) wurde gleich zum Interview gebeten und unterhielt sich danach gut mit Klaus Kumpfmüller (Hypo OÖ AG). © FOTOS: BÖRSIANER/STEFAN BURGHART

Der langjährige RBI-Chefanalyst Peter Brezinschek wird dem „Börsianer“ als Chefökonom seine Gedanken zur Verfügung stellen, Dominik Hojas (Börsianer) freut sich darüber.

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So viele gut gelaunte Menschen: Edith Hlawati (Öbag), Staatssekretärin Claudia Plakolm, Andreas Klauser (Palfinger AG), Michael Höllerer (RLB NÖ-Wien AG) und Remi Vrignaud (Allianz Österreich) erhoben gemeinsam das Glas auf das Bullenessen. Edith Hlawati (Öbag) und Thomas G. Winkler (UBM Development AG) im Gespräch. Gute Steak-Begleitung: Country-Musik von Marc Miner Robert Machtlinger (FACC AG), Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm und Gastgeber Dominik Hojas. Festliche Dekoration im El Gaucho für rund 80 Gäste.
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Michael Höllerer (RLB NÖ-Wien AG) war das erste Mal bei dem Event dabei. Er beobachtete gekonnt die Gäste. Banker Christian Jauk (Schelhammer Capital Bank AG) und Klaus Kumpfmüller (Hypo Oberösterreich AG) nahmen Gastgeber Dominik Hojas, „Börsianer“-Chefredakteur, in ihre Mitte und genossen gute Stimmung und Gespräche bei der Veranstaltung. Zart schmelzender Bulle: Die Filetsteaks im El Gaucho am Rochusmarkt waren ein Gedicht. Alois Wögerbauer (3 Banken Generali Investment) durfte beim Bullenessen nicht fehlen und hörte gespannt zu. Auch Herta Stockbauer (BKS Bank AG) staubte ein Foto mit Minister Martin Kocher ab. Lustiges Trio: Remi Vrignaud, (Allianz Österreich AG), Ronald Kraule (Ergo Versicherung) und Andrea Stürmer (Zürich Österreich).

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A1 FEIERTE IN ALPBACH

A1 GET TOGETHER ALPBACH

30. AUGUST 2023

BÖGLERHOF, DORF 166, ALPBACH

Die A1 Night im Böglerhof in Alpbach lockte heuer im Rahmen des Europäischen Forums Alpbach einige Politiker und viele Gäste aus Wirtschaft und Finanz zur Feier. Wirtschaftsminister Martin Kocher kam ebenso wie Finanzminister Magnus Brunner oder Staatssekretärin Claudia Plakolm. Der Abend ist immer einer der richtig gut besuchten TopEvents im Tiroler Bergdorf. Die Gastgeber Thomas Arnoldner und Alejandro Plater von der A1 Telekom Austria Group hatten einiges zu tun, Thomas Arnoldner ließ sich sogar zu einer kurzen Rede erweichen. A1-Österreich-Vorstand Marcus Grausam stand auch geduldig für Fotos zur Verfügung.

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Gruppenfoto auf der A1 Night mit der Polit-Prominenz. Die Gastgeber Thomas Arnoldner, Marcus Grausam und Alejandro Plater gaben sich die Ehre. Wirtschaftsminister Martin Kocher kommt aus dem Veranstaltungsreigen nicht mehr raus. Seine Laune leidet aber nicht unter dem Marathon. Beate Meinl-Reisinger (Neos) mischt sich gerne unter die Wirtschaftsleute. A1 TELEKOM AUSTRIA GROUP Corinna Milborn (Puls 4) ist als Journalistin auch abseits der Kamera im Einsatz. Thomas Arnoldner (A1 Group) freute sich über Andreas Treichl (Forum Alpbach).
© FOTOS: A1 TELEKOM AUSTRIA
GROUP

SOMMERGESPRÄCHE

Deutschlands Ex-Vizekanzler Sigmar Gabriel: Europa muss den Binnenmarkt stärken, globalen Partnern auf Augenhöhe begegnen und darf sich nicht zu nationalistischem Denken hinreißen lassen.

