"Mélodie entdeckt das Wolkenland" von Stefanie Wackar

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MĂŠlodie

entdeckt das Wolkenland von Stefanie Wackar



Liebe Mélodie, ich wünsche dir von ganzen Herzen einen wunderschönen Schulanfang! Du bist ein kluges, lustiges und wunderhübsches Mädchen und ich wünsche dir für dein neues Abenteuer in der Schule viele gute Freunde, Spaß und immer viel Humor. Hab dich lieb! Deine Stefanie September 2015



MĂŠlodie entdeckt das Wolkenland von Stefanie Wackar


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ie Sonne schien hell, als Mélodie an diesem wunderschönen Sommertag aufwachte und verschlafen aus ihren braunen Augen blinzelte. Sie gähnte und streckte sich in ihrem Bett, schloss die Augen wieder und genoss die morgendliche Wärme unter der Decke. Sie liebte es auszuschlafen. Als sie nach dem Frühstück beschloss, vor dem Haus ein Hüpfspiel zu spielen, war die Luft schon ganz warm und die Vögel zwitscherten fröhlich. Mélodie war sehr vergnügt. Ihren Wangen waren gerötet vom Hüpfen und die Sonne glänzte in ihren Haaren. ‚Was es nachher wohl zum Mittagessen gibt?’, überlegte sie und merkte gar nicht, wie etwas Großes über sie hinwegflog und plötzlich vor ihr landete. Was war denn das? Ein Pferd stand ihr gegenüber, das sie aufmerksam anblickte. Es hatte an den Seiten große Flügel, wie bei einem Vogel. Sie konnte gar nicht glauben, was sie da sah und rieb sich erst einmal die Augen. Da begann das Pferd zu sprechen: „Hallo, wie geht es dir? Es ist ein wunderschöner Tag heute, findest du nicht auch? Mein Name ist Aru und ich komme aus dem Wolkenland.“

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War das wahr? Hatte das Pferd mit den Flügeln tatsächlich mit ihr gesprochen? Mit großen Augen betrachtete Mélodie das Pferd. Ruhig stand es vor ihr und blickte sie an. Es hatte wunderschöne Augen und sein weißes Fell glänzte in der Sonne. Die Flügel waren groß und wirkten majestätisch. Der Wind spielte in den Federn. „Ich bin gekommen, weil ich dich um etwas bitten möchte. Eine Freundin von mir hat mich gebeten, dich zu uns ins Wolkenland einzuladen. Sie hat das Gefühl, dass du ihr bei etwas helfen kannst.“ Er hatte eine tiefe und weiche Stimme und es war sehr angenehm ihm zuzuhören. Als sie ihre Stimme wiederfand, fragte sie neugierig: „Bist du wirklich sicher, dass du mich meinst?“ „Oh ja, ich meine ganz sicher dich! Dein Name ist Mélodie und du hast am 22. September Geburtstag. Du magst Feen und erfindest lustige Namen, wie Mr. Spaghettibein. Deinen kleinen Bruder Gabriel nennst du „Bobo“ und deine Lieblingsspeise ist Spaghetti mit Parmesan ohne Soße. Das finde ich im übrigen auch sehr lecker. Ach ja, und du magst Einhörner. Also ja, ich bin mir ganz sicher, dass ich dich meine!“ Aru zwinkerte ihr vergnügt zu. „Ja, das stimmt“, antwortete Mélodie irritiert. ‚Woher er das nur alles wusste?‘ rätselte sie.

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„Und was möchte deine Freundin von mir?“, fragte sie Aru neugierig. „So genau kann ich dir das auch nicht sagen, da ich es selbst nicht weiß. Sie hat es mir nicht verraten, da ist sie manchmal etwas eigen. Ich bin mir aber sicher, dass es dir viel Spaß machen wird“, Aru wieherte vergnügt. Er schien sich seiner Sache sehr sicher zu sein und das gefiel Mélodie. „Also dann, fliegen wir los?“ Aru war in Aufbruchsstimmung. „Hmm, aber was ist, wenn ich gar nicht will?“, entgegnete Mélodie verunsichert. Irgendwie ging ihr alles viel zu schnell, sie brauchte noch etwas Zeit um zu überlegen. „Ich verspreche dir, dass du eine schöne Zeit haben wirst. Ich bringe dich auch wieder sicher nach Hause“. Aru blickte sie ermutigend an. Mélodie überlegte. Was sollte sie tun? So seltsam das alles auch war, es erfüllte sie mit einem warmen Gefühl und sie freute sich auf das unbekannte Abenteuer, das vor ihr lag. Ihr Herz pochte wild, als sie sich schließlich einen Ruck gab. „Na gut, ich komme mit.“ „Ich wusste es!“ Aru wieherte freudig. Mélodie begann auf seinen Rücken zu klettern. Als sie oben war, faltete er seine Flügel auseinander. Er begann immer schneller zu laufen, bis er schließlich in einen Galopp verfiel und dann, kurz bevor die Straße zu Ende war, hob er ab.

