PLOT#5 – SCARY FAIRY TALES

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ISBN 978-3-89986-116-7

9 783899 861167 >

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THE WHITE RIBBON

SET & STAGE DESIGN

by tim burton, terry Gilliam, la fura dels baus, etc.

FAIRY STORY-TELLINGS

MORE CREATIVE SPACES

about the horror and weirdness in films

KLAUS-PETER PLATTEN

ESSAY

SCARY FAIRY TALES

ISBN 3-89986-116-7

#5 14,50 € (D) 04.2010

INSZENIERUNGEN IM RAUM CREATIVE SPACES

27,00 CHF (CH) 19,95 $ (US) 13,56 € net

www.PLOTmag.com


ES WAR EINMAL… EDITORIAL

VON JANINA POESCH. Mit diesen Worten findet beinahe jedes

Märchen seinen Anfang. Viele von ihnen haben uns in unserer Kindheit begleitet und so manches Mal von dem Prinzen träumen lassen, der wehenden Haares auf seinem Pferd daher reitet und Rapunzel aus dem steinernen Turm befreit – naja, zumindest die weiblichen Kinder unter uns…

Das haben wir zum Anlass genommen, Ihnen mit dieser Ausgabe sagenhafte Geschichten zu erzählen, die sich nicht nur bekannter Klischees aus der Märchenwelt bedienen, sondern auch der Realität entlehnen und somit einen sozialkritischen Hintergrund haben. Sie alle wurden räumlich derart in Szene gesetzt, dass sie zu Fantastereien und zu (tod)ernsten Gedankenspielen anregen. Sei es das Märchen der Schneekönigin, deren eisige Macht auch auf der Bühne zu spüren ist, die Ausstellung über den umstrittenen Regisseur Pier Paolo Pasolini, der einen grausigen Tod fand oder die Erzählung vom „Weißen Band“, die dadurch besticht, dass das offensichtliche Grauen für den Zuschauer nicht sichtbar wird – ein Phänomen, dem auch Prof. Klaus-Peter Platten in seinem Essay über „Grauzonen“ nachgeht, um das Unheimliche im Film zu verorten. Wenn Sie sich nun allerdings fürchten sollten, weiterzublättern, dann können wir Sie beruhigen: Noch hat jedes Märchen sein Happy End gefunden und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben ihre Protagonisten noch heute… Versprochen! 4

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Dabei gehören zu den beliebtesten Autoren neben Hans Christian Andersen und Wilhelm Hauff natürlich die Gebrüder Grimm. Ihre Erzählungen schildern allerdings nicht nur bezaubernde Begebenheiten, sondern führen tief zurück in die Zeiten des späten Mittelalters und des 30-jährigen Krieges. Sie berichten von Not, Menschenfresserei, Antisemitismus, von Räuberunwesen, Kindermord und unheimlichen Wäldern. Und selbst, wenn in fast jedem Märchen ein Prinz auftaucht, ist das auch nur ein Hinweis auf die deutsche Kleinstaaterei, in der es fast so viele Fürstensöhne wie hübsche Bauerstöchter gab. Es lässt sich also leicht behaupten, dass der Ursprung jeder schönen Mär in den schnöden, alltäglichen Lebenswahrheiten der Vergangenheit zu finden ist – aber wie wunderbar poetisch sind doch ihre Überlieferungen…


ONCE UPON A TIME... EDITORIAL

BY JANINA POESCH. These are the opening words of almost

every fairytale. Many of them have accompanied us in our childhood and made us dream of a prince with waving hair, galloping along on his horse to free Rapunzel from the stone tower – well, at least the girls among us… Among the most popular authors besides Hans Christian Andersen and Wilhelm Hauff are of course the Brothers Grimm. Their stories, however, describe not only enchanting events, but lead back into the times of the late Middle Ages and the Thirty Years’ War. They tell us about misery, cannibalism, anti-Semitism, robbers, child murder, and scary forests. And even if a prince appears in almost all fairytales, he only is an indication of the German regionalism, where there were almost as many sons of rulers as pretty peasant’s daughters. It is therefore easy to assert that the origin of every enchanting tale can be found in the simple, everyday truths of the past – however, aren’t these traditions wonderfully poetical… We have taken this as an opportunity to tell you legendary stories in this issue, which not just resort to well-known clichés from the fairytale world, but are also borrowed from reality, which is why they also have a socio-critical background. Spatially, they were all staged in a way as to stimulate fantasies and (dead)serious intellectual games. Be it the fairytale of the Snow Queen, whose icy power can be felt on the stage, the exhibition on the controversial director Pier Paolo Pasolini, who suffered a brutal death, or the story of “The White Ribbon”, which is so convincing because the obvious horrors are not visible for the audience – a phenomenon Professor Klaus-Peter Platten explores in his essay on “Grey Areas” in order to locate the horror in film-making. In case you are too scared to turn the page, we can put your mind at ease: So far every fairytale has had a happy ending and the protagonists lived happily ever after… Promise! EDITORIAL

