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Mehr Pragmatismus in der Energiepolitik  Patrick Lammers

Foto: AdobeStock©werapong

Deutschland braucht einen konsistenten Plan für die Energiewende.

Mehr Pragmatismus in der Energiepolitik

Im Mittelpunkt der Energiepolitik stehen Dekarbonisierung, Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit. Um diese Ziele umzusetzen, benötigen wir nach meiner Überzeugung mehr Konsistenz und Pragmatismus. Denn die Energiewende geht zu langsam voran. Das war auch vor dem

Krieg in der Ukraine schon so. Die Politik hat sich auf die Dekarbonisierung konzentriert und dabei unterstellt, dass Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit als gegeben angenommen werden können.

Mit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine sind wir plötzlich alle wach geworden. Wir denken, dass die

Bundesregierung das kurzfristige Krisenmanagement sehr gut gemacht hat. Die meisten Maßnahmen unterstützen wir. Aber es mangelt an Konsistenz und Pragmatismus; in Deutschland, aber auch in Europa. Die Aufgaben, die vor uns liegen, sind sehr komplex. Durch endloses Diskutieren werden sie noch komplexer. Nichtsdestotrotz brauchen wir einen Plan, sonst verlieren wir die wichtigsten Ziele aus den Augen. Ein Beispiel: Was bringt Grünstrom, wenn wir keine Verteilernetze dafür haben? Das gilt auch für die Wasserstoffinfrastruktur. Wir brauchen beim Hochlauf von Wasserstoff einen Markt und die dafür benötigte Infrastruktur, beides muss simultan erfolgen.

Wasserstoff darf nicht nur bei den Großkonzernen ankommen, er muss über entsprechende Verteilernetze auch beim Mittelstand ankommen. Der Mittelstand in Deutschland beschäftigt die meisten Menschen und zahlt die meisten Steuern. Dabei müssen wir die Bezahlbarkeit der Energie im Auge behalten. Ohne bezahlbare Energie gibt es keinen Industriestandort in Deutschland. Niemand konnte den Krieg in der Ukraine vorhersehen. Alles was jetzt in der Energiepolitik passiert, hatten wir uns eigentlich schon vorgenommen. Durch den Krieg muss das nun alles in Hochgeschwindigkeit passieren. Und das geht nur mit einem Schulterschluss von Wirtschaft und Regierung.

Kurzfristig hat die Bundesregierung den richtigen Ansatz. Dennoch wird Energie kurzfristig teuer bleiben. Es geht deshalb jetzt viel um Energieeffizienz und Energiesparen. Da rufe ich alle auf, aktiv mitzumachen. Aus meiner Sicht müssen wir die Bezahlbarkeit der Energieversorgung jetzt noch stärker in den Fokus nehmen. Sie ist genauso wichtig wie die Dekarbonisierung und die Versorgungssicherheit. Im Hinblick auf die Verbraucher wird schon etwas getan für eine Preissenkung. Die EEG-Umlage wurde abgeschafft. Dennoch sollten wir auch über die Mehrwertsteuer auf Strom und eine Absenkung der Energiesteuer auf europäisches Mindestniveau sprechen. Der Krieg in der Ukraine erschüttert uns und macht uns fassungslos. Energiepolitisch kann uns die Zeitenwende aber auch Hoffnung geben. Wir müssen jetzt grüne Energien in allen Lebensbereichen zum Einsatz bringen, so schnell wie möglich. l

Patrick Lammers

Mitglied des Vorstands E.ON SE

„Ohne bezahlbare Energie gibt es keinen Industriestandort in Deutschland.“

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