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ÜBER DIESES PROGRAMMBUCH
Nach dem Sensationserfolg ihrer Uraufführung 1890 konnte Pietro Mascagnis Cavalleria rusticana so rasch wie kaum ein anderes Werk der Operngeschichte die Bühnen der Welt erobern. Die Emotionalität der volkstümlich wirkenden Musiksprache, die üppige Melodik sowie die konzise Dramaturgie des effektvollen, aus dem literarischen Verismo entnommenen Sujets (siehe dazu den Beitrag von Oliver Láng auf S. 66), das Liebe, Leidenschaft, Ehebruch, Eifersucht und »Ehrenmord« im sizilianischen Bauernmilieu schildert, sicherten diesem Einakter eine bis heute ungebrochene Popularität.
Angeregt von diesem Werk schuf Ruggero Leoncavallo 1892 mit Pagliacci in nur wenigen Monaten den Prototyp einer »veristischen« Oper: bereits der Prolog kündigt an, dass auf der Bühne wahres, ungeschminktes Leben vorgeführt werden soll. Franz Tomandl (S. 12), Ernst Krause (S. 22) und Mathias Spohr (S. 30) beleuchten in ihren Beiträgen unterschiedliche Aspekte des Verismo und seiner Stellung innerhalb der Opernliteratur. Im Gespräch mit Oliver Láng erläutert Jendrik Springer ferner die musikalische Faktur dieser letztendlich gar nicht so ähnlichen siamesischen Opernzwillinge (S. 38), ausführliche musikalische Betrachtungen über die Arie »Vesti la giubba« in Pagliacci respektive die Trinkszene in Cavalleria rusticana liefern Klaus Adam (S. 75) und Gerd Rienäcker (S. 80).
An der Wiener Staatsoper waren beide Werke von Anfang an höchst erfolgreich und blieben dauerhaft im Spielplan verankert. Nicht zuletzt die aktuelle Produktion von Jean-Pierre Ponnelle aus dem Jahr 1985 erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Einen Überblick über die 130jährige Staatsoperngeschichte bietet Andreas Láng (S. 52), Erinnerungen an die Zusammenarbeit mit Ponnelle Diana Kienast (S. 48).
Dass ventitrè ore, die in Pagliacci angekündigten Beginnzeit der Komödie, 19 Uhr bedeuten soll, überrascht vielleicht so manchen im Publikum. Licht in dieses Stunden-Dunkel bringt Ann-Christine Mecke auf S. 87
Abgerundet werden die Beiträge durch je eine Preziose des englischen Dichters, Schriftstellers und Librettisten Wystan Hugh Auden über Cavalleria rusticana und Pagliacci (S. 78 und S. 92)