Christine Ehardt, Georg Vogt und Florian Wagner (Hg_innen)
EUROVISION SONG CONTEST Eine kleine Geschichte zwischen Kรถrper, Geschlecht und Nation
zaglossus
Christine Ehardt, Georg Vogt und Florian Wagner (Hg_innen)
EUROVISION
SONG CONTEST Eine kleine Geschichte zwischen Kรถrper, Geschlecht und Nation
zaglossus
Wir bedanken uns für die Förderungen durch die Basisgruppe Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien und die Fakultätsvertretung für Geistes- und Kulturwissenschaften an der Universität Wien. Die Arbeiten von Ehardt, Vogt und Wagner wurden durch Forschungsstipendien und die Druckkosten durch einen Zuschuss der Kulturabteilung der Stadt Wien, Wissenschafts- und Forschungsförderung unterstützt.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © Zaglossus e. U., Wien, 2015 1. Auflage 2015 Alle Rechte vorbehalten Druck: Prime Rate Kft., Budapest Printed in Hungary ISBN 978-3-902902-32-0 Zaglossus e. U. Vereinsgasse 33/12+25, A-1020 Wien E-Mail: info@zaglossus.eu www.zaglossus.eu
Inhalt Vorwort der Herausgeber_innen
9
Sprache, Ethnisierung und Nation-Building
13
Renée Winter „Vielleicht geschieht ein Wunder“: Österreichische Beiträge beim Eurovision Song Contest 1957-1963 im Zeichen geschichtspolitischer Rehabilitierung
15
Tobias Weigold Success in English only? Der Einsatz von Sprachen beim ESC
30
Tina Sanders Von Mittel und Zwecken ... Zur Instrumentalisierung von ethnischen Minderheiten zur Selbststilisierung der Nation
46
Caitlin Gura Österreichs Abschneiden beim Eurovision Song Contest zwischen 2000 und 2013 und dessen Auswirkung auf die österreichische Identität
65
Song Contest als Konfliktbühne
91
Dean Vuletic Das Lied des Machthabers: Autoritäre Staaten beim Eurovision Song Contest
93
Yulia Yurtaeva Ein schwarzer Rabe gegen Conchita Wurst oder: Wovor hat Russland Angst?
111
Anne Marie Faisst und Florian Wagner Antisemitismus, Israel und der Eurovision Song Contest
136
Maria Katharina Wiedlack und Masha Neufeld Танцуй Европа и плачь Россия? Der Eurovision Song Contest 2014 – Krieg der Kulturen zwischen Ost und West?
149
Eva Krivanec „Und nach dem Abschied ...“: Der portugiesische Beitrag zum Eurovision Song Contest 1974 als geheimes Signal zur Nelkenrevolution 168
Körper und Bildpolitik
185
Katharina Pewny und Kati Röttger Die gelingende Anrufung der Conchita Wurst: Performative Praktiken der Disidentifikation und Anerkennung
187
Ellen Koban Von schrägen Vögeln und schrillen Diven: Der Eurovision Song Contest als nicht-/ästhetisches Dispositiv kultureller Entgrenzung
202
Melanie Letschnig Hofburg, kurze Kleider und Knabenchor: Der Grand Prix de la Chanson 1967
214
Ina Matt
Queer Nation Austria
227
Georg Vogt Europas wunderlicher Realismus
236
Resonanzen
261
Simon Sailer Erfolgsrezepte
263
Sarah Kanawin Der Reiz der Langeweile
274
Maximilian Bauer Die Song-Contest-Fangemeinde in Österreich: Eine Analyse
283
Bernhard Frena
Im Zeichen des Bartes
296
Michaela Maria Hintermayr „Balkanovision Sowjet Contest“: Eine Analyse der Nachberichterstattung über den Eurovision Song Contest 2007 308 Christine Ehardt The Un/Forgettable Years: Eine kleine Kulturgeschichte österreichischer Songcontest-Beiträge der 1980er-Jahre
Die Autor_innen
324
336
Vorwort Christine Ehardt, Georg Vogt und Florian Wagner
