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Versorgunssicherheit geht vor Andreas Jung MdB Infrastruktur ausbauen Katherina Reiche
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Kurzfristig geht es zunächst vor allem darum, die Energieversorgung für den nächsten Winter sicherzustellen. Welchen Beitrag können Einsparungen, die Kohle oder auch ein Weiterbetrieb der letzten drei stillgelegten
Kernkraftwerke leisten? Das sind komplexe Fragen, für die wir eine ausführliche Entscheidungsgrundlage benötigen. Im Hinblick auf die Erneuerbaren müssen wir den Turbo einschalten, die Verfahren beschleunigen. Bürgerbeteiligung stärkt zwar die Akzeptanz, aber sie wird nicht zu jedem Zeitpunkt des Verfahrens möglich sein. Wir müssen zu diesem Zweck auch das Personal stärken in den Behörden, in den Gerichten, und wie bei der Deutschen Einheit stärker mit so genannten Legalplanungen arbeiten. l
Versorgungssicherheit
geht vor Energiesicherheit und Klimawandel sind zwei Seiten derselben Medaille.
Wir haben eine Gleichzeitigkeit der Krisen, die Antwort aber ist dieselbe. Sowohl die Bewältigung des Klimawandels als auch die Frage der Energiesicherheit hängen ganz wesentlich davon ab, wie schnell wir die erneuerbaren Energien ausbauen, wie viel Energie wir einsparen können, von höherer Energieeffizienz und von der Wasserstoffinitiative der Bundesregierung. Unser Ziel in der Energieversorgung ist nicht die Autarkie, sondern das Vermeiden einseitiger Abhängigkeiten. Deshalb ist es vernünftig, dass die Wasserstoffstrategie Deutschlands auf weltweite Partnerschaften setzt. Allerdings gilt das Gesagte natürlich nur in der mittel- und langfristigen Perspektive.
Andreas Jung MdB
Stellvertretender Vorsitzender der CDU Deutschlands
Infrastruktur ausbauen
Es ist richtig, dass sich die Bundesregierung jetzt darauf konzentriert, die Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern. Ein Unternehmer würde sagen, 55 Prozent Abhängigkeit von einem Lieferanten ist ein Klumpenrisiko. Also heißt es jetzt sich zu diversifizieren. Zugleich heißt das aber auch, dass wir nicht plötzlich auf Gas als Energieträger verzichten können. Das Gebot der Stunde ist eine Diversifizierung innerhalb des Gassektors, also Flüssiggas-Kapazitäten nach Deutschland zu bekommen und auch entsprechende Infrastrukturen aufzubauen. Eine Diskussion über LNG war viele Jahrzehnte lang nahezu verpönt, weil Russland als sicherer Lieferant betrachtet wurde.
Darüber hinaus brauchen wir einen generellen Ausbau unserer Infrastruktur. Wir müssen mit der Energiewende schneller vorankommen. Die Ausbauziele der Koalition für die Erneuerbaren sind hoch. Dafür brauchen wir schnell Übertragungs- und Verteilernetze. Wasserstoff ist heute keine Option mehr, sondern ein Muss. Deshalb müssen wir jetzt den Umstieg schaffen, Wasserstoff bereits hochfahren in der Krise. Deutschland braucht verlässliche Importströme für Wasserstoff, den Aufbau kompletter und diversifizierter Lieferketten.
Wenn uns der Krieg Russlands etwas gezeigt hat, dann: Man darf nicht nur auf ein Pferd setzen. Man muss möglichst viele Optionen haben, um flexibel zu sein. Das gilt nicht nur für den Import, sondern auch in der Anwendung. Wasserstoff könnte auch für den Wärmemarkt interessant sein, hier sollte man nichts voreilig ausschließen. Das ist das, was ich mir jetzt von der Politik erhoffe. l
Katherina Reiche
CEO, Westenergie AG, Vorsitzende im Nationalen Wasserstoffrat