Auch der „Börsianer“-Grün-Chef Daniel Nutz hatte sein eigenes Forum: Wie gestalten wir die Infrastruktur neu, und wie erhöhen wir das Tempo?

WIR MACHT’S MÖGLICH.

Erwin Dirnberger, Vizepräsident Österreichischer Gemeindebund, Kommunalkredit-CEO Bernd Fislage, Andrea Kaufmann, Vizepräsidentin Österreichischer Gemeindebund, und Bad Aussees Bürgermeister Franz Frosch begrüßten.

Ausklang der Sommergespräche auf der Blaa-Alm mit Kardinal Christoph Schönborn (l.).

KOMMUNALKREDIT AUSTRIA AG

KOMMUNALE SOMMERGESPRÄCHE

31. AUGUST BIS 1. SEPTEMBER 2023

BAD AUSSEE

Mehr als 300 Fachgäste aus Gemeinden, Finanz und innovativen Unternehmen fanden sich in Bad Aussee zu den 18. Kommunalen Sommergesprächen ein. Das Motto lautete „Unsere Welt. Zwischen Solidarität und Resilienz“. Diskutiert wurde über Europas Perspektive: Die EU muss zusammenhalten und den Nationalismus überwinden, um global bestehen zu können. Aber auch über regionale Themen: Wie bekommen wir den Erneuerbarenausbau in den Gemeinden voran?

VERANLAGEN MIT PERSPEKTIVE

RAIFFEISEN FONDSSPAREN

raiffeisen.at/veranlagenmitperspektive

Ein Investmentfonds ist kein Sparbuch und unterliegt nicht der Einlagensicherung. Veranlagungen in Fonds sind mit höheren Risiken verbunden, bis hin zu Kapitalverlusten. Die veröffentlichten Prospekte bzw. die Informationen für Anleger:innen gemäß § 21 AIFMG sowie die Basisinformationsblätter der Fonds der Raiffeisen Kapitalanlage GmbH stehen unter rcm.at unter der Rubrik „Kurse & Dokumente“ in deutscher Sprache (bei manchen Fonds die Basisinformationsblätter zusätzlich auch in englischer Sprache) bzw. im Fall des Vertriebs von Anteilen im Ausland unter rcm-international.com unter der Rubrik „Kurse & Dokumente“ in englischer (gegebenenfalls in deutscher) Sprache bzw. in der Landessprache zur Verfügung. Eine Zusammenfassung der Anleger:innenrechte steht in deutscher und englischer Sprache unter dem Link rcm.at/corporategovernance zur Verfügung. Beachten Sie, dass die Raiffeisen Kapitalanlage GmbH die Vorkehrungen für den Vertrieb der Fondsanteilscheine in anderen Mitgliedstaaten als dem Herkunftsmitgliedstaat aufheben kann. Erstellt von: Raiffeisen Kapitalanlage GmbH, 1190 Wien, Stand: Oktober 2023.

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Gruppenfoto: Willibald Cernko (Erste Group Bank AG), Aufsichtsratschef Friedrich Rödler (Erste Group Bank AG), Christine Catasta (Öbag) und Alpbach-Präsident Andreas Treichl in trauter Viersamkeit.

HIGH LIFE: ERSTE EUROPEAN NIGHT

ERSTE GROUP BANK AG

ERSTE EUROPEAN NIGHT

29. AUGUST 2023

ALPBACHERHOF, APLBACH

Großen Andrang gab es auf der Erste European Night im mondänen Alpbacherhof im Soge des Europäischen Forums Alpbach. Gastgeber Willibald Cernko und Gerda Holzinger-Burgstaller von der Erste Group Bank AG und Erste Bank Österreich AG, einer der Hauptsponsoren, schüttelten hunderte Hände. Othmar Karas, Vizepräsident des Europäischen Parlaments, schaute ebenso vorbei wie Christine Catasta (Öbag) oder auch der ehemalige RBI-Vorstandschef Karl Sevelda. Für gute Laune sorgte die legendäre Cocktailbar auf der Terrasse des Alpbacher Hofs. Jung und Alt ließen sich sehen, parallel dazu feierten die Jungen im Alphof.