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WILHELM BUSCH, ZU GUTER LETZT

BILDER DER AUSSTELLUng

TIM BURTON

IM MOMA, NEW YORK KOMMENTIERT vON WILHELM BUSCH,THEODOR FONTANE, HEINRICH HEINE UND EDUARD MÖRIKE

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ABRACADABRA, SCRATCH-MY-BOOH1, WE GOT SOMETHING STRANGE FOR YOU:

1) BOOH = bat out of hell


74%

Film- & Bühnenarchitektur Set & Stage Design

13%

Ausstellungsgestaltung Exhibition Design

13%

Markenwelten Brand Design Interview, Essay

FILM- & BüHNENARCHITEKTUR SET & STAGE DESIGN

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SCHNEEKöNIGIN STUDIENGANG BüHNENBILD_SZENISCHER RAUM, TU BERLIN

FRIEDRICHSTADTPALAST, BERLIN

15.11.2009 – 31.01.2010

DIE SUCHE EINES MUTIGEN MäDCHENS NACH IHREM BESTEN FREUND FüHRT ALS MULTIMEDIALE KINDERREVUE ZU HERRLICHEN ORTEN VOLL SCHAURIGER EINDRüCKE. VON CONSTANZE LUTZ. Im Nachhinein scheint es fast, als

sei die Kinderrevue im Berliner Friedrichstadtpalast vergangenen November von Wetterpropheten aufgeführt worden: Ebenso streng wie die Schneekönigin in der Neufassung von Hans Christian Andersens Märchen die Herzen der Menschen regiert, hatte der Schnee auch den darauf folgenden Winter fest im Griff. Doch die kleinen Zuschauer dürften auf die frostigen Wintermonate bestens vorbereitet gewesen sein, denn die funkelnde und eisige Macht der Schneekönigin wurde ihnen in dieser Uraufführung mit farbenprächtigen Bildern, schön-schaurigen Welten und moderner Musik auf unvergessliche Weise dargeboten. Dabei waren die Anforderungen an das Bühnenbild hoch gesteckt: Gerade weil der Friedrichstadtpalast mit über 280 jungen Darstellern das größte Kinder- und Jugendensemble Deutschlands besitzt und als Europas größte Bühne gilt, sollte sich das Bühnenbild nicht in seinen Details verlieren. Entwickelt wurde es in Kooperation mit dem Masterstudiengang Bühnenbild_Szenischer Raum der Technischen Universität Berlin. Zwölf Studierende des ersten Semesters hatten als Semesterarbeit einen Vorschlag für das

Bühnenbild entworfen. Zur Realisierung wurde schließlich die Arbeit von Kaspar Haessig ausgewählt. Haessig, der bereits langjährige Erfahrung als Szenenbildner sammeln konnte, wusste trotz anfänglichen Respekts, spielend mit der enormen Bühnenfläche umzugehen: „Was in den Werkstätten als viel zu groß empfunden wurde und mir oft genug Zweifel brachte, fügte sich schließlich tadellos in die immense Größe der Bühne ein.“ Neben dem richtigen Umgang mit den Größenverhältnissen galt es aber auch, die unterschiedlichen Szenen der Revue in einfacher und Kind gerechter Weise darzustellen. Kaspar Haessig benutzte dafür Projektionen, animierte Bilder und Videos. Ansonsten blieb er jedoch bei einfachen, aber einprägsamen Bühnenbildern, anstatt auf „sinnliche Opulenz“ wie in vorangegangenen Kinderproduktionen des Friedrichstadtpalasts, zu setzen. Seine Bilder folgten linear der erzählten Geschichte, um so dem Genre „Show“ gerecht zu werden. In der Neufassung der Schneekönigin bezieht sich die Autorin Monika Radl zwar im Gesamtablauf auf Andersens Original, einige Episoden des Märchenklassikers wurden jedoch an die Erfahrungswelt heutiger Kinder angepasst:

