PLOT#10 – DIE MACHT DES KLANGS

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Inszenierungen im Raum

#10

Die Macht

des Klangs

16,50 EUR (D) 15,42 EUR net M채rz 2014 www.PLOTmag.com

ISBN 978-3-89986-153-2

4198458716508 10

Sound als Erz채hlebene in narrativen R채umen Johannes Scherzer 체ber die Rolle des Klangs in der Szenografie Tonangeber hands on sound, Idee und Klang, Klangerfinder und Korinsky geben Einblick in ihre klangvolle Arbeit

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Klang Raum Marke Markenmehrwert durch strategische Klanggestaltung



KLANG BILDER Text:

Janina Poesch

Menschen sprechen, Vögel zwitschern, Wecker klingeln, Glocken läuten, Autos bremsen – tagtäglich sind wir von einer Vielzahl von Geräuschen und damit Tönen umgeben. Diese entstehen, wenn die Luft in Schwingung versetzt wird und über Schallwellen auf unser Trommelfell trifft, das ebenfalls in Schwingung gerät. So können wir den Ton „hören“. Wie wir ihn sehen können, zeigt Jason Fort.

T

öne treten nicht alleine auf. Zumeist nehmen wir eine Vielzahl von Geräuschen oder Tonfolgen und somit Schallwellen durch unser Gehör wahr. Interagieren jene Schallwellen miteinander, entste hen wiederum neue Wellen mit neuen Frequenzen. Dies nahm der amerikanische Künstler, Architekt und selbst­e rnannte Erfinder Jason Fort zum Anlass, seine Serie „Modulations“ zu entwickeln. Er übersetzte verschiedene Schallwellen in Farbfrequenzen, legte sie übereinander und bildete schlussendlich eine neue Komposition. Dabei sieht jedes der so entstandenen Bilder nicht nur anders aus, Profis könnten in den Kunstwerken auch ihre klangliche Qualität erkennen: Treten viele kurze Schwingungen auf, liegen die Wellen eng aneinander und der Ton ist hoch, sind sie dagegen weit auseinandergezogen, liegt der Ton eher in den tieferen Bereichen. Nicht nur in der elektronischen Musik wird eine Klangveränderung, die durch ein Effektgerät erzeugt wird, „Modulation“ genannt, auch Jason Fort versteht sich als diese regulierende Instanz. Wenn er nicht gerade Töne visualisiert, befasst er sich künstlerisch mit den vektorbasierten Daten seiner eigenen Erfindungen: Er analysiert seine Originalzeichnungen von Türgriffen, U-Booten, Windturbinen oder Luftschiffen, löst sie in

ihre Ebenen auf, vervielfältigt diese tausendfach, färbt sie ein, verzerrt und überlagert sie, um Geschichten zu erzählen und Neues zu generieren – von gigantischen Spiralen bis hin zu abstrakten Farbräumen. „Ich verwende diese Werkzeuge, um über den sich neu entwickelnden Gegenstand Kontrolle zu erlangen – was manchmal in einem Berg von digitalen Trümmern endet. Dabei reize ich das Limit meines iMacs ständig aus: Meine Zeichnungen werden so komplex, dass mein Video RAM irgendwann die Bilder nicht mehr verarbeiten kann. Systemabstürze und lange Warteperioden sind somit ein ständiger Teil meiner Arbeit.“ Auch wenn er die Kraft der Übersichtlichkeit und Klarheit zu schätzen weiß, tendiert Jason Fort bei hoher Präzision zu bemerkenswerter Komplexität: „Manchmal ist es eine sehr große Herausforderung, 40.000 Polygone in eine zweidimensionale Ebene zu bringen. Manchmal schmeiß ich aber auch einfach zwei perfekte Zeichnungen ineinander, ohne zu wissen, was am Ende dabei rauskommt. Auf jeden Fall führen meine eigenen Zeichnungen zu noch mehr Zeichnungen und damit zu mehr Abstürzen und Störungen – aber die Arbeit geht weiter!“ Jeder Komposition liegt dabei eine eigene Intention zugrunde, was bedeutet, dass seine Kunstwerke nicht automatisch generiert wurden. Und das kann sich auf jeden Fall nicht nur hören, sondern auch sehen lassen!

Zeichnungen Jason Fort (Hendersonville) Web www.jasfort.carbonmade.com

Bildwelten

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DIE MACHT DES KLANGS Text:

Janina Poesch

A

ls der Berliner Klangkünstler Sibin Vassilev in Zusammenarbeit mit dem Bulgaren Ivan Moudov 2006 die Audioinstallation „Guide“ entwickelte, führte er den Besuchern demonstrativ vor Augen, welche Macht von dem stets beiläufig wahrgenommenen Klang doch ausgehen kann: Ausgestattet mit einem Audioguide wurden die Rezipienten durch die Ausstellungsräume der Sofia Art Gallery geführt, um die großen Kunstwerke unserer Zeit zu bestaunen – mit all ihren Facetten, Farben und Formen. Doch zu sehen war nichts. Nichts bis auf die Exponattafeln am Rande der leeren Flächen. Die Ausstellung war dennoch von Erfolg gekrönt, und es war allein der Klang, der bei den Besuchern die Bilder im Kopf hervorrief und sie damit zu Meisterwerken machte. Sound hat also einiges mehr zu bieten, als lediglich sein Dasein im Hintergrund zu fristen. Er ist allgegenwärtig, und es ist erschreckend, dass wir ihn dennoch erst dann bewusst wahrnehmen, wenn er uns stört und wir uns die Ohren zuhalten müssen. Dementsprechend haben wir in PLOT#10 unsere Aufmerksamkeit voll und ganz auf den Klang gerichtet. Und so zeigen wir Ihnen, welche Rolle er im Bereich der Szenografie spielen kann, wie er als audiovisuelle Skulptur selbst zum Exponat wird und wie der Schweizer Künstler Zimoun ihm einen adäquaten Raum gibt. Wir geben Ihnen zudem einen Überblick zum umfangreichen Thema des „Corporate Sound“, zeigen Ihnen, wie Klang, Raum und Marke Symbiosen eingehen, und stellen Ihnen nicht nur an dieser Stelle die Tonangeber jener Gestaltungsdisziplin vor. Gernot Böhme gibt Ihnen als Philosoph einen Einblick in die akustischen Atmosphären, und Florian Käppler lässt Sie hinter die Kulissen seiner Arbeit als Sound-Designer schauen. Der Macht des Klangs können Sie aber nicht nur in dieser Ausgabe nachspüren, sondern auch, wenn Sie ver­ suchen, sich bewusst der absoluten Stille zu widmen. Ihnen wird auffallen, dass dies kaum möglich ist, denn selbst wenn Sie in einem schalltoten Raum stünden, würden Sie Ihren Herzschlag oder das Rauschen Ihres Blutes vernehmen. Der amerikanische Künstler John Cage zog aus diesem Experiment seine Inspiration zu seinem berühmten Stück 4'33" (1952), in dem keinerlei Töne abgespielt werden. Stattdessen ging es Cage darum, einen Rahmen zu schaffen, in dem die Zuhörer selbst diese Entdeckung machen und ihre Aufmerksamkeit entsprechend auf die Klänge der Umgebung, auf absichtslose Töne und die vom Publikum selbst produzierten Geräusche richten können. „Die Stille von John Cage ist ein offenes Ohr für den Ton der Welt“, so formulierte es Boris Parena 1978, als er eine Vorstellung des Komponisten im Rahmen der Musikfestspiele von Bologna besuchte.

