PLOT#9 – DRESS THE STAGE ON FIRE

Page 1

Inszenierungen im Raum

#9 Dress the Stage on Fire

16,50 EUR (D) 15,42 EUR net M채rz 2013 w w w. PLOTmag.com ISBN 978 -3- 89986 -130 -3

SCENOGRAPHIC FASHION SHOWS Pamela C. Scorzin 체ber den Laufsteg als B체hne ANZIEHEND! Inszenierte Modewelten von Monica Menez, Studio Job, Household Design, Bureau Betak, etc. AUSSTELLUNGSGESTALTUNG Fashion talks! Sprechende Moder채ume in Frankfurt, London und Berlin



Bildwelten von Monica Menez Set-up Opulent inszenierte Bildkompositionen, aufwendig gestaltete Kulissen und in sich abgeschlossene Handlungen – die Modefotografie hat einiges mehr zu bieten als das Ablichten schöner Kleider. Was genau? Das zeigt Monica Menez.

W

ie kein anderes Genre hält die Modefotografie den Zeitgeist der jeweiligen Jahrzehnte fest, schürt individuelle Sehnsüchte und fordert uns zum direkten Nachahmen auf. Die Vorläufer der ersten Abbildungen stammen dabei aus dem Jahr 1856: Der französische Textildesigner und Fotograf Adolphe Braun veröffentlichte damals 288 Fotografien von Virginia Oldoini – einer toskanischen Edeldame am Hofe Napoleons III. Die Comtesse führte auf diesen Aufnahmen ihre Garderobe vor und wurde so zum ersten Fotomodell der Geschichte. Seitdem ist viel passiert: Redakteure angesagter Modezeitschriften, Künstler und begnadete Fotografen beeinflussten diese Stilrichtung immens, lösten sie aus einem starren Blickwinkel und verhalfen ihr zu einer eigenen Kunstform. Über die Jahre wurden – je nach Dekade – immer wieder neue Arten der Inszenierung entwickelt und mal standen das Model mitsamt Mode, mal die ästhetisch schönen Welten, die eigens dafür geschaffen wurden, im Vordergrund – Szenerien, die eine Geschichte erzählen und den Betrachter eintauchen lassen in eine Welt voller Eleganz und Anmut, Provokation und Exzentrik oder alltäglicher Banalität. Auch wenn nach Ansicht der Stuttgarter Fotografin Monica Menez „die inszenierte Modefotografie in Deutschland momentan nicht angesagt ist“, so ist es doch ihr großes Anliegen, genau diese Welten zu erschaffen. Dabei lässt sie sich von ästhetischen Vorurteilen herausfordern und überwindet sie. Das Ergebnis ist oft schräg, bunt und vor allem mit einer gesunden Portion Humor zu genießen: „Es macht mir Spaß, immer noch eins draufzusetzen und ein Feuerwerk für das Auge zu entwerfen!“ Ihre Motive inszeniert die Künstlerin wie für das Theater und lässt auch mal ganze Wohnungen nachbauen, um die richtige Kulisse zu schaffen: „So ist das Setting wenigstens so, wie ich mir es vorstelle – bis in kleinste Detail!“ Gerade hat sie in den Stuttgarter SnapStudios die neue Kampagne für Goldknopf Couture abgelichtet: „Hors d’oeuvre“ – drei Episoden, die in einem Apartment der 1950er-Jahre spielen, liebevoll eingerichtet mit Utensilien vom Flohmarkt und mit Hilfe des Stuttgarter Set-Designers Josche Frankenberger innerhalb von zwei Tagen errichtet. Und auch wenn Monica Menez seit ihrer Ausbildung zur Fotografin in ihrer Passion voll und ganz aufgeht, sieht sie sich selbst zugleich als Regisseurin – als Geschichtenerzählerin mit dem Blick für das Ungewöhnliche. Ihre Aufnahmen funktionieren dabei wie ein gutes Lied, das einen beim ersten Hören bereits mitreißt und bei jedem weiteren Abspielen etwas Neues entdecken lässt. Weil sich manche Geschichten allerdings im Bewegtbild besser erzählen lassen, fungiert sie mittlerweile auch als Gestalterin von Fashion-Filmen. So ist zu „Hors d’oeuvre“ gleichzeitig ein viereinhalbminütiges Werk entstanden, mit dem sie im November 2012 sogar den Award in der Kategorie „Best Art Direction“ des fünften „A Shaded View on Fashion Film Festival“ gewinnen konnte (S. 91). Da sagen wir: Herzlichen Glückwunsch! www.monicamenez.de

11


12

Editorial

In and Out of Fashion

W

as ist eigentlich in? Was ist out? Diese Fragen lassen sich meist gar nicht so einfach beantworten: Mode ist ein hochkomplexes gesellschaftliches Phänomen, das seine Wurzeln in sehr unterschiedlichen individuellen und kollektiven Bedürfnissen hat. Dabei sind Moden Momentaufnahmen eines Prozesses kontinuierlichen Wandels, die der französische Schriftsteller Marcel Proust treffend beschrieb: „Die Moden wechseln, da sie selber aus dem Bedürfnis nach Wechsel entstehen.“ Karl Lagerfeld hingegen hält es eher salopp: „Der Mode entkommt man nicht. Denn auch wenn Mode aus der Mode kommt, ist das schon wieder Mode!“ Da wir uns jenem Thema also offensichtlich nicht entziehen können, haben wir dies zum Anlass genommen, uns damit intensiver zu befassen und haben uns gefragt: „Wie wird Mode eigentlich inszeniert?“ beziehungsweise „Wie modisch kann eine Inszenierung sein?“ Wir sind auf ein weites Feld gestoßen, denn nicht nur der Laufsteg lässt sich zur Bühne verwandeln, auch das Mode- und damit das Markenerlebnis an sich will theatralisch in Szene gesetzt werden. Dementsprechend zeigen wir Ihnen mit dieser Ausgabe nicht nur Modenschauen, die Theater, Performance und Haute Couture verschmelzen lassen, sondern auch den Weg, den die hochgelobten – und damit tausendfach veröffentlichten – Entwürfe der bekanntesten Designer nach den Fashion Shows gehen: Sie landen in zahlreichen (Online-)Shops, Schaufenstern oder Popup-Stores und manchmal sogar im Museum. Das Exklusive wird zum Konsumgut. Dass Mode aber auch zum Erlebnis werden kann, ohne ein einziges Kleidungsstück zu zeigen, führen wir Ihnen mit Prada vor und wollen Sie zudem auf den neuesten Trend der Modeindustrie aufmerksam machen: die Fashion-Filme. Angeblich werden sie die Modefotografie bald ablösen. Dass dies unserer Meinung aber auch nur eine Modeerscheinung ist, beweisen die Aufnahmen von Monica Menez und lang verschollen geglaubte Bilder einer Dior-Modenschau. Wir schließen uns also auch in diesem Punkt Karl Lagerfeld an: „Mode ist der kürzeste Reflektor des Zeitgeistes, und der ist ein verdammt launischer Geselle!“ Da wir die Hoffnung haben, dass Sie bei guter Laune sind, können wir Ihnen an dieser Stelle nur noch viel Spaß mit unserer neuesten Ausgabe wünschen, die – egal ob, in oder out – die aktuellen Trends im Bereich der Rauminszenierung widerspiegelt und somit vielleicht Ihren momentanen Geschmack treffen wird ...

