Grenzenlos Musik – Patricia Kopatchinskaja

Page 1

Saison

2020/21


Kapsch Group

Wenn Tradition auf Innovation trifft. Dann entstehen bahnbrechende Ideen, mit denen man das Publikum immer wieder aufs Neue begeistert. Wir von Kapsch freuen uns, das Wiener Konzerthaus als Generalpartner zu unterstuĚˆtzen und Teil dieser einzigartigen Komposition zu sein. www.kapsch.net


28/10/20 Mi, 19.30 Uhr GroĂ&#x;er Saal Zyklus Grenzenlos Musik 2. Konzert Zyklus You(th) 2. Konzert

Patricia Kopatchinskaja Violine Ehrenmitglied der Wiener Konzerthausgesellschaft

Anastasia Kobekina Violoncello Joonas Ahonen Klavier


K O N Z E R T T I P P

24/11/20 Di, 18.00 & 20.30 Uhr · Mozart-Saal

Janine Jansen Violine

Denis Kozhukhin Klavier

Ludwig van Beethoven

Sonate c-moll op. 30/2 für Violine und Klavier

Dmitri Schostakowitsch

Sonate op. 134 für Violine und Klavier

© Lukas Beck


Arnold Schönberg (1874–1951)

Phantasy for Violin with Piano Accompaniment op. 47 (1949) (10')

Ludwig van Beethoven (1770–1827)

Sonate c-moll op. 30/2 für Violine und Klavier (1801–1802) (25') Allegro con brio Adagio cantabile Scherzo. Allegro Finale. Allegro P A U S E

Vladimir Kobekin (*1947)

A Summer Evening with a Cuckoo (5')

Márton Illés (*1975)

Én-Kör III Duo für Violine und Violoncello (8')

Ludwig van Beethoven (1770–1827)

Sonate A-Dur op. 47 für Violine und Klavier »Kreutzer-Sonate« (1802–1803) (35') Adagio sostenuto – Presto Andante con Variazioni Finale. Presto Unterstützt von

Medienpartner

1m

Sehr geehrte Damen und Herren! Aufgrund der aktuellen Situation bitten wir Sie, ausschließlich den auf Ihrer Karte angegebenen Sitzplatz einzunehmen und sich auch nach der Pause nicht umzusetzen. Bitte halten Sie beim Verlassen des Saals mindestens einen Meter Abstand zu anderen Personen und benutzen Sie alle zur Verfügung stehenden Ausgänge. Beachten Sie, dass ein Mund-Nasenschutz im gesamten Gebäude – auch während der Veranstaltung – getragen werden muss.


Arnold Schönberg Phantasy for Violin with Piano Accompaniment op. 47 Entstehungszeit März 1949 Uraufführung 13. September 1949 Künstler der Uraufführung

Adolph Kodolfsky (1905–1951)

Erstaufführung im Wiener Konzerthaus 1960 durch Hyman Bress

Bisherige Aufführungen im Wiener Konzerthaus 8

Nach langer Pause setzte zu Beginn des Jahres 1949 Arnold Schönbergs kompositorischer Schaffenstrieb wieder ein. Neben einigen Chorwerken konzipierte er im Frühjahr sein letztes Instrumentalwerk, die Fantasie für Violine mit Klavierbegleitung op. 47. Rudolf Kolisch gegenüber betonte er, dass er, »um dieses Stück ganz entschieden zu einem Solostück für Geige zu gestalten, zuerst die ganze Geigenstimme komponiert und dann erst die Klavierbegleitung hinzugefügt« habe. In der Tat ordnete er den Klavierpart, der auch viel leichter spielbar ist als die Violinstimme, der Geige völlig unter. In dem einsätzigen Werk – »Es ist sehr schwer«, bemerkte Schönberg –, das aus fünf aneinandergereihten Teilen zusammengesetzt ist, wird kein einziger thematischer Gedanke vom Klavier eingeführt. Der Titel bezeichnet jedoch nicht nur die Vorrangstellung der Violine, sondern gibt auch den Formtypus preis. Schönberg selbst spottete über diejenigen, die behaupteten, die Komponisten der freien Formen, zu denen auch die Fantasie zählt, befolgten keine besondere Form. Dies bedeute doch, dass diese Werke dann gestaltlos und unorganisiert seien. Er selbst erörterte in seinen Schriften die Fantasien von Bach, Mozart und 4