„Manchmal muss man Dinge im Leben tun, die kein anderer tun würde!“

O-Ton Um diese Ausgabe wirklich mit allen Sinnen erleben zu können, geben

Für uns bedeutet das konkret, dass wir seit November 2008 PLOT im

wir Ihnen überall, wo Sie dieses Zeichen

Eigenverlag und als unabhängiges Magazin publizieren. Dies ist für

keit, weitere Informationen wie Filme oder Tonspuren anzusehen und

uns ohne Förderer, die uns eine eigenständige Arbeit ermöglichen,

vor allem anzuhören!

sehen, die Möglich-

nicht denkbar. Deswegen bedanken wir uns in dieser Ausgabe herzlich bei: Sennheiser electronic GmbH & Co. KG Seit mehr als 65 Jahren steht

Laden Sie sich hier www.get.layar.com

der Name Sennheiser für Qualitätsprodukte, echten Klang und maß-

die Layar-App kostenlos runter, scannen Sie mit Ihrem mobilen End­

ganz einfach

geschneiderte Lösungen, wenn es um Aufnahme, Übertragung und

gerät die ganze Magazinseite ein, und kommen Sie in den umfangrei-

Klangwiedergabe geht. Das Unternehmen will nicht nur, dass die Men-

chen Genuss von Bild, Film und Ton. Viel Spaß!

Cover Studio Zimoun (Bern)

Förderer

schen in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Klang hören, es will auch, der Ausstellung „David Bowie Is“ ab Seite 78.

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Fotos

dass sie ihn fühlen können. Eine kleine Kostprobe geben wir Ihnen mit

Editorial Ivan Moudov und Sibin Vassilev (Berlin)

In diesem Sinne sind auch wir jetzt ganz ruhig und wünschen Ihnen mit unserer neuen Ausgabe viel Freude und vor allem klangvolle Entdeckungen!


EDITORIAL Web www.semantics-of-sound.com

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SOUND ALS ERZÄHLEBENE Text:

Johannes Scherzer

A Poème électronique (S. 22)

B Via Crucis (S. 23)

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C Kugelauditorium (S. 24)


IN NARRATIVEN RÄUMEN

D Himmelsmechanik (S. 25)

E Forest (for a thousand years ...) (S. 26)

F The Murder of Crows (S. 27)

G resonate (S. 28)

H Klangturm / Turmklang (S. 29)

I Im Reich der Schatten (S. 30)

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Als neue Gestaltungsdisziplin bei der Inszenierung von Räumen wurzelt die Klangszenografie in einer Jahrhunderte währenden Beschäftigung mit dem Zusammenwirken von Klang und Raum. Dabei fordern neue technische Möglichkeiten wie 3D-Sound, Sound-Beaming oder interaktiver Sound zum Neudenken der szenografischen Konzepte und Erzählstrategien auf: Nie zuvor war es so einfach, Klang frei im Raum zu bewegen oder sich als Publikum selbst durch inszenierte Klangwelten treiben zu lassen. Johannes Scherzer, einer der drei Geschäftsführer von TAUCHER SOUND ENVIRONMENTS untersucht, welche Rolle Sound in der Szenografie eigentlich spielt und in welchen szenografischen Konzepten Klang bereits erfolgreich eingesetzt wurde.

Johannes Scherzer, geboren 1981, ist Diplom-Tonmeister für audio­ visuelle Medien. Nach seinem Studium an der Filmhochschule Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg, wo er sich mit der Erzählforschung für raumbezogene Tonformate in Musik, Film und Hörspiel beschäftigte, gründete er zusammen mit Aleesa Savtchenko und Johannes Varga das Studio für Klangszenografie TAUCHER SOUND ENVIRONMENTS. Seit 2013 lehrt er an der Hochschule der populären Künste in Berlin sowie im Fachbereich Design der FH Potsdam zum Thema Klang und Raum.

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Statement


W

enn wir inszenierte Räume oder raumgreifende Medienereignisse erleben, setzen wir diese Erfahrung immer in Bezug zu dem, was wir bisher kennen. Und was wir am besten kennen, ist unser Alltag: Hier bewegen wir uns in einer Welt voller Klänge, die uns stets umgeben – quasi in einem „Soundscape“. Wobei dieser Begriff in den 1970er-Jahren durch die Forschung an der Klangökologie (geprägt durch den kanadischen Komponisten, Klangforscher und Autor Raymond Murray Schafer) bekannt wurde und die akustische Umgebung einer Person an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit beschreibt. „Soundscapes“ umfassen daher unter anderem Klänge aus Natur, Stadt, Sprache, Arbeit, Maschinenlärm oder Musik. Wie unser Gehirn dabei all diese Klänge räumlich lokalisiert, ist nicht immer ganz einfach nachzuvollziehen, aber einfach ausgedrückt: Es gibt ein Vorne, Hinten, Links, Rechts, Oben, Unten, Nah und Fern – und natürlich die Richtungen dazwischen. Bevor wir überhaupt realisieren, dass wir einen bestimmten Klang wahrnehmen, weiß unser Gehirn bereits, wo dieser verortet ist. Wir hören die Welt also in viel größeren Dimensionen, als wir sie sehen können, und orientieren uns mit einer lässigen Sicherheit durch unseren Alltag, indem wir Rufe, Glocken oder Klingeln beachten und uns beispielsweise das anschwellende Geräusch eines Lastkraftwagens zunutze machen. Unser individuelles „Soundscape“ erleben wir zweifelsohne räumlich, und es hilft uns genauso im Alltag wie auch in inszenierten Umgebungen dabei, unsere Beziehung zum näheren Raum oder zu entfernteren Raumbereichen – ja, sogar zu Räumen, die wir gar nicht sehen können – zu begreifen. Während wir Texttafeln lesen, Objekte betrachten, sich bewegenden Menschen oder Bewegtbildern zuschauen oder selbst in Aktion treten, hören wir die uns umgebende Welt: 720-Grad und ohne Pause. Wir können uns entscheiden, wegzusehen, aber nicht, wegzuhören. Erst wenn es zu schmerzen beginnt, verschließen wir die Ohren mit den Händen. In unserer Wahrnehmung sind Klang und Raum also aufs Engste miteinander verbunden. Wer räumlich inszeniert, trifft stets auch Entscheidungen zur hörbaren Umgebung – bewusst oder unbewusst. Wer diese Tat­s ache nicht einkalkuliert, handelt sich bei der Umsetzung seiner Ideen möglicherweise Probleme ein, aber jene Gestaltungsdisziplin ist immer auch eine Chance für den, der sich mit ihr beschäftigt: die Klangszenografie – eine sowohl eigenständige als auch höchst kooperationsfreudige Erzählebene für Inszenierungen im Raum. Raum – Klang – Gestaltung Das Zusammenwirken von Klang und Raum wird bereits seit einigen Jahrhunderten untersucht – sowohl in der Musik als auch in der Kunst. Dabei wird in der Musikgeschichte der flämische Komponist Adrian Willaert als der Pionier der Raumklanggestaltung dargestellt: Während seiner Zeit als Kapellmeister an San Marco in Venedig schuf er Mitte des 16. Jahrhunderts Kompositionen für mehrere im Raum verteilte Chöre. Sich diese

