Youngspeech Magazin #4 (3/2012)

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Ausgabe November 2o12

Bühne frei!

unsere FestivalFotolovestory

Marterialschlacht

von Rostock nach Manhattan und zurück

Kabarett

ein Spiel auf Zeit?

Sarpei gefällt…

Hans Sarpei über Social Media

Komplett zugemüllt

Nachhaltigkeit im Selbstversuch

Total Affig!

The Ape Escape Tourtagebuch

Bunt gemischt Aerosol-Arena in Wort&Bild

Das Szenemagazin für Magdeburg


Chefredaktion: Andreas Lilienthal V.i.S.d.P. stellvertretende Chefredaktion: Christian Geipel, Sophie Hubbe Art Director: Jörn Rohrberg // http://www.mfjweb.de Produktionsleitung: Andreas Lilienthal, Christian Geipel, Jörn Rohrberg Covergrafik: Johannes Koch // http://chechuchape.tumblr.com Redaktion: Maria Urban, Dominik Grittner, Angela Peltner, Jenn Rudloff, Susann Schwass, Fabian Benecke, Laura Kapitza, Anne Strackeljan, Philipp Kloss Fotoredaktion: Fabian Benecke, Christian Geipel, Juliane Schulze, Robert Meinel

Mittwochs zahlen Schüler und Studenten

nur 5,– Euro !

Grafiken: Maria Urban, Sarah Deibele, Andreas Prominsky Lektorat: Juliane Ahrens, Jo Volkwein, Sophie Hubbe Herausgeber: Youngspeech Media e.V. Otto-von-Guericke-Straße 63 39104 Magdeburg info@youngspeech.de

Magdeburger Zwickmühle Politisch-Satirisches Kabarett Leiterstr. 2a, 39104 Magdeburg Telefon: (03 91) 5 41 44 26

www.zwickmuehle.de

Anzeigenredaktion: anzeigen@youngspeech.de Youngspeech Media Magdeburg Druck: flyeralarm GmbH, Alfred-Nobel-Str. 18, 97080 Würzburg


Editorial Liebe Leserinnen und Leser, Wir gehören laut dem Autor Don Tapscott einer Generation an, die „so sehr in Bits und Bytes gebadet wurden, dass sie die digitalen Medien als Teil der natürlichen Landschaft wahrnimmt“ – die sogenannten Digital Natives. Ich mochte dieser Verallgemeinerung nie so recht folgen, bis ich vor kurzem von meinen durchaus erwachsenen Redaktionskollegen zu einem typischen Männer-Filmabend samt Bier und Chips eingeladen wurde, der sich letztendlich als bizarrer Abend mit Nerd-Charakter herausstellte. Der Video-Livestream zur Präsentation der neuen Produktpalette von Apple gepaart mit der Analyse der neuestens Social Media-Trends machten mich ein wenig nachdenklich. Bei all der Begeisterung kam ich mir weniger wie ein Digital Native, sondern eher wie ein Digital Tourist vor, dessen Aufenthaltsvisum schon weit überschritten ist. Mit meinem Hang zum realgedruckten Wort werde ich von meinen Kollegen sowieso als prähistorischer Höhlenmensch wahrgenommen, der Johannes Gutenberg noch persönlich kannte. Doch auch Youngspeech hatte seinen Ursprung im sogenannten „Cyber Space“. Trotzdem haben wir uns nicht gleich als digitale Trendsetter bezeichnet, im Gegenteil, wir haben uns auf die journalistischen Ursprünge besonnen und vor mittlerweile einem Jahr unser erstes waschechtes Printmagazin herausgebracht. Ein Magazin, dem man den Wunsch ansah, den schreibenden Redakteuren Freude zu bescheren – und bei dem es nicht egal, aber nachrangig ist, ob es dann auch noch gut ankommt. Das blieb, wie die letzte Ausgabe zeigte, nicht ohne Wirkung.

Doch egal ob ein vermeintlich hippes Jugendmagazin, ein pseudointellektuelles Kulturmagazin oder ein bebildertes Stadtmagazin, jegliche Art von visuellen Printerzeugnissen bereichern unsere digitalisierte Welt, die voll von Posts und Blogs ist. Selbst der legendäre Journalist Clark Kent aka „Superman“ steigt laut DC-Comics-Autor Scott Lobdell aus dem Printgewerbe aus und agiert zukünftig nur noch als Online-Blogger. Welch traurige Entwicklung. Uns jedoch ist selbst nach einem Jahr die Arbeit noch nicht langweilig geworden und falls es das doch noch wird, liegt das Template für unseren Fashion-Blog schon in der Schublade. In diesem Sinn viel Spaß beim Lesen. Eure Youngspeech Redaktion

Andreas Lilienthal / Chefredakteur


Inhalt #4

Vitarminbombe 05

Marterialschlacht 10

4

Magdeburg Impressionen

13

short story

5

Vit-Armin B

14

Aerosol Arena

6

Festivalsommer: Rocken am Brocken & Rock im Stadtpark 2012

18

In aller K端rze: Harthof

10

Interview: Marteria

12 Rezensionen

20 Kabarettsaison 22

Interview: Hans Sarpei


Aerosol: Luftikus 14

Versuchslabor 28

24

Tourtagebuch: The Ape Escape

32 Mias Tipps

27

Reingehรถrt: Lila Wolken

33 Sonjas Cosmos

28 Versuchslabor: Nachhaltigkeit

34 Kolumne

30 Praktikantenleben

35 Musik.Box

31 Burlesque

36 Outro


Magdeburg Impressionen

Wort

Youngspeech - Auf allen Kanälen: online:print:tv

(Quelle: Stream von Ruf jetzt an@OK Magdeburg)

Spiel

Platz »»Fotos: Fabian Benecke


Künstlerportrait

Vit-Armin B HipHop ist nur was für Leute, die aus schlechten Elternhaus kommen und kriminell sind....Denkste! Das das nicht stimmt, zeigt der Magdeburger Armin Bethke alias Vit-Armin B: zehn Jahre ist er im HipHop-Geschäft, ist studierter Politikwissenschaftler und ist trotzdem ein sympathischer Kerl geblieben, der einen auf eine Gartenlimonade einlädt. Da ich mich mit Armin um 9.30 Uhr zum Interview verabredet haben, ist uns in den Sinn gekommen, das doch mit einem guten Frühstück zu verbinden. So stärkten wir uns mit Essen und Kaffee und plauderten über Magdeburg, über ihn und über das Studium. Spannend war sein Leben bis dato schon immer, aber 2012 war für Vit-Armin B bisher wohl das ereignisreichste Jahr - sowohl privat als auch künstlerisch. Seit Januar hat er seinen Magister in Politikwissenschaft und Soziologie in der Tasche, im Juli kündete er die Auflösung von Dope Entertainment an, das als Kollektiv Musik produzierte und sich gegenseitig unterstützte. Bei diesem Team war der Magdeburger er sieben Jahre lang aktiv: er produzierte und organisierte diverse Events. Wie kommt es zu dieser Wendung? "Ich möchte keine Label-Strukturen aufrecht erhalten und auch keine Verantwortung mehr für andere übernehmen." Als er den Satz sagte, klang seine Stimme nach einem Mix aus Erfahrung und Enttäuschung, die das Musikbusiness mit sich bringt. Der Rapper will sich jetzt seiner Musik und Veranstaltungen widmen, wie z.B. Wortspielplatz, ein HipHop-Event, das mit Workshops und Konzerte junge und ältere Leute die musikalische Subkultur näher bringt. Außerdem plant er die Veröffentlichung der ungefähr 300 unveröffentlichten Songs, die sich in den Jahren angesammelt haben: "Qualität und Quantität schließen sich nicht aus."

oder doch lieber eine Limonade? Diese Ansicht teilte er jedoch nicht mit all seinen Musikkollegen, doch das ist erst einmal Geschichte. In der nächsten Zeit will er als Solokünstler zahlreiche EPs veröffentlichen. Eine lebendige Musikmaschine? Wohl kaum! Er geht mit jedem seiner Songs kritisch um und nimmt sich Feedback, besonders von Leuten aus anderen Genres, sehr zu Herzen. Dafür nutzt er sozialen Netzwerke wie Facebook, um mit den Leuten in Kontakt zu treten: "Ich würde mir wünschen, dass sich die Menschen meine Songs anhören und darüber diskutieren und sich mit den Texten auseinandersetzen." In dieser Hinsicht bezeichnet sich Armin als ein Nerd. Darunter versteht er keinen pickligen und bleichen Computerfreak, sondern eine Person, die mit Leidenschaft bei der Sache ist. Für ihn ist es wichtig, authentisch und ehrlich zu bleiben und das ist er auch. Das ganze Reden macht einem schon durstig und so bestellt Armin für uns eine Gartenlimonade. Eine letzte Frage hatte ich noch: beginnt eigentlich nun die große Musikkarriere von Vit-Armin B? Bei diesem Thema bleibt er jedoch bodenständig und stellt an sich selber keine großen Erwartungen: "Ich habe nicht studiert, um später nicht in dieser Richtung nicht zu arbeiten. Ich möchte in meiner Freizeit weiterhin kreativ bleiben, Beats produzieren, Texte schreiben und ein paar coole Auftritte spielen." Eine spannende Erfahrung, die er gerne machen möchte, sei eine kleine Tour. Definitiv bleibt Vit-Armin B weiterhin der Magdeburger HipHop-Szene erhalten und sich selber dabei treu. So trinken wir letzten Schlücke der Limonade und verabschieden uns vorerst, vielleicht bis zur nächsten Limonade. »»Text: Laura Kapitza »»Fotos: Fabian Benecke

Youngspeech 5


Festivalsommer

6 Youngspeech


Youngspeech 7


Festivalsommer / Teil 2 /

8 Youngspeech


»»Fotos: Fabian Benecke

Youngspeech 9


Marteria im Interview

Von Rostock nach Manhattan und zurück Marteria

Mit seinem letzten Album „Zum Glück in die Zukunft“ stieg Marten Laciny alias Marteria empor zur deutschen Hip-Hop-Größe. Doch bis dahin war es ein weiter und steiniger Weg. Mit 16 war er Kapitän bei Hansa Rostock, ein Jahr später Nationalspieler in der U17-Auswahl und mit 18 arbeitete er als Model in New York. Kurz nach der Veröffentlichung seines neuesten Werks „Lila Wolken“ verriet Marteria unserem Redakteur Andreas, warum Magdeburg für ihn ein besonderer Ort ist und was er von Berliner Hipstern hält.