Förderer „Manchmal muss man Dinge im Leben tun, die kein anderer tun würde!“ Für uns bedeutet dies konkret, dass wir seit November 2008 PLOT im Eigenverlag und als unabhängiges Magazin publizieren. Dies ist für uns ohne Förderer, die uns eine eigenständige Arbeit ermöglichen, nicht erdenklich. Deswegen bedanken wir uns für diese Ausgabe herzlich bei:

MBA Messe- und Ausstellungsbau MBA ist Entwickler, Hersteller und Vertreiber von modularen Wänden, Raumstruktur-Systemen und selbstklebenden Oberflächen. Die Firma wurde 1975 gegründet und hat ihren Hauptsitz in Reutlingen, wo sich auch die Entwicklung und Produktion befindet. Nachhaltig und langfristig einsetzbare Produkte in hoher Qualität sind in der Firmenphilosophie von MBA von Anfang an fest verankert und auch wir sind schon in den Genuss der Vielseitigkeit des Produktportfolios gekommen (S. 122). www.mba-worldwide.com


Dress the Stage on Fire

13


Louis-VuittonExpress Text: Stephanie Hesse

Eine Zeitreise per Dampflok

1

24

Fashion on Stage


2

Die Bahnhofsuhr schlägt zehn. Dampfschwaden, nächtliches Blau, ein kraftvolles Pfeifen, dann öffnen sich die Tore. Imposant rollt sie aufs Gleis – die Dampflok von 1900. Sie stößt ihr Nebel gewordenes Wasser aus Schornstein und Ventilen und lässt die Kolben schniefend rotieren. Es zischt, pfeift und läutet, als die Lokomotive endlich zum Stehen kommt. Befinden wir uns in einem Roman von Agatha Christie? Oder etwa im historischen Paris des Gustave Eiffel?

25


„Zugfahren hat etwas Ro­m antisches: Jemand reist vom Land in die Stadt, verlässt seinen Liebsten oder fährt zu ihm. Ich will den Glamour dieser Reise und die Romantik des Aufbruchs neu erfinden“, so der Designer Marc Jacobs über sein Defilee.

3, 4 Es ist nicht nur eine Hommage an glamouröse Zeiten und ihre Moden. Marc Jacobs kreiert mit seinem Louis-VuittonExpress eine Reise zu den Anfängen des weltberühmten Modehauses, dessen erstes Geschäft 1854 in Paris eröffnet wurde, um hochpreisige, flache Koffer herzustellen – und selbstverständlich zu verkaufen. 3

4


E

in Blick auf die Bahnhofsuhr verrät mehr: „Louis Vuitton Paris“ steht groß darauf geschrieben. Ein Blick in den Zug lässt keine Zweifel übrig: Darin sitzen die Mannequins des Luxus-Modelabels und warten auf ihren Auftritt. Marc Jacobs, Kreativdirektor von Louis Vuitton, schickte die Gäste seiner Modenschau zur Pariser Fashion Week im März 2012 auf eine nostalgische Reise. Dabei ließ der amerikanische Modeschöpfer für die Vorführung seiner Herbst/Winter-Kollektion eigens eine Dampflok aus dem 19. Jahrhundert nachbauen: den Louis-Vuitton-Express – sein diesjähriger Coup, mit dem er sich wie nie zuvor auf die Wurzeln des Hauses Louis Vuitton besinnt. Eine nachgebaute Bahnhofshalle im Cour Carrée des Musée du Louvre wird so zum nostalgischen Schauplatz seiner Entwürfe – und das Bahngleis zum Laufsteg seiner Modelle. Schnaufend kommt die Lok zum Stehen. Die Mannequins sind am Ziel angekommen, nach einer langen Reise. Es sind Damen von Welt, nobel und kultiviert. Elegant steigen sie in Plateau Heels aus dem Zug, während der Schaffner beim Ausstieg behilflich ist. Sie tragen mit funkelnden Kristallen bestickte Mäntel, Kostüme in klassischer A-Linie und riesige Hüte zieren ihre Köpfe. Pagen transportieren die edlen Gepäckstücke, mit denen die Frauen reisen: Handtaschen aus Leder, mit Straußenfedern, Fell und Strass verziert, Koffer und Hutschachteln.

