
2 minute read
Mut, Souveränität und Allianzen Bettina Stark-Watzinger MdB
Mut, Souveränität und Allianzen
Foto: AdobeStock©arahan
Die Krise kann Triebfeder sein, für einen neuen Schulterschluss von Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft und ein Zusammenrücken in der EU.
Wir brauchen Mut. Wir brauchen Souveränität. Und wir brauchen Allianzen. Als deutsche Nation sind wir jedoch eher bekannt für eine gewisse Zurückhaltung, für Abwarten und das sehr genaue Prüfen. Zwei Facetten für Mut will ich ansprechen. Die wunderbare Forscherin Marie Curie hat gesagt: „Man braucht im Leben nichts zu fürchten. Man muss
es nur verstehen.“ Jetzt ist es an der Zeit, mehr zu verstehen, damit wir weniger fürchten. Verstehen fällt uns aber nicht in die Wiege. Das ist nicht gottgegeben. Unsere Kinder und Jugendlichen müssen deshalb heute auf die Zukunft vorbereitet werden.
Bettina Stark-Watzinger MdB
Bundesministerin für Bildung und Forschung
„Wir müssen auf Augenhöhe mitgestalten.“
In einer Welt des unbegrenzten Zugangs zu Information und Daten geht es darum, den Menschen einen verlässlichen Kompass und die Fähigkeit zu geben, sich sicher zu bewegen. Lernerfolg definiert sich heute nicht über die Reproduktion von Wissen, sondern darüber, wie wir unser Wissen erweitern und auf neue Situationen anwenden. Deswegen ist eines klar: Wenn wir ein digitales Mindset haben wollen, dann brauchen wir auch einen Wandel in der Bildung. Und das bedeutet Mut, wenn man ein Bildungssystem auch ein Stück weit verändert. Zweiter Punkt: Wir brauchen Souveränität. Damit meine ich technologische Souveränität und natürlich auch die digitale Souveränität. In der Mikroelektronik, der Kommunikationstechnologie und bei der künstlichen Intelligenz müssen Deutschland und die EU selbst in der Lage sein, Schlüsseltechnologien zu verstehen, zu entwickeln und zu produzieren. Wenn wir Bedeutung und damit auch Verhandlungsmacht haben wollen im internationalen Geschehen, dann müssen wir uns selbst stark machen. Wir müssen auf Augenhöhe mitgestalten. Das reduziert Abhängigkeiten. Das schafft wertvolle Arbeitsplätze. Und es sichert unsere Standards etwa beim Datenschutz oder auch der Nachhaltigkeit. Und es erlaubt uns, selbst die Wahl zu haben, welche Technologien wir unter welchen Rahmenbedingungen einsetzen wollen.
Dritter und letzter Punkt: Neue Allianzen. Dass technologische Souveränität die Partnersuche vor neue Herausforderungen stellt, ist offenkundig. Interessen und Werte dürfen kein Entweder-Oder in der Politik sein. Das galt schon immer. Aber die jüngste Vergangenheit hat uns gezeigt, wie viel intensiver wir die Dimension in den Blick nehmen müssen, mit all ihrer Komplexität und auch mit all ihren Widersprüchen. Der Aufwand ist groß, das ist keine Frage. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass dieser Kraftakt gelingen wird. Wir müssen nämlich die Allianzen mit Partnern stärken, die unsere Werte teilen. Die aktuelle Krise kann auch eine Triebfeder sein, eine Chance für einen neuen Schulterschluss von Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft – und auch für ein Zusammenrücken in der EU. l