Mit „Lila Wolken“ hast du es auf Platz 1 der Deutschen Singlecharts geschafft. Gibt es etwas Schöneres? Nein, es ist einfach unfassbar – für das belohnt zu werden, was man liebt und gerne macht. Etwas Schöneres gibt es in diesem Moment nicht. Die Produktionszeit des aktuellen Albums betrug gerade einmal vier Wochen. War es einfach ein Resultat guter Zusammenarbeit mit Yasha und Miss Platnum oder musste das Album schnell fertig werden, damit es noch im Spätsommer veröffentlicht werden konnte? Nein, nein, schnell fertig werden musste es nicht. Wir hätten es auch später veröffentlichen können. Wir wollten es ja nicht auf den Markt bringen, weil wir dazu getrieben wurden, sondern weil wir einfach Bock drauf hatten. Die Zusammenarbeit lief super. Kein Wunder, die zwei sind super professionell und wir haben uns stets gegenseitig inspiriert.

10 Youngspeech


Mit 29 bist du im besten Fußballeralter. Du warst in der Jugend als Riesentalent, warst Hansa-Kapitän und U-17-Nationalspieler. Hattest du nie Zweifel an deiner Entscheidung, deine Fußballkarriere so früh an den Nagel zu hängen? Es gab sicherlich Zeiten, in denen ich meine Entscheidung bereut habe. Immerhin hatte ich schon damals Angebote von größeren Vereinen aus dem Ausland. Als ich 13 Jahre alt war hatte ich beispielsweise ein Angebot von RCD Mallorca. Doch ich wollte in Rostock bleiben, bei meinem Verein, meiner Familie und meinen Freunden. Besonders schwer fiel es mir jedoch, als ich Model in New York war und merkte, dass das nichts für mich ist. Manchmal frage ich mich noch heute, wo ich hätte landen können.

Mittlerweile bist du in Berlin heimisch geworden. Wie oft schaffst du es noch nach Rostock? Durch das Touren und die Albumproduktionen bin ich zwar nicht mehr so oft in Rostock, doch ich versuche so oft wie möglich in meiner Heimat zu sein. Und dann geht es natürlich ins Stadion zum FC Hansa. Ist es zurzeit nicht sehr schwer Hansa-Fan zu sein? Man(n) muss auch zu seinem Verein stehen, wenn es mal nicht so gut läuft! Außerdem geht es ja mittlerweile auch wieder bergauf. Ich werde jedenfalls auch weiterhin zu meinem Herzensverein stehen. Vor einiger Zeit hatte Casper erwähnt, dass ihn diese ganzen Hipster in Berlin mit ihrer Pseudokultur ankotzen. Siehst du das ähnlich? Ja, das kotzt mich schon irgendwie an! Ich kann seine Aussage verstehen. Manchmal nervt das gewaltig. Aber meistens ist mir das scheißegal. Manchmal bin ich auch ein kleiner Hipster! Von daher, leben und leben lassen. »»Text: Andreas Lilienthal »»Fotos: Paul Ripke

Das ganze Interview unter: »»www.youngspeech.de/marteria

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Du hast einen langen Festivalsommer hinter dir und warst unter anderem in Magdeburg. Du hast immer wieder erwähnt, dass es für dich ein besonderer Auftritt war. Verrätst du uns, warum? Meine Mutter kommt ursprünglich aus Magdeburg. Ich habe hier in meiner Jugend viel Zeit verbracht. Besonders im Stadtpark habe ich gern abgehangen und den Sommer genossen. Jetzt hier an gleicher Stelle vor 10.000 Menschen aufzutreten ist einfach ein Wahnsinnsgefühl. Außerdem habe ich hier vor ca. drei Jahren in Hallenhausen einen meiner ersten Auftritte gehabt vor einer Handvoll Leuten.


Rezensionen

Heyne Hardcore, 12,99 €, 240 Seiten

Bastei Lübbe, 22,00 €, 688 Seiten

Mitteldeutscher Verlag, 12,95 €, 376 Seiten

Alexander Broicher - Fakebook

Andreas Eschbach – Herr aller Dinge

Ingolf Kloss - Bananas

Unsere Zukunft leuchtet blau-weiß! Wer nicht bei Facebook ist, existiert nicht. Genau das stellt auch Frieder Kurtsmeier fest. Kein Erfolg im Job, von der Freundin verlassen und mit nur vier Freunden bei Facebook zählt er nicht zu den Erfolgstypen. Als er erfährt, dass er vielleicht nicht mehr lange zu leben hat, schafft Frieder auf Facebook die neue Identität Roc_Co: gutaussehend, reich und erfolgreich. Frieders zweites Ich macht alles möglich: Partys, Anerkennung der Frauen, Rache an seiner Exfreundin und den Kollegen. Doch Frieder verliert die Kontrolle und Rocco wird plötzlich selbstständig ... mit verheerenden Folgen. Denn es ist gar nicht so einfach, ein Facebook-Leben wieder auszulöschen.

Mit seinem neuen Werk Herr aller Dinge, schafft Eschbach erstmals den Spagat zwischen all seinen früheren und aktuellen Genres: Jugendbuch, Thriller, fundierte Science-Fiction, angewandte Wissenschaft und ein Schuss Fantasy. Die Story: Hiroshi Kato hat einen Weg gefunden alle Menschen reich zu machen. Ausgerüstet mit einer schier allmächtigen Technologie macht er sich auf, die Welt zu verändern und die Liebe einer Frau zu gewinnen. Charlotte, eine Frau mit übermenschlichen Gaben. Eschbach schreibt nach neun Jahren wieder einen fantastischen Roman und gibt imposante Eindrücke über festgefahrene Wirtschaftsprobleme und die Potenziale der Robotik und der Nanotechnologie. Für den Autor stiltypisch sind die gut recherchierten Einblicke in die aktuelle Welt und jene von Morgen. Wie immer beendet er seine Geschichte offen, ohne Happy End und stets sehr abrupt. Er führt seine Leser über den Abgrund, zeigt ihnen den Weg zurück und verschwindet dann.

Eine Geschichte der Unwahrscheinlichkeiten - Mag sich der unbedarfte Leser des literarischen Debüts des SAW Moderators und Musikredakteurs Ingolf Kloss denken. Ihm serviert er ein Buch, in dem es nicht verwunderlich ist, wenn Hauptfigur Sascha sich nur mit Bademantel bekleidet über die Häuserdächer Leipzigs schwingt, oder in einem niederländischen Großstadtpuff den Sänger von Sunrise Avenue trifft und pikante Abenteuer erlebt. Hinter all diesen skurrilen Erlebnissen steht eine fast klassische Liebesgeschichte: Hässliches Entlein trifft Traumfrau, scheint durch unglückliche Lebensumstände die Gunst der Traumfrau zu verlieren, widersteht trotz alledem einer Reihe von Verlockungen um schlussendlich die Traumfrau doch wiederzutreffen. Das Problem an der Geschichte ist, dass sich Sascha, seinerseits Musikredakteur eines Stadtmagazins, seine Fallen selber baut und man ihm seine Glücksmomente dadurch fast nicht gönnen kann. Trotzdem vermag es der Autor die kleinen Zwischenfälle im Leben eines angehenden Journalisten durchaus lustig darzustellen.

»»Text: Philipp Kloss

»»Text: Susann Schwass

Alexander Broicher schafft mit Fakebook ein überspitztes Bild der heutigen Gesellschaft, eine Welt, in der Erdbeeren auf einmal nach Schwarzwälder Schinken schmecken können. Leicht humoristisch und durch Postings anschaulich gestaltet, bleibt letztendlich nur die Frage: gefällt mir das? »»Text: Anne Strackeljan 12 Youngspeech


ik Grittner Text: Domin

short story

Der Anzug von Geschäftsführer Röthelsberger nimmt keine Falten an, wenn er sich in seinem Chefsessel zurücklehnt und es sich bequem macht. Ein Anzug, aalglatt und souverän, genau so selbstsicher wie Röthelsbergers Handschlag zur Begrüßung. Dieser Geschäftsführer ist ein junger Mann, der wusste, wo er hinwollte. Und dort ist er angekommen. Davor habe ich Respekt. „Bei uns gehen oft Bewerbungen von Akademikern ein. Aber die wollen eine führende Position. Verkaufsleiter, Bereichsleiter und so weiter“, sagt Röthelsberger. Er sitzt an der anderen Seite seines Eichentisches, die Hände gefaltet. Jedes seiner Worte spricht er makellos aus, reines Hochdeutsch. Aalglatt, souverän. „Warum wollen Sie bei Ihren Kompetenzen normaler Mitarbeiter sein?“, fragt er. Ja, warum will ich, frischer Master of Arts, einen Buchhalterjob in einem Elektromarkt? „Ihre Kollegen hätten Kassierer oder Kosmetiker gelernt, ihre Vorgesetzte wäre gelernte Fleischerin. Warum sollten Sie sich da unterordnen?“ Was soll ich sagen? Ich bin nicht ganz sicher, warum ich mich hier bewerbe.

Überqualifizie

Sagen wir so: Es ist, als wolle ich einen Roman schreiben. Das macht man ja nicht so einfach, aber man hat es immer vor. Und der Roman, den man schreibt, wäre nicht irgendeiner, sondern ein „Krieg und Frieden“, ein „Stolz und Vorurteil“. Ich befinde mich in folgender Situation: Ich sitze vor dem leeren Blatt Papier und kriege es nicht gebacken, den ersten Satz zu schreiben. Stets das Bild vor Augen, wie ein Germanistikstudent mit Hipster-Brille und skeptischem Blick im Buchhandel mein Werk aus dem Regal nimmt, den ersten Satz liest und das Buch naserümpfend wieder zurückstellt. Ach, nicht mal das: Ich habe das Bild vor Augen, wie der Verlagslektor mein Manuskript nach dem ersten Satz in der Luft zerreißt. Also bleibt das Blatt Papier leer, ich suche Ablenkung. Setze mich vor den PC und zocke Diablo, WoW oder meinetwegen auch Tetris. Ja, dieser Bürojob wäre sozusagen mein Tetris. Meine Prokrastination - Kann ich jetzt nur schlecht sagen. „Ich habe während des Studiums als Buchhalter gejobbt“, sage ich schließlich. „Hat mir Spaß gemacht.“ Was für eine dämliche Antwort. Aber was will er denn hören? Dass ich nicht bereit bin, für den Ernst? Dass ich noch ein bisschen herumdümpeln will? Muss man denn nach dem Studium

rt

genau wissen, wie der Rest seines Lebens aussehen soll? Muss es denn in diesem langweiligen Standardtraum enden? Haus mit Dachterrasse, Goldfischteich im Garten, Kinder in der Privatschule, Gärtner im Schlafzimmer meiner Frau? Ist ja das, was alle wollen. Und das lehnt man ab, kategorisch.