Sound als Erzählebene in narrativen Räumen

Musik heutzutage zu Hause auf einer Stereoanlage anzuhören, vermittelt leider nicht die Wirkung, die sie damals in der Basilika auf das Publikum gehabt haben muss. Sie wird jedoch ähnlich berührend gewesen sein wie die Inszenierung des Oratoriums „Via Crucis“ (S. 23), das 2012 in der ehemaligen Viehauktionshalle in Weimar ganz ohne Live-Musiker und nur mit Licht und 3D-Sound uraufgeführt wurde. Dabei war der Chorgesang, der zuvor mit dem Kammerchor aufgenommen und anschließend mit Lautsprechern über dem Publikum wiedergegeben wurde, körperlich zu spüren: Die Stimmen perlten zusammen mit einer Gänsehaut vom Nacken den gesamten Rücken hinunter. „Die räumlichen Klanglandschaften und die Lichtarchitektur schaffen ein einzigartiges Raumerlebnis. Das Publikum soll sich in Liszts Musik verlieren“, bekräftigte auch das amerikanische Multitalent Robert Wilson, der für das Hörerlebnis verantwortlich zeichnete. Auch wenn sich die Komponisten der nachfolgenden Epochen mit einzelnen Aspekten der Raumklanggestaltung befassten, wurde jene doch erst wieder in der Nachkriegszeit des vergangenen Jahrhunderts lebendig. Einer der wichtigsten Komponisten, die Musik für den Raum schrieben, war der Deutsche Karlheinz Stockhausen: Sein Stück „Mikrophonie“, das in dem bekannten Kugelauditorium (S. 24) des deutschen Pavillons auf der Weltausstellung 1970 in Osaka aufgeführt wurde, ist eine der ersten Kompositionen mit einer wirklich dreidimensionalen Wiedergabe von Musik. Doch auch wenn Stockhausen im Bereich der Raummusik Maßstäbe setzte, sah er irgendwann ein Problem beim Hören seiner Werke: „Wissen Sie, der Ton macht die Musik! Ganz früher war es in den Kirchen zum Beispiel so, dass oben auf der Empore die Orgel und der Chor waren. Sehen konnte man beide nicht, nur hören. Der Chor, das waren früher die Engel. Die Betenden hörten nur den Gesang und glaubten so an Engelsstimmen. Irgendwann kam jemand auf die Idee, dass man alles sehen müsse. Heute steht der Chor irgendwo herum und hat seinen Zauber verloren. Um der Fantasie freien Lauf zu lassen, sage ich den Leuten immer, sie sollen bei Konzerten (. . .) die Augen schließen und nur auf die Musik hören. Das Klangerlebnis ist ein ganz anderes, wenn man sich durch die Optik nicht ablenken lässt!“ Dabei lassen sich im letzten Satz zwei Worte auch einfach austauschen: „Das Seherlebnis ist ein ganz anderes, wenn man sich durch die Akustik nicht ablenken lässt.“ Auf die Szenografie angewandt, würde der Satz dasselbe Problem – nur aus einer anderen Perspektive – beschreiben: Ein sehr leiser Raum kann beengend wirken, weil wir uns aufgrund der vorherrschenden Stille nicht trauen, mit anderen zu sprechen, oder es gar vermeiden wollen, durch eigene Geräusche Aufmerksamkeit zu erregen. Stille nimmt uns die akustische Privatsphäre. Ein von angenehmem Klang erfüllter Raum hingegen verbreitet beispielsweise eine natürliche, vielfältige, thematisch passende Atmosphäre, wirkt dadurch befreiend und gibt uns die Entspanntheit, ihn ungehemmt zu erkunden. Ist die Klangwelt dieses Raums darüber hinaus im Dienste des spezifischen Themas gestaltet und Teil einer Raumdramaturgie oder Narration, tauchen wir vollkommen in die erzählte Geschichte ein.

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Ausstellungsklang

1


Text:

Sabine Marinescu

David

Is

BOWIE 2

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David Bowie ist nicht nur einer der bekanntesten Musiker der letzten vier Jahrzehnte, David Bowie ist mehr: Seine Rollen – allen voran seine Alter Egos Ziggy Stardust, Aladdin Sane oder Thin White Duke – und die Wahrnehmung ebendieser sind vielfältig und wandeln sich bis heute stetig. Aber wer ist dieser David Bowie nun tatsächlich? Eine Antwort auf jene Frage zu finden ist schwierig, doch die Kuratoren des Victoria and Albert Museums (V&A) in London haben sich dieser Herausforderung gestellt und eine Ausstellung konzipiert, die dem Phänomen David Bowie in all seinen Facetten nachspürt. E

s gibt wohl kaum jemanden, der nicht sofort ein Lied im Ohr oder ein Bild vor Augen hat, wenn er den Namen David Bowie hört. Aber so vielfältig und individuell diese sinnlichen Vorstellungen von dem in Großbritannien geborenen Künstler auch sind, so unterschiedlich sind die von ihm generierten Bilder, die im Frühjahr und Sommer 2013 in London gezeigt wurden. Der Titel der Ausstellung ist bewusst gewählt und genauso bewusst in seiner Gegenwar tsform gehalten. Denn bei „David Bowie Is“ handelt es sich nicht um eine klassische Retrospektive des berühmten Musikers, sondern vielmehr um eine Auseinandersetzung mit seinem umfassenden schöpferischen Werk, mit seinem Einfluss auf verschiedenste künstlerische und gesellschaftliche Prozesse und nicht zuletzt mit seiner Persönlichkeit. Victoria Broackes, Kuratorin, und Geof frey Marsh, Direktor der Abteilung „Theater und Performance“ des weltberühmten Museums für Kunstgewerbe und Design, konzipierten eine thematisch strukturierte und nicht wie sonst üblich chronologisch angelegte Reise durch die faszinierende Welt des David Bowie. Seine Musik spielte dabei – selbstverständlich – eine wesentliche Rolle, und so entwickelten die verantwortlichen Gestalter von 59 Productions und Real Studios eine vielschichtige

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Ausstellungsarchitektur, bei welcher der Klang eng mit den räumlichen Gegebenheiten und Exponaten verwoben ist. Für ihr thematisch und inhaltlich sortiertes Konzept suchten Broackes und Marsh die gut 300 gezeigten Ausstellungsstücke eigenhändig aus dem Archiv des Künstlers, dessen über 60.000 Objekte umfassende Sammlung von einem eigenen Archivar betreut wird. „Ein seltener Glücksfall“, so Marsh, „denn Rockmusiker bewahren normalerweise nichts auf!“ Filmmaterial, Fotografien, Zeichnungen, Texte und eine beachtliche Auswahl an Kostümen fanden so ihren Weg nach London und waren Inspirationsquelle und Basis für die Gestaltung der Ausstellung. Zunächst kreierte das interdisziplinäre Team der in London ansässigen Büros von 59 Productions und Real Studios eine für das gesamte Projekt einheitliche Form- und Farbensprache: Geometrisch facettierte Elemente und eine monochrome Farbpalette – von Weiß über Grau zu Schwarz – mit Akzenten in „Ziggy Orange“ bilden so die Grundlage für die maßgeschneider ten Sequenzen , in denen sich die unterschiedlichen Themen präsentieren. Insgesamt 21 Bereiche können die Besucher durchlaufen. Dies jedoch nicht in einer strikt einzuhaltenden Abfolge, sie können sich vielmehr durch die

kaleidoskop­a rtige Anordnung der Inhalte frei bewegen und demnach einen eigenen Weg zu David Bowie finden. Unterstützt werden sie auf dieser Reise durch ein speziell programmiertes Audioguide-System, das es ihnen in den teils beengten Räumlichkeiten ermöglicht, die individuell anwählbaren Sprachund Musikdateien ohne Störungen nach außen zu empfangen. Zusätzlich wird durch eine automatische Erkennung der Geräte an Exponaten mit Musikstationen gewährleistet, Audio-Signale in Echtzeit zu übertragen. Die Ausstellung ist dabei in zwei große Bereiche geglieder t, die im V&A auch baulich voneinander getrennt sind: in die Gallery 39 und den North Court. In der ersten Hälfte werden David Bowies frühe Jahre, seine Entwicklung zum Künstler, sein kommerzieller Durchbruch, seine Kollaborationen mit anderen Künstlern und sein kreativer Prozess behandelt, während im zweiten Teil Bowie als Darsteller auf und hinter der Bühne gezeigt wird. Der Rundgang beginnt in der Londoner Nachkriegszeit: 1947, als Bowie mit bürgerlichem Namen David Robert Jones zur Welt kam. Hier werden in Vitrinen, Nischen oder Rahmen mit Hilfe unterschiedlichster Exponate die Einflüsse auf Bowies Leben von der Londoner Vorstadt bis hin zu seinem kom-

