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Zweite und dritte Säule der Alterssicherung ausbauen  Dr. Sabine Mauderer

Zweite und dritte Säule der Alterssicherung ausbauen

Foto: AdobeStock©flyingcowboys

Die Gesetzliche Rentenversicherung steht vor großen Herausforderungen.

Jeder weiß, dass die Gesetzliche Rentensicherung vor großen Herausforderungen steht. Das hat mit dem demographischen Wandel zu tun. Die Babyboomer-Generation wird in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen. Gleichzeitig werden wir alle immer älter – bei einer relativ geringen Geburtenrate. Die Finanzierung von immer mehr Rentnern wird deshalb auf immer weniger Schultern verteilt werden. Aktuell kommen 37 ältere Personen auf 100 Personen im Erwerbsalter. Laut Statistischem Bundesamt wird dieser Altersquotient bis 2040 auf 47 ansteigen. 2019 flossen 26 Prozent des Bundeshaushalts in die Rentenversicherung. Laut wissenschaftlichem Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie würde dieser Anteil bis 2040 auf 44 Prozent steigen, wenn der Beitragssatz unter 22 Prozent und das Versorgungsniveau auf über 48 Prozent gehalten würden.

Es zeigt sich, dass die nächste Regierung klare, aber auch schwierige Entscheidungen zu tragen hat: Welches Rentenniveau ist angemessen? Welcher Beitragssatz ist adäquat? Und wie sieht eine gerechte Regelung zum Renteneintrittsalter aus? Das zentrale Fundament dieser zu treffenden Entscheidungen ist die Finanzierung. Die Frage ist: Wie kann eine angemessene und gleichzeitig generationengerechte Alterssicherung finanziert werden? Die Finanzierung der Gesetzlichen Rentenversicherung sollte klar und transparent diskutiert werden. Die Gesetzliche Rentenversicherung wird Eckpfeiler der Alterssicherung bleiben, aber die skizzierten Herausforderungen zeigen, dass es sich lohnt, die betriebliche und die private Altersvorsorge zu tragenden Säulen auszubauen. Deutlich mehr Menschen in Deutschland könnten eine betriebliche Altersvorsorge haben. Wir könnten viel mehr Leute erreichen.

Um das zu erreichen, sind vier Aspekte zentral: Es braucht einen einfachen, unbürokratischen Zugang zur kapitalgedeckten betrieblichen Altersvorsorge. Der Staat sollte ferner Parameter für transparente Standardprodukte einer kapitalgedeckten Altersvorsorge setzen und für eine kapitalmarkterfahrene Aufsicht sorgen. Drittens sind die Kosten relevant, sie müssen transparent und angemessen sein. Der vierte, für mich wichtigste Aspekt, ist das Risiko-Rendite-Profil, welches insbesondere im anhaltenden Niedrigzinsumfeld eine gewichtige Rolle spielt.

Auch bei der privaten Altersvorsorge haben wir in Deutschland noch viel Luft nach oben. Die Menschen müssen wissen, warum es wichtig ist, für das Alter vorzusorgen. Und sie müssen verstehen, wie das geht. Es sollte uns also gelingen, breite Bevölkerungsschichten beim Thema Vermögensbildung fortzubilden. Dies kann in Berufsschulen, an Universitäten, in Betrieben und an vielen anderen Orten geschehen. Die Bundesbank leistet dazu bereits heute einen großen Beitrag. l

Dr. Sabine Mauderer

Mitglied des Vorstandes Deutsche Bundesbank

„Die Menschen müssen wissen, warum es wichtig ist, für das Alter vorzusorgen und verstehen, wie das geht.“

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