Arnold Schönberg

Beethoven, und man darf wohl annehmen, er habe sich in seinem Opus 47 an diesen Vorbildern orientiert. Theodor W. Adorno, der dem Werk einen ganzen Aufsatz gewidmet hat, vermutete, dass Schönbergs Kommentar zu Beethovens Klavierfantasie op. 77 auch Aufschluss über seine Violinfantasie gäbe: »Schönberg diskutiert die Möglichkeit, das Werk ›Introduktion und Thema mit Variation‹ zu nennen, verwirft sie jedoch wegen des Reichtums dessen, was in der scheinbaren Introduktion vorherging, und ihres selbständigen Duktus: ihre Dignität übersteige die bloße Vorbereitung. Analog münden auch in Schönbergs Fantasie eigentlich fantasierende Abschnitte in einen längeren Scherzoteil, der ihrer Gesamtheit die Waage hält; die erste Hälfte ist aber trotzdem zu gewichtig, um bloß im Hinblick auf das Scherzando empfunden zu werden.« Das Einheitsmoment der Fantasie ist neben der Zwölftonreihe die Wiederkehr eines dreimal im identischen Tempo erscheinenden Graveteils. Der Pianist Glenn Gould, der dem Klavierpart immerhin so viel Wert beigemessen hat, dass er auf einer Schallplatteneinspielung Israel Bakers begleitete, nennt die Fantasie eine »lange rhapsodische Aussage für Sologeige«. Die Form beschreibt er als Folge von Charakterstücken: Nach der langen rezitativischen Introduktion, die er des Geigers Traum heißt, bedeutet der Adagioteil eine erste motivische Verfestigung. Weitergeführt wird diese Entwicklung zum Thematischen hin in einer Walzerepisode, mit einem »nächtlichen, laternenerhellten Charakter«. Ihr folgt eine choralhafte Episode, deren Motivik auf das Grave zurückgeht, und die durchführungshafte Überleitung zum Scherzando. Beschlossen wird das Stück von einer »sardonischen Stretta, die das expressionistische Credo von Schönberg« kennzeichnet. Das Werk ist dem amerikanischen Geiger Adolph Kodolfsky, der 1948 an der Uraufführung des Streichtrios op. 45 mitgewirkt hatte, gewidmet. Es wurde von ihm und dem Pianisten Leonard Stein zum ersten Mal an einem Konzertabend der International Society of Contemporary Music in Los Angeles zu Schönbergs 75. Geburtstag gespielt. Sebastian Urmoneit

5


Nicht ohne.

Nicht ohne.

Kultur setzt immer wieder starke Akzente. Aber nicht ohne unsere Unterstützung. Kultur, Kunst, Bildung und soziales Engagement machen unsere Welt um vieles reicher. Die Zuwendung durch Unterstützer ermöglicht die Verwirklichung und Fortführung vieler gesellschaftlicher Anliegen und trägt zur Vielfalt des Lebens bei. Die Erhaltung gesellschaftlicher Werte hat bei uns eine lange Tradition – eine Tradition, die sich auch in der Förderung des Wiener Konzerthauses widerspiegelt. www.wst-versicherungsverein.at

Anthonis van Dyck: Armida bekränzt den schlafenden Rinaldo, 1629


Ludwig van Beethoven Sonate für Violine und Klavier c-moll op. 30/2 Entstehung 1801/1802 Uraufführung unbekannt Erstaufführung im Wiener Konzerthaus am 9. Dezem-

ber 1913 durch Bronisław Huberman und Eugen d’Albert

Bisherige Aufführungen im Wiener Konzerthaus 91

Ludwig van Beethovens drei Violinsonaten op. 30 entstanden in der Zeit von Herbst 1801 bis Frühjahr 1802. Sie wurden dem russischen Zaren Alexander I. gewidmet, ohne dass dies aber einen unmittelbaren finanziellen Gewinn mit sich gebracht hätte. Erst etliche Jahre später, während des Wiener Kongresses, wurde diese Widmung vom Zaren mit einer Zahlung von 100 Dukaten belohnt. Beethoven war zur Zeit der Entstehung der Sonaten mit Arbeit überhäuft. In einem Brief schreibt er: »Ich lebe nur in meinen Noten, und ist das eine kaum da, so ist schon das andere angefangen. So wie ich jetzt schreibe, mache ich oft drei neue Sachen zugleich […].« Es ist eigenartig, wie gerade die zweite Sonate aus dem Opus 30 im Laufe der Geschichte immer wieder verschiedenartige Beurteilung erfahren hat. Während die c-moll-Tonart der Ecksätze, die fest zupackende Gestik der Thematik und die stark dominantische Harmonik den tragenden Charakter anderer Sätze in c-moll – selbst in der späteren 5. Symphonie – evozieren, halten sich nicht wenige Kommentatoren an jene lichteren Stellen, die von guter Laune, ja von Humor zu künden scheinen, wie etwa das marschartige Seitenthema des ersten Satzes, die Kantilene des Adagios und der Kanon im Trio des Scherzos. Der Musikphilosoph Theodor W. Adorno, der zeitlebens ein umfangreiches Beethoven-Buch plante, letztlich aber nur 7


