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L'Impératrice

»Die Kaiserin« des French Touch gastiert zum ersten Mal im Wiener Konzerthaus und bringt Disco-Stimmung ins Haus

VON ANTONIA WECHNER

Schweben im schwerelosen Raum, umgeben von glitzernden Sternen und einer endlosen Galaxie aus Farben; im Hintergrund eine zarte Melodie und ein pulsierender Rhythmus, der sanft vorantreibt und in einen hypnotischen Tanz zwischen Licht und Sound entführt: Willkommen in der Klangwelt von L’Impératrice, einer französischen Elektropop-Band, die wie keine andere die Gefühle von Leichtigkeit, Eleganz und Ekstase in Musik verwandelt.

Gegründet 2012 von dem damals als Musikkritiker tätigen Charles de Boisseguin verteidigt L’Impératrice seitdem mit jeder neuen Veröffentlichung ihre Position als »Kaiserin« des French Touch. Ihre Musik baut auf dem auf, was in der Blütezeit der elektronischen Musik in Frankreich von Gruppen wie Daft Punk und Air geschaffen wurde. Sie kreiert Neues aus Vertrautem, blickt musikalisch auf die Geschichte des French Touch zurück und steuert gleichzeitig auf die Zukunft des Genres zu. Was daraus entsteht? Unaufhaltbare Beats, die jede:n unweigerlich in Bewegung versetzen.

Hinter L’Impératrice stehen heute sechs Musiker:innen, die den besonderen Sound der Band prägen: Gründer Charles de Boisseguin und Hagni Gwon an Keyboard und Synthesizern, David Gaugué am Bass, Tom Daveau am Schlagzeug und Achille Trocellier an der Gitarre. 2015 stieß die Sängerin Flore Benguigui zur Band und ergänzte die zuvor reine Instrumentalgruppe. Seit ihrem Ausscheiden nimmt die ebenfalls aus Frankreich stammende Sängerin Louve mit ihrer außergewöhnlichen Stimme ihre Stelle ein. Bereits mit dem Debütalbum »Matahari« (2018) erlangte die französische Gruppe breite Anerkennung und eine wachsende Fangemeinde. Schnell wurde sie für ihre eingängigen Melodien und mitreißenden Live-Auftritte bekannt. Dazu kamen aufwendig gestaltete, retro-futuristisch anmutende Musikvideos, die die anziehende Aura der Band vervollständigen.

Nach ihrem zweiten Studioalbum »Tako Tsubo«, das 2021 erschien, stellte L’Impératrice dieses Jahr ihr neues Album »Pulsar« (2024) vor und liefert damit einen Soundtrack, der mühelos zwischen lockerem Funk, ätherischem French Touch und spaciger Nu-Disco wechselt. »Pulsar« zeigt einmal mehr, dass die kreative Energie der Band nicht zu stoppen ist. Jeder Song auf dem Album eröffnet eine eigene kleine Welt, sowohl musikalisch als auch lyrisch. Hinzu kommen mehrere Featuregäste, mit denen die Band teils musikalisches Neuland betritt – so zum Beispiel mit dem New Yorker Rapper Erick the Architect im Song »Sweet & Sublime« oder der amerikanischen Singer-Songwriterin Maggie Rogers in »Any Way«.

Während »Pulsar« in musikalischer Hinsicht absolute Sorglosigkeit vermittelt, findet man bei genauerem Hinhören durchaus sozialkritische Themen in den mehrsprachig gehaltenen Lyrics des Albums. Die Songs liefern Kritik an weiblichen Rollenbildern, Aufforderungen zur Selbstliebe und philosophische Auseinandersetzungen mit der Zukunft unserer Gesellschaft. So wird in »Me Da Igual« (»Ist mir egal«) dazu aufgerufen, sich von den zwanghaften Vorstellungen von Schönheit und Perfektion zu befreien. In dem Featuresong »Danza Marilù« mit der italienischen Sängerin Fabiana Martone geht es um das Akzeptieren des Älterwerdens, und in »Déjà-vue« wird die Frage gestellt, was mit all den möglichen Lebenswegen passiert, die nicht eingeschlagen wurden.

Am Ende bietet ein Konzert von L’Impératrice die Möglichkeit, sich vollkommen dem Rhythmus des eigenen Pulses hinzugeben. Es geht um Beats und um Energie, um Lebensfreude, Sorglosigkeit und doch auch die Reflexion über sich selbst und das eigene Umfeld. Es ist die Magie dieser Band, die Zuhörenden mit ihrer Musik zu fesseln und in eine pastellgefärbte Welt zu entführen, in der nichts anderes verlangt wird als zu tanzen.

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KONZERTTIPP

11/12/24 Mi, 19.30 Uhr · Großer Saal

Stehkonzert

L’Impératrice

»2024 Tour«

Dov’è Liana Support

Karten unter: https://konzerthaus.at/konzert/eventid/61779

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