5

Eines der größten Portfolios aus fast 150 Einzelstücken erinnert an die Ursprünge des Labels, das in den Anfangsjahren ausschließlich Reisegepäck herstellte. Dabei begnügt sich Marc Jacobs nicht damit, seine Modelle die Laufstege auf- und abspazieren zu lassen. Im Gegenteil: Modenschauen sind für ihn Performance und Inszenierung. Er schafft nicht nur textiles Design, er schafft ein Universum. So auch 2011, als seine Models in Lackkorsagen und Schnürstiefeln aus Hotelaufzügen stiegen. Oder für eine der letzten Frühjahr/Sommer-Kollektionen, bei der die Mädchen in verträumten Tüllkleidern Karussell fuhren (S. 18). Nun also der Rückblick auf die eigene Geschichte: Mit dem LouisVuitton-Express reist der Besucher in die Zeit, in der Zugfahren als Luxus galt, zu den Anfängen des berühmten Orient-Express, mit dem der Pariser Schick um die Jahrhundertwende nach Konstantinopel fuhr. Er reist in das Jahr 1854, in die Rue Neuve-des-Capucines in Paris. Dort eröffnete Louis Vuitton sein erstes Geschäft für luxuriöses Reisegepäck. In einer Zeit, in der Reisende von der Kutsche auf den Zug umstiegen, lernte Vuitton das Handwerk des Koffermachens. Schnell erkannte er, dass moderne Verkehrsmittel modernes Reisegepäck verlangen und gehörte so zu den Ersten, die den Bedürfnissen der wohlhabenden Gesellschaft mehr als gerecht wurden. Marc Jacobs widmet dem Vater des Modelabels nun eine spektakuläre Inszenierung. Schnitte, Muster und Farben aus den 1910er-Jahren finden sich darin wieder. Durch Musik, Choreografie und Reihenfolge der Looks erzeugt Jacobs eine kinematografische Dramaturgie. „Es ist, als würde man einen Scorsese oder einen Spielberg sehen“, findet der amerikanische Filmproduzent Harvey Weinstein während der Pariser Fashion Show. Schauspielerin Sarah Jessica Parker fügt hinzu: „Es ist eine wehmütige Sehnsucht nach dem, was viele als eine bessere Zeit ansehen. Es fühlt sich an, als würde ich ins Kino gehen oder ein wundervolles Buch lesen.“ Für alle anderen ist es eine Zeitreise von über 150 Jahren – in jene Ära, in der das Reisen für Louis Vuitton zur Grundlage seines Schaffens wurde.

27


1

2

A

B

C

F D

H

E

G

A Camouflage B Tartan C Jeans D Das Neue E Style Stones F Uniformität G Amt für Szenen H Strategien

64

Exhibitions on Fashion


Mode spricht! So kündigt zumindest ein knallrotes Plakat die gleichnamige Schau im Frankfurter Museum für Kommunikation an. Die hier gezeigte Wanderausstellung zum Thema Mode als Kommunikationsmedium zeigt uns, wie Mode Botschaften aussendet, was Kleidung über uns offenbart und in welchem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Spannungsfeld sie sich bewegt. Text: Claudia Kamb

Im persönlichen Dialog mit sprechenden Mode-Räumen

Fashion talks! 65


3

4


5

5, 6 Nur ordnungsgemäß ausgefüllte Anträge werden bearbeitet! So will es das Formular für die Aufnahme einer neuen Kategorie in das „Amt für jugendkulturelle Szenen“. Wer sich und seine Jugendmode noch nicht in den hölzernen Archivkästen gefunden hat – so wie die Hornbrillen der „Warez“ (Computerfreaks) oder eine Neonkappe der „Atzen“ (Diskoprolls) – sollte sich also schnell ans Ausfüllen machen!

6

N

och bevor wir als Besucher die Ausstellungsräume betreten, die vom Berliner Büro Franke | Steinert in Zusammenarbeit mit der Modedesignerin Bitten Stetter konzipiert wurden, halten wir kurz inne und bemerken, dass „Fashion talks!“ nicht nur bedeutet, dass Mode spricht, sondern dass auch Gespräche über Mode stattfinden. Und sobald wir in das erste der acht Kapitel – wie die einzelnen Zu- oder Abschnitte der räumlich voneinander getrennten Themeninhalte genannt werden – eintauchen, liegt die Vermutung nahe: Hier steckt Kalkül dahinter. Wir werden mit einer leisen Stimme konfrontiert, die uns bekannte Fragen stellt: „Was soll ich anziehen?“, „Wozu anziehen?“, „Hab ich was zu sagen?“, „Ist mein Style nur eine Farce?“, „Weiß ich überhaupt, wer ich sein will?“ Dabei sind wir von Spiegeln umgeben und können uns schlecht unserem eigenen Erscheinungsbild und der audiovisuellen Auseinandersetzung mit unserem Ich entziehen. Die von der Berliner Kommunikationsdesignerin Ariane Spanier gezeichnete Wandgrafik „Style Stones“ richtet zudem

Fashion talks!

den Blick zurück in die Vergangenheit und damit auf die Geschichte der Mode seit der Erfindung der Nähmaschine Mitte des 18. Jahrhunderts. Beim Übergang zum nächsten Ausstellungsbereich begleitet uns die leise Stimme weiter. Zwar nicht mehr so deutlich wahrnehmbar, aber sie bleibt uns im Ohr und erschwert zeitweise sogar die Konzentration auf den formellen Inhalt des nächsten Themenblocks: Hier geht es um Uniformität in der Mode beziehungsweise um die Uniform an sich und ihren Bezug zur Modewelt. Wer hier eine angeglichene Aufreihung von ebensolchen Kleidungsstücken und ihren jeweiligen Geschichten erwartet, wird stattdessen von einer Schar bunter „Vögel“ in einem riesigen goldenen Käfig empfangen. Modepuppen drängen sich dicht an dicht und buhlen – in ihren fantasievollen Uniformcollagen – um unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Die weiterführende inhaltliche Ausführung zum Thema findet sich umläufig. Über die dazugehörenden Rangabzeichen, Orden und andere Symbole wird kurz und prägnant mit Hilfe von Accessoires Bezug genommen, die – wie eben jene Abzeichen – heute Status und soziale Einordnung ermöglichen. Was uns allerdings im Kopf bleibt, ist der riesige goldene Käfig . . .

