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Mehr Tempo erforderlich Dr. Martin Brudermüller
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Mehr Tempo erforderlich
Für die Erneuerung der Industrie braucht Deutschland ausreichend erneuerbaren Strom.
Von der nächsten Bundesregierung erwarte ich, dass sie sich klar zum Industriestandort Deutschland bekennt. Denn Transformation heißt für mich die Veränderung der Industrie. Transformation kann hingegen nicht heißen, dass wir unsere Klimaziele durch den Wegzug von energieintensiven Branchen erreichen. Die anstehenden Reformen müssen umgehend angepackt werden. Das gilt ganz besonders für die Energie- und Umweltpolitik.
BASF hat das Ziel, in der chemischen Industrie voranzugehen. Wir haben deswegen vereinbart, dass wir unsere globalen CO2-Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2018 um 25 Prozent senken werden. Bis 2050 lautet unser Ziel netto null Emission. Wir machen Tempo. Zurzeit arbeiten wir an Pilotanlagen. Wir müssen natürlich in der ersten Stufe diese neuen Technologien testen, ob sie großtechnisch gut funktionieren und ob wir Geschäftsmodelle finden. Dann können wir in die nächste Stufe eintreten, das wird schon am Ende dieser Dekade so weit sein. BASF wird dann neue Technologien im industriellen Maßstab einsetzen und skalieren.
Alle diese Technologien haben eines gemeinsam: Sie brauchen riesige Mengen an erneuerbarem Strom. Das gilt nicht nur für die chemische Industrie, sondern für alle Industriezweige. Daraus leitet sich eine sehr wichtige und dringende Aufgabe für die Politik ab: Deutschland braucht ausreichend erneuerbaren Strom, er ist die Basis für die Erneuerung der Industrie. Zugleich müssen diese erneuerbaren Energien natürlich zu wettbewerbsfähigen Preisen verfügbar sein. Wir bei BASF wollen nicht länger warten. Deshalb haben wir uns entschlossen, die zusätzlichen Mengen an erneuerbaren Energien selbst zu produzieren. Für die Energiewende sehe ich fünf Prioritäten: Erstens den konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien. Dazu müssen wir die Planungs- und Genehmigungsverfahren viel schneller hinbekommen und vereinfachen. Wir brauchen europaweit einen massiven Ausbau an Erneuerbaren und die weitere Marktintegration von erneuerbarem Strom. Zweitens muss der Strom von Abgaben befreit werden, um den Einsatz in der Industrie zu ermöglichen. Drittens gilt es, die Infrastruktur zu stärken. Viertens müssen wir die Wasserstoffwirtschaft rasch aufbauen und fünftens die Zusammenarbeit von Politik und Industrie stärken.
Wir wollen die Transformation schaffen. Unsere Industrie muss aber auch in Zukunft global wettbewerbsfähig sein. Innovative Chemieproduk-
te sind an anderer Stelle auch die Basis, um die Ziele des Green Deals zu erreichen. Europa wird seine Klimaschutzziele nur erreichen, wenn wir gleichzeitig unseren Wohlstand erhalten. Das ist die einzige Möglichkeit, dass das europäische Modell wirklich zum Vorbild für die Welt werden kann. Ich kann Ihnen nur sagen: BASF wird alles tun, damit das klappen wird. l
Dr. Martin Brudermüller
Vorsitzender des Vorstandes BASF