WIE DIE TECHNISCH PERFEKTE AUSLEUCHTUNG FüGTEN SICH AUCH DIE VIELFäLTIGEN KOSTüME HARMONISCH IN DAS RAUMKONZEPT EIN – GANZ GEMäSS DER SCHNEEKöNIGIN: „PERFEKT SEI MEIN REICH IN ALLE EWIGKEIT!“ LIKE THE TECHNICALLY PERFECT ILLUMINATION, THE MANIFOLD COSTUMES HARMONIOUSLY INTEGRATE INTO THE CONCEPT. FILM- & BüHNENARCHITEKTUR SET & STAGE DESIGN

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Home Reflections

uxus, Amsterdam

H&m Shop, Stockholm

25.09.2009 –11.10.2009 Mit „Home Reflections“ präsentierte H&M die Home Collection nicht länger nur virtuell, sondern in einem ganz realen Showroom in Stockholm. von Aylin Genca. Der neue Showroom der Kultmarke Hennes & Mauritz befindet sich im Stockholmer Firmensitz des schwedischen Unternehmens und erstreckt sich über lediglich 34 Quadratmeter. Flächenmäßig beginnt der große Schritt vom ausschließlichen Onlineverkauf der H&M Home Collection zum Verkauf in wirklichen Läden also relativ klein, dafür aber umso spektakulärer. In Kooperation mit dem firmeninternen Designteam von Hennes & Mauritz entwickelte UXUS eine Galerie zur Präsentation der neuen Kollektion für Haus und Hof. Hinter dem Namen UXUS stehen Erika J. und George Anthony Gottl sowie Oliver J.P. Michell. Sie gründeten 2003 in Amsterdam ihr Planungsbüro und spezialisierten sich auf die Entwicklung strategischer Designlösungen im Bereich Retail, Kommunikation, Architektur und Interieur. Ihre Arbeit sehen die drei Partner gern als „Brand Poetry oder als eine künstlerische Lösung für kommerzielle Bedürfnisse“. Dieser künstlerisch-gestalterische Umgang mit Objekten und Architektur spricht die Emotionen der Betrachter an und fordert sie auf, Position zu beziehen und in Aktion zu treten. Auf diesem Grundgedanken beruhte auch das Ausstellungskonzept von „Home Reflections“. Die Exposition im ersten Obergeschoss des Stockholmer

Headquarters bestand überwiegend aus Spiegeln und von der Decke abgehängten Möbeln, die den Raum in eine unwirkliche, märchenhafte Kulisse verwandelten. Sie setzten die einzelnen Produkte – die Palette reicht von Handtüchern über Bettwäsche bis hin zu Küchentextilien – für den Wohnbereich, das Schlafzimmer, Küche und Bad in Szene. Die zahlreichen Spiegel sollten dabei die sich permanent verändernde Beziehung zwischen Identität und Stil unterstreichen und boten somit unzählige Blickwinkel und mögliche Ansichten auf die selben Dinge. Die Ausstellung war der Auftakt einer ganzen Reihe temporärer, zweiwöchiger Installationen und es folgte eine nicht minder spannende Produktpräsentation – erneut gestaltet von UXUS. Bei „Interaction“ erfuhr der Betrachter die Umstellung von virtuell zu materiell tatsächlich mit den Händen: Auf der Präsentationsfläche befanden sich allerlei Kollektionsstücke, festgebunden an Seilen, die über Flaschenzüge liefen und am anderen Ende durch Sandsäcke beschwert wurden. An letzteren musste der Kunde ziehen, drücken und drehen, damit versteckte Objekte zum Vorschein kamen oder sich so bewegten, dass ein Darüber oder Dahinter erkennbar wurde.