Ludwig van Beethoven

(immerhin fast 400) Skizzen, Aphorismen und kleinere Essays zu diesem Themenkreis hinterlassen hat, Adorno also kam in diesen Fragmenten mehrfach auf den ersten Satz der Sonate zu sprechen: Sie erschien ihm als ein erster großer Meilenstein im Beethoven’schen Komponieren und gleichzeitig ein Endpunkt – bevor Beethoven beginnt, die kontrastierenden Themen eines Sonatensatzes auseinander zu entwickeln. So notierte Adorno etwa 1962 unter der Überschrift »Über Musik und dialektische Logik«: »Es läßt an Beethoven sich zeigen, wie er erst allmählich zum vollen Begriff eines dialektischen Komponierens gelangt. In der c-moll-Violinsonate aus op. 30 – einem der ersten vollen

»Ich lebe nur in meinen Noten, und ist das eine kaum da, so ist schon das andere angefangen. So wie ich jetzt schreibe, mache ich oft drei neue Sachen zugleich…« Ludwig van Beethoven

Beethoven-Stücke, genialster Konzeption – ist der Antagonismus noch unvermittelt d. h. es sind die Themenkomplexe in großartigem Kontrast, gleichsam wie in Armeen oder auf dem Schachbrett, aufgestellt, und prallen in einem dichten Entwicklungszug aufeinander. In der Appassionata sind die antithetischen Themen in sich zugleich identisch: Identität in der Nichtidentität.« Tatsächlich liegen die thematischen Zusammenhänge zwischen den Sätzen in diesem Werk nicht offen da. Sie mögen vielleicht in der fallenden Terzschichtung des Hauptthemas im ersten Satz zu suchen sein, wobei diese strukturelle Idee aber keineswegs mit derselben Konsequenz wie viele Jahre später in der »Hammerklaviersonate« durchgeführt wird. Das marschartige Kontrastthema des ersten Satzes sowie andere Themen des Werkes sind vielleicht in Ausschnitte dieser Modell-Idee 8


Vladimir Kobekin

hineinzudenken, doch folgen diese einander in differierender Reihenfolge; immerhin ist eine gewisse Konstanz in der Verwendung des Modellausschnittes as–f–d–h zu finden, der vor allem das Thema des letzten Satzes maßgeblich bestimmt. (Archiv)

Vladimir Kobekin A Summer Evening with a Cuckoo Erstaufführung im Wiener Konzerthaus heute

Vladimir Kobekin wurde 1947 im russischen Beresniki im Uralgebirge (Provinz Perm) geboren. Als er im Alter von sieben Jahren mit dem Klavierspiel begann, fing er auch an, sich für das Komponieren zu interessieren. Er studierte zunächst an der Musikschule von Beresniki Klavier, dann am Ural State Conservatory in Jekaterinburg, schließlich Komposition am Konservatorium von St. Petersburg. 1980, als Kobekin 33 Jahre alt war, inszenierte Boris Pokrovsky (von 1943 bis 1982 auch Regisseur am Bolshoi Theatre) am von ihm 1971 gegründeten Moscow Chamber Musical Theatre Kobekins Oper »Swan Song«. Auch fortan bildete die Komposition von Opern den Schwerpunkt seines Schaffens. Für seine Oper »Prophet« nach Alexander Puschkin, die in Jekaterinburg am State Academic Opera and Ballet Theatre auf die Bühne kam, erhielt er 1987 den Sowjetischen Staatspreis. Seine Opern »Margarita« (Saratov Theatre of Opera and Ballet), »Dutch Hamlet or a Russian Comedy« (Stanislavski and Nemirovich-Danchenko Moscow Musical Theatre) und »Kholstomer« (Boris Pokrovsky Musical Theatre) erhielten alle einen Preis beim Festival der Goldenen Maske in der Kategorie »Musical Theatre/Best Composer«. Abgesehen von Opern komponierte Kobekin auch Orchestermusik, Kom9


K O N Z E R T T I P P

01/12/20 Di, 19.30 Uhr · Großer Saal

Wiener Philharmoniker Christian Thielemann Dirigent Anton Bruckner

Symphonie Nr. 3 d-moll (Dritte Fassung von 1889)