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Othmar Karas, Vize-EU-Parlamentspräsident, begrüßte Gastgeber Willibald Cernko freudig. Gerda Holzinger-Burgstaller (Erste Bank Österreich AG) und Stefan Dörfler (Erste Group Bank AG) hatten einen unterhaltsamen Abend. Unternehmerin Maria Rauch-Kallat schaute auf einen Plausch bei der Erste-Veranstaltung vorbei. Der ehemalige Vorstandschef der Raiffeisen Bank International AG, Karl Sevelda, fühlte sich sichtlich wohl.
© FOTOS: DANIEL HINTERRAMSKOGLER

Die Zukunft braucht mehr grünen Strom.

Darum investieren wir in mehr erneuerbare Energie.

Wir alle leisten einen Beitrag zur Energiewende, indem wir fossile Brennstoffe durch grünen Strom ersetzen. Deswegen investieren wir bei VERBUND in die Erzeugung und Verteilung von immer mehr grünem Strom. Denn es ist wichtig, dass er überall bereitsteht, wo er gebraucht wird. Gemeinsam sind wir die Kraft der Wende.

KANTERSIEG FÜR PENSIONISTEN

Die Pensionskonten der Aktiven werden Anfang 2024 um rund sechs Prozent weniger valorisiert als die Pensionen. Die Defizite der Sozialversicherungen werden letztlich auf Kosten der jungen Generation ausgeglichen. Ohne eine zusätzliche kapitalmarktfinanzierte Vorsorge wird sich die Rechnung nicht ausgehen.

Kantersieg für Pensionisten. Das Match Aktive gegen Pensionisten bringt heuer einen Kantersieg: Anfang 2024 werden Rentner 9,7 Prozent mehr Geld auf dem Konto haben. Kaum bekannt ist dagegen das Resultat derjenigen, die das System letztlich über Beiträge und Steuern finanzieren: Das staatliche Pensionskonto aller Berufstätigen wird zum Jahreswechsel nur um etwa 3,5 Prozent aufgewertet. Der genaue Wert der Valorisierung der Pensionskonto-Guthaben wird zwar erst im November fixiert. Klar ist aber, dass das Missverhältnis so krass ausfällt wie noch nie. Es ist aber schon zum zweiten Mal. Anfang 2023 hatten die Pensionisten 5,8 Prozent deutlich mehr bekommen, die Pensionskonten wurden bloß mit 3,1 Prozent verzinst. Das liegt zum Teil an der Berechnungsmethode, da die Pensionen schneller an die Inflation angepasst werden als die Pensionskonten. Ein Teil des Rückstands könnte also in den kommenden Jahren wieder aufgeholt werden.

Das ändert aber nichts am eigentlichen Problem, dass die Kosten des Pensionssystems aus dem Ruder laufen: Laut jüngstem Gutachten der Pensionskommission vom vergangenen November steigen die Ausgaben für Pensionisten viel schneller als die Einnahmen. In Zahlen: Der Bundeszuschuss für die Sozialversicherungspensionen wird zwischen 2021 und 2027 von 11,8 auf 21,2

Milliarden Euro explodieren. Während der Staat um 79 Prozent mehr zuschießen muss, steigen die Beiträge nur um 37 Prozent. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Demografie. Geburtenstarke Jahrgänge scheiden verstärkt aus dem Arbeitsmarkt aus, während weniger junge Menschen anfangen zu arbeiten. Und das mit weniger Wochenstunden. Frauen arbeiteten im Jahr 2022 erstmals zu mehr als der Hälfte in Teilzeit. Auch bei Männern ist der Trend der gleiche: Seit dem Jahr 2008 stieg ihre Teilzeitquote von 8,2 auf 12,6 Prozent.