UNTERSCHIEDLICH GEFORMTE SPIEGEL AN BODEN UND DECKE REFLEKTIERTEN DIE HOME COLLECTION, DIE IN – VON DER DECKE HERABHÄNGENDEN – MÖBELN PRÄSENTIERT WURDE. Differently shaped mirrors on the floor and ceiling reflect the HOME COLLECTION, which were presented in pieces of furniture suspended from the ceiling. Markenwelten brand DESIGn

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DAS WEISSE BAND EINE DEUTSCHE KINDERGESCHICHTE

CHRISTOPH KANTER, WIEN

PREMIERE 21.05.2009 IM FILM VON MICHAEL HANEKE SIND ES DIE GESICHTER DER KINDER – WEDER AUFFäLLIG SCHöN NOCH DäMONISCH – DIE DAS SUBTILE GRAUEN HERVORRUFEN. VON SABINE MARINESCU. Furchterregende Monster, böse Hexen, zwielichtige Gestalten oder miese Schurken lassen das Kinopublikum zumeist erschaudern. Der Regisseur Michael Haneke hat mit seinem Film „Das Weiße Band“ jedoch eindrucksvoll gezeigt, dass subtiles, nahezu „unsichtbares“ Grauen Zuschauer und Kritiker ebenso fürchten wie beeindrucken kann. Der Beweis dafür findet sich in der beeindruckenden Bilanz seiner Auszeichnungen: Die Goldene Palme, einen Golden Globe, eine Nominierung für den Oscar und nun insgesamt 13 Nominierungen für den Deutschen Filmpreis – und das sind nur einige der Preise, die das Filmprojekt für sich beansprucht. Dabei erscheint der Untertitel zunächst harmlos: „Eine deutsche Kindergeschichte“, doch hinter dieser verbirgt sich die Darstellung eines Schreckens, der sich am Vorabend des Ersten Weltkriegs in einem deutschen Dorf abspielt. „Ich weiß nicht, ob die Geschichte, die ich Ihnen erzählen will, in allen Details der Wahrheit entspricht…“ Diese Worte des Sprechers, des mittlerweile alt gewordenen Dorflehrers, hinterlassen beim Zuschauer schon zu Beginn eine Unsicherheit und ein unfassbar beklemmendes Gefühl, die er den ganzen Film hindurch spüren wird. Die Handlung, die auf

einem Original-Drehbuch des österreichischen Regisseurs basiert, spielt in dem fiktiven Ort Eichwald in Norddeutschland, in dem es im Laufe eines Jahres zu mysteriösen Ereignissen kommt: Der Arzt hat einen Reitunfall, der durch ein gespanntes Seil verursacht wird, eine Bauersfrau kommt unter seltsamen Umständen im Sägewerk ums Leben, beim Erntedankfest wird das Kohlfeld des Barons zerstört, sein ältester Sohn entführt und misshandelt, eine Scheune gerät in Brand, der behinderte Sohn der Hebamme wird ebenfalls entführt und seine Augen schwer verletzt. Doch selbst die herbeigerufene Polizei kann die Vorkommnisse nicht aufklären. Der Dorflehrer jedoch hinterfragt die Tatumstände und wundert sich über das ungewöhnliche Verhalten einer Gruppe seiner Schüler – allen voran über die beiden ältesten Kinder des Pastors. Er verdächtigt sie, an den Geschehnissen beteiligt zu sein und teilt seine Ansichten dem Pastor mit, der ihn daraufhin bedroht. So schweigt der Lehrer und die Täter bleiben unentdeckt. In dieser Dorfgemeinschaft haben Männer wie der Pastor, der Baron und der Arzt das Sagen und verfügen über Frauen und Kinder. So lässt der Pastor seine Kinder für geringfügige Vergehen ein „Weißes Band“ tragen, um sie an ihre Tugendhaftigkeit

DIE DEMüTIGUNGEN, WELCHE DIE KINDER VON IHREN ELTERN ERFAHREN, SIND IN EINDRINGLICHEN, BEKLEMMENDEN UND STILLEN BILDERN FESTGEHALTEN. THE HUMILIATION WHICH THE CHILDREN SUFFER AT THE HANDS OF THEIR PARENTS IS CAPTURED IN VIVID, OPPRESSIVE AND QUIET PICTURES. FILM- & BüHNENARCHITEKTUR SET & STAGE DESIGN

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CHRISTOPH KANTER DER WIENER SZENENBILDNER HAT SCHON EINIGE SUBTIL-SCHAURIGE WELTEN ERSCHAFFEN. PLOT VERRäT ER, WIE DIE ARBEIT AM FILM-SET IST UND WOVOR ER SICH PERSöNLICH FüRCHTET...