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„Wo fliegen wir denn hin?“ rief Mélodie Aru zu. „Na, ins Wolkenland“, antwortete Aru. „Und wo genau ist das Wolkenland?“ fragte Mélodie neugierig. „Das wirst du schon sehen,“ lachte Aru. Ihm gefielen ihre Fragen. „Es gibt auch noch einen anderen Weg ins Wolkenland. Aber heute zeige ich dir einen, der dir bestimmt Spaß macht. Denn durch Wolken bist du sicher noch nie geflogen, oder?“ Aru begann ein paar Loopings zu drehen und Mélodie lachte vor Vergnügen. Das war ein Gefühl wie Karussell fahren, Schaukeln und Achterbahn zugleich. Ihr Herz pochte wie verrückt und sie strahlte aus ihren braunen Augen über das ganze Gesicht. ‚Das ist einfach nur schön’, dachte sie und lachte. Sie hielt sich an Arus Mähne fest und trotz der Geschwindigkeit, mit der sie flogen, fühlte sie sich fest und sicher. Sie stiegen immer höher und bald begannen sie durch eine weiße Wolkendecke zu fliegen. Mélodie streckte ihre Hand aus, um die Wolken zu berühren. „Probier sie mal!“ rief Aru ihr zu. „Sie schmecken wie Zuckerwatte!“, Mélodie war erstaunt. Das gefiel ihr! Ein Wolkenfetzen blieb an ihrer Hand hängen, der sich wie feiner Nebel, ganz zart und leicht auf ihrer Handfläche bewegte. Die Wolke begann sich zu verändern und ein Herz formte sich daraus, das zart rosa leuchtete. „Oh, wie wunderschön ist das denn? Das werde ich behalten und bei mir tragen“, freute sie sich und steckte das Herz in ihre Hosentasche.



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Kurz darauf hatten sie die Wolken durchquert und waren auf einer großen Wolkendecke zum Stehen gekommen. Der strahlendblaue Himmel lag über ihnen und die Sonne leuchtete hell. „Das ist also das Wolkenland? Hier gefällt es mir!“ Mélodie sprang vergnügt von Aru herunter, der freudig wieherte. Vor ihnen erhob sich majestätisch und wunderschön ein Schloss, das nur aus Wolken bestand. Die weißen Mauern des Schlosses strahlten hell die Sonnenstrahlen zurück und Mélodie musste ihre Augen ein wenig zusammen kneifen, als sie es anschaute. Der Boden, auf dem sie liefen, fühlte sich weich an wie eine Wiese und überall wuchsen Blumen. Kleine und große, farbige und weiße Blumen. Mélodie konnte nicht anders und blieb stehen, um sich eine dieser Blumen näher anzusehen. Als sie sich über sie beugte, begann sie sich zu verwandeln. Sie veränderte ihre Form und ihre Farbe so lange, bis Mélodie das Gefühl hatte, die schönste Blume auf der Welt vor sich zu sehen. Sie funkelte und strahlte und Mélodie war sich sicher, so etwas Wunderschönes und Einzigartiges noch nie zuvor gesehen zu haben. Sie schloss ihre Augen und sog tief den Duft dieser Blume in sich ein. Sofort fühlte sie sich angefüllt von Wärme und einer himmlischen Ruhe. Aru war stehen geblieben, um auf sie zu warten. „Das ist eine ganz besondere Blume. Sie kann deine Seele spiegeln. Gefällt sie dir?“ Mélodie lächelte seelig und nickte: „Oh ja, sie ist wunderschön!“ Dann sprang sie vergnügt auf und lief ihm nach, da Aru wieder auf das Schloss zutrabte.



