Wie Lukas auf die Erde kam von Stefanie Wackar
Lieber Lukas, wir w端nschen dir, dass du neugierig bist auf das Leben und offen f端r die Wunder, die dir begegnen werden, dass du dein kindliches Vertrauen in dich und in das Leben nie verlierst, dass du dir selbst treu bleibst, was immer auch geschieht, dass du erkennst, wie wertvoll und einzigartig du bist. Alles Liebe Deine Paten Markus und Tatjana Februar 2014
Wie Lukas auf die Erde kam von Stefanie Wackar
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ie Sonne schien hell, als sich die vielen kleinen Seelchen lachend um den großen Tisch im Himmelsgarten versammelt hatten. Engel mit goldenen Flügeln schwebten umher und schenkten ihnen Milch ein, die mit etwas Honig gesüßt war und köstlich duftete. Überall hörte man glucksende und kichernde Geräusche und der Apfelbaum, der seine ausladenden Äste über den Tisch erstreckte, spendete angenehmen Schatten. Es war ein schöner Anblick, die vielen ausgelassenen Seelchen zu beobachten. Sie trugen helle Kleider und gingen barfuß. Es waren Jungen und Mädchen, die alle unterschiedlich aussahen. Unter ihnen gab es Große und Kleine, Zierliche und Starke. Manche hatten blonde Haare und manche schwarze, rote oder braune. Es war eine bunte Mischung, die sich um den Tisch versammelt hatte und sich gegenseitig neckte und kitzelte. Alle trugen sie eine Freundlichkeit und Heiterkeit in sich, dass es dem großen Engel, der an den Apfelbaum lehnte und sie betrachtete, jedes Mal warm ums Herz wurde. Da spürte er plötzlich, wie an seinem Kleid gezogen wurde, und er erblickte das Seelchen, das ihm am meisten ans Herz gewachsen war. Er beugte sich hinunter und umarmte das Kind, das ihn aus strahlenden Augen heiter anblickte. Es war der kleine Lukas, der vor ihm stand.
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„Gehst du mit mir Wolkenrutschen?“ fragte er ihn und lächelte. „Natürlich, sehr gerne, mein lieber Lukas,“ antwortete ihm der Engel. Hand in Hand verließen sie den Himmelsgarten und ließen die anderen Seelchen in der Obhut der übrigen Engel, die mit ihnen spielten. Lukas lief voraus und streckte seine Ärmchen jauchzend in die Höhe. Dann blieb er stehen und schaute auf die Spuren, die seine kleinen Füße auf der Wolkendecke hinterließen. Er wartete, bis der große Engel aufgeschlossen hatte, und lief dann wieder ein Stück voraus. Sie spielten ein Spiel miteinander. Der große Engel musste versuchen immer genau in seinen Spuren zu laufen, damit es so aussah, als wäre nur eine Person hier entlang gegangen. Es gelang dem großen Engel nicht immer die kleinen Schritte von Lukas zu treffen und so kam es vor, dass er sich mit seinen eigenen Füßen verhedderte und stolperte. Dann lief Lukas auf ihn zu und warf sich ihm in die Arme und gemeinsam lachten sie so sehr, dass die Sterne am Himmel mitlachten. Schließlich kamen sie bei den Wolkenrutschen an. Es waren große, weiße Rutschen, die in gewaltige Höhen ragten. „Nimm mich hoch, nimm mich hoch,“ bettelte Lukas, der es gar nicht mehr erwarten konnte, die lange Bahn hinunterzusausen. Da nahm der große Engel ihn in seine Arme, entfaltete seine Flügel und schwebte mit ihm sanft bis an das Ende der riesigen Rutsche. Behutsam setzte er ihn auf seinen Schoß und ordnete sein Kleid, damit es ihn beim Rutschen nicht behinderte. Lukas rief: „Los geht’s!“ und gemeinsam rutschten sie die lange Bahn hinunter und der Wind blies ihnen ins Gesicht. Lukas jauchzte und hielt sich an dem blauen Kleid des Engels fest, während dieser die Arme um ihn geschlungen hatte und sie beide glücklich lachten. „Nochmal!“ rief Lukas übermütig, als sie unten angekommen waren, und sie wiederholten das Spiel so lange, bis Lukas müde wurde.