„Spaß?“, wiederholt schmunzelt.

Röthelsberger

und

Aber ich fürchte, man landet ja irgendwann doch auf dieser Bahn. Du suchst Alternativen, aber das bringt nichts, das lassen die Umstände nicht zu. Das wäre nicht souverän. Am Ende sitzt du doch wie Benjamin Braddock ganz hinten im Bus und schaust traurig den Gang hinunter, will sagen: Am Ende macht man es ja doch nicht anders. „Nun gut“, sagt Röthelsberger, „vielleicht sollten Sie sich das noch mal genau überlegen.“ Ich schweige. Bringt ja nichts. Röthelsberger steht auf, ich ziehe mit. Er gibt mir die Hand. Aalglatter Handschlag. „Wir werden uns bei Ihnen melden“, sagt er. Ein Satz zum Abschied. Ein ganz souveräner, versteht sich.

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Youngspeech 13


Aerosol Arena


Darfs noch etwas mehr sein?

Grafik: Andreas Prominsky

Wo in Magdeburg früher Brot und Weit im Norden von Magdeburg, abseits aller Kritik, hat es sich die Riege der Nudeln für die ''Zone'' produziert Graffiti-Writer bequem gemacht. Hier wollen sie ihrer Lust auf Farbe und wurden, befindet sich heute die größte, Treibgas ungestört nachkommen und einen Kreuzzug gegen die verschärfte legale Graffiti-'Hall of Fame' der Welt Kriminalisierung von Sprayern planen – legal, versteht sich. mit 9.000m² Wandfläche auf einem 30.000m² großen Gelände. Das Areal der ehemaligen dass er die ehemalige Journalistin und gebürtige Schweizerin "VEB-Konsummühle" am Industriehafen wurde entkrautet, Daniela Kreissl kennenlernte. Zusammen erarbeiteten sie ein beplankt und trägt seit Frühling diesen Jahres den klangvollen Konzept zur Nutzung der Fläche, welches sie schließlich auch Namen "Aerosol Arena". Jeder, der Lust hat, kann dort sprayen, den Behörden vorlegten. Erstaunlicherweise waren diese von ohne Repressionen durch die Staatsgewalt fürchten zu müs- der Idee durchaus begeistert und drängten auf eine baldige sen. Ideengeber der Arena ist der Dortmunder Graffiti-Writer Eröffnung der Arena. So wurde der Verein mit dem passenPEST, auch bekannt als Jens Märke. In Magdeburg hat er den Namen „Freiluft-Atelier e.V.“ gegründet. Ein Verein, der durch Zufall, Schicksal oder wie auch immer man es nennen eine völlig neue Form von Dienstleistung bot. will, einen Platz gefunden, um einen lang gehegten Traum in die Tat umzusetzen. Ein Freund hatte das brache Gelände vor „Die Leute sollen hierherkommen“, erklärt Jens, „und werden etwa drei Jahren zu – so schien es – günstigen Konditionen jeglichen Support, den sie brauchen, auch bekommen. Frei nach erstanden. Nach einem Jahr hatte er die Schnauze voll von dem Motto: 'Darf es noch etwas mehr sein?' Es gibt wirklich all den Stromdieben, Brandstiftern und vagabundierenden alles: Unterkunft, Leitern, Rollgerüste, Dosen, Essen, SonnenHorden, die über die Immobilie herfielen. Er verabschiedete creme... und das innerhalb von einer halben Stunde, just in time sich von seiner Idee, auf dem Gelände einen 8000m² großen an den Arbeitsplatz. Für Vereinsmitglieder ist das, was wir an Solarpark zu errichten. Doch was des einen Leid schien, Infrastruktur haben, umsonst. Man bezahlt seine fünf Euro im war Jens Märkers Glück. Zu jener Zeit suchte er erfolglos in Monat und wenn man hier vorbeikommt, kann man das, was Dortmund nach einer passenden Location und nahm die da ist, auch nutzen. Man muss aber nicht Mitglied werden, du Immobilie in Magdeburg dankbar an. Im Alleingang war kannst auch umsonst auf das Gelände kommen und umsonst der Plan von der gigantischen "Hall of Fame" jedoch nicht hier malen. Wenn man dann aber etwas braucht, wird eine zu bewältigen. Ein weiterer glücklicher Umstand führte dazu, Mietgebühr fällig. Ist doch normal.

Aerosol Arena

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Des Weiteren ist es uns wichtig, dass jeder, von Profi bis Anfänger, den gleichen Support bekommt. Wirklich jeder ist hier willkommen, solange es um Graffiti und nicht um Meinungsmache geht.“

Abseits der All-inclusive-Kurzurlaube in morbiden Industriebrachen will sich der Verein auch gegen die Verschärfung der Gesetze und zunehmende Kriminalisierung der Graffiti-Writer zur Wehr setzen. Momentan sieht es das Gesetz im schlimmsten Fall vor, dass ein illegaler Sprayer für drei drei Jahre im Gefängnis landet und mit Sexualstraftätern und Gewalttätern gleichgesetzt wird. Und wofür? Dafür, dass er das macht, was Menschen schon seit jeher gemacht haben – Wände bemalen. Dass das beschmieren fremden Eigentums bestraft wird, versteht sich von selber, jedoch nicht das Ausmaß, welches diese Bestrafung angenommen hat. Wenn beispielsweise ein 14-jähriger Junge dazu verknackt werden kann, seine DNS abzugeben und somit nie wieder in sicherheitsrelevanten Positionen arbeiten darf.

Das Problem, dem sich die GraffitiSzene ausgesetzt sieht, besteht darin, dass es deutschlandweit keine Lobby für Sprayer gibt, wohl aber für all jene, denen die Maler ein Dorn im Auge sind. So etwa die Deutsche Bahn, die je nach Rechtslage in den einzelnen Bundesländern beliebig Kosten für die Reinigung der Wagons bestimmt. Zwar gibt es in jeder größeren Stadt eine Szene, jedoch bilden sie keine Einheit.

„Was macht ihr [der Staat, Anm. d. Red.] mit unserer Jugend?“, fragt sich der Altmeister Märker „Was macht ihr mit denen, die uns irgendwann mal nach vorne bringen sollen? Die jungen Leute wissen nicht, was es bedeutet, wenn man seine Gene abgeben muss, welche Dimensionen das einmal annehmen kann. Ich war 16 Jahre nicht dabei und habe erst in den letzten Monaten mitbekommen, wie hardcoremäßig Graffiti geahndet wird. Wären vor 20 Jahren die Maßstäbe von heute angesetzt worden, würden wir hier gar nicht sitzen. Dann wäre ich vorbestraft und wahrscheinlich schwerkriminell.“

An dieser Stelle setzt der Magdeburger Verein an. Ziel ist es, selbst eine Lobby aufzubauen, um Graffiti-Writing aus der zwielichtigen Ecke zu holen, in welche es gestellt wird.

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„In keinem anderen Bereich hat es eine derart radikale Verschärfung der Gesetzte gegeben wie bei Graffiti.“, meint Daniela Kreissl, Vorsitzende des Vereins „Freiluft-Atelier“. „Dafür wurden sogar eigene Paragrafen aus dem Boden gestanzt. Wir haben im Verein Leute, die früher selber Sprayer waren, die haben heute absolute high-end Jobs – Diplomingenieur und Doktoren. Diese Leute würden jetzt nicht sowas machen, wenn der Staat damals schon so mit den Leuten umgesprungen wäre, wie er es heute tut.“ Bisher sind über 20.000 Euro an Eigenkapital und Sachspenden in das ehrgeizige Projekt geflossen. Dabei wurde kein Cent von Stadt, Land oder Staat angenommen, man will unabhängig bleiben. Neben den in der Aerosol Arena regelmäßig stattfindenden Jams und Konzerten will der Verein als eigentlichen Clou in naher Zukunft Bahn-Wagons zum Besprühen auf dem Gelände aufstellen. Eine Entwicklung, die vom Staat möglicherweise mit Schrecken verfolgt und falsch aufgefasst werden könnte. Sollte in Kürze ein Gesetz gegen Farbterror-Camps erlassen werden, wissen wir es genau. »»Text: Christian Geipel »»Fotos: Christian Geipel & Marcel Kaersten

Agentur für Arbeit Magdeburg


In aller Kürze

H A R T H O F In aller Kürze!

Vier Fragen an HARTHOF aus Berlin. 1. Was war der beste Ratschlag, den euch je jemand mit auf dem Weg gegeben hat? "Dreht die Höhen raus, spielt die Drums leiser, brüllt nicht so, macht was gegen den wummernden Bass. So, jetzt klingt ihr wie 'ne Band." Mixer im E-Werk, Jazz-Bühne, Erlangen, 2005. 2. Wann habt ihr eigentlich das letzte Mal gegen das Gesetz verstoßen? Als wir Disco Ensemble den Sky-Vodka klauten! Das sagt ihr doch keinem, oder... ?

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Foto: Fabian Benecke

3. Welcher Satz von Freunden nervt euch am meisten? "Hast du immer noch diese Band?" contra "Ihr erinnert mich so ein bisschen an Die Ärzte." 4. Was können wir in nächster Zeit von euch erwarten? Einiges. Speziell seien hier genannt: Tour, Tour, Tour (unter anderem am 08.12.12 in der Mobilfunkbar Magdeburg, aber Achtung es gibt nur 100 Tickets und davon ist schon über die Hälfte weg).

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Weitere Infos über unsere Tour gibt es unter www.harthof.de oder www.facebook.com/harthof

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Dann schaut auf unsere Online-Seite und lest das ganze Interview.