Letztlich müssen mit immer weniger Arbeitsstunden immer höhere Sozialausgaben für eine alternde Gesellschaft geschultert werden. Und das nicht nur im Bereich Pensionen, sondern auch im Bereich Gesundheit und Pflege. So schätzt das Wifo, dass die Zahl der Bezieher von Pflegegeld zwischen 2022 und 2050 um 59 Prozent wächst. Die Mehrkosten dürften angesichts des akuten Mangels an medizinischem Per-

Der leidenschaftliche Weinbauer (64) ist seit 29 Jahren Finanz- und Wirtschaftsjournalist. Zu den wichtigsten Stationen des gebürtigen Deutschen zählen die langjährige Chefredaktion des Magazins „Format“ und das seit 2015 von ihm organisierte Finanzjournalistenforum. Sein Steckenpferd ist die Altersvorsorge. Sich selbst beschreibt der studierte Agrarökonom als chronisch neugierig.

sonal noch ein höheres Tempo aufweisen. Mit einem Wort: Es wird eng. Die Belastbarkeit der Aktiven, sei es über Sozialbeiträge oder Steuern auf Arbeit, stößt an ihre Grenzen. Umso wichtiger ist es als reiche, aber alternde Gesellschaft, weitere Geldquellen wie den Kapitalmarkt anzuzapfen, vor allem für die Pensionen. Doch da geht trotz aller Vorsätze der Koalition nichts weiter, im Gegenteil. Die Anzahl der Aktiven, die von Pensionskassen profitieren, ist im internationalen Vergleich extrem niedrig und sinkt heuer sogar. Ein Gesetz, das Pensionskassen für jeden öffnet, auch wenn der Betrieb nichts dazuzahlt, bleibt trotzdem ausständig.

Neben dem Pensionssystem fehlt so auch dem österreichischen Kapitalmarkt Liquidität. Laut einer aktuellen Studie der deutschen HQ Trust über Aktienmarktschwankungen an 49 internationalen Börsen zählen Länder wie die Schweiz, Finnland, Großbritannien und die USA zu den „sichersten“ Ländern. Kein Zufall: Alle stützen das Pensionssystem mit einer gut ausgebauten Kapitalmarktsäule. Wien zählt dagegen zu den volatilsten Aktienmärkten der vergangenen fünf Jahre. Zu den 20 schwankungsintensivsten Staaten gehören 17 Entwicklungsländer. Auf dem unrühmlichen Platz fünf der Wackelbörsen liegt Österreich. Nur vier Länder schneiden noch schlechter ab: Türkei, Kolumbien, Brasilien und Pakistan. n

122 SEITENBLICKE MARKTGEFLÜSTER
„Die Kosten des Pensionssystems laufen aus dem Ruder.“
MARTIN KWAUKA

UNTERNEHMEN IN DIESER AUSGABE

FIRMENINDEX

IMPRESSUM/SERVICE

Chefredakteur/Herausgeber: Dominik Hojas, d.hojas@derboersianer.com

Stv. Chefredakteure: Ingrid Krawarik (CvD), i.krawarik@derboersianer. com; Daniel Nutz, d.nutz@derboersianer.com

Redaktion:

Christoph Eisele, Irmgard Kischko, Julia Kistner, Angelika Kramer, Raja Korinek, Martin Kwauka (Chefkommentator), Thomas Müller, Hedwig Schneid, Robert Winter

Chefökonom: Peter Brezinschek

Korrespondenten:

Deutschland/Düsseldorf: Oliver Stock

Schweiz/Zürich: Daniel Zulauf

Anzeigenverkauf:

Luca Cerulla, j.cerulla@derboersianer.com; Miriam Haider, m.haider@derboersianer.com; Jakob Winkelbauer, j.winkelbauer@derboersianer.com; Es gilt die Anzeigenpreisliste 2023; ComplianceHinweis: Advertorials werden als „entgeltliche Einschaltung“ gekennzeichnet.

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WAYNE

Geschäftsführer:

Dominik Hojas

Produktion:

Grafik: Martin Jandrisevits, Titanweiß Werbeagentur GmbH; Fotos: Dieter Brasch, Stefan Burghart, Barbara Ster, Unternehmen beigestellt; Lektor: Armin Baumgartner; Kursdaten: baha GmbH, Schlusskurse vom 15. 9. 2023, keine Gewähr für die Richtigkeit der Daten; aus Gründen der Textökonomie verzichten wir auf geschlechtsspezifische Formulierungen.