© Matthias Creutziger


© Julia Wesely

Als österreichisches und international tätiges Unternehmen sind wir stolz, das Wiener Konzerthaus mit voller Energie zu unterstützen. Die OMV fördert mit dem Zyklus „Vorhören“ außergewöhnliche Musikerlebnisse für Kinder und Jugendliche. Alle Sponsoringprojekte finden Sie auf www.omv.com/sponsoring


Feiern Sie Silvester im Wiener Konzerthaus! Jahreswechsel mit Stil Im Wiener Konzerthaus werden seit über 100 Jahren Silvester und Neujahr musikalisch begangen. Auch heuer sind die Wiener Symphoniker unter der Leitung von Manfred Honeck mit Beethovens Neunter zu erleben – Musik für die Ewigkeit. Das Strauss Festival Orchester widmet sich in bewährter Weise den schwelgerischen Kompositionen der StraußDynastie: Dieses Mal unter dem Motto »Märchen aus dem Orient«. Kunstpfeifer Nikolaus Habjan und seine Gäste stimmen auf das kommende Jahr ein. In der Silvester-Gala begeistern die Philharmonix mit einem virtuosen »Best of« ihres Könnens. Conferencier Holger Wemhoff moderiert den Abend und wir freuen uns auf eine Vielzahl an Überraschungsgästen. Prosit Neujahr!

28 & 29/12/20 & 01/01/21

Strauss Festival Orchester Wien »Märchen aus dem Orient« Willy Büchler Leitung

30 & 31/12/20 & 01/01/21

Wiener Symphoniker »Beethoven: Symphonie Nr. 9« Wiener Singakademie, Manfred Honeck Dirigent

30/12/20

Habjan & Friends »Luftkunst« Nikolaus Habjan, Ines Schüttengruber u. a.

Auf ein Neues!

31/12/20

Silvester-Gala mit den Philharmonix »Best of Philharmonix« special guest: Thomas Hampson Bariton Weitere Infos unter konzerthaus.at/silvester · write ticket@konzerthaus.at · call +43 1 242 002


© Julia Wesely


Ir

SPIELEN

I aufnehmen I HÖREN I BEARBEITEN

Jetzt in unserem Geschäft ausprobieren: S T E I N WAY & S O N S W I E N OPERNRING 6-8 ∙ 1010 WIEN 01-512 07 12 ∙ STEINWAY.AT


Márton Illés

positionen für Klavier und andere Instrumente. In den letzten beiden Jahrzehnten schrieb Kobekin zahlreiche Stücke für Violoncello, die er seiner Tochter Anastasia Kobekina widmete. Zu seinem Werk »A Summer Evening with a Cuckoo« meint der Komponist: »Der Kuckuck ist daran nicht das Bedeutendste. Hauptsächlich geht es in diesem Stück meiner Meinung nach um eine bestimmte Atmosphäre, um die Stimmung in einem russischen Dorf, eines Adelsanwesens vielleicht. Für mich ist es etwas von Turgenjew ...«

Márton Illés Én-Kör III Uraufführung 25. Jänner 2020 in der Hahn Hall, Santa Barbara, Kalifornien Künstler der Uraufführung Patricia Kopatchinskaja (Violine), Jay Campbell (Violoncello) Erstaufführung im Wiener Konzerthaus heute »Márton Illés schreibt eine Musik, in der sich Kalkül und Risiko präzise ausbalanciert die Waage halten. Die Emotionalität ist stets in ein verbindliches Struktur-Ganzes eingelassen; die Rationalität ist konfrontiert mit geschärfter Klangkraft und Ausbruchsenergie. So gelingt es ihm in jungen Jahren zu einer verbindlichen Aussage zu gelangen, die gelassen aus sich selbst zu wirken in der Lage ist, ohne sich irgendeiner Tagesmode versichern zu müssen.« Mit diesen Worten beschreibt der Komponist Wolfgang Rihm die Musik des 1975 in Budapest geborenen Márton Illés. Seine musikalische Grundausbildung in Klavier, Schlagzeug und Komposition erhielt Illés an verschiedenen Kodály-Schulen in Györ, bevor er ab 1994 an 11