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Kabarettsaison

Um die hundert Jahre muss es wohl her sein, dass das deutsche Kabarett (nicht zu verwechseln mit Cabaret, wo leicht bekleidete Damen auf der Bühne zu Pianomusik Polonaise tanzen) seinen Siegeszug angetreten hat. Als das Sitzfleisch noch dick und die Aufmerksamkeitsspanne groß war. Als die Leute noch in Scharen kamen, Heroin legal war und in DschungelCamps noch Leute mit Pioniergeist und Entdeckerdrang lebten. Dieser Tage liegen die Dinge etwas anders. Heroin ist heute bekanntermaßen eher gesellschaftlichen Randgruppen vorbehalten, in Dschungel-Camps leben jetzt Menschen, die man aufgrund ihres unzivilisierten Verhaltens damals wahrscheinlich für eine neue Art degenerierter Primaten gehalten hätte und beim Kabarett sieht es auch nicht mehr so rosig aus. Zwar mangelt es oftmals nicht am Publikum, doch in Sachen Nachwuchs stehen die Zeichen auf ''Desinteresse''. „Es gibt da ein Problem, mit dem wir zu kämpfen haben.“, erzählte mir kürzlich die Geschäftsführerin eines hiesigen Kabaretts. „Das Publikum stirbt uns weg.“ Das klingt hart, existenzbedrohend für jemanden, der ein Geschäft zu führen hat. Ich ließ mich also darauf ein, mir selbst ein Bild von der Lage zu machen. Um aufrichtig zu sein: Ich glaube nicht, dass ich schon einmal ein Kabarett von Innen gesehen habe, jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern. Meine Erfahrungen auf diesem Gebiet beschränken sich auf nächtliches, unmotiviertes Zappen, bei dem man von Zeit zu Zeit auf einem ''Dritten'' landet, der gerade zufällig eine Vorstellung ausstrahlt.

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Eine Weile bleibt man dann dabei, weil es schon recht unterhaltsam ist. Irgendwann schaltet man aber doch aus oder um. Vielleicht, weil man müde ist oder man die grausame, in spitzfindigem Witz verpackte Realität nicht erträgt. Als meine Begleitung und ich im Kabarett ankamen, war der Saal bereits prall gefüllt. Allem Anschein nach ist es üblich vor Beginn der Vorstellung zu Dinieren. Was soll's, das wäre für einen mittellosen Schmierfink wie mich, der froh über jede Presseakkreditierung ist, sowieso nicht in Frage gekommen. Ein flüchtiger Blick durch die Räumlichkeiten rief mir wieder ins Gedächtnis, warum ich hier war und ließ den Satz über das ''aussterbende Publikum'' in meinen Ohren nachklingen. Wir waren mit Mitte zwanzig, soweit ich das beurteilen konnte, mit Abstand die Jüngsten. Nicht mal ein oder zwei Hipster waren in der Masse auszumachen. Mit dem Löschen der Lichter und Beginn der Vorstellung gerieten wir in, was anfangs für uns noch nicht ganz ersichtlich war, eine Art Parallelwelt. Eine Parallelwelt, in der ein Künstler einen wie auch immer gearteten Gegenstand auf den Kopf gesetzt bekommt und derartige Eingriffe in die Würde dieser Person mit schallendem Gelächter seitens des Publikums honoriert werden. Zuweilen reicht aber auch die bloße Erwähnung des Wortes ''Arsch'', um gleichen Effekt zu erzielen. Ich wiederum amüsierte mich königlich, als es um das Thema Afghanistan ging, wobei der Rest der Zuschauer jedoch


völlig humorlos schien, wenn von Kriegsverbrechen die Rede war. Nicht, dass ich Kriegsverbrechen witzig finde, aber es traf wohl doch eher meinen Humor. Nach einiger Zeit entwickelte ich ein gesteigertes Interesse daran, die Reaktion im Raum zu verfolgen, es witzig zu finden, Leute dabei zu beobachten, was diese so witzig finden. Was konnte das bedeuten? Lag es an der unzivilisierten Mischung aus Bier und Wein, die ich an diesem Abend zu mir genommen hatte? Und was, wenn ich nicht der einzige wäre, dem es so ginge? Müssen wir uns auf Straßenschlachten rivalisierender Kabarettisten einrichten, die sich bis aufs Blut um die Letzten einer aussterbenden Generation streiten? Vielleicht könnte auch eine neuerliche Energie-Krise mit von Zeit zu Zeit aussetzendem Strom die Leute wieder in die Spielhäuser treiben. Oder geht es auch anders? Verständlicherweise ist es nicht ganz einfach, sich auf den pervertierten Humor unserer Generation einzustellen. Überall, wo man steht und geht, bekommt man es mit Titten, Tod, Gewalt und Verderben zu tun. Eine Situation, die ein Kabarettbesitzer im Zustand völliger geistiger Klarheit kaum unterstützen kann. Jedoch wäre es zu einfach die Schuld für ein mögliches Ausbleiben der Gäste allein bei den Dope rauchenden, sexbesessenen, Killerspiele spielenden Schwachköpfen zu suchen. Vielleicht kann man denen entgegenkommen.

Wie erreicht man eine Generation von Abtrünnigen? Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung und wenn ich es wüsste, hätte ich wohl eine bessere Verwendung für diese heiße Information, als sie für Lau rauszuhauen, oder? Vielleicht reicht es ja schon die Eltern unserer heutigen Jugend ins Gebet zu nehmen oder sie gegebenenfalls windelweich zu klopfen, wenn ihre Kinder anfangen zu glauben, dass Landurlaube nur in Städten namens Farm Town, Farm Ville oder an sonst irgendeinem abgefahren Ort im Zuckerberg'schen Universum möglich seien. Ich selber kann mich wohl auch kaum davon freisprechen ein Teil dieser Generation zu sein (Allmächtiger! Bin ich ein degenerierter Affe?), denn obwohl die Vorführung unterhaltsam und das Ambiente gemütlich war, verspüre ich nicht den Wunsch, mich umgehend wieder darauf einzulassen. Was immer das bedeuten mag …

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»»Text: Christian Geipel »»Illustration: Sarah Deibele


Interview: Chuck Norris

Hans Sarpei – das L steht für Gefahr Abseits ist, wenn Hans Sarpei pfeift; außerdem macht er Liegestütze ohne Arme, kauft Obst bei Apple, kann seine eigenen Elfmeter halten und auf Land schwimmen – was früher Chuck Norris war, ist heute Hans Sarpei. Seine Witze sind bereits Kult und seine Fangemeinde steigt stetig. Bei Twitter hat er mittlerweile über 33.000 Follower und bei Facebook haben bereits über 259.000 Fans seine offizielle Seite geliked. Ihn jedoch auf den Hype im Internet zu reduzieren wäre fatal, denn immerhin flitzte er als Fußballer 190 Mal auf den Außenbahnen der Bundesliga auf und ab, stand 2011 mit dem FC Schalke 04 im Halbfinale der Champions League und nahm mit Ghana an der WM 2006 in Deutschland teil. Mit seiner lockeren Art kommt Sarpei nicht nur bei der Internetgemeinde gut an. Der in Köln aufgewachsene Ghanaer mit urdeutschem Vornamen hat den Kult um seine Person mit seinen Posts selbst ausgelöst. Und der Hype gefällt ihm sichtlich, wie er kürzlich durch ein T-Shirt mit der Aufschrift „Hans Sarpei gefällt das“ deutlich bewies. Dass er das Messer mit dem Brot schneidet und ALLE Liegestütze schafft, wie es seine Fangemeinde ihm gern nachsagt, glaubt er dann doch selber nicht so recht. In einem Interview erzählte uns der twitternde Defensivspezialist, wie er seine Karriere fortsetzen wird, warum er dem FC Barcelona und Real Madrid absagen musste und warum er plötzlich Karstadt mag.

Hans Adu Sarpei wurde am 28. Juni 1976 in Tema, Ghana geboren. Seine Eltern lebten bereits in den Siebzigern in Hamburg und gaben ihm daher einen deutschen Vornamen. Mit drei Jahren kam Hans Sarpei nach Köln. Er wuchs in Köln-Chorweiler auf und machte bei Bayer eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker. Über die Stationen Fortuna Köln und MSV Duisburg schaffte es der Abwehrund Mittelfeldspieler in die Bundesliga, absolvierte dort 190 Spiele für den VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen und Schalke 04, wo sein Vertrag zum Ende der Saison 2011/2012 auslief. Außerdem bestritt er für sein Heimatland Ghana 36 Länderspiele und erreichte das Halbfinale der WM 2010. 22 Youngspeech


Was unterscheidet den Fußballer Hans von der Internet-Kultfigur Hans Sarpei? Im Netz agiere ich offensiver als auf dem Platz.

Sarpei

Was denkst du, wie ist dein Erfolg und die hohe Viralität deiner Seite zu erklären? Ich verstehe die sozialen Netzwerke nicht als Monolog-, sondern als Dialog-Medien. Warum das nicht mehr Fußballer machen, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Wie viel Zeit verbringst du täglich im Netz? Zwei bis drei Stunden kommen leicht zusammen. Insbesondere um vielen Fans zu antworten. Das Gute ist, dass man mit dem Handy auch kleine Pausen sinnvoll nutzen kann. Wie lang kommst du eigentlich momentan ohne das Internet aus? Wäre ein längerer Urlaub in den Bergen ohne Internet überhaupt denkbar? Eine interessante Frage. Vielleicht ist es mal einen Test wert ;) Hast du eigentlich Kurse besucht, wie man richtig postet oder bist du eher ein Autodidakt? Überhaupt nicht. Ich denke auch, dass man spontan und direkt posten sollte. Wenn etwas passiert, versuche ich meine Meinung dazu zu sagen oder die Leute einfach nur zu unterhalten. Warum hast du dir irgendwann professionelle Unterstützung von Jung von Matt und Raphael Brinkert geholt? Raphael habe ich über Christoph Metzelder kennen gelernt. Er kennt sich im Bereich Social Media gut aus. Es hilft mir, mich mit ihm als Freund über bestimmte Themen und die persönliche Weiterentwicklung auszutauschen. Dass er bei Jung von Matt arbeitet ist reiner Zufall. Nicht jedoch, dass wir irgendwann gemeinsam auf die Idee gekommen sind, ob man den Hype um meine Person einmal untersuchen lassen kann. Glücklicherweise hat die Agentur dies durch ein internes Analyse-Tool möglich machen können. Die Studie hat mir gezeigt, welche Stärken ich besitze, wie der Hype um meine Person entstanden ist und auch wie endlich er sein kann, wenn ich mich nicht konsequent weiterentwickle. Wie kam die Zusammenarbeit mit Karstadt Sports zustande? Karstadt Sports kenne ich von dem Engagement beim TuS Haltern, dem Heimatverein von Metze. Im Umfeld des Spiels haben die Verantwortlichen von Karstadt Sports mich erstmals angesprochen.