INTERVIEW

Herr Kanter, in dieser Ausgabe fokussieren wir schaurig-schöne (Märchen-) Welten. Wo ordnet sich „Das Weiße Band“ ein? Schaurig, schön oder märchenhaft?

Die Szenenbilder der Haneke-Filme sind das ziemlich genaue Gegenteil von Märchenwelten. Sie sind vielleicht Fälschungen von Realität, da der realistische Eindruck zum Teil mit recht großem Aufwand künstlich erzeugt wird. So wie ein Fälscher versucht, Geldscheine in guter Qualität nachzumachen: wenn es klappt, merkt es keiner… Der Schrecken und das Grauen werden in „Das Weiße Band“ für den Betrachter „unsichtbar“ sichtbar. Mit welchen räumlichen Mitteln haben Sie diese

Nicht von Anfang an, aber jedenfalls ziemlich früh. Die erste Kalkulation für „Das Weiße Band“ haben wir im Jahr 2000 erstellt, da war der Film noch als TVDreiteiler geplant. Nach dem Erfolg von „Caché“ (2005) ist das Projekt wieder ausgegraben worden. Im Sommer 2006 war ich dann in den neuen Bundesländern und in Polen unterwegs, um einen groben Überblick über eventuell verfügbare Drehorte zu bekommen. Der Startschuss für eine großangelegte Motivsuche und für den Arbeitsbeginn fand daraufhin im Herbst 2007 statt.

„Die Arbeit mit Haneke war eigentlich wie immer.“

Atmosphäre erzeugt?

Welche Vorgaben der Regie hatten Sie

Der Schrecken bleibt im Szenenbild unsichtbar, er besteht eher darin, dass sich in einer normalen, also uns vertrauten, Umgebung schreckliche Dinge abspielen. Daher versucht die Architektur „Normalität“ herzustellen. Für den Schrecken ist die Szene, beziehungsweise der Schauspieler zuständig.

zu beachten?

Waren Sie von Anfang an in die Planungen für den Film einbezogen? 62

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Natürlich das Drehbuch, aus dem sich zumindest eine grobe Geografie der Hauptmotive ergibt. Außerdem gab es Gespräche mit dem Regisseur, in denen eine Art „Anforderungskatalog“ für die Drehorte festgelegt wurde. In weiterer Folge ließ das etliche Locationscouts verzweifeln, da sich die Realität der neuen Bundesländer nur bedingt an diesen „Katalog“ halten wollte.

Wie verlief die Arbeit mit dem Regisseur Michael Haneke?

Eigentlich „wie immer“. Nachdem „Das Weiße Band“ für mich der achte Film mit Michael Haneke war, kenne ich die Vorgehensweise und es ist klar, dass nicht nur eine gewaltige Forschungsarbeit von Nöten ist. Haben die Häuser bestimmte Charaktere, passend zu ihren Bewohnern, erhalten?

Wir haben eine sehr große Anzahl historischer Fotos der dörflichen Welt der Jahrhundertwende zusammengetragen. Diese waren die Grundlage für praktisch alles, was wir in dem Dorf dann letztlich dargestellt haben. Natürlich hat der Arzt ein „besseres“ Haus als die Hebamme, insoweit müssen die Häuser zum sozialen Status der Bewohner passen. War von vorne herein klar, dass der Film schwarz-weiß sein wird? Hat das Ihre Arbeit erleichtert oder erschwert?

Nicht ganz, es hat eine Zeit gedauert, bis sich das schwarz-weiß durchgesetzt hat, es sind auch Finanzierungen deswegen weggebrochen. Die Zeit zu Anfang des 20. Jahrhunderts ist aber in der kollektiven Wahrnehmung schwarz-weiß, weil ja praktisch alle Bilder, die man kennt, so sind.