67


„Wie viel Inszenierung ist in der Mode eigentlich tragbar?“

A

ls sich die gesamte Modewelt Ende September 2012 auf Mailand konzentrierte, ließ Pierre Bergé – ehemaliger Lebensgefährte und Geschäftspartner von Yves Saint Laurent – in einem seiner seltenen Interviews kein gutes Haar am derzeitigen Zustand der Branche: „Ich bin nicht nostalgisch, aber die Mode war einmal ein Metier, in dem es um die Kreativität ging. Heute geht es ausschließlich um Inszenierung und Marketing. (. . .) Selbst die Haute Couture, zu der einst eine ganze Lebensart gehörte, ist tot – mause­tot! Und all jene, welche – gestützt auf Umsätze aus der Parfümerie – noch immer damit weitermachen, machen sich etwas vor. Die paar reichen russischen Huren, die jetzt noch Haute Couture kaufen, werden das Rad der Zeit auch nicht zurückdrehen können!“

Dieser Kommentar des 82-Jährigen hat uns bewogen, nicht nur uns die Frage zu stellen: „Wie viel Inszenierung ist in der Mode eigentlich tragbar?“ Geantwortet haben sechs Personen mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Aber lesen Sie selbst . . .

„Mode und Marken leben grundsätzlich von der Inszenierung, denn diese schafft den Raum. Aus unserer Perspektive setzen wir die Mode hauptsächlich im Handelsumfeld, in der Architektur, im Ladenbau sowie mit dem Visual Merchandising in Szene. Dabei verfolgen wir den Grundsatz, dass diese Elemente die Mode ideal unterstreichen und möglichst auf ein höheres Level heben sollen, wobei die Kleidung ganz klar im Vordergrund steht. Die Inszenierung im Raum sollte auf subtile Art und Weise geschehen und die Strahlkraft im Gesamtauftritt der Marke erhöhen.“

Wolfgang Bauer Als Enkel von Hugo Boss sind die Gründer der Holy AG mit Mode groß geworden, nun stärken sie als internationale Immobiliengesellschaft mit Full-Service-Charakter den Standort Metzingen. Wolfgang Bauer setzt sich dabei als Vorstandsvorsitzender der Holy AG und Geschäftsführer der Outlet-City mit Herzblut für deren Ausbau ein. w w w. h o ly- a g. d e

„Mode kann eine wunderbare Projek­ Rebecca Waibel tionsfläche für Fantasien und GeschichDie studierte Theaterwissenschaftlerin war ten sein und weitaus mehr Zwecke bereits für zahlreiche Luxuslabels in der PRerfüllen, als nur physisch zu bekleiden. Branche tätig, ist Autorin des Buches „Wie Inszenierung fängt dabei beim eigentMode in Szene gesetzt wird“, das 2011 im lichen Entwurf an und geht weiter mit VDM Verlag Dr. Müller erschien, und zusamder Modefotografie oder der Präsenmen mit Cornelia Schmid-Heizer seit 2010 tation auf dem Laufsteg. Die Frage ist Inhaberin des Modelabels PERSEIDEN. nicht, wie viel Inszenierung tragbar ist, sondern wie viel Inszenierung es bedarf, w w w. p e r s e i d e n - o n l i n e s h o p. n e t dass Mode einem höheren ästhetischen Ziel dient, wie zum Beispiel Kunst zu erschaffen. Bei unserem Modelabel PERSEIDEN haben meine Partnerin und ich es uns zur Aufgabe gemacht, sowohl bei der Erstellung der Kollektionen als auch bei deren Präsentation konzeptuelle Ideen zu verwirklichen. Die Modenschau bildet dabei den krönenden Abschluss als Inszenierung einer Vision, die starken Performance-Charakter aufweist. Unser Konzept ist, tragbare Mode zu erschaffen, die durch Inszenierung einen künstlerischen Aspekt erhält.“

94

Gute Frage!


“Of course an overwhelming stage can cover up for bad fashion but having said that, I wonder whether the catwalk show is about the wearable fashion in the first place. That comes later: in the showrooms, shops and on the streets. A catwalk shop is fashion at its most extreme: the perfect context, the perfect world, the dream of the designer, the right context of his/her creations. It’s drama and theatre. It’s fundamental!”

Nynke Tynagel und Job Smeets Das belgisch-niederländische Paar führt gemeinsam das Antwerpener Designstudio Studio Job, zitiert gerne die handwerkliche Tradition und bekennt sich offen zu seiner Liebe zum Klischee sowie ikonografischen Bildwelten – auch bei der Inszenierung von Laufstegen. Foto Anuschka Blommers/Niels Schumm, Amsterdam (NL) w w w. s t u d i oj o b. n l

Patrick Kinmonth “‘Inszenierung’ in fashion is on a razor’s edge. Whilst often physically dangePatrick Kinmonth arbeitete unter anderem als rous and unwearable except by those Ausstellungsgestalter, Schriftsteller, Kritiker blessed with the courage of a lioness und Maler, vor allem aber als Bühnen- und (Isabella Blow) or the presence of an Kostümbildner. Seit 2008 ist er Opernregisseur. Zudem ist der Ire Architekt der neuen alien (Daphne Guiness), it can be the most radical and important thing I look Zentrale des Modehauses Missoni in Los at in fashion to inspire my work in opera Angeles. and dance (Westwood/Gaultier/Margiela /C halayan/ M cQ ueen/G alliano/ Alaia/Kane). These are fashion’s equivalents of the innovators and explorers of the nineteenth century, climbing mountains of the imagination to bring back new colours, structures and forms. They remind me never to flinch at the strange beauty of the new, even when it looks uninhabitable or too radical at first sight. When ‘Fashion-Inszenierung’ migrates into pop (Lady Gaga/Madonna/Kylie), it can teeter on the verge of ‘Kitsch’, where art gets its edges rubbed off and vulgarized in a copycat manner. The idea of the staged persona as a character in pop fashion was most convincing in the hands of Bowie, who invented double staged fashion. The simultaneous power of a character and his clothes (Ziggy Stardust/Thin White Duke/etc.) and the force of his own personality combined. It’s as if the real person needs the imaginary person to survive – a compelling idea for the fans. Of course when it comes to fashion shows, there can never be too much ‘Inszenierung’ when it supports the collection. I think of the Galliano show for Dior at the Paris Opera, or Alexander McQueen’s sequence of London shows. These were made unforgettable by the staging and the clothes coming together as powerfully and as completely as the set, costumes and direction in a successful production of an opera.”