Druckerei/Nachhaltigkeit:

Das Magazin wurde nach Richtlinien des Österreichischen Umweltzeichens bei der Druckerei Ferdinand Berger & Söhne GmbH (10.000 Stück) auf nachhaltigem Papier (Umschlag: Claro Silk 250 g, Kern: Furioso 80 g, Journal: Holmen Trnd 70 g) gedruckt.

Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH.

123 SEITENBLICKE INDEX Acatis KAG 57 Advisory Invest 26 Allianz SE 40 Bawag Group AG 8, 24, 48, 91 BDO Austria 84 Berenberg Bank 35, 38 Beyond Gravity 64 Bitpanda 74 BKS Bank AG 91 Braintrust 70 BTV 16, 86, 91 CA Immo AG 8 Cerha Hempel 86 Comgest 57 Commerzbank AG 49 Corum 82 Dagobertinvest 88 Deka Bank 35 Deloitte 84 DLA Piper 87 Dorda Rechtsanwälte 24 DPAM 35, 36 Druckerei Bösmüller 65 Erste Group Bank AG 23, 26, 41, 91, 120 Erste Immobilien KAG 70 Euro Tele Sites AG 80 Fellner Wratzfeld 86 Feri-Gruppe 35 FH St Pölten 78 Finanzmarktaufsicht (FMA) 49 Flossbach von Storch Research Institut 72 FPÖ 22, 109 Frequentis AG 58 Friday Finance 88 Generali 77 Grüne 22, 27, 110 HSB Rechtsanwälte 60 Hypo Oberösterreich AG 22, 91 Hypo Vorarlberg AG 24 IHS 69 Industriellenvereinigung 106 J. Safra Sarasin 78 Kathrein Privatbank AG 31, 91 Kerkhoff Consulting 63 Kommunalkredit Autria AG 118 LBBW Research 60 Matejka & Partner Asset Management 11, 30 Mercer Österreich 104 Neos 104, 110 ÖBB 74 Oberbank AG 8, 24, 86,91 Oesterreichische Kontrollbank AG 91 Oesterreichische Nationalbank 60, 91 Örag 82 Österreichische Ärztekammer 58 Österreichische Hagelversicherung 50 ÖVP 104, 108 Palfinger AG 94 Petrus Advisers 48 Precedence Research 58 PWC 67, 84 Raiffeisen Bank International AG 48, 91 Raiffeisen Immobilientreuhand 70 Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien AG 40, 83, 91 Raiffeisenlandesbank OÖ AG 22, 91 Raiffeisen-Landesbank Steiermark AG 91 Rize ETF 78 Rosam Grünberger Jarosch & Partner 17, 22 S&P Global 63 Salus Alpha 40 Sberbank Europe 86 SBO AG 81 Schelhammer Capital Bank AG 91 Schoellerbank AG 68, 91 Semperit AG Holding 80 SPÖ 22, 109 Stanford University 67 Telekom Austria AG 118 Unicredit Bank Austria AG 23, 86, 91 Uniqa Insurance Group AG 64, 77 VBV 106 Vienna Insurance Group AG 77 Voestalpine AG 64, 80, 112 Volksbank Wien AG 91 VVO 50 Wiener Privatbank SE 8, 11, 41, 91 Wiener Städtische Versicherung AG 50 Wifo 69
Unbenannt-1 1 07.07.2009 13:28:58

WELTBLICK

Die Wirtschaft ist ein globales Geschäft. Ein Blick über die Grenzen der Korrespondenten.