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Als sie langsam Hand in Hand wieder in Richtung Himmelsgarten zu den anderen Seelchen und Engeln gingen, begann sich an einer Stelle die Wolkendecke zu lichten und legte den Blick frei auf einen blau leuchtenden Planeten. Neugierig blieb Lukas stehen. „Das sieht aber schön aus, was ist denn das?“ fragte er den Engel. „Das ist die Erde,“ antwortete der Engel. „Und da leben die Menschen.“ „Menschen?“ fragte Lukas. „Was sind Menschen?“ „Menschen sind Geschöpfe reiner Liebe und kommen von Gott, genau wie du. Nur haben viele das vergessen. Auch an die Engel glauben sie nicht mehr.“ Lukas schaute ihn mit großen Augen an. Langsam gingen sie weiter. Aber die Worte des Engels ließen ihn nicht los und er fragte ihn: „Warum haben die Menschen vergessen, dass sie von Gott kommen?“ „Weil sie den Zweifel und die Angst in ihr Herz gelassen haben,“ antwortete ihm der Engel. Die Tage vergingen und Lukas liebte es, mit seinem Engel auf den großen Wolkenrutschen zu spielen oder auf Wolkenpferden durch den Himmelsgarten zu reiten. Als sie sich eines Tages, vom vielen Spielen müde, an einen Bach setzten und den Vögel zuhörten, wandte sich Lukas wieder dem großen Engel zu: „Seitdem ich die Erde gesehen habe, muss ich immer an die Menschen denken. So gerne möchte ich zu ihnen. Weißt du, wie ich auf die Erde komme?“ fragte er ihn und blickte ihn an. „Auf die Erde kommst du dann, wenn sich ein Mann und eine Frau von ganzem Herzen ein Kind wünschen. Dann darfst du deine Reise dorthin antreten,“ antwortete ihm der Engel.
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Lukas verbrachte die folgende Zeit vor allem damit unter dem blühenden Apfelbaum zu sitzen, Bilder zu malen, vor sich hinzuträumen und sich auf seine Reise auf die Erde zu freuen. „Wann ist es denn soweit?“ fragte er jeden Tag den Engel, der ihm immer die gleiche Antwort gab: „Bald, mein lieber Lukas, bald kommst du auf die Erde.“
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Als er eines Abends in seinem Himmelbett lag und sich wieder einmal fragte, wann es denn endlich so weit sei, begann er von seinen Eltern zu träumen. Es waren eine Frau mit dem Namen Julia und ein Mann mit dem Namen Thomas, die sich sehr liebten. Diese beiden Menschen wünschten sich nichts mehr als ein Kind. In seinem Traum streckten sie ihm die Arme entgegen und sagten: „Wir freuen uns schon so sehr auf dich, lieber Lukas. Bald wirst du bei uns auf der Erde sein.“ Als Lukas aus seinem Traum erwachte, schwang er seine Beine aus dem Bett, lief zu seinem Engel, der schon wach war, und rief: „Ich habe sie gesehen, ich habe sie gesehen. Ich kenne meine Eltern. Jetzt darf ich auf die Erde!“ „Das freut mich sehr für dich, mein lieber Lukas.“ Der Engel lächelte ihn an. „Dann wird es Zeit, dass wir zum lieben Gott gehen, damit er dich mit allem versorgt, was du auf der Erde brauchst.“ Hand in Hand gingen sie zum Himmelshaus. Lukas freute sich sehr auf den lieben Gott. Er hatte immer Zeit für ihn und hörte aufmerksam zu, wenn er sich über etwas Gedanken machte, ihm etwas Schönes erzählte oder wenn ihn etwas bedrückte. Leise patschten seine nackten Füße auf dem Boden des Himmelshauses, als er dem lieben Gott freudig entgegen lief, der schon seine Arme ausstreckte und ihn sogleich hochhob. „Ich darf auf die Erde, ich habe meine Eltern gesehen!“, sprudelte es aus ihm heraus und der liebe Gott lächelte ihn an. „Nun, mein lieber Lukas, da bist du bestimmt schon sehr neugierig mehr von deinen Eltern zu erfahren, nicht wahr?“ „Ja, sehr, ich habe von ihnen geträumt und sie freuen sich schon sehr auf mich!“ erzählte er ihm voller Aufregung.