„In der Modefotografie ist alles erlaubt und alles wird gemacht – jedoch hat sich der Zeitpunkt der Inszenierung im Produktionsablauf weiter nach hinten verschoben. Die digitale Bearbeitung wurde vom technischen Korrekturwerkzeug zu einem der wichtigsten Gestaltungsmittel aufgewertet. Ich finde das ok, inszeniere aber lieber vor dem Auslösen.“

Rafael Krötz Rafael Krötz ist als freier Fotograf nicht nur im Bereich der Mode, sondern in verschiedenen Richtungen tätig. Dabei arbeitet er am liebsten unter kontrollierten Bedingungen.

„Mode lebt von Inszenierung! Denkt man an die 1950er-Jahre, dann waren Modenschauen noch exklusiv für ein paar wenige Kundinnen und Journalisten. Heute ist das ein ganz anderes Business – mit Prominenten, die bezahlt werden, um in der ersten Reihe zu sitzen und Shows, die bis zu einer Million Euro kosten können. Aber darüber hinaus MUSS Mode inszeniert werden, denn es gilt, eine besondere Stimmung und Atmosphäre zu transportieren. Und da ist heutzutage alles erlaubt: Modenschauen, Film-Präsentationen, Konzerte, Happenings und vieles mehr!“

Marc-Philippe Coudeyre Als studierter Architekt und Modedesigner führt Marc-Philippe Coudeyre zusammen mit Jan Verheyen das belgische Label M A RC P H I L I P P E C O U D E Y R E , das mit seinem Namen für kulturelle Vielfalt und Kleidungsdiversität steht.

w w w. r a f a e l k r o e t z . d e

w w w. m p c o u d ey r e. c o m

95


Abspann Erster Akt Set-up . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bildwelten von Monica Menez

4

In and Out of Fashion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editorial

12

Scenographic Fashion Shows . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein Statement von Pamela C. Scorzin

14

Zweiter Akt Fashion on Stage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Louis-Vuitton-Express – Eine Zeitreise per Dampflok (S. 24) Das Bauhaus in New York – Eine Hommage an Oskar Schlemmer (S. 30) Auf den Leib geschneidert – Interview mit Birgit Utz (S. 34)

24

Fashion – from Virtuality to Reality . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sold Out – Die Verzahnung von virtuellen und realen Einkaufserlebnissen (S. 42) Das Fenster zur Stadt – Interview mit Markus Block, kubix (S. 52)

42

Fashion without Fashion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Learning from Prada – Eine Erfolgsgeschichte

56

Exhibitions on Fashion .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fashion talks! Im persönlichen Dialog mit sprechenden Mode-Räumen (S. 64) The Show must go on! Christian Louboutins Liebe zum Nachtleben (S. 72) Recollection Quartett – Eine Zeitreise zur kollektiven Erinnerung (S. 80)

64

Plot-Point Neue Liebe: Kleider, Kunst und bewegte Bilder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eine Spurensuche

84

Dritter Akt Gute Frage! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wie viel Inszenierung ist in der Mode eigentlich tragbar?

94

The Making of … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a Fashion Show

96

Modisch anziehend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tipps rund um das Thema Mode und Inszenierung

102

Dior am Rhein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reminiszenzen an eine (fast) vergessene Modenschau

110

Plotter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

118

Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

121

PLOT on Tour . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . News aus der Szene

122

Outtakes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

130

120


Impressum Ausstellung “150 Jahre Italien”, Venaria Reale (IT) PLOT – Inszenierungen im Raum 5. Jahrgang, Ausgabe #9 ISBN: 978-3-8998-6130-3, ISSN: 1867-8149 Verlag Rainer Häupl, Sabine Marinescu, Janina Poesch GbR Reinsburgstr. 114, D-70197 Stuttgart +49 (0)711 4691 5959 w w w. PLOTmag.com Geschäftsführung Rainer Häupl, Sabine Marinescu, Janina Poesch Verlagsleitung Sabine Marinescu

sabine@PLOTmag.com

Chefredaktion Janina Poesch

janina@PLOTmag.com

Redaktion Rainer Häupl, Sabine Marinescu und Janina Poesch werden immer wieder von fleißigen Autoren, den sogenannten Plottern, unterstützt. Möchten auch Sie Teil von PLOT werden, dann schreiben Sie eine Mail an p l o t @ P L O T m a g . c o m . Lektorat Gisela Faller Mittelstr. 9, D-70180 Stuttgart +49 (0)711 262 4768 www.gisela-faller.de

Für alle Ausstellungen zwischen Himmel und Erde.

Gestaltung HORT Hagelberger Str. 52/HH, D-10965 Berlin +49 (0)30 8182 8108 www.hort.org.uk Anzeigen Rainer Häupl

rainer@PLOTmag.com

Mediadaten w w w. PLOTmag.com/mediadaten Vertrieb Buchhandel International avedition GmbH Königsallee 57, D-71638 Ludwigsburg +49 (0)7141 1477 391 www.avedition.de

Bezugspreise Bezugspreise – egal ob Einzelhefte oder im Abonnement – erfahren Sie auf Anfrage beim PLOT-Leserservice (mittwochs bis freitags) oder entnehmen Sie bitte unserer Website. abo@PLOTmag.com Druck Offizin Scheufele | Druck und Medien GmbH & Co. KG Tränkestr. 17, D-70597 Stuttgart +49 (0)711 725 86-0 www.scheufele.de Förderer dieser Ausgabe MBA-Design & Display Produkt GmbH Siemensstr. 32, D-72766 Reutlingen +49 (0)7121 1606-0 www.mba-worldwide.com © 2013 Rainer Häupl, Sabine Marinescu, Janina Poesch GbR Diese Ausgabe der Zeitschrift PLOT einschließlich aller ihrer Teile und Beiträge ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme. Für unverlangt eingereichte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Für Fotos und Beiträge stellt der Einsender bei Veröffentlichung den Verlag von evtl. Honorarforderungen frei. Bei Nichterscheinen durch höhere Gewalt oder Streik besteht kein Entschädigungsanspruch und es erlöschen die Lieferungsverpflichtungen sowie der Anspruch auf Rückerstattung der Bezugsgebühren.