DIE PLEITE DER RENDITEJÄGER

FRANKFURT. Die Stimmung unter Immobilienentwicklern in Deutschland ist mies, rund ein Dutzend ist bereits insolvent. Die Bauherren sind die Dummen. Strotzte die Branche in den vergangenen Jahren vor Selbstbewusstsein, schlagen jetzt hohe Finanzierungszinsen durch, was sich in den Pleiten zeigt. Vor allem das Verhältnis zu Banken ist für Projektentwickler derzeit schwierig. Hohe Kreditnachfrage trifft auf dünnes Angebot. Käufer fehlen. Ohne Verkäufe gibt es keine Umsätze, keine Einnahmen, keine Li-

quidität, aber Fixkosten bleiben. Die Banken signalisieren, dass sie die Finanzierungsbedingungen für die Branche stärker straffen wollen. Und die EZB erhöht die Zinsen weiter. Es trifft die, die in den vergangenen Jahren auf Kante genäht haben, Rendite über Verstand stellten und Grundstücke zu Preise kauften, als seien Zinsen bis in alle Ewigkeit abgeschafft. Und es trifft Bauherren, darunter nicht nur Institutionen und Unternehmen, sondern auch Familien. Für sie platzen Investitionen und der Lebenstraum.

MUTLOS ODER GENIAL? WAHLEN IN DER SCHWEIZ

ZÜRICH. Die Schweiz feiert 175 Jahre Bundesverfassung. Bundespräsident Alain Berset sagt: „Die Gründung der modernen Schweiz war ein Wurf. (...) Ein scharfer Kontrast zu dem, was wir heute erleben: Das vorsichtige Verwalten eines Status quo.“ Die Schweiz wagte 1848, inmitten eines konservativ-autoritären Europas, ganz allein den Weg in ein neues Zeitalter. Ein loser Verbund selbstständiger Ministaaten raufte sich nach einem Bürgerkrieg zur Gründung eines modernen Bundesstaates zusammen. 1995 ergab

KULTURKAMPF UM ESG

sich folgende Verteilung der 200 Sitze in der vereinigten Bundesversammlung: 67 Sitze links, 40 Mitte, 93 rechts. 2019 sah das Bild ähnlich aus: 68/47/85. Die Prognosen für die Wahlen im Oktober lassen keine Veränderungen erwarten. Sind die Eidgenossen zu mutlosen Besitzstandsverwaltern verkommen, oder steckt ihnen der Sinn für den Interessenausgleich in den Genen? In einem Europa, in dem parteipolitische Umwälzungen an der Tagesordnung sind, erscheint diese Frage schon fast beruhigend akademisch.

NEW YORK. Während in Europa durch ESG-Investitionen die Transformation in eine CO2-freie Wirtschaft beschleunigt werden soll, stellt die Republikanische Partei in den USA nachhaltige Investments an den Pranger. Das führt zu seltsamen Blüten. In 18 von ihr regierten Bundesstaaten sollen ESG-Kriterien bei öffentlichen Investitionen verboten werden. Investiert werden soll etwa in Waffen, Öl und Gas und nicht in Technologien gegen den Klimawandel.

BALD JEDES VIERTE E-AUTO AUS CHINA

PEKING. Die angeschlagene chinesische Volkswirtschaft zeigte zuletzt eine leichte Besserung. Mittelfristig sehen die Exportaussichten sehr gut aus. Vor allem bei E-Autos müssen sich Europas Hersteller auf einiges gefasst machen. Laut der TU Chemnitz ist hier bereits heuer ein Anteil Chinas von fast 20 Prozent an den Neuzulassungen in Europa zu erwarten. Bis 2025 könnte jedes vierte E-Auto aus einer chinesischen Fabrik stammen.

Das nächste Magazin erscheint um den 11. Dezember 2023. Bis dahin täglich: www.derboersianer.com

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OLIVER STOCK Korrespondent Deutschland
©
DANIEL ZULAUF Korrespondent Schweiz
SCHWEIZ TOURISMUS/API USER

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Wir beteiligen unsere Aktionär:innen am wachsenden Erfolg. Seit 1994 notieren wir an der Wiener Börse und schütten jährlich eine Dividende aus. Im ATX ist die VIG-Aktie seit 2005 vertreten, an der Prager Börse notieren wir seit dem Jahr 2008 und an der Budapester Börse seit November 2022. Mit A+ mit stabilem Ausblick von S&P gehören wir zu den Unternehmen mit dem besten Rating im ATX, und das wollen wir auch bleiben. Was noch für uns zählt, erfahren Sie unter group.vig

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