Was sind künftig deine Aufgaben als Social Media Consultant? Zunächst einmal ist die Tätigkeit auf den Zeitraum meiner Reha befristet. Ich agiere als Gesicht für die Social Media Maßnahmen, tausche mich mit den Kollegen aus und gemeinsam denken wir uns diverse Maßnahmen wie die Trikotaktion zum Sarpreis aus. Die Aufgabe macht Spaß, aber die Reha geht selbstverständlich vor. Du bist erst mit 25 Jahren Bundesligaprofi geworden. Stellst du dir manchmal vor, was du hättest erreichen können mit der richtigen Förderung? Die einen sagen, es fehlte an der richtigen Förderung, die anderen sagen, ich hatte zu wenig Talent um Weltfußballer zu werden. Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte. ;) Hätte es eigentlich einen Verein gegeben, bei dem du gern einmal gespielt hättest? Real und Barca musste ich diesen Sommer leider verletzungsbedingt absagen. Aber vielleicht werde ich ja eines Tages als Social Media Manager bei einem Bundesligisten aktiv, das wäre – nach meiner aktiven Karriere – nicht uninteressant. Dein Vertrag mit Schalke ist im Sommer ausgelaufen. Ist noch einmal eine weitere Station in Sicht, oder wirst du deine aktive Karriere nun beenden? Ich arbeite täglich in der Reha daran und hoffe, dass ich noch ein bis zweiJahre spielen kann. Es wäre ein Traum, nochmals in der 1. oder der 2. Liga auflaufen zu dürfen. St. Pauli sucht ja angeblich immer noch einen Linksfuß, das wäre nicht uninteressant. Wie kam es eigentlich zur Zusammenarbeit mit EA Sports und dem Sondercover von FIFA 13 mit dir? EA Sports hatte mich angefragt. Und ich habe ja gesagt. Eine lustige Idee von Fans, die die Aktion ins Laufen gebracht haben. Kannst du uns zum Abschluss noch deine drei Lieblingsseiten im Netz nennen? P.s. Google zählt nicht! Facebook, twitter und Google+. Wenn letzteres nicht zählt, dann ist Hans-Sarpei.com immer eine gute Wahl ;)

»»Interview: Andreas Lilienthal »»Fotos: Pressefotos Hans Sarpei

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The Ape Escape

Die ganze Affenbande br端llt

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5Fabian Benecke von

Bier, Bananen und breite Gitarrensounds. Das alles kann man erleben, wenn man einen Tag im Affenkäfig mitturnt. Fabi war für euch mit „The Ape Escape“ auf Tour. 9:55Uhr: Nach einer herzlichen Begrüßungsrunde und kurzem Plausch über Zeilenumbrüche in Nachrichten und daraus resultierenden Missverständnissen über Uhrzeiten, geht es los zum Proberaum nach Schönebeck, um das Equipment abzuholen.

http://vlue.deviantart.com

11:34Uhr: Nachdem Gitarrero numero due Skull endlich im Bus ist, startet ein spontanes Fotoshooting. Es wird rumgepost und schließlich die Fahrt zum Gig nach Norderstedt bei Hamburg fortgesetzt.

10:44Uhr: Nachdem Sänger Peter und sein Bruder René, Bassmann Marco, Trommelaffe Stefan, Managerin Tina, und ich in Schönebeck angekommen sind, ist Gitarrist Hansen kurze Zeit später auch da. „Meinste wir schaffen das noch bis 11 auf die Autobahn? Skull müssen wir ja auch noch abholen.“, Peter: „Na ja ich glaube das können wir vergessen. Lasst uns mal schnell alles einräumen!“. Das Instrumenten-Tetris am Bandbus beginnt.

13:00Uhr: PAUSE! Ein Glück hat der Bus eine Klimaanlage. Sonnenbrille auf und raus in die Affenhitze. Bei 35° Außentemperatur fällt die Rast kurz aus, die Sehnsucht nach der Klimaanlage wächst und so wird nur eine kurze Raucher-Mittagspause eingelegt. Weiter geht’s!

13:00 bis 15:00Uhr: Während der kompletten Fahrt werden Songklassiker von Lou Bega bis LeAnn Rimes lauthals mitgegröhlt. Eine Busfahrt, die is' lustig, eine Busfahrt die is' schön… zumindest im Affenzirkus!

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15:00Uhr: Endlich angekommen! Jetzt heißt es: alle Instrumente wieder raus und erst einmal in aller Ruhe 'n Bier und 'ne Banane! Fazit: Das Catering kommt gerade richtig.

19:30Uhr: Geschafft! Durchgeschwitzte Klamotten und Zugabe-Rufe aus dem Publikum zeigen: „Das war ein geiler Auftritt!“ Finden auch die Jungs. In dieser zufriedenen Atmosphäre wird der Heimweg angetreten. Über fast allen Dächern ist Ruhe und auch im Bus hört man nur ein leises Schlummern, während die Affenbande von Bandleader Peter still und leise nach Hause gekarrt wird.

Interesse an The Ape Escape bekommen? Dann klickt mal hier: www.youngspeech.de/ape (ihr wisst schon, dass das ein Printheft ist? –Der Layouter )

»»Text & Fotos: Fabian Benecke

18:00Uhr: Nach gemütlichem Aufbau und Soundcheck geht es los. Trotz Auftritt als Headliner müssen die Affen sich im fernen Norderstedt erst einmal bandgerecht vorstellen und beweisen, dass sie diesen Platz im Programm verdient haben. Mit Erfolg! Nach dem „Banana Joe“-Intro und einer Menge Bühnenaction sieht man spätestens zur Mitte der Show ein enthusiastisches Publikum, das sich nicht davor scheut, bei Hardrock-Riffs die Fäuste in die Luft zu reißen.

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Reingehört

“ Weil wir Bock drauf haben ”

Lila Wolken über Deutschland Die Temperaturen sind im Keller und der Herbst zeigt seine volle Blüte. Doch für Marteria, Yasha und Miss Platnum scheint der Sommer nicht enden zu wollen. Am 14. September brachten die drei Künstler mit ihrer EP „Lila Wolken“ noch einmal ein warmes, sonniges Gefühl mit einer ordentlichen Portion Feierlaune in die heimischen vier Wände. Der Wahlberliner und Herzrostocker Marteria arbeitete schon auf seinem letzten Studioalbum „Zum Glück in die Zukunft“ erfolgreich mit seinen Musiker-Freunden Yasha und Miss Platnum zusammen, das Resultat aus dem Feature „Verstrahlt“ mit dem ehemaligen Moabeat-Mitglied Yasha sollte wohl jedem Hip-Hop Fan noch im Gehör sein. Die EP „Lila Wolken“ ist kein großes Meisterwerk des deutschen Raps, sondern einfach eine Ode an die Lust an der Musik, das Feiern, das Leben und den Berliner Bezirk Kreuzberg. Dieses einfache Prinzip erklärte uns Marteria im Interview mit den Worten: „Wir haben das vor allem gemacht, weil wir einfach Bock drauf hatten und nicht, um uns ins Gedächtnis zu rufen oder noch zwanghaft eine Sommerhymne in den Herbst zu schießen. Musiker müssen immer Spaß an dem haben, was sie machen. Das muss sich dann auch im Ergebnis widerspiegeln.“ Und wahrlich treffen sie den Nagel mit ihren fünf Tracks auf den Kopf. Der Titelsong „Lila Wolken“ kommt mit einem entspannten Beat und vielen Glücksgefühlen. Anzeige

Wiedergabeliste: 1. Lila Wolken Marteria, Yasha & Miss Platnum 2.

Bruce Wayne

Marteria & Yasha 3.

Feuer

Marteria, Yasha & Miss Platnum 4.

Die hymnische Hook geht sofort ins Ohr und die dumpfe und tiefe Stimme Marterias bildet einen perfekten Gegenpart zu Yashas Dancehall-Klang und Miss Platnums vibrierendem Gesang. Mit den weiteren Solo-Tracks „Bruce Wayne“, „Kreuzberg am Meer“ und „Autoboy“ gibt jeder Künstler seine ganz eigene Visitenkarte ab und schnürt so die Vorfreude auf die kommenden Soloalben. Garniert wird die EP mit dem bereits veröffentlichten DancehallStück „Feuer“, welches sein Hit-Potenzial bereits unter Beweis stellen konnte. Treibende Beats und freche Lyrics durchziehen die EP wie ein roter Faden. Insgesamt besticht das Album mit viel Gefühl und einer ordentlichen Portion Weitsicht. Eine angenehme Produktion, irgendwie gefühlsbetont und doch so weit weg von der derzeit so weichgespülten Hip-Hop Welt mit Pop-Attitüden. Schade nur, dass der ganze Spaß nach nicht einmal zwanzig Minuten wieder vorbei ist.

Kreuzberg am Meer

Marteria, Yasha & Miss Platnum 5.

Label: Four Music Productions

Autoboy

Miss Platnum & Marteria

»»Text: Andreas Lilienthal


Versuchslabor

Nachhaltigkeit^ Nestlé, der größte Nahrungsmittelhersteller der Welt, wir erinnern uns: Maggie Tütensuppe, möchte jetzt nachhaltiger werden. Dafür geben sie sogar einen „hohen zweistelligen Millionenbetrag“ aus! Was das bedeutet? Die Mahlzeiten aus der Tüte werden jetzt qualitativ hochwertiger, gesünder und die Menschen in den Ländern, aus denen die Rohstoffe stammen, werden jetzt nett behandelt, ist ja sonst keine Selbstverständlichkeit. Außerdem sollen bei der Produktion Wasser und Energie gespart werden. Alles für die Schonung der Umwelt und für den bewussten Kunden. Denn das Umdenken von uns Verbrauchern zwingt den Konzern zum Wandel. Wir können also doch etwas ändern. Vielleicht sollte ich auch etwas nachhaltiger leben, ich meine, wenn es schon bei Nestlé angekommen ist, dann kann ich und will ich das doch auch! Ob man dafür auch mehr Geld investieren muss? Und was bedeutet es nachhaltiger zu leben? Ich habe es versucht, eine Woche, mit allen Konsequenzen!