Unser umfassendes Know-how und die Erfahrung aus vielen spektakulären Projekten im Ausstellungsbau sind die Grundlage für außergewöhnliche Auftritte. Zuverlässig, flexibel und von bleibendem Eindruck.

Gerichtsstand ist Stuttgart.

nussli.com


PLOT on Tour

Eins ist sicher: Man kann Raum nicht nicht-inszenieren. Die hohe Kunst jedoch ist, die richtige Dosis zu finden. Dabei sind wir nicht nur mit unserem Print- und Online­ magazin stets darum bemüht, gelungene Rauminszenie­ rungen aufzuspüren und sie zu publizieren, wir ver­suchen zudem als Medien- und Kooperationspartner bei den rich­ tig guten Darbietungen präsent zu sein – und sie manch­ mal sogar selbst zu beeinflussen. Einen Einblick in unser Erlebtes der letzten Monate verschaffen wir Ihnen ab sofort mit unserer Rubrik „Szene“.

M

it einem herzlichen „Grüß Gott “ be­ grüßt die designerwerkschau seit nun mehr fast einem Jahr ihre Besucher in München. Initiiert wurde die dauerhaf­ te Ausstellung vom Ulmer Unterneh­ men Glas Trösch, das die letzten Jahre mit weiteren Par tner firmen deutschlandweit mit dem designer­ werktag auf Tour war: Holzer Kobler Architekturen in­ szenierten beispielsweise den designerwerktag 2010 im Münchner Postpalast und das atelier oï setzte die Schau 2011 im Hamburger Schuppen 52 in Szene – je­ weils mit überwältigendem Erfolg und stets mit PLOT als Medienpartner. Der große Zuspruch und die hohe Akzeptanz dieser Veranstaltungen waren nun Ideen­ geber für die dauerhafte Ausstellung in der bayeri­ schen Hauptstadt, um mit der designer werkschau einen inspirierenden Raum zu schaffen, in dem sich Architekten, Innenarchitekten und Designer über Pro­ dukte und Innovationen informieren können. Für das besondere Raumerlebnis sorgte dabei das New Yor­ ker Designbüro SOF Tlab: Eine gesamte Etage des denkmalgeschützten Fruchthofs im Stadtteil Sendling übersetzten die experimentellen Gestalter in eine an Fruchtzellen erinnernde Raumstruktur: Filigrane Fä­ den, von polygonförmigen Deckenrahmen hängend und farbenreich beleuchtet, lassen die Besucher den Raum wie eine Reise in das Innere einer Frucht erle­ ben. Die designerwerkschau hat sich mit seinen Part­ nern, wie etwa dem Schweizer Textilunternehmen création baumann, der Industrie-Manufaktur Hasen­ kopf oder dem Möbelhersteller Arper, in den letzten

122

Monaten bereits einen Namen in der Münchner Krea­ tivszene machen können und darf mittlerweile auch als „Creative Spot“ bei der Munich Creative Business Week nicht fehlen. Um derartige gelungene Beispiele im Bereich der Mar­ kenkommunikation zu fördern und andere interes­ sierte Unternehmen darauf aufmerksam zu machen, wurde 2012 die Fachkonferenz Raumwelten ins Le­ ben gerufen – veranstaltet von der Wirtschaftsförde­ rung Region Stuttgart GmbH und dem Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart, von PLOT konzipiert so­ wie organisiert. Am 11. Mai 2012 kamen im Stuttgar­ ter Mercedes-Benz Museum über 130 Kreative und Unternehmer zusammen, um bei der neuen Business­ plattform für Kommunikation im Raum Entwicklungen und Chancen an der Schnittstelle von Raum, Medien und Kommunikation zu beleuchten. Die Teilnehmer, mehrheitlich Geschäftsführer und Marketingleiter aus mittel­s tändischen Unternehmen, erfuhren an diesem Tag, mit welchen räumlichen Werkzeugen Themen, Marken und Produkte kommuniziert werden können – von der Unternehmensausstellung über den Messe­ stand bis hin zum eigenen Showroom. Nach einem eingängigen Vortrag des Münchner Publi­ zisten und Autoren Dr. Jan Esche über die wirtschaft­ liche Bedeutung von Kommunikation im Raum sahen die Gäste im Großen Konferenzsaal des MercedesBenz Museums gelungene „Punktlandungen“: Auftrag­ nehmer aus der Kreativbranche zeigten gemeinsam mit ihren Auftraggebern gelungene Beispiele räum­

Szene


designerwerkschau 1 Auf der großzügigen Etage des Fruchthofs haben neben dem Haus­ herr Glas Trösch auch weitere, hochwertige Unternehmen eine temporäre Heimat gefun­ den, um mit sehenswerten Produktinszenie­ rungen auf sich aufmerksam zu machen. 2 Bei der Eröffnung der designerwerkschau im Mai 2012 begeis­ terte Michael Szivos vom New Yorker Studio SOFTlab die Besucher nicht nur mit der Raum­ inszenierung „Cells & Seeds“, sondern auch mit seinem Werkvortrag. 3 Nach Sonnenunter­ gang wurde der Innenhof des denkmalge­ schützten Münchner Fruchthofs mit einer beeindruckenden Lichtprojektion bespielt.

