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Die Mischung macht's

Brad Mehldau und Hiromi präsentieren im Wiener Konzerthaus ihre neuen Projekte, in denen Jazzimprovisation mit klassischen Klängen eine Liaison eingeht.

VON MIRIAM WEISS

Brad Mehldau

Das Klavierspiel Brad Mehldaus bewegt sich zwischen musikalischen Welten – egal, ob es sich um einen Jazz-Standard, einen Popsong, die Adaption eines klassischen Werks oder um eine eigene Komposition handelt. Der amerikanische Pianist hat das Erbe Johann Sebastian Bachs und Franz Schuberts ebenso aufgesogen wie die Jazzhistorie. So kamen im Lauf der Jahre zu den berühmten Trio- und Soloalben immer wieder Projekte mit klassischen Künstler:innen dazu, etwa mit der Sopranistin Renée Fleming oder der Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter. Im Soloalbum »After Bach« (2018) rückte die Musik des Thomaskantors ins Rampenlicht, die unbestritten zu den wichtigsten Einflüssen des Pianisten zählt.

Seinem Ruf als virtuoser Grenzgänger wird Brad Mehldau einmal mehr gerecht.

© Michael Wilson

Diesen zentralen musikalischen Faden spinnt Mehldau nun weiter und teilt dafür die Konzerthausbühne mit dem Prague Radio Symphony Orchestra unter der Leitung von Clark Rundell. Erklingen werden Orchesterbearbeitungen aus Bachs Klavierwerk etwa von Igor Strawinski oder Anton Webern, die von Mehldau mit improvisierten Interventionen weitererzählt werden. Den Höhepunkt dieses Konzerts wird als österreichische Erstaufführung sein Piano Concerto bilden.

Hiromi

Hiromi war bislang noch nicht für eine musikalische Auseinandersetzung mit dem Klassikgenre bekannt. Das wird sich nun ändern. Bereits mit ihrem Soloalbum »Spectrum« (2019) zeigte die japanische Pianistin eine ungewöhnliche Seite, da sie sonst eher kraftvolle, ein perkussives Fusion-Feuerwerk entfachende Piano- Grooves auf die Tasten zaubert, das Schlagzeug zu schweißtreibenden Soli animiert und den E-Bass zu verzerrten E-Gitarrensounds anstiftet.

Jazz-Virtuosin Hiromi ist am Klavier auch klassisch ausgebildet. Mit Brad Mehldau teilt sie übrigens eine Vorliebe für die Beatles – von beiden gibt es hinreißende Einspielungen des Songs »Blackbird«.

© Muga Muyaha

Die Pandemie verbannte Hiromi erneut zum einsamen Spiel – und sie war wieder Solistin. Anstatt die Musik von »Spectrum« in den Konzertsälen dieser Welt vorzustellen, verlegte sie sich daheim in Japan aufs Komponieren. Es entstanden die vierteilige »Silver Lining Suite« und weitere Stücke für Klavier und Streichquartett: Hier lotet Hiromi die Klangmöglichkeiten des Klavierquintetts aus und unternimmt mit den Streicher:innen im Rücken groovende Ausflüge in improvisatorische Gefilde. Es ist Musik, die einfach Spaß macht und die widrigen Umstände ihrer Entstehung schnell vergessen lässt.

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Mo, 02/05/22, 19.30 Uhr · Großer Saal

Brad Mehldau & Prague Radio Symphony Orchestra · Clark Rundell »Piano Concerto«

Brad Mehldau: Klavier; Prague Radio Symphony Orchestra; Clark Rundell: Percussion

Kompositionen von Johann Sebastian Bach in Bearbeitungen für Orchester von Igor Strawinski, Charles Coleman, Anton Webern und Luciano Berio mit improvisierten Interventionen von Brad Mehldau über Themen von Johann Sebastian Bach; Brad Mehldau: Konzert für Klavier und Orchester (EA)

Karten: konzerthaus.at/konzert/eventid/58100

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Do, 30/06/22, 19.30 Uhr · Großer Saal

Hiromi – The Piano Quintet »Music for piano and string quartet«

Hiromi Klavier, Keyboards Streichquartett

Karten: konzerthaus.at/konzert/eventid/59355

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