Short view Hitchcock oder Polanski? Polanski. Dorf oder Stadt? Für Dreharbeiten ist auf jeden Fall das Landleben angenehmer, die Leute sind hilfsbereiter und begeisterungsfähiger. Schwarz-weiß oder Farbe? Wenn ich mich auf schwarz-weiß Filme spezialisiere, bin ich in ein paar Monaten verhungert. Hollywood oder Wien? In Hollywood wartet niemand, also stellt sich diese Frage nicht. Christoph Kanter studierte von 1973 bis 1974 zunächst Architektur an der TH Wien. In den darauf folgenden fünf Jahren war er Student von Prof. Szivatz und Prof. Wonder in der Meisterklasse für Bühnen- und Filmgestaltung an der Hochschule für Angewandte Kunst, Wien. 1979 beendete er das Studium mit Diplom und ging im Anschluss als Bühnenbildassistent an das Württembergische Staatstheater Stuttgart unter Schauspieldirektor H.G. Heyme. Seit 1982 stattet er immer mehr Film- und TV-Produktionen aus und kann mittlerweile auf über 40 Filme als Szenenbildner zurückblicken.


SIMSALAGRIMM MANCHE MäRCHENWELT SCHEINT SCHöN UND DOCH VERBIRGT SICH IN IHR MEIST EIN SCHAURIGER KERN. PLOT IST DIESEM PHäNOMEN AUF DER SPUR UND PRäSENTIERT TIPPS RUND UM DAS SCHAURIG-SCHöNE GRAUEN. SOME FAIRYTALE WORLDS SEEM BEAUTIFUL AND YET, A SCARY CORE IS OFTEN HIDDEN WITHIN THEM. PLOT IS ON THE TRAIL OF THIS PHENOMENON AND PRESENTS TIPS ON SCARY-BEAUTIFUL HORROR.

TIpps

SCHAURIG-SCHöN SCARILY BEAUTIFUL Hier treiben Geister, Zwerge, Hexen und andere verwunschene Gestalten ihr Unwesen. Berühmte deutsche Dichter wie Goethe, Schiller, Heine oder Busch beweisen 80

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in ihren Balladen den Hang zu schaurigschönen Welten. Sie alle sind in diesem kleinen Büchlein zu finden und führen den Leser in düstere Ecken der Seele. Dennoch: Auch zartere Gemüter werden sich bei dieser Lektüre nicht zu Tode fürchten. Here, ghost, dwarfs, witches, and other enchanted figures are up to mischief. In their ballads, famous German poets like Goethe, Schiller, Heine, or Busch prove their leaning to scary beautiful worlds. They can all be found in this booklet, in which they carry off the reader to gloomy corners of the soul. Not to worry, tender hearts will not be scared to death when reading this. SCHAURIG-SCHöNE BALLADEN herausgegeben von walter hansen. illustriert mit scherenschnitten von franz Graf von Pocci. erschienen beim deutschen taschenbuch verlag. 6,90 €. isbn: 978-3-423-13841-3 scary light

fairy

illusion tale


fotos: leah Gallo | © disney enterPrises, inc | www.PrintemPs.com

WUNDERLAND WONDERLAND Im Wunderland leben die unglaublichsten Wesen: die Grinsekatze, einfältige Zwillinge, der Jabberwocky, gute und böse Königinnen und natürlich Alice. Sie führt Leser und Zuschauer schon seit fast 150 Jahren durch die wunderbar skurilen und schrägen Welten ihrer Träume! Lewis Carrolls Kinderbuch ist bis heute die Grundlage vieler Märchen, Geschichten, Theater- und Filmprojekte. Im Jahr 2007 wurde der fantastische Stoff sogar für eine Oper verwandt: Die Komposition der in Berlin lebenden Südkoreanerin Unsuk Chin wurde in der Bayrischen Staatsoper uraufgeführt. Das zurückhaltende Bühnenbild bot dabei genug Spielraum für die surrealen und verzerrten Masken und Kostüme von Nina Weitzner. Aber auch im Kino ist das Wunderland längst angekommen. Die neueste Verfilmung kommt vom Meister des Märchenhaft-Bizarren persönlich: Tim Burton. In seiner Fassung und Interpretation der Ereignisse ist Alice mittlerweile fast erwachsen und soll einen ganz und gar langweiligen Herren ehelichen. Doch sie flüchtet – und zwar in den Bau des weißen Kanninchens. Dort erlebt sie manche ihrer Abenteuer abermals, andere neu. Sie trifft auf Johnny Depp als verrückten

