Bier Guide 2022

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VORWORT VON CONRAD SEIDL

LIEBE BIERFREUNDIN, LIEBER BIERFREUND ZUM DRITTEN MAL erscheint dieser Guide in einer ungewöhnlichen, in einer unruhigen Zeit. Vor zwei Jahren, im Mai 2020, dachten wir schon, wir hätten das Schlimmste hinter uns, als die Lokale nach dem ersten Corona-Lockdown wieder aufsperren durften und der Bierguide verlässlich bei seinen Fans gelandet ist. Und im Sommer 2021 war es ähnlich: Wir hofften, dass die Pandemie endlich vorbei wäre — aber wir wurden abermals enttäuscht. Im Frühjahr 2022 halten wir uns mit Hoffnungen hinsichtlich der Pandemie zurück — und müssen gleichzeitig erschreckende und verstörende Nachrichten vom Krieg Russlands gegen die Ukraine zur Kenntnis nehmen. Niemand kann wissen, welch böse Überraschungen noch kommen mögen. Was wir aber wissen: Es ist vieles im Umbruch. Und manche Dinge können auch trüber gewordene Zeiten aufhellen. Gute Gastgeber, die uns schöne Erlebnisse in Bars und Biergärten, Wirtshäusern und Brewpubs vermitteln, gehören definitiv dazu. Mit guten Freunden auf ein Bier gehen. Ein neues Bier kosten. Ein wenig Entspannung spüren. Das ist es, was uns unsere Umwelt doch etwas freundlicher erscheinen lässt, uns wohl auch etwas Mut und Zuversicht für die nähere Zukunft gibt. DASS ES DAS NICHT UMSONST GIBT, ist auch klar: Spricht man dieser Tage mit Gastwirten, dann erzählen sie einem mit Bedauern, dass sie demnächst den Bierpreis erhöhen müssen. Schließlich verlangen nicht nur ihre Lieferanten höhere Preise, es sind auch so ziemlich alle Kosten gestiegen. Und erst das Personal! In der Pandemie haben viele tüchtige Gastro-Mitarbeiter entdeckt, dass man in anderen Berufen gut verdienen kann — ohne lästige Abend- und Wochenenddienste. Also muss man versuchen, neue fachkundige, engagierte und womöglich auch noch freundliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, was eben auch Geld kostet. Meistens: erheblich mehr Geld als bisher. Daher fragen die Gastronomen besorgt, was wohl der „richBIER GUIDE · 2022

tige“, also vom Gast gerade noch akzeptierte Preis für ein Krügerl Bier sei. Ich weiß das natürlich auch nicht. Aber was ich weiß, ist: Wenn der Wirt zu wenig verdient, mag er noch so viele Gäste haben — letztlich wird er Pleite gehen. Wenn seine Preise so hoch sind, dass die Gäste ausbleiben, dann kann das am Ende zum selben Ergebnis führen. INSOFERN IST DIE SORGE DER WIRTSLEUTE berechtigt: Werden die Gäste akzeptieren, dass man für zwei Biere in der Gastronomie demnächst vielleicht so viel hinlegen muss wie man bei den stark beworbenen Billigpreisaktionen in diversen Supermärkten für einen ganzen Kasten zahlt? Noch problematischer wird es, wenn man bedenkt, dass in den vergangenen beiden Jahren viele Biertrinker ihr Konsumverhalten Covidbedingt verändert und ihren Biergenuss in die eigenen vier Wände verlegt haben. Im Februar 2022 sagten bei einer Umfrage des Linzer Market-Instituts für den Standard 18 Prozent der Befragten, dass sie infolge der Corona-Pandemie noch längere Zeit darauf verzichten würden, mit Kollegen und Freunden auf ein Bier zu gehen. Kann man diese Leute dauerhaft zurückgewinnen, wenn sie dann auch noch feststellen müssen, dass das Feierabendbier in ihrem Stammlokal deutlich teurer geworden ist als man es in Erinnerung hatte? EIN HÖHERER BIERPREIS SCHMERZT. Denn Bier hat einen „gelernten“ Preis — wenn wir uns schon mit der realen Inflation schwertun, dann tun wir uns mit den Preiserhöhungen beim Bier doppelt schwer, weil wir sie irgendwie stärker fühlen. Und das Gefühl trügt ja auch nicht: Auch im Handel ist der Preis für Flaschenbier laut Statistik Austria im Februar 2022 um 12,4 Prozent höher gewesen als 2021. Die Inflation für unser Lieblingsgetränk ist praktisch doppelt so hoch ausgefallen wie der Anstieg des allgemeinen Verbraucherpreisindex. www.bier-guide.net


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