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„Na, dann lass uns doch mal durch das goldene Fernrohr schauen und sehen, was deine Eltern gerade machen.“ Der liebe Gott hob Lukas hoch, damit er in das riesige Fernrohr, das neben seinem großen Sessel stand, hineinblicken konnte. Er sah seine Eltern, wie sie sich in den Armen hielten, sich küssten und miteinander redeten. Und er spürte, dass sie über ihn sprachen, und ein warmes Gefühl strömte durch seinen Körper. „Sie fragen sich, wann du denn endlich zu ihnen kommen wirst,“ erklärte der liebe Gott mit einem Lächeln, als hätte er seine Gedanken gelesen. „Bald geht deine Reise los, freust du dich schon?“ Er blickte ihn an und vor lauter Aufregung konnte Lukas nur noch nicken.
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„Bevor ich dich auf die Erde schicke, mein lieber Sohn, sollst du wissen, dass ich ständig meine Augen bei dir habe und immer über dich wache. Mein Herz und mein Geist begleiten dich und meine Freude ist immer bei dir, mein lieber Lukas. Meine Hände halte ich über dich und schütze dich und deine Seele. Meine Liebe ist immer bei dir, egal, was du tust. Ich werde immer stolz auf dich sein. Ich gebe dich nun in deine Seelenfamilie, die bereits auf der Erde auf dich wartet, die dich nähren, beschützen und führen wird.“ Der liebe Gott und Lukas umarmten sich. „Damit du nicht alleine auf die Reise gehen musst, werde ich dir einen Begleiter und Beschützer an die Seite stellen.“ Der Engel erschien und strahlte Lukas glücklich an. „Ich werde dein Schutzengel sein, dich begleiten und dich beschützen,“ versprach er. „Nun, denn, dann geht los, ihr beiden. Habt eine gute Reise und viel Spaß auf der Erde!“ wünschte der liebe Gott zum Abschied und Lukas winkte ihm zu, bis sie das Himmelshaus wieder verlassen hatten. Am Abend, als sich Lukas in sein Bett legte, war er sehr glücklich. Morgen würde er auf der Erde sein! Mit vor Aufregung geröteten Wangen schlief er ein.
Gedämpfte Töne drangen an sein Ohr. Er war umringt von tiefer Finsternis und eine wohltuende Wärme umgab seinen Körper. Keine Gedanken, nur Gefühle. Lukas war auf der Erde angekommen.