Ausstellungsklang


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merziellen Durchbruch 1969 nachgezeichnet. Unter dem Titel „David Bowie Is Making Himself Up“ verwandelt sich Bowie auf einer fünfseitigen Projektion, die an den Innenseiten einen fiktiven Wohnraum zeigt, in seine ersten Rollen: einen Musiker, einen Mimen, einen Maler oder Schriftsteller. Vo r b e i a n e i n e r v o n S t a n l e y Kubricks Film „2001: Odyssee im Weltraum“ inspirierten Szenerie und räumlichen Darstellung des ersten Nummer-Eins-Hits „Space Oddity“ gelangen die Besucher zu einem zentralen Exponat und der ersten Präsentation Bowies als perfekten (Selbst-)Darsteller auf der Bühne. Bis heute ist sein Auftritt bei der englischen Fernsehsendung „Top of the Pops“ aus dem Jahr 1972 legendär: Die Performance seines Songs „Starman“ spiegelte für viele, vor allem junge Zuschauer, die sich verändernden gesellschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten und den damit verbundenen Zeitgeist wider. Zentral in einem Spiegelkabinett ist das vom Designer Freddie Burnett speziell für diesen Fernsehauftritt entworfene und von Kubricks Film „Clockwork Orange“ inspirierte Outfit ausgestellt. So werden nicht nur das Kostüm und die im Hintergrund laufende Aufnahme mehrfach gespiegelt – auch der Besucher sieht sich darin, wird von Bowie aufgefordert einzutreten und damit Teil der Inszenierung.

David Bowie Is

In den folgenden Bereichen können sich die Besucher weiteren Themengebieten widmen, aber sie begegnen vor allem den Inspirationen des Künstlers und seiner inspirierenden Wirkung auf andere. Platten, handschriftliche Liedtexte, Kostüme, aber auch Bücher und Zeichnungen zeigen die Vielschichtigkeit seiner Interessen, der eigenen Darstellungen und der damit einhergehenden Rollen. Es wird klar, David Bowie ist Musiker, Schauspieler, Künstler, Provokateur, Impulsgeber – und wird es auch bleiben. Damit endet der erste Teil der Ausstellung, und die Besucher werden zum zweiten inhaltlichen Schwerpunkt geleitet: David Bowie auf und hinter der Bühne. Musikvideos, weitere Kostüme und die Darstellung seines Aufenthalts von 1976 bis 1978 in Berlin lassen seine Einflussnahme auf Musik- und Modestile, in denen sich David Bowie präsentierte, deutlich erkennen. Im Fokus, inhaltlich ebenso wie gestalterisch und klanglich, stehen hier jedoch die sogenannten „Show Moments“. Zwar ist der Raum in drei eigenständige Bereiche gegliedert, aber die Projektionen auf den raumhohen Leinwänden und ein genau abgestimmter Klangteppich führen zu einem immersiven 36 0 -GradErlebnis. Die Besucher werden hier zu Zuschauern einer gigantischen Show und somit eingehüllt in eine aufwendige Abfolge von Songs,

Videos und Live-Auftritten Bowies, die den Künstler nicht zuletzt durch unzählige originale Bühnenkostüme in vielen seiner Facetten als darstellerisches Chamäleon zeigen. Allmählich entlassen werden die Besucher schließlich in den letzten Bereichen der Ausstellung, die sich deutlich von der vorherigen Schau abheben, aber dennoch versuchen, das Bild zu vervollständigen. In klassischer musealer Art und Weise wird hier zunächst eine Vielzahl von Fotografien präsentiert, die Aufnahmen von Bowies Verwandlungen in seine unterschiedlichen Charaktere zeigen. Des Weiteren werden in Bildern und Filmen mehr oder weniger berühmte Personen, die sich von seinem Image und seinem Stil haben inspirieren lassen, vorgestellt. Nach dieser so intensiven Auseinandersetzung mit der Musik, der Arbeit und dem Leben des Künstlers fragt sich der Besucher, sobald er das Museum verlassen hat, dennoch: Wer ist dieser David Bowie tatsächlich? Und auch wenn sich ein (oder mehrere) Ohr würmer sowie alte und neue Bilder im Kopf festgesetzt haben, ist eins sicher: Niemand kann sich sicher sein, wer David Bowie wirklich ist. Im Gegenteil: Neue Fragen stellen sich. Aber genau das macht auch den Reiz und den Erfolg dieser Ausstellung aus, denn vielleicht ist David Bowie jeder.

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Tonangeber Den Ton in einer großen Gruppe anzugeben, kann dem einen leicht, dem anderen schwerer fallen. Wenn es sich aber um den Bereich der Inszenierungen im Raum handelt, so kommen diejenigen, die sich richtungsweisend mit dem Ton befassen, oft kaum zu Wort. Der Ton beziehungsweise der Klang wird in einem immersiven Raumerlebnis immer noch unterschätzt oder sogar sträflich vernachlässigt. Das soll sich ändern, und PLOT stellt einige der Agenturen vor, die den Raum maßgeblich zum Klingen bringen.

Hammersnail Sonic Research (S. 104)

Korinsky (S. 110)


Tonangeber

Text:

Janina Poesch

Idee und Klang (S. 108)

hands on sound (S. 106)

103


Idee und Klang (Basel) Idee und Klang wurde 2003 von den Audio-Designern Ramón De Marco (R) und Daniel Dettwiler gegründet. In ihrem Firmensitz in Basel verfügen sie über ein einzig­ artiges Tonstudio, in welchem ihre hochgesteckten Ziele und qualitativen Ansprüche umgesetzt werden können. In diesen Räumlichkeiten befindet sich nicht nur eine in Europa einzigartige Mikrofonsammlung, sondern auch ein ganzes Lautsprecherorchester, auf welchem die Klangkünstler ihre akusmatischen Installationen entwerfen und komponieren.

P In welchen Bereichen seid Ihr aktiv? R Grob sind wir in zwei Bereiche aufgeteilt. Zum einen gibt es das Tonstudio (Leitung: Daniel Dettwiler) und zum anderen den Audio-Design-Bereich (Leitung: Ramón De Marco). Hier konzipieren, komponieren und produzieren wir für Museen, Galerien, Showrooms oder Events High-End-Klanginstallationen. Dabei sind wir auf raumorchestrierende, akusmatische Installationen spezialisiert. Unser Ziel ist, neben den zu vermittelnden Informationen oder zu generierenden Stimmungen räumlich erfahrbare Gesamterlebnisse zu schaffen. Neben der Audioszenografie realisieren wir aber auch Film- und Bühnenmusik, Sound-Design für Filme und Interactives, Acoustic Branding für Firmen bis hin zu CD-Produktionen für innovative Musiker oder Orchester. P Was macht Euch aus? R Das Mitwirken von der ersten Idee des Projekts bis zum finalen Klang vor Ort! Hinzu kommt ein hohes Qualitätsbewusstsein und die Fähigkeit, komplexe Projekte zu bewältigen, aber dennoch flexibel und unkompliziert zu bleiben. P Was sind Eure Kompetenzen? R Wir stehen für ganzheitlich gedachte Audio-Konzepte. Audio wird insbesondere in szenografischen Projekten meist sträflich vernachlässigt oder viel zu spät einbezogen. Dabei ist Sound das Medium, was extrem effektiv und wirkungsvoll, aber genau so gut auch extrem unterschwellig und diskret eine bestimmte Botschaft oder Stimmung in einen Raum oder ein Objekt transportieren kann. Hier müssen wir meist viel Aufklärungsarbeit betreiben, um dies den Kunden bewusst zu machen. Ein weiterer Aspekt ist die technische Umsetzung: Stimmt zum Beispiel das Lautsprecher-Setup oder die Akustik in einem Raum nicht, kann die auditive Gestaltung noch so gut sein und trotzdem keine Wirkung zeigen. Hier können wir auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen, aber auch auf ein enges Netzwerk von kompetenten Fachleuten. P Was hebt Euch von anderen ab? R Zum Beispiel unsere Philosophie, wie wir mit Klang im Raum arbeiten: Das Akusmatische-Raum-OrchestrierungsSystem (genannt AROS) generiert als einziges System eine „echte“ erlebbare Räumlichkeit. Dabei sind verschiedenartige Lautsprecher im gesamten Raum verteilt: an Decke, Boden, Wänden und Objekten. Jeder Lautsprecher hat seine eigene Klangfarbe und Abstrahlcharakteristik, ähnlich wie auch in einem Orchester jedes Instrument seine eigene Klangfarbe, Abstrahlung und Position im Raum hat. Deshalb wird oft auch von einem Lautsprecherorchester gesprochen. Mit diesem Ansatz wird eine höchstmögliche Tiefenstaffelung für den betreffenden Raum erreicht. Und der Raum wird selbst zum Instrument. Im Gegensatz zu anderen Mehrkanal- und 3D-Audioformaten wie Dolby Surround, Ambisonics oder Wellenfeldsynthese, die allesamt Räumlichkeit simulieren, entsteht beim AROS eine im Raum wirklich vorhandene, reale Räumlichkeit, durch die sich die Rezipienten hindurchbewegen können, um so eine immer wieder neue Perspektive auf das Klanggeschehen zu erleben. Der Raum wird dadurch akustisch orchestriert, das heißt, er ist in jedem einzelnen Bereich und gleichzeitig als Ganzes gestaltet – Raumbespielung, Akustik und Architektur werden so zu einer Einheit. P Warum seid Ihr gut in dem, was Ihr tut? R Weil wir uns nur mit dem Besten zufrieden geben! Unser Anspruch ist es, mit jedem Projekt qualitativ einen Schritt weiterzukommen. Ist das mit aktuellen Projekten nicht möglich, erfinden und realisieren wir selber eins in Form eines Kunst- oder Forschungsprojekts. Dabei können wir auch maximales Risiko eingehen und gegebenenfalls auch aus dem Scheitern unsere Konsequenzen ziehen.