Márton Illés 12

der Musikakademie Basel bei László Gyimesi Klavier studierte, ab 1997 bei Detlev Müller-Siemens ebendort auch Komposition. 2001 nahm er an der Musikhochschule Karlsruhe, wo er seit 2005 selbst unterrichtet, bei Wolfgang Rihm das Studium der Komposition, bei Michael Reudenbach das der Musiktheorie auf. Mittlerweile unterrichtet er selbst dort sowie an der Musikhochschule in Würzburg. Márton Illés war Stipendiat beim Experimentalstudio des SWR in Freiburg, an der Villa Massimo in Rom und an der Villa Concordia in Bamberg. Darüber hinaus erhielt er zahlreiche Preise und Auszeichnungen wie den Förderpreis der Ernstvon-Siemens-Musikstiftung, den Schneider-Schott-Preis, den PaulHindemith-Preis des Schleswig Holstein Musik Festivals u. a. Bei den Donaueschinger Musiktagen 2017 wurde ihm für sein Orchesterwerk »Ez-tér« der Preis des SWR Sinfonieorchesters Stuttgart verliehen. Zu seinem Opus zählen Kompositionen für Soloinstrumente, Kammermusik, Streich­quartette, Vokalwerke, Ensemblekompositionen, elektroakustische Kompositionen, Werke für Musiktheater, Streichorchester, Instrumentalkon­ zerte sowie Werke für Symphonieorchester. Márton Illés Aufgeführt wurden sie an zahlreichen bedeutenden Konzertsälen und Opernhäusern sowie bei wichtigen Festivals, darunter etwa in der Alten Oper Frankfurt, am Barbican Center in London, beim Beethovenfest Bonn, im Cairo Opera House, in der Cité de la Musique Paris, im Concertgebouw Amsterdam, bei den Donaueschinger Musiktagen, in der Ran Baron Hall Tel Aviv, Spectrum New York sowie der Suntory Hall Tokio. Márton Illés selbst schreibt über die heute aufgeführte Komposition: »›Én-kör‹ (Ich-Kreis) ist eine Reihe von Stücken für zwei bis drei Instrumente, geschrieben für einen intimen, engen


Ludwig van Beethoven

Kreis von Musikerfreunden. In den letzen Jahren entstanden mehrere Werke, die Streichinstrumente solistisch, kammermusikalisch oder im Orchester beschäftigen, in welchen ich eine ganze Palette von neuerem Streichermaterial entwickelte und erprobte. Dieses neue Duo zehrt von diesem, mittlerweile zur Sprache gewordenen, ausgereiften Stoff. Das Stück erwuchs fast parallel zum ebenfalls für Patricia Kopatchinskaja geschriebenen und Anfang diesen Jahres in Köln uraufgeführten Violinkonzert ›Vont-tér‹. Beiden Werken liegen ähnliche, kurze, intensive, nervöse Gesten mit einer sehr expressiven, fast vokalen Qualität zugrunde. Diese jagen sich, überlappen sich, entfalten sich in einem rigoros strukturierten Liniengef(l)echt, sie entladen sich für kurze Momente, um danach in längere, ekstatische Kulminationspassagen zu münden.«

Ludwig van Beethoven Sonate für Violine und Klavier A-Dur op. 47 Entstehung 1802/1803 Uraufführung am 24. Mai 1803 durch George Polgreen Bridgetower und Ludwig van Beethoven Erstaufführung im Wiener Konzerthaus am 8. November 1913 durch Carl Flesch und Artur Schnabel

Bisherige Aufführungen im Wiener Konzerthaus 131

Beethoven komponierte seine berühmteste und vielleicht wirkungsvollste Violinsonate innerhalb kürzester Zeit für einen englischen Geigenvirtuosen europäisch-afrikanischer Abstammung, George Bridgetower (1778–1860), der in seiner Kindheit 13