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Als sie bei den großen Eingangstüren angelangt waren, gingen diese wie von allein auf und die beiden schritten hindurch, bis sie in eine große Halle kamen. „Und wo ist nun deine Freundin?“ wollte Mélodie wissen. „Wir müssen sie erst finden. Irgendwo hier muss sie sein“, antwortete Aru. Sie begannen, sich umzusehen. Viele Türen führten von der Halle weg. Eine war über und über mit Schnitzereien und Figuren verziert. Eine andere bestand nur aus einer weißen Fläche mit einem Türknauf. Eine dritte wiederum bestand aus Milchglasfenstern, die von einer gummiartigen Masse zusammen gehalten wurden. So gingen sie durch die gesamte Halle und zählten insgesamt zwölf Türen. „Und was machen wir jetzt, Aru?“ fragte Mélodie etwas ratlos. „Ich weiß es auch nicht genau. Leider habe ich keinen Schlüssel und weiß auch nicht, wo wir einen jetzt herbekommen“, Aru blickte sich fragend um. „Halt, mir fällt etwas ein!“, rief Mélodie. Sie hatte sich an das Wolkenherz erinnert, das sie noch in ihrer Hosentasche hatte. Vorsichtig holte sie es hervor. „Vielleicht hilft uns das?“ Neugierig betrachteten Mélodie und Aru das Wolkenherz auf ihrer Hand. Und tatsächlich, es begann sich zu verwandeln! „Oh, hoffentlich wird es ein Schlüssel, Aru. Dann können wir zumindest eine der Türen öffnen!“ Kaum hatte Mélodie den Satz zu Ende gesprochen, lag ein Schlüssel auf ihrer Hand. Und tatsächlich, eine Tür lies sich von ihm öffnen.



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Gemeinsam gingen Aru und Mélodie durch die Türe hinter der sich eine wunderschöne Wiese zeigte. Vogelgezwitscher lag in der Luft und Bienen summten. Ein leichter Wind wehte über die Wiese, so dass sich die langen Halme leicht bogen. Mélodie und Aru begannen zu laufen und rannten schließlich jauchzend und hüpfend über die Wiese, machten Luftsprünge und waren überglücklich. In diesem Augenblick kam ein Schmetterling angeflattert. „Ah, da bist du ja endlich! Mélodie, darf ich vorstellen? Das ist meine Freundin Rosalie.“ Aru machte einen erleichterten Eindruck. „Du bist also die Freundin von Aru?“ Mélodie streckte ihre Hand aus und der Schmetterling ließ sich darauf nieder. Staunend betrachtete sie die Flügel, die sich langsam hoben und senkten. Ganz zart waren sie und funkelten silbern. „Hallo Mélodie, genau, das bin ich. Und vielen Dank, dass du gekommen bist, ich freu mich sehr darüber.“ „Was kann ich denn nun für dich tun?“, fragte Mélodie aufgeregt. „Ich möchte meine Flügel bunt machen. Das Silber ist zwar sehr schön, aber ich habe Lust auf eine Veränderung. Magst du mir dabei helfen?“ „Oh ja, sehr gerne helfe ich dir dabei. Wie kann ich das denn machen?“ fragte Mélodie erfreut. „Ich habe gehört, dass du sehr gut klettern kannst. Magst du mir zeigen, wie gut du das kannst?“ „Oh ja, sehr gerne mache ich das!“ „Wunderbar, ich freue mich!“ Rosalie flatterte aufgeregt um Mélodies Kopf.