1

3

2 Veranstalter Glas Trösch Beratungs-GmbH, Ulm-Donautal (D) Gestaltung SOFTlab, New York (USA) www.designerwerkschau.de www.glastroesch.de www.softlabnyc.com

Raumwelten 5 Bei den „Sprechstunden“ hatten die Teilnehmer die Chance, in kleinen Gruppen mit Referenten aus renommierten Kreativ­ büros und Unternehmen über zentrale Themen der Kommunikation im Raum zu diskutieren. 7 Parallele Führungen durch das Mercedes-Benz Museum mit dem Schwerpunkt „Kommunikation im Raum“ rundeten das abwechslungsreiche Nachmittagsprogramm ab. Beteiligte Agenturen, Büros und Unternehmen Art+Com, Berlin    ATELIER BRÜCKNER, Stuttgart    Atelier Nagel Theissen, Stuttgart   Bosch Rexroth, Lohr am Main    Bottega + Ehrhardt Architekten, Stuttgart    büromünzing, Stuttgart    D’art Design, Neuss    design hoch drei, Stuttgart    Festo, Esslingen    Hansgrohe, Schiltach    hg merz architekten museumsgestalter, Stuttgart    iart interactive, Basel    Ippolito Fleitz Group, Stuttgart    jangled nerves, Stuttgart    KMS Team, München    Luxor Solar, Stuttgart    METARAUM, Stuttgart    Milla & Partner, Stuttgart   tat. sache, Stuttgart    Totems, Stuttgart    Uniplan, Köln    Uzin Utz, Ulm    visuarte, München    VON M, Stuttgart    werksrakete, Stuttgart

4

5

6

Veranstalter Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH, Stuttgart (D) Film- und Medienfestival GmbH, Stuttgart (D) Konzeption/Organisation PLOT – Inszenierungen im Raum, Stuttgart (D) Grafik HORT, Berlin (D) www.raum-welten.de www.region-stuttgart.de www.itfs.de 7

123


licher Markeninszenierung aus vielfältigen anwen­ dungsorientierten Blickwinkeln. Am Nachmittag konn­ ten sich Teilnehmer und potentielle Auftraggeber dann in den sogenannten „Sprechstunden“ bei Referenten aus renommierten Büros und Unternehmen über kon­ krete Fragestellungen informieren: „Wie können Pro­ dukte und Dienstleistungen räumlich in Szene gesetzt werden?“, „Wie positionieren sich erfolgreiche Marken durch gebaute Unternehmenskommunikation?“, „Wie kann Kommunikation im Raum umgesetzt werden und vor allem zu welchem Preis?“ „Mit dieser Veranstaltung haben wir das in der Re­g ion Stuttgart vorhandene Know-how von Weltklasse­format gezeigt, von dem die heimischen Firmen als Auftrag­ geber und Nutzer von Kreativdienstleistungen profitie­ ren können“, fasst Dr. Walter Rogg, Geschäftsführer der regionalen Wirtschaftsförderung, den Erfolg der Premiere von Raumwelten zusammen. Und wir freuen uns schon auf die Fortsetzung von Raumwelten und danken allen Gästen, Kooperations- und Medienpart­ nern, vor allem allen Beteiligten aus den Agenturen, Büros und Unternehmen, die zum Erfolg der Veranstal­ tung beigetragen haben. Mit einem Unternehmen, das den Wert von Kommu­ nikation im Raum sehr wohl zu schätzen weiß, hatte PLOT im Spätsommer 2012 die Möglichkeit, ein fulmi­ nantes Abendevent auf die Beine zu stellen. Über 200 Gäste folgten Ende September der Einladung von MBA, Hersteller und Entwickler von modularen Wänden und Raumstruktur-Systeme, zu Stadtgeflüster – einer un­ gewöhnlichen Reise zu fünf Metropolen an einem Abend, in einer Stadt. Die Besucher erlebten in der stimmungsvoll inszenierten Phoenixhalle des Stutt­ garter Römerkastells, wie das AT E L I E R B RÜC K N E R , das Atelier Markgraph, Holzer Kobler Architekturen, die BrandRetail Company LIG A NOVA und die Gestal­ ter von TA M SC H I C K M E D I A+S PAC E die Städte Bu­ dapest, Istan­b ul, Kopenhagen, London und Paris als begehbare und multimedial erlebbare Rauminstallati­ onen in Szene setzten – auf je 15 bis 20 Quadratme­ tern, in modularer Bauweise erstellt. Dabei waren bis zu 80 Prozent der „Baugene“ gleich und dennoch war jede Installation ein Einzelstück. Kein Wunder, schließ­ lich hat jede Stadt ihr eigenes Flair, ihre eigene Spra­ che, ihren eigenen Kolorit – eben ihr ganz besonderes Etwas, ihr „Stadtgeflüster“. Dabei besteht jede Stadt aus den gleichen Baumodulen: Gebäuden, Straßen, Plätzen, Grünflächen. Und dennoch sind sie alle Uni­ kate – geprägt von ihrer Geschichte, Kultur, ihren Be­ wohnern und ihrer Atmosphäre. Als Baumodule unseres Baukastens dienten die modu­ laren Wandsysteme des Gastgebers MBA, der zusam­ men mit PLOT zu diesem internationalen Abend einge­ laden hatte, um auf unterhaltsame und eindrucksvolle Weise aufzuzeigen, welche kreativen Gestaltungsmög­ 1 – 3 4 – 7, 10, 12, 15, 17, 18, 21, 22 8, 9, 11, 13, 14, 16, 19, 20, 23 24 25 – 27