108

Tonangeber


P Was sind Eure aktuellen Projekte? R Zurzeit arbeiten wir unter anderem am „King Abdulaziz Center of World Culture“ in Saudi-Arabien (Eröffnung 2015). Dabei handelt es sich um ein Kulturzentrum, mit dem die Erdölfördergesellschaft Saudi Aramco beabsichtigt, die Entwicklung von Kultur und Wissen in Saudi-Arabien zu fördern und die reiche Geschichte des Königreichs vor allem einem jungen Publikum unterhaltsam näherzubringen. In einer der hier entstehenden Galerien planen wir für die Ausstellung „Arabian Journeys“ das gesamte Audio-Design: So werden beispielsweise dreidimensionale Soundscapes den Besuchern das Gefühl geben, mitten in verschiedenen Welten zu stehen. Zum Teil sind diese auch interaktiv und können durch die Anwesenden beeinflusst werden. Das räumliche Sound-Design hilft, die Aufmerksamkeit der Besucher im richtigen Moment an die richtige Stelle zu lenken. Aber es wird hier noch viele weitere Klanginstallationen geben – bis 2015 bleibt es also spannend!

Fotos

ATELIER BRÜCKNER GmbH (Stuttgart)

Wir arbeiten aber auch an der „First World War Gallery“ des Imperial War Museum in London (Eröffnung Juli 2014), an der Dauerausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ auf der Berliner Geschichtsinsel Zitadelle (Eröffnung Oktober 2014), an einer neuen Ausstellung in der Autostadt Wolfsburg (Eröffnung März 2014), an einem Signet für ein Nachrichtenmagazin des SRF (Schweizer Radio und Fernsehen) sowie an einer Serie High-End Ringtones der Deutschen Telekom.

Arabian Journeys im „King Abdulaziz Center for World Culture“ für Saudi Aramco (Dhahran) 2015

Gestaltung

ATELIER BRÜCKNER GmbH, Stuttgart

Klanggestaltung

Idee und Klang GmbH (Basel)

Web

www.atelier-brueckner.com , www.ideeundklang.com,

www.saudiaramco.com

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GUTE FRAGE! F

reiherr von Knigge, der wesentlich dazu beigetragen hat, das französische „le bon ton“ im Deutschen als guten Ton, also höflichen Umgang oder Anstand, zu etablieren, schrieb im dritten Teil seines „Roman meines Lebens in Briefen herausgegeben“: „Man sieht da die Menschen mehr ihrem Instincte folgen, statt daß in einer Residenz sich alles nach dem Ton stimmt, den der Fürst angiebt (. . .).“ Heutzutage wissen die meisten Personen, ob und wie sie sich an die Etikette zu halten haben, im Berufsleben handeln sie jedoch hin und wieder immer noch instinktiv. Wie lässt sich also der richtige Ton treffen? PLOT fragt bei Experten unterschiedlicher Gestaltungsdisziplinen nach.

Seit den Anfängen des Tonfilms arbeiten

Max Bauer

Geräuschemacher in eigens dafür eingerich-

Sein Handwerk erlernte er allein durch Über-

teten Studios und vertonen laufende Bilder in

lieferung und behütet kleine Geheimnisse der

„Echtzeit“. Sie synchronisieren ganze Szenen

Klangerzeugung wie Zaubertricks. Der frei­

und liefern einzelne Toneffekte für das Sound-

berufliche Geräuschemacher und Tongestalter

Design. Entscheidend für den „richtigen“ Ton

wirkte bisher an etwa 200 Filmproduktionen

sind dabei die Wahl der Requisiten, die Raum-

mit, arbeitet für zahlreiche Theater-, Musical-

akustik, die Mikrofonierung und natürlich das

und Hörspielprojekte und steht mit einer eige-

Timing. Nur wenn der Sound „sitzt“ sowie Bild

nen Geräuschperformance sogar selbst auf

und Ton eine Einheit bilden, kann eine Szene

der Bühne.

glaubhaft wirken. Je besser ein Geräuschemacher ist, desto weniger fällt seine Arbeit auf.

Web www.der-geraeuschemacher.de

Als Jazz-Musiker ist es sehr einfach, den rich-

Marc Feigenspan

tigen Ton zu treffen, denn neben dem falschen

Marc Feigenspan ist Komponist für Film und

liegt gleich der richtige! Jenen kann ich aller-

Medien, entwickelt und produzier t audio­

dings nur dann treffen, wenn ich ihn vorher

visuelle Konzepte für Konzert, Kino, Film, TV,

in mir fühlen, hören und singen kann. Und

Radio oder Events. Als Dozent für Musikpsy-

wenn es mir gelingt, dass auch der Zuhörer

chologie gibt er seinen Studierenden zudem

mitfühlt, mithört oder gar mitsingt – in sich

Tipps, wenn es um die Erforschung universel-

selbst ganz leise oder ganz laut mit uns allen –

ler Gesetzmäßigkeiten beim Musizieren geht.

dann haben wir zusammen den richtigen Ton getroffen! Dann können wir auch den Wert von

Web www.ohrenkino.com

Musik erkennen: kollektive Emotion im Raum. Das ist ein unermesslich großer Wert. Für mich ist Musik Kommunikation in der Urform: „Music is how feelings sound!“

Unserer Meinung nach müssen Musik, Sound-

Raymond Gress

Design und Sprache eine Einheit mit der

Mit seinem Bruder Alexander führt Raymond

Rauminszenierung bilden. Denn alle Aspekte

Gress bereits seit knapp 25 Jahren das Ton-

der letzten Endes wahrgenommenen Ele-

studio Gress und entwickelt nicht nur neue

mente spielen zusammen und sind untrennbar

Klangwelten, sondern auch Musikkompositio-

miteinander verbunden. Deshalb stellen wir

nen, Sound-Designs und Sprache für Film und

auch Fragen wie: Was ist die Aussage? Was

TV sowie Tonkonzepte und Klanginstallationen

soll erreicht werden? Welche Emotionen wer-

für Messen, Ausstellungen oder Events.

den angesprochen? Aber auch der Kontext zur Farbgestaltung, Formensprache sowie räum­ liche Gestaltung und Umfeld sind uns wichtig! Auf Basis dieses Wissens, in Kenntnis des szenografischen Gesamtkontexts entwickeln wir dann die Tonkonzeption, Komposition sowie Klanggestaltung und treffen damit hoffentlich stets den richtigen Ton.