Jahr für Jahr spiegelt sich die politische Verfasstheit Europas auf verzerrte Weise im als apolitisch postulierten Eurovision Song Contest (ESC) wider. Obwohl im Reglement des ESC ein striktes Verbot politischer Botschaften festgeschrieben ist, handelt es sich um eine eminent politische Veranstaltung. Politik als Verhandlung von Machtverhältnissen – vor allem auch im ästhetischen Raum – zu begreifen, ist Ausgangspunkt dieses Bandes. Angelegt als Instrument europäischer Einigungsprozesse ebenso wie als technische und ästhetische Leistungsschau der teilnehmenden Nationen, gibt es den Song Contest bereits seit 1956. Die Veranstaltung resultierte aus dem Anspruch, Musiker_innen aus bis vor Kurzem verfeindeten Staaten im Rahmen eines TV-Unterhaltungsformats zusammenzuführen und ein europäisches Gemeinschaftsgefühl zu stiften. Der Zusammenbruch der Sowjetunion, das Ende Jugoslawiens, des real existierenden Sozialismus und damit einer zumindest in Ansätzen existierenden Systemkonkurrenz schlug sich im ESC nieder und veränderte ihn nachhaltig. Lange Zeit wurde die Veranstaltung als „Low-Culture“-/ Unterhaltungskultur-Phänomen von der Wissenschaft wenig beachtet. Seit den 1980er-Jahren ist mit Aufkommen 9
Eurovision Song Contest
der Cultural Studies und der damit einhergehenden neuen Fragestellungen ein zunehmendes Forschungsinteresse festzustellen. An diese Tradition möchten wir anknüpfen und aktuelle kulturwissenschaftliche Fragestellungen an das Phänomen ESC herantragen. Mittlerweile findet eine umfangreiche wissenschaftliche Auseinandersetzung statt. Die internationale Forschung liegt bisher vorrangig englischsprachig vor. Unser Band stellt an sich selbst nicht den Anspruch einer enzyklopädischen Aufarbeitung oder einer repräsentativen Geschichte des Ereignisses. Es geht uns vor allem um die titelgebenden Fragen: Welche Vorstellungen von Geschlecht, Nation und Körper treffen auf dieser Bühne aufeinander? Wie sieht deren Rezeption aus und wie lässt sich das Verhältnis zu anderen Verhandlungen von Geschlecht, Nation und Körper begreifen? Das Fragmentarische der hier gewählten kleinen Form gibt den Blick frei auf die komplexen Sinnschichtungen, die dem Song Contest innewohnen. Entstanden ist eine vielfältige interdisziplinäre Sammlung an Texten, die wir vier großen Themenkomplexen zugeordnet haben: Im Bereich „Sprache, Ethnisierung und Nation-Building“ finden sich Beiträge, die den Song Contest im Kontext nationaler Identitätspolitik und des Umgangs mit Ethnisierungskonzepten thematisieren. Unter „Song Contest als Konfliktbühne“ haben wir Texte versammelt, die sich mit der Austragung expliziter politischer Konflikte auf der Song-Contest-Bühne beschäftigen. Implizite politische Konflikte stehen im Abschnitt „Körper und Bildpolitik“ im Zentrum: Von der Gestaltung auf Ebene des Körpers bis hin zur kritischen Lesart nationaler Repräsentationsästhetiken 10
Vorwort
sind hier Texte aus den Bereichen Film- und Medienwissenschaft sowie Gender, Queer und Performance Studies versammelt. Abschließend finden sich im Bereich „Resonanzen“ Beiträge, die sich mit der Rezeption des Song Contests in verschiedenen Kontexten auseinandersetzen. Die Frage nach den Gründen von Erfolg und Misserfolg beim ESC, empirische Untersuchungen lokaler Fankulturen, kritische Auswertungen klassischer Printmedien und aktueller Social-Media-Phänomene sind Gegenstand der Texte.
11