Ludwig van Beethoven 14

in Fertőd, wo sein Vater damals als »Kammermohr« des Fürsten Esterházy gedient hatte, Schüler Joseph Haydns gewesen war und im Frühling 1803 aufgrund einer Konzertreise in Wien weilte. Diese Sonate in A-Dur – eigentlich in a-moll – op. 47 wurde am 24. Mai 1803 im Gebäude der heutigen Wiener Porzellanmanufaktur Augarten uraufgeführt. Dass er Beethoven dabei am Klavier hören konnte, schien dem Privatier Josef Carl Rosenbaum (1770–1829), der Zeuge des Ereignisses war, unerheblich: In seinem Tagebuch vermerkte er unter dem genannten Datum lediglich: »Concert des Geigers Bridgetower im Augarten um 12 Uhr […]. Es war nicht sehr voll, und eine gewählte Gesellschaft […].« Der reisende Virtuose, für den Beethoven die Sonate geschrieben hatte, war Rosenbaum schon eine Woche vorher in der Oper aufgefallen: »da lernte ich den Mulatten (Sohn des Mohren August, welcher beym Fürst Niklas als Kammerdiener diente) Bridgetower, erster Geiger des Prinzen von Wales kennen, und lud ihn auf morgen zum Speisen ein […].« Die 1805 in Bonn erschienene Erstausgabe des Werkes widmete Beethoven indes nicht Bridgetower, sondern dem französischen Geiger Rodolphe Kreutzer (1766–1831). Die Hintergründe dieser Umwidmung sind nicht ganz klar. Ein Freund Bridgetowers meinte später, es habe zwischen dem Geiger und Beethoven nach dem Konzert Streit wegen eines »Mädchens« gegeben. Viel wahrscheinlicher dürfte aber sein, dass Beethoven sich eine Aufführung durch Kreutzer erhoffte, zumal er um 1804/05 eine Reise nach Paris plante. Beethoven schrieb dazu im Oktober 1804 an seinen Verleger Nikolaus Simrock (1751– 1832): »Dieser Kreutzer ist ein guter, lieber Mensch, der mir bej seinem hiesigen Aufenthalte sehr viel Vergnügen gemacht, seine anspruchslosigkeit und Natürlichkeit ist mir lieber als alles Exterieur oder inferieur der meisten Virtuosen – da die Sonate für einen tüchtigen Geiger geschrieben ist, um so passender ist die Dedication an ihn.« Beethovens Plan ging allerdings in keiner Weise auf: Kreutzer soll die Sonate niemals gespielt und als »outrageusement inintelligible« (»übermäßig unverständlich«), ja sogar als »eine einzige Tortur für das Instrument« bezeichnet haben. Das Werk hat hochvirtuosen Zuschnitt, was sowohl den Violin- als auch den Klavierpart betrifft. Hier weht nicht mehr die Luft der intimen Hausmusik, sondern diejenige des Konzertsaals. Die Eile der Komposition schlug sich nicht auf die


Ludwig van Beethoven

musikalische Qualität nieder: Alle drei Sätze sind von bezwingender Geschlossenheit der Konzeption und Durchgeformtheit im Detail, was umso bemerkenswerter ist, als der letzte der drei Sätze ursprünglich für ein ganz anderes Werk, nämlich die erste der drei Sonaten op. 30, bestimmt gewesen, dort aber durch einen anderen, weniger brillanten Satz ersetzt worden war. (Beethoven konnte also einerseits auf einen bereits existierenden Finalsatz zurückgreifen, musste aber andererseits den gewichtigen Hauptsatz und den langsamen Variationensatz in Hinblick auf dieses Finale komponieren.) Das Außergewöhnliche in der Anlage der »Kreutzer-Sonate« geht schon aus dem Titel der Erstausgabe hervor: Noch immer finden wir die traditionelle Nennung des Klaviers an erster Stelle und die Bezeichnung der Violine als »obligates« Instrument (»Sonata per il Piano-forte ed un violino obbligato«), obwohl natürlich längst nicht mehr daran zu denken war, die Violin-Kammermusik ohne Beteiligung des Streichinstruments auszuführen. Doch sei die Sonate »scritta in uno stilo molto concertante, quasi come d’un concerto« (»in einem sehr konzertanten Stil, fast in dem eines Konzerts geschrieben«). Gleich doppelt betont dieser Titelzusatz, dass es sich fast eher um ein Konzert als um eine Sonate handle. Dies betrifft allerdings lediglich die Anforderungen an die Virtuosität der Ausführenden. In formaler Hinsicht handelt es sich um eine echte Sonate. Der Rezensent der Leipziger »Allgemeinen musikalischen Zeitung« schrieb im Jahre 1805: »Der Zusatz auf dem Titel: scritta – concerto, scheint wunderlich, anmassend und prahlerisch; er sagt aber die Wahrheit.« Dieses »seltsame« Werk liefere den Beweis »von des Künstlers grossem Genie […], aber auch, man muss von einer Art des ästhetischen oder artistischen Terrorismus befangen oder für Beethoven bis zur Verblendung gewonnen seyn, wenn man in diesem Werk nicht einen neuen, offenbaren Beleg davon findet, dass sich dieser Künstler seit einiger Zeit nun einmal kaprizire, mit den trefflichsten Gaben der Natur und seines Fleisses, nicht bloss aufs willkührlichste zu schalten, sondern vor allen Dingen nur immer ganz anders zu seyn, wie andre Leute«. Nur »zwey Virtuosen, denen nichts mehr schwer ist«, könnten »vollen, reichen Genuss davon haben«, aber auch nur, »wenn sie nun die Stunde abwarten, wo man auch das Groteskeste geniessen kann und mag«. (Archiv)