Nach uns die Sintflut? Kannste knicken!

Es ist Sonntagabend, morgen geht es los, eine Woche umweltschonen und gesund leben. Am Küchentisch mit meiner dampfenden Nudelsuppe aus der Maggietüte überlege ich, was ich denn überhaupt anders machen will. Was ist schlecht für die Umwelt? Plastik, Abgase und Müll. Was ist nicht gut für mich? Giftige Düngemittel und ein schlechtes Gewissen. Die Sache ist klar, sieben Tage versuche ich, möglichst viel Plastik aus meinen Alltag verschwinden zu lassen, mich gesund zu ernähren und dabei wenig Müll zu produzieren. Ein großer Schritt für den Menschen, ein kleiner für die Umwelt! Montagmorgen, sieben Uhr, ich falle aus meinem Bett in die Laufschuhe und starte eine lockere Stunde Sport in unserem schönen Stadtpark. Der führt mir nochmal vor Augen, warum ich ab jetzt nachhaltiger leben möchte - für die Natur und die zukünftigen Generationen, denn die muss es nach mir auch noch schön haben. Ich komme an einer Schule vorbei - sind sie nicht süß, die kleinen Fratze, die doch tatsächlich vor meinen Augen zerknüllte Alufolie auf den Weg werfen und liegen lassen. Ich war kurz davor ihnen etwas hinterher zu brüllen. Aber dann hebe ich es einfach nur auf und werfe es weg. In mir steckt keine Missionarin. Zurück zu Hause geht es in der Dusche schon los - Shampoo und Duschgel, alles in Plastikflaschen! Mein erster Punkt auf einer nachhaltigen Einkaufsliste: Seife in Papierverpackung. Meine elektrische Zahnbürste stellt mich vor eine interessante Frage - ist die jetzt doppelt so böse, weil sie aus Kunststoff besteht und Strom benötigt, oder ist sie nachhaltiger als eine Handzahnbürste, weil ich nicht immer eine komplett neue Bürste kaufen muss? Ich beschließe, dass es elektrisch nachhaltiger ist, denn gute Zähne sind sicher umweltschonender als Kunststofffüllungen. Kein gutes Frühstück ohne leckere Cornflakes, die natürlich in einem Plastikbeutel stecken - sollen ja frisch bleiben. Immerhin erweckt der Milchkarton ein gutes Gefühl, wird natürlich recycelt. Beim Blick in unseren Wg-Kühlschrank überfällt mich doch ein kleiner Schauer und das nicht nur, weil ich eine gefühlte Ewigkeit vor der geöffneten Tür stehe und mir die Kälte entgegen strömt.

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Nachhaltigkeit hier und Nachhaltigkeit dort. Braucht man das? Plastik, überall, alles ist in Bechern und Schalen und Tüten verpackt, mehr Verpackung als Inhalt scheint die Devise zu lauten und überhaupt, muss der Kühlschrank auf zwei Grad gekühlt sein? Nö - darum rauf mit dem Regler, Lebensmittel bleiben auch bei sieben Grad lange frisch. Ein wenig geschockt von dem ganzen Plastik meines Alltags, der mir gar nicht so bewusst war, schnappe ich mir meinen Jutebeutel und fahre mit dem Rad zum Bioladen, wenn ich dort nichts Nachhaltiges und Gesundes kaufen kann, wo sonst? Ich überschreite die Schwelle und befinde mich sogleich am Biobäckerstand. Sieht ja alles sehr gesund aus – Dinkel hier und Schrot da und überall steht „Bio“ drauf. Ich kaufe ein paar Brötchen und schlendere weiter zum Fleischerstand. Ich suche verschiedene Scheiben Wurst aus und plötzlich fragt mich der Verkäufer, ob ich eine Schüssel dabei hätte. Schüssel? Nee. Warum? Er erklärt mir, dass er die Wurst auch gleich in eine meiner Schüsseln legen könnte, wenn ich denn eine mitgebracht hätte, das würde nämlich unnötige Verpackung sparen. Da hat er recht! Beim nächsten Mal weiß ich Bescheid. Nun brauche ich noch Müsli. Vor dem Regal stelle ich fest, dass das ja auch alles in Plastik verpackt ist. „Geht das nicht ohne?“, frage ich eine Verkäuferin. Theoretisch könnte man es in Gläsern verpacken, aber das wäre dann auch nicht wirklich nachhaltig, weil der Transport von den viel schwereren Behältern mehr Abgase verursachen würde und somit wieder schlechter für die Umwelt wäre, als eine Plastikverpackung, die richtig recycelt wird. So so.

Ich kaufe Obst und Gemüse aus der Umgebung und in Papiertüten verpackt, ein Stück Seife, Biokäse, Fairtradeschokolade und zur Belohnung eine Bionade. An der Kasse zahle ich weniger als erwartet und irgendwie macht sich ein angenehmes Gefühl breit, dass ich etwas Gutes für die Umwelt und meine Gesundheit getan habe und Spaß hat es auch gemacht. Einige Tage der Nachhaltigkeit sind vergangen. Ich bin zum Essen in der Mensa verabredet. Sind die Menüs nachhaltig? Neben einem Bioessen gibt es ein Vitalessen und die Salattheke. Ich frage an der Ausgabe nach, ob die netten Damen wissen, ob das Essen nachhaltig ist. So wirklich konnten sie mir die Frage leider nicht beantworten. Aber selbst Kochen schmeckt eh besser. Am Ende der Woche muss ich eins feststellen – nachhaltiger und bewusster leben ist gar nicht so umständlich wie gedacht. Mit ein paar kleinen Veränderungen kann man doch schon Einiges bewirken. Vielleicht gehe ich jetzt nicht jeden Tag im Bioladen einkaufen, aber es ist schon ein Anfang, wenn man es ab und zu tut. Künftig das Wasser unter der Dusche mal kurz ausschaltet beim Einseifen, oder das Rad nehmen, statt mit dem Auto zu fahren. Es scheinen nur Kleinigkeiten zu sein, die das eigene Leben keinesfalls negativ verändern und trotzdem so viel bewirken, für die Umwelt und für einen selbst. »»Text: Jenn Rudloff »»Bilder: Juliane Schulze

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Das Leben eines Praktikanten „Steh auf,

geh ins Bad, mach dich sauber, mach dich wach. An die Arbeit, es gibt immer was zu tun!

Der Wecker klingelt, man schaut kurz auf, stellt ihn aus und bemerkt, dass es noch dunkel draußen ist. „Da muss ich mich gestern Abend vertan haben beim Stellen.“ Gedacht und wieder umgedreht. Nach 10 Minuten Halbschlaf schreckt man plötzlich hoch – oh nein, erster Praktikumstag! Der erste Tage von vier, sechs oder acht Wochen, oder länger. Mit einer eiskalten Dusche versucht man sich so wach wie möglich zu machen, zu einer Tageszeit, zu der man sonst nicht einmal im Traum aufstehen würde. Während man sein Frühstück auf dem Weg isst, fährt das Leben in einen und mit ihm die Aufregung. Wie wird wohl der erste Tag werden, ob die Leute nett sind, welche Aufgaben werde ich heute bekommen und ist das Essen in der Cafeteria wohl auch so schlecht wie in unserer Mensa? Plötzlich stellt man fest, dass man den Weg nicht wirklich kennt und fragt nach! Das klingt nicht gut: „Also, wenn Sie dort hinwollen, dann sind Sie hier aber komplett falsch.“ So rennt man durch die Straßen einer fremden Stadt und versucht auf Teufel komm raus, trotz seiner völligen Desorientierung, pünktlich zu sein. Es ist doch der erste Tag! Schwitzend und völlig außer Atem kommt man an. Ein netter Typ empfängt einen mit einem Blick, der sagt: “Ey, ich weiß wie es dir geht“! Man bekommt einen Platz, einen Kaffee und wartest, bis sich jemand deiner annimmt.

Die Tour durchs Unternehmen beginnt, man schüttelt Hände, hört die Namen zu den Händen, die man sich merken sollte. Also zu Franky, wenn der Computer spinnt und zu Steffi, wenn der Ole nicht da ist. Nach fünf Namen hat man keine Ahnung mehr wer was wann und wo tut. „Aber das ist normal, das bekommst du im Laufe der Zeit schon hin!“ Nach 8 Stunden Reizüberflutung geht es nach Hause. Was für ein Tag. Völlig erschöpft sinkt man aufs Bett und möchte nur noch schlafen, aber nichts da, ab auf die Piste, schließlich will man die neue Stadt kennenlernen und mit seinen neuen „Mitbewohnern auf Zeit“ Spaß haben. Man zieht durch Bars, geht feiern, kommt spät nach Hause und am nächsten Morgen geht alles wieder von vorne los. Die Arbeit macht Spaß, man lernt unglaublich viel und die Mitpraktikanten sind nett, wenn da nicht dieser eine Typ wäre, der ständig einen Kampf um jede Aufgabe macht und immer der Schnellste, Beste und überhaupt der Praktikant des Jahres werden möchte. Niemand mag ihn, abgesehen von den Chefs. Was macht man mit solchen Typen? Natürlich von ihm profitieren. Obwohl er aus allem einen Wettbewerb machen möchte, steht fest, dass er sich freuen würde, wenn doch mal jemand mit ihm spricht, da ihn ja sonst niemand mag.

Hat man zum Beispiel eine Frage, mit der man nicht gleich seinen Vorgesetzten belästigen möchte fragt man einfach den Oberstreber, der weiß es garantiert und weil man besonders nett ist, hilft er einem. So schlägt man sich durch die arbeitsintensiven Wochen und dann ist das Praktikum auch schon wieder vorbei.

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Man hat neue Freunde gefunden, viel gelernt, Spaß gehabt, eine neue Stadt in sein Herz geschlossen und vielleicht einen Beruf gefunden, bei dem man sich vorstellen könnte, diesen später gerne machen zu wollen. Auf dem Heimweg freut man sich trotzdem auf eine Woche Urlaub!

