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Resilienz boostern Ralph Brinkhaus MdB Finanzplatz stärken Oliver Behrens
In den Unternehmen der Finanzwirtschaft hat es in den letzten Jahren einen Kulturwandel hin zu einer größeren Langfristigkeit gegeben. Der schnelle Gewinn steht nicht mehr an erster Stelle. Das ist gut. Wer einmal eine größere Organisation geleitet hat, der weiß, dass das eine große Leistung war, das hinzubekommen und trotzdem im Finanzmarkt funktionsfähig zu bleiben. Deswegen: Wir können uns, als Unternehmen und als
Politik, sehr darüber freuen, was wir im Finanzmarkt in den vergangenen
Jahren erreicht haben.
Ist der Finanzstandort in Europa damit wetterfest und wettbewerbsfähig? Wir sind jedenfalls wetterfes-
ter als im Jahr 2010. Ich glaube, dass wir mit der Unternehmenskultur, mit den Managementmechanismen und der Regulierung von 2009 die letzten zwölf Jahre nicht überstanden hätten. Und wir wären schon gar nicht darauf vorbereitet gewesen, was heute auf uns zukommt. Wir stehen einem hochkomplexen Umfeld gegenüber. Das politische System wird von disruptiven Verwerfungen geprägt. Unsere Gesellschaft und mediale Öffentlichkeit sind extrem aufgeregt, extrem fordernd und extrem ungeduldig geworden. Unser Wirtschaftssystem ist in den letzten Jahrzehnten zwar viel leistungsfähiger und vernetzter geworden, dadurch aber ist es auch viel anfälliger. Unsere Wirtschaft ist wie ein Formel-1-Wagen: Hoch leistungsfähig, aber wenn eine Störung auftritt,
Ralph Brinkhaus MdB
Mitglied der CDU/CSUBundestagsfraktion
„Unsere Wirtschaft ist wie ein Formel-1-Wagen.“ Deutschland braucht eine Modernisierung des Staates, des Steuerrechts und Fortschritt in Europa.
Resilienz boostern
ist es mit der Resilienz nicht weit her. Das war beim VW-Käfer anders.
Der Finanzdienstleistungssektor ist immer ein Spiegel der Gesamtwirtschaft, dementsprechend ist das Thema Resilienz sehr wichtig. Die Frage ist, wie wir in einem sehr dynamischen Umfeld darauf vorbereitet sind, weiterhin agil und flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren. In drei Jahren schon wird die Welt eine völlig andere sein. Darauf müssen wir uns vorbereiten. Dazu gehört zum Beispiel eine Modernisierung des Staates und des Steuerrechts. Und dazu gehören ganz dringend die Stärkung des europäischen Binnenmarkts, eine Kapitalmarkt- und eine Digitalmarkt-Union. l
Finanzplatz stärken
Wir alle in Europa müssen Interesse an einem eigenen starken Finanzsektor haben. Der Brexit ist eine Chance, weil der Finanzsektor in wesentlichen Teilen nach Großbritannien outgesourct war. Hier besteht die Chance, Teile der Finanzwirtschaft zurückzuholen. Das kann der Finanzsektor aber nicht allein leisten. Das geht nur gemeinsam mit allen Stakeholdern. Dazu gehören die Banken, die Politik, die Wissenschaft. Warum tut man sich so schwer, Standortpolitik zu betreiben? Wenn wir einen Finanzplatz Frankfurt haben wollen, dann müssen wir uns trauen, das auszusprechen. Die Politik sollte die Nähe zu den Banken suchen. Wenn wir nicht gemeinsam den Bankensektor stärken, dann laufen wir Gefahr, die Refinanzierung nach Paris, New York oder gar China auszulagern. Jetzt ist der Zeitpunkt endlich aufzuwachen. l
Oliver Behrens
CEO, Morgan Stanley Europe SE