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Web www.tonstudio-gress.de


WIE TREFFEN SIE DEN RICHTIGEN TON?

Sich selbst einzustimmen ist im Gespräch

Agnes Anna Jarosch

genauso wichtig wie in der Musik. Ich nehme

Die Gründerin und Leiterin des Deutschen

mir die Muße, mich auf Menschen und Situ-

Knigge-Rats ist Chefredakteurin des Refe-

ationen einzustimmen. Im Dialog achte ich

renzwerks „ Der große Knigge“, und beim

auch auf meinen Gesprächspartner: Wie ist

Thema Umgangsformen macht ihr niemand

er „drauf“? Welche Sprechmelodie hat er?

etwas vor: Sie gehört seit Jahren zu den Top-

Welches Sprechtempo? Klingt er stimmig

Knigge-Experten Deutschlands, coacht und

oder unstimmig? Wählt er leise oder laute

berät Trainer, Führungskräfte und Veranstal-

Töne? Nur wenn ich selbst in-takt bin, kann

tungsmanager.

ich taktvoll mit anderen Menschen umgehen. Deswegen genügt es nicht, Knigge-Regeln

Web www.knigge-rat.de

schematisch abzuspulen. Das wirkt blutleer und erzeugt keine positive Resonanz. Doch genau darum geht es bei der Suche nach dem richtigen Ton!

Wenn ich vor Leuten in einem bestimmten

Clemens Nicol

Raum spreche, versuche ich mich immer erst

Clemens Nicol ist Sprecher, Sprecherzieher

einmal voll und ganz auf die jeweilige Situation

und Moderator beim Bayerischen Rundfunk.

einzustellen: Wie groß ist der Raum? Wie ist

Nach dem Studium am Institut für Sprech-

er aufgebaut? Wie wirkt er auf mich? Wo kann

kunst und Kommunikationspädagogik an der

ich stehen, mich bewegen? Wie viele Leute

Staatlichen Hochschule für Musik und Dar-

sitzen im Publikum? Wer sitzt da überhaupt?

stellende Kunst in Stuttgart steht er immer

Wo muss mein Sprechen überall ankom-

wieder mit verschiedenen Ensembles oder

men? Habe ich ein Mikrofon als Hilfe – oder

solistisch auf der Bühne, wird für Produkti-

schaffe ich das mit meiner Stimme? Wie sind

onen am Mi­k rofon engagiert oder gibt seine

die Lichtverhältnisse? Und so weiter, und so

Erfahrungen als Sprechtrainer weiter.

fort. Wenn ich diese Fragen für mich geklärt habe, kann ich meine Inhalte mit dem Raum

Web www.clemensnicol.de

und den Menschen darin verbinden. Im Idealfall sind mein Körper und mein Geist auf die Situation gut vorbereitet – und dann treffe ich den richtigen Ton ganz von alleine.

In klassischen Wettbewerbssituationen versu-

Adrian von Starck

che ich mich bei der Darlegung des Konzepts

Der gebür tige Kölner ist freier Architekt,

stets auf meinen Gegenüber einzustellen

Konzeptioner sowie Kreativ-Direktor bei der

und mit ihm eine gemeinsame Sprachebene

Stuttgarter Agentur Milla & Partner. Tagtäglich

zu finden, die der Situation angemessen ist.

beschäftigt er sich mit disziplinübergreifen-

Natürlich spielt es dabei eine große Rolle, ob

den Projekten aus den Bereichen Corporate

ich mit einem Vorstandsmitglied oder einem

Architecture, Museumsarchitektur und Aus-

Handwerker spreche. Ich versuche die Prob-

stellungsgestaltung und weiß sich nicht nur

leme des anderen zu verstehen und mit Hilfe

in Wettbewerbssituationen zu behaupten,

meiner Wortwahl Vertrautheit zu schaffen.

sondern ist auch das erste Mitglied unseres

Wenn ich allerdings mit meiner Band „Hel-

PLOT-Gestaltungsbeirats.

den in Hawaii-Hemden“ Gitarre spiele, kann es auch mal sein, dass ich den richtigen Ton

Web www.milla.de

verfehle. Dann versuche ich aber trotzdem mit dem Publikum in den Dialog zu treten und einfach Spaß zu haben.

121


KLA NG C O LL A GE

Text:

Sabine Marinescu

Wie sich Klang in Räumen dreidimensional entfalten kann, hat uns in PLOT#10 des Öfteren beschäftigt. An dieser Stelle zeigen wir Ihnen außerdem, wie aus Sound plastische Kunstwerke, poetische Bilder oder Produkte entstehen können, wie alltägliche Gebrauchsgegenstände zu Instrumenten werden und wo längst vergessene Töne archiviert sind. Mit jenem Fachwissen können Sie beim nächsten Smalltalk dann auf jeden Fall den richtigen Ton treffen!

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TIPPS


SICHTBARER SOUND

Foto

2 Fabrica S.p.A (Treviso)

1

3

2

1 Musik berührt die meisten Menschen, ohne dass sie genau wissen, warum. Oft sind es Assoziationen zu vergangenen Erlebnissen, besonderen Personen oder auch zu Dingen. Gerade wenn es sich um eine positive Erinnerung oder Verknüpfung handelt, geht sofort das Kopfkino an, und der Wunsch danach, jenes Geräusch festhalten zu können, wächst. Denken Sie doch mal an Ihr erstes eigenes Auto! Erinnern Sie sich noch, welches Geräusch die Tür machte? Oder wie sich das Starten des geliebten Fahrzeugs anhörte? So wird der ein oder andere bestimmt selig schauen, wenn er den Sound eines PS-starken Automobils vernimmt – wozu mit Sicherheit auch das Motorengeräusch des Mercedes-Benz SLS AMG gehört. Der Berliner Künstler Andreas Nicolas Fischer transformierte nun den unsichtbaren Sound dieses Fahrzeugs in ein sichtbares Bild: Mit Hilfe sogenannter „generativer Kunst“ visualisiert er die Beschleunigung des Gefährts. Dafür benutzt er eine eigens entwickelte, auf einem Algorithmus aufbauende Software, die den Rahmen produziert, in dem sich die digitalen Daten „entfalten“ können. Der dadurch entstehende infinite Prozess generiert unzählige miteinander kombinierbare Varianten. Und so lässt das daraus entwickelte Bild auch visuelle Assoziationen zum Motorengeräusch zu – auch wenn der SLS für die wenigsten das erste Automobil gewesen sein mag . . .