»»Text: Jenn Rudloff »»Bilder: Robert Meinel


Burlesque,

die schönste Art sich seines Handschuhs zu entledigen Nicht erst seit der Schönheitstänzerin Dita Von Teese und dem Film „Burlesque“ aus dem Jahr 2010 ist das Unterhaltungstheater wieder in aller Munde. Mittlerweile gibt es in vielen Städten Tanzkurse und Shows, um die erotisch-komische Art des Entkleidens zu erlernen. Dabei ist Burlesque viel mehr als nur das Entledigen von Kleidungsstücken.

Dank Dita Von Teese gab es eine Renaissance. Im heutigen New Burlesque nehmen die Darstellerin zumeist eine humorvolle oder Fantasierolle ein. Heutzutage gilt eine Show weniger der erotischen Unterhaltung.

Es stammt aus dem Theater des 16. Jahrhunderts. Frei interpretiert ist es die Darbietung eines komisches Stückes oder eines überzeichneten Charakters. Die moderne Burlesque wurde Anfang des 20. Jahrhunderts aufgeführt. Pariser Theater wie das Moulin Rouge trugen zum Kultstatus bei. Die Shows enthielten Gesang, Varieté und Comedy, vereint mit dem Ablegen bestimmter Kleidungsstücke. Im Burlesque als Unterhaltungstheater zeigen die Damen das ganze Können ihrer Kunst in unterschiedlichsten Formen wie dem Fächer- und dem Bauchtanz bis hin zum Can Can. In den 50er Jahren wurden die Shows der Pin-up-Kultur angepasst. Seit jener Zeit wurden Tänzerinnen wie Betty Page oder Lili St. Cyr zu Ikonen. Seit den 60ern wurde ganz nackt zum „ganz groß“. Der kommerzielle Strip eroberte die Bars, und die aufblühende Pornoindustrie ließ Burlesque altmodisch und harmlos wirken. Man(n) hatte sich satt gesehen. Die Frauenbewegung und die sexuelle Revolution ließen „Das Spiel um den Körper“ gänzlich in der Versenkung verschwinden.

Die besondere Unterhaltung der Zuschauer wird durch extravagante Kostüme, schrägem Humor und besonderen Kabaretteinlagen betont. Auch die Persönlichkeit der auftretenden Frauen hat sich gewandelt. Auf der Bühne stehen selbstbewusste Damen, die zu ihrem fraulichen Körper stehen und Freude daran haben, die Zuschauer zu begeistern. Das Publikum einer heutigen Burlesque ist bunt gemischt. Sie alle haben das Ziel, einen Abend der besonderen Art zu erleben. Eine Mischung aus einer leicht knisternden Erotik, gepaart mit der angespannten Erwartung des nächsten Moments, gefolgt von einem Lächeln über die so eben gezeigte Darbietung, machen die Stimmung bei einer Burlesque Show aus. Auch in Magdeburg bietet die Veranstaltungsreihe Magdeburg Mondän seit Anfang diesen Jahres Abende im Stil der 20er Jahre an.

Ob im klassischen Sinn eines Striptease, modernen Tanzes oder einer Comedyshow, es ist erlaubt, was IHR gefällt. Das Augenmerk liegt bei den Vorführungen mehr im Reizen (tease), weniger in der kompletten Offenbarung des Körpers, wie es der Strip vorsieht.

Einer der Höhepunkte ist der Aufritt einer Schönheitstänzerin. Wer einen gemütlichen Abend mit guter Musik, ausgewählten Getränken und einer exklusiven Vorstellung verbringen möchte, ist hier genau richtig. Bei jedem Mondän wird ein anderer Ort in Magdeburg gewählt und entwickelt so eine gewisse Exklusivität. »»Text: Maria Urban »»Foto: Privat Youngspeech 31


Tippster

Mia

MiasTipps Hallo liebe Youngspeech Leser.

Nun ist es soweit, unsere Hassel-WG bricht auf zu neuen Ufern und zieht um. Es gibt eine Menge Sachen, die beim Umzug geplant sein sollten. Ich habe für Euch einige wichtige Tipps zusammengetragen. Ein Umzug beginnt immer mit der Frage: Spedition oder selber anpacken? Ein Umzugsunternehmen ist ab dem 4. Stock ohne Fahrstuhl ratsam – Euer Rücken und eure Freunde werden es euch danken! Schaut nach Komplettangeboten, der Preis richtet sich nach der Anzahl der Räume und oft nach der Anzahl der Möbelstücke. Falls ihr in eine andere Stadt zieht, fragt wegen eines Kilometerzuschlags. Meist zahlt ihr diesen ab 100 km. Bei einem Termin in der Woche – dazu gehört meist auch der Freitag – entfällt die Wochenendpauschale. Wenn ihr selbst Hand anlegen wollt, kümmert euch rechtzeitig um einen Lieferwagen – wie so oft gilt „Je früher, desto besser“! Sucht ruhig schon vier Wochen vorher nach dem geeigneten Anbieter, denn es gibt unterschiedlichste Preiskategorien. Preiswertere Wagen von Studitransporter oder ähnliche sind schnell vergriffen und nur begrenzt vorhanden. Vergleicht die Angebote der Preise und die Tarife, es gibt Stunden-, Halbtagsund Ganztags-Tarife. Meist bezahlt man nur das Fahrzeug; das Benzin und eine Kilometerpauschale kommen extra dazu. Dann landet man schnell bei 140 Euro für einen halben Tag. Einige Unternehmen bieten Kilometerpakete an, mit denen man die zu fahrenden Kilometer vorbestellen kann und für die zusätzlichen Kilometer einen Aufpreis zahlen muss. Ihr solltet darauf achten den Wagen rechtzeitig zurückzubringen, sonst müsst ihr noch einen weiteren Tag oder eine Nachtpauschale zahlen. Anzeige

Der beste Lieferwagen wird nicht voll ohne freiwillige Helfer. Fragt rechtzeitig so viele Freunde wie möglich nach ihrer Unterstützung. Lasst Euch den Termin vor dem großen Tag noch einmal bestätigen, sonst habt ihr schnell das Problem, dass Ihr beim Umzug doch nur zu dritt da steht. Der Tag X kommt näher und Ihr habt noch nicht gepackt. Eine Weisheit meiner Oma besagt: “Kind, du hast immer mehr Zeug als du siehst!“; damit hat sie leider Recht. Rechnet aus, wie viele Kartons Ihr ungefähr braucht. Bei großen Räumen könnt ihr vier und bei kleinen Zimmern zwei zusätzliche Kartons einplanen, dies erspart später böse Rangeleien. Umzugskartons bekommt ihr in jedem Baumarkt. Meist liegt der Preis zwischen 1,50€ - 2,99€, nicht gerade preiswert. Einige Umzugsunternehmen verleihen ihre Kartons, für beschädigte muss man dann eine Ablöse zahlen. Besser: fragt in Lebensmittelmärkten nach Bananen- und Apfelkisten. Die sind stabil, bieten viel Platz und sind meistens kostenlos. Auch bei Kleinanzeigen im Internet und in der Zeitung werden Kartons gerne noch einmal verkauft. Hier kann man richtig Geld sparen. Beim Packen solltet Ihr aber immer darauf achten, die Kisten nicht zu schwer oder einseitig zu packen. Auch für ein bisschen Verpflegung solltet ihr in beiden Wohnungen sorgen. Denn mit hungrigen Mägen trägt sich eine Waschmaschine doppelt so schwer. Ein paar belegte Brötchen könnt ihr am Abend vorher schmieren. Wasser, Saft und ein bisschen Bier sollte bei keinem Umzug fehlen. Steht viel körperliche Anstrengung bevor, solltet ihr Salz dabei haben, dass beugt Erschöpfung und Muskelkater vor. Mit diesen Tipps kommt hoffentlich auch Ihr gut in eurer neuen Wohnung und findet einen schönen Platz für die neue Youngspeech. »»Bis demnächst, eure Mia


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Nächste Auftritte 16. 11. 2o12 La Bim / Plan 3 Halle

14. 12. 2o12 Mobilfunkbar Magdeburg

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Volle Aschenbecher, jede Menge Bier im Kühlschrank, ein abgesessenes Sofa in der Ecke: So stellt man sich einen typischen Proberaum von Rockern vor. Trotzdem würde die Band Sonjas Cosmos ihre Songs wohl nicht zum Rock zählen. „Man kann sagen, wir machen Rockpop, Indierock - letztendlich ist es Popmusik“, beschreibt Sängerin Sonja den Musikstil der Band. „Englischsprachige, transparente, ehrliche Popmusik aus Deutschland“, ergänzt Sammy, der Gitarrist. Sonja ist 16 Jahre alt. Mit Musik hat sie angefangen, als sie acht war – dank eines Gutscheins gab es erste Keyboardstunden an der Musikschule. Mit zehn kam dann die Gitarre und sie schrieb schon bald ihre eigenen Songs. Im November 2011 suchte Sonja dann ihre eigene Band – für sie kein Problem. Magdeburger Musiker kennen sich untereinander, wie sie sagt. Max, den Schlagzeuger, traf sie das erste Mal bei Local Heroes. Bei einer Zigarette erzählt er schmunzelnd: „Ich habe als Zivi im Gröninger Bad gearbeitet und hab Licht für Sonja gemacht. Extrem schönes Licht.“ Die Jungs kennen sich von verschiedenen Jamsessions. Nachdem Max und Christian, der Bassist, in Sonjas Band eingestiegen waren, holten sie sich noch Sammy ins Boot.

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Sonjas Cosmos startet voll durch, obwohl es die Band noch kein ganzes Jahr gibt: Oft stehen sie auf der Bühne, auch im Radio waren sie schon hören. In ihrem Magdeburger Proberaum sprachen die vier Musiker über ihre Anfänge und ihr kommendes Debütalbum.

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»»Text: Sarah Düvel »»Fotos: Fabian Benecke

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Bandvorstellung

Seitdem waren Sonjas Cosmos auch schon im Radio bei MDR1 und Sputnik zu hören. Nach ersten Erfolgen bei SWM MusiCids und Local Heroes trat die Band auch auf der YOU, der größten Jugendmesse Europas, auf. „Wir arbeiten an einem Album, aber es steht noch nicht fest, wann es erscheinen wird. Wir hoffen schon nächstes Jahr. Dieses Jahr wollen wir noch eine EP mit vier Songs rausbringen, einen haben wir schon aufgenommen“, erzählt Sonja.

