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Krypto-Innovationsstandort stärken  Dr. Stefan Berger

Tokenisierung erfordert angepassten Gesetzesrahmen.

KryptoInnovationsstandort Europa stärken

Foto: AdobeStock©Chinnapong

Die Finanzwelt steht vor einer Entwicklung, die so bahnbrechend ist, wie die Einführung der Aktiengesellschaft im 17. Jahrhundert – der Tokenisierung.

Was heute handelbar ist, könnte schon morgen auf der Blockchain tokenisiert sein. Die Token-Economy bringt neue

Geschäftsmodelle hervor. Meta und

PayPal zeigen Interesse daran, ihren eigenen Coin herauszubringen.

Die zunehmende Tokenisierung im Finanzsystem erfordert, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen angepasst werden. Für Europa gilt es, ein regulatorisches Rahmenwerk mit verlässlichen Zulassungs- und Aufsichtsstrukturen für Token zu schaffen und dabei Verbraucherschutz und

Innovationsfreundlichkeit in der Balance zu halten. Die Markets-in-Crypto-Assets-Verordnung (MiCA) der

EU-Kommission ist ein Meilenstein, um Europa zum Innovationstreiber im Krypto-Sektor zu etablieren.

Darüber hinaus bedarf es auf lange

Sicht auf allen Ebenen der Politik ein tiefes Verständnis für Technologien wie Token und der Blockchain.

Schöne neue Token-Welt

Ein Hundertstel eines Ferraris besitzen, ein Tausendstel eines Reihenhauses oder ein Hunderttausendstel eines Monet-Gemäldes? Das Weltwirtschaftsforum geht davon aus, dass bis 2029 zehn Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) tokenisiert werden; schätzungsweise zehn Billionen US-Dollar. Die Tokenisierung ist ein digitaler Verbriefungsprozess, der bestimmte Werte und Pflichten als digitale Token auf der Blockchain, einer öffentlichen Datenbank, abbildet. Token – Symbole, die Informationen in verschlüsselter Form übertragen – werden damit durch eine rechtliche Verknüpfung mit einem Vermögenswert außerhalb der Blockchain „aufgeladen“. Jede Einheit kann beliebig oft zerteilt werden, was auch die Teilnahme neuer Investoren an Anlagen, für die ihr Kapital vorher nicht ausreichte, ermöglicht.

Die MiCA-Verordnung der EU-Kommission dient der Regulierung neuer Token und bringt Ordnung in den „Wilden Westen“ der Krypto-Landschaft. Sie sorgt mit harmonisierten europäischen Regeln für Verbraucherschutz sowie Rechtssicherheit und stärkt Europas Innovationskraft. Betroffen sind sogenannte Fungible Token, also handelbare Krypto-Assets. Nicht handelbare Non-fungible Token, wie etwa der digitale Zugang zu Waren oder Dienstleistung, beispielsweise als Recht zum Download eines Buches, fallen hingegen nicht unter die MiCA-Verordnung.

Mittlerweile existieren über 10.000 Krypto-Assets. Nicht umsonst gehört der Krypto-Asset-Sektor zu den am rasantesten wachsenden Industrien und hat erfolgreiche Start-ups

hervorgebracht. Für die Politik heißt es, das Krypto-Potenzial anzuerkennen und mit den richtigen Rahmenbedingungen wie der MiCA zu fördern, damit Europa zum Innovationsstandort der Krypto-Industrie wird. l

Dr. Stefan Berger MdEP

Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Währung und Berichterstatter des EU-Parlaments für Markets in Crypto-Assets (MiCA)

„Es bedarf auf lange Sicht auf allen Ebenen der Politik ein tiefes Verständnis für Technologien wie Token und der Blockchain.“

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