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MÖBEL & DESIGN SEITE AN SEITE
Elling Buffet, Gerrit T. Rietveld by Cassina
SEITE AN SEITE SIDEBOARDS SIND HEUTE SCHWER IM TREND. DAS WAREN SIE AUCH GESTERN UND VORVORGESTERN SOWIESO. ABER IST ES DAS GLEICHE WIE EINE ANRICHTE, EIN BUFFET ODER GAR EINE KOMMODE? NOTIZEN ZUR SPANNENDEN METAMORPHOSE EINES ÜBERAUS PRAKTISCH GEARTETEN MÖBEL-FOSSILS. Alexa hieß früher einmal James. Oder Jean, sogar Schani. Aber in einem ähnelten sie Alexa aufs Haar. Da war das Problem mit den großen Ohren. Rund um die Uhr von der Dienerschaft belauscht zu werden, dieses Luxusproblem inspirierte den Briten Thomas Sheraton bereits 1803 zu einer besonderen Erfindung. Denn es war die Geburtsstunde des Sideboards, eines damals neu aufgetauchten, neoklassizistischen Möbels, das weniger Parkplatz für Silberteller und ähnliche Prestigeobjekte sein wollte, sondern lieber mit Funktionalität punktete. Lords und Ladies, die sich MÖBEL & DESIGN GUIDE 2021
schon beim Frühstück von aufgestellten LakaienLauschern umzingelt sahen, zeigten sich von Thomas Sheratons Self Service Sideboard begeistert – die neue Anrichte für Speisen und Getränke wurde ein Design-Renner der Saison. URALTMÖBEL MIT ZUKUNFT. Kulturhistoriker, die sich mit der Geschichte dieses Möbels auseinandersetzen, können noch viel mehr in der Art servieren. Denn das Sideboard hat im Laufe der Jahrhunderte mehr gesehen als seltenes Porzellan. Da gab es jene Phase, in der es Sideboard im dekadenten Frankreich wie Spargel in die Höhe schoss, und sich als dressoir wie die offizielle Hutmode verhielt: Je höher sich die Reihen aufgestellter Teller übereinander türmten, desto glänzender der gesellschaftliche Rang. Auf wechselnde Funktionen verweisen nicht zuletzt die unterschiedlichen Namen dieses Möbels: Sideboard, Anrichte, www.moebel-guide.at