Die Texte handeln von unterschiedlichen Themen. „Wie ich so durch die Welt gehe. Wie ich das empfinde. Was ich darüber denke. Was ich machen würde. Wie ich andere wahrnehme“, erzählt Sonja. „Es ist besser, seine eigenen Sachen zu schreiben, als irgendwas nachzuspielen, was einem nicht gefällt oder wo man nicht völlig dahinter steht.“ In Zukunft wollen Sonja und die Jungs auf jeden Fall viel mehr auf der Bühne stehen. „Ich vermute mal, wir werden nie die beste Band sein“, sagt Christian nachdenklich, „aber darauf kommt es ja letztendlich auch nicht an. Es kommt darauf an, dass man Dinge vorantreibt. Ich meine, wir können die beste Band auf der ganzen Welt sein. Wenn wir nur im Proberaum rumhängen, hat niemand etwas davon.“

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Weiterführende Links: www.youngspeech.de/sonja www.youngspeech.de/fbsonja

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Kolumne

Lampen ...und dann kommt das -fieber „Kultur ist wichtig, mein Kind “...

sprach meine Mama und förderte bei mir schon früh den Verzehr von Büchern und Theaterbesuchen. Das Theater war für mich als Kind schon äußerst spannend, da es sich meist um triviale Geschichten wie „König Drosselbart“ oder „Schneewittchen“ handelte. Erst später, mit einem wachsenden Bewusstsein und ausgelagerten Märchenschuhen, begegnete ich dem Theater so wie man es kennt. Staubig, alt, langatmig und dann noch diese Sprache. Diese affektierten, hochdeutschen Dialoge (auch Monologe) waren mir einfach fremd. Ich vermisste das Echte. Für meinen Geschmack wurde auch immer viel zu viel rumgeschrien und sich zu häufig nackig ausgezogen. Bei mindestens jedem zweiten Stück wurde ich dazu genötigt mir irgendein Geschlechtsteil anzugucken. Und wenn ich da auch auf keinen Fall hinschauen wollte, so verhielt es sich ähnlich wie bei einem Unfall. Du willst nicht hinsehen und ertappst dich dabei, dass du wie in Trance die ganze Zeit genau da hinschaust. Mist. Dabei ist das Theater, das früher, ganz früher, mal so was wie das Fernsehen heute war, nicht immer schlecht. Ganz im Gegenteil. Seitdem ich nicht mehr im Rahmen des Unterrichts oder des Studiums in das Theater gehen muss, ist es viel besser geworden. Es gibt sie, die Perlen des Theaters. Dazu habe ich immer die „Dreigroschenoper“ gezählt, aber auch moderne Geschichten wie „Linie 1“ oder „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“. Letztens habe ich sogar die alte DEFA-Serie „Spuk unterm Riesenrad“ als Theaterstück, inklusive Originalkulisse anschauen dürfen.

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Aber auch alte Schinken wie „Der zerbrochene Krug“ von Thomas Mann oder „Der gute Mensch von Sezuan“ von Bertolt Brecht, habe ich schon frisch und toll inszeniert gesehen. Ich bin immer noch vollends geplättet, wenn ich von befreundeten Schauspielern höre, dass sie bis zu vier Stücke gleichzeitig proben und sich die ganzen Texte fehlerfrei rein prügeln müssen. Das wird auch mit den Jahren keine Routine. Gestandene Schauspieler, die sich „Hals und Beinbruch“ wünschen und dabei am ganzen Körper wie Espenlaub zittern, findet man nahezu an jedem Theater des Landes. Denn Theater ist live und die Schauspieler sind jedes Mal nur so gut, wie sie eben an diesem Abend sind. Da gibt es keine Rückspultaste. Und obwohl das Theater vielleicht nicht den Unterhaltungsfaktor hat, den man aus dem Kino oder Fernsehen kennt, so ist es doch eine starke Leistung, die viel Leidenschaft fordert, Abend für Abend mit dem Bewusstsein anzutreten, dass man das beste und nur das allerbeste aus sich herausholen muss, um mindestens einen Menschen aus dem Publikum zu begeistern. Dann hat das Theater eigentlich schon sein Ziel erreicht. Und wer weiß, vielleicht sitze ich ja schon Morgen in so einem Sahnestückchen von Theaterspiel, das mich gut unterhält, mitreißt und mich zu ordentlichem, ehrlichem und frenetischem Applaus hinreißt.

Gerne mit Blasen an den Händen. »»Text: Angela Peltner »»Foto: Neo Sanchez


Musik.Box

Musikunterricht mal anders Musikschulen sind teuer – nicht aber in Buckau. Hier haben Kinder die Möglichkeit kostenlos Instrumente zu erlernen und ihr Können sogar öffentlich zu präsentieren. Das ehrenamtliche Projekt Musik.Box startet dieses Jahre bereits in die dritte Runde. Das Projekt Musik.Box wurde im Oktober 2010 von den Studierenden Rebecca Thuns und Daniela Gerstmann ins Leben gerufen. Zusammen mit dem Hauptträger „Kulturverein KanTe e.V.“ und verschiedenen Sponsoren, können Schüler hier kostenlos Musik lernen und spielen. Das Projekt richtet sich besonders an Kinder im Alter zwischen 9 und 13 Jahren aus sozial benachteiligten Familien. Jeden Montag von Oktober bis Mai treffen sich die Kinder und Betreuer im „Thiem20 – Haus für junge Kunst“ in Buckau, um gemeinsam zu musizieren, tanzen, Noten zu lernen und Spaß zu haben. Ein Team, bestehend aus circa neun Studierenden, Schülern und anderen freiwilligen Helfern, holt die Kinder aus dem Hort der Buckauer Grundschule ab und betreut sie während der nächsten eineinhalb Stunden. Zum Teil haben sie durch Auslandsaufenthalte oder ein freiwilliges soziales Jahr Erfahrungen im Umgang mit Kindern gesammelt. Dennoch sind professionelle Erfahrungen keine Voraussetzung und die Arbeit zwischen ausgebildeten Musikpädagogen und den ungeschulten Helfern zeichnet die Musik.Box aus. Im Vordergrund steht der Spaß am gemeinsamen Musizieren. So lernen die Kinder mit zwei Keyboards, mehreren Flöten, Gitarren und Perkussionsinstrumenten spielerisch Musiktheorie. Jedoch hatte die Musik.Box anfangs stark zu kämpfen. Die Teilnehmerzahl sank während der ersten Monate auf unter zehn Kinder. Dies hatte zwar den Vorteil, dass nun fast eine Eins-zu-Eins-Betreuung möglich war, jedoch erschwerte es die Erarbeitung eines Programms. „Die sinkende Zahl der Kinder ist vielleicht damit zu erklären, dass viele von ihren Eltern überredet wurden, bei dem Projekt mitzumachen oder sie haben sich unter dem Projekt etwas anderes vorgestellt“, vermutet René Aderhold, Projektleiter der zweiten Runde. Doch bei der Musik.Box soll niemand zum Mitmachen gezwungen werden. Es wird besonderer Wert auf das Miteinander und die Entstehung eines Gruppencharakters gelegt. Auch die Organisation soll nicht hierarchisch geleitet werden und wurde deshalb in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Dazu gehören Koordination, Finanzen, Öffentlichkeitsarbeit, Programmentwicklung und Musik. Die Kinder und Betreuer sollen ebenfalls auf einer Ebene stehen.

So werden Regeln immer zusammen erarbeitet, damit Wünsche, Ideen und Anregungen der Teilnehmer berücksichtigt werden können. Für diesen Zweck wurde die „Meckerbox“ eingeführt. Sie bietet die Möglichkeit, positive und negative Dinge auf Zettel zu notieren. René stellt aber lachend fest, dass die Box oftmals für „blödsinnige“ Anmerkungen „missbraucht“ wird. Zum Ende des Projekts der ersten Runde fanden eine Aufführung im „Thiem20“ und eine Abschlussveranstaltung im City Carré statt. Hierbei konnten die Kinder zeigen, was sie während der acht Monate alles gelernt hatten. In der zweiten Runde besuchten alle zusammen das „Museum für Musikinstrumente“ der Universität Leipzig. Natürlich läuft das Projekt nicht immer ganz reibungslos ab. Fehlende Erfahrungen im Umgang mit den Kindern, führen oftmals dazu, dass nach Anweisungen eines Einzelnen gehandelt wird und eine Eigenständigkeit sich erst entwickeln muss. Die Idee der Gleichstellung aller Mitarbeitenden sei in vielen Punkten vorteilhaft, bürge allerdings auch Nachteile, die sich auf bestimmte Entscheidungen auswirken könnten, erklärt René. Trotzdem kann die Musik.Box auf zwei erfolgreiche Jahre zurückblicken und hat auch schon mehrere Preise gewonnen. Darunter den Wettbewerb „Freistil“ des Landes SachsenAnhalt zur Förderung von Jugendengagement, sowie den „Ideen Initiative Zukunft“- und „Plus-Punkt Kultur“-Preis. Wenn dein Interesse geweckt ist und du Lust hast, dich bei der Musik.Box zu beteiligen, dann findest du bei Facebook oder unter www.musikbox.kante-kultur.de weitere Informationen. Oder du schreibst eine Mail an musik.box@kante-kultur.de. »»Text : Anne Strackeljan »»Foto: Kante e. V.


Outro

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Ist das zu fassen?

Ausgabe 4 – Schon ein ganzen Jahr auf dem hart umkämpften Zeitungsmarkt vertreten und immer noch nicht ausgebrannt. Zeit sich bei all den treuen Lesern für ihr Interesse an unserer Publikation zu bedanken. Es ist schön zu sehen, dass unsere Bemühungen, eine Bereicherung für die Magdeburger Presseund Kulturlandschaft zu sein, auch mit Nachfrage gewürdigt werden. Mehr noch: dass diese Bemühungen einen wohl nicht zu vernachlässigenden Einfluss – zumindest bilden wir uns das in der Chefredaktion gerne ein – auf die Vergabe des Friedensnobelpreises an Europa hatten. Daher salutieren wir Europa, ob der grandiosen Möglichkeiten, welche uns hier geboten werden und fühlen uns angespornt, unseren Einfluss auch bei den anstehenden Wahlen jenseits des großen Teichs geltend zu machen. In diesem Sinne bis zur nächsten Ausgabe! »»Christian Geipel

Mia

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