15


Biografien

Patricia Kopatchinskaja Patricia Kopatchinskajas Entdeckungslust reicht von der Renaissance bis zu Uraufführungen. Sie eignete sich auch Stimmrollen an, u. a. Ligetis »Mysteries of the Macabre« oder Schönbergs »Pierrot lunaire«, den sie mit den Berliner Philharmonikern aufgeführt hat. Soeben hat sie Kurt Schwitters’ dadaistische »Ursonate« verfilmt. Die Geigerin will Musik hier und heute neu erleben lassen, etwa durch die Schaffung von Kontext oder Inszenierung. So reagierte sie 2016 mit dem Mahler Chamber Orchestra in Hamburg auf den erstarrten Konzertbetrieb mit dem Projekt »Bye-Bye Beethoven« und 2017 beim Lucerne Festival auf die Umweltkrise im Projekt »Dies irae«. Mit dem Projekt »Der Tod und das Mädchen«, dessen CD 2018 einen Grammy gewann, tourte sie durch Europa. Im März 2021 steht dieses mit der Camerata Bern, mit der sie bereits verschiedene Projekte realisiert hat, auf dem Programm des Wiener Konzerthauses. Patricia Kopatchinskaja hat bisher 26 CDs veröffentlicht, u. a. mit Gidon Kremer und Teodor Currentzis. Weiters engagiert sie sich für junge Künstlerinnen und Künstler und hat im Rahmen der Initiative »Momentum: our future, now« Anstasia Kobekina zur Teilnahme an diesem Konzert eingeladen. 16


Biografien

Anastasia Kobekina Die in Jekaterinburg geborene Anastasia Kobekina studierte am Moskauer Konservatorium, an der Kronberg Academy, der Universität der Künste Berlin und derzeit am Pariser Konservatorium sowie an der Frankfurter Hochschule Barockvioloncello. Bereits mit sechs Jahren debütierte sie als Solistin mit einem Orchester. Seitdem hat sie mit Klangkörpern wie der Kremerata Baltica, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, den Wiener Symphonikern, dem Warschauer Symphonie-Orchester unter der Leitung von Krzysztof Penderecki und dem Orchester des Mariinsky-Theaters unter der Leitung von Valery Gergiev konzertiert. 2019 erhielt die junge Cellistin die Bronzemedaille des Tschaikowsky-Wettbewerbs in St. Petersburg. Seit 2018 ist sie New Generation Artist von BBC Radio. 2019 erschien ihre Debüt-CD mit dem Berner Symphonieorchester mit Werken von Schostakowitsch, Weinberg und ihres Vaters Vladimir Kobekin. In der Saison 2019/2020 nahm Kobekina am Verbier Festival auf Schloss Elmau teil und ging mit dem Konzerthausorchester Berlin auf Tournee. Zu ihren kammermusikalischen Partnern zählen etwa Lars Vogt, Isabelle Faust, Denis Matsuev, Fazıl Say, Gidon Kremer und András Schiff. 17


K O N Z E R T T I P P

15/12/20 Di, 18.00 & 20.30 Uhr · Großer Saal

Anne-Sophie Mutter Violine

Lauma Skride

Klavier

18.00 Uhr:

Ludwig van Beethoven Sonate a-moll op. 23 Sonate F-Dur op. 24 »Frühlingssonate« 20.30 Uhr:

Wolfgang Amadeus Mozart Sonate e-moll K 300c

Ludwig van Beethoven

Sonate A-Dur op. 47 »Kreutzer-Sonate«

© The Japan Art Association / The Sankei Shimbun


Biografien

Joonas Ahonen Die Repertoire-Bandbreite des finnischen Pianisten Joonas Ahonen reicht von der Interpretation von Werken der Wiener Klassik auf historischen Klavieren bis hin zu Uraufführungen zeitgenössischer Musik. Er studierte an der Sibelius-Akademie in Helsinki bei Tuija Hakkila und Liisa Pohjola. Als Solist trat er bereits mit etlichen großen Orchestern und Ensembles auf, beispielsweise dem mit Finnish Radio Symphony Orchestra, dem BBC Symphony Orchestra und der Tapiola Sinfonietta sowie den Ensembles Avanti! und Ictus. Jonaas Ahonen gehört dem Rödberg Trio an und ist seit 2011 Mitglied des Klangforum Wien, mit dem er als Solist im Teatro Colón in Buenos Aires das Klavierkonzert von György Ligeti aufführte. Beim Festival Wien Modern spielte er das Klavierkonzert von Beat Furrer. Ahonens Aufnahmen von Ligetis Klavierkonzert und Ives’ Sonate Nr. 2 »Concord« wurden von der Kritik begeistert aufgenommen. Zuletzt war er im Rahmen von Aufführungen mit dem Stavanger Symphony Orchestra unter der Leitung von Pablo HerasCasado und mit dem RSO Wien unter Marin Alsop zu hören und trat mit Patricia Kopatchinskaja in Lockenhaus, Gstaad und im Teatro alla Scala in Mailand auf. 19