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Und Mélodie begann auf einen Baum zu klettern, der in der Nähe stand. Bis ganz nach oben kletterte sie, mit einer Leichtigkeit, dass es Freude machte, zuzusehen. Als sie oben war winkte sie Aru und Rosalie zu und begann wieder runter zu klettern. Mélodie war so glücklich bei dem, was sie tat, dass sie gar nicht bemerkte hatte, wie noch mehr Wesen auf die Wiese kamen. Es waren weitere Bewohner des Wolkenlandes, die durch ihre Fröhlichkeit und ihr Lachen beim Klettern angelockt wurden. „Oh, wer seid ihr denn?“ wollte Mélodie staunend wissen, als sie wieder auf dem Boden angekommen war. Sie war noch etwas außer Atem und ihre Wangen glühten rot. „Ich bin Dalmo“, rief ein kleiner blauer Elefant, der freudig auf sie zugerannt kam und sie mit seinem blauen Rüsselchen begrüßte. „Und ich bin das Wolkenkind“ stellte sich ein freundliches Wesen vor, das ein Kleid aus Regenbogenfarben trug und Wolken anstelle von Haaren auf dem Kopf hatte. Auch seine Schuhe waren aus Wolken. Fasziniert betrachte Mélodie das schillernde Geschöpf, das sie anlächelte. Dann fiel ihr Blick auf ein wunderschönes Einhorn. „Mein Name ist Ava. Es ist so schön, dass du da bist, Mélodie. Du bist etwas ganz Besonderes.“ Erst da fiel Mélodie auf, das sie Avas Stimme gar nicht mit den Ohren, sondern im Herzen gehört hatte. ‚Das Wolkenland ist ja wirklich ein toller Ort‘, dachte sie. „Oh, sieh nur Mélodie, welch schöne Farben du in mir erzeugt hast,“ rief Rosalie überglücklich.



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Und tatsächlich! Rosalie hatte nun ein buntes Farbkleid an und strahlte vor Freude! Stolz flatterte sie um Mélodies Kopf herum, damit sie von ihr bewundert werden konnte. „Du siehst jetzt aber toll aus!“ Mélodie staunte über die Farbpracht, die Rosalie nun austrahlte. „Das hast du großartig gemacht, liebe Mélodie.“ Aru war neben sie getreten und wieherte beeindruckt. „Aber jetzt ist es an der Zeit, dass ich dich wieder nach Hause bringe. Du hast uns allen viel Freude bereitet und wirst uns hoffentlich bald wieder einmal besuchen kommen?“ Er zwinkerte ihr liebevoll zu und seine Augen leuchteten warm. „Sehr gerne werde ich wieder zu euch kommen, ich freue mich schon darauf!“ Mélodie war überglücklich und lachte fröhlich. Sie verabschiedete sich von Rosalie, Dalmo, Ava und dem Wolkenkind und kletterte auf Arus Rücken. Behutsam flog Aru sie wieder zurück und wartete, bis Mélodie sicher in ihrem Zimmer angekommen war. Sie öffnete ihr Fenster, um sich von ihm zu verabschieden. „Hab ich dir nicht gesagt, dass es dir im Wolkenland gefallen wird?“ Aru wieherte zufrieden, als er vor ihrem Fenster schwebte. „Oh ja, das hat es. Aber warte, Aru, du sagtest, es gibt noch einen Weg ins Wolkenland. Wo ist er?“ „Na, in deiner Fantasie ist er, wo sonst?“ rief Aru ihr zu und flog lachend in den Himmel. Zufrieden schaute Mélodie ihm hinterher. Natürlich, wo sollte er sonst sein?



Hier hast du Platz f端r Fotos!



Stefanie Wackar über ihre Idee: „Die Idee personalisierte Kinderbücher zu schreiben, verdanke ich Annika. Annika ist ein Mädchen, das mir sehr ans Herz gewachsen ist. Als ich ihr zu ihrem Geburtstag meine erste persönliche Geschichte schrieb und illustrierte, war die Freude, die dabei in ihren Augen leuchtete, für mich ein Schlüsselerlebnis. Ich begann zu überlegen, wie ich das am besten umsetzen kann, damit auch andere Kinder sich daran erfreuen. So entstanden nach und nach die WolkenWerke.“ Weitere WolkenWerke: Über das Träumen:

Über die Liebe:

„Mein Kind und das Wolkenkind“

„Ein Seelchen kommt auf die Erde“

Über die Freundschaft:

Über die Dankbarkeit:

„Mein Kind und Dalmo, der kleine blaue Elefant“

„Was das Seelchen auf der Erde erlebt“

Persönliche Geschichten für besondere Menschen © WolkenWerke 2015 www.wolkenwerke.de



Dies ist eine kleine Geschichte von MĂŠlodie und von ihrem Abenteuer im Wolkenland...


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