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Ioan Holender zum 85. Geburtstag

In der gesamten 150jährigen Geschichte der

Wiener Staatsoper gab es keinen, der so lange als Direktor an der Spitze des Hauses gestanden ist wie Ioan Holender. Er verantwortete 6000 Vorstellungen (davon knapp 100 Premieren), erweiterte den Spielplan um Ur- und Erstaufführungen sowie Raritäten bzw. lange nicht gespielte Werke, „erfand“ die Kinderoper – nicht zuletzt im 1999 errichteten A1-Kinderopernzelt auf der Dachterrasse des Hauses, erneuerte und belebte das Ensemble, entdeckte und förderte junge Sängerinnen und Sänger, die von der Staatsoper aus ihre Weltkarriere starteten, ließ erstmals die dunkle Vergangenheit des Hauses während der NS-Diktatur systematisch aufarbeiten, eröffnete ein Staatsopernmuseum, initiierte die pilharmonischen Mahler-Gedenkkonzerte, gemeinsam mit Rudolf Scholten die Eberhard Waechter-Medaille und eine Ausstellungsreihe in Kooperation mit dem Belvedere. Überhaupt sind unzählige Projekte und heute gewissermaßen selbstverständliche Gegebenheiten erst in seiner Direktion zustande gekommen: Die Untertitelanlage, das Monatsmagazin, die live-Übertragungen von Opernaufführungen auf den Herbert von Karajan-Platz (Oper live am Platz), die Zauberflöte für Kinder am Tag nach dem Opernball, die Schaffung von neuen Probebühnen und Büroräumlichkeiten, die Staatsopern-Webseite, die jährliche Neugestaltung des Eisernen Vorhangs, eine neue, akustisch hochwertige Konzertdekoration im großen Haus, der Ehrenring für Ehrenmitglieder, die Abschaffung der Garderobengebühr und, und, und …

Dem Titel seiner 2010 erschienenen Autobiografie gemäß – er lautet geradezu programmatisch „Ich bin noch nicht fertig“ – kam Ioan Holender nach seinem Abschied von der Staatsoper dem Kulturleben nicht abhanden: So ist der fünffache Ehrendoktor und Träger zahlreicher Auszeichnungen aus dem In- und Ausland unter anderem künstlerischer Berater der Metropolitan Opera New York und des Spring Festivals Tokyo. Von einem breiten Publikum ist außerdem die wöchentlich ausgestrahlte Kultursendung „kulTOUR mit Holender“ hochgeschätzt, die er für den österreichischen Kultursender ServusTV erarbeitet und präsentiert.

BIOGRAFIE

Ioan Holender wird am 18. Juli 1935 in Timisoara (Rumänien) geboren. Nach der Matura studiert er Maschinenbau an der Technischen Hochschule in seiner Heimatstadt. Im dritten Studienjahrgang wird er wegen seiner Teilnahme an den Studentenbewegungen aus politischen Gründen von allen Hochschulen des Landes exmatrikuliert. Daraufhin arbeitet er als Tennistrainer und beginnt mit einem Gesangsstudium. Seit 1959 lebt er in Österreich, studiert Gesang am Konservatorium der Stadt Wien und schließt 1962 mit der Reifeprüfung ab. 1962-1966 ist er als Opernbariton und Konzertsänger tätig, u.a. am Stadttheater in Klagenfurt. 1966 tritt Holender als Mitarbeiter in die Theateragentur Starka ein, die er nach einigen Jahren übernimmt und als Opernagentur Holender zu einer der bedeutendsten Sängeragenturen macht. 1988 wird er auf Wunsch Eberhard Waechters als Generalsekretär an die Wiener Staatsoper und Volksoper Wien berufen und ab 1. April 1992 nach dem unerwarteten Tod Eberhard Waechters zum Direktor beider Häuser bestellt. Bei der ersten Verlängerung seines Staatsopernvertrages bittet er um Entbindung aus seiner Tätigkeit als Volksoperndirektor (1996) und wird dann bis 31. August 2002 und im Zuge der Ausgliederung der Staatsoper 1999 bis 31. August 2005 bestellt. Aufgrund der weltweit anerkannten erfolgreichen Entwicklung der Wiener Staatsoper verlängert die Bundesregierung seinen Vertrag dann nochmals bis zum 31. August 2007 und im Oktober 2003 zum vierten Mal (bis 31. August 2010). Im Februar 2007 teilt Ioan Holender schlussendlich öffentlich mit, dass er für eine Verlängerung ab September 2010 nicht mehr zur Verfügung steht. 2005 wird er als erster amtierender Direktor zum Ehrenmitglied des Hauses ernannt.

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