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Der liebe Gott hatte die ganze Zeit seine Aufmerksamkeit und seine Augen bei Lukas, wie er es versprochen hatte. Ein kleiner Engel kam ins Himmelshaus gelaufen. „Was machst du da?“, fragte er. „Ich schaue meinem lieben Lukas zu, was er auf der Erde erlebt und wie es ihm geht. Möchtest du auch mal einen Blick auf ihn werfen?“ Der kleine Engel nickte und der liebe Gott holte das goldene Fernrohr näher heran. Gemeinsam blickten sie hindurch. „Oh, er ist ja ganz klein“ sagte er aufgeregt. Es war der 22. April 2013 und Lukas war um 11:23 Uhr in Hamburg geboren worden. „Ja, so sehen Menschenkinder aus. Sie alle kommen als kleine Babys auf die Welt,“ erklärte der liebe Gott. Fasziniert beobachtete der Engel Lukas durch das goldene Fernrohr. Ganz klein und winzig sah er aus. Seine Mama Julia hielt ihn überglücklich und stolz im Arm und sein Papa Thomas umarmte beide und strahlte über das ganze Gesicht. Auch seine Schwester Amelie freute sich und war sehr stolz auf ihn. Der liebe Gott drehte ein wenig an einem goldenen Knöpfchen. „Hier siehst du seine Großeltern. Das sind die Eltern von Lukas Mama Julia, Annegret und Helmut und von Lukas Papa Thomas, Jutta und Horst. Auch seine Tante Anna und ihr Mann Christian und seine Cousine Sara und sein Cousin Tim freuen sich alle sehr über seine Ankunft auf der Erde“, erzählte der liebe Gott weiter. Dann drehte er wieder an dem goldenen Knöpfchen. Es war der 2. Februar 2014 und Lukas feierte seine Taufe mit seiner Familie und seinen Taufpaten Markus und Tatjana in der St. Johanneskirche in Hamburg. Mit vor Aufregung geröteten Wangen blickte der kleine Engel in das Fernrohr. So waren der liebe Gott und der kleine Engel bei allem dabei, was Lukas erlebte. „Wie glücklich und zufrieden Lukas aussieht,“ murmelte er und seine Augen begannen zu leuchten. „So etwas möchte ich auch erleben, darf ich auch auf die Erde zu den Menschen?“, bettelte der kleine Engel.
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Der liebe Gott nahm ihn fest in den Arm. „Wenn du groß bist und ein richtiger Schutzengel geworden bist, dann darfst du auch auf die Erde. Aber bis dahin musst du noch viel lernen.“ Da klatschte der kleine Engel vor Begeisterung in die Hände, sprang auf den Boden und lief freudestrahlend aus dem Himmelshaus hinaus. „Ich werde Schutzengel und darf auch auf die Erde. Ich darf zu den Menschen gehen!“ Der liebe Gott schaute ihm lächelnd nach, und wandte seinen Blick wieder in sein goldenes Fernrohr. Lukas war in seinem Bettchen soeben friedlich eingeschlafen. „Schlaf gut, lieber Lukas. Deine Träume werden beschützt.“ Er zwinkerte dem Schutzengel von Lukas zu, der lächelnd neben ihm stand. Zufrieden lehnte er sich in seinen Sessel. Für heute hatte er genug gesehen.
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Meine Taufg채ste:
Das ist mein Taufspruch:
Mein Taufpfarrer:
Gedanken meiner Eltern an mich:
Fotos
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Die Autorin über ihre Idee: Die Idee zu WolkenWerke verdanke ich Annika. Annika ist ein Mädchen, das mir sehr ans Herz gewachsen ist. Als ich ihr zu ihrem Geburtstag meine erste persönliche Kindergeschichte schrieb und illustrierte, war die Freude, die dabei in ihren Augen leuchtete, für mich ein Schlüsselerlebnis. Ich begann zu überlegen, wie ich die Geschichten persönlich gestalten kann, damit auch andere Kinder sich daran erfreuen können. Mit diesem Wunsch im Herzen und viel Willenskraft machte ich mich an die Umsetzung meiner Vision. Philosophie von WolkenWerke: Kinder sind etwas Besonderes. Sie kommen auf die Erde und geben sich uns hin, in ihrer ganzen Liebe. Sie schenken uns ihr Herz und damit das kostbarste, was es gibt. Geben wir ihnen diese Liebe zurück: Durch unsere Zeit! Das Schönste für ein Kinderherz ist es, mit Aufmerksamkeit beschenkt zu werden. Es ist der einfachste Weg zu sagen: Du bist etwas ganz Besonderes! Weitere WolkenWerke: „Was das Seelchen auf der Erde erlebt“
„Mein Kind und Dalmo, der kleine blaue Elefant“
© WolkenWerke 2014 www.wolkenwerke.de Persönliche Geschichten für besondere Menschen
„Mein Kind und das Wolkenkind“
Dies ist eine kleine Geschichte von Engeln, dem lieben Gott und von Lukas, der eine groĂ&#x;e Reise antritt...