AMG Soundskulptur von Andreas Nicolas Fischer

Web www.anf.nu 2 Drew Allan, kanadischer Künstler, und Andy Huntington, ein in London lebender Interaktions-Designer, gehen bei der Verbildlichung von Sound noch einen Schritt weiter: Ihre Skulpturen-Serie „Cylinder“ zeigt plastisch gewordene Klangfrequenzen, die durch den Einsatz von Rapid-Prototyping zum dreidimensionalen Leben erwachen. Auch die Grundlagen für die so dargestellten Töne sind räumlicher Natur: Sie wurden nicht nur in ebensolchen aufgenommen, sondern auch mit Hilfe einer Software in für den Druck nötige STL-Daten umgewandelt. Cylinder von Drew Allan und Andy Huntington Web

www.drewings.com, www.andyhuntington.co.uk

3 Und auch die französischen Gestalter von NOCC machten sich die Umwandlung von Sound-Dateien in dreidimensionale Objekte mittels 3D-Proto­ typing zu nutze. Zunächst wurden die Klangprofile der Worte „Can-dle-hol-der“, „Va-se“ und „Li-ght“ aufgezeichnet und als Grafiken dargestellt, die wiederum als Vorlage für die Modelle standen. Die aktuellen Kerzenständer, Vasen und Leuchten tragen somit das Klangprofil der Gestalter. Die Idee für die „Objects of Sound“ ist jedoch, dass jeder sein individuelles Objekt entsprechend seines Wortklangs generieren kann. Objects of Sound von NOCC Web www.nocc.fr www.PLOTmag.com/SFX-VFX

131


ERSTER AKT Bildwelten Editorial Statement

6 14 16 ZWEITER AKT

Klangmacher Klang Gestalten Klangkulissen Ausstellungsklang Klang Raum Marke Tonangeber Plot Point

34 44 60 72 92 102 112 DRITTER AKT

Gute Frage! The Making of . . . Tipps Review

120 122 130 138 ABSPANN

Plotter Abspann Impressum Szene Outtakes

148 150 151 152 162

150

ABSPANN


PLOT – Inszenierungen im Raum 6. Jahrgang, Ausgabe #10

Verlag

Mediadaten

Sabine Marinescu, Janina Poesch GbR

www.PLOTmag.com/mediadaten

Reinsburgstr. 114, D-70197 (Stuttgart) www.PLOTmag.com

Vertrieb Fachbuchhandel

Geschäftsführung

Senefelderstr. 109, D-70176 (Stuttgart)

Sabine Marinescu, Janina Poesch

www.avedition.de

avedition GmbH

Verlagsleitung

Vertrieb Kiosk

Sabine Marinescu, sabine@PLOTmag.com

Verlag Der Tagesspiegel GmbH Askanischer Platz 3, D-10963 (Berlin)

Chefredaktion

www.tagesspiegel.de

Janina Poesch, janina@PLOTmag.com Bezugspreise Redaktion

Bezugspreise – egal ob Einzelhefte oder im Abonnement – erfahren

Sabine Marinescu und Janina Poesch werden immer wieder von

Sie auf Anfrage beim PLOT-Leserservice oder entnehmen Sie bitte

fleißigen Autoren, den sogenannten Plottern, unterstützt. Möchten

unserer Website.

auch Sie Teil von PLOT werden, dann schreiben Sie eine Mail an

abo@PLOTmag.com

plot@PLOTmag.com. Druck Lektorat

Offizin Scheufele | Druck und Medien GmbH & Co. KG

Gisela Faller

Tränkestr. 17, D-70597 (Stuttgart)

Mittelstr. 9, D-70180 (Stuttgart)

www.scheufele.de

www.gisela-faller.de Förderer dieser Ausgabe Gestaltung

Sennheiser electronic GmbH & Co. KG

HORT

Am Labor 1, D-30900 (Wedemark)

Hagelberger Str. 52/HH, D-10965 (Berlin)

www.sennheiser.com

www.hort.org.uk Anzeigen

ISBN 978-3-89986-153-2

Céline Kruska, celine@PLOTmag.com

ISSN 1867-8149

© Sabine Marinescu, Janina Poesch GbR Diese Ausgabe der Zeitschrift PLOT einschließlich aller ihrer Teile und Beiträge ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen schriftlichen Zustimmung des Verlags. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme. Für unverlangt eingereichte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Für Fotos und Beiträge stellt der Einsender bei Veröffentlichung den Verlag von eventuellen Honorarforderungen frei. Bei Nichterscheinen durch höhere Gewalt oder Streik besteht kein Entschädigungsanspruch und es erlöschen die Lieferungsverpflichtungen sowie der Anspruch auf Rückerstattung der Bezugsgebühren. Gerichtsstand ist Stuttgart.

IMPRESSUM

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PLOT ON TOUR In den vergangenen Monaten, seit der Veröffentlichung unseres letzten Printmagazins, waren wir nicht untätig, ganz im Gegenteil: Ob als Gäste, Redner oder Kuratoren – PLOT war viel unterwegs. Dabei stand vor allem der November 2013 vollkommen im Zeichen der räumlichen (Marken-)Inszenierung.

Raumwelten E

iner der spannendsten Aspekte der Szenografie ist ihre Vielfältigkeit sowie ihr Einsatz in den verschiedensten Bereichen – sei es in Ausstellungen, in der Markenkommunikation, bei Film- und Bühnenproduktionen oder in künstlerischen Installationen. So unterschiedlich die Ergebnisse jedoch auch sein mögen, eins ist allen Projekten gemein: Den Gestaltern geht es um die adäquate Vermittlung von Inhalten in einem anspruchsvollen Rahmen. Um diese Arbeiten in all ihren Facetten einem breiten Publikum zu präsentieren, fanden Anfang November 2013 in Ludwigsburg die Businessplattform „Raumwelten“ sowie die anschließende „Internationale Szenografie Biennale“ (ISB’13) statt, um Fragen wie: Wie entstehen Konzepte für räum­liche Inszenierung? oder Was ist die Intention des Auftraggebers und die Vision des Szenografen? zu beantworten und aus den unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten. Den Anfang machte die von PLOT kuratierte Tageskonferenz „Raumwelten“, die am 7. November stattfand. Wie bereits bei der Premiere im Mai 2012 wurden erneut Vertreter aus der mittelständischen Wirtschaft der Region Stuttgart eingeladen, um mit Kreativschaffenden auf Augenhöhe zusammenzukommen und gemeinsame Projekte anzustoßen. Insgesamt 150 Gäste fanden sich so im Saal des historischen Reithauses ein, um sich den vielfältigen Präsentationen räumlicher Markeninszenierungen zu widmen.

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Nach der Begrüßung der Veranstalter umriss Reiner Kautt, Verantwortlicher des Architekturservice der Firma FSB – Franz Schneider Brakel, in seinem Impulsvortrag die Bedeutung der räumlichen Markenkommunikation für sein Unternehmen. Seine Ausführungen zeigten die Wichtigkeit gut gestalteter Kommunikationsmaßnahmen, um die Ansprüche und Anforderungen der Zielgruppe zu erreichen. Bei den darauffolgenden sogenannten „Punktlandungen“ zeigten Kreative gemeinsam mit ihren Auftraggebern gelungene Referenzbeispiele. Dabei wurden Einblicke in den Prozess – vom Auftrag über die Idee bis hin zum fertigen Projekt – von den Rednern gewährt. Den Anfang machten Tilla Goldberg von der Ippolito Fleitz Group und Andreas Dober von Burkhardt Leitner constructiv. Sie stellten ihre langjährige und fruchtbare Zusammenarbeit unter anderem anhand des Messestands des Unternehmens auf der EuroShop 2011 vor – eine Konstruktion, die auf anschauliche Weise den kreativen Umgang mit dem hauseigenen modularen Stecksystem darstellt. Wie eine Markenidentität zu einem begehbaren Markenhaus wird, zeigte Marcus Fischer von dan pearlman gemeinsam mit Andreas Kunle von der Bausparkasse Schwäbisch Hall. Und Zlatko Antolovic, COAST OFFICE ARCHITECTURE, berichtete mit Daniel Renggli, Microsoft Schweiz, anschaulich von der Umsetzung des Microsoft Briefing Centers in Wallisellen, wobei sich der Großkonzern erstaunlich experimentierfreudig und flexibel zeigte. Bevor es zu einem der Höhepunkte der Konferenz kam –

SZENE


und ISB’13

1 1 Die Besonderheit der am Vormittag stattfindenden „Punktlandungen“ war der gemeinsame Auftritt von Auftragnehmern aus der Kreativwirtschaft und ihren Auftraggebern aus der Wirtschaft.