Herzlichen Dank an unsere Förderer, Sponsoren und Partner. Generalpartner seit 1992

Premium Sponsoren Wiener Städtische Versicherungsverein Wiener Städtische Versicherung AG Sponsoren EHL Erste Bank Gazprom Neft Trading GmbH Kapp Hebein Partner GmbH Mondi OMV PORR AG Raiffeisenbank Wien Sberbank Europe AG Siemens AG Österreich voestalpine High Performance Metals GmbH Mitglieder des Wiener Konzerthaus Circles Saison 2020/21 Helmut Meier · Patricia & Marcus Meier · Regina & Peter Oswald Michaela & Alois Steinbichler Stifter ab der Saison 2014/15 Czerwenka Privatstiftung · Burkhard & Gabriela Gantenbein · Martin Gerhardus George Wm. Hamilton · Silvia & Dan Hirsch · Günther & Irmi Kloimüller Christoph & Bernadette Kraus · Patricia & Marcus Meier · Georg Schmetterer Leopold Schmidt · Gerhard Schneeweiss · Hans Schönherr · Josip Šušnjara Christa-Maria Schuster · Stefan & Elisabeth Weber Unser Dank gilt auch allen weiteren Stifterinnen und Stiftern. Firmenmäzene Berndorf Privatstiftung · EMAKINA · Kartenbüro Jirsa · Mitterbauer Privatstiftung PM Factory Consulting GmbH · Vienna Classic Online Ticket Office Wiener Porzellanmanufaktur Augarten

Subventionsgeber

Impressum Herausgeber: Wiener Konzerthausgesellschaft · Matthias Naske, Intendant Redaktion: Alexandra Ziane (IMFG) Fotos: Eric Melzer (Kopatchinskaja), Julia Altukhova (Kobekina), Stanislav Jesch (Ahonen) Druck: Druckerei Walla, Ramperstorffergasse 39, 1050 Wien Preis des Programmes € 2,90 call +43 1 242 002 · write ticket@konzerthaus.at

konzerthaus.at


Provisionsfrei, direkt vom Bauträger!

42 WOHNUNGEN IN MARIAHILF

NOCH ZWEI EIGENTUMSWOHNUNGEN

CHARMANTE GARTENWOHNUNGEN

1060 Wien, Mollardgasse 54

1180 Wien, Peter-JordanStraße 161+161a

1210 Wien, Matthias-WagnerGasse 11-15

• •

• •

• •

Gärten, Terrassen und Balkone Fertigstellung Frühling 2021

HWB 30,5, HWB-Klasse b

HWB 43,91, HWB-Klasse b

ha

nn

es

 s.schreiber@b-i-p.com

ga

erg enb

Sc hu

be r

tri n

g

Sonja Schreiber  +43 1 513 12 41-718

Jo

Tiefgarage Bezugsfertig

HWB 31,63, HWB-Klasse b

www.bip-immobilien.at

ss

e

ENTSPANNT Entspannt INSKonzert KONZERT ins

gpl ber zen

war Sch

Lo th

rin

ge r

e

st ra

ße

ß stra

€ 6,– fürfür 6 Stunden € 6,– 6 Stunden

atz

u He

kt

ar

m

Am

Tiefgarage Bezugsfertig

, Tr

au

ng

as se

Einfahrt/Zugang

,

Einfahrt

,Zugang R

Palais Schwarzenberg

en

nw

eg

NEU! BIP-Garage beim Palais Schwarzenberg BIP-Garage am Schwarzenbergplatz Einfahrt: über Prinz Eugen-Straße Einfahrt/Zugang: Am Heumarkt 39, 1030 Wien Zugang: über Rennweg gegenüber Traungasse www.bestinparking.at Tel. +43 1 513 12 41 – 25 Nachsteckkarten (zum Einfahrtsticket) an der BIP-Garage Schwarzenbergplatz – Einfahrt/Zugang: Am Heumarkt 39 – 25 • www.bestinparking.at Konzerthauskassa, Bezahlung am Kassenautomat. Tel. +43 1 513 12 41 BIP-Garage beim Palais Schwarzenberg – Einfahrt: über Prinz Eugen-Str. – Zugang: über Rennweg Nachsteckkarten (zum Einfahrtsticket) an der Konzerthauskassa, Bezahlung am Kassenautomat


© Michael Koenigshofer


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.