Hutmacher, nimmt an einer Teestunde teil und rettet das Wunderland vor der bösen Herzkönigin. Wieder zurück in der Realität, weiß sie was sie will: weiter in ihren rasanten Träumen leben! In den traumhaften Märchenstrudel werden aber auch Fashion-Victims gezogen: Fantasievolle Schaufensterdekorationen in London bei Selfridges oder in Paris bei Printemps sowie ganze Modelinien wollen aus uns allen eine Alice zaubern... The most incredible creatures live in Wonderland: the Cheshire Cat, simple twins, Jabberwocky, good an devil queens, and of course Alice. She has been taking readers and spectators for a walk through her wonderfully whimsical and weird dream worlds for 150 years. Lewis Carroll’s children’s book is the basis of many fairytales, stories, theatre and film projects. In 2007, this fabulous matter was used for an opera: The composition by Unsuk Chin was premiered by the Bavarian State Opera. The reserved stage set offered enough scope for the surreal and distorted masks and costumes by Nina Weitzner. The Wonderland has already arrived in the cinemas, too. The latest movie version was realised by the master of the magicalbizarre: Tim Burton. In his version, Alice

is meanwhile almost grown up and supposed to marry an extremely boring gentleman. But she flees – into the burrow of the White Rabbit. Here she experiences some of her adventures once again, whilst others are new. She meets Johnny Depp as the crazy hatter, joins another tea party and saves the Wonderland from the evil Queen of Hearts. Once she is back in reality, Alice knows what she wants! In London at Selfridges or in Paris at Printemps, fashion victims are pulled into the dreamlike fairytale vortex: Imaginative shop window decoration and whole fashion collections want to turn everyone into an Alice...

1. UNSUK CHIN: ALICE IN WONDERLAND dvd. aufgenommen in der bayrischen staatsoper 2007. erschienen bei naxos deutschland. 24,99 €. asin: b0015XhQyy 2. ALICE IN WONDERLAND regie: tim burton. veleih: walt disney. Kinostart (deutschland): 04.03.2010

3. STOREFRONT PRINTEMPS, PARIS 64, boulevard haussmann, Paris scary

fairy

tale TIPPS TIPS

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EDITORIAL es war einmal...

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EDITORIAL once uPon a time...

HAIRY, SCARY AND PALE

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HAIRY, SCARY AND PALE

SCHNEEKöNIGIN studienGanG bühnenbild_szenischer raum, technische universitÄt berlin friedrichstadtPalast, berlin

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SNOW QUEEN PostGraduate course bühnenbild_szenischer raum, technical university of berlin friedrichstadtPalast, berlin

QUI JE SUIS chezweitz & roseaPPle, berlin

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QUI JE SUIS chezweitz & roseaPPle, berlin

DAS KABINETT DES DR. PARNASSUS terry Gilliam, london

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THE IMAGINARIUM OF DR. PARNASSUS terry Gilliam, london

HOME REFLECTIONS uXus, amsterdam h&m shoP, stocKholm

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HOME REFLECTIONS uXus, amsterdam h&m shoP, stocKholm

LES TROYENS la fura dels baus, barcelona Palau de les arts reina sofÍa, valencia

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LES TROYENS la fura dels baus, barcelona Palau de les arts reina sofÍa, valencia

DAS WEISSE BAND christoPh Kanter, wien

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THE WHITE RIBBON christoPh Kanter, wien

INTERVIEW MIT CHRISTOPH KANTER

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INTERVIEW WITH CHRISTOPH KANTER

GRAUZONE essay von Prof. Klaus-Peter Platten

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GREY AREA essay by Prof. Klaus-Peter Platten

ALICE-D-TRIP Kolumne von tita von hardenberG

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ALICE-D-TRIP column by tita von hardenberG

PLOT SUCHBILD

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PLOT PUZZLE PICTURE

SIMSALAGRIMM tiPPs rund um das schauriG-schÖne Grauen

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SIMSALAGRIMM tiPs around scary fairy tales

DAS CABINET DES DR. CALIGARI review von lutz Granert

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THE CABINET OF DR. CALIGARI review by lutz Granert

PLOTTER

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PLOTTER

AT THE SAME TIME IN TOKYO

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AT THE SAME TIME IN TOKYO

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#5 PLOT – INSZENIERUNGEN IM RAUM CREATIVE SPACES 2. Jahrgang, ausgabe #5 2nd volume, issue #5

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