den „Sprechstunden“ –, stellten sich sieben weitere Akteure der Branche mit sieben Kurzvorträgen vor und zeigten in ihren jeweiligen Disziplinen erfolgreich umgesetzte Projekte – vom Restaurant über Showrooms bis hin zur Markeninszenierung mit Sound. Im Anschluss daran waren jene sieben Redner, ebenso wie diejenigen der „Punktlandungen“, aufgefordert, sich in den „Sprechstunden“ den Fragen der anwesenden Teilnehmer in kleinen Runden zu stellen und sich über räumliche Markenkommunikation im Allgemeinen auszutauschen. Als Abschluss und Brückenschlag zur direkt anschließenden Szenografie Biennale diskutierten Lars-Uwe Bleher, Atelier Markgraph, Uwe R. Brückner, ATELIER BRÜCKNER, David Cook von haas cook zemmrich STUDIO2050 und Matthias Siegert, VON M, im „EXPOPanel“ über das Thema „Nation Branding“. Moderiert vom Autor und Publizisten Jan Esche, der bereits eloquent durch den gesamten Tag geführt hatte, wurden hier Fragen wie: Wie kann sich eine Nation als Marke darstellen?, Wie ist Deutschlands Rezeption in der Welt? oder Wie will Deutschland wahrgenommen werden? kontrovers und anschaulich beantwortet. Referenten und Teilnehmer der „Raumwelten“ konnten daraufhin gemeinsam mit vielen weiteren interessierten Besuchern im Schloss Ludwigsburg der feier­lichen Eröffnung der ersten „Internationalen Szenografie Biennale“ beiwohnen. Bereits hier wurden mit dem kana-

dischen Architekten Hani Rashid – Mitbegründer von Asymptote Architecture in New York – und dem österreichischen Multimedia-Künstler Peter Kogler zwei Persönlichkeiten präsentiert, deren Arbeiten voll und ganz dem Motto der Veranstaltung entsprachen: Mit „The Art of Holistic Design“ widmete sich die ISB’13 der ganzheitlichen Gestaltung von Räumen. Ziel war es, den architektonischen, medialen, skulpturalen und performativen Raum in den Mittelpunkt zu rücken und damit das breite Spektrum szenografischen Gestaltens aufzuzeigen. Passend dazu bespielte eine Vielzahl internationaler Künstler aus den unterschiedlichsten Gestaltungsdisziplinen die Veranstaltung an den darauffolgenden Tagen (8. bis 10. November) und präsentierte ihre Arbeiten. So auch der Schweizer Animationskünstler François Chalet, der anschaulich und unterhaltsam seinen Werdegang als Grafiker nachzeichnete. Christopher Bauder – Gründer des Berliner Büros WHITEvoid – präsentierte räumliche Lichtinstallationen, und der in Peking lebende Künstler Li Hongbo sprach über seine Arbeiten, die parallel im Kunstverein Ludwigsburg zu sehen waren. Seine Papier-Skulpturen wirken zunächst fast gewöhnlich, legt jedoch ein behandschuhter Galerist Hand an, werden sie wie ein Blasebalg auf ein Vielfaches ihres Volumens vergrößert und damit zu faszinierenden Kunstwerken. Mit ähnlichen Effekten spielte auch der amerikanische KinetikKünstler Chuck Hoberman, der seine wohl bekannteste Arbeit – die isokinetische Hoberman-Kugel – vorstellte:

153


2

Wird der kinetische Mechanismus ausgelöst, werden aus kleinen sternförmigen Elementen riesige Gitterbälle. Aber auch Gestalter wie der Schweizer Fotograf Nicolas Grospierre, der dänische Architekt Kim Herforth Nielsen, Mitbegründer des international erfolgreichen Architekturbüros 3XN, die dänische Inszenierungsikone Kirsten Dehlholm und die französische Raumkünstlerin Odile Decq präsentierten ihr Werk unter dem Gesichtspunkt der Ganzheitlichkeit.

Zum Abschluss dieses langen Wochenendes, das ganz im Zeichen der Szenografie stand, stellten am Sonntag Studierende verschiedener Hochschulen beim „Academic Day“ an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ihre Projekte vor. So inspiriert von Arbeiten unterschiedlichster Art, die alle Facetten der Szenografie aufgezeigt haben, haben auch wir wieder voller Tatendrang die nächsten Projekte ins Auge gefasst – und mit manchen werden auch wir wieder auf Tour gehen . . .

Abschließend kamen in der Karlskaserne in Ludwigsburg drei weitere internationale Referenten und Inszenierungen zusammen: Zunächst stellte Welby Altidor, Kreativdirektor von Cirque du Soleil, unter anderem seine Arbeit für die fulminante Michael-JacksonShow „One“ vor. Eric Gauthier, Gründer der Gauthier Dance Company, berichtete von seinem Werdegang als Tänzer und Choreograf und stimmte das Publikum auf die an den beiden folgenden Tagen stattfindenden Aufführungen seiner Companie ein. Und ein Künstlerkollektiv aus Istanbul zeigte in der finalen Performance eine anregende Komposition aus LiveMusik, Video­installation, Tanz und Akrobatik: „Dance Spaces“. Auch Céline Kruska, Co-Kuratorin der „Internationalen Szenografie Biennale“, zeigte sich begeistert: „Das waren faszinierende Darstellungen, bei denen räumliches Setting, innovative Medientechnik und Performance zu einem neuen Format getanzter Szeno­g rafie verschmolzen.“ 3

154

SZENE


4

5 2 – 5 Zwischen den verschiedenen Vortragsformaten fanden die Gäste immer wieder Zeit für anregende Gespräche sowie einen professionellen Austausch.

An dieser Stelle wollen wir uns nochmal ganz herzlich bei allen Teilnehmern, Referenten, Sponsoren, Organisatoren – allen voran Jens Gutfleisch –, Helfern und Befürwortern bedanken! Sie haben „Raumwelten 2013“ zu einem runden Erlebnis gemacht! Haben Sie Vorschläge für die nächste Auflage der Businessplattform? Sprechen Sie uns direkt an!

155


MEHR PLOT 164 Seiten PLOT sind noch nicht genug? Das finden wir auch! Deshalb gibt es auf www.PLOTmag.com noch viel mehr Projekte – und das nicht nur passend zum Heftthema „Die Macht des Klangs“: Inszenierungen in den Rubriken Ausstellungsgestaltung, Film- und Bühnenarchitektur, Markenwelten und Neue Welten, dazu News aus der Szene, Jobangebote, innovative Produkte und brandaktuelle Termine – natürlich alles in gewohnter PLOT-Qualität. MEHR SOUND

Pink Floyd Studierende des Ins-

Klangidentität Vanessa Zeissig

Klangerfinder Florian Käppler

Forschungsprojekt Wie sich die

tituts „Innenarchitektur und Sze-

und Malte Lahrmann erzählen

stand PLOT Rede und Antwort –

Museumsakustik auf Besucher

nografie“ der FHNW ließen in

anhand von Musik, Klängen und

weit ausgiebiger, als wir es Ihnen

und die Vermittlung von Themen

Basel die Musik der legendären

Geräuschen in der experimentel-

auf Seite 122 vorstellen konnten.

auswirken kann, untersucht die

Band Pink Floyd in vielfältigen

len Ausstellung das Leben der

Auf www.PLOTmag.com erzählt

Universität Stuttgart gemeinsam

begehbaren Raum-, Sound- und

dominikanischen Juristin und

der Klangerfinder nicht nur von

mit dem Lindenmuseum – unter

Lichtinstallationen wieder auf-

Aktivistin Minerva Mirabal nach.

seiner spannenden Arbeit als

anderem in einem eigens einge-

leben. Ein sinnlich-klangvolles

Sehr eindrucksvoll!

S o u n d - D e s i g n e r. U n b e d i n g t

richteten Raumlabor auf dem

lesen!

Campus Vaihingen. Innovativ und

Erlebnis!

interdisziplinär!

SUBMIT A PLOT!

Wir sind gespannt auf neue Projekte! Her damit!

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