lichkeiten modulare und wiederverwendbare Systeme bieten. Wir waren hocherfreut, dass so viele Gäste un­ serer Einladung gefolgt sind! Es war ein fantastischer Abend mit engagierten Stadtgeflüster-Teams und ei­ nem tollen Publikum. Und wir sind uns sicher, dass die Stadtgeflüster-Installationen in den nächsten Monaten noch das eine oder andere Mal zu bestaunen sind . . . Szenografen und Gestalter mit dem Schwerpunk t Kommunikation im Raum haben es in Stuttgart gut getroffen. Nicht nur, dass Raumwelten und Stadtge­ flüster vor ihrer Haustüre stattfanden – zugegeben, daran waren wir nicht ganz unbeteiligt –, auch das hoch­k arätig besetzte International Scenographers’ Meeting 2012 fand seine Heimat in der schwäbischen Metropole. Nach der bedauerlichen Absage des 4th International Scenographers’ Festival in Zürich hatte die Organi­s atoren eine Welle der Solidarität und Lo­ yalität erreicht: Mehrheitlich wollten die Kollegen und Freunde die biennale Tradition des Austauschs unter den Szenografen fortsetzen. Und so fand am 17. und 18. November 2012 das International Scenographers’ Meeting in Stuttgart – mit freundlicher Unterstützung der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stutt­ gart – statt. Das ATELIER B RÜC K NER war Gastgeber des Konferenztags am Samstag. Namhafte Vertreter aus den Bereichen Kunst, Design, Theorie, Architektur, Museum und Film trafen hier zusammen, um den inter­ disziplinären Austausch über das Thema „Corporate Scenography – The Art of Commerce“ anzuregen. Un­ ter den Referenten waren unter anderem die Zukunfts­ forscherin Anna Klingmann aus den USA , der kana­ dische Museumsplaner Barry Lord (Lordculture), der niederländische Lichtdesigner Rogier van der Heide (Philips Lighting Design) und der Italiener Ippolito Pestellini Laparelli (OMA*AMO) zugegen. Am Sonntag lud dann das Institut Innenarchitektur und Szenografie der HGK Basel zum EIS-Hochschulmeeting ein. Dabei bot dieses mittlerweile traditionsreiche Treffen Raum für Diskussionen zur Forschung, Lehre und dem Quo Vadis der Szenografie. Und Sie können es sich fast denken: Wenn sich die internationale Szenografie-Szene in Stuttgart trifft, ist PLOT nicht weit: Am Samstagabend richteten wir zusammen mit museumstechnik den Apéro aus. Das Berliner Unternehmen für Ausstellungsproduktion ge­ staltet und fertigt seit 1987 innovative Ausstellungs­ einrichtungen für Kunst und Kulturgüter und feierte an dem Abend sein 26-jähriges Bestehen. Und da Feste bekanntlich gefeiert werden sollen, wie sie fallen, stie­ ßen wir mit Stuttgarter Wulle-Bier und Berliner Bulet­ ten zudem auf unseren vierten PLOT-Geburtstag an. Wie Sie sehen, haben wir 2012 viel erlebt und sind schon ganz gespannt, was 2013 alles für uns bereit­ hält und vor allem, wo wir Sie, liebe Leser, persönlich treffen werden! Ronny Buck/Glas Trösch Beratungs-GmbH, Ulm-Donautal (D) Henrik Eichin, Stuttgart (D) Jürgen Lippert, Wannweil (D) We & Me Design Studio, Stuttgart (D) Heidemarie Zeh/ATELIER BRÜCKNER GmbH, Stuttgart (D)

w w w. PLOTmag.com/SF X-VF X

124

Szene


Stadtgeflüster

8 Bei ihrem Impulsvortrag betonte Ayşin Ipekçi, Architektin und Kuratorin der Ausstellung „Architekturteilchen – Modulares Bauen im digitalen Zeitalter“, dass jedes System die Möglichkeit zur Identität und Indi­ vidualität bietet und darin auch der besondere Reiz des modularen Bauens liegt.

9 In einer Zeit, in der in rasanter Geschwindigkeit wertvolle Ressourcen verbraucht werden, freut sich Markus Militzer, Geschäftsführer MBA, „wenn die Veranstaltung Stadtgeflüster dazu beigetragen hat, einen Impuls zu geben, nachhaltig und verantwortungsbewusst mit Ressour­ cen umzugehen“. Veranstalter MBA-Design & Display Produkt GmbH, Reutlingen (D) Konzeption/Organisation PLOT – Inszenierungen im Raum, Stuttgart (D) Grafik We & Me Design Studio, Stuttgart (D) www.plotmag.com/blog/stadtgefluester www.mba-worldwide.com

10

11

12

13

PLOT on Tour

125


Mehr PLOT 130 Seiten PLOT sind noch nicht genug? Das finden wir auch! Deshalb gibt es auf w w w . P L O T m a g . c o m noch viel mehr Projekte – und das nicht nur passend zum Heftthema DRESS THE STAGE ON FIRE: Inszenierungen in den Rubriken Ausstellungsgestaltung, Film- und Bühnenarchi­tektur, Markenwelten und Neue Welten, dazu News aus der Szene, Jobangebote, innovative Produkte und brandaktuelle Termine – natürlich alles in gewohnter PLOT-Qualität.

Mehr Mode

From the Sidewalk to the Catwalk

Inbetween

Letter to you Letter from you

Stilvoll reisen

Lebensgroße und durch VideoMapping scheinbar zum Leben erweckte Schaufensterpuppen bilden das Herzstück der Wanderausstellung über Jean Paul Gaultiers Arbeiten. Unbedingt anschauen!

Das performative Ereignis – konzipier t und realisier t von Studierenden der Hochschule für Künste Bremen – verbindet die Bereiche Medien, Kinetik, Musik und Mode. Interdisziplinär!

Die Schaufenstergestaltung von Firm. by Kazunori Matsumura spielt mit der Lichtdurchlässigkeit von Briefumschlägen und Postkarten und soll an japanische Shoji erinnern. Licht- und Schatten-Spiele mit eingerechnet!

Für alle, die nicht nur mit den Koffern und Taschen von Louis Vuitton verreisen wollen, haben wir mit den C it y Guides des Modeimperiums noch weitere wertvolle Mode- und Insidertipps. Anziehend!

Extra! Interview mit Patrick Kinmonth in den News! Lesen! Submit a PLOT! Wir sind gespannt auf neue Projekte! Her damit! Immer nah an der Szene! PLOT bei Facebook, via Twitter und per News-Feed. Folgen Sie uns! w w w. P LOTmag .c om


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.